«Ehe und Trauung für alle? Ein innerkirchlicher Diskurs»

Benedikt XVI.: Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehe eine „Verformung des Bewußtseins“

Papst Benedikt im Vatikan am 28. August 2010
Foto: LOR / CNA Deutsch

Von Hannah Brockhaus

VATIKANSTADT , 17 September, 2021 / 8:59 AM (CNA Deutsch).- 

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat gesagt, dass die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in vielen Ländern „eine Verformung des Bewußtseins“ darstelle, die auch in einigen katholischen Kreisen angekommen sei.

In einer Einleitung zu einem neuen Sammelband seiner Schriften über Europa schreibt Benedikt XVI., dass „mit der Legalisierung der ‚gleichgeschlechtlichen Ehe‘ in 16 europäischen Ländern die Frage von Ehe und Familie eine neue Dimension angenommen hat, die nicht ignoriert werden kann“.

„Wir sind Zeugen einer Verformung des Bewußtseins [deformazione della conscienza], die offensichtlich tief in Teile des katholischen Volkes eingedrungen ist“, so der emeritierte Papst. „Darauf kann man nicht mit einem kleinen Moralismus oder gar mit einem exegetischen Hinweis antworten. Das Problem geht tiefer und muss daher grundlegend angegangen werden.“

Die Einleitung, die am 16. September in der italienischen Zeitung Il Foglio veröffentlicht wurde, wurde für das italienische Buch „Das wahre Europa: Identität und Mission“ geschrieben.

Papst Franziskus schrieb das Vorwort zu dem Buch, das Texte von Benedikt XVI. aus der Zeit vor und während seines Pontifikats, das von 2005 bis 2013 dauerte, versammelt.

Im Vorwort schreibt Franziskus, dass „jenseits vieler Worte und hochtrabender Proklamationen heute in Europa die Idee der Achtung vor jedem menschlichen Leben immer mehr verloren geht, beginnend mit dem Verlust des Bewusstseins seiner Heiligkeit, das heißt, gerade beginnend mit der Vernebelung des Bewusstseins, dass wir Geschöpfe Gottes sind.“

„Benedikt XVI. hat sich nicht gescheut, im Laufe der Jahre mit großem Mut und Weitblick die vielen Erscheinungsformen dieser dramatischen Abkehr vom Schöpfungsgedanken anzuprangern, bis hin zu den aktuellen, endgültigen Konsequenzen, die im Einführungstext absolut klar und überzeugend beschrieben werden“, so Papst Franziskus.

In seiner Einleitung sagt Benedikt XVI., dass es wichtig sei, festzustellen, dass das Konzept der „gleichgeschlechtlichen Ehe“ grundsätzlich „im Widerspruch zu allen Kulturen der Menschheit steht, die bisher aufeinander gefolgt sind, und somit eine kulturelle Revolution bedeutet, die der gesamten Tradition der Menschheit bis heute entgegengesetzt ist“.

Der Theologe und emeritierte Pontifex weist darauf hin, dass es keinen Zweifel daran gibt, dass verschiedene Kulturen unterschiedliche rechtliche und moralische Vorstellungen von Ehe und Familie haben, wie etwa die tiefgreifenden Unterschiede zwischen Polygamie und Monogamie.

Benedikt betont aber, dass nie in Frage gestellt worden sei, dass die Existenz des Menschen in seiner männlichen und weiblichen Form auf die Fortpflanzung ausgerichtet ist, „sowie die Tatsache, dass die Gemeinschaft von Mann und Frau und die Offenheit für die Weitergabe des Lebens das Wesen dessen bestimmen, was man Ehe nennt“.

„Die grundlegende Gewissheit, dass der Mensch als Mann und Frau existiert, dass die Weitergabe des Lebens eine dem Menschen zugewiesene Aufgabe ist, dass es die Gemeinschaft von Mann und Frau ist, die dieser Aufgabe dient, und dass darin, jenseits aller Unterschiede, die Ehe im Wesentlichen besteht – das ist eine ursprüngliche Gewissheit, die für die Menschheit bis jetzt offensichtlich war“, so Benedikt.

Der emeritierte Papst schreibt auch, dass die grundlegende Umwälzung dieser Idee mit der Einführung der Antibabypille und der damit verbundenen Möglichkeit, die Fruchtbarkeit von der Sexualität zu trennen, eingeleitet worden sei.

„Diese Trennung bedeutet in der Tat, dass auf diese Weise alle Formen der Sexualität gleichwertig sind“, stellt er fest. „Ein grundlegendes Kriterium gibt es nicht mehr.“

Diese neue Botschaft, so Benedikt, habe das Bewußtsein von Männern und Frauen tiefgreifend verändert – erst langsam und jetzt immer deutlicher.

Aus der Trennung von Sexualität und Fruchtbarkeit, so fuhr er fort, folgt das Gegenteil: „Die Fruchtbarkeit kann natürlich auch ohne Sexualität gedacht werden.“

Benedikt XVI. stellt fest, dass es daher richtig erscheint, die Zeugung des Menschen nicht mehr der „gelegentlichen Leidenschaft des Fleisches anzuvertrauen, sondern den Menschen vernünftig zu planen und zu erzeugen“.

So wird der Mensch nicht mehr „erzeugt und gezeugt, sondern gemacht“, betonte der emeritierte Pontifex, was bedeutet, dass der Mensch kein Geschenk ist, das man erhält, sondern „ein Produkt, das wir planen“.

Er fügt hinzu, dass, wenn die Menschheit planen kann, Leben zu schaffen, es auch wahr sein muss, dass man planen kann, es zu zerstören, und stellt fest, dass die wachsende Unterstützung für assistierten Suizid und Euthanasie als „geplante Beendigung des eigenen Lebens ein integraler Bestandteil des beschriebenen Trends ist.“

Bei der Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe gehe es nicht darum, „ein wenig aufgeschlossener und offener zu sein“. Vielmehr stelle sich die grundsätzliche Frage: Wer ist der Mensch? „Und damit auch die Frage, ob es einen Schöpfer gibt oder ob wir nicht alle nur Industrieprodukte sind“.

„Es stellt sich die Alternative: Entweder ist der Mensch ein Geschöpf Gottes, er ist das Ebenbild Gottes, er ist ein Geschenk Gottes, oder der Mensch ist ein Produkt, das er selbst zu schaffen versteht“, so Benedikt XVI.

Die ökologische Bewegung habe festgestellt, dass es Grenzen der Natur gibt, die wir nicht ignorieren können, und ebenso besitzt der Mensch eine Natur, die ihm gegeben wurde „und deren Verletzung oder Leugnung zur Selbstzerstörung führt“.

Dies gilt auch für die Schöpfung des Menschen als Mann und Frau, die bei der Hypothese der „gleichgeschlechtlichen Ehe“ ignoriert werde, betont der emeritierte Papst.

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

Müller: „Beim Skandal in Deutschland“ geht es auch um „törichte Feindseligkeit gegenüber dem Papst“

„Wir sind Zeugen einer häretischen Verneinung der katholischen Glaubenslehre über das Sakrament der Ehe und der Leugnung der anthropologischen Wahrheit, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau den Schöpferwillen Gottes zum Ausdruck bringt“

Vatikan (kath.net) kath.net dokumentiert den Beitrag „Blessing and Blasphemy“ des emeritierten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, in der US-amerikanischen Monatszeitschrift „First Things“ in eigener Übersetzung in voller Länge – Übersetzung © kath.net/Ein katholischer Priester.

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Am 10. Mai haben mehr als hundert katholische Priester in ganz Deutschland gleichgeschlechtliche Verbindungen gesegnet. Dies war eine Antwort auf eine Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre vom Februar, in der diese bekräftigte, dass die Kirche keine Vollmacht hat, solche Verbindungen zu segnen. Diese Inszenierung von Pseudosegnungen männlicher oder weiblicher Paare, die sich homosexuell betätigen, ist theologisch gesehen Blasphemie – ein zynischer Widerspruch zur Heiligkeit Gottes. Der heilige Paulus schrieb an die Kirche von Thessaloniki, dass Gott nichts anderes will als „eure Heiligung. Ihr sollt der Unzucht euch enthalten. Ein jeglicher aus euch soll es verstehen, in heiliger Zucht sein Weib sich zu gewinnen, und nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen.“ (1 Thess 4, 3–5).
 
Der legitime und geheiligte Ort leiblicher Vereinigung von Mann und Frau ist die natürliche oder sakramentale Ehe von Mann und Frau. Jede frei gewählte sexuelle Handlung außerhalb der Ehe ist eine schwerwiegende Verletzung des heiligen Willens Gottes (Hebr 13, 4). Die Sünde gegen die Keuschheit wiegt dann noch schwerer, wenn der Körper einer Person des gleichen Geschlechts instrumentalisiert wird, um sexuelle Begierde zu erzeugen. „Jede Sünde, die ein Mensch begeht, bleibt außerhalb des Leibes, der Unzüchtige dagegen sündigt an seinem eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“(1 Kor 6, 18)
 
Schwere Sünden gegen die Zehn Gebote, die im Gebot zusammengefasst sind, Gott und den Nächsten zu lieben, bringen den Verlust der heiligmachenden Gnade und des ewigen Lebens mit sich, solange man diese Sünden nicht von Herzen bereut, sie einem Priester beichtet und die Lossprechung empfängt, die mit Gott und der Kirche versöhnt. „Gebt euch keiner Täuschung hin! Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher, Lüstlinge, Diebe, Habsüchtige, Trunkenbolde, Lästerer, Räuber werden keinen Anteil am Reich Gottes haben.“ (1 Kor 6, 9).
 
In der Bibel wird der Segen Gottes zum ersten Mal dort erwähnt, wo der Mensch nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen wird. Die Institution der Ehe nimmt teil an der Wahrheit, dass unsere Schöpfung, als „männlich und weiblich“ (Gen 1, 27), die wesenhafte Güte Gottes zum Ausdruck bringt. Wenn ein Mann und eine Frau durch freie Zustimmung in der Ehe „ein Fleisch“ werden (Gen 2, 24; Mt 19, 5), gilt für sie das Versprechen, das Gott von Anfang an gegeben hat: „Gott segnete sie. Und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar! Mehret euch!“ (Gen 1,28).
 
Gott hat die Zahl der Menschen festgelegt, die durch den Zeugungsakt ihrer Eltern in dieses Leben hineingeboren werden und die als einzigartige Wesen dazu bestimmt sind, „in Liebe durch Jesus Christus“ zu sein, „weil so sein Wohlgefallen es gewollt hat.“ (Eph 1, 5). Jeder einzelne Mensch, der von einem Vater und einer Mutter gezeugt und geliebt wird, ist eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, und so zeigt sich, dass der von Gott geschaffene Unterschied zwischen Männern und Frauen und ihre Gemeinschaft in der Ehe ein Segen für sie, die Kirche des dreifaltigen Gottes, sowie die ganze Menschheit ist.
 
Der Segen des Priesters im katholischen Ritus der Eheschließung ruft die geoffenbarte Güte Gottes herab, und durch diesen Segen wird die helfende Gnade im Fürbittgebet der Kirche vermittelt (ex opere operantis). Das Paar erhält den Segen Gottes auch durch die heiligmachende Gnade der Ehe, die durch den Ehekonsens erlangt wird (ex opere operato). Aus diesem Grund ist das leibliche und geistige Potential, Leben hervorzubringen, das im ehelichen Akt und seiner Offenheit für die Zeugung von Kindern begründet liegt – in denen Gott seine Herrlichkeit und Erlösung kundzutun beabsichtigt – nicht nur an sich gut und frei von Sünde, sondern auch als prokreatives Handeln mit Blick auf das ewige Heil verdienstlich. (vgl. Thomas von Aquin, Kommentar zu 1 Kor 7, lectio 1; Summa Contra Gentiles IV, Cap. 78).
 
Der Segen bei der Eheschließung ist eng mit der Ehe verbunden, die bei der Schöpfung eingesetzt und von Christus zum Sakrament erhoben wurde. Dieser Segen ist das wirkmächtige Gebet der Kirche für Braut und Bräutigam um deren Teilhabe an der Erlösung, damit ihre Ehe die Kirche auferbaut und den Ehegatten, ihren Kinder und der Gesellschaft zum Wohl gereicht (Lumen Gentium, 11).
 
Der Ehesegen unterscheidet sich von anderen Segnungen und Weihehandlungen. Er kann nicht von seiner spezifischen Verbindung zum Sakrament der Ehe getrennt und auf nichteheliche Verbindungen angewendet oder, schlimmer noch, missbraucht werden, um sündhafte Verbindungen zu rechtfertigen.
 
Die Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre vom 22. Februar hat lediglich zum Ausdruck gebracht, was jeder katholische Christ, dem die Grundwahrheiten unseres Glaubens bekannt sind, weiß: Die Kirche hat keine Vollmacht, Verbindungen von Menschen gleichen Geschlechts zu segnen.
 
Es ist erstaunlich, dass Bischöfe und Theologen auf einmal auf einer pastoralen Notwendigkeit bestehen, homosexuelle Paare zu segnen – in Gegenden, in denen Gläubige wegen des Coronavirus viele Monate lang des Trostes und der Gnade der Sakramente beraubt worden sind. Diese Tatsache zeigt, wie tief der dogmatische, moralische und liturgische Grundwasserspiegel gesunken ist. Wenn Bischöfe wegen des Infektionsrisikos den Besuch der Messe, Krankenbesuche von Priestern und kirchliche Eheschließungen verboten haben, dann ist ihre Behauptung, dass es dringend notwendig sei, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, nicht im entferntesten plausibel.
 
Bei dem Skandal in Deutschland geht es somit nicht um Einzelpersonen und deren Gewissen. Hier ist auch keine Sorge um deren zeitliches und ewiges Heil erkennbar. Vielmehr sind wir Zeugen einer häretischen Verneinung der katholischen Glaubenslehre über das Sakrament der Ehe, wie auch der Leugnung der anthropologischen Wahrheit, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau den Schöpferwillen Gottes zum Ausdruck bringt.
 
Den Hintergrund dafür bildet der Antikatholizismus, der die deutsche Kultur seit langem prägt, wie auch eine törichte Feindseligkeit gegenüber dem Papst als Nachfolger Petri. Die Ideenwelt des Deutschen neigt zu Höhenflügen des Idealismus; man ist der Meinung, man stehe über den Grenzen des Sakramentalen und Sichtbaren und ihren von Rom definierten, allzumenschlichen Formen. Schlußendlich führt diese Hybris zurück in ein Gefangensein im Leib samt seinen unerlösten Trieben. Während viele glauben, es sei ein Zeichen der Wahrhaftigkeit, „gegen Rom“ zu sein, sind Agitatoren eifrig bemüht, den eigenen Standpunkt durchzusetzen, auch wenn so die Einheit der Kirche gefährdet und ihrer von den Aposteln überkommenen Lehre widersprochen wird. Das Nebeneinander von „gelebter Erfahrung“ und Offenbarung hat in Deutschland eine traurige Geschichte. Ob nun aus Naivität oder mit bewußtem Kalkül: Dieser falsche Gegensatz treibt das christliche Denken in ein nur dürftig verdecktes, christlich-liturgisch maskiertes Heidentum.
 
In den frühen 1930er Jahren wurden Millionen von Menschen nicht nur durch feindliche Agitation gegen die katholische Kirche, sondern auch durch Agitation gegen die „rechtgläubige“ protestantische „Bekennende Kirche“ verhetzt. Der nationalsozialistische Propagandist Alfred Rosenberg wollte die „Bekennende Kirche“ verächtlich manchen: Sie sei römischem Machtdenken verpflichtet und erachte „Gesetz, Offenbarung, Kirche und Glaubensbekenntnis heute als wichtiger denn die lebensnotwendigen Erfordernisse des deutschen Volkes, das um seine innere und äußere Freiheit kämpft“.
 
In Wirklichkeit sind Leben und Wahrheit in Christus eins (Joh 14, 6). Und Liebe ist nicht das, was mir primitive Lust bereitet, was meine Triebe befriedigt, meinen Nihilismus betäubt und vorübergehend die Krankheit meiner Seele lindert. „Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt sich findet: Lust des Fleisches, Lust der Augen, Hoffart des Lebens, kommt nicht vom Vater her, vielmehr kommt es von der Welt. Allein, die Welt vergeht samt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“(1 Joh 2, 15–17)
 
Diese deutschen Bischöfe und Theologen behandeln das Volk als Narren; sie behaupten, geheimes exegetisches Wissen zu besitzen, das es ihnen ermöglicht, Passagen der Heiligen Schrift, die Handlungen gegen die Natur verurteilen, so zu interpretieren, daß sie irgendwie mit der Bestätigung gleichgeschlechtlicher Verbindungen vereinbar wären. (Dies geschieht, indem die eheliche Liebe in einzelne Aspekte zerlegt wird, von denen einige auf gleichgeschlechtliche Verbindungen anwendbar seien.) Homosexualität begünstigende Gesetzesinitiativen, unterstützt von einer milliardenschweren Homosexuellenlobby, vermögen aber die Wahrheit über die menschliche Natur nicht zu zerstören – und Gottes Segen kann nur von seiner Kirche vermittelt werden.
 
„Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er, der uns im Himmel gesegnet hat mit aller Art von Geistessegen.“ Dieser Segen ist die wirksame Kraft der Liebe, die uns von der Selbstliebe befreit, so daß wir einander Brüder und Schwestern sein können und als Kinder Gottes geeint werden. Der Grundsatz ist von größter Bedeutung: „Mißbraucht aber die Freiheit nicht für ein Leben nach dem Fleisch; nein, dient einander in Liebe! „(Gal 5, 13).
 
Das leere Schauspiel der Segnungen gleichgeschlechtlicher Verbindungen stellt nicht nur den Lehrprimat des Petrusamtes in Frage, sondern auch die Autorität der Offenbarung Gottes selbst. Neu an dieser Theologie, die zum Heidentum zurückkehrt, ist das unverschämte Beharren darauf, sich trotzdem katholisch zu nennen – als könne man das Wort Gottes in der Heiligen Schrift und die Apostolische Tradition als bloße fromme Meinung und zeitgebundenen Ausdruck religiöser Gefühle und Ideale abtun, die sich im Einklang mit neuen Erfahrungen, Bedürfnissen und Mentalitäten verändern und weiterentwickeln müssen. Man erzählt uns jetzt, daß die Reduzierung von CO2-Emissionen wichtiger sei als die Vermeidung von Todsünden, die uns für immer von Gott trennen.
 
Der „Synodale Weg“ ist nicht von der Verfassung der katholischen Kirche legitimiert. Er ist motiviert von antiklerikalen Stereotypen: Machtbesessene Priester und Bischöfe, die aufgrund des Zölibatsversprechens angeblich zu sexuellen Abwegigkeiten neigen, Frauen absichtlich aus ihrem Männerclub heraushalten und ihnen kirchliche Ehrenstellen verweigern.
 
Um der Wahrheit des Evangeliums und der Einheit der Kirche willen darf Rom hier nicht schweigend zuschauen, in der Hoffnung, daß die Dinge sich nicht allzu dramatisch entwickeln werden oder daß die Deutschen mit taktischen Winkelzügen und kleinen Zugeständnissen zufriedengestellt werden könnten. Wir brauchen eine klare Grundsatzerklärung mit praktischen Konsequenzen. Dies ist notwendig, damit nach 500 Jahren der Spaltung dasjenige, was von der katholischen Kirche in Deutschland noch übrig ist, nicht dem Untergang preisgegeben wird – mit verheerenden Folgen für die Gesamtkirche.
 
Der Primat ist der Römischen Kirche aufgrund der Vorrechte des Stuhles Petri nicht so verliehen, daß dessen Inhaber tun könnte, was ihm beliebt, vielmehr aufgrund der von Christus dem Papst auferlegten schwerwiegenden Verpflichtung, die Einheit der ganzen Kirche in der geoffenbarten Glaubenslehre zu schützen.
 
Anläßlich des Festfeier der heiligen Apostel Petrus und Paulus sprach Papst Leo der Große über die Prüfung der Standhaftigkeit, die von allen Aposteln beim Leiden Christi verlangt wurde: „Und doch ist der Herr besonders besorgt um Petrus und betet besonders für den Glauben des Petrus (Lukas 22, 32), als blieben gleichsam die anderen standhafter, wenn der Mut des Anführers nicht gebrochen wird. In der Stärke des Petrus werden alle gestärkt, denn die Unterstützung der göttlichen Gnade wird so betrachtet, daß die Stärke, die Petrus gegeben wird, durch ihn auf die Apostel übergeht “(Predigt 83: 3).

Römische Klarheit statt synodaler Konfusion

Blick über den Petersplatz und die Ewige Stadt Foto: Seifeddine Dridi / Unsplash (CC0)

Von Thorsten Paprotny
16 March, 2021 / 6:57 AM

Das von der Glaubenskongregation publizierte „Responsum ad dubium“ sowie die erläuternden Anmerkungen von Kardinal Luis Ladaria SJ sind theologische Klarstellungen, deren Inhalt aufmerksamen Lesern des Katechismus nicht unbekannt sind.

Der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing indessen äußerte sich nebulös: „In Deutschland und in anderen Teilen der Weltkirche gibt es seit längerem Diskussionen, in welcher Weise diese Lehre und Lehrentwicklung allgemein mit tragfähigen Argumenten vorangebracht werden kann – auf der Basis grundlegender Wahrheiten des Glaubens und der Moral, der fortschreitenden theologischen Reflexion und ebenso in Offenheit für neuere Ergebnisse der Humanwissenschaften und der Lebenssituationen heutiger Menschen. Auf Fragen dieser Art gibt es keine einfachen Antworten.“

Diese sibyllinischen Formulierungen decken sich nicht dem Katechismus. Ebenso wenig scheinen die verbindlich gültigen Konstitutionen und Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Enzyklika „Humanae vitae“ oder Schreiben wie „Familiaris consortio“ oder „Amoris laetitia“ nebensächlich oder unerheblich zu sein.

Vor allem bleibt auch Bätzings abstrakter Hinweis auf „Humanwissenschaften“ unbestimmt. Niemand ist gezwungen, die Lehre der Kirche gutzuheißen, zu billigen und zu befolgen – Katholiken aber sind eingeladen, den Weisungen der römischen Kirche zu folgen und ihr Leben nach dem Katechismus auszurichten. Von Bischöfen würde ich mir wünschen, dass sie die Lehre der Kirche nicht entwickeln, sondern verkünden. Der Katechismus ist auch keine moralische Zumutung, sondern eine geeignete Hilfe, ein Angebot, sich besonders im Zeitalter des Relativismus moralisch zu orientieren – vor allem, weil der Katechismus keine einfachen Antworten bietet, aber verlässlich römisch-katholische Orientierung.

Im Übrigen könnte auch darüber nachgedacht werden, ob eine Ethik der gelingenden Beziehungen im Bereich von Freundschaft, die durch Keuschheit gekennzeichnet sind, theologisch fundiert werden könnte. Bischof Dr. Georg Bätzing hat am fünften Fastensonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst die Signatur der Gegenwart zu deuten versucht und in allgemeiner Weise sich für Reformen ausgesprochen: „Kleine Gruppen vermeintlich besonders Kirchentreuer rufen zur selben Zeit die Katastrophe aus, wenn beim Synodalen Weg dringend notwendige Veränderungen diskutiert werden, damit die Frohe Botschaft von Jesus Christus Menschen von heute überhaupt wieder erreicht.“ Die Entscheidung darüber, wer dem Herrn und Seiner Kirche im Leben und Sterben treu ist oder nicht, bleibt dem überlassen, der in allem und über alle beim Gericht das letzte Wort haben wird. Dass die vermeintlich oder tatsächlich Konservativen – was immer das genau sein mag, bleibt ja offen – auf dem „Synodalen Weg“ oder in dessen Umfeld, ob Weltchristen oder Kleriker, nun auch noch der Evangelisierung im Weg zu stehen scheinen, ist nicht mehr als eine subjektive Einschätzung. Lädt Bischof Bätzing mit solchen Bemerkungen zum Gespräch ein? Dialogsensibilität stelle ich mir zumindest anders vor.

Katholiken in aller Welt dürfen für Post aus Rom immer wieder dankbar sein. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer erinnert im Zusammenhang mit den römischen Klarstellungen vom 15. März auch an die gebotene Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil: „Über den Ehebund zwischen Mann und Frau lehrt das Zweite Vatikanische Konzil in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift und der Tradition der Kirche: »Durch ihre natürliche Eigenart sind die Institution der Ehe und die eheliche Liebe auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet und finden darin gleichsam ihre Krönung. Darum gewähren sich Mann und Frau, die im Ehebund nicht mehr zwei sind, sondern ein Fleisch (Mt 19,6), in inniger Verbundenheit der Personen und ihres Tuns gegenseitige Hilfe und gegenseitigen Dienst und erfahren und vollziehen dadurch immer mehr und voller das eigentliche Wesen ihrer Einheit« (Gaudium et spes 48).“

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Weihbischof Schneider: ‚Widerrufen Sie Ihren Einsatz für homosexuelle Zivilunionen!’

Der Papst könne die göttliche Offenbarung und das Glaubensgut nicht ändern. Wer sich für die Legalisierung homosexueller Partnerschaften einsetze, setze sich für eine ‚Struktur der Sünde’ ein, schreibt der Weihbischof.

Astana (kath.net/jg)

„Um seiner unsterblichen Seele willen“ soll Papst Franziskus seine umstrittenen Aussagen über die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Zivilunionen zurücknehmen. Mit dieser Aufforderung wendet sich Athanasius Schneider, der Weihbischof von Astana (Kasachstan) direkt an Papst Franziskus. Die Unterstützung des Papstes sei einer Unterstützung für eine „Struktur der Sünde, für einen Lebensstil der gegen das Sechste Gebot des Dekaloges verstößt“, schreibt er weiter.

Ein Eintreten für die legale Anerkennung homosexueller Beziehungen widerspreche den Geboten Gottes und der menschlichen Natur. Wer das tue, helfe damit Menschen in diesen Beziehungen nicht, weil diese in ihrem sündigen Tun bestätigt würden, betont Weihbischof Schneider in einer Stellungnahme, die auf dem Blog von Edward Pentin veröffentlicht ist.

Kein Papst könne die Gebote Gottes ändern oder außer Kraft setzen. Seine Aufgabe sei, „die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen Geistes gewissenhaft zu hüten und getreu auszulegen“, erinnert er unter Berufung auf das I. Vatikanische Konzil (Dogmatische Konstitution „Pastor aeternus“, Kap. 4). Die Stellungnahme enthält eine Reihe von Zitaten lehramtlicher Dokumente zur Frage der Anerkennung homosexueller Partnerschaften, darunter auch die „Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen“ der Glaubenskongregation aus dem Jahr 2003.

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Papst Benedikt XVI. zur Gender-Philosophie

Der Großrabbiner von Frankreich, Gilles Bernheim, hat in einem sorgfältig dokumentierten und tief bewegenden Traktat gezeigt, daß der Angriff auf die wahre Gestalt der Familie aus Vater, Mutter, Kind, dem wir uns heute ausgesetzt sehen, noch eine Dimension tiefer reicht. Hatten wir bisher ein Mißverständnis des Wesens menschlicher Freiheit als einen Grund für die Krise der Familie gesehen, so zeigt sich nun, daß dabei die Vision des Seins selbst, dessen, was Menschsein in Wirklichkeit bedeutet, im Spiele ist. Er zitiert das berühmt gewordene Wort von Simone de Beauvoir: „Man wird nicht als Frau geboren, sondern man wird dazu“. („On ne naît pas femme, on le devient“). In diesen Worten ist die Grundlegung dessen gegeben, was man heute unter dem Stichwort „gender“ als neue Philosophie der Geschlechtlichkeit darstellt. Das Geschlecht ist nach dieser Philosophie nicht mehr eine Vorgabe der Natur, die der Mensch annehmen und persönlich mit Sinn erfüllen muß, sondern es ist eine soziale Rolle, über die man selbst entscheidet, während bisher die Gesellschaft darüber entschieden habe. Die tiefe Unwahrheit dieser Theorie und der in ihr liegenden anthropologischen Revolution ist offenkundig. Der Mensch bestreitet, daß er eine von seiner Leibhaftigkeit vorgegebene Natur hat, die für das Wesen Mensch kennzeichnend ist. Er leugnet seine Natur und entscheidet, daß sie ihm nicht vorgegeben ist, sondern daß er selber sie macht. Nach dem biblischen Schöpfungsbericht gehört es zum Wesen des Geschöpfes Mensch, daß er von Gott als Mann und als Frau geschaffen ist. Diese Dualität ist wesentlich für das Menschsein, wie Gott es ihm gegeben hat. Gerade diese Dualität als Vorgegebenheit wird bestritten. Es gilt nicht mehr, was im Schöpfungsbericht steht: „Als Mann und Frau schuf ER sie“ (Gen 1, 27). Nein, nun gilt, nicht ER schuf sie als Mann und Frau; die Gesellschaft hat es bisher getan, und nun entscheiden wir selbst darüber. Mann und Frau als Schöpfungswirklichkeiten, als Natur des Menschen gibt es nicht mehr. Der Mensch bestreitet seine Natur. Er ist nur noch Geist und Wille. Die Manipulation der Natur, die wir heute für unsere Umwelt beklagen, wird hier zum Grundentscheid des Menschen im Umgang mit sich selber. Es gibt nur noch den abstrakten Menschen, der sich dann so etwas wie seine Natur selber wählt. Mann und Frau sind in ihrem Schöpfungsanspruch als einander ergänzende Gestalten des Menschseins bestritten. Wenn es aber die von der Schöpfung kommende Dualität von Mann und Frau nicht gibt, dann gibt es auch Familie als von der Schöpfung vorgegebene Wirklichkeit nicht mehr. Dann hat aber auch das Kind seinen bisherigen Ort und seine ihm eigene Würde verloren. Bernheim zeigt, daß es nun notwendig aus einem eigenen Rechtssubjekt zu einem Objekt wird, auf das man ein Recht hat und das man sich als sein Recht beschaffen kann. Wo die Freiheit des Machens zur Freiheit des Sich-selbst-Machens wird, wird notwendigerweise der Schöpfer selbst geleugnet und damit am Ende auch der Mensch als göttliche Schöpfung, als Ebenbild Gottes im Eigentlichen seines Seins entwürdigt. Im Kampf um die Familie geht es um den Menschen selbst. Und es wird sichtbar, daß dort, wo Gott geleugnet wird, auch die Würde des Menschen sich auflöst. Wer Gott verteidigt, verteidigt den Menschen.

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Vatikan nimmt zur „Gender-Frage“ im schulischen Umfeld Stellung

Der Vatikan kritisiert eine „Gender-Ideologie, die den Unterschied und die natürliche wechselseitige Ergänzung von Mann und Frau leugnet“. Gleichzeitig spricht er sich für einen Dialog mit der wissenschaftlich vorgehenden „Gender-Forschung“ aus. Das steht in einem Dokument der Bildungskongregation, das an diesem Montag veröffentlicht wurde.

Stefan von Kempis und Fabian Retschke – Vatikanstadt

In der Schule werde häufig ein Menschenbild vermittelt, das sich als neutral gebe, in Wirklichkeit aber dem Glauben und der richtig geleiteten Vernunft entgegenstehe. „Die anthropologische Desorientierung, die das kulturelle Klima unserer Zeit prägt, hat sicherlich dazu beigetragen, die Familie zu schwächen.“

Dabei wendet sich das etwa dreißigseitige Vatikanpapier vor allem gegen die „Tendenz, die Unterschiede zwischen Mann und Frau auszulöschen, indem man sie als bloße historisch-kulturelle Konditionierung versteht“. Wer für eine „Gesellschaft ohne Geschlechtsunterschiede“ eintrete, „zerstört die anthropologische Basis der Familie“, mahnt das Dokument.

Ermutigung zur Auseinandersetzung mit Gender-Studien

Die Bildungskongregation – und damit der Vatikan – lehnt Sexualerziehung an den Schulen nicht ab, besteht aber darauf, dass sie „positiv und vorsichtig“ erfolgen sowie auf die Unterschiede der Geschlechter hinweisen müsse. Sexualität sei eine „wesentliche Komponente der menschlichen Persönlichkeit“.

In Sachen Gender müsse man unterscheiden zwischen der „Gender-Ideologie“, die einer politischen Einflussnahme auf Lehrpläne verdächtigt wird, und der „Gender-Forschung“, mit welcher der Vatikan einen Dialog fortzusetzen wünsche. Dementsprechend heißt der Titel des Dokuments „Männlich und weiblich erschuf er sie: Für einen Weg des Dialogs bei der Genderfrage in der Schule“.

Natur vs. Kultur?

Kritisch wertet der Vatikan, dass „sexuelle Orientierung“ in der Mainstream-Kultur weitgehend vom biologischen Geschlecht losgelöst gesehen wird. „Natur und Kultur“ gerieten immer mehr „in einen Gegensatz“, wenn der Begriff Gender „von der subjektiven Haltung der Person abhängig gemacht wird, die auch ein Geschlecht wählen kann, das nicht ihrer biologischen Sexualität entspricht“.

Wer den Körper als „bloße Materie“ behandle und den menschlichen Willen hingegen „absolut“ setze, manipuliere den Körper und bereite „einer kulturellen und ideologischen Revolution“ den Boden, von der man im Schatten von Sankt Peter nicht viel hält. „Die menschliche Identität wird einem individualistischen Blickwinkel ausgeliefert“, Freiheit werde verwechselt mit der „Vorstellung, dass jeder machen kann, was er will“.

Die männlich-weibliche Zweideutigkeit

In Wirklichkeit stehe „die fiktive Konstruktion eines neutralen oder dritten Geschlechts“ dem Prozess der Bildung einer reifen Persönlichkeit im Weg. Intersexualität und Transgender „führen zu einer männlich-weiblichen Zweideutigkeit, die auf widersprüchliche Weise diesen sexuellen Unterschied voraussetzt, den sie zu leugnen oder zu überwinden trachtet“. „Dieses Oszillieren zwischen männlich und weiblich endet als bloße Provokation gegen die sogenannten traditionellen Vorstellungen“, urteilt das Dokument wörtlich. Entsprechend empfiehlt die Bildungskongregation Betroffenen „therapeutische Interventionen“.

Allerdings lasse sich von den Gender-Forschungen auch einiges lernen, vor allem die „Notwendigkeit, gegen jede ungerechte Diskriminierung zu kämpfen“. Man könne nicht leugnen, dass auch die Kirche in dieser Hinsicht im Lauf der Jahrhunderte zu große „Strenge“ an den Tag gelegt hat. Gerade in der Schule müsse zur „Fähigkeit, alle legitimen Ausdrucksweisen menschlicher Personalität mit Respekt willkommen zu heißen“, erzogen werden. Positiv wertet der Vatikan auch, dass Gender-Studien die „Werte des Weiblichen“ herausgearbeitet hätten. Die Autoren unterstreichen die Bedeutung von Frauen in Erziehung, Bildung, Pflege und Kirche.

Kein Judith-Butler-Zitat

Das Vatikanpapier, das das Datum 2. Februar (Fest der Darstellung Jesu im Tempel) trägt, zitiert päpstliche und konziliare Aussagen; Namen wie Simone de Beauvoir oder Judith Butler finden sich in dem Text allerdings nicht. Gestützt auf neuro- und biowissenschaftliche Erkenntnisse, die sie allerdings nicht zitieren, betonen die Autoren die biologische Zweigeschlechtlichkeit. Auf Basis von Franziskus‘ Schreiben Amoris laetitia oder den Weltkatechismus, skizzieren sie die christliche Sicht auf Sexualität und vermeiden die Gender-Begrifflichkeit weithin.

Das Dokument unterstreicht außerdem, dass die Ehe ein Bund zwischen Mann und Frau sei, und nennt die Familie „eine anthropologische Tatsache“, die man vor ideologisch motivierten Zersetzungsversuchen schützen sollte. Kinder hätten ein Recht darauf, „in einer Familie aufzuwachsen, mit einem Papa und einer Mama“. Katholische Lehrer sollten „eine Sensibilität für verschiedene Ausdrucksweisen der Liebe“ wecken und Schüler, die „schwierige und schmerzvolle Situationen erfahren“, vertraulich begleiten.

(vatican news)

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«Die römische Kurie ist doch kein Mafiaclan»

Kardinal Gerhard Ludwig Müller war vor kurzem noch Glaubenspräfekt und die Nummer zwei im Vatikan. Nun kritisiert der Deutsche den Papst: Franziskus gebe sich zu barmherzig und beziehe theologisch zu wenig Position.

Michael Meier [Tages-Anzeiger – Dienstag, 29. Mai 2018]
Einsiedeln

Seit er nicht mehr als Glaubenspräfekt Papst Franziskus berät, ist Kardinal Gerhard Ludwig Müller ein gefragter Interviewpartner und wird in alle Welt zu Vorträgen eingeladen. Von Sibirien kommend, hat er am Sonntag in Einsiedeln mit CVP-Präsident Gerhard Pfister und dem Basler Bischof Felix Gmür über die Not verfolgter Christen im Nahen Osten debattiert. Der große, wortgewandte Deutsche lässt sich nicht gern in die Rolle des konservativen Antipoden von Papst Franziskus drängen, weil der ihn im letzten Sommer überraschend als Glaubenshüter entlassen hat. Dennoch lässt der einstige Dogmatikprofessor im Gespräch mit dieser Zeitung durchblicken, dass er Franziskus theologisch für zu unbedarft hält.

So schraubt Müller die Erwartungen an den Papstbesuch am 21. Juni beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf herunter. «Solche Besuche haben oft nur mit dem Klima und mit Freundlichkeit zu tun», sagt er. Ziel der Ökumene sei nicht, gutmenschlich miteinander umzugehen, was ohnehin der Fall sei, vielmehr stünden die Unterschiede in wesentlichen Glaubensfragen, gerade bei den Sakramenten, zur Debatte. «Die Differenzen kann man nicht einfach weglächeln.» Franziskus neige dazu, die Theologie unterzubewerten.

Die Erleuchtung durch den Heiligen Geist ersetze keine vertiefte Reflexion. Was Müller am päpstlichen Umgang mit dem aktuellen ökumenischen Konflikt unter den deutschen Bischöfen verdeutlicht. Diese haben beschlossen, reformierte Ehepartner zur Kommunion zuzulassen. Ohne Stellung zu beziehen, hat der Papst die Frage der in Rom Rat suchenden Bischöfe an diese zurückgegeben. Der Kardinal findet das armselig:

«Es ist doch nicht Aufgabe des Papstes, zwischen zwei Parteien diplomatisch zu vermitteln und zu sagen: Macht das unter euch aus! Der Papst muss die Wahrheit des katholischen Glaubens bezeugen, die in lehramtlichen Dokumenten klar festgelegt ist.»

Mehrheitsbeschlüsse wie in der Politik sind Müller zufolge in Glaubensfragen ohnehin nicht möglich. Unaufgebbar katholisch bleibt für ihn, dass die Abendmahlgemeinschaft ohne Kirchengemeinschaft nicht möglich ist und dass, wer zur Kommunion geht, den ganzen Glauben der katholischen Kirche bejaht.

Keine Gnade für Ehebrecher

Auch und gerade in der Frage, ob Wiederverheiratete zur Kommunion dürfen, hatte Präfekt Müller dem Papst widersprochen. Im Lehrschreiben «Amoris Laetitia» hat Franziskus die Tür für die Wiederverheirateten einen Spalt breit geöffnet. «Ich vertrat die Meinung, die die Kirche bisher hatte und von der man nicht abweichen kann», so Müller, «dass nämlich nur jemand die Sakramente empfangen kann, der nicht in schwerer Sünde wie etwa Ehebruch ist.» Deshalb habe Jesus auch das Bußsakrament eingesetzt. Der Papst jedoch sage, das sei nicht so schlimm, und zeige sich barmherzig. «Von der Barmherzigkeit des Bischofs oder des Papstes habe ich doch gar nichts, allein die Barmherzigkeit Gottes kann mir den Weg zur Erneuerung öffnen.» Manchmal werde von der Barmherzigkeit so geredet, als ob die Christen sich schämen würden, dass der liebe Gott die Hürden mit seinen Geboten so hoch hänge. «Wir müssen im Stabhochsprung die Hürde überspringen, das ist anstrengend. Man kann nicht unten durchlaufen und sagen: Ich bin genauso weit gekommen.»

Müllers Nein zur Kommunion für Wiederverheiratete soll der Hauptgrund gewesen sein, weshalb der Papst sein Mandat als Glaubenspräfekt nicht verlängert hat. «Das kann sein, er hat mir aber nie einen Grund genannt, insofern bleibt alles Spekulation.» Sicher habe sich Franziskus geärgert, dass der Präfekt die willkürliche Entlassung von drei hervorragenden Mitarbeitern der Glaubenskongregation heftig kritisiert hatte. «Da musste ich einfach deren guten Ruf verteidigen.» Es war Benedikt XVI., der kurz vor seinem Rücktritt 2012 den früheren Dogmatikprofessor und damaligen Bischof von Regensburg an die Spitze der Kongregation für die Glaubenslehre berief. Franziskus machte ihn dann zum Kardinal. Als solcher hat Müller heute zwar kein Kurienamt mehr, ist aber nach wie vor in Rom in verschiedenen Kongregationen tätig. Der 70-Jährige kann auch den neuen Papst wählen oder gar selber Papst werden.

Als Kardinal hat er sich nie als Höfling verstanden. Seine Devise: Solidarität und nüchternes Verhältnis zum Papst ja, Papstidolatrie nein. «Ich glaube nicht, dass dem Papst mit Speichelleckern gedient ist, die immer nur jaja sagen.» Vielmehr müssten die Kardinäle ihn kraft ihrer fachlichen Qualifikation beraten. Das hat Müller auch auf den 600 Seiten seines 2017 erschienenen Buchs «Der Papst» dargelegt. «Das Papsttum würde völlig missverstanden, wenn man es für eine Autokratie hielte, es ist das Gegenteil davon. Als Senat des Papstes müssen wir Kardinäle ihn über die volle Wahrheit informieren.»

Für Müller sind jene, die sich öffentlich als beste Freunde des Papstes rühmen, noch lange nicht dessen beste Berater. «Die Kalamität, die wir jetzt in Chile haben, rührt daher,  dass er  sich von Freunden hat beraten lassen – in deren Sinn.» Die jetzt zurückgetretenen chilenischen Bischöfe hätten dem Papst ein falsches Bild von den Missbrauchsfällen und ihrer (fehlenden) Aufarbeitung vermittelt und ihn ein Stück weit ins Messer laufen lassen. Müller, der als Präfekt der Glaubenskongregation für die Missbrauchsfälle weltweit zuständig war, glaubt, dass man die jetzigen Turbulenzen hätte vermeiden können, hätte man auf seine Kongregation gehört. «Ich war selber in Chile und habe mit der Bischofskonferenz gesprochen.»

Die Frage, ob ihm der Reformkurs von Franziskus missfalle, beantwortet er indirekt. «Reform ist eine innere geistige Erneuerung des Glaubens, nicht billige Anpassung. Reform kann nicht heißen, von außen mit einem Klischeebild an die Kurie heranzutreten, als ob sie eine Art Mafiaclan wäre, wo man dann mit eisernem Besen kehren müsste.» In seinen Weihnachtsansprachen sprach der Papst von Verrätern, von Ruhmsucht oder geistlichem Alzheimer. Die abschätzigen Vokabeln hält Müller für völlig unangemessen. Reformieren könne man nur durch Aufmuntern und Aufbauen, indem man selber mit bestem Beispiel vorangehe.

Anerkennung für Franziskus

Der Deutsche findet aber auch sehr anerkennende Worte für Franziskus, für sein schlichtes Auftreten etwa («das Erscheinungsbild der Kirche muss nicht barock sein»). Besonders lobt er dessen Einsatz für die Armen. Franziskus mache die Schlagseite der wenigen reichen und der vielen armen Länder bewusst und halte die katholische Soziallehre, die ihr Zentrum in der Würde des Menschen habe, für die beste Antwort auf Industrialisierung und Globalisierung.

Der Kardinal selber ist ein Freund der Befreiungstheologie. Schon als Dogmatikprofessor in München hatte er die Sommerferien in Südamerika verbracht, Vorträge an dortigen Universitäten gehalten oder als Seelsorger in den Armenvierteln Limas gewirkt. So hat er sich mit Gustavo Gutierrez, dem Vater der Befreiungstheologie, angefreundet. Während Kardinal Ratzinger an der Befreiungstheologie vor allem die marxistische Vorstellung eines irdischen Paradieses missfallen hat, stand für Müller die materielle Not im Zentrum: «Das Elend, das ich sehe, widerspricht der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Gott ist Mensch geworden, heißt auch, die notwendige materielle Basis für ein menschenwürdiges Leben zu schaffen.» Ihn lässt auch das Schicksal der Christen im Irak, in Syrien oder der Türkei nicht kalt. Darum hat er sich vom Hilfswerk Kirche in Not, das zweijährlich einen Bericht über die weltweite Religionsfreiheit erstellt, nach Einsiedeln einladen lassen. «Der Staat hat keinen totalitären Anspruch auf die Menschen. Der Ansatz des Islam, der einfach theokratisch vom Befehl Gottes ausgeht und ihn durchdekliniert bis zum Letzten, ist falsch.» Zur Religionsfreiheit gehöre aber auch, das Anderssein der anderen

Gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, also von Gott her gutzuheißen, ist für ihn ein Widerspruch in sich.

zu respektieren. «Ich denke nicht, dass die Offenbarung Gottes an Mohammed stattgefunden hat, trotzdem achte ich die Menschenwürde der Muslime und ihre Religionsfreiheit.»

Die Glaubensfreiheit hat Müller auch im Konflikt mit den schismatischen Piusbrüdern verteidigen müssen. Lange hieß es, Franziskus wolle mit seiner spontanen, barmherzigen Art die traditionalistische Priestervereinigung ganz in den Schoß der Kirche zurückholen – unbekümmert darum, ob sie die Konzilsdekrete etwa zur Glaubensfreiheit anerkennen. Sie schränken diese ein, indem sie an einem katholischen Staat festhalten. «Was das Zweite Vatikanische Konzil inhaltlich über die Religionsfreiheit gesagt hat, kann nicht umgestoßen werden. Religionsfreiheit darf nicht vom Staat behindert werden», sagt Müller und erinnert an die mit Füßen getretene Menschenwürde und Religionsfreiheit in kommunistischen und faschistische Diktaturen. Allerdings liegt ihm auch die Freiheit der Kirche am Herzen. So ist für ihn das staatskirchenrechtliche System in der Schweiz mit großen Befugnissen der Kantonalkirchen gegenüber dem Bischof mit der heutigen Trennung von Kirche und Staat unvereinbar.

Der Kardinal bleibt ein Konservativer. Der Vorschlag einiger deutscher Bischöfe, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, ist für ihn ein Widerspruch in sich. «Segnen heißt ja, dass etwas von Gott her gutgeheißen wird. Was aber dem Willen Gottes widerspricht, kann nicht von der Kirche im Namen Gottes gesegnet werden.» Er glaubt auch nicht, dass die von Franziskus für Herbst 2019 geplante Synode den Pflichtzölibat lockern wird – Priestermangel hin oder her. «Die Amazonas-Synode kann so etwas gar nicht festlegen. Die Synode ist ein Beratungsgremium und nicht die Repräsentanz des Bischofskollegiums.»

Auch wenn der Zölibat nicht wesensnotwendig zum Priestertum gehöre, sei er mit der priesterlichen Spiritualität verbunden und gewachsen. Überhaupt hänge der Priestermangel nicht mit dem Zölibat zusammen. «Wenn in der säkularisierten Gesellschaft alle christlichen Grundlagen wegfallen, wie soll auf so unfruchtbarem Boden das zarte Pflänzchen von Priesterberufungen wachsen?» Stoßend ist für Müller, dass sich heute, wer Priester werden will, dauernd rechtfertigen und verspotten lassen muss.

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Dreifaches Nein zum Leben

Kardinal Schönborn kritisiert erneut die Erklärungen von Königstein und Mariatrost. Von Stephan Baier

Gravierende Folgen für Verkündigung und Seelsorge: Die deutschen Bischöfe versuchten 1968 in Königstein, eine unpopuläre lehramtliche Entscheidung über die persönliche Gewissensentscheidung auszuhebeln.

21. November 2018

Europa stirbt, weil es Nein zum Leben sagt!“ Und Vertreter der Kirche seien mitverantwortlich für die Krise Europas. Mit dieser These hatte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn bereits vor einem Jahrzehnt für Aufsehen gesorgt. Nun erläuterte er in einem Vortrag am „Internationalen Theologischen Institut“ (ITI) im niederösterreichischen Trumau, worin das mehrfache Nein Europas zum Leben besteht und welche Schuld manche Repräsentanten der Kirche dabei auf sich geladen hätten: Dreimal habe Europa Nein zum Leben gesagt, nämlich 1968 mit der Zurückweisung der Enzyklika „Humanae vitae“, 1975 mit der Legalisierung der Abtreibung und in unseren Tagen mit der Zustimmung zur Ehe für homosexuelle Paare.

Schönborn kritisierte, dass die Bischöfe in Deutschland und Österreich 1968 „nicht den Mut hatten, ein klares Ja zu ,Humanae vitae‘ zu sagen“, mit Ausnahme des Berliner Kardinals Alfred Bengsch, dessen „prophetischer Text in der Schublade verschwunden“ sei. Schönborn sieht einen dramatischen Zusammenhang: Die „Königsteiner Erklärung“ habe die deutsche Kirche geschwächt, im Ringen um die Abtreibung ein klares Ja zum Leben zu sagen. „Wir Bischöfe waren, wie die Apostel, furchtsam hinter verschlossenen Türen“, sagte der Wiener Kardinal in Trumau, und bezog dies auf die deutschen und österreichischen Bischöfe im Jahr 1968. „Als dann die Welle der Abtreibung kam, war die Kirche geschwächt“, so Schönborn in seinem englischen Vortrag. Der Episkopat habe nicht den Mut gehabt, Paul VI. zu unterstützen. „Wenn wir um die Konsequenzen gewusst hätten, hätten wir nicht Nein gesagt zu ,Humanae vitae‘.“

Vor mehr als einem Jahrzehnt, am 27. März 2008, hatte Schönborn im Abendmahlssaal in Jerusalem vor Bischöfen, Priestern und Laien des Neokatechumenats auf Italienisch darüber gepredigt. Bei der ITI-Expertentagung über die Enzykliken „Humanae vitae“ und „Veritatis splendor“ erläuterte er nun in Trumau, seine damalige Predigt sei zunächst ganz anders konzipiert gewesen und dann ohne sein Wissen im Internet verbreitet worden. Angesichts der „dramatischen Umstände“ der Gegenwart erklärte Schönborn neuerlich seine These, die Hauptschuld Europas bestehe im dreifachen Nein zum Leben. In Jerusalem bereits hatte er erklärt: „Europa ist im Begriff zu sterben, weil es Nein zum Leben gesagt hat.“ Dies sei nicht zuerst eine moralische Frage, sondern eine Frage der Fakten. Im Zusammenhang mit den Erklärungen der Bischofskonferenzen in Königstein und Mariatrost, die als Relativierung von „Humanae vitae“ gelesen wurden, sprach Schönborn von einer „Sünde des europäischen Episkopats… der nicht den Mut hatte, Paul VI. kraftvoll zu unterstützen“. Und weiter: „Heute tragen wir alle in unseren Diözesen die Last der Konsequenzen dieser Sünde.“

Wie 2008 in Jerusalem erinnerte Schönborn in der Vorwoche in Trumau daran, dass eine Gruppe von Theologen unter Führung des damaligen Krakauer Erzbischofs, Kardinal Karol Wojtyla, ein Memorandum verfasste, das Paul VI. ermutigte, „Humanae vitae“ zu veröffentlichen. Wie ein Jahrzehnt zuvor stellte Kardinal Schönborn in Trumau die Frage: „Wo soll man priesterliche Vaterschaft lernen, wenn es keine Beispiele von Vaterschaft in der Familie gibt?“ Er selbst stamme aus einer geschiedenen Familie und kenne die Wirklichkeit von Scheidungen. Ohne Familien gebe es kein Ja zum Leben und keine Zukunft in der Kirche. Der Kardinal stellte eine Verbindung her zwischen kinderreichen Familien und der Zahl geistlicher Berufungen. Er nannte in diesem Zusammenhang die Priesterseminare „Redemptoris Mater“ des Neokatechumenalen Wegs, die sich auf kinderreiche Familien stützen.

Ergänzend zu seinen vor zehn Jahren geäußerten Gedanken meinte Schönborn in Trumau: „Weil der Herr auferstanden ist, haben Christen immer Hoffnung.“ Es gebe aber keine Garantie, dass das Christentum in Europa überlebt. Auch Kleinasien und Nordafrika seien einst geschlossen christliche Gesellschaften gewesen. Viele in der islamischen Welt würden Europa heute als eine reife Frucht betrachten, die für den Islam gepflückt werden könne.

Große Hoffnung setzt der Wiener Kardinal auf Konversionen. In Österreich hätten im Vorjahr gut 600 ehemalige Muslime die Taufe empfangen. Dafür gebe es viele Gründe, etwa die Lektüre der Bibel, Filme über Jesus und Begegnungen mit Christen. Schönborn verwies darauf, dass viele Muslime von Jesus-Träumen berichten würden.

Der Wiener Kardinal zeigte sich überzeugt, dass die Natur alle Ideologien überleben werde. Insofern sei die Schöpfung der größte Verbündete des christlichen Verständnisses von Ehe und Familie. „Die Wahrheit bleibt!“ Gleichwohl könne man den Eindruck haben, die Christen verlören eine Schlacht nach der anderen. Machtvoller als das Wort sei das Beispiel. So würden Familien mit vielen Kindern allein durch ihre Sichtbarkeit andere ermutigen, sich für das Leben zu öffnen. Mit ihrem Leben könnten christliche Familien die Lehre bewerben.

Die destruktiven Folgen der sexuellen Revolution skizzierte der Rektor des ITI, Christiaan Alting von Geusau: Die Verhütungs-Ideologie habe Sex und Nachkommenschaft separiert, die Scheidungs-Ideologie die Eheleute getrennt und die Gender-Ideologie lasse die Komplementarität von Mann und Frau vergessen. Der Westen habe nicht nur eine neue, groteske Vision der Menschheit, sondern verbreite seine Agenda in anderen Teilen der Welt. Die Folgen seien ein weltweiter Rückgang der Fertilitätsrate, die im Westen seit langem unter der Reproduktionsrate liegt, sowie ein Anstieg der Abtreibungen auf 40 bis 50 Millionen weltweit.

Der Rektor des ITI forderte dazu auf, sich der ideologisch konstruierten Sprachregelungen zu enthalten und korrekte Bezeichnungen zu verwenden. Über Homo-„Ehe“ zu sprechen sei so absurd, wie von „trockenem Wasser“ zu reden. Auch „reproduktive Gesundheit“ sei ein falscher Ausdruck für die propagierte Abtreibung. „Nennen wir die Dinge beim Namen!“, so Alting von Geusau. Pseudo-Wissenschaften sollten entlarvt und echte Bildung verbreitet werden. Es gehe darum, auf die „Sprache der Natur“ zu hören. Die Lehre der Kirche zeige, was wahrhaft menschengemäß ist. Was Papst Paul VI. und der heilige Papst Johannes Paul II. in ihren Enzykliken „Humanae vitae“ und „Veritatis splendor“ lehrten, sei heute relevanter denn je.

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