Brief des Prälaten an seine Töchter und Söhne in Deutschland

Aus Anlass der Überschwemmungen in einigen Teilen Deutschlands, von denen auch Haus Hardtberg in Euskirchen betroffen ist, versichert Msgr. Fernado Ocariz in einem Brief an Dr. Christoph Bockamp, den Regionalvikar des Opus Dei, allen seine Anteilnahme und sein Gebet für die Opfer der Katastrophe.

Lieber Christoph,

Jesus schütze meine Töchter und Söhne in Deutschland!

Angesichts der Nachrichten über die Überschwemmungen, die Deutschland erleidet, sende ich Euch mit viel Liebe einige Zeilen, um Euch zu versichern, dass ich und das ganze Werk in diesen schwierigen Augenblicken für Euch beten.

Ich bitte Gott für alle Verstorbenen und für ihre Angehörigen, damit er sie inmitten dieses großen Unglücks mit Frieden erfülle.

Meine Söhne und Töchter, ich empfehle Euch ganz besonders der Fürsprache der Gottesmutter an. Bitten wir unsere Mutter, dass diese tragischen Ereignisse ein Ende finden. Bitten wir auch für alle, die nach den verschollenen Personen suchen, und für alle Rettungsaktionen.
Bemüht Euch weiterhin, so wie Ihr es sicherlich schon tut, euren Freunden und Bekannten nah zu sein, ganz besonders jenen, die den Tod eines Angehörigen zu beklagen oder die großen materiellen Schaden
erlitten haben und helft so gut ihr könnt. Mit Eurem Gebet und Eurer Begleitung seid Ihr eine große Hilfe ganz besonders, um den Betroffenen die Hoffnung der Kinder Gottes weiterzugeben.

Angesichts des Schmerzes und unserer Machtlosigkeit umarmen wir immer wieder das Kreuz. Gott verlässt uns niemals. Durch den Glauben wissen wir, dass er uns begleitet und dass er in jeder Not hilft.


Ich habe Euch sehr gerne, denke beständig an Euch und segne Euch mit viel Liebe,

Euer Vater

Artacea, 16. Juli 2021

Das Foto zeigt den zerstörten Bildstock an der Erftbrücke in Kreuzweingarten

OPUS DEI: Brief des Prälaten [Fernando Ocariz] (1. Oktober 2018)

Zum 90. Jahrestag der Gründung des Opus Dei lädt der Prälat dazu ein, Gottes Gaben zu würdigen und ihm für sie zu danken.

Meine Lieben, Jesus schütze euch!

Morgen werden es 90 Jahre her sein seit dem 2. Oktober 1928: „An diesem Tag hat der Herr sein Werk gegründet, das Opus Dei ins Leben gerufen“ (Persönliche Aufzeichnungen, Nr. 306), schrieb der heilige Josefmaria kurze Zeit später. Die Freude, mit der wir diesen Jahrestag feiern, ist zugleich Danksagung an Gott, der nicht aufhört, seine Kirche mit Gaben und Charismen zu beschenken: „Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig“ (Ps 118, 1). Vor unserem Vater eröffnete sich damals ein immenses Panorama. Er wurde gerufen, an der Versöhnung der ganzen Welt mit Gott durch die berufliche Arbeit und alle anderen Lebensumstände des normalen Christen mitzuarbeiten.

Betrachten wir den Vorrang Gottes: Er ist es der sein Werk gründete, und der es auch weiterhin voranbringt. Wie in der Kirche als Ganzes erfüllen sich die Worte des Evangeliums: „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre“ (Mk 4, 26-28). Der heilige Josefmaria setzte alles ein, was sein Anteil daran war: intensives Gebet, ein entschlossener innerer Kampf und eine unermüdliche apostolische Aktivität. Trotzdem war er immer er Überzeugung, dass dieser starke Impuls, den Menschen zu dienen, von Gott kam: „Ich danke dir Herr, denn du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, dass alles Dir gehört: die Blüten und die Früchte, der Baum und die Blätter und das klare Wasser, das bis ins ewige Leben fließt.Gratias tibi, Deus!“ (Im Zwiegespräch mit dem Herrn). Der Vorrang der Gnade Gottes ist auch eine Realität im Leben jedes einzelnen Christen.

Wir bedenken nicht nur Gottes Gnade, sondern erneuern unsere Dankbarkeit, weil er mit uns hat rechnen wollen, um uns trotz unserer Armseligkeit zu seinen Mitarbeitern zu machen (vgl. 2 Kor 6, 1). Manchmal kann es uns vorkommen, als spielten wir in Gottes Plänen eigentlich nur eine unwesentliche Rolle; und doch nimmt er unsere Freiheit ernst und rechnet wirklich mit uns. Denken wir nur an jenen Jungen, der alles, was er hatte – fünf Brote und zwei Fische – in die Hände Jesu legte. Und ausgehend von dieser großzügigen Geste gab Christus einer großen Menschenmenge zu essen (vgl. Joh 6, 1-13). So rechnet der Herr auch mit unserem täglichen Beitrag, der sich aus kleinen Dingen zusammensetzt, die dank der Gnade groß werden. Daher wollen wir unsere besten Kräfte einsetzen, um Gott in unserer Arbeit zu suchen, unseren Mitmenschen zu dienen, indem wir versuchen, sie so zu sehen und zu lieben wie er, und auf unzählige Weisen die Welt mit seinem Licht und seiner Wärme zu erfüllen, die wir im Herzen tragen. Das alles ist unsere unbedeutende Mitarbeit von Kindern, derer sich unser Vater Gott bedient, um Wunder in den Seelen zu wirken.

In Kürze wird die Synode über die Jugendlichen, den Glauben und die Berufungsunterscheidung beginnen. Beten wir weiter um Licht und Kraft, damit die Botschaft Jesu nicht aufhört zu vielen Jungen und Mädchen zu gelangen und diese sich entschließen, ihm großherzig zu folgen auf den unterschiedlichen Wegen, die es in der Kirche gibt. Die Nähe dieses kirchlichen Großereignisses zum Jahrestag des Werkes kann uns helfen, unsere eigene Berufung mit neuem Schwung zu leben, wie es einem jungen verliebten Herzen eigen ist. Unser Gründer hat diese Jugendlichkeit der Seele niemals verloren. Ihm blieben viele Schwierigkeiten und Leiden nicht erspart, aber dank seiner Liebe zu Gott blieb er stets jung. Das Geheimnis seiner Vitalität verriet er uns mit den Worten des Psalms: „Wenn ich an den Stufen des Altares bete zu Gott, der meine Jugend erfreut (Ps 42, 4), dann fühle ich mich trotzdem sehr jung und weiß, dass ich mich niemals alt fühlen werde. Denn wenn ich meinem Gott treu bleibe, wird die Liebe immer wieder mein Leben erneuern: Wie des Adlers Jugend wird sich auch die meine erneuern (vgl. Ps 102, 5)“ (Freunde Gottes, Nr. 31). Wenn wir mit Gott verbunden bleiben, werden wir immer jung sein, er aber wird weiterhin das Werk – immer alt und immer neu – in den verschiedenen Ländern, Kulturen und Zeiten verwirklichen.

Für das Leben eines Menschen sind neunzig Jahre viel; für das Werk hingegen sind es sicherlich wenig. Wir befinden uns immer noch in den Anfängen. Diese Tatsache möge uns an die Gabe erinnern, die wir empfangen haben, und an die wunderbare Aufgabe, die Christus uns anvertraut hat.

Unterlasst es nicht, mich mit eurem Gebet zu begleiten. Wir wollen in diesen Tagen vor allem den Heiligen Vater begleiten, um alle zusammen zu Jesus durch Maria zu gehen.

In Liebe segnet Euch

Euer Vater

[sig.]

Rom, 1. Oktober 2018

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Quelle