1. Auf Schloß Xaver
Der Kult der Gottesmutter war tief im gläubigen Volk Navarras verwurzelt, und traditionell in der Familie Xavers, und in den Testamenten seiner Verwandten kehren Schenkungen an U.L. Frau von Roncesvalles, U.L. Frau von Pamplona, U.L. Frau von Uju, U.L. Frau von Rocamador in Sanguesa und andere Marienheiligtümer immer wieder. Auch im Pfarrkirchlein Santa Maria de Exavierr neben dem Schloß, von Xavers Vater erneuert und vergrößert, hatte die Himmelskönigin als Patronin einen Ehrenplatz. Die Muttergottesfeste wurdenbesonders gefeiert, zumal Mariä Himmelfahrt, das Patronatsfest. Jeden Samstag mußten die Geistlichen der Kirche neben dem Tagesoffizium auch die marianischen Tagzeiten beten und jeden Abend das Salve Regina singen, und auf dem Hochaltar stand das uralte, kaum einen halben Meter hohe, bunt bemalte Holzbild U.L. Frau von Exavierr mit übergroßem Oberkörper und Kopf, mit feierlich ernstem Antlitz und weit geöffneten Augen, einen winzigen Apfel in der leicht erhobenen Rechten, die linke Hand mit ihren großen Fingern um das Jesuskind gelegt, das auf ihrem Knie saß und in der einen Hand ein Buch, in der anderen ebenfalls einen Apfel hielt.
Dr. Martin de Azpilcueta, der berühmteste Kirchenrechtslehrer des 16. Jahrhunderts, der mit seinem Vetter Xaver nach Indien gehen wollte, hatte eine zärtliche Verehrung für die Gottesmutter, und während Xaver 1544 an der Fischerküste die Perlfischer und ihre Kinder das von ihm in ihre Sprache übersetzte Ave Maria lehrte, gab der gelehrte Professor der Universität Coimbra eine Schrift heraus, worin er das fromme Beten des englischen Grußes empfahl und die Gründe aufzählte, warum er persönlich besonders dazu verpflichtet sei.
„Ich bin dazu mehr verpflichtet als andere aus tausend Gründen. An einem Muttergottesfest wurde ich geboren, in einer Marienkirche empfing ich die Taufe, die Firmung und die erste Tonsur. In zwei Marienkirchen hatte ich zwei einfache Benefizien, mit deren Einkünften ich studierte, bis ich Doktor wurde, und beide gab ich auf für ein drittes Benefizium der seligsten Jungfrau. Auf die seligste Jungfrau Maria hatte ich die Augen gerichtet im Wasser eines großen angeschwollenen Flusses, in dem ich untergesunken war, und aus dem man mich totgeglaubt heil hervorzog. An einem Marientag nahm ich den hl. Habit im Orden U.L. Frau von Roncesvalles. An einem andern Marienfest legte ich in einer Marienkirche meine Profeß ab. In einer ihr geweihten Kirche empfing ich alle niederen und höheren Weihen. In einer weiteren Kirche dieses Namens las ich meine erste stille Messe und ebenfalls in einer Marienkirche sang ich mein erstes Amt. Maria hieß meine irdische Mutter und sie weihte mich der himmlischen und träufelte mir von Anfang an einige Tropfen ihrer Muttergottesandacht mit der Muttermilch ein. Maria heißt die Äbtissin des Marienklosters, die ich mitsamt ihrer Kommunität an Stelle meiner verstorbenen Mutter auserwählte und die sich mir als zweite geistlicheMuttergab, damit sie mich, wenn ich hier im Westen sterbe, begraben, wo es ihr gut scheint: Doña Maria de Tabora, die hochwürdige Äbtissin des Klosters Santa Maria de las Celas … Einer Marienkirche gehört diese Kantorei an, um derentwillen ich dies Buch und zwei andere schrieb … Und an einem Tag der allerseligsten Jungfrau Maria hoffe ich zu sterben und in einer Kirche ihres Namens begraben zu werden, damit ich durch sie und mit ihr lebe in Ewigkeit. Amen“.
2. Paris
In Paris stand Xaver als Student mitten im Entscheidungskampf zwischen den Vertetern der alten Kirche und ihres Marienkultes und den Humanisten und Neuerern, die ihn bekämpften. Während er hier studierte, erschien in Paris 1533 der Miroir der Königin Navarras, Marguerite d’Angoulême, der Schwester des französischen Königs, worin die bereits stark häretisch gerichtete Fürstin das Salve Regina auf Christus umdichtete, zu einer Zeit, wo Erasmus das übliche Ave Maria beim Beginn der Predigten lächerlich zu machen suchte und eine Lehrerin in Paris ihren Schulkindern verbot, Gebete an die Gottesmutter zu richten. Während seiner Pariser Studienzeit war es auch, daß die Lutheraner in Paris ein Muttergottesbild zertrümmerten (1. Juni 1528) und einem zweiten die Augen auskratzten (21. Mai 1530), und er wohnte den Sühneprozessionen bei, die die Universität in beiden Fällen veranstaltete. Ignatius hielt den jungen Magister vom Verkehr mit Leuten fern, die, wie Xaver sich ausdrückt, äußerlich gut schienen, innerlich aber voll Häresien waren, und gewann ihn als Jünger. Am Feste Mariä Himmelfahrt 1534 legte Ignatius mit seinen sechs Gefährten im Märtyrerkirchlein auf dem Montmartre die Gelübde der Armut und Keuschheit und der Wallfahrt zum Heiligen Lande ab, welche das erste Fundament der künftigen „Gesellschaft Jesu“ bildeten. Bald darauf machte Xaver unter Ignatius‘ Leitung die heiligen Exerzitien, in die der Meister außer seiner Christusliebe auch seine ganze innige Verehrung der Gottesmutter gelegt hatte, und diese doppelte Liebe ging für alle Zukunft auf den Jünger über. Das Büchlein der Geistlichen Übungen, das er sich abschrieb, wurde Xavers Lebensbuch, dessen Zitate und Anklänge immer und immer wieder in seinen Briefen und Instruktionen wiederkehren.
3. In Deutschland und Italien
Als darum die Jünger des hl. Ignatius, neun an der Zahl, im November 1536 Paris verließen, um zu Ignatius nach Venedig zu reisen, trugen sie den Rosenkranz offen am Hals, um offen im häretischen Land ihre Verehrung für die Gottesmutter zu bekunden. In Straßburg verteidigten die Pariser Magistri einem lutherischen Stadtrat gegenüber beredt die Wallfahrt nach Loreto. In einer häretischen Stadt hinter Konstanz, Lindau, erkannte die einzige Katholikin des Ortes die Wanderer an ihren Rosenkränzen als Glaubensgenossen; sie zeigte ihnen eine Schürze voll von Rosenkränzen und Stücken von Heiligenstatuen, die sie aus dem Bildersturm gerettet hatte, und die Magistri knieten im Schnee nieder, um ihre Reliquien zu küssen.
Zweimal besuchte Xaver das hl. Haus von Loreto, das erste Mal auf dem Weg nach Rom 1537, das zweite Mal im Gefolge des portugiesischen Gesandten Mascarenhas, auf der Reise von Rom nach Lissabon 1540 und bei diese Gelegenheit las der Pater am Palmsonntag die heilige Messe in der Santa Casa selber und reichte dem Gesandten und dessen Gefolge die heilige Kommunion.
4. Lissabon
In der Kapelle U.L. Frau von der Menschwerdung der Karmeliterkirche von Lissabon las Xaver aus besonderer Andacht zur Gottesmutter während seines Aufenthaltes in der Hauptstadt Portugals viele Male die heilige Messe. In der Kirche U.L. Frau von Belem nahm der Pater Abschied von Europa. Am 7. April 1541 lichtete sein Schiff hier die Anker für die Fahrt zum Osten.
5. Goa
Am 6. Mai 1542 landete Xaver nach mehr als einjähriger Fahrt in Goa, der Hauptstadt Portugiesisch-Indiens, dessen Machtbereich sich vom Kap Komorin bis zu den fernen Molukken und China erstreckte. Fünf Monate hielt ihn hier die Regenzeit zurück. An Arbeit fehlte es ihm nicht. Er besuchte die Kranken in den Spitälern, die Gefangenen, die Aussätzigen, die Armen; vor allem aber galt seine Sorge dem Unterricht der Kinder und der unwissenden Sklaven und Sklavinnen, die er mit einem Glöcklein in den Straßen zusammenrief und in einer Muttergotteskapelle, Nossa Senhora do Rozario, versammelte. Dem Unterricht legte er den Kleinen Katechismus des Barros zugrunde, den er den indischen Verhältnissen angepaßt hatte. Dem Ave Maria und Salve Regina, die er enthielt, hatte Xaver ein weiteres Gebet zur allerseligsten Jungfrau beigefügt. Es lautete:
„O meine Herrin, heilige Maria, Hoffnung der Christen, Königin der Engel und aller Heiligen, die mit Gott im Himmel sind. Euch, meiner Herrin, und allen Heiligen empfehle ich mich jetzt und für die Stunde meines Todes; bewahrt mich vor der Welt, dem Fleisch und dem Teufel, meinen Feinden, die meine Seele in die Hölle führen wollen!“
Außerdem lehrte Xaver seine Zuhörer im Katechismusunterricht jeden Morgen und Abend ein Gebet zu Christus und ein zweites zur Gottesmutter richten. Das zu Maria lautet:
(Am Morgen) „Ich bitte Euch, meine Herrin, heilige Maria, bittet gnädiglich Euren gebenedeiten Sohn Jesus Christus, daß er mir die Gnade gebe, heute und alle Zeit meines Lebens, diese zehn Gebote zu halten!“
(Am Abend) „Ich bitte Euch, meine Herrin, heilige Maria, Königin der Engel, erlangt mir Verzeihung von Eurem gebenedeiten Sohn Jesus Christus für die Sünden, die ich begangen habe, heute an diesem Tage und in meinem ganzen Leben, indem ich diese zehn Gebote nicht beobachtet habe!“
Dieselben Gebete fügte der Heilige auch seiner „Christlichen Tagesordnung“ bei, die er für die Erwachsenen verfaßte, an den Kirchentüren anheftete, abschreiben ließ und seinen Beichtkindern und auch seinen Mitarbeitern empfahl. Darin war auch ein Abschnitt über die Erziehung der Kleinen:
„Man lehre sie auch, am Morgen vor allem anderen ein Morgengebet zu verrichten: einige Ave Maria mit Paternoster und Credo; wenigstens kniend drei Ave Maria. Das erste zu Ehren des Glaubens, mit dem unsere Herrin den Sohn Gottes empfing; das zweite zu Ehren des Schmerzes, als sie ihn am Kreuze sterben sah; das dritte zu Ehren ihrer Freude über die Auferstehung. Dasselbe sollen sie des Nachts wiederholen, bevor sie schlafen gehen, und auch am Mittag sollen sie ein Gebet sprechen zu Ehren des Leidens unseres Herrn Jesus Christus.
Bevor Xaver am Ende der Regenzeit Goa verließ, schrieb er noch einige Briefe nach Europa, worin er auch seine himmlische Mutter nicht vergaß.
„Da der Herr Statthalter (Martini Alfonso de Sousa) eine große Andacht zu U.L. Frau hat und die meiste Zeit mit großem Hofstaat in Goa ist und diese Stadt auf einer Insel liegt, drei Meilen im Umfang, und auf ihr einige sehr andächtige Kapellen U.L. Frau sind, schön gebaut und reich an Ornamenten und mit Klerikern zu deren Dienst und allem Nötigen, – nur an geistlichen Gnaden fehlt es ihnen -, und jede Kapelle zu ihrer Zeit ihre Feste mit großem Aufwand feiert: darum bittet der Herr Statthalter, um die Andacht zu diesen Kirchen zu fördern und damit U.L. Frau an ihren Festen in Wahrheit geehrt wird von lebendigen geistlichen Tempeln, daß an solchen Tagen alle, die beichten und kommunizieren, beim Besuch dieser Kapellen einen vollkommenen Ablaß gewinnen, und daß die ihn nicht gewinnen, die nicht beichten und kommunizieren“.
Und um sich dem Statthalter für seine Förderung der Andacht zur Gottesmutter in Goa erkenntlich zu zeigen, bat Xaver Ignatius, ihm zwei Rosenkränze zu senden, einen für ihn und einen für seine Frau, mit allen Gnaden und Ablässen, die er vom Papst erlangen könne.
6. An der Fischerküste
Sobald die Regenzeit vorüber und das Meer befahrbar war, ging der Heilige zur Fischerküste in Südindien, wo er mit zwei kurzen Unterbrechungen zwei Jahre (1542 bis 1544) unter den Perlfischern blieb, die man 1535-1537, 20’000 an der Zahl, getauft, aber nicht unterrichet hatte. Mit vieler Mühe übersetzte er für sie die Hauptstücke des Kleinen Katechismus: Kreuzzeichen, Credo, Paternoster, Ave Maria, Salve Regina und die Allgemeine Schuld in ihre Sprache, das schwierige Tamil, und begann dann den Unterricht von Dorf zu Dorf. Immer und immer wieder sprach er ihnen das Credo vor und nach jedem Glaubenssatz mußten sie mit ihm ein Vaterunser beten mit der Bitte, Christus möge ihnen die Gnade geben, fest an diese Glaubenswahrheit zu glauben, und dann ein Ave Maria mit der Bitte:
„Heilige Maria, Mutter Jesu Christi, erlangt uns die Gnade von Eurem Sohn Jesus Christus, daß wir fest und ohne Zweifel an diesen ersten Glaubensartikel glauben!“
Und dasselbe Gebet wiederholte er mit ihnen nach jedem Artikel und ebenso verfuhr er mit den zehn Geboten, indem er sie nach einem jeden Christus und dann seine heilige Mutter um die Gnade beten ließ, das betreffende Gebot zu halten, und jeden Unterricht schloß er mit dem Salve Regina.
Den Rosenkranz trug er stets am Hals und wenn man ihn zu einem Kranken rief, las er ein Evangelium über ihn und legte ihm denselben auf oder ließ ihn durch einen seiner Katechismusschüler auflegen und gewöhnlich wurden die Kranken gesund.
7. San Thome
Am Grab des Apostels Thomas flehte Xaver in monatelangem Gebet um Licht und Gnade. An die Grabkirche stieß ein Häuschen, worin man das Wachs für U.L. Frau aufbewahrte, und die meisten Nächte erhob er sich von seinem Lager, um dort zu beten und sich zu geißeln. Man sprach von Teufelsspuk an jenem Ort und auf das Drängen des Pfarrers nahm der Pater einen malabarischen Diener mit, der sich vor der Tür zum Schlafen niederlegte. Eines Nachts wurde der Bursche plötzlich durch lautes Schreien aufgeweckt und drinnen hörte er Schläge fallen und Xaver immer wieder rufen „Senhora, willst du mir nicht helfen?“ Am nächsten Morgen aber fand der Pfarrer seinen Gast krank im Bett und er war überzeugt, die Teufel hätten ihn geschlagen.
8. Malakka
Wiederholt hielt sich der Heilige auf seinen Fahrten in Malakka auf. Gerne betete er hier im Kirchlein U.L. Frau vom Berge, das die Stadt überblickte, und er erlangte auch, daß der Bischof von Goa ihm für seine Mitrbrüder das Heiligtum überließ. Hier wohnte und schrieb er seine Instruktion für den Novizen Bravo, bevor er nach Japan fuhr, und hier pflegte er täglich Messe zu lesen für seine Verfolger und lange Stunden der Nacht vor dem Bilde der Gottesmutter zu beten für die Bekehrung Dom Alvaro de Ataides, bis der Schlaf ihn übermannte, als dieser 1552 die Gesandtschaftsreise nach China verbot. Hier in Malakka war es auch, wo man Xaver zu einem besessenen Knaben rief. Zwei Stunden lang betete der Pater knieend beim Kranken, sprach dann den Exorzismus über ihn und sagte beim Abschied zu dessen Vater, er solle sich nicht ängstigen; er werde morgen eine Messe zu Ehren der heiligen Jungfrau lesen und alles werde gut gehen. Und während der Pater im Kirchlein U.L. Frau vom Berge die Messe las, wurde der Knabe gesund. Hier war es auch, wo Xavers Gefährte, Joam d’Eiro, eine Erscheinung der Gottesmutter hatte, die ihn von sich wies, was er trotz aller Fragen dem Pater bei der Beichte verschwieg, bis dieser, übernatürlich davon unterrichtet, ihm selber den ganzen Vorgang erzählte.
9. Ternate
Auch in der Hauptstadt der Molukken, wo sich der Heilige 1546-1547 mehrere Monate aufhielt, wohnte er bei einem Marienkirchlein, Nossa Senhora da Barra, wo er Messe las, predigte und Christenlehre hielt. Er lehrte seine Zuhörer den Kleinen Katechismus singen mit dem Erfolg, daß er schreiben konnte: „Die Knaben auf den Plätzen und bei Tag und Nacht die Mädchen und Frauen in den Häusern, die Bauern auf den Feldern und die Fischer auf dem Meer sangen statt der eitlen weltlichen Lieder heilige Weisen, wie das Vaterunser, das Ave Maria, die Gebote, die Werke der Barmherzigkeit und die Allgemeine Schuld und viele andere Gebete, alle in der Volksssprache, so daß alle sie verstanden, die Neubekehrten und die anderen“. In Ternate schrieb Xaver auch seinen Großen Katechismus, eine ausführliche, in dichterischem Stil gehaltene und zum Singen und Auswendiglernen bestimmte Erklärung des Credo, worin er mit poetischem Schwung beim Geheimnis der Menschwerdung den Engeln das Lob Mariens in den Mund legt.
10. Das Sturmgebet
Auf der Rückkehr von den Molukken geriet das Schiff Xavers im Golf von Bengalen zwischen Malakka und Indien in einen furchtbaren Sturm. Man warf die Waren über Bord und machte Gelübde, jammerte, schrie und verzweifelte. Der Pater ermutigte, tröstete, hörte die Beichten der Leute, und als dann in der dunklen Sturmnacht das Unwetter seinen Höhepunkt erreichte, zog er sich in seine Kajüte zurück. Francisco Pereira suchte ihn auf, um sich bei ihm Trost zu holen. Er traf den „heiligen Padre“ im Gebet versunken knieend vor seinem Kruzifix und wagte nicht, ihn in seiner Andacht zu stören. Über sein Sturmgebet hat Xaver selbst den Schleier gelüftet:
„Während der Sturm am heftigsten tobte, empfahl ich mich Gott, unserem Herrn. Zuerst erwählte ich als meine Fürsprecher auf Erden alle aus der gebenedeiten Gesellschaft Jesu mit allen ihren Freunden. Mit solcher Hilfe übergab ich mich dann ganz den gläubig-frommen Gebeten der Braut Christi, der heiligen Mutter, der Kirche … Ferner nahm ich zu Fürsprechern alle Heiligen in der Herrlichkeit des Himmels … Und dann übergab ich mich, mitten in dieser großen Gefahr, allen heiligen Engeln, ihren neun Ordnungen nach, und zugleich allen Patriarchen, Propheten, Aposteln, Evangelisten, Märtyrern, Bekennern, Jungfrauen und allen Heiligen des Himmels. Und um sicher Verzeihung meiner zahllosen Sünden zu erlangen, nahm ich zur Fürsprecherin die glorreiche Jungfrau, unsere Herrin; denn im Himmel, wo sie ist, gibt ihr Gott, unser Herr, alles, worum sie ihn bittet. Und schließlich setzte ich all meine Hoffnung auf die über alles unendlichen Verdienste des Leidens und Todes Jesu Christi, unseres Erlösers und Herrn, und mit all dieser Hilfe fand ich mich so getröstet in diesem Sturme, ich glaube noch mehr wie hernach, als ich daraus befreit war“.
11. Japan
Am Fest Mariä Himmelfahrt 1549 landete Xaver in Kagoshima, der Hauptstadt von Satsuma im Süden von Japan. Bei sich trug er eine schön gemalte Altartafel mit dem Bild seiner himmlischen Mutter und ihres göttlichen Kindes. Als Paul Anjirö, sein japanischer Begleiter, den Landesfürsten Shimazu Takahisa besuchte, gab ihm der Pater sein Marienbild mit, um es ihm zu zeigen, und der Fürst staunte über dessen Schönheit und begrüßte mit seinen Begleitern nach japanischer Sitte das Bild knieend mit tiefer Verneigung und ließ es auch seiner Mutter zeigen. Diese sandte wenige Tage darauf einen Edelmann, damit er eine Kopie der Tafel herstellen lasse; aber die Sache unterblieb, da sich kein Maler fand. Xaver sah voraus, daß der Hauptwiderstand gegen die Ausbreitung des Christentums nicht von den Fürsten und dem Volk, sondern von den Bonzen kommen würde; aber all seine Hoffnung setzte er, wie er aus Kagoshima schrieb, auf Christus den Herrn und die heiligste Jungfrau Maria, seine Mutter, und die neun Chöre der Engel, Sankt Michael an der Spitze, den er zum Patron Japans erwählte. Auch auf dem Schloß Ischiku bei Kagoshima gelang es dem Apostel, eine kleine Christengemeinde zu gründen. Beim Abschied ließ er bei ihnen ein Bild der Heimsuchung Mariä, Rosenkränze und Medaillen und ein Blatt zurück, worauf er die Namen Jesu und Mariä geschrieben hatte, und überall empfahl er seinen Christen in Japan eine große Verehrung für diese beiden heiligen Namen.
Aber er war nicht gekommen, um sich in einem Winkel jenes Landes zu vergraben. Er wollte den König von Japan in seiner Hauptstadt Miyako aufsuchen, um von ihm die Erlaubnis zur Verkündigung des Evangeliums zu erlangen, und an den Kapitän von Malakka, seinen Freund Don Pedro da Silva da Gama, schrieb er aus Kagoshima im November 1549: „Bevor zwei Jahre vergangen sein werden, hoffe ich Euer Gnaden schreiben zu können, daß wir in Miyako eine Kirche U.L. Frau haben, damit alle, die nach Japan kommen, in den Stürmen des Meeres sich U.L. Frau von Miyako empfehlen“.
12. Sanzian
Der treue Chinese Antonio, der Xaver allein im Tode beistand, hat uns eine ausführliche Beschreibung der letzten Tage des Heiligen hinterlassen. Montag, den 28. November, am achten Tag der Krankheit, verlor der Pater die Sprache. Am Donnerstag kehrte sie zurück und Antonio hörte den Kranken immer wieder die heiligste Dreifaltigkeit anrufen, die er sehr verehrte, und oft wiederholte er die Bitte: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner! Jungfrau, Mutter Gottes, denkt an mich!“ Diese und ähnliche Worte hatte er im Munde bis Freitag nacht. Und kurz vor Tagesanbruch, da er ans Sterben kam, gab ich ihm die Kerze in die Hand und mit dem Namen Jesus im Mund gab er seine Seele in die Hände seines Schöpfers und Herrn zurück mit großer Ruhe … Er starb aber an einem Samstag, vor Tagesanbruch, am 3. Dezember des Jahres 1552 auf der Insel und im Hafen von Sanzian, in einer fremden Hütte aus Stroh, zehn Jahre nach seiner Ankunft in Indien.“
Nach dem Tod verteilten die Portugiesen seinen Nachlaß unter sich, darunter auch sein Kruzifix, seinen Rosenkranz und sein Brevier. Der Rosenkranz war aus wohlriechendem Calamba-Holz mit großen Perlen und sechs Dekaden wie ein Brigittenrosenkranz und das Brevier in einem Band und kleinem Reiseformat war in Paris gedruckt im Jahre 1543 mit dem Franziskanerproprium am Ende und hatte zwei dazugebundene Stücke, beide von Luis Rodrigues in Lissabon gedruckt: die Suffragia apostolorum mit verschiedenen Offizien, darunter dem vom Namen Jesu von 1530 und einem „devotissimum officium piissimae virginis Marie“, gedruckt 1541, und die Officia quatuor beate virginis Marie, sabbatis totius anni dicenda, gedruckt am 20. Oktober 1546, drei Unica, die in allen Bibliographien fehlen, und die am 23. September 1943 in Nantes einem Luftangriff zum Opfer fielen.
P. Georg Schurhammer S.J., Rom