Unser Sonntag: Das älteste Fest – Dreifaltigkeit

Prof. Dr. Stefan Mückl

Zum Dreifaltigkeitssonntag erinnert Prof. Mückl daran, dass das „Ideenfest“ bereits um das Jahr 1000 in den fränkischen und gallischen Benediktinerklöstern gefeiert wurde. Mit einem Zitat von Papst Benedikt XVI. erläutert er das Fest tiefer und lädt uns ein, beispielsweise im Kreuzzeichen, die Anrufung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit wieder bewusster zu beten.

Prof. Dr. Stefan Mückl – Vatikanstadt

Dreifaltigkeitssonntag

Joh 3, 16–18

Hätten sich die Bestimmungen des Zisterzienserordens in der gesamten Kirche durchgesetzt, würde heute diese Sendung entfallen. Seit dem 14. Jahrhundert betrachten es die Gepflogenheiten der Söhne des hl. Bernhard als nicht angebracht, am Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in den Kapitelsämtern zu predigen – propter difficultatem materiae, wie es zur Begründung heißt, wegen der Schwierigkeit des Themas.

„Was ist der Sinn dieses Festes, warum feiern wir eine „Idee“, eine Wahrheit unseres Glaubens als solche?“

Der Inhalt des heutigen Dreifaltigkeitsfestes ist demgegenüber eher abstrakt. Liturgiewissenschaftler pflegen, manche mit einem gewissen Unterton, von einem „Ideenfest“ zu sprechen, einem Fest also, das nicht ein konkretes Ereignis, sondern einen bestimmten Aspekt der Lehre oder Frömmigkeit in den Mittelpunkt stellt. Unter ihnen – denken wir an Fronleichnam oder das Herz-Jesu-Fest, die wir demnächst feiern werden, oder auch an das jüngste dieser Feste, den vom hl. Papst Johannes Paul II. eingeführten Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit – ist das Dreifaltigkeitsfest das älteste. Um das Jahr 1000 wird es bereits in den fränkischen und gallischen Benediktinerklöstern gefeiert. Nicht wenige der verwendeten liturgischen Texte sind noch älter, so die Präfation der hl. Messe, welche seit Mitte des 8. Jahrhunderts bis heute gebetet wird. Wenn wir uns heute mit all den Betern der Jahrhunderte vereinigen, können und sollen wir uns fragen: Was ist der Sinn dieses Festes, warum feiern wir eine „Idee“, eine Wahrheit unseres Glaubens als solche?

Gott, den wir in drei Personen bekennen…

Nun, schon aus unserer rein menschlichen Erfahrung wissen wir, daß eine Person und ihr Handeln miteinander zusammenhängen und miteinander verwoben sind: Was eine Person ausmacht, zeigt sich in ihrem Tun, und je besser wir eine Person kennen, desto mehr verstehen wir ihr Handeln. Ebenso verhält es sich bei Gott, den wir in drei Personen bekennen: Seine Werke ermöglichen uns eine Annäherung an Sein Wesen, und umgekehrt verhilft uns das gläubige Eindringen in das Geheimnis Seines Wesens, alle Seine Werke besser und tiefer zu begreifen und zu erfassen. Schon der Zeitpunkt des heutigen Festes – seit Alters her der erste Sonntag nach Pfingsten – ist mit Bedacht gewählt worden, faßt es doch, in den Worten von Papst Benedikt XVI., „in gewissem Sinne die Offenbarung Gottes zusammen, die sich in den österlichen Geheimnissen ereignet hat: Tod und Auferstehung Christi, Seine Himmelfahrt zur Rechten des Vaters und die Ausgießung des Heiligen Geistes.“ Ganz ähnlich formuliert der hl. Paulus im Epheserbrief: im gekreuzigten und auferstandenen Christus haben wir … in dem einen Geist Zugang zum Vater (Eph 2,18).

…überschreitet und übersteigt jede menschliche Erfahrung

Zugang zu Gott, zu Gott als Vater – den Gläubigen des Alten Testaments blieb eine solche Sicht verschlossen. Bei allen Andeutungen hinsichtlich des Messias (also Jesu Christi) und des Geistes, der schon zu Beginn der Schöpfung über dem Wasser schwebte (vgl. Gen 1,2), erscheint Gott vor allem als transzendent. Er überschreitet und übersteigt jede menschliche Erfahrung. Einen kleinen Eindruck davon vermittelt die erste Lesung des heutigen Festes, in der eine Begegnung zwischen Gott und Moses geschildert wird: Der Herr stieg in der Wolke herab und stellte sich … neben ihn hin und ging an ihm vorüber (Ex 34,5-6). Zwar durfte Moses wie kein anderer im Alten Testament einen vertrauten Umgang mit Gott pflegen – es heißt, sie redeten miteinander … wie einer mit seinem Freund spricht (Ex 33,11) –, aber Gott schauen kann er nicht: An anderer Stelle im Buch Exodus bittet Moses Gott ausdrücklich: Laß mich doch deine Herrlichkeit schauen, um sogleich zu erfahren: Du kannst mein Angesicht nicht schauen … du wirst meinen Rücken sehen. Mein Angesicht kann niemand schauen (Ex 33,18.20.23).
Niemand hat Gott je gesehen, so wird zunächst auch am Schluß des Prologs des Johannes-Evangeliums bekräftigt, um dann aber hinzuzufügen: Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, Er hat Kunde gebracht (Joh 1,18). Plastisch gesprochen, bekommt Gott in Jesus Christus ein Gesicht – Er offenbart sich selbst dem Menschen, der Ihn aus eigenem Vermögen niemals erkennen könnte: In Christus sehen wir das Ebenbild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15), den Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens (Hebr 1,3). Ihn zu verherrlichen, ist die vornehmste Aufgabe des Heiligen Geistes, gesandt vom Vater in Christi Namen (vgl. Joh 14,26). So leitet er uns in der ganzen Wahrheit (Joh 16,13) und führt uns zu unserer Bestimmung, Söhne zu werden durch Jesus Christus (Eph 1,5), an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben (Röm 8,29).

„Denn dieser Gott …(ist) Gemeinschaft des Lichtes und der Liebe, geschenktes und empfangenes Leben in einem ewigen Dialog zwischen dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist. (Benedikt XVI.)“

All das hat uns Gott im Neuen Testament geoffenbart, und dieses sein Heilshandeln gibt uns einige grundlegende Einblicke in Sein innerstes Wesen. Das wiederum ermöglicht es uns, das sehr transzendente Gottesbild des Alten Testaments zu präzisieren. Denn dieser Gott, weiterhin unermeßlich und unbegreiflich, ist „keineswegs unendliche Einsamkeit …, sondern Gemeinschaft des Lichtes und der Liebe, geschenktes und empfangenes Leben in einem ewigen Dialog zwischen dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist“ (Benedikt XVI.). Gott ist die Liebe, schreibt der hl. Johannes (1 Joh 4,8.16). „Liebe“ ist dabei kein abstrakter Begriff, sondern personales Geschehen: Dem hl. Augustinus, der sich zwei Jahrzehnte hindurch in einer großen Schrift um die Durchdringung des Geheimnis der Dreifaltigkeit be- und gemüht hat, verdanken wir die anregende Sicht, daß in Gott Liebender, Geliebter und Liebe zusammentreffen (De Trinitate 8,10,14).
Diese Liebe Gottes ist, so der hl. Paulus, ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegegeben ist (Röm 5,5). Und der Herr selbst hat uns verheißen: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen (Joh 14,23). Die Seele, die Gott liebt, ist Wohnstatt der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Das Kreuzzeichen: bewusst und gesammelt beten

Was heißt das nun für unser persönliches Glaubensleben?
Wie so oft, geht es zunächst nicht darum, „mehr“ zu tun, sondern einfach, das, was wir tun, bewußt und gesammelt zu tun. Am Anfang jeder liturgischen Feier, oftmals auch unseres persönlichen Gebetes, steht die Anrufung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit im Zeichen des Kreuzes. Zahlreiche liturgische Gebete, in der hl. Messe und im Stundengebet, enden mit dem trinitarischen Lobpreis, der sog. Schlußdoxologie. Es wäre ein schöner Vorsatz, diese uns altvertrauten Formeln nicht einfach routiniert zu sprechen, sondern sie bewußt zu beten.
Aus einem solchen Gebet mag sich dann als Frucht eine wahrlich persönliche Beziehung zu jeder der drei göttlichen Personen zu entwickeln. Gewiß, die Theologie lehrt uns, daß bei den nach außen erkennbaren Heilwerken Gottes alle drei göttlichen Personen zusammenwirken: Wir habe die Taufe empfangen „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Die hl. Messe ist das Erlösungsopfer des Sohnes an den Vater im Heiligen Geist. Das entscheidende Heilsereignis – das Kreuzesopfer Christ – hat die christliche Kunst des Abendlandes eindrücklich im Motiv des Gnadenstuhls dargestellt: Der Vater hält das Kreuz mit dem toten Sohn, zwischen beiden schwebt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes und berührt mit ihren Schwingen die Lippen von Vater und Sohn. Dies im Blick, wird nicht selten ein bestimmter Aspekt unserer Existenz in besonderer Weise mit einer der göttlichen Personen in Verbindung gebracht – die Schöpfung mit dem Vater, die Erlösung mit dem Sohn, die Heiligung mit dem Heiligen Geist. Das mag eine gute Hilfe und Anregung für das persönliche Gebet sein.

Die Heiligung ist das Heilswirken Gottes

Speziell die Heiligung ist das beständige Heilswirken Gottes an uns, das sich nicht in einem Akt erschöpft, sondern uns immer wieder neu herausfordert und unsere ständige Mitwirkung erfordert. Der vertraute Umgang mit Gott in unserem vertrauten, persönlichen, ja intimen Gebet möge uns wirklich in Gott ruhen lassen und Ihn so als den Urgrund unserer eigenen Existenz erfahren. Tiefgründig drückt dies ein Gebet der hl. Elisabeth von der Dreifaltigkeit aus:
„O mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete, hilf mir, mich ganz zu vergessen, um in dir begründet zu sein, unbewegt und friedvoll, als weilte meine Seele schon in der Ewigkeit.“
Stimmen wir mit dem Hymnus des Lesehore des heutigen Festes in den Lobpreis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ein, voll des Dankes über alles Heilswirken in der Geschichte wie in unserem persönlichen Leben:
„Dich Gott Vater, ohne Ursprung und End‘, Dich Sohn, der liebend den Vater erkennt, Dich Heiligen Geist, der aus beiden entbrennt …
Dich Gott Vater, allgewaltig an Macht, Dich Sohn, der ewiges Heil uns gebracht, Dich Heiligen Geist, der die Herzen entfacht.
Dich Eine hohe Dreifaltigkeit: preisen die Engel voll Seligkeit, feiert auf Erden die Christenheit jetzt und allezeit. Amen.“

(radio vatikan – claudia kaminski)

Dreifaltigkeit im Leben der Menschen

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Dreifaltigkeit / Pixabay CC0 – Tpsdave, Public Domain

Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag im Lesejahr C — 22. Mai 2016

PETER VON STEINITZ
KOMMENTAR ZU SONNTAGSLESUNGEN IM JAHRESKREIS

Nachdem das große Heilswerk des Herrn mit dem Pfingstereignis seinen eindrucksvollen Abschluss gefunden hat, folgen im Kirchenjahr, das ja dieses Heilswerk im Jahresrythmus abbildet, noch eine Reihe von Festen, die man theologische Feste nennen könnte. Es ist fast so, als ob die Kirche nach der Ausgießung des Heiligen Geistes mit frischem Mut alles Wichtige ihres Glaubens noch einmal überdenkt und in liturgischer Weise darstellt.

So ist der Sonntag nach Pfingsten, alles vorherige zusammenfassend, dem erhabensten Geheimnis gewidmet, das die Kirche besitzt, der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Gott ist drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist, und dennoch ist er nur ein Gott.

Es ist sicher der Wille Gottes, dass wir dieses Geheimnis zu verstehen suchen, aber es ist natürlich geboten und in sich logisch, dass wir am Ende sagen: wir verstehen es zwar im letzten nicht, aber wir verehren das Geheimnis. Logisch, weil Gott nicht der unendliche Gott wäre, wenn wir endliche Wesen ihn ganz verstehen könnten.

Aber schauen wir, was man mit menschlichen Worten sagen kann!

Da ist der Vater, der die Welt erschafft. Als diese auf Abwege gerät, sendet er seinen Sohn, der sie erlöst. Und schließlich, nachdem der Sohn seine Mission erfüllt hat, schickt er den Parakleten, der “in die ganze Wahrheit einführt” (Joh 15,13) und “das Werk der Heiligung vollendet” (4. Eucharistisches Hochgebet).

Die Kirchenväter haben das Wesen des dreifaltigen Gottes mit diesem Bild angedeutet: der Vater wirkt mit beiden Händen in die Welt hinein. Die eine Hand ist der Sohn, der in seiner Menschwerdung den unendlichen Abgrund zwischen Gott und den Menschen überbrückt und dabei die schuldig gewordene Menschheit wieder mit dem Vater versöhnt. Die andere Hand ist der Heilige Geist, der das Wirken des Sohnes auf andere Weise weiterführt und vollendet.

Das Bild ist, wie alle Bilder, die man sich von Gott macht, unvollkommen. Vielleicht könnte man denken: wenn die beiden Hände Gottes Willen ausführen, sind sie geringer als dieser. Das natürlich nicht. Es heißt ausdrücklich: der Sohn ist dem Vater wesensgleich. Ebenso der Heilige Geist.

Wir können aber nun besser verstehen, warum sich die Theologen der ersten Jahrhunderte so schwer damit taten, die drei göttlichen Personen und ihre Einheit zu definieren. Und immer wieder verhalfen die häufig auftretenden Irrlehren dazu, dass man das Dogma deutlicher formulierte.

Damals wurde den Christen klar, dass eine gute Theologie eine gute Philosophie braucht. Sozusagen als Unterlage, sie braucht Begriffe, die eindeutig und klar sind. Die Philosophie der Griechen, deren Leistungen für die europäische Kultur wir gar nicht hoch genug einschätzen können, lieferte das gedankliche und sprachliche Rüstzeug.

Gerade bei der Rede von den drei göttlichen Personen ist es z.B. von größter Bedeutung, dass man genau unterscheidet, was eine ‘Person’ (griech. hypostasis, lat. persona) ist, und was das Wesen ist (griech. ousia, lat. substantia, natura). Denn Gott ist drei Personen, zugleich aber “eines Wesens”.

Das gleiche “Wortspiel” um Person und Wesen begegnet uns später bei der Betrachtung des Gottmenschen Jesus Christus. Christus ist in zwei Naturen doch nicht zwei Personen, sondern eine einzige Person. Im Deutschen wie im Griechischen lässt sich das durch die Zusammenziehung der zwei Hauptwörter Gott und Mensch (Theos und anthropos) anschaulich ausdrücken. Manche Kirchenspaltung ist wohl nur dadurch zustande gekommen, dass man sich über die genaue Bedeutung der Begriffe nicht klar war. So geschehen im Monophysitismus, wo einige das Wort “Physis” (Natur) und “Prosopon” (Person) miteinander verwechselten. Die Intention dabei war, man wollte die irrige Auffassung verhindern, dass man in Christus zwei Personen sehen könnte. Inzwischen ist dieses Missverständnis wohl überwunden.

Der Philosoph Robert Spaemann sagt mit Blick auf die Dreifaltigkeit, dass eine Einpersonalität Gottes gar nicht denkbar ist, denn nur in der Gemeinschaft ist man Person. Ein anderes Vernunftargument ist das des Hl. Augustinus, das in unserer Zeit C.S. Lewis aufgreift: wenn Gott die Liebe ist, muss er aus mehreren Personen bestehen.

In der Hl. Schrift, die die großen Wahrheiten in anderer Weise, nicht lehrbuchmäßig, ausdrückt, ist von der Heiligsten Dreifaltigkeit mehrfach die Rede, allerdings meistens verhüllt.

Im Buch Genesis sagt Gott: “Lasst uns den Menschen machen als unser Abbild”. Das Hebräische kennt keinen Pluralis maiestatis. Das “Wir” lässt also auf mehrere schließen. Andererseits besteht das Alte Testament immer wieder darauf, dass Gott “ein einziger” ist. Wenn beide Aussagen zusammen gesehen werden, nähern wir uns dem Geheimnis der Dreifaltigkeit.

Ebenfalls im Alten Testament haben wir ein sehr aussagestarkes Bild, das uns zugleich einen Hinweis darauf gibt, dass das Dogma von der Dreifaltigkeit keineswegs eine Spezialität nur für Fachtheologen ist, sondern mit dem Leben der Menschen zu tun hat.

Dort wird – ebenfalls im Buch Genesis – berichtet, wie Abraham eines Tages in Mambre sich unter einem schattigen Baum der Betrachtung der Geheimnisse Gottes hingibt, besonders der Frage, warum ihm Gott eine zahlreiche Nachkommenschaft verheißt, er aber und seine Frau Sarah in Wirklichkeit kein einziges Kind hervorgebracht haben. Während er nun dort in der Mittagshitze sitzt und nachdenkt (oder vielleicht nur döst), kommen drei Männer auf ihn zu, denen er sogleich ansieht, dass sie etwas Besonderes sein müssen. In seiner großen Gastfreundschaft lädt er sie zu einer “Erfrischung” ein, die aber ein ausgewachsenes Festmahl wird.

Die Art und Weise, wie die drei Männer mit ihm reden, ist außerordentlich seltsam. Man hat den Eindruck, dass einer redet, und dann wieder, dass mehrere reden: “Und der HERR erschien ihm bei den Terebinthen von Mamre, als er bei der Hitze des Tages am Eingang des Zeltes saß. Und er hob seine Augen auf und sah: und siehe, drei Männer standen vor ihm; sobald er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes entgegen und verneigte sich zur Erde und sagte: Herr, wenn ich denn Gunst gefunden habe in deinen Augen, so geh doch nicht an deinem Knecht vorüber! Man hole doch ein wenig Wasser, dann wascht eure Füße, und ruht euch aus unter dem Baum! Ich will indessen einen Bissen Brot holen, dass ihr euer Herz stärkt; danach mögt ihr weitergehen; wozu wäret ihr sonst bei eurem Knecht vorbeigekommen? Und sie sprachen: Tu so, wie du geredet hast!“ (Gen 18,1 ff)

Und dann heißt es weiter:

„Und ‚sie sagten’ zu ihm: Wo ist deine Frau Sara? Und er sagte: Dort im Zelt. Da sprach er: Wahrlich, übers Jahr um diese Zeit ‚komme ich’ wieder zu dir, siehe, dann hat Sara, deine Frau, einen Sohn. Und Sara horchte am Eingang des Zeltes, der hinter ihm war.

Abraham und Sara aber waren alt, hochbetagt; es erging Sara nicht mehr nach der Frauen Weise. Und Sara lachte in ihrem Innern und sagte: Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich noch Liebeslust haben? Und auch mein Herr ist ja alt!

Da sprach der HERR zu Abraham: Warum hat Sara denn gelacht und gesagt: Sollte ich wirklich noch gebären, da ich doch alt bin? Sollte für den HERRN eine Sache zu wunderbar sein? Zur bestimmten Zeit komme ich wieder zu dir, übers Jahr um diese Zeit, dann hat Sara einen Sohn“ Gen 18,9 ff).

Die Kirche hat in dieser Begebenheit mit den drei Männern (Engeln) eine Art Vorbild auf die Heiligste Dreifaltigkeit gesehen. In den ostkirchlichen Ikonen gilt diese sehr häufig dargestellte Szene als „Bild“ der göttlichen Dreieinigkeit. So recht nach ostkirchlicher Art, wo man das Geheimnis gern im Indirekten ausdrückt.

Uns aber ein Hinweis darauf, dass alle theologischen Aussagen, so abstrakt und abgehoben sie manchmal auf den ersten Blick erscheinen, immer auch mit dem gewöhnlichen Leben der Menschen zu tun haben. Und kann man nicht auch im Geheimnis der Dreifaltigkeit das Urbild der menschlichen Familie erkennen?

In der kommenden Woche setzt sich die Reihe der „theologischen Feste“ fort mit dem Fronleichnamsfest – Geheimnis des Glaubens!

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

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Quelle