Ehe und Familie in Casti Connubii und Humanae Vitae

Bild: siehe: katholisch-informiert.ch

Michael F. Hull

Die Kirche hat sich seit jeher mit Ehe und Familie befasst. Die Jahrhunderte hindurch hat sie unbeirrt die Unauflöslichkeit der Ehe verteidigt, unabhängig davon ob diese von sekulären oder religiösen Glauben gefährdet wurde; auch im 19. und 20. Jahrhundert hat sich die Kirche weiterhin für Ehe und Familie eingesetzt. Liest man die Zeichen ihrer Zeit, so haben Papst Pius XI. in Casti Connubii (31.Dezember 1930) und Papst Paul VI. in Humanae Vitae (25.Juli 1968), die Heiligkeit der Ehe und der Familie angesprochen, mit besonderer Hervorhebung der grössten Gefährdung der sie in diesen Zeiten ausgesetzt ist: die künstliche Geburtenkontrolle.

In modernen Zeiten kann die schrittweise Akzeptanz der künstlichen Geburtenkontrolle, die ein Hieb ins Herz von Ehe und Familie ist, an Hand eines Blicks auf die Anglikanische Gemeinschaft erklärt werden. 1908 beschrieb die Lambeth Konferenz der Anglikanischen Bischöfe die künstliche Geburtenkontrolle als „demoralisierend für und entgegengesetzt dem nationalen Wohlergehen“ (Resolution 41; vgl. nr. 42-43). 1930 gestattete die Lambeth Konferenz die Verwendung der künstlichen Geburtenkontrolle, wobei der Einsatz derselben „von christlichen Prinzipien“ bedingt sein sollte (Resolution 15; vgl. nr 13+17), aber Lambeth anerkannte auch, dass die Verwendung von empfängnisverhütenden Mitteln zu mehr Unzucht führen würde und empfahl einen kontrollierten Verkauf davon (Resolution 18). 1959 schliesslich verkündete Lambeth, dass Eltern das Recht und die Verantwortung haben über die Anzahl ihrer Kinder zu entscheiden, unter „weiser Beachtung der Möglichkeiten und Fähigkeiten der Familie, ebenso unter der bedachten Berücksichtigung der verschiedenen Erfordernisse und Probleme der Gesellschaft und der Forderungen zukünftiger Generationen“ (Resolution 115, vgl nr 113). Mit anderen Worten, Lambeth veränderte seine Stellungnahme von einem anfänglichen Verbot der künstlichen Geburtenkontrolle soweit, dass sie praktisch dazu überging sie zu empfehlen. Mutati mutandis , war die Gesellschaft der gleichen Ansicht. In den jeweiligen historischen Zusammenhängen reagierten Pius und Paulus sehr schnell mit der Bekräftigung der unabänderlichen Wahrheit über Ehe und Familie.

Ehe

Die Ehe ist eine göttliche Institution. Pius schreibt: „Wenn nun aber auch die Ehe ihrem Wesen nach von Gott stammt, so hat doch auch der Wille des Menschen, und zwar in hervorragender Weise, seinen Anteil an ihr. Denn die einzelne Ehe entspringt, sofern sie die eheliche Verbindung zwischen diesem Mann und dieser Frau ist, dem freien Jawort der beiden Brautleute.“(CC5) Natürlich ist der freie Wille und die Bereitschaft der Brautleute erforderlich um eine Ehe zu verwirklichen, denn „diese freie Willensentscheidung, durch die jeder Teil das der Ehe eigentümliche Recht gibt und nimmt, ist zu einer wahren Eheschließung derart notwendig, dass sie durch keine menschliche Macht ersetzt werden kann“. (CC6) Paulus schreibt, dass „weit davon entfernt, das bloße Produkt des Zufalls oder Ergebnis des blinden Ablaufs von Naturkräften zu sein, ist die Ehe in Wirklichkeit vom Schöpfergott in weiser Voraussicht so eingerichtet, dass sie in den Menschen seinen Liebesplan verwirklicht. Darum streben Mann und Frau durch ihre gegenseitige Hingabe, die ihnen in der Ehe eigen und ausschließlich ist, nach jener personalen Gemeinschaft, in der sie sich gegenseitig vollenden, um mit Gott zusammenzuwirken bei der Weckung und Erziehung neuen menschlichen Lebens. Darüber hinaus hat für die Getauften die Ehe die hohe Würde eines sakramentalen Gnadenzeichens, und bringt darin die Verbundenheit Christi mit seiner Kirche zum Ausdruck“ (HV8).

Den Hl Augustin zitierend (De Genesi ad litteram, Bd 9, Kap 7, nr 12) identifiziert Pius die drei Gaben der Ehe in der Nachkommenschaft, der ehelichen Treue und in der Gnade des Sakramentes (CC nr10). Die erste und vorrangige Gabe ist die Zeugung von Kindern (CC nr. 11-18; vgl Gen 1:28 und 1 Tim 5:14). Durch die Zeugung der Kinder werden Mann und Frau zu Helfern Gottes in der Fortführung des menschlichen Geschlechts. Sie übernehmen die Aufgabe der Hütung und Erziehung der Kinder. Das edle Wesen der Ehe übergibt Gottes neue Kinder in die Hände der Eltern.

Die zweite Gabe der Ehe ist die gegenseitige Treue der Eheleute (CC19). In der Ehe sind Mann und Frau so eng zu einer Einheit verbunden, dass sie „ein Fleisch“ werden (Matt 19:3-6 und Eph 5:25; Col 3:19 und CC nr 20-30). Paulus sagt über die Ehe: „Weiterhin ist es Liebe, die aufs Ganze geht; jene besondere Form personaler Freundschaft, in der die Gatten alles grossherzig miteinander teilen, weder unberechtigte Vorbehalte machen noch ihren eigenen Vorteil suchen. Wer seinen Gatten wirklich liebt, liebt ihn um seiner selbst willen, nicht nur wegen dessen, was er von ihm empfängt. Und es ist seine Freude, dass er durch seine Ganzhingabe bereichern darf. (HV9)

Die dritte Gabe der Ehe ist die sakramentale Gnade. Christus erhob die Institution der Ehe zum Sakrament, wo diese zwischen zwei getauften Menschen geschlossen wird, – also zu einer heiligenden Gnade und zur Darstellung der Einheit Christi mit der Kirche (vgl CC nr 31-43); und HV nr 8). Wie der Hl Paulus auf Gen 2:24 Bezug nehmend schreibt, „keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis, ich beziehe es auf Christus und die Kirche. (Eph 5:29-32) Und Pius sagt: „Die Gläubigen öffnen sich deshalb von selbst dadurch, dass sie sich aufrichtigen Sinnes das Jawort geben, die Schatzkammer der sakramentalen Gnade, um daraus die übernatürlichen Kräfte zu schöpfen, die sie befähigen, ihre Pflichten und Aufgaben treu, heilig und beharrlich bis zum Tode zu erfüllen.“ (CC 43; vgl HV nr 8+9)

Diese drei Gaben – die Zeugung der Kinder, die eheliche Treue und, für die Getauften, die sakramentale Gnade – sind die untrennbaren und grundlegenden Elemente der Ehe. Da das Thema des Tages weder Treue noch Gnade war, haben Pius und Paulus nocheinaml das Übel der künstlichen Geburtenkontrolle hervorgehoben, die die wichtigste Gabe der Ehe bedroht und zerstört. Noch einmal greift Pius auf den Hl Augustinus zurück, der schreibt: „Geschlechtsverkehr mit dem legitimen Ehegatten ist unrechtmässig und verwerflich wenn die Zeugung der Nachkommenschaft verhindert wird. Onan, der Sohn Judas, tat dies und der Herr tötete ihn dafür“ (De adulteris conjugiis Bd 2, nr.12; vgl Gen 38:8-10; CC nr 55; HV nr 11-14).

Seinen Blick auf Lambeth 1930 und ähnlichen Stellungnahmen richtend, sagt Pius: „Da nun noch vor kurzem einige in offenkundiger Abweichung von der in ununterbrochener Folge von Anfang an überlieferten christlichen Lehre geglaubt haben, amtlich und feierlich über solches Tun anders lehren zu sollen, erhebt die katholische Kirche, von Gott selbst zur Lehrerin und Wächterin der Unversehrtheit und Ehrbarkeit der Sitten bestellt, inmitten dieses Sittenverfalls, zum Zeichen ihrer göttlichen Sendung, um die Reinheit des Ehebundes von solch schimpflicher Makel unversehrt zu bewahren, durch Unseren Mund laut ihre Stimme und verkündet von neuem: Jeder Gebrauch der Ehe, bei dessen Vollzug der Akt durch die Willkür der Menschen seiner natürlichen Kraft zur Weckung neuen Lebens beraubt wird, verstößt gegen das Gesetz Gottes und der Natur, und die solches tun, beflecken ihr Gewissen mit schwerer Schuld“ (CC nr 48). Das Ergebnis dieser schweren Sünde ist die Vereitelung des wahren Ehebundes, und demzufolge, das Ende der Familie.

Die Familie

Auch die Familie ist eine göttliche Institution, denn aus der Ehe heraus entsteht die Familie. Die Familie entsteht durch den Ausdruck der Liebe im Vollzug der Ehe, ein Akt, der immer gleichzeitig vereinend (Liebe) und zeugend (Leben) ist. Sollte im ehelichen Akt entweder die vereinende oder die zeugende Dimension fehlen, so folgen der Zerfall der Ehe und, gezwungenermassen, der Familie. Jede Frustration oder Unterdrückung des Lebens-erzeugenden Potential eines Menschen innerhalb des ehelichen Aktes wirkt sich nicht nur auf die prokreative Dimension der Ehe aus, sondern auch auf die vereinende. „Jede Sünde, die in Bezug auf die Nachkommenschaft begangen wird, ist in gewissem Sinne auch eine Sünde gegen die eheliche Treue, da diese beiden Gaben eng miteinander verbunden sind“ (CC nr 72). Verliert man eine der beiden, so sind beide Gaben verloren.

Die Familie muss sich ganz dem Willen Gottes hingeben, was die Anzahl der Kinder anbelangt, die ihr geschenkt werden. Besonders schädlich ist die Auffassung, der nach eine Familie dem Leben als solches gegenüber offen zu sein hat, dass aber jeder eheliche Akt der Ehegatten dies nicht zu sein braucht. Mit anderen Worten, mehr als durch Abstinenz oder Berücksichtigung der natürlichen biologischen Rhythmen, behindern die Eheleute einen Teil oder ihre gesamten ehelichen Beziehungen durch die künstliche Geburtenkontrolle, sich somit zu Richtern über das Leben erhebend, an Gottes statt. Leider führt eine falsche Prioritätenordnung – die oft mit wirtschaftlichen oder sozialen Sorgen begründet wird, von denen viele missverstandene Forderungen falscher Philosophien und des Säkular-Humanismus sind – dazu, dass die Eheleute vergessen ihre vorrangige Priorität, die Anerkennung ihrer Pflichten vor Gott, dem Richter über das Leben, zu achten. „Daraus folgt, dass sie bei der Aufgabe, das Leben weiterzugeben, keineswegs ihrer Willkür folgen dürfen, gleichsam als hinge die Bestimmung der sittlich gangbaren Wege von ihrem eigenen und freien Ermessen ab. Sie sind vielmehr verpflichtet, ihr Verhalten auf den göttlichen Schöpfungsplan auszurichten, der einerseits im Wesen der Ehe selbst und ihrer Akte zum Ausdruck kommt, den anderseits die beständige Lehre der Kirche kundtut „(HV 10).

Doch die Lehre der Kirche ist unmissverständlich: Jeder einzelne eheliche Akt muss zur Entstehung neuen Lebens führen können. Nur mit dieser Bereitschaft sind die vereinenden und prokreativen Aspekte der Ehe unvergleichlich; nur durch diese Bereitschaft vereinen sich Ehemann und Ehefrau wahrhaft in Gott, auf dass neues Leben in der Welt entstehen kann und die sie verbindende Liebe gestärkt werde, in der Kinder in Heiligkeit und Wahrheit gehütet und erzogen werden.

Nur ein unbedingter Gehorsam der natürlichen Gesetze gewährleistet wahre Ordnung und Wohlergehen der menschlichen Familie und der Gesellschaft insgesamt. Da die einzelnen Familienkerne die Bausteine, ja die Zellen der menschlichen Gesellschaft sind, ebnet ihre Integrität den Weg für und bestimmt das Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft im Allgemeinen. Da die Familie und die menschliche Gesellschaft dem Staat untergeordnet sind, baut auch das Wohlergehen des Staates auf ihnen auf. Das Versagen seitens Familien, Gesellschaften und Staaten in der Beachtung des Naturgesetzes in Bezug auf die Gabe der Zeugung innerhalb der Ehe, führt zur moralischen Dekadenz. Im 21. Jahrhundert ist die trennende Unterscheidung zwischen vereinendem und prokreativem Wesen der menschlichen Sexualität ein vorherrschender Faktor in einer Reihe von moralischen Übeln: Scheidung, Ehebruch, Unzucht, Homosexualität, Sterilisation, Genmanipulation und Mutilation (z.B. in vitro Befruchtungen und menschliches Klonen), Abtreibung und Kindermord (euphemistisch „Teilgeburt-Abtreibung“ genannt). Doch nicht nur diese, denn aus diesen primären Übeln entsteht ein Übermass sekundärer psychologischer und soziologischer Behinderungen, wie Persönlichkeitspaltung, soziale Ausgrenzung, und ein alles umfassendes Gefühl von Ziellosigkeit und Wertlosigkeit im menschlichen Bestehen. Durch die in unserer zeitgenössischen Welt immer grösser werdende Trennung zwischen dem vereinenden und dem prokreativen Aspekt der Ehe, steigert sich das Potential einer moralischen Degeneration exponentiell, jenes von Sodom und Gomorrah übertreffend.

Damit soll jedoch nicht gesagt werden, dass es einfach ist, Gottes Willen zu gehorchen. Die andauernde Tradition der Kirche, durch Pius und Paulus im Wortlaut der Enzykliken festgehalten, anerkennt, dass die Gott-gegebenen Rechte und grossen Verantwortungen eine Herausforderung sind. Die Familie hat das Recht auf die Unterstützung der Gesellschaft und des Staates (CC nr. 69-77; und HV nr. 22+23). Die moralische und konkrete Unterstützung der Gesellschaft und des Staates zugunsten der Familie ist nicht nur eine Angelegenheit von Barmherzigkeit, sondern der Gerechtigkeit. Die Last, die von den Familien bei der Hütung und Erziehung der Kinder getragen wird, ist das einzige Mittel durch das Gesellschaft und Staat eine Zukunft in dieser Welt haben. Und trotz einer so grossen Bürde, die auf ihnen lastet, können die Familien Trost erhalten aus den Worten des Herrn, der sagt „nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht“ (Matth. 11:29-30).

Indem sie unablässig ihre Lehre gegen die künstliche Geburtenkontrolle betont, übt die Kirche einen unermesslichen Dienst zugunsten der Menschheit aus. Die Kirche ist dazu verpflichtet, die ihr anvertraute Wahrheit klar und direkt zu formulieren, einschliesslich jener Wahrheiten, die die Menschen, die guten Willens sind durch den rechten Verstand erfassen können. Paul VI. schreibt, dass „die Kirche aber, die es nicht überrascht, dass sie ebenso wie ihr göttlicher Stifter gesetzt ist „zum Zeichen, dem widersprochen wird“, dennoch zu ihrem Auftrag steht, das gesamte Sittengesetz, das natürliche und evangelische, demütig, aber auch fest zu verkünden. Die Kirche ist ja nicht Urheberin dieser beiden Gesetze; sie kann deshalb darüber nicht nach eigenem Ermessen entscheiden, sondern nur Wächterin und Auslegerin sein; niemals darf sie etwas für erlaubt erklären, was in Wirklichkeit unerlaubt ist, weil das seiner Natur nach dem wahren Wohl des Menschen widerspricht.“ (HV nr 18). Indem die Kirche lehrt, dass die künstliche Geburtenkontrolle „schamlos und lasterhaft“ ist (vgl CC nr 54; HV nr.14) sieht sie sich auch „ebenso wie ihr göttlicher Stifter ‚als Zeichen, dem widersprochen wird’ auf dem Weg zur Verdammnis“ (HV nr 18; vgl. Lukas 2:34) den unsere Welt eingeschlagen hat.

Eigentlich befinden wir uns, am Anfang des 21. Jahrhunderts, vor dem moralischen Ruin. Der grassierende Ungehorsam gegenüber den Gottes- und Naturgesetzen in Bezug auf die künstliche Geburtenkontrolle, fordert Rache. Die Vergehungen gegen Ehe und Familie erschrecken die Struktur unserer menschlichen Gesellschaft. Indem wir die Gottesgabe der Zeugungsfähigkeit missachten, bedrohen wir das Überleben unserer Art. Scott Elder unterstreicht in „Europe’s Baby Bust“ (National Geographic, September 2003), dass der Ansicht der Vereinten Nationen nach „die Bevölkerung Europas in den nächsten fünfzig Jahren um mehr als 90 Milionen Menschen schrumpfen wird, ungefähr die doppelte Anzahl von Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges in der gesamten Welt ihr Leben verloren haben.“ Elder verweist auch darauf, dass Europa, mit einer Fertilitätsquote unter 2,1 – die zur Gewährleistung der Erhaltung der bestehenden Bevölkerung erforderliche Quote – wahrscheinlich einen konstanten globalen demografischen Rückgang verursachen wird: „ eine Entwicklung, die man seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr beobachtete, seit der Zeit des Schwarzen Todes, der Pest“: Heute müssen wir vielleicht mehr denn je die Heiligkeit von Liebe und Leben verkünden um nicht das Schicksal Onans zu erleiden, und zwar nicht durch Gottes, sondern durch unsere eigene Hand.

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Quelle

Der Papstprediger: Ehefrauen sollen Ehemännern nicht gehorchen

Von Marian T. Horvat

Ehemänner, liebt eure Frauen, das ist gut. Ehefrauen, unterzieht euch euren Ehegatten, dies ist unannehmbar. Dies war die revolutionäre Botschaft in einer kürzlichen Predigt des Kapuziner-Paters Raniero Cantalamessa, dem Prediger des Päpstlichen Haushaltes.

Pater Cantalamessa kommentierte die Stellen des heiligen Paulus (Eph. 5:21-32), in dem der Vers enthalten ist, der seit langem Feminist(inn)en aus der Fassung gebracht hat, besonders: „Ehefrauen, seid Euren Männern untertan“ (5:22). Gemäß dem Zenit-Bericht hatte Pater Cantalamessa kein Problem mit den Worten des hl. Paulus, mit welchen er ihnen empfiehlt, ihre Frauen zu lieben: „Dies ist gut.“ Der Haken für den päpstlichen Prediger ist „dass er [der hl. Paulus] den Frauen ebenfalls empfiehlt, untergeben zu sein ihren Gatten, und dies – in einer Gesellschaft, die sich betont (und rechtens) bewusst ist der Ebenbürtigkeit der Geschlechter – scheint unannehmbar (P. Cantalamessa über Eheliche Unterordnung“, Zenit, 25. August 2006).

Er fährt fort und erklärt, dass wir die Stelle nicht wörtlich verstehen müssen, da der hl. Paulus in Bezug auf die Autorität des Ehemanns in der Ehe zum Teil bestimmt ist durch die Mentalität des Zeitalters.“ Cantalamessa löst das Problem, indem er erklärt, dass was Christus und die Apostel wirklich gemeint haben für Ehemänner und -Frauen, bedeutet habe, sich zu lieben und sich gegenseitig unterzuordnen (ibid.).

Nun, diese Interpretation ist frontal gegensätzlich und subversiv zu dem, was die Katholische Kirche konstant und konsistent gelehrt hat seit dem heiligen Paulus und bis zum II. Vatikanum.

Ist ein Aufstand oder Protest gegen Pater Cantalamessa’s Kommentar  bevorstehend? Es sieht nicht darnach aus. In der Tat, diese Schlussfolgerung des päpstlichen Predigers wiederholt in gewisser Hinsicht nur die Lehre Johannes Pauls II. in Seinem Apostolische Brief Mulieris dignitatem (15. August 1988). In ihm erwägte Johanne Paul II, dass der in Frage stehende Vers „Frauen seid euren Männern untertan“ effektiv nichtig gemacht werde durch den vorausgehenden Vers 5:21 „Seid einander untertan aus Verehrung für Christus.“ Dieser sei der vorherrschende Vers der Stelle, bekräftigt Woytyla, so dass die „Unterordnung der Frau unter den Mann in der Ehe im Sinne einer ‚gegenseitigen Unterordnung‘ beider ‚aus Verehrung für Christus‘“ (Nr. 24) verstanden werden müsse. Mit dieser „Bibel-Innovation“ soll die Autorität des Ehemannes über die Frau in der Ehe beseitigt werden.

Dies passt den Feminist(inn)en und der gesamten progressivistischen Agenda sehr gut, die die monarchische Struktur aller traditionellen Institutionen abschaffen möchten. Die Familie, wie die Gesellschaft, würden einen angeblich/vermeintlich gesunden Prozess der Evolution erfahren, weg von der Monarchie und auf die Selbst-Regierung/-Verwaltung hin. Es kann weiter zugegeben werden, dass der Ehemann und die Ehefrau verschiedene komplementäre Rollen haben. Aber unter keinen Umständen soll sich die Frau dem Mann unterziehen, denn dies würde eine Verletzung gegen die Gleichheit der Geschlechter bedeuten, eine moderne Norm, welche die Konzilskirche fördert.

Diese Änderung in der Einstellung jedoch ist ein Aufgeben der Katholischen Tradition und des beständigen Lehrens des Magisteriums.

Die frühere Lehre betonte die Unterordnung der Frau unter ihren Ehemann

Es gibt kaum einen Punkt, auf dem die Kirche mehr beharrte, als dass der Vater das Haupt der Familie ist. Die Autorität des Vaters ist zum Wohle der Familie angeordnet als ein Widerschein der Autorität Gottes. Das Konzil von Trient wiederholte die Lehre der Kirchenväter, indem es unterrichtete, dass der Vater als Haupt der Familie handeln müsse und die Mutter ihm „einen bereitwilligen Gehorsam in allen Dingen erweisen solle, die nicht unvereinbar sind mit der christlichen Frömmigkeit“ („Die Pflichten Verheirateter“, Katechismus des Konzils von Trient).

Vielleicht mit einem Auge auf die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts grollenden feministischen Strömungen, behandelte Papst Leo XIII. die Frage der Autorität in der Ehe gleich in seiner Enzyklika „Arcanum divinae sapientiae“ (10. Februar 1880), indem er die uralte Lehre bestätigte:

„Der Ehemann ist das Oberhaupt der Familie und das Haupt der Ehefrau. Die Ehefrau, weil sie Fleisch von seinem Fleische und Bein von seinem Bein ist, muss ihrem Ehegatten untertänig sein und ihm gehorchen, gewiss nicht als eine Dienstmagd, sondern als eine Gefährtin, so dass ihr Gehorsam weder der Ehre, noch der Würde ermangelt. Da der Ehemann Christus vertritt, und da die Ehefrau die Kirche darstellt, mögen stets in beiden, in ihm, der befielt und ihr, die gehorcht, eine vom Himmel gestütze Liebe vorhanden sein, die beide in ihren jeweiligen Pflichten leitet.“ (Nr. 26)

In seiner Enzyklika „Casti Connubi“ vom 31. Dezember 1930 warnte Papst Pius XI. vor den „falschen Lehrern“, welche im Namen der „menschlichen Würde“ die Ehefrauen überzeugen möchten, den Gehorsam aufzugeben, den sie ihren Ehemännern schuldig sind. „Dies ist nicht Emanzipation, sondern ein Verbrechen“, bekräftigte er betont (Nr. 74). Weiter unterstreicht er, dass die wesentliche Ordnung des Haushaltes sich nicht ändern könne, da sie gegründet ist auf etwas Höherem als menschlichter Autorität und Weisheit, das heißt, der Autorität und der Weisheit Gottes (Nr. 77).

Indem er diese Lehre frontal angreift, verkündet Pater Cantalamessa, dass wir diese Ermahnung zum Gehorsam der Ehefrauen, weil der hl. Paulus „von der Mentalität  seines Zeitalters bestimmt gewesen“ sei, missachten können.

Papst Pius XII. sprach ähnliche Worte der Vorsicht/Warnung, indem katholische Frauen instruierte, „moderne Einflüsse“ zu ignorieren, die ihnen beibringen möchten, sie seien in jeder Hinsicht ebenbürtig ihren Männern. Indem er zu einer Gruppe von Frisch-Verheirateten sprach, sagte er zu ihnen: Ihr seid ebenbürtig in der Würde, doch diese Ebenbürtigkeit schließt nicht eine Hierachie aus, welche den Ehemann als Haupt und die Ehefrau als Untergebene von ihm festsetzt. Diese Hierarchie ist nicht nur nötig, sondern unverzichtbar für die Einheit und das Glück. Katholische Männer und Frauen haben die Pflicht, die sich ändernden gesellschaftlichen Bedingungen, welche die Hierarchie in der Familie unterminieren, zu bekämpfen. („Ansprache an die Neuverheirateten“ vom 10. September 1941 in „Die Frau in der modernen Welt“, herausgegeben von den Mönchen von Solesmes, Boston: St. Paul Editions, 1959, SS 64-6).

Das heißt soviel, dass die immerwährende Lehre der Kirche genau das Gegenteil dessen bekräftigt, was der Kommentar des päpstlichen Predigers aussagt.

Die Hierarchie in der Familie wurde nach dem II. Vatikanum umgestoßen/zerrüttet

Vor Vatikan II sehen wir, dass die Päpste die Wichtigkeit der richtigen Familienordnung behandelten, indem sie die Frauen zu einem gebührenden Gehorsam gegenüber den Ehemännern ermahnten. Sie fürchteten sich nicht, das Wort „Untergebung/Unterordnung“ zu benutzen.

Nach Vatikanum II jedoch haben wir gesehen, wie Johannes Paul II. eine andere, revolutionäre Lehre unterstützte und förderte in „Mulieris dignitatem“. Er und andere Konzilspäpste schwiegen zum Thema Gehorsam der Ehefrauen gegenüber ihren Männern. Ich kenne keinen einzigen Fall von ihnen, dass sie Frauen ermahnt hätten, sich ihren Männern unterzuordnen. Stattdessen beharren sie unveränderlich auf der ebenbürtigen persönlichen Würde der Eheleute. Doch nie ein Wort, das bekräftigen würde, dass die Frau sich ihrem Ehegatten unterordnen sollte.

Vatikan II scheint diese Unterlassung zu legitimieren, weil keines der Dokumente das Thema der Autorität des Ehemannes behandelt. Stattdessen werden Partnerschaft und gleiche persönliche Würde in der Ehe betont. „Gaudium et spes“ beschreibt die Ehe als „ein Abbild und Teilen in der Partnerschaft der Liebe zwischen Christus und der Kirche (Nr. 48) und spricht von der „gleichen persönlichen Würde“ der Eheleute (Nr. 49). So weit ich sehen konnte, gibt es nichts anderes. Es ist eine sehr ernsthafte Unterlassung. Genau zu der Zeit, in der die Revolution versuchte, die traditionelle Hierarchie im Familienleben umzustürzen, scheint Vatikan II diese Haltung unterstützt zu haben.

Was den Katechismus der Katholischen Kirche betrifft, der unter JPII im Jahre 1992 promulgiert wurde, schenkt dieser gleicherweise keine Beachtung der früheren Lehre der Kirche betreffend die Autorität des Vaters in der Familie. Er sagt, dass Männer und Frauen gleich sind als Personen und komplementär als männlich und weiblich. In meiner Sicht ist es eine Sprache, die darauf abzielt, Feminismus und Progressismus zu versöhnen.

All diese post-konziliaren Lehren stehen in völliger Abweichung zum konstanten und gleichförmigen Magisterium der Heiligen Mutter Kirche. In der Tat, sie dienen dazu, die Revolution in der katholischen Gesellschaftslehre zu fördern und bringen das Chaos in die Familie.

Dies ist die Lektion, die wir vom päpstlichen Prediger bekommen.

Marian T. Horvat

Quelle: Papal Preacher: Wives Should Not Obey Husbands

(Aus dem Englischen übersetzt von Paul O. Schenker)