Der selige Alvaro und Gottes Barmherzigkeit

„Zu verzeihen ist etwas Erhabenes. Väter verzeihen und Gott, der unser Vater ist, verzeiht uns.“ So sprach der selige Alvaro über Gottes Barmherzigkeit.

Barmherziger Gott, du hast dem seligen Bischof Alvaro die Gnade gewährt, mit dem Beistand der Jungfrau Maria ein beispielhafter Hirte im Dienst der Kirche und ein Vorbild der Treue als Sohn und Nachfolger des heiligen Josefmaria, des Gründers des Opus Dei, zu sein. Hilf mir, daß auch ich den Anforderungen der christlichen Berufung in Treue nachkomme, indem ich alle Augenblicke und Umstände meines Lebens in Gelegenheiten verwandle, dich zu lieben und dem Reich Christi zu dienen. Gib, dass der selige Alvaro heilig gesprochen wird, und erhöre auf seine Fürsprache meine Bitte… Amen

Vater unser, Gegrüßet seist du Maria, Ehre sei dem Vater.

Es wird gebeten, Gebetserhörungen auf Fürsprache des seligen Alvaro del Portillo dem Büro für Heiligsprechungsverfahren der Prälatur Opus Dei in Deutschland, Stadtwaldgürtel 73, 50935 Köln, mitteilen.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis

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Siehe auch:

Brief von Papst Franziskus zur Seligsprechung von Alvaro del Portillo

The prelature of Opus Dei announced that Bishop Alvaro del Portillo, the successor to Opus Dei founder St. Jose Maria Escriva, will be beatified Sept. 27 in Madrid. He is pictured in an undated photo.(CNS photo/courtesy of Opus Dei Information Office) (Jan. 23, 2014) See ALVARO-BEATIFY Jan. 23, 2014.

Brief von Papst Franziskus an Bischof Javier Echevarría, Prälat des Opus Dei.

SELIGER BISCHOF ALVARO DEL PORTILLO
27. September 2014

 

Lieber Mitbruder,

die Seligsprechung des Dieners Gottes Alvaro del Portillo, der ein treuer Mitarbeiter und der erste Nachfolger des heiligen Josefmaria Escrivá an der Spitze des Opus Dei war, ist eine besondere Freude für alle Angehörigen der Prälatur und natürlich besonders auch für Dich, der Du so viele Jahre lang Zeuge seiner Liebe zu Gott und zu den Menschen, seiner Treue zur Kirche und zu seiner Berufung warst. Auch ich möchte mich mit Eurer Freude verbinden und Gott Dank sagen, der die Kirche mit der Heiligkeit seiner Kinder schmückt.

Die Seligsprechung wird in Madrid stattfinden, der Stadt, in der er geboren wurde und in der er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Hier hat ihn ein schlichtes Familienleben geprägt. Hier hat er sich in der Freundschaft und Hilfsbereitschaft geübt, wenn er in die Stadtviertel ging, um bei der menschlichen und christlichen Bildung von vielen Bedürftigen zu helfen. Und hier fand ein Ereignis statt, das sein weiteres Leben bestimmen sollte: Die Begegnung mit dem heiligen Josefmaria Escrivá, von dem er lernte, sich immer mehr in Christus zu verlieben. Ja, sich in Christus verlieben. Das ist der Weg der Heiligkeit, den jeder Christ nehmen soll: Sich vom Herrn lieben lassen, seiner Liebe das Herz öffnen und zulassen, dass er es ist, der unser Leben leitet.

Gerne erinnere ich an ein kleines Gebet, das der Diener Gottes oft betete, besonders bei persönlichen Feiern und Jahrestagen: „Danke, verzeih mir, hilf mir mehr!“ Es sind Worte, die uns zum Kern seines geistlichen, inneren Lebens und seines Umgangs mit dem Herrn vordringen lassen. Und sie können auch uns einen neuen Anstoß für das eigene christliche Leben geben.

An erster Stelle: Danke! Das ist die unmittelbare und spontane Reaktion der Seele, wenn sie die Güte Gottes spürt. Es kann gar nicht anders sein. Gott ist uns immer voraus. So sehr wir uns auch anstrengen, seine Liebe kommt uns immer zuvor. Zuerst ist es er, der uns zärtlich berührt, nos primerea – er ergreift uns gegenüber die Initiative. Alvaro del Portillo war sich der vielen Talente und Gaben bewusst, die Gott ihm gegeben hatte, und er dankte Gott für diese Erweise seiner väterlichen Liebe. Aber dabei blieb es nicht. Die Anerkennung der Liebe des Herrn weckte in seinem Herzen den Wunsch, ihm hingebungsvoller und großzügiger zu folgen, und den anderen sein Leben lang demütig zu dienen. Besonders ragte seine Liebe zur Kirche hervor. Ihr diente er als der Braut Christi mit ganzem Herzen, frei von jedem Vorteil für sich selbst. Jede Zwietracht mied er, nahm alle herzlich auf und suchte immer das Gute und Positive bei den anderen, das was verbindet, das was aufbaut. Aus seinem Munde kamen keine Klagen oder kritischen Bemerkungen, auch nicht in besonders schwierigen Augenblicken. Er reagierte stets mit Gebet, Verzeihen, Verständnis und aufrichtiger Liebe, so wie er es vom heiligen Josefmaria gelernt hatte.

Verzeih mir! Häufig bekannte er, dass er sich vor Gott mit leeren Händen sah, unfähig seiner Großzügigkeit zu entsprechen. Aber wer seine menschliche Erbärmlichkeit bekennt, hat sich nicht der Verzweiflung überlassen, sondern den Händen Gottes, der Vater ist. Der Diener Gottes Alvaro hat sich der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes geöffnet, die unser Leben erneuern kann. Gottes Liebe demütigt nicht und stürzt uns nicht in Abgründe der Schuld, sondern umarmt uns, hilft uns aus der Niedergeschlagenheit auf und lässt uns wieder entschieden und froh voranschreiten. Der Diener Gottes wusste, wie sehr wir der göttlichen Barmherzigkeit bedürfen, und setzte sich mit all seinen Kräften dafür ein, dass viele Menschen zum Bußsakrament gingen, zum Sakrament der Freude. Wie wichtig ist es, die zärtliche Liebe Gottes zu spüren und zu entdecken, dass stets noch Zeit ist, Gott zu lieben.

Hilf mir mehr! Ja, der Herr lässt uns nie im Stich, immer ist er an unserer Seite, er begleitet uns auf unserem Weg, und Tag für Tag wartet er neu auf unsere Liebe. Seine Gnade wird uns nicht fehlen, und mit seiner Hilfe können wir seinen Namen in die ganze Welt hinaustragen. Das Herz des neuen Seligen drängte der Wunsch, allen Herzen die Gute Nachricht zu bringen. So hat er auf Reisen in viele Länder Initiativen der Evangelisierung vorangebracht. Vor Schwierigkeiten hat er nicht Halt gemacht, denn es war die Liebe zu Gott und zu den Brüdern, die ihn antrieb. Wer tief in Gott verankert ist, der ist auch den Menschen sehr nahe. Um ihnen Christus zu verkünden, ist die erste Bedingung, sie zu lieben, weil Christus sie zuerst liebt. Wir müssen aus unseren Egoismen und unserer Bequemlichkeit herauskommen und unseren Brüdern entgegengehen. Genau dort erwartet uns der Herr. Wir dürfen nicht den Glauben für uns behalten, er ist ein Geschenk, das wir zum Weiterschenken und zum Teilen bekommen haben.

Danke, verzeih mir, hilf mir! In diesen Worten drückt sich die Spannung eines Lebens aus, das ganz auf Gott ausgerichtet ist. Es sind Worte eines Menschen, der von der ganz großen Liebe getroffen wurde und der ganz aus dieser Liebe lebt. Worte eines Menschen, der sehr wohl seine menschlichen Schwächen und Begrenzungen erfahren hat, der aber der Barmherzigkeit Gottes vertraut, und der sich wünscht, dass alle Menschen, seine Brüder, diese Barmherzigkeit ebenso erfahren.

Lieber Mitbruder, der selige Alvaro del Portillo sendet uns eine klare, eindeutige Botschaft. Er sagt uns, dass wir auf den Herrn vertrauen können, der unser Bruder ist, unser Freund, der uns niemals enttäuscht und der immer an unserer Seite ist. Er ermuntert uns, keine Angst zu haben, gegen den Strom zu schwimmen und zu leiden bei der Weitergabe des Evangeliums. Er zeigt uns auch, dass wir in der Einfachheit und Alltäglichkeit unseres Lebens einen sicheren Weg zur Heiligkeit finden können.

Von Herzen bitte ich alle Angehörigen der Prälatur, Priester und Laien, sowie alle, die an ihren Tätigkeiten teilnehmen, für mich zu beten. Zugleich erteile ich ihnen allen meinen Apostolischen Segen.

Jesus segne sie und die Gottesmutter behüte sie.

Mit brüderlichem Gruß,

Franziskus

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Quelle

Siehe ferner:

Des seligen Alvaro del Portillo’s Beitrag zum Zweiten Vatikanischen Konzil

Alvaro del Portillo (mitte) während des Konzils

Alvaro del Portillo (mitte) während des Konzils

Drei Monate nach Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde Álvaro del Portillo von Papst Johannes XXIII. in Privataudienz empfangen. Bald darauf übertrug ihm der Papst verschiedene Aufgaben im Vorfeld des Konzils: Er berief ihn zum Konsultor der Konzilskongregation und zum Präsidenten der Vorbereitungskommission für die Laien.

Sekretär oder Konsultor von fünf Konzilskommisionen

Nach der Eröffnung des Konzils am 11. Oktober 1962 wurde Don Álvaro zum Sekretär der „Kommission für die Disziplin des Klerus und des christlichen Volkes“ sowie zum Konsultor von vier weiteren Konzilskommissionen ernannt. Von nun an verbrachte er einen Großteil seiner Vormittage — und häufig auch die Nachmittage — bei den Vollversamm­lungen und Arbeitssitzungen der verschiedenen Kommissionen.

Da das Opus Dei ihn weiterhin als Generalsekretär brauchte, musste er seine Zeit äußerst diszipliniert einteilen und ausnutzen. Bereits im November 1959 hatte er, um sich für eine „Funkstille“ zu entschuldigen, seiner Schwester geschrieben: „Der Heilige Stuhl hat mir eine neue Aufgabe anvertraut, die mir auch noch die letzte freie Minute nimmt, die ich sonst für meine persönlichen Belange einsetzen könnte“.

Das Abenteur Presbyterorum Ordinis

Vor allem die Arbeit als Kommissionssekretär verlangte große intellektuelle und menschliche Anstrengung. Del Portillo musste als einfacher Priester die insgesamt 70 Kommissionsmit­glieder, alles hochrangige kirchliche und akademische Persönlichkeiten, zu einem Konsens führen. Dank seiner charakteristi­schen Mischung aus Sachverstand, Effizienz, Takt und gewinnendem Wesen gelang es ihm, die oft unterschiedlichen Meinungen getreu wiederzugeben, miteinander in Einklang zu bringen und auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Dabei vermied er jeglichen Protagonismus. Schon bald erwarb er sich an der Kurie den Ruf eines Troubleshooters.

Eine erste Aufgabe der Kommission bestand darin, aus ursprünglich 17 eingegangenen Entwürfen drei Textvorschläge zu erstellen. Danach verfügte jedoch die übergeordnete Koordinierungskommission, diese Entwürfe seien zu einem einzigen Schema zu verschmelzen. Nachdem dies ausgeführt worden war, kam von derselben Kommission wiederum eine ganz neue Anweisung: Der reichhaltige Text sei auf zehn Leitsätze zu komprimieren. Auch diese mühevolle und nahezu unlösbar scheinende Aufgabe führte die von del Portillo koordinierte Kommission aus.

Die Konzilsväter diskutierten den Kurztext vom 13.-15. Oktober 1964 und lehnten ihn als Ganzen, ohne Verbesserungsvorschläge, als ungenügend ab: Ein so wichtiges Thema könne nicht auf so knappem Raum abgehandelt werden.

Del Portillo nahm die Nachricht gelassen, ja mit überzeugter Zustimmung auf. Er selbst erwirkte von den Konzilsmoderatoren die Erlaubnis, ein ausführliches, inhaltlich vollständiges Dokument auszuarbeiten. Die Erlaubnis kam am 27. Oktober, und sogleich folgten intensive Tage, denn das neue Schema musste noch vor Abschluss der dritten Konzilssession am 21. November erstellt werden. Die von del Portillo unverzüglich einberufenen Kommis­sionsmitglieder arbeiteten zeitweise bis zur Erschöpfung; ihre Arbeitstage endeten oft weit nach Mitternacht. Del Portillo selbst hatte nicht nur gleichzeitig noch andere Funktionen auszufüllen, er litt in dieser Zeit auch an einer Bindehaut- und einer Stirnhöhlenentzündung. Dennoch wurde der Text, inklusive Einarbeitung von Vorschlägen der Konzilsväter, in einer Rekordzeit von zwei Wochen fertiggestellt.

Während der letzten Konzilssession wurde der Text ab dem 12. November 1965 wiederum heftig diskutiert und mit zahlreichen Änderungs­wünschen an die Kommission zurückgeschickt. Einmal mehr drängte die Zeit, denn der Abschluss des Konzils war für den 8. Dezember vorgesehen. Die Kommission berücksichtigte die Wünsche in rascher Arbeit. Aber noch immer war man nicht am Ziel, denn danach gingen noch­mals über 10.000 Änderungs­vorschläge ein, die ihrerseits noch eingearbeitet wurden.

Der enorme Einsatz der Kommission wurde belohnt, als bei der letzten Vollversammlung am 7. Dezember 1965 das Dekret Presbyterorum Ordinis mit dem ausgezeichneten Ergebnis von 2.390 gegen 4 Stimmen angenommen wurde.

Viele Einsätze auch nach dem Konzil

Der Hl. Stuhl nahm del Portillos Dienste auch nach dem Konzil in Anspruch. 1966 ernannte er ihn zum Konsultor der nachkonziliaren Kommission über die Bischöfe und die Leitung der Diözesen. Später wurde er Konsultor der Kongregationen für die Glaubenslehre, den Klerus und die Selig- und Heiligsprechungen, sowie auch des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommuni­kationsmittel und der Päpstlichen Kommission für die Revision des Kirchengesetzbuches, die das 1983 in Kraft tretende neue Kirchenrecht erarbeitete. Schließlich war er auch Sekretär der Kommission für die Säkularinstitute.

Seine Erfahrungen aus den Konzilsjahren hielt del Portillo in zwei Publikationen fest: „Gläubige und Laien in der Kirche“, Paderborn 1972 (orig.: „Fieles y laicos en la Iglesia“, Pamplona 1969), und „Escritos sobre el Sacerdocio“, Madrid 1970.

Quellen:

  • Medina Bayo, Javier: Álvaro del Portillo. Un hombre fiel. Rialp, Madrid 20133.
  • Bernal, Salvador: Alvaro del Portillo. An der Seite eines Heiligen. Adamas, Köln 2009.
  • Herranz, Julián: Nei dintorni di Gerico. Ricordi degli anni con san Josemaría & con Giovanni Paolo II. Ares, Mailand 2005.
  • Rahner, Karl/Vorgrimler, Herbert: Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums. 27. Auflage, Freiburg i.Br. 1998.

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Quelle dieses Artikels

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Siehe ferner: