Das Alte Testament als ein Buch verstehen, das von Christus spricht.

BEGEGNUNG MIT DEM KLERUS DER DIÖZESE ROM

„LECTIO DIVINA“ VON BENEDIKT XVI.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Eminenz,
liebe Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst!

Es ist für mich eine sehr freudvolle und auch wichtige Tradition, die Fastenzeit immer mit meinem Klerus, mit den Priestern von Rom beginnen zu können. So können wir als Ortskirche von Rom, aber auch als Weltkirche zusammen mit dem Herrn diesen grundlegenden Weg zur Passion, zum Kreuz aufnehmen: den österlichen Weg.

Dieses Jahr wollen wir über die soeben gelesenen Abschnitte aus dem Brief an die Hebräer nachdenken. Der Verfasser dieses Briefes hat einen neuen Weg eröffnet, um das Alte Testament als ein Buch zu verstehen, das von Christus spricht. Die vorhergehende Tradition hatte Christus vor allem und im wesentlichen in der Perspektive der davidischen Verheißung gesehen, der Verheißung des wahren David, des wahren Salomo, des wahren Königs Israels – des wahren Königs, da er Mensch und Gott ist. Und die Inschrift auf dem Kreuz hatte der Welt in der Tat diese Wirklichkeit verkündet: Jetzt ist der wahre König Israels da, der der König der Welt ist, der König der Juden hängt am Kreuz. Es handelt sich hierbei um die Verkündigung des Königtums Jesu, der Erfüllung der messianischen Erwartung des Alten Testaments, die im Tiefsten des Herzens eine Erwartung aller Menschen ist, die den wahren König erwarten, der Gerechtigkeit, Liebe und Brüderlichkeit schenkt.

Doch der Verfasser des Hebräerbriefs hat eine Schriftstelle entdeckt, die bis zu jenem Moment nicht bemerkt worden war, nämlich Psalm 110,4: »Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.« Das bedeutet, daß Jesus nicht nur die davidische Verheißung erfüllt, die Erwartung des wahren Königs Israels und der Welt, sondern auch die Verheißung des wahren Priesters verwirklicht. In einem Teil des Alten Testaments, vor allem auch in Qumran, gibt es zwei voneinander getrennte Ebenen der Erwartung: der König und der Priester. Als der Verfasser des Hebräerbriefs diesen Vers entdeckt, erkennt er, daß die beiden Verheißungen in Christus vereint sind: Christus ist wahrer König, der Sohn Gottes – nach Psalm 2,7, den er zitiert –, doch er ist auch der wahre Priester.

So findet die gesamte Welt des Kultes, die gesamte Realität der Opfer, des Priestertums, die auf der Suche nach dem wahren Priestertum, dem wahren Opfer ist, in Christus ihren Schlüssel, ihre Erfüllung, und kann mit diesem Schlüssel des Alte Testament neu lesen und zeigen, wie sich gerade auch das kultische Gesetz, das nach der Zerstörung des Tempels aufgehoben war, in Wirklichkeit auf Christus zubewegte; somit ist es nicht einfach aufgehoben, sondern erneuert, verwandelt, da in Christus alles seinen Sinn findet. Das Priestertum tritt nun in seiner Reinheit und tiefen Wahrheit zutage.

Auf diese Weise stellt der Brief an die Hebräer das Thema des Priestertums Christi, den Priester Christus auf drei Ebenen vor: das Priestertum Aarons, das Priestertum des Tempels; Melchisedek; und Christus selbst als der wahre Priester. Auch das Priestertum Aarons – obwohl es sich vom Priestertum Christi unterscheidet, es sozusagen nur eine Suche ist, ein Unterwegssein hin zu Christus – ist dennoch ein »Weg« zu Christus, und bereits in diesem Priestertum zeichnen sich die wesentlichen Elemente ab. Dann Melchisedek – wir werden auf diesen Punkt zurückkommen –, der ein Heide ist. Die heidnische Welt tritt in das Alte Testament ein, sie tut dies in einer geheimnisvollen Gestalt, die keinen Vater und keine Mutter hat, sagt der Hebräerbrief. Sie erscheint einfach, in ihr tritt die wahre Verehrung des allerhöchsten Gottes zutage, des Schöpfers des Himmels und der Erde. So tritt auch aus der heidnischen Welt die Erwartung und die tiefe vorwegnehmende Ankündigung des Geheimnisses Christi hervor. In Christus selbst wird alles zusammengefaßt, gereinigt und zu seinem Ziel, zu seinem wahren Wesen geführt.

Betrachten wir nun, so weit dies möglich ist, die einzelnen Elemente, die das Priestertum betreffen. Aus dem Gesetz, aus dem Priestertum Aarons, lernen wir zwei Dinge, wie uns der Verfasser des Hebräerbriefs sagt: Um wirklich Mittler zwischen Gott und Mensch zu sein, muß ein Priester Mensch sein. Dies ist von grundlegender Bedeutung, und der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um Priester zu sein, um die Sendung des Priesters verwirklichen zu können. Er muß Mensch sein – wir werden auf diesen Punkt zurückkommen –, aber er kann sich nicht selbst zum Mittler gegenüber Gott machen. Der Priester bedarf einer Bevollmächtigung, einer göttlichen Einsetzung, und nur dadurch, daß er beiden Sphären zugehört – der Sphäre Gottes und der des Menschen –, kann er Mittler, kann er »Brücke« sein. Das ist die Sendung des Priesters: diese beiden anscheinend so scharf getrennten Wirklichkeiten, das heißt die Welt Gottes, die fern und dem Menschen oft unbekannt ist, und die menschliche Welt, zusammenzubringen, miteinander zu verbinden. Die Sendung des Priestertums besteht darin, Mittler zu sein, eine Brücke, die verbindet, und auf diese Weise den Menschen zu Gott zu führen, zu seiner Erlösung, zu seinem wahren Licht, zu seinem wahren Leben.

An erster Stelle muß der Priester also auf der Seite Gottes stehen, und allein in Christus ist dieses Bedürfnis, diese Bedingung für die Mittlerrolle voll verwirklicht. Daher war dieses Geheimnis notwendig: der Sohn Gottes wird Mensch, damit es die wahre Brücke, die wahre Vermittlung gibt. Die anderen müssen wenigstens eine Bevollmächtigung durch Gott oder, im Fall der Kirche, durch das Sakrament haben, das heißt: Es ist notwendig, unser Sein in das Sein Christi, in das göttliche Sein einzuführen. Nur durch das Sakrament, durch diesen göttlichen Akt, der uns zu Priestern in der Gemeinschaft mit Christus macht, können wir unsere Sendung erfüllen. Und dies scheint mir für uns ein erster Punkt der Betrachtung zu sein: die Bedeutung des Sakraments. Keiner wird zum Priester aus sich selbst heraus; allein Gott kann mich an sich ziehen, kann mich bevollmächtigen, kann mich in die Teilhabe am Geheimnis Christi hineinnehmen; allein Gott kann in mein Leben eintreten und mich bei der Hand nehmen. Dieser Aspekt des Geschenks, des göttlichen Vorrangs, des göttlichen Wirkens, den nicht wir verwirklichen können, diese unsere Passivität – auserwählt zu sein und von Gott bei der Hand genommen zu werden – ist ein grundlegender Aspekt, in den es einzutreten gilt. Wir müssen immer zum Sakrament zurückkehren, zu diesem Geschenk, in dem Gott mir das gibt, was ich nie geben könnte: die Teilhabe, die Gemeinschaft mit dem göttlichen Sein, mit dem Priestertum Christi.

Machen wir diese Wirklichkeit auch zu einer praktischen Größe unseres Lebens: Wenn dem so ist, dann muß ein Priester wirklich ein Mann Gottes sein, er muß Gott aus der Nähe kennen, und er kennt ihn in Gemeinschaft mit Christus. So müssen wir diese Gemeinschaft leben, und die Feier der heiligen Messe, das Gebet des Breviers, das gesamte persönliche Beten sind Elemente des Mit-Gott-Seins, der Tatsache, Männer Gottes zu sein. Unser Sein, unser Leben, unser Herz müssen in Gott festgemacht werden, in diesem Punkt, aus dem wir nicht herausgehen dürfen; und das verwirklicht und stärkt sich Tag um Tag auch durch kleine Gebete, mit denen wir uns an Gott rückbinden und immer mehr zu Männern Gottes werden, die in seiner Gemeinschaft leben und so von Gott sprechen und zu Gott führen können.

Das zweite Element besteht darin, daß der Priester Mensch sein muß. Mensch in jeder Hinsicht, das heißt er muß eine wahre Menschlichkeit leben, einen wahren Humanismus; er muß eine Erziehung besitzen, eine menschliche Bildung, menschliche Tugenden; er muß seine Intelligenz entfalten, seinen Willen, seine Gefühle, seine Affekte; er muß wirklich Mensch sein, ein Mensch nach dem Willen des Schöpfers, des Erlösers, denn wir wissen, daß das Sein des Menschen verwundet und die Frage »Was ist der Mensch?« von der Tatsache der Sünde verdunkelt ist, die die menschliche Natur bis hinein in ihre Tiefen verletzt hat. So sagt man: »Er hat gelogen«, »das ist doch menschlich«; »er hat gestohlen«, »das ist doch menschlich«; das ist aber nicht das wahre Menschsein. Menschlich sein heißt großherzig sein, gut sein, ein Mensch der Gerechtigkeit, der wahren Umsicht, der Weisheit sein. Mit der Hilfe Christi aus dieser Verfinsterung unserer Natur herauszutreten, um zum wahren Sein des Menschen nach dem Bild Gottes zu gelangen, ist ein lebenslanger Prozeß, der in der Priesterausbildung beginnen, sich dann aber verwirklichen und in unserem ganzen Dasein fortsetzen muß. Ich denke, daß die beiden Dinge grundlegend zusammengehören: Gott gehören und mit Gott sein sowie wahrhaft Mensch sein, im wahren Sinn, den der Schöpfer gewollt hat, da er dieses Geschöpf formte, das wir sind.

Mensch sein: der Brief an die Hebräer stellt unsere Menschlichkeit auf eine Art und Weise heraus, die uns überrascht, denn er sagt: Der Priester muß jemand sein, der fähig ist, »für die Unwissenden und Irrenden Verständnis aufzubringen, da auch er der Schwachheit unterworfen ist« (5,2), und dann in noch sehr viel stärkerer Weise: »Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden« (5,7). Für den Hebräerbrief ist das Mitleid, das Leiden mit den anderen, wesentliches Element unseres Menschseins: das ist die wahre Menschlichkeit. Nicht die Sünde ist dies, da die Sünde nie Solidarität, sondern immer Entsolidarisierung, eine Vereinnahmung des Lebens für sich selbst ist, statt es zu schenken. Die wahre Menschlichkeit besteht darin, wirklich am Leiden des Menschen teilzuhaben, das heißt ein Mensch des Mitleides zu sein – metriopathein sagt der griechische Text –, im Mittelpunkt des menschlichen Leidens stehen, wirklich zusammen mit den anderen ihre Leiden, die Versuchungen dieser Zeit zu tragen: »Gott – wo bist du in dieser Welt?«

Diese Menschlichkeit des Priesters entspricht nicht dem platonischen und aristotelischen Ideal, demzufolge der wahre Mensch der sei, der allein in der Kontemplation der Wahrheit lebt und so selig, glücklich ist, da er nur mit den schönen Dingen freundschaftlichen Umgang pflegt, mit der göttlichen Schönheit, die »Arbeiten« jedoch andere verrichten. Das ist eine Annahme, wohingegen hier davon ausgegangen wird, daß der Priester wie Christus in das menschliche Elend eintritt, es mit sich trägt, zu den leidenden Menschen geht, sich um sie kümmert und sie nicht allein äußerlich, sondern innerlich auf sich nimmt, in sich selbst die »Passion« seiner Zeit, seiner Pfarrei, der ihm anvertrauten Menschen auf sich nimmt. So hat Christus den wahren Humanismus gezeigt. Gewiß ist sein Herz immer in Gott verankert, er sieht immer Gott, er steht immer in einem innigen Gespräch mit ihm, aber gleichzeitig trägt er das ganze Sein, das ganze Leid des Menschen tritt in seine Passion ein. Während er spricht, die Menschen sieht, die klein und ohne Hirten sind, leidet er mit ihnen, und wir Priester dürfen uns nicht in ein »Elysium« zurückziehen, sondern wir sind in die Passion dieser Welt hineingetaucht und müssen mit der Hilfe Christi und in Gemeinschaft mit ihm versuchen, sie zu verwandeln, sie zu Gott zu bringen.

Gerade das muß mit dem folgenden, wirklich anregenden Text gesagt werden: »Er hat mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten… dargebracht« (Hebr 5,7). Damit wird nicht nur die Stunde der Angst auf dem Ölberg angedeutet, sondern die gesamte Leidensgeschichte zusammengefaßt, die das ganze Leben Jesu umfaßt. Tränen: Jesus weinte am Grab des Lazarus, er war wirklich zuinnerst vom Geheimnis des Todes, vom Schrecken angesichts des Todes berührt. Menschen verlieren wie in diesem Fall den Bruder, die Mutter, das Kind, den Freund: der ganze Schrecken des Todes, der die Liebe zerstört, der die Beziehungen zerstört, der ein Zeichen unserer Endlichkeit, unserer Armut ist, wird auf die Probe gestellt, und er tritt bis ins tiefste seiner Seele diesem Geheimnis entgegen, dieser Traurigkeit, die der Tod ist, und weint. Er weint über Jerusalem, da er die Zerstörung der schönen Stadt durch den Ungehorsam sieht; er weint, da er alle Zerstörungen in der Geschichte der Welt sieht; er weint, da er sieht, wie die Menschen sich selbst und ihre Städte in der Gewalt, im Ungehorsam zerstören.

Jesus weint, mit lautem Klagen. Wir wissen aus den Evangelien, daß Jesus vom Kreuz herab gerufen hat; er hat gerufen: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Mk 15,34; vgl. Mt 27,46), und daß er ein weiteres Mal am Ende laut aufgeschrien hat. Und dieser Schrei entspricht einer fundamentalen Dimension der Psalmen: in den schrecklichen Momenten des menschlichen Lebens sind viele Psalmen ein lauter Ruf zu Gott: »Hilf uns, erhöre uns!« Gerade heute haben wir im Brevier in diesem Sinn gebetet: Wo bist du, Gott? »Du gibst uns preis wie Schlachtvieh« (Ps 44,12). Ein Klageruf der leidenden Menschheit! Und Jesus, der das wahre Subjekt der Psalmen ist, bringt diesen Ruf der Menschheit wirklich vor Gott, vor die Ohren Gottes: »Hilf uns und erhöre uns!« Er verwandelt das ganze Leid des Menschen, indem er es auf sich nimmt, in einen Ruf vor Gottes Ohr.

Und so sehen wir, daß er gerade auf diese Weise das Priestertum verwirklicht, die Aufgabe des Mittlers, indem er das Leid und die Passion der Welt in sich trägt, sie in sich aufnimmt und sie in einen an Gott gerichteten Schrei verwandelt, sie vor die Augen und in die Hände Gottes bringt und sie so wirklich zum Augenblick der Erlösung führt.

Tatsächlich sagt der Hebräerbrief (5,7): »Er hat mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten… vorgebracht«. Dabei handelt es sich um eine richtige Übersetzung des Verbums prospherein, das ein im Kult gebrauchtes Wort ist und die Handlung der Aufopferung der menschlichen Gaben an Gott ausdrückt, gerade die Tat der Gabenbereitung, des Opfers. So zeigt er mit diesem kultischen Begriff, der auf die Gebete und Tränen Christi angewandt wird, daß die Tränen Christi, die Angst auf dem Ölberg, der Schrei am Kreuz, all sein Leiden nicht etwas sind, das neben seiner großen Sendung stünde. Gerade auf diese Weise bringt er das Opfer dar, ist er Priester. Der Hebräerbrief sagt uns mit diesem »er hat dargebracht«, prospherein: Das ist die Verwirklichung seines Priestertums, auf diese Weise bringt er die Menschheit zu Gott, so wird er zum Mittler, so wird er Priester.

Wir sagen zu Recht, daß Jesus Gott nicht etwas, sondern daß er sich selbst dargebracht hat, und diese Hingabe seiner selbst verwirklicht sich in dem Mitleiden, welches das Leid der Welt in Gebet und in einen Ruf zum Vater verwandelt. In diesem Sinn beschränkt sich auch unser Priestertum nicht auf die gottesdienstliche Handlung der heiligen Messe, in dem alles in die Hände Christi gelegt wird, sondern unser ganzes Mitleid gegenüber dem Leid dieser Welt, die so fern ist von Gott, ist ein priesterlicher Akt, ein prospherein, ein Aufopfern. In diesem Sinn scheint es mir, daß wir verstehen und lernen müssen, in tieferer Weise die Leiden des seelsorglichen Lebens zu akzeptieren, da eben dies priesterliches Wirken, Vermittlung, Eintreten in das Geheimnis Christi, Kommunikation mit dem Geheimnis Christi ist, was sehr wirklich und wesentlich, existentiell und dann sakramental ist.

In diesem Zusammenhang ist ein zweites Wort wichtig. Es heißt, daß Christus auf diese Weise – durch diesen Gehorsam – zur Vollendung gelangt ist, auf griechisch teleiotheis (vgl. Hebr 5,8–9). Wir wissen, daß das hier benutzte Wort teleion in der gesamten Thora, das heißt in der gesamten Gesetzgebung für den Kult, auf die Priesterweihe verweist. Der Hebräerbrief sagt uns also, daß Jesus gerade durch dieses Tun zum Priester bestellt wurde, daß durch dieses Tun sein Priestertum verwirklicht worden ist. Unsere sakramentale Priesterweihe muß existentiell, aber auch auf christologische Weise verwirklicht und konkretisiert werden, gerade dadurch, daß man die Welt mit Christus und zu Christus trägt, und mit Christus zu Gott: so werden wir wirklich Priester, teleiotheis. Das Priestertum ist somit nicht etwas, das nur auf wenige Stunden beschränkt wäre, sondern es verwirklicht sich im seelsorglichen Leben, in seinen Leiden und Schwächen, in seinen Traurigkeiten und natürlich auch in den Freuden. So werden wir immer mehr zu Priestern in Gemeinschaft mit Christus.

Der Hebräerbrief faßt schließlich dieses ganze Mitleid mit dem Wort hypakoe, »Gehorsam«, zusammen; all dies ist Gehorsam. Das ist ein Wort, das uns in unserer Zeit nicht gefällt. Gehorsam erscheint wie eine Entfremdung, eine unterwürfige Haltung. Man nutzt seine Freiheit nicht, man unterstellt seine Freiheit einem anderen Willen, also ist man nicht mehr frei, sondern von einem anderen bestimmt, wohingegen die Selbstbestimmung, die Emanzipation doch das wahre Menschsein ausmachen würden. Statt des Wortes »Gehorsam« wollen wir als anthropologisches Schlüsselwort die »Freiheit«. Doch betrachten wir dieses Problem aus der Nähe, so sehen wir, daß die beiden Dinge zutiefst miteinander verbunden sind: der Gehorsam Christi ist die Übereinstimmung seines Willens mit dem Willen des Vaters; durch seinen Gehorsam bringt er den menschlichen Willen zum göttlichen Willen, die Angleichung unseres Willens an den Willen Gottes.

In seiner Interpretation des Ölbergs, der gerade im Gebet Jesu zum Ausdruck kommenden Angst – »nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe« – hat der hl. Maximus Confessor diesen Prozeß beschrieben, den Christus in sich als wahrer Mensch, mit der menschlichen Natur, dem menschlichen Willen trägt; in diesem Tun – »nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe« – faßt Jesus den gesamten Prozeß seines Lebens zusammen, das heißt: den Prozeß, das natürliche, menschliche Leben zum göttlichen Leben zu führen und auf diese Weise den Menschen zu verwandeln: Vergöttlichung des Menschen und auf diese Weise Erlösung des Menschen, denn der Wille Gottes ist kein tyrannischer Wille, er ist kein Wille, der außerhalb unseres Seins steht, sondern er ist gerade der schöpferische Wille, er ist gerade der Ort, an dem wir unsere wahre Identität finden.

Gott hat uns geschaffen, und wir sind wir selbst, wenn wir seinem Willen entsprechen; nur so treten wir in die Wahrheit unseres Seins ein und sind nicht entfremdet. Im Gegenteil, die Entfremdung erfolgt gerade dadurch, daß wir aus dem Willen Gottes heraustreten, denn auf diese Weise treten wir aus dem Plan unseres Seins heraus, wir sind nicht mehr wir selbst, sondern stürzen ins Leere. In Wahrheit ist der Gehorsam gegenüber Gott – also die Übereinstimmung, die Wahrheit unseres Seins – die wahre Freiheit, da er Vergöttlichung bedeutet. Indem Jesus den Menschen, das Menschsein in sich und mit sich trägt, in der Übereinstimmung mit Gott, im vollkommenen Gehorsam, also in der vollkommenen Übereinstimmung der beiden Willen, hat er uns erlöst, und die Erlösung ist immer dieser Prozeß, den menschlichen Willen in die Gemeinschaft mit dem göttlichen Willen zu führen. Es handelt sich um einen Prozeß, für den wir jeden Tag beten: »Dein Wille geschehe.« Und wir wollen den Herrn wirklich bitten, daß er uns helfe, zuinnerst zu sehen, daß das die Freiheit ist, und so freudig in diesen Gehorsam einzutreten und den Menschen »aufzunehmen«, um ihn – durch unser Vorbild, durch unsere Demut, durch unser Gebet, durch unser seelsorgliches Handeln – in die Gemeinschaft mit Gott zu bringen.

Liest man weiter, so folgt ein Satz, der schwer zu interpretieren ist. Der Verfasser des Hebräerbriefs sagt, daß Jesus laut, mit Schreien und unter Tränen, Gebete und Bitten vor Gott gebracht hat, der ihn aus dem Tod retten konnte, und daß er aufgrund seiner völligen Hingabe erhört wurde (vgl. Hebr 5,7). Hier würden wir gerne sagen: »Nein, das stimmt nicht, er ist nicht erhört worden, er ist gestorben.« Jesus hat darum gebetet, vom Tod befreit zu werden, doch er ist nicht befreit worden, er ist auf sehr grausame Weise gestorben. Daher hat der große liberale Theologe Harnack gesagt: »Hier fehlt ein ›nicht‹«, es muß heißen: »Er ist nicht erhört worden«, und Bultmann hat diese Interpretation akzeptiert. Doch das ist eine Lösung, die keine Exegese mehr ist, sondern dem Text Gewalt antut. In keiner Handschrift findet sich dieses »nicht«, sondern »er wurde erhört«; wir müssen also verstehen lernen, was dieses »erhört werden« trotz des Kreuzes bedeutet.

Ich sehe drei Ebenen, um diesen Ausdruck zu verstehen. Auf einer ersten Ebene kann man den griechischen Text folgendermaßen übersetzen: »Er ist von seiner Angst erlöst worden«, und in diesem Sinn ist Jesus erhört worden. Es wäre also ein Hinweis auf das, was der hl. Lukas uns berichtet, daß »ihm ein Engel vom Himmel erschien und ihm [neue] Kraft gab« (vgl. Lk 22,43), so daß er nach dem Moment der Angst aufrichtig und furchtlos seiner Stunde entgegengehen konnte, wie uns dies die Evangelien, vor allem das des hl. Johannes, beschreiben. Es wäre die Erhörung in dem Sinne, daß Gott ihm die Kraft gibt, diese ganze Last zu tragen, und daß er so erhört wird. Doch mir scheint, daß diese Antwort nicht ganz ausreichend ist. Erhört werden in einem tieferen Sinne – Pater Vanhoye hat das hervorgehoben – besagt: »Er ist vom Tod erlöst worden«, doch nicht für den Augenblick, für jenen Augenblick, sondern für immer, in der Auferstehung: die wahre Antwort Gottes auf das Gebet, vom Tod erlöst zu werden, ist die Auferstehung, und die Menschheit wird gerade in der Auferstehung vom Tod erlöst, die die wahre Heilung unserer Leiden, des schrecklichen Geheimnisses des Todes ist.

Hier ist bereits eine dritte Verständnisebene gegeben: die Auferstehung Jesu ist nicht nur ein persönliches Ereignis. Mir scheint es hilfreich zu sein, sich den kurzen Text zu vergegenwärtigen, in dem der hl. Johannes im zwölften Kapitel seines Evangeliums stark zusammenfassend das Geschehen vom Ölberg darstellt und erzählt. Jesus sagt: »Jetzt ist meine Seele erschüttert« (Joh 12,27), und in der ganzen Angst auf dem Ölberg, was werde ich da sagen?: »Rette mich aus dieser Stunde, verherrliche deinen Namen« (vgl. Joh 12,27–28). Dasselbe Gebet finden wir bei den Synoptikern: »Wenn es möglich ist, dann rette mich, doch dein Wille geschehe« (vgl. Mt 26,42; Mk 14,36; Lk 22,42), was in der Sprache des Johannes lautet: »Rette mich, verherrliche«. Und Gott antwortet: »Ich habe dich schon verherrlicht und werde dich wieder verherrlichen« (vgl. Joh 12,28). Das ist die Antwort, das göttliche Erhören: ich werde das Kreuz verherrlichen; es ist dies die Gegenwart der göttlichen Herrlichkeit, da es der höchste Akt der Liebe ist. Am Kreuz wird Jesus über die ganze Erde erhöht und zieht die Erde an sich; am Kreuz erscheint jetzt das »Kabod«, die wahre göttliche Herrlichkeit des Gottes, der bis zum Kreuz liebt und so den Tod verwandelt und die Auferstehung schafft.

Das Gebet Jesu ist in dem Sinne erhört worden, daß sein Tod wirklich Leben wird, daß er der Ort wird, von dem aus er den Menschen erlöst, von wo aus er den Menschen an sich zieht. Wenn die göttliche Antwort bei Johannes lautet: »Ich werde dich verherrlichen«, dann bedeutet dies, daß diese Herrlichkeit die ganze Geschichte immer wieder von neuem übersteigt und durchdringt: Von seinem Kreuz aus, das in der Eucharistie gegenwärtig ist, verwandelt er den Tod in Herrlichkeit. Das ist die große Verheißung, die in der heiligen Eucharistie Wirklichkeit wird, die den Himmel immer wieder von neuem öffnet. Diener der Eucharistie zu sein, ist folglich die Tiefe des priesterlichen Mysteriums.

Ein kurzes Wort sei noch zu Melchisedek gesagt. Es handelt sich um eine geheimnisvolle Gestalt, die in Genesis 14 in die biblische Geschichte eintritt: Nach dem Sieg Abrahams über einige Könige erscheint der König von Salem, von Jerusalem, Melchisedek, und bringt Brot und Wein. Eine nicht kommentierte und ein wenig unverständliche Geschichte, die, wie bereits gesagt, erst in Psalm 110 wieder Erwähnung findet, doch man versteht, daß dann das Judentum, die Gnosis und das Christentum tief über dieses Wort nachdenken wollten und ihre Auslegungen hervorgebracht haben. Der Brief an die Hebräer bringt keine Spekulationen vor, sondern berichtet nur, was die Schrift sagt, und das sind verschiedene Elemente: Er ist König der Gerechtigkeit, er wohnt im Frieden, er ist König, von wo der Friede kommt, er verehrt den höchsten Gott und betet ihn an, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und er bringt Brot und Wein (vgl. Heb 7,1–3; Gen 14,18–20). Es wird nicht kommentiert, daß hier der Hohepriester des höchsten Gottes erscheint, König des Friedens, der mit Brot und Wein den Schöpfergott des Himmels und der Erde anbetet. Die Kirchenväter haben hervorgehoben, daß er einer der heiligen Heiden des Alten Testaments ist, und das zeigt, daß auch aus dem Heidentum ein Weg zu Christus führt, und die Kriterien dafür sind: den höchsten Gott, den Schöpfer anbeten, Gerechtigkeit und Frieden pflegen und Gott auf reine Weise verehren. Auf diese Weise, mit diesen grundlegenden Elementen, befindet sich auch das Heidentum auf dem Weg zu Christus, macht es, in gewisser Weise, das Licht Christi gegenwärtig.

Im Römischen Kanon folgt nach der Konsekration das Gebet »supra quae«, das einige vorauskündende Bilder Christi, seines Priestertums und seines Opfers erwähnt: Abel, den ersten Märtyrer, mit seinem Lamm; Abraham, der der Absicht gemäß seinen Sohn Isaak opfert, welcher durch das von Gott geschenkte Lamm ersetzt wird; und Melchisedek, Hoherpriester des höchsten Gottes, der Brot und Wein bringt. Das will besagen, daß Christus die absolute Neuheit Gottes ist und zugleich in der ganzen Geschichte gegenwärtig ist, durch die ganze Geschichte hindurch, und daß sich die Geschichte auf Christus zubewegt. Und nicht nur die Geschichte des auserwählten Volkes, das die wahre, von Gott gewollte Vorbereitung darstellt und in der sich das Geheimnis Christi offenbart, sondern auch vom Heidentum her wird das Geheimnis Christi vorbereitet, gibt es Wege zu Christus, der alles in sich trägt.

Das scheint mir wichtig bei der Feier der Eucharistie: Hier ist das ganze menschliche Gebet gebündelt, die ganze menschliche Sehnsucht, die ganze wahre menschliche Hingabe, die wahre Suche nach Gott, die in Christus endlich ihre Erfüllung findet. Schließlich muß gesagt werden, daß der Himmel jetzt offen ist, der Gottesdienst ist nicht mehr rätselhaft, er besteht nicht mehr aus relativen Zeichen, sondern er ist wahr, weil der Himmel offen ist und nicht etwas dargebracht wird, sondern der Mensch eins mit Gott wird, und das ist der wahre Gottesdienst. So heißt es im Hebräerbrief: »Wir haben einen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel gesetzt hat, … des Heiligtums und des wahren Zeltes, das der Herr selbst aufgeschlagen hat« (vgl. 8,1–2).

Kehren wir zu dem Punkt zurück, daß Melchisedek der König von Salem ist. Die gesamte davidische Tradition hat sich darauf berufen und gesagt: »Hier ist der Ort, Jerusalem ist der Ort des wahren Kultes, die Konzentration des Kultes auf Jerusalem geht schon auf die Zeiten Abrahams zurück, Jerusalem ist der wahre Ort der rechten Verehrung Gottes.«

Machen wir einen neuen Schritt: Das wahre Jerusalem, das »Salem« Gottes, ist der Leib Christi, die Eucharistie ist der Friede Gottes mit dem Menschen. Bekanntlich nennt der hl. Johannes im Prolog die Menschheit Jesu das »Zelt Gottes«, »eskenosen en hemin« (Joh 1,14). Hier hat Gott selbst sein Zelt in der Welt geschaffen, und dieses Zelt, dieses neue, wahre Jerusalem, ist gleichzeitig auf Erden und im Himmel, da dieses Sakrament, dieses Opfer, sich immer unter uns verwirklicht und immer bis zum Thron der Gnade, zur Gegenwart Gottes gelangt. Hier ist das wahre Jerusalem, das gleichzeitig himmlisch und irdisch ist, das Zelt, das der Leib Gottes ist, der als auferstandener Leib immer Leib bleibt und die Menschheit umfaßt und uns gleichzeitig, da es ein auferstandener Leib ist, mit Gott vereint. All das verwirklicht sich immer von neuem in der Eucharistie. Und wir sind als Priester dazu berufen, Diener dieses großen Geheimnisses zu sein, im Sakrament und im Leben. Bitten wir den Herrn, daß er uns dieses Geheimnis immer besser verstehen lasse, daß er uns dieses Geheimnis immer besser leben und so unsere Hilfe anbieten lasse, damit sich die Welt Gott öffne, damit die Welt erlöst werde. Danke.


Der Heilige Vater verwendete als Ausgangstext für seine Lectio Divina die folgenden drei Stellen aus dem Brief des hl. Paulus an die Hebräer:

Heb 5, 1-10
Heb 7, 26-28
Heb 8, 1-2

(L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 5. März 2010 / Nummer 9)

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Quelle

DIE HERMENEUTIK DER HEILIGEN SCHRIFT [der Bibel] IN DER KIRCHE

Aus dem nachsynodalen apostolischen Schreiben
VERBUM DOMINI
Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI.:

Die Kirche als der ursprüngliche Ort der Bibelhermeneutik

29. Ein weiteres großes, während der Synode aufgekommenes Thema, auf das ich jetzt aufmerksam machen möchte, ist die Auslegung der Heiligen Schrift in der Kirche. Gerade durch die innere Verbindung zwischen Wort und Glauben wird deutlich, daß die authentische Bibelhermeneutik nur im kirchlichen Glauben angesiedelt sein kann, der im »Ja« Marias sein Urbild besitzt. Der hl. Bonaventura sagt in diesem Zusammenhang, daß es ohne den Glauben keinen Schlüssel zur Heiligen Schrift gibt: »Das ist die Erkenntnis Jesu Christi, aus der die Sicherheit und das Verständnis der ganzen Heiligen Schrift wie aus einer Quelle hervorgehen. Niemand kann zu ihr vordringen und sie erkennen, wenn er nicht vorher den Glauben besitzt, der Licht, Tor und Fundament der ganzen Heiligen Schrift ist«.[84] Und der hl. Thomas von Aquin sagt unter Berufung auf Augustinus mit Nachdruck: »Auch der Buchstabe des Evangeliums tötet, wenn im Innern die heilsame Gnade des Glaubens fehlt«.[85]

So können wir ein grundlegendes Kriterium der Bibelhermeneutik in Erinnerung rufen: Der ursprüngliche Ort der Schriftauslegung ist das Leben der Kirche. Dies verweist auf den kirchlichen Bezug nicht als äußeres Kriterium, dem die Exegeten sich beugen müssen, sondern es ist ein Erfordernis, das in der Schrift selbst und in der Weise, wie sie sich im Laufe der Zeit herausgebildet hat, liegt. Denn »die Glaubenstraditionen bildeten das lebendige Umfeld, in das sich die literarische Tätigkeit der Verfasser der Heiligen Schrift einfügen konnte. Hierzu gehörten auch das liturgische Leben und die äußere Tätigkeit der Gemeinschaften, ihre geistige Welt, ihre Kultur und ihr geschichtliches Schicksal. Die biblischen Verfasser nahmen an alledem teil. In ähnlicher Weise verlangt also die Auslegung der Heiligen Schrift die Teilnahme der Exegeten am ganzen Leben und Glauben der Glaubensgemeinschaft ihrer Zeit«.[86] »Da die Heilige Schrift in dem Geist gelesen und ausgelegt werden muß, in dem sie geschrieben wurde«,[87] müssen also die Exegeten, die Theologen und das ganze Volk Gottes sie als das betrachten, was sie wirklich ist: als das Wort Gottes, das sich uns durch menschliche Worte mitteilt (vgl. 1Thess2,13). Das ist eine immerwährende, in der Bibel selbst enthaltene Gegebenheit: »Keine Weissagung der Schrift darf eigenmächtig ausgelegt werden; denn niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil ein Mensch es wollte, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben Menschen im Auftrag Gottes geredet« (2Petr 1,20). Im übrigen ist es gerade der Glaube der Kirche, der in der Bibel das Wort Gottes erkennt, wie der hl. Augustinus sehr schön sagt: »Ich würde nicht an das Evangelium glauben, wenn mich nicht die Autorität der katholischen Kirche dazu bewegen würde«.[88] Der Heilige Geist, der das Leben der Kirche beseelt, ist es, der dazu befähigt, die Schriften authentisch auszulegen. Die Bibel ist das Buch der Kirche, und aus ihrem Eingebettetsein im kirchlichen Leben entspringt auch ihre wahre Hermeneutik.

30. Der hl. Hieronymus erinnert daran, daß wir die Schrift niemals alleine lesen können. Wir finden zu viele verschlossene Türen und gleiten leicht in den Irrtum ab. Die Bibel wurde vom Volk Gottes und für das Volk Gottes unter der Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben. Nur in dieser Gemeinschaft mit dem Volk Gottes können wir wirklich mit dem »Wir« in den Kern der Wahrheit eintreten, die Gott selbst uns mitteilen will.[89] Der große dalmatische Gelehrte, für den »Unkenntnis der Schrift Unkenntnis Christi« [90] ist, sagt, daß die Kirchlichkeit der Bibelauslegung kein von außen auferlegter Anspruch ist: Das Buch ist wirklich die Stimme des pilgernden Gottesvolkes, und nur im Glauben dieses Volkes befinden wir uns sozusagen in der richtigen Tonart, um die Heilige Schrift zu verstehen. Eine authentische Auslegung der Bibel muß stets in harmonischer Übereinstimmung mit dem Glauben der katholischen Kirche stehen. Zu einem Priester sagte Hieronymus: »Halte fest an der überlieferten Lehre, in der du unterwiesen wurdest, damit du im Sinne der gesunden Lehre ermahnen und jene widerlegen kannst, die ihr widersprechen«.[91]

Ansätze, die unter Ausklammerung des Glaubens an den heiligen Text herangehen, können zwar interessante Elemente zutage fördern, indem sie auf die Struktur des Textes und seine Formen eingehen, ein solcher Versuch wäre jedoch stets nur vorbereitender Art und vom Aufbau her unvollständig. So hat die Päpstliche Bibelkommission ein in der modernen Hermeneutik allgemein anerkanntes Prinzip wiedergegeben und bekräftigt: »Das richtige Verständnis des biblischen Textes ist nur dem zugänglich, der eine lebendige Beziehung zu dem hat, wovon der Text spricht«.[92] All das unterstreicht die Beziehung zwischen dem geistlichen Leben und der Hermeneutik der Schrift. Denn »mit dem Wachsen des Lebens im Geiste weitet sich bei der Leserschaft das Verständnis der Wirklichkeiten, von denen der biblische Text spricht«.[93] Die Intensität einer authentischen kirchlichen Erfahrung fördert unwillkürlich ein authentisches Glaubensverständnis hinsichtlich des Wortes Gottes, und umgekehrt ist zu sagen, daß das gläubige Lesen der Schrift das kirchliche Leben selbst steigert. Von diesem Ansatz her können wir das bekannte Wort des hl. Gregor des Großen neu erfassen: »Die göttlichen Worte wachsen mit dem, der sie liest«.[94] So bildet und fördert das Hören auf das Wort Gottes die kirchliche Gemeinschaft mit allen, die im Glauben unterwegs sind.

»Die Seele der heiligen Theologie«

31. »Deshalb sei das Studium des heiligen Buches gleichsam die Seele der heiligen Theologie«:[95] Dieses Wort der dogmatischen Konstitution Dei Verbum ist uns in diesen Jahren immer vertrauter geworden. Wir können sagen, daß es in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Zusammenhang mit theologischen und exegetischen Studien oft als Symbol für das neuerliche Interesse an der Heiligen Schrift zitiert wurde. Auch die XII. Versammlung der Bischofssynode hat dieses bekannte Wort oft erwähnt, um auf das Verhältnis hinzuweisen, das in bezug auf den heiligen Text zwischen historischer Forschung und Hermeneutik des Glaubens besteht. In dieser Hinsicht haben die Väter mit Freude das vermehrte Studium des Wortes Gottes in der Kirche innerhalb der letzten Jahrzehnte gewürdigt und ihren herzlichen Dank gegenüber den zahlreichen Exegeten und Theologen ausgedrückt, die durch ihre Hingabe, ihren Einsatz und ihr Fachwissen einen wesentlichen Beitrag zur Vertiefung des Schriftverständnisses geleistet haben und leisten, indem sie sich mit den komplexen Problemen auseinandersetzen, die unsere Zeit der Bibelforschung stellt.[96] Ein aufrichtiger Dank gilt auch den Mitgliedern der Päpstlichen Bibelkommission in all diesen Jahren, die in enger Zusammenarbeit mit der Kongregation für die Glaubenslehre fortwährend ihren fachlich versierten Beitrag leisten, indem sie sich besonderen Fragen widmen, die mit dem Studium der Heiligen Schrift verbunden sind. Darüber hinaus hat die Synode die Notwendigkeit verspürt, sich über den gegenwärtigen Stand der Bibelforschung und ihre Bedeutung im theologischen Bereich Gedanken zu machen. Von der fruchtbaren Beziehung zwischen Exegese und Theologie hängt nämlich ein großer Teil der pastoralen Wirkkraft der Arbeit der Kirche und des geistlichen Lebens der Gläubigen ab. Es ist mir daher wichtig, einige Reflexionen aufzugreifen, die in den Auseinandersetzungen der Synode mit diesem Thema zum Vorschein gekommen sind.

Entwicklung der Bibelforschung und kirchliches Lehramt

32. Zunächst muß der Nutzen anerkannt werden, der dem Leben der Kirche aus der historisch-kritischen Exegese und den anderen Methoden der Textanalyse, die in jüngerer Zeit entwickelt wurden, erwachsen ist.[97] Für die katholische Sichtweise der Heiligen Schrift ist die Berücksichtigung dieser Methoden unverzichtbar und mit dem Realismus der Inkarnation verbunden: »Diese Notwendigkeit ergibt sich aus dem christlichen Prinzip, das wir in Joh 1,14 finden: Verbum caro factum est. Das historische Faktum ist eine Grunddimension des christlichen Glaubens. Die Heilsgeschichte ist keine Mythologie, sondern wirkliche Geschichte und muß deshalb mit den Methoden ernsthafter Geschichtswissenschaft untersucht werden«.[98] Die Bibelforschung verlangt daher die Kenntnis und den rechten Gebrauch dieser Forschungsmethoden. Obgleich sich in der Moderne die Sensibilität dafür in der Forschung stärker entwickelt hat – wenn auch nicht überall in gleichem Maße –, gab es doch in der gesunden kirchlichen Überlieferung stets eine Liebe zum Studium des »Buchstabens«. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die monastische Kultur, der wir letztlich die Grundlage der europäischen Kultur verdanken und an deren Wurzel das Interesse am Wort steht. Zum Verlangen nach Gott gehört die Liebe zum Wort in all seinen Dimensionen: »Weil im biblischen Wort Gott unterwegs ist zu uns und wir zu ihm, darum muß man lernen, in das Geheimnis der Sprache einzudringen, sie in ihrem Aufbau und in der Weise ihres Ausdrucks zu begreifen. So werden gerade durch die Gottsuche die profanen Wissenschaften wichtig, die uns den Weg zur Sprache zeigen«.[99]

33. Das lebendige Lehramt der Kirche, dessen Aufgabe es ist, »das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes verbindlich zu erklären«,[100] hat in kluger und ausgewogener Weise dazu beigetragen, die richtige Haltung hinsichtlich der Einführung neuer Methoden der historischen Analyse zu finden. Ich beziehe mich insbesondere auf die Enzykliken Providentissimus Deus von Papst Leo XIII. und Divino afflante Spiritu von Papst Pius XII. Mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. hat die Bedeutung dieser Dokumente für die Exegese und die Theologie anläßlich der Feier des 100. bzw. des 50. Jahrestages ihrer Promulgation in Erinnerung gerufen.[101] Durch den Beitrag von Papst Leo XIII. konnte die katholische Interpretation der Bibel vor den Angriffen des Rationalismus bewahrt werden, ohne einen Rückzug in einen geistlichen, unhistorischen Sinn vorzunehmen. Er lehnte die wissenschaftliche Kritik nicht ab, sondern mißtraute nur »vorgefaßten Meinungen, die angeblich eine wissenschaftliche Grundlage haben, in Wirklichkeit jedoch unterschwellig den Bereich der Wissenschaft überschreiten«.[102] Papst Pius XII. sah sich hingegen den Angriffen der Anhänger einer sogenannten mystischen Exegese ausgesetzt, die jeden wissenschaftlichen Ansatz ablehnte. Die Enzyklika Divino afflante Spiritu hat mit großer Feinfühligkeit vermieden, die Vorstellung einer Dichotomie zwischen der »wissenschaftlichen Exegese« für den apologetischen Gebrauch und der »dem internen Gebrauch vorbehaltenen geistlichen Interpretation«, zu erzeugen. Vielmehr spricht sie sowohl von der »theologischen Tragweite des methodisch definierten wörtlichen Sinnes« als auch von der Zugehörigkeit der »Bestimmung des geistlichen Sinnes … zum Bereich der wissenschaftlichen Exegese«.[103] Auf diese Weise lehnen beide Dokumente einen »Bruch zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen, zwischen der wissenschaftlichen Forschung und der Sicht des Glaubens, zwischen dem wörtlichen Sinn und dem geistlichen Sinn« ab.[104] Dieses Gleichgewicht floß später in das Dokument der Päpstlichen Bibelkommission von 1993 ein: »Die katholischen Exegeten dürfen bei ihrer Interpretationsarbeit nie vergessen, daß sie das Wort Gottes auslegen. Ihr gemeinsamer Auftrag ist noch nicht beendet, wenn die Quellen unterschieden, die Gattungen bestimmt und die literarischen Ausdrucksmittel erklärt sind. Das Ziel ihrer Arbeit ist erst erreicht, wenn sie den Sinn des biblischen Textes als gegenwartsbezogenes Wort Gottes erfaßt haben«.[105]

Die Bibelhermeneutik des Konzils: Eine zu übernehmende Anleitung

34. Vor diesem Horizont kann man die großen Auslegungsprinzipien der katholischen Exegese, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil – besonders in der dogmatischen Konstitution Dei Verbum – dargelegt wurden, um so mehr würdigen: »Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat, muß der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte«.[106] Einerseits hebt das Konzil als wesentliche Elemente zur Erfassung der Aussageabsicht des heiligen Autors die Untersuchung der literarischen Gattungen und die Kontextualisierung hervor. Da aber andererseits die Schrift in demselben Geist ausgelegt werden muß, in dem sie geschrieben wurde, führt die dogmatische Konstitution drei grundlegende Kriterien an, die dazu dienen, die göttliche Dimension der Bibel zu berücksichtigen: 1) Auslegung des Textes mit Rücksicht auf die Einheit der ganzen Schrift – das wird heute kanonische Exegese genannt, 2) Berücksichtigung der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche, und schließlich 3) Beachtung der Analogie des Glaubens. »Nur dort, wo beide methodologische Ebenen, die historisch-kritische und die theologische, berücksichtigt werden, kann man von einer theologischen Exegese sprechen, die allein der Heiligen Schrift angemessen ist«.[107]

Zu Recht haben die Synodenväter gesagt, daß das positive Ergebnis der Anwendung der modernen historisch-kritischen Forschung nicht zu leugnen ist. Während jedoch die heutige akademische – auch die katholische – Exegese im Bereich der historisch-kritischen Methode, einschließlich der in jüngerer Zeit vorgenommenen Ergänzungen, auf hohem Niveau arbeitet, ist ein entsprechendes Studium der theologischen Dimension der biblischen Texte einzufordern, damit die Vertiefung gemäß der drei von der dogmatischen Konstitution Dei Verbum angegebenen Elemente voranschreitet.[108]

Die Gefahr des Dualismus und die säkularisierte Hermeneutik

35. In diesem Zusammenhang muß auf die große Gefahr eines Dualismus hingewiesen werden, der heute bei der Beschäftigung mit der Heiligen Schrift aufkommt. Wenn zwischen den beiden Ansatzebenen unterschieden wird, so geschieht dies keinesfalls in der Absicht, sie voneinander zu trennen, noch sie gegeneinander auszuspielen oder sie auch einfach nur nebeneinanderzustellen. Allein in gegenseitiger Abhängigkeit sind sie sinnvoll. Eine Trennung zwischen ihnen, die zu nichts führt, läßt leider nicht selten Exegese und Theologie einander fremd erscheinen, »selbst auf höchster akademischer Ebene«.[109] Ich möchte hier auf die in besonderer Weise besorgniserregenden Folgen hinweisen, die vermieden werden müssen.

a) Zunächst, wenn die Exegese nur auf die erste Ebene reduziert wird, dann wird die Schrift selbst zu einem Buch der Vergangenheit, »aus dem man wohl moralische Erkenntnisse ziehen und die Geschichte erfahren kann, aber das Buch als solches spricht nur von der Vergangenheit und es handelt sich um eine nicht wirklich theologische, sondern eine rein historiographische Exegese, Geschichte der Literatur«.[110] In einer solchen Verkürzung wird das Ereignis der Offenbarung Gottes durch sein Wort, das in der lebendigen Überlieferung und in der Schrift an uns weitergegeben wird, natürlich in keiner Weise verständlich.

b) Das Fehlen einer Hermeneutik des Glaubens in bezug auf die Schrift zeigt sich außerdem nicht nur in Form einer Abwesenheit, sondern an ihre Stelle tritt unvermeidlich eine andere Hermeneutik – eine positivistische, säkularisierte Hermeneutik, deren grundlegender Schlüssel die Überzeugung ist, daß das Göttliche sich in der Menschheitsgeschichte nicht zeigt. Dieser Hermeneutik zufolge muß dann, wenn ein göttliches Element vorhanden zu sein scheint, dieses auf andere Weise erklärt und alles auf das menschliche Element reduziert werden. Infolgedessen werden Auslegungen vorgelegt, die die Historizität der göttlichen Elemente leugnen.[111]

c) Eine solche Haltung muß unweigerlich dem Leben der Kirche Schaden zufügen, da sie Zweifel aufkommen läßt an den wesentlichen Geheimnissen des Christentums und ihrem historischen Wert, wie zum Beispiel die Einsetzung der Eucharistie und die Auferstehung Christi. Damit wird nämlich eine philosophische Hermeneutik aufgezwungen, die die Möglichkeit, daß das Göttliche in die Geschichte eintritt und in ihr gegenwärtig ist, leugnet. Die Übernahme einer solchen Hermeneutik in die theologischen Studien führt unvermeidlich zu einem heftigen Dualismus zwischen der Exegese, die nur auf der ersten Ebene stattfindet, und der Theologie, die in eine Spiritualisierung des Schriftsinnes abdriftet, die das historische Wesen der Offenbarung nicht berücksichtigt.

All das kann sich auch auf das geistliche Leben und auf die Seelsorge nur negativ auswirken: »Die Abwesenheit dieser zweiten methodologischen Ebene hat einen tiefen Graben zwischen der wissenschaftlichen Exegese und der lectio divina aufgerissen. So kommt es auch gerade deshalb manchmal zu Ratlosigkeit bei der Vorbereitung der Homilien«[112]. Außerdem muß darauf hingewiesen werden, daß dieser Dualismus manchmal dem intellektuellen Ausbildungsweg sogar einiger Priesteramtskandidaten Unsicherheit und wenig Standfestigkeit verleiht.[113] »Wo die Exegese nicht Theologie ist, kann die Heilige Schrift nicht die Seele der Theologie sein und umgekehrt, wo die Theologie nicht wesentlich Auslegung der Schrift in der Kirche ist, hat die Theologie kein Fundament mehr«.[114] Es ist daher unbedingt notwendig, den Hinweisen der dogmatischen Konstitution Dei Verbum in diesem Zusammenhang wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Glaube und Vernunft im Zugang zur Schrift

36. Zu einem umfassenderen Verständnis der Exegese und somit ihrer Beziehung zur gesamten Theologie kann, glaube ich, das beitragen, was in diesem Zusammenhang Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika Fides et ratio geschrieben hat. Er sagte nämlich: »Nicht unterschätzt werden darf zudem die Gefahr, die der Absicht innewohnt, die Wahrheit der Heiligen Schrift von der Anwendung einer einzigen Methode abzuleiten, und dabei die Notwendigkeit einer Exegese im weiteren Sinn außer acht läßt, die es erlaubt, zusammen mit der ganzen Kirche zum vollen Sinn der Texte zu gelangen. Alle, die sich dem Studium der Heiligen Schriften widmen, müssen stets berücksichtigen, daß auch den verschiedenen hermeneutischen Methoden eine philosophische Auffassung zugrunde liegt: sie gilt es vor ihrer Anwendung auf die heiligen Texte eingehend zu prüfen«.[115]

Diese weitblickenden Überlegungen machen deutlich, daß im hermeneutischen Zugang zur Heiligen Schrift die richtige Beziehung zwischen Glaube und Vernunft auf dem Spiel steht. Die säkularisierte Hermeneutik der Heiligen Schrift wird ja von einer Vernunft betrieben, die sich grundsätzlich der Möglichkeit verschließen will, daß Gott in das Leben der Menschen eintritt und in menschlichen Worten zu den Menschen spricht. Auch in diesem Fall gilt also die Aufforderung, den Horizont der eigenen Rationalität zu erweitern.[116] Bei der Anwendung von Methoden zur historischen Analyse muß man es daher vermeiden, gegebenenfalls vorhandene Kriterien zu übernehmen, die die Offenbarung Gottes im Leben der Menschen von vornherein ausschließen. Die Einheit der beiden Interpretationsebenen der Heiligen Schrift setzt letztlich eine Harmonie von Glauben und Vernunft voraus. Einerseits bedarf es eines Glaubens, der eine angemessene Beziehung zur rechten Vernunft unterhält und daher niemals zum Fideismus verkommt, der fundamentalistische Auslegungen der Schrift unterstützen würde. Andererseits bedarf es einer Vernunft, die sich bei der Untersuchung der in der Bibel vorhandenen historischen Elemente offen zeigt und nicht von vornherein alles zurückweist, was über den eigenen Maßstab hinausgeht. Im Übrigen muß sich die Religion des fleischgewordenen Logos dem Menschen, der aufrichtig nach der Wahrheit und nach dem endgültigen Sinn seines Lebens und der Geschichte sucht, als zutiefst vernünftig erweisen.

Wörtlicher Sinn und geistlicher Sinn

37. Wie die Synodenversammlung gesagt hat, ergibt sich ein wichtiger Beitrag zur Wiedererlangung einer angemessenen Schrifthermeneutik auch aus dem erneuten Hören auf die Kirchenväter und ihren exegetischen Ansatz.[117] Tatsächlich besitzt die Theologie der Kirchenväter noch heute großen Wert, weil in ihrem Mittelpunkt das Studium der Heiligen Schrift in ihrer Ganzheit steht. Die Väter sind nämlich zunächst einmal und im wesentlichen »Kommentatoren der Heiligen Schrift«.[118] Ihr Vorbild kann »die modernen Exegeten einen wirklich religiösen Zugang zur Heiligen Schrift sowie eine Auslegung lehren, die stets dem Kriterium der Gemeinschaft mit der Erfahrung der Kirche folgt, die vom Heiligen Geist geleitet in der Geschichte unterwegs ist«.[119]

Auch wenn die patristische und mittelalterliche Tradition natürlich nicht die philologischen und historischen Ressourcen besaß, die der modernen Exegese zur Verfügung stehen, erkannte sie doch die verschiedenen Sinngehalte der Schrift, angefangen beim wörtlichen; es ist »der durch die Worte der Schrift bezeichnete und durch die Exegese, die sich an die Regeln der richtigen Textauslegung hält, erhobene Sinn«.[120] Thomas von Aquin sagt zum Beispiel: »Alle Sinngehalte [der Heiligen Schrift] gründen auf dem wörtlichen«.[121] Man muß sich jedoch stets bewußt sein, daß zur Zeit der Kirchenväter und im Mittelalter jede Form der Exegese, auch die wörtliche, auf der Grundlage des Glaubens betrieben wurde und nicht unbedingt zwischen wörtlichem Sinn und geistlichem Sinn unterschieden wurde. In diesem Zusammenhang sei an das klassische Distichon erinnert, das die Beziehung zwischen den verschiedenen Sinngehalten der Schrift zum Ausdruck bringt:

»Littera gesta docet, quid credas allegoria,
Moralis quid agas, quo tendas anagogia.
Der Buchstabe lehrt die Ereignisse; was du zu glauben hast, die Allegorie;
die Moral, was du zu tun hast; wohin du streben sollst, die Anagogie«.[122]

Wir sehen hier die Einheit und die Unterscheidung von wörtlichem Sinn und geistlichem Sinn, wobei sich dieser wiederum in drei Sinngehalte unterteilt, mit denen die Inhalte des Glaubens, der Moral und der eschatologischen Spannung umschrieben werden.

Letztendlich erkennen wir den Wert und die Notwendigkeit der historisch-kritischen Methode trotz ihrer Grenzen an und lernen gleichzeitig von der patristischen Exegese: »Man ist der Absicht der biblischen Texte nur in dem Maß treu, in dem man versucht, durch ihre Formulierungen hindurch die Wirklichkeit des Glaubens zu erreichen, die in ihnen zur Sprache kommt, und diese mit der Glaubenserfahrung der heutigen Zeit verbindet«.[123] Nur aus dieser Perspektive heraus kann man erkennen, daß das Wort Gottes lebendig ist und sich in der Gegenwart unseres Lebens an jeden Menschen richtet. In diesem Sinne behält das, was die Päpstlichen Bibelkommission gesagt hat, volle Gültigkeit: Sie definiert den geistlichen Sinn dem christlichen Glauben entsprechend als den Sinn, »den die biblischen Texte ausdrücken, wenn sie unter dem Einfluß des Heiligen Geistes im Kontext des österlichen Mysteriums Christi und des daraus folgenden neuen Lebens gelesen werden. Diesen Kontext gibt es tatsächlich. Das Neue Testament erkennt darin die Erfüllung der Schriften. So ist es natürlich, die Schriften im Lichte dieses neuen Kontextes zu lesen, der das Leben im Heiligen Geiste ist«.[124]

Die Notwendigkeit der Überschreitung des »Buchstabens«

38. Wenn die Gliederung zwischen den verschiedenen Sinngehalten der Schrift festgestellt wird, ist es also entscheidend, den Übergang vom Buchstaben zum Geist zu erfassen. Dieser Übergang findet nicht automatisch und von sich aus statt; vielmehr bedarf es einer Überschreitung des Buchstabens: »Denn das Wort Gottes selber ist nie einfach schon in der reinen Wörtlichkeit des Textes da. Zu ihm zu gelangen verlangt eine Transzendierung und einen Prozeß des Verstehens, der sich von der inneren Bewegung des Ganzen leiten läßt und daher auch ein Prozeß des Lebens werden muß«.[125] So entdecken wir, warum ein authentischer Interpretationsprozeß niemals nur ein intellektueller Prozeß ist, sondern auch ein Prozeß des Lebens, der das volle Eingebundensein in das kirchliche Leben als ein »vom Geist geleitetes« Leben (vgl. Gal 5,16) verlangt. Auf diese Weise werden die in Nr. 12 der dogmatischen Konstitution Dei Verbum hervorgehobenen Kriterien deutlicher: Eine solche Transzendierung kann im einzelnen literarischen Fragment nur in Beziehung zur Gesamtheit der Schrift stattfinden. Es ist ja ein einziges Wort, zu dem hin die Überschreitung erfolgen soll. Diesem Prozeß wohnt eine Dramatik inne, denn im Prozeß der Transzendierung hat der Übergang, der in der Kraft des Heiligen Geistes geschieht, unvermeidlich auch mit der Freiheit eines jeden Menschen zu tun. Der hl. Paulus hat diesen Übergang in seinem eigenen Leben in ganzer Fülle erfahren. Was die Überschreitung des Buchstabens und sein Verstehen allein vom Ganzen her bedeutet, hat er drastisch ausgedrückt in dem Satz: »Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig« (2Kor 3,6). Der heilige Paulus entdeckt, daß der »freimachende Geist einen Namen hat und so die Freiheit ein inneres Maß: „Der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2Kor 3,17). Der befreiende Geist ist nicht einfach die eigene Idee, die eigene Ansicht des Auslegers. Der Geist ist Christus, und Christus ist der Herr, der uns den Weg zeigt«.[126] Wir wissen, wie auch für den hl. Augustinus dieser Übergang dramatisch und befreiend zugleich war. Er glaubte an die Schrift, die ihm zunächst so uneinheitlich und manchmal ungeschliffen vorgekommen war, eben aufgrund dieser Transzendierung, die er vom hl. Ambrosius durch die typologische Auslegung lernte, für die das gesamte Alte Testament ein Weg auf Christus hin ist. Für Augustinus hat die Überschreitung des Buchstabens den Buchstaben selbst glaubwürdig gemacht und ihm ermöglicht, endlich die Antwort zu finden auf die tiefste Unruhe seines Herzens, das nach der Wahrheit dürstete.[127]

Die innere Einheit der Bibel

39. In der Schule der großen Überlieferung der Kirche lernen wir, im Übergang vom Buchstaben zum Geist auch die Einheit der ganzen Schrift zu erfassen, denn das Wort Gottes, das unser Leben hinterfragt und es ständig zur Umkehr aufruft, ist eines.[128] In diesem Zusammenhang werden wir sicher geleitet durch die Worte von Hugo von Sankt Viktor: »Die ganze göttliche Schrift bildet ein einziges Buch, und dieses einzige Buch ist Christus, spricht von Christus und findet in Christus seine Erfüllung«.[129] Gewiß, unter rein geschichtlichem oder literarischem Gesichtspunkt ist die Bibel nicht einfach nur ein Buch, sondern eine Sammlung literarischer Texte, deren Abfassung sich über mehr als ein Jahrtausend erstreckte und deren einzelne Bücher nicht leicht als Teile einer inneren Einheit erkennbar sind; es bestehen sogar sichtbare Spannungen zwischen ihnen. Das gilt bereits innerhalb der Bibel Israels, die wir Christen als das Alte Testament bezeichnen. Es gilt noch mehr, wenn wir als Christen das Neue Testament und seine Schriften gleichsam als hermeneutischen Schlüssel mit der Bibel Israels verknüpfen und sie so als Weg zu Christus auslegen. Im Neuen Testament wird der Ausdruck »die Schrift« (vgl. Röm 4,3; 1Petr 2,6) normalerweise nicht verwendet, sondern vielmehr »die Schriften« (vgl. Mt 21,43; Joh 5,39; Röm 1,2; 2Petr 3,16), die freilich zusammen dann doch als das eine Wort Gottes an uns angesehen werden.[130] Daraus wird deutlich, daß es die Person Christi ist, die allen »Schriften« in dem Bezug auf das eine »Wort« Einheit verleiht. So versteht man die Aussage in Nr. 12 der dogmatischen Konstitution Dei Verbum, die auf die innere Einheit der ganzen Bibel als entscheidendes Kriterium für eine korrekte Hermeneutik des Glaubens verweist.

Die Beziehung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament

40. Unter dem Gesichtspunkt der Einheit der Schriften in Christus müssen sich sowohl die Theologen als auch die Seelsorger der Beziehungen zwischen dem Alten und dem Neuen Testament bewußt sein. Vor allem ist eindeutig, daß das Neue Testament selbst das Alte Testament als Wort Gottes anerkennt und somit die Autorität der Heiligen Schriften des jüdischen Volkes aufgreift.[131] Es erkennt sie implizit an, indem es dieselbe Ausdrucksweise verwendet und oft auf Stellen aus diesen Schriften anspielt. Es erkennt sie explizit an, indem es viele Stellen zitiert und zur Argumentation heranzieht. Die auf den Texten des Alten Testaments gründende Argumentation stellt so im Neuen Testament einen entscheidenden Wert dar, der jenen einfacher menschlicher Beweisführungen übersteigt. Im vierten Evangelium sagt Jesus in diesem Zusammenhang, daß »die Schrift nicht aufgehoben werden kann« (Joh 10,35), und der hl. Paulus präzisiert im besonderen, daß die Offenbarung des Alten Testaments für uns Christen auch weiterhin gilt (vgl. Röm 15,4; 1Kor 10,11).[132] Außerdem bekräftigen wir, »daß Jesus von Nazaret ein Jude war und das Heilige Land das Mutterland der Kirche ist«;[133] die Wurzel des Christentums liegt im Alten Testament, und das Christentum nährt sich stets aus dieser Wurzel. Daher hat die gesunde christliche Lehre stets jede Form des Markionismus abgelehnt, der immer wiederkehrt und auf verschiedene Weise dazu neigt, das Alte und das Neue Testament einander entgegenzusetzen.[134]

Außerdem sagt das Neue Testament selbst, daß es mit dem Alten übereinstimmt, und verkündet, daß im Geheimnis des Lebens, des Todes und der Auferstehung Christi die Heiligen Schriften des jüdischen Volkes ihre vollkommene Erfüllung gefunden haben. Es muß jedoch angemerkt werden, daß der Begriff der Erfüllung der Schriften komplex ist, da er eine dreifache Dimension beinhaltet: den grundlegenden Aspekt der Kontinuität mit der Offenbarung des Alten Testaments, einen Aspekt des Bruches sowie einen Aspekt der Erfüllung und Überwindung. Das Geheimnis Christi steht in einer Kontinuität der Absicht zum Opferkult des Alten Testaments; es hat sich jedoch auf eine ganz andere Weise verwirklicht, die vielen Verheißungen der Propheten entspricht, und hat so eine nie dagewesene Vollkommenheit erlangt. Das Alte Testament ist nämlich voller Spannungen zwischen seinen institutionellen und seinen prophetischen Gesichtspunkten. Das Ostergeheimnis Christi, hingegen, stimmt – wenn auch in unvorhersehbarer Weise – mit den Prophezeiungen und dem vorausweisenden Aspekt der Schriften vollkommen überein; dennoch weist es deutliche Gesichtspunkte einer Diskontinuität zu den Institutionen des Alten Testaments auf.

41. Diese Überlegungen zeigen die unersetzliche Bedeutung des Alten Testaments für die Christen auf, heben aber zugleich die Originalität der christologischen Auslegung hervor. Schon zur Zeit der Apostel und dann in der lebendigen Überlieferung wurde die Einheit des göttlichen Plans in den beiden Testamenten von der Kirche durch die Typologie verdeutlicht, die nicht willkürlicher Art ist, sondern den vom heiligen Text berichteten Ereignissen innewohnt und daher die ganze Schrift betrifft. Die Typologie »findet in den Werken Gottes im Alten Bund „Vorformen“ [Typologien] dessen, was Gott dann in der Fülle der Zeit in der Person seines menschgewordenen Wortes vollbracht hat«.[135] Die Christen lesen also das Alte Testament im Licht des gestorbenen und auferstandenen Christus. Wenn die typologische Auslegung den unerschöpflichen Sinngehalt des Alten Testamentes in bezug auf das Neue Testament offenbart, darf sie jedoch nicht dazu verleiten zu vergessen, daß auch das Alte Testament selbst seinen Offenbarungswert behält, den unser Herr selber bekräftigt hat (vgl. Mk 12,29-31). Daher »will das Neue Testament auch im Licht des Alten Testamentes gelesen sein. Die christliche Urkatechese hat beständig auf dieses zurückgegriffen [vgl. 1Kor 5,6-8; 10,1-11.]«.[136] Aus diesem Grund haben die Synodenväter gesagt, daß »das jüdische Bibelverständnis den Christen beim Verständnis und Studium der Schriften helfen kann«.[137]

»Das Neue Testament liegt im Alten verborgen, und das Alte ist im Neuen offenbar«[138] – so die scharfsinnige und weise Äußerung des hl. Augustinus zu diesem Thema. Es ist also wichtig, sowohl in der Seelsorge als auch im akademischen Bereich die enge Beziehung zwischen den beiden Testamenten deutlich hervorzuheben und mit dem hl. Gregor dem Großen daran zu erinnern, daß »das Neue Testament die Verheißungen des Alten Testaments sichtbar gemacht hat; was dieses in verborgener Weise ankündigt, verkündet jenes offen als gegenwärtig. So ist das Alte Testament Vorausschau des Neuen Testaments; und das Neue Testament ist der beste Kommentar zum Alten Testament«.[139]

Die »dunklen« Stellen der Bibel

42. Im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament hat sich die Synode auch mit dem Thema der Bibelstellen auseinandergesetzt, die aufgrund der darin gelegentlich enthaltenen Gewalt und Unsittlichkeit dunkel und schwierig erscheinen. Diesbezüglich muß man sich vor Augen führen, daß die biblische Offenbarung tief in der Geschichte verwurzelt ist. Der Plan Gottes wird darin allmählich offenbar und wird erst langsam etappenweise umgesetzt, trotz des Widerstands der Menschen. Gott erwählt ein Volk und erzieht es mit Geduld. Die Offenbarung paßt sich dem kulturellen und sittlichen Niveau weit zurückliegender Zeiten an und berichtet daher von Tatsachen und Bräuchen wie zum Beispiel Betrugsmanövern, Gewalttaten, Völkermord, ohne deren Unsittlichkeit ausdrücklich anzuprangern. Das läßt sich aus dem historischen Umfeld heraus erklären, kann jedoch den modernen Leser überraschen, vor allem dann, wenn man die vielen »dunklen« Seiten menschlichen Verhaltens vergißt, die es in allen Jahrhunderten immer gegeben hat, auch in unseren Tagen. Im Alten Testament erheben die Propheten kraftvoll ihre Stimme gegen jede Art von kollektiver oder individueller Ungerechtigkeit und Gewalt. Dadurch erzieht Gott sein Volk in Vorbereitung auf das Evangelium. Es wäre daher falsch, jene Abschnitte der Schrift, die uns problematisch erscheinen, nicht zu berücksichtigen. Vielmehr muß man sich bewußt sein, daß die Auslegung dieser Stellen den Erwerb entsprechender Fachkenntnisse voraussetzt, mittels einer Ausbildung, die die Texte in ihrem literarischen und geschichtlichen Zusammenhang und in christlicher Perspektive liest, deren endgültiger hermeneutischer Schlüssel »das Evangelium und das neue Gebot Jesu Christi ist, das im Ostergeheimnis Erfüllung gefunden hat«.[140] Ich fordere daher die Theologen und die Seelsorger auf, allen Gläubigen zu helfen, auch an diese Stellen heranzugehen, und zwar durch eine Lesart, die ihre Bedeutung im Licht des Geheimnisses Christi offenbar werden läßt.

Christen und Juden im Hinblick auf die Heiligen Schriften

43. In Anbetracht der engen Beziehungen, die das Neue an das Alte Testament binden, ergibt es sich von selbst, jetzt die Aufmerksamkeit der besonderen Verbindung zwischen Christen und Juden zuzuwenden, die sich daraus ableitet und die niemals vergessen werden darf. Papst Johannes Paul II. hat zu den Juden gesagt: Ihr seid »unsere „bevorzugten Brüder“ im Glauben Abrahams, unseres Patriarchen«.[141] Natürlich bedeuten diese Worte keine Absage an den Bruch, von dem das Neue Testament in bezug auf die Institutionen des Alten Testaments spricht, und erst recht nicht an die Erfüllung der Schriften im Geheimnis Jesu Christi, der als Messias und Sohn Gottes erkannt wird. Dieser tiefe und radikale Unterschied beinhaltet jedoch keineswegs eine gegenseitige Feindschaft. Das Beispiel des hl. Paulus (vgl. Röm 9-11) zeigt im Gegenteil, daß »eine Haltung des Respekts, der Hochschätzung und der Liebe gegenüber dem jüdischen Volk … die einzige wirklich christliche Haltung in einer heilsgeschichtlichen Situation [ist], die in geheimnisvoller Weise Teil des ganz positiven Heilsplans Gottes ist«.[142] Paulus sagt nämlich über die Juden: »Von ihrer Erwählung her gesehen sind sie von Gott geliebt, und das um der Väter willen. Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt« (Röm 11,28-29).

Außerdem gebraucht der hl. Paulus das schöne Bild vom Ölbaum, um die ganz engen Beziehungen zwischen Christen und Juden zu beschreiben: Die Kirche der Völker ist wie ein wilder Oliventrieb, der in den edlen Olivenbaum des Bundesvolkes eingepfropft wurde (vgl.
Röm 11,17-24). Wir nähren uns also aus denselben spirituellen Wurzeln. Wir begegnen einander als Brüder – Brüder, die in gewissen Augenblicken ihrer Geschichte ein gespanntes Verhältnis zueinander hatten, sich aber jetzt fest entschlossen darum bemühen, Brücken beständiger Freundschaft zu bauen.[143] Papst Johannes Paul II. sagte außerdem: »Wir haben viel gemeinsam, und wir können zusammen so viel für Frieden, für Gerechtigkeit und für eine menschlichere und brüderlichere Welt tun«.[144]

Ich möchte noch einmal bekräftigen, wie wertvoll für die Kirche der Dialog mit den Juden ist. Dort, wo die Möglichkeit besteht, sollten auch öffentliche Gelegenheiten zur Begegnung und Diskussion geschaffen werden, die das gegenseitige Kennenlernen, die Wertschätzung füreinander und die Zusammenarbeit fördern, auch beim Studium der Heiligen Schrift.

Die fundamentalistische Auslegung der Heiligen Schrift

44. Nachdem wir uns bis jetzt eingehend dem Thema der Bibelhermeneutik in ihren verschiedenen Aspekten gewidmet haben, können wir nun das auf der Synode mehrmals zur Sprache gebrachte Thema der fundamentalistischen Auslegung der Heiligen Schrift angehen.[145] Zu diesem Thema hat die Päpstliche Bibelkommission im Dokument Die Interpretation der Bibel in der Kirche wichtige Hinweise gegeben. In diesem Zusammenhang möchte ich die Aufmerksamkeit vor allem auf jene Lesarten richten, die das wahre Wesen des heiligen Textes mißachten, indem sie subjektivistische und willkürliche Interpretationen unterstützen. Die von der fundamentalistischen Lesart befürwortete »Wörtlichkeit« ist nämlich in Wirklichkeit ein Verrat sowohl am wörtlichen als auch am geistlichen Sinn, indem sie den Weg für Instrumentalisierungen verschiedener Art öffnet, zum Beispiel durch die Verbreitung kirchenfeindlicher Auslegungen der Schrift selbst. Der problematische Aspekt »dieses fundamentalistischen Umgangs mit der Heiligen Schrift liegt darin, daß er den geschichtlichen Charakter der biblischen Offenbarung ablehnt und daher unfähig wird, die Wahrheit der Menschwerdung selbst voll anzunehmen. Für den Fundamentalismus ist die enge Verbindung zwischen Göttlichem und Menschlichem in der Beziehung zu Gott ein Ärgernis. … Er hat deshalb die Tendenz, den biblischen Text so zu behandeln, als ob er vom Heiligen Geist wortwörtlich diktiert worden wäre. Er sieht nicht, daß das Wort Gottes in einer Sprache und in einem Stil formuliert worden ist, die durch die jeweilige Epoche der Texte bedingt sind«.[146] Das Christentum vernimmt im Gegensatz dazu in den Wörtern das Wort, den Logos selbst, der sein Geheimnis durch diese Vielfalt und durch die Wirklichkeit einer menschlichen Geschichte hindurch ausbreitet.[147] Die wahre Antwort auf eine fundamentalistische Interpretation ist die »Auslegung der Heiligen Schrift im Glauben«. Diese Lesart, »die von alters her in der Überlieferung der Kirche praktiziert wurde, sucht nach der rettenden Wahrheit für das Leben des einzelnen Gläubigen und für die Kirche. Diese Lesart erkennt den historischen Wert der biblischen Überlieferung an. Gerade aufgrund dieses Wertes als historisches Zeugnis will sie die lebendige Bedeutung der Heiligen Schrift wiederentdecken, die auch für das Leben des Gläubigen von heute bestimmt ist«,[148] ohne dabei die menschliche Vermittlung des inspirierten Textes und seine literarischen Gattungen außer acht zu lassen.

Der Dialog zwischen Seelsorgern, Theologen und Exegeten

45. Die wahre Hermeneutik des Glaubens bringt einige wichtige Konsequenzen im Bereich der Pastoralarbeit der Kirche mit sich. Gerade die Synodenväter haben in diesem Zusammenhang zum Beispiel regelmäßigere Kontakte zwischen Seelsorgern, Exegeten und Theologen empfohlen. Die Bischofskonferenzen sollten diese Begegnungen fördern, »um eine größere Gemeinsamkeit im Dienst am Wort Gottes zu unterstützen«.[149] Eine solche Zusammenarbeit hilft allen, die eigene Arbeit besser durchzuführen zum Wohl der ganzen Kirche. Sich nämlich in den Gesichtskreis der Pastoralarbeit zu versetzen bedeutet auch für die Wissenschaftler, dem heiligen Text in seinem Wesen als Mitteilung zu begegnen, die der Herr den Menschen für das Heil macht. Darum gilt die Empfehlung, die bereits die dogmatische Konstitution Dei Verbum formuliert: »Die katholischen Exegeten und die anderen Vertreter der theologischen Wissenschaft müssen in eifriger Zusammenarbeit sich darum mühen, unter Aufsicht des kirchlichen Lehramts mit passenden Methoden die göttlichen Schriften so zu erforschen und auszulegen, daß möglichst viele Diener des Wortes in den Stand gesetzt werden, dem Volke Gottes mit wirklichem Nutzen die Nahrung der Schriften zu reichen, die den Geist erleuchtet, den Willen stärkt und die Menschenherzen zur Gottesliebe entflammt«.[150]

Bibel und Ökumene

46. Im Bewußtsein, daß die Kirche ihr Fundament in Christus besitzt, dem fleischgewordenen Wort Gottes, hat die Synode die Zentralität des Bibelstudiums im ökumenischen Dialog hervorgehoben, im Hinblick auf den vollkommenen Ausdruck der Einheit aller Gläubigen in Christus.[151] In der Schrift selbst finden wir ja das an den Vater gerichtete innige Gebet Jesu, daß seine Jünger alle eins sein sollen, damit die Welt glaubt (vgl. Joh 17,21). All das bestärkt uns in der Überzeugung, daß das gemeinsame Hören und Meditieren der Schrift uns eine reale, wenn auch noch nicht volle Gemeinschaft leben läßt,[152] denn »das gemeinsame Hören der Schriften führt zum Dialog der Liebe und läßt den Dialog der Wahrheit wachsen«.[153] Gemeinsam das Wort Gottes hören; die lectio divina der Bibel halten; sich überraschen lassen von der Neuheit des Wortes Gottes, die nie alt wird und sich nie erschöpft; unsere Taubheit für jene Worte überwinden, die nicht mit unseren Meinungen oder Vorurteilen übereinstimmen; hören und studieren in der Gemeinschaft der Gläubigen aller Zeiten – all das stellt einen Weg dar, der beschritten werden muß, um die Einheit im Glauben zu erreichen, als Antwort auf das Hören des Wortes.[154] In diesem Sinn waren die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils wirklich erhellend: So »ist die Heilige Schrift gerade beim [ökumenischen] Dialog ein ausgezeichnetes Werkzeug in der mächtigen Hand Gottes, um jene Einheit zu erreichen, die der Erlöser allen Menschen anbietet«.[155] Es ist daher gut, das Wort Gottes intensiver zu studieren, sich stärker mit ihm auseinanderzusetzen und unter Wahrung der geltenden Normen und der verschiedenen Traditionen die ökumenischen Wortgottesdienste zu vermehren.[156] Diese liturgischen Feiern nutzen der Ökumene, und wenn sie in ihrer wirklichen Bedeutung erlebt werden, stellen sie tiefe Momente echten Gebetes dar, um Gott zu bitten, den ersehnten Tag, an dem wir alle am selben Mahl teilhaben und aus demselben Kelch trinken können, bald herbeizuführen. Im Rahmen einer richtigen und lobenswerten Förderung dieser Momente muß jedoch darauf geachtet werden, daß sie den Gläubigen nicht als Ersatz für die Teilnahme an der Heiligen Messe angeboten werden, die unter das Sonntagsgebot fällt.

Innerhalb dieser Tätigkeit, die das Studium und das Gebet betrifft, sehen wir, sachlich betrachtet, daß es auch Aspekte gibt, die noch vertieft werden müssen und in denen wir noch voneinander entfernt sind, wie zum Beispiel das Verständnis der Kirche als maßgebliches Subjekt der Auslegung und die entscheidende Rolle des Lehramts.[157]

Außerdem möchte ich hervorheben, was die Synodenväter über die Bedeutung gesagt haben, die den Übersetzungen der Bibel in die verschiedenen Sprachen im Rahmen dieser ökumenischen Arbeit zukommt. Wir wissen, daß die Übersetzung eines Textes keine rein mechanische Arbeit ist, sondern in gewissem Sinne zur Auslegung gehört. In diesem Zusammenhang hat der ehrwürdige Diener Gottes Papst Johannes Paul II. gesagt: »Wer sich erinnert, wie sehr die Debatten rund um die Heilige Schrift besonders im Abendland die Spaltungen beeinflußt haben, vermag zu erfassen, was für einen beachtlichen Fortschritt diese Gemeinschaftsübersetzungen darstellen«.[158] Darum ist die Förderung der Gemeinschaftsübersetzungen der Bibel Teil der ökumenischen Arbeit. Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die diese wichtige Verantwortung übernommen haben, und sie ermutigen, ihr Werk fortzusetzen.

Konsequenzen für die Ausrichtung der theologischen Studien

47. Aus einer angemessenen Hermeneutik des Glaubens ergibt sich noch eine weitere Konsequenz: Es muß gezeigt werden, was sie für die exegetische und theologische Ausbildung insbesondere der Priesteramtskandidaten bedeutet. Es muß dafür gesorgt werden, daß das Studium der Heiligen Schrift wirklich die Seele der Theologie ist, da man in ihr das Wort Gottes erkennt, das heute an die Welt, an die Kirche und an jeden persönlich gerichtet ist. Wichtig ist, daß die in der Nr. 12 der dogmatischen Konstitution Dei Verbum genannten Kriterien wirklich berücksichtigt und vertieft werden. Es muß vermieden werden, einen Wissenschaftsbegriff aufrechtzuerhalten, demzufolge die wissenschaftliche Forschung der Schrift gegenüber einen neutralen Standpunkt einnimmt. Darum ist es notwendig, daß die Studenten zusammen mit dem Studium der Sprachen, in denen die Bibel geschrieben wurde, und der entsprechenden Auslegungsmethoden ein tiefes geistliches Leben pflegen, um zu verstehen, daß man die Schrift nur erfassen kann, wenn man sie lebt.

Aus dieser Sicht heraus empfehle ich, daß das Studium des überlieferten und niedergeschriebenen Wortes Gottes stets in einem zutiefst kirchlichen Geist geschehen soll. Zu diesem Zweck müssen in der akademischen Ausbildung die Beiträge des Lehramts zu diesen Themen gebührend berücksichtigt werden. »Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt«.[159] Es muß also darauf geachtet werden, daß die Studien in Anerkennung der Tatsache stattfinden, daß »die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche gemäß dem weisen Ratschluß Gottes so miteinander verknüpft und einander zugesellt sind, daß keines ohne die anderen besteht«.[160] Ich wünsche daher, daß das Studium der in der Gemeinschaft der Universalkirche ausgelegten Heiligen Schrift, der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechend, wirklich die Seele der Theologie sein möge.[161]

Die Heiligen und die Auslegung der Schrift

48. Die Auslegung der Heiligen Schrift bliebe unvollständig, wenn sie nicht auch jene anhörte, die wirklich das Wort Gottes gelebt haben, also die Heiligen:[162] »Viva lectio est vita bonorum«.[163] Die tiefste Auslegung der Schrift kommt in der Tat von jenen, die sich durch das Wort Gottes – im Hören, im Lesen und in der ständigen Betrachtung – formen ließen.

Es ist gewiß kein Zufall, daß die großen Spiritualitäten, welche die Kirchengeschichte gezeichnet haben, aus einer ausdrücklichen Bezugnahme auf die Schrift heraus entstanden sind. Ich denke zum Beispiel an den heiligen Abt Antonius, den das Wort Christi bewegte: »Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach« (Mt 19,21).[164] Nicht weniger eindrücklich fragt der hl. Basilius der Große sich in seinem Werk Moralia: »Was macht den Glauben aus? Die volle und zweifelsfreie Gewißheit der Wahrheit der von Gott inspirierten Worte« … »Was macht den Gläubigen aus? Durch jene volle Gewißheit der Bedeutung der Worte der Schrift gleichgestaltet zu werden ohne zu wagen, etwas wegzunehmen oder hinzuzufügen«.[165] Der hl. Benedikt verweist in seiner Regel auf die Schrift als »verläßliche Wegweisung für das menschliche Leben«.[166] Als der hl. Franz von Assisi – so Thomas von Celano – hörte, daß die Jünger Christi »weder Gold noch Silber, noch Geld besitzen dürfen, keine Vorratstasche, kein Brot und keinen Wanderstab mit auf den Weg nehmen und weder Schuhe noch zwei Hemden haben sollten … wurde er sogleich von der Freude im Heiligen Geist erfüllt und rief: „Das ist es, was ich begehre, worum ich bitte, das zu tun ich von ganzem Herzen ersehne!“«.[167] Die hl. Klara von Assisi greift voll und ganz die Erfahrung des hl. Franziskus auf, wenn sie schreibt: »Die Lebensweise des Ordens der Armen Schwestern … ist diese: Das heilige Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu befolgen«.[168] Der hl. Dominikus de Guzmán »erwies sich überall, in den Worten wie in den Werken, als ein Mann des Evangeliums«,[169] und er wollte, daß auch seine Brüder im Predigerorden »Männer des Evangeliums« sein sollten.[170] Die hl. Theresia von Jesus, die in ihren Schriften ständig auf biblische Bilder Bezug nimmt, um ihre mystische Erfahrung zu beschreiben, erinnert daran, daß Jesus selbst ihr offenbart, daß »alles Übel der Welt daher kommt, daß man die Wahrheit der Heiligen Schrift nicht deutlich kennt«.[171] Die hl. Thérèse vom Kinde Jesu findet die Liebe als ihre persönliche Berufung, indem sie die Schriften erforscht, insbesondere die Kapitel 12 und 13 des Ersten Korintherbriefs.[172] Die Heilige selbst beschreibt die Anziehungskraft der Schrift: »Sobald sich mein Blick auf das Evangelium richtet, atme ich sofort den Wohlgeruch des Lebens Jesu ein und weiß, wohin ich mich wenden soll«.[173] Jeder Heilige ist wie ein Lichtstrahl, der vom Wort Gottes ausgeht: So denken wir auch an den hl. Ignatius von Loyola in seiner Suche nach der Wahrheit und in der geistlichen Entscheidungsfindung; an den hl. Johannes Bosco in seiner Leidenschaft für die Erziehung der Jugend; an den hl. Johannes Maria Vianney in seinem Bewußtsein um die Größe des Priestertums als Gabe und Aufgabe; an den hl. Pio von Pietrelcina als Werkzeug der göttlichen Barmherzigkeit; an den hl. Josemaría Escrivá in seiner Verkündigung des universalen Rufs zur Heiligkeit; an die sel. Teresa von Kalkutta, Missionarin der Nächstenliebe Gottes für die Ärmsten der Armen, bis hin zu den Märtyrern des Nationalsozialismus und des Kommunismus, auf der einen Seite vertreten durch eine Karmelitin, die hl. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), und auf der anderen durch den Kardinalerzbischof von Zagreb, den sel. Alois Stepinac.

49. Die Heiligkeit in bezug auf das Wort Gottes gehört also gewissermaßen zur prophetischen Überlieferung, in der das Wort Gottes das Leben des Propheten selbst in den Dienst nimmt. In diesem Sinne stellt die Heiligkeit in der Kirche eine Hermeneutik der Schrift dar, der sich niemand entziehen kann. Der Heilige Geist, der die heiligen Autoren inspiriert hat, ist derselbe, der auch die Heiligen antreibt, das Leben für das Evangelium hinzugeben. In ihre Schule zu gehen ist ein sicherer Weg, um zu einer lebendigen und wirkkräftigen Hermeneutik des Wortes Gottes zu gelangen.

Von dieser Verbindung zwischen dem Wort Gottes und der Heiligkeit wurde uns auf der XII. Generalversammlung der Bischofssynode unmittelbar Zeugnis gegeben, als am 12. Oktober auf dem Petersplatz die Kanonisierung von vier neuen Heiligen stattfand. Es waren der Priester Gaetano Errico, der Gründer der Kongregation der Missionare von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä; Mutter Maria Bernarda Bütler, die aus der Schweiz gebürtige Missionarin in Ecuador und in Kolumbien; Schwester Alfonsa von der Unbefleckten Empfängnis, die erste in Indien geborene kanonisierte Heilige, und die junge Ecuadorianerin Narcisa de Jesús Martillo Morán. Durch ihr Leben haben sie in der Welt und der Kirche Zeugnis abgelegt von der immerwährenden Fruchtbarkeit des Evangeliums Christi. Bitten wir den Herrn, daß durch die Fürsprache dieser Heiligen, die gerade in den Tagen der Synodenversammlung über das Wort Gottes heiliggesprochen wurden, unser Leben jener »gute Boden« sein möge, auf den der göttliche Sämann das Wort säen kann, auf daß es in uns Frucht der Heiligkeit bringe, »dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach« (Mk 4,20).


[84]  Breviloquium, Prol.,Opera Omnia, V, Quaracchi 1891, S. 201-202.
[85]  Summa Theologiae, Ia-IIae, q. 106, a. 2.
[86] Päpstliche Bibelkommission, Die Interpretation der Bibel in der Kirche (15. April 1993), III,A,3: Ench. Vat. 13, Nr. 3035.
[87] Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 12.
[88]  Contra epistolam Manichaei quam vocant fundamenti, V,6: PL 42, 176.
[89] Vgl. Benedikt XVI., Generalaudienz (14. November 2007): L’Osservatore Romano (dt.), 23. November 2007, S. 2.
[90]  Commentariorum in Isaiam libriProl.: PL 24, 17.
[91]  Epistula 52, 7: CSEL 54, S. 426.
[92] Päpstliche Bibelkommission, Die Interpretation der Bibel in der Kirche (15. April 1993), II,A,2: Ench. Vat. 13, Nr. 2988.
[93]  Ebd., II,A,2: Ench.Vat. 13, Nr. 2991.
[94]  Homiliae in Ezechielem I,VII,8: PL 76, 843D.
[95] Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 24; vgl. Leo XIII., EnzyklikaProvidentissimus Deus (18. November 1893), Pars II, sub fineASS 26 (1893-94), 269-292; Benedikt XV., Enzyklika Spiritus Paraclitus (15. September 1920), Pars IIIAAS 12 (1920), 385-422.
[96] Vgl. Propositio 26.
[97] Vgl. Päpstliche Bibelkommission, Die Interpretation der Bibel in der Kirche (15. April 1993), A-B: Ench. Vat. 13, Nrn. 2846-3150.
[98] Benedikt XVI., Beitrag auf der XIV. Generalkongregation der Synode (14. Oktober 2008)L’Osservatore Romano (dt.), 31. Oktober 2008, S. 19; vgl. Propositio 25.
[100] Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 10.
[101] Vgl. Johannes Paul II., Ansprache anläßlich des 100. Jahrestages der Enzyklika Providentissimus Deus und des 50. Jahrestagesder Enzyklika Divino Afflante Spiritu (23. April 1993): AAS 86 (1994), 232-243.
[102]  Ebd., Nr. 4: AAS 86 (1994), 235.
[103]  Ebd., Nr. 5: AAS 86 (1994), 235.
[104]  Ebd., Nr. 5: AAS 86 (1994), 236.
[105] Päpstliche Bibelkommission, Die Interpretation der Bibel in der Kirche (15. April 1993), III,C,1: Ench. Vat. 13, Nr. 3065.
[106] Nr. 12.
[107] Benedikt XVI., Beitrag auf der XIV. Generalkongregation der Synode (14. Oktober 2008)L’Osservatore Romano (dt.), 31. Oktober 2008, S. 19; vgl. Propositio 25.
[108] Vgl. Propositio 26.
[109]  Propositio 27.
[110] Benedikt XVI., Beitrag auf der XIV. Generalkongregation der Synode (14. Oktober 2008)L’Osservatore Romano (dt.), 31. Oktober 2008, S. 19; vgl. Propositio 26.
[111] Vgl. ebd.
[112]  Ebd.
[113] Vgl. Propositio 27.
[114] Benedikt XVI., Beitrag auf der XIV. Generalkongregation der Synode (14. Oktober 2008)L’Osservatore Romano (dt.),
31. Oktober 2008, S. 19.
[115] Johannes Paul II., Enzyklika Fides et ratio (14. September 1998), 55: AAS 91 (1999), 49-50.
[117] Vgl. Propositio 6.
[118] Vgl. Augustinus, De libero arbitrio, III,XXI,59: PL 32, 1300; De Trinitate, II,1,2: PL 42, 845.
[119] Kongregation für das katholische Bildungswesen, Instr. Inspectis dierum (10. November 1989),26: AAS 81 (1990), 618.
[121]  Summa Theologiae, I, q. 1, a. 10, ad 1.
[123] Päpstliche Bibelkommission, Die Interpretation der Bibel in der Kirche (15. April 1993), II,A,2: Ench. Vat. 13, Nr. 2987.
[124]  Ebd., II,B,2: Ench. Vat. 13, Nr. 3003.
[126]  Ebd.
[127] Vgl. Benedikt XVI., Generalaudienz (9. Januar 2008)L’Osservatore Romano (dt.), 18. Januar 2008, S. 2.
[128] Vgl. Propositio 29.
[129]  De arca Noe, 2,8: PL 176, 642C-D.
[131] Vgl. Propositio 10; Päpstliche Bibelkommission, Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel (24. Mai 2001), 3-5: Ench. Vat. 20, Nrn. 748-755.
[132] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 121-122.
[133]  Propositio 52.
[134] Vgl Päpstliche Bibelkommission, Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel (24. Mai 2001), 19: Ench. Vat. 20, Nrn. 799-801; Origenes, Homiliae in Numeros 9,4: SC 415,238-242.
[136]  Ebd., 129.
[137]  Propositio 52.
[138]  Quaestiones in Heptateuchum, 2,73: PL 34, 623.
[139]  Homiliae in Ezechielem, I,VI,15: PL 76, 836.
[140]  Propositio 29.
[141] Johannes Paul II., Botschaft an den Oberrabbiner von Rom (22. Mai 2004): L’Osservatore Romano (dt.), 4. Juni 2004, S. 7.
[142] Päpstliche Bibelkommission, Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel (24. Mai 2001), 87: Ench. Vat.20, Nr. 1150.
[143] Vgl. Benedikt XVI., Ansprache bei der Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen »Ben Gurion« in Tel Aviv (15. Mai 2009)L’Osservatore Romano (dt.), 22. Mai 2009, S. 15.
[144] Johannes Paul II., Ansprache im Oberrabinat »Hechal Shlomo« (23. März 2000): L’Osservatore Romano (dt.), 7. April 2000, S. 9.
[145] Vgl. Propositiones 46.47.
[146] Päpstliche Bibelkommission, Die Interpretation der Bibel in der Kirche (15. April 1993), I,F: Ench. Vat. 13, Nr. 2974.
[148]  Propositio 46.
[149]  Propositio 28.
[150] Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 23.
[151] Es ist jedoch anzumerken, daß Katholiken und Orthodoxe, was die sogenannten deuterokanonischen Bücher des Alten Testaments und ihre Inspiration betrifft, nicht genau denselben Bibelkanon haben wie Anglikaner und Protestanten.
[152] Vgl. Relatio post disceptationem, 36.
[153]  Propositio 36.
[154] Vgl. Benedikt XVI., Ansprache an die Mitglieder des Ordentlichen Rates des Generalsekretariats der Bischofssynode (25. Januar 2007): AAS 99 (2007), 85-86.
[155] Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio, 21.
[156] Vgl. Propositio 36.
[157] Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 10.
[158] Enzyklika Ut unum sint (25. Mai 1995), 44: AAS 87 (1995),947.
[159] Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 10.
[160]  Ebd.
[161] Vgl. ebd., 24.
[162] Vgl. Propositio 22.
[163] Gregor der Große, Moralia in Job, XXIV,VIII,16:
PL 76, 295.
[164] Vgl. Athanasius, Vita Antonii, II: PL 73, 127.
[165] Regula LXXX, XXII: PG 31, 867.
[166]  Regel, 73,3: SC 182, 672.
[167] Thomas von Celano, Vita prima Sancti Francisci, IX, 22: FF 356.
[168]  Regula, I,1-2: FF 2750.
[169] Jordan von Sachsen, Libellus de principiis Ordinis Praedicatorum, 104: Monumenta Fratrum Praedicatorum Historica, Rom 1935, 16, S. 75.
[170] Predigerorden, Erste Konstitutionen oder Consuetudines, II, XXXI.
[171]  Leben 40,1.
[172] Vgl. Geschichte einer Seele, Ms B, 3r o.
[173]  Ebd., Ms C, 35v o.

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Quelle