75 Jahre nach Hiroshima: Appell für eine Welt ohne Atomwaffen

Atombombenabwurf auf Hiroshima: Mahnung für Gegenwart und Zukunft

Am 6. August vor 75 Jahren veränderte ein Bombenabwurf eine ganze Epoche. In einer Gemeinsamen Erklärung fordern der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ, und der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, die politisch Verantwortlichen auf, ernsthafte und zielorientierte Schritte in eine nuklearwaffenfreie Welt zu gehen.

„Nukleare Kampfführung und Abschreckung sind keine Gespenster der Geschichte. Es existieren weltweit immer noch 16.000 Atomsprengköpfe und in der Gegenwart gewinnen sie wieder zunehmend an strategischer Bedeutung. Diese besorgniserregende Entwicklung kann uns katholische und evangelische Geschwister nicht unberührt lassen,“ heißt es dazu in der gemeinsamen Erklärung von Justitia et Pax und der Evangelischen Friedensarbeit.

Hierzu bedürfe es der (Wieder-)Aufnahme vertrauensvoller Dialoge und des politischen Willens zur Veränderung. Ein erstes und eindrückliches Zeichen sollte die Annahme und Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags der UN – auch durch Deutschland – sein, so der Appell.

„Der Blick in die Vergangenheit ist uns Mahnung für die Gegenwart und Zukunft“

Bischof Wilmer und der EKD-Friedensbeauftragte Brahms erinnern an die ungezählten zivilen Opfer der ersten Atombombenabwürfe, die ihr Leben in einem aussichtslosen Krieg gelassen und das atomare Inferno erlitten hätten. „Der Blick in die Vergangenheit ist uns Mahnung für die Gegenwart und Zukunft“, betonen beide. Dies gelte gerade in einer Zeit, in der wir eine „fatale Deregulierung internationaler Nuklearwaffenabkommen und Rüstungspolitik“ erleben. Eingebettet in eine globale Krise der internationalen Beziehungen wachse die Gefahr atomarer Gewalteskalation, warnen die beiden Theologen.

„Genährt wird diese Sorge durch das Bestreben, vorhandene nukleare Waffensysteme zu modernisieren, um ihre Einsatzfähigkeit zu erhalten oder an veränderte Bedrohungsszenarien anzupassen“, so die gemeinsame Erklärung weiter. Auch neue Gefährdungslagen wie Cyberwar, Terrorismus und Handelskriege stellen die strategische Bedeutung dieser nuklearen Waffensysteme fundamental infrage, so Bischof Wilmer und der EKD-Friedensbeauftragte Brahms.

Beide erinnern daran, dass sowohl die katholische wie auch die evangelische Kirche die Entwicklung nuklearer Waffen äußerst kritisch begleitet hätten. So sei immer klar gewesen, dass der Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen ethisch nicht zu rechtfertigen sei. In jüngerer Zeit hätten sich zudem in beiden Kirchen die Stimmen gemehrt, dass sowohl der Einsatz von Nuklearwaffen als auch die nukleare Abschreckungsstrategie als Mittel der politischen Interessensdurchsetzung unverantwortlich seien, unterstreichen Bischof Wilmer und der EKD-Friedensbeauftragte Brahms.

(pm – skr)

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Die Kreuzzüge – Fiktion und Wirklichkeit

Das märchenhafte Andalusien und was Oriana Fallaci dazu meint

Andalusien… das legendäre „Al-Andalus“ … seit Jahrhunderten Brücke zwischen Abendland und Orient … das goldene Zeitalter Spaniens im südandalusischen Granada …maurischen Juwel … die 700jährige Blütezeit … Glanz einer eigenständigen arabischen Kultur … den großen literarischen und wissenschaftlichen Leistungen … auch ihr enormes Wissen mit .. das Land zur Blüte brachte … die Wissenschaften konnten unter dem Islam aufblühen … Wer die verdrehten Elogen des ZDF und seiner euroiranischen bw. euroarabischen Apologeten und Aufraggeber genießen will, muss sich unbedingt den 2. Teil der schwer verdaulichen Seifenoper “Märchenland Teil 2″ anschauen. Andalusien, ein Beispiel für die Toleranz der islamischen Mauren und eine funktionierende multi-kulturelle Gesellschaft. Eine Modell für die europäischen Zukunft! Das ist allerdings eine Sichtweise, die kein ernsthafter Historiker oder Wissenschaftler mehr teilt. Denn anhand der Fakten, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Das scheint sich nur noch nicht bis in die Führungsetage des ZDF herumgesprochen zu haben!

Oriana Fallaci sieht das alles etwas anders:

… Denn die einzige Kunst, in der sich die Söhne Allahs stets hervorgetan haben, ist die Kunst zu besetzen, zu erobern, zu unterjochen. Die begehrteste Beute war immer Europa, die christliche Welt …

Im Jahr 635 n. Chr., das heißt drei Jahre nach Mohammeds Tod, besetzten die Heere des Halbmonds das christliche Syrien und das christliche Palästina. Im Jahr 638 nahmen sie Jerusalem und das Heilige Grab. Im Jahr 640, nach der Eroberung von Persien, Armenien und Mesopotamien, also dem heutigen Irak, marschierten sie im christlichen Ägypten ein und überrannten den christlichen Maghreb, das heißt Tunesien, Algerien und Marokko.

Im Jahr 668 griffen sie zum ersten Mal Konstantinopel an und belagerten die Stadt fünf Jahre lang. Im Jahr 711 überquerten sie die Straße von Gibraltar und gingen auf der erzkatholischen Iberischen Halbinsel an Land, eigneten sich Portugal und Spanien an, wo sie trotz eines Pelayo und eines Cid Campeador und der zahlreichen, in der Reconquista engagierten Herrscher rund acht Jahrhunderte blieben.

Und wer an den Mythos des »friedlichen Zusammenlebens« glaubt, das nach Meinung der Kollaborateure die Beziehungen zwischen Eroberten und Eroberern prägte, täte gut daran, die Geschichten über verbrannte Konvente und Klöster nachzulesen, über geschändete Kirchen, vergewaltigte Nonnen, christliche oder jüdische Frauen, die entführt wurden und in die Harems gesperrt wurden. Er täte gut daran, über die Kreuzigungen von Cordoba nachzudenken, über die Gehenkten von Granada, über die Enthauptungen in Toledo und Barcelona, Sevilla und Zamora. (Die in Sevilla befahl Mutamid, der König, der mit den abgeschlagenen Köpfen die Gärten seines Palasts schmückte. Die in Zamora befahl Almanzor: der Wesir, der »Mäzen der Philosophen« genannt wurde, der »größte Herrscher, den das Islamische Spanien je hervorgebracht hat«.)

Herrgott! Wenn man den Namen Jesu oder der Muttergottes aussprach, wurde man sofort hingerichtet. Gekreuzigt, wie gesagt, oder enthauptet oder gehenkt. Und manchmal gepfählt. Wenn man die Glocken läutete, ebenso. Wenn man sich grün kleidete, in der Farbe des Islam, idem. Und kam ein Muslim vorüber, mussten die »ungläubigen Hunde« beiseite treten, sich verneigen. Wenn der Muslim sie angriff oder beschimpfte, durften sie sich nicht wehren. Und weißt du, warum die »ungläubigen Hunde« nicht gezwungen wurden, zum Islam überzutreten? Weil Konvertiten keine Steuern zahlten. Die »ungläubigen Hunde« dagegen schon.

Von Spanien gelangten sie 721 ins nicht weniger katholische Frankreich. Unter der Führung von Abd al-Rahman, dem Gouverneur von Andalusien, überquerten sie die Pyrenäen und eroberten Narbonne. Dort metzelten sie die gesamte männliche Bevölkerung nieder, machten alle Frauen und Kinder zu Sklaven und zogen dann weiter nach Carcassonne. Von Carcassonne rückten sie nach Nimes vor, wo sie unter Mönchen und Patres ein Blutbad anrichteten. Von Nimes zogen sie nach Lyon und Dijon, wo sie jede einzelne Kirche plünderten, und weißt du, wie lang ihr Feldzug in Frankreich dauerte? Elf Jahre. Sie kamen in Wellen. Im Jahr 731 erreichte eine Welle von dreihundertachtzigtausend Fußsoldaten und sechzehntausend Reitern Bordeaux, das sich sofort ergab. Von Bordeaux schwappte sie nach Poitiers, dann nach Tours, und hätte Karl Martell nicht 732 die Schlacht von Tour und Poitiers gewonnen, würden heute auch die Franzosen Flamenco tanzen.

Im Jahr 827 landeten sie auf Sizilien, einem weiteren Ziel ihrer Begierde. Wie gewöhnlich mordend und brandschatzend eroberten sie Syrakus und Taormina, Messina und dann Palermo, und innerhalb eines dreiviertel Jahrhunderts (so lange brauchten sie, um den stolzen Widerstand der Sizilianer zu brechen) islamisierten sie die Insel. Sie blieben mehr als zweieinhalb Jahrhunderte, nämlich bis sie von den Normannen vertrieben wurden, doch 836 landeten sie in Brindisi, 840 in Bari. Und islamisierten auch Apulien. 841 landeten sie in Ancona.

Dann kehrten sie von der Adria ins Thyrrenische Meer zurück und landeten im Sommer 846 in Ostia. Sie plünderten es, zündeten es an und gelangten die Tibermündung hinauf nach Rom. Sie belagerten die Stadt und drangen eines Nachts in sie ein. Sie raubten die Basiliken des Heiligen Petrus und des Heiligen Paulus aus, plünderten, was es zu plündern gab. Um sie loszuwerden, musste Papst Sergius II. sich verpflichten, ihnen einen jährlichen Tribut von 25 000 Silbermünzen zu zahlen. Um weiteren Angriffen vorzubeugen, musste sein Nachfolger Leo IV. die Leoninischen Mauern errichten.

Nachdem sie von Rom abgelassen hatten, ließen sie sich jedoch in Kampanien nieder. Dort blieben sie siebzig Jahre lang, zerstörten Montecassino und quälten Salerno. In dieser Stadt belustigten sie sich eine Zeit lang damit, jede Nacht die Jungfräulichkeit einer Nonne zu opfern. Weißt du, wo? Auf dem Altar der Kathedrale.

Im Jahr 898 dagegen landeten sie in der Provence. Im heutigen Saint Tropez, um genau zu sein. Dort ließen sie sich nieder und überquerten 911 die Alpen, um im Piemont einzumarschieren. Sie besetzten Turin und Casale, zündeten Kirchen und Bibliotheken an, ermordeten Tausende von Christen, dann zogen sie weiter in die Schweiz. Sie erreichten das Bündner Tal und den Genfer See, dann kehrten sie, vom Schnee entmutigt, um. Sie zogen sich zurück in die warme Provence, besetzten 940 Toulon und …

Heute ist es Mode, sich wegen der Kreuzzüge an die Brust zu schlagen, den Westen für die Kreuzzüge zu tadeln, in den Kreuzzügen eine Ungerechtigkeit zu sehen, zum Schaden der armen, unschuldigen Muslime. Doch verfolgten die Kreuzzüge nicht nur die Absicht, wieder in den Besitz des Heiligen Grabes zu gelangen, sondern waren vor allem die Antwort auf vierhundert Jahre Invasion, Besatzung, Gewalt und Gemetzel. Eine Gegenoffensive, die die islamischen Expansionsbestrebungen in Europa aufhalten sollte. Und sie (mors tua vita mea – dein Tod mein Leben) nach Osten umleiten. Richtung Indien, Indonesien, China, Afrika sowie nach Russland und Sibirien, wo die zum Islam übergetretenen Tataren schon den Koran verbreiteten. Nach den Kreuzzügen begannen die Söhne Allahs in der Tat, uns genauso zu misshandeln wie vorher und schlimmer als vorher. Diesmal in Gestalt der Türken, die sich anschickten, das Osmanische Reich zu gründen. Ein Reich, das bis 1700 seine ganze Gier und Gefräßigkeit auf den Westen konzentrieren und Europa in sein bevorzugtes Schlachtfeld verwandeln sollte…

(Oriana Fallaci – Die Kraft der Vernunft – Berlin 2004)

Papstgruß nach Münster: „Religionen wollen nichts als Frieden“

Franziskus mit einer weißen Taube als Symbol des Friedens

Papst Franziskus hat dem internationalen Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio in Münster und Osnabrück zu dessen Eröffnung eine Grußbotschaft übermittelt. Darin erinnert er an die besondere Rolle von Religionsführern in Konflikten, wie die Welt sie derzeit sieht. Franziskus kritisierte die „Unvernunft derer, die Gott herabwürdigen, indem sie Hass säen“, er wandte sich gegen den „Wahnsinn des Terrorismus“ und die „trügerische Stärke der Waffen“. Die Religionen könnten, fuhr der Papst fort, „nichts anders als Frieden wollen“. Das Treffen wurde am Sonntagnachmittag unter anderem mit einer Rede von Kanzlerin Angela Merkel in Münster eröffnet.

Religionsführer hätten die Verantwortung, „Menschen des Friedens zu sein und als solche zu leben”, schreibt der Papst in seinem Gruß nach Deutschland. Sie sollten „bezeugen und in Erinnerung rufen, dass Gott den Krieg verabscheut, dass Krieg niemals heilig ist, dass Gewalt niemals im Namen Gottes verübt oder gerechtfertigt werden kann. Darüber hinaus sind wir berufen, die Gewissen wachzurütteln, Hoffnung zu verbreiten sowie Friedensstifter zu erwecken und zu unterstützen.“

Franziskus rief dazu auf, vor der vermeintlichen Übermacht des „wütenden Übels“ nicht zu resignieren. Schon ihre Zusammenkunft, so der Papst in seinem Gruß an die versammelten Religionsführer, sei eine Antwort des Friedens: „nie wieder die einen gegen die anderen, sondern die einen gemeinsam mit den anderen. Die Religionen können nichts anders als Frieden wollen“.

Und der Papst verwies auf den Frieden als Gründungsidee Europas vor 60 Jahren mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge 1957, nach zwei Weltkriegen und der „schrecklichen Tragödie der Shoah“. „Ihre Anwesenheit in Deutschland möge ein Zeichen und eine Ermahnung für Europa sein, den Frieden zu pflegen.“

Zum Internationale Weltfriedenstreffen in Deutschland haben sich rund 5000 Teilnehmer aus aller Welt angemeldet. Die dreitägige Veranstaltungsreihe in den Domstädten Münster und Osnabrück steht unter dem Motto „Wege des Friedens“. Organisiert wird das Treffen von der katholischen Gemeinschaft Sant‘ Egidio, die ihren Hauptsitz in Rom hat. Es findet jedes Jahr an einem anderen Ort statt.

(rv 10.09.2017 gs)

Was diesen Weltkriegspapst und seine Botschaft des Friedens heute so aktuell macht

Papst Benedikt XV.

Er wollte die „furchtbare Schlächterei“ stoppen – und sein Friedensappell ist heute immer noch aktuell: Der Brief von Papst Benedikt XV. an die Regierungen des Ersten Weltkriegs war Auftakt einer neuen, wichtigen Rolle der Päpste als Autoritäten für den Frieden im blutigen 20. Jahrhundert – und darüber hinaus.

Daran hat der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz (CEI) erinnert, Kardinal Gualtiero Bassetti.

In einem Artikel in L’Osservatore Romano äußert sich Bassetti über den Brief, den der damalige Pontifex am 1. August 1917 an die „Führer der kriegsführenden Völker“ schrieb.

Die Beschwörung eines sinnlosen Massakers, so Kardinal Bassetti, „wurde zu einer Art Schmerzensschrei gegen die moderne Kriegsführung und alle Formen brutalen Massenmordes, den eine nihilistische Moderne hervorgebracht hat“.

Tatsächlich hätten wenige Dokumente eines Papstes so sehr eine zeitgenössische Öffentlichkeit beeinflusst wie die Friedensnote Benedikts XV.

„Soll denn die zivilisierte Welt nur noch ein Leichenfeld sein?“ – Das ist die erschütternde Frage, die der Papst stellte, vor nunmehr genau 100 Jahren, am 1. August 1917. Seit drei Jahren floss bereits Blut. Benedikt warnte vor diesem „allgemeinen Wahnsinn“. Wie ein Vater rufe er „alle seine Kinder“, die er gleich liebe, zum Frieden auf, so der Papst.

Neben den Warnungen enthielt der Brief auch Vorschläge. Konkret schlug der damals 62 Jahre alte Benedikt vor, der mit bürgerlichem Namen Giacomo della Chiesa hieß, auf eroberte Gebiete ebenso zu verzichten wie Reparationszahlungen.

Wie seine frühreren Aufrufe zum Frieden blieb auch dieser Brief auf den ersten Blick erfolglos: Der Krieg ging weiter, und die Mächte verunglimpften den Papst.

Dennoch erwiesen sich die Worte des Papstes als „propethisch“, schreibt Kardinal Bassetti; einmal aufgrund seiner Verurteilung dieser Konflikte, in denen nicht nur Soldaten und Streitkräfte, „sondern Millionen unschuldiger Menschen“ starben.

Zweitens habe der Brief den Auftakt einer neuen Theologie des Friedens gegeben. Diese bereichere die Kirche, aber auch die Kultur des Westens, so Kardinal Bassetti weiter.

Mit der Enzyklika des Jahres 1920, Pacem Dei munus Pulcherrimum, habe Benedikt dann diesen Auftakt verstetigt, der sich auch in Pacem in terris von Johannes XXIII. zeige, und Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Ausarbeitung von Gerechtigkeit, Nächstenliebe und die Würde des Menschen als Prinzipien des Evangeliums, so Kardinal Bassetti, seien Errungenschaften dieser Theologie.

„Frieden anzustreben ist nicht Ausdruck einer dekadenten Zivilisation mit labiler Identität“, so Kardinal Bassetti, sondern im Gegenteil sei das Ringen um Frieden „eine heroische Übung, die eines großen, unermüdlichen, täglichen Einsatzes bedarf“. Diese Macht sei nicht die einer Armee, sondern – wie Benedikt XV. geschrieben habe – „die moralische Macht des Gesetzes“.

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Quelle

Siehe ferner:

Papst segnet Statue, die Bombardierung von Monte Cassino überstand

Monte Cassino, Benediktinerbatei, 19. Mai 1944 / Wikimedia Commons – McConville (Sgt), No 2 Army Film & Photographic Unit, Public Domain

Die Statue des heiligen Antonius von Padua
gilt als Symbol der Wiedergeburt der italienischen Stadt

Im Laufe der heutigen Generalaudienz hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz eine Statue des heiligen Antonius von Padua aus der gleichnamigen Pfarrei in Cassino, im unteren Latium, gesegnet.

Bekanntlich war die Kleinstadt in der italienischen Provinz Frosinone, südlich von Rom, im Laufe des Zweiten Weltkriegs Ziel massiver Luftangriffe.

Am Freitag, den 10. September 1943, um zehn Uhr morgens, führten die Alliierten zum ersten Mal ein verheerendes Bombardement auf Cassino aus, wobei 105 Menschen das Leben verloren.

Die eigentliche Schlacht um die strategisch sehr wichtige Stadt und den Berg Monte Cassino, auf dessen Gipfel die berühmte vom heiligen Benedikt von Nursia gegründete Benediktinerabtei liegt, dauerte vom 17. Januar bis 18. Mai 1944.

Die schwersten Bombardements fanden am 15. März 1944 statt, als 575 Bomber und 200 Jagdbomber die Stadt und den Berg angriffen.

Am Ende standen nur noch die Mauern der Pfarrkirche des heiligen Antonius von Padua, sowie die Statue des 1195 in Lissabon (Portugal) geborenen Heiligen aufrecht.

„Die ganze Zone wurde dem Erdboden gleichgemacht“, erzählte der heutige Pfarrer, Don Benedetto Minchella, der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“.

Die Schlachten um Monte Cassino, in der rund 20.000 deutsche und mehr als 50.000 alliierte Soldaten den Tod fanden, gelten heute als Beispiel für die Sinnlosigkeit des Krieges. (pdm)

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Quelle

Papstinterview: Radikaler Laizismus tut nicht gut

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Papst Franziskus im Vatikan

„Ein weltlicher Staat ist eine gute Sache – besser als ein konfessioneller Staat, denn mit denen nimmt es meist ein übles Ende.“ Das sagte Papst Franziskus in einem Interview mit der belgischen katholischen Wochenzeitschrift „Tertio“; es wurde an diesem Mittwochmorgen veröffentlicht. Die Trennung von Staat und Kirche in einem Gemeinwesen sei „gesund“; anders verhalte es sich allerdings, wenn sich in einem Staat „Laizismus“ breitmache.

„Laizismus verschließt die Tür vor der Transzendenz, der doppelten Transzendenz: nämlich der gegenüber den anderen und der gegenüber Gott – oder dem, was uns übersteigt. Die Öffnung zur Transzendenz gehört zum Wesen des Menschen.“

Er rede da „nicht von Religion“, sondern von Anthropologie, so Papst Franziskus. Eine Kultur oder ein politisches System, das nicht „diese Öffnung des Menschen zur Transzendenz“ respektiere, respektiere letzlich den Menschen selbst nicht.

„Kein Krieg im Namen Gottes“

Der Papst ging in dem Gespräch auch auf religiös motivierten Terrorismus ein. Das gebe es durchaus, räumte er ein: „Aber keine Religion als solche kann Krieg hervorbringen, weil sie in diesem Fall einen Gott der Zerstörung, des Hasses proklamieren würde. Man kann keinen Krieg im Namen Gottes oder im Namen einer religiösen Position führen.“ Das sei „in keiner Religion“ vorstellbar. „Und darum stehen der Terrorismus, der Krieg nicht in Beziehung zur Religion.“

Stattdessen würden „religiöse Deformationen“ als Vorwand für Terror und Gewalt genutzt, „das schon“. „Sie sind Zeugen davon, Sie haben das in Ihrem Land erlebt“, sagte er unter Verweis auf die Terroranschläge von Brüssel vom März 2016.

„Religiöse Deformationen“ rühren nach Ansicht von Franziskus „nicht an die Essenz des Religiösen“; allerdings gebe es „in allen Religionen, auch bei uns, fundamentalistische Gruppen“. „Es sind diese kleinen religiösen Gruppen, die ihre eigene Religion entstellt, krank gemacht haben.“

„Europa bräuchte Führungspersönlichkeiten“

Der Papst bekräftigte seine schon häufiger geäußerte Ansicht, dass die Welt derzeit „einen Dritten Weltkrieg in Stücken“ erlebe. „Wir sind im Krieg! Die Welt erlebt den Dritten Weltkrieg: Ukraine, Naher Osten, Afrika, Jemen… Es ist sehr schwerwiegend.“ Die Menschen sagten „mit dem Mund“, dass sie gegen Krieg seien, stellten aber gleichzeitig Waffen her und lieferten sie in Kriegsgebiete. Vielleicht stecke hinter der Waffenproduktion auch der Wunsch einiger Staaten, ihren Haushalt aufzubessern. „Allerdings ist der Preis sehr hoch: Blut.“

Politiker wie Schuman, De Gasperi oder Adenauer hätten nach dem Zweiten Weltkrieg „ehrlich“ für den Frieden gearbeitet. „Aber heute fehlen Führungspersönlichkeiten. Europa braucht Führungspersönlichkeiten, die den Weg nach vorne zeigen.“

Auch auf das vor kurzem zu Ende gegangene Heilige Jahr der Barmherzigkeit ging Papst Franziskus in dem schon vor einiger Zeit aufgezeichneten Gespräch ein. Das Heilige Jahr sei „keine plötzliche Idee“ gewesen; vielmehr habe er im Lauf der Zeit „gespürt, dass der Herr das wollte“. „Und offensichtlich ist es sehr gut gelaufen. Die Tatsache, dass es nicht auf Rom beschränkt war, … hat viel Bewegung ausgelöst, die Leute haben sich in Bewegung gesetzt.“

Für eine „synodale Kirche“

Als Antwort auf eine entsprechende Frage legte Franziskus sein Kirchenbild dar. Die Kirche entstehe „von den Gemeinden her, von der Basis, aus der Taufe“, und organisiere sich um einen Bischof herum, der Nachfolger der Apostel sei. „Aber in der ganzen Welt gibt es viele Bischöfe, viele organisierte Kirchen, und es gibt Petrus. Also: Entweder gibt es eine pyramidale Kirche, wo das gemacht wird, was Petrus sagt; oder es gibt eine synodale Kirche, in der Petrus Petrus ist, aber die Kirche begleitet, sie wachsen lässt, sie anhört, von dieser Realität lernt und sozusagen harmonisiert.“ Eine solche „synodale Kirche“ sei die, die ihm vorschwebe.

Franziskus sprach von der „reichen Erfahrung der letzten zwei Synoden“ mit ihren „vielen unterschiedlichen Schattierungen“: „Das ist Einheit in der Vielfalt. Das ist Synodalität. Nicht von oben nach unten herunterregieren, sondern die Kirchen anhören, sie untereinander harmonisieren, unterscheiden.“

Sein postsynodales Schreiben „Amoris laetitia“ sei ein Ergebnis des gesamten synodalen Prozesses, „interessanterweise“ hätten dem, was da drinstehe, mehr als zwei Drittel der Väter zugestimmt. „Und das ist eine Garantie!“ Auf den Brief von vier Kardinälen, die ihm Zweifel an einigen Punkten aus „Amoris laetitia“ vorlegen, ging Franziskus nicht ein. Doch betonte er, dass auf der Synode „frei gesprochen“ worden sei, „ohne Angst, beurteilt zu werden“ und „ohne zu verurteilen“. „Aber es ist das eine, wie Brüder miteinander zu reden, und etwas anderes, von vornherein schon zu verurteilen.“

Auch auf das Thema Kommunikation ging Franziskus in dem Zeitschriftengespräch ein. Die Medien hätten „eine große Verantwortung“, weil sie „Aufbauer einer Gesellschaft“ seien. „Sie können dazu eingesetzt werden, um Menschen zu diffamieren und mit Schmutz zu bewerfen, vor allem in der Politik“, beklagte der Papst. Genauso übel sei es, wenn Medien „nicht die ganze Information“ böten, sondern einen Teil der Wahrheit unterschlügen. Auf der anderen Seite richteten Medien allerdings auch viel Schaden an, wenn sie „ständig Skandale aufdecken, ständig von den häßlichen Dingen reden, selbst wenn sie wahr sind.“ Richtig genutzt hingegen könnten Medien „sehr, sehr viel Gutes tun“.

(rv 07.12.2016 sk)

Papstmesse: „Schämen wir uns für den Krieg“

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Papst Franziskus bei der Predigt in der Casa Santa Marta

Papst Franziskus erklärt „Assisi“: Die Welt braucht Frieden, und um Frieden zu bitten, sei eine Pflicht. Das verdeutlichte der Papst bei seiner Frühmesse am Dienstag, bevor er nach Assisi zum Friedenstreffen abreiste. Man soll um den Frieden beten, „bis man sich der Kriege schämt“, die es noch gibt, und vor allem dürfe man die Augen vor dem Krieg nicht verschließen. Es gebe kein „Gott der Kriege“, so der Papst. Die Gewalt zwischen den Menschen sei das Werk des Bösen, und dagegen müsse jeder Mensch vorgehen. Dies könne durch das Gebet wie auch durch das „Weinen für den Frieden“ geschehen, so der Papst. Jede Religion glaube, dass Gott „nur für den Frieden einstehen“ könne.

Zum Friedenstreffen in Assisi, das 30 Jahre nach dem ersten Treffen mit Johannes Paul II. stattfindet, sagte Franziskus: „Es geht nicht darum, dort ein Schauspiel zu veranstalten, sondern einfach darum, zu beten, und zwar für den Frieden.“ Er lud alle Bischöfe – und auch alle Gläubigen – ein, an diesem Dienstag gemeinsam für Frieden zu beten, egal wo man sich befindet.

„Die heutige Erste Lesung endet auf diese Weise: ,Wer sein Ohr verschließt vor dem Schreien des Armen, wird selbst nicht erhört, wenn er um Hilfe ruft.´ (vgl. Spr 21, 1-6.10-13) Wenn wir unsere Ohren verschließen vor dem Leid jener, die bombardiert werden, die durch den Menschenhandel leiden, dann kann es sein, dass eines Tages dies an uns geschieht und wir auf Antworten warten. Wir können die Ohren nicht verschließen vor dem Geschrei des Leids unserer Geschwister, die wegen des Krieges leiden.“

Hier im Westen sehe man den Krieg nicht, stattdessen fürchten sich viele vor terroristischen Anschlägen, fuhr Franziskus fort. Doch dies sei nichts im Vergleich zu dem, was in den heutigen Kriegsgebieten der Welt passiere: Bomben töteten Alte, Kinder, Männer und Frauen; im Übrigen seien die klassischen Kriegsschauplätze gar nicht so weit entfernt von den vermeintlich sicheren Orten. Jeder Krieg entstehe zuerst in den Herzen der Menschen.

„Möge der Herr uns den Frieden in unseren Herzen schenken. Er möge die Habsucht, die Gier und die Gewaltbereitschaft in uns beseitigen. Wir brauchen Frieden! Möge unser Herz den Frieden aufnehmen und ohne Unterscheidung der Religionen. Das gilt für alle! Denn wir sind alle Kinder Gottes! Eines Gottes des Friedens. Es gibt keinen Gott des Krieges. Der Krieg ist immer ein Werk des Bösen, des Teufels, der uns alle umbringen will.”

Davor könne es keine religiöse Unterschiede geben. Es sei falsch, Gott dafür zu danken, „vom Krieg verschont zu sein“. Man müsse auch an die Betroffenen denken, so der Papst weiter.

„Denken wir heute nicht nur an die Bomben, Toten, Verletzten, denken wir an all jene – ob Kinder oder Alte – die keine humanitären Hilfe bekommen und nichts zu essen haben, die keine Medizin erhalten, die hungern und krank sind. Sie erhalten keine Hilfe, weil Bomben dies verhindern. Und wenn wir heute für den Frieden beten, dann wäre es schön, wenn jeder von uns sich der Kriege schämt, die es auf der Welt gibt. Schämen wir uns, dass Menschen dazu fähig sind, ihren Geschwistern solche schreckliche Taten zu vollbringen. Es ist ein Tag des Gebets, der Reue, des Weinens um des Friedens willen. Möge der Schrei der Leidenden gehört werden und die Herzen der Menschen sich der Barmherzigkeit und der Liebe öffnen, die uns vor dem Egoismus retten.“

(rv 20.09.2016 mg)

BRIEF DES HEILIGEN VATERS FRANZISKUS AN DIE CHRISTEN IM NAHEN OSTEN

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Liebe Brüder und Schwestern,

»Gepriesen sei der Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden« (2 Kor 1,3-4)

Diese Worte des Apostels Paulus sind mir in den Sinn gekommen, als ich daran dachte, an Euch, liebe christliche Brüder und Schwestern im Nahen Osten, zu schreiben. Ich tue es anlässlich des nahen Weihnachtsfestes, weil ich weiß, dass für viele von Euch die Klänge der Weihnachtslieder sich mit Tränen und Seufzern mischen werden. Und doch ist die Geburt des Sohnes Gottes in unserem menschlichen Fleisch ein unsagbares Geheimnis des Trostes: » Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten « (Tit 2,11).

Leider fehlte es auch in der jüngsten Vergangenheit nicht an Trübsal und Bedrängnis im Nahen Osten. Diese haben sich in den letzten Monaten verschärft aufgrund der Konflikte, die die Region peinigen, vor allem aber durch das Wirken einer ganz neuen und besorgniserregenden terroristischen Organisation von bisher unvorstellbaren Ausmaßen, die alle Art von Gesetzwidrigkeiten begeht und menschenunwürdige Praktiken anwendet. Ganz besonders hat sie einige von Euch heimgesucht: Auf brutale Weise wurden sie aus ihrem Land vertrieben, in dem die Christen seit apostolischer Zeit heimisch sind.

Indem ich mich an Euch wende, kann ich nicht die anderen religiösen und ethnischen Gruppen außer Acht lassen, die ebenfalls unter der Verfolgung und den Konsequenzen dieser Konflikte leiden. Täglich verfolge ich die Nachrichten über das enorme Leiden vieler Menschen im Nahen Osten. Ich denke besonders an die Kinder, die Mütter, die alten Menschen, an die Vertriebenen und die Flüchtlinge, an alle, die Hunger leiden, an die, welche die Härte des Winters auf sich nehmen müssen ohne ein schützendes Dach über dem Kopf. Dieses Leiden schreit zu Gott und ruft uns alle zum Einsatz auf, im Gebet und in jeder Art von Initiative. Allen möchte ich meine Nähe und Solidarität wie auch die der ganzen Kirche bekunden und ihnen ein Wort des Trostes und der Hoffnung zusprechen.

Liebe Brüder und Schwestern, die Ihr in eurem vom Herrn gesegneten Land mutig Zeugnis für Jesus gebt, unser Trost und unsere Hoffnung ist Christus selber. Darum ermutige ich Euch, fest mit ihm verbunden zu bleiben wie die Rebzweige am Weinstock, in der Gewissheit, dass weder Bedrängnis, noch Not, noch Verfolgung Euch von ihm trennen können (vgl. Röm 8,35). Möge die Prüfung, die Ihr durchmacht, Euer aller Glauben und Treue stärken!

Ich bete, dass Ihr die brüderliche Gemeinschaft nach dem Vorbild der ersten Jerusalemer Gemeinde leben könnt. Die von unserem Herrn gewollte Einheit ist in diesen schwierigen Momenten nötiger denn je; sie ist ein Geschenk Gottes, das an unsere Freiheit appelliert und unsere Antwort erwartet. Mögen das Wort Gottes, die Sakramente, das Gebet und die Brüderlichkeit Eure Gemeinschaften ständig nähren und erneuern.

Die Situation, in der Ihr lebt, ist ein starker Aufruf zur Heiligkeit des Lebens, wie Heilige und Märtyrer aller kirchlichen Zugehörigkeiten beweisen. In Liebe und Verehrung denke ich an die Hirten und die Gläubigen, denen in letzter Zeit das Opfer des Lebens abverlangt wurde, oft nur aufgrund der Tatsache, dass sie Christen waren. Ich denke auch an die Entführten, unter denen einige orthodoxe Bischöfe und Priester verschiedener Riten sind. Mögen sie bald wohlbehalten in ihre Häuser und Gemeinschaften zurückkehren! Ich bitte Gott, dass so viel mit dem Kreuz des Herrn vereintes Leid Frucht zum Wohl der Kirche und der Völker des Nahen Ostens bringen möge.

Inmitten der Feindschaften und der Konflikte ist die unter Euch in Brüderlichkeit und Einfachheit gelebte Gemeinschaft ein Zeichen für das Reich Gottes. Ich freue mich über die guten Beziehungen und über die Zusammenarbeit zwischen den orthodoxen Patriarchen und denen der katholischen Ostkirchen wie auch zwischen den Gläubigen der verschiedenen Kirchen. Die von den Christen ertragenen Leiden leisten einen unschätzbaren Beitrag für das Anliegen der Einheit. Es ist die Ökumene des Blutes, die eine vertrauensvolle Hingabe an das Wirken des Heiligen Geistes erfordert.

Mögen die Schwierigkeiten Euch immer Anlass sein, Zeugnis für Jesus zu geben! Eure Gegenwart selbst ist für den Nahen Osten kostbar. Ihr seid eine kleine Herde, doch mit einer großen Verantwortung in dem Land, wo das Christentum entstanden ist und sich ausgebreitet hat. Ihr seid wie der Sauerteig in der Masse. An erster Stelle noch vor vielen, von allen gewürdigten Werken der Kirche im Bereich des Erziehungs- und Gesundheitswesens oder in den Hilfswerken sind die Christen, seid Ihr der größte Schatz für die Region. Danke für Eure Standhaftigkeit!

Euer Bemühen, mit Menschen anderer Religionen – Juden und Muslimen – zusammenzuarbeiten, ist ein weiteres Zeichen für das Reich Gottes. Je schwieriger die Situation ist, umso notwendiger ist der interreligiöse Dialog. Es gibt keinen anderen Weg. Der auf eine Haltung der Offenheit gegründete Dialog in Wahrheit und Liebe ist auch das beste Mittel gegen die Versuchung des religiösen Fundamentalismus, der eine Bedrohung für die Gläubigen aller Religionen darstellt. Zugleich ist der Dialog ein Dienst an der Gerechtigkeit und eine notwendige Voraussetzung für den so ersehnten Frieden.

Der größte Teil von Euch lebt in einem Umfeld mit muslimischer Mehrheit. Ihr könnt Euren muslimischen Mitbürgern helfen, mit Unterscheidungsvermögen ein authentischeres Bild des Islam zu zeigen, wie viele von ihnen es möchten, die immer wieder sagen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist, dass er sich mit der Achtung der Menschenrechte vereinbaren lässt und das Zusammenleben aller fördern kann. Das wird ihnen und der ganzen Gesellschaft von Nutzen sein. Die dramatische Situation, die unsere christlichen Brüder und Schwestern im Irak, aber auch die Jesiden und die Anhänger anderer religiöser und ethnischer Gemeinschaften erleben, erfordert eine klare und mutige Stellungnahme aller religiösen Verantwortungsträger, um einstimmig und unzweideutig solche Verbrechen zu verurteilen und öffentlich die Praxis anzuklagen, sich zu deren Rechtfertigung auf die Religion zu berufen.

Meine Lieben, Ihr seid fast alle einheimische Bürger eurer Länder und habt somit die Pflicht und das Recht, vollgültig am Leben und am Wachstum eurer Nation teilzunehmen. In der Region seid Ihr berufen, Urheber von Frieden, Versöhnung und Entwicklung zu sein, den Dialog zu fördern, Brücken zu bauen gemäß dem Geist der Seligpreisungen (vgl. Mt 5,3-12), das Evangelium des Friedens zu verkünden und offen zu sein für die Zusammenarbeit mit allen nationalen und internationalen Entscheidungsträgern.

In besonderer Weise möchte ich meine Wertschätzung und meinen Dank Euch bekunden, liebe Mitbrüder im patriarchalen, bischöflichen und priesterlichen Dienst sowie Euch Brüdern und Schwestern im Ordensleben, die Ihr den Weg Eurer Gemeinschaften fürsorglich begleitet. Wie kostbar ist die Gegenwart und die Tätigkeit derer, die sich gänzlich dem Herrn geweiht haben und ihm in ihren Mitmenschen – vor allem in den am meisten Bedürftigen – dienen und so seine Größe und seine grenzenlose Liebe bezeugen! Wie wichtig ist die Gegenwart der Hirten bei ihrer Herde, vor allem in schwierigen Zeiten!

Euch, liebe Jugendliche, sende ich eine väterliche Umarmung. Ich bete für Euren Glauben, für Euer Wachstum als Menschen und als Christen und dass Eure besten Pläne sich verwirklichen mögen. Und ich wiederhole Euch: » Fürchtet oder schämt Euch nicht, Christen zu sein. Die Beziehung zu Jesus wird Euch die innere Bereitschaft zu einer vorbehaltlosen Zusammenarbeit mit Euren Mitbürgern schenken, welcher Religion sie auch angehören « (Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Medio Oriente, 63).

Euch, liebe ältere Menschen, drücke ich meine Wertschätzung aus. Ihr seid das Gedächtnis Eurer Völker; ich hoffe, dass dieses Gedächtnis ein Anstoß zum Wachsen für die jungen Generationen sei.

Ich möchte diejenigen unter Euch ermutigen, die in den sehr wichtigen Bereichen der Nächstenliebe und des Erziehungswesens wirken. Ich bewundere die Arbeit, die Ihr besonders durch die Caritas und mit Hilfe der katholischen karitativen Organisationen verschiedener Länder leistet, indem Ihr allen ohne jede Bevorzugung helft. Durch das Zeugnis der Liebe bietet Ihr dem gesellschaftlichen Leben den wirksamsten Halt und tragt auch zum Frieden bei, nach dem die Region hungert wie nach Brot. Doch auch im Bereich des Erziehungswesens geht es um die Zukunft der Gesellschaft. Wie wichtig ist die Erziehung zur Kultur der Begegnung sowie zur Achtung der Menschenwürde und des unumschränkten Wertes eines jeden Menschen!

Meine Lieben, obwohl gering an Zahl, seid Ihr Protagonisten des Lebens der Kirche und der Länder, in denen Ihr lebt. Die ganze Kirche ist Euch nahe und unterstützt Euch, mit großer Liebe und Wertschätzung für Eure Gemeinschaften und eure Mission. Wir werden fortfahren, Euch zu helfen mit dem Gebet und mit den anderen verfügbaren Mitteln.

Zugleich rufe ich weiterhin die internationale Gemeinschaft auf, Euren Bedürfnissen und denen der anderen leidenden Minderheiten entgegenzukommen – an erster Stelle durch die Förderung des Friedens auf dem Weg über Verhandlungen und mit Hilfe diplomatischer Aktivitäten, in dem Bemühen, möglichst bald die Gewalt, die schon zu viel Schaden angerichtet hat, einzudämmen und zu stoppen. Ich bekräftige meine ganz entschiedene Missbilligung des Waffenhandels. Wir brauchen vielmehr Friedenspläne und -initiativen, um eine globale Lösung der Probleme der Region zu fördern. Wie lange soll der Nahe Osten noch unter der Friedlosigkeit leiden? Wir dürfen uns nicht mit den Konflikten abfinden, als sei ein Wechsel nicht möglich! Auf der Linie meiner Pilgerreise ins Heilige Land und des nachfolgenden Gebetstreffens im Vatikan mit dem israelischen und dem palästinensischen Präsidenten lade ich Euch ein, weiter für den Frieden im Nahen Osten zu beten. Dass diejenigen, die gezwungen waren, ihr Land zu verlassen, dorthin zurückkehren und in Frieden und Sicherheit leben können. Möge die humanitäre Hilfe gesteigert und dabei immer das Wohl des Menschen und jedes Landes in den Mittelpunkt gestellt werden, unter Achtung der jeweiligen Identität, ohne andere Interessen voranzustellen. Möge die gesamte Kirche und die internationale Gemeinschaft sich der Bedeutung Eurer Präsenz in der Region immer deutlicher bewusst werden.

Liebe christliche Schwestern und Brüder im Nahen Osten, Ihr habt eine große Verantwortung und seid nicht allein bei ihrer Bewältigung. Darum wollte ich an Euch schreiben, um Euch zu ermutigen und um Euch zu sagen, wie wertvoll Eure Gegenwart und Eure Mission in diesem vom Herrn gesegneten Land sind. Euer Zeugnis tut mir so gut. Danke! Jeden Tag bete ich für Euch und Eure Anliegen. Ich danke Euch, weil ich weiß, dass Ihr in Euren Leiden für mich und meinen Dienst für die Kirche betet. Ich hoffe sehr, dass mir die Gnade zuteil wird, persönlich zu kommen, um Euch zu besuchen und Euch zu trösten und zu stärken. Die Jungfrau Maria, die allheilige Mutter Gottes, die auch unsere Mutter ist, begleite und schütze Euch stets mit ihrer zärtlichen Liebe. Euch allen und Euren Familien sende ich den Apostolischen Segen und wünsche Euch, dass Ihr die heilige Weihnacht in der Liebe und im Frieden Christi, des Retters, lebt.

Aus dem Vatikan, am 21. Dezember 2014, dem vierten Adventssonntag

Franciscus

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Maria Restituta Kafka (1894-1943)

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Pfarrkirche Münchendorf, Maria Restituta Kafka Rechts / Wikimedia Commons – Hannes 24, CC BY-SA 3.0

Österreichs erste Märtyrerin

„An der seligen Schwester Restituta können wir ablesen, zu welchen Höhen innerer Reife ein Mensch an der Hand Gottes geführt werden kann. Für das Bekenntnis zum Kreuz hat sie ihren Kopf hingehalten. Sie hat es im Herzen bewahrt und vor der Hinrichtung noch einmal leise ausgesprochen, als sie den Gefängnispfarrer um ein ‚Kreuzerl auf die Stirne‘ bat“, so der heilige Johannes Paul II. während der Seligsprechungsfeier am 21. Juni 1998 in Wien.

Helene Kafka wurde am 1. Mai 1894 in Brünn-Hussovitz geboren. Das Mädchen, das in armen Verhältnissen aufwuchs, besuchte die Schule in Wien, wohin die Familie 1896 verzogen war. Nach der Volksschule absolvierte die Selige eine Haushatsschule und war anschließend als Dienstmädchen tätig.

Eine entscheidende Wende nahm ihr Leben 1913, als Helene begann, als Hilfskrankenpflegerin im Städtischen Krankenhaus Wien-Lainz zu arbeiten. Die Begegnung mit den Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, die in dem Krankenhaus in der Krankenpflege tätig waren, hinterließ einen tiefen Eindruck auf sie. Die Selige wollte ihrem Beispiel folgen und auch ihr Leben in den Dienst des Herrn stellen. Ihre Eltern widersetzten sich jedoch dieser Idee. Helene aber setzte ihren Entschluß eigenmächtig um und schloß sich am 23. Oktober 1915 den Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, nach ihrem Sitz auch Hartmannschwestern genannt, an.

1916 legte sie die Gelübde ab und nahm den Namen Maria Restituta an. Auch als Ordensschwester blieb sie weiterhin im Krankenhausdienst in verschiedenen Hospitälern tätig, bis sie 1919 im Krankenhaus Mödling zur leitenden Operations- und Anästhesieschwester ernannt wurde. 1923 legte die wegen ihres lebhaften Temperaments auch Schwester Resoluta genannte die ewgien Gelübde ab.

Mit dem Anschluß Österreichs an Nazideutschland im April 1938 änderte sich die Situation schlagartig, und gegen die katholischen Einrichtungen im Land wurden harte Maßnahmen ergriffen. Schwester Maria Restituta zeigte von Anfang an eine ablehnende Haltung gegen die Politik der Nazis. Als sie sich Anfang 1940 der Anordnung widersetzte, die chirurgische Abteilung des Krankenhauses nicht mit Kruzifixen auszustetten, kam es zum Eklat. Die Selige hatte die Räume mit Kruzifixen ausgestattet und weigerte sich standhaft, diese wieder zu entfernen.

Zum Verhängnis sollte der Schwester jedoch ein Flugblatt werden, das sie am 8. Dezember 1941 erhielt und das sie abschreiben ließ. Als sie den regimekritischen Inhalt am Folgetag Kolleginnen vorlas, wurde sie von einem Arzt denunziert und am 18. Februar von der Gestapo im Krankenhaus verhaftet. Sie wurde in das Gefängnis des Wiener Landgerichts verbracht. In der Verhandlung am 29. Oktober vor dem Volksgerichtshof wurde sie „wegen landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode und zum Ehrenrechtsverlust auf Lebenszeit“ verurteilt.

Schwester Maria Restituta nahm das Urteil gelassen und in Demut hin, wie auch ein Brief an ihre Schwester verdeutlicht: „Schau Anny, wie schwer sieht mein Kreuz aus, doch ist dem nicht so, der lb. Gott überschüttet mich mit Trost, Kraft und Mut.“ Die außerordentliche Haltung, die die Selige während ihrer Gefangenschaft an den Tag legte, hinterließ einen tiefen Eindruck bei ihren Mitgefangenen: „Der Einfluß, den Schwester Restituta auf die Mitgefangenen ausgeübt hat, war wegen ihrer Ausstrahlung und Menschlichkeit wirklich groß. Sie lebte uns allen vor, was es heißt, zu glauben, wenn auch viele von uns aufgrund der Unmenschlichkeit des Lebens und der Mitmenschen nicht mehr glauben konnten.“

Schwester Maria Restituta wurde am 30. März 1943 durch das Fallbeil hingerichtet. Ihre Seligsprechung erfolgte am 21. Juni 1998. Als ihr Gedenktag wurde der 29. Oktober festgesetzt.

„Schwester Restituta, die aus Brünn stammt, in Wien zuhause ist, hier auch ihr Leben als Zeugin des Glaubens, als Märtyrerin beendet hat, verbindet das, was Nationalismus, Sprachen- und Völkerhass getrennt hat. Sie tut es durch ihre Person und ihr Glaubenszeugnis, ihr Martyrium“, so Christoph Kardinal Schönborn.

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