Papst Benedikt XVI. [2009]: Das Miteinander der Religionen

Gemäß Papst Benedikt XVI. [ZG09051213 – 12.05.2009] „hören die Gläubigen der großen monotheistischen Traditionen (also die Juden und die Christen und die Muslime) – wie Abraham – auf Gottes Stimme, sie antworten auf seinen Ruf und ziehen aus; sie suchen nach der Erfüllung seiner Verheißungen, streben danach, seinem Willen zu gehorchen…“

Er, der Papst, will nicht zu jenen gehören, die „schnell damit zur Hand sind, auf die offensichtlichen Unterschiede zwischen den Religionen hinzuweisen“, „die uns glauben machen, dass unsere Unterschiede zwangsläufig Anlass zur Uneinigkeit geben und sie daher höchstens toleriert werden können“, sondern er will vielmehr „deutlich deren Gemeinsamkeiten verkünden“.

Er glaubt, „dass eine Einheit möglich ist, die nicht von der Gleichförmigkeit abhängt“, dass „unsere Verschiedenheiten niemals fälschlich als unvermeidlicher Grund für Reibereien oder Spannungen hingestellt werden dürfen, weder unter uns selbst noch in der Gesellschaft im ganzen“, dass „ein Leben in Treue zur Religion (gleich welcher) ein Widerhall von Gottes Gegenwart ist, die in unsere Welt hineinbricht“, dass (alle) „gemeinsam verkünden können, dass Gott existiert, dass man ihn erkennen kann, dass die Erde seine Schöpfung ist und dass wir seine Geschöpfe sind und dass er jeden Menschen aufruft, so zu leben, dass er seinen Plan für die Welt achtet“, dass „die Verschiedenheiten den Menschen unterschiedlicher Religion eine wunderbare Gelegenheit geben, in tiefer gegenseitiger Achtung, Wertschätzung und Anerkennung zusammenzuleben und einander auf Gottes Wegen zu ermutigen“.

Für Benedikt XVI. „ist die Wahrheit weit davon entfernt, die Toleranz gegenüber Unterschieden [der Religion] zu gefährden“; „vielmehr ermögliche sie einen Konsens“.

Nun müssen wir uns folgende Fragen stellen: Hören die Muslime, die Juden auf Gottes Stimme? Antworten sie auf Seinen Ruf? Suchen sie nach der Erfüllung Seiner Verheißungen, streben sie danach, Seinem Willen zu gehorchen? Auf alle diese Fragen muss ein gläubiger Christ doch in aller Deutlichkeit mit einem dreifachen NEIN! antworten. Gottes Stimme ist doch das WORT GOTTES, der LOGOS, JESUS CHRISTUS, der MENSCH gewordene GOTTES-SOHN, der GOTT-MENSCH. Gottes Ruf ist doch DAS EVANGELIUM CHRISTI; die Erfüllung Seiner Verheißungen ist doch Seine MENSCH-WERDUNG, Sein Leben und Wirken und Lehren unter uns Menschen, Sein uns erlösender Opfertod am Kreuz, Seine Auferstehung, Seine Sendung des Heiligen Geistes, die Gründung Seines Reiches, der KIRCHE! Das ALLES bestreiten, leugnen und verurteilen doch sowohl die Muslime wie die Juden. Und das gibt zwangsläufig Anlass zur Uneinigkeit, und von uns Christen kann diese Widersetzlichkeit gegen Gott niemals gutgeheißen, auch nicht verharmlost und entschuldigt, sondern höchstens toleriert werden.

Es gibt für uns Christen keine Gemeinsamkeiten zu verkünden zwischen uns und den Anti-Christen. Auch das scheinbar Gemeinsame ist nicht das Gleiche, bedeutet nicht Dasselbe, dient nicht Demselben. Unsere Verschiedenheiten sind in der Tat „unvermeidlicher Grund für Reibereien und Spannungen“, Dissens, Ablehnungen und Verurteilungen; denn ein Leben in Treue zu einer falschen Religion ist niemals ein Widerhall von Gottes Gegenwart, die in unsere Welt hineinbricht, sondern ein Widerhall Seines Widersachers, der die Gegenreligion(en) inspiriert und konstruiert.

Wir Christen können mit unseren erklärten Gegnern nicht „gemeinsam verkünden, dass Gott existiert, dass man Ihn erkennen kann…, dass Er jeden Menschen aufruft, so zu leben, dass er Seinen Plan für die Welt achtet“; denn der Gott der Muslime und der Juden ist nicht der Gott der Christen; unser Gott ist drei-persönlich: Vater, Sohn und Heiliger Geist, und unser Gott ist in JESUS CHRISTUS MENSCH GEWORDEN und hat unter uns gewohnt, gewirkt, gelehrt, gelitten, gestorben, ist glorreich auferstanden, in den Himmel aufgefahren, wo Er zur Rechten des ewigen Vaters thront und von wo Er kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.

Denn die Muslime und die Juden leben nicht so, dass sie Gottes Plan für die Welt achten. Sie bestreiten ihn ja, diesen ausgeführten Plan, und verachten ihn und werden – jetzt sogar mit dem Segen Benedikt XVI. auf ihren Irrwegen voranschreiten, indem sie all das achten, was sie von uns unterscheidet.

Paul Otto Schenker

„Der verheißende ist der Gott der Auferstehung und des Lebens“

Generalaudienz, 29. März 2017

Generalaudienz am Mittwoch, dem 29. März 2017 — Volltext

Wir dokumentieren in einer eigenen Übersetzung die Katechese von Papst Franziskus bei der Generalaudienz von Mittwoch, dem 29. März 2017, auf dem Petersplatz.

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Die christliche Hoffnung – 16. Hoffnung gegen jede Hoffnung (vgl. Röm 4,16-25)

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Die soeben vernommene Stelle aus dem Brief des hl. Paulus an die Römer macht uns ein großes Geschenk. Tatsächlich sind wir daran gewöhnt, in Abraham unseren Vater im Glauben zu erkennen; heute lässt uns der Apostel begreifen, dass Abraham der Vater in der Hoffnung für uns ist; nicht nur der Vater des Glaubens, sondern Vater in der Hoffnung. Bei der Betrachtung seines Lebens können wir bereits eine Verheißung der Auferstehung erkennen, des neuen Lebens, das das Böse und selbst den Tod besiegt.

In dem Text lesen wir, dass Abraham an Gott glaubte, „der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft“ (Röm 4,17). Anschließend wird präzisiert: „Ohne im Glauben schwach zu werden, war er, der fast Hundertjährige, sich bewusst, dass sein Leib und auch Saras Mutterschoß erstorben waren“ (Röm 4,19). Auch wir sind dazu berufen, diese Erfahrung zu machen. Gott offenbart sich Abraham als der rettende Gott, der aus der Verzweiflung und dem Tod austreten lässt, der zum Leben beruft. In der Geschichte Abrahams wird alles zu einer Hymne an Gott, der befreit und zu neuem Leben erweckt, alles wird zu einer Prophetie. Dazu wird es für uns, die wir nun die Vollendung all dessen im Pasche-Geheimnis anerkennen und feiern. So hat Gott „Jesus […] von den Toten auferweckt“ (Röm 4,24), damit auch wir in ihm vom Tod zum Leben übergehen können. Somit kann Abraham insofern durchaus als „Vater vieler Völker“ betrachtet werden, als er als Verheißung einer neuen Menschheit  – uns! – erstrahlt, die von Christus von der Sünde und vor dem Tod befreit wurde und ein für allemal in der Umarmung der Liebe Gottes geführt wurde.

An dieser Stelle hilft uns Paulus, die enge Verbindung zwischen Glauben und Hoffnung zu begreifen. So sagt er, dass Abraham gegen alle Hoffnung voll Hoffnung geglaubt hat (vgl. Röm 4,18). Unsere Hoffnung stützt sich nicht auf Überlegungen, Prognosen und menschlichen Sicherheiten; sie zeigt sich dort, wo keine Hoffnung mehr gegeben ist, wo es nichts mehr zu hoffen gibt; genau so, wie es im Falle Abrahams angesichts seines bevorstehenden Todes und der Unfruchtbarkeit seiner Frau Sara geschah. Das Ende der beiden nähert sich, sie konnten keine Kinder bekommen, und in dieser Situation glaubte Abraham und hegte Hoffnung gegen jede Hoffnung. Und das ist großartig! Die große Hoffnung wurzelt im Glauben, und gerade deshalb kann sie über jede Hoffnung hinausgehen. Ja, denn sie gründet sich nicht auf unser Wort, sondern auf das Wort Gottes. Auch in diesem Sinne sind wir daher dazu berufen, dem Beispiel Abrahams zu folgen, der trotz der Offenkundigkeit einer Realität, die dem Tod geweiht erscheint Gott vertraut ; „fest davon überzeugt, dass Gott die Macht besitzt zu tun, was er verheißen hat“ (Röm 4,21). Ich würde euch gerne eine Frage stellen: Sind wir, wir alle, überzeugt davon? Sind wir überzeugt davon, dass Gott uns gern hat und dazu bereit ist, alles zu tun, was er verheißen hat? Aber Vater, wie viel müssen wir dafür bezahlen? Es gibt nur einen Preis: „das Herz öffnen“. Öffnet eure Herzen und diese Kraft Gottes wird euch vorwärts bringen. Sie wird wundervolle Dinge vollbringen und euch lehren, was Hoffnung ist. Das ist der einzige Preis: Öffnen das Herz für den Glauben und Gott tut den Rest.

Das ist der Widerspruch und zugleich das stärkste und höchste Element unserer Hoffnung – einer Hoffnung, die sich auf eine Verheißung gründet, die aus menschlicher Perspektive unsicher und unvorhersehbar erscheint, die jedoch nicht einmal angesichts des Todes verloren geht, wenn die Verheißung von dem Gott der Auferstehung und des Lebens stammt. Dies wird nicht von irgendjemandem verheißen! Der verheißende ist der Gott der Auferstehung und des Lebens.

Liebe Brüder und Schwestern, bitten wir heute den Herrn um die Gnade, uns nicht so sehr auf unsere Sicherheiten zu gründen, auf unsere Fähigkeiten, sondern auf die Hoffnung, die der Verheißung Gottes entspringt, als wahre Kinder Abrahams. Wenn Gott verheißt, dann tut er, was er verheißen hat. Er hält sein Wort immer. So wird unser Leben ein neues Licht annehmen, in dem Bewusstsein, dass er, der seinen Sohn auferweckt hat, auch uns auferwecken wird und uns wirklich eins mit ihm werden lässt, zusammen mit all unseren Brüdern und Schwestern im Glauben. Wir alle glauben. Heute sind wir alle auf der Piazza versammelt; wir preisen den Herrn, singen das Vater Unser und werden dann den Segen empfangen … Aber dies geht vorbei. Es ist jedoch auch eine Verheißung der Hoffnung. Wenn unser Herz heute offen ist, versichere ich euch, dass wir alle uns  auf der Piazza des nie vergehenden Himmels für immer begegnen werden. Dies ist die Verheißung Gottes und das ist unsere Hoffnung, wenn wir unsere Herzen öffnen. Danke.

[Übersetzt aus dem Italienischen von Sarah Fleissner]

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Quelle

Generalaudienz: Hoffnung – dem Anschein nach unvernünftig

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Ungewöhnlicher Gast: Zirkuskünstler setzten dem Papst einen Papagei auf den Arm

Hoffen gegen alle Hoffnung: Um dieses grundlegende christliche Paradox ging es an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz des Papstes. Franziskus ging vom Römerbrief des heiligen Paulus aus, der im vierten Kapitel von einer solchen Hoffnung gegen alle Hoffnung spricht, und schwenkte dann den Scheinwerfer zurück zu Abraham: „Der heilige Paulus bezieht sich auf den Glauben, mit dem Abraham dem Wort Gottes glaubte, als der ihm einen Sohn versprach. Das war tatsächlich ein Hoffen gegen alles Hoffen, denn das, was ihm der Herr ankündigte, war so unwahrscheinlich, er war ja schon so alt, und seine Frau war unfruchtbar. Aber: Gott hatte es gesagt, also glaubte Abraham. Und im Vertrauen auf diese Verheißung macht er sich auf den Weg…. Abraham glaubt. Sein Glauben öffnet sich auf eine Hoffnung hin, die dem Anschein nach unvernünftig ist.“

So sei das mit der Hoffnung: Sie öffne neue Horizonte und lasse uns „Dinge träumen, die kaum vorstellbar sind“. „Hoffnung lässt uns in die Dunkelheit der unsicheren Zukunft hineingehen… Schön, diese Tugend der Hoffnung! Sie gibt uns so viel Kraft, um vorwärtszugehen im Leben. Aber das ist kein einfacher Weg. Auch für Abraham kommt da eine Krise. Er hat vertraut, hat alles zurückgelassen, ist aufgebrochen, ist in das von Gott verheißene Land gekommen… Zur damaligen Zeit reiste man nicht wie heute mit dem Flugzeug, damals dauerte das Monate oder Jahre! Die Zeit ist vergangen, aber der Sohn kommt nicht, der Schoss Saras bleibt in seiner Unfruchtbarkeit verschlossen.“

In dieser Krise wende sich Abraham klagend an Gott. „Und das lernen wir von unserem Vater Abraham: Sich beim Herrn zu beschweren, ist eine Form des Betens. Manchmal höre ich, wenn ich jemandem die Beichte abnehme: Ich habe dem Herrn mein Herz ausgeschüttet… und ich sage dann: Nur zu, beschwer dich, er ist ein Vater! Auch das ist eine Art des Betens: sich beim Herrn beschweren, das ist gut.“

Gott habe auf Abrahams Klagen reagiert – mit einer erneuten Verheißung von großer Nachkommenschaft. „Und trotz allem glaubt Abraham weiter an Gott und hofft, dass noch etwas passieren könnte. Warum sollte er sonst noch den Herrn anrufen, warum sonst sollte er ihn noch an seine Verheißungen erinnern? Der Glaube ist nicht nur ein Schweigen, das alles akzeptiert, ohne zu antworten. Die Hoffnung ist keine Sicherheit, die dich vor dem Zweifel rettet. Viele Male ist die Hoffnung dunkel… und trotzdem bringt sie dich vorwärts. Glaube ist auch ein Kampf mit Gott: Wir zeigen ihm unsere Bitterkeit, ohne fromme Fiktionen. Ich bin wütend auf Gott und habe ihm dies und das gesagt – aber er ist ja Vater, er hat dich verstanden, geh in Frieden! Diesen Mut haben. Das ist die Hoffnung.”

(rv 28.12.2016 sk)