„Alte Messe“: Das letzte Wort des Papstes

Arthur Roche, Präfekt der Liturgie-Kongregation, mit Papst Franziskus 

Der Präfekt der vatikanischen Liturgie-Kongregation macht deutlich, dass die Anweisungen aus dem Vatikan zum älteren Ritus das letzte Wort des Papstes sind.

„Alter Ritus“: Vatikan präzisiert Anweisungen des Papstes

„Es ist wichtig, jetzt zu realisieren, dass der Heilige Vater gesprochen hat.“ Das sagte Erzbischof Arthur Roche gegenüber der Zeitung „National Catholic Register“. Es stimme zwar, dass die Feier der Liturgie in der Gestalt vor der Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils „reglementiert“ worden sei, „doch das bedeutet keine Diskriminierung“.

„Das, was liturgisch möglich ist, ist damit geklärt.“

„Das, was liturgisch möglich ist, ist damit geklärt“, so Roche. „Die Herausforderung besteht darin, in diesem Rahmen weiterzumachen, ohne Wunden zu lecken, wo ohnehin niemand verletzt wurde.“

„Das Dekret zeigt die Richtung“

Roche hat vor kurzem Erläuterungen zum Dekret „Traditionis custodes“ von Papst Franziskus vom Juli dieses Jahres veröffentlicht. Gegenüber der Zeitung wies er nun Vorhaltungen zurück, die Einschränkungen für die Feier der Liturgie im früheren Ritus seien auf wenig synodale Weise erlassen worden. Synodalität bedeute, „zusammen vorwärtszugehen“, so der Erzbischof. „Das ist genau der Zweck des Dekrets: Es zeigt die Richtung, in die die Kirche mit ihrem Gebet gehen soll.“

Zum Nachhören:

Vatikan verteidigt Bestimmungen zu früherem Ritus

(Ein Bericht von Radio Vatikan)

Scharf widersprach Roche einigen Kirchenrechtlern, die die Erläuterungen zu „Traditionis custodes“ aus seinem Haus als im Widerspruch zum Kirchenrecht stehend bezeichnet hatten. Die „Autorität“ seiner Kongregation in diesem Bereich sei „unangefochten“. Deutlich sagte der Erzbischof auch: „Die Riten, die die heiligen Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. approbiert haben, sind der einzige Ausdruck der Liturgie der Kirche.“

„Liturgie ist nie nur eine Frage persönlichen Geschmacks“

„Lassen Sie mich einen wichtigen Punkt klären“, so Roche weiter. „Liturgie ist nie nur eine Frage persönlichen Geschmacks oder persönlicher Vorliebe. Sie ist die lex orandi der Kirche, die in Treue zur Tradition aus apostolischen Zeiten von der Kirche und nicht von einzelnen ihrer Glieder festgelegt wird. Das römische Missale der heiligen Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. ist Zeuge eines unveränderten Glaubens und ununterbrochener, lebendiger Tradition.“

(ncr – sk)

Bistum Rom verbietet Alte Messe von Gründonnerstag bis Ostersonntag

Kardinal Walter Brandmüller (m) zelebriert in Rom mit dem Rücken zur Gemeinde eine Messe nach dem alten Ritus am 15. Mai 2011. Stichwörter:  Priester, tridentinische Messe, alte Messe, Petrusbruderschaft, Piusbruderschaft, Traditionalisten, Latein, Gottesdienst

Papst Franziskus ist die Alte Messe ein Dorn im Auge. Diese Woche wird bekannt: Die Alte Messe ist im Bistum Rom vom Abend des Gründonnerstags bis zum Ostersonntag verboten. Die Beschränkung diene dazu, die Einheit der Kirche zu fördern, heißt es.

Das geht aus einem im Internet kursierenden Schreiben hervor, das von Kardinalvikar Angelo De Donatis unterzeichnet ist.

Einheit der Kirche

Die Diözese bestätigte am Donnerstag die Echtheit des Dokuments, das «einige notwendige spezifische Bestimmungen» zum Papst-Erlass «Traditionis custodes» enthält.

Demnach ist die Feier der Liturgie nach dem Messbuch von 1962 in fünf römischen Kirchen weiterhin gestattet. Ausgenommen sei das Triduum – also die Zeit vom Abend des Gründonnerstags bis zum Ostersonntag. Die Beschränkung diene dazu, die Einheit der Kirche zu fördern, heisst es.

Erlaubnis des Ortsbischofs notwendig

Mit dem Erlass «Traditionis custodes» hatte Papst Franziskus, derzugleich Bischof von Rom ist, Mitte Juli die «ordentliche Form» der Messe als «einzige Ausdrucksweise» des Römischen Messritus festgelegt. Die 2007 von Benedikt XVI. in grösserem Umfang erlaubte ausserordentliche Form von 1962 darf künftig nur noch mit ausdrücklicher Erlaubnis des Ortsbischofs gefeiert werden.

Die neuen Vorgaben sollen nach den Worten des Papstes einer kirchenpolitischen Instrumentalisierung der sogenannten Alten Messe für eine Spaltung der Kirche begegnen. Verteidiger der traditionellen Liturgie beklagen neben dem Inhalt des Dokuments auch den strengen Ton von Franziskus.

«Pastorale Besonnenheit»

Vor einigen Tagen tauchte auf verschiedenen Websites ein vertraulicher Brief des Vatikan mit Erläuterungen zu «Traditionis custodes» auf. Das dreiseitige Schreiben vom 4. August ist an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz von England und Wales, Kardinal Vincent Nichols, gerichtet. Der Präfekt der Gottesdienstkongregation, der englische Erzbischof Arthur Roche, beantwortet seinem Landsmann darin mehrere Fragen.

Roche betont, dass Franziskus mit «Traditionis custodes» alle bisherigen Ausnahmen und Zugeständnisse für die Feier der sogenannten Alten Messe abschaffen wolle. Für eine «sehr begrenzte Zeit» könne man bis zur vollen Umsetzung «pastorale Besonnenheit» walten lassen. Dabei seien aber sorgfältige Beobachtung und Begleitung notwendig. (cic)

Summorum Pontificum pilgrimage to Rome

Début du pèlerinage „Summorum Pontificum“

Vatican reporter finds Traditionis Custodes not based on bishops’ input, as Pope Francis claimed

Reporter Diane Montagna was told that a Vatican meeting, held before the bishops’ survey went out, concluded that ‚Traditionalism is the dead faith of the living.‘

Fri Oct 8, 2021 – 8:39 pm EDT

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PITTSBURGH (LifeSiteNews) — A top Vatican correspondent yesterday released what she reported as “the hidden story behind Traditionis Custodes,” saying sources revealed that it was not in fact the input of the world’s bishops that shaped the Latin Mass-suppressing document as Pope Francis had claimed.

Diane Montagna shared in a report for The Remnant newspaper, first delivered at the Catholic Identity Conference on Sunday, that not only are the majority of the bishops’ survey responses from around the world at odds with Pope Francis’ portrayal of the Latin Mass as a divisive force, but that a second, previously unpublicized Congregation for the Doctrine of the Faith (CDF) report was commissioned to act as a kind of “second opinion,” separate from the bishops’ input on diocesan Latin Masses and their effects.

Reliable sources also shared with Montagna that a Vatican plenary session meeting was called in late January 2020, which reached a decision later implemented through Traditionis Custodes. The meeting concluded with the quote “Tradition is the living faith of the dead. Traditionalism is the dead faith of the living.”

“The key point,” Montagna said, is that “the conclusions of Traditionis Custodes are not the same” as those of the CDF’s main report, which was based on the assessment of bishops worldwide of Summorum Pontificum and the impact of the Latin Masses that re-emerged in its wake.

This revelation calls into question Pope Francis’ framing of Traditionis Custodes as satisfying the requests of bishops’ survey responses.

Pope Francis wrote in the letter to the world’s bishops accompanying Traditionis Custodes, “Responding to your requests, I take the firm decision to abrogate all the norms … permissions and customs that precede the present Motu proprio … ” He went on to claim that the permission by his predecessors [to freely] say the Latin Mass “was exploited to widen the gaps” and “encourage disagreements that injure the Church” and “expose her to the peril of division.”

The pope also stated in this letter that the questionnaire’s “responses reveal a situation that preoccupies and saddens me and persuades me of the need to intervene.”

The pope’s indications appear to depart not only from the bishops’ evaluations but from the claim of CDF adjunct secretary, Archbishop Augustine Di Noia, who told the National Catholic Reporter that the Pope’s “rationale” for retracting Latin Mass “permissions” in Traditionis Custodes “is not based on the results of the questionnaire but only occasioned by them.”

Indeed, as Montagna found, the actual bishops’ responses tell a different story.

“As one source said,” Montagna wrote, “‘What they are really interested in doing is canceling the Old Mass, because they hate it.’”

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She explained that among the responses from a third of the world’s bishops (excluding, for example, those from countries where Eastern liturgies are celebrated), more than half viewed the Traditional Mass favorably, and “more than 60 percent to two-thirds of bishops would have been on board with” keeping Summorum Pontificum, “perhaps with some slight modifications.” 

In Montagna’s report, she shared a sampling of the bishops’ written survey responses, revealing many positive appraisals of the Latin Mass and its effects, some with caveats.

At least several bishops, in contrast to Pope Francis’ evaluation, believe the Latin Mass fosters unity and peace in the Church.

For example, one English bishop wrote, “The Extraordinary Form (EF), under the prudent leadership of the Ordinary, has allowed more Catholics to be able to pray according to their desire, and has dispelled the conflicts of before. Its quiet presence should not be disturbed.”

In a section on “Proposals and/or perspectives for the future,” one Italian bishop said regarding Summorum Pontificum, “I do not believe that it is appropriate to abrogate it or limit it with new norms, so as not to create contrasts and further conflicts, leading to the feeling of a lack of respect for minorities and their sensitivities.”

A U.S. bishop wrote, “I fear that without the extraordinary form, many souls would leave the Church.”

Interestingly, one English bishop wrote, “In a negative sense, [the EF] can foster a feeling of superiority among the faithful, but since this rite is more widely used, that feeling has diminished.”

Also included in a section on “negative assessments about the attitude of certain faithful,” an Italian bishop said, “The aspects [of the EF] in themselves are only positive: it is a great gift for all to be able to know and attend the celebration in the extraordinary form. The negative aspects are only present to the extent that these celebrations are celebrated and/or attended by unbalanced or ideologized people.”

Montagna shared numerous other responses of the bishops, mostly positive, in her report.

Theologian and author Dr. Peter Kwasniewski shared yesterday that a German friend of his “confirmed Diane Montagna’s bombshell revelations on the internal CDF report” on the bishops’ responses, which he noted “came to the opposite conclusion to the one the Pope said it did.”

Kwasniewski has noted, like Montagna, that this internal report “in fact harmonizes with the behavior of a majority of bishops around the world, who have chosen either to sidestep the motu proprio or to implement it only partially.”

Sources reveal pre-Traditionis Custodes meeting

Why is it, as Montagna noted, that Traditionis Custodes “was not consistent with what the main report recommended or revealed”? While we do not know with certainty, Montagna has unveiled details of a Vatican meeting, and a second CDF report, that raise new questions about Traditionis Custodes.

According to Montagna, the conclusion of a January 29, 2020 plenary session meeting (held months before the bishops’ questionnaire was issued) aligns with certain instructions of Traditionis Custodes. Even more revealing, her sources have shared that some prelates expressed aversion to “traditionalism” and traditional groups during the meeting.

Montagna said the meeting “was held to discuss the fourth section of the Congregation for the Doctrine of the Faith, what was formerly known as the Pontifical Ecclesia Dei Commission.” In place of the Prefect of the CDF Cardinal Luis Ladaria, SJ, who was absent due to illness, the CDF secretary, Archbishop Giacomo Morandi, chaired the meeting.

In addition to CDF members, other prelates attended the meeting, including American Cardinals Sean Patrick O’Malley and Donald Wuerl; Cardinal Pietro Parolin, the Vatican’s Secretary of State; Canadian Cardinal Marc Ouellet, Prefect of the Congregation for the Bishops; and Italian Cardinal Giuseppe Versaldi, Prefect of the Congregation for Catholic Education.

“According to reliable sources, Cardinal Parolin, Cardinal Ouellet and Cardinal Versaldi were leading the discussion and piloting it in a definite direction,” Montagna said.

To give “a taste of what was said,” Montagna shared that one cardinal had “expressed some alarm that close to 13,000 young people had registered for the Chartres pilgrimage,” during which the Latin Mass is celebrated, and saying “many of these young people have ‘psychological and sociological problems.’”

“Another cardinal said that from the little experience he had, ‘these groups don’t accept change’ and they ‘participate without concelebrating.’ The CDF should therefore ask for a ‘concrete sign of communion, of the recognition of the validity of the Mass of Paul VI,’ he insisted, adding that ‘we can’t go on like this,’” shared Montagna.

“An Italian archbishop said he agreed the CDF shouldn’t resume discussions with the SSPX, because ‘there’s no dialogue with the deaf.’ He lamented that Pope Francis had given concessions to the SSPX in the Year of Mercy but was getting nothing in return,” he continued.

The meeting concluded with the quote: “Tradition is the living faith of the dead. Traditionalism is the dead faith of the living.”

There was, reportedly, “only one conclusion” of the meeting that was shared in the “final proposals offered to the Holy Father,” Montagna said.

“What was it? To carefully study the eventual transfer of competence over the Ecclesia Dei Institutes and the other matters handled by the Fourth Section, to other Vatican dicasteries who deal with related matters: the Congregation for Divine Worship, the Congregation for Institutes of Consecrated Life and Societies of Apostolic Life (also known as the Congregation for Religious), and the Congregation for Clergy.”

Montagna noted that in article 6 of Traditionis Custodes, Pope Francis relegated the Institutes of consecrated life and Societies of apostolic life, “erected by the Pontifical Commission Ecclesia Dei,” to the Congregation for Institutes of Consecrated Life and Societies for Apostolic Life.

She observed regarding Traditionis Custodes, “It seems the ball had already been set rolling at the plenary session in late January 2020.”

‘A second parallel report’

Yet another revelation raises further questions about the real origins of Traditionis Custodes: A second, “parallel report” was commissioned by the CDF even as the main report was being prepared, according to Montagna’s reliable sources.

“The Congregation allegedly had to be sure that the main report didn’t just come to the usual conclusions, e.g. that the traditional Mass is a positive element in the life of the Church, etc.,” Montagna wrote. “The second report was therefore billed as a sort of second opinion, a check on the main report.”

According to Montagna, this second report was “commissioned around November 2020” and “handed in before Christmas.” She pointed out that at this time “the CDF was still receiving and processing responses to the survey, and did so until January 2021,” making that the extent to which this report took those results into account was necessarily limited, especially considering the amount of material they had to review.

Advice for bishops, priests, and laity

Montagna concluded with thoughtful advice to the clergy and laity on how to respond to Traditionis Custodes:

  1. “Priests, stable groups, and individuals should refrain from any correspondence with the Holy See. Those attached to the traditional Latin Mass should also avoid giving the impression that they are “warriors” in their diocese or parish, who are always protesting or unhappy. The goal must be to not lose the traditional Latin Mass as a normal form of prayer. And, as children of the heavenly Father, we must pray for the hierarchy. This is our duty.
  2. Individual diocesan priests should continue offering private Masses, since the 1962 Missal has not been abrogated.
  3. Bishops whom the Holy Father has entrusted with the task of guarding tradition should truly evaluate whether the implementation of Traditionis Custodes would bring true spiritual benefits to their flock. Bishops might realize that what inspired the Holy Father is totally different from the situation in their own diocese and act accordingly.

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Quelle

Roma: Confirmada la Peregrinación Populus Summorum Pontificum 2021 (29-31 octubre)

Analyse: Was steckt hinter den Gerüchten, dass Papst Franziskus zurücktreten möchte?

Papst Franziskus begrüßt Pilger auf dem Petersplatz be der Generalaudienz am 28. Mai 2014.
Foto: CNA / Daniel Ibanez

Von Andrea Gagliarducci

VATIKANSTADT , 30 August, 2021 / 10:43 AM (CNA Deutsch).- 

Trotz anhaltender Gerüchte gibt es keinerlei Bestätigung dafür, dass Papst Franziskus ein Dokument verfasst, das die Rolle und die Aufgaben eines emeritierten Papstes definiert. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass Papst Franziskus das Petrusamt bald aufgeben könnte, wie es Benedikt XVI. vor ihm getan hat.

Dennoch halten einige Quellen im Vatikan diese Szenarien weiterhin für möglich, zumal sie miteinander verwoben zu sein scheinen: Die Gerüchte über den Rücktritt von Papst Franziskus sind aus den Gerüchten über ein mögliches Dokument über den Status des emeritierten Papstes entstanden, das auch eine Diskussion über ein mögliches Konklave auslöst.

An diesem Thema arbeiten sich auch deutschsprachige Medien und „Experten“ in einer Sommerpause gerne ab, um eigene Vorstellungen und Ansprüche zu verbreiten. 

Wenn ein Dokument über die Rolle und die Funktionen des emeritierten Papstes in Arbeit jedoch in Arbeit sein sollte, dann wäre dies ein streng gehütetes Geheimnis.

Aus einer zuverlässigen vatikanischen Quelle ist zu erfahren, dass ein solches Vorhaben nicht ausgeschlossen werden kann, da der Papst das Dokument möglicherweise persönlich verfasst und es erst nach Fertigstellung den zuständigen Stellen zur Veröffentlichung vorlegen wird.

Der Druck, den Status eines emeritierten Papstes „besser“ zu definieren, wird schon länger ausgeübt. Der italienische Theologe Andrea Grillo provozierte sogar mit der Forderung eines „institutionellen Todes“ für einen emeritierten Papst.

Die Forderung, die Rolle eines emeritierten Papstes „besser“ zu regeln, entspringt tatsächlich einschlägigen Kreisen, die sich als Anhänger von Papst Franziskus sehen – oder zumindest von Franziskus hoffen, dass er ihre Vorstellungen von Änderungen in der Kirche umzusetzen versucht. 

Dazu gehört auch ein Kreis von Personen, die sich „besorgt“ zeigen, dass die öffentlichen Äußerungen von Benedikt XVI. etwa Verwirrung über die Autorität von Franziskus auslösen könnten.

Diese Gruppe reagierte besonders kritisch darauf, dass  Erzbischof Georg Gaenswein, der Privatsekretär von Benedikt XVI., die derzeitige Situation als „außergewöhnlich“ bezeichnete, und von einem „aktiven Pontifikat“ und einem „kontemplativen“ sprach.

Benedikt XVI. beschloss, seine Rolle nach seinem Rücktritt nicht kirchenrechtlich zu regeln. Er beschloss jedoch, weiterhin die weiße Soutane zu tragen und den Titel „emeritierter Papst“ zu führen. Dies weicht von der Vorstellung ab, dass ein Papst nach seinem Verzicht auf das Pontifikat wieder zu einem Kardinal werden würde. Papst Pius XII., der ein Rücktrittsschreiben für den Fall hinterließ, dass die Nazis den Plan, ihn zu entführen, in die Tat umsetzen würden, dachte dies. „Wenn sie kommen, werden sie Kardinal Pacelli mitnehmen und nicht Papst Pius XII“, soll er gesagt haben.

Dem italienischen Theologen Giovanni Cavalcoli zufolge trug Benedikt XVI. weiterhin Weiß, weil er das Papstamt als zweite Bischofsweihe betrachtete. Emeritierte Bischöfe behalten schließlich ihre Wahrzeichen und Titel. Das Gleiche gilt nach dieser Auslegung für den emeritierten Papst.

Auf diese Weise hat Benedikt XVI. auch darauf geachtet, das Konklave, das einen Nachfolger hätte wählen sollen, nicht zu beeinflussen. Ein Kardinal, wenn auch ein ehemaliger Papst, könnte an den Vorkonklave-Sitzungen der Kardinäle teilnehmen und somit die Wahl eines Nachfolgers beeinflussen. Benedikt XVI. hat das nie getan.

Was Papst Franziskus tun wird, bleibt ein Geheimnis. Bislang hat auch er, wie Benedikt, die Rolle des emeritierten Papstes nie juristisch definieren wollen. Er hat jedoch ein meist freundliches Verhältnis zu Benedikt XVI. gepflegt und immer zugestimmt, wenn der emeritierte Papst um die Möglichkeit bat, sich zu äußern. In einem seiner ersten Interviews mit ihm im Jahr 2014 sagte er, dass „der emeritierte Papst am Leben der Kirche teilnimmt.“

Warum kommt dann jetzt die Idee auf, die Figur des emeritierten Papstes zu institutionalisieren?

Dafür scheint es verschiedene Gründe zu geben. Der erste betrifft den Gesundheitszustand von Papst Franziskus. Nach seiner Operation am 4. Juli wirkte der Papst bei den Generalaudienzen und dem Angelus im August recht aktiv. Außerdem bereitet er sich auf eine ziemlich anstrengende Reise nach Budapest und in die Slowakei vor. Dennoch haben Gerüchte über eine mögliche „degenerative“ und „chronische“ Krankheit des Papstes (in den Worten der gewöhnlich gut informierten Website „Il Sismografo„) die Diskussionen beschleunigt.

Dennoch gibt es keine Anhaltspunkte für Spekulationen, dass selbsternannte „Reformer“ eine Art „Torschlusspanik“ hätten. Auch wenn es Interessensgruppen in der Kirche gibt, die mit dem Pontifikat von Franziskus große Hoffnungen verknüpft hatten.

Der Vorstoß für eine Reform der Konklave-Regeln ging von unterschiedlichen Ecken aus. Zunächst plädierten etwa die Italiener Alberto Melloni und dann Massimo Faggioli für ein Konklave mit einer längeren „Isolierung“ der Kardinäle, und zwar bereits bei den Vorkonklave-Sitzungen, die eine Woche lang halböffentlich stattfinden, bevor die geheime Sitzung in der Sixtinischen Kapelle beginnt. Beide sprachen sich auch für eine gewisse Zeit zwischen der Verkündung des Gewählten und seiner Annahme aus, damit der gewählte Papst auf „Leichen im Keller“ untersucht werden kann, die seinem Pontifikat schaden könnten.

Das liegt vor allem an der Tatsache, dass mehrere Kardinäle beschuldigt worden sind, im Umgang mit Missbrauchstätern und anderen Personen nicht immer redlich gehandelt zu haben. Das Risiko will man in Zukunft vermeiden.

Außerdem gibt es eine laufende juristische Diskussion. Die italienische Professorin für Kirchenrecht an der Universität von Bologna, Geraldina Boni, hat eine Studie zu diesem Thema verfasst.

Boni legt in ihrer Studie, die in vatikanischen Kreisen angeregt diskutiert wurde, „die Gründe für die Notwendigkeit und Dringlichkeit eines Eingreifens des obersten Gesetzgebers der Kirche (des Papstes) dar, um zwei rechtliche Lücken zu schließen: „die Regelungen des Apostolischen Stuhls für den Fall, dass der Papst sein Amt aufgrund eines ‚unüberwindbaren Hindernisses‘ vorübergehend oder dauerhaft nicht ausüben kann, und die Regelungen für den Fall, dass der Papst sein Amt nicht ausüben kann“. 

Kurz gesagt: Was tun, wenn ein Papst eine Krankheit hat, die seinen Verstand und seinen Willen beeinträchtigt? Und was ist der Status des emeritierten Papstes?

Die zunehmende Diskussion über Bonis Aufsatz führte zu Gerüchten über den Rücktritt von Papst Franziskus. Die Logik ist folgende: Wenn wir angefangen haben, über den Status des emeritierten Papstes zu diskutieren, dann bedeutet das, dass der Papst zurücktreten will.

Tatsache ist, dass es nie Anzeichen dafür gegeben hat, dass Papst Franziskus aufgeben will. Franziskus sagte Nelson Castro in einem Interview in dem Buch „La Salud de los Papas“ („Die Gesundheit der Päpste“), dass er sich selbst „als Papst oder im Amt oder emeritiert“ sterben sieht.

Laut einem argentinischen Priester, der Papst Franziskus seit seiner Zeit in Buenos Aires kennt, „gibt es nur einen Grund, warum Papst Franziskus zurücktreten würde: damit er den Prozess zur Wahl seines Nachfolgers beeinflussen kann.“

Das ist eine etwas harte Lesart der Persönlichkeit von Papst Franziskus. Wenn jedoch die angeblich neuen Regeln festlegen, dass der emeritierte Papst in die Reihen der Kardinäle tritt, könnte seine Anwesenheit in den Generalversammlungen vor dem Konklave sicherlich die Wahl seiner Mitkardinäle beeinflussen.

Wie viel von all dem ist letztlich Klatsch und Tratsch und wie viel ist wahr? Zunächst einmal ist es wahr, dass die Gesundheit des Papstes einen schweren Schlag erlitten hat und dass Papst Franziskus selbst begonnen hat, einige Entscheidungen zu beschleunigen, falls etwas passiert.

Vatikanische Quellen sagten gegenüber CNA, dass sie nun einen sehr schnellen Abschluss des scheinbar nicht enden wollenden Prozesses der Kurienreform erwarten, der zwischen Ende September und Anfang Oktober stattfinden könnte; ein neues Konsistorium für die Ernennung von 5 oder 6 neuen Kardinälen Anfang Oktober; und dann eine „Reihe von Entscheidungen per Dekret in harschem Tonfall“, die ähnlich polarisieren könnten wie das heftig umstrittene Papstschreiben Traditionis Custodes

Laut einer Quelle „erwartet niemand, dass der Papst in nächster Zeit stirbt oder zurücktritt. Aber jeder bereitet sich darauf vor, nicht überrascht zu werden, wenn es passiert“. 

Andrea Gagliarducci ist ein Vatikanist für CNA und die Schwesteragenturen der ACI Gruppe in Rom. Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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Costa Rica: Priester suspendiert, weil er neue Messe auf Latein feierte

Bestraft, weil er die heilige Messe feierte: Pfarrer Sixto Eduardo Varela Santamaría wurde vom Bischof der Diözese Alajuela in Costa Rica suspendiert, nachdem der Priester die Messe in lateinischer Sprache und ad orientem gelesen hatte.
Foto: Pfarrei St. Peter der Patriarch

Von CNA Deutsch

SAN JOSÉ , 22 August, 2021 / 7:43 AM (CNA Deutsch).- 

ACI Prensa, die spanischsprachige Partner-Agentur von CNA Deutsch, hat bestätigt, dass die Diözese Alajuela im Norden Costa Ricas angeordnet hat, einen Pfarrer für sechs Monate von allen Ämtern zu suspendieren und in psychologische Behandlung zu schicken. Der Grund: Pfarrer Sixto Eduardo Varela Santamaría feierte die „neue“ Messe unter Verwendung der Missale von Papst Paul VI., die auch als Novus Ordo bekannt ist, aber auf Latein.

Zur Begründung der nicht nur kirchenrechtlich und liturgisch höchst fragwürdigen Entscheidung und Strafmaßnahme hieß es in einer Erklärung, die im Namen des Bischofs von Alajuela, Bartolomé Buigues Oller, herausgegeben wurde, dass der Priester „bereits zwei Mal verwarnt“ worden sei, weil er in seiner Pfarrei St. Joseph der Patriarch eine Messe auf Latein gefeiert hatte.

Die Erklärung wurde von Pater Luis Hernández Solís, Leiter der Kommunikationsabteilung, unterschrieben – einem geweihten Priester also. Dieser wirft Pfarrer Varela Santamaría vor „nach der Veröffentlichung des Motu Proprio Traditionis custodes von Papst Franziskus weiterhin die tridentinische Messe gefeiert zu haben.“

Die Vereinigung Summorum Pontificum in Costa Rica widerspricht der Behauptung des Bistums. Die Vereinigung macht geltend, dass Pfarrer Varela Santamaría von dem Moment an, als die Bischöfe in Costa Rica beschlossen, die traditionelle lateinische Messe im ganzen Land zu verbieten, nur noch die „Novus Ordo“-Messe zelebriert hat, in Latein und ad orientem — „etwas, das nicht nur durch die bestehenden liturgischen Normen erlaubt ist, sondern von Papst Franziskus in seinem Motu Proprio überhaupt nicht angesprochen wurde“.

Ein aus Sorge um seine Person anonym gebliebenes Mitglied der Vereinigung sagte gegenüber ACI Prensa, dass die Bestrafung von Pfarrer Varela Santamaría tatsächlich daran liege, dass in der Diözese das Wissen um Liturgie so mangelhaft ist, dass die Verwendung von Latein und eine Feier ad orientem  fälschlicherweise für eine traditionelle Messe gehalten wird. 

Die traditionelle lateinische Messe (TLM) ist auch als „tridentinische“ und „gregorianische“ bekannt, als Feier im Usus Antiquior, als Messe in der außerordentlichen oder überlieferten Form sowie als „Messe aller Zeiten“ und „Alte Messe“ (Vetus Ordo), im Gegensatz zur in den 1970er Jahren eingeführten „Neuen Messe“ (Novus Ordo).

Die Vereinigung Summorum Pontificum erklärte gegenüber ACI Prensa, dass sie nach der Veröffentlichung des Motu Proprio „den Bischof von Alajuela respektvoll um die Erlaubnis gebeten hat, weiterhin in der Außerordentlichen Form zu zelebrieren“, was die Gruppe seit 8 Jahren tut.

Die Bitte wurde abgelehnt.

„Bischof Buigues Oller gab einen wirklich verwirrenden Grund an: Seiner Meinung nach können wir nur dann weiterhin die traditionelle lateinische Messe feiern, wenn wir entweder vor 1970 bestanden haben oder mit der schismatischen Gesellschaft St. Pius X. (SSPX) verbunden sind, was weder in Summorum Pontificum noch in Traditiones Custodes erwähnt wird“, so die Vereinigung gegenüber ACI Prensa.

In einer WhatsApp-Sprachnachricht, die an seine ehemaligen Gemeindemitglieder geschickt wurde und die ACI Prensa erhalten hat, erklärte Pfarrer Varela Santamaría: „Ich glaube, es gab einige Verwirrung und es hätte mehr Dialog mit meinem Bischof stattfinden sollen“, aber er bestand darauf, dass „ich seit dem Dekret des Bischofs nie wieder die tridentinische Messe zelebriert habe, sondern weiterhin den Novus Ordo in Latein zelebrierte, um einige der Gläubigen zu begleiten.“

Die Sprachnachricht fuhr fort: „Ich bin mir bewusst, dass ich ein kanonisches Verfahren einleiten kann, oder dass ich Berufung einlegen könnte, ich weiß, dass es viele (rechtliche) Möglichkeiten gibt … aber ich werde nichts davon tun. Ich liebe die Kirche.“

Pater Varela Santamaría teilte mit, dass er vorübergehend in das Haus seiner Schwester geschickt wurde und dass die Diözese ihn in ein Exerzitienhaus/Klinik schicken wird, das ihm „spirituelle, psychologische und medizinische Betreuung“ unterziehen soll.

Mit dem Motu proprio, das am 16. Juli veröffentlicht wurde, verfügte Papst Franziskus mit sofortiger Wirkung weitreichende und tiefgreifende Änderungen des Schreibens Summorum Pontificum seines Vorgängers Benedikt XVI. aus dem Jahr 2007. Dieses erkannte das das Recht aller Priester an, die Messe unter Verwendung des Römischen Messbuchs von 1962 zu feiern.

Die Bischofskonferenz von Costa Rica war eine derjenigen, die nach der Veröffentlichung des Papstschreibens, das weltweit für Bestürzung und Debatten sorgte, am schärfsten gegen die Katholiken vorgegangen ist, die der traditionellen Messe anhängen.

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