Ehre Adonai – Betlehem – ein neues Weihnachtsmusical sorgt für Begeisterung

Weltpremiere des neuen KISI-Musicals Betlehem – Interview mit der 13-jährigen Rebecca Wutkewicz, der Entdeckung des Abends – Bericht von Linda und Roland Noé aus Gmunden

Gmunden (kath.net/ln/rn)

Aufgeregtes Gewisper, Menschen, denen große Vorfreude ins Gesicht geschrieben steht, das beeindruckende Bühnenbild der Straßen Bethlehems ist schon zu sehen. Am 6.11.2021 im Stadttheater im wunderschönen Gmunden war es endlich soweit- für eine ganz besondere Premiere! Viele, viele Wochen lang hatten die KISIs – trotz schwieriger Umstände wegen Corona, für BETHLEHEM geprobt, auf höchst professioneller Ebene, und damit ein Weihnachtsmusical auf die Beine gestellt, das mit den ganz großen Musicals dieser Zeit mithalten kann. Das neue Werk der großartigen, scheinbar endlos und immer kreativen Autorin Birgit Minichmayr erzählt auf berührende Weise die Geschichte rund um die Geburt Jesu, indem sie sie mit der persönlichen Geschichte einiger Zeitgenossen des Jesuskindes verknüpft: eine neue Zeit bricht an. Gespielt werden 16 ergreifend emotionale und spannende Stunden vom Weihnachtsabend bis zum Weihnachtsmorgen. Das kleine Betlehem wird zum Schauplatz einer ganz besonderen Nacht.

Die Regie für das Musical übernahm Patricia Nessy, ihrerseits bekannte Opern-, Operetten- und Musicalsängerin, ehem. Leiterin des Wiener Operettensommers, Dozentin für Musikdramatische Darstellung und Gewinnerin des Berliner Publikumspreis. Ihr gelang es, einerseits die Tiefe der Botschaft zu vermitteln, gleichzeitig auch immer wieder durch lustige musikalische Anekdoten die über fünfzig (!) jungen Darsteller des Musicals einzubinden und damit für einen kurzweiligen Abend zu sorgen. Das Musical beginnt mit der Volkszählung in Betlehem, dabei treten auch drei Freundinnen (Tabita, Debora und Zippora) auf und feiern ihre Freundschaft „Wir sind bereit.“ Einige Kinder reizen die herumstehenden römischen Soldaten, werden gefangen genommen und müssen freigekauft werden. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, die kluge Rachel, Tochter von Zadok, kann die Situation retten.

Inzwischen möchte sich beim Anstellen zur Zählung die zickige Tochter von Anna – Maria Garz verdient wohl einen Preis als beste Nebenrolle mit ihrer Darstellung der „Judith“ – mit einem Trick vordrängen. Adina, die danebensteht, durchschaut das verwöhnte Mädchen. Der weise Zadok, gespielt von KISI-Gründer Hannes Minichmayr, stiftet schließlich Frieden und erinnert daran, dass der Messias doch bald kommen könnte. Sein Sohn Eliam hingegen wünscht sich angesichts der römischen Soldaten einen Kriegsherrn, um diese zu vertreiben. Zadoks Frau wurde von den Römern getötet, trotzdem ist er voller Vergebung und glaubt daran, dass der erwartete Messias ohne Gewalt auftreten werde.

Adina, bewegend dargestellt von der erst dreizehnjährigen Rebecca Wutkewicz, gesangliche und schauspielerische Entdeckung des Abends, ist voll Wut und Misstrauen gegenüber allen Mitmenschen. Hinter ihnen stellen sich auch Maria und Josef zur Volkszählung an, es kommt zur ersten Begegnung zwischen Adina und den beiden. Maria sieht ihr Leid und bietet ihr Hilfe an, doch vorerst ist das Herz des Mädchens noch verschlossen. Danach suchen die beiden Reisenden aus Nazareth eine Herberge. Eine erste Suche bei nahen Verwandten scheiterte, weil dort das Haus schon übervoll ist- diese Szene mit den vielen tanzenden Kindern macht Stimmung und Freude, die mit Leichtigkeit ins Publikum überschwappt. Dann lernen wir Adina besser kennen. In „Mama, ich brauche dich“ wird ihre Lebensgeschichte erzählt, treffend inszeniert mit einer starken Pantomime im Hintergrund, im Zuschauerraum wird allgemein nach Taschentüchern gekramt. Es ist eine Geschichte der Trennung und des Verlustes der Eltern, mit der man sich identifizieren kann, und die vielen Kindern von heute sicherlich aus der Seele spricht. Die gesangliche und schauspielerische Darbietung der Dreizehnjährigen überrascht mit großer Tiefe.

Schließlich kommt es im Stall von Betlehem zur Geburt des Jesuskindes, und wir werden als Zuschauer auch Zeuge eines besonderen Augen- und Ohrenschmauses inklusive hunderter LED Lichter und Funkenregen- die Engel treten auf zu „Ehre Adonai“. Die Hirten sind unterwegs zum Jesus-Kind, die kleine Adina, die ihrem Onkel davongelaufen ist und übermüdet am Feld eingeschlafen ist, wird Zeuge davon, und folgt schließlich den Hirten zur Krippe. Die Muttergottes hört das weinende Mädchen draußen vor der Krippe. Ermutigt durch Josef wagt sich Adina endlich näher an den Stall und darf das Kind halten. Dadurch passiert ein Wunder, ein Heilungsprozess: Adina versteht, dass der Herr selbst immer bei ihr gewesen ist, und sie in dieser Nacht auch zur Krippe geleitet hat. Die Liebe Gottes erfasst ihr Herz, sie wird völlig neu und verwandelt, sie tanzt und singt. Ihr Onkel Zadok und viele andere haben sich inzwischen ebenfalls sich beim Jesus-Kind eingefunden. „Licht ist in die Dunkelheit gekommen: in die Dunkelheit Adinas, in die Dunkelheit ihres Volkes, in die Dunkelheit der ganzen Menschheit.“ Mit dem Bekenntnis „He is he light“ endet schließlich ein bunter, schwungvoller, bis ins letzte Detail liebevoll inszenierter Abend voller Freude, Tiefgang, Hoffnung und Erneuerung.

kath.net- Interview mit Rebecca Wutkewicz, Darstellerin der Adina

Rebecca, 13 Jahre alt, hat seit dem Kleinkindalter gerne gesungen und getanzt und dabei nie Angst gehabt, vor anderen aufzutreten. Als sie vier Jahre alt war lebte sie mit ihrer Familie in den USA und hatte dort ihren ersten kleinen Auftritt mit Gesang und Tanz für Gott.  Später dann wollte sie am Liebsten zu „The voice Kids“ gehen, heute ist die Familie sehr froh darüber, dass Rebecca ihre Talente bei Kisi und für Gott einsetzen kann.

KATH.NET: Rebecca, Du spielst eine der Hauptrollen im neuen KISI Musical „Bethlehem“. Kannst Du uns erzählen, wie Du zu Kisi und schließlich zu dieser großen Rolle gekommen bist?

Rebecca Wutkewicz: Zu Kisi bin ich vor fünf Jahren gekommen, da gab es in Erlangen eine evangelische Gruppe die Kisi Musicals aufgeführt hat, und nachdem ich das gesehen hatte, wollte ich unbedingt auch mitmachen. Später kam ich dann zu Kisi Österreich, weil es die andere Gruppe nicht mehr gab. Beim letzten Kisi Musical Thabea war ich auch dabei, da gab es ein Casting. Man musste dafür schauspielen, singen und tanzen. Dabei hat mir das Schauspielen echt Spaß gemacht und ich habe gemerkt, dass ich nicht mal so schlecht darin bin.  Hannes und Birgit (Minichmayr, Kisi Gründer, Anm.d Red.) haben mich später mal angerufen und mich gefragt, ob ich mich nicht für die Rolle der Adina im neuen Weihnachtsmusical bewerben möchte- ich habe natürlich JA gesagt.

KATH.NET: Was gefällt Dir besonders an der Rolle der Adina, was hat Dich am meisten herausgefordert?

Rebecca Wutkewicz: An der Rolle gefällt mir besonders, dass man sich gut mit ihr vergleichen kann, jeder kennt diese Momente in denen man sich alleine fühlt. Am Ende merkt man aber dann doch immer wieder, dass man nie alleine ist, und das ist auch etwas Schönes, das immer wieder zu spielen. Am Meisten herausgefordert hat mich vieles, denn es war erstens schwer, die Lieder zu singen, und das Schauspielen auch! Ich konnte mich mit der Hilfe unserer Regisseurin Patricia Nessy gut in die Rolle einfühlen, sie hat das richtig gut gemacht. Gar nicht leicht was es zum Beispiel auch, nicht zu lachen! Es gibt eine Szene in der ich das verwöhnte Mädchen Judith anschreie, dabei kenne ich Maria Garz, die sie spielt, schon gut und wir sind Freunde!

KATH.NET: Was möchtest Du mit Deinem Einsatz bei Kisi bewirken? Kannst Du uns von einer Reaktion aus dem Publikum berichten, die Dich besonders gefreut hat, oder einem Dir wichtigen Erlebnis bei Kisi?

Rebecca Wutkewicz: Ich möchte gerne die tolle Nachricht an andere weitergeben und die Talente die mir Gott geschenkt hat zu was Gutem einsetzen und Seinen Namen zu preisen. Vom Publikum gab es so viele Reaktionen! Die sind auch danach zu mir gekommen und haben mir gesagt, wie toll ich das gemacht habe. Eine Familie hat mir gesagt, dass meine Stimme so schön ist, und dass ich ihnen versprechen muss, nicht aufzuhören zu singen und die Stimme weiter zu trainieren. Eine andere Frau hat mich gesegnet und für mich gebetet- mitten auf der Treppe, das hat mich sehr gefreut!

Informationen über weitere Aufführungen, die kommende CD und DVD: https://betlehem.kisi.org/

VIDEO von der Premiere:  https://rumble.com/vp24u5-stille-nacht.html

Let us choose to be saints!

Die Heiligen trennten sich von einer Welt voller Sünde und nahmen den übernatürlichen Ruf Jesu Christi an. Wir müssen uns entscheiden, sie nachzuahmen. Sie haben die Berufung Jesu, „in der Welt, aber nicht von der Welt“ zu sein, vollständig verstanden. Dies ist die Berufung der Getauften. Lasst uns wählen, Heilige zu sein!

Das Gebet ist der Atem des Lebens

Generalaudienz im Damasushof am 9. Juni

Arbeit und Gebet lassen sich nach Worten von Papst Franziskus nicht trennen. Auch in Momenten, in denen es nicht offensichtlich sei, sei das Gebet Atem und vitaler Hintergrund der Arbeit, sagte der Papst bei der Generalaudienz im Damasushof des Apostolischen Palastes im Vatikan. Seit einigen Monaten widmet sich Franziskus in seiner Katechesereihe dem Thema Gebet. In der vergangenen Woche hatte der Papst über das Gebet Jesu gesprochen sowie zu Demut und Geduld beim Beten aufgerufen.

Liebe Brüder und Schwestern,

guten Tag!

In dieser vorletzten Katechese über das Gebet sprechen wir über die Beharrlichkeit beim Beten. Es ist eine Einladung, ja ein Gebot, das aus der Heiligen Schrift zu uns kommt. Der geistliche Weg des »Russischen Pilgers« beginnt, als er auf ein Wort des heiligen Paulus im Ersten Brief an die Thessalonicher stößt: »Betet ohne Unterlass! Dankt für alles« (5,17-18). Das Wort des Apostels beeindruckt jenen Mann, und er fragt sich, wie es möglich sei, ohne Unterlass zu beten, wo unser Leben doch in viele verschiedene Augenblicke zersplittert ist, die nicht immer die Konzentration ermöglichen. Bei dieser Fragestellung beginnt seine Suche, die ihn zur Entdeckung dessen führen wird, was als »Herzensgebet« bezeichnet wird. Es besteht darin, mit Glauben zu wiederholen: »Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder!« Ein einfaches, aber sehr schönes Gebet. Ein Gebet, das sich allmählich dem Atemrhythmus anpasst und sich über den ganzen Tag erstreckt. Tatsächlich hört der Atem niemals auf, auch nicht, wenn wir schlafen; und das Gebet ist der Atem des Lebens.

Kontakt mit der Wirklichkeit

Wie ist es also möglich, stets einen Zustand des Gebets zu bewahren? Der Katechismus bietet uns wunderschöne Zitate, die der Geschichte der Spiritualität entnommen sind und die auf der Notwendigkeit eines unablässigen Gebets bestehen, das der Höhepunkt des christlichen Lebens sein muss. Ich greife einige auf.

Der Mönch Evagrius Ponticus sagt: »Es wurde uns nicht vorgeschrieben, beständig zu arbeiten, zu wachen und zu fasten« – nein, das wird nicht verlangt. »Doch ist es für uns ein Gesetz, unablässig zu beten« (Nr. 2742). Das betende Herz. Es gibt also einen Eifer im christlichen Leben, der niemals nachlassen darf. Er ist ein wenig wie jenes heilige Feuer, das in den antiken Tempeln gehütet wurde, das ohne Unterlass brannte und bei dem die Priester die Aufgabe hatten, es am Leben zu erhalten. So ist es: Auch in uns muss ein heiliges Feuer sein, das beständig brennt und das nichts auslöschen kann. Und es ist nicht einfach, aber es muss so sein.

Der heilige Johannes Chrysostomus, ein weiterer Hirte, der auf das konkrete Leben achtgab, predigte folgendermaßen: »Selbst auf dem Marktplatz oder auf einem einsamen Spaziergang ist es möglich, oft und eifrig zu beten. Auch dann, wenn ihr in eurem Geschäft sitzt, oder gerade kauft oder verkauft, ja selbst wenn ihr kocht« (Nr. 2743). Kleine Gebete: »Herr, hab Erbarmen mit uns«, »Herr, hilf mir«. Das Gebet ist also eine Art Notenlinie, auf die wir die Melodie unseres Lebens setzen. Es steht nicht im Gegensatz zur täglichen Arbeit, es gerät nicht in Widerspruch zu den vielen kleinen Verpflichtungen und Terminen. Vielmehr ist es der Ort, wo alles Handeln seinen Sinn, seinen Frieden findet.

Gewiss, es ist nicht leicht, diese Prinzipien umzusetzen. Ein Vater und eine Mutter, die von vielen Aufgaben in Anspruch genommen sind, können Sehnsucht haben nach einer Zeit ihres Lebens, in der es einfach war, geregelte Zeiten und Räume für das Gebet zu finden. Dann kommen die Kinder, die Arbeit, die Familienangelegenheiten, die Eltern, die alt werden… Man hat den Eindruck, man würde es nie schaffen, alles zu bewältigen. Dann tut es gut, sich daran zu erinnern, dass Gott, unser Vater, der sich um das ganze Universum kümmern muss, stets an einen jeden von uns denkt. Auch wir müssen also stets an ihn denken!

Außerdem können wir uns daran erinnern, dass im christlichen Mönchtum die Arbeit stets in großen Ehren gehalten wurde – nicht nur aufgrund der moralischen Verpflichtung, für sich selbst und für die anderen zu sorgen, sondern auch aufgrund einer Art von Gleichgewicht, eines inneren Gleichgewichts: Es ist gefährlich für den Menschen, ein so abstraktes Interesse zu pflegen, dass er den Kontakt zur Wirklichkeit verliert. Die Arbeit hilft uns, mit der Wirklichkeit in Kontakt zu bleiben. Die gefalteten Hände des Mönchs tragen die Schwielen dessen, der zu Spaten und Hacke greift. Wenn Jesus im Lukasevangelium (vgl. 10,38-42) zur heiligen Marta sagt, dass nur Eines wirklich notwendig ist – auf Gott zu hören –, dann bedeutet das durchaus nicht, die vielen Dienste zu verachten, die sie mit viel Einsatz durchführte.

Licht und Kraft

Beim Menschen ist alles »zweiteilig«: Unser Leib ist symmetrisch, wir haben zwei Arme, zwei Augen, zwei Hände… So ergänzen auch die Arbeit und das Gebet einander. Das Gebet – das der »Atem« von allem ist – bleibt stets der lebenswichtige Unterbau der Arbeit, auch in den Augenblicken, in denen es nicht deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Es ist unmenschlich, so sehr von der Arbeit vereinnahmt zu sein, dass man nicht mehr die Zeit für das Gebet findet.

Gleichzeitig ist ein Gebet, das lebensfremd ist, nicht gesund. Ein Gebet, das uns vom konkreten Leben entfremdet, wird zum Spiritualismus oder, noch schlimmer, zum Ritualismus. Erinnern wir uns, dass Jesus, nachdem er den Jüngern auf dem Berg Tabor seine Herrlichkeit gezeigt hat, jenen Augenblick der Ekstase nicht verlängern wollte, sondern mit ihnen vom Berg gestiegen ist und den täglichen Weg wiederaufgenommen hat. Denn jene Erfahrung sollte in den Herzen bleiben als Licht und Kraft ihres Glaubens; auch als Licht und Kraft für jene Tage, die vor der Tür standen: die Tage des Leidens. Die Zeiten, wir dem Sein bei Gott widmen, beleben also den Glauben, der uns im konkreten Leben hilft. Und der Glaube wiederum nährt das Gebet, ohne Unterlass. In diesem Kreislauf aus Glauben, Leben und Gebet hält man jenes Feuer der christlichen Liebe entzündet, die Gott von uns erwartet.

Und wiederholen wir das einfache Gebet, das im Laufe des Tages zu wiederholen so schön ist, alle gemeinsam: »Herr Jesus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder.«

(Orig. ital. in O.R. 9.6.2021)

Kardinal Sarah: „Das Einzige, was zählt, ist, Gott immer tiefer zu suchen“

Kardinal Robert Sarah Foto: CNA/Paul Badde

Von CNA Deutsch Nachrichtenredaktion

VATIKANSTADT , 11 March, 2021 / 6:00 AM (CNA Deutsch).-

In seinem ersten Interview nach Annahme seines Rücktritts als Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung im vergangenen Monat durch Papst Franziskus hat Kardinal Robert Sarah offengelegt, wie ideologische Kämpfe um die Liturgie für ihn eine Quelle „großen Leids“ waren.

Im Gespräch mit Matteo Matzuzzi von der italienischen Tageszeitung Il Foglio, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, sagt Kardinal Sarah, in der Kirche werde heute „zu oft so getan, als ob alles eine Frage der Politik, der Macht, des Einflusses und der ungerechtfertigten Auferlegung einer Hermeneutik des Zweiten Vatikanischen Konzils ist, die völlig mit der Tradition bricht und ihr unumkehrbar widerspricht“.

Die Lösung, so argumentiert er, besteht darin, dass die Kirche wieder Gott in den Mittelpunkt der Liturgie stellt, beginnend mit der Feier der Messe ad orientem. „Wenn Gott nicht im Zentrum des Lebens der Kirche steht, dann ist sie in Gefahr zu sterben“, sagt er und deutet an, dass die Kirche „derzeit einen Karfreitag erlebt“. Er fügt jedoch hinzu, dass „der Sieg Christi immer durch das Kreuz kommt“.

Kardinal Sarah betont, es sei nicht richtig, solche Fragen als ideologische Fragen zu betrachten. „Ich glaube nicht, dass der Kampf zwischen Progressiven und Konservativen irgendeine Bedeutung in der Kirche hat“, erklärt er. „Dies sind politische und ideologische Kategorien. Die Kirche ist kein Feld des politischen Kampfes.“

Er spricht auch über seine positiven Beziehungen zu Papst Franziskus und dem emeritierten Papst Benedikt XVI., seine Zeit als Präfekt, seine Pläne für die Zukunft und wie er die Kirche in den kommenden Jahren sieht.

Nachfolgend ein kurzer Auszug aus dem Interview, das via National Catholic Register in voller Länge auf Englisch nachgelesen werden kann.

Eminenz, Ihr Abschied von der Gottesdienstkongregation hat alle überrascht. Welche Bedeutung hat der zeitliche Ablauf?

Wie alle Kardinäle hatte ich, gemäß der geltenden Regel, dem Heiligen Vater mein Rücktrittsschreiben als Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung im vergangenen Juni anlässlich meines 75. Geburtstags überreicht. Damals bat er mich, meine Arbeit im Dienst der Weltkirche donec alter provideatur fortzusetzen (mit anderen Worten „bis der Heilige Vater etwas anderes anordnet“). Vor ein paar Wochen teilte mir der Papst jedoch mit, dass er beschlossen habe, diese Bitte anzunehmen. Ich habe sofort geantwortet, dass ich glücklich und dankbar für seine Entscheidung bin.

Ich habe schon oft gesagt: Der Gehorsam gegenüber dem Papst ist nicht nur eine menschliche Notwendigkeit, er ist das Mittel, Christus zu gehorchen, der den Apostel Petrus und seine Nachfolger an die Spitze der Kirche gestellt hat.

Ich bin glücklich und stolz, drei Päpsten gedient zu haben (Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus), in der römischen Kurie mehr als 20 Jahre lang gedient zu haben. Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus, in der römischen Kurie mehr als 20 Jahre lang gedient zu haben. Ich habe versucht, ein loyaler, gehorsamer und demütiger Diener der Wahrheit des Evangeliums zu sein. Auch wenn einige Journalisten ständig den gleichen Unsinn wiederholen, habe ich mich nie gegen den Papst gestellt.

[…]

Wie sieht die Zukunft für Sie aus?

Ich habe nicht die Absicht, mit der Arbeit aufzuhören! Und in der Tat bin ich froh, mehr Zeit zum Beten und Lesen zu haben. Ich werde weiterhin schreiben, Vorträge halten und reisen. Hier in Rom empfange ich weiterhin Priester und Gläubige aus der ganzen Welt. Mehr denn je braucht die Kirche Bischöfe, die klar, frei und treu zu Jesus Christus und zu den doktrinären und moralischen Lehren seines Evangeliums sprechen. Ich habe die Absicht, diese Mission fortzusetzen und sie sogar noch zu verstärken. Ich muss weiterhin im Dienst der Einheit der Kirche wirken, in Wahrheit und Nächstenliebe. Ich möchte in aller Bescheidenheit weiterhin das Nachdenken, das Gebet, den Mut und den Glauben so vieler Christen unterstützen, die desorientiert, verwirrt und ratlos sind angesichts der vielen Krisen, die wir in dieser Zeit durchmachen: die anthropologische Krise, kulturelle Krise, Glaubenskrise, priesterliche Krise, moralische Krise, aber vor allem die Krise in unserer Beziehung zu Gott.

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Quelle

Verbot privater Messen im Petersdom? (Update)

Die Aufregung ist groß und der Inhalt eine solche Provokation, dass viele das Schreiben für ein „Fake“ gehalten haben: Aus bislang ungeklärten Gründen hat offenbar das Staatssekretariat per Brief die Feier privater Messen im Petersdom verboten.

Gerüchte über eine Änderung der Regeln kursierten bereits seit Längerem. Doch die gestrige – bislang nur von anonymen Quellen bestätigte – Entscheidung hat für Unverständnis, Verwirrung und teilweise heftige Aufregung in den Sozialen Medien gesorgt.

An den 45 Altären und in den 11 Kapellen des riesigen Petersdoms wird bislang von vielen Priestern täglich die heilige Messe gefeiert; manchmal alleine, manchmal mit einer größeren Zahl Gläubiger. Vor allem Mitarbeiter des Vatikans beginnen so oft den Tag, bevor sie ihre Arbeit aufnehmen.

Dies soll nun offenbar ab dem 22. März verboten werden. Betroffen wäre davon auch die tridentinische Messe – die Feier im Römischen Ritus in der überlieferten Form, auch bekannt als „Alte Messe“. In Zukunft sollen demnach nur noch die – meist auf Italienisch gefeierten – Messen in der „neuen“ Form gemäß Gottesdienstplan erlaubt sein, so ein Brief aus der Ersten Sektion des Staatssekretariats.

Aber warum? Und ist das wirklich angeordnet worden – zumal der Petersdom seit der Pandemie alles andere als vielbesucht ist? Oder liegt es am Coronavirus? Haben Ideologen im Vatikan so große Angst vor der immer beliebter werdenden traditionellen Messe in der überlieferten Form? Wie lange gilt das Verbot? – Fragen über Fragen, die Gläubigen in den Sozialen Medien heute debattieren.

Kirchenrechtliche Bedenken

Wie Andrea Gagliarducci für die „Catholic News Agency„, die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch, berichtet, gibt es bislang keinerlei Erklärung der Entscheidung, und vor allem keine offizielle Mitteilung. Das in italienischer Sprache produzierte Schreiben scheint jedoch echt zu sein, so der Vatikanist, auch wenn der Brief nicht einmal die vollständige Unterschrift von Erzbischof Edgar Pena Parra hat, dem Leiter der Ersten Abteilung des Staatssekretariats: Zu sehen sind nur dessen Kürzel.

Es gab seit Monaten eine breite Diskussion darüber, ob die Praxis der Einzelmessen als Teil einer allgemeinen „Reform“ der Verwaltung des Petersdoms beendet werden sollte. Entscheidungen wurden jedoch bis zur Ernennung des neuen Erzpriesters der Basilika verschoben, nachdem Kardinal Angelo Comastri in den Ruhestand getreten war, der zuvor in dieser Rolle gedient hatte, aber das normale Rentenalter von 75 Jahren überschritten hatte.

Am 20. Februar ernannte Papst Franziskus als neuen Erzpriester Kardinal Mauro Gambetti, wie CNA Deutsch berichtete. Der Brief des Staatssekretariats ist jedoch nicht an Gambetti gerichtet, sondern an Erzbischof Mario Giordana. Das ist ungewöhnlich, denn dieser ist nicht für die liturgischen Feiern in der Basilika zuständig, sondern für die Erhaltung und Pflege der Kirche.

Unklar ist auch, warum die Erste Sektion im Staatssekretariat das Schreiben offenbar herausgeben hat, schreibt Gagliarducci. Denn das Staatssekretariat ist eigentlich nicht für Liturgiefragen oder den Petersdom zuständig: Die Erste Sektion kümmert sich als eine Art „Innenministerium“ um die Verwaltung und Leitung der Behörden. Warum soll diese Abteilung nun bestimmen, dass in Zukunft nur noch zwischen 7 und 9 Uhr an eigens genannten Altären eine Messe gefeiert werden kann – auch in Konzelebration mehrerer Priester, mit Lektoren und Kantoren? Das fragen nicht nur betroffene Priester und Pilger.

Kirchenrechtler äußerten gestern in einer ersten Stellungnahme gegenüber CNA Deutsch zudem die Sorge, dass die Jurisdiktionsfrage geklärt werden sollte: Wer hat die kirchenrechtliche, klare Zuständigkeit? Zudem gehe es hier möglicherweise um die Freiheit des Priesters, einzeln zu zelebrieren. Unter anderem heißt es in Can. 902 CIC: „Wenn nicht der Nutzen für die Gläubigen etwas anderes erfordert oder geraten sein laßt, können Priester die Eucharistie in Konzelebration feiern; den einzelnen aber bleibt die Freiheit unbenommen, die Eucharistie einzeln zu feiern, allerdings nicht zu der Zeit, zu der in derselben Kirche oder Kapelle eine Konzelebration stattfindet.“

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D: Überraschende Studie zu außerordentlichem Ritus

Bei Messfeiern in der außerordentlichen Form des römischen Ritus sind jüngere Menschen und Familien überrepräsentiert. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine neue Studie, von der der Internetauftritt katholisch.de berichtet.

Die Studie zu den Erfahrungen mit der Messform im Zeitraum seit der Veröffentlichung des Motu Proprio „Summorum Pontificium“ im Jahr 2007 ist nicht öffentlich, wird jedoch von einem ihrer Autoren, dem Oxforder Philosophen und Sekretär der Una-Voce-Vereinigung, Joseph Shaw, in der Januar-Ausgabe der US-Fachzeitschrift „Homiletic and Pastoral Review“ vorgestellt. „Die Verbindung der außerordentlichen Form mit jungen Menschen und Familien ist weder ein Mythos noch auf einige Länder begrenzt“, schließt Shaw in dem Artikel.

Daten sind nicht repräsentativ

Während in Messen in der ordentlichen Form in den meisten Ländern deutlich mehr Frauen als Männer zur Gottesdienstgemeinde gehören, feiern Messen in der außerordentlichen Form deutlich mehr Männer mit, im Schnitt sind etwa 55 Prozent der Teilnehmenden männlich. Damit ähnele die Zusammensetzung der Gottesdienstgemeinden mehr derjenigen von Ostkirchen, islamischen und orthodoxen jüdischen Gemeinden und weniger der protestantischer Gottesdienste, heißt es.

Die Erhebung basiert auf Daten aus 362 Diözesen in 52 Ländern; diese Daten sind allerdings weder repräsentativ noch quantitativ auswertbar. Die „Una Voce“-Bewegung setzt sich für die Erhaltung und Pflege der Messe in der außerordentlichen Form ein. 2007 hat der damalige Papst Benedikt XVI. die Feier dieser Messe mit dem Motu Proprio „Summorum Pontificium“ als „außerordentliche Form“ des römischen Ritus wesentlich erleichtert. Schätzungen zufolge zelebrieren etwa ein Prozent der Priester weltweit die Messe in außerordentlicher Form.

(katholisch.de – sk)

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Papst plädiert für Sonderliturgien unterschiedlicher Kulturen — 1988 anerkannter kongolesischer Ritus als „Beispiel und Vorbild“

April 11, 2018 – Vatican City State (Holy See) POPE FRANCIS during his wednesday general audience inSt. Peter’s Square at the Vatican |

Die Möglichkeit, den römischen Ritus an die Traditionen unterschiedlicher Völker anzupassen, sei eine der großen Errungenschaften des Zweiten Vatikanums gewesen, so der Papst. Seit 50 Jahren tut sich kaum etwas. Doch das könnte sich nun ändern.

Vatikanstadt – 01.12.2020

Gottesdienste in der katholischen Kirche sollen nach dem Willen von Papst Franziskus eine größere kulturelle Vielfalt widerspiegeln. Der 1988 anerkannte kongolesische Ritus könne als „Beispiel und Vorbild für andere Kulturen“ dienen, sagte das Kirchenoberhaupt am Dienstag in einer Videobotschaft. Schon nach der Amazonas-Synode im Oktober 2019 hatte Franziskus angeregt, für Amazonien eine eigene Liturgie mit Ausdrucksformen indigener Völker zu schaffen.

Normen für die Anpassung des römischen Ritus an die Traditionen unterschiedlicher Völker vorzuschlagen, sei eine der wesentlichen Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gewesen, so der Papst. Allerdings habe es in den folgenden über 50 Jahren nur geringe Fortschritte in dieser Richtung gegeben. Die Sonderform der Messe für den Kongo sei der bislang „einzige inkulturierte Ritus der lateinischen Kirche“.

Der Papst rief dazu auf, für die katholische Kirche im Kongo jetzt auch Formulare zur Feier der übrigen Sakramente und Segnungshandlungen neben der Messe zu schaffen. Vor einem Jahr hatte Franziskus in Rom erstmals öffentlich einen Gottesdienst im kongolesischen Ritus gefeiert. Der Ablauf entspricht dem einer normalen Messe; jedoch spielen Gesang und Tanz sowie die Anrufung der Heiligen und der Vorfahren eine besondere Rolle. (KNA)


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Skepsis gegenüber neuer Liturgie in Amazonas-Region

Kardinal Koch: Liturgische Riten entstehen nicht am Schreibtisch

Der Vorschlag eines eigenen Ritus für die Amazonas-Region hat für Aufsehen gesorgt – auch weil er die Weihe verheirateter Männer ermöglichen könnte. Kurienkardinal Kurt Koch warnt nun, dass eine solche Liturgie nicht einfach „entworfen“ werden kann.

Unser Sonntag: Die Umkehr nicht auf die lange Bank schieben

Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Evangelium vom Sonntag, 8.11.2020), Codex Rossanensis VI. Jhdt.

Pfarrer Stephan Rüssel ruft uns in dieser Betrachtung dazu auf, Umkehr und Bekehrung nicht vor uns her zu schieben, bis es zu spät ist. Wir müssen uns vor Augen halten: Unser irdisches Leben, das ist die Zeit der Gnade. Mit dem Tod ist die Zeit der Gnade zu Ende. Der Herr warnt uns daher immer wieder: Es gibt ein zu spät!

Pfarrer Stephan Rüssel

Mt 25, 1–13

32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

„Des Teufels liebstes Möbelstück ist die lange Bank“. Sie kennen sicherlich diesen Spruch. Gemeint ist mit der langen Bank: Umkehr und Bekehrung aufzuschieben, – vor uns her zu schieben – , bis es zu spät ist. Die lange Bank sind das Aufschieben von Gebet, Mitfeier der Heiligen Messe und Empfang der Sakramente, weil man gerade etwas wichtigeres zu tun hat. Und darum ist die lange Bank des Teufels liebstes Möbelstück. Die lange Bank ist für ihn das sicherste und probateste Mittel.

Um die lange Bank geht es im heutigen Evangelium. Wir müssen uns vor Augen halten: unser irdisches Leben, das ist die Zeit der Gnade. Mit dem Tod ist die Zeit der Gnade zu Ende. Der Herr warnt uns daher immer wieder: es gibt ein zu spät! Denn der Bräutigam lässt auf sich warten.  Und dann kommt er plötzlich und unerwartet.

Sein Kommen ist wie ein schnelles und eiliges Vorübergehen, so dass keine Zeit mehr bleibt für eine weitere Vorbereitung.

Nicht die Verspätung des Bräutigams und auch nicht das Einschlafen der Jungfrauen war verhängnisvoll, sondern das Ausgehen des Öls, genauer gesagt: das Vernachlässigen der Vorratshaltung, das war verhängnisvoll. In Bezug auf uns, auf das Kommen des Herrn bei unserem Tod, stellt das Öl der Jungfrauen alles dar, was die heiligmachende Gnade enthält.

„Für das Kommen des Herrn reichen also nicht einige gute Vorsätze als Vorbereitung“

Denn es schadet nicht, wenn man eingeschlafen ist und der Herr kommt, solange man sich im Stand der heiligmachenden Gnade befindet. Für das Kommen des Herrn reichen also nicht einige gute Vorsätze als Vorbereitung. Sonst haben wir kein Öl, wenn der Herr kommt. So wie es bei den törrichten Jungfrauen der Fall war.

Das heutige Evangelium ist ein ernster Mahnruf. Ein Mahnruf, weil Christus die Menschen liebt und unser ewiges Heil will. Wir dürfen deshalb durch unseren Alltag das Entscheidende in unserem Leben, nämlich unser ewiges Heil nicht in den Hintergrund rücken lassen, oder gar vergessen. Materialismus und Konsumismus sind nämlich auch für den Christen eine ständige Verführung und Gefahr. Unsere Ölkrüge müssen also voll sein.

Bereits der Prophet Jesaja vergleicht die Heilszeit mit einem Festmahl, dass Gott bereitet. Unser Herr Jesus Christus hat dieses Bild mehrfach aufgegriffen und spricht von einem Hochzeitsmahl. Die Juden zur Zeit Jesu erwarteten nämlich das Kommen des Messias als Hochzeitsfeier Gottes mit Seinem erneuerten Volk. Und dazu bedarf es aber einer entsprechenden Vorbereitung.

Die Begriffe „töricht“ und „klug“ sind der alttestamentlichen Weisheitsliteratur entnommen. Das Wort „töricht“ steht dort für „gottlos“ und das Wort „klug“ für „gottesfürchtig“. Die verschlossene Tür zum Festsaal bringt dann die einmalige und unwiderrufliche Bedeutung unseres Lebens zum Ausdruck. Denn wann Gott uns heimruft, und wann Er durch das zweite Erscheinen Seines Sohnes auf  Erden der Zeit ein Ende setzt, das wissen wir nicht. Wir haben keinen Einfluß darauf. Wer also letztlich gar nicht mehr mit dem Kommen Jesu im persönlichen Tod oder im allgemeinen Gericht rechnet, der nimmt Gott nicht ernst und erweist sich als „töricht“.

Immer mit dem Kommen Gottes rechnen

Wichtig ist, daß dann unsere Ölkrüge mit der heiligmachenden Gnade gefüllt sind. Der heilige Augustinus deutet das Öl auch als die Lebenshaltung, aus der heraus der Christ handeln soll. Jeder trägt Verantwortung für seine Lebensgestaltung. Und diese Verantwortung vor Gott ist unteilbar. Sie ist Aufgabe jedes einzelnen Menschen. Jeder trägt also Verantwortung für sein Öllicht, für sein Leben. Von der eigenen Vorbereitung auf das Himmelreich können wir, wenn der Herr im Tod zu uns kommt, nichts abgeben, selbst wenn wir es wollten. Auf der anderen Seite können wir uns auch nichts leihen. In diesem Punkt trägt jeder die Verantwortung für sich selbst.

Das Gleichnis hält uns somit vor Augen: es gibt Entscheidungsituationen, in denen Unterlassenes nicht mehr nachgeholt und Geschehenes nicht mehr wieder gut gemacht werden kann. Das heißt: den Eintritt in das Reich Gottes bereiten wir heute in unserem Alltag vor. Es gilt heute die Krüge mit Öl zu füllen. Das Öl sind die Opfer, sind unsere Gebete und die guten Werke, die guten Taten, die wir in unserem Leben verrichtet haben und der regelmäßige Empfang der heiligen Sakramente. Sie nähren unseren Glauben und füllen unsere Krüge mit Öl. Denn mitten in der Nacht dürfen wir alle schlafen. Auch wenn mancher Tod überraschend und unverhofft kommt, so sind wir dann doch wie die klugen Jungfrauen gut vorbereitet.

Im übrigen: schon bei der Taufe wird auf diese Klugheit hingewiesen. Wenn die Taufkerze entzündet wurde, spricht der Priester zu Eltern und Paten: „Christus, das Licht der Welt, hat Ihr Kind erleuchtet. Es soll als Kind des Lichtes leben, sich im Glauben bewähren und dem Herrn und allen Heiligen entgegengehen, wenn er kommt in Herrlichkeit.“ Früher hieß es: „Empfange das brennende Licht und untadelig bewahre deine Taufe. Halte die Gebote Gottes. Wenn dann der Herr zur Hochzeit kommt und mit Ihm alle Seine Heiligen am himmlischen Hof, dann kannst du ihm entgegengehen und du wirst leben in Ewigkeit.“ Das brennende Öllämpchen war in der frühen Christenheit ein oft verwendetes Zeichen für den lebendigen, von Liebe erfüllten Glauben.

„Was immer du tust, – handle klug – und bedenke das Ende!“

Schon die Römer kannten den Spruch: was immer du tust, – handle klug – und bedenke das Ende! Zwar ist Klugheit in unserer heutigen Zeit zu einem schillernden Begriff geworden. Heute verstehen viele darunter Schlauheit, Gerissenheit und Cleverness. Ursprünglich verband man aber mit der Klugheit den klaren Blick, Weisheit, Weitsicht und Überblick. Und so versteht ihn auch die Heilige Schrift. So verliert die christliche Klugheit nie den Blick auf das Ziel der Zeiten. Das unterscheidet sie von der „Torheit“, die ganz im Diesseits, ganz im Heute, ganz im Konsum und Materialismus verhaftet ist.

Es geht also im Gleichnis von den zehn Jungfrauen sowohl um das Hier und Heute, als auch um die Zukunft. Die Zukunft ist nicht etwas Fernes, etwas Fernliegendes, um das wir uns jetzt noch nicht zu kümmern bräuchten. Im Gegenteil: die Zukunft ist jeden Tag bereits gegenwärtig. Wir entscheiden heute über sie. Denn nur wer über den Tag hinaus, über sein irdisches Leben hinaus vorausdenkt und sorgt, der ist klug. Sonst ist die Zukunft schnell unwiderruflich verpasst. Denn wir dürfen nicht übersehen: es gibt im Leben Fristen. Die letzte Frist für einen Menschen, der mit dem Herrn in den himmlischen Hochzeitssaal eingehen will, ist der Tod. Und der Tod steht leider nicht im Kalender, so daß wir uns auf ihn einrichten könnten.

„Darum seid bereit, denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“

Das ist auch der Grund, warum der Herr uns mahnt: „darum seid bereit, denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“ Wer Gebet, Anbetung und Sakramentenempfang nicht heute ernst nimmt, der riskiert ein „zu spät“.

„Ich kenne euch nicht“. Dieses Wort des Bräutigams, dass er zu den Ausgesperrten durch die verschlossene Tür spricht, ist im Grunde noch schlimmer als das des Weltenrichters: „Weg von mir ihr Verfluchten!“ Denn Gott hat den Menschen als Sein Ebenbild erschaffen. Wenn dann der Bräutigam sagt, „Ich kenne euch nicht“, dann ist nichts mehr übrig geblieben vom göttlichen Ebenbild. „Ich kenne euch nicht“, das heißt, dass die „Törichten“ sich vollständig und endgültig von Ihm entfremdet haben.

Wenn der Schöpfer einen Menschen, den Er ins Dasein rief und den Er an sich zu ziehen gewillt war, nicht mehr kennt, dann ist das das schlimmste Schicksal, dass einem Menschen widerfahren kann: nämlich vor Gott als Unbekannter dazustehen, weil er selber Gott nicht kannte. Und das ist tatsächlich die größte Torheit, die der Mensch sich leisten kann.

Es gilt darum: wachsam und klug zu sein. Das heißt: immer genügend vorbereitet zu sein. Immer genügend Öl in Form von Opfer, Gebet guten Werken und Empfang der Sakramente vorrätig zu haben. Und nicht auf des Teufels liebstem Möbelstück zu sitzen: der langen Bank.

(radio vatikan – claudia kaminski)

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Vater Wolf, der große Verehrer des heiligsten Altarssakramentes

Niklaus Wolf von Rippertschwand

Seine Hochschätzung der heiligen Messe

Vater Wolf schätzte das Meßopfer über alles. Ja, er glaubte gegen die Gott schuldige Ehre und Anbetung und gegen seine eigene Seele zu sündigen, wenn er nicht täglich der Feier der hl. Messe beiwohnte. Dieses eine Opfer übertrifft aber auch an Wert und Würde, an Kraft und Wirksamkeit all die vielen Gebete der Kirche und der Gläubigen unendlich weit. Christus opfert sich am Altar durch die Hände des Priesters, und wir sollen, eins mit ihm, wie die Reben mit dem Weinstock, ganz in seine Opfergesinnung eingehen und diesem seinem Opfer uns anschließen. Durch solchen Zusammenschluß wird unser Loben, Danken, Bitten und Abbitten in Gottes Augen besonders wertvoll und wohlgefällig.
Niklaus Wolf hegte deshalb das größte Vertrauen zu der Wirksamkeit der hl. Messe als Bittopfer und ermunterte auch andere, dasselbe in allen Nöten und mit lebendigem Glauben zu benützen. „Hätten wir Glauben“, sprach er oft, „wir würden in der hl. Messe alles erlangen, was uns wahrhaft gut und notwendig ist.“ -„Ruft nur recht vertrauensvoll“, sprach er selbst zu Hilfesuchenden, „bei und nach der hl. Wandlung zu Jesus. Er ist auf dem Altar wahrhaft gegenwärtig. Und wie er einst im Judenland überall umherging, Gutes tat. Kranke heilte und keine Bitte unerhört ließ, so ist er auch auf den Altar herabgestiegen, um unsere Anliegen und Bitten zu erhören.“
Niklaus Wolf bediente sich bei der hl. Messe keines Gebetbuches, denn er schöpfte aus seinem eigenen geistigen Gedankenvorrat. Überhaupt brauchte er nie ein Gebetbuch. Musik hörte er nicht gerne dabei, ausgenommen den alten kirchlichen Choralgesang. „Die neue Musik bläst der Religion den Auffall“, sprach er. Musik und auch Gesang störten ihn in der Andacht. Am besten gefiel es ihm, wenn alle miteinander beteten. Gewöhnlich betete er, fromm betrachtend, den hl. Rosenkranz. Er wußte denselben ganz gut mit den Gebeten des Priesters und den einzelnen Teilen der hl. Messe zu vereinigen, indem er sich Jesus als den Mittelpunkt der ganzen Messe vorstellte. Die freudigen, schmerzvollen und glorreichen Geheimnisse der Menschwerdung, Leben und Tod und Herrlichkeit des Erlösers werden ja in der Meßfeier dem Auge des Glaubens vorgeführt. In der Messe wird vor allem der harte, blutige Kreuzestod Christi gefeiert und dargestellt. Und nicht minder erneuert sich auf dem Altar in geheimnisvoller Wirklichkeit alles, was zwischen Bethlehem und Golgatha liegt. Endlich ist die eucharistische Feier auch ein Gedächtnis der Glorie des Herrn, seiner Auferstehung und Himmelfahrt.

Niklaus Wolf wußte durch seinen lebendigen Glauben das hehre Wesen des hl. Meßopfers mit dem hl. Rosenkranz so enge miteinander zu verbinden, daß er den Rosenkranz, sei es den freudenreichen oder schmerzhaften oder glorreichen, nie andächtiger beten konnte als während der hl. Messe. [Das ist nur bei der richtig stillen ‚alten‘ Messe möglich.]

Vater Wolf, der große Verehrer
des heiligsten Altarssakramentes

Wie der hl. Johannes es beschreibt und im Himmel gesehen hat, ist das Lamm Gottes, von Anbeginn geschlachtet und fortan sühnend auf dem Thron, umgeben von den Ältesten und ewig gepriesen von denen, die in seinem Blut gesiegt haben. Weil wir nur in diesem Blut Eintritt ins Allerheiligste und Zutritt vor Gottes Thron haben, wollte Niklaus Wolf sein Gebet durch die Verdienste dieses Blutes aufopfern und zum Thron des Herrn aufsteigen lassen. – Selbst wenn Wolf für Kranke um Heilung betete, rief er „das geliebte, göttliche und edle Herz Jesu im heiligsten Altarssakrament“ dafür an, und dieses Geheimnis, daß Jesus im heiligsten Altarssakramente aus unendlicher Liebe zum immerwährenden Opfer und Genuß gegenwärtig ist, erhob sein ganzes Herz zu einem feurigen Vertrauen.

Vater Wolf konnte nicht Worte genug finden, um Lob und Preis seines Herzens gegen die Liebe Jesu, die in diesem heiligsten Sakrament erschienen ist, auszudrücken. Das hochheiligste Sakrament des Altars war der Mittelpunkt all seiner Andacht, der unbewegliche Fels seines Gottvertrauens und seiner Liebe. Er klagte oft über Mangel an Ehrfurcht und Vertrauen, über Mangel an lebendigem Glauben an das hochheiligste Sakrament des Altars. „Wer weiß es nicht, daß der ewige Sohn Gottes mitten unter uns Menschenkindern wie einer von uns wohnt?“ sprach er oft. „Man könnte sich nicht glücklich genug schätzen, nahe an einer Kirche zu wohnen, wenn man Glauben hätte. Ja, die Kirche würde nie leer dastehen, wenn man Glauben hätte. Die Gegenwart Jesu Christi im Tabernakel würde uns nie aus dem Sinn kommen, würde alle unsere Arbeiten heiligen und versüßen.“
„O was muß doch der Priester in der hl. Messe denken, wenn er den wahren Sohn Gottes, den Herrn des Himmels und der Erde, im heiligsten Sakrament vor sich oder in seinen Händen hält – denjenigen, vor dem die Mächte des Himmels zittern! Wie ist es da nur möglich, fortzufahren und nicht in Erstaunen und Bewunderung zu versinken! Wahrlich, gut ist es, daß sich der Herr da in der Brotsgestalt verborgen hat. Würde Gott da auch nur einen einzigen Strahl seiner Majestät offenbaren, es wäre unmöglich, es mit leiblichen Augen auszuhalten. Aber die Augen des lebendigen Glaubens sollten uns den Herrn gleich lebendig vorstellen. Wir haben keinen lebendigen Glauben.“
Wegen dieses heiligsten Sakramentes, das den Händen der Priester übergeben ist, ehrte und achtete er auch den Priesterstand.
Vater Wolf ermahnte die Leute auch zu einer besonderen Andacht, die sie bei der hl. Kommunion haben sollten. „Gesetzt der Fall“, so ermahnte er, „ein König oder Kaiser käme aus weiter Ferne zu mir und wegen mir. Er unterhielte sich freundlich mit mir, beschenkte mit königlich und spräche: In all deinen Nöten und Anliegen wende dich zu mir, ich will dir helfen. Was würde ich tun? Wie sehr würde ich mich freuen, wie sehr ihm danken, ihn loben und auf ihn vertrauen! Ich würde es unmöglich vergessen können, sondern täglich und stündlich daran denken. Wenn wir nicht dasselbe bei der hl. Kommunion tun, so fehlt uns der lebendige Glaube. Wäre uns dieser eigen, wir könnten uns nicht genug verdemütigen, nicht genug Reue erwecken, nicht genug Lob, Preis und Dank aussprechen.“
Wahrlich, unser Herz müßte überströmen von Dankesjubel und in hl. Begeisterung ausrufen: „Was kann ich dem Herrn geben für all das, was er mir gegeben?“ – Der unendliche Gott gibt mir mit unendlicher Liebe eine unendliche Gabe, denn in der hl. Kommunion schenkt sich mir Jesus in seiner glorreichen Gottheit und Menschheit. Obgleich der Allmächtige, konnte er nicht mehr geben; obgleich der Allweise, wußte er nicht mehr zu geben; obgleich der Allerreichste, hatte er nicht mehr zu geben. Was soll man ihm dafür vergelten? – Wenigstens doch ein sündenfreies Leben.
Niklaus Wolf besuchte täglich die hl. Messe. Er betete lange vor und nach derselben zum heiligsten Sakrament, empfing oft die hl. Kommunion und allemal mit großer Sehnsucht. Er kommunizierte besonders auch an allen hohen Festtagen, um so dem Herrn sein Herz näher zu bringen. [Die tägliche Kommunion war nicht gestattet!]
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Ist es ein Opfer oder nur Gedächtnis?

Pfarrerin Eva Esche und Diakon Andreas Mittmann bereiten das Abendmahl. Zum Thema „Abendmahl“ feiert die evangelische Gemeinde Köln am 1. März 2015 einen Gottesdienst für Menschen mit und ohne Demenz in der Thomaskirche in Köln.

Das Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen „Gemeinsam am Tisch des Herrn“, an dessen Endredaktion der neue Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz beteiligt war, sieht Einigkeit im Blick auf den theologischen Sinngehalt der Eucharistie/ des Abendmahls. Georg Bätzing bemühte sich schon in seiner Diplomarbeit „Die Eucharistie als Opfer der Kirche“ (Einsiedeln 1986) um die ökumenische Übereinstimmung im Gedanken der Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers. Aber es geht nicht nur um die Vergegenwärtigung, sondern um die Darbringung. Das definiert eindeutig das Konzil von Trient: „In der Messe wird Gott ein wahres und eigentliches Opfer dargebracht“, und es ist nicht nur „eine bloße Kommemoration des am Kreuz vollzogenen Opfers“. Christus hat uns nach einer älteren Präfation „seinen Leib und sein Blut zur Darbringung als Opfer anvertraut“ (in sacrificium commendavit). Dies entspricht biblischem Denken und biblischer Sprache. Das ausgegossene Blut ist dem Altar vorbehalten, und zwar zur Sühne (Lev 17, 11).

Die Rede vom „Blut des Bundes“ in Markus 14, 24 verweist auf den Sinaibund (Ex 24, 8) und im Kontext des Pascha auf das Blut des Lammes. Nach Markus 14, 12 geschah die Einsetzung der Eucharistie an dem Tag, da das Pascha geschlachtet und gegessen wurde. Dasselbe Lamm, das am Nachmittag im Tempel geschächtet und dessen Blut vom Priester an den Fuß des Altares gegossen wurde, ist am Abend in einem rituellen Opfermahl als das geopferte Fleisch gegessen worden. Dies ist eine Kommunion im Opfer, gemäß der in 1 Kor 10,18 bezeugten Symbolik: „Sind nicht diejenigen, die das Opferfleisch essen, Kommunizierende vom Altar?“. Das heißt: Sie bringen ihr eigenes Leben demjenigen dar, dem Altar und Opfergabe geweiht sind.

 Vergegenwärtigung des Vergangenen genügt nicht

Es lag also an jenem Abend das geopferte Lamm auf dem Tisch, und im Hinblick darauf sprach Jesus als das wahre Osterlamm (1 Kor 5, 7; vgl. Joh 1, 29; 19, 36) von seinem hingegebenen Leib. Nach Hebräer 9, 11–14 brachte er als der Hohepriester sein eigenes Blut dar, nicht nur das von Böcken und Stieren. Exodus 12, 21.27 spricht vom Schlachten des Lammes als dem Paschaopfer für den Herrn, und zwar als ein Blut-Opfer. Da das Blut in der ersten Osternacht nicht an einen Altar gegossen werden konnte, sondern am Eingang des Hauses die Aussonderung aus dem Sklavenhaus Ägyptens bezeichnete, wird man sinnvollerweise im Opfer am Sinai (Ex 24, 6–8) die Vollendung des Werkes der Befreiung im Blut des Lammes sehen: Hier wird das Blut an den Altar gesprengt, über das Bundesbuch und über das Volk. Die Herausführung aus Ägypten vollendet sich am 50. Tag nach Ostern in der Konstitution des Gottesvolkes durch das Blut des Bundes. Dies ist der Rahmen, in den Jesus das Opfer des Neuen Bundes hineinstiftet.

Die Worte über den Kelch greifen neben der Bundesstiftung am Sinai auch das Leiden des Gottesknechtes in Jesaja 53, 12 auf, der die Sünde vieler hinwegnahm, sowie auch die Prophezeiung vom Neuen Bund in Jeremia 31, 31–34. Da ist die Rede von einer ganz neuen Existenz und dies wird nun verbunden mit der Neugeburt im Opfer Christi. Es kann sich nicht um ein bloßes Ersatzopfer handeln, sondern ein Opfer, das den Mit-Darbringenden hineinzieht und verwandelt. Aber auch das Wort über das ungesäuerte Brot: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ – im Ritus des Pascha hieß es zuvor: „Das ist das Elendsbrot, das unsere Väter in Ägypten gegessen haben“ –, bezeichnet in biblischer Terminologie die Opfergabe. „Der Menschensohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele“ (Mk 10, 45). In der Rede vom Guten Hirten setzt dieser sein Leben ein und gibt es hin (Joh 10, 11.17). In der eucharistischen Rede (Joh 6) spricht Jesus von seinem Fleisch und Blut für das Leben der Welt. Die Worte „Fleisch“ und „Leib“ gehen auf dasselbe hebräische Wort zurück und können im Kontext nur das geopferte Fleisch meinen. Eben dieses ist uns zur Darbringung anvertraut, damit wir eine Opfergabe werden mit Ihm.

Gemeinsam am Tisch des Herrn

Ganz richtig schreiben die evangelischen und katholischen Theologen in ihrem Votum „Gemeinsam am Tisch des Herrn“: „Jesu Worte bei seinem letzten Mahl können in ihrer Bedeutung nur von der Schrift her erschlossen werden.“ Deshalb hätten sie den Kontext sorgfältiger analysieren sollen. Die angeblich „kleinen Ergänzungen“ bei Lukas vom „hingegebenen Leib“ und vom „Blut für euch“ werden nicht berücksichtigt. Zwar wird ein Hinweis auf den Opfercharakter des Todes Jesu erkannt, aber es ist doch immer nur die Rede von den Gaben von Brot und Wein im Rahmen einer Mahlfeier, die sich angeblich an die Mahlfeiern Jesu mit den Zöllnern und Sündern in Galiläa anschließt. Nach dieser weit verbreiteten Deutung und Gestaltung der Eucharistiefeiern würde uns die schon vollzogene Versöhnung lediglich verkündet und die Vergebung der Sünden „für alle“ einfach zugesprochen, im Gedächtnis des schon vollzogenen Opfers Christi. Es geht aber im ganzen Neuen Testament nicht nur um Sündenvergebung, sondern um das Sterben des je Einzelnen mit Christus und sein Eingehen in eine neue Geburt (vgl. Joh 3, 3). Eben deshalb genügt eine Vergegenwärtigung des Vergangenen nicht. Es geht um ein aktuelles Mit-Sterben und ein Neuwerden in der Teilnahme am Opfer Christi.

Die Opfergaben, der hingegebene Leib und das ausgegossene Blut, sind uns geschenkt und anvertraut und wir bringen sie – auch in allen Hochgebeten des neuen Messbuchs, trotz einer gewissen Reduzierung des Sühnopfergedankens – nach der Wandlung dar, und zwar als ein Opfer (offerimus)! So lehrt auch das Zweite Vatikanische Konzil: Im Messopfer bringen die Diener des Altares und das ganze heilige Volk „das göttliche Opferlamm Gott dar und sich selbst mit ihm“ (Lumen gentium 11). Das alte römische Missale lässt uns vor der heiligen Messe beten: „Ich armseliger Sünder bringe nun das hochheilige Sakrament des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesus Christus dar“.

Ökumenisches Votum verlässt biblische Grundlagen

Die evangelischen und katholischen Theologen haben mit ihrem Votum die biblische Grundlage und auch die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils verlassen. Sie vereinen sich am Abendmahlstisch der evangelischen Theologie und trennen sich vom urchristlichen Altar (vgl. Heb 13, 10). Nach der protestantischen Erlösungslehre kann der Mensch aufgrund seiner gefallenen Natur nicht im Werk der Erlösung mitwirken, vor allem kann er Gott nichts darbringen, sondern sich nur von ihm beschenken lassen. Natürlich kann der Mensch aus sich selbst heraus Gott nichts darbringen – es heißt nach der Wandlung: „Wir bringen Dir dar von Deinen Geschenken und Gaben“ – und schon gar nicht irgendeine Anspruchsmentalität damit verbinden. Nachdem Luther das katholische Messopfer in diesem Sinn missversteht, ist es für ihn ein papistischer Gräuel, schlimmer als Mord und Ehebruch; und nach dem Heidelberger Katechismus der Reformierten gilt: „Und ist also die Meß im Grund nichts anderes denn eine Verleugnung des einigen Opfers und Leidens Jesu Christi und eine vermaledeite Abgötterei“ (Frage 80). Ein Votum „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ muss entweder die Lehre Luthers oder die tridentinische Messopferlehre aufgeben. Die Darbringung von Christi Leib und Blut in der heiligen Messe ist und bleibt Stein des Anstoßes und trennt die Konfessionen.

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Quelle