Voderholzer: Bin sehr dankbar für Vatikan-Instruktion

Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, bei einem Gottesdienst am 13. Dezember 2013 im Petersdom.

Regensburg/Tirschenreuth – 14.08.2020

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat die Vatikan-Instruktion zu Pfarreireformen deutlich gelobt. „Ich begrüße dieses Schreiben ausdrücklich und bin sehr dankbar dafür“, sagte er laut Predigtmanuskript bei einem Pontifikalamt am Donnerstag.

Die Instruktion beginne mit einem Bekenntnis zur Pfarrei „als einer wichtigen und notwendigen Lebensform von Kirche, die die Kirche als ‚Haus inmitten der Häuser‘ territorial gegenwärtig sein lässt“, so Voderholzer. Das Bekenntnis zur Pfarrei als Kirche vor Ort sei nicht selbstverständlich. „In manchen Bistümern kommt es im Rahmen von Zukunftsplänen zur Bildung von großen pastoralen Räumen mit Auflösung von vielen Pfarreien“, so Voderholzer. Auch in der evangelischen Kirche werde in einem jüngst vorgestellten 11-Punkte-Plan die Bedeutung der Pfarrei und des sonntäglichen Gottesdienstes infrage gestellt. „Das steht für uns nicht zur Debatte!“, so der Regensburger Bischof.

„Dies ist nichts Neues“

Der Kleruskongregation sei es mit der Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ vor allem wichtig, dass auch die Pfarrei der ständigen Bekehrung bedürfe. Das bedeute, der Versuchung zu widerstehen, in einen routinierten Betrieb zu verfallen und sich als Verein neben anderen zu verstehen und die eigentliche Sendung aus dem Blick zu verlieren.

Im zweiten Teil des Schreibens werde daran erinnert, dass Letztverantwortung in einer Pfarrei nur einem Pfarrer zukommen könne. „Dies ist nichts Neues und – gerade auch im Licht der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils – eine Selbstverständlichkeit“, so Voderholzer. „Umso merkwürdiger ist es, dass einige Kommentatoren daran Anstoß nehmen.“ Einige sähen sogar einen Widerspruch im Text zwischen dem ersten und dem zweiten Teil. „Aber eine solche Interpretation übersieht, dass die Erinnerung an die Verantwortung des Priesters nicht eine beliebige kirchenrechtliche Bestimmung ist, sondern dass sie mit dem missionarischen Wesen von Kirche zusammenhängt.“ Die Leitung der Kirche durch einen geweihten Pfarrer mache deutlich, dass die Kirche als Ganze und jede Pfarrei „erst einmal Frucht einer Mission ist“.

Er stimme voll mit Kardinal Kasper überein, der in seiner Würdigung der Instruktion schrieb, dass eine ständige Problematisierung des Priesterberufs den Priestermangel noch verschärfe, sagte Voderholzer weiter. Man bekomme statt der schlechtgeredeten Priester nicht mehr andere kirchliche Berufe. „Das Gegenteil ist der Fall“, so der Regensburger Bischof. „Wenn wir aber vom Himmel wieder mehr Priesterberufe erbitten und empfangen, wird es auch in den vielen anderen pastoralen Berufen, angefangen bei den Religionslehrern und -lehrerinnen, den Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, den Kirchenmusikern, den Diakonen und nicht zuletzt den Ordenschristen auch wieder mehr Berufungen geben.“

Voderholzer feierte das Pontifikalamt am Donnerstag anlässlich des 400. Fatimatages im Wallfahrtsort Tirschenreuth im Bistum Regensburg.

Lob und Kritik von den deutschen Bischöfen

Am 20. Juli hatte der Vatikan seine Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ veröffentlicht. Die große Mehrheit der deutschen Bischöfe hat mit Kritik auf das im Vatikan-Papier reagiert und die Instruktion unter anderem als realitätsfern und rückwärtsgewandt bezeichnet. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode etwa sieht in dem Papier eine „Umkehr zur Klerikalisierung“.

Einige Oberhirten kündigten an, trotz der Instruktion an ihren Plänen zu Pfarreienreformen festzuhalten. Es gab jedoch auch zustimmende Äußerungen. So verteidigten unter anderem der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt das Schreiben. (cbr)

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Quelle

Was jeder Katholik über die neue Pfarrei-Instruktion des Vatikans wissen sollte

Papst Franziskus begrüßt Pilger der Diözesen Bologna und Cesena-Sarsina auf dem Petersplatz am 21. April 2018 Foto: CNA / Archiv

Mit scharfer Kritik haben einige deutsche Bischöfe auf die Anweisung von Papst Franziskus reagiert, dass Pfarreien „pulsierende Zentren der Begegnung mit Christus“ werden sollen. Die Reaktion erinnerte vielleicht daran, was Papst Franziskus den deutschen Hirten in Rom erklärt und den Gläubigen in seinem Brief sagte.

Worum aber geht es im eigentlichen Schreiben?

Die Instruktion der Kleruskongregation trägt den Titel „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“. Wer will, kann den vollen Wortlaut in deutscher Sprache selber lesen. Hier sind fünf zentrale Punkte, die jeder Katholik wissen sollte.

1. Die Pfarrei ist Mission

Die Pfarrei „hat von Anfang an eine grundlegende Rolle im Leben der Christen“ gespielt. Ihr Auftrag ist „die Verkündigung des Glaubens“, und in ihr wird durch „die Spendung der Sakramente das Evangelium den Menschen“ gebracht, erklärt der Vatikan.

Heute muss diese „missionarischen Präsenz der kirchlichen Gemeinschaft in der Welt“ wieder neu gefördert, und angesichts der „Zeichen der Zeit“ neu aufgestellt werden. Dabei ist die Mission das Leitmotiv der Erneuerung, betont die Instruktion.

2. Eucharistie und die Nächstenliebe prägen das Leben in der Pfarrei

„Das Ziel der Mission und Evangelisierung der Kirche ist stets das Volk Gottes als Ganzes. Der Kodex des kanonischen Rechts hebt hervor, dass die Pfarrei kein Gebäude oder ein Bündel von Strukturen ist, sondern eine konkrete Gemeinschaft von Gläubigen, in der der Pfarrer der eigene Hirte ist“, so die Instruktion.

Deshalb prägt auch das Leben in der Pfarrei die heilige Messe: „Die Feier der heiligen Eucharistie ist «Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens» und daher das wesentliche Geschehen, durch das die Pfarrgemeinde entsteht“, so die Instruktion.

Eine „inklusive, missionarische und auf die Armen bedachte Pfarrei“, so der Vatikan, ist wie ein Pilgerschrein: „Der ‚geistliche und kirchliche Stil der Wallfahrtsorte‘ – die wahre und echte ‚missionarische Vorposten‘ sind – geprägt von der Gastfreundschaft, vom einem Leben aus dem Gebet, von der Stille, die den Geist erneuert, von der Feier des Bußsakramentes und von der Zuwendung zu den Armen, darf der Pfarrei nicht fremd ein“.

3. Strukturen dienen der Mission, aber Bürokratie ist tödlich

Bestehende Strukturen müssen diesem Kernauftrag der Kirche dienen, sonst müssen sie reformiert werden. Das Schreiben zitiert dazu das Schreiben Evangelii Gadium von Papst Franziskus: „Es gibt kirchliche Strukturen, die eine Dynamik der Evangelisierung beeinträchtigen können. In gleicher Weise können die guten Strukturen nützlich sein, wenn ein Leben da ist, das sie beseelt, sie unterstützt und sie beurteilt. Ohne neues Leben und echten, vom Evangelium inspirierten Geist, ohne ‚Treue der Kirche zu ihrer Berufung‘ wird jegliche neue Struktur in kurzer Zeit verderben“.

Deshalb, so die Instruktion, „muss die Pfarrei die Gefahr vermeiden, einer exzessiven Bürokratie und Servicementalität zu verfallen, die nicht die Dynamik der Evangelisierung, sondern das Kriterium des Selbsterhalts aufweisen“.

4. Jeder ist für die Pfarrei verantwortlich, in seiner jeweiligen Rolle

„Es ist notwendig, dass heute alle Laien einen großzügigen Einsatz für den Dienst an der missionarischen Sendung leisten vor allem durch das Zeugnis des täglichen Lebens“, auch „durch die Übernahme ihnen entsprechender Verpflichtungen im Dienst an der Pfarrgemeinde“, so das Schreiben.

Eine „Beteiligung“ von Laien darf aber nicht zum Klerikalismus führen, warnt der Vatikan. Es liege auf der Hand, so das Schreiben, „wie notwendig es ist, sowohl eine Konzeption der Pfarrei, die auf sich selbstbezogen ist, als auch eine ‚Klerikalisierung der Pastoral‘ zu überwinden“.

Dazu müssen die Bischöfe ihrer eigenen Aufgabe gerecht werden, so die Instruktion.

Alle Gemeindemitglieder „sollen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und durch verschiedene Formen der Hilfe und Solidarität, die die Pfarrei für die freie und wirksame Ausübung ihres pastoralen Dienstes braucht, den Bedürfnissen der Kirche entgegenkommen“, erklärt die Instruktion. Indessen kann weiterhin nur der Pfarrer, der die heilige Messe feiert, auch die Pfarrei leiten. Daran ändert auch ein Priestermangel nichts, betont das Schreiben.

5. Pfarreien wenn möglich erhalten

„Der Hirte, der der Herde, ohne auf seinen Vorteil bedacht zu sein, dient, ist andererseits gehalten, die Gläubigen zu bilden“, warnt das Schreiben. Pfarreien „abzuschaffen“ und Kirchen zu schließen sollte vermieden werden, so der Vatikan: „Heilige Orte erinnern sehr oft an bedeutende persönliche und familiäre Ereignisse vergangener Generationen“.

„Um Verletzungen zu vermeiden, solte die Neuorganisation von Pfarrgemeinden und manchmal auch der Diözesen daher behutsam durchgeführt werden“.

Und wenn keine Pfarrei mehr möglich ist? Dann soll der Bischof zum Beispiel einen „missionarischen Vorposten“ errichten: Pastorale Zentren, „die dem Ortspfarrer wie ‚Missionsstationen‘ unterstellt sind“, und in denen „Gebets- und Anbetungszeiten, Katechesen und andere Initiativen zum Wohl der Gläubigen, insbesondere Werke der Nächstenliebe zugunsten der Armen, Bedürftigen und Kranken“ angeboten werden.

Vatikan: Neue Instruktion über pastorale Umkehr der Pfarreien

Pfarreien in Zeiten von Coronavirus (AFP or licensors)

Der Vatikan hat eine neue Instruktion herausgegeben, in der es um die Zukunft der Pfarrgemeinden geht. Darin wird auch auf die Rolle der Laien eingegangen. Hier eine offizielle Präsentation des Dokuments.

Die neue Instruktion trägt den Titel: Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche, und ist von Papst Franziskus approbiert worden. Das Dokument, das vom Präfekten der Kongregation für den Klerus, Kardinal Beniamino Stella, und vom zuständigen Sekretär des Dikasteriums am Hochfest der Heiligen Petrus und Paulus unterzeichnet worden ist, antwortet auf die Strukturreformen, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wegen tiefgehender sozialer und kultureller Veränderungen in nicht wenigen Diözesen vorbereitet werden oder durchgeführt worden sind.

Das vorliegende Dokument ist ein verbindlicher Bezugspunkt für Vorhaben dieser Art und zielt auf eine – wie sich aus dem Titel erschließt – «pastorale Umkehr im missionarischen Sinn». Sie ist «eine Einladung an die Pfarrgemeinden, sich zu öffnen und Instrumente für eine auch strukturelle Reform anzubieten, die sich an einem neuen Gemeinschaftsstil, an einem neuen Stil der Zusammenarbeit, der Begegnung, der Nähe, der Barmherzigkeit und der Sorge für die Verkündigung des Evangeliums orientiert» (Nr. 2).

Elf Kapitel

Der Text ist in elf Kapitel gegliedert, die unter anderem die Pfarrei im Kontext der gegenwärtigen Zeit darstellen (vgl. Nrn. 6-10) und auf ihre heutige Bedeutung verweisen (vgl. Nrn. 11-15). Die missionarische Sendung der Kirche bildet das grundlegende Leitmotiv der Erneuerung (vgl. Nrn. 16-26). Es geht darum, «Perspektiven auszumachen, die es erlauben, die „traditionellen“ pfarrlichen Strukturen unter missionarischem Gesichtspunkt zu erneuern» (Nr. 20). Die Vertiefung der Kenntnis des Wortes Gottes, die ansprechend gestaltete Feier der Sakramente, vor allem der heiligen Eucharistie, und eine erneuerte „Kultur der Begegnung“, die den Dialog, die Solidarität und die Offenheit fördert, sind die zentrale Bausteine dieser Erneuerung.

Die erneuerte Pfarrei weist über das Merkmal der missionarischen Ausrichtung hinaus zwei weitere Charakteristika auf. Sie will alle erreichen und einschließen, und sie ist auf die Armen bedacht. «Als „Heiligtum“, das allen offensteht, erinnert die Pfarrei, die alle ohne Ausnahme erreichen muss, daran, dass die Armen und die Ausgeschlossenen im Herzen der Kirche immer einen bevorzugten Platz haben müssen» (Nr. 32).

Nichts überstürzen

Angesichts leidvoller Erfahrungen, die mit den diözesanen Strukturreformen für die Gemeinden, die Kleriker und die Gläubigen verbunden sind, mahnt die Instruktion, nichts zu überstürzen und Reformen nicht zu eilig mit „am grünen Tisch“ erarbeiteten allgemeinen Kriterien durchführen zu wollen und dabei die konkret Betroffenen zu vergessen. «Jedes Projekt muss die konkreten Umstände einer Gemeinde berücksichtigen und ohne Traumata mit einer vorausgehenden Phase der Beratung, einer Phase der schrittweisen Verwirklichung und der Überprüfung durchgeführt werden» (Nr. 36).

Strukturreformen dürfen daher die Gläubigen nicht außenvorlassen, hebt Papst Franziskus hervor: «Wenn wir das Volk Gottes als Ganzes und in seinen Unterschieden verdrängen, zum Schweigen bringen, zerstören, ignorieren oder auf eine kleine Elite beschränken wollen, setzen wir Gemeinschaften, pastorale Pläne, theologische und spirituelle Akzente und Strukturen ohne Wurzeln, ohne Geschichte, ohne Gesicht, ohne Gedächtnis, ohne Leib, ja ohne Leben in die Welt» (Nr. 37).

Nach der theologischen, spirituellen und pastoralen Aufbereitung des Themas wendet sich das Dokument konkreten Maßnahmen und Vorgehensweisen im Rahmen diözesaner Strukturreformen zu. Es verweist hierbei sowohl auf das geltende Recht des kirchlichen Gesetzbuches von 1983, als auch auf einschlägige Dokumente des Apostolischen Stuhls, die im Rahmen der Reformvorhaben zu konsultieren und einzubeziehen sind, soll es sich um eine Reform im Sinne der katholischen Ekklesiologie handeln.

Fragen über die Mitarbeit der Laien

Der Text nimmt daher Bezug auf die Interdikasterielle Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am priesterlichen Dienst der Priester (1997); auf das Rundschreiben “Der Priester, Lehrer des Wortes, Diener der Sakramente und Leiter der Gemeinde für das dritte christliche Jahrtausend“ (1999); auf die Instruktion “Der Priester, Hirte und Leiter der Pfarrgemeinde“ (2002); und nicht zuletzt auch auf das bedeutende Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe (2004), das im VIII. Kapitel grundlegende Hinweise für Reformvorhaben auf pfarrlicher und überpfarrlicher Ebene zur Verfügung stellt.

Das Kapitel über die Pfarrei und die anderen Untergliederungen innerhalb der Diözese (vgl. Nrn. 42-61) widmet sich dem Vorgehen des Diözesanbischofs bei Pfarreizusammenschlüssen. Der neuen Instruktion ist es ein Anliegen, im Rahmen der gemäß kirchlichem Recht legitimen Zusammenschlüsse den Status der beteiligten Priester zu bedenken. Der Diözesanbischof soll daher, bei der Errichtung einer neuen Einheit «auf keinem Fall mit dem gleichen Dekret beschließen, dass in mehreren vereinten und nur einem Pfarrer anvertrauten Pfarreien eventuell andere vorhandene Pfarrer, die noch im Amt sind, automatisch zum Pfarrvikar ernannt oder faktisch ihres Amtes enthoben werden» (Nr. 57).

Die Frage der Gleichbehandlung und der Wahrung attraktiver Zukunftsperspektiven darf nicht mit der Berufung auf unumgängliche Reformnotwendigkeiten oder gar mit dem Verweis auf den priesterlichen Gehorsam abgetan werden. Die Priester sind in «in vorzüglicher Weise Mitarbeiter des Bischofs» (Vat II CD 30) und bedürfen gediegener Fortbildungsmaßnahmen, die sie auf ihren herausfordernden Dienst in den Gemeinden vorbereiten und unterstützen.

Alle Glieder des Volkes Gottes

Der folgende Abschnitt behandelt die ordentlichen und außerordentlichen Formen der Übertragung der Hirtensorge der Pfarrgemeinde (Nrn. 62-93). Das Thema betrifft alle Glieder des Volkes Gottes: die Kleriker, die Gottgeweihten und die Laien. Den Bestrebungen, das Amt des Pfarrers einem Team aus Priestern und Laien anzuvertrauen, widerspricht die Instruktion deutlich. Bezeichnungen wie Leitungsteam, Leitungsequipe, Pfarreivorstand und andere, die eine kollegiale Leitung der Pfarrei zum Ausdruck bringen könnten, sind daher unzulässig. Der notwendigen Zusammenarbeit des Pfarrers mit geschultem Personal gemäß kanonischen Vorgaben, beispielsweise in den Bereichen Vermögensverwaltung, Gemeindekatechese oder Caritas, steht nichts im Wege. Angesichts der gegenwärtigen Personalsituation in den Bistümern und der Komplexität des Lebens, wird diese immer nötiger.

Über die Stellung und die Aufgabe der ständigen Diakone in der Kirche bietet das gegenwärtige päpstliche Lehramt richtungsweisende Hilfen, auf die die Instruktion verweist. 2 Die Übertragung der pfarrlichen Hirtensorge gemäß can. 517 § 2 CIC im Falle des Priestermangels stellt eine außerordentliche Form der Beteiligung an der Seelsorge dar, die lediglich Übergangscharakter haben kann und zeitlich begrenzt sein muss. Die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester ist im Rahmen der partikular- und universalkirchlicher Normen, unter anderem durch die erwähnte Interdikasterielle Instruktion Ecclesiae de mysterio (1997), geregelt, die, ausgestattet mit päpstlicher Approbation in forma specifica, gegenteilige Normen, Gewohnheiten und Befugnisse widerrufen hat. Um legitim zu sein, darf die Mitwirkung der Laien in der Seelsorge den Rahmen normierter Beauftragung und Sendung nicht überschreiten.

Wahl der Terminologie

In diesem Zusammenhang spielt nicht zuletzt die Wahl der Terminologie eine Rolle, die den Unterschied zwischen dem gemeinsamen und dem besonderen Priestertum schützen muss. Titel wie „Pfarrer“, „Ko-Pfarrer“, „Pastor“, „Kaplan“, „Moderator“, „Pfarrverantwortlicher“ oder ähnliche Begriffe, die das Recht den Priestern vorbehält, weil sie einen direkten Bezug zu deren Beteiligung an der Hirtensorge des Bischofs auf Grund der Weihe haben, können daher Laien nicht verliehen werden. Eine rein funktionale Betrachtungsweise des pastoralen Dienstes wird der Notwendigkeit einer präzisen und eindeutigen Terminologie wenig abgewinnen können. Sie bedarf der unentbehrlichen Ergänzung durch ein wirklich sakramentales Verständnis des Priestertums.

Um das Thema der Zusammenarbeit in der Pfarrei abzurunden, widmet sich die Instruktion über die pastorale Umkehr den Organen kirchlicher Mitverantwortung, unter anderem dem Vermögensverwaltungsrat (vgl. Nrn. 101-107) und dem Pastoralrat der Pfarrei (Nrn. 108- 114), deren Bedeutung Papst Franziskus hervorgehoben hat. Unbeschadet legitimer regionaler Regelungen wird festgehalten, dass beide Räte Beratungsgremien sind, die den Pfarrer, der den Vorsitz innehat, in der Leitung der Pfarrei maßgeblich unterstützen.

Die Rolle des Pastoralrates

Im Rahmen einer pastoralen Einheit kann es auch nur einen Pastoralrat für alle Pfarrgemeinden des Zusammenschlusses geben. Dieser Rat stellt einen spezifischen Bereich dar, «in dem die Gläubigen ihr Recht wahrnehmen und ihrer Pflicht nachkommen, ihre Meinung hinsichtlich des Wohls der Pfarrgemeinde den Hirten und auch den anderen Gläubigen mitzuteilen» (Nr. 112). Seine Hauptaufgabe besteht darin, «in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Diözese praktische Lösungen für die pastoralen und karitativen Initiativen der Pfarrei zu suchen und zu beurteilen» (Nr. 112). «Der Pfarrer muss seine Vorschläge wohlwollend im Hinblick auf ihre Umsetzung prüfen» (Nr. 113).

«Über die Betonung der Dringlichkeit einer […] Erneuerung hinaus, legt […] das vorliegende Dokument eine Anwendungsweise der kanonischen Normen vor, die die Möglichkeiten, die Grenzen, die Rechte und die Pflichten der Hirten und der Laien festlegt, damit die Pfarrei sich selbst wieder als grundlegenden Ort der Verkündigung des Evangeliums, der Feier der Eucharistie, als Raum der Geschwisterlichkeit und der Caritas entdeckt, von dem aus das Zeugnis des christlichen Glaubens in die Welt ausstrahlt» (Nr. 123).

(vatican news)

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„Die Zeichen der Kirche stehen auf Sturm“

Mit dem „Grundsatzpapier“ der Diözese Linz wird letztlich die Entmachtung der Pfarrer in die Wege geleitet und der Priester demontiert – Gastkommentar zur Pfarrstruktur-Debatten in der Diözese Linz – Ein Gastkommentar von Gerhard Wagner

Linz (kath.net) Immer deutlicher wird es: Wir stecken in einer großen innerkirchlichen Krise, und die Zeichen der Kirche stehen auf Sturm. Menschen sind über die Missbrauchsskandale wütend und ziehen still und leise bzw. auch mit viel Getöse aus der Kirche aus. Es vergeht kaum eine Woche, wo nicht ein Bischof mit Reformvorschlägen auf sich aufmerksam macht, um die Glaubwürdigkeit und Attraktivität der Kirche zurückzugewinnen. Priester, die entmutigt sind, weil sie keine Zukunft sehen, suchen das Heil ebenso im Modernismus, weil sie glauben, so die Anerkennung in der Pfarre zu finden, wo sonst oft im Leben eines Priesters die Kritik im Vordergrund steht.

Immer stärker wird der Druck von Laien und Laienverbänden, die Reformen in der Kirche fordern. Unverkennbar ist aber auch die Tatsache, dass viele Priester in der Zwischenzeit alt geworden sind und auch die Zahlen über den Priesternachwuchs nichts Gutes für die Kirche verheißen, weil die Priesterseminare fast leer sind. Bezeichnend für unsere Zeit in der Kirche, in der die geweihten Priester fehlen, ist es, dass ältere Pfarrseelsorger in die Pension geschickt werden, die noch gut imstande wären, eine Pfarre mit Freude und Hingabe zu führen.

Steht also auch der ältere Priester einem neuen Pastoralkonzept im Weg, weil man in Zukunft mit weniger Priester auskommen möchte? Dem halte ich entgegen: Dass Priester heute fehlen, belastet die ganze Kirche, den einzelnen Christen wie auch unsere Pfarrgemeinden. Oder braucht man den Priester ohnehin nicht mehr, weil Laienchristen Leitungsfunktionen übernehmen und das genauso gut machen bzw. sogar besser? Dann haben jene Recht, die zuletzt schon von einer „künstlichen Verknappung der Priester“ gesprochen haben, um für die Laien in den Pfarren Platz zu schaffen.

Obwohl die Kirche zu allen Zeiten den Auftrag hat, für das Heil der Seelen zu wirken und die Botschaft Gottes zu verkünden, die allein der Welt und dem Menschen etwas sagen kann, was sie selbst dringend brauchen, lassen Hierarchen neue Strukturen der Kirche beraten, wo man mit weniger Priester auskommt, weil von einer ganz neuen Pastoral und letztlich von einer ganz anderen Kirche die Rede ist.

Viele, die ich in der letzten Zeit nicht nur in meiner Pfarre getroffen habe, sind verunsichert, aber auch darüber sehr betroffen. Andere, die beruhigen, weil eine Neustrukturierung stets die Menschen verunsichert, hört man sagen, dass dieses neue Pfarrkonzept allein auch deshalb gut ist, weil es so wie bisher nicht weitergehen kann. Wieder andere, die man reden hört, beschwichtigen, weil dieses neue Pfarrmodell in Wirklichkeit nicht so viel verändert.

Wenn man denen Glauben schenkt, die schon das Gespräch in der Diözese gesucht haben, dann legt sich der Verdacht nahe, dass alles schon fest gemacht ist, und man in den Resonanztreffen höchstens darüber reden lässt, was in den verschiedenen Details noch geklärt werden muss.

Offensichtlich hat die Diözese Linz klare Vorstellungen: in Zukunft sollen 487 Pfarr-Gemeinden in 35 Pfarren (mit sieben bis 21 Pfarr-Gemeinden) organisiert werden. Wenn es nun doch so sein wird, dass etwas geschehen muss, weil die Not so groß ist und in Zukunft noch größer wird, dann frage ich mich: Wird sich tatsächlich nur der kirchenrechtliche Status der Pfarren und der Pfarr-Gemeinden ändern oder doch mehr?

Persönlich mache ich mir große Sorgen um die Kirche, weil man gerade dabei ist, ohne dass man darüber spricht, den Priester abzumontieren. Während viele über diesen „Zukunftsweg“ und das neue „Pfarrkonzept“ in der Diözese Linz jubeln, und andere, die erschüttert und tief betroffen sind, sich resigniert von der Kirche abwenden, wird klar, dass man mit „schönen“ Reden zum „Dialog“ eingeladen hat, obwohl längst alles entschieden ist und noch in diesem Jahr alles beschlossen und in der Folge in den kommenden Jahren umgesetzt werden soll.

Wenn meine Vermutung richtig ist, dann sind wir allen Ernstes auf dem Weg zu einer priesterlosen Kirche, weil es in Zukunft diese Priester nicht mehr geben wird. Um das Kirchenrecht zu umgehen, das für jede Pfarre einen Pfarrer als ihren „eigenen Hirten“ vorsieht (c. 515 §1), hat man 35 Pfarren geschaffen, die man auch in Zukunft mit einem Priester besetzen möchte. Und in den anderen Pfarr-Gemeinden sitzt dann – wie ich es vermute – zuerst noch ein Pfarrer, um dann einem Laien als „Pfarrleiter“ Platz zu machen.

Und genau das spüren viele Leute, die treu zur Kirche stehen und den Glauben der Kirche bekennen. Wenn das so ist, dann sind wir der Protestantisierung der katholischen Kirche wieder ein Stück näher gekommen, weil wir nicht mehr glauben, dass Christus in Zukunft weiterhin Männer beruft, die sich völlig der Feier der Hl. Messe und der Sakramente, der Predigt des Evangeliums und dem Seelsorgedienst widmen.

Priesterberufungen müssen für die Kirche immer Vorrang haben, weil sich die Kirche um die Eucharistie, die Quelle einer jeden geistlichen Berufung, und das sakramentale Leben aufbaut. Zugleich möchte ich es als Trost verstanden wissen, wenn die Kirchengeschichte uns daran erinnert, dass nach verschiedenen Zeiten eines ernsten Priestermangels immer wieder die Priesterberufe aufgeblüht sind.

Weil die Krise der Kirche von heute vor allem eine Krise der Priester ist, wird über den Priester in unserer Zeit viel diskutiert. Viele Menschen fragen nach der Identität des Priesters, weil sie nicht mehr wissen, was der Priester in seinem Wesen ist. Weil der Priester in das Zentrum der Krise der Kirche gerückt ist, ist es auch für die Kirche bedeutsam geworden, was der Priester macht und wie er es macht. Der Priester ist nicht Gemeindevorsteher, er ist auch nicht Manager und Sozialarbeiter und schon gar nicht ist er Unterhaltungskünstler, der sich auf der Bühne der Kirche selbst darstellt. Das Wesentliche am Priester, der in der Kirche der Diener der wesentlichen Heilstaten ist, ist die Weihe, durch die er auf übernatürliche Weise mit Christus verbunden wird, sodass der gekreuzigte und auferstandene Herr im Priester gegenwärtig sein will.

Die Feier der Eucharistie, in der der Priester das Erlösungsgeschehen gegenwärtig setzt, ist der wichtigste Dienst der Priester in der Nachfolge der Apostel für die Kirche und die Welt. Weil der Priester Diener des großen Geheimnisses der Eucharistie ist, hat der hl. Papst Johannes Paul II. in seinem letzten Brief zum Gründonnerstag im Jahr 2005 von der priesterlichen Existenz als einer „eucharistischen Existenz“ gesprochen. Das Leben des Priesters erhält eine „eucharistische Gestalt“, wenn die heilige Messe, die der Priester täglich feiert, uneingeschränkt zum Mittelpunkt des Lebens und der Sendung eines jeden Priesters wird. Von der Messe her und auf die Messe hin darf der Priester nicht nur als „Liturgievorsteher“, sondern als „Diener Christi und Ausspender der göttlichen Geheimnisse“ (1 Kor 4,1) verstanden werden, der „in der Person Christi“ handelt.

Obwohl in all dem Christus am Werk ist, der Priester aber „Werkzeug“ und Handlanger Christi bleibt, ist der kulturelle Druck heutzutage zweifellos trügerisch, dem der Priester in unserer Zeit ausgesetzt ist, wenn er von einer „sakralen“ in eine ausschließlich „soziale“ Rolle hineingedrängt wird. So kommt es, dass auch engagierte Christen immer weniger verstehen, dass es um Christus geht, den der Priester vergegenwärtigt, der wiederum an der Autorität Christi teilhat. Wenn die Leute wissen möchten, wer der Priester ist, dann müssen wir klarstellen, dass sich der Priester nicht ständig durch seine Fähigkeiten und Aktivitäten in der Pfarrgemeinde ausweisen muss. Auch wenn Priester in unserer Zeit um Wirksamkeit in ihrem priesterlichen Dienst bemüht sind, und viele Priester alles tun, damit sie in der Öffentlichkeit einen Eindruck hinterlassen, ist der Priester nichts aus sich und er hat auch nichts für sich, sondern er ist Priester aus der Gnade Gottes und hat alles empfangen, um es weiterzugeben. Keiner kann sich also selbst zum Priester „machen“, niemand kann sich die Bedingungen zum Priestertum selber stellen und keiner kann zum Priester gewählt werden. Weil die schönste Aufgabe für einen Priester ist, Hirte eine Pfarrgemeinde zu sein und diese im Auftrag Christi zu leiten, so ist auch „Pfarrer“ der schönste Titel für einen Priester. Eine Kirche, die auf den geweihten Priester verzichtet, um auf den Laien zu setzen, ist nicht mehr die Kirche Jesu Christi. Nachdem das katholische Priestertum in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das großartige Texte über den Priester formuliert hat, sturmreif geschossen wurde, übernehmen heutzutage Laien Leitungsaufgaben, die sie in der Öffentlichkeit wie Kleriker erscheinen lassen, während viele Priester total verweltlicht auftreten. Und mancher Priester hat mir schon sein Leid geklagt, dass er den Eindruck hat, er würde z.B. dem Pastoralassistenten, der sich in der Pfarrgemeinde ganz verwirklichen möchte, nur im Weg stehen. Wahr ist aber auch, dass es viele Gründe dafür gibt, dass es in den Pfarren immer weniger Sonntagsmessen gibt: nicht nur den Priestermangel!

Anzeichen dafür, dass Priester aus verschiedenen Funktionen einer Pfarrgemeinde verdrängt wurden, gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder. Wenn es sich um ein Priesterbild handelt, das zu funktionalistisch ist, wenn alles von den Diensten und Funktionen her gesehen wird, dann werden allzu leicht unzureichende Ersatzlösungen hingenommen. Weil Priester nicht nur wichtig sind aufgrund dessen, was sie tun, sondern aufgrund dessen, was sie sind, geht es zunächst um die Schönheit der priesterlichen Berufung und ihrer großen Würde.

Die Priester werden aber auch in Zukunft nur dann ihre Berufung und Sendung voller Freude und großer Begeisterung leben können, wenn sie erkennen, dass es ihre Aufgabe ist, das Werk der Erlösung auf Erden fortzuführen. Um Priester zu sein und den priesterlichen Auftrag erfüllen zu können, muss der Priester selbstverständlich aber auch Mensch an der Seite des Menschen sein, ohne dass er sich von selbst aus zum Mittler zu Gott machen kann. Überlegungen wie diese machen deutlich, dass es ein tragfähig und theologisch gut begründetes Priesterbild braucht, das dem Volk verständlich gemacht wird und den Berufenen hilft, sich ganz in den Dienst Gottes und der Kirche zu stellen.

Das Priesterbild muss aus der Mitte des Glaubens kommen, in der seit Beginn der göttlichen Selbstoffenbarung das Bild des „guten Hirten“ (Joh 10,1-16: Lk 15,3-7) erstrahlt, das für jegliche Autorität und Sendung in der Kirche vorgegeben und unüberholbar ist. Die göttliche Dimension des „guten Hirten“ bleibt attraktiv und aktuell auch für unsere Zeit. Der Priester muss ein guter Hirte nach dem Herzen Gottes sein, der ohne Angst vor der aktuellen Gesellschaft hinausgeht und sich unermüdlich in der Seelsorge für alle Menschen hingibt.

Wir brauchen zweifellos den Priester, der wiederum in der Kirche unentbehrlich ist und nur durch den Priester ersetzt werden kann. Dabei geht es um die Beziehung zu Christus, die das Leben des Christen erhellt und das Leben des Priesters zutiefst prägt und ganz in Anspruch nimmt. Während die Zahl derer, die Jahr für Jahr um die Priesterweihe bitten, sinkt, steigt gleichzeitig von Jahr zu Jahr die Zahl der Pfarrgemeinden, die nicht mehr mit einem eigenen Priester besetzt werden können. Aber ich frage: Haben wir wirklich einen Priestermangel zu beklagen, wenn auch die Zahl der Gläubigen in den Pfarren rückläufig ist? So dürfen auch die Verantwortlichen in der Kirche nicht übersehen, dass die Hauptursache für den Priestermangel mit der geistigen Großwetterlage und dem Glaubensabfall unserer Zeit zusammenhängt. Es ist eine eklatante Glaubensmüdigkeit in unserer Wohlstandsgesellschaft, die sehr klar erkennen lässt, dass nicht nur die Priesterberufungen, sondern auch die Zahl der Messbesucher in unserer liberalen „Zeitgeist-Kirche“ massiv zurückgegangen ist.

Kurz gesagt: viele Probleme in der Kirche sind selbstverschuldet und hausgemacht, weil die Glaubenssubstanz in den letzten Jahren mehr und mehr verloren gegangen ist. Worum geht es, wenn man heutzutage eine Pfarre einen Priester braucht: um die Christmette und um ein Begräbnis, das vielerorts ohnedies schon Laien halten, vielleicht auch um die Friedhofsfeier am Allerheiligentag? Sonntagsaushilfen werden von den Klöstern immer noch erbeten, wofür Priester sehr dankbar sind, Beichtaushilfen aber kaum mehr, weil die wirkliche Seelsorge aus verschiedensten Gründen immer mehr zu kurz kommt. Wenn nun das Pfarrleben manchmal gar nichts mehr mit dem Glaubensleben zu tun hat, weil in vielen Pfarren überhaupt keine Ansprüche mehr für den Sakramentenempfang gestellt werden, dann bedeutet das den Bankrott einer jeden Pfarrseelsorge, die mit der Strukturreform aber überhaupt nicht angerührt wird. Umso deutlicher wird es, dass Glaubenskraft und missionarische Stärke in unsere Pfarren zurückkehren müssen, damit Leben in unsere Pfarren einkehren kann.

Und die Priester, die immer auch schwache Menschen bleiben, müssen wieder die volle Anerkennung und Wertschätzung in unserer Gesellschaft finden, weil sie ihren Dienst in Treue zur Kirche, verantwortungsbewusst und mit viel Liebe tun.

Ich wage es kaum zu denken, und doch frage ich: Hofft man, Strukturen so ändern zu können, dass es bald überhaupt keine Priester mehr braucht, weil man vielleicht keine mehr hat, und deshalb von einer ganz neuen Pastoral die Rede ist? Wenn die gewählte Perspektive eine ganz weltliche ist, wo vom Priester in Zukunft die Rede ist, ohne dass man vom Weihesakrament und vom Glauben redet, dann wird der Priester zwar in einer neuen Funktion, aber ohne Gnade dastehen. Wenn man heute z.B. in der Kirchenzeitung liest, wie da und dort Pfarrgemeinden ohne Priester am Ort „kräftige Lebenszeichen“ geben, dann frage ich mich, um welche „Lebenszeichen“ es geht, und ob man in Zukunft den Priester überhaupt noch braucht.

Sind wir Priester so wirklich überflüssig geworden, dass der Priester die Pfarrgemeinde vielleicht sogar in ihrer Entfaltung behindert? Zweifellos habe ich oft eher den Verdacht, dass man deshalb daran geht, die Strukturen zu ändern, weil es offensichtlich in der Kirche sinnlos geworden ist, gegen den Zölibat, den Rom nicht ändern will, anzukämpfen. Und was ist, wenn wir an jene Priester in der Diözese denken, die zur Zielscheibe herber Kritik geworden sind, weil sie sich den Wünschen einer „scheinbaren Mehrheit“ in den Pfarrgemeinden nicht beugen? So kam es auch in der Vergangenheit vor, dass Priester unerwünscht waren, und manche auch in der Vergangenheit regelrecht vertrieben wurden. Und wenn dann Christen am Sonntag lieber zu einem Wortgottesdienst gehen, wozu also noch einen Priester? In allem wird der kommende „Titularpfarrer“, der offensichtlich den Pfarrertitel trägt, ohne im kirchenrechtlichen Sinn ein Pfarrer zu sein, in der Praxis nur eingeschränkte Möglichkeiten haben, in der Pfarrseelsorge zu wirken. Obwohl die echte Hirtensorge von unserem Herrn dem Priester anvertraut wurde, der von Amts wegen eine Vollmacht und auch die Kompetenz für die Seelsorge hat, fragen wir, was denn ist, wenn in Zukunft der „Titularpfarrer“ eine Pfarr-Gemeinde leitet, aber in einem Seelsorgeteam mit zwei oder drei Laien eingebunden ist und im Konsens entscheiden soll? Auch wenn die Diözese Linz die Absicht hat, einen Pfarrer tatsächlich zu entlasten, bleibt zugleich der Verdacht bestehen, dass er vor allem auch durch die Räte kontrolliert werden soll. Ist nicht der Rätekatholizismus längst zur Last vieler Pfarrer geworden, weil sie unter Druck gekommen sind? Wie soll das in Zukunft gehen, wenn der Pfarrer mit Laien gemeinsam die Pfarre leitet? Er wird sich dem Seelsorgeteam immer wieder beugen müssen, weil er von einer „Mehrheit“ immer wieder überstimmt werden kann. So werden Priester im Dienst der Pfarrseelsorge auf Dauer ihre Handlungsfähigkeit verlieren, weil ihnen auch die Letztverantwortung, die sie bisher in allen Bereichen hatten, abhandenkommt.

Zusätzlich ein Problem wird auch der priesterliche Dienst, der sich in Verkündigung, Sakramentenfeier und Seelsorge vollzieht. So lehrt die Kirche, dass die drei priesterlichen Aufgabenfelder und Zuständigkeiten nicht voneinander getrennt werden dürfen, weil sie aufeinander verwiesen sind: die Teilhabe am Amt der Leitung, d.h., Verkündigungsamt, Heiligungsamt und Hirtenamt gewinnen erst im Miteinander ihre ganze Bedeutung. Dass sich Kirchenstrategen über die Wahrheit hinwegsetzen, dass es für kirchliche Grundvollzüge das Weihesakrament braucht, erweist sich auch heute immer wieder als Katastrophe.

Dass der Priester der Zukunft in Gefahr ist, als „Messeleser“ und „Sakramentenspender“ herumzutouren, liegt auf der Hand. Dass kanonisch installierte Pfarrer fusionierter „Großpfarren“ als Vorsitzende von zahlreichen Räten und als Hauptverantwortliche für alle Kirchen und kirchlichen Einrichtungen mit Verwaltungsaufgaben überfordert sind, hat zur Folge, dass wenig Zeit und Kraft bleibt für die Seelsorge an den Gläubigen. Weil der Priester, der die Sakramente spirituell und würdig feiern soll, auch regelmäßig zu den Menschen kommen muss, ist es für mich als Pfarrer, der ich aus ganzem Herzen Seelsorger sein möchte, selbstverständlich immer wieder wichtig, den Menschen in ihren Sorgen und Nöten nahe zu sein. Was soll ich also tun, wenn die Diözese Linz dem Menschen mit einer neuen Struktur mehr Nähe der Kirche verspricht, während ich bisher immer schon überzeugt war, dass Priester und Laien in unserer Zeit Wege finden müssen, wie sie trotz vieler Verpflichtungen für die Gespräche der Menschen erreichbar und verfügbar bleiben? Wie die Kirche insgesamt so den Menschen näher kommen möchte, frage ich mich.

Im Grunde ist genau das auch der Tod einer jeden Seelsorge, weil sehr wahrscheinlich religiöse Inhalte zu kurz kommen und die Konkurrenz unter den Priestern und Laien größer wird. Zudem werden sich die Leute, die auch in der Vergangenheit schon „Religion a la carte“ gewählt haben, sich in Zukunft auch den Priester aussuchen, der ihnen mehr liegt, oder auch einen Priester ablehnen, um so jene Vorschriften zu befolgen, die sie als weniger beengend erfahren. Was das für die Kirche und die Pfarr-Gemeinden bedeutet, wird man sehr bald wissen. Am Ende des Tages wird man feststellen, dass den Dienst der Priester im Leben der Kirche trotzdem nichts ersetzen konnte.

Wenn ich nun grundsätzlich überhaupt nichts dagegen einzuwenden habe, dass man in Zukunft die Zusammenarbeit der Pfarren verstärken möchte, müssen wir trotzdem festhalten, dass auch eine Pfarr-Gemeinde in Zukunft nur ein Pfarrer (neu: Titularpfarrer!) leiten kann und nicht ein Seelsorgeteam.

Dass eine gute Zusammenarbeit in der Pfarre und über die Pfarren hinaus längst die Einheit im Glauben der Kirche voraussetzt, davon spricht das „Grundsatzpapier“ überhaupt nicht. Es hat mich schon in der Vergangenheit nicht nur nachdenklich gemacht, sondern regelrecht erschüttert, wenn ich mit Priestern zusammengekommen bin, wo ich mir nach einem „Fachgespräch“ die Frage gestellt habe, ob wir uns eigentlich noch in derselben Kirche befinden. Warum ist es dazu gekommen, dass Priester vieles ablehnen, was die Kirche lehrt?

Wieder einmal wird deutlich, dass man in der Diözese Linz sichtlich bemüht ist, Mängel in der Kirche, die zuletzt immer offenkundiger geworden sind, als Chance zu präsentieren. Weil es viel zu wenig Priester gibt, werden Laien in Leitungsfunktionen berufen. Während kirchliche Pastoralpläne, die ja immer wieder notwendig sind, um die personelle Versorgung in der Zukunft zu sichern, sagt das Linzer „Grundsatzpaper“ nichts darüber, wie der Glaube wieder seine ursprüngliche Faszination gewinnen und die Herzen der Menschen bewegen kann, vielmehr verstellt es den Blick auf das Wesentliche.

Obwohl heutzutage in der Pastoral der Kirche so viele Menschen arbeiten und von der Kirche so viele Mitarbeiter leben wie noch nie zuvor, schwindet der Glaube bei vielen Christen noch mehr, sodass von der Kirche insgesamt immer weniger Anziehungskraft ausgeht. Dass viele Pfarren am Ort keinen Priester mehr haben, wird den Pfarren erst dann bewusst, wenn es zu spät ist, denn solange es einen Pfarrer gab, haben sich leider viele weder um den Priester und sein Wort der Verkündigung noch um das Leben in der Pfarrgemeinde gekümmert. Heute sind wir inzwischen soweit, dass in vielen Bereichen die Laien Leitungsaufgaben übernehmen und vielerorts das Fehlen von Priestern gar nicht mehr als Mangel empfunden wird, weil man einen Wortgottesdienst, der von einem Laien gehalten wird, nicht mehr unterscheiden kann von einer Hl. Messe, die ausschließlich nur ein Priester feiern darf. So hat man vor längerer Zeit in vielen Pfarren bereits das Beichtsakrament abgeschafft, während man in letzter Zeit alles tut, um die katholische Messfeier zu zerstören. Dass es Eucharistiefeiern an Sonntagen immer weniger gibt, dafür ist nicht nur der Priestermangel ein Grund.

Viele Jahre ist es in Windischgarsten schon vollkommen selbstverständlich, dass in unserer Pfarre eine Pfarrsekretärin in Vollzeit ihre Arbeit sehr verlässlich tut, damit ich mich optimal für die Pfarrseelsorge freihalte. Weil ich nicht glaube, dass der Priester dadurch entlastet wird, dass Laien auf die Kanzeln steigen und sich um den Altar tummeln, fördere ich mit viel Einsatz Frauen, Männer und Jugendliche, die aus dem Glauben der Kirche leben, aber auch mithelfen, dass Bedürftige Hilfe finden und auch jene in die Mitte der Kirche geführt werden, die von der Kirche weit weg leben und nicht glauben. Nur so kann in der Kirche in Zukunft zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen etwas weitergehen.

Während ich Radikalreformen kirchlicher Strukturen entschieden ablehne, fordere ich dringend eine innere Erneuerung und Vertiefung des Glaubens auf der Grundlage der Lehre der Kirche. Weil die Kirche auf Priester nicht verzichten kann, muss sie in die Offensive gehen: dorthin, wo die Menschen sind. Es geht um eine Neuevangelisierung, die das Leben und die Herzen der Menschen erreicht. Wichtig ist die hl. Messe als die eigentliche Herzmitte unseres Glaubens, wesentlich sind die Sakramente, die uns die Nähe Gottes in der Kirche deutlich machen. Damit Priester endlich tun können, was ihre eigentliche Aufgabe ist, und wofür sie eigentlich „frei“ werden sollen: die Verkündigung des Evangeliums und die sakramentale Seelsorge, müssen wir Schluss machen mit einer Sakramentenpastoral, in der die Sakramente „verschleudert“ und in ihrer Bedeutung bis zur Belanglosigkeit heruntergemacht werden. Dringend notwendig ist aber auch ein wachsendes Gemeinschaftsgefühl in der Kirche, das gegenseitige Hilfe möglich und dem Christen deutlich macht, dass es immer besser ist, in der Kirche mit Freude mitzuwirken. Konkret lade ich ein, wieder verstärkt in Erwägung zu ziehen, dass ein Pfarrer in der Diözese Linz auch in Zukunft mehrere Pfarren hat und Priester aus dem Ausland als Pfarrvikare eingesetzt werden, die bisher schon wichtige Aufgaben in der Pfarrseelsorge erfüllt haben, wenn es darum ging, Pfarren mit Priestern zu besetzen. Um zu sehen, wohin die verschiedenen pfarrlichen Strukturreformen in Deutschland bisher geführt haben und wo heute verstärkt die Probleme liegen, muss man sich verschiedene Diözesen in unserem Nachbarland näher hin ansehen. Von einer drohenden Finanzknappheit als Alibi für pfarrliche Strukturveränderungen möchte ich nicht reden, weil mir darin die Kompetenz fehlt, andere sich aber sicher noch zu Wort melden werden.

Wie der Priester in einer Pfarre nur durch den Priester ersetzt werden kann, so ist auch der Dienst der Laien in einer Pfarre unersetzlich. Priester müssen wieder mehr Seelsorger werden, damit auch in Zukunft eine Pfarre lebensfähig bleibt, die immer Kirche für die vielen ist, nicht bloß für besonders ausgewählte Zielgruppen.

Wenn man im „Grundsatzpapier“ der Diözese Linz von der Entlastung des Pfarrers spricht, glaube ich vielmehr, dass letztlich die Entmachtung der Pfarrer in die Wege geleitet wird. Kopfzerbrechen macht mir aber obendrein, dass nicht nur Pfarre und Pfarr-Gemeinde auseinandergerissen werden, sondern auch Seelsorge und Leitungsverantwortung. Schade, wenn es letztlich auch heute letztlich in der Kirche immer um das Geld und auch die Macht geht. Ganz fest bin ich zur Überzeugung gekommen, dass viele, die in den Pfarren mitarbeiten, denen die Kirche am Herzen liegt, und die jetzt noch schweigen, letztlich aber genauso denken. Die Kirche macht nicht nur den Kirchgängern im Moment große Sorgen, wenn sie sich fragen: Soll das wirklich die „Kirche für die nächste Generation“ sein? Und wer wird da in Zukunft noch Priester in der Diözese Linz werden wollen?

Dr. Gerhard Maria Wagner ist Pfarrer von Windischgarsten, Diözese Linz

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