DIE STELLUNG MARIÄ IM WERKE UNSERER HEILIGUNG (Teil 2)

(Fortsetzung vom 2. Kapitel)
(Warum Maria uns notwendig ist zum Werke unserer Heiligung)

Weil Maria die lebendige Form Gottes und der Heiligen ist.

16. Maria wird vom heiligen Augustin genannt, und sie ist es in der Tat, die lebendige Form Gottes, forma Dei. Das will heißen, dass in ihr allein Gott als Mensch so naturgetreu gebildet worden ist, dass ihm auch nicht ein Zug der Gottheit fehlt. Und darum kann auch in ihr allein der Mensch durch die Gnade Jesu Christi naturgetreu in Gott umgestaltet werden, soweit die menschliche Natur dessen fähig ist.

Ein Bildhauer kann eine Figur oder Statue auf zwei Arten naturgetreu herstellen, erstens, indem er seinen Fleiß, seine Kraft und Fachkenntnis aufwendet und gute Werkzeuge gebraucht, um die Statue aus einem harten und ungestalten Material zu verfertigen; er kann sie zweitens modeln. Die erste Art ist lang und beschwerlich und vielen Zufälligkeiten und Gefahren unterworfen; es braucht manchmal nur einen ungeschickten Meißel- und Hammerschlag, um das ganze Werk zu verderben. Die zweite Art ist rasch, leicht und angenehm, fast mühe- und kostenlos, vorausgesetzt, dass die Form vollkommen und naturgetreu ist; vorausgesetzt auch, dass die Materie, deren sich der Künstler bedient, recht gefügig und bildsam ist und in seiner Hand keinerlei Widerstand entgegensetzt.

17. Maria ist die große Form Gottes, die der Heilige Geist gebildet hat, damit in ihr durch die hypostatische (persönliche) Vereinigung Gott Mensch und durch die Gnade der Mensch Gott werde. Auch nicht einen Zug der Gottheit vermisst man an dieser göttlichen Form. Wer in dieselbe gegossen wird und sich darin auch ganz gefügig bearbeiten lässt, der bekommt alle Züge Jesu Christi, des wahren Gottes; er bekommt sie auf sanfte, der menschlichen Schwachheit angepasste Weise ohne schweren Todeskampf und große Mühe, auf sichere Weise, ohne Furcht vor Täuschung; denn Satan hat in Maria, der Heiligsten und Unbefleckten, die frei ist von jedem Schatten auch nur der geringsten Sündenmakel, niemals Zutritt gehabt und wird zu ihr niemals Zutritt haben.

18. O treue Seele, wie groß ist der Unterschied zwischen einer Seele, die durch jene, die sich, wie Bildhauer, auf ihre eigene Kunst und ihren eigenen Fleiß verlassen, auf den gewöhnlichen Wegen in Jesus Christus umgewandelt wird, und einer recht bildsamen, losgeschälten und geschmolzenen Seele, die sich auf keine Weise auf sich selbst verlässt, sondern sich in Maria ergießt und sich in ihr ganz gefügig dem Wirken des Heiligen Geistes überlässt. O wie viele Flecken und Mängel, wieviel Finsternis und Täuschung, wieviel Natürliches und Menschliches findet sich in der ersten Seele, und wie ist die zweite rein, göttlich und Jesus Christus ähnlich!

Weil Maria das Paradies und die Welt Gottes ist.

19. Wenn wir absehen von der Größe Gottes in seiner eigenen Wesenheit, so gab es niemals ein Geschöpf und wird es niemals eines geben, in welchem Gott größer wäre, als in Maria, selbst die Seligen, die Cherubim und höchsten Seraphim im Himmel nicht ausgenommen.

Maria ist das Paradies Gottes, seine unaussprechliche Welt, das Paradies, in welches der Sohn Gottes eintrat, um darin Wunderwerke zu vollbringen, um es zu bewachen und daselbst seine Freude und Wonne zu finden.

Gott schuf eine Welt für den Menschen im Zustand des Erdenwandels, es ist diese sichtbare Welt; er schuf eine Welt für den Menschen im Zustande der Seligkeit, es ist der Himmel; aber er schuf auch noch eine andere Welt für sich, und er nannte sie Maria, eine Welt, die fast allen Sterblichen hienieden unbekannt und allen Engeln und Seligen im Himmel droben unbegreiflich ist. Voll Staunen darüber, Gott so hoch und erhaben über sie alle, so abgesondert und verborgen in seiner Welt, Maria, zu sehen, rufen sie Tag und Nacht: Heilig, Heilig, Heilig!

20. Glücklich, tausendmal glücklich die Seele hienieden, welcher der Heilige Geist das Geheimnis Mariä offenbart, damit sie es erkenne, welcher er diesen verschlossenen Garten erschließt, diesen versiegelten Quell, damit sie daraus schöpfe und in langen Zügen die lebendigen Wasser der Gnade trinke! Eine solche Seele wird in diesem liebenswürdigen Geschöpfe Gott finden, Gott allein ohne irgend ein Geschöpf, aber Gott, wie er zugleich unendlich heilig und erhaben, unendlich herablassend und ihrer Schwachheit angepasst ist.

Da Gott allgegenwärtig ist, so kann man ihn überall finden, sogar in der Hölle. An keinem Ort aber könnte das Geschöpf Gott näher und der eigenen Schwäche mehr angepasst finden, als in Maria, weil er gerade zu diesem Zwecke in Maria hinabgestiegen ist. An jedem andern Orte ist er das Brot der Starken und der Engel, in Maria aber ist er das Brot der Kinder.

Weil Maria kein Hindernis, sondern das vollkommenste Mittel ist, zur Vereinigung mit Gott zu gelangen.

21. Man bilde sich also nicht ein, wie einige falsche Mystiker es tun, dass Maria als Geschöpf ein Hindernis sei für die Vereinigung mit dem Schöpfer. Nicht mehr Maria ist es, die lebt, sondern Jesus Christus allein, Gott allein lebt in ihr. Ihre Umwandlung in Gott übertrifft die des heiligen Paulus und der übrigen Heiligen mehr als der Himmel die Erde an Erhabenheit überragt. Maria ist nur für Gott geschaffen, und weit entfernt, eine Seele bei sich aufzuhalten, versenkt sie dieselbe vielmehr in Gott und vereinigt sie mit desto größerer Vollkommenheit mit ihm, je mehr sich die Seele mit ihr vereinigt.

Maria ist das wunderbare Echo Gottes, das nichts antwortet als „Gott“, wenn man „Maria“ ruft, das nur Gott verherrlicht, wenn man sie mit der heiligen Elisabeth selig preist.

Wenn die falschen Mystiker, die sogar in Betrachtung und Gebet vom Satan so erbärmlich getäuscht wurden, es verstanden hätten, Maria zu finden und durch Maria Jesus und durch Jesus Gott, so wären sie nicht so schrecklich gefallen. Wenn man einmal Maria gefunden hat und durch Maria Jesus und durch Jesus Gott den Vater, so hat man jegliches Gut gefunden, sagen die heiligen Seelen. Inventa Maria, invenitur omne bonum. Wer sagt „alles“, nimmt nichts aus, also alle Gnade und alle Freundschaft bei Gott, alle Sicherheit gegen die Feinde Gottes, alle Wahrheit gegen die Lüge, alle Leichtigkeit und allen Sieg gegenüber den Hindernissen unseres Heiles, alle Süßigkeit und Freude in den Bitterkeiten des Lebens.

Weil Maria die Gnade verleiht, die Kreuze geduldig und freudig zu tragen.

22. Das will nicht heißen, dass derjenige, der Maria durch eine wahre Andacht gefunden hat, frei sei von Kreuz und Leiden; ganz im Gegenteil; mehr als jeder andere wird er damit überhäuft. Weil nämlich Maria die Mutter der Lebendigen ist, so gibt sie allen ihren Kindern Stücke vom Baume des Lebens. Der Baum des Lebens aber ist das Kreuz Jesu Christi. Jedoch, indem sie ihnen gehörige Kreuze herrichtet, gibt sie ihnen auch die Gnade, dieselben geduldig, ja freudig zu tragen, so dass die Kreuze, die sie denjenigen gibt, die ihr angehören, eher in Zucker eingemachte, als bittere Kreuze sind; oder aber, wenn ihre Kinder eine Zeitlang die Bitterkeit des Kelches verkosten, den man notwendigerweise trinken muss, um ein Freund Gottes zu sein, so werden sie von dem Trost und der Freude, welche die gute Mutter auf die Bitterkeit folgen lässt, so sehr ermutigt, dass sie nach Kreuzen verlangen, die noch schwerer und bitterer sind.

 

Schlussfolgerung.

Um heilig zu werden, muss man Maria, die Mittlerin aller Gnaden, finden,
und zwar durch eine wahre Andacht zu ihr.

23. Die Schwierigkeit liegt also nur darin, Maria wahrhaft zu finden, damit man jede Gnade überreichlich finde.

Da Gott der unumschränkte Herr und Meister ist, kann er unmittelbar mitteilen, was er gewöhnlich nur durch Maria mitteilt, und ohne Vermessenheit ließe sich nicht leugnen, dass er es auch manchmal tut. Nach der Ordnung jedoch, welche die göttliche festgesetzt hat, teilt er sich den Menschen in der Ordnung der Gnade gewöhnlich nur durch Maria mit, wie der heilige Thomas sagt. Um zu ihm emporzusteigen und uns mit ihm zu vereinigen, müssen wir uns des gleichen Mittels bedienen, dessen er sich bedient hat, um zu uns herabzusteigen, um Mensch zu werden und uns seine Gnaden mitzuteilen; und dieses Mittel ist ein wahre Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria.

_______

Fortsetzung folgt!
Quelle: Ludwig Maria Grignion von Montfort – Gesammelte Werke – Kleinere Schriften (4. Band)

DIE STELLUNG MARIÄ IM WERKE UNSERER HEILIGUNG

 

Erstes Kapitel

Notwendigkeit unserer Heiligung

Unsere Heiligung ist der Wille Gottes

3. O Seele, du lebendiges Ebenbild Gottes, erlöst durch das kostbarste Blut Jesu Christi, Gott will und verlangt von dir, dass du in diesem Leben heilig werdest, wie er, und glorreich, wie er, im andern Leben.

Die Heiligkeit Gottes zu erwerben, ist dein sicherer Beruf. Dahin müssen alle deine Gedanken, Worte und Werke, alle deine Leiden und alle Regungen deines Lebens zielen, oder du widerstehst Gott, indem du nicht tust, wozu er dich erschaffen hat und dich jetzt am Leben erhält.

O welch ein staunenswertes Werk! Der Staub soll in Licht, der Unrat in Reinheit, die Sünde in Heiligkeit, das Geschöpf in den Schöpfer, der Mensch in Gott verwandelt werden! O wie wunderbar ist ein solches Werk, ich wiederhole es, aber wie schwer ist dessen Ausführung; es ist sogar unmöglich für die Natur allein. Nur Gott kann es durch seine Gnade, und zwar eine überreiche und außerordentliche Gnade zustande bringen; und die Schöpfung des ganzen Weltalles ist kein so großes Meisterwerk, wie dieses.

Um heilig zu werden, müssen wir die Tugend üben.

4. O Seele, was willst du nun tun? Welche Mittel willst du wählen, um zu jener Höhe emporzusteigen, wohin Gott dich ruft?

Die Mittel unseres Heiles und unserer Heiligung sind allen bekannt: sie sind niedergeschrieben im Evangelium, erklärt und erläutert von den Lehrern des geistlichen Lebens, sie werden von den Heiligen geübt und sind allen notwendig, die ihre Seele retten und zur Vollkommenheit gelangen wollen. Solche Mittel sind: die Demut des Herzens, das beständige Gebet, die allgemeine Abtötung, die Hingabe an die göttliche Vorsehung, die Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes.

Um die Tugend zu üben, brauchen wir notwendig die Gnade Gottes

5. Um all diese Mittel des Heiles und der Heiligung anzuwenden, ist die Gnade und Hilfe Gottes durchaus notwendig. Und die Gnade wird in größerem oder kleinerem Maße allen verliehen; darüber besteht kein Zweifel. Ich sage: in größerem oder kleinerem Maße; denn obgleich Gott unendlich gut ist, so verleiht er doch nicht allen eine gleich kräftige Gnade, allen jedoch eine genügende. Eine Seele, die einer großen Gnade treu entspricht, verrichtet eine große Handlung; entspricht sie einer schwachen Gnade, so vollbringt sie eine kleine Handlung. Der Wert und die Vortrefflichkeit der Gnade, die von Gott verliehen und von der Seele angenommen wird, macht den Wert und die Vortrefflicheit unserer Handlungen aus. Diese Grundsätze sind unanfechtbar.

Um die Gnade Gottes zu finden, müssen wir Maria finden.

6. Es kommt also zu guter Letzt alles darauf an, ein leichtes Mittel zu finden, um von Gott die Gnde zu erlangen, deren wir bedürfen, um heilig zu werden. Und dieses Mittel will ich dich lehren und sage deshalb: um die Gnade Gottes zu finden, muss man Maria finden.

 

Zweites Kapitel

Warum Maria uns notwendig ist zum Werke unserer Heiligung.

Weil Maria allein Gnade gefunden hat bei Gott.

7. Maria allein hat Gnade gefunden bei Gott, sowohl für sich selbst, als für jeden Menschen insbesondere. Die Patriarchen und Propheten, ja alle Heiligen des Alten Bundes haben die Gnade nicht finden können.

Weil Maria allein die Mutter der Gnade ist.

8. Maria ist es, die dem Urheber der Gnade Sein und Leben gab; und darum heißt sie die Mutter der Gnade, Mater gratiae.

Weil sie allein, nach Jesus, die Fülle der Gnade besitzt.

9. Gott, der Vater, von dem alle vollkommene Gabe und jede Gnade als aus ihrer wesenhaften Quelle herabkommt, hat ihr alle seine Gnaden übergeben, indem er ihr seinen Sohn schenkte, so dass ihr, wie der heilige Bernhard sagt, der Wille Gottes übergeben wurde in und mit dem Sohne Gottes.

10. Gott hat sie zur Schatzmeisterin, Verwalterin und Ausspenderin aller seiner Gnaden erwählt, so dass alle seine Gnaden und Gaben durch ihre Hände gehen. Und der heilige Bernhardin lehrt, dass Maria gemäß der ihr von Gott verliehenen Gewalt die Gnaden des Ewigen Vaters, die Tugenden Jesu Christi und die Gaben des Heiligen Geistes ausspendet, wem sie will, wie sie will, wann sie will und soviel sie will.

Weil man Gott nicht zum Vater haben kann, ohne Maria zur Mutter zu haben.

11. Wie in der Ordnung der Natur das Kind einen Vater und eine Mutter haben muss, so muss in der Ordnung der Gnade ein wahres Kind der Kirche Gott zum Vater und Maria zur Mutter haben. Und wenn einer sich rühmt Gott zum Vater zu haben und er hegt nicht Maria gegenüber die Zärtlichkeit eines wahren Kindes, so ist er ein Betrüger und hat nur Satan zum Vater.

Weil die Glieder Jesu nur von der Mutter Jesu gebildet werden können.

12. Da Maria das Haupt der Vorherbestimmten, nämlich Jesus Christus, gebildet hat, so ist es auch an ihr, die Glieder dieses Hauptes, nämlich die wahren Christen zu bilden; denn eine Mutter bildet niemals das Haupt ohne die Glieder, noch die Glieder ohne das Haupt. Wer also ein Glied Jesu Christi sein will, der ist „voll der Gnade und Wahrheit“, der muss in Maria gebildet werden vermittelst der Gnade Jesu Christi, welche in Fülle in Maria wohnt, um den wahren Gliedern Jesu Christi und wahren Kindern Mariä in Fülle mitgeteilt zu werden.

Weil der Heilige Geist die Vorherbestimmten nur durch Maria hervorbringt.

13. Der Heilige Geist hat sich mit Maria vermählt und hat in ihr und durch sie und aus ihr das große Meisterwerk, Jesus Christus, das menschgewordene Wort, hervorgebracht; und da er seine Braut niemals verstoßen hat, fährt er fort, täglich in ihr und durch sie auf geheimnisvolle, aber wirkliche Weise die Vorherbestimmten hervorzubringen.

Weil die Kinder Gottes ihre Nahrung und ihr Wachstum aus Maria ziehen.

14. Maria hat von Gott eine besondere Herrschaft und Gewalt über die Seelen empfangen, damit sie dieselben nähre und ihnen Wachstum in Gott verleihe. Der heilige Augustin sagt sogar, dass die Vorherbestimmten auf dieser Erde alle im Mutterschoße Mariä eingeschlossen sind und dass sie erst dann zur Welt kommen, wenn diese gute Mutter sie zum ewigen Leben gebiert. Gleichwie also das Kind seine ganze Nahrung von der Mutter empfängt, welche hinwieder die Nahrung der Schwäche des Kindes anpasst, so ziehen die Vorherbestimmten ihre ganze geistigen Nahrung und alle ihre Kraft aus Maria.

Weil Maria in den Vorherbestimmten ihre Wohnung aufschlagen muss.

15. Zu Maria hat Gott der Vater gesprochen: In Jacob inhabita. Meine Tochter, nimm Wohnung in Jakob, d.h. in meinen Vorherbestimmten, die in Jakob vorgebildet waren.

Zu Maria hat Gott der Sohn gesprochen: In Israel hereditare. Meine liebe Mutter, in Israel sei dein Erbteil, d.h. in den Vorherbestimmten.

Zu Maria endlich hat der Heilige Geist gesprochen: In electi meis mitte radices. Meine getreue Braut, schlage Wurzeln in meinen Auserwählten.

Wer also auserwählt und vorherbestimmt ist, in dem wohnt Maria, d.h. in dessen Seele, und er lässt sie darin Wurzel schlagen, die Wurzeln tiefer Demut, brennender Liebe und aller Tugenden.

_______

Fortsetzung folgt!
Quelle: Ludwig Maria Grignion von Montfort – Gesammelte Werke – Kleinere Schriften (4. Band)

„Heiligsprechung für Fatima-Seher rückt näher“

Fatima

Das Verfahren für eine Heiligsprechung von zweien der drei Seher von Fatima rückt näher: Das bestätigt Kurienkardinal Angelo Amato. Die Causa für die beiden Geschwister Francisco und Jacinta Marto „kommt voran“, und es gebe auch schon „ein gutes Wunder“, so der Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen. Nach Angaben der Webseite „Faro di Roma“ handelt es sich bei dem Wunder um die Heilung eines italienischen Kindes. Amato präzisierte allerdings, er könne noch keinen Termin für eine mögliche Heiligsprechung nennen, darüber entscheide der Papst.

Franziskus wird Fatima am kommenden 13. Mai besuchen: Dann jährt sich zum 100. Mal der erste Tag der Marienerscheinungen in der portugiesischen Provinz. Zwischen dem 13. Mai und dem 13. Oktober 1917 war Maria mehrmals drei Kindern erschienen. Francisco und Jacinta Marto starben früh; beide wurden im Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Die dritte Seherin war Lucia dos Santos, die 2005 im Alter von 98 Jahren starb. Für sie rückt eine Seligsprechung näher.

(apic 11.03.2017 sk)


APOSTOLISCHE REISE NACH FATIMA
SELIGSPRECHUNG DER HIRTENKINDER JACINTA UND FRANCISCO

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

Samstag, 13. Mai 2000

1. »Ich preise dich, Vater, […] weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast« (Mt 11,25).

Mit diesen Worten, liebe Brüder und Schwestern, lobt Jesus den Vater im Himmel für seine Pläne; er weiß, daß niemand zu ihm kommen kann, wenn ihn nicht der Vater zu ihm hinführt (vgl. Joh 6,44); und daher lobt er diesen Plan und stimmt ihm in Kindeshaltung zu: »Ja, Vater, so hat es dir gefallen« (Mt 11,26). Es hat dir gefallen, das Himmelreich den Unmündigen zu öffnen.

Nach dem göttlichen Plan ist »eine Frau, mit der Sonne bekleidet« (Offb 12,1), vom Himmel auf diese Erde herabgekommen, um die vom Vater bevorzugten Unmündigen aufzusuchen. Sie spricht mit der Stimme und dem Herzen einer Mutter zu ihnen: Sie lädt sie ein, sich als Sühneopfer darzubringen, und erklärt sich bereit, sie sicher vor Gott zu führen. Und siehe, sie sehen ein Licht von ihren Mutterhänden ausgehen, das sie bis ins Innerste durchdringt, so daß sie sich in Gott eingetaucht fühlen – wie wenn jemand sich im Spiegel betrachtet, so beschreiben sie es.

Später erklärte Francisco, einer der drei Bevorzugten: »Wir brannten in jenem Licht, das Gott ist, aber wir verbrannten nicht. Wie ist Gott? Das kann man nicht sagen. Ja, das ist etwas, das wir Menschen nicht sagen können.« Gott: ein Licht, das brennt, aber nicht verbrennt. Dieselbe Wahrnehmung hatte Mose, als er Gott im brennenden Dornbusch sah; dabei sprach Gott zu ihm, besorgt über die Knechtschaft seines Volkes und entschlossen, es durch seine Hand zu befreien: »Ich werde mit dir sein« (vgl. Ex 3,2–12). Alle, die diese göttliche Gegenwart in sich aufnehmen, werden zur Wohnstatt und folglich zum »brennenden Dornbusch« des Allerhöchsten.

2. Was den sel. Francisco am meisten wunderte und ganz in Ansprach nahm, war Gott in jenem immensen Licht, das sie alle drei bis in ihr Innerstes durchdrungen hatte. Nur ihm jedoch zeigte sich Gott »so traurig«, wie er es ausdrückte. Eines Nachts hörte sein Vater ihn schluchzen und fragte ihn, warum er weinte; der Sohn antwortete: »Ich dachte an Jesus, der so traurig ist wegen der Sünden, die gegen ihn begangen werden.« Ein einziger – für die Denkart der Kinder so bezeichnender – Wunsch bewegt von nun an Francisco, und es ist der, »Jesus zu trösten und froh zu machen«.

In seinem Leben bringt er eine Wandlung zuwege, die man als radikal bezeichnen könnte; eine Wandlung, wie sie für Kinder seines Alters sicher nicht alltäglich ist. Er gibt sich einem intensiven geistlichen Leben hin, das sich in eifrigem und inbrünstigem Gebet niederschlägt, so daß er zu einer wahren Form mystischer Vereinigung mit dem Herrn gelangt. Und gerade das bringt ihn zu einer fortschreitenden Läuterung des Geistes durch vielerlei Verzicht auf Angenehmes, selbst unschuldige Kinderspiele.

Francisco ertrug die großen Leiden, welche die Krankheit verursachte, die zu seinem Tod führte, ohne jede Klage. Alles schien ihm wenig, um Jesus zu trösten; er starb mit einem Lächeln auf seinen Lippen. Groß war in dem kleinen Jungen der Wunsch, Sühne zu leisten für die Beleidigungen der Sünder; und so strengte er sich an, gut zu sein, und opferte Verzicht und Gebete auf. Und Jacinta, seine fast zwei Jahre jüngere Schwester, lebte von denselben Gefühlen getragen.

3. »Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot« (Offb 12,3).

Diese Worte aus der ersten Lesung der Messe lassen uns an den großen Kampf denken, der zwischen Gut und Böse stattfindet, wobei wir feststellen können, daß der Mensch, wenn er Gott auf die Seite schiebt, nicht zum Glück gelangen kann, ja letzten Endes sich selbst zerstört.

Wie viele Opfer während des letzten Jahrhunderts des zweiten Jahrtausends! Es kommen einem die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs und vieler anderer Kriege in so vielen Teilen der Welt in den Sinn, die Konzentrations- und Vernichtungslager, die Gulags, die ethnischen Säuberungen und die Verfolgungen, der Terrorismus, die Entführung von Menschen, die Drogen, die Angriffe gegen die Ungeborenen und die Familie.

Die Botschaft von Fatima ist ein Aufruf zur Umkehr, eine Warnung an die Menschheit, nicht das Spiel des »Drachens« mitzuspielen, der mit seinem Schwanz »ein Drittel der Sterne vom Himmel [fegte]« und »sie auf die Erde herab[warf]« (Offb 12,4). Das letzte Ziel des Menschen ist der Himmel, seine wahre Wohnung, wo der himmlische Vater in seiner barmherzigen Liebe auf alle wartet.

Gott will, daß niemand verloren geht; deshalb hat er vor zweitausend Jahren seinen Sohn auf die Erde gesandt, »um zu suchen und zu retten, was verloren ist« (Lk 19,10). Und er hat uns gerettet durch seinen Tod am Kreuz; niemand bringe das Kreuz um seine Kraft! Jesus ist gestorben und auferstanden, um »der Erstgeborene von vielen Brüdern« (Röm 8,29) zu sein.

In ihrer mütterlichen Fürsorge ist die Heiligste Jungfrau hierher, nach Fatima, gekommen, um die Menschen aufzufordern, daß sie »Gott, unseren Herrn, nicht mehr beleidigen, der schon so viel beleidigt wird«. Der Schmerz der Mutter veranlaßt sie, zu sprechen; auf dem Spiel steht das Schicksal ihrer Kinder. Deshalb sagt sie zu den Hirtenkindern: »Betet, betet viel, und bringt Opfer für die Sünder; denn viele Seelen kommen in die Hölle, weil niemand da ist, der sich für sie opfert und für sie betet.«

4. Die kleine Jacinta fühlte und lebte diese Sorge der Muttergottes als ihre eigene, und sie brachte sich heldenmütig als Opfer für die Sünder dar. Eines Tages – sie und Francisco waren bereits erkrankt und gezwungen, im Bett zu liegen – kam die Jungfrau Maria, sie zu Hause zu besuchen, wie Jacinta berichtet: »Die Muttergottes kam uns besuchen und sagte, daß sie sehr bald Francisco mit sich in den Himmel nehmen werde. Und mich fragte sie, ob ich noch mehr Sünder bekehren wollte. Ich sagte ihr: Ja.« Und als für Francisco der Augenblick des Abschiednehmens gekommen ist, trägt Jacinta ihm auf: »Bringe unserem Herrn und unserer Herrin viele Grüße von mir, und sage ihnen, daß ich alles leide, was sie verlangen, um die Sünder zu bekehren.« Die Schau der Hölle bei der Erscheinung vom 13. Juli hatte in Jacinta einen solchen Eindruck hinterlassen, daß keine Abtötung und Buße zuviel war, um die Sünder zu retten.

Zu Recht könnte Jacinta mit Paulus ausrufen: »Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt« (Kol 1,24). Vergangenen Sonntag haben wir beim Kolosseum in Rom das Gedächtnis der vielen Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts begangen und anhand bedeutsamer Zeugnisse, die sie uns hinterlassen haben, der Peinigungen gedacht, die sie erlitten. Eine unzählbare Schar mutiger Glaubenszeugen hat uns ein kostbares Erbe vermacht, das im dritten Jahrtausend lebendig erhalten werden muß. Hier in Fatima, wo diese Zeiten der Drangsal angekündigt worden sind und die Muttergottes zu Gebet und Buße aufforderte, um sie abzukürzen, will ich heute dem Himmel Dank sagen für die Kraft des Zeugnisses, die sich in all diesen Lebensgeschichten erwiesen hat. Und noch einmal möchte ich die Güte des Herrn mir gegenüber erwähnen, als ich, hart getroffen, an jenem 13. Mai 1981 vom Tode errettet wurde. Meine Dankbarkeit gilt auch der sel. Jacinta für die Opfer und Gebete, die sie für den Heiligen Vater darbrachte, den sie so sehr hat leiden sehen.

5. »Ich preise dich, Vater, weil du all das den Unmündigen offenbart hast.« Der Lobpreis Jesu nimmt heute die feierliche Form der Seligsprechung der Hirtenkinder Francisco und Jacinta an. Die Kirche will mit diesem Ritus diese zwei Kerzen auf den Leuchter stellen, die Gott entzündet hat, um die Menschheit in ihren dunklen und sorgenvollen Stunden zu erleuchten. Sie mögen leuchten über dem Weg dieser riesigen Menge von Pilgern und all denen, die über Radio und Fernsehen mit uns verbunden sind. Sie mögen ein freundliches Licht sein, um ganz Portugal, und in besonderer Weise diese Diözese Leiria-Fatima, zu erleuchten.

Ich danke Bischof Serafim, Diözesanbischof dieser berühmten Teilkirche, für seine Willkommensworte, und mit großer Freude grüße ich den ganzen portugiesischen Episkopat und seine Diözesen, die ich sehr liebe und auffordere, ihre Heiligen nachzuahmen. Einen brüderlichen Gruß den anwesenden Kardinälen und Bischöfen mit besonderer Erwähnung der Hirten von Gemeinschaften portugiesischsprechender Länder: Die Jungfrau Maria möge die Aussöhnung des angolanischen Volkes erwirken; sie möge den Überschwemmungsopfern in Mosambik Trost bringen; sie möge wachen über dem Weg von Timor Lorosae [Ost-Timor], Guinea-Bissau, Kapverden, São Tomé und Príncipe; sie bewahre in der Einheit des Glaubens ihre Söhne und Töchter in Brasilien.

Mit ehrerbietiger Hochachtung grüße ich den Herrn Staatspräsidenten und die anderen Vertreter der Behörden, die an dieser Feier haben teilnehmen wollen, und möchte bei dieser Gelegenheit in der Person des Regierungschefs allen für ihre Mitarbeit am guten Gelingen meiner Pilgerreise danken. Ein herzlicher Gruß und besonderer Segen gehen an die Pfarre und Stadt Fatima, die sich heute über ihre zur Ehre der Altäre erhobenen Kinder freuen.

6. Mein letztes Wort gilt den Kindern: Liebe Jungen und Mädchen, ich sehe viele von euch wie Francisco und Jacinta gekleidet. Das steht euch sehr gut! Aber früher oder später werdet ihr diese Kleider ablegen und … dann verschwinden die Hirtenkinder. Meint ihr nicht, daß sie nicht verschwinden sollten?! In der Tat braucht die Muttergottes euch alle sehr, um Jesus zu trösten, der traurig ist über die Dummheiten, die begangen werden; sie braucht eure Gebete und Opfer für die Sünder.

Bittet eure Eltern und Erzieher, daß sie euch in die »Schule« der Muttergottes schicken, damit sie euch lehre, wie die Hirtenkinder zu sein, die alles zu tun bestrebt waren, was sie von ihnen verlangte. Ich sage euch: »In kurzer Zeit der Unterwürfigkeit unter Maria und der Abhängigkeit von ihr macht man größere Fortschritte als in langen Jahren des Eigenwillens und Selbstvertrauens « (Ludwig Maria Grignion de Montfort, Abhandlung über die vollkommene Andacht zu Maria, Freiburg/Schweiz 1925, Nr. 155). Auf diese Weise wurden die Hirtenkinder schnell heilig. Eine Frau, die Jacinta in Lissabon bei sich aufgenommen hatte und die guten und weisen Ratschläge hörte, die das Mädchen gab, fragte sie, wer sie das gelehrt hatte. »Das war die Muttergottes «, antwortete sie. Indem sie sich mit völliger Ergebenheit von einer so guten Lehrerin anleiten ließen, haben Jacinta und Francisco in kurzer Zeit die Gipfel der Vollkommenheit erreicht.

7. »Ich preise dich, Vater, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.«

Ich preise dich, Vater, für alle deine Unmündigen, angefangen bei der Jungfrau Maria, deiner demütigen Magd, bis hin zu den Hirtenkindern Francisco und Jacinta.

Möge die Botschaft ihres Lebens stets lebendig bleiben, um den Weg der Menschheit zu erleuchten!

_______

Quelle

JOHANNES PAUL II. AN DIE TEILNEHMER DES 8. INTERNATIONALEN MARIOLOGISCHEN KOLLOQUIUMS

Karol_Wojtyla

Liebe Brüder und Schwestern!

1. Mit Freude empfange ich euch heute anläßlich des 8. Internationalen Mariologischen Kolloquiums, das unter dem Thema »Ludwig Maria Grignion de Montfort: trinitarische Spiritualität in Gemeinschaft mit Maria« steht. Euch alle, die Organisatoren, Referenten und Teilnehmer, grüße ich von Herzen. Insbesondere danke ich dem Bischof von Luçon, Msgr. François Garnier, für die herzlichen Worte, die er im Namen aller an mich gerichtet hat.

Das heutige Treffen erinnert an jene Begegnung zwischen meinem verehrten Vorgänger Klemens XI. und dem bretonischen Missionar Grignion de Montfort im Jahr 1706 hier in Rom. Montfort war gekommen, um den Nachfolger Petri um Erleuchtung und Trost für den von ihm eingeschlagenen apostolischen Weg zu bitten. Voller Dankbarkeit denke ich ferner an die Wallfahrt zum Grab dieses großen Heiligen in Saint-Laurent- sur-Sèvre, die mir die göttliche Vorsehung am 19. September 1996 ermöglichte.

Der hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort ist für mich eine bedeutende Bezugsperson, die mich in wichtigen Augenblicken meines Lebens erleuchtet hat. Während meiner Zeit als geheimer Seminarist in der Krakauer Solvay-Fabrik riet mein Beichtvater mir zum Studium der Schrift Die vollkommene Hingabe an Jesus durch die Weihe an Maria. Mehrmals und mit großem spirituellen Gewinn las ich dieses wertvolle asketische Büchlein mit dem blauen, sodabefleckten Umschlag. Montfort bringt die Mutter Christi mit dem trinitarischen Geheimnis in Verbindung. Hierdurch machte er mir verständlich, daß die Jungfrau – dem Willen des Vaters gemäß – dem Heilsplan angehört, da sie die Mutter des fleischgewordenen Wortes ist, das durch das Wirken des Heiligen Geistes von ihr empfangen wurde. Marias Mitwirken am Werk der Erneuerung der Gläubigen steht keineswegs im Gegensatz zu Christus, sondern es geht von ihm aus und steht in seinem Dienst. Die Rolle Marias im Heilsplan ist stets christozentrischer Natur und bezieht sich demnach unmittelbar auf die sich in Christus vollziehende Mittlerschaft. Damals erkannte ich, daß ich die Mutter des Herrn nicht aus meinem Leben ausschließen konnte, ohne den Willen des dreifaltigen Gottes zu mißachten, der die großen Geheimnisse der Heilsgeschichte mit dem verantwortungsvollen und treuen Mitwirken der demütigen Magd aus Nazaret »beginnen und vollenden« wollte.

Ich möchte dem Herrn nun dafür danken, daß ich all jenes erfahren konnte, was auch ihr in euren Gesprächen vertieft habt, nämlich, daß der Gläubige zum eigentlichen Mittelpunkt des trinitarischen Geheimnisses Eingang findet, wenn er Maria in sein Leben in Christus und im Heiligen Geist aufnimmt.

2. Liebe Brüder und Schwestern, während eures Symposiums habt ihr euch mit der trinitarischen Spiritualität in Gemeinschaft mit Maria, einem charakteristischen Aspekt der Lehre Montforts, befaßt. Montfort vertritt keine Theologie, die ohne Auswirkungen auf das konkrete Leben bliebe, und ebensowenig ein Christentum »per Prokura«, d.h. ohne persönliche Übernahme jener Pflichten, die uns in der Taufe übertragen wurden. Im Gegenteil, er lädt uns zu einer intensiv gelebten Spiritualität ein und spornt uns an zu einer freiwillig und bewußt gewählten Hingabe an Christus und – durch ihn – an den Heiligen Geist und den Vater. In diesem Lichte wird verständlich, wie sich durch die Beziehung zu Maria die Erneuerung des Taufversprechens vervollkommnet, denn sie ist das Geschöpf, das »Christus am ähnlichsten ist« (Die vollkommene Hingabe an Jesus durch die Weihe an Maria, aus: Das Goldene Buch, Freiburg/Schweiz, Kanisius Verlag).

Ja, die Dreifaltigkeit ist Ausgangspunkt und Ziel der gesamten von Montfort gelehrten christozentrischen und marianischen Spiritualität. In diesem Zusammenhang fällt auf, wie beharrlich er das Wirken der drei göttlichen Personen gegenüber Maria betont. »Gott Vater hat der Welt seinen eingeborenen Sohn nur durch Maria geschenkt «, und er »will sich bis zum Ende der Welt durch Maria Kinder zeugen« (ebd., 16 und 29). Gott Sohn »ist Mensch geworden um unseres Heiles willen, aber in Maria und durch Maria«, und er »will durch seine liebe Mutter täglich neu gebildet werden und gleichsam in seinen Gliedern wieder Fleisch annehmen« (ebd., 16 und 31). Der Heilige Geist »hat seiner treuen Braut Maria seine unaussprechlich großen Gaben anvertraut«, und er »will sich in ihr und durch sie seine Auserwählten bilden« (ebd., 25 und 34).

3. Maria vereint somit in sich die Liebe und das Wirken der trinitarischen Personen, und Montfort stellt sie in ihrer Beziehung untereinander dar: »Maria ist ganz auf Gott hingeordnet; ich könnte sie bezeichnen als die lebendige Gottbezogenheit, denn Maria existiert nur in ihrer Ausrichtung auf Gott« (ebd., 225). Daher führt die Allerseligste zur Dreifaltigkeit. Wenn wir jeden Tag »Totus tuus« sprechen und in Gemeinschaft mit ihr leben, gelangen wir voll Vertrauen und grenzenloser Liebe zur Erfahrung des Vaters (vgl. ebd., 169 und 215), zu fügsamer Annahme des Wirkens des Geistes (vgl. ebd., 258) und zur Verwandlung unserer selbst dem Bild Christi entsprechend (vgl. ebd., 218–221).

Es kommt vor, daß in der Katechese und auch in den Andachtsübungen der trinitarische und christologische Charakter, der ihnen wesentlich innewohnt, nicht ausdrücklich hervorgehoben wird (vgl. Apostolisches Schreiben Marialis cultus, 25). Bei Grignion de Montfort hingegen sind die an Maria gerichteten Gebete vom trinitarischen Glauben durchdrungen: Sei gegrüßt Maria, liebreichste Tochter des ewigen Vaters, wundervolle Mutter des Sohnes, treue Braut des Heiligen Geistes, erhabener Tempel der allerheiligsten Dreifaltigkeit (vgl. Anleitungen für das Rosenkranzgebet, 15). Ähnliches findet sich in dem an die drei göttlichen Personen gerichteten »brennenden Gebet«, das sich in die Endzeit der Kirche hineinversetzt: In ihm wird Maria als Berg Gottes (vgl. ebd. 25) betrachtet, als Stätte der Heiligkeit, die zu Gott erhebt und in Christus verwandelt.

Möge jeder Christ sich jenen Lobpreis zu eigen machen, den Montfort in seinem Magnificat Maria in den Mund legt: »Verehrt und gelobt sei der eine und wahre Gott! Im Universum erklinge es und überall singe man: Gelobt sei der ewige Vater, gelobt sei das anbetungswürdige Wort! Gleiches Lob dem Heiligen Geist, der sie mit seiner Liebe in einem göttlichen Bund vereint« (vgl. Gesang 85,6).

Die heilige Jungfrau möge einem jeden von euch stets beistehen, damit ihr eure Berufung gemeinsam mit ihr, unserer Mutter und unserem Vorbild, leben könnt. Von Herzen erteile ich euch meinen besonderen Apostolischen Segen.

(Freitag, 13. Oktober 2000)

_______

Siehe ebenfalls:

De Maria numquam satis! – Von Maria nie genug! – Of Mary never enough!

Durch die heiligste Jungfrau Ma­ria ist Jesus Christus in die Welt ge­kommen, und durch Sie will Er auch in der Welt herrschen.

Maria war in ihrem Leben sehr verborgen. Darum wird Sie vom Hei­ligen Geist und von der Kirche „Alma Mater, verborgene und geheimnis­volle Mutter“ genannt. Ihre Demut war so tief, daß Sie auf Erden keine mächtigere und beharrlichere Nei­gung hatte, als sich selbst und allen Geschöpfen verborgen zu bleiben, um nur Gott allein bekannt zu ma­chen.

Zur Gewährung ihrer Bitte um Verborgenheit, Armut und Verde­mütigung hat es Gott gefallen, Sie in ihrer Empfängnis, in ihrer Geburt, in ihrem Leben, in ihren Geheimnis­sen, in ihrer Auferstehung und Him­melfahrt fast vor jedem menschli­chen Geschöpf zu verbergen. So­gar ihre Eltern kannten Sie nicht, und die Engel fragten einander oft: „Quae est ista? Wer ist diese?“, weil der Allerhöchste Sie vor ihnen ver­barg, oder wenn Er ihnen etwas von Ihr offenbarte, ihnen doch un­endlich mehr verborgen hielt.

Gott der Vater willigte ein, daß Sie in ihrem Leben kein Wunder, we­nigstens kein offenkundiges, wirkte, obwohl Er Ihr die Macht dazu verlie­hen hatte.

Gott der Sohn willigte ein, daß Sie beinahe nichts redete, obgleich Er Ihr seine Weisheit mitgeteilt hatte.

Gott der Heilige Geist willigte ein, daß seine Apostel und Evangelisten nur sehr wenig von Ihr sagten, und zwar nur soviel als erforderlich war zur Kenntnis Jesu Christi, obgleich Sie seine getreue Braut war.

Maria ist das vorzügliche Meister­werk des Allerhöchsten, dessen Kenntnis und Besitz Er sich vorbehalten hat.

Maria ist die wunderbare Mutter des Sohnes, dem es gefallen, Sie zur Begünstigung ihrer Demut während seines Lebens zu erniedrigen und verborgen zu halten, indem Er Sie wie eine Fremde „Frau, mutier“ nannte, obschon Er Sie in seinem Herzen höher schätzte und mehr liebte als alle Engel und Menschen.

Maria ist der versiegelte Quell und die getreue Braut des Heiligen Gei­stes, zu welcher Er allein Zutritt hat.

Maria ist das Heiligtum und die Ruhestäte der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, wo Gott herrlicher und göttlicher thront als an irgend ei­nem andern Ort der gesamten Schöpfung, seinen Thron über den Cherubim und Seraphim nicht aus­genommen. Und ohne ein ganz besonderes Vorrecht ist es keinem Geschöpf je gestattet, so rein es auch sein mag, in diese Heiligtum einzutreten.

Mit den Heiligen sage ich: Maria ist das irdische Paradies des neuen Adam, in welchem Er durch die Wir­kung des Heiligen Geistes Fleisch angenommehn hat, um daselbst unbegreifliche Wunderwerke zu vollbringen. Sie ist die große und göttliche Welt Gottes, welche un­aussprechliche Schönheiten und Schätze in sich birgt. Sie ist die Herr­lichkeit des Allerhöchsten, worin Er, wie in seinem Schoße, seinen Ein­geborenen Sohn und in Ihm alles, was es Vorzüglichstes und Kostbar­stes gibt, geborgen hat. O welch große und verborgene Dinge hat der mächtige Gott in diesem wun­derbaren Geschöpfe gewirkt, wie Sie selbst trotz ihrer tiefen Demut bekennen muß: „Fecit mihi magna qui potens est. Großes hat an mir getan, der da mächtig ist.“ Die Welt kennt diese Dinge nicht, weil sie dessen sowohl unfähig als unwürdig ist.

Die Heiligen haben Wunderbares von dieser heiligen Stadt Gottes gesagt; und wie sie selbst gestehen, waren sie nie beredter und glückli­cher, als wenn sie von Ihr sprachen. Nach alle dem rufen sie aus, es sei nicht möglich, die Höhe ihrer Ver­dienste zu erkennen, die sich bis zum Throne der Gottheit erheben, die Weite ihrer Liebe zu ermessen, die sich weiter erstreckt als die Erde, die Größe ihrer Macht zu begrei­fen, die Sie sogar über Gott selbst ausübt, und endlich die Tiefe ihrer Demut und all ihrer Tugenden und Gnaden zu erforschen, die einem Abgrund gleichen. O unbegreifli­che Höhe! O unaussprechliche Brei­te! O unermeßliche Größe! O unerforschlicher Abgrund!

Von einem Ende der Erde bis zum andern, im höchsten Himmel und in den tiefsten Abgründen preist und verkündet alles jeden Tag die wunderbare Maria. Die neun Chö­re der Engel, die Menschen jedes Geschlechts, Alters und Standes und jeder Religion, Gute und Böse, ja die Teufel selbst, ob sie wollen oder nicht, sind von der Kraft der Wahrheit gezwungen, Maria selig zu preisen. Alle Engel im Himmel, wie der hl. Bonaventura sagt, rufen Ihr unaufhörlich zu: Sancta, Sancta, Sancta Maria, Dei Genitrix et Virgo. Heilig, Heilig, Heilig bist Du, o Maria, Gottesgebärerin und Jungfrau! Und millionen- und millionenmal des Tages bringen sie Ihr den Engels­gruß dar: Ave Maria, indem sie sich vor Ihr niederwerfen und Sie um die Gnade bitten, mit einem ihrer Be­fehle beehrt zu werden. Ja, der hl. Michael, obwohl Fürst des ganzen himmlischen Hofes, ist nach dem Ausspruch des hl. Augustinus am eifrigsten bemüht, Ihr jede Art von Ehre zu erweisen und erweisen zu lassen, und er harrt immer des eh­renvollen Auftrages aus ihrem Mun­de, einem ihrer Diener einen Dienst zu erweisen.

Die ganze Erde ist voll ihrer Herr­lichkeit, insbesondere bei den Chri­sten, und manche Königreiche, Provinzen, Bistümer und Städte haben Maria zur Patronin und Be­schützerin erwählt. Viele Dome sind unter ihrem Namen Gott geweiht. Es gibt keine Kriche ohne Altar zu ihrer Ehre; es gibt keine Gegend, keinen Bezirk, in dem nicht eines ihrer wundertätigen Gnadenbilder verehrt würde, vor dem jegliches Übel Heilung findet und jegliches Gut erlangt wird. Wie viele Bruder­schaften und Kongregationen zu ihrer Ehre! Wie viele religiöse Orden, die ihren Namen tragen und unter ihrem Schutze stehen! Wie viele Brü­der und Schwestern aller Bruder­schaften und wie viele Ordensleute verkünden ihr Lob und preisen ihre Barmherzigkeit! Kein Kindlein gibt es, das Sie nicht lobt, indem es das Ave Maria stammelt. Keinen noch so verhärteten Sünder gibt es, der nicht wenigstens ein Fünklein Ver­trauen zu Ihr hätte. Ja, es gibt kei­nen Teufel in der Hölle, der Sie nicht achtete, wenngleich er Sie fürch­tet.

Nach alle dem müssen wir in Wahrheit mit den Heiligen sprechen: De Maria numquam satis …

Maria wurde noch nicht genug gelobt, verherrlicht, geehrt und geliebt; noch nicht genug wurde Ihr gedient. Sie hat noch weit mehr Lob, Ehre, Liebe und Dienster­weisungen verdient.

Nach alle dem müssen wir mit dem Heiligen Geiste sagen: „Omnis gloria eius Filiae Regis ab intus. Die ganze Herrlichkeit der Tochter des Königs ist im Innern.“ Es ist, als ob alle äußere Ehre, welche Ihr Him­mel und Erde um die Wette zu Fü­ßen legen, nichts wäre im Vergleich zu jener Ehre, welche Sie im Innern vom Schöpfer empfängt und wel­che den kleinen Geschöpfen, die nicht in das Geheimnis der Geheim­nisse des Königs einzudringen ver­mögen, unbekannt bleibt.

Hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort

MARIA, die Mittlerin ALLER GNADEN und ihr Apostel der heilige Ludwig Maria Grignion von MONTFORT

Maria, die Mittlerin aller Gnaden

Mit den Fesseln der Liebe ziehe die Mutter Jesu und unsere Mutter, die Mittlerin des ganzen Menschengeschlechtes, alle Seelen zu ihrem Sohne und durch den Sohn zum Vater. („Traham eos in vinculis Charitatis“) (Os. 11-4 – Abhandlung. Nr. 237.)

Meine Vorbemerkung:

Nachdem Papst Leo XIII. Ludwig Maria Grignion von Montfort am 22.1.1888 seliggesprochen hatte, wurde er von Papst Pius XII. am 20.7.1947 heiliggesprochen.

Das nachstehende Gebet, wie auch die Abbildung dazu, stammt aus dem Jahre 1925, also aus der Zeit vor der Heiligsprechung. In meinen Augen ist es aber von solchem Inhalt, daß ich es nicht der Vergessenheit anheimfallen lassen möchte. Ich gebe es hier wieder so wie es damals als Gebetszettel erschienen ist.

Louis Marie Grignion de Montfort

GEBET

um die Erhebung der Lehre
von der allgemeinen GNADENVERMITTLUNG Mariä zum Glaubenssatze

und um die Heiligsprechung des großen Apostels dieser Lehre, des seligen Ludwig Maria Grignion von Montfort.
Verfaßt von Seiner Eminenz Kardinal MERCIER.

Herr JESUS CHRISTUS, Die Ewige und menschgewordene Weisheit, der Du bist vom HL. GEISTE im Schoße der allerseligsten Jungfrau empfangen, mache, so bitten wir flehentlich, daß die hl. Kirche, durch DENSELBEN GEIST erleuchtet die Lehre: Maria, die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter, die allgemeine Mittlerin aller Heilsgnaden zum Lobe des himmlischen VATERS als Glaubenssatz feierlich aufstelle und verkünde.
Zu diesem Ende, o Herr, opfern wir Dir freudig alle unsere Leiden und Gebete, alle unsere Arbeiten auf, und bitten Deine unendliche Güte, dem seligen Ludwig Maria von Montfort, diesem großen Eiferer und Lehrer Mariä als die Mittlerin aller Gnaden die außerordentliche Ehre der Heiligsprechung zu Teil werden zu lassen.
Er ist es ja, der das große Liebesgeheimnis Deiner Weisheit: die unaussprechliche MITTLERIN MARIA, Deine und unsere Mutter, in so helles Licht gestellt hat.
Wie ein zweiter Liebesjünger Johannes in die tiefen Geheimnisse Deiner Menschwerdung, deines Kreuzes, der Heiligung unserer Seelen, ja sogar der letzten Zeiten eindringend, hat er erkannt, wie Maria in allen Deinen Werken auf das innigste mit Dir verbunden ist. Er hat Sie erkannt als die MITTLERIN ALLER GNADEN, als die wahre Königin und Herrin der Herzen, als die mächtige Besiegerin der höllischen Geister, als die Mutter, die alle ihre wahren Kinder in den Himmel einführt, als den „Weg“, auf dem wir nach Gottes Willen zu Ihm zurückkehren sollen. 
Und indem er uns einführte in Dein eigenes vertrautes Familienleben, das Deinem Willen gemäß auch das unsrige sein soll, lehrte er uns den „einfachen und vollkommenen Weg“ der heiligen SKLAVENSCHAFT DER LIEBE, kraft welcher wir uns wie kleine Kinder mit Leib und Seele ganz der mütterlichen vermittelnden Sorge Mariä hingeben und überlassen, damit Sie Dich, o Jesus, nach dem Vollmaße Deiner Liebe in uns bilde und hervorbringe, damit wir in Dir und gleich Dir nur für den Vater leben „propter patrem“.
O Jesus, o Maria, erhört unser Flehen! Es handelt sich ja um Eure und des himmlischen Vaters Ehre; und je mehr der selige Ludwig Maria in der Kirche verehrt wird, desto mehr werden sich die Seelen zu Euch und zum Gott der Liebe hinwenden, um Ihn zu lieben, Ihm zu dienen und das „Lob der Herrlichkeit“ der ALLERHEILIGSTEN DREIFALTIGKEIT ewig zu singen. Amen!

D.-J. Kardinal MERCIER, Erzbischof von Mechelen.

Am Feste Mariä Vermählung, 23. Januar 1925.

N.B. — Dieses Gebet hat bereits schon die Zustimmung von zehn Kardinälen und 400 Bischöfen und wird dasselbe über den ganzen Erdkreis verbreitet werden. Der Zweck ist zu wichtig, als daß man demselben kein Interesse schenkte.
Es handelt sich ja im Grunde um die Verehrung Mariä und um das vortrefflichste Mittel gegen die Übel unserer Zeit. Ein jeder müßte es sich daher zu eigen machen und es häufig beten und auch für die Verbreitung Sorge tragen.

Bischöfliche Empfehlung

Wir fordern die Gläubigen, besonders die gottgeweihten Personen auf, dieses Gebet zu verrichten, um vom Himmel die Gnade zu erlangen, daß die Lehre von der Allgemeinen Gnadenvermittlung Mariä zum Glaubessatze erhoben und der große Apostel dieser Lehre, der sel. Ludwig Maria, heiliggesprochen werde.
Man scheue sich nicht, von diesem mächtigen Seligen die größten Gnadenerweise zu erflehen. Gewiß ist es der lieben Gottesmutter eine Herzenssache, unser Vertrauen auf die Macht, welche ihr so treuer Liebessaklave bei Ihr besitzt, zu belohnen.

+ D.-J. Kardinal MERCIER, Erzbischof von Mechelen.

BEMERKUNG.
1) Zur Erlangung besonderer Gnaden ist es empfehlenswert, obiges Gebet als neuntägige Andacht zu verrichten mit der jedesmaligen Anrufung:
Maria, Mutter Christi, bitte für uns.
Maria, Mutter der Hl. Kirche, bitte für uns.
Maria, Mittlerin des ganzen Menschengeschlechtes, flehe für uns.
Seliger Ludwig Maria, treuer Liebessklave Jesu und Mariä, bitte für uns.
2) Man unterlasse nicht, erlangte Wunder von der kirchlichen Autorität feststellen zu lassen und sie an folgende Adressen zu richten:
„Règne de Jesus par Marie“, à Saint-Laurent-sur-Sèvre (Vendée), France.
(Wo die Gebeine des Seligen von Montfort ruhen.)

Cum approbatione ecclesiastica.

_______

Zu Kardinal Mercier siehe die Wikipedia-Info deutsch, französisch, englisch!