Heute Abend wird die erste Kerze am Adventskranz entzündet.

Papst Franziskus betet an Mariensäule für Rom

Die Mariensäule an der Spanischen Treppe in Rom

Sünder zu sein und verdorben zu sein ist nicht dasselbe. Das stellte Papst Franziskus an diesem Sonntag beim Gebet an der Mariensäule in Rom klar. „Das eine ist, hinzufallen und dann mit Reue und der Hilfe der Barmherzigkeit Gottes wieder aufzustehen. Das andere ist das heuchlerische Sich-Arrangieren mit dem Bösen“, sagte der Papst im Herzen Roms, seiner Bischofsstadt.

Wie jedes Jahr besuchte das Kirchenoberhaupt zum Hochfest der unbefleckten Empfängnis die Mariensäule an der Spanischen Treppe, um die Muttergottes mit einem Gebet und einem Blumenbukett zu ehren. Er bat dabei auch für alle Menschen in Rom und auf der Welt, die „von Misstrauen und Entmutigung niedergedrückt sind und denken, für sie gebe es keine Hoffnung mehr, weil ihre Schuld zu groß ist“. Jesus Christus allein sprenge die Ketten des Bösen, löse kriminelle Bindungen und erweiche die härtesten Herzen. „Und wenn das in den Menschen geschieht: wie sehr das Gesicht der Stadt sich ändert!“, so der Papst.

Das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens wird in Rom stets feierlich begangen. Auf dem Weg zur Spanischen Treppe hatte Franziskus wie in den Vorjahren einen Zwischenstopp an der Basilika Santa Maria Maggiore eingelegt, um vor der Marien-Ikone „Salus Populi Romani“ zu beten.

Die Mariensäule nahe der Spanischen Treppe und den teuersten Einkaufsstraßen Roms wurde 1856 errichtet. Sie erinnert an das von Papst Pius IX. zwei Jahre zuvor erlassene Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens.

(vatican news – gs)

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Der Geschmack der wahren Freude

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Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet
am 11. Dezember, 3. Adventssonntag

Am 3. Adventssonntag brachten Kinder aus Rom das Jesuskind aus ihren Krippen auf den Petersplatz mit, um es vom Heiligen Vater segnen zu lassen.

Liebe Brüder und Schwestern,

guten Tag!

Heute feiern wir den dritten Adventssonntag, der durch die Einladung des heiligen Paulus geprägt ist: »Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! […] Der Herr ist nahe« (Phil 4,4-5). Es handelt sich dabei nicht um eine oberflächliche oder rein gefühlsmäßige Freude, zu der der Apostel aufruft, und ebenso wenig um eine weltliche Freude oder eine Art von »Konsumrausch«. Nein, nicht diese Freude, sondern es geht um eine echtere Freude, deren Geschmack wiederzuentdecken wir berufen sind. Den Geschmack der wahren Freude. Es ist eine Freude, die an das Innerste unseres Seins rührt, während wir Jesus erwarten, der schon gekommen ist, um der Welt das Heil zu bringen, den verheißenen Messias, geboren in Betlehem von der Jungfrau Maria. Der Wortgottesdienst bietet uns den angemessenen Kontext, um diese Freude zu begreifen und zu leben. Jesaja spricht von Wüste, trockenem Land, Steppe (vgl. 35,1); vor sich hat der Prophet erschlaffte Hände, wankende Knie, Verzagte, Blinde, Taube und Stumme (vgl. V. 3-6). Es ist dies das Bild einer trostlosen Situation, eines unerbittlichen Schicksals ohne Gott.

Doch endlich wird das Heil angekündigt: »Habt Mut, fürchtet euch nicht!«, sagt der Prophet, »Seht, hier ist euer Gott! […] Er selbst wird kommen und euch erretten« (vgl. Jes 34,4). Und sofort verwandelt sich alles: die Wüste blüht, Trost und Freude durchdringen die Herzen (vgl. 5-6). Diese Zeichen, die Jesaja als die Zeichen ankündigt, die das bereits gegenwärtige Heil verheißen, verwirklichen sich in Jesus. Er selbst sagt es, als er den von Johannes dem Täufer gesandten Boten antwortet. Was sagt Jesus zu diesen Boten? »Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf« (Mt 11,5). Nicht Worte, sondern Tatsachen zeigen, wie das von Jesus gebrachte Heil das ganze Menschsein ergreift und neu schafft. Gott ist in die Geschichte eingetreten, um uns von der Knechtschaft der Sünde zu befreien; er hat sein Zelt mitten unter uns aufgeschlagen, um unser Dasein zu teilen, unsere Wunden zu heilen, unsere Verletzungen zu verbinden und uns das neue Leben zu schenken. Die Freude ist die Frucht dieses Eingreifens des Heils und der Liebe Gottes.

Wir sind aufgerufen, uns in das Gefühl des Jubels einbeziehen zu lassen. Dieser Jubel, diese Freude… Doch ein Christ, der nicht freudig ist – etwas fehlt diesem Christen, oder er ist kein Christ! Die Freude des Herzens, die Freude im Innern, die uns vorwärts bringt und Mut schenkt. Der Herr kommt, er kommt in unser Leben als Befreier, er kommt, um uns von allen inneren und äußeren Knechtschaften zu befreien. Er ist es, der den Weg der Treue, der Geduld und der Beständigkeit weist, damit unsere Freude bei seiner Wiederkunft vollkommen sein wird. Weihnachten ist nahe, die Zeichen dieses Nahens sind in unseren Straßen und Häusern sichtbar; auch hier auf dem Platz ist eine Krippe mit dem Weihnachtsbaum daneben errichtet worden. Diese äußeren Zeichen laden uns ein, den Herrn aufzunehmen, der immer kommt und an unsere Tür klopft, er klopft an unser Herz, um uns nahezukommen. Diese Zeichen laden uns ein, seine Schritte unter jenen der Brüder und Schwestern wiederzuerkennen, die an uns vorbeigehen, vor allem der schwächsten und bedürftigsten.

Heute werden wir eingeladen, uns über das unmittelbar bevorstehende Kommen unseres Erlösers zu freuen; und wir sind gerufen, diese Freude mit den anderen zu teilen, indem wir den Armen, den Kranken, den einsamen und unglücklichen Menschen Trost und Hoffnung schenken. Die Jungfrau Maria, »Magd des Herrn«, helfe uns, im Gebet die Stimme Gottes zu hören und ihm voll Mitleid in den Brüdern und Schwestern zu dienen, um gut vorbereitet zum Fest der Geburt Jesu zu gelangen und so das Herz darauf einzustimmen, den Herrn zu empfangen.

Nach dem Angelusgebet sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern, jeden Tag bin ich vor allem im Gebet den Menschen von Aleppo nahe. Wir dürfen nicht vergessen, dass Aleppo eine Stadt ist und dass dort Menschen leben: Familien, Kinder, alte Menschen, Kranke… Leider haben wir uns mittlerweile an den Krieg, an die Zerstörung gewöhnt, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Syrien ein Land voller Geschichte, Kultur und Glauben ist. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass dies durch den Krieg geleugnet wird, der eine Anhäufung von Übergriffen und Lügen ist. Ich appelliere an das Engagement aller, dass eine zivilisierte Entscheidung getroffen werde: Nein zur Zerstörung, Ja zum Frieden, Ja zu den Menschen von Aleppo und zu Syrien.

Wir wollen auch für die Opfer einiger abscheulicher Terroranschläge beten, von denen in den letzen Stunden verschiedene Länder betroffen wurden. Es sind verschiedene Orte, doch die Gewalt, die Tod und Zerstörung sät, ist immer dieselbe, und es gibt nur eine einzige Antwort darauf: Glaube an Gott und Einheit in den menschlichen und zivilen Werten. Besondere Nähe möchte ich meinem lieben Bruder Papst Tawadros II. [Patriarch der Orthodoxen Koptischen Kirche] und seiner Gemeinde zum Ausdruck bringen, während ich für die Toten und Verletzten bete.

Heute werden in Vientiane, Laos, Mario Borzaga, Priester der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, Paolo Thoj Xyooj, Laiengläubiger und Katechet, sowie vierzehn Gefährten seliggesprochen, die aus Glaubenshass getötet wurden. Ihre heldenhafte Treue zu Christus möge den Missionaren und besonders den Katecheten zur Ermutigung und zum Bespiel gereichen, die in den Missionsländern ein kostbares und unersetz­liches apostolisches Werk verrichten, für das ihnen die ganze Kirche dankbar ist. Und denken wir an unsere Katecheten: viel Arbeit tun sie, eine so schöne Arbeit! Katechet sein ist etwas Wunderschönes: es heißt, die Botschaft des Herrn zu überbringen, damit sie in uns wachse. Einen Applaus für die Katecheten, alle!

Voll Zuneigung grüße ich euch alle, liebe Pilger aus verschiedenen Ländern. Heute gilt der erste Gruß den Kindern und Jugendlichen von Rom, die zur traditionellen Segnung der »Jesuskindlein« [»Bambinelli«] gekommen sind, die von den Pfarroratorien und den römischen katholischen Schulen organisiert wurde. Liebe Kinder, wenn ihr zusammen mit euren Eltern vor der Krippe betet, bittet das Jesuskind, uns allen zu helfen, Gott und den Nächsten zu lieben. Und denkt daran, auch für mich zu beten, wie ich euer im Gebet gedenke. Danke.

Ich grüße die Dozenten der Katholischen Universität von Sydney, den Chor des »Mosteiro de Grijó« in Portugal, die Gläubigen aus Barbianello und Campobasso.

Allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Und vergesst nicht, für mich zu beten. Etwas möchte ich zu den Kindern und Jugendlichen sagen: wir wollen ein Lied von euch hören! Auf Wiedersehen und gesegnete Mahlzeit! Singt!

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Quelle: Osservatore Romano 50/2016

Neuer Wein aus dem wahren Weinstock

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Pater Raniero Cantalamessa / © PHOTO.VA – OSSERVATORE ROMANO

Pater Cantalamessas dritte Adventspredigt

‪„Der materielle Rausch (Alkohol, Drogen, Sex, Erfolg) erschüttert, verringert das Selbstwertgefühl, während die geistige Trunkenheit im Guten festigt“, hat Pater Raniero Cantalamessa, Prediger des Päpstlichen Hauses, am Freitag im Vatikan gesagt.

Die dritte Predigt der Freitagsmeditation im Advent befasste sich mit ‪„der nüchternen Trunkenheit des Geistes“. In der Kapelle ‪„Redemptoris Mater“ des Apostolischen Palastes, in Anwesenheit von Papst Franziskus und Vertretern der römischen Kurie, stellte der Prediger fest, dass beide Arten von Trunkenheit Freude hervorriefen, aber der materielle Rausch bleibe unter der Vernunft, während die geistige Trunkenheit darüber hinausgehe.

Er unterstrich auch die Bedeutung, den Weg der Trunkenheit zur Nüchternheit wieder zu entdecken. Das christliche Leben sei nicht nur eine Frage des persönlichen Wachstums in der Heiligkeit; es sei auch Dienst und Verkündigung. Um diese Aufgaben zu bewerkstelligen, benötigten die Gläubigen die ‪„Kraft aus der Höhe“, Charismen, oder kurz gesagt, ‪„eine starke Erfahrung, pfingstlich, des Heiligen Geistes“.

Diejenigen, die zu Pfingsten die Apostel für trunkene Männer hielten, lagen mit ihrer Annahme richtig, habe der heilige Cyril von Jerusalem geschrieben; „Ihr einziger Fehler war, die Trunkenheit gewöhnlichem Wein zuzuschreiben, es war aber ein ‚neuer Wein‘, aus dem ‚wahren Weinstock‘ gepresst, der Christus ist‪“, erinnerte der päpstliche Prediger.

‪„Die Gabe Christi ist nicht auf eine bestimmte Zeit beschränkt, sondern ist für alle Zeiten offen. Im Schatz seiner Erlösung ist genug für alle da“, sagte Pater Cantalamessa, der hinzufügte, dass es gerade die Rolle des Heiligen Geistes sei, die Erlösung Christi universell zu machen, jedem zu erschließen, überall und zu jeder Zeit.

Der Kapuzinerpater betonte besonders die ‪„Taufe im Heiligen Geist“. „Ich spreche hier ohne jegliche Absicht von Proselytismus, aber weil ich eben denke, dass wir eine Realität im Herzen der Kirche kennen, die Millionen von Katholiken betrifft“, sagte er. Der Begriff ‪„Taufe im Geist“ komme von Jesus selbst (Apg 1,5).

‪„Es ist ein Ritual, das nichts Esoterisches hat, sondern durch Gesten großer Einfachheit gekennzeichnet ist, ruhig und froh, begleitet von Reue für die Sünden und Bereitschaft, wieder Kinder zu werden, um in Sein Reich zu gelangen“, so Cantalamessa.

Dies sei eine Erneuerung und Aktualisierung nicht nur der Taufe und Firmung, sondern des ganzen christlichen Lebens, für ein Paar des Sakraments der Ehe, für die Priester ihrer Weihe, für die Ordensleute ihrer Profess. ‪

„Die Taufe im Geist“ erweise sich als eine einfache und wirksame Art und Weise, das Leben von Millionen von Gläubigen in fast allen christlichen Kirchen zu erneuern. Sie sei offen für alle, so betonte der Prediger des Päpstlichen Hauses. (mk)

Der Volltext der Predigt ist hier (auf Englisch) abrufbar.

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Quelle

Dein Wille geschehe – wollen wir das wirklich?

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4. Advent / Pixabay CC0 – Myriams-Fotos, Public Domain

Impuls zum 4. Adventssonntag im Jahreskreis A — 18. Dezember 2016

Im Evangelium des 4. Adventssonntags wird von den wenigen Perikopen, die von Maria handeln, die vornehmste und für unser Heil so wichtige vorgelegt: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft“ (Lk  1,26-38).

Bei allen vorbereitenden Impulsen, die die Liturgie der Kirche im Advent präsentiert, ist dieser die entscheidende Voraussetzung für das Weihnachtsfest. Hätte Maria, die genauso frei war wie alle Menschen, zu der Botschaft nein gesagt, wäre der Gottessohn nicht in unsere Welt gekommen, wir wären nicht erlöst.

Die Worte des Erzengels Gabriel gaben der Kirche sehr bald Anlass, ihr Gebet – nächst dem trinitarischen Gott – auch an Maria zu richten, um ihre Fürsprache anzurufen, zu der uns der Herr selbst auffordert, wenn er am Kreuz sagt: „Siehe da deine Mutter!“

Nach dem Vaterunser ist das Gegrüßet seist du, Maria das beliebteste Gebet, das Christen sprechen.

Zu allen Zeiten, in allen Religionen, haben Menschen den Zugang zu Gott im Gebet gesucht, und es gibt wunderbare Gebete aus allen Sprachen und Religionen.

Um uns nun aber die Sicherheit zu geben, dass unser Gebet überhaupt bei Gott ankommt, wollte Jesus selbst uns ein Gebet schenken, von dem wir mit Sicherheit sagen können: das hört Gott gern. Das gleiche lässt sich vom Avemaria sagen, enthält es doch im ersten Teil Worte vom Himmel und im zweiten Teil Worte der Demut und des Vertrauens vonseiten des Beters.

Dieser Umstand, wie auch die Art und Weise, wie Jesus uns zu beten empfiehlt, nämlich mit Beharrlichkeit, ist für unsere Zeit besonders wichtig, denn viele Christen sind in ihrem Denken und Handeln dem Irrtum des sog. Modernismus aufgesessen, jener schon von Pius X. abgelehnten Lehre, die in der Praxis dazu führt, dass man nicht Gott sucht, wie er unabhängig von mir selber wirklich ist, sondern dass ich mir letztlich ‚meinen Herrgott selber mache’. In dieser Haltung baut man dann die Kirchen nicht mehr zur Ehre Gottes, sondern für die „religiösen Bedürfnisse“ der Menschen, wobei es dann auch nicht so wichtig ist, ob man Kirchen, Moscheen oder Tempel baut.

Aufgrund der von Christus angezeigten Vorgaben versucht die Kirche seit nunmehr zweitausend Jahren den Menschen zu vermitteln, worauf es ankommt, damit der einzelne Mensch zum ewigen Leben findet. Dass er sich außerdem hier auf Erden wohlfühlt, kann nur begrüßt werden, aber es wäre nicht im Sinne Christi, wenn das die Hauptsache wäre. „Suchet zuerst das Reich Gottes, und alles andere wird euch dazu gegeben werden!“

Oft genug ist es dem Herrn selbst passiert, dass die Leute etwas anderes wollten als er, aber er konnte ihnen nicht immer zu willen sein, denn wir Menschen sind da manchmal wie kleine Kinder, die auch oft Wünsche haben nach etwas, das ihnen gar nicht gut tut. Gott ist der „je ganz andere“, er ist nicht der gute Onkel, der immer tun muss, was wir gerade wünschen. Wenn wir so beten, werden wir häufig enttäuscht, denn wir sind seine Geschöpfe, während wir oft – unbewusst – so tun, als wäre er unser Geschöpf. Das heißt Gotteskindschaft nicht, dass wir über Gott verfügen können.

Immer wieder wird, auch in der Kirche, versucht, größere Probleme einer Volksabstimmung vorzulegen. Das mag im politischen Bereich sinnvoll sein – wenngleich es auch einige Beispiele in letzter Zeit gibt, wo das gründlich daneben gegangen ist – im kirchlichen Milieu ist das aber meistens nicht der richtige Weg, vor allem, wenn es sich um von Gott geoffenbarte Dinge handelt.

Anhänger dieser Richtung meinen, dass das Volk darüber abstimmen sollte, wie bestimmte Probleme zu lösen sind, einschließlich all der Fragen, die schon gelöst sind, die nur nicht immer leicht zu leben sind.

Der Zölibat kommt manchen, vor allem denen, die nichts damit zu tun haben, als schwer erträglich vor. Also soll man diskutieren und beschließen, dass er abgeschafft wird. Gerade in dieser Frage hat Jesus selbst gesagt „Wer es fassen kann, der fasse es“: im Klartext: nicht jeder kann es verstehen, vor allem nicht derjenige, der keine Berufung zur Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“ hat. Da das die Mehrheit ist, wäre eine solche Frage, wenn sie mehrheitlich entschieden würde, bereits anders beantwortet, als Christus selbst sie gesehen hat. Wenn der Herr nicht so feinfühlig wäre, hätte er vielleicht hinzugefügt: „Und wer es nicht fassen kann, der halte sich da heraus“.

Im Augenblick befinden sich die meisten angesprochenen Probleme noch auf der Ebene des menschlichen Rechtes, d.h. in Zusammenhängen, zu denen Christus nicht direkt Verbindliches gesagt hat. Aber mit Sicherheit würden die Promotoren dieser Bewegung nicht bei Fragen des Zölibats und des Frauendiakonats stehen bleiben. Bei dem heutigen Stil der öffentlich gelenkten Diskussion ist damit zu rechnen, dass im Rahmen eines kirchlichen Volksbegehrens dann auch Probleme der chemischen und mechanischen Geburtenbeschränkung und dann der Abtreibung ‚positiv’ entschieden werden.

Später würde man in einer demokratischen Diskussion auch einzelne Glaubenssätze in Frage stellen können, die Dogmen. Es dürfte nicht schwer sein, einer Mehrheit plausibel zu machen, dass man die Theologie von mythischen und legendären Elementen freimachen müsse, dass Wunder dem modernen (‚gesunden’?) Volksempfinden nicht mehr entsprechen, und man viele Dinge neu interpretieren muss.

Aber verlieren wir uns nicht in Einzelheiten! Es genügt sich grundsätzlich zu fragen: hat Christus die Kirche so gewollt?

Auch im Altertum gab es Demokratie, er hätte die Kirche demokratisch einrichten können. Er hat es aber nicht getan. Er hat das Lehramt, die Aufgabe, das Reich Gottes in seinem Auftrag richtig zu deuten, nicht den Schriftgelehrten, sprich Theologen, Spezialisten, Ausschussvorsitzenden etc. anvertraut, sondern nur den Aposteln. Nur zu ihnen und ihren Nachfolgern, den Bischöfen hat er gesagt: „Wer euch hört, der hört mich, wer euch verwirft, der verwirft mich“ (Lk 10,16). An der Spitze der Apostel Petrus, an der Spitze des Bischofskollegiums der Nachfolger Petri, der Bischof von Rom.

Im Vaterunser beten wir nicht nur: gib uns täglich das Brot, das wir brauchen – gegen diese Bitte hat ganz gewiss niemand etwas einzuwenden. Aber wir beten auch: dein Name werde geheiligt, dein Wille geschehe! Wenn Gott wirklich der Herr ist und nicht wir selber, dann müssen wir auch dahinterstehen: Herr, es kann sein, dass du etwas anderes willst als wir – dann müssen wir uns fügen nicht umgekehrt.

Wir müssen uns auch dieser Frage stellen: will ich überhaupt, dass der Name Gottes geheiligt werde, dass sein Reich komme? Wir leben in einer Welt, die sich fast perfekt ohne Gott eingerichtet hat. Man hat ihn aus allem herauskomplimentiert, oft sogar aus der Kirche. Das ist wahrscheinlich die größte Sünde unserer Zeit: eine Gesellschaft ohne Gott, eine Umwelt ohne Schöpfer, eine Kirche des sozial-karitativen Engagements. Wo wird der Name Gottes denn geheiligt?

Das bevorstehende Weihnachtsfest gibt uns einen guten Anlass, dafür dankbar zu sein, dass Gott die Menschwerdung seines Sohnes in Demut und Armut keinem demokratisch gewählten Gremium vorgelegt hat. Demokratie ist im Prinzip gut, aber das Beispiel zeigt, dass auch gut meinende Parlamentarier diesem Plan Gottes wohl nicht zugestimmt hätten. Denn so hätte sich kaum einer den Erlöser der Welt vorgestellt: in einem Stall geboren, in einer Futterkrippe liegend. Oder gar wie ein Verbrecher hingerichtet.

Nehmen wir das Weihnachtsgeschehen in jenem einfachen Kinderglauben, wie es die Heiligen getan haben!

Der jüngst verstorbene Prälat des Opus Dei, Bischof Echeverría, schrieb in seinem letzten Brief, den er im Monat Dezember veröffentlichte:

„Vom 17. Dezember an erfüllt eine heiligmäßige Ungeduld unser Warten auf Jesus: Der Herr wird kommen, er lässt nicht auf sich warten. Es wird keine Angst mehr sein in der Welt, denn er ist unser Heiland.[9] ‚Wenn wir also von der Geburt Christi reden hören, wollen wir im Schweigen verharren und jenes Kind sprechen lassen; prägen wir seine Worte in unser Herz ein, ohne den Blick von seinem Antlitz abzuwenden. Wenn wir es in die Arme nehmen und uns von ihm umarmen lassen, wird es uns den Herzensfrieden geben, der niemals endet. Dieses Kind lehrt uns, was wirklich wesentlich ist in unserem Leben. Jesus wird in der Armut der Welt geboren, weil für ihn und seine Familie kein Platz in der Herberge ist. In einem Stall findet er Unterschlupf und Rückhalt und wird in eine Futterkrippe für Tiere gelegt. Und doch leuchtet aus diesem Nichts das Licht der Herrlichkeit Gottes auf.‘ (Papst Franziskus, Homilie, 24.12.2015)“

Fest davon überzeugt, dass es uns am besten geht, wenn der Wille Gottes geschieht, fährt der Prälat fort:

„Wenn der Umgang mit Gott so gelassen und froh wird, wie er im Stall zu Bethlehem war, strahlt er – gleichsam als eine reife Frucht – in unsere Familie aus und steckt sie mit der starken mitreißenden Freude an, die so typisch für diese Tage ist. Darum auch drängt uns die Kirche, unser Herz während des Advents gut zu bereiten, und sie ermahnt uns, über jedes wertlose Angebot, jeden ablenkenden Lärm und die Oberflächlichkeit des Soforthinweg zu gehen. Vielleicht treiben uns viele Angelegenheiten um, jedoch fehlt es uns an Gelassenheit im Umgang mit Gott. Wenn wir es schaffen, mit frohem Gleichmut unsere Beziehung zu Gott zu pflegen, dann werden wir diesen auch den anderen vermitteln können; das enge Zusammenleben an den Weihnachtstagen wird uns nicht zu Streitereien, Ärger, Ungeduld oder Hetze verleiten, und wir werden voll Freude zusammen beten und uns erholen, schöne Augenblicke im Kreis der Familie verbringen und alle Vorurteile oder geheimen Groll, die wir noch im Herzen tragen, entschärfen.“

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

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Quelle

Unser Herz sei dort, wo die wahren Freuden sind

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Freude / Pixabay CC0 – Dana279, Public Domain (Cropped)

Impuls zum 3. Advent 2016, Lesejahr A — 11. Dezember 2016

“Freuet euch – Gaudete!” ruft uns die Liturgie der Kirche an diesem 3.Adventssonntag zu. Wer wird sich dieser Aufforderung verschließen? Die Freude spricht doch jeden Menschen an. Wer möchte sich nicht freuen?

Im Tagesgebet der Hl. Messe heißt es: “Mache unser Herz bereit für das Geschenk der Erlösung, damit Weihnachten für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde!” Da haben wir den eigentlichen Grund für die adventliche Freude, im Geschenk der Erlösung.

In unserer Erinnerung mag so manche Freude auftauchen, die wir in irgendeinem Zusammenhang erlebt haben, und die uns vielleicht letzten Endes doch nicht mit Zuversicht erfüllt hat. Vielleicht sogar manch eine, die uns nachträglich beschämt hat. Die Freude, die wahre Freude ist ja gerade nicht ein diffuses Sich-wohl-fühlen. Der hl. Josefmaria Escrivá sagt: “Die Freude, die du haben sollst, ist nicht die eines gesunden Tieres, die wir eine physiologische Freude nennen könnten. Sie ist vielmehr eine übernatürliche, die aufkommt, wenn man alles hingibt und sich ganz den liebenden Armen Gottes, unseres Vaters, überlässt” (Der Weg 659).

Gerade die Weihnachtsfreude, auf die wir zugehen, zeigt uns am Beispiel der drei Hauptpersonen, Jesus, Maria und Josef, dass die wahre Freude nur übernatürlich zu begreifen ist. Eine bloß natürliche “Spaß an der Freud” ist durchaus nichts Verwerfliches, aber mit der “Freude im Herrn” nicht zu vergleichen. In dieser zeigt sich auch das, was uns so oft im christlichen Leben begegnet: jenes scheinbare Paradoxon, das uns immer wieder z.B. an der Bergpredigt – im guten Sinne – irritiert. Etwas, was auf den ersten Blick unerfreulich ist, wird gepriesen: “Selig, die Verfolgung leiden, selig, wenn ihr um meinetwillen beschimpft werdet” etc.

Was Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem erleben, ist eine ganze Kette von unangenehmen Erlebnissen. Wie war doch in Nazareth alles so wunderbar für die Geburt des Kindes vorbereitet! Eine warme Stube, ein schöne von Josef gefertigte Wiege, die für das Kind nötigen Tücher und Gegenstände. Das alles musste man zurück lassen und statt dessen in die Stadt der Vorfahren, Bethlehem, ziehen, um sich in die Steuerlisten eintragen zu lassen. Das alles nur aufgrund einer Laune des Kaisers in Rom, der sich über die Zahl seiner Untertanen erkundigen wollte, um von ihnen anschließend mehr Steuern eintreiben zu können. Maria und Josef müssen einen unwahrscheinlich starken Glauben gehabt haben, dass sie hinter diesen vordergründigen Zusammenhängen die Hand Gottes sahen.

Und schließlich die unerquicklichen Erlebnisse in Bethlehem selbst. Die Stadt Davids quoll über von Fremden. Da der König David mehrere Frauen hatte, konnten viele Menschen in Israel ihre Abkunft auf ihn zurückführen. Nachdem alle Herbergen und Privathäuser belegt waren, blieb nur noch als buchstäbliche letzte Bleibe ein Stall, eine für den Aufenthalt von Tieren bestimmte Höhle, die wir uns nur als unangenehm vorstellen können. Dort war es schlicht und einfach kalt. Da eine solche Höhle keine Tür hat, zog es fürchterlich. Wo sonst Tiere leben, riecht es außerdem schlecht. Was uns so anmutig als Weihnachtsidylle vorkommt in den unzähligen Krippendarstellungen in aller Welt, war für die Beteiligten eine Zumutung. Josef mag am meisten darunter gelitten haben, dass er seiner Braut, der Jungfrau Maria, nichts Besseres bieten konnte.

Aber dann war das Kind da!

Alles Ungemach war wie weggeblasen. Eine unbeschreibliche Freude muss die beiden erfüllt haben. Eine so tiefe Freude, dass alles Unangenehme schnell vergessen war.

Da haben wir die Urgestalt der christlichen Freude. Der hl. Josefmaria sagt, dass die wahre Freude ihre “Wurzeln in Kreuzesform” hat. Die Wurzeln sieht man für gewöhnlich nicht, aber aus ihnen erwächst die Kraft.

Und im Kreuz eben ist nicht nur Heil, sondern auch Freude.

Ganz sicher ist es in Ordnung, wenn wir uns über die vorweihnachtliche Atmosphäre in unseren Städten, über die Lichter und die Geschenke, über die strahlenden Kinderaugen am Heiligen Abend freuen. Aber die Hauptsache kann das nicht sein.

Da Maria uns Jesus, “unsere Freude”, geboren hat, nennen wir sie mit Recht in der Lauretanischen Litanei, die “Ursache unserer Freude”, sie die nach der Tradition “Sieben Schmerzen” in ihrem Leben erlitten hat.

Wenden wir uns an sie in diesen Tagen, damit unsere Freude eine wirklich übernatürliche werde.

Vielleicht wird es auch uns zu einem anderen Zeitpunkt begegnen, dass die wahre Freude uns etwas abverlangt. Aber dann sind wir gewappnet.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

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Pater Cantalamessa warnt vor der Versuchung, dem Heiligen Geist Ratschläge zu erteilen

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Pater Raniero Cantalamessa / © PHOTO.VA – OSSERVATORE ROMANO

Zweite Adventspredigt für den Papst und die Kurie

‪„Wir müssen uns von einer Versuchung hüten: dem Heiligen Geist Ratschläge erteilen zu wollen, anstatt welche anzunehmen“, hat Pater Raniero Cantalamessa, Prediger des Päpstlichen Hauses, in seiner zweiten Adventspredigt am Freitag im Vatikan gesagt. Er unterstrich, es gebe ‪„eine subtile Art und Weise dem Heiligen Geist zu suggerieren, was er mit uns tun und wie er uns leiten sollte. Aber der Heilige Geist führt, und wird nicht geführt.“

‪„Der Geist führt die Kirche auf zwei Arten: direkt und manchmal charismatisch, durch Offenbarung und prophetische Inspiration; zu anderen Zeiten, kollegial, durch eine geduldige und zähe Konfrontation und sogar durch Kompromiss zwischen den Parteien und unterschiedlichen Standpunkten“, erklärte Pater Cantalamessa.

Das Thema der zweiten Predigt lautete: ‪„Der Heilige Geist und das Charisma der Unterscheidung.“ In der Kapelle Redemptoris Mater des Apostolischen Palastes in Anwesenheit von Papst Franziskus und Vertretern der römischen Kurie reflektierte der Prediger über Unterscheidung im kirchlichen sowie persönlichen Leben. ‪„Der Heilige Geist ist bei aller Unterscheidung der Erstbeweger“, versicherte der Prediger des Papstes.

‪„Der Heilige Geist erleuchtet die Seele in der Regel nicht auf wundersame oder außergewöhnliche Art und Weise, sondern sehr einfach, durch das Wort der Schrift“, erläuterte Pater Cantalamessa: ‪„Auf diese Weise fanden die wichtigsten Unterscheidungen der Geschichte statt.“ Das Wort Gottes erleuchte‪ „besser als aller Menschen Rat.“

Abgesehen vom Wort Gottes sei die Gewissensprüfung, die am weitesten verbreitete Praxis persönlich Einsicht zu üben. Aber diese Bewertung sollte nicht auf die Vorbereitung vor der Beichte beschränkt bleiben, sondern zur konsequenten Fähigkeit werden, sich von Gott unters Licht setzen und die Tiefen unserer Intimsphäre scannen zu lassen, sagte er.

Pater Cantalamessas Predigt berührte auch das Thema der Unterscheidung zwischen Sünde und Sünder. Die ständige Herrschaft Jesu in Fragen der Moral lasse sich in wenigen Worten zusammenfassen: ‪„Nein zur Sünde, ja zum Sünder.“

Es gebe keine schwerere Sünde zu verurteilen, als der ungerechte Reichtum, aber Jesu lud sich bei Zachäus ein und die bloße Tatsache, dass er sich änderte, genügte. ‪„Er verurteilt Ehebruch, einschließlich des Beabsichtigten, aber verzeiht der Ehebrecherin und gibt ihr wieder Hoffnung. Er bekräftigte die Unauflöslichkeit der Ehe, sprach aber mit der Samariterin, die fünf Männer gehabt hatte und lüftete das Geheimnis, dass er niemand anderem so ausdrücklich erzählt hatte: ‚Ich bin (der Messias), der zu Euch spricht’‪‪ (Joh 4, 26).“

‪„Wenn wir fragen, wie eine klare Unterscheidung zwischen der Sünde und dem Sünder theologisch zu rechtfertigen sei, ist die Antwort ganz einfach: der Sünder ist ein Geschöpf Gottes, nach seinem Bild geschaffen, und er behält seine Würde trotz aller Verirrungen: Die Sünde ist nicht Gottes Werk, nicht von ihm, sondern vom Feind“, fuhr er fort.

Am Ende seiner Meditation lud Pater Cantalamessa seine Zuhörer ein, sich auf den Heiligen Geist zu verlassen, wie die Saiten der Harfe sich von den Fingern zupfen ließen, die sie bewegten. ‪„Als gute Schauspieler müssen wir ein Ohr der Stimme des verborgenen Souffleurs leihen, um getreu unsere Rolle auf der Bühne des Lebens zu rezitieren“, sagte er. (mk)

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Wort des Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki: Verrückte Welt

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Eklatante Gegensätze: In reichen Ländern wird aus dem Weihnachtsfest ein riesiges Spektakel. In vielen armen Ländern hingegen herrschen Krieg und Hunger. Uns Christen bleibt da nur die Hoffnung auf ein Licht.

Was für eine verrückte Welt: Nicht nur in Aleppo sterben Tag für Tag Menschen in einem grausamen Krieg – und hier bei uns öffnen jeden Tag die Weihnachtsmärkte, steigt jeden Tag eine neue feuchtfröhliche Weihnachtsfeier. Nicht nur in den Elendslagern rund um Nigeria sterben tausende von Kindern vor Hunger – und hier bei uns wissen viele Eltern noch nicht, mit welchem Geschenk sie ihren Kindern eine Freude zum Fest machen können. Nicht nur in Europa werden fast täglich Flüchtlinge und Flüchtlingsheime angegriffen – und gleichzeitig aber gibt es unzählige gute Adventsaktionen, wo Armen und Bedürftigen geholfen wird.

Manchmal drohe ich kirre zu werden an dieser Welt, die sich so zerrissen, so unfriedlich präsentiert. Aber immer wieder bin ich auch überrascht über die unbeschreiblich große Hilfe für Arme und Notleidende, die überall von Menschen geleistet wird.

Gerade jetzt aber im Advent darf ich hoffen. Hoffen auf einen Heiland, der unsere unheilvolle Welt heil macht. Hoffen auf einen Friedensfürst, der unsere kriegerische und terrorbedrohte Welt befriedet. Hoffen auf ein Licht, dass unsere dunkle Welt hell macht.

Ich freue mich auf Weihnachten. Ich freue mich auf den Engel des Herrn, der unsere Ängste und Sorgen kennt und spricht: „Fürchtet Euch nicht. Siehe, ich verkünde Euch eine große Freude …“

Ich wünsche auch Ihnen diese adventliche Hoffnung und Freude.

Ihr

Rainer Woelki
Erzbischof von Köln

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Quelle

Den Horizont unseres Herzens erweitern

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Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet
am 27. November, 1. Adventssonntag

Auf dem Petersplatz wird in diesen Tagen die Krippe aufgebaut. Sie ist ein Geschenk aus Malta.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute beginnt in der Kirche ein neues Kirchenjahr, das heißt ein neuer Weg des Glaubens für das Gottesvolk. Und wie immer beginnen wir mit dem Advent. Der Abschnitt aus dem Evangelium (vgl. Mt 24,37-44) führt uns in eines der ergreifendsten Themen der Adventszeit ein: der Besuch des Herrn bei der Menschheit. Der erste Besuch – wir alle wissen es – hat sich mit der Menschwerdung, mit der Geburt Jesu in der Grotte von Bethlehem vollzogen. Der zweite geschieht in der Gegenwart: der Herr besucht uns ständig, alle Tage, er geht an unserer Seite und ist eine trostreiche Gegenwart. Schließlich wird es den dritten, den letzten Besuch geben, den wir jedes Mal bekennen, wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen: »Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten.« Der Herr spricht heute zu uns von diesem seinem letzten Besuch, jenem Besuch, zu dem es am Ende der Zeiten kommen wird, und er sagt uns, wohin unser Weg führen wird.

Das Wort Gottes lässt den Kontrast zwischen dem normalen Ablauf der Dinge, der alltäglichen Routine, und dem unvermittelten Kommen des Herrn hervortreten. Jesus sagt: »Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein« (V. 38-39). Dies also sagt Jesus. Es macht uns immer betroffen, an die Stunden zu denken, die einem großen Unheil vorangehen: Alle sind ruhig, sie tun das Übliche, ohne sich klar zu sein, dass ihr Leben dabei ist, umgeworfen zu werden. Das Evangelium will uns gewiss keine Angst machen, sondern unseren Horizont für die weitere, größere Dimension öffnen, die einerseits die alltäglichen Dinge relativiert, aber sie gleichzeitig kostbar, maßgebend macht. Die Beziehung mit »Gott, der kommt, um uns zu besuchen« verleiht jeder Geste, allen Dingen ein anderes Licht, eine Substanz, einen symbolischen Wert.

Aus dieser Perspektive ergibt sich auch die Einladung zur Nüchternheit, die Aufforderung, sich nicht von den Dingen dieser Welt, von den materiellen Wirklichkeiten beherrschen zu lassen, sondern sie vielmehr in den Griff zu bekommen. Wenn wir uns dagegen von ihnen abhängig machen und überwältigen lassen, vermögen wir nicht wahrzunehmen, dass da etwas viel Wichtigeres ist: unsere endgültige Begegnung mit dem Herrn. Und das ist das Wichtige. Diese Begegnung. Und die alltäglichen Dinge müssen diesen Horizont haben, sie müssen auf jenen Horizont ausgerichtet werden. Auf diese Begegnung mit dem Herrn, der für uns kommt. Wie das Evangelium sagt, »[wird] dann […] von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen« (V. 40). Das ist eine Aufforderung zur Wachsamkeit, denn da man nicht weiß, wann er kommen wird, muss man immer zum Aufbruch bereit sein.

In der nun beginnenden Adventszeit sind wir aufgerufen, den Horizont unseres Herzens zu erweitern, uns vom Leben überraschen zu lassen, das sich jeden Tag mit seinen Neuigkeiten präsentiert. Um dies zu tun, ist es nötig zu lernen, nicht von unseren Sicherheiten, von unseren gefestigten Konzepten abhängig zu sein, denn der Herr kommt zu einer Stunde, in der wir es uns nicht vorstellen. Er kommt, um uns in eine schönere und größere Dimension hineinzuführen.

Die Gottesmutter, Jungfrau des Advents, helfe uns, uns nicht als Eigentümer unseres Lebens zu betrachten, keinen Widerstand zu leisten, wenn der Herr kommt, um es zu verändern, sondern bereit zu sein, uns von ihm besuchen zu lassen, dem erwarteten und willkommenen Gast, auch wenn er unsere Pläne umstößt.

Nach dem Angelusgebet sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte mein Gebet der Bevölkerung Zentralamerikas zusichern, besonders in Costa Rica und Nicaragua, die von einem Hurrikan und letzteres auch von einem starken Erdbeben betroffen wurden. Zudem bete ich für die Bevölkerung Norditaliens, die von Überschwemmungen heimgesucht wird.

Ich grüße euch alle, die Pilger aus Italien und aus verschiedenen anderen Ländern: die Familien, die Pfarrgruppen, die Vereinigungen. Mein besonderer Gruß geht an die Gläubigen aus dem Libanon, aus Ägypten, aus der Slowakei und den Chor aus Limburg (Deutschland). Voll Zuneigung grüße ich die ecuadorianische Gemeinde, die hier anwesend ist; die Familien der Bewegung »Tra noi«; die Gruppen aus Altamura, Rieti, San Casciano in Val di Pesa; die UNITALSI von Capaccio sowie die Schüler aus Bagheria.

Allen wünsche ich einen schönen Sonntag und einen guten Weg durch den Advent, um dem Herrn zu begegnen. Möge er eine Zeit der Hoffnung sein! Dem Herrn entgegengehen, der uns entgegenkommt. Die wahre Hoffnung, die in der Treue Gottes und in unserer Verantwortung gründet. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

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Quelle: Osservatore Romano 48/2016