Papst Franziskus erinnert an Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs

Spanische Märtyrer – RV

An 60 Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges hat Papst Franziskus beim Angelusgebet am Sonntag erinnert. Auf dem römischen Petersplatz sagte er nach dem Mittagsgebet, dass sie „aus Hass gegen den Glauben“ getötet worden seien. Die Märtyrer wurden am Samstag in der spanischen Hauptstadt Madrid seliggesprochen. Es handelt sich um den Priester und Jugendseelsorger Vicente Queralt Lloret und 20 andere Priester, Ordensfrauen und Laien sowie um den Priester Jose Maria Fernandez Sanchez und seine Gruppe, die aus 39 Gläubigen bestand. Sie wurden von republikanischen Milizen erschossen.

Vor und zu Beginn des Bürgerkrieges (1936-39) hatte es erhebliche Spannungen zwischen republikanischen Kräften und der Kirche gegeben. Die republikanische Seite, der Kommunisten, Sozialisten und andere antiklerikale Kräfte angehörten, suchte die ihrer Meinung nach reaktionäre und monopolartige Vormachtstellung der Kirche im Land zu brechen.

Nach kirchlichen Schätzungen wurden im Bürgerkrieg knapp 7.000 Priester, Bischöfe und Ordensleute sowie Tausende andere Gläubige getötet. Über 1.800 von ihnen wurden bereits selig- sowie vier auch heiliggesprochen.

(rv/kna 12.11.2017 mg)

Spanien: 115 Opfer des Bürgerkriegs selig gesprochen

Valle de los Caídos bei Madrid: Hier sind über 30.000 Opfer des Bürgerkriegs begraben

115 neue Selige auf einen Streich: Ein Vatikan-Kardinal hat am Samstag 115 Opfer des Spanischen Bürgerkriegs ins Buch der Seligen eingetragen. Dazu war Angelo Amato, der Präfekt der Heiligen-Kongregation, extra nach Almería gereist. Die neuen Seligen sind Priester und Laien, Männer und Frauen – was sie verbindet, ist die Tatsache, dass sie 1936 um ihres Glaubens willen gefoltert und getötet wurden. Und dass sie, Zeugenaussagen zufolge, ihren Mördern vergeben haben.

„In diesen Jahren hat sich in Spanien der Hass gegen die Kirche, ihre Diener und ihre Gläubigen, entfesselt“, sagt uns Kardinal Amato in einem Interview. „Eine große Verfolgung, die Tausende von Menschen das Leben kostete, nur weil sie Katholiken waren. Alle Bistümer Spaniens haben damals ihren Blutzoll entrichtet. Jetzt hat Papst Franziskus die Seligsprechung von 115 Märtyrern aus dem Bistum Almería verfügt. Wir erinnern an sie, um dieses Erbe des Gehorsams zu Gott nicht unbeachtet links liegen zu lassen. Wir erinnern an sie auch, um zu betonen, dass das Christentum die Religion des Lebens ist und jeder Art von Gewalt eine Absage erteilt.“

In Spanien heute an den Bürgerkrieg zu erinnern, ist ganz schön heikel, immer noch. Denn nach dem Tod des Diktators Francisco Franco im November 1975 hat es keine richtige Aufarbeitung der blutigen dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gegeben, um das zarte Pflänzchen der spanischen Demokratie nicht zu gefährden. Bis heute ist das Thema nahezu Tabu; werden Massengräber von Hingerichteten des Bürgerkriegs freigelegt, kochen die Emotionen hoch.

Wer sind die neuen Seligen? Amato nennt einen für alle: Don José Álvarez- Benavides de la Torre, Dekan der Kathedrale von Almería. „Die Zeugen sagen, dass er eine Ausnahme-Persönlichkeit war. Er wurde 1936 festgenommen und zunächst auf einem Schiff festgehalten, auf dem Eisen transportiert wurde. Seine Kleider und die der anderen Verhafteten waren schwarz wie Kohle, es war Sommer, es war unerträglich heiß auf dem Schiff. Trotzdem hat Don José bei seinen Mitgefangenen für ein Klima der inneren Sammlung und des Gebets gesorgt. Er wurde wiederholt grausam gefoltert und aufgefordert, seinem Glauben abzuschwören, dem hat er sich bis zum Schluß wiedersetzt. Da haben sie ihn erschossen, während er seinen Henkern vergab.“

Das macht man als Vatikan-Kardinal so, dass man erst mal von einem heldenhaften Kleriker erzählt. Aber unter den neuen Seligen sind auch viele Laien, fährt Amato fort. „Da kann ich zum Beispiel Herrn Luis Belda y Soriano de Montoya nennen: 34 Jahre alt, Mitglied der Katholischen Aktion, Rechtsanwalt. Ein frommer Mann, der immer versuchte, den Bedürftigen zu helfen, die sich an ihn wandten. Er ging jeden Tag zur heiligen Messe, besuchte Kranke, hielt Vorträge über das Thema Familie und Erziehung, über den Schutz der Ungeborenen. Dieser Mann hat sich freiwillig den Milizen gestellt, damit seine Familie ungeschoren davonkommen konnte. Der einzige Grund, warum er in Haft kam, bestand in seinem Katholischsein. Seine letzten Worte waren die, die er vor der Erschießung seiner Frau vom Schiff aus zurief: „Ich vergebe allen, die mich beleidigt haben, und allen, die mir Böses tun.“ Man fand seine Leiche im Meer schaukelnd, nahe am Strand.“

Auch Frauen sind unter den neuen Seligen – etwa die 49-jährige Carmen Godoy Calvache. Eine Frau, die ihr Geld oft daransetzte, dass arme Leute ihre Kinder zum Arzt schicken konnten. „Als die Verfolgung losging, verlor sie ihr ganzes Geld: Die Milizen räumten sogar ihre Bankkonten leer und besetzten ihr Haus. Sie wurde verhaftet und misshandelt; die Milizen machten sich einen Spaß daraus, sie hungern und dürsten zu lassen. Man hat sie mit Messerstichen verletzt und beinahe im Meer ertränkt. An Silvester 1936 wurde sie an ihrer Brust verstümmelt und dann lebendig begraben. In der Hafenkneipe besoffen sich derweil ihre Peiniger und rühmten sich all der Folterungen, die sie dem armen Opfer zugefügt hatten.“

Schreckliche Geschichten, die der Vatikan da ans Licht gezogen hat. Das seien nur drei Beispiele, sagt Kardinal Amato. Alle Märtyrer seien „gute Menschen“ und „unschuldig“ gewesen. „Wir stehen hier vor der Würde des Guten auf der einen und der sinnlosen Dummheit des Bösen auf der anderen Seite. Oder wie eine Schriftstellerin (Hanna Arendt, Anm.d.Red.) gesagt hat: der Banalität des Bösen.“

(rv 26.03.2017 sk)