Rumänien: Erzbischof kritisiert Gesetz zu Sexualkunde an Schulen

Erzbischof Aurel Perca von Bukarest

Der katholische Erzbischof von Bukarest, Aurel Percă, hat sich gegen verpflichtenden Sexualkundeunterricht an den Schulen ausgesprochen. Die Eltern müssten die Wahlmöglichkeit haben und selber entscheiden, wie ihre Kinder erzogen werden sollten.

Die rumänische Regierung will mit seinem Schulreformgesetz unter anderem die Sexualerziehung an Grundschulen obligatorisch einführen. Dagegen spricht die katholische Kirche des Landes aus. „Sexualerziehung in Schulen sollte fakultativ und nicht verpflichtend sein. Die Eltern müssen ihre Zustimmung geben“, heißt es in einem Dokument, das die rumänische Bischofskonferenz auf ihrer  Website veröffentlichte. Kritisiert werde nicht der Inhalt des Sexualunterrichts, der bei der Schulreform nicht genannt wurde, sondern das Vorgehen der Regierung.

In der Mitteilung kritisiert der Erzbischof von Bukarest und Präsident der Kommission für Bildung, Aurel Percă, die Art und Weise, in der die Regierung die kürzliche Änderung des Schulreformgesetzes verabschiedete. Das Regelwerk sieht die Aufnahme des Sexualkundeunterrichts in den offiziellen Lehrplan der Grundschulen vor. „An solchen Entscheidungen hätten alle Sozialpartner, die sich um die Welt der Bildung drehen, beteiligt werden müssen“, schreibt der Erzbischof und betont: „Unter den Sozialpartnern gibt es natürlich die Kirche, die die Kompetenz und die Pflicht hat, sich ausdrücken zu können.“

Laut Erzbischof Percă verletze die Reform die Wahlfreiheit der Familien, „die in erster Linie für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich sind und bleiben“. Nur auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin könne die Schule solche Kurse einführen. Der Wunsch, so der Erzbischof von Bukarest abschließend, „ist, dass unsere Stimme von denen gehört wird, die sich um die körperliche und geistige Gesundheit unserer Kinder kümmern“.

(vatican news – mg)

PAPST PIUS XII. am 31.12.1956 zum Weltanschauungsunterricht in der öffentlichen Schule

FILE PHOTO OF POPE PIUS XII

ANSPRACHE VON PAPST PIUS XII.
AN DEN VERBAND BAYERISCHER LEHRER *

Montag, 31. Dezember 1956

 

Geliebte Söhne und Töchter!

Sie kommen aus München, aus Bayern, und das macht Unseren Gruß an Sie besonders herzlich. Ihr Schaffen gehört der Schuljugend; Sie bekennen sich außerdem zur « Katholischen Erziehergemeinschaft in Bayern », und dies gibt Unserem Gruß einen verstärkten Ton väterlichen Mitfühlens und Vertrauens.

Die Fragen um Ihren Beruf sind ja zurzeit höchst lebendig in Bayern. Stossen wir gleich zu deren Kernpunkt vor : Es ist ein selbstverständlicher Grundsatz nicht nur des streng demokratischen Staates, sondern des Rechtsstaates überhaupt, dass, je stärker die Schule an den Staat gebunden ist, von diesem umso peinlichere Rücksicht auf den Willen der Erziehungsberechtigten genommen werden muss. In Ihrer Heimat gilt aber gerade für die Schule, durch die alle Kinder gehen, die Volks- oder Grundschule, nicht nur das System des staatlichen Schulzwangs, sondern darüber hinaus das der staatlichen Zwangsschule, also das System der stärksten Bindung der Schule an den Staat. Daraus folgt für den letzteren die Pflicht, im Ausbau des Schulwesens, ganz besonders in der Formung der Lehrkräfte, die Erwartungen und den Willen der Erziehungsberechtigten gewissenhaft zu erfüllen.

Um jenen Grundsatz auf die katholischen Erziehungsberechtigten anzuwenden, muss die Erfüllung jener staatlichen Pflicht so sein, dass zwischen dem katholischen Heim und der Schule, zwischen den katholischen Eltern und den Lehrern oder Lehrerinnen ihrer Kinder das warme Verhältnis des Sich-Verstehens, des gegenseitigen Vertrauens und der Zusammenarbeit herrsche — aus dem Bewusstsein, im Letzten und Tiefsten, im Religiösen, eines Denkens, einer Überzeugung, eines Glaubens zu sein.

Es ist damit schon angedeutet, und Wir brauchen nicht weiter auszuführen, wie sehr im Mittelpunkt dieser grundsätzlichen Erwägung die Frage der Lehrerbildung steht. Der Lehrer ist ja die Seele der Schule; er ist es, der ihren Geist bestimmt.

Die Schule, der Jahre hindurch Tag für Tag erteilte Unterricht, wirkt wie eine Naturgewalt, langsam, aber stetig, fast unvermerkt, aber um so tiefer. Man sage nicht, die den Unterricht Erteilenden sollen eben angehalten sein, in der Schule von ihrer persönlichen Weltanschauung Abstand zu nehmen. Man würde damit von ihnen etwas verlangen, was zu leisten sie einfach nicht imstande sind, nicht einmal in den sogenannten neutralen Fächern, geschweige denn in den Gesinnungsfächern. Es wäre aber eine grundlegende Verletzung der Menschenrechte, wenn man die Eltern gesetzlich zwingen wollte, ihre Kinder der Naturgewalt einer Schule zu überantworten, deren Lehrkräfte den religiösen und sittlichen Überzeugungen des Elternhauses kühl, ablehnend, ja feindlich gegenüberstehen.

Vielleicht hat niemand in der Frage der weltanschaulichen Beeinflussung der Jugend durch die Schule so vielseitige Erfahrung wie die katholische Kirche. Sie hat ihre Erfahrung über die ganze Welt hin sammeln können, und das Ergebnis ist eindeutig: um gar nicht zu reden von der eigentlich laizistischen Schule — in allen gemischten Schulen, Gemeinschaftsschulen, « neutralen » Schulen ist weltanschaulich sie die Hauptleidtragende, aus dem einfachen Grund, weil ihr religiöses Bekenntnis das denkbar reichste, das geschlossenste ist. Dann möge man aber auch Verständnis dafür aufbringen, dass die Kirche um des Bestandes und Wohles der katholischen Familie und ihrer Kinder willen für die katholische Schule und Lehrerbildung bis zum letzten sich einsetzen wird.

Man wende nicht ein, dass die Schule den jungen Menschen doch zu einem tüchtigen Staatsbürger erziehen müsse. Als ob die katholische Schule dies nicht getan hätte und täte! Die katholische Kirche erkennt jene Forderung restlos an. Was ihre Erfüllung angeht, kann die katholische Schule, so glauben Wir. erhobenen Hauptes vor jede staatliche Autorität hintreten. Schauen Sie auf Ihr eigenes Vaterland! Es hat seit 1914 Prüfungen und Katastrophen höchsten Maßes über sich ergehen lassen müssen. Haben die Katholiken dabei etwa versagt? Muss man nicht im Gegenteil sagen : Gerade in der Zeit der Not haben sie dem Vaterland, dem Volk, dem Gemeinwohl hochwertige Männer gestellt und wertvollste Dienste geleistet!

Wir segnen, geliebte Söhne und Töchter, Ihre Berufsarbeit. Wir segnen ebenso Ihr mutiges Eintreten für eine Schule und Lehrerbildung, die sich in die geschlossene Einheit des katholischen Glaubens und seiner Weltanschauung mühelos einfügen. Wir segnen alle, die Sie in Unseren Segen einschließen : Ihre Lieben zu Hause und Ihre Schulkinder besonders, und erteilen allen als Unterpfand des huldvollen Schutzes der « Mutter mit dein Himmelskinde » aus tiefstem Herzen den Apostolischen Segen.

 

*Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, XVIII,
18. Pontifikatsjahr, 2. März 1956 – 1. März 1957, SS. 745 – 747
Tipografia Poliglotta Vaticana

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Quelle