Vatikanischer Kardinal besucht Syrien im 10. Jahr des Bürgerkriegs

Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen, auf dem Petersplatz, 10. Oktober 2019
Foto: Daniel Ibáñez / ​CNA Deutsch

Von Hannah Brockhaus

ALEPPO , 26 October, 2021 / 7:12 AM (CNA Deutsch).- 

Ein vatikanischer Kardinal besucht seit heute Syrien im zehnten Jahr des Bürgerkriegs, der das Land verwüstet und viele Christen zur Flucht gezwungen hat.

Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen, wird vom 25. Oktober bis zum 3. November nach Syrien reisen, nachdem die Reise von April 2020 verschoben wurde.

Laut einer Pressemitteilung der Kongregation findet der Besuch in dem Wunsch statt, „die Nähe und Solidarität von Papst Franziskus zu den katholischen Gemeinden in Syrien zu bringen, die durch Jahre des Krieges geprüft werden und einen Moment der Unterscheidung und der pastoralen Prüfung benötigen.“

Sandri wird volle acht Tage in dem Land im Nahen Osten verbringen, mit Stationen in Damaskus, Tartus, Homs, Yabroud, Maaloula und Aleppo.

Sein erstes Treffen wird die Versammlung der katholischen Hierarchie in Syrien sein, wo er auch eine Göttliche Liturgie mit Patriarch Youssef Absi, dem Oberhaupt der melkitischen griechisch-katholischen Kirche, zelebrieren wird.

Weitere Punkte auf Sandris Agenda in Damaskus sind Treffen mit Priestern sowie Besuche bei katholischen Wohltätigkeitsorganisationen, Krankenhäusern und einem Waisenhaus.

Er wird mit Diplomaten und Ordensleuten aus Damaskus und Südsyrien an der Paulus-Gedenkstätte zusammentreffen.

Das Denkmal soll den Ort der Bekehrung des heiligen Paulus markieren, der auf dem Weg nach Damaskus vom Pferd fiel.

In Aleppo wird Sandri an einem ökumenischen Gebetsgottesdienst und einem interreligiösen Treffen teilnehmen.

Rund 87 % der Syrer sind Muslime, der Anteil der Christen wird laut CIA World Factbook auf 10 % geschätzt. Diese Zahl berücksichtigt jedoch nicht die große Zahl der Christen, die während des anhaltenden Krieges aus dem Land geflohen sind.

Aleppo war vor dem Bürgerkrieg mit schätzungsweise 180.000 Christen die größte Stadt Syriens und hatte den höchsten Anteil an Christen. Nach den Zahlen von 2019 ist diese Zahl auf etwa 32.000 gesunken.

Die größte katholische Gemeinschaft in Syrien ist die melkitische griechisch-katholische Kirche. Es gibt auch lateinische, assyrische und chaldäische Katholiken.

Zu den anderen christlichen Gemeinschaften gehören die armenische, die syrische und die östlich-orthodoxe Kirche.

Die Kongregation für die Ostkirchen stellt die Verbindung zwischen dem Papst und den vielen verschiedenen östlichen Gemeinschaften innerhalb der katholischen Kirche her.

Laut der Website der Kongregation kommuniziert sie mit den Kirchen, „um ihre Entwicklung zu unterstützen, ihre Rechte zu schützen und die verschiedenen christlichen Traditionen des Ostens als Ganzes in der einen katholischen Kirche zu erhalten, neben dem liturgischen, disziplinären und spirituellen Erbe des lateinischen Ritus“.

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Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

Was den Papst im Kaukasus erwartet

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Logo der Papstreise in Aserbaidschan

Vom 24. bis 26. Juni hat der Papst Armenien besucht, ab dem 30. September will er nun zwei weitere Staaten des Kaukasus bereisen: Georgien und Aserbaidschan. Der Vatikanische Pressesaal hat an diesem Montag Einzelheiten der bevorstehenden Visite vorgestellt; sie wird Franziskus 16. Auslandsreise sein.

Es soll vor allem um drei Themen gehen: um Frieden, um Ökumene und um den interreligiösen Dialog. Das machte der neue Vatikansprecher Greg Burke vor den beim Vatikan akkreditierten Journalisten deutlich. „Natürlich wird es eine Friedensreise, der Papst hat eine Botschaft der Versöhnung für die ganze Region im Gepäck. Zum ersten Mal wird eine Delegation der orthodoxen Kirche an der Messfeier des Heiligen Vaters teilnehmen. Und auch der orthodoxe Patriarch wird am Flughafen sein, wenn der Papst eintrifft.“

Georgien ist eines der christlichsten Länder: Der Apostel Andreas soll hier missioniert haben, und schon 337 wurde das Christentum Staatsreligion. Die georgisch-orthodoxe Kirche und eine eigene Sprache mit eigener Schrift, die in den Klöstern auch über Jahrhunderte der Fremdherrschaft bewahrt wurde, sind auch heute noch identitätsstiftend. Umso mehr liegt dem Papst an einem guten Auskommen mit der traditionell konservativen orthodoxen Kirche des Landes. Ein Teil des Klerus hat vor der Päpstlichen Nuntiatur in Tiflis gegen den Besuch von Franziskus demonstriert.

Wichtig wird der Besuch des Papstes in der assyrisch-chaldäischen Gemeinde in Tiflis am Freitagabend. 13 Bischöfe aus dem Irak reisen zu diesem Termin eigens an. „Der Papst will eine geistliche Begegnung mit dieser Pfarrei von etwa dreihundert Menschen, darum sind keine Reden vorgesehen. Es wird auf aramäisch gesungen und gebetet werden, und der Papst will ein Gebet für den Frieden in Syrien und im Irak sprechen.“

Am Sonntag fliegt der Gast aus dem Vatikan weiter nach Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan – und spätestens ab diesem Moment kann man kaum noch von einer Pastoralreise sprechen, denn es gibt nur sehr wenige Katholiken im Land des Aseris: eine einzige Pfarrei in Baku, und außerhalb ein paar Niederlassungen der Mutter-Teresa-Schwestern.

In Baku wird der Papst eine Moschee besuchen und den Scheich der Muslime des Kaukasus treffen. Ob er dann auch eine Friedensbotschaft für den Zwist zu Nagorny-Karabach lancieren wird, wollte Greg Burke einem russischen Reporter bei der Pressekonferenz nicht verraten. „Es steht mir nicht zu, vorwegzunehmen, was der Papst sagen wird. Man weiß, dass der Heilige Stuhl sich gemeinhin nicht in solche Konflikte einmischt, aber warten wir’s ab.“

Zehn Ansprachen, davon zwei Predigten und ein Gebet, wird Franziskus im Kaukasus sprechen – auf Italienisch, ausnahmslos. Beim Rückflug von Baku nach Rom plant er, wie bei ihm mittlerweile üblich, wieder eine „Fliegende Pressekonferenz“.

Im Gefolge des Papstes befinden sich u.a. sein argentinischer Landsmann, Kardinal Leonardo Sandri von der Ostkirchenkongregation, und der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, der Schweizer Kardinal Kurt Koch.

(rv 26.09.2016 sk)

Kardinal Sandri: JOHANNES PAUL II. UND DIE HYMNE AN DAS LEBEN

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Vor zehn Jahren verstarb der Heilige Papst Johannes Paul II. – ANSA

Vor exakt zehn Jahren war es Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für orientalische Kirchen, der den Tod des Heiligen Papst Johannes Paul II. vor tausenden von Gläubigen am Petersplatz verkündete:„Liebe Brüder und Schwestern, um 21:37 ist unser geliebter Heiliger Vater Papst Johannes Paul II. zurückgekehrt ins Haus des Herren. Beten wir für ihn.“

Über viele Jahre hinweg war Kardinal Sandri ein sehr nahestehender Mitarbeiter des nun Heiligen Papstes und er war an seiner Seite bis zu den letzten Momenten seines Lebens.

„Ich begleitete ihn in seinen letzten Jahren, als seine Gesundheit immer schwächer wurde; vor allem nach seinem letzten Besuch in Lourdes. Ich habe noch immer eine sehr lebendige Erinnerung an Johannes Paul II. Wir müssen uns an seine große Persönlichkeit erinnern; von der intellektuellen, doktrinären und natürlich pastoralen Perspektive aus gesehen. Und all das in einem Kontext einer Weltansicht, die sich veränderte mit der Welt. Er hat das nicht direkt gemacht, aber um diese Veränderung zu verwirklichen hat er den Menschen gepredigt sich an die Lehren von Jesus Christus anzunähern, an die Liebe; die Gerechtigkeit, die Freiheit, die Solidarität….Ich denke, dass diese Aspekte von Johannes Paul II. in der Kirche heute wiederauffindbar sind, auch in der Person von Papst Franziskus. Ich beziehe mich hier vor allem an seine Nähe an das Volk, die Papst Johannes Paul II. mit überraschenden Gesten, aber vor allem mit seinem Blick ausdrückte. Ein Blick, der die Herzen der Gläubigen erreichte und mit ihnen auch diejenigen, die lange am Rande des Glaubens blieben.“

Johannes Paul II. war der Papst der Herzen, der Sprachen, der Reisen. Er war der erste Nicht-italienische Papst seit Jahrhunderten. Und er war jung, als er sein Pontifikat antrat mit nur 58 Jahren im Jahr 1978.

„Zehn Jahre nach seinem Tod denke ich, dass die Persönlichkeit von Johannes Paul II. in unterschiedlichen und außergewöhnlichen Erinnerungen wiedererlebt und wiedergeboren werden kann, zum Beispiel mit den internationalen Reisen. Viele Völker und Nationen erinnern sich an Johannes Paul II. mit viel Zuneigung und Dankbarkeit. Die Erinnerung an ihn lebt und wächst mit jedem Tag der vergeht…Papst Johannes Paul II. lebte all das, was er sagte, was er in seinem Leben lehrte. Ich erinnere mich, als ich für das Staatssekretariat arbeitete und im selben Moment wir kurz vor der Wahl zum Pontifikat von Papa Wojtyla standen. Also sagte der Kardinal Agostino Casaroli, dass die Wahl von Wojtyla „großen Mut“ bewies; Mut den der neue Papst in seiner ersten Predigt demonstrierte, als er die Welt dazu aufrief die Türen für Christus zu öffnen. Drei Jahre später wurde dieser Mut mit dem dramatischen Attentat mit Blut bedeckt. Der Schmerz und das Leiden des Körpers wusste er nur zu gut mit Würde zu nehmen, mit Mut und vor allem mit seiner markanten Persönlichkeit. Er zeigte uns, dass Scherz die Rettung der Welt sein kann, das erinnert an die Rettung von Christus selbst.“

Mehr als 26 Jahre war er der Papst und wurde zum Inbegriff der Kirche, verkörperte den Menschenkontakt und die Nähe, aber auch den Schmerz mit seiner eigenen Lebensgeschichte. Er setzte sich, so wie auch heute für den interreligiösen Dialog ein und für die Ökumene. In seiner polnischen Heimat wurde er zum Symbol des antikommunistischen Widerstands.

„Das Erbe von Johannes Paul II ist eine Hymne an das Leben selbst, das Leben des Papstes. Das ist sicherlich, das was uns bleibt. Er hat uns die Menschenwürde des Lebens gezeigt, ein Christ, der in Christus glaubt, kann die Höhen der Höhen erleben, auch in ihren Grenzen die jeder inne hat. Es ist ein Zeugnis, welches Papst Johannes Paul II. auch übermitteln konnte, als sein Körper nicht mehr die Agilität besaß, wenn man zum Beispiel an sein letztes Angelus Gebet denkt, der Ostersonntag, als er es nicht schafft das zu sagen, was er den Gläubigen sagen wollte. In dem Moment haben wir gesehen, dass Gott in uns arbeitet, und er hat diese Wahrheit bezeugt mit seiner Wahrheit und seinem Leben. Man könnte sich an vieles von ihm erinnern, was fundamental war – wie zum Beispiel der Fall des Kommunismus. Wir können uns auch an die viele apostolischen Reisen erinnern, die Jugendwelttage, oder auch die Dokumente von großer Bedeutung und großen kirchlichen Initiativen, aber das was zu allererst herauskristallisiert ist sein leben; ein wahres Leben , ein Leben, dass immer kohärent im Glauben mit Gott geblieben ist.“

Für viele war Johannes Paul II. schon immer ein Heiliger. Letztes Jahr wurde er als 81. Papst, von Papst Franziskus und der katholischen Kirche Heilig gesprochen.

(rv 02.04.2015 no)