Papst Leo XIII.: Rundschreiben „HUMANUM GENUS“, 20. April 1884

« Durch den Neid des Teufels »1 elendiglich zum Abfall gebracht von Gott, dem Schöpfer und gütigen Spender der himmlischen Güter, hat die Menschheit seitdem sich in zwei verschiedene und einander feindliche Heerlager gespalten ; während das eine von ihnen einen beständigen Kampf zu führen hat für Wahrheit und Tugend, streitet das andere für das Gegenteil. — Das eine ist das Reich Gottes auf Erden, nämlich die wahre Kirche Jesu Christi ; diejenigen, welche ihr von Herzen und in aufrichtigem Streben nach ihrem Heile zugehören wollen, müssen notwendigerweise Gott und seinem Eingeborenen Sohne mit allen Kräften ihres Verstandes und Willens dienen. Das andere Reich ist das des Satans, in dessen Botmäßig­keit und Gewalt alle die stehen, welche dem verhängnis­vollen Beispiele ihres Führers und unserer Stammeltern folgend, dem göttlichen und ewigen Gesetze den Gehor­sam verweigern und bei vielen ihrer Bestrebungen Gott ganz außer acht lassen und zurücksetzen, bei den meisten sogar Gott entgegenarbeiten. Dieses zweifache Reich, das zwei Staaten gleicht, die bei entgegengesetzten Ge­setzen ganz entgegengesetzte Wege gehen, hat der heilige Augustinus mit scharfem Blick erkannt und beschrieben und eines jeden Grundgedanken kurz und doch feinsinnig zusammengefaßt mit den Worten : « Diese zwei Reiche hat eine zweifache Liebe geschaffen : das irdische, die Eigen­liebe, die bis zur Verachtung Gottes geht, das himmlische, die Gottesliebe, die bis zur Verachtung seiner selbst geht. » 2

Mit verschiedenen und mannigfachen Waffen und in verschiedener Kampfesweise hat das eine das andere zu allen Zeiten bekämpft, wenn auch nicht immer mit der­selben Heftigkeit und dem gleichen Ansturm. In der gegenwärtigen Zeit scheinen diejenigen, die es mit den Bösen halten, sich gemeinsam zu verschwören zu einem überaus erbitterten Kampfe unter Leitung und mit Hilfe des weit verbreiteten und wohl organisierten Bundes der sogen. Freimaurer. Denn ohne ihre Pläne auch nur zu verheimlichen, stacheln sie jetzt schon ganz verwegen einander zum Gotteshaß auf. Offen und unverhohlen arbeiten sie daran, die heilige Kirche zu vernichten, und zwar in der ausgesprochenen Absicht, wenn möglich, die christlichen Völker aller Güter gänzlich zu berauben, die ihnen durch unsern Heiland Jesus Christus zuteil gewor­den sind. Unter dem Drucke dieser Übel, worunter Wir seufzen, drängt Uns die Liebe, oft zu Gott zu rufen : Siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben ihr Haupt ; über dein Volk fassen sie bösen Rat und sinnen wider deine Heiligen. Sie sprechen : kommet, daß wir sie tilgen aus den Völkern 3.

Bei so dringender Gefahr, bei so entsetzlichem, hart­näckigem Kampfe gegen alles, was christlich heißt, ist es Unsere Pflicht, hinzuweisen auf die gefährliche Lage, die Gegner kenntlich zu machen, ihren hinterlistigen Plänen, soviel in Unserer Kraft steht, Widerstand zu leisten, damit die nicht ewig zu Grunde gehen, deren Seelenheil Uns anvertraut ist, und damit das Reich Jesu Christi, das Wir zu schützen haben, nicht bloß bestehen bleibe und unversehrt fortdauere, sondern durch steten Zuwachs auf der ganzen Erde sich ausbreite.

Die Römischen Päpste, Unsere Vorgänger, haben sorgfältig über das Heil des christlichen Volkes gewacht und diesen Erzfeind gleich erkannt, sowie er nur aus dem Dunkel geheimer Verschwörung heraustrat, wer er sei und was er wolle. Sie haben die Zukunft voraus­gesehen und Fürsten und Völkern gewissermaßen ein Zeichen gegeben und sie gemahnt, sich doch nicht durch die auf Täuschung berechneten Kunstgriffe und Schlingen fangen zu lassen. — Der erste Hinweis auf die Gefahr erfolgte durch Klemens XII. 4 im Jahre 1738 ; seine Verordnung wurde von Benedikt XIV. 5 bestätigt und erneuert. In ihre Fußstapfen trat Pius VII. 6 Leo XII. aber faßte in seiner Apostolischen Verordnung Quo graviora zusammen, was in dieser Angelegenheit die früheren Päpste getan und bestimmt hatten und erklärte es als gültig und rechtskräftig für alle Zeiten. In demselben Sinne sprachen sich Pius VIII. 8, Gregor XVI. 9 und zu wiederholten Malen Pius IX. 10 aus.

Bald wurden nämlich Einrichtung und Geist der Freimaurersekte durch offensichtliche Merkmale bekannt. Man erkannte sein inneres Wesen aus den Statuten, Ge­bräuchen und Schriftstücken, die veröffentlicht wurden. Dazu trat des öfteren das Zeugnis der Eingeweihten selbst. Da hat aber auch sogleich der Apostolische Stuhl öffentlich verkündet und erklärt : die Sekte der Frei­maurer sei rechtswidrig, christusfeindlich und nicht minder staatsgefährlich. Unter Androhung solcher Strafen, welche die Kirche nur bei schweren Verbrechen anzu­wenden pflegt, hat sie den Eintritt in diese Sekte streng untersagt. Hierdurch erbost, glaubten die Geheimbündler, der Wucht dieses Bannstrahles sich zu entziehen oder ihn abzuschwächen, teils durch Verachtung desselben, teils durch Verleumdung, indem sie die Päpste, welche die Dekrete erlassen hatten, der Ungerechtigkeit in ihren Entscheidungen beschuldigten, oder ihnen nachsagten, sie hätten hierbei das Maß überschritten. Mit solchen Scheingründen versuchten sie das Ansehen und die Bedeutung der Apostolischen Entscheidungen eines Kle­mens XII. und Benedikt XIV., wie auch eines Pius VII. und Pius IX. zu vernichten. Doch fehlte es in ihrem eigenen Bunde nicht an solchen, die, wenn auch wider Willen, zugestanden, vom Standpunkte der katholischen Lehre und Disziplin aus wären die Päpste mit vollem Recht verfahren. Hierin haben viele Fürsten und Regie­rungen den Päpsten vollkommen Recht gegeben, jene besonders, auf deren Anträge hin die Sekte der Frei­maurer beim Apostolischen Stuhle verklagt wurde, oder die sie durch Gesetze als staatsgefährlich verurteilten, wie dies in Holland, Österreich, in der Schweiz, in Spanien, Bayern, Savoyen und In anderen Teilen Italiens geschehen ist.

Von höchstem Interesse ist es aber, daß die Folgezeit bewies, wie klug Unsere Vorgänger gehandelt hatten. Ihre so weisen und väterlichen Ratschläge hatten nicht immer und überall den gewünschten Erfolg : und zwar teils infolge der Verstellung und Arglist der Betroffenen selbst, teils infolge der Unbedachtsamkeit und des Leicht­sinnes jener, in deren eigenstem Interesse es lag, die Augen offen zu halten. So ist denn die Sekte der Freimaurer in anderthalbhundert Jahren über alles Erwarten ange­wachsen; sie hat sich frech und listig in alle Zweige der Staatsverwaltung eingedrängt und fängt an, so mächtig zu werden, daß sie in den Staaten fast zu herrschen scheint. Aus dieser schnellen und furchtbaren Entwicklung ist in der Tat jenes Verderben entstanden, das Kirche, Fürsten­macht und Staatswohl zugleich bedroht, wie Unsere Vorgänger es längst voraus gesehen hatten. Es ist schon so weit gekommen, daß in der Zukunft alles zu befürchten ist, nicht zwar für die Kirche, denn sie hat ein viel zu festes Fundament, als daß sie durch Menschenmacht erschüttert werden könnte, wohl aber für jene Staaten, in denen die Freimaurersekte, oder andere ähnliche Geheim­bünde, die sich nur als die Büttel und Handlanger jener ersten entpuppen, gar mächtig sind.

Darum haben Wir, kaum erst mit der Leitung der Kirche betraut, mit aller Klarheit es als Unsere ernste Pflicht erkannt, diesem großen Übel mit der ganzen Macht Unserer Autorität, so weit es in Unseren Kräften steht, entgegenzutreten. — Des öfteren haben Wir schon die uns gebotene, günstige Gelegenheit benutzt und einige Hauptgrundsätze widerlegt, auf welche die falschen frei­maurerischen Ideen am meisten Einfluß zu haben scheinen. So haben Wir in Unserem Rundschreiben Quod apostolici muneris die groben Irrtümer der Sozialisten und Kommu­nisten zu widerlegen gesucht ; in einem anderen Rund­schreiben, Arcanum, haben Wir es uns zur Aufgabe gemacht, den wahren und ursprünglichen Begriff der Familie, die in der Ehe ihre Quelle und ihren Ursprung besitzt, zu schützen und zu erläutern ; in dem Rundschreiben, das mit Diu­turnum beginnt, haben Wir das Ideal einer Staatsverfassung nach den Grundsätzen der christlichen Weisheit gezeichnet, das mit dem Wesen des Staates und dem Heil der Völker und Fürsten wunderbar harmoniert. Jetzt aber haben Wir beschlossen, nach dem Beispiel Unserer Vorfahren, die Sekte der Freimaurer selbst, ihre Grundsätze, ihre Pläne, ihre Denk- und Handlungsweise scharf ins Auge zu fassen, damit die boshafte Macht derselben in immer helleres Licht gerückt werde und die Gefahr der An­steckung vonseiten dieser unheilvollen Pest überwunden werde.

Es gibt eine Reihe von Sekten, die zwar von dem Frei­maurerbunde und voneinander nach Namen, Gebräuchen, Form und Ursprung verschieden sind, aber durch eine gewisse Übereinstimmung in ihrem Ziele und durch die Ähnlichkeit ihrer Grundsätze in engem Zusammenhange stehen, sowohl miteinander als auch mit dem genannten Bunde, wesentlich also mit der Sekte der Freimaurerei eins sind. Diese bildet gleichsam das Zentrum, von dem alle übrigen ausgehen, zu dem alle zurückkehren. Wenn sie auch nicht mehr geheim bleiben wollen, und ihre Versammlungen öffentlich und unter den Augen ihrer Mitbürger abhalten und ihre Zeitschriften veröffentlichen, so bewahren sie dennoch, genauer betrachtet, das Wesen und den Charakter geheimer Gesellschaften. Manches bei ihnen ist geheimnisvoll. Sie müssen es nach ihren Statuten nicht bloß vor Fremden, sondern auch vor sehr vielen ihrer eigenen Mitglieder aufs peinlichste geheim halten ; z. B. ihre geheimsten und letzten Pläne, die Namen der Hauptführer der Sekte, gewisse geheime Beratungen über die innersten Angelegenheiten ; ferner die Beschlüsse und die Art und Weise, wie und womit diese durchzuführen sind. Dementsprechend besteht unter den Mitgliedern ein großer Unterschied an Rechten, Ämtern und Würden, gibt es verschiedene Ordnungen und Grade, und herrscht eine stramme Disziplin, wodurch sie regiert werden. Die Neueintretenden müssen versprechen, ja vielfach mit einem besonderen Eide beschwören, keinem in der Welt jemals auf irgend eine Weise die Brüder, die Erkennungszeichen, die Lehren verraten zu wollen. So bemühen sich die Freimaurer unter erlogenem Scheine und mit derselben Heuchelei, wie einst die Manichäer, sich zu verbergen und keine anderen Zeugen ihres Trei­bens zu haben als die Ihrigen. Sie verbergen sich gerne unter dem Titel von Literaten und Freunden der Wissen­schaft, die sich zu gelehrten Zwecken vereinigen ; sie führen immer die Förderung höherer Bildung im Munde und die Sorge für das ärmere Volk ; sie erstreben ja nur, sagen sie, das Beste des Volkes und wollen nur möglichst viele an den staatlichen Wohltaten teilnehmen lassen. Wenn das auch alles wahr wäre, so beschränkt sich doch ihre Tätigkeit durchaus nicht darauf. Die aufgenommenen Mitglieder müssen versprechen und fest daran halten, daß sie den Führern und Meistern aufs Wort Folge leisten wollen, in strengstem Gehorsam und in unverbrüchlicher Treue ; sie müssen auf alle ihre Winke und Zeichen bereit stehen und den Befehl sofort ausführen ; im Wei­gerungsfalle sollen sie die grausamsten Strafen und selbst den Tod über sich ergehen lassen. In der Tat wird die Todesstrafe nicht selten vollzogen, wenn einer überführt wird, ihr Geheimnis verraten oder das Befohlene nicht aus­geführt zu haben, und dies geschieht mit solch einer Frech­heit und Schlauheit, daß nur zu häufig der Mörder dem wachsamen Auge der strafenden Gerechtigkeit entschlüpft.

Heucheln und sich im Dunkeln verbergen wollen, andere wie Sklaven mit den festesten Banden an sich zu ketten, ohne den Grund dafür klar erkennen zu lassen ; Leute, welche sich einem fremden Willen verkauft haben, als Werkzeug zu jeder Freveltat zu gebrauchen, ihnen die Mordwaffe in die Hand zu drücken, nachdem man sich der Straflosigkeit versichert hat — das ist etwas so Entsetzliches, daß es die Natur nicht dulden kann. Deshalb sagt uns die eigene Vernunft und die Wahrheit, wie sie sich von selbst offenbart, daß die Gesellschaft, von der Wir reden, der Gerechtigkeit und natürlichen Sittlichkeit widerspricht.

Sie ist umsomehr zu verdammen, als noch andere und noch klarere Gründe beweisen, daß diese Sekte ihrem Wesen nach eine unsittliche ist. Mag auch die Arglist und Verlogenheit in einem Menschen noch so groß sein, es muß wie bei jeder Ursache so auch hier in den Wirkungen sich zeigen, wie die Ursache beschaffen ist. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte bringen 11. Die Sekte der Freimaurer gebiert aber verderbenbringende und äußerst bittere Früchte. Denn aus den ganz unver­kennbaren Anzeichen, die Wir oben genannt haben, geht klar hervor, welches das letzte Ziel ihrer Pläne ist : nämlich die gesamte religiöse und staatliche Ordnung, die das Christentum eingeführt hat, von Grund aus zu zerstören und eine neue zu schaffen nach ihrem eigenen Plan, eine Ordnung, deren Fundamente und Gesetze auf dem Naturalismus beruhen.

Was Wir hier sagen oder noch sagen werden, ist von der Sekte der Freimaurer im allgemeinen zu verstehen und von denen, welche sie als verwandte und verbündete Sekten in sich begreift, nicht aber von ihren einzelnen Mit­gliedern. Zu diesen können manche gehören, die zwar nicht ohne Schuld sich diesen Gesellschaften angeschlossen haben, jedoch nicht selbst an den Verbrechen teilnehmen und auch nicht jenes letzte Ziel kennen, das die Sekten verwirklichen wollen. Vielleicht billigen sogar  einige jener Gesellschaften nicht jene letzten Folgerungen, die sie, weil sie sich notwendigerweise aus den allgemeinen Grundsätzen ergeben, eigentlich annehmen müßten. Nur deren grobe Abscheulichkeit schreckt sie davon ab. Auch legen die Orts- und Zeitverhältnisse manchen es nahe, nicht das Äußerste zu wagen, obgleich sie selbst es wünschen oder andere es zu tun pflegen. Trotzdem muß man sie doch zum Bunde der Freimaurer rechnen, weil dieser nicht nach den Taten, die er vollbracht, zu beurteilen ist, sondern nach der Gesamtheit seiner Grundsätze.

Wie der Name genugsam andeutet, heißt der Haupt­grundsatz der Naturalisten : die menschliche Natur und die menschliche Vernunft muß in allem oberste Lehrerin und Führerin sein. Von dieser Voraussetzung ausgehend, kümmern sie sich wenig um die Pflichten gegen Gott, oder entstellen dieselben durch irrige und schwankende Meinungen. Sie leugnen nämlich jede göttliche Offen­barung ; sie anerkennen kein Dogma in der Religion, keine Wahrheit, die der menschliche Verstand nicht begreift, keinen Lehrer, der Kraft seiner Amtsgewalt das Recht hätte, Glauben von uns zu fordern. Da aber der katholischen Kirche einzig und allein die Aufgabe zu­teil wurde, die geoffenbarten Wahrheiten und das Lehr­amt samt den übrigen zum Heile notwendigen Gnaden­mitteln unverkürzt zu besitzen und unversehrt zu be­schützen, so richtet sich demnach der ganze Zorn und der Ansturm der Feinde gegen sie.

Wenn wir betrachten, welche Stellung die Freimaurer­sekte, namentlich dort, wo sie freier auftreten kann, in religiösen Fragen einnimmt, so müssen wir sagen, daß sie die Grundsätze der Naturalisten wirklich ins Leben umsetzen will. In der Tat ist sie seit langem unermüdlich bestrebt, den Einfluß des kirchlichen Lehr­amtes und der kirchlichen Autorität im Staate zu ver­nichten ; aus diesem Grunde verkündigt und verteidigt sie überall den Satz, Kirche und Staat seien vollständig zu trennen. Dadurch will sie den so heilsamen Einfluß der katholischen Religion von den Gesetzen und der Verwaltung des Staates ausschließen, und glaubt folge­richtig, das Staatswesen ohne Rücksicht auf die Einrich­tungen und Vorschriften der Kirche regeln zu können. Die Freimaurer sind aber damit nicht zufrieden, die Kirche, diese beste Führerin, beiseite geschoben zu haben, sie müssen sie selbst auch noch durch feindliche Angriffe schädigen. Und wahrhaftig, so weit ist es gekommen, daß man die Fundamente der katholischen Religion ungestraft in Rede, Schrift und auf dem Katheder an­greifen darf ; man schont nicht mehr die Rechte der Kirche und selbst die Ämter, die ihr von Gott verliehen, sind nicht vor den Angriffen der Feinde sicher. Ihr wird nur ein möglichst geringer Wirkungskreis zuerkannt. Diese Beschränkung geschieht durch Gesetze, die scheinbar gar nicht so gewalttätig sind, in Wirklichkeit aber so recht dazu geschaffen und angetan sind, die Kirche in ihrer Frei­heit zu behindern. Ebenso sehen wir, wie dem Klerus schwere Ausnahmegesetze auferlegt werden, so daß er von Tag zu Tag an Zahl und an den notwendigen Existenz­mitteln verliert. Der Gebrauch der übrigen Kirchengüter ist durch die härtesten Gesetze eingeschränkt und der Gewalt und Willkür der Regierung überantwortet ; die religiösen Ordensgesellschaften sind aufgehoben und zerstreut.

Seit langem ist aber schon der Kampf der Feinde entbrannt gegen den Apostolischen Stuhl und den Römi­schen Papst. Zuerst ist er aus nichtigen Gründen seiner weltlichen Herrschaft beraubt worden, die eine Schutz­mauer seiner Freiheit und seines Rechtes war ; bald hat man dann die Schwierigkeit seiner Lage auf alle nur erdenkliche Weise bis zur Unerträglichkeit gesteigert, schließlich ist man in unserer Zeit dabei angelangt, daß die Sektenhäupter offen aussprechen, was sie im Geheimen schon lange im Schilde führten : die heilige Gewalt der Päpste müsse abgeschafft und das auf göttlichem Rechte fußende Papsttum müsse von Grund aus vernichtet wer­den. Wenn auch alle anderen Zeugnisse fehlen würden, so ist dies zur Genüge durch das Zeugnis von Eingeweihten erwiesen. Von ihnen haben viele schon früher, viele aber auch in neuester Zeit immer wieder erklärt, es sei die wahre Absicht der Freimaurer, die katholische Religion mit unversöhnlichem Hasse zu bekämpfen und nicht zu ruhen, bis sie alles vernichtet sehen, was jemals die Päpste zum Wohle der Religion geschaffen haben.

Wenn auch jene, welche sich in die Zahl der Frei­maurer aufnehmen lassen, keineswegs gezwungen werden, ausdrücklich den katholischen Glauben abzuschwören, so widerspricht das keineswegs den Plänen der Frei­maurer, kommt ihnen vielmehr zugute. Zunächst täuschen sie auf diese Weise leicht die Einfältigen und Unvorsich­tigen und locken dadurch noch viel mehr an. Während sie dann Anhänger jedweder Religion aufnehmen, gelingt es ihnen, diesen den großen Irrtum unserer Zeit beizu­bringen : Religion sei Privatsache, und es gebe keinen Unterschied unter den Religionsbekenntnissen. Diese Ansicht ist geeignet, jede Religion zu vernichten, nament­lich aber die katholische. Die katholische Religion ist unter allen die einzig wahre, und darum ist es das höchste Unrecht, sie auf gleiche Stufe mit den anderen zu stellen.

Aber die Naturalisten gehen noch weiter. Da sie in den wichtigsten Dingen kopflos in die Irre gegangen sind, so gelangen sie auf dem abschüssigen Wege bald zum Äußersten, sei es infolge der natürlichen Schwäche des Menschen, sei es, weil Gott in seinem Ratschlusse dadurch die gerechte Strafe für ihren Stolz über sie ver­hängt. So kommt es, daß ihnen auch das nicht einmal mehr sicher zu sein und festzustehen scheint, was Wir mit dem natürlichen Lichte unserer Vernunft erkennen, wie z. B. das Dasein Gottes, die Geistigkeit und Un­sterblichkeit der Seele. — Auch die Sekte der Freimaurer bleibt auf ihrer Irrfahrt an diesen Klippen hängen. Wenn sie auch im allgemeinen das Dasein Gottes noch bekennen, so sind sie selbst ihre eigenen Zeugen dafür, daß sie diese Wahrheit in ihrem Geiste nicht fest und unerschüt­terlich bewahren. Sie leugnen nämlich nicht, daß die Frage nach dem Dasein Gottes in ihren Reihen die erste Quelle und Ursache der Streitigkeiten unter ihnen ist ; ja, es steht fest, daß es unter ihnen in letzter Zeit noch zu großem Streite über diesen Punkt gekommen ist. In der Tat gestattet die Sekte ihren Mitgliedern hierin große Freiheit ; es ist erlaubt, beides zu verteidigen : daß es einen Gott gibt und auch daß es keinen gibt ; und diejenigen, die frech behaupten, es gebe keinen Gott, werden ebenso leicht aufgenommen, wie die, welche zwar das Dasein Gottes annehmen, aber nach Art der Pantheisten eine irrige Vorstellung von ihm haben. Dies heißt aber von Gottes Natur einen gewissen widersinnigen Schein beibehalten, in Wahrheit aber Gott leugnen. Ist dieses feste Fundament ins Wanken gebracht, so wird auch folgerichtig alles schwanken, was uns schon die Natur lehrt, daß nämlich alle Dinge durch Gottes freien Willen erschaffen worden sind, daß Gottes Vorsehung die Welt regiert, daß die Seelen unsterblich sind und daß auf dieses irdische Leben ein anderes, ewiges Leben folgt.

Kommen der Menschheit aber diese Wahrheiten abhanden, welche man als die ersten Grundsätze der Natur für unsere Erkenntnis und unser Leben bezeichnen könnte, dann leuchtet es leicht ein, wie es mit den Sitten im Leben des Einzelnen und in der Öffentlichkeit bestellt sein wird. Wir schweigen von den höheren Tugenden, welche niemand ohne ein besonderes Gnadengeschenk Gottes üben oder erreichen kann. Von ihnen wird man natürlicherweise dort keine Spur finden, wo man die Erlösung des Menschengeschlechtes, die übernatürliche Gnade, die Sakramente, die Erlangung des himmlischen Glückes als etwas Unbekanntes verwirft. Nur von den Pflichten sprechen Wir, welche man aus der natürlichen Sittlichkeit herleitet. Der Schöpfer der Welt und ihr weiser Lenker, Gott ; das ewige Gesetz, das die Wahrung der in der Natur begründeten Ordnung gebietet und ihre Störung verbietet ; der Menschen letztes Ziel, welches alles Menschliche weit überragt und über der zeitlichen Wohnstätte dieser Welt liegt : das sind die Quellen, das die ersten Grundsätze der ganzen Gerechtigkeit und Sittlichkeit. Wenn man diese leugnet, wie es die Natu­ralisten und Freimaurer tun, dann wird die Kenntnis von Recht und Unrecht jeglichen Halt und Schutz ver­lieren. Und in Wirklichkeit ist die sittliche Zucht, welche allein dem Bunde der Freimaurer zusagt, und in welcher das heranwachsende Geschlecht erzogen werden müsse, jene, welche man als die rein bürgerliche (rein mensch­liche) und die unabhängige, freie bezeichnet ; das ist jene, welche von allem Religiösen absieht. Doch ihre Armseligkeit, Haltlosigkeit und Unbeständigkeit bei jedem Hauch der Leidenschaften, beweisen zur Genüge ihre bedauerlichen Früchte, die teilweise schon jetzt zu Tage treten. Wo nämlich die freie Erziehung nach Verdrängung der christlichen zu herrschen begann, da schwanden schnell auch die guten, reinen Sitten : die ungeheuer­lichsten Anschauungen griffen Platz, und mit raschem Schritt stiegen Verwegenheit und Verbrechen. Und diese Tatsache, welche man allgemein bitter beklagte, die muß gar mancher von denen, welchen das Geständnis am wenigsten behagt, nicht selten bezeugen, weil die Wahr­heit dieser Erfahrung zu klar vor Augen liegt.

Da außerdem die menschliche Natur durch die Makel der Erbsünde befleckt ist und infolgedessen mehr zum Bösen als zur Tugend neigt, so ist es ein unabweisbares Erfordernis der Sittlichkeit, daß man die stürmischen Triebe des Herzens und seine Begierden unter die Herr­schaft der Vernunft bringe. In diesem Kampfe aber ist gar oft Verachtung des Irdischen erforderlich, und muß man die schwersten Mühen und Beschwerden ertragen, damit die Vernunft siegreich die ihr zukommende Ober­herrschaft behaupte. Die Naturalisten und Freimaurer aber, die jeglichen Offenbarungsglauben verwerfen, leugnen den Sündenfall unseres Stammvaters und huldigen daher der Ansicht, daß der freie Wille gar nicht geschwächt und irgendwie zum Bösen geneigt sei 12. Im Gegenteil — sie über­treiben die Kraft und Vorzüglichkeit der Natur und verlegen einzig und allein in dieselbe die Quelle und Norm der Gerechtigkeit, so daß sie auch nicht daran denken, daß zur Unterdrückung der sinnlichen Triebe und zur Regelung ihrer Begierden ein unausgesetzter Kampf und höchste Standhaftigkeit erforderlich seien. Daher müssen wir allgemein die Beobachtung machen, daß man den Menschen Lockmittel für die Sinnlichkeit in großer Zahl darreicht : Zeitschriften und Tageblätter ohne Anstand und Scham ; Schauspiele, so recht geeignet, die Zügellosigkeit zu fördern ; künstlerische Darstellungen, in schamloser Weise nach den Gesetzen des sogenannten Realismus entworfen ; fein ausgedachte Mittel zu genuß­reichem, weichlichem Leben, endlich alle nur erdenklichen Lockmittel für die Sinnlichkeit, um die Tugend voll­kommen einzuschläfern. Das ist ein schändliches Unter­fangen, aber ihr Vorgehen ist folgerichtig, da sie die Aussicht auf die himmlischen Güter leugnen und ihr ganzes Streben nach Glück auf das Irdische richten und gleichsam in die Erde versenken. Das Gesagte wird durch etwas bestätigt, was nicht so sehr an sich überrascht, als vielmehr deshalb, weil man sich untersteht, es aus­zusprechen. Da nämlich verschlagenen und schlauen Menschen in der Regel niemand so knechtisch zu Willen ist, als die entnervten und entkräfteten Sklaven der Leiden­schaften, so sind unter den Freimaurern Stimmen laut geworden, welche den Vorschlag machten : man müsse bewußt und mit kluger Berechnung darauf hinarbeiten, daß die Menge sich dem Laster ohne Grenze und Schranke in die Arme werfe : wenn das erreicht sei, dann würde sie ein urteilloses und willenloses Werkzeug zur Aus­führung aller gottlosen Pläne sein.

Was nun das häusliche Leben anlangt, so läßt sich das System der Naturalisten in folgende Sätze zusammen­fassen : Die Ehe sei ein rein weltlicher Vertrag und könne nach der Willkür derer, welche sie geschlossen, auch rechtmäßig gelöst werden ; die Träger der bürgerlichen Gewalt hätten die Entscheidung über das Ehebündnis. Bei der Kindererziehung solle, das ist ihre sichere und feste Ansicht, kein Unterricht in einer bestimmten Religion erteilt werden, vielmehr müsse es einem jeden völlig überlassen bleiben, wenn er herangewachsen ist, sich der Richtung, der er wolle, anzuschließen 1 Das ist auch in allen Punkten das Programm der Freimaurer : ja, sie sind nicht bloß damit einverstanden, sondern schon längst an der Arbeit, dieses Programm im wirklichen Leben durch­zuführen. So ist es in vielen Gegenden, selbst auch in katholischen, gesetzlich festgelegt, daß nur die nach dem bürgerlichen Rechte geschlossenen Ehen als rechtmäßige gelten : anderwärts ist die Ehescheidung gesetzlich erlaubt, und wieder an anderen Orten sucht man, es dahin zu bringen, daß man auch da diese Freiheit habe. So kommt es rasch so weit, daß die Ehen ein ganz anderes Wesen bekommen, d. h. sie werden in unbeständige und flüchtige Verbindungen umgewandelt, welche die sinnliche Liebe knüpft und auch wieder löst, wenn sie anderen Sinnes geworden.

Mit größter Einmütigkeit strebt auch der Freimaurer­bund danach, den Unterricht der Jugend an sich zu reißen. Denn es sei leicht für sie, das zarte und schmieg­same Alter nach ihrem Gutdünken zu bilden und es in die Bahnen zu lenken, die ihnen gefallen. Dieser Weg scheint ihnen der geeignetste, um dem Staate einen Nach­wuchs von Bürgern, wie sie sich ihn denken, zu schaffen.

Daher schließen sie bei der Erziehung und dem Unter­richte die Diener der Kirche sowohl von der Ausübung des Lehramtes, als auch von der Beaufsichtigung der Jugend völlig aus. An mehreren Orten haben sie es durchgesetzt, daß der ganze Unterricht in Händen von Laien liegt, und daß auch aus der sittlichen Erziehung die so bedeutsamen, hohen und heiligen Pflichten, welche den Menschen mit Gott verbinden, gänzlich ausgeschaltet werden.

Wir kommen auf die bürgerlichen Gesetze zu sprechen. Da vertreten sie den Standpunkt, daß alle Menschen dasselbe Recht hätten und unter ihnen in jeder Beziehung völlige Gleichheit obwalte ; ein jeder sei von Natur aus frei ; die Menschen einer Autorität unterwerfen zu wollen, die nicht aus ihnen selbst wäre, das hieße, ihnen Gewalt antun. Alles liege also in dem freien Volke ; eine Regie­rung bestehe nur, insoweit das Volk sie angeordnet oder eingeräumt habe, so zwar, daß, ändert das Volk seinen Willen, die Inhaber der Regierungsgewalt auch wider ihren Willen vom Throne entfernt werden dürften. Die Quelle aller bürgerlichen Rechte und Pflichten sei zu suchen in der Menge oder in der staatlichen Regierungs­gewalt, insoweit dieselbe nach diesen modernen Grund­sätzen gestaltet sei. Außerdem dürfe der Staat nicht auf dem Boden des Glaubens an Gott stehen. Was die ver­schiedenen Religionsformen anlangt, so habe man keinerlei Grund, die eine der anderen vorzuziehen, sie seien vielmehr alle als gleich anzusehen. Daß aber diese Anschauungen auch den Beifall der Freimaurer finden, und daß sie das Staatswesen nach diesem Muster gestalten wollen, ist so bekannt, daß man es nicht mehr erst zu beweisen braucht. Seit langem wenden sie ja offen alle Macht und alle Mittel dazu auf. Und dadurch ebnen sie auch jenen vielen den Weg, welche, weil kühner, noch schlimmeren Dingen zueilen, indem sie darauf abzielen, nach Beseitigung aller bestehenden Standes- und Vermögensunterschiede voll­kommene Gleichheit und Gütergemeinschaft durchzu­führen.

Wesen und Ziel des Freimaurerbundes geht aus dieser Unserer Darlegung, in welcher nur die Hauptsachen

erreichen soll, und die Rechte und Pflichten, welche sich von selbst daraus ergeben, in Betracht kommen. Da aber die Anlagen aller nicht gleich sein können und einer vom andern bezüglich der Körper- und Geistes­kräfte sich unterscheidet und sehr viele Unterschiede in Sitten, Willensrichtung und Charakteren obwalten, widerstreitet nichts so sehr der Vernunft, als alles in einen Begriff zusammenfassen zu wollen und jene in jeder Beziehung vollkommene Gleichheit der Gestaltung des Staatswesens zugrundezulegen. Die vollkommene Gestaltung des Körpers ergibt sich aus der Verbindung und Aneinandergleichung verschiedener Glieder. Diese sind voneinander verschieden nach ihrer Gestalt und nach dem Zwecke, dem sie dienen. Zusammengenommen aber — und jedes an seiner Stelle — bewirken sie ein einheitliches Ganzes von schöner Erscheinung, verläß­lichen Kräften und dienlicher Zielstrebigkeit. So gibt es nun auch in der menschlichen Gemeinschaft eine fast unbegrenzte Verschiedenheit der Glieder. Würden sich nun diese alle für gleich halten und jeder von ihnen nach seinem Gutdünken handeln, dann würde ein Staatsgebilde zum Vorschein kommen, wie man es sich mißgestalteter nicht denken kann. Wenn aber die verschiedenen Stände, Bestrebungen und Fertigkeiten zum Wohl der Allgemein­heit passend zusammenwirken, dann werden sie das Bild eines wohlgeordneten und mit der Natur im Einklang stehenden Staatswesens darstellen.

Übrigens haben von den erwähnten Aufruhr stiftenden Irrtümern unsere Staaten das größte Unheil zu befürchten. Denn wenn die Gottesfurcht und die Achtung vor den göttlichen Gesetzen aus der Welt gewichen sind, wenn die Autorität der Verachtung preisgegeben ist und die revolutionären Gelüste gebilligt und erlaubt sind, wenn man den Volksleidenschaften die Zügel schießen läßt und sie nur durch die Furcht vor Strafe zurückgedämmt werden, dann muß eine allgemeine Umwälzung und die Zerstörung alles Bestehenden erfolgen. Aber die Um­wälzung und Zerstörung beabsichtigen ja die meisten miteinander verbrüderten Bünde der Sozialisten und Kommunisten und tragen diese Absicht offen zur Schau.

Und der Freimaurerbund wage es nicht zu behaupten, daß er mit dem Vorhaben der Sozialisten nichts zu tun habe ; begünstigt er doch ihre Pläne gar zu sehr und hat er doch die Hauptlehren mit ihnen gemein. Wenn sie ihre frevelhaften Bestrebungen nicht bis zum äußersten durchführen, so ist das nicht ein Verdienst ihrer Lehre oder ihres guten Willens, sondern man verdankt es der unzerstörbaren Kraft der göttlichen Religion und dem vernünftigen Teile der Menschen, welche den Bestre­bungen der Geheimbünde nicht dienen wollen und deren unsinnigem Unterfangen tapferen Widerstand entgegen­setzen.

Wenn doch alle den Baum an seinen Früchten erkennen und zur Einsicht gelangen würden, welches der wahre Ursprung der Übel ist, unter denen wir seufzen, und der Gefahren, die uns drohen, und wo sie ihren Ausgang genommen ! Wir haben es mit einem heuchlerischen und listigen Feinde zu tun, welcher den Völkern und Fürsten schmeichelt und beide durch seine süßtönenden Reden und seine Speichelleckerei für sich einnimmt. Indem sie sich unter der Maske der Freundschaft bei den Fürsten einschmeicheln, gehen die Freimaurer darauf aus, jene zur Unterdrückung des Katholizismus als Bundesgenossen und mächtige Helfer zu gewinnen. Um sie noch mehr dazu anzustacheln, verleumden sie die Kirche unablässig, als streite sie eifersüchtig mit den Fürsten um die Gewalt und die Rechte der Könige. Inzwischen durch ihre Kunst­griffe zu großer Sicherheit und Kühnheit gelangt, haben sie auf die Regierung der Staaten schon einen großen Einfluß gewonnen ; aber trotzdem bleiben sie bereit, die Grundlagen der Throne zu erschüttern, die Fürsten zu verfolgen, sie zu beschuldigen und sogar aus ihrem Reiche zu jagen, so oft diese in der Regierung Maßnahmen treffen, die ihnen nicht gefallen. Nicht anders treiben sie mit den Völkern, denen sie nach dem Munde reden, ihr böses Spiel. Freiheit und Wohlfahrt des Volkes ver­kündigen sie mit vollem Munde und erheben Anklage gegen die Kirche und Fürsten, daß es an diesen gelegen habe, wenn das Volk noch nicht aus der ungerechten Knechtschaft und Not befreit sei. So führen sie das Volk hinter das Licht, erregen in ihm das Verlangen nach Neuerungen und stacheln es zum Kampfe gegen die beiden höchsten Gewalten auf. Trotzdem bleibt betreffs der erhofften Vorteile die Wirklichkeit weit hinter den Erwartungen zurück ; vielmehr ist das Volk noch härter bedrückt und entbehrt dabei zum großen Teil jenen Trost, welchen es leicht und in Fülle finden könnte, wenn die menschliche Gesellschaft nach den Satzungen des Christentums geordnet wäre. Aber wie viele sich immer auflehnen mögen gegen die von der göttlichen Vorsehung bestimmte Ordnung, alle müssen für ihren Stolz dadurch büßen, daß sie dort Zertrüm­merung ihres Lebensglückes und Elend erfahren, wo sie unbesonnen Glück in Hülle und Fülle erwartet hatten.Was nun das Gebot der Kirche anlangt, die Menschen sollten zu allererst und in ganz besonderer Weise dem allerhöchsten Herrn und Gott, gehorchen, so tut man der Kirche Unrecht und beurteilt sie falsch, wenn man sie deshalb beschuldigt, daß sie mit Mißgunst auf die staat­liche Gewalt blicke und sich etwas von den Rechten der Fürsten anmaße. Im Gegenteil, sie gebietet, der staatlichen Obrigkeit aus voller Überzeugung und mit ernstem Pflichtbewußtsein das zu geben, was ihr gebührt. Daß sie aber das Recht, zu herrschen, von Gott selbst herleitet, das erhöht die Würde der staatlichen Obrigkeit ungemein und hilft dieser in bedeutendem Maße, die Hochachtung und Liebe der Bürger zu gewinnen. Die Kirche sichert den Frieden, nährt die Eintracht, umfaßt alle mit der Liebe einer Mutter ; und, indem ihr Sinnen und Trachten einzig und allein darauf gerichtet ist, den Menschen zu helfen, lehrt sie, die Gerechtigkeit mit Milde, die Gewalt mit Billigkeit, die Gesetze mit weiser Mäßigung zu verbinden. Keines Menschen Recht dürfe man verletzen, Ordnung und Ruhe im öffentlichen Leben solle man fördern, die Not der Armen nach besten Kräften durch private Mildtätigkeit und durch Beteiligung an der öffentlichen Wohltätigkeit lindern. Aber « man glaubt oder will glauben machen — um uns der Worte des heiligen Augustinus zu bedienen —, daß die christliche Volk hinter das Licht, erregen in ihm das Verlangen nach Neuerungen und stacheln es zum Kampfe gegen die beiden höchsten Gewalten auf. Trotzdem bleibt betreffs der erhofften Vorteile die Wirklichkeit weit hinter den Erwartungen zurück ; vielmehr ist das Volk noch härter bedrückt und entbehrt dabei zum großen Teil jenen Trost, welchen es leicht und in Fülle finden könnte, wenn die menschliche Gesellschaft nach den Satzungen des Christentums geordnet wäre. Aber wie viele sich immer auflehnen mögen gegen die von der göttlichen Vorsehung bestimmte Ordnung, alle müssen für ihren Stolz dadurch büßen, daß sie dort Zertrüm­merung ihres Lebensglückes und Elend erfahren, wo sie unbesonnen Glück in Hülle und Fülle erwartet hatten.

Was nun das Gebot der Kirche anlangt, die Menschen sollten zu allererst und in ganz besonderer Weise dem allerhöchsten Herrn und Gott, gehorchen, so tut man der Kirche Unrecht und beurteilt sie falsch, wenn man sie deshalb beschuldigt, daß sie mit Mißgunst auf die staat­liche Gewalt blicke und sich etwas von den Rechten der Fürsten anmaße. Im Gegenteil, sie gebietet, der staatlichen Obrigkeit aus voller Überzeugung und mit ernstem Pflichtbewußtsein das zu geben, was ihr gebührt. Daß sie aber das Recht, zu herrschen, von Gott selbst herleitet, das erhöht die Würde der staatlichen Obrigkeit ungemein und hilft dieser in bedeutendem Maße, die Hochachtung und Liebe der Bürger zu gewinnen. Die Kirche sichert den Frieden, nährt die Eintracht, umfaßt alle mit der Liebe einer Mutter ; und, indem ihr Sinnen und Trachten einzig und allein darauf gerichtet ist, den Menschen zu helfen, lehrt sie, die Gerechtigkeit mit Milde, die Gewalt mit Billigkeit, die Gesetze mit weiser Mäßigung zu verbinden. Keines Menschen Recht dürfe man verletzen, Ordnung und Ruhe im öffentlichen Leben solle man fördern, die Not der Armen nach besten Kräften durch private Mildtätigkeit und durch Beteiligung an der öffentlichen Wohltätigkeit lindern. Aber « man glaubt oder will glauben machen — um uns der Worte des heiligen Augustinus zu bedienen —, daß die christliche Lehre nicht das Staatswohl fördere, bloß darum, weil man den Staat nicht auf der festen Grundlage der Tugenden, sondern auf der Straflosigkeit der Laster aufbauen will. » 13

Im Lichte dieser Erkenntnis wäre es wahre Staats­klugheit und täte es im Interesse der allgemeinen Wohl­fahrt und Sicherheit not, daß Fürsten und Völker sich nicht mit den Freimaurern zum Sturze der Kirche, sondern vielmehr mit der Kirche zur Abwehr der Freimaurer zusammentäten.

Was die Zukunft auch bringen wird, Uns fällt die Aufgabe zu, gegen dieses schwere und schon weit verbreitete Übel auf Abhilfe zu sinnen. Da Wir aber erkennen, daß man die Hoffnung auf Heilung am besten und sichersten auf die Kraft der göttlichen Religion setzt, — welche die Frei­maurer um so glühender hassen, je mehr sie sie fürchten müssen, — deshalb halten Wir es für unsere Hauptaufgabe, diese so heilsame Kraft gegen den gemeinsamen Feind aufzurufen und ins Feld zu führen. Was immer daher Unsere Vorgänger, die Römischen Päpste, verordnet haben, um die Anschläge und Unternehmungen des Freimaurer­bundes unschädlich zu machen ; was immer sie bestimmt haben, um die Menschen vom Anschluß an diese Geheim­bünde abzuschrecken und zur Lossagung von denselben zu bewegen, dem allem stimmen Wir im allgemeinen und im besonderen zu und bekräftigen es durch Unsere Apo­stolische Autorität. Wir bauen hierbei am meisten auf den guten Willen der Christen und bitten jeden einzelnen von ihnen inständig, bei seinem eigenen Heile, daß er es für seine heilige Gewissenspflicht halte, auch nicht einen Finger breit von den Vorschriften abzuweichen, welche hierüber der Apostolische Stuhl gegeben hat.

Euch aber, Ehrwürdige Brüder, bitten Wir dringend, daß Ihr Euch im Verein mit Uns alle Mühe gebet, diese verabscheuungswürdige Seuche, welche alle Adern der menschlichen Gesellschaft durchdringt, auszurotten. Es handelt sich darum, Gottes Ehre zu schützen und der Mitmenschen Seelenheil zu sichern. Wenn Ihr beim heiligen Kampfe dies vor Augen habt, dann wird Euch der Mut nicht sinken, und die Tapferkeit Euch nicht verlassen. Eure Klugheit wird dann zu beurteilen haben, mit welchen Mitteln ihr vorzüglich die Euch entgegentretenden Hindernisse überwinden müßt.

Da es aber in Anbetracht der Würde Unseres Amtes Uns zukommt, selbst einen geeigneten Plan zum Kampfe zu entwerfen, so sind Wir der festen Überzeugung, daß die Freimaurer zu allererst entlarvt und der Menschheit in ihrer wahren Gestalt gezeigt werden müssen. Ferner müssen die Völker durch mündliche Belehrung und durch darauf bezugnehmende Hirtenbriefe über die Kunst­griffe aufgeklärt werden, mit denen diese Geheimbünde den Menschen schmeicheln und sie an sich locken, und unterrichtet werden über die Verderblichkeit ihrer Lehren und über die Schlechtigkeit ihrer Handlungsweise. Wie es Unsere Vorgänger des öfteren bestimmt haben, möge niemand es für erlaubt halten, aus irgend welchem Grunde dem Freimaurerbunde beizutreten, wenn er auf sein Seelenheil den Wert legt, den er ihm beimessen muß. Möge sich niemand von ihrer erheuchelten Sittlichkeit irreführen lassen. Es kann nämlich den Schein erwecken, als verlangten die Freimaurer nichts, was offenbar gegen die Heiligkeit der Religion und der guten Sitten ver­stoße. In Wirklichkeit ist die Sekte ihrem ganzen Wesen nach und von Grund aus Laster und Schande. Deshalb ist es nicht erlaubt, sich den Freimaurern anzuschließen oder ihre Bestrebungen in irgend welcher Weise zu fördern.

Dann muß man durch unablässige Belehrung das Volk dahin bringen, daß es die Wahrheiten der Religion sorgfältig kennen lerne. Deshalb raten Wir dringend, die Grund­wahrheiten des hochheiligen Glaubens, welche die christ­liche Weisheit ausmachen, durch Schriften und zeitgemäße Predigten zu erklären. Dadurch soll erzielt werden, daß die Menschen bei der schrankenlosen Druck- und Pressefreiheit und bei der unersättlichen Wißbegier unserer Zeit durch Unterricht geheilt und gegen die vielgestaltigen Irrtümer und die mannigfachen Lockmittel zur Sünde geschützt werden. Wahrlich ein großes Werk ! Doch Ihr werdet bei diesen Euren Bemühungen besonders im Klerus einen bereitwilligen Bundesgenossen finden, wenn derselbe durch Eure Mühewaltung in strenger, priesterlicher Zucht und in der Wissenschaft gut ausgebildet worden ist. Aber eine so edle und bedeutsame Sache erfordert auch die eifrige Mitwirkung der Laien, welche Glaubenseifer und Vaterlandsliebe mit Rechtschaffenheit und Wissenschaft­lichkeit in sich vereinigen. Mit vereinten Kräften beider Stände arbeitet darauf hin, Ehrwürdige Brüder, daß die Menschheit die Kirche durch und durch kennen lerne und lieb gewinne ; denn mit dieser Kenntnis und Liebe wird auch die Abscheu und Flucht vor den geheimen Gesellschaften wachsen. Nicht ohne Grund ergreifen Wir die günstige Gelegenheit, die sich Uns hier bietet, um das zu wiederholen, was Wir schon bei anderen Gelegenheiten gesagt haben : man müsse den dritten Orden des hl. Franziskus, dessen Regel Wir vor kurzem aus kluger Nachsicht gemildert haben, eifrigst verbreiten und schützen. Denn es besteht nach der Bestimmung, die ihm sein Stifter gegeben, seine Aufgabe einzig und allein darin, die Menschheit zur Nachfolge Jesu Christi einzuladen, für die Liebe zur Kirche und für die Übung aller christlichen Tugenden zu gewinnen. Er muß also eine starke Macht zur Bekämpfung der nichtswürdigen, verderblichen Sekten sein. Möge diese heilige Vereini­gung durch täglichen Zuwachs an Mitgliedern erstarken 1 Dürfen wir doch von ihr neben vielen Früchten ins­besondere die erwarten, daß sie die Menschheit zur Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit führe ; aber nicht zu einer Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wie die Freimaurer in ihrer Unvernunft sie sich vorstellen, sondern wie sie Jesus Christus dem Menschengeschlecht erworben und Franziskus sie erstrebt hat. Wir meinen die Freiheit der Kinder Gottes, vermöge derer wir weder dem Satan noch den Leidenschaften, welche die schlimmsten Tyrannen sind, dienen. Die Brüderlichkeit, welche ihre Wurzel in Gott, dem gemeinsamen Schöpfer und Vater aller hat ; die Gleichheit, welche auf Gerechtigkeit und Liebe ge­gründet ist, nicht alle Unterschiede der Menschen unter­einander aufheben will, sondern aus der Mannigfaltigkeit der Lebensweise, der Ämter und Berufsarten jenen wun­derbaren Einklang zustande bringt, welcher ihrer Natur nach der bürgerlichen Gesellschaft Nutzen schafft und Würde verleiht.

An dritter Stelle nennen Wir eine Einrichtung, die unsere Vorfahren geschaffen haben, von der man aber im Laufe der Zeit abgekommen ist. Sie könnte in unseren Tagen als Muster und Vorbild für eine ähnliche unseren Zeitverhältnissen angepaßte Einrichtung dienen. Wir meinen die Zünfte und Innungen der Handwerker, welche unter religiöse Leitung gestellt, die Wahrung materieller Interessen und den Schutz der guten Sitten zur Aufgabe haben. Wenn unsere Vorfahren den Vorteil dieser Genossenschaften durch lange Erfahrung und in schwierigen Verhältnissen erprobt haben, so wird unsere Zeit vielleicht noch mehr den Nutzen derselben erkennen, weil sie ganz vorzüglich geeignet sind, die Macht der Sekten zu brechen. Die Menschen, welche sich durch der Hände Arbeit das tägliche Brot sauer verdienen müssen, verdienen eben wegen ihrer gedrückten Lage vor allen anderen Liebe und Trost, aber ebenso sind auch gerade sie am meisten den Verlockungen der durch Trug und List immer mehr um sich greifenden Sekten ausgesetzt. Deshalb muß man ihnen mit dem höchsten Maße von Güte zu Hilfe kommen und sie zum Eintritt in gute Vereine einladen, damit sie nicht in schlechte hineingezogen werden. Daher ist es Unser sehnlichster Wunsch, daß diese Innungen unter der obersten Leitung und unter dem Schutze der Bischöfe den Zeitverhältnissen ent­sprechend wieder hergestellt werden. Mit nicht geringer Freude erfüllt es Uns, daß schon an mehreren Orten solche Vereinigungen und Schutzvereine gegründet wor­den sind. Beide haben es sich zur Aufgabe gemacht, dem ehrbaren Proletariat Hilfe angedeihen zu lassen ; ihre Kinder und Familien zu behüten und zu beschirmen und die Übung der Frömmigkeit den religiösen Unter­richt und die Reinheit der Sitten unter ihnen zu fördern. Hierbei wollen Wir schweigen von dem so ungemein erbaulichen, zur Nachahmung aneifernden und um die niederen Volksklassen so außerordentlich verdienten Verein, welcher nach seinem Stifter, dem hl. Vinzenz, benannt ist. Sein Wirken und sein Ziel ist bekannt. Er geht ganz darin auf, die Armen und von Mißgeschick Heimgesuchten ungerufen aufzusuchen und übt seine Tätigkeit mit staunenswertem Scharfblick und bewunde­rungswürdiger Anspruchslosigkeit aus. Und je weniger er Aufhebens macht, desto tüchtiger ist er zur Übung christlicher Liebe, desto geeigneter zur Linderung des Elends.

Viertens empfehlen Wir, um leichter zu Unserem Ziele zu gelangen, in ganz besonderem Maße die Jugend Eurer Gewissenhaftigkeit und Eurer Obhut ; ist sie doch die Hoffnung der menschlichen Gesellschaft. Verwendet den größten Teil Eurer Hirtensorge auf ihren Unterricht ! Glaubet nur, Eure Vorsicht kann nie groß genug sein, wenn es sich darum handelt, das aufwachsende Geschlecht vor Schulen und Lehren zu hüten, von denen man be­fürchten muß, daß sie schon den Pesthauch der geheimen Sekten atmen. Die Eltern, die Lehrer der Frömmigkeit und die Seelsorger sollen es sich angelegen sein lassen, nach Eurer Anweisung beim Religionsunterricht die Kinder und Zöglinge über das schändliche Wesen dieser Gesellschaft aufzuklären und sollen sich Mühe geben, daß sich die Jugend beizeiten in acht nehmen lerne vor den mit List und Trug ersonnenen Fallen, welche die Ver­breiter der Geheimbünde den Menschen stellen, um sie zu fangen.

Und jene, welche die Kinder zum Empfange der heiligen Sakramente vorschriftsmäßig vorbereiten, würden gut tun, wenn sie alle einzeln anleiteten, den festen Vorsatz zu fassen, daß sie keinem Verein ohne Wissen der Eltern und ohne Gutheißung des Seelsorgers oder Gewissens­beraters (Beichtvaters) sich anschließen wollen.

Indes sind Wir Uns wohl bewußt, daß wir der schwie­rigen Aufgabe, diese unheilvolle Saat aus dem Acker des Herrn herauszureißen, ganz und gar nicht gewachsen sein werden, wenn nicht der Herr des Weinberges, der im Himmel wohnt, unserem Beginnen gnädig zu Hilfe kommt. Wir müssen ihn also so inständig und so fle­hentlich um seinen Beistand und seine Hilfe bitten, wie die Macht der Gefahr, die uns droht und die Größe der Bedrängnis, die uns umgibt, es von uns fordern.

Es erhebt die Sekte der Freimaurer, durch ihre Erfolge übermütig geworden, in maßlosem Stolze ihr Haupt, und ihre Frechheit scheint keine Grenze mehr zu kennen. Alle ihre Anhänger, durch ruchloses Bündnis und zu gemeinsamen Plänen im Geheimen verschworen, leisten einander Hilfe und reizen sich gegenseitig zu Taten gottloser Verwegenheit an. Ein so heftiger Angriff erfordert eine gleich starke Abwehr, d. h. alle Gut­gesinnten müssen einen einzigen mächtigen Bund zu gemeinsamer Arbeit und gemeinsamem Gebete schließen. Wir bitten sie daher, sie möchten doch einmütig, Schulter an Schulter und unentwegt gegen die vordringende Macht der Geheimbünde zusammenstehen ; auch möchten sie mit vielen und inständigen Seufzern und Gebeten ihre Hände zu Gott emporheben und von ihm erflehen, daß der christliche Name blühe und in Kraft bleibe, daß die Kirche ihre notwendige Freiheit wieder erlange, daß die Verirrten auf den rechten Weg zurückkehren, daß der Irrtum der Wahrheit und das Laster der Tugend endlich einmal Platz mache.

Um Hilfe und Fürsprache wollen wir uns an die Jungfrau und Gottesmutter Maria wenden, daß sie, die schon in ihrer Empfängnis den Satan besiegte, auch im Kampfe gegen die gottlosen Geheimbünde ihre Macht zeige, da in ihnen offenbar die satanischen Geister der Empörung mit ihrer alten Treulosigkeit und Heuchelei neu aufleben. Wir wollen auch den Fürsten der seligen Geister, den Sieger über die feindlichen Mächte der Hölle, den hl. Michael beschwören ; desgleichen den heiligen Joseph, den Bräutigam der seligsten Jungfrau, und mächtigen Patron der katholischen Kirche im Himmel, die großen Apostel Petrus und Paulus, die den christlichen Glauben ausgesät und siegreich beschützt haben. Auf den Schutz dieser Heiligen und auf die beharrlichen, gemeinschaftlichen Gebete vertrauend, hoffen Wir, daß Gott der von so vielen Gefahren um­ringten Menschheit zur rechten Zeit gnädig zu Hilfe kommen werde.

Als Unterpfand der himmlischen Gnade und als Zeichen Unserer Liebe erteilen Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, Eurem Klerus und dem gesamten Eurer Hirtensorge anvertrauten Volke von ganzem Herzen den Apostolischen Segen im Herrn

Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am 20. April des Jahres 1884, im siebenten Jahre Unseres Pontifikates.

PAPST LEO XIII.

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1 LEO XIII., Rundschreiben an die Ehrwürdigen Brüder, alle Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe und Bischöfe der katholischen Welt, die mit dem Apostolischen Stuhle in Gnaden und Gemeinschaft stehen. ASS xvI (1883-1884) 417-433.

2 AUGUSTINUS, De civitate Dei xiv 28, PL xLI 436.

3 Ps. LXXXII (LXXXIII) 3-5.

4 KLEMENS XII., In eminenti, 28. April 1738, Fontes n. 299.

5 BENEDIKT XIV., Providas, 18. März 1751, Fontes n. 412.

6 Pius VII., Ecclesiam, 13. September 1821, Fontes n. 479.

7 LEO XII., Quo graviora, 13. März 1825, Fontes n. 481 ; vgl. MG n. 30, Anmerkung.

8 Plus VIII., Rundschreiben Traditi, 21. Mai 1829, BRC Ix 23.

9 GREGOR XVI., Rundschreiben Mirari vos, 15. August 1832, ASS IV (1895) 336-345 ; MG SS. 16-31.

10 Pius IX., Rundschreiben Qui pluribus, 9. November 1846, Fontes n. 504. Ansprache Multiplices inter, 25. September 1865, Fontes n. 544.

11 MATTH. V 18.

12 Trid. Konzil, Sess. w c. 1, Denzinger n. 793.

13 AUGUSTINUS, Ep. cxxxvii ad Volusianum v 20, PL xxxill 525.

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(Quelle: MENSCH UND GEMEINSCHAFT IN CHRISTLICHER SCHAU – Dokumente – Herausgegeben von Dr. EMIL MARTY unter Mitwirkung von Josef Schafer und Anton Rohrbasser – Verlag der Paulusdruckerei Freiburg in der Schweiz, 1945)