„Niemals seit der Wiedervereinigung war das deutsche Volk so zerrissen wie 2021.

Eine wirkliche deutsche #Einheit – jenseits von phrasengeschwängerten Sonntagsreden – ist in weite Ferne gerückt.“ –

Müller: „Beim Skandal in Deutschland“ geht es auch um „törichte Feindseligkeit gegenüber dem Papst“

„Wir sind Zeugen einer häretischen Verneinung der katholischen Glaubenslehre über das Sakrament der Ehe und der Leugnung der anthropologischen Wahrheit, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau den Schöpferwillen Gottes zum Ausdruck bringt“

Vatikan (kath.net) kath.net dokumentiert den Beitrag „Blessing and Blasphemy“ des emeritierten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, in der US-amerikanischen Monatszeitschrift „First Things“ in eigener Übersetzung in voller Länge – Übersetzung © kath.net/Ein katholischer Priester.

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Am 10. Mai haben mehr als hundert katholische Priester in ganz Deutschland gleichgeschlechtliche Verbindungen gesegnet. Dies war eine Antwort auf eine Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre vom Februar, in der diese bekräftigte, dass die Kirche keine Vollmacht hat, solche Verbindungen zu segnen. Diese Inszenierung von Pseudosegnungen männlicher oder weiblicher Paare, die sich homosexuell betätigen, ist theologisch gesehen Blasphemie – ein zynischer Widerspruch zur Heiligkeit Gottes. Der heilige Paulus schrieb an die Kirche von Thessaloniki, dass Gott nichts anderes will als „eure Heiligung. Ihr sollt der Unzucht euch enthalten. Ein jeglicher aus euch soll es verstehen, in heiliger Zucht sein Weib sich zu gewinnen, und nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen.“ (1 Thess 4, 3–5).
 
Der legitime und geheiligte Ort leiblicher Vereinigung von Mann und Frau ist die natürliche oder sakramentale Ehe von Mann und Frau. Jede frei gewählte sexuelle Handlung außerhalb der Ehe ist eine schwerwiegende Verletzung des heiligen Willens Gottes (Hebr 13, 4). Die Sünde gegen die Keuschheit wiegt dann noch schwerer, wenn der Körper einer Person des gleichen Geschlechts instrumentalisiert wird, um sexuelle Begierde zu erzeugen. „Jede Sünde, die ein Mensch begeht, bleibt außerhalb des Leibes, der Unzüchtige dagegen sündigt an seinem eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“(1 Kor 6, 18)
 
Schwere Sünden gegen die Zehn Gebote, die im Gebot zusammengefasst sind, Gott und den Nächsten zu lieben, bringen den Verlust der heiligmachenden Gnade und des ewigen Lebens mit sich, solange man diese Sünden nicht von Herzen bereut, sie einem Priester beichtet und die Lossprechung empfängt, die mit Gott und der Kirche versöhnt. „Gebt euch keiner Täuschung hin! Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher, Lüstlinge, Diebe, Habsüchtige, Trunkenbolde, Lästerer, Räuber werden keinen Anteil am Reich Gottes haben.“ (1 Kor 6, 9).
 
In der Bibel wird der Segen Gottes zum ersten Mal dort erwähnt, wo der Mensch nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen wird. Die Institution der Ehe nimmt teil an der Wahrheit, dass unsere Schöpfung, als „männlich und weiblich“ (Gen 1, 27), die wesenhafte Güte Gottes zum Ausdruck bringt. Wenn ein Mann und eine Frau durch freie Zustimmung in der Ehe „ein Fleisch“ werden (Gen 2, 24; Mt 19, 5), gilt für sie das Versprechen, das Gott von Anfang an gegeben hat: „Gott segnete sie. Und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar! Mehret euch!“ (Gen 1,28).
 
Gott hat die Zahl der Menschen festgelegt, die durch den Zeugungsakt ihrer Eltern in dieses Leben hineingeboren werden und die als einzigartige Wesen dazu bestimmt sind, „in Liebe durch Jesus Christus“ zu sein, „weil so sein Wohlgefallen es gewollt hat.“ (Eph 1, 5). Jeder einzelne Mensch, der von einem Vater und einer Mutter gezeugt und geliebt wird, ist eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, und so zeigt sich, dass der von Gott geschaffene Unterschied zwischen Männern und Frauen und ihre Gemeinschaft in der Ehe ein Segen für sie, die Kirche des dreifaltigen Gottes, sowie die ganze Menschheit ist.
 
Der Segen des Priesters im katholischen Ritus der Eheschließung ruft die geoffenbarte Güte Gottes herab, und durch diesen Segen wird die helfende Gnade im Fürbittgebet der Kirche vermittelt (ex opere operantis). Das Paar erhält den Segen Gottes auch durch die heiligmachende Gnade der Ehe, die durch den Ehekonsens erlangt wird (ex opere operato). Aus diesem Grund ist das leibliche und geistige Potential, Leben hervorzubringen, das im ehelichen Akt und seiner Offenheit für die Zeugung von Kindern begründet liegt – in denen Gott seine Herrlichkeit und Erlösung kundzutun beabsichtigt – nicht nur an sich gut und frei von Sünde, sondern auch als prokreatives Handeln mit Blick auf das ewige Heil verdienstlich. (vgl. Thomas von Aquin, Kommentar zu 1 Kor 7, lectio 1; Summa Contra Gentiles IV, Cap. 78).
 
Der Segen bei der Eheschließung ist eng mit der Ehe verbunden, die bei der Schöpfung eingesetzt und von Christus zum Sakrament erhoben wurde. Dieser Segen ist das wirkmächtige Gebet der Kirche für Braut und Bräutigam um deren Teilhabe an der Erlösung, damit ihre Ehe die Kirche auferbaut und den Ehegatten, ihren Kinder und der Gesellschaft zum Wohl gereicht (Lumen Gentium, 11).
 
Der Ehesegen unterscheidet sich von anderen Segnungen und Weihehandlungen. Er kann nicht von seiner spezifischen Verbindung zum Sakrament der Ehe getrennt und auf nichteheliche Verbindungen angewendet oder, schlimmer noch, missbraucht werden, um sündhafte Verbindungen zu rechtfertigen.
 
Die Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre vom 22. Februar hat lediglich zum Ausdruck gebracht, was jeder katholische Christ, dem die Grundwahrheiten unseres Glaubens bekannt sind, weiß: Die Kirche hat keine Vollmacht, Verbindungen von Menschen gleichen Geschlechts zu segnen.
 
Es ist erstaunlich, dass Bischöfe und Theologen auf einmal auf einer pastoralen Notwendigkeit bestehen, homosexuelle Paare zu segnen – in Gegenden, in denen Gläubige wegen des Coronavirus viele Monate lang des Trostes und der Gnade der Sakramente beraubt worden sind. Diese Tatsache zeigt, wie tief der dogmatische, moralische und liturgische Grundwasserspiegel gesunken ist. Wenn Bischöfe wegen des Infektionsrisikos den Besuch der Messe, Krankenbesuche von Priestern und kirchliche Eheschließungen verboten haben, dann ist ihre Behauptung, dass es dringend notwendig sei, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, nicht im entferntesten plausibel.
 
Bei dem Skandal in Deutschland geht es somit nicht um Einzelpersonen und deren Gewissen. Hier ist auch keine Sorge um deren zeitliches und ewiges Heil erkennbar. Vielmehr sind wir Zeugen einer häretischen Verneinung der katholischen Glaubenslehre über das Sakrament der Ehe, wie auch der Leugnung der anthropologischen Wahrheit, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau den Schöpferwillen Gottes zum Ausdruck bringt.
 
Den Hintergrund dafür bildet der Antikatholizismus, der die deutsche Kultur seit langem prägt, wie auch eine törichte Feindseligkeit gegenüber dem Papst als Nachfolger Petri. Die Ideenwelt des Deutschen neigt zu Höhenflügen des Idealismus; man ist der Meinung, man stehe über den Grenzen des Sakramentalen und Sichtbaren und ihren von Rom definierten, allzumenschlichen Formen. Schlußendlich führt diese Hybris zurück in ein Gefangensein im Leib samt seinen unerlösten Trieben. Während viele glauben, es sei ein Zeichen der Wahrhaftigkeit, „gegen Rom“ zu sein, sind Agitatoren eifrig bemüht, den eigenen Standpunkt durchzusetzen, auch wenn so die Einheit der Kirche gefährdet und ihrer von den Aposteln überkommenen Lehre widersprochen wird. Das Nebeneinander von „gelebter Erfahrung“ und Offenbarung hat in Deutschland eine traurige Geschichte. Ob nun aus Naivität oder mit bewußtem Kalkül: Dieser falsche Gegensatz treibt das christliche Denken in ein nur dürftig verdecktes, christlich-liturgisch maskiertes Heidentum.
 
In den frühen 1930er Jahren wurden Millionen von Menschen nicht nur durch feindliche Agitation gegen die katholische Kirche, sondern auch durch Agitation gegen die „rechtgläubige“ protestantische „Bekennende Kirche“ verhetzt. Der nationalsozialistische Propagandist Alfred Rosenberg wollte die „Bekennende Kirche“ verächtlich manchen: Sie sei römischem Machtdenken verpflichtet und erachte „Gesetz, Offenbarung, Kirche und Glaubensbekenntnis heute als wichtiger denn die lebensnotwendigen Erfordernisse des deutschen Volkes, das um seine innere und äußere Freiheit kämpft“.
 
In Wirklichkeit sind Leben und Wahrheit in Christus eins (Joh 14, 6). Und Liebe ist nicht das, was mir primitive Lust bereitet, was meine Triebe befriedigt, meinen Nihilismus betäubt und vorübergehend die Krankheit meiner Seele lindert. „Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt sich findet: Lust des Fleisches, Lust der Augen, Hoffart des Lebens, kommt nicht vom Vater her, vielmehr kommt es von der Welt. Allein, die Welt vergeht samt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“(1 Joh 2, 15–17)
 
Diese deutschen Bischöfe und Theologen behandeln das Volk als Narren; sie behaupten, geheimes exegetisches Wissen zu besitzen, das es ihnen ermöglicht, Passagen der Heiligen Schrift, die Handlungen gegen die Natur verurteilen, so zu interpretieren, daß sie irgendwie mit der Bestätigung gleichgeschlechtlicher Verbindungen vereinbar wären. (Dies geschieht, indem die eheliche Liebe in einzelne Aspekte zerlegt wird, von denen einige auf gleichgeschlechtliche Verbindungen anwendbar seien.) Homosexualität begünstigende Gesetzesinitiativen, unterstützt von einer milliardenschweren Homosexuellenlobby, vermögen aber die Wahrheit über die menschliche Natur nicht zu zerstören – und Gottes Segen kann nur von seiner Kirche vermittelt werden.
 
„Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er, der uns im Himmel gesegnet hat mit aller Art von Geistessegen.“ Dieser Segen ist die wirksame Kraft der Liebe, die uns von der Selbstliebe befreit, so daß wir einander Brüder und Schwestern sein können und als Kinder Gottes geeint werden. Der Grundsatz ist von größter Bedeutung: „Mißbraucht aber die Freiheit nicht für ein Leben nach dem Fleisch; nein, dient einander in Liebe! „(Gal 5, 13).
 
Das leere Schauspiel der Segnungen gleichgeschlechtlicher Verbindungen stellt nicht nur den Lehrprimat des Petrusamtes in Frage, sondern auch die Autorität der Offenbarung Gottes selbst. Neu an dieser Theologie, die zum Heidentum zurückkehrt, ist das unverschämte Beharren darauf, sich trotzdem katholisch zu nennen – als könne man das Wort Gottes in der Heiligen Schrift und die Apostolische Tradition als bloße fromme Meinung und zeitgebundenen Ausdruck religiöser Gefühle und Ideale abtun, die sich im Einklang mit neuen Erfahrungen, Bedürfnissen und Mentalitäten verändern und weiterentwickeln müssen. Man erzählt uns jetzt, daß die Reduzierung von CO2-Emissionen wichtiger sei als die Vermeidung von Todsünden, die uns für immer von Gott trennen.
 
Der „Synodale Weg“ ist nicht von der Verfassung der katholischen Kirche legitimiert. Er ist motiviert von antiklerikalen Stereotypen: Machtbesessene Priester und Bischöfe, die aufgrund des Zölibatsversprechens angeblich zu sexuellen Abwegigkeiten neigen, Frauen absichtlich aus ihrem Männerclub heraushalten und ihnen kirchliche Ehrenstellen verweigern.
 
Um der Wahrheit des Evangeliums und der Einheit der Kirche willen darf Rom hier nicht schweigend zuschauen, in der Hoffnung, daß die Dinge sich nicht allzu dramatisch entwickeln werden oder daß die Deutschen mit taktischen Winkelzügen und kleinen Zugeständnissen zufriedengestellt werden könnten. Wir brauchen eine klare Grundsatzerklärung mit praktischen Konsequenzen. Dies ist notwendig, damit nach 500 Jahren der Spaltung dasjenige, was von der katholischen Kirche in Deutschland noch übrig ist, nicht dem Untergang preisgegeben wird – mit verheerenden Folgen für die Gesamtkirche.
 
Der Primat ist der Römischen Kirche aufgrund der Vorrechte des Stuhles Petri nicht so verliehen, daß dessen Inhaber tun könnte, was ihm beliebt, vielmehr aufgrund der von Christus dem Papst auferlegten schwerwiegenden Verpflichtung, die Einheit der ganzen Kirche in der geoffenbarten Glaubenslehre zu schützen.
 
Anläßlich des Festfeier der heiligen Apostel Petrus und Paulus sprach Papst Leo der Große über die Prüfung der Standhaftigkeit, die von allen Aposteln beim Leiden Christi verlangt wurde: „Und doch ist der Herr besonders besorgt um Petrus und betet besonders für den Glauben des Petrus (Lukas 22, 32), als blieben gleichsam die anderen standhafter, wenn der Mut des Anführers nicht gebrochen wird. In der Stärke des Petrus werden alle gestärkt, denn die Unterstützung der göttlichen Gnade wird so betrachtet, daß die Stärke, die Petrus gegeben wird, durch ihn auf die Apostel übergeht “(Predigt 83: 3).

Kirche in Deutschland ist „zu ängstlich“, sagt „Maria 1.0“

Bewegung erreicht „hunderte Emails“ besorgter Katholiken über Aktionen in deutschen Bistümern – Frage, ob Kirchensteuer nicht Teil der Probleme ist – Erinnerung an Warnungen von Papst Franziskus an deutsche Bischöfe

BERLIN , 17 May, 2021 / 10:40 AM (CNA Deutsch).- 

Es brodelt in der Kirche in Deutschland: Vergangene Woche segneten einige katholische Seelsorger homosexuelle Partnerschaften öffentlich in mehreren Kirchen; bundesweit predigten Frauen in heiligen Messen nach einem Aufruf eines katholischen Frauenverbandes; am Samstag empfingen Protestanten die heilige Kommunion im Rahmen des Ökumenischen Kirchentages.

In einer kritischen Stellungnahme reagierte am heutigen Montag die katholische Bewegung „Maria 1.0“ auf die Ereignisse, die weltweit für Aufsehen und Kritik gesorgt haben – und sogar deutscher Regierungsvertreter bewegte, darüber „mit dem Papst reden zu wollen“.

„Alle drei Vorfälle mögen zur Verbürgerlichung der Kirche beitragen, sind aber mit dem katholischen Lehramt unvereinbar“, so die Initiative in einer Stellungnahme am 17. Mai. Sprecherin Clara Steinbrecher zufolge habe „Maria 1.0“ wieder hunderte E-Mails von besorgten Katholiken erreicht.

„Besonders wurde in den Zuschriften kritisiert, dass es deutsche Bischöfe gibt, die diese Verstöße gegen das katholische Lehramt nicht nur tolerieren, sondern gutheißen“, so Steinbrecher.

„Von den Zeiten der heiligen Väter an verlangt es die Ordnung, dass sich der Bischof vor seiner Weihe, inmitten der Kirche zu dem festen Vorsatz bekennt, den Glauben treu zu bewahren und sein Amt recht zu verwalten.“ (Vgl. Pontifikale dt. 1994, 30-32.)

So gelobten katholische Bischöfe bei ihrer Weihe Gehorsam gegenüber dem Papst, erinnerte Steinbrecher. Zudem versprechen Bischöfe, dass sie das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut rein und unverkürzt weitergeben.

Das aktuelle Verhalten einiger Bischöfe kann sich Maria 1.0 nur dadurch erklären, dass man in einigen Diözesen Angst vor einem Bedeutungsverlust habe.

„Scheinbar gibt es Ortspfarrer und sogar Bischöfe, die Angst haben, in einer weithin hedonistischen Gesellschaft mit katholischen Positionen nicht mehr anschlussfähig zu sein“, vermuten die Frauen von Maria 1.0.

Deren Leiterin, Clara Steinbrecher, regt daher an, über die Abschaffung der Kirchensteuer nachzudenken. Dabei nimmt die junge Eichstätterin Bezug auf einen anderen Bayer: Papst Benedikt XVI. hatte die katholische Kirche in Deutschland 2011 überraschend aufgefordert, auf staatliche Privilegien zu verzichten.

Bei einer Rede vor 1 500 Gästen im Freiburger Konzerthaus sagte der damalige Papst: „Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben.“

Für Steinbrecher und viele andere Beobachter war das schon 2011 ein kritischer Hinweis von Papst Benedikt, dass die katholische Kirche in Deutschland, mit ihren großen, durchfinanzierten Behörden und Apparaten ihre Prioritäten falsch setze.

„Die Kirchensteuer ist zwar eine heilige Kuh, aber sie scheint mir Teil des Problems zu sein“, analysiert Steinbrecher. Maria 1.0 gehe davon aus, dass sich deshalb so viele deutsche Bischöfe dem Mainstream andienten, weil sie Angst vor weiteren Kirchenaustritten und somit vor weiterem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen haben, wenn sie den Forderungen des Zeitgeistes nicht nachgeben, so Steinbrecher.

Die Stellungnahme der jungen katholischen Bewegung weiter: „Jesus Christus war ein Zeichen dem widersprochen wurde. Die Frauen von Maria 1.0 rufen die deutschen Bischöfe dazu auf, keine Angst vor Widerspruch zu haben, den der katholische Glaube in der westlichen Gesellschaft erfährt“.

„Manche Bischöfe äußern sich wie Politiker, die möglichst vielen gefallen möchten“, bedauert Steinbrecher. Dabei war Gefälligkeit nicht der Antrieb der Apostel Jesu, in deren direkter Nachfolge die Bischöfe bis heute stehen: „Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird“, zitieren die jungen Frauen einen bekannten Bibelvers (Lk 2, 34).

Papst Franziskus hat die deutschen Bischöfe mehrfach und bereits 2015 aufgerufen, die „lähmende Resignation“ zu überwinden und ihr Heil nicht in Verwaltungsreformen zu suchen. Im Jahr 2019 warnte er in seinem Brief an die deutschen Katholiken“ vor der Irrlehre des „Pelagianismus“: Diese Häresie habe katastrophale Folgen, warnt der Papst weiter, denn blindes „Reformieren“ wird „das Herz unseres Volkes einschläfern und zähmen und die lebendige Kraft des Evangeliums, die der Geist schenken möchte, verringern oder gar zum Schweigen bringen: «Das aber wäre die größte Sünde der Verweltlichung und verweltlichter Geisteshaltung gegen das Evangelium»“. 

Stichwort: Maria 1.0

Die Schongauer Lehrerin Johanna Stöhr hat die Aktion Maria 1.0 im Mai 2019 als Reaktion auf die Bewegung „Maria 2.0“ ins Leben gerufen, die als bundesweite Protestaktion gegen das gültige Lehramt der katholischen Kirche und für den Zugang von Frauen zu Weiheämtern kämpfte. Zwei der „Maria 2.0“-Gründer haben mittlerweile ihren Kirchenaustritt angekündigt. Stöhr dagegen ist der Ansicht: „Maria braucht kein Update“. Sie wolle zeigen, „dass es auch Frauen gibt, die treu zur Lehre der Kirche stehen“. Seit 01. Mai 2021 ist Clara Steinbrecher, eine Studentin für das Gymnasiallehramt in Mathematik und Schulpsychologie, die Leiterin der Initiative. Sie hat zuvor bereits länger im Team von Maria 1.0 mitgewirkt.