Die Unauflöslichkeit der Ehe – Das Zeugnis der kirchlichen Tradition

Von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller,
Präfekt der Glaubenskongregation

Auch bei Trennung zweier Ehepartner bleibt das Eheband einer gültigen Ehe vor Gott weiterhin aufrecht und die einzelnen Partner sind nicht frei, eine neue Ehe zu schließen.

Vatikan (kath.net/www.vatican.va) Für die Herausbildung der kirchlichen Position bilden sodann die Kirchenväter und die Konzilien wichtige Zeugnisse. Für die Väter sind die biblischen Weisungen bindend. Sie lehnen die staatlichen Ehescheidungsgesetze als mit der Forderung Jesu unvereinbar ab. Die Kirche der Väter hat Ehescheidung und Wiederheirat zurückgewiesen, und zwar aus Gehorsam gegenüber dem Evangelium. In dieser Frage ist das Zeugnis der Väter eindeutig.

In der Väterzeit wurden geschiedene Gläubige, die zivil wieder geheiratet haben, auch nicht nach einer Bußzeit offiziell zu den Sakramenten zugelassen. Einige Vätertexte lassen wohl erkennen, dass Missbräuche nicht immer rigoros zurückgewiesen wurden und hin und wieder für sehr seltene Grenzfälle pastorale Lösungen gesucht wurden.

In manchen Gegenden kam es später, vor allem aufgrund der zunehmenden Verflechtung von Staat und Kirche, zu größeren Kompromissen. Im Osten setzte sich diese Entwicklung weiter fort und führte, besonders nach der Trennung von der Cathedra Petri, zu einer immer liberaleren Praxis. Heute gibt es in den orthodoxen Kirchen eine Vielzahl von Scheidungsgründen, die zumeist mit dem Verweis auf die Oikonomia, die pastorale Nachsicht in schwierigen Einzelfällen, gerechtfertigt werden, und den Weg zu einer Zweit- und Drittehe mit Bußcharakter öffnen. Mit dem Willen Gottes, wie er in den Worten Jesu über die Unauflöslichkeit der Ehe eindeutig zum Ausdruck kommt, ist diese Praxis nicht zu vereinbaren. Sie stellt jedoch ein nicht zu unterschätzendes ökumenisches Problem dar.

Im Westen wirkte die Gregorianische Reform den Liberalisierungstendenzen entgegen und stellte die ursprüngliche Auffassung der Schrift und der Väter wieder her. Die katholische Kirche hat die absolute Unauflöslichkeit der Ehe selbst um den Preis großer Opfer und Leiden verteidigt. Das Schisma einer vom Nachfolger Petri abgelösten „Kirche von England“ erfolgte nicht aufgrund von Lehrdifferenzen, sondern weil der Papst dem Drängen des blutrünstigen Königs Heinrichs VIII. nach Auflösung seiner Ehe aus Gehorsam gegenüber dem Wort Jesu nicht nachkommen konnte.

Das Konzil von Trient hat die Lehre von der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe bestätigt und erklärt, dass diese der Lehre des Evangeliums entspricht (vgl. DH 1807). Manchmal wird behauptet, dass die Kirche die orientalische Praxis faktisch toleriert habe. Das trifft aber nicht zu. Die Kanonisten sprachen immer wieder von einer missbräuchlichen Praxis. Und es gibt Zeugnisse, dass Gruppen orthodoxer Christen, die katholisch wurden, ein Glaubensbekenntnis mit einem ausdrücklichen Verweis auf die Unmöglichkeit von Zweit- und Drittehen zu unterzeichnen hatten.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat in der Pastoralkonstitution Gaudium et spes über die „Kirche in der Welt von heute“ eine theologisch und spirituell tiefe Lehre über die Ehe vorgelegt. Es hält klar und deutlich an der Unauflöslichkeit der Ehe fest. Die Ehe wird verstanden als umfassende leib-geistige Lebens- und Liebesgemeinschaft von Mann und Frau, die sich gegenseitig als Personen schenken und annehmen. Durch den personal freien Akt des wechselseitigen Ja-Wortes wird eine nach göttlicher Ordnung feste Institution begründet, die auf das Wohl der Gatten und der Nachkommenschaft hingeordnet ist und nicht mehr menschlicher Willkür unterliegt: „Diese innige Vereinigung als gegenseitiges Sich-Schenken zweier Personen wie auch das Wohl der Kinder verlangen die unbedingte Treue der Gatten und fordern ihre unauflösliche Einheit“ (Nr. 48). Durch das Sakrament schenkt Gott den Gatten eine besondere Gnade: „Wie nämlich Gott einst durch den Bund der Liebe und Treue seinem Volk entgegenkam, so begegnet nun der Erlöser der Menschen und der Bräutigam der Kirche durch das Sakrament der Ehe den christlichen Gatten. Er bleibt fernerhin bei ihnen, damit die Gatten sich in gegenseitiger Hingabe und ständiger Treue lieben, so wie er selbst die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat“ (ebd.). Durch das Sakrament enthält die Unauflöslichkeit der Ehe einen neuen, tieferen Sinn: Sie wird zum Bild der beständigen Liebe Gottes zu seinem Volk und der unwiderruflichen Treue Christi zu seiner Kirche.

Man kann die Ehe nur im Kontext des Christusmysteriums als Sakrament verstehen und leben. Wenn man die Ehe säkularisiert oder als bloß natürliche Wirklichkeit betrachtet, bleibt der Zugang zur Sakramentalität verborgen. Die sakramentale Ehe gehört der Ordnung der Gnade an, sie ist hinein genommen in die endgültige Liebesgemeinschaft Christi mit seiner Kirche. Christen sind gerufen, ihre Ehe im eschatologischen Horizont der Ankunft des Reiches Gottes in Jesus Christus, dem Fleisch gewordenen Wort Gottes, zu leben.

Das Zeugnis des Lehramts in der Gegenwart

Das bis heute grundlegende Apostolische Schreiben Familiaris consortio, das Johannes Paul II. am 22. November 1981 im Anschluss an die Bischofssynode über die christliche Familie in der Welt von heute veröffentlichte, bestätigt nachdrücklich die dogmatische Ehelehre der Kirche. Es bemüht sich aber pastoral auch in der Sorge um die zivil wiederverheirateten Gläubigen, die in einer kirchlich gültigen Ehe noch gebunden sind. Der Papst zeigt ein hohes Maß an Sorge und Zuwendung. Die Nr. 84 „Wiederverheiratet Geschiedene“ enthält folgende Grundaussagen: 1. Die Seelsorger sind aus Liebe zur Wahrheit verpflichtet, „die verschiedenen Situationen gut zu unterscheiden“. Man darf nicht alles und alle gleich bewerten. 2. Die Seelsorger und die Gemeinden sind gehalten, den betroffenen Gläubigen in „fürsorgender Liebe“ beizustehen. Auch sie gehören zur Kirche, haben Anspruch auf Seelsorge und sollen am Leben der Kirche teilnehmen. 3. Die Zulassung zur Eucharistie kann ihnen allerdings nicht gewährt werden. Dafür wird ein doppelter Grund genannt: a) „ihr Lebensstand und ihre Lebensverhältnisse stehen in objektivem Widerspruch zu jenem Bund der Liebe zwischen Christus und der Kirche, den die Eucharistie sichtbar und gegenwärtig macht“; b) „ließe man solche Menschen zur Eucharistie zu, bewirkte dies bei den Gläubigen hinsichtlich der Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe Irrtum und Verwirrung“. Eine Versöhnung im Bußsakrament, die den Weg zum Eucharistieempfang öffnet, kann es nur geben bei Reue über das Geschehene und „Bereitschaft zu einem Leben, das nicht mehr im Widerspruch zur Unauflöslichkeit der Ehe steht“. Das heißt konkret: Wenn die neue Verbindung aus ernsthaften Gründen, etwa wegen der Erziehung der Kinder, nicht gelöst werden kann, müssen sich die beiden Partner „verpflichten, völlig enthaltsam zu leben“. 4. Den Geistlichen wird aus inner sakramenten-theologischen und nicht aus legalistischen Zwang ausdrücklich verboten, für Geschiedene, die zivil wieder heiraten, „irgendwelche liturgische Handlungen vorzunehmen“, solange eben die erste sakramental gültige Ehe noch besteht..

Das Schreiben der Glaubenskongregation über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen vom 14. September 1994 bekräftigt, dass die Praxis der Kirche in dieser Frage „nicht aufgrund der verschiedenen Situationen modifiziert werden kann“ (Nr. 5). Zudem stellt es klar, dass die betroffenen Gläubigen nicht auf der Basis ihrer eigenen Gewissensüberzeugung zur heiligen Kommunion hinzutreten dürfen: „Im Falle, dass sie dies für möglich hielten, haben die Hirten und Beichtväter… die ernste Pflicht, sie zu ermahnen, dass ein solches Gewissensurteil in offenem Gegensatz zur Lehre der Kirche steht“ (Nr. 6). Falls Zweifel über die Gültigkeit einer zerbrochenen Ehe bestehen, müssen diese durch die dafür kompetenten Ehegerichte überprüft werden (vgl. Nr. 9). Von fundamentaler Bedeutung bleibt, „in fürsorgender Liebe alles zu tun, was die Gläubigen, die sich in einer irregulären ehelichen Situation befinden, in der Liebe zu Christus und zur Kirche bestärken kann. Nur so wird es ihnen möglich sein, die Botschaft von der christlichen Ehe uneingeschränkt anzuerkennen und die Not ihrer Situation aus dem Glauben zu bestehen. Die Pastoral wird alle Kräfte einsetzen müssen, um glaubhaft zu machen, dass es nicht um Diskriminierung geht, sondern einzig um uneingeschränkte Treue zum Willen Christi, der uns die Unauflöslichkeit der Ehe als Gabe des Schöpfers zurückgegeben und neu anvertraut hat“ (Nr. 10).

In dem nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum caritatis vom 22. Februar 2007 fasst Benedikt XVI. die Arbeit der vorausgegangenen Bischofssynode zum Thema der Eucharistie zusammen und führt sie weiter fort. In Nr. 29 kommt er auf die Situation der wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen zu sprechen. Auch für Benedikt XVI. handelt es sich hierbei um ein „dornenreiches und kompliziertes pastorales Problem“. Er bekräftigt „die auf die Heilige Schrift (vgl. Mk 10,2-12) gegründete Praxis der Kirche, zivil wiederverheiratete Geschiedene nicht zu den Sakramenten zuzulassen“, beschwört aber die Seelsorger geradezu, den Betroffenen „spezielle Aufmerksamkeit“ zu widmen: „in dem Wunsch, dass sie so weit als möglich einen christlichen Lebensstil pflegen durch die Teilnahme an der heiligen Messe, wenn auch ohne Kommunionempfang, das Hören des Wortes Gottes, die eucharistische Anbetung, das Gebet, die Teilnahme am Gemeindeleben, das vertrauensvolle Gespräch mit einem Priester oder einem geistlichen Führer, hingebungsvoll geübte Nächstenliebe, Werke der Buße und den Einsatz in der Erziehung der Kinder“. Wenn Zweifel an der Gültigkeit der in Brüche gegangenen ehelichen Lebensgemeinschaft bestehen, sind diese von den zuständigen Ehegerichten sorgsam zu prüfen. Die heutige Mentalität steht dem christlichen Eheverständnis, etwa bezüglich der Unauflöslichkeit der Ehe oder der Offenheit für Kinder, weithin entgegen. Weil viele Christen davon beeinflusst werden, sind in unseren Tagen Ehen wahrscheinlich häufiger ungültig als früher, weil es am Ehewillen im Sinn der katholischen Ehelehre mangelt und die Sozialisation im gelebten Raum des Glaubens zu gering ist. Darum ist eine Überprüfung der Gültigkeit der Ehe wichtig und kann zu einer Lösung von Problemen führen. Wo eine Ehenichtigkeit nicht festgestellt werden kann, setzen die Lossprechung und der Kommunionempfang gemäß der bewährten kirchlichen Praxis ein Zusammenleben „als Freunde, wie Bruder und Schwester“ voraus. Segnungen von irregulären Verbindungen sind „in jedem Fall zu vermeiden…, damit unter den Gläubigen keine Verwirrungen in Bezug auf den Wert der Ehe aufkommen“. Die Segnung (bene-dictio: Gutheißung von Gott her) einer Beziehung, die dem Willen Gottes entgegensteht, ist ein Widerspruch in sich.

In seiner Predigt beim VII. Weltfamilientreffen in Mailand am 3. Juni 2012 kam Benedikt XVI. wiederum auf dieses schmerzliche Problem zu sprechen: „Ein Wort möchte ich auch den Gläubigen widmen, die zwar die Lehre der Kirche über die Familie teilen, jedoch von schmerzlichen Erfahrungen des Scheiterns und der Trennung gezeichnet sind. Ihr sollt wissen, dass der Papst und die Kirche euch in eurer Not unterstützen. Ich ermutige euch, mit euren Gemeinden verbunden zu bleiben, und wünsche mir zugleich, dass die Diözesen geeignete Initiativen ergreifen, um euch aufzunehmen und Nähe zu vermitteln“.

Die letzte Bischofssynode zum Thema „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“ (7. – 28. Oktober 2012) hat sich erneut mit der Situation der Gläubigen beschäftigt, die nach dem Scheitern einer ehelichen Lebensgemeinschaft nicht dem Scheitern der Ehe, die als Sakrament bestehen bleibt) eine neue Verbindung eingegangen sind und ohne sakramentales Eheband zusammenleben. In der Schlussbotschaft wandten sich die Synodenväter mit folgenden Worten an die betroffenen Gläubigen: „Allen jenen möchten wir sagen, dass die Liebe des Herrn niemand allein lässt, dass auch die Kirche sie liebt und ein einladendes Haus für alle ist, und dass sie Glieder der Kirche bleiben, auch wenn sie die sakramentale Lossprechung und die Eucharistie nicht empfangen können. Die katholischen Gemeinschaften mögen gastfreundlich gegenüber all jenen sein, die in einer solchen Situation leben, und Wege der Versöhnung unterstützen“.

Anthropologische und sakramententheologische Erwägungen

Die Lehre über die Unauflöslichkeit der Ehe stößt in einer säkularisierten Umwelt häufig auf Unverständnis. Wo die Grundeinsichten des christlichen Glaubens verloren gegangen sind, vermag eine bloß konventionelle Zugehörigkeit zur Kirche wichtige Lebensentscheidungen nicht mehr zu tragen und in Krisen im Ehestand – wie auch im Priester- und Ordensleben – keinen Halt mehr zu bieten. Viele fragen sich: Wie kann ich mich für das ganze Leben an eine einzige Frau bzw. an einen einzigen Mann binden? Wer kann mir sagen, wie es mir in zehn, zwanzig, dreißig, vierzig Jahren in der Ehe gehen wird? Ist eine endgültige Bindung an eine einzelne Person überhaupt möglich? Die vielen ehelichen Gemeinschaften, die heute zerbrechen, verstärken die Skepsis der Jugend gegenüber definitiven Lebensentscheidungen.

Andererseits hat das in der Schöpfungsordnung begründete Ideal der Treue zwischen einem Mann und einer Frau nichts von seiner Faszination verloren, wie aus neueren Umfragen unter jungen Menschen hervorgeht. Die meisten von ihnen sehnen sich nach einer stabilen, dauerhaften Beziehung, wie sie auch der geistigen und sittlichen Natur des Menschen entspricht. Darüber hinaus ist an den anthropologischen Wert der unauflöslichen Ehe zu erinnern: Sie entzieht die Partner der Willkür und der Tyrannei der Gefühle und Stimmungen. Sie hilft ihnen, persönliche Schwierigkeiten durchzustehen und leidvolle Erfahrungen zu überwinden. Sie schützt vor allem die Kinder, die am Zerbrechen der Ehen am meisten zu leiden haben.

Die Liebe ist mehr als Gefühl und Instinkt. Sie ist ihrem Wesen nach Hingabe. In der ehelichen Liebe sagen zwei Menschen wissentlich und willentlich zueinander: nur du – und du für immer. Dem Wort des Herrn “Was Gott verbunden hat…“ entspricht das Versprechen der Brautleute: „Ich nehme dich an als meinen Mann… Ich nehme dich an als meine Frau… Ich will dich lieben, achten und ehren, solange ich lebe, bis der Tod uns scheidet.“ Der Priester segnet den Bund, den die Brautleute miteinander vor Gottes Angesicht geschlossen haben. Wer Zweifel hat, ob das Eheband von ontologischer Qualität ist, möge sich vom Wort Gottes belehren lassen: „Am Anfang hat Gott Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins“ (Mt 19,4-6).

Für Christen gilt, dass die Ehe von Getauften, die in den Leib Christi eingegliedert sind, sakramentalen Charakter hat und damit eine übernatürliche Wirklichkeit darstellt. Ein ernstes pastorales Problem besteht darin, dass manche heute die christliche Ehe ausschließlich mit weltlichen und pragmatischen Kriterien beurteilen. Wer nach dem „Geist der Welt“ (1 Kor 2,12) denkt, kann die Sakramentalität der Ehe nicht begreifen. Dem wachsenden Unverständnis gegenüber der Heiligkeit der Ehe kann die Kirche nicht entsprechen durch pragmatische Anpassung an das vermeintlich Unausweichliche, sondern nur durch das Vertrauen auf „den Geist, der aus Gott stammt, damit wir erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist“ (1 Kor 2,12). Die sakramentale Ehe ist ein Zeugnis für die Macht der Gnade, die den Menschen verwandelt und die ganze Kirche vorbereitet für die heilige Stadt, das neue Jerusalem, die Kirche, die breit ist „wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat“ (Offb 21,2). Das Evangelium von der Heiligkeit der Ehe ist in prophetischem Freimut zu verkünden. Ein müder Prophet sucht in der Anpassung an den Zeitgeist sein Heil, aber nicht das Heil der Welt in Jesus Christus. Die Treue zum Jawort der Ehe ist ein prophetisches Zeichen für das Heil, das Gott der Welt schenkt. „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Mt 19, 12). Durch die sakramentale Gnade wird die eheliche Liebe gereinigt, gestärkt und erhöht. „Diese Liebe, die auf gegenseitiger Treue gegründet und durch Christi Sakrament geheiligt ist, bedeutet unlösliche Treue, die in Glück und Unglück Leib und Seele umfasst und darum unvereinbar ist mit jedem Ehebruch und jeder Ehescheidung“ (Gaudium et spes, Nr. 49). Die Gatten haben kraft des Ehesakramentes an der endgültigen, unwiderruflichen Liebe Gottes teil. Sie können deshalb Zeugen der treuen Liebe Gottes sein, müssen ihre Liebe aber beständig nähren durch ein Leben aus dem Glauben und der Liebe.

Freilich gibt es Situationen – jeder Seelsorger weiß darum –, in denen das eheliche Beisammensein aus schwerwiegenden Gründen, etwa aufgrund von physischer oder psychischer Gewalt, praktisch unmöglich wird. In solchen Härtefällen hat die Kirche immer gestattet, dass sich die Gatten trennen und nicht länger zusammen wohnen. Dabei ist aber zu bedenken, dass das Eheband einer gültigen Ehe vor Gott weiterhin aufrecht bleibt und die einzelnen Partner nicht frei sind, eine neue Ehe zu schließen, solange der Ehepartner am Leben ist. Die Seelsorger und die christlichen Gemeinschaften müssen sich dafür einsetzen, Wege der Versöhnung auch in diesen Fällen zu fördern oder, falls dies nicht möglich ist, den betroffenen Menschen zu helfen, ihre schwierige Situation im Glauben zu bewältigen.

Moraltheologische Anmerkungen

Immer wieder wird vorgeschlagen, man soll wiederverheiratete Geschiedene selber in ihrem Gewissen entscheiden lassen, ob sie zur Kommunion hinzutreten oder nicht. Dieses Argument, dem ein problematischer Begriff von „Gewissen“ zugrunde liegt, wurde bereits im Schreiben der Glaubenskongregation von 1994 zurückgewiesen. Natürlich müssen sich die Gläubigen bei jeder Messfeier im Gewissen prüfen, ob ein Kommunionempfang möglich ist, dem eine schwere nicht gebeichtete Sünde immer entgegensteht. Sie haben dabei die Pflicht, ihr Gewissen zu bilden und an der Wahrheit auszurichten. Dabei hören sie auch auf das Lehramt der Kirche, das ihnen hilft, „nicht von der Wahrheit über das Gute des Menschen abzukommen, sondern, besonders in den schwierigeren Fragen, mit Sicherheit die Wahrheit zu erlangen und in ihr zu bleiben“ (Johannes Paul II., Enzyklika Veritatis splendor, Nr. 64). Wenn wiederverheiratete Geschiedene in ihrem Gewissen subjektiv der Überzeugung sind, dass eine vorausgehende Ehe nicht gültig war, muss dies objektiv durch die zuständigen Ehegerichte nachgewiesen werden. Die Ehe betrifft nämlich nicht nur die Beziehung zweier Menschen zu Gott, sie ist auch eine Wirklichkeit der Kirche, ein Sakrament, über dessen Gültigkeit nicht der einzelne für sich, sondern die Kirche entscheidet, in die er durch Glaube und Taufe eingegliedert ist. „Wenn die vorausgehende Ehe von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen gültig war, kann ihre neue Verbindung unter keinen Umständen als rechtmäßig betrachtet werden, daher ist ein Sakramentenempfang aus inneren Gründen nicht möglich. Das Gewissen des einzelnen ist ausnahmslos an diese Norm gebunden“ (Kardinal Joseph Ratzinger, Die Ehepastoral muss auf der Wahrheit gründen: L’Osservatore Romano. Wochenausgabe in deutscher Sprache, 9. Dezember 2011, S. 7).

Auch die Lehre von der Epikie, wonach ein Gesetz zwar allgemein gilt, aber das konkrete menschliche Handeln nicht immer angemessen abdeckt, kann hier nicht angewandt werden, weil es sich bei der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe um eine göttliche Norm handelt, über die die Kirche keine Verfügungsgewalt hat. Die Kirche hat jedoch – auf der Linie des Privilegium Paulinum – die Vollmacht, zu klären, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit eine im Sinne Jesu unauflösliche Ehe zustande kommt. Sie hat, davon ausgehend, Ehehindernisse festgelegt, Gründe für die Ehenichtigkeit erkannt und ein ausführliches Prozessverfahren entwickelt.

Ein weiterer Vorschlag für die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten plädiert mit dem Argument der Barmherzigkeit. Da Jesus sich selbst mit den Notleidenden solidarisiert und ihnen seine erbarmende Liebe geschenkt habe, sei die Barmherzigkeit ein besonderes Zeichen wahrer Nachfolge. Dies ist richtig, greift aber als sakramenten-theologisches Argument zu kurz. Denn die ganze sakramentale Ordnung ist ein Werk göttlicher Barmherzigkeit und kann nicht mit Berufung auf dieselbe aufgehoben werden. Durch die sachlich falsche Berufung auf die Barmherzigkeit besteht zudem die Gefahr einer Banalisierung des Gottesbildes, wonach Gott nichts anderes vermag, als zu verzeihen. Zum Geheimnis Gottes gehören neben der Barmherzigkeit auch seine Heiligkeit und Gerechtigkeit. Wenn man diese Eigenschaften Gottes unterschlägt und die Sünde nicht ernst nimmt, kann man den Menschen letztlich auch nicht seine Barmherzigkeit vermitteln. Jesus begegnete der Ehebrecherin mit großem Erbarmen, sagte ihr aber auch: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“ (Joh 8,11). Die Barmherzigkeit Gottes ist keine Dispens von den Geboten Gottes und den Weisungen der Kirche. Sie verleiht vielmehr die Kraft der Gnade zu ihrer Erfüllung, zum Wiederaufstehen nach dem Fall und zu einem Leben in Vollkommenheit nach dem Bild des himmlischen Vaters.

Die pastorale Sorge

Auch wenn eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten aus ihrer inneren Natur heraus nicht möglich ist, sind umso mehr die pastoralen Bemühungen um diese Gläubigen geboten, wobei diese auf die offenbarungstheologischen und lehramtlichen Vorgaben der Kirche verwiesen bleiben. Der von der Kirche aufgezeigte Weg ist für die Betroffenen nicht einfach. Sie dürfen aber wissen und spüren, dass die Kirche als Heilsgemeinschaft ihren Weg begleitet. Indem die Partner sich bemühen, die Praxis der Kirche zu verstehen und nicht zur Kommunion zu gehen, legen sie auf ihre Weise Zeugnis für die Unauflöslichkeit der Ehe ab.

Die Sorge um wiederverheiratete Geschiedene darf freilich nicht auf die Frage des Eucharistieempfangs reduziert werden. Es geht um eine umfassendere Pastoral, die versucht, den unterschiedlichen Situationen möglichst gerecht zu werden. Wichtig ist dabei, dass es außer der sakramentalen Kommunion noch andere Weisen der Gemeinschaft mit Gott gibt. Verbindung zu Gott gewinnt man, wenn man sich ihm in Glaube, Hoffnung und Liebe, in Reue und Gebet zuwendet. Gott kann den Menschen auf unterschiedlichen Wegen seine Nähe und sein Heil schenken, auch wenn sie sich in einer widersprüchlichen Lebenssituation befinden. Wie die neueren Dokumente des kirchlichen Lehramts durchgängig unterstreichen, sind die Seelsorger und die christlichen Gemeinden gerufen, die Menschen in irregulären Situationen offen und herzlich aufzunehmen, ihnen einfühlsam und helfend zur Seite zu stehen und sie die Liebe des Guten Hirten spüren zu lassen. Eine in Wahrheit und Liebe gründende Seelsorge wird dafür immer wieder neu die rechten Wege und Formen finden.

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Quelle 

DIE FAMILIE, SCHULE MENSCHLICHER UND CHRISTLICHER WERTE

Die Familie, erste Schule des Glaubens

1. Gott möchte alle Menschen an seinem Heilsplan teilhaben lassen, der durch Christus enthüllt und Wirklichkeit wurde (1 Tim 1,15-16). Gott hat auf verschiedenen Wegen zu unseren Eltern gesprochen (Heb 1,1) Als sich die Zeit erfüllte (Gal 4,4) hat Er zu uns gesprochen in und durch seinen Sohn (Heb 1,2-4): der Vater hat keine weiteren Worte für uns, denn er gab uns ein und nur ein Wort in Christus (Joh 1, 1ff).

2. Die Kirche hat das Amt der Verkündigung dieser großartigen Botschaft an die Menschheit empfangen: „ Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). So verstanden es die Apostel und machten es durch das Pfingstereignis bekannt für die Welt. Sie verkündeten die Frohbotschaft des Todes und der Auferstehung Christi in Jerusalem (Apg 1-5) und verbreiteten es so in der Welt (Apostelgeschichte und Briefe)

3. Die christliche Familie, die Hauskirche, alle nehmen Teil an dieser Mission. Mehr noch, für die Familie sind die ersten und Hauptempfänger dieser missionarischen Verkündigung ihre Kinder und Verwandten, wie es in den Pastoralbriefen des Apostels Paulus geschrieben steht. Die sakramentalen Ehen und christlichen Eltern einer jeden Zeit haben dies gelebt (Vater der Heiligen Teresa von Jesus, Vater der Heiligen Thérèse vom Kinde Jesu; so viele Eltern der heutigen Zeit). Im Lichte der freudenreichen Erfahrung der Kirche in den christlichen Gesellschaften Europas (wenn Familien die Mission der Verkündigung leben) und ebenfalls im Licht der vielen verschiedenen negativen Einflüsse die zu beobachten sind (durch Verbannen und Verneinen dieser Mission). In diesen Nationen – welche nicht länger christliche Nationen sind – muss wieder die Familie die erste Schule und die erste Lehrmeisterin des Glaubens sein und dadurch soll der Glaube gestärkt und die Kirche in der Gesellschaft verwurzelt werden. Die wichtigste missionarische Botschaft der Eltern sollte in der eigenen Familie erfolgen, weil es ein schlechtes und schwaches Vorbild wäre andere evangelisieren zu wollen und die Evangelisation in der eigenen Familie zu verneinen. Eltern geben ihren Glauben den Kindern durch ihr Zeugnis eines christlichen Lebens und christlicher Werte weiter.

4. Das Herzstück dieses Aspektes der Bildung im Glauben ist die fröhliche und lebendige Verkündigung Christi, Seines Todes und Seiner Auferstehung für unsere Sünden. Die Wahrheit, die im Glaubensbekenntnis, in den Sakramenten und in den zehn Geboten festgeschrieben steht, stellen einen unabdingbaren Zusammenhang mit der Verkündigung dar. Menschliche und christliche Werte sind Bestandteil der integralen Bildung des Glaubens. (Dieser fundamentale Hintergrund kann jedoch fast nie vorausgesetzt werden, nicht einmal in so genannten „Christlichen“ Ländern und in den Fällen, in denen Eltern die Sakramente für ihre Kinder wünschen, bei sonstiger religiöser Ignoranz und mangelnder religiöser Praxis der Eltern)

Die Familie, Schule der Wahrheit des Menschen: Ehe und Familie

1. Das größte Problem, mit dem die Familie in der christlichen Erziehung der Kinder in der heutigen Zeit konfrontiert wird, ist nicht religiöser Natur, sondern hat essentiell anthropologische Gründe :es ist ein radikal ethisch-philosophischer Relativismus. Laut diesem existiert keine objektive Wahrheit über den Menschen und, konsequenterweise ebenfalls nicht über Ehe und Familie. Geschlechtsspezifische Unterschiede selbst, manifestiert in der Biologie aus männlich und weiblich, basieren nicht auf der Natur, sondern allein als kulturelles Produkt, das sich beliebig nach eigenem Verständnis ändern kann. Das verleugnet und zerstört die Existenz der Institution der Ehe und der Familie selbst.

2. Relativismus bekräftigt also, dass Gott nicht existiert und dass es unmöglich ist an Ihn zu glauben (Atheismus und Agnostizismus), und über dies hinaus, dass es keine dauerhaften Werte und ethischen Normen gibt. Die einzig anerkannten Normen sind diejenigen, die aufgrund parlamentarischer Mehrheit entstanden sind.

3. In Anbetracht dieser sehr radikalen und bedingenden Realität hat die Familie nun die unvermeidbare Aufgabe, die Wahrheit über den Menschen an ihre Kinder zu vermitteln. Wie es schon in früheren Jahrhunderten der Fall war, ist es jetzt von der allergrößten Bedeutung, die erste Seite der Genesis zu kennen und zu verstehen: es gibt einen guten und personalen Gott, der den Mann und die Frau mit gleicher Würde, und doch unterschiedlich und komplementär untereinander erschuf, und er gab ihnen die Aufgabe durch die unauflösbare Vereinigung in „einem Fleisch“ (Ehe) Kinder zu haben. Die Texte, die von der Erschaffung des Menschen erzählen, dass Mann und Frau als Paar – wie es von Gott entworfen – der erste Ausdruck der Gemeinschaft von Personen sind, weil Eva nach dem Bild Adams erschaffen wurde, welches ihn in seinem Anderssein komplettiert (Gen 2,18) und mit ihm zu „einem Fleisch“ wird (Gen 2,24). Zur gleichen Zeit haben sie beide eine prokreative Mission, welche sie Mitarbeiter an der Schöpfung sein lässt (Gen 1,28)

4. Diese Wahrheit des Menschen und der Ehe kann ebenfalls durch strikte menschliche Vernunft erkannt werden. In der Tat, alle Kulturen haben in ihren Bräuchen und Sitten anerkannt, dass die Ehe aus einer Gemeinschaft von Mann und Frau besteht, obwohl sie gelegentlich Polygamie gestattet haben. Verbindungen gleichen Geschlechts wurden jedoch der Ehe immer als wesensfremd betrachtet.

5. Der Heilige Paulus beschreibt all das sehr energisch in seinen Briefen an die Römer: Er beschreibt die Situation des Heidentums seiner Zeit und die moralische Unordnung in welche die Gesellschaft gefallen war, weil sie nicht den Gott anerkennen wollte, den er durch Vernunft erkannte (Rom 1, 18-32). Diese Tiefe des Testaments sollte von der Familie von heute entdeckt werden, um das Fundament der Glaubensweitergabe nicht auf Treibsand zu setzen. Gott zu ignorieren führt zudem zu Verklärung und Trübung der Wahrheit über den Menschen.

6. Die Väter der Kirche bieten eine reiche Lehre und gute Beispiele wie man heutzutage fortfahren sollte. Die Existenz eines schöpferischen und allwissenden Gottes, welcher die Welt, den Menschen und die Ehe als Wirklichkeit in sich gut erschuf, soll im Detail erklärt werden und neu ins Bewusstsein geholt werden .Dann kann der Kampf gegen die moralische Unordnung des Heidentums geführt werden und Ehe und Familie verteidigt werden.

Die Familie, Schule der Würde des Menschen
und des Respekts vor allem menschlichen Leben

1. Die Kirche sieht im Menschen, in jedem Menschen, das lebendige Abbild Gottes selbst; ein Bild, das seinen Existenzgrund in Christi Geheimnis findet. Täglich sind wir gefragt, es tiefer zu ergründen. Christus zeigt uns Gott in Seiner Wahrheit; aber, zur gleichen Zeit, manifestiert es den Menschen zum Menschen. Dieser Mensch hat von Gott eine unvergleichliche und unantastbare Würde erhalten, weil der Mensch in Gottes Abbild und Ähnlichkeit erschaffen wurde, und Sein Adoptivsohn wird. Christus verbindet durch seine Menschwerdung in gewisser Weise alle Menschen.

2. Weil der Mensch als Abbild Gottes gemacht wurde, hat er die Menschenwürde: er ist nicht etwas, sondern jemand. Er hat die Fähigkeit sich zu kennen, sich selbst freiwillig zu schenken und in Gemeinschaft mit anderen zu treten. Diese Verbindung mit Gott wird vielleicht ignoriert, vergessen und verdrängt, aber es kann nicht eliminiert werden, weil der Mensch als personales Wesen von Gott erschaffen wurde, auf Ihn hin gerichtet und, um mit Ihm zu leben.

3. Mann und Frau haben die gleiche Würde, weil beide Abbild Gottes sind. Indem sie sich selbst gegenseitig dem andern aufrichtig Schenken, erkennen sie ihre personale Würde, ihr Personsein. . Die Frau ist die Ergänzung zum Mann und der Mann ist Ergänzung zur Frau. Männer und Frauenergänzen sich gegenseitig, nicht nur aus der physiologischen und psychologischen Perspektive, sondern auch ontologisch betrachtet, weil nur aufgrund der Dualität des „Maskulinen“ und des „Femininen“ das „Menschsein“ ganz verwirklicht werden kann. Es ist die „Einheit der zwei“, die uns eine interpersonale und gegenseitige Verbindung erfahren lässt. Überdies hinaus hat Gott die Aufgabe der Lebensweitergabe und menschliches Leben nur dieser „Einheit der zwei“ anvertraut.

4. Die Schöpfung wurde für alle Menschen gemacht. Der Mensch aber, wurde erschaffen und geliebt aufgrund seiner selbst. Der Mensch existiert als einzigartiges und unvergleichliches Wesen. Er ist ein mit Intelligenz und Gewissen bedachtes Wesen, fähig über sich selbst zu reflektieren und, dadurch seiner selbst und seiner Taten bewusst.

5. Die Würde des Menschen – jedes Menschen – hängt von keiner menschlichen Instanz ab, sondern liegt in seinem alleinigen Sein begründet, als Abbild Gottes und in Ähnlichkeit zu Ihm erschaffen. Deswegen darf keiner diese Würde misshandeln ohne die Schöpfungsordnung zu verletzten.

6. Trotz der Grenzen und Leiden, die dem Körper und Geist des Menschen auferlegt worden sind, sind alle behinderten Menschen menschliche Subjekte, mit Rechten und Pflichten, welche keiner diskriminieren und verletzen darf.

7. Auch die Ungeborenen sind Personen vom Moment der Befruchtung an; und ihr Leben darf weder durch Abtreibung noch durch wissenschaftliche Experimente zerstört werden. Ungeborenes Leben zu zerstören, welches vollkommen unschuldig ist, ist ein Akt höchster Gewalt und schwerer Verantwortung in den Augen Gottes.

Die Familie, Vermittler menschlicher Tugenden und Werte

1. Die Familie, geboren aus der intimsten Gemeinschaft des Lebens und der ehelichen Liebe in der Ehe von Mann und Frau, ist gleichwohl der erste Ort für interpersonale Verbindungen, das Fundament des menschlichen Lebens und der Prototyp sozialer Beziehungen. Diese Wiege des Lebens und der Liebe ist der Ort, in den ein Mensch hineingeboren wird und aufwachsen sollte. Dort erhält der junge Mensch die erste Vorstellung der Wahrheit und des Guten, dort erfährt er was es heißt, Mensch zu sein… Die Familie ist die natürliche Gemeinschaft, in der der Mensch die erste menschliche Bildung sozialen Verhaltens erfährt. weil dort nicht nur die persönliche Beziehung zwischen „Ich“ und „Du“ existiert, sondern der Schritt zum „Wir“ gegangen wird. Das gegenseitige Geben des Mannes und der Frau verbunden in der Ehe bildet ein Lebensumfeld, in welchem das Kind das Potential seiner Würde und seiner einzigartigen und unverwechselbaren Bestimmung entwickeln kann. In diesem Umfeld der natürlichen Liebe sind alle Mitglieder der Familiengemeinschaft verbunden, jedes Mitglied ist anerkannt und trägt Verantwortung.

2. Die Familie formt und bildet den Menschen im Bezug auf all seine Dimensionen und Talente, um seine Würde zu erfüllen. Es ist das angemessene Umfeld der Lehre und der Weitergabe kultureller, ethnischer, sozialer, spiritueller und religiöser Werte, das essentiell ist, für die Entwicklung und das Wohlbefinden sowohl der Familienmitglieder untereinander als auch der Gesellschaft. In der Tat, die Familie ist die erste Schule sozialer Tugenden, welcher alle Menschen bedürfen. Die Familie trägt dazu bei diese fundamentalen Werte zu vermitteln, die unabdingbar für die Bildung eines frohen, ehrlichen und verantwortungsbewussten Bürgers sind; Zu diesen Tugenden zählen z.B.:. Wahrheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Hilfsbereitschaft den Schwachen gegenüber, Nächstenliebe, Toleranz etc.

3. Die Familie ist die beste Schule, um entgegen den heutigen individualistischen Trends Gemeinschaften und brüderliche Beziehungen zu bilden. In der Tat, Liebe: d.h. Die Seele der Familie in allen Dimensionen soll erfahrbar gemacht werden durch das ehrliche sich den anderen schenken. Zu lieben meint etwas zu geben und zu erhalten, das weder verkauft noch gekauft werden kann, nur frei und gegenseitig gegeben. Dank der Liebe ist jedes Familienmitglied anerkannt, akzeptiert und respektiert in seiner Würde. Durch die Liebe, welche durch freiwilliges sich Schenken gelebt wird, gewinnen Freundschaften an Qualität, und entstehen selbstlose und tief verankerte Beziehungen. Wie die Erfahrung zeigt, bildet die Familie jeden Tag ein Netzwerk interpersonaler Beziehungen und bereitet auf ein Leben in der Gesellschaft in einem Klima des Respekts, der Gerechtigkeit und des wahren Dialoges vor.

4. Die christliche Familie zeigt ihren Kindern, dass ihre Großeltern und ältere Menschen nicht nutzlos sind, weil sie nicht mehr produktiv sein können, oder zur Last fallen, weil sie selbstlose und ständige Betreuung der Kinder und Enkellinder benötigen Die neue Generation lehrt, dass neben ökonomischen und funktionalen Werte, andere menschliche, kulturelle, moralische und soziale Werte herrschen, welche eine wesentlich größere Rolle spielen.

5. Die Familie hilft das Gute, dass die sozialen Werte beinhaltet, zu entdecken. Ein und derselbe Tisch, an dem wir alle das gleiche essen, angemessen der Gesundheit und dem Alter aller Mitglieder. Das ist ein einfaches aber effizientes Beispiel, um den sozialen Sinn dieses Gutes zu zeigen. Das Kind verinnerlicht Kriterien und Verhaltensweisen, die von großem Nutzen in der größeren Familie und der Gesellschaft sind.

Die Familie, offen für Gott und den Mitmenschen

1. Der Mensch ist als Abbild Gottes erschaffen, um mit Ihm zu leben .Des Menschen Hinwendung zum Atheismus, Agnostizismus und sein religiöses Desinteresse sind keine natürlichen Situationen für den Menschen und sie können keine definitiven Situationen für die Gesellschaft sein. Im Wesentlichen ist der Mensch an Gott gebunden wie ein Haus an seinen Architekten gebunden ist. Die schmerzhaften Konsequenzen unserer Sünden verdunkeln diesen Horizont, aber früher oder später werden wir uns nach dem Haus und der Liebe unseres Vaters im Himmel sehnen. Wir erfahren etwas dem Gleichnis des verlornen Kindes Vergleichbares, denn es hört nie auf Kind zu sein, selbst als es das Haus des Vaters verließ, und trotz seines Eigensinns fühlt das Kind letzten Endes eine unwiderstehliche Sehnsucht zurückzukehren. In der Tat, alle Menschen spüren immer eine Sehnsucht nach Gott und sie machen die gleiche Erfahrung wie St. Augustinus, selbst wenn sie nicht fähig sind dies mit der gleichen Stärke und Schönheit auszudrücken wie er: „ Herr, Du hast uns für Dich erschaffen, und unsere Herzen werden keine Ruhe finden bis sie den Frieden in Dir finden können.“ (Konfessionen, 1,1)

2. Die christliche Familie erhebt Gott in Anbetracht dieser Realität der Grundsehnsucht des Menschen vom ersten Augenblick an ins Bewusstsein und ins Zentrum.. In diesem gesunden Umfeld , das die Kinder einatmen und verinnerlichen, können sie sich entwickeln und heranreifen. Dieses Umfeld der Familie hilft den Kindern Gott, Jesus Christus, den Heiligen Geist und die Kirche zu entdecken und zu empfangen. In voller Kohärenz, und vom Augenblick der Geburt an, fragen die Eltern die Kirche nach der Taufe ihrer Kinder und tragen ihre Kinder von Freude erfüllt zum Empfang des Taufwassers. Dann begleiten sie ihre Kinder in der Vorbereitung auf die Erstkommunion und die Firmung .Die Kinder werden für die Katechesestunde in der Gemeinde angemeldet und es wird nach einer Schule gesucht, die die beste katholische Ausbildung bietet.

3. Dennoch ist wahre christliche Erziehung der Kinder nicht begrenzt auf das Einbeziehen Gottes nur in wichtige Dinge der Leben ihrer Kinder, sondern er soll zum Zentrum des Lebens auch der Eltern werden, so dass alle anderen Aktivitäten und Wirklichkeiten: Intelligenz, Gefühle, Freiheit, Arbeit, Ruhe, Schmerz, Krankheit, Allergien, materieller Besitz, Kultur, in diesem Licht gesehen werden. Zusammengefasst: alles ist von Gott geformt und geordnet. Kinder müssen sich daran gewöhnen vor jeder Handlung zu hinterfragen: „Was würde Gott von mir wollen, dass ich jetzt tue oder nicht tue?“ Jesus Christus bestätigte den Glauben und die Überzeugung, abhängig vom Alten Bund, an das so genannte „Große Gebot“, als Er dem Schriftgelehrten antwortete: „das erste Gebot ist dieses: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ (Mk 12,28; Lk 10,25; Mt 22,36)

4. Wenn Gott das Zentrum der Erziehung der Eltern ist, besonders in Begebenheiten des täglichen Lebens: Familiengebet zu den Mahlzeiten, den Kindern beibringen dankbar zu sein für das, was ihnen geschenkt wurde, sich Ihm zuwenden in Zeiten des Schmerzes in welcher Form auch immer, als Familie die Sonntagsmesse besuchen, die Kinder zum Empfang des Bußsakramentes begleiten, etc.

5. Die Frage des Schriftgelehrten beinhaltete nur die Frage „was ist das erste Gebot“. Aber als Jesus antwortete, fügte er hinzu: das zweite Gebot ist dem Ersten ähnlich „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Dann ist den Nächsten zu lieben wie sich selbst „Sein Gebot“ und das „Kennzeichen“ Seiner Jünger. Wie St. Johannes mit feinsinniger Psychologie zusammengefasst hat: „Wenn du deinen Nächsten, den du siehst, nicht liebst, wie sehr kannst Du dann Gott, den du nicht siehst lieben?“ (1 Joh 4,20)

6. Eltern müssen ihren Kindern helfen Mitmenschen zu entdecken, ihren Nächsten, besonders jene, die Hilfe bedürfen, und kleine aber treue Dienste zu erweisen: Spielzeuge oder Geschenke mit ihren Brüdern und Schwestern teilen, den Jüngeren helfen, den Armen in der Straße Almosen geben, kranke Verwandte besuchen, die Großeltern begleiten und ihnen kleine Dienste erweisen, Menschen akzeptieren durch das Übersehen kleiner Beleidigungen und Grenzen im täglichen Leben, etc. Diese Dinge, ständig wiederholt, formen die Mentalität und bilden gute Gewohnheiten, um dem vorurteilsbehafteten Leben mit der Nächstenliebe zu begegnen und so fähig zu sein einen neue Gesellschaft zu gründen.

Die Familie, Bilder des strikten moralischen Gewissens

1. Der Durchschnittsmensch ist zunehmend davon überzeugt, dass die Würde und die Berufung des Menschen, geführt von seiner Intelligenz, voraussetzt, dass sie die Werte, die in ihre Natur geschrieben sind entdecken, sie ohne Unterlass entwickeln und in ihrem Leben realisieren und so zum Fortschritt führen. Nun in ihrem Urteil über moralische Werte, d.h. über das, was gut und was schlecht ist und konsequenterweise, über dass, was getan und unterlassen werden muss, können sie nicht nach ihrem persönlichen Urteil verfahren. Der Mensche, in der Tiefe seines Gewissens, entdeckt die Präsenz des Gesetzes, dass er nicht für sich selbst gesetzt hat, sondern dem er gehorchen muss. Dieses Gesetz wurde von Gott in sein Herz geschrieben, nicht nur zum Streben nach Besserung der eigenen Person, sondern es soll auch das Gesetz sein, nach welchem Gott ihn persönlich urteilt.

2. Konsequenterweise gibt es keine wahre Aufwertung der Würde des Menschen außer jener geachtet der essentiellen Ordnung der Natur. Sicherlich, vielen konkrete Bedingungen und viele Bedürfnisse des Menschen haben sich verändert und werden sich weiterhin verändern. Dennoch werden die Entwicklung der Bräuche und die Formen des Lebens in den Grenzen bleiben, die ihnen durch unveränderbare Prinzipien, welche auf konstituierende Elemente und auf die essentiellen Freundschaften des menschlichen Lebens basieren; Elemente und Freundschaften, die über historische Eventualitäten hinausgehen.

3. Diese fundamentalen Prinzipien, mit dem Verstand zu erfassen, sind im göttlichen, ewigen, objektiven und universalen Gesetz inbegriffen, mit welchem Gott anordnet, bestimmt und die Welt regiert und die Wege der menschlichen Gemeinschaft gemäß des Planes seiner Weisheit und Liebe. Gott lässt den Menschen an einem Gesetz teilnehmen, so dass der Mensch mehr und mehr über die unveränderbare Wahrheit erfahren kann. Zusätzlich hat Christus seine Kirche als Pfeiler und Fundament der Wahrheit geschenkt und den Heiligen Geist als permanente Hilfe gegeben, um die Wahrheit der moralischen Ordnung eindeutig zu bewahren und, um nicht nur das positive offenbarte Gesetz, sondern auch die moralischen Prinzipien, die aus der menschlichen Natur selbst hervorgehen und welche die Entwicklung und Vervollkommnung der Menschen beeinflussen, zu interpretieren.

4. Viele vertreten heutzutage den Standpunkt, das die Norm bestimmten menschlicher Handlungen nicht in der menschlichen Natur selbst oder in dem offenbarten Gesetz beinhaltet sind, sondern, dass das einzige absolute und unveränderbare Gesetz der Respekt vor der Menschenwürde ist. Überdies hinaus leugnen der philosophische und moralische Relativismus die Existenz einer objektiven Wahrheit, sowohl in ihrem ethischen Sein als auch in ihrem ethischen Handeln. Jeder würde seine eigene Wahrheit haben, wenn Individuen Dinge und Verhaltensweisen nur nach ihrer persönlichen Intelligenz und ihrem Gewissen interpretieren. Zusammen zu leben würde uns zu einer von allen zugegebenen Wahrheit führen, durch die Wirkungskraft des Konsens welcher uns erlaubt in Frieden zu leben. Die Kirche würde nichts zu sagen haben und wenn sie es würde, hätte sie sich in einen Bereich verirrt, der ihr nicht entspricht und der für eine demokratische Ordnung gefährlich ist.

5. Die Konsequenzen sind dramatisch für den Menschen, die Familie und die Gesellschaft. Dies erklärt die Rechtfertigung von Abtreibung als ein Recht der Frau, den Versuch Euthanasie zu legalisieren, künstlichen Geburtenkontrolle, verstärkt freizügige Scheidungsgesetze, außereheliche Beziehungen, etc., etc.

6. Die christliche Familie hat eine enorme Herausforderung das moralische Gewissen ihrer Kinder in Wahrheit und Rechtschaffenheit zu schmieden, während sie gewissenhaft ihrer Würde und Freiheit respektieren, und ihnen so helfen ein gut fundiertes Gewissen für die großen Fragen des menschlichen Lebens zu bilden: Anbetung und Respekt vor Gott ihrem Schöpfer und Retter, Liebe für ihre Eltern, Respekt vor dem Leben, ihrer eigenen Körper und der Körper anderer, Respekt vor materiellen Gütern und der Ehre ihrer Mitmenschen, Brüderlichkeit untereinander, die universelle Bestimmung des Guten der Schöpfung, keine religiöse Diskriminierung, soziale oder ökonomische Gründe, etc. Die Gebote des Dekalogs und der Seligpreisungen sind feste Punkte dieser Lehre.

7. Heute sollten Eltern selbstbewusst und mutig ihren Kindern diese Werte vermitteln, angefangen mit dem tiefgreifensten Wert von allen: die Existenz von Wahrheit und der Notwendigkeit nach ihr zu streben und ihr zu folgen, um uns selbst als Personen zu erfüllen. Andere Hauptwerte sind die Liebe zur Gerechtigkeit und eine klare und feinfühlige Sexualerziehung, die zur persönlichen Wertschätzung des Körpers führt und die Mentalität und Praxis überwindet, die dies zum Objekt der eigennützigen Befriedungen reduziert.

8. Eine fundamentale Bedingung dieser Erziehung ist die Liebe der Kinder für und in Einklang mit der Kirche, und, im Speziellen, zum Papst, den Bischöfen und Priestern, pflegen; so dass, sie in ihr, die Sorge einer guten Mutter sehen, die ihre Kinder liebt und ihnen helfen möchte ein ehrbares und würdevolles Leben in dieser Welt zu leben und sich an der Betrachtung Gottes in der Herrlichkeit zu erfreuen.

Die Familie, erste Erfahrung der Kirche

1. Die Kirche – Volk Gottes, geheimnisvoller Leib Christi und Tempel des Heiligen Geistes – ist ein universeller Zeichen und Instrument der Erlösung durch das dreifache geistliche Amt der Evangelisation, der Feier und des Lebens mit Barmherzigkeit. Dank des evangelisierenden Amts proklamiert die Kirche die große Botschaft, dass „Gott (…) will, dass alle Menschen gerettet werden“ (1 Tim 2,4) und, deshalb sandte er seinen einzigen Sohn in die Welt. Durch das Amt der Sakramente der Initiation, führt es neue Mitglieder ein, stärkt sie und pflegt sie; durch die heilenden Sakramente werden ihre Sünden vergeben und ihre Leiben gelindert; Durch die Sakramente der Weihe und der Ehe sorgt es effizient für sich selbst und die Gesellschaft. Durch das Leben in Barmherzigkeit entsteht Brüderlichkeit unter den Kindern Gottes und wird zum Ferment der menschlichen Gesellschaft.

2. Die Familie ist die erste Erfahrung der Kirche, die eine Person macht, weil die Person in der Familie die erste und elementare Einführung des Glaubens erfährt, sie erhält das erste Sakrament und die erste Erfahrung mit Barmherzigkeit.

3. In der Tat, sobald sie geboren sind, werden sie durch die Eltern zur Taufe geführt und sie werde auch die Erstkommunion und die Firmung vorbereitet und so in das Geheimnis Christi und seiner Kirche initiiert. Wenn sie noch kaum etwas verstehen können, wird des Kindern bereits das erste Beten beigebracht, das Essen zu segnen, die religiösen Zeichen zu verwenden und sie werden zum Rudiment der Liebe zur Mutter Gottes angeleitet. Wenn die Kinder fähig sind mehr zu verstehen, lesen die Eltern mit ihnen das Wort Gottes uns erklären es ihnen auf einfache und nachvollziehbare Weise. Zu der Zeit, in der sie sich ihrer Verantwortung der persönlichen Berufung bewusst werden: Ehe, Priestertum, ein Schwesternkloster oder Zölibat mitten in der Welt, geben ihnen die Eltern Nähe und Unterstützung. Vom Moment ihrer Geburt an, zeigen sie ihren immense Zuneigung und ständige Widmung, besonders wenn sie krank sind oder eine Deformierung oder physische und/oder psychologische Defizite haben.

4. Eine besonders intensive Erfahrung der Kirche in der Familie ist die Teilnahme der Eltern und Kinder an der sonntäglichen Messe. Dort hören sie, neben dem Zusammentreffen mit anderen Familie und Brüdern und Schwestern im Glauben, das Wort Gottes, sie beten für die Bedürfnisse aller Bedürftigen und empfangen Christus, der sich für uns hingegeben hat. Der Glaube wächst und entwickelt sich durch diese wunderbare Erfahrung welche Sinn gibt im alltäglichen Leben, und unseren Herzen Frieden schenkt.

5. Besondere Erfahrungen der Kirche in ihrer apostolischen Dimension wird in bestimmten Momenten ebenfalls in der Familie gelebt; z.B. der Tag der Heiligen Kindes, Weltsonntag, Hunger Kampagne, Hilfe für unterentwickelte Länder oder von Erdbeben betroffene Länder, Naturkatastrophen, große Unfälle, etc.

Mitarbeiter der Familie: Gemeinde und Schule

1. Die christliche Bildung strebt sicherlich zur Reifung des Menschen, aber im Besonderen strebt sie danach, dass die Getauften sich des großen Geschenkes, das die durch den Glauben erhalten bewusst werden; sie lernen Gott den Vater in Geist und Wahrheit zu preisen (Joh 4,13), besonders in der liturgischen Handlung; ihnen wird beigebracht gemäß dem „neuen Menschen“ zu leben on Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit (Eph 2,22-23) und folglich die vollendeten Menschen zum Alter der Erfüllung Christi (Eph 4,13) zu erreichen und zum Wachstum der geheimnisvollen Körpers beizutragen; sie werden sich daran gewöhnen Zeugnis der Hoffnung in ihnen zu geben (1 Petr 3,15) und effizient zur christlichen Anordnung der Welt beizutragen (Gravissimum educationis, 2).

2. Wenn die Eltern ihren Kindern leben schenken, nehmen sie die sehr ernste Pflicht an sie zu erziehen und, im Umkehrschluss erhalten sie das Recht ihre ersten und wichtigsten Erzieher zu sein. Es ist ihre Pflicht ein vor Liebe und Frömmigkeit gegenüber Gott und dem Menschen geprägtes Umfeld zu schaffen, welches die integrale Erziehung der Kinder fördert. Konsequenterweise – wie in der vorhergehenden Katechismusstunde erwähnt – ist die Familie die erste Schule sozialer Tugenden, sie jede Gesellschaft braucht, der Ort, an dem Kinder schon in frühem Alter Gott kennen und loben lernen und ihren Nächsten zu lieben, ein Ort, an dem sie die eine erste Erfahrung mit der menschlichen Gesellschaft und der Kirche machen, und das effizienteste Umfeld den Kindern die zivile Gesellschaft und das Volk Gottes vorzustellen. Daher ist die Bedeutung der christlichen Familie sehr außergewöhnlich für das Leben und den Fortschritt der Kirche; zu dem Maße, dass es schwer wird sie zu ersetzen, wenn es sie nicht gäbe.

3. Aber die Familie kann diese Mission nicht alleine vollziehen, sie braucht die Hilfe des Staates. Es ist die Pflicht einer Zivilgesellschaft, die Recht und Pflichten der Eltern und anderer, die in Bildung involviert sind, zu schützen, mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn der Versuch der Eltern und anderer Gesellschaften nicht ausreicht. Überdies hinaus ist es die Pflicht einer Zivilgesellschaft die Aufgabe der Bildung gemäß dem Subsidiaritätsprinzip und der Wünsche der Eltern zu erfüllen und angemessene Schulen und Institutionen zu bauen, je nach Bedarf des Gemeinwohls. Der Staat sollte sich daher nicht antagonistisch verhalten oder im Konflikt mit den Eltern liegen, sondern sollte Verbündeter und Mitarbeiter sein, der alles bietet und nur das, was die Eltern nicht bieten können und es so tun wie es die Eltern dirigieren. Diese loyale und effiziente Zusammenarbeit sollte ebenfalls die Lehrer der Bildungszentren einbeziehen, der Öffentlichen und Privaten. Den Kindern wird diese Zusammenarbeit in erster Linie zum Vorteil gereichen , weil diese Kinder später bessere Bürger sein werden und viele von ihnen werden einen großen Beitrag leisten zum Fortschritt der Schule.

4. Die Familie braucht ebenfalls die Gemeinde. Die Eltern erziehen im Glauben, vor allem durch das Vorbild ihres christlichen Lebens, besonders durch die Erfahrung der bedingungslosen Liebe mit welcher sie ihre Kinder lieben und die tiefe Liebe die sie gegenseitig empfinden, welches ein lebendiges Zeichen der Liebe Gottes des Vaters ist. Zusätzlich sind sie gefragt, gemäß ihrer Kapazitäten, religiöse Anweidungen zu geben, normalerweise wird dies gelegentlich, nicht systematisch der Fall sein, die sie durch das Offenbaren der Präsenz der Geheimnisses Christi des Retters in der Welt, in Familienereignissen, zu Festtagen des liturgischen Jahres, in den Schulaktivitäten, in der Gemeinde und in Gruppen, etc. geben. Dennoch bedürfen sie der Hilfe der Gemeinde, weil das Glaubensleben in den Kindern reift, je mehr sie bewusst in das konkrete Leben des Volkes Gottes eintreten, was besonders in der Gemeinde passiert. An dieser Stelle feiern und empfangen erst die Kinder und Jugendlichen, und dann die Erwachsenen die Sakramente, nehmen an der Liturgie teil und treten der dynamischen Gemeinschaft der Barmherzigkeit und der apostolischen Arbeit bei. Die Gemeinde muss daher immer im Dienst der Eltern sein – nicht umgekehrt – besonders in dem Sakrament der christlichen Initiation.

5. Die Familie, Schule und Gemeinde sind drei Wirklichkeiten, die integriert und überlagert die Erziehung der Kinder bildet. Je mehr die gegenseitige Zusammenarbeit und der gegenseitige Austausch stattfinden, desto herrlicher werden die Freundschaften und desto effizienter die Bildung der Kinder sein.

Die Familie und das Vorbild der Familie von Nazareth

1. Die Neuigkeiten in den Heiligen Schrift über die Familie von Nazareth sind karg, aber sehr illustrativ.

2. Es ist eine Familie, die auf der Ehe zwischen Maria und Joseph aufbaut. Sie waren wirklich verheiratet, wie es im Matthäus und Lukas Evangelium geschrieben steht; und sie lebten auf diese Weise bis zum Tode Josephs. Jesus war wirklich Marias Sohn. Joseph war nicht der biologische Vater Jesus – er war ihn nicht wirklich Vater – noch war es sein adoptive oder Ersatzvater, aber die Bewohner von Nazareth sahen ihn als Vater Jesu, weil sie das Geheimnis der Menschwerdung ignorierten, und weil Joseph mit Maria verheiratet war. Das ist heute sehr wichtig, weil das zivile Gesetz und das kulturelle Umfeld die Grundgesetz und die rein bürgerlichen Beziehungen, Scheidung etc. bevorzugen. Die Familie von Nazareth ist heute auserwählt als Beispiel eines Paares, eines Mannes und einer Frau die dauerhaft in Liebe verbunden sind und mit einen öffentlichen Dimension.

3. Die Familie von Nazareth hat wie jede andere Familie in der Stadt gelebt. Sie führten ein einfaches, bescheidendes, armes und hart arbeitenden Leben mit Liebe zu der kulturellen und religiösen Tradition ihres Landes. Sie waren tief religiös und lebten fern des Zentrums der religiösen und zivilen Macht. Ein Reisender, der ohne unser Wissen über die Heilige Familie in Nazareth nach der ihr suchen würde, könnte nichts finden, was die Heilige Familie von den Übrigen unterscheiden lässt: nichts in ihrer Behausung, Kleidung, Essen oder in der Präsenz ihrer religiösen Bräuche in der Synagoge, nichts ließ sie anders sein. Gott wollte uns zeigen, dass unser tägliches Leben der Platz ist, an dem Er erwartet von uns geliebt zu werden und Seinen Willen erfüllen. Das Geheimnis ist „dieses“ Leben mit der gleichen Liebe und Hingabe zu leben wie die Heilige Familie.

4. Die Heilige Schrift macht nicht deutlich was Josephs Profession genau war: Schmied, Zimmermann, Handwerker…Aber sie sagt eindeutig, dass er mit seinen Händen arbeitete, und das dies sein Lebensunterhalt war. Marie malte, wie alle verheiraten Frauen das Mehl und backte das tägliche Brot, führte den Haushalt und ging kleine Dienst für andere nach. Über Jesus wurde nichts gesagt, aber es wird angenommen, dass er Maria half, und später auch Joseph mit der manuellen Arbeit zur Hand ging. Die Familie von Nazareth lebte was wir heute die „biblische Arbeit“ nennen, das heißt, Arbeit als wunderbare Realität anzunehmen welche uns an der schöpferischen Arbeit Gottes teilhaben lässt. Eine Arbeit, die die Familie unterstützt und anderen hilft sich zu heiligen und sich in ihr zur heiligen. Das ist ebenfalls das vorbildliche Model der modernen Familie. Viele Familien leben heute so, und andere, trotz der außerhäuslichen Arbeit der Frau und der Technologie der häuslichen Pflichten, bleiben im Grunde genommen auch unverändert.

5. Die Familie von Nazareth war eine tief religiöse und praktizierende Familie. Wie die anderen frommen Familien, beten sie vor jedem Essen, gingen jede Woche zur Lektüre und Auslegung des Alten Testaments in die Synagoge, sie gingen nach Jerusalem, um die Pilgerfeste wie Passah und Pfingsten zu feiern und sie beteten das berühmte „Höre Israel“ dreimal am Tag.

Auf die gleiche Art und Weise durch das Segnen des Essens und der Mahlzeiten, die wöchentliche  Sonntagsmesse und das Lesen der Heiligen Schrift trägt die christliche Familie ihre edukative Mission heute aus.

6. Im Leben der Familie von Nazareth war Gott das Zentrum: Gott war alles für sie. Bevor sie verheiratet waren, vertraute Joseph Gott als er durch einen Engel unterrichtet wurden, dass Maria durch den Heiligen Gesicht empfangen hatte/schwanger wurde. Als sie verheiratet waren, mussten Maria und Joseph nach tagelanger sorgenerfüllter Suche ihres Kindes diese Worte hören: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,49). Sie verstanden es nicht , aber sie akzeptierten es und versuchten einen Sinn darin zu finden. Maria aber verlor nicht ihren Glauben als sie saß wie ihr Sohn einem Kriminellen gleich ans Kreuz genagelt wurde und von den Führern der Stadt geschlagen wurde. Die christliche Familie, wessen Leben von Licht und Schatten gezeichnet ist, findet Frieden und Freunde wenn sie weiß, dass die Gott dort findet, auch wenn sie es nicht vollständig erfasst/versteht.

Die Familie, Empfänger und Vermittler der neuen Evangelisation

1. „Die zukünftige Evangelisation hängt stark von der häuslichen Kirche ab“ (Rede von Johannes Paul II. in der III General Treffen der Bischöfe von Lateinamerika, 1979). Zudem, die Familie ist das Herz der Neuen Evangelisation (Rede von Johannes Paul II an die Afrikanischen Bischöfe für die Familienseelsorge, 1992). Die Geschichte der Kirche hat dies seit ihrem Beginn bestätigt. Ein typischer Fall für St. Augustinus, konvertiert durch die Gnade Gottes mit übermäßigen Tränen seiner Mutter, der Heiligen Monika. Die Familie verbreitet „seine Mission der Predigt desEvangeliums, hauptsächlich durch die Erziehung der Kinder“ (EV 92).

2. Die evangelisierende Mission der Familie ist in der Taufe begründet und es nimmt durch die Gnade des Sakramentes der Ehe eine neue Form an.

3. Die evangelisierende Aufgabe der christlichen Familie ist besonders nötig und dringend an Orten mit antireligiöser Gesetzgebung, welche sogar Erziehung im Glauben verhindert, oder wo Unglaube wächst und wo Säkularismus soviel Boden gewonnen hat, dass das Praktizieren eines wahren religiösen Lebens nicht mehr möglich ist. Diese Szenerie ist hauptsächlich in kommunistischen oder postkommunistischen Blockstaaten oder in so genannte Erste Welt Ländern zu finden. Die häusliche Kirche ist der einzige Platz, an dem Kinder und Jugendliche authentischen Katechismus der fundamentalsten Wahrheiten erhalten können.

4. Die Familie hat einen besonderen Weg zu evangelisieren. Er besteht nicht aus großen Rede oder rhetorischer Unterrichtung, sondern aus der alltäglichen Liebe, Einfachheit, Konkretisierung und tägliches Zeugnis. Die wichtigsten Werte der Bibel sind uns überliefert. Unter Anwendung dieser Methode wird der Glaube einer Osmose gleich gebildet und die Familie zum ersten und besten Seminar für Berufungen zum Priestertum, zu geistlichem und zölibatären Leben in mitten der Welt.

5. Der Dienst der christlichen Eltern im Sinne der Bibel ist ein essentieller Dienst der Kirche. Das heißt, dass er in der Mission der Kirche verwurzelt ist und aus ihr hervorgeht und auf den Leib Christi ausgerichtet ist. Konsequenterweise ist die familiäre Seelsorge und die Rolle der Evangelisation muss in Einheit und verantwortlich mit dem Dienst der Evangelisation und dem Katechismus der Diözesen und der Gemeinde harmonisieren.

6. Dieser kirchliche Charakter meint, dass die evangelisierende Mission der christlichen Familie eine missionarische und katholische Dimension haben muss, in vollem Einklang mit universellen Anspruch Christi: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16,15). Dadurch ist es sogar möglich, dass sich manche Eltern dazu gezwungen füllen das Evangelium „bis ans Ende der Welt“ zu verbreiten, wie es in den ersten christlichen Gemeinschaften geschah. In jedem Fall muss einen missionarische Handlung im gleichen Familienumfeld ausgetragen werden, das Evangelium an die Nichtgläubigen oder an dem Glauben ferne Verwandte oder an Familien, die nicht in Kohärenz der Ehe leben, zu verkünden.

7. Die christliche Familie wird eine missionarische Gemeinschaft wenn sie das Evangelium akzeptiert und im Glauben reift. “Wie die Kirche, so muss auch die Familie ein Ort sein, an dem das Evangelium vermittelt wird und an dem es wirkt. Innerhalb der Familie, wenn sie sich ihrer Mission bewusst ist, wird des Mitglied evangelisiert und evangelisiert selbst. Eltern geben das Evangelium nicht nur an ihre Kinder weiter, sondern erhalten im Gegenzug das tief gelebte Evangelium von ihren Kindern…Solch eine Familie evangelisiert andere Familie und das sie umgebene Umfeld“ (EN 71)

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Quellen:

– II. Vatikanisches Konzil: Kontriution Lumen Gentium und Gaudium et Spes; Deklaration: Gravissimum Educationis
– Paul VI.: Humanae Vitae
– Johannes Paul II.: Familiaris Consortio; Gratissimam Sane; Evangelium Vitae
– Benedikt XVI.: verschiedene Ansprachen bezüglich der Familie
Katechismus der Katholischen Kirche
Kompendium der Soziallehre der Kirche

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Siehe auch:

Papst Pius XII.: DIE GATTENLIEBE VERLANGT EWIGKEIT

In seiner klugen, eindringlichen und leicht zu begreifenden Art hat der im Rufe der Heiligkeit stehende Papst Pius XII. auch über die Probleme gesprochen, welche in jeder Ehe auftauchen. Was macht das Gelingen einer Ehe aus, und wie begegnet man den Problemen? Der Papst zeigt (wie immer) meisterlich, daß die Antwort in der Lehre der Kirche über die Ehe zu finden ist.

Die Unauflöslichkeit der Ehe erfüllt ein Sehnen der Natur

Aber was sagt die Natur zu dieser Unauflöslichkeit? Die Gnade ändert sonst – so sagt man – die Natur nicht; sie vervollkommnet nur die Natur, wo immer sie eingreift. Sollte es nun hier anders sein ? Sollte die Unauflöslichkeit der Ehe in der Natur eine Widersacherin finden? – Nein, Gottes Gnadenwerke sind wunderbar und ohne Bruchstellen; es ist unmöglich, daß sie mit der Natur in Zwiespalt stehen, da Gott doch beides, die Werke der Natur und der Gnade, geschaffen hat. Und tatsächlich ist die Dauerhaftigkeit und Unauflöslichkeit der Ehe nicht bloß durch Christi Willen und die innere mystische Bedeutung der Ehe gefordert, sie ist auch von der Natur gewollt. Die Gnade erfüllt eigentlich nur das Sehnen der Natur, und gibt ihr die Kraft, das zu sein, wonach ihr besseres Wissen und Wollen strebt.

Das beweist die Geschichte eurer Herzensliebe

Befragt einmal euer Herz, liebe Gatten; unerforschlich für andere, ist es doch nicht so für euch. Denkt zurück an den Augenblick, da ihr fühltet, wie eurer Neigung eine volle Gegenliebe antwortete. Und von jenem Augenblick an bis zum gemeinsamen Jawort vor dem Altare war es da nicht wie ein ständiges Vorwärtsschreiten für euch, von Stunde zu Stunde, mit Schritten voll banger Hoffnung und zitternder Erwartung ? – Jetzt aber ist diese eure Hoffnung nicht mehr grünende Knospe; jetzt ist sie erblühte Rose, und sie geht voller Erwartung ändern Freuden entgegen. Ist darum euer Traum vielleicht verflogen? Nein, er ist Wirklichkeit geworden, nun, da ihr euch vereint habt vor dem Altar.

Was war es, das ihn hat Wirklichkeit werden lassen ? Es war eure Liebe, eure Liebe, die nicht geschwunden ist, nein, die geblieben, die stärker und fester geworden ist, so fest und stark, daß eure Herzen sich zurufen: „Unsere Liebe muß unverändert, unversehrt und unverletzt bleiben auf ewig!“

Die Gattenliebe verlangt Ewigkeit

Die Gattenliebe kennt also Aufgang und Frühlicht; aber es darf für sie keinen Untergang und keine Wechsel der Gezeiten, keine umwölkte und trübe Tage geben, denn die Liebe will stets jung sein, unerschütterlich in allen Stürmen und Winden. Wenn ihr das erkannt habt, so habt ihr unvermerkt, sozusagen getrieben von heiliger Eifersucht, von eurer bräutlichen Liebe das ausgesagt, was der Apostel Paulus zum Kennzeichen der Liebe überhaupt macht, da er sie preisend ausruft: „Die Liebe vergeht nie!“(1 Kor. 13,8). Die reine und wahre Gattenliebe ist wie ein kristallklarer Bach, der mit Naturgewalt aus dem unerschütterlichen Fels der Treue entspringt, dann ruhig zwischen den Blumen und den Dornen des Lebens dahinfließt, bis er sich verliert über einem stillen Grab. – So ist denn die Unauflöslichkeit der Ehe nur die Erfüllung dessen, wozu das reine und unverdorbene Herz, wozu die „von Natur aus christliche Seele“ („Anima naturaliter christiana“) drängt, in einer Sehnsucht, die nur der Tod zur Ruhe bringt.

Im künftigen Leben dann, in der Auferstehung, wird es keine Ehen mehr geben; „da nehmen die Menschen nicht mehr zur Ehe, noch werden sie zur Ehe genommen, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel“. (Matth. 22,30). Ja, die Gattenliebe, insofern sie eheliche Liebe ist, wird aufhören, sobald der Zweck, dem sie hier auf Erden gedient hat, nicht mehr bestehen wird. Sofern sie jedoch in die Seelen der Ehegatten eingedrungen ist und diese aneinander geknüpft hat durch jenes stärkere Band der Liebe, das die Herzen mit Gott und untereinander verbindet, insofern wird diese Liebe bleiben auch im ändern Leben; sie wird weiter bestehen, so wie die Seelen selbst weiter bestehen, in denen sie hienieden gewohnt hatte.

Die Unauflöslichkeit erhöht und wahrt die Menschenwürde

Aber noch aus einem ändern Grunde ist die Unauflöslichkeit der Ehe von der Natur gewollt: die Ehe bedarf einer solchen Eigenschaft um die Würde der menschlichen Person zu schützen. Das eheliche Zusammenleben ist eine göttliche Einrichtung, verwurzelt in der menschlichen Natur als Bund zweier nach Gottes Bild und Gleichnis geformter Wesen, die der Schöpfer beruft zur Fortsetzung seines Werkes in der Erhaltung und Ausbreitung des Menschengeschlechtes. Bis hinein in ihre intimsten Äußerungen erscheint diese Gemeinschaft als etwas außerordentlich Feines und Zartes. Sie vermag die Seelen wahrhaft zu beglücken, zu adeln und zu heiligen, sie vermag sie auf den Flügeln der gegenseitigen, selbstlosen, seelischen Hingabe über die sinnenhaften Dinge zu erheben, dann, wenn beide Ehegatten im tiefsten Herzen es wissen, daß sie einander ganz und restlos angehören wollen, daß sie einander treu bleiben wollen in allen Ereignissen und Wechselfällen des Lebens, in guten und traurigen, in gesunden und kranken Tagen, in jungen Jahren und im Alter, ohne Grenzen und ohne Vorbehalte, bis es Gott gefällt, sie in die Ewigkeit abzuberufen. Ein solches Wissen und ein solches Wollen, das erhöht die Natur, die darin sich selbst und ihre Gesetze geachtet sieht. Und auch die Kirche frohlockt darüber, denn sie sieht in einer solchen ehelichen Lebensgemeinschaft das Morgenrot der ersten gottgegebenen Ordnung der Familie wieder aufleuchten und den Mittagsglanz ihrer göttlichen Wiederherstellung in Christus.

Wo man aber nicht so von der Ehe denkt, da besteht große Gefahr, daß das gemeinsame Leben in den Schlamm selbstsüchtiger Leidenschaft abgleitet, die nichts anderes sucht als nur die eigene Befriedigung, die nie an die persönliche Würde und die Ehre des Gatten denkt.

Die Ehescheidung – der Untergang der Frauenwürde

Tut nur einmal einen Blick hinein in die moderne Gesellschaft jener Länder, in denen die Ehescheidung Rechtskraft hat, und fragt euch: Ist sich die Welt wirklich bewußt und klar darüber, wie oft und oft in der Ehescheidung die Würde der Frau erst geschändet und geschmäht, zerstampft und zertreten wird, um schließlich verscharrt und begraben in der Erniedrigung und Verlassenheit liegen zu bleiben? Wieviele heimliche Tränen haben darob so manche Schwelle, so manche Kammer benetzt? Wieviele Seufzer, wieviele Bitten, wieviele Schreie der Not und Verzweiflung sind über Menschenlippen gekommen bei so mancher Begegnung, in Straßen und Gassen, an Häuserecken und auf einsamen Wegen! Nein, die persönliche Würde des Gatten wie der Gattin, vor allem aber der Gattin, besitzt keine bessere Verteidigung und keinen bessern Schutz als die Unauflöslichkeit der Ehe. Einem verhängnisvollen Irrtum unterliegen alle jene, die da glauben, man könne die Kultur der Frau und ihre weibliche Ehre und Würde erhalten, schützen und heben, ohne ihr als Grundlage die Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe zu setzen.

Die Kirche hat in Erfüllung ihrer von ihrem göttlichen Stifter empfangenen Sendung stets machtvoll und unerschrocken, mit heiliger und unbeugsamer Energie in der Welt die Untrennbarkeit der Ehe behauptet und vertreten. Dafür gebührt ihr wahrhaft Lob und Preis. Denn sie hat dadurch in hohem Maße dazu beigetragen, das Recht des Geistes gegenüber dem Ansturm der Sinne im ehelichen Leben zu schützen. Gleichzeitig hat sie dadurch mit der Würde der Ehe auch die der Frau und nicht minder die der menschlichen Person gerettet und gewahrt.

Die traurigen Folgen für die Kinder

Wenn der Vorsatz, das Eheband ewig und unverletzt zu behüten, nicht tief und fest im Willen verankert ist, so beginnt schon von Anfang an eine der tiefsten und wesentlichsten Säulen des häuslichen Glückes zu wanken: Der Vater, die Mutter und die Kinder haben nicht mehr das Bewußtsein einer ruhigen und gesicherten Zukunft; es fehlt das stärkende Gefühl eines unbedingten gegenseitigen Vertrauens; es fehlt das Band einer engen und unwandelbaren Innern und äußern Verbundenheit über alle kommenden Wechselfälle des Lebens hinweg.

Weshalb – mögt ihr vielleicht fragen – reden Wir auch von trüben Folgen für die Kinder? – Weil die Kinder von den Eltern drei sehr wichtige Dinge empfangen: das Dasein, die Nahrung und die Erziehung (S. Thomas, Suppl. qu. 41, art. 1); sodann brauchen sie für ihre gesunde Entwicklung eine Atmosphäre der Freude. Nun ist aber eine heitere Jugendzeit, eine harmonische Formung und Unterweisung nicht vorstellbar ohne eine über allen Zweifel erhabene eheliche Treue der Eltern. Sind nicht die Kinder wie ein Kräftezustrom für das Band der ehelichen Liebe? Der Bruch dieses Bandes aber wird umgekehrt ihnen gegenüber zur Grausamkeit, zur Verkennung ihres Blutes, zur Schande ihres Namens und zur Schamröte ihres Antlitzes; er trägt Zwiespalt in die Herzen, trennt Geschwister voneinander und von Haus und Heim, verbittert das Jugendglück und wird – was für die junge Seele das allerschlimmste ist – zum sittlichen Ärgernis. Wieviel Wunden werden so geschlagen in Millionen von Kinderseelen! Welch traurige und beklagenswerte Ruinen bleiben in vielen Fällen zurück! Wieviel unerbittliche Gewissensbisse fressen sich in die Seele ein?

Die seelisch gesunden, sittlich reinen Menschen, jene, auf die die Kirche und der Staat ihre Hoffnung setzen, die kommen zumeist nicht aus Stuben, in denen Zwietracht und wankelmütige Liebe den Frieden stören, sondern aus Familien, in denen tiefe Gottesfurcht und unverletzte Gattentreue herrschen.

Die unheilvolle Quelle des Niedergangs

Wer heute den schuldbaren Ursachen des sittlichen Niedergangs nachgeht und nach dem Gifte sucht, das einen nicht unbedeutenden Teil der Menschheitsfamilie langsam verdirbt, der wird bald eine der unheilvollsten und schuldbarsten Quellen finden in der Gesetzgebung und Praxis der Ehescheidung. Die Einrichtungen und Gesetze Gottes sind immer von einer wohltätigen und mächtigen Wirkkraft; wenn jedoch menschliche Unbedachtsamkeit oder Bosheit sich darein mischen und Störung und Unordnung darin hervorrufen, dann verschwindet die heilsame Frucht, und an ihre Stelle tritt eine unabsehbare Menge von Schäden. Es ist als ob die Natur entrüstet sich erhebe gegen das Werk der Menschen. Daß aber die Unauflöslichkeit der Ehe eine Einrichtung der Natur und ein Gesetz Gottes ist, wer könnte das je leugnen oder anzweifeln? Sie allein ist zugleich auch die stärkste Stütze der Familie, die Grundlage für die Größe einer Nation, für die Sicherheit des Vaterlandes, das in der tapferen Brust mutiger junger Männer stets den Panzer und den wehrhaften Arm seines Geschickes finden wird.

Verwirklicht das große Ideal der christlichen Familie!

Ihr, liebe Neuvermählte, danket dem Herrn für die rechtschaffene Familie, in der ihr, umgeben von der Liebe gottesfürchtiger Eltern, heranreifen durftet zu vollen und ganzen Christen und Katholiken! Setzt eure Ehre und euren Stolz darein, in eurem ganzen Zusammensein und Leben das große Ideal der Ehe, wie sie von Christus eingesetzt wurde, zu entfalten, zu verwirklichen und zu bekennen, auch in unserer Zeit, die leider gezeichnet ist durch ein so weites Abweichen von Gottes Gesetzen! Erhebt im täglichen gemeinsamen Gebet eure Herzen zu Gott, damit er, der euch in seiner Güte das Beginnen gab, mit der mächtigen Hilfe seiner Gnade auch ein glückliches Vollbringen gewähren möge!

Mit diesem Wunsch und zum Unterpfand auserlesener, himmlischer Gnaden erteilen Wir euch von Herzen Unsern väterlichen Apostolischen Segen. (Pius XII., 29. April 1942)

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Quelle: Civitas Institut

Die Frau ist in der gottgewollten Ordnung die Gehilfin des Mannes

Von unserem Leser und Kommentator „Stephan“

“Es gibt immer eine Unordnung, wenn der Mensch allgemein, oder der Mann oder die Frau ihrer von Gott zugedachten Aufgabe nicht entsprechen. Ändern lässt sich das nur, in dem Jeder bei sich selbst anfängt.”

Man muß hier klar zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip differenzieren und dabei die göttliche Offenbarung und die irdische Realität betrachten. Wie soll denn jemand bei sich selbst anfangen, wenn man gar nicht weiß, um was es eigentlich geht? Wie sollten denn die Gruppierungen der katholischen Tradition etwas am Irrweg ändern, wenn die Ursachen gar nicht genau beleuchtet werden (insbesondere weil man(n) angst hat, die Frauen zu brüskieren – so wie Adam auch nicht Eva widersprechen wollte…)?

Betrachten wir zunächst die göttliche Offenbarung:

Die Frau wurde also aus dem Mann und für den Mann geschaffen, und nicht umgekehrt. Die Frau ist in der gottgewollten Ordnung also die Gehilfin des Mannes. Der Mann ist also nicht Geld- und Annehmlichkeitenbeschaffer der Frau. Die gottgewollte Ordnung ist also das Patriarchat. Und nochmals betone ich: Bei dieser Thematik geht es nicht um “Mann besser – Frau schlechter; es gibt auch gute Frauen und schwache Männer” usw. Es geht um die Frage der herrschenden Prinzipien, um das herrschende Geschlecht. Und was Gott will, ist eindeutig und offenkundig: das Patriarchat bzw. die Herrschaft des Mannes.

Die Schlange hält sich an Eva und verführt sie mit wohlklingenden Worten. Es ist also offensichtlich, daß Eva – also die Frau allgemein – anfälliger für verführerische, wohlklingende aber verderbliche, unsachliche und verdrehte Worte und Redeweisen ist. Die Sünde Adams besteht darin, eher auf Eva zu hören, als auf Gott. Darin besteht Adams Schwäche und Fall. Adam erfüllt also die gottgewollte Ordnung in jener Weise nicht, als daß er Evas Einwendungen und “Verbesserungsvorschlägen” nachgibt, obwohl er es hätte besser wissen müssen. Adams Fall besteht darin, daß er sich von Eva hat korrumpieren lassen, wobei Evas Fall darin besteht, sich von der Schlange verführen zu lassen.

Betrachten wir nun die gesellschaftliche Realität:

Es wurde bereits festgestellt, daß die gottgewollte Ordnung erst nach der Schwächung des Mannes bzw. der Aufhebung des Patriarchats auf den Kopf gestellt wurde. Also solange das Patriarchat herrschte, war auch noch die gottgewollte Ordnung mehr oder weniger in Takt, zumindest herrschte nicht die heutige totale Verdorbenheit der “aufgeklärten” und “emanzipierten” Gesellschaften. Wenn es also starke Männer gibt, die ihrem göttlichen Auftrag nachkommen, ist auch die Gesellschaft im großen und ganzen nach der gottgewollten Ordnung ausgerichtet.

Nun ist also zu seiner Schande der Mann schwach, okay. Aber warum ist die heutige matriarchale Gesellschaft zugleich so verdorben? Allein weil der Mann schwach ist? Warum ist nach der “Befreiung” bzw. “Emanzipierung” der Frau die gottgewollte Ordnung auf den Kopf gestellt? Warum verschwinden jene Gesellschaften, in denen nicht mehr das Patriarchat, sondern nun das Matriarchat herrscht? Warum treiben sie sich ab? Warum ist mit den freien “reinen Mädchenseelen” nicht alles besser? Wenn die “Befeiung” der Frau etwas gutes ist, dann müßte doch auch heute alles besser sein…

“Dann werden auch die Männer, die das im besten Sinn des Wortes sind, die wahrhaft weiblichen Frauen anziehen und umgekehrt.”

Echte Männer ziehen immer echte Frauen an. Aber auch hier müssen wir den wahren Kern des heutigen Problems sachlich und wahrhaftig beleuchten. Einerseits wissen wir doch alle, daß patriarchalische Männer, die nach der gottgewollten Ordnung leben wollen, weder bei den Antikatholiken, noch bei den “Katholiken” gern gesehen sind. Sie werden als “frauenfeindlich” verachtet, so wie z.B. auch Bischof Williamson. Mit wahrhaftiger Kritik können die meisten Frauen äußerst schlecht umgehen. Und die Frauen lieben das moderne Leben und ihre von der antichristlichen und kirchenfeindlichen Gesellschaft zugesprochenen “Rechte” (dafür sind die Gottlosen gute Verbündete…). Warum heiraten die “katholischen” Frauen nicht konsequent patriarchalische Männer?

Zudem führt die (moderne) Frau nicht nur eine unseligen Krieg gegen den (katholischen) Mann, sondern auch gegen sich selbst. Sie haßt einerseits das Patriarchat – also die gottgewollte Ordnung – aber andererseits ist sie ein biologisches, von Gott für die entsprechende Ordnung geschaffenes Wesen. Wie Sie richtig erwähnen, fühlt sich die Frau – sofern sie nicht bereits völlig erkaltet ist – natürlicherweise zu einem echten, patriarchalischen Mann hingezogen. Aber die moderne Frau ist zwiegespalten: Sie träumt zwar von einem starken Mann aber zugleich kämpft sie gegen ihr eigenes weibliches Wesen und Grundbedürfnis an, weil sie die moderne Ideologie – dahinter verbirgt sich niemand anderes als die Schlange – vollkommen aufgesogen hat, nach der der (starke) Mann unbedingt zu bekämpfen und kleinzumachen ist (das fällt auch unter “antifaschistische Umerziehung”).

Solange sich die Frau nicht aus diesem Irrsinn befreit und solange der Mann (vor allen Dingen die Kleriker) sich nicht über die Ursachen der Misere bewußt ist und er auch nicht gewillt ist, dagegen etwas zu unternehmen und nicht nur einfach Erfüllungsgehilfe der Frau und Befriediger ihrer akatholischen Wünsche zu sein, wird der Niedergang – auch der so genannten traditionellen Gruppen – unaufhaltsam weitergehen.

Natürlich haben Sie recht, daß jeder bei sich selber anfangen muß. Aber die Frau entscheidet eben nun einmal über den (biologischen) Bestand eines Volkes, einer Gesellschaft, einer Gruppe, denn sie entscheidet, mit wem sie sich paart usw. Wenn die Frau aber ihre “Freiheit” will und sich deshalb lieber mit Halbkatholiken und Pantoffelhelden einläßt, damit auch ja alles unter ihrer Kontrolle bleibt, solange feiert die Schlange fröhlich Urständ und es wird sich rein gar nichts ändern…

Dazu paßt auch ein Zitat von Gertrud von le Fort: “Wenn der Mann fällt, so fällt nur der Mann, aber wenn die Frau fällt, so fällt ein ganzes Volk.”

Siehe ferner: die Kommentare zum Artikel „Eine Erklärung über den Andachtsschleier von Simone Mai