Meine Stellungnahme zur „Handkommunion“, DZM Februar 1990

DIE HANDKOMMUNION

Seitdem im Zuge der Reformen nach dem II. Vatikanischen Konzil in unseren Landen die Handkomm­union eingeführt wurde, sind viele gute, beste Gläubige zutiefst verletzt worden in ihrem religiösen Empfin­den. Es wurde ihnen etwas von oben diktiert, was sie nicht gesucht und nicht gewollt hatten. Und wenn ih­nen prinzipiell auch die alte Emp­fangsform (da und dort, mehr oder minder, oft sichtbar und spürbar wi­derwillig) zugestanden blieb, so fühl­ten sie sich doch durch das alsbaldi­ge nachgeberische, konformistische Tun der (immer erdrückender wer­denden) Mehrheit (des Klerus und des Volkes) in ihrer Opposition dage­gen als immer verlorenere Einzel­gänger und damit in einer zuneh­mend unangenehmen Lage.

Genau so wie die Liturgiereform überhaupt, ist die Handkommunion den Gläubigen auferlegt, aufgezwun­gen worden, ohne daß man ihren Willen eruiert, geschweige denn re­spektiert hätte. Die Mehrheit wollte dann aber keinen (anhaltenden) Widerstand leisten gegen ihre Prie­ster und Bischöfe und Katecheten und Lehrer und Mitchristen. Die Mehrheit paßte sich an, wie Wende­hälse, wie Sonnenblumen dem Son­nenstand, wie Schilf im Wind.

Und so wie es in den einzelnen Diö­zesen oder Bischofskonferenz-Gebie­ten ging, so ging und geht es in der Weltkirche. Der Vatikan und Italien hatten bis vor kurzem noch „macht­vollen“ bis „machtlosen“ Widerstand geleistet gegen die Handkommuni­on. Da und dort (in vereinzelten Pfarreien) sah man sie zwar schon lange praktiziert. Aber im allgemei­nen galt immer noch die Regel der Mundkommunion, wenn auch kaum mehr knienderweise und am Kom­munionbank. Nun aber ist auch die­se letzte „Bastion“ schon gefallen. Die italienische Bischofskonferenz hat letzten Sommer beschlossen, die Handkommunion (zwecks Einheit­lichkeit mit der Weltkirche) für ihr Gebiet ebenfalls einzuführen!

Und somit wird also jetzt auf der ganzen Welt, in der ganzen offiziel­len katholischen Kirche die Hand­kommunion legal, hochoffiziell und fast exklusiv praktiziert! All die vie­len Warnungen und Proteste von besten Gläubigen, von kompetente­sten Leuten haben also rein nichts gefruchtet. Und auch der Papst und seine berufenen Wächter gaben ein­mal mehr nach und sind wahrschein­lich im Grunde froh, daß die alten Formen immer mehr verschwinden; denn sie müssen als störend empfun­den werden inmitten all des übrigen Neuen!

Pfarrer Johann Grüner von Brei­tenstein, Österreich, hatte noch am 17.6.1989 folgenden Brief an den Heiligen Vater gesandt:

„Heiliger Vater! Ich habe gehört, daß die Bi­schöfe in Italien die Handkommuni­on einführen wollen. Ich möchte Sie herzlich bitten, diesen Unfug nicht zu gestatten. Unsere Erfahrungen mit der Handkommunion sind sehr ne­gativ. Die Handkommunion ist eine dauernde Quelle von Streit und Uneinigkeit. Sie zerstört Ehrfurcht und Glauben vor der Gegenwart Christi, und dreimal so viele Hostien­teilchen werden verstreut im Vergleich mit der direkten Mundkommunion mit Patene. Bitte, befehlen Sie der Sakramentenkongregation, den ge­fährlichen Unfug der Handkomm­union zu verbieten. Auf längere Sicht dient dies sicher mehr zur Einheit der Kirche, als alles laufen lassen. Herzliche Grüße und viel Kraft vom Heiligen Geist wünscht — Pfr. i.R. Johann Grüner.“

Diesem Brief lag auch der im Loreto-Boten veröffent­lichte Artikel „Die Handkommunion — eine Dummheit und Gedankenlo­sigkeit“ bei. Das Antwortschreiben vom Vatikanischen Staatssekretariat datiert mit 4. Juli 1989, unterzeich­net von Mons. C. Sepe, Assessor, war (für ihn) alles eher als befriedigend. Es hieß da u.a. wörtlich: „Zur Sache selbst sei angemerkt, daß der Be­schluß der italienischen Bischofs­konferenz nicht ohne Wissen des Heiligen Vaters erfolgt ist. Dies sei auch betont, um einer weiteren Legendenbildung vorzubeugen, der offensichtlich Sie selbst unterliegen, wenn Sie im Loreto-Boten schreiben: `Gegen den ausdrücklichen Willen von Paul VI. wurde dem Druck mancher modernistischer Schreier nachgege­ben‘ …“ Dies als Einschub aus dem von Kpl. Gottfried Melzer redigier­ten „Loreto-Boten“ Nr. 14! Wichtig ist hier, zur Kenntnis zu nehmen, daß also auch durch das Vatikani­sche Staatssekretariat ausdrücklich schriftlich bestätigt worden ist, daß  die Handkommunion mit Wissen und  Einverständnis des Papstes einge­führt wurde und wird!

So sind die wenigen verbliebenen Mutigen denn auch hierin auf sich selber abgestellt. Sie müssen fast alleine gegen den Strom schwimmen. Sie müssen ohne Unterstützung von oben und von links und rechts aus­kommen. Was tut’s? Jetzt zeigt sich eben, wer Widerstandskraft, wer Standvermögen, wer nicht Men­schenfurcht, sondern Gottesfurcht hat!

Soll man aber auch (heute noch) da die Mundkommunion „erzwingen“, und womöglich (gar) kniend, wo man damit den Ablauf der Kommunion­spendung als völliger Einzelgänger (auffällig) stören würde? Ich meine nein. Entweder paßt man sich lokal (notgedrungen) der von allen prakti­zierten Empfangsform an, oder man verzichtet (in diesem Rahmen) auf den Kommunionempfang. Wenn man das eine oder andere aber prinzipiell  nicht tun will, dann bleibt nur eins: man nimmt an solchen Gottesdien­sten nicht (mehr) teil. Und es ist auch klar, daß ein guter Katholik den Gottesdienst vorzieht, der nach seiner eigenen Überzeugung Gott mehr ehrt, ja den Gottesdienst mei­det, der Gott in irgendeiner Weise Unehre antut oder der Seele, den Seelen schadet! Und es ist somit auch klar, daß der Glückliche, der im Erreichbarkeitsbereich einer traditionellen (tridentini­schen) Meßfeier wohnt, an die­ser teilnimmt und nicht an einer „NOM“-Feier. Aber wer eine solche Gelegenheit nicht hat, oder nicht immer hat? Soll der zuhause blei­ben? Soll der auf den Kommunion­empfang verzichten und stattdessen den Rosenkranz beten? Soll der sich dann halt wenigstens geistigerweise mit den Meßopfern, den „guten, den traditionellen (tridentinischen)“ ver­einigen, um so die Früchte davon zu haben? Gewiß, sofern er selber, aus eigener Einsicht und fester Überzeu­gung, die „Novus-Ordo“-Messen für ungültig oder einfach nicht gottwohl­gefällig hält. Aber wenn er die Über­zeugung hat, daß die neuen Meßfei­ern, soweit sie den authentischen offiziellen Vorschriften entsprechen, gültig sind, Christus also sakramen­tal gegenwärtig ist, darf er sich von einer Teilnahme daran nicht einfach dispensieren! Wo ein gültiges Meß­opfer stattfindet, können und sollen die Gläubigen daran teilnehmen und wenn immer möglich und bei richti­ger innerer Disposition auch kom­munizieren. Oder anders ausge­drückt: wo ein Gläubiger eine Meß­feier für gültig hält, kann und soll er, sofern er die Gelegenheit dazu hat, an ihr teilnehmen und kom­munizieren. Mängel im Äußerlichen dürfen uns nicht (generell) davon abhalten, uns Jesus Christus sakra­mental zu nahen.

Ist aber die Handkommunion nicht (an sich) Sünde?

Nun erhielt ich da kürzlich ein Flugblatt einer Stelle in Heidelberg, die sich „Sanctus — Eucharistische Bewegung zur Verherrlichung Got­tes“ nennt. Dieses Flugblatt hat fol­genden Wortlaut (ich zitiere zur Gänze):

„Jesus Christus ist im erhabenen Sa­krament der heiligsten Eucharistie nach der Konsekration von Brot und Wein „als wahrer Gott und Mensch wahrhaft, wirk­lich und wesentlich unter der Gestalt jener sichtbaren Dinge gegenwärtig“ (Dogma).

Deshalb sind die Gläubigen „zu größ­ter Wertschätzung der heiligsten Eucha­ristie gehalten“ und müssen sie „mit höchster Anbetung verehren“ (Can. 898 CIC).

Dieses Gebot wird durch die seit 1969 in bestimmten Ländern neben der Mund­kommunion praktizierte Handkommuni­on schwer verletzt:

  1. Handkommunion ist sakrile­gisch, weil die ungeweihten Hände von Laien zum Ergreifen des Allerheiligsten nicht befugt sind. Das betont bereits Thomas v. Aquin, ein Heiliger und Kir­chenlehrer (Summa theologica III, 82, 3). Die neue Form des Kommunionempfangs widerspricht der gesamten Tradition der Kirche, nach der das aktive Zupacken mit den Händen, das ein Symbol der Macht ist, grundsätzlich nur Geweihten kraft ihrer durch das Weihesakrament empfangenen Vollmacht gestattet war.
  2. Handkommunion ist frevlerisch, weil bei ihr Hostienteilchen verunehrt werden, wenn man durch den unnötigen Kontakt mit den Händen des Kommuni­kanten Partikel erzeugt, zu Boden fallen läßt und zertritt. Da nach der Wandlung „der ganzen Brotsubstanz“ nichts mehr an Brot zurückbleibt, ist in jedem sich von der hl. Hostie lösenden Teilchen der ganze Christus gegenwärtig (Dogma). ­“Wer die eucharistischen Gestalten wegwirft … zieht sich die dem Apostoli­schen Stuhl vorbehaltene Exkommuni­kation als Tatstrafe zu“ (Can. 1367 CIC). Ebenso sind „Mittäter“ (Can. 1329 CIC) exkommuniziert.
  3. Handkommunion ist unverant­wortlich, weil sie das Beiseiteschaffen konsekrierter Hostien für satanische Praktiken viel zu leicht macht, zu Miß­bräuchen durch Kinder anregt und die letzte Hürde beseitigt, die bisher verhin­derte, daß man bei Messen anläßlich von Trauungen, Jubiläen, Beerdigungen usw. „im Kollektiv“ kommuniziert und sich das Gericht ißt (1 Kor 11,29).
  4. Handkommunion ist illegitim, weil sie in Sünde geboren wurde und schon deshalb nicht Gottes Willen ent­sprechen kann. Sie wurde zuerst im Ungehorsam „ohne vorherige Zustim­mung des Apostolischen Stuhles“ prakti­ziert.
  5. Handkommunion ist illegal, weil sie geduldet wird, obwohl Papst Paul VI. hierfür praktisch unerfüllbare Voraus­setzungen aufstellte (in: „Memoriale Domini„), um die man sich nicht küm­mert. Statt dessen verfolgt man Priester, die das Unrecht nicht mitmachen und Handkommunion verweigern.
  6. Handkommunion ist diabolisch, weil sie Spaltung, Unfriede und Zwie­tracht in der Kirche verursacht. Zwei verschiedene Kommunionriten in einer Gottesdienstgemeinde sind untragbar und in der Kirchengeschichte ohne Bei­spiel.
  7. Handkommunion ist anthropo­zentrisch, weil sie den Menschen mit seinen Wünschen in den Mittelpunkt stellt und nicht Gott. Heute bestimmen Laien, wie sie das Sakrament von Diako­nen, Priestern, Bischöfen und selbst vom Papst gespendet haben wollen. Die Her­de führt die Hirten.
  8. Handkommunion ist protestan­tisch, weil bei den Evangelischen alle zugreifen dürfen. Sie nehmen jedoch nicht den Leib Christi in die Hände, sondern nur Brot, weil sie mangels Weihesakra­ment keine Priester besitzen, die eine Konsekration vollziehen könnten. Ihre meist verheirateten „Bischöfe“ und Pa­storen stehen nicht in apostolischer Sukzession und sind nach eigenem Selbst­verständnis keine Geweihten, sondern vom Volk als Gemeindevorsteher gewähl­te Laien.
  9. Handkommunion ist häretisch, weil sie den Glauben an die Realpräsenz Gottes nicht bezeugt. Das zeigt sich be­sonders deutlich, wenn nicht kniend, sondern stehend kommuniziert und so­gar eine Kniebeuge vor dem Kommuni­onempfang unterlassen wird.
  10. Handkommunion ist apokalyp­tisch, weil es einen endzeitlichen „Greu­el der Verwüstung an heiliger Stätte“ (Mt 24,15) darstellt, „wie wir die heiligen Sakramente mit Füßen treten und die Strafe Gottes verachten, die immer nä­her kommt … Die Muttergottes hat aus­drücklich gesagt: ‚Wir nähern uns den letzten Tagen‘. Und sie hat es mir drei­mal wiederholt“ (Schwester Lucia, Fati­ma).

Zu diesen 10 Punkten möchte ich nun einiges sagen.

Ich glaube, wir sind uns alle einig: die Handkommunion hätte nicht  eingeführt werden sollen, ebensowe­nig wie die ganze (radikale) Litur­giereform. Wir haben nicht nach Reformen gerufen. Uns waren die alten, ehrwürdigen Riten mehr als nur recht. Uns waren sie heilig! Und für uns bleiben sie es. Und die neuen Riten sind für uns ebenso min­derwertig wie etwa die modernen Kirchenbauten im Vergleich zu den alten, ehrwürdigen Kathedralen und Dorfkirchen und Kapellen. Diejeni­gen, die die Handkommunion sozu­sagen ertrotzt haben und diejenigen, die diesem Drängen und Fordern und Vor-vollendete-Tatsachen-stellen nachgegeben haben, die Päpste und Bischöfe nämlich, sind (objektiv) die Schuldigen, daß wir heute dieses Debakel haben. Sie werden dafür Gott Rechenschaft abzulegen haben. Aber das Kirchenvolk läßt sich führen (und leider massenhaft auch verführen) von seinen Hirten. Daß die Hand­kommunion (in unserer Zeit, nach jahrhundertelanger Praxis der Mundkommunion) eingeführt wur­de, ist etwas Übles, je nachdem für die Verantwortlichen auch etwas (schwer) Sündhaftes. Aber einmal eingeführt, d.h. von höchster Stelle approbiert und angeordnet, kann sie für den einzelnen Gläubigen an sich nicht (mehr) sündhaft sein! Wenn man nur will, kann man nämlich „die Kommunion“, also unseren mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, mit Menschheit und Gottheit (un­sichtbar, aber wirklich) anwesenden Heiland, auch ehrfürchtig und „mit größter Wertschätzung“ und „mit höchster Anbetung“ (sakramental) in die Hand und sogar stehenderweise („in Prozession hinzutretend“) emp­fangen. Allerdings erfordert dies eben mehr Innerlichkeit. Die im Äußern abgehende Ehrfurcht und Wertschät­zung und Anbetung muß dann im Innern erbracht werden. Die innere, geistige Haltung ist aber auch die wesentliche. („Alle Herrlichkeit ist innerlich“!) Gewiß, wenn die innere Haltung eine solche der Ehrfurcht und Anbetung ist, dann drängt sie den betreffenden Menschen auch zu einer Veräußerlichung, „Materiali­sierung“ dieser unsichtbaren, inne­ren, geistigen Haltung. Wird diese Veräußerlichung aber durch die Umstände gehemmt oder verhindert, dann wird der „Anbeter im Geist und in der Wahrheit“ das, was er äußer­lich nicht tun kann, umso mehr in­nerlich tun!

Darum ist es falsch zu sagen: „Die Handkommunion (als solche, also jede Handkommunion) ist sakrile­gisch“. Ein „sacrilegium“ besagt eine unberechtigte, daher sündhafte Entweihung oder Verunehrung (vio­latio) gottgeweihter Sachen, Perso­nen oder Orte, wodurch sie sündhaft dem Dienste Gottes entzogen, Gott gleichsam geraubt werden. Ein Real-Sakrileg begeht, wer Sakramente, Sakramentalien, Heiligenreliquien oder -bilder, Worte der Hl. Schrift, geweihte Gefäße oder Gewänder, kirchlichen Besitz stiehlt bzw. raubt, mißbraucht oder böswillig zu profa­nen Zwecken verwendet. (Verglei­che dazu das Beispiel des nachfolgend geschilderten Hostien­raubes von Lungern/Schweiz!) Und vor allem erscheint die bewußte unwürdige Kommunion als Gottes­raub! Daß die Hände der Laien im Unterschied zu jenen der Priester „ungeweiht“ sind, ist kein theologi­scher Grund, daß sie den Leib des Herrn (ohne ein Sakrileg zu bege­hen) nicht berühren dürften. Auch die Zunge ist „ungeweiht“. Wenn der hl. Thomas von Aquin zu seiner Zeit (†1274) betonte, „daß die ungeweih­ten Hände von Laien zum Ergreifen des Allerheiligsten nicht befugt“ sei­en, so weil damals die kirchlichen Vorschriften die Handkommunion nicht (mehr) vorsahen. Und es ist nicht wahr, daß die Handkommuni­on „der gesamten Tradition der Kir­che widerspricht“. In dem auch für einen Traditionalisten unverdächti­gen „Lexikon für Theologie und Kir­che“ von 1934 steht folgendes unter dem Stichwort „Kommunion“: „… früher empfingen die Laien, in man­chen Gegenden auch die Frauen, die Kommunion ebenfalls am Altar kniend (noch im 6. Jahrh. stehend). Bis zum 9. Jahrh. erhielt der Emp­fänger die Brotsgestalt in die (in Gallien bei Frauen wenigstens seit dem 6. Jahrh. mit einem Tüchlein umwickelte) rechte Hand und führte sie selbst zum Mund. Das hl. Blut genoß man anfangs unmittelbar aus dem Kelch; seit dem 8. Jahrh. bis zum Aufhören der Kommunion unter beiden Gestalten (in den Zist.-Klö­stern teilweise bis ins 18. Jahrh.; beim päpstl. Amt noch heute) mittelst der Fistula.“

Die Handkommunion kann an sich  aber auch nicht „Frevel“ sein. Denn Frevel besagt Vermessenheit, Ver­wegenheit. Und „freveln“ heißt auch „gewalttätig sein“. Wer wollte be­haupten, daß ein jeder, der die Hand­kommunion (und schon gar unfrei­willig) praktiziert, vermessen, ver­wegen und gewalttätig sei? Gerade ein solcher wäre ein Frevler! Es ist klar, daß bei der Handkommunion mehr Hostienteilchen „abfallen“ (können), als bei der Mundkomm­union. Aber wenn dies nicht durch mutwillige Nachlässigkeit geschieht, kann man dieses Abfallen von klein­sten Teilchen doch nicht als ein „Weg­werfen eucharistischer Gestalten“ oder als „Verunehrung“ bezeichnen! Es stimmt allerdings, daß in jedem (sichtbaren, faßbaren, sumierbaren) Teilchen der konsekrierten Hostie(n) der ganze Christus gegenwärtig ist. Und darum ist mit höchster Sorgfalt mit diesen heiligen Gestalten umzu­gehen. Aber die Handkommunion kann so praktiziert werden (und muß es nach Vorschrift auch!), daß dieses erhöhte Risiko der Verunehrung von Hostienpartikeln minim bleibt.

Zu Punkt 3 ist anzumerken, daß die erwähnten satanischen Prakti­ken und die Mißbräuche durch Kin­der und Erwachsene selbstverständ­lich auch schon bei der Mundkomm­union möglich waren. Sicher fällt es jetzt einem Gottesräuber bei der Praxis der Handkommunion (noch) leichter, sein (diabolisches) Ziel zu erreichen. Aber das liegt weniger an der Handkommunion als solcher, als an der Kommunionspendung über­haupt, dem Umstand zwar, daß heutzutage (und schon vor dem Konzil!) ein jeder, auch ohne Beichte, auch ohne daß der Priester ihn (nur schon im entferntesten) kennt, je­derzeit kommunizieren kann!

Zu Punkt 4: Auch wenn etwas zuerst illegitim praktiziert wird, ist eine nachmalige Legitimierung je­derzeit möglich. Die Kirchenleitung hat das Recht, die Praxis der Hand­kommunion gutzuheißen, auch wenn sie sie früher nicht (mehr) dulden und nicht erneut einführen wollte. Aber klug und weise war es bestimmt nicht, sie bei der heute herrschenden Mentalität wieder einzuführen!

Zu Punkt 5: Die Handkommunion ist heute nicht mehr illegal. Sowohl Paul VI. wie auch Johannes Paul II. und die Bischöfe in ihren Diözesen haben sie ausdrücklich legalisiert! Auch das ist ihr gutes Recht. Aber sie haben kein Recht, die bisher prakti­zierte Form der Mundkommunion zu verbieten oder auch nur schon zu verdrängen! Sie hätten sorgfältigst Vorkehren treffen müssen, daß jene, die kniend und auf die Zunge kom­munizieren wollen, dies auch jeder­zeit würdig und ungestört und un­beargwöhnt tun können! Die Kom­munionbänke hätten nicht beseitigt werden dürfen!

Zu Punkt 6: Nicht die Handkom­munion als solche ist diabolisch, sondern die Einführung derselben, da, wo man sie gar nicht begehrt, sondern sogar ausdrücklich abge­lehnt hatte, die Erzwingung dersel­ben bei all jenen, die sich in ihrer Frömmigkeit verletzt fühlen (muß­ten)!

Zu Punkt 7: Die Herde führt (zwangsläufig) die Hirten, weil die Hirten keine Hirten mehr sind. Heute bestimmen Laien, weil Päpste, Bi­schöfe, Pfarrer (oft und in vielem) nicht mehr bestimmen wollen. Die Handkommunion ist aber nicht von der Herde gewünscht, erzwungen und bestimmt worden, sondern von (den) Hirten, die nur noch Gemeinde-„Vorsteher“ sind.

Zu Punkt 8: Die Handkommunion ist auch nicht protestantisch. Denn die Protestanten kommunizieren nicht. Und die Handkommunion gab es schon, bevor es überhaupt Prote­stanten gab. Und wenn heute ein normaler, durchschnittlicher katho­lischer Christ zur Kommunion geht, dann glaubt er (immer noch) an das Geheimnis, daß in der Hostie, die er empfängt, sein Herr und Heiland gegenwärtig ist mit Leib und Seele, mit Menschheit und Gottheit!

Zu Punkt 9: Die Handkommunion kann auch nicht als häretisch be­zeichnet werden. Denn das Kom­munizieren in einem katholischen  Gottesdienst an sich bezeugt (u.a.) auch (schon) den Glauben an die Realpräsenz Gottes.

Und schließlich, 10., ist die Hand­kommunion auch nicht apokalyp­tisch. Das Kommunizieren auf die Hand kann doch ums Himmels wil­len nicht als „Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte“ bezeichnet wer­den. Sonst hätte dieser ja schon in den ersten Jahrhunderten der Chri­stenheit stattgefunden! „Apokalyp­tisch“ ist aber (eher) diese heillose Verwirrung selbst der Besten. Die Guten und Besten selbst wissen nicht mehr ein und aus. Ja sie bekämpfen, zerfleischen sich gegenseitig oft aufs wüsteste! Der Greuel der Verwüstung herrscht zur Zeit, vor allem seit dem II. Vatikanischen Konzil, in der hei­ligen Kirche Gottes!

Wenn aber dieses Flugblatt recht hätte, dann wären 95% aller Katho­liken heute „Gottesräuber“, „Frev­ler“, „Häretiker“ und „Schänder“! Sie wären alle ipso facto exkommuni­ziert!

Mit solch extremen, super-übertrie­benen Verallgemeinerungen und Pauschal-Aburteilungen darf man das Böse nicht bekämpfen. Das ist im höchsten Maße kontraproduktiv! Der Verfasser dieses Flugblattes wollte gewiß etwas Gutes tun. Aber so kann man die Mundkommunion nicht verteidigen und die Handkommuni­on nicht verurteilen und bekämpfen.

Ich wiederhole: ich persönlich bin absolut für die Mundkommunion. Ich ziehe diese Art des Kommunionemp­fanges der Handkommunion himmel­weit vor. Aber dazu ist eine Verteufe­lung der neuen Praxis der Hand­kommunion nicht nötig. Ebenso zie­he ich die tridentinische Messe der Eucharistiefeier nach dem NOM himmelhoch vor. Aber ebensowenig brauche ich dazu diesen NOM für häretisch, für gotteslästerlich, für ungültig zu erklären. Ich weiß, es gibt die „konsequentesten“ aller Traditionalisten, die Sedisvakantisten. Da schreibt z.B. ein Pfarrer Oswald Baker:

„Für den wahren Katholiken sind gewiß einige Tatsachen nicht mehr zu leugnen, besonders jetzt, mit dem Vorteil der Rück­schau. Es ist von seinen Dokumenten und seinen Nachwirkungen her klar, daß das II. Vatikanum eine satanische Machen­schaft war, um die katholische Kirche zu zerstören. Dasselbe gilt von der Politik Pauls VI. Wir haben schon vom Umsturz katholischer Lehren durch das II. Vati­kanum gesprochen, z.B. Religionsfreiheit, Häresie, gemeinsame ‚Gottesdienste‘ und von der ’neuen Messe‘ Pauls VI. als einem  teuflischen, gotteslästerlichen Ersatz für die wahre Messe. Wir haben dargelegt, daß die Teilnahme an der ’neuen Messe‘ objektiv schwer sündhaft ist. Objektiv heißt: in sich selbst. Diejenigen, die an der neuen Messe guten Glaubens teilnehmen, (weil sie möglicherweise dazu von einem sog. ‚guten‘ Priester à la Ecône noch auf­gefordert worden sind,) sündigen nicht (oder nicht schwer, Anm. d. Red.). Wer jedoch an der neuen ‚Messe‘ teilgenom­men hat und bei einer anderen Gelegen­heit in eine tridentinische Messe geht, darf dort nicht zur Kommunion gehen. Katholiken dürfen keine Verbindung mit der konziliaren ‚Kirche‘ haben. Das Ziel des II. Vatikanums und Pauls VI. war die Zerstörung des katholischen Glaubens.“ („Einsicht“, August 1982, S. 65)

Solche Sedisvakantisten könnten die Verfasser dieses Flugblattes „Handkommunion ist Sünde“ sein? Wohl kaum! Denn für sie gibt es das Problem Hand- oder Mundkommuni­on gar nicht! Für sie ist ja die Messe, im Rahmen derer ja nur die Hand­kommunion gespendet wird, näm­lich die „NOM-Messe“, satanisch, got­teslästerlich und die Teilnahme daran schwer sündhaft! Ja Katholi­ken dürfen, nach ihnen, gar keine  Verbindung haben mit der konzilia­ren Kirche, sprich: mit Papst, Bi­schöfen und Amtskirchengeistlichen und mit den Gläubigen, die sich zu ihnen bekennen!!! Also stammt die­ses Flugblatt vermutlich eher von einem Nicht- Sedisvakantisten. Aber die gute Seele müßte sich bewußt werden, daß sie mit einer solchen Überzeugung auf dem direktesten Weg in den (extremen) Sedisvakan­tismus ist. Wenn ich das, was auf diesem Flugblatt geschrieben steht, für wahr hielte, gäbe es für mich jedenfalls kein Zögern mehr. Ich würde mich gleich auf die Seite der­jenigen schlagen, die sagen, daß der Papst nur ein Scheinpapst ist und daß die neue Messe ungültig und ein gotteslästerliches Plagiat ist, etc. etc. Denn ein wahrer Papst kann unmög­lich etwas Sakrilegisches, Frevleri­sches, Diabolisches, Häretisches vorschreiben oder nur schon (offi­ziell) dulden!

Seien wir also vorsichtig. Hüten wir uns vor Übertreibungen. Bleiben wir bei unseren heiligen Überzeu­gungen, bei unseren heiligen Riten und Praktiken. Pflegen und fördern wir sie, wo wir nur können! Aber verurteilen wir nicht, was wir in seinem Wesen nicht erkennen und erfassen (können). Wir haben ein sozusagen gottverbrieftes Recht auf die Mundkommunion. Wir dürfen uns, ohne uns zu versün­digen, dem Diktat der Hand­kommunion widersetzen. Aber wir haben kein Recht, das Min­dere, das Unvollkommene(re) zu verteufeln.

MERKSATZ: Die Handkommunion ist (an sich) nicht Sünde und nicht  sündhaft. Die Mundkommunion ist aber das Vollkommenere. Und für GOTT ist nur das Vollkommenere, das Bessere, das Bestmögliche gut genug! Darum sind wir gegen die Handkommunion. Darum entschied sich die Kirchenführung vor langer Zeit für die Mundkommunion.

Einverstanden bin ich hingegen mit der Argumentation und der Vorge­hensweise von P. Fridolin Außersdor­fer, OFM. Er schreibt zum Beispiel: „Nach verschiedenen Verlautbarun­gen ist es heute in bestimmten Län­dern (inzwischen praktisch in allen! Anm. d. Red.) jedem Christgläubi­gen möglich gemacht, die hl. Komm­union so zu empfangen, „wie er es persönlich vor seinem Gewissen ver­antworten kann“. — Es sei auch, sagt man, belanglos, in welcher Form das geschieht. Haben Sie, bitte, die Güte, in Ruhe zu überlegen, welche Ver­antwortung heute da auch auf dem Empfänger lastet! Bedenken Sie, bitte: Wer den hochheiligen Leib des Herrn auf seine Hand verlangt, der hilft mit, wird also mitschuldig: daß das Heiligste, was die katholische Kirche hat, immer mehr profaniert wird. Es ist ein allgemein gültiges, durch Erfahrung tausendmal bestätigtes Gesetz: Was jeder mit Händen und Fingern anfassen kann, verliert an Wertschätzung. Darum wurde und wird bei allen Religionen, was dort heiliggehalten werden soll, dem Zugriff der Masse entzogen. Nun hat die katholische Kirche „nichts Grö­ßeres, nichts Erhabeneres, nichts Wundervolleres, nichts Heiligeres als das Sakrament der heiligen Eucha­ristie. Denn in ihm ist enthalten die Quelle und der Urheber aller Heilig­keit: Christus, der Herr.“ Je mehr also heute Kommunikanten da „ihre Finger dran und drinnen haben können“, umso mehr wird das Heilig­ste in der Einschätzung des Men­schen nur mehr zu einer gewöhnli­chen Speise. Wer aber „den Leib des Herrn von gewöhnlicher Speise nicht unterscheidet, der ißt und trinkt sich das Gericht!“ (1 Kor. 11,29)

Im Jahre 1516 hat in Rüdinghau­sen ein Priester auf dem Verseh­gang über ein Feld eine hl. Wegzeh­rung verloren und nicht mehr finden können. Eine Schafherde, die darauf über die Wiese weidete, ging vollzäh­lig in die Knie und erst nach Herbei­holung eines Priesters, der die hl. Hostie verwahrte, konnte die Schaf­herde wieder auf die Beine gebracht werden!

Das Deckengemälde in der Kirche in Gottau in Ostpreußen zeigt ein Och­sengespann auf den Knien vor einer verlorengegangenen hl. Hostie. Auch hier mußte der Ortspfarrer herbei­geholt werden, um die hl. Hostie zu retten und um dem Ochsengspann das Weiterpflügen zu ermöglichen! Es ist auch eine bekannte Tatsache, daß der Bürgermeister von Padua nicht an die Realpräsenz der heili­gen Eucharistie glaubte und den hl. Antonius „mit seinem Brot“ verspot­tete. Der Aufforderung des Heiligen, mit dem Esel zu kommen, folgte das Stadtoberhaupt, indem er seinem Esel drei Tage lang kein Futter gab. Als der Esel, geführt von seinem Herrn, am Platze erschien, fiel auch der Esel, trotz des ihm vorgeworfe­nen Heues, vor dem von Antonius getragenen Allerheiligsten auf die Knie nieder und gab somit dem höch­sten Gut die Reverenz, die heute von so vielen, die sich Katholiken nen­nen, nicht mehr gezollt wird.

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Der Hostienraub von Lungern

Obwohl die Sakramentswald-Kapelle auf dem Gemeindegebiet von Giswil steht, ist sie doch mit der Geschichte der Pfarrei Lungern (Kanton Obwalden, Schweiz) eng verknüpft. Ihre Entstehung geht auf einen Kirchenraub in der alten Pfarrkirche Lun­gern zurück, deren Standort sich am Nord­eingang des Dorfes befand, wo heute noch der alte Turm steht.

Aus zuverlässigen Quellen zuschließen, dürfte sich der Kirchenraub im Jahre 1492 ereignet haben. Drei Männer schlichen sich nachts in die Pfarrkirche ein und erbrachen das Sakramentshäuschen, aus dem sie die kostbaren Gefäße mit den heiligen Hostien entwendeten. Hierauf flohen sie in das Waldgebiet ob der Alp Emmeti und schütteten dort, wo heute die Kapelle steht, die konsekrierten Hostien aus und setzten dann ihre Flucht fort ins Alpgebiet am Fuße des Giswilerstockes. Am „Fräkmünt“ konnte einer der Übeltäter gefaßt werden. (NB. Mit „Fräkmünt“ ist nicht die gleichnamige Alp am Pilatus gemeint. „Fräkmünt“ ist ein alter Name für den Giswilerstock.)

Der gefaßte Räuber gestand die Untat und mußte den Ort aufzeigen, wo sich die heiligen Hostien im Wald befanden. Für sein Verbrechen endete er am Galgen.

Prozessionsweise zog dann das Lunge­rervolk mit seinem Pfarrer zum aufge­zeigten Ort. Die Hostien wurden aufgeho­ben und in die Lungerer Pfarrkirche zu­rückgebracht. Dort, wo sie ausgeschüttet worden waren, sprudelte eine kristallkla­re Quelle, die bis heute nicht versiegte.

Am 25. August 1522 erteilte Nuntius Philonardi die Erlaubnis, über der Quelle eine Kapelle zu errichten als Sühneakt für das geschehene Verbrechen und zur fort­währenden Verehrung des allerheiligsten Altarsakramentes. Der Kanton Obwalden half mit, den Bau zu finanzieren. Im Jahre 1629 erlaubte der Bischof von Konstanz dem Pfarrer von Giswil, monatlich in der Sakramentskapelle die heilige Messe zu feiern, da viele Stiftungen errichtet wur­den.

Vom alten Altar von ca. 1522 haben sich noch zwei Flügel im Historischen Museum von Sarnen erhalten, welche den Einbruch in die Kirche Lungern, die Einkerkerung des einen Räubers, dessen Verhör und Hinrichtung darstellen. In der heutigen Kapelle findet sich ein von Franz Joseph Weyss 1789 gemaltes Altar­bild mit dem Allerheiligsten, das von St. Katharina von Alexandrien (Patronin der alten Pfarrkirche), Antonius von Padua und Bruder Klaus verehrt wird. Neben dem Altar befinden sich zahlreiche Votiv­tafelchen, die von wunderbaren Heilun­gen und Erhörungen berichten. An der Rückwand erzählen die vom gleichen Maler 1789 geschaffenen Tafeln in acht Szenen die Entstehungsgeschichte der Kapelle. In späterer Zeit wurde an der Westseite eine kleine Sakristei angebaut, worin sich auch ein Beichtstuhl befindet. In einem kellerartigen Raum unter der Kapelle sprudelt die Quelle hervor. Von hier nehmen die Leute Wasser gegen Krankheit von Mensch und Vieh mit sich nach Hause.

In den Jahren 1985/86 hat die Kirchge­meinde von Giswil die Kapelle einer Ge­samtrenovation unterzogen, so daß sie in ihrer alten Schönheit wieder hergestellt ist.

Beim Kath. Pfarramt, CH-6078 Lungern, ist ein 1988 herausgegebenes Broschür­chen mit dem Titel „Die Kapelle im Sakra­mentswald“ erhältlich. Bitte dort bestellen.

DIE WUNDERBARE ERSCHEINUNG UNSERER LIEBEN FRAU AUF DEM WESEMLIN / LUZERN

Unsere Liebe Frau vom Wesemlin

Unsere Liebe Frau vom Wesemlin, Luzern

Tu gloria Jerusalem, tu laetitia Israel! Du bist der Ruhm Jerusalems, du die Freude Israels! (Judith 15,10)

Pfingsten ist das Fest des Hl. Geistes. An diesem Tage hat der Hl. Geist, die dritte Person in der Gottheit, feierlich und öffentlich seine Wirksamkeit begonnen, hat das Wort erfüllt, das der Erlöser den Apo­steln gegeben: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, damit er in Ewigkeit bei euch blei­be.“ (Joh. 14,16).

Der Hl. Geist hat das Wort des Heilandes hier auf Erden fortgesetzt und will es sei­ner Vollendung entgegenführen durch sei­ne beständige Hilfe und Leitung, durch seinen Trost und seine Gnadengaben.

Er hat die Apostel belehrt über ihren Beruf und sie bis an die Enden der Erde geführt.

Er hat in drei Jahrhunderten der Trübsal und Verfolgung die Märtyrer zu ewiger Siegeskrone vorbereitet.

Er hat uns die Kirchenlehrer gegeben, durch sie die himmlischen Wahrheiten dem menschlichen Verständnis erschlossen.

Er hat durch die Wechselfälle der Jahr­hunderte die Kirche geleitet und sie ge­schmückt als seine Braut in einer wunder­baren Liturgie, im kirchlichen Gesang, in den herrlichen Bauten der Dome und Mün­ster, in den zahllosen Heiligtümern und Gnadenstätten.

Wandern wir zurück
ins sechzehnte Jahrhundert.

Eine erste Stufe jener Zeit, eine erste Generation des sechzehnten Jahrhunderts war bereits vorüber. Der schwere Schlag war geschehen. Die Glaubenseinheit in Deutschland und in der Schweiz war zer­rissen, die Glaubenstrennung zum Durch­bruch gekommen. Die bekannten Glau­bensdisputationen zu Baden und Bern waren darüber geschehen. Im Vaterland (in der Schweiz) standen sich zwei Lager gegenüber. Eine tiefe Kluft hatte sich zwischen die Brüder gelegt. Hüben und drü­ben waren die Gemüter aufs heftigste er­regt. Die religiösen Kämpfe hatten auch ins Politische hinübergeschlagen und die Zeiten waren sehr ernst geworden. Auf beiden Seiten suchte man Hilfe von außen. Die inneren Gegensätze wurden äußerst scharf. In Luzern wollte man um jeden Preis das kostbare Gut des heiligen katho­lischen Glaubens bewahren. Von Zürich aus suchte man mit aller Kraft der neuen Lehre auch in Luzern und in den Ur- und Altkantonen Eingang zu verschaffen. Man wollte der neuen Weltanschauung und Lehre Zwinglis gleichsam eine Gasse ma­chen. Es war namentlich Ulrich Zwingli, der dabei auch zur Gewalt aufrief. Es kam dazu, daß die protestantischen Kantone den fünf Orten den Absagebrief zusand­ten. Krieg war’s, Bruderkrieg! Die Heere zogen nach Kappel. Aber der alte eidgenössische Sinn und die Unter­handlungen der Führer brachten es — zur bekannten Milchsuppe von Kappel — und dann — zum Friedensschluß. Man reichte sich die Hände und jeder blieb unter den neuen Verhältnissen auf seinem Gebiete. Doch die Gemüter waren nicht beruhigt. Es ist geschichtliche Tatsache, daß von Zürich aus die neue Lehre mit Gewalt verkündet wurde. Scharfe Worte fielen hüben und drüben. So klagten Zwingli und der Rat von Zürich die Innerschweiz an: es seien heftige Worte gegen die neuen Füh­rer gefallen. Man verlangte Sühne. Die Regierung von Luzern war bereit, einige Überbordende zu bestrafen, wenn die Tat­sachen arger Beleidigung festgestellt wer­den könnten, obwohl auch Luzern über schwere Inzichten von der andern Seite her sich beklagen konnte. Aber Zürich ver­langte als Sühne Raum und Freiheit, um die neue Lehre ungehindert auch in der Innerschweiz zu verkünden. Es war der Gedanke aufgeglüht: es ist vielleicht mög­lich, die Innerschweiz doch allmählich ganz loszutrennen — vom alten Glauben, loszu­trennen von der heiligen Kirche. Es wur­den die Dinge immer ernster. Hüben und drüben wuchsen Zorn und Begeisterung immer mächtiger und gewaltiger. Vorabend vor einem Gewitter!

Blicken wir aber für einige Augenblicke in die Verhältnisse Luzern. Gewiß konnte man damals auch in Luzern gewisse Nieder­gänge beobachten. Wenn man sich etwas an die vorangehenden Zeiten erinnert, da die Päpste in Avignon, statt in Rom, residierten, wenn man der nachfolgenden zwiespältigen Papstwahlen gedenkt und gewisser revolutionären Strömungen im kirchlichen Leben, dann versteht man tiefe Niedergänge auch auf religiösem Gebiete und im katholischen Volke. Da und dort hatte sich eine gewisse Gleichgültigkeit und Übergemütlichkeit herausgebildet. Es wurde namentlich auch die Predigt und der Reiligonsunterricht da und dort vernach­lässigt. Nichtsdestoweniger lebten in Luzern überwiegend der katholische Sinn, katholische Glaubensfreudigkeit der Ge­wissen — unerschütterlich: Wir stehen treu zu Christus, wir stehen treu zum ganzen Christus, wir stehen treu zur ganzen Kir­che. Seit längerer Zeit hatten sich aufbau­ende, erneuernde Bewegungen geltend gemacht. Das Leben und Wirken des seli­gen Bruder Klaus hatte auf lange Zeit hinaus fruchtbar gewirkt. Die Bestrebun­gen der sogenannten Gottesfreunde verinnerlichten manche Kreise. Der her­vorragende Chorherr und spätere Propst Hans Bodler war ein eifriger Katholik, ein tief überzeugter Seelsorger und mutiger Bekämpfer des neuen Glaubens, ein schar­fer Gegner Zwinglis. Auf der Kanzel der Hofkirche predigte damals mehrere Jahre der geistvolle, seeleneifrige, ab und zu etwas derbe Apologet: der Franziskaner Thomas Murner, ein hervorragender Bestärker im katholischen Glauben, ein Hauptgegner Zwinglis. Die Regierung be­rief von auswärts den sehr tüchtigen Pfar­rer Forrer, der vorbildlich wirkte. Die Re­genten selbst standen mit goldener Treue zum Papst, zum Bischof, zur Kirche. Das war die Lage in unserm Kanton Luzern und insbesondere in der Stadt Luzern, als die Wolken des neuen Gewitters aufstie­gen, die ich eben zu schildern versuchte. Ähnlich stand es in den inneren Landen.

Eines müssen wir bewundern: es lebte schon damals ein gewisses Zusammen­wirken von Geistlichkeit und Laien, eine Art actio catholica, eine Art katholischer Aktion, die sich der kommenden Gefahr bewußt war.

Die Gegensätze wurden immer schärfer: Zürich dachte an Krieg, Bern riet ab, die Glaubensdisputationen waren schon längst vorüber. Da einigten sich die Gegner: die inneren Kantone durch eine vollständige Proviantsperre und allseitige Marktsperre für inländische und ausländische Waren zu zwingen, der neuen Lehre ihre Tore zu öffnen. Man dachte sich’s: Durch Hunger erschüttert, wird das Volk von selbst mut­los und es wird sich eine Gasse für den neuen Glauben auch nach Luzern und in die inneren Kantone öffnen lassen. Wir müssen diese Dinge im Geiste der damali­gen Zeit betrachten. Die Verhältnisse ge­stalteten sich immer schärfer. Es war zu Pfingsten, am Vorabend von Pfingsten, als von Zürich aus — nach langen, vergebli­chen Verhandlungen — die scharfe Markt­sperre unwiderruflich verhängt wurde für inländische und ausländische Waren. Nun war die Lage hochernst geworden. Was sollte der Winter bringen? Die damalige Wirtschaft der inneren Kantone war durch­aus abhängig vom Außenhandel. Ernste Männer sagten sich, es klopfen die furcht­barsten Dinge an: Hungersnot und Elend. Auf der andern Seite sagte man sich: ein gebrochenes Volk fühlt auch die mensch­lichen Schwächen, dann wird die neue Lehre wie erlösend wirken.

Das ist die geschichtliche Vorstufe. Nun stehen wir vor dem Geschehnis und dem Geheimnis, dessen wir hier gedenken.

Das Geschehnis und Geheimnis
von Pfingsten 1531

Pfingsten, die hohe Feier war angebro­chen. Pfingsten war auch damals das Fest des Mutes und der Kraft. Pfingsten ist ein Christusfest. An Pfingsten erst vollendete Jesus Christus sein Werk. Darum ist Pfing­sten auch Hochostern, Vollostern. Pfing­sten ist das Hochfest des Heiligen Geistes, der das von Christus gebaute Schiff der Kirche belebt und auf das Meer der Welt entsendet! Pfingsten ist aber auch ein Marienfest. Mitten in der Apostelschar steht sie, leuchtend wie die Morgenröte.

Damals stand auf dem Wesemlin, da wo jetzt der Hochalter der Kirche sich befin­det, eine uralte Kapelle, in jener Zeit beina­he ein Trümmerhaufen. Sie war einst eine stille, heilige Andachtsstätte, klein an Umfang, aber beim Volke beliebt. Mit der Zeit geriet sie in Vergessenheit und stand als halbe Ruine da. Hier im Lande war zwar alles katholisch, aber wie es in ern­sten Zeiten sich ereignet: es gab auch in Luzern Geister, die mit der Gegenpartei sympathisierten, und da und dort began­nen, wenn auch selten, die Anzeichen des Bildersturmes sich zu zeigen. Man versündigte sich an kleinen Heiligtümern. Man wagte nicht, in die großen Kirchen einzudringen. Aber einige Stürmer ver­suchten sich an Wegkreuzen und kleinen Kapellen. So geschah es, daß die halb­verfallene Wesemlinkapelle beinahe voll­ständig niedergerissen und das Mutter­gottesbild an heiliger Stätte in Stücke geschlagen wurde. Nun stand denn dieses Heiligtum da wie eine sinnbildliche Frage: Soll auch in Luzern Maria enthront, entkrönt werden — so viel es an den Men­schen lag? Soll ein Sturm losbrechen ge­gen das katholische Gut, gegen die Erb­schaft Christi und der Kirche?

In der Nähe der Kapelle besaß der vor­nehme Mauritz von Mettenwyl neben seinen Häusern in der Stadt ein Landgut. Es grenzte an jene Kapellenruinen. Wir wissen, daß er sich am Pfingstabend des Jahres 1531 auf stillen Wegen in der Nähe des zerstörten Heiligtums erging. Mettenwyl war ein nüchterner, besonne­ner, tüchtiger Mann, ein hervorragender Soldat. Er war — im Geiste und nach der Gewohnheit jener Zeit—in höheren Kriegs­diensten in Frankreich gestanden. Dann hatte er eine Reihe von Ämtern in der Stadt inne. Er war Mitglied des Großen und später des Kleinen Rates geworden. Auch verwaltete er zu Zeiten einige Vogteien. Ganz besonders aber lag ihm später das Amt des Spitalmeisters ob. Mit Hilfe sei­ner edlen Gattin besorgte er in der Stadt die Armen, die Kranken, die Pfründner, die Reisenden. Es leuchtete in seinem Leben ein gewisser sozialer Zug, eine Art liebli­cher Verbindung zwischen Religiosität und Humanität. Dieser Mann wandelte am Pfingstabend 1531 ernsten Sinnes über das Wesemlin. Es war am 18. Mai. Er steht in der Nähe der jetzt zerfallenen Kapelle. Sein Gemüt ist tief bedrückt. An Pfingsten, an der Vigil von Pfingsten war die fürch­terliche Entscheidung gefallen. In die Pfingstfestfreude und das Pfingstlicht züngelten unheimliche Flammen hinein. Soll es zur äußersten Gefahr kommen? Werden Hunger, Elend, Not ins Land ein­ziehen? Werden schwerste religiöse, in­nerliche Pflichten und Entscheide an ein durch Not gebrochenes Volk herantreten? Oder sollen wir vorher, noch zur rechten Stunde mit Gewalt in Notwehr das heilige Recht uns holen, wenn alle Verhandlun­gen scheitern? Da kniet von Mettenwyl nieder und betet. Es war ihm wohl wehe um das zerfallene Heiligtum. Er dachte weiter, tiefer! Ist diese Ruine dort wohl ein Symbol von Ruinen, die unser Land be­decken sollen? Soll der Kampf sich ganz besonders gegen Maria wenden? Mettenwyl versank in tieferes Gebet. Wie schön ist es, — wenn Männer beten! Wäh­rend er so betete, sah er über der Felsplatte, wo die Ruine stand, einen Nebel aufstei­gen und einen Lichtglanz hervorbrechen, der sich nach und nach in einen Strahlen­kranz verwandelte. Und in der Mitte dieser Strahlensonne sah Mettenwyl das Bild ei­ner Jungfrau, rein und herrlich; auf den Armen trug sie das Kind. Mettenwyl war überrascht. Er weiß nicht, was er sich sa­gen soll. Er betet! Aber immer klarer stand das Bild. Und er begrüßte es: Du bist ­Maria! Du bist die Morgenröte, die aufge­hende — der Morgenstern — du bist immer der Ruhm Luzerns gewesen — du warst ja immer Schützerin und Helferin und Freu­de und Ehre unseres Volkes. In diesem Geiste ungefähr, wenn auch nicht mit die­sen Worten, obwohl sie damals in Luzern nicht unbekannt waren, huldigte Mettenwyl — Maria. Er gewann die Mannesüber­zeugung: Übernatürliches geschaut zu ha­ben. Er behielt die Sache zunächst für sich. Wahrscheinlich hat er aber doch dem Pfar­rer der Stadt am Pfingstmontag darüber Mitteilung gemacht.

Was ich jetzt erzählt habe, können wir urkundlich belegen. Wir besitzen durch­aus beglaubigte Abschriften einer Urkun­de, deren Original noch bis in späte Zeiten vorhanden war, bis Abschriften und Ab­drucke sich gemehrt hatten. Sie stammt eigentlich von Mauritz von Mettenwyl selbst. Sein Sohn nämlich, der spätere Stadt­schreiber von Luzern, hat die Urkunde über die Erscheinung im Auftrag seines Vaters verfaßt. Diese ausführliche Urkun­de hing später in der neugebauten Kapelle auf dem Wesemlin, von der wir noch spre­chen werden, ja noch lange Zeit in der noch später erbauten Kapuzinerkirche. Der be­rühmte Stadtschreiber Renward Cysat hat zu seiner Zeit davon an Ort und Stelle eine Abschrift genommen, das Wichtigste der Urkunde zusammenfassend, und seinen Sammlungen einverleibt. Auch er hat die Vision von Mettenwyl als geschichtliche Tatsache sowohl in jenen Sammlungen als in seiner Wallfahrtsgeschichte hingestellt, obwohl er sonst recht kritisch über Außer­ordentliches urteilt.

Im Schlosse Schauensee oberhalb Kriens befindet sich ein prächtiges Gemälde, wel­ches die Erscheinung vor Mauritz von Mettenwyl darstellt. Das Gemälde stammt zwar aus dem siebzehnten Jahrhundert. Aber ein genaues fachmännisches, kunst­kritisch archäologisches Urteil geht dahin: das Gemälde sei die Kopie eines Originals aus dem sechzehnten Jahrhundert. Stil und namentlich die Begleitgaben im Ölgemälde lassen sich nicht aus dem siebzehnten Jahr­hundert erklären. Vor dem Visionsbild kniet in der Mitte ein starker, geharnisch­ter Mann. Ein Spruchband verkündet des­sen Namen: J. Mauritz von Mettenwyl, des Rats und Spitalherr. Eine alles krönende Rahmenschrift kündet: „Factum auf Hei­lig Pfingsttag 1531 um neun Uhren zu Nacht.“ So tritt dieses eigenartige gemalte Zeugnis zum geschriebenen.

Doch kehren wir nochmals zurück zu Mauritz von Mettenwyl. Wenn jemand etwas Heiliges, etwas tief seelisch Ergrei­fendes an irgendeinem Ort erlebt hat, so wird ihm auch dieser Ort heilig, und er spricht wohl mit Jakob dem Patriarchen: Hier ist das Haus Gottes, hier ist die Pforte des Himmels! So begab sich denn auch Mettenwyl am Pfingstmontag abends wie­der an dieselbe Stätte. Es war auch wäh­rend des Tages einiges Volk zur Kapellen­ruine gekommen. Am Abend aber waren nur wenige geblieben. Mitglieder der Fa­milie begleiteten ihn; ganz sicher ist es, daß sein gleichnamiger Sohn Mauritz, der spätere Stadtschreiber, zugegen war. Mettenwyl dachte: Wenn der Himmel mir ein Zeichen gibt, muß ich es betend ehren, betend zu deuten versuchen. Und so tref­fen wir wieder auf dem Wesemlin einen betenden Mann. Nochmals! Wie schön ist ein betender Mann! Wie schön ist ein betender Vaterlandsfreund, ein betender vaterländischer Religionsfreund, ein Rin­gender mit Gott, wie einst Jakob, der Patriarch! Auf einmal zeigten sich wieder aufsteigende leuchtende Nebel. Wieder bildete sich der sonnenähnliche Strahlen­kranz. Wieder trat ihm, herrlicher noch als am Pfingstsonntag, das Bild der Gottes­mutter entgegen, wie sie das Jesuskind auf dem rechten Arme trug. Unter ihren Füßen hatte sich ein gebogener Strahl gezeigt, ähnlich der Mondsichel. Zwei Engel aber krönten gleichsam feierlich Maria. Die Überlieferung meldet: diese Vision dauer­te eine volle Viertelstunde. Die ganze Er­scheinung leuchtete und glühte in laute­rem Goldglanz. Sie glich der apoka­lyptischen Vision der Kirche und Marias: dem Weib mit der Sonne bekleidet, den Mond zu ihren Füßen (Apok. 12).

Jetzt war jeder Zweifel dahin. Jetzt sagte sich Mettenwyl: Die Übernatur hat einge­griffen, die göttliche Hand hat mir ein Zeichen gegeben: Maria, die großmächtige Fürbitterin — wird durch ihr göttliches Kind uns helfen! Morgenröte leuchtet! Ich erin­nere nochmals an die urkundliche Bezeugung — auch beider Erscheinungen!

Wir kennen die Bedeutung des Wun­ders. Auch im Leben Jesu erblicken wir die Wunder. Wie die Alpen durch das Schweizerland ziehen und der Landschaft das Gepräge geben, so ziehen die Wunder durch das Leben Jesu: alpenhaft herrlich! Sie geben auch der geistigen Landschaft des Lebens und Wirkens Jesu ein eigenar­tiges Gepräge. Diese Wunder Jesu sind sichtbare, geschichtliche Tatsachen, die neben der Natur stehen. Die Wunder Jesu sind Tatsachen, die hoch über der Natur stehen, die unermeßlich die Naturgesetze überragen. Die Wunder Jesu wollen keineswegs die allgemeinen Naturgesetze aufheben, zerstören. Sie bereichern eher die Welt. Als Jesus auf dem See Genesareth plötzlich den wütenden Sturm mit seinem Befehl aus eigener Kraft stillte, vollzogen sich auf der ganzen übrigen Welt die Ge­setze der Winde, die Gesetze des Wellen­schlags nach dem gewohnten Verlauf der Natur. Aber Jesus hat ab und zu Wirkun­gen in die Welt gesetzt, die neben und hoch über der Natur stehen, als Gottesgesandter und aus eigener Kraft, als ewiger Gottes­sohn.

Diese Wunder Jesu sind mit dem Leben Jesu, diese Wunder sind mit der Lehre Jesu, mit der ganzen Offenbarung Jesu, mit dem ganzen Werke Jesu innigst geeint, wie die Alpen mit unserer Landschaft, wie die Nerven mit dem Gehirn, wie die Adern mit dem Herzen. Alles gestaltet sich zu einem unvergleichlichen Ganzen aus. Und wiederum vereinigen sich diese Wunder Jesu aus eigener Kraft mit jenen gewalti­gen Worten und Selbstzeugnissen Jesu: „Ich bin die Wahrheit — Ich bin das Leben — Ich bin der Weg — Ehe denn Abraham ward, bin ich — Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 14,6; 8,58; 10,30). Noch einen Zug dürfen wir an den Wundern Jesu nicht übersehen: alle Wunder Jesu leuchten in einer reinen, heiligen Absichtswelt wie die Firnen im Morgenlicht und im Alpen­glühen. Nie hat Jesus Wunder gewirkt nur für die Neugierde, wie für die Schaulust oder bloß zur irdischen Freude. Alle Wun­der Jesu sind gewirkt zu einem heiligen, religiösen Zweck, in der Glaubensschule, zu sittlichen Zwecken oder im Lichte ret­tender irdischer und überidischer Barm­herzigkeit. Nun aber hat Jesus verheißen, daß auch im Laufe der Kirchengeschichte, in der Geschichte seines Reiches Wunder hervorbrechen werden. Etwas Ähnliches wie die Wunder sind auch die Visionen, besonders die äußeren, wenn sie sicher und fest beglaubigt sind. Auch diese kön­nen uns verkünden: Gott hat gesprochen ­Gott hat ein Zeichen gegeben — Gott will helfen! Gewiß stellt die Kirche solche Vsionen, wie die Erscheinung vor Mettenwyl, nicht als Glaubensatz, nicht als Dogma hin. Aber ein anderer Gedanke klopft an: Wenn Gott ein greifbares Zei­chen seiner Vorsehung gibt und wenn nüch­terne Männer, die das Geschehnis und Geheimnis erlebt haben, es anerkennen und bezeugen, so wäre es töricht, ja es wäre vermessen, dies im vorneherein ein­fach abzulehnen. Ich betone nochmals den großen Unterschied zwischen den das Höchste des Evangeliums und des Lebens Jesu tragenden Wundern und einzelnen Visionen im Laufe der Jahrhunderte. Aber eine Ablehnug im vorneherein, ein grund­sätzliches Ablehnen solcher Offenbarun­gen könnte sich doch zum Fehler, ja zur Sünde gegenüber der Tugend der Reli­giosität ausgestalten, eine gewisse Verwe­genheit Gott gegenüber in sich bergen, auch wenn es sich nicht um Glaubens­sätze, nicht um Glaubenstatsachen handelt. Es herrscht also große Freiheit auf diesem Gebiete. Aber sie muß sich mit edler Besonnenheit verbinden. Wer frei­lich die Möglichkeit von Wundern im Lau­fe der Kirchengeschichte bestreiten würe, verstieße gegen ein unfehlbares Wort Jesu selbst.

Und nun möchte ich euch einladen, das Geschehnis und Geheimnis von Pfingsten 1531 im Lichte höherer göttlicher Absichtswelt zu betrachten. In all dem Wun­derbaren begegnet sich ein dreifaches Gött­liches: Allmacht — Weisheit — und Liebe. Nun können wir auch den heiligen Zweck und die heilige Absicht des Geschehnisses vom Wesemlin an dem Pfingstabend 1531 einigermaßen erfassen. Auf der einen Sei­te: gewaltige Gefahren für den Glauben, gewaltige Gefahren für den Mariendienst, gewaltige Gefahren für das Ganze der ka­tholischen Religion, für den unzerreißbaren Zusammenhang: Gott — Christus — Kirche, gewaltige Gefahren für das engere Vater­land; auf der andern Seite: Führer und Volk, die alpenhaft fest zu diesem Glau­ben stehen wollen, die ihren Innenbesitz nicht preisgeben.

Doch mitten in diese Gesinnungen und Stimmungen: drohende Gewalt — Aus­hungerung des Volkes — Not und Elend ­und das Menschliche eines gebrochenen Volkes!

Das alles war dem betenden Mauritz von Mettenwyl tief bewußt.

Fügt sich nun hier nicht überwältigend schön und fruchtbar ein Gotteszeichen, wie oft in der heiligen Geschichte?

Hat es Mettenwyl nicht richtig gedeutet? Maria leuchtet uns zum Siege, sie, die Morgenröte, der Morgenstern!

Nicht die Ruine der alten Kapelle ist Sinnbild der Zukunft.

Maria von den Engeln gekrönt ist das Zeichen am Himmel! Durch Maria zu Jesus! Sie hilft durch ihr göttliches Kind. Schlimmste, schwere Fragen werden ge­löst werden. Das Volk wird feststehen im heiligen katholischen Glauben: conformati crescentes, fructificantes in omni patientia, gekräftigt durch die Macht Got­tes, wachsend, fruchtbringend in aller Ge­duld — wie es der Apostel kündet (Kol. 1,9—14). Und da der Sturm sich besonders auch gegen Maria und den Mariendienst wandte und der Bildersturm schon ihr kleines Hei­ligtum bereits verwüstet hatte, gewinnt ihr Erscheinen pragmatische Bedeutung. Sie ward am Pfingsttag nach der düsteren Kunde der Pfingstvigil — Abendstern. Sie ward Morgenröte, Morgenstern. Die Vision vom Wesemlin ist nicht Neugierdestück, das Geschehnis auf dem Wesemlin ist nicht eine unsichere Legende, das Geschehnis über der zerstörten Kapelle ist kein from­mes Spiel erregter Einbildungskraft. Es ist ein Geschehnis und Geheimnis, das die Kennzeichen der Allmacht, Weisheit und Liebe Gottes in sich birgt. Dazu tritt die schon betrachtete irdisch-geschichtliche Bezeugung.

Nun war es auch Pflicht von Mettenwyl: das Werk Gottes allseitig zu offenbaren (Buch Tobias 12,7).

Doch tritt uns dabei ein Umstand entge­gen, der für die Beurteilung des ganzen geschichtlichen Zeugnisses geradezu kost­bar ist.

Am dritten Abend, am Pfingstdienstag, strömte eine gewaltige Volksmenge auf dem Wesemlin zusammen. Man betete und wachte und wartete bis in die Nacht hinein. Aber nicht die leiseste Spur einer Erschei­nung zeigte sich. Niemand behauptete auch, irgend etwas Bedeutsames erlebt zu ha­ben. So berichten auch urkundliche Über­lieferungen. Spricht nicht ebendiese Nüch­ternheit der Berichte für deren Zuverläs­sigkeit auch hinsichtlich des Über­natürlichen? Und was noch mehr ist — für göttliches Walten und Wirken? Hat Gott seine Werkzeuge, die Träger seiner Pläne einmal gewählt, so läßt er alles gerne durch sie unter seinem Walten den Zielen entgegenführen. Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerem Gepränge unter der Schaulust der Menge (Lk. 17,20.21). Ge­wiß waren viele aus reinster Absicht zur heiligen Stätte geeilt. Aber schon Stadtschreiber Renward Cysat sieht in der Mög­lichkeit sich einmischender Schaulust und Neugierde einen Grund für das Ausblei­ben der Offenbarung. Das ist echt biblisch gedacht. Was spricht der Herr beim Pro­pheten Isaias? „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege sind nicht eure Wege, sondern so hoch der Himmel über der Erde, so hoch sind meine Gedan­ken über euren Gedanken und meine Wege über euren Wegen“ (Is. 55,8.9).

Ja, die Wege Gottes leuchteten aus den Erscheinungen vor Mauritz von Mettenwyl. Nicht wahr? Marias Erscheinung und Gruß war der leuchtende Abendstern, als die hohen Pfingsstage in das Dunkel der Nacht und der Zeit versanken. Aber dieser Abend­stern sollte als Morgenstern einer neuen Zeit aufgehen. Den Gemütern der Führer und des Volkes war das Geschehnis und Geheimnis von Pfingsten 1531 Morgenrö­te des Hoffens, Betens und Wirkens.

Wir haben die Vorstufe des Geschehnis­ses betrachtet. Wir haben das Geschehnis und Geheimnis zu erfassen gesucht. Es ist in den Teppich der göttlichen Vorsehung eingewoben!

Suchen wir nun die Ausstrahlung des Geschehnisses zu erfassen. Die erste näch­ste Ausstrahlung war die feste Überzeu­gung Luzerns: Maria schützt uns. Ave Maris stella, Dei Mater alma — Ave, Stern der Meere, Gottesmutter hehre! Das Meer geht hoch. Maria Helferin der Christen: du wirst uns schirmen!

Die zweite Ausstrahlung ist eine Geschichtsentwicklung. Wir müssen da­bei alles wieder im Lichte der damaligen Zeiten betrachten. Es wurde Oktober. Der Winter nahte. Die Vorräte waren versiegt. Da sagten sich die Führer Luzerns und der Urkantone: Wir müssen das Volk retten. Wer das Seinige tut, dem hilft Gott. Sie versuchten Verhandlungen. Sie scheiter­ten. Da riefen sie zum Gebete auf. Und es ist rührend zu lesen, wie nicht nur die Priester, sondern auch die Laien beharrlich beteten, wie das Volk sich große Gebets­lasten auferlegte. Aus allen Gegenden des Landes sandte man ehrwürdige fromme Witwen nach Einsiedeln, damit sie in der Gnadenkapelle abwechselnd ein Dauer­gebet entfalteten, tagelang, bis die Dinge sich zum Bessern wenden würden. Dann beschlossen die Männer der Ur- und Alt­schweiz den zweiten Kappelerkrieg. — Wir wissen, daß wir in der Schweiz vor allem berufen sind, für den Völkerfrieden zu arbeiten. Doch sollen wir auch die Dinge und Verhältnisse der Vergangenheit von 1531 aus den damaligen Zuständen heraus beurteilen lernen. Sie lagen so: Höchste Hungersnotgefahr, höchste Glaubens­gefahr; Scheitern aller Friedensverhand­lungen; fester Wille, der neuen Lehre kei­ne Gasse zu öffnen! Man wollte aber auch nicht ohne Notwendigkeit erst einem durch Hunger und Elend gebrochenen Volke höchstes religiöses Heldentum zumuten. Bruderkrieg ist herzzerreißend. Aber die Gegner wollten den Frieden nicht. Und nur um Schlimmstes abzuwenden, um Höch­stes zu erringen, griff man aus Notwehr zu den Waffen.

Die Katholiken siegten bei Kappel und am Gubel am 11. Oktober 1531 und in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober unter eigenartigen Umständen. Es ward Friede geschlossen — zur vollen Freiheit des ka­tholischen Glaubens in Luzern und in der Ur- und Altschweiz und zur teilweisen in den Vogteien. Unter Katholiken und Gegnern wollte man im Volke die Friedenstaube über den Abteilungen des katholi­schen Heeres schweben gesehen haben. Sei dem, wie ihm wolle. Eines ist sicher: die aufgehende Morgenröte Marias hat den katholischen Glauben geschützt.

Und eine dritte Ausstrahlung! Mettenwyl sagte sich wie einst Jakob, der Patriarch: Wo ein heiliger Ort ist, gleichsam eine geöffnete Pforte des Himmels, wo ein Geschehnis und Geheimnis sich vollzog, das heilige Rettung brachte, da muß Gott und der Lieben Frau vom Wesemlin und für das Volk ein Denkmal errichet werden, ein — Gebetsort. Die Tat der Mutter Gottes darf nicht vergessen werden. Wie Jakob den Stein salbte, auf dem er sein Haupt gelegt und in der Nacht die Offenbarung empfangen hatte, so beschloß Mettenwyl, aus eigener Kraft und mit etwelcher Unter­stützung der Regierung eine neue würdige Kapelle zu bauen. Es war das der Gedanke eines Lebenswerkes, eines Zukunftwerkes. Es sollte Luzern verkünden: Maria ist dei­ne Freundin, Maria ist deine Beschützerin: deine Morgenröte, dein Morgenstern, dei­ne Ehre, deine Freude. Es freut mich, in diese gewaltigen Volksscharen den Ge­danken Mettenwyls hineintragen zu kön­nen.

So entstand auch die Wesemlin-Wall­fahrt zur Gnadenstätte, nicht etwa zur spä­teren Waldkapelle.

Es leuchtet noch eine Ausstrahlung! Es kam eine neue Zeit. Die Päpste hatten unter ungeheuren Schwierigkeiten in den Jahren 1545 bis 1563 das herrliche Konzil von Trient berufen: die Kirchenversamm­lung entfaltete sich großartig und frucht­bar. Von da aus brach die volle Erneuerung des kirchlichen Lebens hervor. Aus die­sem Geiste heraus erstanden ganze Reihen von Heiligen und Päpsten der Erneuerung, Scharen von führenden Männern. Es ging durch die folgenden Jahrzehnte gleichsam eine Säulenstraße großer Erneuerer, erha­bener Führer und Heiliger: ein Karl Borromäus, der die Gesetze Christi und der Kiche im flammenden Pfingstgeiste durchführte, ein Franz von Sales, der, im Geiste der Sanftmut Christi, katholischen Sinn und echte Laienfrömmigkeit mitten im Weltleben erweckte und Ungezählte zum heiligen Glauben zurückgewann; ein Ignatius von Loyola, in dessen Geist und Organisation sich das Wort Jesu erfüllte: „Ich bin gekommen, Feuer zu bringen auf diese Erde, und was will ich anderes, als daß es brenne“, und der sein ganzes Werk unter den Schutz Marias, des Morgen­sternes, stellte; ein heiliger Philipp Neri mit seinem vorbildlichen Wirken unter der Jugend, ein heiliger Petrus Canisius, der Kirchenlehrer der Volksmassen und zu­gleich der weise Gelehrte. Es mangelt mir die Zeit, sie alle aufzuzählen. Einer dieser großen Männer kam auch in unser Land, der heilige Karl Borromäus, zuletzt als päpstlicher Legat. Er war voll des Eifers; er reformierte den Klerus, er reichte den edlen Seelsorgspriestern die helfende Hand. Er erfaßte mit aller Kraft das Laienapostolat; er unterhandelte mit den Regierungen. Es war wahrhaft ein Schau­spiel vor Gott, den Engeln und den Men­schen. Es entfaltete sich ein wunderbares Zusammenwirken der Kirche, des Klerus, der Laien, der Kirchenhierarchie und der staatlichen Macht. So geschah es, daß durch dieses Zusammenwirken die Jesuiten nach Luzern kamen mit ihrer Seelsorge, mit ihren marianischen Kongregationen, ganz besonders mit ihren Schulen für die wer­denden Gebildeten. Sie kamen im Zeichen Mariens. Wiederum auf Anregung von Karl Borromäus wanderten die ehrwürdigen Väter Kapuziner in unser Land ein, mit ihrer herrlichen und fruchtbaren Volksseelsorge, mit ihrem Chorgebet, mit ihrem Aushilfsdienst nach allen Seiten und ihrem sozialen Sinn.

Nun geschah wieder etwas Überraschen­des.

Die Tat der Mettenwyls brach gleichsam in neuer Fruchtbarkeit hervor. Wie seiner­zeit der hervorragende Mauritz von Mettenwyl das Werkzeug Gottes wurde, so erstand jetzt aus der berühmten Familie der Pfyffer ein werktätiger Freund der Erneuerung katholischen Lebens: Junker Kaspar Pfyffer. Schier ungeheure Schwie­rigkeiten stellten sich seinen Plänen gegenüber. Pfyffer hegte den Gedanken: Das Heiligtum auf dem Wesemlin muß als Gnadenquelle behütet und fruchtbar neu für alle Zeit entfaltet werden. Es soll den Kapuzinern übergeben werden. Eine Kir­che, ein lebendig wirkendes Kloster soll an der heiligen Stätte entstehen. Ich will mit dem Aufwand aller Kraft Stifter dieses Heiligtums werden — im Gottvertrauen! Wir dürfen nicht vergessen: als Mettenwyl die schöne Kapelle erbaut hatte, war das Wesemlin bereits ein viel besuchter Wallfahrtsort geworden, lange bevor die Kapuziner sich dort niederließen. Nach vielen Schwierigkeiten und Gegenströmungen entschied endlich der Rat in Sinn und Geist Kaspar Pfyffers: daß sich die Kapuziner auf dem Wesemlin nieder­lassen sollen. Die Ordensobern und Konvente der Kapuziner stimmten freudig zu. Wiederum war Maria der Morgenstern, die aufgehende Morgenröte. Nach­dem der Grundstein und Eckstein gelegt waren, die Kirche und das Kloster gebaut, die Kirchweihe am 23. Oktober 1588 voll­zogen war, fand der Einzug auf Ostern 1589 statt. Nun entfaltete sich der Orden an heiliger Stätte.

Ist das Zufall? Es ist nicht Zufall, es ist Fügung. Ist es nicht eigenartig, daß Kaspar Pfyffer, seine helfenden Freunde und die Regierung sich sagten: Dort, wo Maria als Freundin Luzerns sich offenbarte und wirk­te, soll ein lebendiges Heiligtum werden von einem fortlebenden Orden behütet.

So wurde das Wesemlin ein Gebetsort. Auch das Chorgebet der Mönche und Stif­te ist eine Weltmacht, und wir werden einst in der jenseitigen Welt erfahren, was das Chorgebet der Mönche und Stifte und was das Breviergebet der Priester im Namen der Kirche in der Welt gewirkt hat.

Und es ist die Stätte auf dem Wesemlin eine Stätte der Muttergottesfreundschaft. Maria mit dem Kinde weist hin auf Jesus. Durch Maria zu Jesus. Was könnte diese heilige Stätte erzählen über neugewordene und neu bestärkte und im Stillen sich ent­faltende Marienfreundschaft. Das Wort des Magnifikat erfüllt sich hier im heiligen Geheimnis: „Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter“ (Lk. 1,48).

Und das Heiligtum wurde bleibender Wallfahrtsort. Kranke, Arme, Betrübte, Sünder, Sünderinnen, Ringende, stille Bete­rinnen und Beter, heiligmäßige, hoch­stehende Menschen wanderten nach dem stillen Wallfahrtsort. Wir treffen unter den Wallfahrern nach dem Wesemlin den hei­ligen Laurentius von Brindisi, den auch in Luzern wundertätigen Markus von Aviano, den heiligen Bettler Benedikt Labre. In späteren Tagen sehen wir P. Anastasius Hartmann, den späteren heiligmäßigen Bischof, nach dem Wesemlin wallfahren. Wir begegnen auf dem Wesemlin dem berühmten sozial wirkenden P. Theodosius Florentini. Wir begegnen ebendort noch früher dem theologischen Luzerner Drei­gestirn: Widmer, Geiger und Gügler. Wir sehen bei gewissen Anlässen und im Stil­len Bischöfe und Kardinäle hinaufziehen. Das Wesemlin ist nicht eine berühmte Wallfahrtsstätte mit großen Wallfahrts­zügen: es ist ein stiller, bescheidener Ort, wo man gerne allein betet, wo man intim ist mit der Gottesmutter und mit ihr stille zu Jesus geht. Das ist seine Eigenart. Wall­fahrtsort mit gewaltigen Zügen der Wall­fahrenden aus aller Welt haben ihre große und fruchtbare Bedeutung. Wie aber Gott in der Natur die Alpen geschaffen hat, aber auch stille Orte von eigenartiger Schönheit schuf, so hielt er es auch im Reich der Übernatur! Weil die Wesemlin­Kapuzinerkirche eine Wallfahrtskirche ist, erhielt sie auch reicheren Schmuck, als es sonst den Kirchen dieses Ordens entspricht. Später erlaubte Papst Klemens VIII. aus­drücklich 1594 die Pracht des Gotteshauses und schützte sie. In neuester Zeit wanderte auch das Gnadenbild vom Chorbogen in den herrlichen Hauptaltar zurück.

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WALLFAHRTSGEBET

Allerreinste Jungfrau und glorwürdigste Mutter Gottes Maria! Ich, dein bedürftiges Pflegekind, verehre, lobe und preise dich in dem Throne der Gnaden und der Herrlichkeit des Himmels, und in diesem heiligen Bildnis auf Erden; ich rufe dich an mit demütiger Bitte und festem Zutrauen, erlange mir von deinem göttlichen Kinde Verzeihung meiner Sünden und der verdienten Strafen, Hilfe in aller Not, sowie Stärke wider die bösen Anfechtungen, kräftige Gnade zur Tugend und Beharrlichkeit im Guten bis an das Ende. Durch Jesus Christus, deinen göttli­chen Sohn, der dich allhier glorreich gemacht hat. Amen.

Vater unser. Ave Maria.

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Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes. Amen.

Zu wissen (sei) und offenbar sei allen christgläubigen Menschen, daß eine lange uralte Zeit her auf diesem Platz und einem Stein oder Felsen ein eines Käppelein mit trockener Mauer darauf gehauen, und dar­innen ein Bild Unserer Lieben Frauen gestanden ist, derselben Bildnis etliche wenig geachtet, noch keine Ehre angetan, also daß solche Kapelle dachlos halb, auch durch Übermütige und Verschmähungspersonen unseres alten, wahren unbezweifelten christlichen Glaubens zerschlagen und verachtet worden. Deshalb so ist auf selbigem Platz allhie am hl.. Pfingsttag um die neunte Stunde nachmittags, als man zählte von der Geburt Jesu Christi tausend fünfhundert und dreißig Jahr und eines, an dem Himmel, klar, lauter und heiter, Unsre Liebe Frau, die würdige Mutter Gottes Maria, mit ihrem lieben Kindlein wahrhaftig gesehen worden. Und darnach morndrigs am Montag Nacht zwischen der neunten und zehnten Stunde ist sie abermals gesehen worden mit ihrem lb. Kindlein, auf dem rechten Arm sitzend, die Sonne hinter ihr, den Mond unter ihren Füßen, klar scheinend als wie Gold und dazu zwei Engel oben herab fliegend mit einer spitzigen Krone, ihr dieselbige aufgesetzt. Solches Gesicht hat gewahret eine Viertelstunde lang. Und darnach am dritten Tage, da kam herauf viel. Volk, erwartend und hoffend, solches an der dritten Nacht auch erscheinen sollte und sie es sehen möchten. Da ist ihnen nichts mehr erschienen.

Solche Gesicht im obgemeldeten Jahr und Tag habe ich Mauritz von Mettenwyl, derzeit Stadtschreiber zu Luzern, mit meinen sündlichen Augen auch wahrhaftig gesehen.

Weitere LESERBRIEFE zu meinem 1. Brief an Papst Johannes-Paul II.

Siehe auch den vorausgehenden 1. Teil!

Der Apostolische Nuntius, Msgr. Edoar­do Rovida, in Bern, hat mir nun doch unter dem Datum des 26. September 1988 ein freundliches Bestätigungs­schreiben zugehen lassen.

Es hat folgenden Wortlaut:

N. 2100

Bern, 26. September 1988

Sehr geehrter Herr Schenker

Ich habe Ihre Briefe vom 15. August und vom 24. September erhalten, sowie auch alle Unterlagen für den Heiligen Vater.

Ich kann Ihnen versichern, dass Ihre Post wirklich am Bestimmungsort an­gekommen ist.

Genehmigen Sie meine besten Wün­sche an Sie und Ihre Familie.

Mit herzlichen Grüssen

Edoardo Rovida, Apostolischer Nuntius

Und fast zur gleichen Zeit erhielt ich direkt aus Rom folgendes Schreiben:

PONTIFICIA COMMISSIO
„ECCLESIA DEI“

Rom, den 23.IX.1988

Sehr geehrter Herr Schenker!

Der Apostolische Nuntius in Bern hat unserer Kommission „Ecclesia Dei“ Ih­ren Brief an den HI. Vater und die beige­legte Nummer der Zeitschrift „Das Zei­chen Mariens“ übersandt, und wir ha­ben die Sendung erhalten.

Haben Sie Dank für die übersandten Schriften, die Ihren eifrigen Einsatz für das Wohl der Kirche bezeugen.

Beten Sie für den HI. Vater in seinem schweren Amt, und beten Sie für die Einheit der ganzen Kirche um ihn, den Stellvertreter Christi auf Erden.

Mit besten Segenswünschen grüßt

Ihr Msgr. Camille Perl, Sekretär

Natürlich habe ich Msgr. Perl sofort ge­antwortet und ihm bekundet, daß ich nicht befriedigt sei mit seinem Schrei­ben. Er möge mir ausdrücklich bestäti­gen, daß er die Briefe dem Heiligen Vater persönlich zur Kenntnisnahme vorgelegt habe. Bis heute ist darauf noch keine Erwiderung gekommen.

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Von besonderem Wert ist mir auch fol­gender Brief des durch Msgr. Lefebvre am 30. Juni 1988 geweihten (englisch-sprachigen) Bischofs Richard William­son, der, weil von seiner Rückreise in die USA über England von dort kom­mend, ziemlich verspätet bei mir ein­traf:

Wie von: St. Thomas Aquinas Seminary, Winona, MN 55987, USA

8. September 1988, Mariae Geburt

Sehr geehrter Herr Schenker!

Also, seit 20 Jahren hätten Sie für Ihren katholischen Einsatz, für Das Zei­chen Mariens, kein einziges Ermunte­rungswort von einem katholischen Bi­schof empfangen. Mit diesem Brief kommt diese Situation zu Ende!

Der persönliche Brief, den Sie soeben auf den Seiten 6917 bis 6927 im DZM veröffentlicht haben, nachdem Sie ihn dem Heiligen Vater geschickt hatten, drückt eine tiefst katholische Stellung­nahme zur heutigen Krise der Kirche aus.

Nicht daß Sie „Lefebvre-Anhänger“ geworden sind, noch daß Sie im Begrif­fe sind, es zu werden, sondern daß Sie ein glaubenstreuer Anhänger sind von demjenigen Jesus Christus, von dem der Erzbischof Lefebvre gleichfalls Anhänger ist, von dem eigentlich der hl. Apostel Paulus Anhänger und zugleich Märtyrer war: „Jesus Christus heri, hodie et in saecula“.

Möge der Herrgott noch viele Kraft und Zeit Ihrer apostolischen Feder ver­leihen! Das ist der Segenswunsch

Ihres in Christo ergebenen Dieners

† Richard Williamson

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Das Folgende ist nicht ein eigentlicher Leserbrief, sondern ein hektographiertes Rundschreiben, das uns Herr W.J. Du­ckaert, Steffeshausen 24, B-4790 Burg Reuland vom Aktionskomitee der Pfar­rei Steffeshausen zum Abdruck im DZM zugesandt hat, obwohl die Unterschrif­tenaktion an sich bereits abgeschlos­sen ist. Es soll hiermit all unseren ge­schätzten Lesern wie ein Leserbrief vor­gelegt sein, und wer will, kann sich auch jetzt noch an Herrn Duckaert wenden.

Belgien, Steffeshausen, 18.8.1988

Gelobt sei Jesus Christus!

Vielleicht wissen Sie schon, daß Pfar­rer Paul Schoonbroodt mit der Abset­zung bedroht ist, falls er der Tradition treu bleibt und konsequent die moder­ne Eucharistiefeier und die gefälschten nachkonziliaren Sakramentsriten ab­lehnt, falls er das 2. vatikanische Konzil nicht anders verstehen will als im Lichte der Tradition. Es ist ihm aber im Gewis­sen nicht möglich, diese Bedingungen zu erfüllen.

Das Aktionskomitee der Pfarrei be­zweckt, Pfarrer Schoonbroodt in sei­nem Kampf zur Verteidigung des katho­lischen Glaubens zu unterstützen und alles daran zu setzen, damit das hl. Meßopfer und die Sakramente in der überlieferten Form hier beibehalten werden und daß der Pfarrer im Amt bleibe.

Darum bitten wir dringend um Ihr Gebet und um Ihre Unterschrift zum Zeichen der Verbundenheit. Zum gege­benen Zeitpunkt werden wir die Erklä­rung mit der Anzahl Unterschriften bekanntgeben, um so die Obrigkeit von der geplanten Maßnahme abzuhalten.

Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie beiliegende Erklärung bei möglichst vielen traditionstreuen Katholiken zur Unterschrift herumreichen wollten und sie uns für die erste Septemberwoche zurückschickten.

Sollte die Aktion zur Erhaltung, zur Reinerhaltung des katholischen Glau­bens in Steffeshausen erfolglos blei­ben, so wäre damit zu rechnen, daß noch andere Gruppen der Tradition an­gegriffen würden.

Anbei eine Liste (mehrere Listen) zum Ausfüllen. Sollten Sie zu wenig haben, dürfen Sie selbstverständlich weitere kopieren.

Vielen Dank im voraus! Wir verlassen uns auf Ihr Gebet und womöglich auch auf Ihren persönlichen Einsatz an höhe­rer Stelle.

Im Namen des Aktionskomitees der Pfarrei:

ANGABEN:

Pfarrer Paul SCHOONBROODT ist am 5. Mai 1933 zu Eupen geboren. Nach seiner Schulausbildung in Eupen berei­tete er sich auf das Priestertum vor im kleinen Seminar zu Saint Trond (Philo­sophie) und im Priesterseminar zu Lüt­tich (Theologie). Er empfing die hl. Prie­sterweihe in der Kathedrale zu Lüttich am 6.7.1958. Als Priester wirkte er am Lehrerseminar zu Theux; am Europase­minar in Rothem/Maastricht war er Subregens von 1966-67, von 67 bis 71 war er Dozent für Latein und Griechisch am Gymnasium in St Vith, seit 1971 ist er Pfarrer in Steffeshausen an der deut­schen Grenze, südlich von St. Vith.

In all diesen Jahren las Pfarrer Schoon­broodt stets den alten Ordo Missae und gab keine Handkommunion. Als Musi­ker und Organist pflegte er, den Ver­hältnissen in der Pfarrei entsprechend, den gregorianischen Choral und auch Polyphonie. Mit dem regelmäßigen Gesang der Vesper und der Komplet wird hier die römische Liturgie lebendig erhalten, es sei denn der jetzige Bischof von Lüttich führt die geplante Abset­zung für Mitte September durch.

Es ist Pfarrer Schoonbroodt aber nicht möglich, die geforderte Erklärung in 5 Punkten, gemäß dem Abkommen vom 5. Mai 1988 zwischen Kardinal Ratzin­ger und Mgr. Lefebvre, zu bejahen.

Nur dann würde er in seinem Amt bestätigt. Die Zelebration nach dem Missale von 1962 würde ihm zwar gewährt, er müßte aber auch den NOM lateinisch zelebrieren für die Gläubigen, die es verlangen.

BEMERKUNGEN DER REDAKTION:

Dies ist nur ein weiteres, aktuellstes Beispiel nebst Hunderten, wenn nicht Tausenden ähnlicher der jüngeren Ver­gangenheit, wie die neue Kirche, die Konzilskirche, das heißt die neue Hier­archie eine wahre „Besatzungsmacht“ geworden ist, eben, die „lieblose Macht­kirche“ im Gegensatz zur „machtlosen Liebeskirche“ in ihren Beziehungen zu den „getrennten Brüdern“! Aber auch das Kirchenvolk ist zu einem großen Teil dieser Besatzungmacht bereits so hörig, es kollaboriert bereits in so gro­ßer Zahl mit ihr und damit gegen die Guten, daß die treu zu ihren guten Hir­ten Stehenden vor diesen zahlengläubi­gen Oberhirten zu einer „quantité négli­geable“ geworden sind, zu einem klei­nen Häufchen von „Unverbesserlichen“, die es einfach zu ignorieren gilt. Solan­ge wir aber einen Papst haben, der sogar treueste Bischöfe exkommuniziert, kann man auch in diesem Fall des Pfarrers Schoonbroodt trotz aller bestgemein­ten Aktionen nur schwarz sehen, was die Reaktion des Bischofs von Lüttich betrifft. Sie haben eben neue Gesetze, und nach diesen muß auch Pfarrer Schoonbroodt „sterben“.

Soeben erfahren wir, daß Pfarrer Schoonbroodt von seinem Bischof öf­fentlich exkommuniziert wurde. Wir hof­fen, im nächsten DZM Näheres berich­ten zu können!

Basel, 13.10.88

Ich gratuliere Ihnen aufrichtig zu Ihrer Sept.-Nr. von DZM! Ihr Brief an den HI. Vater ist ein Zeugnis und für nicht wenige eine Stärkung, die nicht besser hätten ausfallen können. Immer deutli­cher wird offenbar, daß dieser Kampf des Widerstandes notwendig ist! Fah­ren Sie in Ihrem Apostolat weiter so. (…)

Mit herzt. Grüßen  P. N. P.

Amden, im Oktober 1988

Nachts halb 12 Uhr. Im Schlafzimmer ist noch Licht. Heilige Stille. Da wird noch gelesen. Was gibt es da noch Drin­gendes zu lesen? Es ist das „ZEICHEN MARIENS“, Oktober-Nummer mit den vielen Leser-Schriften. Man muß schon sagen: sie kommen aus aller Welt! Da muß man ja lesen – und zwar wenn möglich in einem Atemzuge! – Weht da ein frischer Wind aus allen Zeilen! Faszi­nierend, herzerquickend, herzerfri­schend, Krämpfe lösend und überstan­dene Kämpfe bekräftigend und erleuch­tend!

Da hat einer einmal das Kind beim rechten Namen genannt. Er hat ins Schwarze getroffen! Er hat den i-Punkt auf das I gesetzt. Er hat vielen, vielen Seelen aus innerster Seele gesprochen!

Es ist halt doch nicht so, wie manche glauben, es handle sich nur um „ein Häufchen“, das dem „Lefebvre nach­läuft“. So meinen ihrer viele, allzu viele. Es sind Hunderttausende, wenn nicht Millionen, die genau so denken wie du. Nur glauben sie, es nicht zu Papier brin­gen und der weiten Öffentlichkeit kund tun zu können, was sie schon längst im Innern bewegt.

Da hat einer „den Leuten auf’s Maul geschaut“. So ist er inne geworden, wo die Leute „der Schuh drückt“! – Einer solchen Welle, ja einer wahren Flut von positiven, ja begeisterten Zusagen in Leserzuschriften kann man sich nicht einfach entziehen, als Bagatelle abtun ­und zur Tagesordnung übergehen!!! ­Vox populi – vox Dei! Stimme des Vol­kes gleich Stimme Gottes!

Sollte jedoch dem einen oder andern braven Leser ein Quentchen von einem leisen Zweifel aufsteigen, ob es angän­gig und schicklich sei, mit der „Dicken Berta“ (Krupp-Kanone) vor der höch­sten Kirchenspitze aufzufahren und ihr den Spiegel vorzuhalten, der möge wissen, daß manche schon vor dem Autor dieses Papstbriefes dasselbe getan haben.

Nicht bloß Frauen haben in Leserbrie­fen ihre Meinung zum Ausdruck ge­bracht, auch Männer, gelehrte Häupter. Da schreibt z.B. der gelehrte Univ.-Pro­fessor Dr. Dörmann so: „Ihren persönli­chen Brief an den HI. Vater, zu dem ich Ihnen nur gratulieren kann, habe ich mit wachsender Zustimmung gelesen. Sie haben ganz einfach die Wahrheit ge­sagt.“ –

Eine Größe wie die hl. Katharina von Siena hat im 14. Jahrhundert dem damaligen Papst und seinen Vorgän­gern in geharnischten Briefen die „Epi­stel verlesen“ und gesagt, was ihres/ seines Amtes sei. Sie brachte es fertig, daß der seinerzeitige Papst Gregor Xl. anno 1379 das unselige „Exil von Avig­non“ in Südfrankreich beendete und wieder (nach mehr als 70 Jahren) nach Rom zurückkehrte, dem rechtmäßigen Sitz der Päpste… Sapienti sat! Dem Weisen genügt es.

Alfred Bischof, Res.

Oberriet, 11. Oktober 1988

Für die Zustellung der Oktober-Num­mer DZM recht herzlichen Dank und aufrichtige Glückwünsche. Ich bin über­zeugt, daß Ihr Blatt eine große Lücke in den katholischen Zeitungen ausfüllt und berufen ist, viel Segen zu stiften. Ma­chen Sie sich über eventuelle negative Stimmen keine Sorgen. Es wäre übri­gens für die Qualität Ihres Blattes ein schlechtes Zeichen, wenn die Stimme aus der Unterwelt fernbliebe.

Die Oktobernummer möchten wir gerne am kommenden Sonntag den Gläubigen zur Verfügung stellen und wir hoffen, daß sie von vielen auch bestellt werde.

Ich danke Ihnen im voraus und ver­bleibe mit Segenswünschen

Ihr ergebener – Dr. A[lois]. K[ocher].

Von einem Priesterfreund in der Schweiz:

Wie weit die Verseuchung bei unse­ren Bischöfen bereits gediehen ist, zeigt der beiliegende Ausspruch von Bischof Mamie. Er bewegt sich in der revolutio­nären Gedankenwelt des 2. Konzils und gibt nun offiziell bekannt, wie unser Oberhirte in Rom denkt. Wir haben den Neuarianismus in Reinkultur. (Das Blatt habe ich von einem Mitbruder aus X erhalten)-

Mit freundlichen Grüßen und Segenswünschen + Ihr – P. N.N.

Aus „Evangile et mission“ vom 29. September 1988, dem offiziellen Diöze­san-Blatt für die französische Schweiz: Auszug aus der „Einführung zum (Ar­beits-)Forum (der Caritas für die Asylan­ten-Aufnahme in der Schweiz)“ von Mgr. Pierre Mamie (des Bischofs von Sitten): (Übersetzung von P.O. Sch.)

„Als Bischof erinnere ich daran, daß es für einen Christen keine Fremden gibt in der Kirche, daß man kein Visum braucht, um in sie einzutreten, woher auch immer man kommt, welches auch immer die Farbe der Haut ist. Man braucht keine Aufenthaltsgenehmi­gung, um darin zu beten, man braucht keine Arbeitserlaubnis, um angestellt zu werden im Dienste des Apostolates seiner Brüder. Als Bischof rufe ich auch in Erinnerung, weil ich an einen einzi­gen Gott glaube, der Vater ist, welches auch immer der Name sei, den man ihm gibt, Allah, Immanuel, Eloim, Adonai  oder Gott, daß er Vater ist, und daß alle Menschen seine Kinder sind, alle gleich in ihrer Menschheit, alle gleich in ihrer Würde. (…)“

Anmerkung der Redaktion: Bischof Mamie macht hier Aussagen, die, jede für sich genommen, durchaus wahr, zutreffend sind, sein könnten. Bedenk­lich werden sie nur durch den Kontext, durch den Anlaß, bei dem sie und durch die Art und Weise, wie sie gemacht wurden. Sie suggerieren so die Gleich­wertigkeit der Religionen. Objektiv ge­sehen gibt es nur einen Gott. Subjektiv aber mindestens soviele wie „Religio­nen“. Und nur im katholischen Glauben stimmt der „subjektive“ Gott mit dem „objektiven“ GOTT überein! Der „All­ah“ der Moslems, der „Eloïm“ der Ju­den ist nicht der wahre, eigentliche, von Jesus Christus geoffenbarte Gott, der Seiende, der Vater, dessen Kinder wir sind, sondern ein Zerrbild, ein Phan­tom! Ein „Gegen-GOTT“. Und darum gibt es für einen wahren Christen Frem­de in der Kirche, nämlich alle jene, die seinen Glauben nicht teilen.

Krefeld, den 10.10.88

Nach erhaltenem Oktoberheft „Das Zeichen Mariens“ komme ich nicht umhin, Ihnen nochmals aus ganzem Herzen zu danken für Ihr mutiges Ein­treten für den wahren kath. Glauben und für den Hochw. Herrn Erzbischof Lefebvre und seine Priesterbruderschaft. Sie sprechen mir aus Herz und Seele mit Ihrem zweiten Fortsetzungsbrief an den HI. Vater. Ganz besonders freue ich mich über die vielen positiven Leserbriefe, die Ihnen zugegangen sind, sowie die vielen Neu-Abonnements.

Die mir übersandten Sept.-Exempla­re (20 Stck.) habe ich gestern, bei der Una-Voce-Tagung in Düsseldorf, alle an den Mann bzw. die Frau bringen kön­nen. Für eine nochmalige Gratissendung des Sept.- u. Okt.-Heftes wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Es ist jetzt endlich an der Zeit, den Modernisten mit einer harten und ver­ständlichen Sprache entgegenzutreten, so wie Sie das in Ihren Briefen an den HI. Vater getan haben. Für Feigheit habe ich nicht viel übrig, deshalb kündigte ich den „Fels“, den ich jahrelang bezo­gen hatte, um Bezieherin Ihrer Monats­schrift zu werden.

Nochmals tausendmal Danke!

Mit freundlichem Gruß und in kath. Verbundenheit – Ihre Ursula F.

Eggersriet, 4.10.1988

Ihre Zeitschrift „Das Zeichen Mariens“ habe ich per Zufall von einem Priester erhalten.

Ich bin 28-jährig und wurde im katho­lischen Glauben erzogen. Ich gehe auch oft zur Kirche und glaubte bis heute, ein wenig zu wissen über unseren Glauben.

Aber da haben Sie mich eines ganz anderen belehrt. Was Sie da schreiben, wußte ich größtenteils gar nicht. (Wur­de mir auch nie gesagt, hatte ich auch nie gehört.)

Um das zu ändern, möchte ich gerne Ihre Zeitschrift abonnieren. Habe be­reits einbezahlt.

Auch wäre ich froh, Sie könnten mir noch ein paar Zeitschriften Nr. 5 sen­den. Es gibt sicher noch viele, die aufge­klärt werden möchten.

Vielen Dank für Ihre Bemühung.

Mit freundlichen Grüßen – Christoph S.

Lebach, den 3.10.88

Zunächst einmal möchte ich „Danke“ sagen für das Wiedererscheinen der Zeitschrift DZM, die ich sehr vermißt habe.

Mit Interesse habe ich die neusten Ausgaben gelesen und muß sagen, Sie sind ein mutiger Mann, und sicher werden manche DZM abbestellen we­gen Ihrer Einstellung zu dem hochw. Herrn Erzbischof Lefebvre. Mir haben Sie voll und ganz aus der Seele gespro­chen und eigentlich müßte man diese Einstellung von allen erwarten, die sich um unseren katholischen Glauben sor­gen. Es sind nur „schlechte Fürchte“, die uns das Konzil gebracht hat. Vom Papst bin ich sehr enttäuscht, – gerade weil er „Totus Tuus“ auf sein Banner schreibt. Hatten alle hl. Vorgänger auf dem Petrus-Stuhl Unrecht? Und die Märtyrer sind wohl umsonst in den Tod gegangen. Uns bleibt nur, für ihn und alle auf Abwege geratene Geistlichen zu beten, daß Gott sie vom Heiligen Geist erleuchte.

Ihnen, lieber Herr Schenker, und Ihrer Familie, die mit Ihnen im Einsatz ist, wünsche ich weiterhin Gottes und der Himmelsmutter Segen für Ihr so wichti­ges Werk.

Herzliche Grüße — Frau Liesel J.

Orsières, 2. Oktober 1988

Erst einmal vielen herzlichen Dank für die Zustellung der von mir gewünsch­ten Schrift „Das Zeichen Mariens“. Ihr Brief an den Hl. Vater hat in meinem Bekanntenkreis große Zustimmung gefunden. Wir sind Ihnen sehr, sehr  dankbar für die deutliche Sprache, die Sie in diesem Brief angewandt haben; denn Sie haben all das angesprochen, was uns seit langem belastet. Wir lei­den alle unter dieser Ungerechtigkeit, die uns von Seiten Roms zukommt, dieser Ungerechtigkeit, die sich auch in so vielen Herzen Geistlicher und soge­nannter Katholiken „festgefressen“ hat. Kommen die Bosheiten, Verleumdun­gen und Kritiken nicht ganz einfach daher, weil man dem blühenden Werk Erzbischof Lefebvre’s neidisch ist? Nei­disch darauf, daß er und seine Geistli­chen das reine katholische Glaubens­gut den Gläubigen weitergeben, die nun alle den guten Willen haben, auch da­nach zu leben? Gehörten wir einer Sekte an oder führten wir einen unmorali­schen Lebenswandel, wäre man wohl uns gegenüber weit weniger agressiv.

Wer ist Schuld daran, daß man heute in der Öffentlichkeit oder am Arbeits­platz nicht über Ecône sprechen darf, ohne angegriffen zu werden, daß man über Erzbischof Lefebvre hereinfährt, als wäre er der schlimmste Feind? Wie gehorsam sind doch da unsere moder­nen Geistlichen der Stimme Roms, wenn es um Erzbischof Lefebvre geht! Bekä­men wir nicht Tag für Tag Hilfe von oben, wäre unser Geduldsfaden wohl längst zerrissen.

Ja, der Geist der nachkonziliaren ka­tholischen Kirche hat eine tiefe Wunde in unsere Seelen geschlagen, die solan­ge bluten wird, bis daß Rom uns den Glauben unserer Eltern zurückgibt. Wieviele werden daran verbluten müs­sen?

Mit den besten Wünschen und hoch­achtungsvollsten Grüßen

Margareth L.

Waldfeucht-Haaren, 29.9.88

Bitte notieren Sie eine Abonnements­bestellung für das Zeichen Mariens und zwar an … Herr W. hat inzwischen selbst Ihnen geschrieben, er war begeistert und hat sich von Ihnen 50 Stück schicken lassen, die er in der Sühnenacht an den Mann bringen will. Leider rücken die Priester, die unsere Sühnenächte leiten und der marianischen Priesterbe­wegung angehören, von unserem hoch­verehrten Herrn Erzbischof Marcel ab. Sie wollen, daß der Papst gehört wird. Nun, ich persönlich stehe zum Papst in allem, was recht ist, aber in Sachen Lefebvre stehe ich ganz zur Priesterbru­derschaft St. Pius X. Wie kann ein Papst so lieblos sein, daß er aufruft, sie in keiner Weise zu unterstützen. In keiner Weise, also auch nicht für sie beten? Fürchtet er das Gebet für sie? Er wird nicht verhindern können, was Gottes Wille ist. Gott hat ihm die Aufgabe zugedacht, den Glauben zu verteidigen und zu retten. Unser Gebet und unsere finanzielle Hilfe braucht die Bruder­schaft, um ihre so hohe Aufgabe zu erfüllen. Die Abgesprungenen aus der Bruderschaft werden wohl langsam aber sicher von der Hydra Amtskirche ver­schluckt werden.

Wir waren in kleiner Gemeinschaft nach Heede gepilgert, leider auch dort der Novus Ordo mit Händeklatschen der Kinder, und was ich geradezu als grotesk empfunden habe, trotz Kom­munionbank, an der die dortigen Non­nen knien, aber trotzdem die Hand hin­halten. Traurig, traurig. Wir fuhren dann weiter nach Dülmen ans Grab von Anna Katharina Emmerick und haben dort für die Kirche und für unser armes deut­sches Vaterland gebetet. Ich lege Ihnen ein Bild ihrer Ruhestätte bei.

Nun hoffe ich, daß ich noch Abonnen­ten für das DZM gewinnen kann.

Es grüßt Sie herzlich in Jesus und Maria – Ihre Hedwig M.

Ich muß mich heute einmal bedanken für das Sept.-Heft Zeichen Mariens. Ein ewiges „Vergelts Gott“ für Ihren gro­ßen Mut, den Sie darin gezeigt haben. Ich bin Pilgerleiterin und bin römisch katholisch, bin kein Modernist, war viel im Lefebvrezentrum, aber habe jetzt, Gott sei’s geklagt, keine Gelegenheit mehr, hinzukommen. Aber ich liebe meinen Glauben sehr, und der Moder­nismus ist mir ein Greuel an hl. Stätte. Weil ich den Heiland liebe, gehe ich in der modernistischen Messe mit dem Heiland in den Ölgarten und möchte ihn dort trösten für die Gleichgültigkeit seiner Priester; darum möchte ich auch gerne bei meiner nächsten Wallfahrt diese Sept.-Nummer verteilen, weil ich viele gute Menschen da bei mir habe; deshalb senden Sie mir 65 solche Exem­plare. Ich lege eine Spende dafür bei und bedanke mich auf das allerherzlich­ste auch für Ihren Glaubensmut, und grüße Sie durch Jesus, Maria und Josef.

Ihre Theresia L.

Neuheim, den 29.9.1988

Bin im Besitz einer Gratis-Nr. Ihres Heftes „Das Zeichen Mariens“.

Es freut mich sehr, daß es noch Män­ner gibt, wie Sie, die noch den Mut haben, offen zu Erzbischof Lefebvre zu stehen; dafür gehört Ihnen Lob und Dank! Nach meiner Meinung sollten alle Menschen, die dem wahren Glauben treu geblieben sind, geeint und geschlos­sen hinter Bischof Lefebvre und seiner Bruderschaft stehen. Schließlich sind unsere Ahnen für diesen Glauben in den Krieg gezogen und für diesen Glauben gestorben. Vergessen wir auch nicht die Ungezählten, die für diesen Glauben den Märtyrertod erlitten haben. Darum plagt mich oft das Gewissen, und ich danke Ihnen sehr für die Tapferkeit, die Sie beweisen, mit dem Brief an den Papst. Hoffe sehr, daß dieser Brief den Weg bis zum Papst auch findet.

Abonniere hiermit Ihre Zeitschrift und bitte um Zusendung eines Einzahlungs­scheines.

Wünsche Ihnen Gottessegen und grüße Sie freundlich – Agatha C.

München, am 14.10.88

Auch Ihr 2ter Brief an den Heiligen Vater ist ein Dokument für den Feldzug, den Erzbischof Lefebvre und seine Priesterbruderschaft gegen diese Glaubens-Verirrung führen. Bei vielen Katholiken sind die Neuerungen und Erleichterun­gen schon so tief verwurzelt, daß sie nicht merken, welchem Abgrund sie zugehen. Es fordert viel Gebet, Opfer und Sühne, um Gottes Erbarmung zu erflehen, die Zeit abzukürzen, die Satan noch gegeben ist, die Menschen ins Verderben zu stürzen.

Bitte schicken Sie mir wieder 25 Stck. Oktober-Hefte mit Zahlkarte. Tausend­mal Vergelts Gott für Ihre Hilfe im offe­nen Bekenntnis.

Ihr Werk den heiligsten Herzen Jesu und Mariens empfehlend grüßt Sie ergebenst –

Barbara M.

Krumbach, 14.10.88

In Ihrer Oktober-Nr. 6 habe ich mit großem Interesse die vielen Leserzu­schriften gelesen bzgl. Ihres offenen Briefes an den Hl. Vater. Glauben Sie wirklich, daß der HI. Vater diesen in die Hände bekommt? Ich zweifle! (…)

Dann ist heute über das Fernsehen ­sicher weltweit – ausgestrahlt worden, daß das Grabtuch von Turin erwiese­nerweise nicht echt wäre und eine Fäl­schung des 14. Jahrhunderts!

Und nachdem das kostbare Tuch nun Eigentum der Kirche ist, hat dieser Erz­bischof B. keine größere Sorgen, als die Echtheit von sicher mehr od. weniger atheistischen Experten prüfen zu las­sen. Wie sehr muß der kirchenfeindl. Seite daran gelegen sein, dieses für mich unzweifelhaft echte Dokument über Jesus Christus endlich weltweit aus dem Verkehr ziehen zu können. Diese Exper­ten haben sich doch m.E. abgespro­chen! Einfach undenkbar, daß ein Maler und wäre er noch ein so großes Genie, auf die Länge von 4 Metern anatomisch einwandfrei ein Foto-Negativ malen kann ohne die geringste Ahnung zu haben, daß im 19. Jahrh. eine unbe­stechliche Fotolinse diese Aufzeichnun­gen unbestechlich überprüfen wird. Außerdem sind durch dieses Tuch durch all die Jahrhunderte auch Wunder ge­schehen. Nun werden sie mit dem HI. Rock im Dom zu Trier sicher das gleiche Spiel wiederholen! Quo vadis, Ecclesia? Bin gespannt auf die Reaktionen von ehrlichen, auch fachl. fundierten Exper­ten und des Kirchenvolkes.

Zum Schluß kommend, danke ich Ihnen, wie so viele Ihrer Leser, für Ihr so notwendiges Engagement im Sinne der Wahrheit.

Im Gebet vereint – Veronika M. E.

Anmerkung der Redaktion: Ich möch­te hierzu nur ganz kurz und bündig sagen: die sogenannte Wissenschaft mag noch so verblüffende Methoden besitzen, um bisher für wahr Gehalte­nes für unwahr, unmöglich zu erwei­sen, wir Gläubigen wollen uns nicht auf ihre ohnehin sich dauernd widerspre­chenden (Forschungs-)Resultate abstüt­zen, weil wir das auch gar nicht nötig haben. Wir glauben ja auch nicht an die Echtheit einer Reliquie, weil Wissen­schaftler oder weil irgendein Universi­tätsinstitut herausgefunden hat, daß sie genau so alt ist wie…

Chur, 12.10.1988

Zum 2. Mal habe ich Ihre Zeitschrift „Das Zeichen Mariens“ abonniert. In der Vergangenheit hatte ich sie aus Zeitmangel abbestellt. Nun lese ich aber alles mit großem Interesse, was unsere Kirche anbelangt, und Ihre beiden Arti­kel vom September und Oktober 1988 sind eine Freude zu lesen. Bezüglich Erzbischof Marcel Lefebvre möchte ich Ihnen eine kleine ganz private Offenba­rung bekanntgeben. Ich habe davon schon im Bekanntenkreis (Gläubige des Meß-Zentrums Oberriet) erzählt.

Bei uns wohnt ein pensionierter, sehr einfacher Mann aus dem … Vor einigen Jahren hatten wir ein Gespräch bei ihm zuhause, u.a. über die Krise der Katholi­schen Kirche. Da sagte er mir, vor ca. 50 Jahren (anfangs 30iger Jahre) habe ihm der Religionslehrer (ein begnadeter Pater A.E., der wie ich später erfuhr, den sog. 6. Sinn besaß) in der Schule gesagt: „Buben, in fünfzig Jahren wird die ka­tholische Kirche zerstört sein, ich werde es nicht mehr erleben.“  Daraufhin woll­ten die Buben wissen, ob es die Kirche ihres Dorfes sein werde, worauf Pater A. sagte: „nein, die katholische Kirche auf der ganzen Welt. Ein einziger Bi­schof wird sie retten.“

Dann fügte dieser Mann bei: weißt du, ich habe diesen Bischof diese Wo­che im Fernsehen gesehen und meine Frau gerufen: „komm, das ist der Bi­schof, von welchem der Pater im Reli­gionsunterricht geredet hat“. Ich wollte ihn prüfen und sagte, ob er Bischof W. aus Basel meine, der ebenfalls in jener Woche im Fernsehen erschien, worauf mir der Mann sagte, nein, es war einer der fanzösisch sprach, in einem Auto saß, und jemand fragte ihn verschiede­nes. (Film v. M. Graf)

Ich möchte dazu anmerken, daß die­ser einfache Mann in Religionssachen sehr Bemerkenswertes erlebt hat. Interessanterweise habe ich später einige Male versucht, die soeben erzählte Begebenheit nochmals von ihm zu hö­ren, aber er konnte sich nicht mehr genau erinnern, wiederholte nur „ja, dieser Pater A. war ein ganz besonderer Prie­ster. Er sah vieles voraus.“ Wenn ich mutlos bin, wie im Frühsommer dieses Jahres, denke ich an diese Episode und fasse wieder Vertrauen. (…)

Eines muß ich noch beifügen: Was können wir tun, damit sich alle Traditio­nalisten verbinden? Vereint werden wir stark. Alle haben doch das gleiche Ziel: die Rettung der katholischen Kirche. Für dieses Ziel lohnt es sich, Trennung, Streit, Polemik zu begraben und mitein­ander zu beten, zum Aufbau beizutra­gen, Soldaten der vordersten Front zu sein, besonders in den kommenden Jahren (Islam im Anzug, Kommunis­mus nicht mehr aufzuhalten, zunehmen­de Gottlosigkeit im Westen!) Wie konn­te der Papst auf eine solche Stoßtruppe verzichten?

Freundliche Grüße und besten Dank für alles – Jolanda D.

Wyhlen, den 13. Oktober 88

Zwanzig volle Jahrgänge des „Zei­chen Mariens“ habe ich in meinem Bücherschrank stehen. Da dachte ich mir: jetzt biste versorgt mit guter Lek­türe für deine alten Tage und habe lei­der das Abonnement nicht mehr erneu­ert, nachdem Sie Ihre „Gedenkpause“ eingelegt hatten.

Eine Meßbesucherin unseres Basler Zentrums hat mir nun die Sondernum­mer mit dem Brief: „Heiliger Vater!“ geschenkt.

In meiner beiliegenden Replik, worin auch ich die Bischofsweihen verteidige, habe ich Ihren Artikel wärmstens emp­fohlen. In dem Beiblatt, das ich meinen Sendungen beilege, ist auch Ihr Verlag verzeichnet. (…)

Falls Ihnen, sehr geehrter Herr Schen­ker, die eine oder die andere Passage meiner Ausführungen zur Veröffentli­chung geeignet erscheint, so mögen Sie selbstverständlich beliebig davon Gebrauch machen.

Mit besten Segensgrüß Ewald T.

Desgleichen widerfährt ja auch Mon­seigneur Lefebvre in der Nachfolge Christi:Der HERR: Auf Kalvaria gekreuzigt! ­Der Erzbischof: In Ecône exkommuni­ziert! „… und Finsternis herrschte über dem ganzen Land!“ —Heute mehr denn je!

„Die widergöttlichen Kräfte lassen sich nur überwinden durch den Gehorsam dem Willen Gottes gegenüber, der… in den Gesetzen und Anordnungen der rechtmä­ßigen Obrigkeit zu uns spricht, sofern sie nicht offenkundig einem göttlichen Ge­bot widersprechen. Dann… müßte man Gott mehr gehorchen als den Men­schen!“ RICHTIG!

„Geht hinaus in alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie…!“

Das ist der Auftrag des HERRN an die Apostel und deren Nachfolger die Bischö­fe. Um diesem Göttlichen Auftrag im „Gehorsam gegenüber dem Willen Got­tes“ nachzukommen, mußte sich Erzbi­schof Lefebvre, in Bedacht seines hohen Alters, Nachfolger berufen und Bischöfe weihen. Solche, von denen er annehmen konnte, daß sie diesem Göttlichen Befehl  entsprechen würden. Denn jene von „der rechtmäßigen Obrigkeit“, die alle Häreti­ker, Heidenpriester und Götzendiener zum gemeinsamen Gebet einladen, kannste ja nicht mehr nach Afrika schicken, um die armen Heidenkinder zu taufen!

„ICH BIN DER HERR, DEIN GOTT! DU SOLLST KEINE FREMDEN GÖTTER NEBEN MIR HABEN!“

Die Anwesenheit aller Häretiker und Schismatiker in Assisi, (wäre Lefebvre auch einer, hätten sie ihn gewiß ebenfalls einge­laden!), ja sogar von Juden, Moslems, Buddhisten, Brahmanen, Schamanen, Sikhs und Fetischisten, die alle zu ihren Götzen und Dämonen gebetet haben, ist die schwerwiegendste Gotteslästerung aller Zeiten! Vor allem, weil sie von dem  Stellvertreter Christi selber eingeladen worden sind.

Und da wagt es noch jemand, Erzbischof Lefebvre als Schismatiker zu bezeichnen? Das läßt sich in etwa vergleichen mit der heuchlerischen Anklage des Kaiphas: „Er hat Gott gelästert! Was dünkt euch? — Er gleicht jenem, dem die große Schuld erlas­sen ward, den Kollegen, ein paar Kröten wegen, packte und würgte: „Bezahle!“

In einem „Wort in den Tag“ vom 9. September an Herrn Radermacher, Rhei­ne, sagt JESUS:

„Auf Grund der allgemeinen Lage in der Kirche ist es wohl wichtig, alles zu prüfen und nur das Gute zu behalten, und nicht einfach zu sagen, das hat die Kirche ge­lehrt, die unfehlbar ist. So ist es nicht mehr! Der Geist der Finsternis hat von vielen in der Kirche Lehrenden Besitz er­griffen, die nach außen wie Lämmer auf­treten und mit Engelszungen reden, doch innerlich reißende Wölfe sind! Nehmet das zur Kenntnis und traut nicht jedem Geist! Prüft, bittet um Erleuchtung! Seid gesegnet!“

Schauen wir uns also diese Lämmer an: Vergleichen wir ihre Reden und ihr Tun mit obigem Missionsauftrag. Wer dann noch immer nicht erkennt, daß Assisi ganz „offenkundig einem göttlichen Gebot widerspricht“, dem sei wärmstens die Schrift der evangelischen Marienschwe­ster Basilea Schlink empfohlen: „Frieden um jeden Preis!“

„Und so wird auch niemand Papst ohne den Willen Gottes“, heißts im Anruf weiter. „Ist er aber rechtmäßig gewähltes Ober­haupt der Kirche, dann ist er auch „Fels“. Was den Heiligen Vater betrifft, hat Pater Pio seine Papstwürde vorhergesagt.“

Bei der ersten Behauptung muß man unterscheiden: „Der Wille Gottes, und die: Zulassung durch Gott!“ Ein Beispiel aus dem Alten Testament möge dies erläu­tern: Israel wünschte einen König. Gott stimmte zu, gemäß menschlicher Willens­freiheit. Obwohl es nicht dem Willen Got­tes entsprach, erwählte der HERR den Saul.

Daß ein Oberhaupt der Kirche… auch „Fels“ ist, setzt also voraus, daß er auch rechtmäßig gewählt ist. Schon die Ankün­digung von Fatima: „Der Feind wird es verstehen, in die höchsten Kreise der Kir­che einzudringen“, erst recht die Bestäti­gung durch Papst Paul VI.: „Der Rauch  Satans ist in die Kirche eingedrungen“,lassen zumindest Raum für ein Fragezei­chen offen. Man gestatte mir, über folgen­de Fakten um Erleuchtung zu bitten! Nach­dem Johannes-Paul I. gestorben worden war, oblag es Erzbischof Benelli, nach einem für die höchsten Kreise der Kirche geeigneten und genehmen Kandidaten umzusehen, wie eine Meldung im „Südku­rier“ vom 18.10.78 besagt. Ein Papst von Benellis Gnaden aber ist alles andere als eine Empfehlung! Bezeichnend ein Fern­sehinterview, bei dem er im Gegensatz zu den Kardinälen Seper, Casaroli u.a. „nur schriftliche Fragen entgegenahm, die Ant­worten vom Blatt ablas und keine Zusatz­fragen gestattete“, wie Moderator Alt hervorhob. Benelli war auch der Aufpasser bei dem denkwürdigen Gespräch von Paul VI. mit Erzbischof Lefebvre…

Auch möchten mir doch bitte mal die Paspsttreuen plausibel erklären, warum dieser Papst den üblichen Krönungseid verweigert? Soldaten, Beamte, Minister, Richter leisten ihren Eid. Klosterleute le­gen Gelübde ab. Selbst Eheleute geben sich ein Jawort. Sonst leben sie in einer außerehelichen Verbindung. Muß man dieses Pontifikat etwa auch als ein konku­binatsähnliches Verhältnis einstufen? ­Jedenfalls würde ich nicht so sehr auf dem rechtmäßig gewählten Oberhaupt herum­reiten…

Mit der Vorhersage von P. Pio über Johannes-Paul II. ist keinerlei Wertung ver­bunden! Pater Pio hat nämlich auch eine Aussage über die Amtszeit von Paul VI. gemacht: Seine Regierungszeit würde solange dauern, wie jene des Petrus, des ersten Papstes, also ca. 34 Jahre. Auf diese Voraussage stützt bekanntlich Herr Bonaventur Meyer die Exorzismusaussa­ge, wonach Paul VI. noch lebe. Diese ein­ander widersprechenden Prophezeiungen von P. Pio sind so zu deuten: Gott hat das gegenwärtige Pontifikat nicht gewollt,sowenig wie das Königtum Sauls. Aber wie schon dort, hat ER auch hier zugelas­sen, daß gewisse Kreise — der Vorherse­hung etwas nachgeholfen haben… Hier liegt auch die Begründung, warum sich Herr Meyer mit seiner These irrt.

Wiederholt haben wir Saul erwähnt. Da drängt sich ein weiterer Vergleich auf: En­dor mit Assisi. Damals: Ein von Gott er­wählter, durch Samuel gesalbter König. Heute: Ein von Benelli für tragbar einge­stufter Kandidat wird von einem (größten­teils modernistischen) Konklave zum Papst gekürt. En-Dor: In großer Bedrängnis nimmt Saul im Geheimen bei einer Totenbeschwö­rerin Zuflucht zu dem verstorbenen Pro­pheten Samuel, daß er Ihm Gottes Bei­stand erflehe. Doch Saul wird verworfen. Assisi: Johannes-Paul II. ladet ungeniert die Vertreter verschiedener Irrlehrer und  Götzendiener ein, um vor aller Welt den Frieden mit Magiern zu beschwören!

Aber hartnäckig weigert er sich, die Bedingung von Fatima zu erfüllen und Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, mit Ihrer untrügli­chen Zusage: „Wenn man tut was ich sage, wird Friede sein!“

Wie kann hier noch jemand „papsttreu“ mit „glaubenstreu“ gleichsetzen, wenn der Pontifex maximus, statt „MARIA, Hilfe der Christen“ und „Königin des Frie­dens“ anzurufen, von den Götzen und  Dämonen der Eingeladenen den Frieden erwartet?

„Rom wird den Glauben verlieren und Sitz. des Antichristen werden!“

Dankenswerterweise hat „Der Anruf“ die Neuerscheinung von Pfarrer M. Adler: ‚das „dritte Geheimnis“ von Fatima‘ posi­tiv in die Buchbesprechung aufgenommen. Es ist jedoch ein Selbstbetrug, wenn Pfr. Adlers Ausführungen: „Auf dem ökumeni­schen Sektor ereignen sich heute in der Kirche wahrhaft himmelschreiende und unglaubliche Vorgänge, die umso schlim­mer sind, weil auch Papst Johannes Paul  hinter ihnen steht“, als „mißverständlich“ hingestellt werden.

Diese Behauptung ist nämlich die zwin­gende Folgerung der auf Seite 61, hier noch als These erwogenen Feststellung: „Wenn aber Maria 1917 gesagt hätte, daß der „Heilige Vater“ selbst an der Glau­bensfinsternis in der Kirche beteiligt sein wird, dann wäre das unbestreitbar eine extreme und „unglaubliche“ Sensation. Maria könnte das tatsächlich gesagt ha­ben, denn diese Sensation, die gegenwär­tig vielen gläubigen Zeitgenossen immer noch „unglaublich“ erscheint, ist heute leider schmerzliche, tragische und  verhängnisvolle Wirklichkeit geworden.“

Pfarrer Manfred Adler, bekannter Autor in Sachen Freimaurerei und Geheimlogen, hat mit seinen fundierten Kenntnissen in minutiöser Aufarbeitung die einschlägigen Veröffentlichungen, Aussagen und Erklä­rungen in bestechender Folgerichtigkeit analysiert. Dabei hat er u.a. nachgewiesen, daß die an Louis Emrich lancierte „diplo­matische Version“ des 3. Geheimnisses eine sogar recht plumpe Fälschung ist. Wohingegen das echte und authentische mit Sicherheit den Hl. Vater und dessen Umfeld mitbetrifft. Das ist auch der ein­leuchtende Grund, warum der Vatikan diese Prophezeiung seit 1960 als das bestgehü­tete Staatsgeheimnis behandelt.

„DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MA­CHEN!“ Entsprechend dieser Maxime hat just in dieser Zeit auch Herr Paul O. Schen­ker im „Zeichen Mariens“ sehr engagiert in die Machenschaften der Vatikan-Hierar­chie hineingeleuchtet. Gewissermaßen eine Bestätigung, Ergänzung und Erweite­rung von Pfr. Adlers Ausführungen. Vor allem aber ein spontanes und freimütiges Zeugnis zur Entlastung und Rechtfertigung von Erzbischof Lefebvre gegen alle unqua­lifizierten und falschen Anschuldigungen. Ohne Emotionen, dafür mit umso profun­derem Wissen hat Herr Schenker den Hl. Vater persönlich angeschrieben und Sei­ner Heiligkeit den Brief über den Nuntius in Bern zuleiten lassen. Der Wortlaut des Briefes: „Heiliger Vater!“ ist in einer Son­dernummer vom DZM veröffentlicht wor­den. Diese Ausgabe kann gratis bezogen werden. Weitere Buchempfehlungen mit Bestelladressen lege ich bei.

JESUS CHRISTUS, König der Gerech­tigkeit, möge Hochw. Herrn Pfarrer Adler und Herrn Schenker ihren Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit ewiglich ver­gelten! Sollte uns jemand die ‚Gretchen­frage‘ stellen: „Wie haltet ihr es mit dem Papst?“, so glaube ich, auch im Namen von Erzbischof Lefebvre, der Priesterbru­derschaft und gewiß auch der beiden Obgenannten antworten zu dürfen: „Wie David zu König Saul!“ Loyal, aufrecht, korrekt, ehrlich, respektierlich!

Unter den Anklägern von Monseigneur Lefebvre finden wir auch so bekannte Namen wie Pater Werenfried van Straa­ten, wortgewaltiger Trommler für den ‚Millionenhut‘ der Ostpriesterhilfe. Gehor­samst absolviert auch er die Pflichtübung, seine Ergebenheit gegenüber dem Hl. Stuhl unter Beweis zu stellen, indem er „seinem ehemaligen Freund Msgr. Lefebvre“ die Leviten verliest. Wobei ihm das Mißge­schick Sauls widerfährt, daß er sich gewis­sermaßen eigenhändig ‚entleibt‘. Eingangs gibt er nämlich noch die Meinung Pauls VI. wieder, daß dieser „die Permissivität mancher Bischöfe, die Lefebvres Reaktion provoziert hatten, für ein viel größeres Unglück hielt.“ Nachdem er dann selber den ganzen Verfall der Kirche auflistet, „bringt er sich also selber um, indem er dann nämlich das gerade Gegenteil behauptet: „daß sein (Lefebvres) Heilmit­tel schlimmer als das Übel ist.“

Daß sich Johannes Paul II. beharrlich weigert, den Erzbischof zu empfangen ­außer ein einziges Mal am Anfang — weiß P. Werenfried wohl auch nicht…

„Sein Heilmittel!“ Damit sind natürlich die Bischofsweihen von Ecône gemeint. Die VISITATION von Kardinal Gagnon, bei seiner Ankunft Wohlwollen bezeigend ­bei der Abreise noch Anerkennung zol­lend — hat nichts zutage gebracht, was zu beanstanden gewesen wäre, einschließ­lich der Bischofskandidaten. Die Ankündi­gung dieser Weihen war ja Anlaß dieser Visitation. Somit sind die Bischofsweihen grundlos Verboten worden. So wie Saul den David verfolgte, weil GOTT mit ihm war! Wie Saul geendet hat, wissen wir. Rom, das nach der Prophezeiung von La Salette „den Glauben verlieren und Sitz des Antichristen wird“ dürfte es ebenso ergehen!

„Das Übel!“  Es beinhaltet den ganzen Glaubensverfall mit allen Profanierungen, Sakrilegien und Exzessen. Den globalen sittlichen und moralischen Niedergang.

Für eines der Übel wähle ich zu einem Vergleich eine Episode aus 2. Sam. 6. Kap. Als David die Bundeslade nach Jerusalem zurückholen wollte, scheuten die Ochsen. Usa, ein Sohn Abinadabs hielt die Bundes­lade fest, damit sie nicht herunterfalle: „Da entbrannte der Zorn Jahwes gegen Usa, und Gott schlug ihn dort wegen seines Vergehens, so daß er neben der Lade starb.“

Wenn nun schon ein Vergehen an der Bundeslade, welche die Gesetzestafeln  enthielt, so streng geahndet wurde, wie verwerflich muß es in den Augen Gottes erst sein, wenn gar der Tabernakel angeta­stet wird, der den Gesetzgeber selbst enthält? Und doch vergreifen sich täglich Zigtausende „gläubiger“ Katholiken am HERRN: Durch die Handkommunion! So kann man also besten Gewissens sagen: Auf diese nichtgenehmigten Bischofsweihen blickt Gott mit Wohlgefallen! Eine einzige „erlaubte“ Handkommuni­on aber erregt den Unwillen des HERRN!

Sind Sie, Pater Werenfried, jetzt immer noch der Meinung, daß solche Übel besser seien als die Bischofsweihen durch Marcel Lefebvre am 30. Juni dieses Jahres? Sie hätten sich erst einmal über den Werde­gang von Mgr. Lefebvre informieren sol­len, ehe Sie ihn mit dem Attribut „der greise Erzbischof“ unterschwellig als se­nil, verkalkt, starrsinnig und dergleichen hinstellen. Darf ich Ihnen sein Buch: „Meine vierzig Bischofsjahre“ zuschicken? Gra­tis, damit’s Ihr Werk nicht belastet!

Auch Pater Hönisch nutzt die Aktualität der Stunde, um erneut einen Konter gegen Lefebvre anzubringen. Nach dem Wunsch des „für den Inhalt verantwortlichen Chef­redakteurs“, wie zu vermuten ist. Offen­bar nach der Devise: Die Masse muß es bringen! Quantität statt Qualität. Es lohnt sich nicht, darauf einzugehen. Auf seine frühere Aussage hin, „daß auch Maria erlö­sungsbedürftig sei“, habe ich ihn 2 x ange­schrieben. Doch mit Klauen und Zähnen, d.h. mit Ansichten und Meinungen hat er seine Behauptung verteidigt. Nicht aber zurückgenommen. Dies läßt befürchten, daß er auch hier Tatsachen und Argumen­ten nicht zugänglich sein wird.

Was andere unserer Kontrahenten be­trifft, so fühlen sich diese der Hierarchie mehr verpflichtet, als dem Glauben der Überlieferung. Trotz allen ihren Verspre­chungen und Gelöbnissen wie z.B. im An­timodernisteneid. Die gepanschte Mes­se, die sie lesen, selbst ohne die bekann­ten Fälschungen, dürften eben „nicht mehr soviel Licht durchlassen“. Darum können sie die Wahrheit nicht mehr erkennen.

Wenn wir uns daran erinnern, daß auch der hl. Athanasius, Jeanne d’Arc und die hl. Theresia von Avila exkommuniziert waren, so befinden wir uns bei Erzbischof Marcel Lefebvre in der besten Gesellschaft. Alle aufrechten Katholiken guten Willens sind herzlich eingeladen, hier ihr Heil zu wirken.

Ewald Thoma
Jurastr. 28 b, D-7889 Grenzach-Wyhlen

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Negative Stellungnahmen

Selbstverständlich sind uns nicht nur positive Stellungnahmen zu­gegangen. Auch die relativ weni­gen, aber mitunter recht ausführli­chen negativen Reaktionen ver­dienen es, unserem Leserkreis unterbreitet zu werden. Diese aber wollen wir nicht kommentarlos ver­öffentlichen. Das jedoch erfordert einiges an Arbeit, die für dieses Heft, nebst all dem andern, nicht auch noch geleistet werden konn­te. Sicher werden Sie dafür Ver­ständnis haben.

Positiv überrascht sind wir auch davon, daß so wenige Abbestel­lungen eingegangen sind. Wir hatten mit weit mehr gerechnet! Jedenfalls überwiegen die Neu­bestellungen etwa im Verhältnis von 1:2! Also auf eine Annullation zwei Neuabonnemente! Innigen Dank allen beherzten, sofortent­schlossenen Neubestellern. Letzt­lich sind es nur die Dauerbezüger unseres „Zeichen Mariens“, die diese unsere Zeitschrift auch am Leben erhalten. Wenn Sie also noch nicht Abonnent, sondern „nur“ Leser, Mitleser, sind, dann überlegen Sie es sich doch, bitte, nochmals, ob nicht auch Sie ein Abonnement auf Ihren Namen und  ihre Adresse bestellen könnten, sollten! Wir sind doch sehr ange­wiesen auf Ihre Mitgliedschaft.

Ihr IMMACULATA-Verlag, CH-9050 Appenzell

Kritik und Widerlegung

Es gibt auch die ablehnenden Reak­tionen auf meinen Papstbrief, bzw. meine  Serie von Briefen an den Heiligen Vater. Es war zu erwarten, daß viele damit nicht einverstanden sein würden. Immerhin hatte ich mit weit mehr Ab­lehnung gerechnet. Bis heute sind rela­tiv wenig solche Stellungnahmen ein­gegangen. Aber auch sie, wenigstens die charakteristischsten, sollen hier zur Veröffentlichung gelangen. Kommen­tare werde ich nur anbringen, wo es mir nötig erscheint:

Von einem nicht genannt sein wollenden Priester(freund):

(…) Ich bin mit Ihren Äußerungen, vor allem in den letzten beiden Nummern, nicht einverstanden. Es ist für mich unerträglich zu lesen, wie ehrfurchtslos Sie den Heiligen Vater behandeln. Es schien mir immer gefährlich, eine Zeitschrift für ka­tholische Mystik zu redigieren. Bei allen mystischen Äußerungen müssen wir mit größter Behutsamkeit vorgehen. Es braucht dazu die Unterscheidung der Geister als Gabe des Heiligen Geistes. Ich maße mir in diesen Dingen nicht so schnell ein Urteil zu. Es gibt so viele mystische Äußerungen, daß Sie jetzt selber eine Auswahl treffen und nur diejenigen als echt zitieren, die Ihrer jetzt festen Meinung über die un­glückliche Angelegenheit um Bischof Le­febvre entsprechen. Don Stefano Gobbi und andere disqualifizieren Sie, vielleicht auch Medjugorje, weil dort der Papst in anderem Licht als in Ihrem Licht erscheint.

Wie ist es nun in Wirklichkeit: Wenn Sie in Ihrer so festen Glaubensüberzeugung unrecht hätten? Das Wichtigste ist die Liebe. Haben Sie den Papst nicht gern? Haben Sie die Kirche mit Ihren Runzeln nicht gern? Haben Sie unseren Bischof nicht gern?

Der Papst ist für mich auch heute noch ein Mann Gottes für unsere Zeit. (…) Haben Sie nicht Angst, ein Verführer zu sein, der unseren einfachen Christen mit so vielen heftigen Worten Schaden zufügt, der schwerlich wieder gut gemacht werden kann.

Es ist besser, in der jetzigen Stunde der Kirche zu beten, zu opfern und sie, die Kirche, und die Hirten zu lieben, als zu viel zu schreiben und wie ex cathedra seine Meinung zu vertreten.

Mit Grüßen und Segen —   Pater N.N.

ANTWORT:

Ihre Bemerkungen zur katholischen My­stik kann ich an sich nur unterstreichen. Vor allem an die aktuelle Mystik müssen wir mit größter Behutsamkeit herange­hen, also z.B. an „Begnadete“, die noch leben, an Erscheinungsgeschehen, die nicht abgeschlossen sind. Zum Beispiel Don Gobbi, Medjugorje. Es gibt aber schon katholische Mystik, die von der Kirche als echt verbürgt wurde (Fatima, Lourdes, Paray-le-Monial, etc.). Auf diese, und  diese allein, wollen wir uns wirklich abstützen. Ich maße mir in Sachen Mystik auch nicht so schnell ein Urteil an. Durch meine 25­jährige intensive Tätigkeit auf diesem Gebiet habe ich „manchen Schuh voll herausgezogen“, „manches Horn abge­stoßen“, manche Fehlsicht korrigiert. Jedenfalls gewichte ich diese Dinge heute anders als früher. Aber gerade um diese Gabe des Heiligen Geistes (discretione spirituum) sollte man immer wieder beten und dann es auch wagen, sie fruchtbrin­gend einzusetzen, statt sie „unter dem Scheffel“ zu lassen! Wir sollen urteilen, dazu hat uns Gott das Urteilsvermögen geschenkt. Aber wir sollen nicht verurtei­len, nicht richten. Das sind zwei grundver­schiedene Dinge, die immer wieder verwechselt werden. So  treffe ich immer wieder, auch jetzt selbstverständlich, eine Auswahl, eine Wahl zwischen Gut und Bös, zwischen Wahr und Unwahr, soweit ich das mit der Hilfe Gottes vermag. Vieles aber können wir unmöglich „durchschau­en“. Und so schieben wir unser Urteil, unsere Wahl auf. Die Zeit fördert dann manches Verborgene zutage, und wenn der gewachsene Baum seine Früchte zeigt, bzw. das Fehlen von Früchten, können wir unser Urteil fällen. Das gilt nun nicht nur für mystische Vorkommnisse, wie Erscheinun­gen und Botschaften, sondern auch für kirchliche Ereignisse wie ein Konzil, oder Personen wie Bischöfe und Päpste. Letztlich müssen wir alle urteilen — im Lichte des Heiligen Geistes. Tun wir es nicht, dann bilden wir uns zwar oft ein, es aus Demut nicht zu tun, in Wirklichkeit aber tun wir es nicht, weil wir den Mut dazu nicht haben, weil wir die Konsequenzen unseres Nein-Nein Ja-Ja fürchten oder weil wir uns in unserer Unwissenheit und dar­aus zuunrecht gefolgerten Unverantwort­lichkeit „in Sicherheit wiegen“.

Das Wichtigste ist die Liebe. Das stimmt. Denn wenn ich alle Erkenntnis besäße, hätte aber die Liebe nicht… Ich liebe GOTT, ich liebe meinen Herrn und GOTT Jesus Christus über alles. Ich liebe Seine Heilig­ste Jungfräuliche Mutter, ich habe mich Ihr sogar in absoluter Totalhingabe geweiht; ich liebe die Kirche, ich liebe den Papst, die Bischöfe, die Priester, alle Mitgläubigen, alle Christen, alle Menschen. Ich liebe, aber Herr, stärke meine schwache Liebe! Ich möchte, ich könnte lieben wie ein Seraphim…

Aber gerade die Liebe ist es, die uns, die mich drängt. Caritas Christi urget nos! Drängt, nicht „nur“ zu beten, zu opfern und die Kirche und ihre Hirten zu lieben, son­dern auch Zeugnis abzulegen in Wort und Tat. Die ganze Heilige Schrift, von der Genesis bis zur Offenbarung ist voll von Berichten, wie GOTT die „Niedrigen be­ruft, um die Stolzgesinnten, die Machtha­ber, die Reichen zu zerstreuen, vom Thro­ne zu stürzen, leer ausgehen zu lassen“. Gott kann sogar machen, daß „die Steine reden“!

Und wenn ich in meiner so festen Glau­bensüberzeugung unrecht hätte? Dann wäre es keine Glaubensüberzeugung, sondern eine Einbildung, oder dann wäre sie nicht fest, sondern brüchig. Sie ist aber tatsächlich fest, lieber Herr Pater! Und darum habe ich auch keine Furcht. Und darum darf ich wohl auch damit rechnen, daß GOTT alles weitere Erforderliche (be)wirken wird, damit diese Briefe an den Papst früher oder später gute Früchte zeit­igen. Und so habe ich auch keine Angst, Verführer zu sein. Ich halte ja übrigens niemanden davon ab, den Heiligen Vater zu lieben. Ich versuche nur zu verhindern, daß man seinen Mitbruder und Mit-Apo­stel samt seinen Schäfchen haßt und wie Aussätzige ausstößt. Ich versuche zu ver­hindern, daß der kranke Körper den noch gesunden Teil abstößt, statt ihn zu „ertra­gen“, da (nur) er es ist, derden kranken Teil regenerieren kann.

Oberriet, den 12. Okt. 1988

Sehr geehrter Herr Schenker,

letzthin wurde mir die Zeitschrift „Das Zeichen Mariens“ Nr. 5 zugesandt. Ich las dort Ihren Artikel. Übrigens: Darf ich Ihnen dennoch Sie sagen, wenn Sie auch mit dem Papst auf Du sind? Es ist vermutlich besser, ich sage Sie, weil ich weder in Ihrer Haut, noch in der des Papstes stecken möchte, wenn Gott ruft. Ich habe genug an mir selber zu arbeiten. Ich bin darum auch froh, daß ich nicht Sie und den Papst abän­dern muß. Am Papst flicken schon alle herum und Sie haben keine Probleme mit der eigenen Heiligkeit, darum können Sie so leicht seitenweise den Papst kritisieren und bei ihm alles auf die schlechte Seite legen. Der Herrgott wird sich ganz sicher sofort bemühen, Ihre Meinung zu über­nehmen, Sie sind doch schließlich kompe­tent zu urteilen, Sie haben ja genügend böse Artikel über den Papst gelesen!

Eine Bitte habe ich, sorgen Sie dafür, daß ich diese Zeitschrift nicht mehr lesen muß, d.h. schreiben Sie weiter so, daß alle Leser merken, wie weit Sie von der Haltung Mariens entfernt sind!

Es grüßt Sie —  P. Imholz

Hochwürdiger Herr Pfarrer,

es freut mich, daß Sie sich überhaupt an die Schreibmaschine gesetzt haben, um mir ein paar Zeilen zu schreiben, auch wenn es mit spöttischem Unterton ge­schehen ist. Sie gehen allerdings nicht auf die Sache ein. Sie qualifizieren das Ganze ab als ein „am Papst-Herumflicken“. Scha­de, Herr Pfarrer, Sie haben es nicht erfaßt. Sie merken nicht, worum es geht. Ich halte mich nicht für heilig und auch nicht für kompetent, so wie Sie das offenbar verste­hen. Ich halte mich aber als getaufter und gefirmter katholischer Christ für durchaus berufen und damit berechtigt, meinen Glauben zu verteidigen, und dies selbst dann und erst recht dann, wenn er durch ein Fehlverhalten an höchster Stelle „töd­lich“ gefährdet ist. Damit meine ich dann noch lange nicht, „der Herrgott müsse meine Meinung übernehmen“. Denn ich vertrete nicht meine Meinung, sondern die Lehre, das „Credo“ der katholischen Kir­che aller Zeiten. Es geht hier um Gegensät­ze zwischen dem, was bis und mit Pius XII. galt und was nun seit dem Konzil neu gelten soll! Und es wäre Ihre besondere Berufung als Priester und Pfarrer (und Theologe) dieser Kirche, sich nicht hinter der Ausrede „ich habe genug an mir selber zu arbeiten“ zu verkriechen, sondern auch Ihr Glaubensbekenntnis und Ihr Glaubens­zeugnis abzulegen. Dies müßte Ihnen umso leichter fallen, als Sie unmittelbar in der Nachbarschaft des Institus St. Borromäus wirken, wo Sie jederzeit Hilfe, Unterstüt­zung in diesem Glaubenskampf finden kön­nen.

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Don Vincenzo Kreienbühl
Brauerstr. 99, 8004 Zürich

Zürich, 2.9.88

Sehr geehrter Herr Paul O. Schenker,

DZM war unter meiner Post. Der erste Artikel v. Sept. 88 „Heiliger Vater“ interes­sierte mich. Ich las ihn auf dem Weg zu den Kranken im Tram/Bus. Ich hatte schon früher Nummern DZM gelesen und freute mich. Gott möge Ihnen vergelten für all das Gute, das Sie den Seelen erwiesen haben, die nach solcher Kost hungern.

Weil ich aber mit der Veröffentlichung dieses Briefes nicht einverstanden bin und weil Sie im Kästchen schreiben, es werden „Fortsetzungs-Briefe folgen“, erlaube ich mir, dem Text folgend, einige Bemerkungen, die Ihnen vielleicht beachtenswert scheinen. Ich ginge jetzt zwar lieber zur Ruhe nach des Tages Last seit 5.00 Uhr.

Wollen Sie darum meine Tipfehler u.a. entschuldigen, bin im 82sten, seh- und hörbehindert.

Wem nützt eine solcheV eröffentlichung? Jetzt müssen wir den Akzent auf Versöhnung setzen. Das Ruhe- und Liebespflästerchen am Schluß wirkt nicht und ist sogar contraproducente nach so vielen Antitiraden, die bisweilen schier in Ironie und Zynismus ausarten.

Sie haben eine lange Reihe Organe gele­sen. Einige davon las auch ich. Sie sind einseitig rechts. Haben Sie aber, um der Wahrheitsfindung willen, auch das Axiom audiatur et altera pars beachtet?

Sie haben zwei Varianten für die Entste­hung der innerkirchl. Verwirrung, nämlich zeitlich nach und im Konzil. Welche gilt? Bitte lesen Sie den Brief „Aggiornamento, und Tradition“ Juni 1971 von Mgr. Antonio de Castro Mayer.

Assisi, seien Sie vorsichtig, hier beson­ders audiatur et altera pars.

Bücher von Mgr.; ich kenne 5, gibt es noch andere? Haben Sie sie kritisch und im Querschnitt gelesen. Wenn nicht, bitte tun Sie das noch und dann werden Sie Fest­stellungen machen, die Sie heute schein­bar nicht kennen.

Liturgiereform: gut, das ist die Stärke von Mgr. Sie hätte nie so geschehen sollen, ist übrigens antikonziliär. Würden doch die Priester der Bruderschaft sich zusammen mit der Kirche für die Rehabilitierung der hl. Messe einsetzen! Eine herrliche, äußerst notwendige und ver­dienstvollste Aufgabe! Darum Versöhnung!

Vaticanum II, nicht das fueri seiner De­krete, sondern die Texte als solche sind maßgebend und ihr wahrer Geist, so wie Mgr. A. de Castro Mayer ihn sieht, ist entscheidend. Aber wer hat diese Texte ganz, vergleichend studiert? Sind sie überhaupt in den Händen der Seminaristen von Ecône u.a., damit sie sich selber überzeugen können und nicht einfach in verba magistri iurant? Kann etwas Wichtiges in den Konzilsdokumenten nicht stimmen, wenn Mgr. selber sagt, daß er nicht gegen das Konzil sei, sondern darin nur den Geist der Vorbereitung vermisse, aber keine eigentliche Häresie sehe?

Oekumenismus: Warum so apodiktisch dagegen? Dürfen wir ihn ganz unterdrücken? Gilt das Testament des Heilandes nicht, wo er den Jüngern die Einheit so sehr empfiehlt? Dann der „verlorene“ Sohn und das verirrte Schaf und der Missionsbe­fehl Christi?

Parabel vom Unkraut Mt 13,29. Ist Mgr. Ihrer Meinung?

Hochwürdiger Don Vincenzo,

Ihr Brief hat mich ganz besonders ge­freut, weil Sie in einer offenen Art ganz unkompliziert die natürlichsten Einwände machen. Leider konnte ich Ihnen darauf nicht eigens antworten, weil ich geradezu überschwemmt wurde mit Briefen und Anrufen. Aber ich versuche, jetzt und hier Punkt für Punkt kurz zu behandeln.

Diese Veröffentlichung(en) nützen der ganzen Kirche, ja eigentlich der ganzen Welt, dem Himmel und der Erde. Ich will nicht unbescheiden sein, aber alles, jedes einzelne  Gute, das ein Gotteskind tut, nützt doch allen und dem Ganzen. Aber diese Briefe nützen ganz besonders und direkt dem Papst, der höchsten Kirchenführung. Wenn alle einfach schwiegen, würde der Hirte nie erfahren, wo was wie schiefgeht. Versöhnung wie Einheit kann es nur in der Wahrheit, in der Ganzheit des Glaubens geben. Und wo die göttliche Wahrheit verletzt wird, wo der Glaube „durchlö­chert“, „abgebrochen“ wird, da ist biswei­len auch Ironie und sogar „Zynismus“ nicht fehl am Platz. Die Heiligen haben sich nicht immer „lammfromm“ ausgedrückt. Die Heilige Schrift ist erfüllt von göttlicher Iro­nie.

Die Organe, die ich anführte im ersten Brief, sind sicher einseitig  rechts. Das kann man wohl nicht leugnen. Aber sie sind das im Sinne des Bildes, das die Hl. Schrift verwendet: zur Rechten des Herrn. In die­sen Organen wurde kompromißlos für die Wahrheit, die ganze Wahrheit gekämpft. Das ist zwar gewiß auch „einseitig“, aber, wenn Sie wollen, einseitig auf der richtigen Seite, einseitig wahr, gut, heilig.

Die innerkirchliche Verwirrung nahm ihren Anfang mit dem Konzil, für aufmerk­same Beobachter mit dessen Ankündigung und Vorbereitung. Und alle seitherigen Reformen sind grundgelegt im Konzil, ja auch in den Konzilstexten (nicht nur im Konzilsgeist) wie sie von Papst Paul Vl. promulgiert wurden. Die Schrift „Aggior­namento und Tradition“ des verehrten Bischofs Antonio de Castro Mayer kenne ich bestens, da ich höchstpersönlich sie ins Deutsche übersetzt und (in dem von mir gegründeten Petrus-Verlag, Kirchen/ Sieg) herausgegeben habe. Damals (1971) glaubte Bischof Antonio de Castro Mayer (wie wir selber z.T. auch) noch, er könne sich auf gewisse päpstliche Verlautbarun­gen Pauls VI. stützen, um die Tradition gegen die Progressisten zu verteidigen. Aber leider hat gerade Paul Vl. immer wieder in der Praxis gegen seine eigenen (ober­hirtlichen) Grundsätze verstoßen.

Assisi: ich empfehle Ihnen dringendst, das Buch „Dieeine Wahrheit und die vielen Religionen“ von HH Prof. Dr. Johannes Dörmann zu lesen, eingehend zu studieren! Kein seiner Verantwortung bewußter Priester darf an diesem Buch vorbeigehen.

Alle Bücher/Schriften von Mgr. Marcel Lefebvre sind Gold wert. Was wollen Sie sagen mit „im Querschnitt lesen“. Meinen Sie: miteinander ständig vergleichend. Wollen Sie damit sagen, sie enthielten Widersprüche? Mag sein, daß da und dort eine Aussage einer andern dem Wortlaut nach widerspricht. Auch in der Heiligen Schrift finden sie solche Widersprüche. Nur wer den Geist hinter dem Buchstaben liest, versteht.

Liturgiereform: schön, daß Sie das aner­kennen. So geben Sie uns das Zeugnis, daß Sie nicht zu den Reformern, zu den Modernisten und Progressisten gehören. Sie sind in Wirklichkeit ein „Traditionslist“ wie wir. Nur möchten Sie eben gehorchen. Das Dumme ist nur, daß Sie durch ihren Gehorsam jetzt immer mehr und mehr in Dinge hineingezogen werden, die Sie an sich ablehnen, mit denen Sie sich nicht identifizieren können. Man kann sich selbst­verständlich auch für die Rehabilitierung der hl. Messe „zusammen mit der Kirche“ einsetzen. Aber da dieses „Zusammen mit der Kirche“ heute eindeutig heißt: Aner­kennung des Konzils, Anerkennung, Gut­heißung der Liturgiereform“, so heißt dies eben, daß man den Einsatz für die hl. Messe ständig wieder neutralisiert. Wenn Sie einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben, müssen Sie gleich wieder einen Schritt in der Gegenrichtung tun! Sie heben das Positive ständig durch das Negative auf! Darum hat sich Monseig­neur mit Recht entschlossen, nicht „zu­sammen mit der (Konzils)Kirche“ für die hl. Messe zu kämpfen. Früher oder später werden alle einsehen müssen, daß Marcel Lefebvre prophetisch gehandelt hat.

Vaticanum II: Nochmals: der wahre Geist des Konzils geht nicht aus den Texten hervor, sondern aus den Kontexten. Ein Liebesbrief kann dem Wortlaut nach ein wunderbarer Liebesbrief sein und kann dennoch das Produkt einer abscheulichen Heuchelei sein. Wer nur den Brief hat und kennt, fällt unweigerlich auf die Heuchelei herein. Wer aber den Verfasser desselben kennt, d.h. sein Denken und Reden und Handeln, der durchschaut das Spiel. So ist es mit diesem „hochstilisierten“ Konzil. Die „Drahtzieher“, die „Macher“ kennen wir mittlerweile. Lesen Sie bitte das so­eben in deutsch neuerscheindende Doku­mentarwerk „Der Rhein fließt in den Ti­ber“ oder eben: „Sie haben Ihn entthront“ von Mgr. Lefebvre.

Oekumenismus: ich bin nicht apodik­tisch dagegen. Eine gewisse Oekumene, einen Wiedervereinigungseinsatz hat es immer gegeben. Aber was heute unter Oekumene verstanden wird auch an höch­ster Stelle, ist freimaurerisch, antichrist­lich. Dagegen bin ich radikal. Das Niveau unseres katholischen Glaubens ist schon derart heruntergenommen worden, daß ungezählte Katholiken schon tiefer stehen als ihre protestantischen „Glaubensbrü­der“! Verantwortlich dafür zeichnen die „Hirten“. Jesus hat gewiß die Einheit gewollt und innigst dafür gesorgt. Aber Er meinte natürlich die Einheit der Gläubigen, nicht die Einheit der Gläubigen mit den Weniger-Gläubigen und den Fast-nicht­-Gläubigen und den Un-Gläubigen und den Irr-Gläubigen. Die katholische Kirche war immer einig im Sinne des Heilandes, auch zur Zeit der Remormation, als die Christen auseinanderbrachen.

Priesterkleid: Wenn ein Vorgesetzter, gleich welcher Stufe, weiß, daß ihm nicht gehorcht wird, dann ist er stets dennoch zum Befehlen verpflichtet. Denn sollte er deswegen aufhören zu befehlen, weil ja ohnehin nicht gehorcht wird, dann wäre das nichts anderes als eine Kapitulation. Er darf es aber gar nicht zulassen, daß nicht gehorcht wird. Er muß seinen Befehlen (sofern sie gerecht sind) Nachachtung verschaffen. Und erreicht er es nicht, daß ihm gehorcht wird, hat er die Pflicht, die Konsequenzen zu ziehen. Entweder der Untergebene muß gehen oder er selber. Nun aber geht weder der Untergebene noch er selbst. Und so schaffen sie einfach den Befehl ab oder die Sache, die zu befeh­len wäre.

Ausschluß aus der Kirche: die Exkom­munikation ist zwar keine Degradierung zu einem Heiden. Man bleibt Christ und Ka­tholik und damit (Mit)Glied der Kirche. Aber sie ist ein wirklicher Ausschluß, weil man durch die Exkommunikation „von der Gemeinschaft der Gläubigen „ausgeschlos­sen wird. „Jeder Exkommunizierte – auch der toleratus (ohne namentliche Nennung/ Verurteilung Exkommunizierte) – hat kein Recht, gottesdienstlichen Handlungen beizuwohnen; nur die Predigt darf auch er anhören. Wenn der toleratus nur passiv dem Gottesdienst beiwohnt braucht er nicht entfernt zu werden. Dagegen ist der vitandus (der namentlich/richterlich Exkom­munizierte) (durch Mahnung) zu entfer­nen; wenn dies nicht möglich ist dann muß die heilige Handlung abgebrochen werden, sofern dies ohne schweren Scha­den geschehen kann. Von der aktiven Assistenz beim Gottesdienst ist nicht bloß der vitandus sondern jeder durch deklara­torische oder kondemnatorische Sentenz oder  sonstwie notorisch Exkommunizierte ausgeschlossen. Exkommunizierte dürfen Sakramente weder vollziehen noch emp­fangen und auch nicht Sakramentalien, wenn die Exkommunikation auf einer deklaratorischen oder kondemnatorischen Sentenz beruht. Unter dergleichen Voraussetzung ist ihnen das kirchliche Begräbnis verwehrt, wenn sie nicht vor dem Tode Zeichen der Reue gegeben haben. Der Exkommunizierte darf auch erlaubterweise keine Sakramente oder Sakramen­talien spenden… Der Exkommunizierte wird nicht teilhaft der Ablässe, der Suffragien und der öffentlichen Gebet der Kirche, etc. etc. Dies alles natürlich nach dem Kirchen­recht von anno 1923. Aber all dies zeigt eben klar, daß diese Exkommunikation, wie sie jetzt über Mgr. Lefebvre und Bi­schof Antonio de Castro Mayer und die vier Neugeweihten verhängt wurde und allen sie weiterhin Unterstützenden ein eigent­licher, praktischer Ausschluß aus der Kir­che ist, ein regelrechtes „Anathem“, eine „Verfluchung“!

Papst: Ja, Mgr. steht wirklich zum jetzi­gen konkreten Papst Johannes-Paul Il. Das hat er immer und immer wieder beteuert und auch bewiesen. Sonst hätte er ja auch nicht das Protokoll von Anfang Mai 1988 unterzeichnet.

Bischofsweihe: Selbstverständlich hät­te der Erzbischof sich auch mit einem einzigen Bischof von Papstes Gnaden begnügen können. Damit hätte er aber nur vorläufig den Bruch vermeiden können (von Schisma sollte man wirklich nicht reden; denn es ist keines!). Warum aber wollte der Papst nicht nachgeben? Wenn eben­derselbe Papst unmittelbar darauf bewie­sen hat, daß er entscheidende Bedingun­gen gegenüber der Benediktiner-Gemein­schaft im Kloster Le Barroux „fahren ließ“! Warum wollte er keinen der von ihm vorge­schlagenen Kandidaten akzeptieren? War­um verlangte er neue Vorschläge? Der Papst hatte ausgiebig Zeit, mit Erzbischof Lefebvre zu einem „Konkordat“ zu kom­men. Er hätte persönlich mit ihm verhandeln sollen. Dem aber wich er aus. Nun, lesen Sie dazu die neuerschienene Bro­schüre von P. Franz Schmidberger: „Die Bischofskonsekrationen des 30. Juni 1988“. Da können Sie den ganzen Ablauf nachlesen und Hintergründe erfahren!

Nun, hochwürdiger, lieber Don Vincen­zo, habe ich Ihre Fragen einigermaßen beantwortet? In einem 2. Brief vom 14.10.88 schreiben Sie mir: „Ihre Ankla­gen gegen den Papst sind allgemein, unbe­stimmt, unkontrollierbar, sehr übertrieben. Sie stützen sich fast ausschließlich auf Meinung und Urteil Dritter, anstatt auf­grund von Studium einschlägiger Doku­mente zu einem eigenen begründeten Urteil zu kommen. Drei Päpste haben „nachweisbar schwerwiegende Irrtümer… wiederholt geäußert“ behaupten Sie. Wie stimmt dazu das Wort des HERRN von Petrus dem FELS? Und „Ich habe für Dich gebetet… „?Sind vielewiederholte Behaup­tungen für Sie Beweis?

Don Vincenzo, wenn all das, was ich geschrieben habe, zu allgemein, unbe­stimmt und unkontrollierbar ist, dann bitte ich Sie doch, lesen Sie das neueste Buch „Pierre, m’aimes-tu?“ oder „lota unum“ oder „Der Rhein fließt in den Tiber“. Oder die genannten Zeitschriften. Mehr kann ich doch auch nicht tun. Ich kann und will doch nicht eine ganze wissenschaftliche Beweis­führung publizieren. Das haben andere ausreichend getan. Zum Beispiel auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. Haben Sie z.B. die „Dubia“ gelesen? Oder gehören Sie auch zu denen, die vor lauter Bäumen der Evidenz den Wald der Beweise nicht mehr sehen (wollen)?

3.10.1988

Lieber Herr Paul Otto Schenker!

Mit Freuden hab ich seit Jahren Ihre Zeit­schrift empfangen und war ganz Ihrer Meinung. Was mich nun schmerzlich berührt, ist die Veröffentlichung Ihres Briefes an den heiligen Vater.

Ich sehe Sie darin keineswegs unter dem Geist Gottes walten, sondern empfin­de, daß Sie, sicher unbewußt und unbe­merkt, auf einen Weg geraten sind, auf dem Sie der Gefahr ausgesetzt sind, an­statt Gott zu dienen, Teufels Werkzeug zu sein.

Ich bin eine einfache Schwester, die als Krankenschwester im Dienst Gottes steht. Auch ich kann manchen Erneuerungen nicht zustimmen, denn auch ich gehöre der Menschengruppe der Traditionalisten an. Meine Philosophie seit Jahren ist: Alles, was mich zu Gott bringt, ist gut, und alles, was mich von Ihm wegbringt, ist schlecht. Ein Zwischending gibt es für mich nicht. Ob Ihnen Herr Pater Kentenich bekannt ist? Mir und vielen Gläubigen wurde er zur Stütze und zum Halt in dieser schwierigen Zeit. Wir dürfen ihn mit Recht einen Pro­pheten Mariens nennen. Ich glaube, es wäre für Sie von großem Wert, seine Per­son und Gründung in sich aufzunehmen. Er war ein Kriegsführer der Sache Gottes seit seiner Kindheit und nannte seine Grün­dung, das Schönstattwerk, ein Kriegskind. Hier haben Sie den gleichen Kriegsbegriff, den auch Sie bis jetzt vertreten haben.

Den Brief von Ihnen an den heiligen Vater empfinde ich als eine verkehrte Kamp­fesstellung, die dem Feind Gottes mehr dient als seinen Streitern. Herr Pater Ken­tenich war ein Kämpfer der Wahrheit, die zu verteidigen ihm 14 Jahre der kirchlichen Verbannung einbrachte. In seinem Verhal­ten finden Sie die richtige Einstellung, im Bezug auf den Gehorsam, Gott und der rechtmäßigen Autorität gegenüber. Hier ist es, wo ich fürchte, daß sich der Feind bei Ihnen Einlaß verschaffte. Leider fehlt mir die Zeit und auch die Fähigkeit, auf Einzel­heiten Ihrer Anklagen dem heiligen Vater gegenüber einzugehen. Richtet nicht, sodaß auch ihr nicht gerichtet werdet. Herr Pater Kentenich vertrat mit Offenheit jed­wedem gegenüber seinen Standpunkt, aber immer mit der Grundhaltung, dem andern seine Meinung offen ins Gesicht zu sagen, hinterrücks ihn aber zu schützen. Es kann mitunter eine schwere Sünde sein, die Fehler und Vergehen des andern zu ver­breiten, und nach meiner Meinung sind Sie mit Ihrer Veröffentlichung dieses Briefes an den heiligen Vater im Begriff, in diese Sünde zu fallen.

3500 Personen lesen Ihre Meinung und Ihr Urteil, sowie Verurteilung des heiligen Vaters, die meinem Begriff nach sehr ein­seitig ist. Vieles kann man und muß man im Leben von verschiedenen Gesichtspunk­ten aus sehen.

Stur auf einer Idee, auf einem Gesetz oder Lebensweise zu verharren, wirkt sich nachteilig auf das Leben des Menschen aus. Auch hier finden Sie eine Antwort in Pater Kentenich, der harmonisch die Ver­gangenheit mit der Zukunft, die Tradition mit dem Fortschritt zu verbinden verstand.

Lieber Herr Schenker, möge unsere himmlische Mutter, deren Diener wir sind, Sie erleuchten und es nicht zulassen, daß Sie geblendet werden, anstatt Ihr zu die­nen, Ihr schaden.

Schreiben Sie an den heiligen Vater, was Sie denken und wie Sie wollen, doch verunreinigen Sie Ihre Zeitschrift nicht mit dem revolutionären Zeitgeist der dunklen Machenschaften gegenüber dem Stellver­treter Christi. …

Durch das Zeichen Mariens hab ich Sie sehr schätzen gelernt und fühle mich Ihnen in Liebe zu unserer Himmelskönigin verbunden, deswegen drängte es mich, Ihnen zu schreiben. Werde in der nächsten Zeit besonders für Sie und Ihre Familie beten.

Geeint im Glauben und in der Liebe zu Christus und Maria, — Ihre Schw. M. M.

Liebe, ehrwürdige Schwester M.,

Aus Ihren Zeilen entnehme ich mit Freu­den, daß auch Sie sich zur „Sorte“ der „Traditionalisten“ zählen. Noch dazu sind Sie ein „Schönstatt-Kind“ und damit an sich prädestiniert, meine, unsere Positionen in diesem gigantischen endzeitlichen Kampf zu verstehen und sogar mitzuvollziehen. Aber auch Sie, wie so viele andere  Bestge­willte, stehen gewissermaßen wiegebannt, oder  wie gelähmt, vor der einen, „letzten“, höchsten „Hürde“: dem Papst. Auch ich habe lange, zu lange, jahrelang wegen dieser „Hürde“ genau so gehandelt, wie Sie möchten, daß ich jetzt und fernerhin handle. Ich habe wider eigene bessere Erkenntnis, eben „in demütiger Selbstver­leugnung“, den Papst in Schutz zu nehmen und zu rechtfertigen versucht, wo und wie ich nur konnte. Mit der Zeit bin ich dazu gelangt, vor allem auch jenen „Begnade­ten“ einigerma$en Glauben zu schenken, die alle Schuld am Niedergang unserer Kirche den Personen zuschoben, die um den Papst sind, den „Freimaurern im Vati­kan“, den „üblen Kardinälen, Bischöfen“, den „bösen Präfekten und Sekretären der Dikasterien“, den „abgefallenen Theo­logen“, nur nicht dem Heiligen Vater, der einfach so beschützt, so bewahrt, so gelei­tet ist vom Himmel, daß er wie ein Engel unter Teufeln zu sehen ist. Vor allem Don Gobbi mit seinen „Offenbarungen“ der „Gottesmutter“ und mit seiner weltweit verbrei­teten Marianischen Priesterbewegung hat es fertiggebracht, eine solche unsinnige allgemeine Meinung zu etablieren, daß alle schuld sind, nur nicht der Papst. Und viele andere „Begnadete“ stießen und stoßen in dasselbe Horn.

Nach und nach aber, vor allem in jüng­ster Zeit, gingen mir dann die Lichter doch auf. Ich erkannte, wie nie zuvor, daß genau das Gegenteil von dem zutrifft, was da eben gemeinhin angenommen, geglaubt wird. Die Päpste, die letzten Päpste, ange­fangen mit Johannes XXIII., dann Paul Vl., Johannes-Paul I. und jetzt Johannes-Paul II., waren es, die in erster Linie versagten! Und obwohl diese Päpste moralisch ausnahmslos einwandfrei waren/sind; brachten sie durch ihr Wirken, Zulassen und Unterlassen eben das in Gang, was wir heute beklagen. Ihre Untergebenen waren zum Teil wenigstens besser, einsichtiger, und sie hätten das geistige Rüstzeug ge­habt, um diesen versagenden Führern auf die rechte Bahn zu verhelfen. Aber auch sie blickten wie gebannt auf ihren höchsten Vorgesetzten, den sie fast wie einen Halb­gott sahen, der ohnehin immer schon alles besser weiß als alle anderen und der direkt von Gott, vom Heiligen Geist gelenkt wird, und den zu kritisieren ohnehin eine Maje­stätsbeleidigung, eine Gotteslästerung ist. Und die Päpste ihrerseits blickten hinwie­derum wie gebannt auf das Kardinals- und Bischofs-„Kollegium“, diese „ehrfurchtge­bietende Versammlung heiliger Väter“, und wenn sie Zweifel hatten, dann holten sie sich „Beruhigung“ bei ihrer Mehrheitsauf­fassung. Und so zogen sie sich wechsel­seitig in den Abgrund. Und das alles nur, weil man diese „devote“ Meinung vertritt, daß man alle Hierarchen, alle Prälaten, alle Priester, alle Vorsteher kritisieren und sogar verurteilen darf, nur nicht den Heiligen Va­ter.

Da bin ich nun nicht mehr gewillt mitzu­machen. Und wenn noch so viele „Begna­dete“ kommen und behaupten, der Heilige Vater sei ein von der Gottesmutter beson­ders Auserwählter, er sei, wenn er spricht, gar nicht mehr er selber, jedes Wort von ihm sei vom Heiligen Geist, und derlei Unsinn, ich bleibe dabei: (objektiv) schuld an unserer desolaten Situation sind in erster Linie die Päpste seit Johannes XXIII. Aber diese Päpste sind deswegen keine Teufel. Sie handel(te)n nie (wirklich) aus Bosheit. Sie mein(t)en es gut. Sie woll(t)en (prinzi­piell) das Gute und Heilige. Aber sie wa­ren/sind wie mit Blindheit geschlagen. Sie sind durch göttliches Dekret zu blinden Führern von Blinden geworden, zur Be­strafung und Heimsuchung der gottlosen, gottfeindlichen, gottlästernden Welt.

Altötting, 3.10.1988

Herr Schenker!

In Ihrem Spaltenblättle mit dem anma­ßenden Namen: DAS ZEICHEN M….“, schlechter Druck!!! schlechtes Papier!!!) haben Sie dem Papst einen anmaßenden Brief geschrieben. Wer sind Sie? Ein gro­ßer Gelehrter, ein großer HEILIGER? Der Trotzbischof — sein Leben lang hat er ge­trotzt!!! — Lefebvre hat sich die EXKOMMU­NIKATION!!! selbst zugezogen!!! Er hat Priester und Bischöfe geweiht ohne päpst­liche Erlaubnis!!! Schisma ist die größte Sünde, die’s gibt. Eine „Sünde wider den Heiligen Geist“, die weder in diesem noch in jenem Leben vergeben wird!!! Bald steht er vor dem Ewigen Richter. Sie können ihm nicht helfen. Er konnte auch nicht mehr anders. Seine „Freunde“! haben ihn ge­zwungen. Wir halten zum Papst, Johannes-Paul II.: „DU BIST PETRUS, DER FELS“! Was Du auf Erden BINDEN wirst, ist auch im HIMMEL gebunden!!!!

Ob es nun die Schenkerbande oder die Lef.bande ist. Heiliger Vater, wir mariani­schen Priester sind Dir treu…

Wer bezahlt so ein freches Blättle? die Papstfreunde??? HEILIGER VATER, die­se Anmaßung, GRAUSAM!!!

C. Rapsary, Pfr.

Hochwürdiger Herr Pfarrer,

Sie urteilen nicht sachlich, sondern emotional. Sie beherrschen Ihre Gefühle nicht. Die vielen Ausrufzeichen stehen ja auch für etwas. Und Sie urteilen kurzschlußartig. Für Sie ist Erzbischof Lefebvre „der Trotzbischof“. Und sein Leben hat darin bestanden, zu trotzen. Nun, lieber Herr Pfarrer, diese Ihre Aussagen sind nicht einmal so falsch. Auch ich halte den Erzbischof für einen „Trotzbischof“, und auch ich pflichte dem bei, nachdem ich seine Bio­graphie „Meine vierzig Bischofsjahre“ ge­lesen habe, daß er „sein Leben lang ge­trotzt hat“. Aber was, wem hat er getrotzt? Dem Antichristlichen, Widergöttlichen, dem Widersacher, dem Durcheinanderwerfer, dem Satan, und allen seinen Helfern, sei­nen Dienern, deren es massenweise auch in der Kirche gibt, bis in die Spitze hinauf! Und damit hat er nur das getan, was der Heilige Geist will. Der Heilige Geist ist nämlich der Geist des Trotzes, der Aufleh­nung gegen das Böse, das Widergöttliche. Der Heilige Geist „zwingt“ Erzbischof Le­febvre, so zu handeln, wie er handelt, nicht seine Freunde. Und Schisma ist nur dann die größte Sünde, eine Sünde wider den Heiligen Geist, die weder in diesem Leben, noch im andern vergeben werden kann, wenn es sich um ein Schisma, eine Tren­nung, Abspaltung vom Heiligen Geist handelt. Wer aber trennt sich vom Heiligen Geist? Jeder, der (schwer) sündigt und sich in der Sünde (Trennung) verhärtet. Hat sich Erzbischof Lefebvre durch seine Bischofskonsekration vom Heiligen Geist abgespaltet? Kann denn irgendein Mensch, der, nach Maßgabe seiner Erkenntnisse, nach bestem Wissen und Gewissen, das Gute, das Heilige will, von Gott verlassen werden? Welch eigenartigen, unerleuchteten Glauben haben Sie denn da, Herr Pfarrer? Wollen Sie denn behaupten, Erz­bischof Lefebvre habe kein gutes Gewis­sen und auch noch ein schlechtes Wissen? Haben Sie sich einmal aufgerafft, seine Bücher zu lesen? Seinen Lebenslauf? Wenn Sie die Kosten reuen, dann lassen Sie sich zwei, drei solche Bücher schenken zu Weihnachten!

Sie zählen sich zu den „marianischen Priestern“. Vergessen Sie nicht, daß auch Maria ein „Trotzkind“ war. Sie hat ein Le­ben lang dem Gottfeindlichen getrotzt, bis in die kleinste Einzelheit. Und sie war eine starke Frau, sie war furchtlos! Sie kannte keine Menschenfurcht, umsomehr aber die Gottesfurcht.

Stolberg-Venwegen, den 8. Sept. 1988

Sende Ihnen hiermit die letzte Nummer des „Zeichen Mariens“ zurück und bitte Sie, mir die Zeitschrift weiterhin nicht mehr zu schicken. Sie werden fragen: warum das?

Meine Antwort: Manches im Laufe der Zeit sagte mir nicht zu, aber die letzte Entscheidung hat mir der Brief des Herrn Paul O. Schenker an den Hl. Vater ge­bracht. Zunächst schon einmal die anma­ßende Art, wie er sich mit dem Papst auf Du und Du stellt. So kann man nicht mit dem Oberhaupt der Kirche umgehen: Man kann ihm nicht kameradschaftlich auf die Schul­tern klopfen: „Hör einmal, lieber Kumpel, mach es doch bitte etwas anders, so wie es mir gefällt!“

Dann das Thema dieses Briefes. Es ist unbezweifelbar: Erzbischof Lefebvre hat ein schweres Schisma verschuldet! Er hat der Kirche den schlechtesten Dienst erwie­sen, den er ihr erweisen konnte. Und zwar nur aus Geltungsdrang! Je eher sein Unternehmen verschwindet, desto besser ist es für die Kirche, denn nur dann kann wirklich das ganze Unwesen der nachkonziliaren Entwicklung gestoppt werden!!! Daß nach dem Konzil manches in Unordnung geraten ist, ist nicht zu bezweifeln. Daß vieles unter Berufung auf den „Geist des Konzils“ verdorben wurde, bezweifelt kein ehrlich denkender Mensch. Aber mußte da nicht das Bemühen aller Gutgesinnten sein, dem Papst den Rücken zu stärken, statt ihm in den Rücken zu fallen und das Durch­einander zu vergrößern? Nicht der Papst, sondern — neben den Revolutionären ­Erzbischof Lefebvre tragen Schuld an die­sem Chaos! Herr Schenker beruft sich auf ein Werk von Prof. Dr. Waldstein: Hirten­sorge und Liturgiereform. Ich habe dieses Büchlein durchgearbeitet: Es ist ein wildes Durcheinander, das nur ein Ziel hat: den Wirrwarr nach dem Konzil noch zu vergrö­ßern. So geht es nicht!!

Und wenn Ihre Zeitschrift sich auf diese Bahn endgültig begibt, dann kann und will ich sie nicht unterstützen!!

Also bitte: Senden Sie mir sie nicht mehr zu. Ich werde auf jeden Fall die Annahme verweigern!

Hochachtungsvoll — Pfr. B.

Hochwürdiger Herr Pfarrer,

Nocheinmal zum „Du“: Wenn das anma­ßend oder despektierlich ist, dann sind alle, die in ihren Gebeten GOTT, der höch­sten Majestät und den Engeln und Heiligen und insbesondere auch der „Königin-Mut­ter“, „Du“ sagen, ehrfurchtslos. Und daß das natürlich nicht zutrifft, sehen Sie auch ein. Hingegen stimmt es, daß man jeman­dem liebevoll „Du“ sagen kann, oder aber auch „kumpelhaft“. Ich verstehe mein „Du“ gegenüber dem Papst nicht im letzteren Sinne, aber auch nicht im ersteren. Es gibt noch etwas zwischendrin. Mein „Du“ will bedeuten, daß der Papst keine ferne, ent­rückte Person und Majestät sein soll für uns Christen, die wir alle wirklich Brüder sind vor Gott, daß der Papst als unser höchster Seelenhirte  nahbar sein muß, was sich auch in der Anrede ausdrücken soll. Ich finde es deplaziert, den Papst mit „Eure Heiligkeit“ anzureden, nachdem Papst Johannes-Paul II. selber ebendiese Anre­de gebraucht gegenüber andern Kirchen­führern außerhalb der katholischen Kirche. Und ich halte sie für fehl am Platz in der heutigen Zeit, nachdem man alle Monar­chien (von Gottes Gnaden) abgeschafft hat. Sie führt heute dazu, daß man „ihre Heiligkeiten“ fast schon mit Gott, mit dem Heiligen Geist identifiziert. Man fördert so ­völlig gegen Christi Gebot und zum Ärger­nis Andersgläubiger (und potentieller Kon­vertiten) — den Personenkult, die Papola­trie. Natürlich unterstelle ich unseren (auch den letzten) Päpsten nicht, daß sie diesen Personenkult wollen. Aber sie tun nichts oder nur sehr wenig dagegen. Durch die vielen Reisen und Massenveranstaltungen fördern sie jedenfalls (wenn auch unbeabsichtigt) dieses der Botschaft Christi ab­trägliche „Im-Zentrum-Stehen“. Es hat aber Päpste gegeben, die möglichst alles ver­mieden, was ihre Person in den Vorder­grund gerückt hätte.

Und bei meinen Briefen geht es nicht darum, dem Papst zu bedeuten: „mach‘ es so, wie es mir gefällt.“ Vielmehr geht es Erzbischof Lefebvre, geht es allen recht­gläubigen, wohlmeinenden „Papst- und Konzils-, Kirchen-Kritikern“darum, daß die Kirche wieder so wird, wie sie immer war und wie sie nach dem Willen Gottes, nach seinem Wohlgefallen sein soll.

Und da kommen nun auch Sie mit der bösen Anschuldigung, Erzbischof Lefebv­re habe „nur aus Geltungsdrang“ gehan­delt, und Sie versteigen sich zu der schreck­lichen Aussage: „Je eher sein Unterneh­men verschwindet, desto besser ist es für die Kirche“! Ein starkes Stück, fürwahr, Herr Pfarrer! Solches haben auch die jüdi­schen Hohenpriester und Gesetzeslehrer in Bezug auf Jesus Christus und die ersten Christen „im Namen Gottes“ gewünscht. Gott hat aber ihre „Gebete“ ganz und gar nicht erhört. Und die Christen sind nicht „verschwunden“. Und so wird auch das „Unternehmen Lefebvre“ nicht verschwinden; denn „das ganze Unwesen der nach­konziliaren Entwicklung“kann nur gestoppt werden anhand, vermittelst solcher Werke, wie demjenigen der Priesterbruderschaft St. Pius X.! Dieses „fällt dem Papst in den Rücken“ nur insofern, als er „verkehrt dasteht“. Sobald er sich umdreht und seine Richtung ändert, wird er gewahr werden, daß diese Priesterbruderschaft ihm wie keine andere Vereinigung, wie kein ande­res „Unternehmen“ „den Rücken stärkt“.

Und das Buch von Prof. Dr. Waldstein haben Sie offensichtlich nicht gerade sorg­fältig „durchgearbeitet“, sonst kämen Sie nicht zu einem so völlig unzutreffenden Urteil, es sei „ein wildes Durcheinander, das nur ein Ziel habe, den Wirrwarr nach dem Konzil noch zu vergrößern“. Diese Ihre „Rezension“ deklassiert nicht das Buch von Prof. Waldstein, sondern Ihr Urteils­vermögen, in dem offenbar ein wildes Durcheinander herrscht. Und wie eigenar­tig: Sie scheuen sich nicht, solche Urteile über solche Persönlichkeiten und ihre Werke zu fällen, aber Sie schreiben gleich­zeitig: „so kann man mit dem Papst nicht umgehen“! Ja, wenn man mit dem Papst, der doch auch nur ein Mensch ist, nicht so umgehen kann, dann kann man, dann darf man es auch nicht mit Kardinälen, Erzbi­schöfen, Bischöfen, Priestern, Professo­ren, usw. Aber es läuft immer wieder auf dasselbe hinaus: alle sind schuld, nur nicht der Papst, alle dürfen getadelt, beschimpft werden, nur nicht der eine Höchste, der heilige Heilige Vater, aus dem ununterbro­chen der Heilige Geist redet, der ununter­brochen genau das tut, was der Heilige Geist, was Gott will.

Ach Gott, wie weit haben wir es doch gebracht in unserer Kirche mit der Papola­trie! Da muß doch nun endlich Remedur geschaffen werden — im Sinne des heiligen Franz von Assisi!

Auch die Anrede „Heiliger Vater“ ist  streng genommen unchristlich. Im Evangelium des hl. Apostels Matthäus, 23 . Kapitel, heißt es doch, und es handelt sich hier um Worte unseres Herrn und  Gottes, Jesus Christus: „Ihr aber sollt euch nicht Meister nennen lassen, denn einer ist euer Meister, und ihr seid alle Brüder. Auch  Vater nennt keinen von euch auf Erden, denn einer ist euer Vater, der himmlische.“ Wenn also Petrus von seinen Mitaposteln und von den Jün­gern und von den Gläubigen — in Befolgung dieser Heilandslehre — nicht „Vater“ ge­nannt wurde, geschweige denn „Heiliger Vater“, dann wäre es doch nicht abwegig, diese „kultische Wucherung“ in unserer reformatorischen Zeit auch wieder „zurück­zustutzen“. „Ehrwürdigster Bruder“ wäre so ein akzeptabler Titel, meine ich. Im Unterschied dazu könnte man dann die Bischöfe und Priester „ehrwürdiger Bru­der“ heißen. Aber auf alle Fälle nicht Herr Papst, Herr Bischof, Herr Priester und dergleichen. Und auf alle Fälle müßte man endlich aufhören, diese Personen zu „sie­zen“. Und zuallererst müßte man diese dem modernen Menschen so Falsches suggerierenden Feudaltitel wie „Eure Hei­ligkeit“, „Eure Seligkeit“ „fahren lassen“. Denn Jesus sagt: „Ihr seid alle Brüder!“ Die ersten Christen jedenfalls haben sich auch alle „Du“ gesagt, und so kam auch ihr Taufnahme zur Geltung. Unsere Hierar­chen aber sind so heuchlerisch. Sie refor­mieren alles, auch das Heiligste, die Litur­gie, und noch dazu mit Berufung auf das Urchristentum. Aber wenn es um ihre Titel und um die Anredeformen geht, dann las­sen sie diese gerne unangetastet. Oder sie fallen gleich ins andere Extrem, daß sie sich „kumpelhaft“ Du sagen lassen, sogar von Kindern, womit sie dann meinen, be­scheiden und demütig zu sein.

Ich war an sich nie gegen die Anrede „Heiliger Vater“, oder „Eminenz“, „Exzel­lenz“ usw. Aber jetzt, da wir eine völlig andere Situation haben, da diese heiligen Ämter mehrheitlich besetzt sind von Perso­nen, die statt Christus zu dienen in vielem dem Antichristen in die Hände arbeiten, da diese Hirten und Oberhirten mehr verfüh­ren als führen, ist es doppelt gefährlich und schädlich, ihnen solche „überspitzten“ Ehrentitel zu geben. „Bruder“ ist da schon bedeutend nüchterner. Und die Personen werden nahbarer. Und man fühlt sich dann auch nicht so gehemmt, ihnen ab und zu mal die „Leviten zu verlesen“, so es nötig ist.“ Auch Lehrer laßt euch nicht nennen, denn einer ist euer Lehrer, der Messias. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Wer sich selbst erhöht, wird ernie­drigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Matth. 23, 10-12)

Koblenz, 7.9.1988

Sehr geehrter Herr Schenker!

So geht es nicht!

Wer auf diese Weise ehrfurchtslos mit dem Stellvertreter Christi spricht, ist nicht wert, Sohn der Kirche zu heißen.

Wir erübrigen uns, eine nähere Stellung­nahme zu Ihrem Brief. Dafür ist die Zeit viel zu kostbar.

Ab sofort verbitten wir uns die weitere Zusendung „Das Zeichen Mariens“. Die Klarissen Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung

Sr. M. Petra, Äbtissin

Bad Kissingen, 6.9.1988 Telebrief:

Sehr geehrter Herr Schenker! Wegen schwersten Verstoßes gegen das vierte Gebot, das auch Sie zur Ehrfurcht ver­pflichtet, verlange ich den sofortigen Stop der Septembernummer „Das Zeichen Mariens“. Im Namen der 100 Abonnenten im In- und Ausland, die ich geworben für Sie, mache ich sie aufmerksam auf Fehlinterpretationen, die uns schmerzlichst ge­troffen haben. Wir empfinden tiefstes Bedauern über die Diffamierungen unse­res Heiligen Vaters, Papst Paul II. in großer Öffentlichkeit.

Wir erwägen Abbestellung, falls Sie — Sie kündigen es an! — uns weiterhin „orien­tieren“ möchten. (Sehen Sie doch endlich klar und überlegen Sie, wie soll das Eins­werden unter einem Hirten vor sich gehen, wenn dies nicht durch Weltreisen des Papstes diese vorbereitet würde? Assisi bleibt eine Glanzleistung dieses Papstes, dem allein es gelang, die unter sich so zerstrittenen Weltreligionen zum Gebet unter Fasten zu vereinen!!! GOTT nimmt das Gebet derer, die IHN nicht kennen, als an IHN gerichtet an! Oder konnten wir uns wünschen, wo wir geboren werden wollten! Jene leben mutiger ihren Glauben beken­nend, wie die meisten Menschen in unse­rem „christlichen Abendland“ oder nicht? Und werfen Sie in Ihrer zynischen Weise auf diesen hl. Vater keine Steine. GOTT könnte Ihr Tun zum Bumerang werden lassen. Es grüßt Sie wohlwollend Ihre Caritas-Schwester — Gemma Sch.

Liebe Schwester Gemma,

das war Ihre Reaktion auf meinen 1. Papstbrief. Inzwischen sind es ja schon deren 4. Sie werden, nachdem Sie Num­mer 2 und 3 auch noch zur Kenntnis ge­nommen haben, wohl kaum Ihre Meinung über den Papst geändert haben, schon weil Sie „Assisi“ für eine „Glanzleistung“ von ihm halten.

„Die Diffamierungen in großer Öffent­lichkeit“. Regen Sie sich ab, Sr. Gemma, die Öffentlichkeit, die ich mit meinem DZM erreiche, ist nicht so groß. Gut 3000 Abon­nenten, vielleicht etwa 20000 Leser. Ein­mal monatlich. Nur deutsch. Der Einfluß auf die Milliarden-Menschheit ist da nicht so „verheerend“. Umgekehrt beim Papst. Für ihn publizieren tausende von Zeitschrif­ten in allen Sprachen mit Millionen von Lesern insgesamt. Radiosender, Fernseh­studios, und die Kirche selbst mit ihrer Organisation, den Bischöfen, den Priestern, bis in alle Kirchen und Kapellen hinein, die Verlage, die Bücher, alles dies wird zum Träger und Weiterträger der Äußerungen, der Taten, der Werke des Heiligen Vaters. Assisi! Nehmen Sie dieses Ereignis. Wie wurde das, was da vorgefallen ist, weltweit propagiert. Und welches waren, sind die Auswirkungen davon? Wir können den Schaden, den diese Vorgänge bewirkten, gar nicht ermessen. Wir können ihn nur nach und nach erkennen. Da hat einer „mit dem Feuer gespielt“. Und daraus ist ein Brand entstanden, ein Steppenbrand, ein Brand, dem niemand mehr Herr werden kann. Aber materielles Feuer sieht man, und physisches Feuer spürt man unange­nehm, wenn es brennt, wo es nicht bren­nen sollte, und einen Brand empfindet man als eine Katastrophe, wenn man sieht, wie er alles vernichtet. Diesen verheerenden Geistesbrand aber sieht man nicht, spürt man nicht, und man erkennt seine destruk­tive Wirkung nicht, wenn man nicht mit dem „inneren Auge“ sieht, spürt, empfindet.

Was meinen Sie, Sr. Gemma, was das für Jesus für eine Leichtigkeit gewesen wäre, eine solche „Einheit“ und „Brüder­lichkeit“ herzustellen unter den damaligen Menschen und Völkern, wenn er diese Art Einheit gemeint hätte, wie sie in Assisi und seinem Programm zum Ausdruck kam? Und die Apostel, wie hätten sie es leicht gehabt, sich mit den Juden, den Gegnern Christi, zu „versöhnen“, wenn sie zu ihnen gesprochen hätten: „Kommt, wir wollen nicht streiten, wir wollen vielmehr zusam­menkommen, und ihr sollt beten, wie ihr es gewohnt seid, und wir wollen beten, so wie uns Christus zu beten gelehrt hat! Wir haben ja alle den gleichen Vater im Him­mel, und er wird schon dafür sorgen, daß alles gut kommt. Vorerst wollen wir vor allem auf das Gemeinsame schauen und das uns Trennende nicht zum Anlaß von Fehde machen.“

Im übrigen wäre es zu schön gewesen, Sr. Gemma, wenn Sie uns tatsächlich 100 Abonnenten gebracht hätten. Sie über­schätzen sich aber tüchtig. Vielleicht ha­ben Sie dem DZM 100  Leser gebracht, was nicht dasselbe ist; solche bezahlen nämlich nichts, gehören also nicht zu denjeni­gen, die die Zeitschrift unterstützen! In Wirklichkeit werden es nicht einmal 10 zahlenden Abonnenten gewesen sein, die wir Ihrer Werbung verdanken, und so sind es dementsprechend wenige, die jetzt durch Ihre Antiwerbung dem DZM verlorenge­hen. Sie überschätzen sich aber auch noch in einem weiteren Sinne, sonst hätten Sie mir nicht einen „Telebrief“ solchen Inhalts geschickt in der naiven Erwartung, ich würde daraufhin den Versand der Septem­ber-Nummer „stoppen“, als ob ich mir das Ganze nicht  vorher gründlich überlegt hät­te! Und wenn mein Brief vom 15. August 1988 an den Heiligen Vater ein „zynisches Steinewerfen auf den Papst“ ist, was ist dann umgekehrt z.B. die ganze Liturgiere­form gegenüber den Gläubigen? Oder die Suspension und Exkommunikation von Erzbischof Lefebvre und damit die Mißach­tung, Verachtung und Verurteilung seiner Anliegen und seiner Anhänger?

Zürich, 21. Nov. 1988

In zwei Briefen an Sie versuchte ich, Sie auf die Versöhnung als das Wichtigste in der aktuellen Situation von Mgr. Lefebvre und der Priesterbruderschaft (PB) aufmerk­sam zu machen. Sie haben trotzdem in einem dritten Brief an den H. Vater die „Alarmglocke“ geläutet, das Vatik. Konzil attakiert und mir Bücher zum Studium empfohlen, unter andern „Sie haben Ihn entthront“ von M. Lefebvre. Die gleiche Empfehlung machten Sie auch dem Papst. Sie selber zollen diesen Büchern höchste Anerkennung: „Alle Bücher/Schriften von Mgr. Marcel Lefebvre sind Gold wert“. Die Leser erwarten da mit mir eine begründete Erklärung. Bitte geben Sie uns diese schon in der Dezember-Nummer des DZM. In der Januar-Nummer werde ich dann meine Meinung dazu vorlegen, die je nach Ihrer Antwort einige Seiten füllen wird.

Weil die PB in das Problem der Bücher von und über Mgr. Lefebvre hineinbezogen ist, — ich habe sie mehrmals brieflich infor­miert, aber keine sachliche Antwort erhal­ten — geht dieser Brief auch an mehrere Priorate. Das ohne die geringste Absicht, jemand zu kompromittieren. Ich möchte einfach die Versöhnung zwischen Rom und Ecône voranbringen, indem ich den Grad der Wahrheit beiderseits nachprüfe, so wie er sich aus den einschlägigen Bü­chern ergibt.

Noch ein Wort an die Leser(innen). Ihr habt ein Recht auf die Wahrheit. Mit gutem Willen und Eifer geschriebene Artikel aber genügen nicht, um sie zu finden, beson­ders wenn es sich um ein so verwickeltes Problem wie das unsere handelt. Drum erlaube ich mir, denen zu raten, die an der Zerrissenheit unserer Kirche leiden: Bildet Euch ein eigenes Urteil und kauft Euch wenigstens drei Bücher und studiert sie mit dem Bleistift in der Hand. Z.B. das Buch von Mgr. Lefebvre „Sie haben Ihn ent­thront“, Kardinal Ratzinger „Zur Lage des Glaubens“, Verlag Neue Stadt, und Rah­ner-Vorgrimler „Kleines Konzilskompen­dium“. In unsere Auseinandersetzungen kommen natürlich alle einschlägigen Bü­cher von und über Mgr. und seine PB. Wer Lust hat, kann mir jetzt schon schreiben. Dann trifft meine Antwort im Januar-Heft eher das Richtige.

Herr Schenker, empfangen Sie meinen Gruß im HERRN.

Don Vincenzo Kreienbühl Brauerstr. 99, CH-8004 Zürich

Hochwürdiger Don Vincenzo,

vielen Dank für Ihren Brief vom 21.11. Schön, daß Sie nicht den „Fehde-Hand­schuh“ werfen, sondern posititiv „dranbleiben“! Ich öffne Ihnen die Spalten des DZM gerne für Ihre Ausführungen, auch wenn sie „mehrere Seiten füllen“. Bitte aber nicht bereits Abgehandeltes außer Acht lassen!

Sehr gut ist, daß Sie sich für eine  Versöh­nung einsetzen wollen. Berücksichtigen Sie aber, daß eine solche nur möglich ist, wenn der Papst auf die berechtigten Forderun­gen des Erzbischofs wirklich eingeht. Völ­lig ausgeschlossen ist aber eine Versöh­nung, wenn der Papst meint, er könne den Anführer der Fordernden verurteilen und gleichzeitig die Forderungen gegenüber der Gefolgschaft des Anführers „erfüllen“. Das wäre etwa so, wie wenn die polnische Regierung Lech Walesa ins Gefängnis werfen würde (weil er sich gegenüber der Regierung formal falsch verhalten habe), die „Solidarität“ aber (gemäß seiner Forde­rung) anerkennen, zulassen würde.

Es wird mich auch sehr freuen, wenn Sie nicht so vorgehen werden in unserer Aus­einandersetzung wie die amtlichen Stellen im Vatikan inkl. Papst mit dem Erzbischof. Gehen Sie anders als diese jeweils ganz auf die Sache ein, auf die Inhalte. Bleiben Sie nicht beim Formalen stehen. Konkret, welches sind die substantiellen Fehler des Erzbischofs, welches jene des Konzils, der Päpste? Und veranschlagen sie dabei die jeweilige Stellung, die Verantwortung, den Einfluß!  — P.O.S.

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Quelle: DAS ZEICHEN MARIENS – November 1988 und Dezember 1988

Bischof Antonio de Castro Mayer, Campos, Brasilien: Hirtenbrief 1953

Unsere Leser kennen den brasilianischen Bekenner-Bischof Antonio de Castro Mayer bereits bestens durch die Tatsache, daß er sich in heldenmütiger Weise als Mitkonsekrator der 4 Weihbischöfe zum 30. Juni 1988 in Ecône eingefunden und sich durch diesen Akt bewußt der „Exkommunikation“ durch Johannes-Paul II. und dem ganzen daraus folgenden Verruf (vor der falsch und oberflächlich informierten Welt) ausgesetzt hat. Höchste Ehre und Auszeichnung gebührt diesem wahren Glaubenshelden und Seelenhirten!

Ich erachte es als einen außerordentlichen Fingerzeig Gottes, daß ich — ohne irgendein Zutun meinerseits — kürzlich plötzlich eine Broschüre in Händen hielt (ich war gerade daran, Schachteln mit alten Büchern zu durchstöbern), die diesen für mich wirklich erlauchten Namen auf der Titelseite trug: „S. Exc. Don A. de CASTRO MAYER, Evêque de CAMPOS (Brésil)“. Und als ich weiterlas: „Lettre pastorale sur les problèmes de l‘ Apostolat moderne – Catéchisme de vérités opportunes qui s’opposent aux erreurs contemporains“, stieß ich innerlichen einen Jauchzer aus: Welch eine Fügung Gottes!  Natürlich entschloß ich mich sofort, diesen Hirtenbrief aus dem Französischen (die Broschüre stammt von Québec, Kanada!) ins Deutsche zu übersetzen, um den Lesern des „Zeichen Mariens“ im Jahre 1989, also 36 Jahre darnach, zu beweisen, welcher Geist diesen Prälaten schon weit vor dem Konzil beseelte und damit offensichtlich prädestinierte, (nebst Mgr. Marcel Lefebvre) zu einem wenn auch (ebenso) einsamen, so doch unerschrockenen Zeugen gegen  den neuen Geist, der sich dann als „Konzilsgeist“ etablierte, zu werden.

Schon 1971 hatte ich das Privileg, einen seiner Hirtenbriefe aus dem Portugiesischen ins Deutsche zu übersetzen und in der Schriftenreihe „Salz der Erde“ unter dem Titel „Aggiornamento und Tradition“ als Broschüre zu veröffentlichen. (Die Broschüre kann bei uns immer noch bezogen werden!*)

Wenn man nun den nachstehenden Hirtenbrief „über die Probleme des modernen Apostolats“ liest, fällt einem gleich auf, wie hellsichtig die darin enthaltenen Ermahnungen waren und wie gerade die das II. Vatikanum manipulierenden Kräfte inklusive Päpste sich absolut nicht mehr an diese Weisungen des heiligmäßigen Papstes Pius XII. hielten, ja wie sie genau das taten, wovor hier eindringlichst gewarnt wird. Bischof Antonio de Castro Mayer war damals schon der wachsame und GUTE Hirte, völlig eins mit dem höchsten Hirten, dem Stellvertreter Christi, Pius XII. Und er ist es mit Erzbischof Marcel Lefebvre bis heute geblieben. Sie haben sich als die Treuen erwiesen. Sie haben nicht nur Pius XII. auf ihrer Seite, sondern die ganze lange Kette aller Päpste bis zurück zu Petrus. Seit Pius XII. aber sind die Päpste (in entscheidenden Belangen) untreu geworden, weil sie sich (vor allem in der Praxis) auf die Seite der Neuerer, der Modernisten schlugen, wenn sie das auch absolut nicht zugeben wollen. Und darum stehen heute diese beiden Bekennerbischöfe samt ihren Neugeweihten und Anhängern (wenn auch in verschwindender Minderheit) auf der rechten Seite und stehen die Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes-Paul I. und Jo­hannes-Paul II. samt allen ihnen uneingeschränkt Huldigenden und ihre Irrtümer Nachvollziehenden (wenn auch in erdrückender Mehrheit) auf der falschen, der antikatholischen und damit, streng genommen, antichristlichen Seite. (P.O.S.)

Hirtenbrief (1953)

S. Exz. Mgr. D. Antonio de CASTRO MAYER,

durch die Gnade Gottes und des Apostolischen Stuhles

Bischof von CAMPOS (Brasilien)

An den Hochwürdigsten Welt- und Regular-Klerus Gruß, Frieden und Segen in Unse­rem Herrn JESUS CHRISTUS.

Vielgeliebte Söhne und eifrige Mitarbeiter,

Von allen Pflichten, die dem Bischof oblie­gen, übersteigt keine an Wichtigkeit jene, den Schafen, die ihm durch den Heiligen Geist anvertraut wurden, das heilvolle Wei­den auf dem Nährboden der geoffenbarten Wahrheit sicherzustellen.

Diese Pflicht ist besonders dringlich in unseren Tagen. Denn die unermeßliche Krise, in der die Welt sich befindet, resultiert im letzten aus der Tatsache, daß das Denken und Handeln der Menschen losgelöst wurde von den Lehren und den Normen, die von der Kirche vorgezeichnet wurden. Und nur durch eine Rückkehr der Menschheit zum wahren Glauben kann diese Krise eine Lö­sung finden.

Es ist deshalb im höchsten Grade wichtig, alle katholischen Kräfte, die ganze friedvolle Armee Christi des Königs, zur Eroberung der Völker aufzurufen, vereint und diszipli­niert in Marsch zu setzen auf die Völker­scharen zu, die in Todesschatten stöhnen, getäuscht von der Häresie oder durch das Schisma, durch den Aberglauben des alten Heidentums oder durch die vielgestaltigen Idole des modernen Neuheidentums.

Damit diese allgemeine Offensive, die so herbeigewünscht wird von den Höchsten Pontifices, wirksam und siegreich sei, ist es angebracht, daß die eigenen katholischen Kräfte nicht angesteckt seien von den Irrtü­mern, die sie bekämpfen müssen. Die Be­wahrung des Glaubens unter den Sehnen der Kirche ist demnach eine notwendige Maßnahme und von höchster Wichtigkeit für die Errichtung des Reiches Christi auf der Erde.

Die Geschichte lehrt uns, daß die Versu­chung gegen den Glauben, die in ihren we­sentlichen Elementen immer die gleiche ist, sich in jeder Epoche unter einem neuen Aspekt zeigt. Der Arianismus, zum Beispiel, der eine so große Verführungsmacht ausüb­te im 4. Jahrhundert, hätte das frivole und voltairsche Europa des 18. Jahrhunderts we­nig interessiert. Und der erklärte und radi­kale Atheismus des 19. Jahrhunderts hätte schwache Möglichkeiten des Erfolges ge­habt zu Zeiten Wyklifs und Johann Hus. Überdies hat die Versuchung gegen den Glauben in jeder Generation die Gewohn­heit, mit einer unterschiedlichen Intensität zu agieren.

Es gelingt ihr, die einen gänzlich zur Häresie fortzureißen. Andern, ohne sie in formeller und erklärter Weise dem lieben­den Schoß der Kirche zu entreißen, haucht sie ihren Geist ein, in der Weise, daß jene Katholiken zahlreich sind, die zwar die Glau­bensformeln korrekt rezitieren und die, manchmal aufrichtig, meinen, daß sie den Dokumenten des kirchlichen Lehramtes eine vollständige Zustimmung geben, indes ihr Herz unter dem Einfluß von Lehren schlägt, die von der Kirche verurteilt wurden.

Dies ist eine Tatsache laufender Erfah­rung. Wieviele Male beobachten wir um uns herum Katholiken, die eifersüchtig sind auf ihren Status als Söhne der Kirche, die keine Gelegenheit verpassen, ihren Glauben zu proklamieren und die dennoch durch ihre Art, über die Ideen, die Gebräuche, die Er­eignisse zu urteilen, alles schließlich, was die Presse, das Kino, das Radio oder das Fernse­hen jeden Tag verbreiten, sich in nichts von den Skeptikern, den Agnostikern, den Indif­ferenten unterscheiden! Sie sagen das Credo korrekt auf, und im Moment des Gebets erweisen sie sich als untadelige Katholiken; aber der Geist, der sie, bewußt oder unbe­wußt, beseelt in allen Lebensumständen, ist agnostisch, naturalistisch, liberal.

Wie man sieht, handelt es sich hier um Seelen, die durch gegenteilige Tendenzen ge­spalten sind. Einesteils spüren sie in sich die Verführung der weltlichen Einflüsse. An­dernteils bewahren sie vielleicht durch fami­liäres Erbe noch etwas von dem reinen, un­veränderlichen und unauslöschlichen Glanz der katholischen Lehre. Und da jeder Zu­stand der Geteiltheit unnatürlich ist für den Menschen, versuchen diese Seelen, die Ein­heit und den Frieden in sich wiederherzu­stellen durch das Amalgam (die Verbindung, Verschmelzung) in einen einzigen Lehrkör­per von Irrtümern, die sie bewundern, und Wahrheiten, mit welchen sie nicht brechen wollen.

Diese Tendenz, die unversöhnlichen Ex­treme zu versöhnen, die Mittellinie zwischen der Wahrheit und dem Irrtum zu finden, hat sich seit den Ursprüngen der Kirche gezeigt. Schon der Göttliche Erlöser hatte die Apo­stel davor gewarnt: „Ihr könnt nicht zwei Herren dienen“. Nachdem der Arianismus verurteilt war, brachte diese Tendenz den Semi-Arianismus hervor. Als der Pelagia­nismus verurteilt war, zeugte er den Semi­-Pelagianismus. Nachdem der Protestantis­mus beim Konzil von Trient vom Blitz er­schlagen war, erweckte er den Jansenismus. Aus ihm wurde ebenfalls der vom seligen (mittlerweile heiligen) Pius X. als monströ­ser Zusammenfluß (Sammelbecken) des Atheismus, des Rationalismus, des Evolutio­nismus, des Pantheismus hervorgegangene Modernismus verurteilt als eine Schule, die entschlossen war, die Kirche verräterisch mit Fäusten zu schlagen. Die Modernisten-Sekte hatte zum Ziel, bei gleichzeitigem Verbleiben in ihrem Schoße, durch Spitzfindigkeiten, Hintergedanken und Vorbehalte die wahre Lehre zu verfälschen, die sie äußerlich anzuerkennen vortäuschte.

Diese Tendenz ist noch nicht verschwun­den; man kann sogar sagen, daß sie einen Teil bildet der Kirchengeschichte. Das muß man den Worten des glorreich regierenden Höchsten Pontifex entnehmen in einer Rede, die er, im Jahre 1944, an die römischen Fa­stenprediger richtete: „Eine Tatsache, die sich immer wiederholt in der Geschichte der Kirche ist die, daß wenn der christliche Glaube und die christliche Moral gegen star­ke gegensätzliche Strömungen der Irrtümer oder lasterhafter Forderungen stoßen, An­strengungen gemacht werden, um die Schwierigkeiten zu überwinden mittels ir­gendwelcher bequemer Kompromisse oder um ihnen auszuweichen oder um die Augen zu verschließen vor ihnen“ (A.A.S. 36, p. 73).

Wenn ihr euere Pfarrangehörigen gegen den Spiritismus, den Protestantismus oder Atheismus alarmiert, liebe Söhne und ge­liebte Mitarbeiter, wird darüber niemand erstaunt sein. Aber in diesem Hirtenbrief fordern wir Euch auf, jene Meinungen zu verurteilen, die bei den Katholiken selbst oft die Integrität des Glaubens. verderben. Werdet ihr in diesem Punkte ebenfalls recht verstanden werden?

Es könnte vielen scheinen, selbst unter den Frömmsten, daß ihr euere Zeit verliert; denn es wird ihnen schwerfallen zu verstehen, warum ihr euch damit abmüht, den Glauben zu vervollkommnen, den einige bereits mehr oder weniger besitzen, wäh­rend es besser wäre, jene zu bekehren, die sich außerhalb der Kirche befinden, in Erwartung eures Apostolates. Es wird ihnen scheinen, daß ihr jenen mit überflüssigen Schätzen überhäuft, der bereits reich ist, während ihr jenen ohne Brot laßt, der vor Hunger stirbt.

Andere werden sich sagen, daß ihr unvor­sichtig seid; denn da das katholische Be­kenntnis an sich schon so verdienstvoll sei in einer so feindlichen Welt, würdet ihr Gefahr laufen, sogar die Besten zu verlieren, wenn ihr euch nicht mit irgendwelcher Zustim­mung zu den allgemeinen Richtlinien des Glaubens zufriedengäbet, ohne die Gläubi­gen mit verwirrenden Kleinlichkeiten zu überladen.

Es ist von entscheidender Wichtigkeit, viel­geliebte Söhne und liebe Mitarbeiter, daß ihr vorgängig euere Pfarreiangehörigen über diese Einwände aufklärt. Denn sonst wird euere Aktion wenig Wirkung zeitigen, und wegen der Bosheit der Zeiten, in welchen wir leben, wird euer Eifer nicht richtig verstan­den werden. Es wird nicht an Leuten fehlen, die darin nicht eine natürliche Bewegung der Kirche erblicken werden, die durch ihre besten Arbeiter und Vorbilder als lebendi­ger Organismus irgendeinen Fremdkörper ausstößt, sondern, im Gegenteil, die unintel­ligente und sture Aktion von exaltierten Gefolgsmännern.

So zeigt denn vor allem, daß der Glaube sich durch seine eigene Natur nicht zufrie­dengibt mit dem, was einige seine Generalli­nien nennen, sondern von sich die Integrität und die Fülle fordert.

Um euch verständlich zu machen, gebt als Beispiel die Tugend der Keuschheit. In ihrer Hinsicht nimmt jede Konzession den Cha­rakter eines dunkeln Fleckens an und jede Unvorsichtigkeit setzt sie als Ganzes in Ge­fahr. Man hat die reine Seele mit einer auf einer Kugel stehenden Person verglichen; solange sie ihren Stand des Gleichgewichts beibehält, hat sie nichts zu fürchten, aber die geringste Unvorsichtigkeit ihrerseits kann sie in den Abgrund stürzen. Und darum haben die Moralisten (die Gelehrten in Sit­tenfragen) und die geistlichen Schriftsteller einhellig bestätigt, daß die wesentliche Be­dingung zur Bewahrung einer engelgleichen Tugend eine wachsame und unnachgiebige Vorsicht ist.

Genau dasselbe kann man vom Glauben sagen. Solange der Katholik sich in vollkom­mener Gleichgewichtsposition hält, wird seine Ausdauer sicher und leicht sein. Nun aber besteht diese Gleichgewichtisposition nicht in der Annahme einiger Generallinien des Glaubens, sondern im Bekenntnis der ganzen Lehre der Kirche; einem Bekennt­nis, nicht mit den bloßen Lippen, sondern mit der ganzen Seele, das die loyale und zu­sammenhängende Annahme beinhaltet nicht nur dessen, was das Lehramt ihn lehrt, son­dern auch aller logischen Konsequenzen dieser Lehre. Um dies zu tun, ist es nötig, daß der Gläubige diesen lebendigen Glauben besitze, für den er fähig ist, seine persönliche Vernunft zu verdemütigen vor dem unfehl­baren Lehramt, und mit Durchdringung alles auszumachen, was sich direkt oder indirekt der Lehre der Kirche entgegenstellt. Aber wenn er auch nur um weniges diese Stellung des vollkommenen Gleichgewichts aufgibt, beginnt er, die Anziehung des Abgrundes zu spüren. Und darum richten Wir, gedrängt durch die Vorsicht und das Interesse der Uns anvertrauten Herde, an euch, geliebte­ste Söhne, diesen Hirtenbrief über die Inte­grität (die Vollständigkeit und Unverletzt­heit) des Glaubens.

In dieser Hinsicht gebührt es, noch auf einen Punkt der Lehre der Kirche besonde­res Gewicht zu legen, der oft vergessen wird. Man denke nicht, daß ein so erleuchteter und robuster Glaube das Privileg der Wei­sen sei, derart, daß man nur diesen die oben beschriebene ideale Gleichgewichtsposition empfehlen könnte. Der Glaube ist eine Tugend, und in der Heiligen Kirche sind die Tugenden allen Gläubigen zugänglich, Unwissenden und Weisen, Reichen und Armen, Lehrern und Schülern. Die christli­che Hagiographie ist ein Beweis dafür. Die hl. Johanna von Arc, die unwissende kleine Hirtin von Domrémy, (z.B.) verwirrte ihre Richter durch die Weisheit, mit der sie auf die theologischen Spitzfindigkeiten antwor­tete, deren sie sich bedienten, um sie in irrige Meinungen zu drängen und so ihre Verur­teilung zum Tode zu rechtfertigen. (Oder) der hl. Klemens Maria Hofbauer, der demü­tige Handarbeiter, der im 19. Jahrhundert, aus purer Freude an der Sache, dem Theologie-Kurs der berühmten Universität von Wien beiwohnte, der in einem seiner Lehrer das verfluchte Ferment des Jansenismus entdeckte, das der Unterscheidungsgabe all seiner Schüler und anderer Professoren entging. „Ich danke Dir, o Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du diese Dinge vor den Weisen und Vorsichtigen (Klugen) verborgen und sie den Kleinen geoffenbart hast.“ (Luk 10,21). Damit wir ein Volk ha­ben, das fest und logisch sei in seinem Glau­ben, ist es nicht nötig, daß wir aus ihm ein Volk von Theologen machen. Es genügt, daß derjenige, der die Kirche wirklich liebt, sich die geoffenbarten Wahrheiten aneigne gemäß dem Niveau der allgemeinen Kultur und (die) Tugenden der Reinheit und der Demut besitze, die nötig sind, um wirklich zu glauben, zu verstehen und die Dinge Gottes zu kosten. Ebenso, damit wir ein wahrhaft reines Volk haben, ist es nicht nötig, aus jedem Gläubigen einen Moralisten (einen Gebildeten in der Sittenlehre) zu machen. Die fundamentalen Prinzipien und die we­sentlichen Kenntnisse, eingegeben, vorgege­ben in großem Teil durch das gut gebildete christliche Gewissen, genügen für das ge­wöhnliche Leben. So sehen wir oft unwissen­de Personen, die über eine Urteilsfähigkeit, eine Umsicht und eine Erhebung der Seele verfügen, die über jener ist von vielen Mora­listen vollendeter Wissenschaft.

Was wir soeben gesagt haben von der Standfestigkeit einer Person, findet auch An­wendung auf die Beharrlichkeit der Völker. Wenn die Bevölkerung einer Diözese die Integrität des katholischen Glaubens besitzt, ist sie fähig, mit der Hilfe der Gnade Gottes, den (anrollenden) Wellen der Gottlosigkeit zu widerstehen. Aber wenn sie niemand besitzt, wenn selbst die für gewöhnlich für fromm gehaltenen Personen diese Integrität nicht lieben und sie nicht suchen, was muß man dann von einer solchen Bevölkerung denken?

Wenn man die Geschichte liest, begreift man nicht, wie gewisse Völker, ausgerüstet mit einer zahlreichen und erleuchteten Hier­archie, mit einem gebildeten und einflußrei­chen Klerus, mit Institutionen der Ausbil­dung und der Caritas berühmt und reich, wie Schweden, Norwegen und Dänemark im 16. Jahrhundert, von einem Augenblick zum anderen von dem vollständigen und ruhigen Bekenntnis des katholischen Glaubens zu einer offenen und formellen Häresie abglei­ten konnten, und das fast ohne Widerstand, und um es richtig zu sagen, fast umerklich. Welches ist der Grund eines so großen Unglücks? Als der Glaube in diesen Län­dern zugrundeging, überstieg er im Gesamt der Seelen bereits nicht mehr die ohne Liebe und ohne Überzeugung wiederholten äußer­lichen Formeln. So genügte eine einfache königliche Laune, um den dicht belaubten, jahrhundertealten Baum zu fällen. Der Lebenssaft strömte bereits nicht mehr, seit langem nicht mehr in den Blättern, noch im Stamm. Der Geist des Glaubens existierte bereits nicht mehr in diesen Regionen.

Dies ist es, was der selige (hl.) Pius X. in seinem energischen Kampf gegen den Mo­dernismus mit einer engelgleichen Hellsicht erkannte. Als huldvoller Hirte erleuchtete er die Kirche Gottes durch den milden Schein seiner himmlischen Sanftmut. Er fürchtete indessen nicht, die Urheber des modernisti­schen Irrtums im Schoße der Kirche selbst zu verurteilen und sie der Verabscheuung der Guten zu signalisieren durch diese vehe­menten Worte: „Jener, der euch (die Mo­dernisten) als die gefährlichsten Feinde der Kirche betrachten wird, wird sich nicht von der Wahrheit entfernen.“ (Enzyklika Pscen­di)

Wir können es beurteilen, wie schmerz­voll dem sanftmütigen Pontifex die Anwen­dung solcher Energie sein mußte. Aber seine Zeitgenossen verfehlten nicht, den ausge­zeichneten Dienst anzuerkennen, den er so der Kirche leistete. In dieser Hinsicht bestä­tigte der große Kardinal Mercier, daß wenn zur Zeit Luthers und Calvins die Kirche Päpste gehabt hätte vom Charakter eines Pius X. es zweifelhaft wäre, ob es der prote­stantischen Häresie gelungen wäre, von der wahren Kirche einen Drittel Europas abzu­trennen. Aus all diesen Gründen, vielgelieb­te Söhne, seht ihr, wie wichtig es ist, mit größtem Eifer über die Bewahrung der Kinder der Heiligen Kirche in der Fülle des Glaubens und des Glaubensgeistes zu wa­chen.

Zeigt auch, wie sehr sich jene täuschen, die annehmen, daß die Zeit und die Mühen, die für die Vervollkommnung im Glauben der Gläubigen verwendet werden, gewisserma­ßen den Ungläubigen gestohlen sind. Vor allem könnt ihr durch euer Beispiel und euere Worte beweisen, daß diese beiden Haltungen in keiner Weise unvereinbar sind: „Oportet haec facere et illa non omittere“. Überdies bringt die Integrität des Glaubens unter den Katholiken soviel Früchte der Tugend hervor und verbreitet so lebendig in der Kirche den Wohlgeruch Jesu Christi, daß sie die Ungläubigen wirksam an sich zieht, solcherweise, daß das den Kindern der Kirche getane Gute zwingenderweise jenen zugutekommt, die sich außerhalb der Hürde befinden. Schließlich wird eine der Früchte des Glaubenseifers notwendigerweise der apostolische Eifer sein. Die Zahl der Apostel vermehren, was ist das anderes, als die Un­gläubigen perfektionieren?

So können wir denn diese Trennung zwi­schen der den Gläubigen gewidmeten Zeit und jener den Ungläubigen gewährten nicht annehmen; wie wenn unser göttlicher Erlö­ser, als er die Apostel und die Jünger heran­bildete, eine Gruppe von Privilegierten ver­vollkommnet und sich nicht um das Heil des Restes der Menschheit gekümmert hätte!

Das leuchtende Beispiel des Stellvertre­ters Christi wird euch ermutigen, so zu handeln. Kein Papst mußte sich zweifellos je so zahlreichen und mächtigen Feinden au­ßerhalb der Kirche entgegenstellen. Den­noch vernachlässigt er nicht die „Irrtümer, die unter den Gläubigen sich einschleichen“ (Enzyklika Mystici Corporis, A.A.S., 35, p. 197) und gegen sie warnt er uns durch eine Serie von Dokumenten, wie die Enzyklika Mediator Dei, die Apostolische Konstitution Bis Saeculari Die, die Enzyklika Humani Generis und, erst kürzlich, die Ansprache an die Ordensfrauen (15. September 1952), in welcher er zu einem großen Teil gewisse ka­tholische Schriftsteller, Kirchenmänner und Laien verantwortlich heißt für die Vermin­derung der Berufungen, die die katholische Lehre verfälschen in dem, was den Vorrang des Zölibats über den Ehestand betrifft. Und näherhin im Hinblick auf Brasilien zeigt sich der Eifer des Heiligen Stuhles angesichts der internen Probleme der Kirche mit Klarheit im Brief der Heiligen Kongregation der Seminare und der Universtitäten, dessen aufmerksame Lektüre wir euch sehr emp­fehlen.

Indem ihr euch bemüht, unter den Gläu­bigen den traditionellen Geist der Heiligen Kirche aufrechtzuerhalten, müßt ihr darüber wachen, daß er nicht abweiche von sei­nem liturgischen Sinn. Im gegenwärtigen Hirtenbrief betrachten wir die Übertreibun­gen des Geistes der Versöhnlichkeit gegenü­ber den Irrtümern unserer Zeit. Aber dieser schlechten Tendenz kann sich ein symmetri­scher und gegenteiliger Irrtum entgegen­stellen. Es ist wichtig aufzuzeigen, was dieser ist.

Richtig gesagt, wir fürchten nicht die Über­treibung des traditionellen Geistes. In der Tat, dieser Geist ist eines der wesentlichen Elemente der katholischen Mentalität, was man mit Recht den sensus catholicus, den katholischen Sinn, nennt. Nun aber stellt der katholische Sinn in sich die Exzellenz der Tugend des Glaubens dar. Zu befürchten, daß jemand zuviel katholischen Geist besit­ze, käme dem gleich, zu befürchten, es gäbe einen zu vorzüglichen Glauben. Aber es geziemt sich zu vermeiden, daß dieser Geist des Glaubens falsch verstanden werde, daß er mehr in einer Anhänglichkeit an der rei­nen Form besteht, am bloßen Schein, am bloßen (äußerlichen) Ritus, als an einer Zu­stimmung zum Geist, der die Form, den Schein und den Ritus beseelt und erklärt. Die Übertreibungen dieser Sorte sind mög­lich, aber sie verdienen eurerseits nicht eine so weitgehende Wachsamkeit wie die über­triebene Neigung zu dem, was neu ist, zur systematischen Aversion gegenüber dem, was traditionell ist. Das ist es, was die Heilige Kongregation für die Seminare in ihrem Brief an den brasilianischen Episkopat so weise bemerkt: „Die drängendste Gefahr heute ist nicht jene einer zu rigiden (starren) und exklusiven Anhänglichkeit an die Tra­dition, sondern hauptsächlich jene eines übertriebenen und wenig vorsichtigen Ge­schmacks an jeder Neuigkeit, was immer sie sei.“ (A.A.S. 42, p. 837). Und die Heilige Kon­gregation besteht offensichtlich darauf: „Dem Snobismus der Neuigkeit verdankt man die Vervielfachung der verborgenen Irrtümer unter dem Anschein der Wahrheit und sehr oft unter der anmaßenden und dunklen Terminologie.“ (Ibid., p. 939.)

Ein Beispiel, in welcher Weise ich den Geist der Tradition verstehe, kann aufge­zeigt werden im Archaismus, auf welchen der Heilige Vater Pius XII. in seiner Enzyklika Mediator Dei anspielt. Durch übertriebene Anhänglichkeit am antiken (frühchristlichen) Ritus und an seiner Form, nur aus dem Grund, weil sie antik sind, geben gewisse Liturgiker vor, den Altar in der Form eines Tisches und andere Prakti­ken der Urkirche zu restaurieren. Wie wenn im ganzen Verlauf der Geschichte der Geist der Kirche sich nicht hätte nach und nach ausdrücken können durch neue Formen und neue Riten, gemäß den Unterschieden der Zeiten und der Orte.

Die Extreme berühren sich und die entge­gengesetztesten Übertreibungen verbünden sich leicht gegen die Wahrheit. Der Gefahr dieses falsch verstandenen traditionellen Geistes begegnen wir meistens unter den eigentlichen Verfälschern der Neuheiten wie Luther, Jansenius, die Promotoren des fal­schen Konzils von Pistoia und in unserem Jahrhundert der Modernisten.

* * *

Erkläret den Gläubigen, die unter eurer Obhut sind, liebe Mitarbeiter, die Entste­hung dieser Irrtümer gut. Einerseits stammen sie von der der gefallenen Menschenna­tur eignenden Schwachheit. Die Sinnlichkeit und der Stolz haben stets die Auflehnung gewisser Söhne der Kirche gegen die Lehre und den Geist Unseres Herrn Jesus Christus geschürt und werden dies auch bis zum Ende der Zeiten tun. Schon der hl. Paulus warnte die ersten Christen gegen jene unter ihnen, die sich „erheben, um perverse Lehren vor­zutragen in der Absicht, Jünger mit sich zu ziehen“ (Apostelgeschichte 20,30), „leere Schwätzer und Verführer“ (Titus I,10), „die Fortschritte machen werden im Bösen, in­dem sie die andern in die Irrtümer verfüh­ren und mitreißen“ (II Tim. 3,13).

Einige scheinen zu denken, daß im Ver­laufe der letzten Jahrhunderte die Fortschrit­te der Kirche solcherart waren, daß man schon nicht mehr befürchten müsse, in ih­rem Schoße durch den Stolz und durch die Unzucht geschürte Krisen emporkommen zu sehen. Indes, um nur auf ganz kürzliche Bespiele zurückzugreifen, erklärte der seli­ge (heilige) Pius X. in der Enzyklika Pascendi, daß die Anstifter der Revolte wie jene, von welchen wir sprechen, nicht nur häufig seien in seiner Zeit, sondern noch zahlreicher werden würden in dem Maße, wie man dem Ende der Zeiten entgegengehen werde. Und in der Tat, in der Enzyklika Humani Generis klagt der Heilige Vater Pius XII. darüber, daß „heute jene nicht fehlen, die, wie zu den apostolischen Zeiten, die Neuheit mehr lie­ben, als es erlaubt ist zu tun und die, da sie fürchten, für Ignoranten der wissenschaftli­chen Fortschritte gehalten zu werden, ver­suchen, sich der Führung des Heiligen Lehr­amtes zu entziehen, aus diesem Grunde sich in Gefahr befinden, sich unmerklich von der geoffenbarten Wahrheit zu entfernen und andere mit sich in den Irrtum zu reißen.“ (A.A.S., 42, p. 564)

Das ist die natürliche Entstehungsge­schichte der Irrtümer und der Krisen, mit welchen wir uns beschäftigen. Aber es ge­bührt nicht nur, die Schwächen der verdor­benen Natur zu berücksichtigen, sondern auch die Aktion des Teufels. Diesem letzte­ren ist die Macht gegeben, bis zum Ende der Zeiten die Menschen zu versuchen in all ihren Tugenden und folglich auch in der Tugend des Glaubens, welche das Funda­ment des übernatürlichen Lebens selbst ist. Es ist also evident, daß bis zum Ende der Welt die Kirche internen Aufbrüchen des Geistes der Häresie ausgesetzt sein wird und daß es keinen Fortschritt gibt, der sozusagen definitiv gegen das Übel immunisieren wür­de. Daß der Dämon engagiert ist in der Hervorbringung solcher Krisen, ist (wohl) überflüssig zu zeigen. Nun aber ist der Alli­ierte, den es ihm in die Reihen der getreuen Armeen einzupflanzen gelingt, sein kostbar­stes Kampfeswerkzeug. Die gegenwärtige Erfahrung zeigt, daß eine fünfte Kolonne an Wirksamkeit die schrecklichsten Rüstun­gen übertrifft. Da der Tumor sich im katho­lischen Milieu bildet, zersplittern sich die Kräfte, erschöpfen sich die Energien, die zur Gänze verwendet werden müßten im Kamp­fe gegen den äußeren Feind, in Diskussionen zwischen Brüdern. Und wenn, um solche Diskussionen zu vermeiden, die Guten die Opposition beenden, ist der Triumph der Hölle noch größer, die im Innern selbst der Stadt Gottes ihre Standarte aufrichten und schnell und leicht ihre Eroberungen entfalten kann.

Wenn in einer gewissen Epoche die Hölle aufhören würde, ein so lukratives Manöver zu versuchen, könnte man sagen, daß der Dämon während dieser Zeit zu existieren aufgehört hätte.

Dies ist die doppelte Genesis, die natürli­che und übernatürliche, der internen Krisen der Kirche.

Wie ihr seht, sind diese beiden Ursachen andauernd, und andauernd sind auch ihre Auswirkungen. In anderen Worten, die Kirche wird stets zu leiden haben unter dem inneren Befall mit dem Geist der Finsternis.

Für das Verständnis eures Apostolates ist es wichtig, die Taktik gegenwärtig zu haben, die er anwendet. Damit seine Aktion inner­lich bleibt, muß sie verhüllt werden. Die Betrügerei ist die Fundamentalregel dessen, der im geheimen im Lager des Gegners agiert. Der Dämon flößt dann, um zu seinem Ziel zu gelangen, den Geist der Verwirrung ein, der die Seelen verführt und sie dazu bringt, den unter dem Anschein der Wahrheit geschickt verhüllten Irrtum zu bekennen. Erwartet nicht, in diesem Kampf, daß der Gegner klare Sätze ausdrückt, die den bereits defi­nierten Wahrheiten entgegengesetzt wären. Er wird es erst tun, wenn er sich gänzlich Meister des Feldes wähnt. Und die meiste Zeit wird er „die unter einem Anschein von Wahrheit verborgenen Irrtümer und eine anmaßende und dunkle Terminologie zum Wuchern bringen… “ (Brief der Heiligen Kongregation der Seminare an die Bischöfe von Brasilien, A.S.S., 42, p., 839). Und die Art und Weise der Propaganda dieser Viel­zahl von Irrtümern wird ihrerseits verhüllt und hinterlistig sein. Der Heilige Vater Pius XII. beschreibt es so: „Jene, die, sei es durch eine tadelnswerte Gier nach Neuheit, sei es durch irgendwelches löbliches Motiv, diese neuen Meinungen propagieren, tragen sie nicht immer mit der gleichen Intensität vor, noch mit der gleichen Klarheit, noch in iden­tischen Ausdrücken, noch immer mit Ein­helligkeit der Ansicht; was einige heute, ge­heim, mit gewissen Vorsichten und Unterscheidungen lehren, werden andere, wag­halsiger, morgen offen und ohne Restriktio­nen verbreiten, zum Ärgernis von vielen, besonders des jungen Klerus und zum Scha­den der kirchlichen Autorität. Diese Gegen­stände werden für gewöhnlich vorsichtiger in Büchern behandelt, die veröffentlicht werden; aber schon spricht man mit einer größeren Freiheit in den unter dem Mantel verteilten Broschüren und in den Konferen­zen und Versammlungen. Und diese Lehre wird nicht nur verbreitet unter den Gliedern des einen oder anderen Klerus in den Semi­narien und religiösen Institutionen, sondern auch unter jenen, die sich der Belehrung der Jugend widmen.“ (Enzyklika Humani Generis. A.A.S., 42, p. 565.)

So dürft ihr nicht erstaunt sein, wenn ihr manchmal wenig zahlreich seid, die ihr den Irrtum erkennt in Propositionen (vorge­brachten Lehrmeinungen), die vielen klar und orthodox erscheinen, oder verwirrend, aber einer guten Interpretation fähig; oder wenn ihr euch vor gewissen Kreisen befin­det, wo die Mischfarben geschickt eingesetzt werden, damit der Irrtum sich verbreite, daß er aber schwierig zu bekämpfen sei. Die Taktik des Gegners ist kalkuliert, gerade um jene in diese Verlegenheiten zu bringen, die sich ihnen entgegenstellen. Auf diese Weise wird sie manchmal die Antipathie von Per­sonen auf euch ziehen, die nicht die geringste Absicht haben, das Böse zu begünstigen. Sie werden euch als Visionäre taxieren, als Fanatiker, vielleicht als Verleumder. Ist das nicht genau das, was in Frankreich die hals­starrigen Verherrlicher des Sillon und von Marc Sangnier gegen den seligen (hl.) Pius X. sagten? Aus Furcht vor diesen Kritiken, werdet ihr vor dem Gegner zurückweichen und werdet ihr die Türen der Stadt Gottes offen lassen?

Es braucht nicht gesagt zu werden, daß ihr angesichts Gottes mit Sorgfalt jede Uber­treibung, jede Uberhastung, jedes nicht begründete Urteil vermeiden müßt. Aber ihr müßt ebenfalls jedesmal schreien, wenn der Gegner, versteckt unter dem Schafspelz, sich vor euch präsentiert, ohne ihm einen Millimeter Terrain preiszugeben aus Furcht, daß er euch mit Übertreibung belastet, die euer Gewissen euch nicht vorwirft.

Wenn ihr so handelt, werdet ihr den aus­drücklichen Intentionen des Heiligen Vaters gehorchen. In allen Dokumenten, die er zu diesem Gegenstand veröffentlicht hat, emp­fiehlt der glorreich regierende Höchste Pontifex den Bischöfen und den Priestern der ganzen Erde, die Gläubigen mit Eifer zu belehren, damit dieselben sich nicht täu­schen lassen durch die Irrtümer, die in einer verhüllten Weise unter ihnen umgehen.

Die vom Heiligen Vater gewünschte Un­terweisung muß ebenso präventiv sein wie repressiv. Möge der Priester, in dessen Pfar­rei der Irrtum noch nicht vorgedrungen zu sein scheint, sich nicht dispensiert halten davon zu handeln. In Anbetracht der Ver­kleidung, unter der sich diese Irrtümer zie­ren, in Anbetracht der Verbreitungsmetho­den, die manchmal fast unfühlbar sind, welche ihre Begünstiger verwenden, sind die Vikare wenig zahlreich, die die Gewißheit haben können, daß alle ihre Schafe schadlos sind.

Überdies gibt sich der gute Hirte nicht damit zufrieden, dem Übel abzuhelfen, son­dern er hat die schwere Verpflichtung, ihm zuvorzukommen. Seien wir nicht wie der Mann, von dem uns das Evangelium berich­tet, der schlief, während der Feind Unkraut unter seinen Weizen säte. Schon allein die Pflicht vorzusogen, würde die Anstrengun­gen rechtfertigen, die ihr in diesem Sinne un­ternehmen werdet.

Die Irrtümer, mit welchen wir uns be­schäftigen, werden vielleicht eine größere Intensität haben in einem Land und eine kleinere in einem andern. Indes, ihre Ver­breitung in der katholischen Welt ist bereits genügend breit, daß der Heilige Vater dem seine Aufmerksamkeit schenkt in Dokumen­ten, die er nicht besonders an diese oder jene Nation adressiert, sondern an die Bischöfe der ganzen Welt.

Denn wir leben heute in einer Welt ohne Grenzen, in welcher die Gedanken rasch (in Windeseile) verbreitet werden bis zu den äußersten Gebieten der Erde, durch die Presse, und vor allem durch das Radio. Wenn zum Beispiel ein falsches Urteil gefällt wird in Paris, so kann es am selben Tag gehört und angenommen werden in den fernsten Zentren Australiens, Indiens oder Brasiliens. Und wenn noch irgendein Ort existiert, in dem die äußerste Unkenntnis oder die äu­ßerste Rückständigkeit ein Hindernis bildet für das Durchdringen der wahren oder fal­schen Gedanken, so könnte niemand unter diesem Fall die volksreichen Zentren unse­rer geliebtesten Diözese sehen, an deren Spitze sich Unsere Bischofsstadt befindet, berühmt in ganz Brasilien durch den kultu­rellen Wert seiner Söhne und den entschei­denden Einfluß, den sie auszuüben sich stets beehrte auf die politisch-nationale Szene.

Soweit der Hirtenbrief des Bischofs. Es folgen noch 4 kleinere Abschnitte mit Hinweisen zum Hauptteil der Bro­schüre, die einen „Katechismus op­portuner (gelegener) Wahrheiten, die sich gegen die zeitgenössischen Irrtü­mer stellen“ enthält, ein Katechismus in Form von Gegenüberstellungen von Wahrheit und Irrtum und Erläuterun­gen dazu, zu den Themen: Liturgie, Struktur der Kirche, Methoden des Apostolats, geistliches Leben, neue Moral, Rationalismus, Beziehungen zwischen Kirche und Staat, politische, wirtschaftliche und soziale Fragen. Es würde sich schon lohnen, diesen Kate­chismus auch noch zu übersetzen und zu veröffentlichen, aber dafür haben wir in unserer Monatszeitschrift leider nicht Platz genug. Aber wir nehmen uns schon vor, den einen oder anderen Abschnitt daraus im DZM „gelegent­lich unterzubringen“.

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*) Jetzt, 25 Jahre später, natürlich nicht mehr!

Was war Vatikanum II wirklich? Eine Anerkennung und Aufwertung des Modernismus?

Ein Rückblick und Ausblick

Bei den letzten 20 ökumenischen (= allge­meinen, alle Kirchen“provinzen“ der gan­zen Welt einbeziehenden) Konzilien ging es immer um die Festigung und Verteidi­gung der Glaubenswahrheiten: der Offen­barung Gottes, der Heiligen Schrift und mündlichen Überlieferung (Depositum fidei).

Durch diese Glaubenskonzilien wurden alle auftauchenden Irrlehren gebrandmarkt und abgewiesen.

Vatikanum I erklärte darum: „Die Aufga­be des HI. Vaters ist nicht, uns neue Wahr­heiten zu geben, sondern uns das anvertrau­te Glaubensgut getreulich und genau zu überliefern!“

Vatikanum II wollte kein dogmatisches Konzil sein, sondern nur ein pastorales, wodurch es die Unfehlbarkeit nicht in An­spruch nehmen wollte.

Erwägen wir, welchen Auftrag Jesus Chri­stus, unser Erlöser, selber den Aposteln (Hirten) gegeben hat. Er sprach: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des HI. Geistes, und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe. Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. (Matth. 28,19-20) Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. (Mark. 16,16) Wenn die Welt euch haßt, so wisset, mich hat sie vor euch gehaßt. Wäret ihr von der Welt, so würde die Welt das Ihrige lieben. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch von der Welt auserwählt habe, deshalb haßt euch die Welt. (Joh. 15,18-19) Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kom­men in Schafskleidern zu euch, innen aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ (Matth. 7,15) Soweit die Anweisungen Jesu für die Arbeiten der Hirten, welche auch für ein Konzil gelten.

Der hl. Jakobus fügt dem hinzu: „Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott bedeutet? Wer also Freund der Welt sein will, macht sich zum Feinde Gottes!“ (Jak. 4,4) —Weiters schreibt der hl. Paulus: „Niemand soll euch irgend­wie täuschen; denn zuerst muß der Abfall kommen und der Mensch der Sünde erschei­nen, der Sohn des Verderbens, der Wider­sacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, der sich sogar in dem Tempel Gottes niederläßt und sich für Gott ausgibt!“ (Thess. 2,3-4)

Wenn diese Lehren für alle Zeiten, somit auch für die unsere, gültig sind, muß dann die Kirche bei der Welt eine Anleihe aufnehmen, um von ihr zu lernen, wie es das II. Vatikanum getan hat (Gaudium et spes!), statt ihr die ewig gültigen Wahrheiten zu künden? Mit Entsetzen müssen wir leider feststellen, daß dieses Konzil die Irrlehren des Modernismus anerkannt und sogar aufgewertet hat, wie man sich verschiedent­lich rühmt! Dazu liest man, daß eben die früheren Päpste heute nicht mehr so schrei­ben würden, wie einst zu ihrer Zeit. Somit anerkennen die Väter des Konzils nicht mehr die Lehre P. Pius X., daß der Modernis­mus das Sammelbecken aller Irrlehren ist. (Enzyklika „Pascendi“) In dieser Enzyklika vom 8.9.1907 verurteilt der hl. Papst Pius X. all das, was heute als neu und fortschrittlich bezeichnet wird. So bedauert er, daß die modernistischen Irrtümer im Schoße der Kirche, sogar innerhalb des Klerus aufgetreten sind. „Diese Feinde der Kirche werfen sich zu Reformatoren der Kirche auf und drücken die göttliche Person des Erlösers in einer blasphemischen Frechheit zu einem bloßen armeseligen Menschen herab! — Die Modernisten sind deshalb schlimmer als alle anderen Feinde der Kirche, weil sie an die Wurzel ihre Hand anlegen, an den Glau­ben, in die tiefsten Fasern des Glaubens; sie sind äußerst gewandt und schlau. Abwech­selnd spielen sie die Rolle des Rationalisten und des Katholiken mit solcher Fertigkeit, daß sie jeden Harmlosen mit Leichtigkeit zu ihren Irrtümern herüberziehen!“ — In einem Motu proprio-Schreiben vom 18.11.1907 an alle Bischöfe erklärte P. Pius X., daß alle, welche gegen die Lehrsätze von „Pascendi“ sowie gegen das Dekret „Lamentabili sane exitu“ (3.7.1907) (Syllabus der 65 Irrleh­ren) sich etwas zuschulden kommen lassen, der automatischen Exkommunikation verfal­len! Weil er aber auch die bestehende große Gefahr für den Glauben erkannte, schrieb er für alle Kleriker vor ihrer Weihe sowie bei Übernahme eines Amtes den „Antimodernisteneid“ vor, welcher bis zum II. Vatikanum auch abverlangt wurde. Die­ser wurde also auch noch von allen heuti­gen, bereits älteren Amtsträgern abgelegt. Da man aber richtig erkannt hat, daß durch Vatikum II die verworfenen Thesen größten­teils angenommen wurden, hob man ein­fach in Rom diesen „Antimodernisteneid“ auf. Man ging eben von der Annahme aus, daß die Wahrheit ebenso veränderlich sei, wie der Mensch! — Wahrlich ein schreckli­cher Umgang mit Eiden: Man läßt die angehenden Priesterkandidaten auf den überlieferten Ritus schwören, das Zölibats­gesetz geloben, dann ohne weiteres aufhe­ben; ferner den Krönungseid vom Papst verlangen, die Konzilsväter den Eid schwö­ren, daß sie die Schweigepflicht über die inneren Vorgänge beim Konzil streng einzu­halten haben, aber schließlich wurde dann alles annulliert!

Bei der Eröffnung von Vatikanum II am 11.10.1962 kündigte P. Johannes XXIII. an, in welcher Art er das Konzil auszurichten beabsichtige: nämlich kurz gesagt als eine pastorale Darstellung der Lehre. Darnach wäre das Glaubensbekenntnis etwas Zweit­rangiges, da ohnedies schon alle Menschen bei ihrer Geburt durch das Blut Christi erlöst seien! (P. Joh. Paul II. ging noch einen Schritt weiter und schrieb in seiner Enzyklika „Redemptor hominis“, Kap. 13, daß jeder Mensch schon bei seiner Empfängnis am Erlösungswerk Christi teilhabe! Darum ver­stehen wir auch die ausdrückliche Forde­rung Johannes XXIII.: „Hört nicht auf die Unglückspropheten, welche vor einer Öff­nung der Kirche zur Welt warnten! Öffnet die Fenster der Kirche, damit frische Luft in die Kirche eindringen kann!“ Aggiorna­mento, Apertura nannte er dies. Sein Nach­folger P. Paul VI. erklärte dagegen am 29.6.1972: Wir haben den Eindruck, daß der Rauch Satans durch einen Riß (Fenster?) in den Tempel Gottes eingedrungen ist! … Wir meinen, eine feindliche Macht hat sich eingemischt. Ihr Name ist der Teufel, dieses geheimnisvolle Wesen, auf das der hl. Pe­trus in seiner Epistel anspielt!“ (Petr. 1,5-8)

Allerdings hatte Roncalli (der spätere Papst Joh. XXIII.) bereits 1907 erklärt: „Wehe jenen Tagen, da diese Lehre des Modernis­mus sich durchsetzt!“ Es wissen wohl weni­ge, daß dieser ein Mitglied der „Rosenkreu­zer“ war. (Lt. Mittlg. v. E. Mitterand) Wir vermerken, daß er am 7.11.1962 bei einer öffentlichen Audienz bezüglich der Tätigkeit der Konzilsväter erklärt hat: „Die Aufgabe, um die es geht, besteht nicht etwa darin, eine sorgfältige Untersuchung über ein altes Museum (die Kirche?) oder über irgend eine Schule der Vergangenheit anzustellen … Wir leben, um voranzukom­men … doch müssen wir immer weiter, immer weiter vorankommen auf dem Weg, den unser Herr uns eröffnet hat!“ Und damit es kein Mißverständnis bezüglich seiner Ansicht gebe, fügt er hinzu: „Das Christen­leben ist keine Sammlung von alten Bräu­chen!“ (P. Wiltgen: „Der Rhein fließt in den Tiber“, S. 41) P. Joh. XXIII. erwartete sich also vom Konzil große Dinge, wie er es schon vor Beginn gesagt hat: Weiterent­wicklung des katholischen Glaubens, Er­neuerung des christlichen Lebens und An­passung der kirchlichen Disziplin (Normen) an die Verhältnisse unserer Zeit. So solle die Kirche vor der ganzen Welt als Braut Christi neu in Erscheinung treten, indem das Antlitz der Kirche Jesu Christi seine einfachsten und reinsten Züge, seinen ersten Glanz wieder bekommt. — Diese Worte erinnern uns mit erschreckender Deutlichkeit an die längst geplanten Reformen der Feinde der Kirche, der Freimaurer. Einzelheiten über diesen Umsturz der Kirche erfahren wir aus den Schriften des Apostaten Rocca (1830-1893, ehemals Priester und dann exkommuniziert). Er predigte die Revolution und sprach häu­fig von einer „neuen, erleuchteten Kirche“, die durch den Sozialismus Jesu und seiner Apostel beeinflußt sein werde. Die neue Kirche, sagte er voraus, die vielleicht nichts mehr von der scholastischen Lehre und von der Urform der früheren Kirche wird bewah­ren können, wird nichtsdestoweniger von Rom die Weihe und die katholische Jurisdik­tion empfangen!“ Rocca kündigte auch die Liturgiereform an: „Gottesdienst, Liturgie, Zeremonial, Ritual, wie die Vorschriften der römischen Kirche sie regeln, werden eine Umwandlung durchmachen und zwar im Gefolge eines ökumenischen Konzils, das ihnen die achtbare Einfachheit des aposto­lischen goldenen Zeitalters zurückgeben wird im Einklang mit dem neuen Stand des Bewußtseins und der modernen Zivilisation!“ Weiters schilderter die Früchte dieses Konzils so: „Es wird etwas daraus hervorgehen, das die Welt betäuben, die Welt auf die Knie werfen wird vor ihrem Erlöser, nämlich die Demonstration des vollendeten Gleichklangs zwischen der Idealität der modernen Zivili­sation und der Idealität Christi und seines Evangeliums. Das wird die Weihe der neuen Gesellschaftsordnung sein…“ Schließlich bezeichnet Rocca die neuen Priester, die auftreten werden, mit dem Namen Progres­sisten; er spricht von der Abschaffung der Soutane, von der Priesterehe, … lauter Pro­phezeiungen! Freilich hat unser Herr das letzte Wort, welches den völligen Umsturz der Kirche verhindern wird: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!

Fogazzaro, der Gründer der Freimaurer­loge von Mailand, forderte: „Die Reform muß im Namen des Gehorsams gemacht werden!“ (Zitiert aus: L’Église occupée) ­Der Rosenkreuzer Rudolf Steiner erklärte 1910: „Wir brauchen ein Konzil und einen Papst, der es ausruft!“ — Vielleicht kann man von daher die Begeisterung verstehen, mit der die Welt das Konzil begrüßt hat, und von daher die Welt ihre Nahrung erhalten hat. (R. Graber, Athanasius S. 35) Deshalb spricht jetzt alle Welt vom Gehorsam gegen­über dem Konzil und nicht mehr so sehr vom Glauben! Dies alles ist eine Forderung der Freimaurer! — Schließlich mußte der Zusam­mentritt eines ökumenischen Konzils, erfüllt von liberalen Ideen, den Umsturz der Kirche bringen.

Dazu sei vermerkt, daß auf dem gehei­men Konsistorium vom 23.5.1923 Papst Pius Xl. die Kurienkardinäle über die Oppor­tunität eines ökumenischen (= allgemeinen) Konzils wie Abbé Dulac schreibt, befragte. Es waren etwa 30 Kardinäle. Billot sagte: „Man kann sich nicht verhehlen, daß selbst innerhalb des Episkopats tiefe Divergenzen vorhanden sind; … sie drohen zu Diskussio­nen Anlaß zu geben, die sich ins Unendliche fortsetzen werden!“ — Boggiani erinnerte an die modernistischen Theorien, von denen, wie er sagte, ein Teil des Klerus und der Bischöfe nicht frei sei; diese Mentalität kann bestimmt Väter dazu bringen, Anträge zu stellen und Methoden einzuführen, die mit den katholischen Traditionen unverträglich sind!“ — Billot drückte seine Befürchtungen aus, das Konzil manövriert zu sehen durch die schlimmsten Feinde der Kirche, die Modernisten, die sich bereits, wofür sichere Anzeichen sprechen, darauf vorbereiten, in der Kirche Revolution zu machen, „ein neues 1789“! — Trotz dieser Sachlage berief Joh. XXIII. Vatikanum II ein, angeblich auf Einge­bung von Oben! (25.1.1959)

Sein Hauptanliegen war der Ökumenismus, dies besagt aber Religionsfreiheit und Liberalismus! (Msgr. Lefebvre: Sie haben Ihn entthront, S. 158-159) Weitere Feststellun­gen von verschiedenen Kardinälen über Vatikanum II: Kardinal Ratzinger: „Zur Lage des Glaubens“, worin er über den Nieder­gang der nachkonziliaren Kirche schreibt: „Wenn man nach der Diagnose dafür sucht, so könnte man sagen, daß in der Verbin­dung mit den Texten über die Religionsfrei­heit eine Revision des Syllabus P. Pius IX. geschehen ist!“ Diese Feststellung bedeutet offenen Bruch mit der Lehrtradition, dem­nach Exkommunikation. — Der französische Historiker Jean Dumont weist in einer Bro­schüre auf Folgendes hin: „Alle Päpste hat­ten bis zum Jahre 1958 die französische Revolution verurteilt. Kardinal Ratzinger hingegen erblickte in der Konzilserklärung „Gaudium et spes“ eine Art Gegensyllabus und insofern den Versuch einer offiziellen Versöhnung mit der seit 1789 gewordenen neuen Zeit! Und wenn er im gleichen Text die Versöhnung mit dem Geist der Neuzeit für die Kirche Europas als Heimkehr aus dem „Getto, Heilung eines Traumas“ zu werten scheint, so erliegt er derselben, laut Dumont, dem Übermaß an progressistischem Vertrauen und der Unkenntnis der Geschich­te, die in gleicher Weise typisch ist für so viele Kleriker von heute!“ (siehe „franz. Revolution des Autors Dumont, Wevel-Ver­lag 1982“) Somit können wir klar die Grun­sätze dieser Revolution in den Konzilsarbei­ten feststellen: „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“. Wir werden noch einge­hender darauf zurückkommen. Auf jeden Fall scheint es so zu sein, daß diese tausen­de Märtyrer der französischen Revolution aus Unverständnis über die fortschrittlichen Absichten der Erneuerung umsonst ihr Le­ben für den Glauben hingegeben haben! Es war ein Triumph des Modernismus, den uns auch Kardinal Suenens bestätigt, indem er Vatikanum II eben als 1789 charakterisier­te. Außerdem erklärt er über das Konzil: „Man kann eine eindrückliche Liste von Thesen aufstellen, die gestern und vorge­stern als einzig gültig zu Rom gelehrt wur­den, die aber von den Konzilsvätern beim II. Vatikanum gestrichen wurden!“ Wir müs­sen uns fragen, konnten diese auch wirklich die Anathematismen streichen? Niemals, weil sie unaufgebbare Lehren schützen! Dazu lehrt das Tridentinum (DS Nr. 3043): „Wer sagt, es sei möglich, daß man den von der Kirche vorgelegten Glaubenssätzen entspre­chend dem Fortschritt der Wissenschaft irgendwann einen anderen Sinn beilegen müsse, als den, den die Kirche verstanden hat und versteht, der sei aus der Kirche ausgeschlossen!“— Wer hat sich also selbst ausgeschlossen? Es gibt keine absolute Vollmacht der Konzilsväter sowie des Pap­stes bezüglich einer Änderung der geoffen­barten Glaubenssätze! Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen! Kardinal Bengsch von Berlin sprach in seiner Rede zu Berlin in gleicher Weise über die Tendenz des Konzils (Wiener Kirchenzeitung vom 4.2.68): „Im Konzil, in dieser kritischen Selbstbesinnung der Kirche, wurden viele Grundsätze überprüft, geändert und aufge­geben. — Das fängt an bei den Grundsätzen im eigentlichen und ersten Sinne des Wor­tes, bei den Glaubenssätzen (Dogmen und Geboten)!“ Dann begründet er die Zeitge­bundenheit der Dogmen, die eben heute anders auszulegen seien. In weiterer Folge zeichnet er die nachkonziliare Situation der Kirche und der Gläubigen, indem er gleich­sam die Frage stellt, ob es denn einen Bankrott der Grundsätze gebe? Die zeitge­bundenen Dogmen erklärt er so: „Wir wissen freilich, daß kein Dogma aufgegeben wurde. Aber ohne Zweifel ist die Bemühung und Diskussion um die Interpretation der Dogmen im Gange. Wir hören von Dogmenentwicklung; das Dogma vom Primat des Papstes ist erheblich ergänzt, wenn nicht verändert, durch die Lehre der Kolle­gialität der Bischöfe. Die Geschichtlichkeit der biblischen Berichte ist so sehr neu inter­pretiert, daß viele sie kaum wieder erken­nen. — Ferner wurde als 1. Zweck der Ehe immer wieder die Kinderzeugung betont, jetzt aber die personale Liebe. So gelte in der modernen Welt fast allgemein die Abneigung gegen Grundsätze (Prinzipien), statt dessen eine große Ehrfurcht für For­schung usw. Die Frage der Geburtenrege­lung wurde zunächst zurückgestellt. Als aber wieder die alte Lehre verkündet wurde (durch P. Paul VI.: „Humanae vitae“) erhielt sie von aller Welt eine Abfuhr. Vieles muß jetzt nach solider Sachbildung in mündiger Frei­heit nach eigenem Gewissen entschieden werden, so lautet jetzt die Devise. Die alten Moralpredigten, in denen die ewigen Grund­sätze eingehämmert wurden, der alte Stil der Pastoral, der am liebsten unmündige, brave Typen sah, dies ist alles vorbei. — In dieser Frage brauchen wir eine Orientie­rung, für die weder einfache Grundsätze noch Normen genügen. Darum kümmert euch nicht um Grundsätze, überlaßt dies der Entwicklung!“ Brauchen wir einen sprechen­deren Beweis dafür, daß der Modernismus Vatikanum II beseelte?

Die „Pastoral“ oder was das Gleiche bedeutet, die Anthropozentrik des Konzils, ist taktisch gesehen das beste Mittel, den Subjektivismus und Hominismus, den Libe­ralismus und Naturalismus in die Kirche zu infiltrieren, die Kirche Gottes umzufunktio­nieren, zu einer Kirche des Menschen und der Menschlichkeit ohne Dogmen und allge­mein gültige Verbindlichkeiten. — Das pasto­rale Konzil war daher von allen Vertretern und Organisationen heiß ersehnt, und der in langer Subversionsarbeit mühsam herbei­geführte Augenblick zum Generalangriff auf die Kirche. — Im „Neuen Volk“ schrieb Prof. Dr. Drexel: „Ein zweiter Aspekt, der in der Paulusakademie in Zürich zutage trat, war der ökumenische, hauptsächlich vertreten von dem ev. Prof. E. Schlink. (Er war auch Konzilsbeobachter) Dieser konstatierte mit sichtlicher Befriedigung, daß Vatikanum II von der These abgegangen sei, sie (die römisch-katholische Kirche) sei die eine und einzige, also die „allein wahre Kirche“! So verwies er dabei auf die Konzilskonstitution über die Kirche, in der es heißt, daß die von Christus gestiftete Kirche existiert (oder ver­wirklicht ist), die von dem Nachfolger Petri und den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird!“ — Vatikanum I erklärt dage­gen: „Außerhalb der Kirche kann niemand gerettet werden!“ — Vatikanum II lehrt dagegen (Lumen gentium 16): „Die Religionen sind auch heute noch, in subjektiv existen­tieller und objektiver Sicht für die einzelnen Anhänger guten Glaubens legitime Heils­wege. Sie haben als solche eine positive heilsgeschichtliche Funktion und sind als solche für ihre Glieder Mittel des Heiles, trotz aller Mängel!“ Diese Lehre des Vatikanums II ist häretisch im Hinblick auf das formelle Dogma, auf die Gemeinschaft ex­tra ecclesiam! Der moderne Ökumenismus und die neuerdings so weitverbreitete kon­fessionelle Annäherung, die Abschwächung konfessioneller Unterschiede, das Leugnen bestehender, unüberwindlicher dogmati­scher, glaubensmäßiger Differenzen, ist jedoch ein Indiz für einen geistigen und religiösen Abschleifungsprozeß, der sich offensichtlich nährt von der Überzeugung, daß man wahr und falsch in der Religion überhaupt nicht unterscheiden könne, und das auch gar nicht nötig sei, da wir doch alle den „gleichen Gott“ haben! — So sprach Papst Johannes-Paul II. vor Mohammeda­nern: „Wir haben den gleichen Gott!“ (HI. Dreifaltigkeit?) — P. Paul VI. bedankte sich bei den Konzilsbeobachtern verschiedener Religionen für die Annahme der Einladung zur II. Sitzungsperiode des Konzils und bat sie: „Seien Sie unseres Respektes, unserer Achtung und unseres Verlangens versichert, mit Ihnen in unserem Herrn die bestmögli­chen Beziehungen zu haben!“ — Desglei­chen versicherte Kardinal Bea diesen Beob­achtern: „Daß ihre positiven Kritiken, Vor­schläge und Wünsche sehr geschätze wer­den würden!“ (Wiltgen, „Der Rhein…“, S. 129) — Hier erkennen wir wieder die Forde­rung des Apostaten Rocca: „Die Kirche ist ihres übernatürlichen Charakters zu entklei­den, sie ist mit der Welt zu amalgieren, das konfessionelle Nebeneinander zu einem ökumenischen Ineinander zu machen und so die Welteinheitsreligion im einheitlichen Weltstaat vorzubereiten!“ (Athanasius S. 38 R. Graber)

Bezüglich der Religionsfreiheit muß man feststellen, daß sie auf Indifferenz und Leug­nung einer verbindlichen und objektiv fest­stellbaren Offenbarung beruht, ist somit letztlich eine moderne, verkappte Leugnung Gottes. Hier macht sich der Mensch sein privates Bild von Gott, ohne zu fragen, wie Gott durch Offenbarung und Kirche gespro­chen hat, und welchen Gehorsamsanspruch Er stellt! Konfessionelle Unterschiede wer­den sekundär und in Wirklichkeit ist es egal, welchen religiösen Bekenntnisses man ist. Hier wird eine an sich auch richtig zu verstehende Glaubensaussage ins subjekti­ver Weise vom universalen Heilswillen Gottes radikal verallgemeinert und der geistigen Bequemlichkeit der Menschen ein großes Opfer gebracht! (Siehe auch die Assisi-­Aktion P. Joh.-Pauls II. mit allen Religionen, auf die wir noch zurückkommen werden.)

Ein weiteres Indiz für einen Bruch mit der Glaubenstradition auf dem letzten Konzil betrifft genau den Punkt der Religionsfrei­heit. Hierzu vertritt Vatikanum II. eine neue Auffassung, die bereits von einem früheren Papst definitiv verurteilt worden ist, nämlich von P. Pius IX., in der Enzyklika „Quanta cura“, die die These als Wahnsinn verwirft, nach der jeder Mensch das Recht auf Reli­gionsfreiheit habe und zwar kraft seines Gewissens, und daß der Staat allen religiö­sen Überzeugungen gleiches Recht einräu­men muß. Das heißt also, daß der Irrtum gleiches Recht beanspruchen darf wie die Wahrheit. — Selbst der Hauptredakteur des Dokumentes über die Religionsfreiheit, der Jesuitenpater Murray, mußte zugeben, daß die alte Lehre der Kirche und die neue des Vatikanums II in diesem Punkt unvereinbar sei. — Diese Form der Religionsfreiheit, die Ausdruck der modernen, letztlich existen­zialistischen Autonomieforderung des Menschen ist (somit Kult des Menschen), muß entschieden widersprochen werden. Sie ist eine Leugnung der Autorität Gottes. Diese Art von Religionsfreiheit meint also nicht die Freiheitvon staatlicher Einmischung ins religiöse Leben, sondern letztlich die existenzialistisch verstandene Freiheit des Einzelnen, sich seine Freiheit, seine Wahr­heit zu schaffen, nach der er leben wolle. Das Gleiche stellt der Kanonist Hans Barion bezüglich des Konzilsdokumentes „Gaudium et spes“ fest, wenn er in der Studie zur Soziallehre des Vatikanums II schreibt: „Der korrekte Kanonist kann den progressiven Thesen, Texten und Tendenzen des Vatika­nums II in allen grundsätzlichen Fragen nur zustimmen, wenn er leugnet, was er bis zum Tode P. Pius XII. als verpflichtende katholi­sche Glaubenslehre betrachtet hat, wissen­schaftlich betrachten mußte und zu betrach­ten gehalten war. (Una Voce 4,76) — Die Verwirrung wird noch bestärkt, indem P. Paul VI. in wiederholten, eindrucksvollen Ansprachen betonte, daß er das Ziel der Menschheit in einem allgemeinen Zustand des Friedens und der Brüderlichkeit sähe (Evolutionstheorie Teilhard de Chardins), in dem das Glaubensbekenntnis unerheblich ist. So ist ohne Zweifel bemerkenswert, daß das Oberhaupt der katholischen Kirche „Rasse, Glaube, Hautfarbe, Sprache als trennende Momente nebeneinander nennt, die zum Wohl der Menschheit überwunden werden müssen.“ (Nov. 1970) — Ähnlich erklärte Kardinal König in einem Artikel der „Linzer Kirchenzeitung“: Der Glaube im Wandel der Zeit“ (7.8.72), daß man das Credo nicht wörtlich nehmen müsse, wie man dies noch in der „Ackerbauzeit“ tat. In der heutigen Industriegesellschaft versteht man die Sätze ganz anders. Unglaube sei nicht dort, wo ein Mensch anders glaubt, als die Norm der Kirche sagt! — Aber auch heute gilt noch der als gläubig, der die ganze Credo-Formel bejahen kann.

Hören wir weitere Lehren, welche das Pastoral-Konzil, das doch kein Lehrkonzil sein wollte und somit keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit verlangt hat, uns als verpflich­tende Lehren auferlegen will: Papst Paul VI. erklärte in einem Schreiben an Erzbischof Lefebvre, daß Vatikanum II keine geringere Autorität hat, als das von „Nicäa“, ja unter gewissen Aspekten sogar bedeutender als dieses ist!“ (M. Davies, Apologia, S. 113; dto. 29.6.75) Im Gegensatz dazu erklärte zuvor Paul VI. am 12.1.66: „Die katholische Lehre ist durch das Konzil nicht in Frage gestellt worden, noch wurde sie durch die­ses geändert, da dieses pastoralen Charak­ters war, und hat es vermieden, auf außer­ordentliche Weise Lehren (Dogmen) zu definieren mit dem Anspruch auf Unfehlbar­keit!“ Die verwirrende Lage erklärt er damit, daß die Kirche sich in einer Stunde der Unruhe befände, man könnte sagen der Selbstzerstörung, was eigentlich nur durch die bestehenden Autoritäten geschehen könne! — Um die aufgeschreckten Gläubi­gen zu beruhigen, erklärte der Papst am 11.10.72: „Ihr müßt euren Glauben so leben, und eure Religion so praktizieren, wie man es euch gelehrt hat und in der Weise, wie ihr auferzogen worden seid! Hört nicht auf die Verwirrung!“ — Verglei­chen wir seine Erklärung vom 19.11.69, daß nichts geändert worden sei, aber von nun an ein neuer Meßritus gelten wird, und damit eine singuläre Neuheit eingeführt wird, um die Willensäußerung des Konzils zu erfüllen. Diese Änderung ist also ein Akt des Gehorsams gegenüber dem Konzil (oder gegenüber den Freimaurern?), obwohl die­ses erklärt hatte, daß alle bestehenden Riten anerkannt werden und zu fördern sind! (Liturgie-Konstitution 1/4) Nichts aber sei durch diese Neuheit im Wesen an unserer traditionellen Messe geändert worden!“ — In Wirklichkeit wurden sogar die Herrenworte bei der hl. Wandlung geändert! Alle diese Änderungen wünschten auch die Reforma­tionskirchen. Vergleichen wir nun zu all dem die Lehre P. Leo XIII. in seiner Enzyklika „Apostolice curae“: „Wenn der Ritus in der offenkundigen Absicht geändert wird, den üblichen Ritus zu verwerfen, der doch von der Einsetzung Christi her mit dem Wesen des Sakramentes verbunden ist, und ein anderer als der in der Kirche einst vorge­schriebene eingeführt wird, dann fehlt nicht nur die zum Sakrament notwendige Inten­tion, sondern es liegt hier eine dem Sakra­ment gegenteilige und entgegengesetzte Intention vor.“ P. Pius V. ordnete für ewige Zeiten den Meßritus als überliefert und unverletzbar an, welcher niemals verboten werden darf; die erste grundlegende Ände­rung der Messe nahm Luther vor, da er diese als Abgötterei bezeichnete. — Der im Jahre 1969 geschaffene neue Ritus (NOM) war eigentlich nicht im Sinne des Konzils eine „Revision“ des alten, sondern man eliminier­te den alten, vorgeschriebenen Ritus gänz­lich, und dann wurde er einige Jahre später ausdrücklich verboten. (So Klaus Gamber, UVK VII/1977, S. 90-92) Man hat dabei den Grundsatz mißachtet: das Gesetz des Glaubens, ist auch das Gesetz des Betens! Damit ist also klar, daß der Glaube, die überlieferte Lehre geändert worden ist. So erklärte wiederum Paul VI. seinem Freund Guitton, als er ihm vorschlug, man könnte doch auch den Konservativen die alte Messe weiter erlauben: „Wenn wir das tun, dann war das ganze Konzil umsonst!“ Es ist auch bekannt, daß 6 protestantische Konsultoren für die neue Gestaltung der Messe beigezo­gen wurden, die in der Folge zum protestan­tischen Mahl umgestaltet worden ist. Paul VI. hat sich bei diesen dafür extra besonders bedankt. — Die Kardinäle Ottaviani und Bacci machten hernach Paul VI. aufmerk­sam, daß dadurch die Lehre der Kirche geleugnet wird. (Irrlehre)

Wir fragen uns mit Recht, ob wirklich das Konzil es nötig hatte, diese falschen Ansich­ten aufzugreifen, nur um dadurch die Forde­rung Luthers sowie der Freimaurer zu ver­wirklichen? (Siehe Erneuerung des Ritus und der Liturgie usw.) — Es fällt vor allem auf, daß die Betreiber dieser Reformen die Modera­toren und wichtige Konzilsväter waren, wie Lienart, Lercaro, Frings, Döpfner, Alfrink, Suenens und König, sowie deren Experten. Diese praktizierten förmlich eine Diktatur über die anders denkenden Konzilsväter (P. Wiltgen: S. 112, „Der Rhein…“)

Kardinal Willebrands aus den Niederlan­den, Spezialdelegierter von P. Paul VI. an der Lutherischen Weltversammlung zu Evian im Januar 1970 erklärte dort: „Eine gerech­te Einschätzung der Person und des Werkes von Luther drängt sich auf! … Hat nicht Vatikanum II selber die Forderungen ange­nommen, welche unter anderem von Luther ausgesprochen worden sind, und durch welche manche Aspekte des christlichen Lebens heute besser zum Ausdruck kommen als früher? — Luther hat in außerordentlicher Weise für die Epoche den Ausgangspunkt geschaffen, für die Theologie und das christ­liche Leben!“ — Man hat geflissentlich ver­gessen, daß er das Papsttum als vom Teufel gestiftet ansah, daß er die hl. Messe als Abgötterei bezeichnete, etliche Sakramente abschaffte, vor allem die Ehe als ein weltlich Ding bezeichnete, als Mönch seine hl. Eide brach usw.

Etchegaray, damals Präsident der franzö­sischen Bischofskonferenz, stellte bei Anlaß der 15. evangelischen Generalversamm­lung fest: „Ihr könnt nicht mehr das Monopol der Reform in Anspruch nehmen, wenn ihr die ernsthaften Anstrengungen für die Er­neuerung in Schrift, Lehre und Pastoral durch die Kirche des Vatikanum II anerkennt!“ —

Der Freund Pauls VI., Jean Guitton, erklärte in „La Croix“ vom 10.12.69: „Die neuen eucharistischen Gebete ließen die falsche Ansicht eines Gott dargebrachten Opfers fallen!“ (Reform durch Vat. II?) Auch das höhere Konsistorium der Augsburgischen Konfession von Elsaß-Lothringen erklärte am 8.12.73: „Nun können auch wir die neue Messe feiern, weil wir darin das vom Herrn eingesetzte Abendmahl erkennen können!“ (Siehe auch Taizé.)

In einem Schreiben an Erzbischof Lefebv­re vom 11.10.76 verteidigte Paul VI. die Berechtigung und den Wert der liturgischen Reform wie folgt: „In Ihrem Falle ist der alte Ritus in Wirklichkeit der Ausdruck einer gefälschten Ekklesiologie (Lehre über die Kirche)! War also bisher die Lehre von der Kirche falsch, dann hat man falsch gebetet; weiß man erst jetzt richtig zu beten? Lex credendi, lex orandi hat man bisher nicht verstanden? Da die Kirche angeblich seit dem Konzil menschlicher geworden ist, hat sie nichts mehr verurteilt und braucht nicht mehr das „hl. Offizium“! Alles darf sich in der Kirche artikulieren und genießt Anerken­nung sowie Duldung. Vergessen scheint der Grundatz: „Ihr müßt euren Glauben so leben, wie ihr es gelernt habt“, vor allem im Hin­blick auf Erzbischof Lefebvre, da von ihm verlangt wurde, durch den Abgesandten Roms, er müßte die neue Messe akzeptie­ren, dann wäre alles gut. (Itinéraires Nr. 40/1976) Die römisch-katholische Tradi­tion ist geächtet, weil nicht zeitgemäß, obwohl man predigt, daß es um Gewissens­freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gehe. Trotzdem wurde der Bruder im Bischofsamt suspendiert!

Beachten wir nun auch die kurze Defini­tion, welche Paul VI. am 7.12.1965 selber bei der letzten öffentlichen Sitzung von Vatikanum II formuliert hat: „Die Kirche des Konzils, es ist wahr, hat sich nicht damit zufrieden gegeben, über ihre eigene Natur nachzudenken, und über die Beziehungen, die sie mit Gott verbindet, sie hat sich auch stark mit dem Menschen, so wie er sich in Wirklichkeit in unserer Zeitdarstellt, befaßt, mit dem lebendigen Menschen, dem ganz mit sich selbst beschäftigten Menschen, dem Menschen, der sich nicht nur zum Mittel­punkt von allem macht, was ihn angeht, sondern, der wagt, für sich zu beanspru­chen, Prinzip und letzter Grund jeglicher Wirklichkeit zu sein! (Man vergleiche Rah­ner usw.) … Der laizistische und profane Humanismus ist schließlich erschienen in seiner schrecklichen Gestalt und hat in einem gewissen Sinne das Konzil herausge­fordert. Die Religion des Gottes, der sich zum Menschen gemacht hat, hat sich mit der Religion des Menschen getroffen, der sich zu Gott macht! Was ist geschehen? Ein Zusammenstoß, ein Ringkampf, ein Anathe­ma? Das hätte geschehen können, aber es fand nicht statt, … eine grenzenlose Sympa­thie hates ganz und gar erobert. Die Entdec­kung der Bedürfnisse des Menschen hat die Aufmerksamkeit unserer Synode absorbiert. Erkennt ihr wenigstens dieses Verdienst zu, ihr modernen Humanisten, und wisset unseren neuen Humanismus anzuerkennen. Auch wir, wir mehr als irgendjemand, haben den Kult des Menschen!“ (Wir fragen uns, wer sollte diese Humanisten zum Kult Gottes führen?) — War das also der Zweck und die Spiritualität des Konzils, für welches der Papst bei diesem Schlußakt feierlich die Erfüllung aller Beschlüsse sowie unbeding­ten Gehorsam verlangte? — Wir wollen uns nochmals den Geheimgesellschaften zuwen­den.

Papst Gregor XVI. veröffentlichte 1859 die „Geheimakte der Alta Vente“ der Car­bonari (Freimaurer), so wie auch später P. Pius IX. (1861). Darin heißt es: „Es ist Sache der Geheimgesellschaften, den 1. Schritt auf die Kirche hin zu tun mit dem Ziel, sie alle beide (Papst und Kirche) zu besiegen. Die Arbeit ist nicht das Werk eines Jahres, vielleicht eines Jahrhunderts. Was wir er­warten müssen, … ist ein Papst nach unseren Bedürfnissen … Nun aber handelt es sich zunächst darum, diesem Papst eine Genera­tion heranzubilden, die der Herrschaft, die wir erträumen, würdig ist…. Ihr werdet euch mit geringen Kosten den Ruf eines guten Katholiken und reinen Patrioten zubereiten und so Zugang mitten hinein in den jungen Klerus und Klöster schaffen! … Der junge Klerus wird einst regieren, … er wird beru­fen werden, den Papst zu wählen, und dieser wird von den humanitären Prinzipien durchdrungen sein: … Sorget, daß der Klerus unter eurer Fahne marschiert und dabei immer noch glaubt, er marschiere unter dem Banner der apostolischen Schlüssel, … eine Revolution in Tiara und Chorrock, die mit dem Kreuz und der Kirchenfahne marschiert! Wir müssen zum Triumph der revolutionä­ren Ideen gelangen!“ (Erzb. Lefebvre: „Sie haben Ihn entthront“ S. 145-147)

Wir verstehen dies: also einen Papst, der die Gewalt der Schlüssel des hl. Petrus im Dienste der Gegenkirche benützt! Man kann das genau im II. Vatikanum feststellen, bei dem der falsche Ökumenismus, die falsche Religionsfreiheit, die Kollegialität der Bi­schöfe und demokratische Reformen zur systematischen Zerstörung der Kirche Ein­zug gehalten haben! (Selbstzerstörung der Kirche) — Wir erheben hier nicht nur falsche Anklagen und Verdächtigungen, denn die Freimaurer selbst bestätigen, daß ihre An­sichten im Konzil verwirklicht sind: Ives Marsaudon (Freimaurer) widmet in seinem Werk „L’oecumenisme“ Papst Joh. XXIII. eine überschwengliche Widmung, in wel­cher er schreibt: „Von ganzem Herzen wünschen wir den glücklichen Ausgang der Revolution Joh. XXIII.!“ — Auch die kommunistische Partei Italiens erklärte, daß die Lage für sie noch nie so günstig gewesen sei! ­Sogar die Moskauer Zeitschrift „Kommu­nist“ ortet für die Kirche ein Zeichen der Schwäche, da im Vatikanum II der Moder­nismus einen vollständigen Sieg errungen hat!

Für uns ist gewiß, daß die Pforten der Hölle die wahre Kirche nicht überwältigen werden, mag auch P. Joh.-Paul II. meinen, alle Religionen samt dem Heidentum unter einen Hut bringen zu können, da er mit ihnen gemeinsam betet. Derartige Zusam­menschlüsse schlagen auch die Freimaurer vor. — Wir müssen jedoch jede communio in sacris als skandalös und blasphemisch bezeichnen! (CIC: Can. 2316/1258)

Bei Erwägung all dieser Verwirrungen unserer Zeit verstehen wir die Erklärung der beiden treukatholischen Bischöfe: Msgr. M. Lefebvre und Msgr. A. de Castro Mayer vom 2.12.1986: „Indem sie (Papst und Bischöfe) die liberale Religion, die naturalistischen Grundsätze Rousseaus, die atheistischen Freiheiten der Erklärung der Menschenrech­te, das Prinzip der Menschenwürde ohne Bindung an Wahrheit und sittliche Würde übernehmen, kehren die römischen Autori­täten ihren Vorgängern den Rücken, bre­chen mit der katholischen Kirche und treten in den Dienst der Zerstörer der Christenheit und der allumfassenden Königsherrschaft Unseres Herrn Jesus Christus. Die derzeiti­gen Akte Joh. Paul II. und der nationalen Episkopate veranschaulichen Jahr für Jahr diesen radikalen Wandel in der Auffassung des Glaubens, der Kirche, des Priestertums, der Welt, des durch die Gnade gewirkten Heiles. Sein volles Ausmaß hat dieser Bruch mit dem bisherigen Lehramt der Kirche in Assisi erreicht, nachdem der Besuch in der Synagoge vorausgegangen war (Rom). Diese öffentliche Sünde gegen die Einzig­keit Gottes, gegen das fleischgewordene Wort und seine Kirche ruft Schaudern und Entsetzen hervor. P. Joh. Paul II. ermutigt die falschen Religionen, zu ihren falschen Göt­tern zu beten, — ein Ärgernis ohne Maß und ohne Beispiel. … Diese Verleugnung der gesamten Vergangenheit der Kirche durch diese beiden Päpste und die Bischöfe, die sie annahmen, ist ein unvorstellbarer Frevel und eine unerträgliche Demütigung für die, welche katholisch bleiben in der Treue zu zweitausend Jahren Bekenntnis desselben Glaubens. … Wir betrachten daher alles, was von diesem Geist der Verleugnung inspiriert ist, als null und nichtig: alle nach­konziliaren Reformen und sämtliche Akte Roms, die in dieser frevlerischen Haltung vollzogen wurden! — Wir zählen auf die Gnade Gottes und den Beistand der getreu­en Jungfrau und aller Märtyrer, … daß sie uns zu Hilfe kommen bei der Erneuerung der Kirche mittels vollständiger Treue zur Tradi­tion!“

Diese Grundhaltung bewog auch beide Bischöfe trotz aller Verwirrung zur Weihe von vier jungen Weihbischöfen! — Richtung­weisend war dabei für sie die Pastoralan­weisung des hl. Apostels Paulus an Timo­theus (11/1-3): „Bewahre das anvertraute köstliche Gut durch die Kraft des HI. Geistes, der in uns wohnt … Du aber halte fest an dem, was du gelernt hast und wovon du dich überzeugt hast!“— Darum schreibt auch der hl. Johannes (11,10): „Kommt einer zu euch und bringt diesen Glauben nicht mit, so nehmt ihn nicht in euer Haus auf und bietet ihm auch keinen Gruß!“ Als der hl. Athana­sius zu seiner Zeit auch die Auflösung der Kirche erlebte, schrieb er an alle Bischöfe: „Nicht erst jetzt hat die Kirche Ordnung und Satzung erhalten. Von den Vätern wurde sie ihr gut und sicher übergeben. Auch nicht erst jetzt nahm der Glaube seinen Anfang (neues Pfingsten), sondern vom Herrn ist er durch die Jünger auf uns gekommen. Möge doch nicht das, was von Anfang bis auf unsere Zeit in der Kirche bewahrt worden ist, in unseren Tagen preisgegeben werden! Möge nicht das, was uns anvertraut worden ist, von uns veruntreut werden!“ (R. Graber, Athan. S. 12) Dies gilt wohl auch für die nachkonziliare Kirche!

Custos, quid ad noctem?

Nachsatz: Hier sei auch noch an die unsere Zeit betreffenden prophetischen Worte der Gottesmutter von La Salette erinnert: „Die Kirche wird eine schreckliche Krise durchmachen. (Selbstzerstörung?) Alle Ordnung und alles Recht wird mit Füßen getreten werden; man wird den Greuel an den hl. Stätten sehen. Man wird die kirchl. Gewalten abschaffen. (Demokratie?) Rom wird den Glauben verlieren und Sitz des Antichristen werden. Das heidnisch gewor­dene Rom wird verschwinden!“

N.B.: Gewisse Pfarrer, Ordensmänner und Theologen schäumen vor Wut über die Gegner der kirchlichen Reformen, weil sie sich im Gewissen ob ihres einstigen Antimo­dernisteneides verunsichert fühlen; natürlich werden sie zu ihrer Rechtfertigung sagen, daß dieser aufgehoben wurde. — Niemals kann jedoch aufgehoben werden, was eigentlich für einen Priester Jesu Christi sowieso selbstverständlich sein muß!! Treue in der Erfüllung des Auftrages Jesu sowie der apostolischen Tradition!

Pfr. K. F.

Die Muttergotteserscheinungen in LE LAUS bei GAP von 1664 bis 1717

Aus dem Immaculata-Archiv:


LE LAUS

Von Edina Zerboni, St. Gallen

Aus: «Das Zeichen Mariens», September 1972, Seiten 1671-1675


Viel wird heute über Marienerscheinungen gesprochen und geschrieben. Wie kommt es, daß in unserem Sprachraum die wunderbaren Begebenheiten, die sich im 17. und 18. Jahrhundert in Le Laus (sprich Lö Loo), einem Weiler in den französischen Alpen, zugetragen haben, so gänzlich unbekannt sind?

Sie stehen doch in innigstem Zusammenhang mit allen späteren Erscheinungen der Gottesmutter, und es liegt ihnen das gleiche Anliegen zugrunde: die Muttergottes will die von Gott abgefallene Menschheit warnen vor dem nahenden furchtbaren Strafgericht.

Wenn in dem Buch von Goubert und Christiani, „Marienerscheinungen“, nach den eigenen Worten des Verfassers eine Zusammenfassung dessen gebracht werden soll, was man „die Marianische Folge“ nennt, gehörten da nicht an die Spitze die Erscheinungen von Le Laus? Sie sind zeitlich die ersten bedeutenden, und keine andere Stätte kann sich so vieler Besuche der seligsten Jungfrau rühmen, an keinem anderen Ort wandelte sie, so wie dort, durch die Landschaft, verkehrte sie in so vertraulicher Art mit ihrer Auserwählten.

DIE DOKUMENTE

Von den Erscheinungen, die der Hirtin BENEDIKTA RENCUREL — wegen ihrer Zugehörigkeit zum dritten Orden der Dominikaner Sr. Bendikta genannt — in der Zeit von 1664 bis 1717 zuteil geworden sind, erzählen vier authentisch beglaubigte Manuskripte aus jener Zeit. Sie stammen von unmittelbaren Zeugen und enthalten Aussagen über Benedikta, über die verschiedenen anderen Personen, die in die Ereignisse verwickelt waren sowie über diese selbst, die damals allen bekannt waren. Die Aussagen sind umrahmt von Verhören, begonnen im Geiste des Zweifels. Durch drei Jahrhunderte und schwere Fährnisse hindurch sind sie wunderbarerweise auf uns gekommen. Die Missionäre von Notre Dame du Laus hüten sie als kostbaren Schatz.

Das erste verfaßte ein Laie, François Grimmaud. Er war Advokat des Parlaments von Grenoble und Richter der Herrschaft Avençon, Le Laus gegenüber gelegen. Er leitete die anfänglichen Verhöre und spielte bei der Haupterscheinung dieselbe Rolle, wie später Bernadettes Gefährten in Lourdes.

Das zweite ist von Bruder Aubin, einem Einsiedler aus der Umgebung von Le Laus. Es enthält seine Memoiren und einen Bericht über die Verfolgungen, die die Seherin in seinem Beisein erlitten hatte.

Das dritte schrieb ein Priester, M. Peytieu, Dr. der Theologie, der Pfarrverweser am Heiligtum war und der in Le Laus Heilung von Lungenschwindsucht gefunden hatte. Es ist sehr umfangreich und umfaßt vier Teile: Meldungen an den Erzbischof, Erinnerungen, tägliche Aufzeichnungen und Notizen.

Das vierte ist ein Journal, das ein anderer Priester Tag für Tag führte. Dieser, Messire Gaillard, geistlicher Berater des Königs und Domherr von Gap, war dreiundvierzig Jahre lang Zeuge der Ereignisse. Er beobachtete alles, was sich begab und begann erst im Alter von 68 Jahren die Tatsachen niederzuschreiben. Er verzeichnet sein Bedauern darüber, daß er anfangs nicht fromm genug gewesen sei, den Dingen Glauben zu schenken. Neunzehn Bände wurden noch zu seinen Lebzeiten, offenbar von einem Notar, mit Ordnungszahlen und Paragraphen versehen.

Die heiligste Jungfrau hat diese Manuskripte während der Plünderung von Le Laus im Oktober 1791 sichtlich behütet; denn natürlicherweise hätten sie mit allem anderen der Vernichtung anheimfallen müssen.

Die geistige Not Frankreichs zur äußerlich glanzvollen Zeit Ludwigs XIV. geht aus ihnen hervor. Nach den Verheerungen, verursacht durch das Vordringen des Protestantismus, kam eine neue Irrlehre auf: der Jansenismus. Er fand rasche Verbreitung. Selbst Mitglieder des Klerus zählten zu seinen Anhängern. Unter dem Vorwand, die Ehre Gottes zu verteidigen, entfremdete er ihm die Menschen. Er machte ihnen den Empfang der Sakramente, vor allem des Buß- und Altarssakraments, schwer, ja fast unmöglich. Seiner Lehre von der Prädestination nach war die Gnade Auserwählten vorbehalten. Die religiösen Orden gerieten in Mißkredit, Papst und Kirche wurden heftig angefeindet, die Andacht zur seligsten Jungfrau und die Wallfahrten zu ihrer Ehre abgelehnt. Gegen diese Verirrungen sollte Le Laus den Kampf aufnehmen.

Frankreichs Kirche befand sich in höchster Gefahr. Da wählte die Himmelskönigin den kleinen Erdenfleck in den Hohen Alpen zur Tribüne, von der aus sie zur Welt sprechen wollte. Ihr Werkzeug war die arme Hirtin Benedikta Rencurel, der sie im Laufe von 35 Jahren sehr oft erschienen ist. Sie verkehrte vertraulich mit ihr, lehrte sie Gebete, tadelte sie wegen ihrer Fehler, veredelte die rauhen Sitten des Bauernkindes und erzog es so in unendlicher Geduld für die Aufgabe, zu der sie es erwählt hatte.

DIE BEGEBENHEITEN

Benedikta Rencurel wurde im September 1647 in dem kleinen Dorfe St. Etienne geboren. Ihr Leben war von Begin an eigenartig. Es war von Peinen seltener Art gezeichnet und andererseits wundersam überstrahlt. Sie war von kleinauf anders geartet als die Kinder des Dorfes. Fehlerfrei war sie nicht, aber drei Tugenden traten bei ihr jederzeit deutlich in Erscheinung: Frömmigkeit, Reinheit und Nächstenliebe. Sie empfand eine besondere Verehrung für die Gottesmutter. Unermüdlich betete sie den Rosenkranz.

Ihr Vater war früh gestorben, und Armut zwang die Mutter, das Kind in zartem Alter schon in einen Dienst zu geben.

Als Benedikta an einem Maienabend des Jahres 1664 Schafe hütete, sah sie plötzlich einen prächtig gekleideten Greis auf sich zukommen, den sie schon mehrmals auf diesen Weiden bemerkt hatte. Er ließ sich in ein Gespräch mit ihr ein und gab sich schließlich als heiliger MAURITIUS zu erkennen, zu dessen Ehre einst die in der Nähe befindliche, nun verfallene Kapelle errichtet worden war. Er forderte die Hirtin auf, fortan mit ihrer Herde das gegenüberliegende Tal aufzusuchen, denn dort werde sie die Muttergottes sehen. Zur Beglaubigung seiner Worte gab er ihr einen Stock und wies sie an, sich damit gegen vier Wölfe zu verteidigen, die ihr begegnen würden. Die Raubtiere zeigten sich tatsächlich, entfernten sich aber beim Anblick des Stockes.

Und wirklich erschien der Kleinen am nächsten Tage und von da an, vier Monate hindurch, täglich, begleitet von einem lieblichen Kinde, die Muttergottes, ohne daß Benedikta sich dabei der Verheißung des hl. Mauritius erinnert hätte. Zwei Monate lang bezeugte sie dem Mädchen nur wortlose Güte. Benediktas Herz aber wurde mehr und mehr von seligem Entzücken erfüllt, und sie war eifrig bestrebt, keine dieser Zusammenkünfte zu versäumen. Manchmal stand sie mitten in der Nacht auf und eilte zu der Stätte der Begegnung. Willig folgten ihr stets die Schafe, die immer auf demselben mageren Fleck grasten und dabei auffallend gediehen.

Nach zwei Monaten aber begann die Dame die Hirtin zu belehren, zu prüfen und zu erziehen. Sie behandelte sie mit bezaubernder Vertraulichkeit. Es kam auch vor, daß sie sie zur Kirche sandte, damit sie dort bete, und indessen betreute sie selbst die Schafe. Sie lehrte sie die Geheimnisse des Rosenkranzes zu betrachten und die Lauretanische Litanei zu beten.

Natürlich konnte Benedikta ihre Freude über diese Besuche nicht geheimhalten. Staunend gewahrten die Dorfleute auch die Veränderung, die mit ihr vorgegangen war. Sie, die ein ungestümes Temperament hatte, war nun still und sanft, ihre Worte und Bewegungen waren von ungewöhnlicher Feinheit und Anmut, ihr Antlitz strahlte heitere Ruhe aus und flößte allen, die sich ihr nahten, Achtung und Vertrauen ein.

„Ob es nicht am Ende die seligste Jungfrau ist, die sie sieht?“ fragten sich die Leute, und sie brannten vor Verlangen nach einer Erklärung dieser Vorgänge. In der ganzen Umgebung herrschte wachsende Erregung. Der Richter der Herrschaft von Avençon verfolgte aufmerksam die Ereignisse. Anfangs August 1664 erschien er in St. Etienne, ließ Benedikta rufen und stellte ein eingehendes Verhör mit ihr an. Er fand sie sehr verständig, ruhig und sicher, von aufrichtiger Wesensart und ihrem Charakter nach unfähig, das zu erfinden, was sie aussagte. Schließlich trug er ihr auf, zu beichten und zu kommunizieren und dann die Dame bei der nächsten Begegnung ohne Scheu um ihren Namen zu fragen. Benedikta führte den Auftrag gewissenhaft aus. Die Dame äußerte hierauf den Wunsch, der Pfarrer des Dorfes möge am nächsten Tage, dem 29. August, eine Prozession unter Absingung der Lauretanischen Litanei nach dem Tal der Öfen führen. Es geschah und der Richter François Grimmaud nahm daran teil. Er kniete betend neben Benedikta vor der Grotte, doch niemand sah die Erscheinung als die Hirtin allein. Als diese die Dame um ihren Namen fragte, antwortete sie: „Ich bin Maria, die Mutter Jesu“. Dann fügte sie hinzu: „Du wirst mich hier nicht mehr sehen und einige Zeit überhaupt nicht mehr“.

Wochenlang irrte Benedikta mit ihrer Herde umher, um die zu suchen, deren Gegenwart ihr ganzes Glück gewesen war. Endlich, am 24. September, ihrem Geburtstag, zeigte sie sich ihr auf einem Hügel am anderen Ufer des stark angeschwollenen Flusses. Benedikta durchquerte ihn eiligst auf dem Rücken ihrer Ziege. Als sie den Ort, Pindreau genannt, erreicht hatte, gab Maria ihr den Auftrag, sich nach Le Laus zu begeben und dort nach einer kleinen Kapelle zu suchen, aus der Wohlgerüche strömen würden. „Du wirst mich dort sehr oft sehen und sehr oft mit mir sprechen können“.

NIEDERLASSUNG IN LE LAUS

Lange mußte die Hirtin Wälder und Fluren durchstreifen, bis sie endlich die Kapelle fand, die sich, strohgedeckt, nicht von den zerstreut liegenden Hütten der Talbewohner unterschied. Sie war Unserer Lieben Frau von der Heimsuchung geweiht.

Dort empfing die Muttergottes, über dem armseligen Altar schwebend, von Wohlgerüchen umströmt, ihre Auserwählte. Sie enthüllte ihr den Plan, hier zu Ehren ihres Sohnes und zu der ihren, eine große Kirche und ein Haus für Priester errichten zu wollen. „Ich habe meinen Sohn gebeten, mir Le Laus für die Bekehrung der Sünder zu geben, und er hat meine Bitte erfüllt. Viele werden hier zu ihm zurückfinden“.

Das Gerücht von den Erscheinungen verbreitete sich rasch. In Scharen strömten die Menschen herbei, und viele Wunderheilungen belohnten ihren Glauben. Stürmisch verlangte das Volk nach der von der Gottesmutter gewünschten Kirche.

Jetzt trat der Domherr Gaillard, als der vom Erzbischof delegierte Visitator der Pfarreien der Diözese Gap auf den Plan, Doktor der Theologie und Verfasser der späteren Berichte über die Geschehnisse. Im August 1664 war er aus Neugierde nach Le Laus gekommen und war dort so reich begnadet worden, daß er ganz für die Sache gewonnen war. Er erstattete dem geistlichen Administrator der Diözese, Generalvikar Lambert, Bericht. Im Herbst des Jahres traf dieser, begleitet vom Rektor des Jesuitenkollegs in Gap, vom Sekretär des Erzbischofs und etwa zwanzig weiteren kirchlichen Würdenträgern in Le Laus ein. Sie waren sämtlich gegen die Ereignisse voreingenommen, und der Generalvikar trug sich mit der geheimen Absicht, die Kapelle schließen zu lassen und die Wallfahrt zu verbieten.

Benedikta erschrak beim Anblick des prunkvollen Zuges und wollte sich verstecken. Doch Maria wies sie an, den geistlichen Herren, wie es sich gehöre, Rede und Antwort zu stehen. Sie versprach, ihr dabei helfen zu wollen.

DIE KIRCHLICHE ANERKENNUNG

Das Verhör dauerte stundenlang. Die Hirtin begegnete allen Versuchen, sie in Verwirrung zu bringen und der Lüge zu überführen mit Ruhe und Klugheit. Nachdem auch Drohungen ihre Wirkungen verfehlten, gab der Generalvikar ihr den Auftrag, die angebliche Erscheinung zu bitten, ihn durch ein Zeichen oder Wunder die Wahrheit erkennen zu lassen.

Am Abend schickte sich die Kommission an, abzureisen. Da begann plötzlich ein sintflutartiger Regen zu fallen. Er überschwemmte das kleine Tal und die Herren sahen sich genötigt, die Nacht im Dorfe zu verbringen. Als der Generalvikar am nächsten Morgen eben die Feier der hl. Messe beendet hatte, erhielt er sein von der Gottesmutter gefordertes Zeichen: eine allen bekannte Frau aus dem Dorfe St. Julien, Katharina Vial, die seit sechs Jahren an einer unheilbaren Lähmung der Beine litt und sich nur mit Hilfe eines kleinen Rollwagens weiterbewegen konnte, sprang plötzlich auf; die Lähmungserscheinungen waren verschwunden. Einen Monat später führte sie, unter dem unbeschreiblichen Jubel der Gläubigen, eine Prozession nach dem von ihrem Wohnort 60 km entfernt liegenden Le Laus an. Tief ergriffen gab der Generalvikar die Erlaubnis zum Bau der Kirche, nachdem er die Geheilte noch eingehend verhört und ein authentisches Protokoll aufgenommen hatte.

DIE ERRICHTUNG DES HEILIGTUMS

1666 wurde mit dem Bau des Heiligtums begonnen; drei Jahre später war es vollendet. Seine Errichtung in so kurzer Zeit, während andauernder Kriege, in einer Gegend ohne Zufahrtswege, durch Menschen, die in bitterer Armut lebten, ist nicht das kleinste der Wunder von Le Laus. Keinem anderen Heiligtum in den von der Jungfrau besuchten Ländern wurde, wie Le Laus, die Auszeichnung zuteil, daß Bauarbeiten und Geldgebarung unter ihrer unmittelbaren Obsorge standen. Sie sicherte und überwachte den Bau bis in die kleinsten Einzelheiten, und die Scherflein der Armen deckten die Kosten, wie sie es vorausgesagt hatte. Die Pilger schleppten Baumstämme und Felsblöcke aus den Schluchten heran; sie brachten alles Material, das benötigt wurde; die Arbeiter hatten es nur zusammenzufügen. Der Glaube eines Volkes hat die Kirche errichtet auf das Wort eines Kindes hin. In späteren Jahren erfolgte dann die Erbauung der Klostergebäude für die Missionäre, die den Wallfahrtsdienst versahen, und eines Knabenseminars, das dem Sturm der Zeiten aber nicht standgehalten hat. Eine Singschule für Chorknaben kam hinzu, in der heute noch etwa 30 Kinder der Diözese ausgebildet werden und die eine Ergänzung des kleinen Seminars ist. Le Laus wurde bald eines der bekanntesten Heiligtümer Europas. Man reihte es unmittelbar hinter Loretto. Am 8. September 1671 zählte man beispielsweise 6’000 Besucher, im Jahre 1721 waren es ihrer 1’200 täglich.

Zahllose Wunder bestätigten die Sendung Benediktas. Meistens vollzogen sie sich durch das Öl, das das Ewige Licht im Heiligtum speist. Von Anfang an verlieh ihm die seligste Jungfrau die Kraft, aus der Ferne zu heilen. „Das Öl der Lampe, die in der Kapelle vor dem Allerheiligsten brennt, wird, wenn man es einnimmt oder auflegt und gläubig meine Fürbitte ersehnt, Heilung bringen“.

Auf Wunsch der Gottesmutter gab die Hirtin das Viehhüten auf und widmete sich ganz dem Wallfahrtsdienst. Sie gab sich ihm auf heroische Weise hin. Um der Sünder willen unterzog sie sich den schwersten Abtötungen. Sie betete die Nächte hindurch, geißelte sich, enthielt sich der notwendigsten Nahrung, trug mit allen seelische und leibliche Not, wies die Verstockten zurecht, ermutigte die Schwachen und Verzweifelten.

MISSION BENEDIKTAS

Das war das besondere an der Mission Benediktas: im Auftrag der Gottesmutter hatte sie die Sünder zu warnen und zur Buße zu bewegen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, war ihr das Charisma gegeben, in den Herzen und Gewissen zu lesen. Sie durchschaute die Sünder, die aus falscher Scham schwere Vergehen nicht gebeichtet hatten und machte sie darauf aufmerksam, ohne in ihrer Reinheit zu verstehen, was diese Sünden bedeuteten. Es kam vor, daß sie Pilger von der Kommunionbank zurückstieß und sie aufforderte, sich nochmals in den Beichtstuhl zu begeben und diese oder jene verheimlichte Schuld zu bekennen.

Größer als die Zahl der Heilungswunder war die der Bekehrung der verstocktesten Sünder. Öfter brachte sie auch Besessene, deren es in der Dauphinée damals nicht wenige gab, dazu, zu beichten, worauf die körperliche Heilung erfolgte.

DIE VERFOLGUNGEN BENEDIKTAS

Die Seherin hatte viel unter Verfolgungen zu leiden. Im Jahre 1692 floh sie, auf Geheiß der Gottesmutter, unter Mitnahme aller Schätze der Kirche, nach Marseille. Es war ihr geoffenbart worden, was sie bei ihrer Rückkehr vorfinden würde: die Kirche war unversehrt; aber die Klostergebäude waren niedergebrannt. Maria erteilte ihr genaue Weisungen für den Wiederaufbau.

Von 1692 bis 1712 mußte sie die Feindseligkeiten der Jansenistischen Partei ertragen, die nichts unversucht ließ, um die Wallfahrt zu unterdrücken. Man wollte Benedikta beseitigen, sie in ein Kloster sperren, an einen entlegenen Ort verweisen und versuchte immer wieder, ihrer habhaft zu werden. Einen offenen Angriff wagte man nicht, da man das Volk fürchtete. Durch Engel vor der Gefahr gewarnt, ging die Seherin bei Nacht nicht mehr aus und verschloß stets sorgfältig ihre Türe. Man beschuldigte sie der Hexerei, verweigerte ihr die Sakramente, verbot ihr, die Kirche zu betreten. Die Muttergottes und Engel standen ihr in diesen schweren Jahren getreulich bei, stärkten ihren Mut, rieten ihr, wie sie handeln sollte.

Ihre Gegner brachten den Erzbischof von Embrun dazu, den Wallfahrtsdienst jansenistischen Priestern zu übertragen. Diese leugneten von der Kanzel herab die wunderbaren Geschehnisse von Le Laus. Das Volk aber nahm davon ebenso wenig Notiz wie von ihren häretischen Verkündigungen. Allen Verboten zum Trotz hielt es an der Wallfahrt fest. Und auch die Seherin harrte aus. Hatte ihr doch Maria gesagt: „Deine Feinde wären glücklich, wenn Du verzagtest; denn dann würden sie ihr Ziel schnell erreichen“.

Aber der Tag kam, da diese Feinde weichen mußten. Der Bischof von Gap war ihrer Umtriebe überdrüssig geworden. Es gelang ihm, den Erzbischof von Embrun aus seiner Gleichgültigkeit aufzurütteln. Der Prior der Jansenisten wurde streng gemaßregelt und die Väter der Heiligen Wacht an deren Stelle berufen. Bald gelangte Le Laus zu neuer Blüte.

Benedikta verzehrte sich mehr und mehr im Dienst an den Pilgern und ihre Leiden steigerten sich ins Unermeßliche. Nach dem Ausspruch ihres Beichtvaters war sie nur geboren, um zu leiden.

BENEDIKTAS LEIDEN

1671 zeigte sich ihr zum ersten Male der Herr am Kreuz von Avençon in seinen Todesqualen. Darauf erlitt sie selbst die Passion. Fünfzehn Jahre hindurch verharrte sie, einmal wöchentlich, von Freitag vier Uhr nachmittags bis Samstag neun Uhr früh, starr und unbeweglich auf ihrem Lager, die Arme in Kreuzesform ausgestreckt, einen Fuß über dem anderen. Hatte sie aber, im Auftrage Marias, die Arbeiter, die an dem Kloster bauten, zu überwachen oder mit Essen zu versorgen, so blieben die Karfreitagsschmerzen aus. 1684 schwanden sie ganz, wurden aber von den schwersten Verfolgungen des Satans abgelöst. Sie stehen denen, die der heilige Pfarrer von Ars zu erleiden hatte, nur wenig nach und dauerten dreißig Jahre, bis zu ihrem Tode. Die Dämonen erschienen ihr in den greulichsten Gestalten. Sie peinigten sie Tag und Nacht, zerrten sie stundenlang in ihrer Stube umher, warfen sie ins Feuer, beraubten sie ihrer wenigen Habseligkeiten, tränkten ihre Kleider in Öl. Sie schleppten sie ins Felsengebirge, stürzten sie in Abgründe und ließen sie dort zerschlagen liegen. Sie war dann unfähig, ein Glied zu rühren, unfähig auch, im Dunkel der Nacht den Heimweg zu finden. Engel erbarmten sich ihrer und geleiteten sie, brennende Fackeln tragend nach Hause.

Sie wurde überhaupt eines vertrauten Umgangs mit Engeln gewürdigt. Sie verkehrten freundschaftlich mit ihr, beteten abwechselnd den Rosenkranz mit ihr, berieten sie in schwierigen Lagen, waren liebevoll um ihr seelisches und körperliches Wohl besorgt, tadelten sie wohl auch, wenn sie Fehler beging. Am 2. August 1700, dem Feste Unserer Lieben Frau von den Engeln, als die Jansenisten ihr den Sakramentsempfang verweigert hatten, wiesen Engel sie an, das Altartuch zu entfernen und reichten ihr mit eigener Hand den Leib des Herrn.

Durch Wohlgerüche hatte Maria sich in Le Laus von Benedikta finden lassen. Zu Lebzeiten der Seherin war die Kirche häufig von solchen erfüllt. „Eine Unmenge Personen kann dies bezeugen“, meldet der Chronist. 1690, am Vorabend von Maria Himmelfahrt, konnten alle in der Kirche anwesenden Pilger diese Wahrnehmung machen. Und heute noch werden einzelne Gläubige damit begnadet. In der Basilika fehlt jeder Blumenschmuck, um Zweifel über die Herkunft der Düfte auszuschließen. Gleichzeitig mit ihnen wird Friede und Freude übernatürlicher Art verspürt. Nach jeder Erscheinung der Gottesmutter strömten Benediktas Kleider tagelang unbeschreibliche Wohlgerüche aus. Auch bei ihrem Heimgang am Tage der Unschuldigen Kinder, 28. Dezember 1718, durchflutete ein wundervoller Duft die armselige Stube. In ihrer Todesstunde erschien ihr zum letzten Male auf Erden ihre „Gute Mutter“, wie sie sie immer genannt hatte und ohne Kampf, mit dem Ausdruck unaussprechlichen Glückes, verschied sie.

ENTFALTUNG DER WALLFAHRT

Ein Engel hatte Benedikta geoffenbart: „Le Laus ist Gottes Werk. Weder Menschen noch Dämonen können es je zerstören. Es wird dauern bis an das Ende der Zeiten und überall reiche Frucht tragen“.

Und wie die Gottesmutter verheißen hatte, entfaltete sich die Wallfahrt nach Benediktas Tod mehr und mehr. Die Manuskripte und Votivtafeln erzählen von Gnadenwundern aller Art. Die Zahl der Pilger stieg ständig und steigt noch immer. Eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten stand im Banne von Le Laus. Der heillige P. Eymard, der Gründer der Gesellschaft vom Allerheiligsten Sakrament, Dom Chautard, der bekannte Trappistenabt, der Romantiker Maurice Barrées, der Historiker Georges Goyau, Henri Ghéon, Paul Claudel, Jacques Maritain und noch viele andere.

Man spricht vom „Zauber von Le Laus“. Niemand, der gläubigen Herzens hinkommt, kann sich ihm verschließen. Ungemein lieblich ist die Lage des kleinen, zwischen Schluchten und hohen, felsigen Bergen eingebetteten Weilers. Ein Fluidum strömt dort, das das Herz fesselt, und das tief in die Seele eindringt. Jeder Weg, jeder Steg erinnert daran, daß Maria hier gewandelt ist. Prozessionen durchziehen das Tal, von Glockengeläute begrüßt; ergreifend singen die kleinen Sängerknaben das Lob der Himmelskönigin. Litaneien erklingen in rhythmischen Perioden, die man nie vergißt, wenn man sie einmal gehört hat. Ein Verehrer von Le Laus fand die schönen Worte: „Jede Schlucht, jeder Felsen erinnert an die himmlische Erscheinung. Wie von selbst fließt das Gebet von den Lippen der Pilger…“.

Der warme, persönliche Empfang, der dem Besucher von Le Laus durch die Missionäre und die Schwestern zuteil wird, ist nicht einer der geringsten Reize dieser gesegneten Stätte. Er scheint die Gegenwart der „Guten Mutter“ an ihrem Heimsuchungsort fortzusetzen. Man fühlt sich herzlich eingegliedert in die große Familie U.lb. Frau von Le Laus.

Versenkt in die Gruft des Heiligtums, das 1892 von Leo XIII. zur kleinen Basilika erhoben worden ist, vor dem Altar der winzigen Kapelle, die Rahmen der ersten Erscheinung der Gottesmutter in Le Laus war und heute, als kleiner Tempel im großen, den Chor der Kirche bildet, erwartet und empfängt Sr. Benedikta nun seit fast zweieinhalb Jahrhunderten die Pilger. Was sie aber noch erwartet, ist die offizielle kirchliche Anerkennung ihrer Sendung durch Rom. Der 1861 eröffnete Kanonisationsprozeß, der zuerst so gute Fortschritte machte, daß der Erzbischof von Sens im Mai 1872, währen eines feierlichen Festaktes das Dekret von der Ehrwürdigkeit Sr. Benediktas verkünden konnte, wurde durch den Krieg von 1870 und durch die Versetzung des Kirchenfürsten in seiner Verfolgung gehemmt. Erst 1891 konnte er überprüft werden und Leo XIII. bestätigte am 21. August 1894 die Genehmigung der Ritenkongregation. 1897 brachte der Bischof von Gap die Akten des abgeschlossenen Prozesses persönlich dieser Instanz, wo sie bis heute der Erledigung harren. Der jetzige Bischof von Gap und die Dominikaner bemühen sich weiterhin eifrig, die Erhebung Sr. Benediktas zur Ehre der Altäre zu erreichen.

1854 hat Pius IX. das Bittgesuch des Bischofs von Gap um die Krönung der Gnadenstatue genehmigt und die Ablässe erteilt. Am 25. Mai 1855 fand die feierliche Krönung statt, an der, außer dem päpstlichen Geheimkämmerer, mehrere Erzbischöfe, zahlreiche Bischöfe, sechshundert Priester und etwa vierhunderttausend (400’000) Gläubige teilnahmen.

Der Schluß des Festaktes vereinigte alle Anwesenden in dem Gebet:

„Herr Jesus Christus, der Du Deiner heiligsten Mutter Le Laus für die Bekehrung der Sünder geschenkt, und ein armes Hirtenkind zum Werkzeug der Wunder, die sich dort ereignen sollten, erwählt hast, gewähre uns durch ihre Fürbitte die Seligsprechung Deiner treuen Dienerin, der ehrwürdigen Sr. Benedikta Rencurel!“

Edina Zerboni

P.S.: La-Salette-Pilger können leicht einen Abstecher nach Le Laus machen, da es von Corps aus mit dem Autobus in eineinhalb Stunden zu erreichen ist!


Transkription P.O. Schenker, © by Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell (Schweiz)

Das frühe Zeugnis eines klarsichtigen, unerschrockenen Priesters der Tradition

KATHOLISCHE TRADITIONALISTEN-BEWEGUNG, NEW YORK

Text des Briefes, der am 15. August 1967 durch den Präsidenten der K.T.B. an Papst Paul VI. gesandt wurde

(Übersetzung [1967] aus dem Englischen von Paul Schenker)

Eure Heiligkeit,

Father Gommar A. De Pauw

Father Gommar A. De Pauw

Ich erinnere mich immer noch sehr lebhaft jenes Abends des 1. Dezembers 1965, als Eure Heiligkeit mich und meine Arbeit mit den traditionalistischen Katholiken, die mich als ihren Sprecher erwählten, persönlich segnete. Ich werde das warme Händeschütteln Eurer Heiligkeit nie vergessen, nachdem ich offen gesagt hatte, dass wir, die traditionalistischen Katholiken, bereit seien, in redlichster Weise mit Papst und Bischöfen für die Verwirklichung der Entscheide des Zweiten Vatikanischen Konzils zusammenzuarbeiten, hingegen weiterhin uns den falschen Auslegungen jener Entscheide widersetzen würden, die schon damals so viel Verwirrung in den Köpfen und Herzen unseres katholischen Volkes verursachten.

Ebenso erinnere ich mich daran, wie Eure Heiligkeit mich buchstäblich anflehte, die Katholiken, die ich in ihrem Kampf für „Wahrheit und Tradition“ führen sollte, zu drängen, den Glauben an die Kirche nicht zu verlieren. Und Eure Heiligkeit rechtfertigte diese Bitte mit den Worten: „Wenn sich einmal der durch das kürzliche Allgemeine Konzil aufgewirbelte Staub wieder gesetzt haben wird, wird die Kirche aus alledem mit erneuerter Kraft und Stärke hervorgehen.“

Darf ich demütig erwähnen, dass ich während dieser vergangenen eineinhalb Jahren so hart gearbeitet habe, wie es überhaupt irgend ein menschliches Einzelwesen tun kann, um genau das zu vollbringen, was Eure Heiligkeit von mir verlangte: den Glauben an unsere Kirche am Leben zu erhalten unter jenen Katholiken, die berechtigterweise so sehr beunruhigt wurden, dass sie sich selbst und anderen öffentlich die Frage stellten: „Was in Gottes Namen geht mit unserer Katholischen Kirche vor sich?!“ Und darf ich hinzufügen, dass einer der hauptsächlichen Gesichtspunkte meiner Bemühungen, jenen Glauben an unsere Kirche am Leben zu erhalten, durchwegs die Betonung des Glaubens an die göttliche Grundlegung des römischen Papsttums und die respektvolle Treue zu seinem gegenwärtigen Amtsinhaber, Eurer Heiligkeit Paul VI., war?

Schon damals, am 1. Dezember 1965, bat mich Eure Heiligkeit zu erkennen, dass unsere Kirche „eine der schlimmsten Krisen ihrer Geschichte“ durchlaufe. Wenn eine solche Beschreibung der Lage unserer Kirche dann zutraf, wieviel mehr kann dann dasselbe gesagt werden von unserer Kirche heute! Zu sagen, dass sie vom Regen in die Traufe fiel, wäre die größte Untertreibung des Jahrhunderts.

Die heutige Lage der Katholischen Kirche ist unter dem Punkte der Häresie in Lehrbelangen, des tatsächlichen Schismas und selbst des Glaubensabfalls. Sie ist in einem Zustand des Chaos und des völligen Zusammenbruchs, infolge der systematischen Vernichtung zuerst unserer liturgischen und anderen Überlieferungen und nun selbst unserer Glaubenssätze und Sitten.

Im Jahre 1965 reichten wir Eurer Heiligkeit ehrerbietig die Bittschrift ein, sich zu vergewissern, dass unsere amerikanischen Bischöfe die neuerlassene Konstitution über die Heilige Liturgie korrekt verwirklichen und die Beibehaltung wenigstens einer traditionell-lateinischen Messe pro Tag für die Millionen von Katholiken des „Lateinischen“ Ritus gestatten, welche nach wie vor viel tiefere geistige Befriedigung in der traditionellen Messe finden, als in irgendeiner der Neuheiten, die ihnen jetzt in ihren Kirchen erhältlich sind.

Wir baten Eure Heiligkeit ebenfalls, die größte Mäßigung von gewissen Mitgliedern der nachkonziliaren Liturgie-Kommission in Rom zu verlangen und die unglaublich radikalen und nutzlosen Änderungen zu verhindern, die sie damals fanatisch vorbereiteten und die dazu angetan waren, wir wiesen darauf hin, die Verwirrung und Verzweiflung zu erhöhen, welche die ersten liturgischen Änderungen bereits unter den Katholiken, Priestern wie Laien, gezeitigt hatten.

Nicht nur wurden unsere Bittstellungen von 1965 missachtet, sondern jene von uns, die es wagten, sie öffentlich zu unterbreiten, wurden verhöhnt, verlästert, verleumdet, geächtet und, ja, verfolgt. (Ich brauche Eure Heiligkeit nicht daran zu erinnern, was ich persönlich unter unserem „liberalen“ Establishment unter der Führung des selben Bischofs von Baltimore leiden musste, den Ihre Berater auf Ihre Liste der neuen Kardinäle zu gerade der Zeit setzten, als er durch Ihr Heiliges Offizium wegen Beschuldigung der Irrlehre untersucht wurde.)

In offener Verletzung aller vergangenen und gegenwärtigen liturgischen Weisungen wurde die römisch-katholische Liturgie, einst Gegenstand des Neides aller anderen Religionen, für alle praktischen Zwecke vernichtet. Und es gibt uns äußerst wenig persönliche Befriedigung, zu wissen, dass alle Verantwortlichen für diese Vernichtung im Voraus unwiderruflich verflucht und durch das immer noch gültige feierliche Dekret des Konzils von Trient: „Wenn jemand sagt, die Messe dürfe nur in der Landessprache gefeiert werden, so sei er verflucht.“ (Kanones des Heiligen Messopfers, Nr. 9).

Zwangsänderungen haben unsere traditionellen Gepflogenheiten mit den „Blitzlichtchen“ unseres Establishments ersetzt, das täglich seine Versuche vermehrt, das „Volk Gottes“ unter das Joch zu zwingen, „protestantische“ Katholiken zu werden. Unsere Kirchen sind nicht mehr katholisch im Äußeren, in der Atmosphäre oder im Zweck. Tische, die wie Metzgerbänke oder Bügelbretter aussehen, haben unsere Altäre ersetzt, in vollkommener Harmonie mit den Weisungen der protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert, die darauf ausgingen, den Glauben an das Dogma der Wesensverwandlung und den Opfercharakter der Messe zu zerstören und sie durch ein symbolisches Transsignifikations-Gemeinschaftsmahl zu ersetzen.

Unsere Heilige Messe ist verschwunden, und an ihrer Statt wird unserem Volke eine heilige Messe angeboten, von einer landessprachlichen Leere, bar der Sicherheit, Ruhe, Einförmigkeit und Würde unserer traditionellen lateinischen Liturgie. Lieder, die in Beziehung stehen mit den antikatholischen Rebellionen Luthers, Calvins und Wesleys haben formlos unsere geliebten katholischen Lieder zu Gott und zur Heiligsten Mutter entwurzelt, während unsere einzigartige katholische gregorianische und mehrstimmige Musik aufgegeben wurde um der Melodien und Instrumente willen, die manchmal vom dekadenten Milieu junger menschlicher Tiere entlehnt sind.

Kommunionbänke werden weggerissen und die heilige Kommunion wird dem „Volk Gottes“ verwehrt, es sei denn, es stehe (und knie nicht), um Ihn zu empfangen, bei der Erwähnung des Namens Dessen alle Knie sich beugen müssten, wenn man immer noch dem Text des „nicht-revidierten“ Neuen Testaments trauen kann, den wir einst in unseren katholischen Institutionen erhielten.

Das Allerheiligste Sakrament, das „am Ehrenplatz in der Mitte“ aufbewahrt werden müsste, gemäß den berechtigten Liturgie-Weisungen, wird abgeschoben in eine dunkle, schuhschachtelähnliche Nische, wo es weit weniger als zweitrangig ist neben dem thronartigen Sitz des präsidierenden klerikalen Buddha, aufgestellt im toten Zentrum einer religiös angestrichenen Diskothekbude, aus welcher die traditionellen Statuen und Kreuzweg-Stationen zur nächsten Versteigerungs-Galerie oder Antiquitäten-Handlung verschifft wurden.

Eine ständig wachsende Zahl von einst unverdächtigen Katholiken gewahren plötzlich, dass sie, wie wir vor mehr als zwei Jahren voraussagten, allmählich, zuerst mit spitzfindigen und dann mit zunehmend dreisten Änderungen in der Liturgie, in einen humanistischen Ritus eines universalen Bruderschaftsmahles eingeführt werden, Ausdruck der existenzialistisch-pantheistischen Auffassungen einer „Ein-Welt-Religion“, die den Weg bahnt für eine kommunistisch-kontrollierte „Ein-Welt-Regierung“.

Aber nicht nur unsere liturgischen Überlieferungen wurden zerstört. Selbst die Glaubens-Gebräuche und Sitten unserer katholischen Erbschaft werden jetzt in unserer sogenannten „Aggiornamento-Kirche“ versteigert. Ständig, tagein, tagaus seit dem II. Vatikanischen Konzil, wurde umstürzlerisch Schlamm in die Köpfe der römischen Katholiken in Amerika abgesetzt.

Newart, New Yersey – 17. Juli 1966 – Bischof Blaise S. Kurz, O.F.M., links, und Rev. Gommar A. De Pauw von der Katholischen Traditionalisten-Bewegung, konferieren vor der Vorlesung im Hotel Robert Treat. (Photo Newark Evening News)

Unsere „katholischen“ Universitäten, Seminarien und Kollegien verwerfen rundweg den religiösen Charakter, der ihre Existenz rechtfertigte, und ihre Lehrer von der „neuen Theologie“ stellen in Frage, wenn sie sie nicht geradezu verwerfen, jeden Lehrsatz unseres doktrinellen Erbgutes. Nicht nur machen sie nun den gegenständigen und historischen Wert sowohl der Schrift wie der Tradition lächerlich, sondern sie merzen sogar selbst so grundlegende christliche Glaubenssätze aus wie die Gottheit unseres Herrn und Erlösers, Seine jungfräuliche Geburt sowie den Glauben an die Heiligste Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiliger Geist, nun äußerst lässig ersetzt durch die unheilige Dreifaltigkeit von Marx, Freud und Teilhard de Chardin.

Sonntag für Sonntag werden unsere überlieferten Dogmen und Sittengesetzte mit pseudomodernen Predigten vom Sozialismus oder schlimmer angeschwärzt, der von unseren Lehrstühlen herkommt, die besetzt sind von Klerikern „neuer Zucht“, deren krankhafte Sexbesessenheit sie auf den tiefen Punkt gebracht hat, nicht nur das Ende des klerikalen Zölibats zu befürworten, sondern sogar Hurerei, Homosexualität, Versuchsehen, künstliche Geburtenkontrolle, Scheidung und Abtreibung zu verzeihen.

Die Presse- und Radio- und Fernseh-Vorstellungen unseres Establishments sind total beschlagnahmt von den gleichen häretischen Mächten. Und unsere einst respektierten Nonnen wurden nicht nur nichtseiende Nullen (nonentity „nones“ – beachten Sie das Wortspiel!) mit absurdem Benehmen und eben solcher Kleidung, sondern sie sabotieren die religiöse Unterweisung unserer Kleinen und Kinder, indem sie unsere traditionellen Katechismen mit Gehirnwäsche-Religionsbüchern ersetzen, die den Geist unserer kommenden Generationen spitzfindig vergiften zur Annahme von zuerst einer unitaristischen, dann einer pantheistischen und schließlich einer atheistischen Lebensphilosophie. Während einige unserer amerikanischen Kardinäle und Bischöfe diesen apostatischen Horden religiöser Aufrühren weit vorangehen, vergräbt der Rest unserer Hierarchie ihre Köpfe im Sand, indem sie ihre Gewissen mit dem sprichwörtlichen „Alles wird i.O. sein!“ in den Schlaf wiegen oder versuchen, das Vertrauen und das Ansehen, das sie im eigenen katholischen Volke nicht mehr genießen, damit zu kompensieren, dass sie mit jenen außerhalb der Herde liebäugeln, nur um nichts als eine oberflächliche Harmonie zwischen den Bekenntnissen zu produzieren, die auf dem Flugsand doktrinellen Kompromisses und falscher Hoffnungen aufgebaut ist. Eure Heiligkeit, wir, die traditionalistischen Katholiken, sehen das Übel sichtbar vorhanden und verwerfen jeglichen Teil dieses Übels!

Eure Heiligkeit weiß besser als irgend eine andere Person, wie wir von der K.T.B. uns zurückhielten, um treu und gehorsam zu bleiben sowohl dem Geiste wie dem Buchstaben des kürzlichen Allgemeinen Konzils, einschließlich jener seiner nicht-doktrinellen Entscheide, von welchen wir weder die Notwendigkeit noch die Zweckmäßigkeit verstehen konnten. Jedoch, indem wir die „konziliare“ Kirche, die man uns im Namen des II. Vatikanums aufgezwungen hat, näher betrachten, und indem wir ganz einfach den Baum an seinen Früchten beurteilen, sind wir versucht, einem Ihrer eigenen, nächsten Mitarbeiter in Rom zuzustimmen, von dem gesagt wurde, das kürzliche Vatikanische Konzil charakterisiert zu haben als: „eine dunkle Burleske, gespielt von einer Anzahl von Taugenichtsen, von welchen einige, trotz den Goldkreuzen auf ihrer Brust, nicht einmal an die Heiligste Dreifaltigkeit oder an die Jungfrau glauben.“

Eure Heiligkeit, wir waren, wir sind, und wir beabsichtigen zu bleiben, Glieder der KATHOLISCHEN Kirche, und wir lehnen es ab, in irgendeine neue KONZILS-Kirche absorbiert zu werden! WIR VERDAMMEN UND VERWERFEN DIE KONZILS-KIRCHE!

Trotz all den gigantischen und ausgedehnten Förderungsmethoden, die gebraucht werden, um sie zu „verkaufen“, misslingt es der „KONZILS“-Kirche, das Publikum zu faszinieren, und sie lehnt es ab, die Einzelperson geistig zu erfrischen. Statt dessen ist sie widerlich bis zum Punkte des Verwerfens, was so tragisch offensichtlich ist im ständigen Tief der Zahl unserer Konversionen und religiösen Berufungen und dem pathetischen Abzug unserer treuesten und ergebensten Katholiken, welche die fast erstickte Kerze der überlieferten katholischen Glaubenslehren und -übungen von unseren entweihten Kirche in die Untergrund-Heiligtümer ihrer Herzen und Heime übertragen.

Eure Heiligkeit, wenn nicht eine UNVERZÜGLICHE MASSNAHME von IHNEN getroffen wird, wird die öffentliche Wirklichkeit der Katholischen Religion sehr bald ausgelöscht sein. Schon ist die Erinnerung an eine „wirkliche“ Messe in den Gedächtnissen unserer jüngeren Generation am Verblassen, währenddem ihre Älteren gleichgültig oder verbittert werden über eine Kirche, die, wenn all ihre früheren Glaubenslehren und -übungen so belanglos waren, dass sie so plötzlich und drastisch ersetzt werden können, sie als den größten Betrug, der je verzeichnet wurde, lieber vergessen.

Eure Heiligkeit, tun Sie einen letzten, scharfen Blick auf die sterbenden Gluten Ihrer Kirche und der unsrigen! Und entscheiden Sie, rundweg und aufrichtig, ob Sie es wünschen, ein PAPST zu sein, Stellvertreter Jesu Christi, Oberster Hirt der einen, wahren Kirche, oder ob Sie Ihr geläufiges Bild als den BISCHOF von Rom, den ersten unter Gleichen, mit einem EHRENplatz, aber ohne Autorität, inmitten der Reihen des sogenannten „Kollegiums“ der Bischöfe verewigen wollen.

Ohne Sie persönlich beleidigen zu wollen, müssen wir wahrhaftig bekennen, dass wir nicht im geringsten interessiert sind am Bischof oder sogar Patriarchen Montini. Die wahre Zuneigung und den gehorsamen Respekt, die wir immer noch für Sie haben, ergehen zu Ihnen nur als PAPST Paul VI., Stellvertreter Christi, Oberster Hirte, mit wahrer Rechtsprechungs-Gewalt über alle Katholiken, einschließlich der Patriarchen, Kardinäle und Bischöfe. Nur ein PAPST, der gewillt ist, seine gottgegebenen Vorrechte auszuüben, kann die Kirche jetzt vor weiterer Zersetzung retten!

Erinnert sich Eure Heiligkeit daran, wie begeistert sie meine Hände in die seine nahm an jenem 1. Dezember 1965, als ich Ihnen ehrerbietigst aber offen sagte, dass wir nicht an 2500 kleine Päpste, sondern vielmehr an 2500 Bischöfe und EINEN PAPST glauben?

Diese politische Standortbestimmung unserer K.T.B. gilt noch heute, mit diesem Unterschied: abgesehen von wenigen Ausnahmen, die wir an den Fingern einer Hand abzählen können, GLAUBEN WIR NICHT MEHR AN UNSERE BISCHÖFE, DIE SIE UND UNS BETROGEN HABEN, aber wir glauben immer noch an einen Papst! Wir glauben sogar immer noch an Papst Paul VI., WENN er beginnt, sofort das zu tun, was er bisher unterlassen hat: ZU HANDELN WIE EIN PAPST!

Eure Heiligkeit, darf ich Ihnen ehrerbietigst, aber mit der Offenheit eines erwachsenen Sohnes, der seinen Vater tief liebt, sagen, dass, entgegen dem, was Ihnen Ihre Umgebung von Flattierern sagt, Ihr Bild bei den traditionalistischen Katholiken, Ihren treuesten Söhnen und Töchtern, dasjenige eines sehr schwachen Papstes ist, der heute dem widerspricht, wozu er sich gestern bekannte und seine Energie mit dem Versuche verschwendet, die Unversöhnlichen zu versöhnen: Wasser und Feuer, Irrtum und Wahrheit, Modernismus und Traditionalismus.

Wir von der K.T.B. lehnen es immer noch ab, uns der wachsenden Zahl jener Katholiken in der ganzen Welt beizugesellen, die Sie anklagen, Mitschuldiger zu sein an dem Team, das darauf aus ist, die Kirche, die wir einst kannten, zu zerstören und weniger daran interessiert zu sein, Oberster Hirte der einen, wahren Kirche Christi zu bleiben, als Chef-Kaplan einer neuen Ein-Welt-Religion im Dienste der Ein-Welt-Regierung zu werden.

Wir von der K.T.B. haben immer noch in der Reserve unserer Herzen die begeisterte Loyalität aufgestaut, die wir, die traditionalistischen Katholiken, ausschließlich für unseren Obersten Hirten beiseite setzen. Und wir würden nichts lieber tun, als die vergangenen vier Jahre zu vergessen und unsere Loyalität auf einen Paul VI. zu ergießen, der sich in einen neuen heiligen Pius X. verwandelt hätte, der den Mut hatte, der Wirklichkeit der Feinde in unseren eigenen Reihen ins Angesicht zu schauen und sie zu verurteilen. Die ersten vier Jahre Ihres Pontifikates, Eure Heiligkeit, waren enttäuschend für die treuesten Ihrer Söhne und Töchter. Aber, mag es auch noch so spät sein, Sie haben immer noch die Gelegenheit, einmal mehr ein Fähiger anstatt ein Schuldiger zu sein (to be capable instead of culpable).

Mögen wir, die traditionalistischen Katholiken, deren unwürdiger Sprecher ich bin, Eurer Heiligkeit aus der Sackgasse helfen, in die Ihre Feinde Sie gedrängt haben, indem wir Ihnen demütig folgende Gesuche unterbreiten:

1. ÖFFENTLICH ÜBER ALLE ZU GEBOTE STEHENDEN INERNATIONALEN ÖFFENTLICHEN MITTEL ANZUKÜNDIGEN, DASS SIE WIEDER DIE VORRECHTE DES OBERSTEN HIRTEN DER EINEN, WAHREN KIRCHE CHRISTI AUSÜBEN WOLLEN UND DASS DIE ZWISCHENREGIERUNGSZEIT VATIKAN II. VORÜBER IST.

Lassen Sie die Welt wissen, dass das Zweite Vatikanische Konzil als ein ehrlicher Versuch von seiten eines wunderbar aufrichtigen aber unverschämt missbrauchten alten Mannes begann, des unvergesslichen „guten Papstes Johannes“, aber sich als ein schrecklicher Fehler herausgestellt hat.

Mag sein, dass es gerade die Angst vor dieser fürchterlichen Möglichkeit war, welche den Heiligen Geist veranlasste, Papst Johannes von allem Anfang an erklären zu lassen, dass Vatikan II ungleich allen vorausgegangenen Oekumenischen Konuzilien, kein doktrinelles Konzil, sondern einfach ein PASTORALES war, womit die Türe offen blieb für irgend einen zukünftigen Papst, es aus der Geschichte zu tilgen.

Eure Heiligkeit, wenn aufrichtige Menschen einen Schnitzer begehen, geben sie ihn zu und versuchen ihn so rasch wie möglich wieder gutzumachen. Vatikan II hat soweit nichts anderes hervorgebracht als Verwirrung und Uneinigkeit unter dem Volke der Kirche Gottes. Es braucht Demut und Mut, zuzugeben, dass selbst ein Papst außerhalb des Bereiches seiner unfehlbaren ex-cathedra-Entscheide, einen Schnitzer begehen kann. Aber es ist gerade diese Sorte von Demut, die einen wahrhaft großen Führer seinen Untergebenen beliebt macht. Selbst so, Sie wissen es besser als alle von uns zusammen, ist es nichts, das Gesicht zu verlieren, verglichen mit dem Verluste der Seelen.

Treten Sie SOFORT UND FÜR IMMER zurück von jenem falsch interpretierten und missbrauchten „Kollegialitäts“-Dekret. Die Last des Papsttums kann nicht geteilt werden, und es war nie die Absicht, dass dem so sei. Petrus und Petrus allein wurden die Schlüssel des Königreiches übergeben. Petrus und Petrus ALLEIN wurde erkoren, den Glauben „seiner Brüder“ zu stärken, die ersten Bischöfe, die die Urkirche regierten, nicht nur MIT, sondern UNTER Petrus. Hören Sie auf, jene Bischofs-Mitra zu tragen, und setzen Sie die päpstliche Tiara zurück auf Ihr gesalbtes Haupt, wohin sie gesetzt wurde am Tage, da Sie es annahmen, als Christi Stellvertreter und Oberster Hirte zu dienen. Sie nahmen das Amt an; Sie haben einen Geschmack von den Verantwortungen; es sind die beiden Seiten dergleichen Münze. Geben Sie uns eine neue Gelegenheit, die Welt einmal mehr wissen zu lassen, dass „HABEMUS PAPAM!, dass wir einen Papst haben!“

Hören Sie auf, Entscheide anzunehmen, die von Ihren angeblichen „Beratern“ getroffen werden. Stehen Sie auf Ihren eigenen zwei Füßen! Diese Berater haben Sie und die Kirche in den Abgrund ihrer antichristlichen Aktivität geführt. Sie haben Sie in eine Weltlage hineingezwängt, sich scheinbar wohl zu fühlen in so unmöglichen Situationen wie Ihr Gebet im „Meditations-Zimmer der pantheistischen Missgeburt der Vereinten Nationen, Ihre Weigerung, dem bevorzugten Seherkind von Fatima die Ehre zu geben, welche öffentlich bekannten reulosen Exempeln von degradierten Weibsbildern gewährt wird, Ihr Liebäugeln und Austausch von Symbolen religiöser Autorität mit Führern von Sekten, die immer noch häretisch sind, und vor allem Ihre Ehrerbietung gegenüber Führern des internationalen Kommunismus, der immer noch darauf aus ist, unsre Kirche zu zerstören und alle andern religiösen Körperschaften ebenso.

Hören Sie auf, auf die politisch eingestimmten und diabolisch-orientierten „Berater“ zu hören, die die höchsten Staffeln unserer Kirche infiltriert haben, genau so wie Unsere Liebe Frau es vorausgesagt hat in ihrer letzten Botschaft von Fatima, die ungerechtfertigterweise nun schon während sieben Jahren unserem katholischen Volke vorenthalten wurde.

Hören Sie auf, auf die rot- und purpurbekleideten Geheim-Atheisten aller Orte zu hören, die Ihre Alitalia-Düsenmaschine für ein anderes Melodrama in Moskau bereiten.

Hören Sie statt dessen auf die wahrhaftigen römischen Katholiken, die traditionalistischen „Männer und Frauen im Kirchenbank“, die wollen, dass ihr Papst wie ein Papst handle; die gleichen Katholiken, die nach wie vor knien, wenn sie ihren lebendigen Gott in der heiligen Kommunion empfangen, die immer noch den Rosenkranz zu ihrer Mutter im Himmel beten, die immer noch die Knie beugen, bei den Worten „Und das Wort ist Fleisch geworden, durch den Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria, und ist Mensch geworden“, die immer noch das Letzte Evangelium des hl. Apostels Johannes in ihren ausgetragenen Missalen lesen; die immer noch die Leoninschen Gebete nach der Messe für die Bekehrung Russlands beten, die immer noch an Freitagen sich des Fleisches enthalten, die immer noch am Sonntag in die Kirche gehen anstatt an Samstagen; in einem Wort, die traditionalistischen Katholiken, die es ablehnen, ihre Hinterteile dem Sohne Gottes zuzuwenden, um irgend eines Menschensohnes willen, trotz dem Rot und Purpur, das er stolz aufputzt.

2. SCHAFFEN SIE EINEN NEUEN „LANDESSPRACHLICHEN RITUS“ FÜR JENE, DIE INTERESSE DARAN HABEN UND WIEDERBELEBEN SIE ÖFFENTLICH UNSEREN JETZT SCHLUMMERNDEN, JAHRHUNDERTEALTEN LATEINISCHEN RITUS, INDEM SIE AUS IHM DIE PRÄLATEN UND PRIESTER ELIMINIEREN, DIE SEINE VERNICHTUNG GEPLANT HABEN.

Wenn es immer noch Personen gibt, die es vorziehen, indem nun de facto existierenden „nicht-lateinischen“ Ritus zu verharren, wünschen wir gewiss nicht, dieselben um diese Befriedigung zu bringen. Wir würden ihnen nur vorschlagen, dass sie ihrerseits Eure Heiligkeit bitten, in ihrem nicht-lateinischen Sektor Ihrer Kirche etwas herauszumisten und das Haus zu räumen von solchen Krebsflecken wie Baltimore, Chicago, Detroit, San Francisco, Atlanta, Oklahoma, San Diego und andere Worcesters, die zwangsmäßig das Ganze anstecken. Freunde an der Oberfläche sind die häretischen Pseudokardinäle und Bischöfe, die jenen Diözesen vorstehen. Ihre Feinde hinter Ihrem Rücken, Eure Heiligkeit.

Wir, die traditionalistischen Katholiken, jedoch können unmöglich länger irgend etwas zu tun haben mit einem Establishment, das die Überlieferungen und Glaubenslehren der Kirche unserer Väter völlig verraten hat.

Wir haben Auskünfte erhalten, wonach die kommende Bischofs-Synode, die nächsten Monat in Rom beginnen soll, nun endlich willens ist, die Zelebration einer Messe in Lateinisch jeden Sonntag in jeder Pfarrei zugunsten jener von uns zu empfehlen, die als ältere Katholiken beschrieben werden, die sich noch nicht dem sogenannten „Aggiornamento“ angleichen konnten.

Während wir diese Übereinkunft vor zwei Jahren oder sogar vor einem Jahr hätten dankbar annehmen können, müssen wir heute einen solchen Vorschlag mit Bedauern als „zu wenig und zu spät“ bezeichnen! WIR SIND NICHT MEHR LÄNGER TEIL DES KONZILS-KRICHEN-ESTABLISHMENTS, und keine verspäteten Reste der lateinischen Messe können nun den geistigen Hunger der traditionalistischen Katholiken stillen. Wir könnten einfach den Geruch nicht aushalten eines Wohnraumes, in dem wir wieder unter dem gleichen Dach leben müssten mit den Shehans, den Deardens und andern „Codys“, einer alfrinkitis-infektierten Konzils-Kirche, die einen Bund geschlossen hat mit dem Tod und einen Pakt mit der Hölle.“ (Isaias, 28.25.)

Eure Heiligkeit, ich erkenne vollkommen, wie vermessen es von mir wäre, Eure Heiligkeit in Sachen solcher Natur einfach in meinem eigenen Namen anzugehen. Jedoch, möge es Eurer Heiligkeit gefallen, die folgenden konkreten Vorschläge anzunehmen als herstammend von den Millionen bedrängter und leidender, treuer römischer Katholiken, deren Sprecher ich in den Vereinigten Staaten von Amerika geworden bin, sowie der ungezählten übrigen Katholiken, mit welchen unsere Bewegung in 28 andern Ländern ihre Bemühungen koordiniert hat.

Es ist im Namen jener Millionen loyaler römischer Katholiken, dass ich nun formell Eure Heiligkeit ersuche, einen neuen „Landessprache-Ritus“ für jene zu schaffen, die daran interessiert sind und öffentlich unseren nun eingeschlummerten jahrhundertealten lateinischen Ritus wieder zu beleben durch die Eliminierung aus ihm der Prälaten und Priester, die seine Zerstörung geplant haben.

Dieser verjüngte lateinische Ritus wird natürlich die Lehren des überlieferten „Glaubensbekenntnisses“ sowie seinen begleitenden Antimodernisteneid einschließen, und er wird leben von den Gesetzen und der Liturgie, wie sie bis zum 9. Oktober 1958 existierten, dem Tag, da der heiligmäßige Papst Pius XII. zu seinem ewigen Lohn einging.

Die Mutter, die freizügig einigen ihrer Kinder erlaubt, ihre abessinischen, ihre alexandrinischen, ihre antiochinischen, ihre armenischen, ihre byzantinischen, ihre chaldäischen und andere Riten beizubehalten, sollte nicht weniger tun für ihre Kinder lateinischen Ritus, die der Behandlung als die sprichwörtlichen Stiefkinder überdrüssig sind und sich zu dieser öffentlichen Bestätigung ihrer Reife und ihrer Glaubensliebe ebensosehr berechtigt fühlen.

Respektvoll verlange wir, dass Eure Heiligkeit persönlich und sofort, ohne irgendeine der üblichen bürokratischen Verzögerungen zu durchgehen, den „Vernakularisten“ gewisse Kirchen, Pfarrhäuser, Schuppen, Klöster und Seminarien zuweise, die ihren Bedarf decken und zur selben Zeit feierlich die festgelegten Eigentumsrechte der Traditionalistischen Römischen Katholiken des Lateinischen Ritus über alle übrigen römisch-katholischen Kirchen-Bauten und -Besitztümer in den USA erneut bekräftige.

Wir verlangen ehrerbietigst, dass Eure Heiligkeit den Moderator der K.T.B., seine Exzellenz, Bischof Blaise Kurz, zum Haupt-Ordinarius des traditionalistischen lateinischen Ritus in den USA ernenne und ihm die Macht verleihe, mit der sofortigen Weihe von neuen Bischöfen zu beginnen, die ausgewählt würden von der Liste der einhundertundsechsundfünfzig amerikanischen Priester, die sich mir in dieser letzten, allerstärksten Bemühung, unsere Kirche zu retten, angeschlossen haben.

Darf ich Eure Heiligkeit auch darüber in Kenntnis setzen, dass diese Priester, die Auslese der Ernte, auch noch unterstützt werden durch fünfzehn Schwestern, elf Brüder, elf Seminaristen und zweitausendeinhundertachtundzwanzig amerikanische Familien, die bereit sind, SOFORT unseren erneuerten, jahrhundertealten lateinischen Ritus zu organisieren und zu unterstützen zugunsten der Millionen der übrigen Katholiken, die insgeheim ihre Unterstützung uns gegenüber geäußert haben und nur auf die öffentliche Bestätigung Eurer Heiligkeit warten, um unseren Reihen öffentlich beizutreten.

Eure Heiligkeit! Im Namen Jesu Christi, Ihres und unseres Herrn und Erlösers, haben Sie den Mut, die falschen Hirten fortzujagen und auf Ihr eigenes Gewissen zu hören! Beweisen Sie einmal mehr Freund und Feind zugleich, dass die Pforten der Hölle in der Tat sie (die Kirche) nicht überwältigt haben. Stochern Sie die Gluten einer sterbenden Kirche auf und, mit ritterlicher Verzweiflung, machen Sie ihr einmal mehr ein Haus der Zuflucht, anstatt ein Haus der Verweisung (a House of Refuge in lieu of a house of refuse!) Verbinden Sie und reiben Sie nicht die nagenden Wunden des Mystischen Leibes Christi (bind instead of grind).

Heiliger Vater! Wir bitten Sie, die Appische Sackgasse zu verlassen, in die Ihre Berater Sie gesteuert haben. Wir wollen nicht, dass Sie die Seiten zukünftiger Geschichtsbücher als einer unserer schwachen Päpste beehren und dass Ihr Bild darin gezeichnet werde als „Paul der Schwache“ anstatt „Paul der Große“. Lassen Sie die Geschichte Paul VI. wiedererzählen, als den Papst, der die Kirche wieder zur Wachsamkeit führte (on G-U-A-R-D), den Papst, der nach einer der größten Krisen in ihrer Geschichte, der Kirche ihre Attribute der Größe, Einheit, Autorität, Ehre und Würde (Greatness, Uniformity, Authority, Respect and Dignity) zurückgab. Eure Heiligkeit! Es wäre wirklich sehr ungereimt vom Sprecher der loyalen traditionalistischen römischen Katholiken, Absender von Ultimaten zu werden in seinen Unterhandlungen mit dem Obersten Hirten seiner Kirche. Jedoch, ich wäre nachlässig in meinen Verantwortungen Ihnen gegenüber, unserem Papst, und gegenüber dem Volke, das ich vertrete, wenn ich nicht unmissverständlich betonte, dass die Geduld der traditionalistischen Katholiken den Punkt des Zerreißens erreicht hat.

Wir können nicht mehr länger Teil eines Establishments bleiben, das bereit ist zur äußersten Schändung unserer Heiligen Mutter, der Kirche. WIR MÜSSEN UND WOLLEN DIE KETTEN BRECHEN, DIE UNS IMMER NOCH GEWALTSAM AN EIN SYSTEM GEBUNDEN HALTEN, das Christus verleugnet, auf heiligen Überlieferungen herumtrampelt, einst verehrte Liturgie- und Bußübungen schmäht, den Glauben und die Sitten zukünftiger Generationen vernichtet und eine Hierarchie und einen Klerus verewigt, die/der sich verpflichtet hat, einst freiwillig angenommene Verantwortungen zu ersetzen mit einem Leben erfüllter persönlicher Ambitionen und sittlicher Doppelzüngigkeit.

Eure Heiligkeit! Wenn wir nicht eine zufriedenstellende Antwort von Eurer Heiligkeit erhalten oder wenigstens eine Gelegenheit, unsere Gesuche und Vorschläge innerhalb der nächsten sechs Monate mit Eurer Heiligkeit PERSÖNLICH zu besprechen, werden wir unsere Gesuche als verneint und unsere Vorschläge als abgewiesen erachten und den traurigen und tragischen Schluss ziehen, dass UNSERE MUTTER, DIE KIRCHE, VORÜBERGEHEND DIE BESTEN IRHER KINDER VERLASSEN HAT.

Ich bete zu Gott und zu Seiner Heiligsten Mutter, deren Aufnahme in den Himmel wir heute feiern – und Millionen in der ganzen Welt vereinigen sich mit mir in diesem Gebet – , dass ein so dunkler und tragischer Tag nie kommen möge. Aber, wenn wir keine andere Wahl haben, werden wir die kleine, aber immer noch brennende Kerze unseres traditionellen katholischen Glaubens eifersüchtig beschützen und geduldig unsere geistige „Widerstands“-Bewegung ohne die erhoffte päpstliche Gutheißung weiterführen.

Ich verdanke es Eurer Heiligkeit, hiermit aufrichtig zu sagen, in der vollen Erkenntnis unserer Verantwortung vor Gott, unserer Kirche und den Seelen, die unserer Obhut anvertraut sind, DASS WIR FÜR JEDWEDE EVENTUALITÄT BIS ZU DEM PUNKTE BEREIT SIND, DASS WIR DIE NÖTIGEN SCHRITTE UNTERNOMMEN HABEN, DIE GÜLTIGE APOSTOLISCHE NACHFOLGE INNERHALB UNSERER REIHEN ZU GARANTIEREN.

Heiliger Vater! Verwerfen Sie nicht die besten und treuesten Ihrer Söhne und Töchter! Doch, selbst wenn Paul VI. seine Seele und sein Herz uns verschließen sollte – Quod Deus avertat! – WIR WERDEN DAS PAPSTTUM NICHT VERWERFEN! Verlassen von Ihnen, würden wir traurig beten und warten auf den Tag, da ein neuer Nachfolger des hl. Petrus seine Arme wieder öffnen würde jenen seiner Kinder, deren einziges „Verbrechen“ es war, den Ermahnungen Ihres Namenspatrons nachzuleben: „Selbst wenn ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkünden sollte als jenes, das wir euch verkündeten, so sei er verflucht“ (Gal. 1,8), oder jener andern, frühen Kirchenführer, die uns lehrten: „Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg. 5, 29)

Lieber Heiliger Vater, einmal wurde ich gewarnt von meinem nun Feind gewordenen Freund, Ihrem ehemaligen Delegierten in Washington – jetzt KARDINAL Vagnozzi! -, dass Sie sehr wohl beeinflusst werden könnten von Ihren „Beratern“, Ihren Segen 1965 für mich und die K.T.M. zu ersetzen durch selbst die strengsten disziplinarischen Maßnahmen. Er konnte mich nicht einschüchtern, weil ich immer noch genügend einfachen kindlichen Glauben habe, dass kein Stellvertreter Christi je in eine solche Art von Abgrund hinein kapitulieren könnte.

Unterdessen werde ich fortfahren, jedem selbst-stilisierten „kleinen Papst“ Widerstand zu leisten, der versucht, mich zum Aufgeben zu drängen, und werde fortfahren, ihm die Worte zu zitieren vom hl. Thomas Morus, der sein irdisches Leben mit der Verteidigung der wahren Kirche verwirkte. Als der ihn gerichtlich verfolgende Shehan seiner Tage diesen „Mann für alle Jahreszeiten“ fragte: „Nicht doch, More! Wünschen sie, weiser und besseren Gewissens zu gelten, als alle Bischöfe und Adelige des Königreiches?“ Der hl. Thomas antwortete: „Mein Herr, für einen Bischof mit Ihrer Meinung habe ich hundert Heilige mit der meinigen, und für ein Parlament von euch, und Gott weiß welcher Art, habe ich alle allgemeinen Konzilien der Kirche von 1000 Jahren!“

Lieber Heiliger Vater! Gestatten Sie mir, diesen langen Brief an Eure Heiligkeit zusammenzufassen, indem ich nochmals an Sie den Schmerzensschrei richte, den Sie am 1. September 1963 an UNS, die loyalen traditionalistischen Katholiken richteten: „ES WIRD SPÄT, LASSEN SIE SICH ÜBERZEUGEN, DASS ES NÖTIG IST, GERADE HEUTE ZU ARBEITEN, UNVERZÜGLICH, DASS KEINE STUNDE VERLOREN WERDEN DARF. DIE NOT IST UNERMESSLICH UND ÄUSSERST DRINGEND, KOMMT UND HELFT UNS, DER WELT ZU SAGEN, WO WAHRHEIT UND WO IRRTUM IST!“

Im Gebete die väterliche Antwort Eurer Heiligkeit auf diesen letzten Schmerzensschrei der heutigen „Leidenden Kirche“ erwartend, verbleibe ich

Ihr loyaler und ergebener Sohn in Jesus Christus

(sig.) Father Gommar A. De Pauw
Priester seit 1942
Präsident der K.T.B.

(Zuerst veröffentlicht in „DAS ZEICHEN MARIENS“, 1. JAHRGANG NR. 5, 19. September 1967, Seiten 66-70)
Den englischsprachigen Originaltext können Sie einsehen und ausdrucken über: http://www.latinmass-ctm.org/pub/archive.htm