„Sie bringen Neapel um!“: Erzbischof fordert ein Ende der Mafia-Gewaltwelle

Erzbischof Domenico Battaglia von Neapel, Italien
Foto: Vincenzo Amoruso via Wikimedia (CC BY-SA 4.0).

Von Hannah Brockhaus

NEAPEL , 12 October, 2021 / 2:43 PM (CNA Deutsch).- 

Der Erzbischof der süditalienischen Stadt Neapel reagierte am Dienstag auf die tödliche Gewaltwelle in seiner Gemeinde mit einem Appell an die Mitglieder des organisierten Verbrechens, „sich zu bekehren“.

„Sie bringen Neapel um! Die Blutspur, die sich in diesen Tagen durch die Stadt zieht und den Tod von jungen Menschen sowie Schrecken und Angst in ganzen Vierteln, Straßen und Familien verursacht, kann uns nicht gleichgültig lassen“, sagte Erzbischof Domenico Battaglia in einer Erklärung vom 12. Oktober auf der Website der Erzdiözese.

Sein Appell folgte auf den Mord an einem 19-jährigen Mann am 9. Oktober. Die Polizei untersucht die Verbindungen des Mannes zur Camorra, einer in Neapel ansässigen kriminellen Organisation. Ein 23-jähriger Mann wurde letzte Woche ebenfalls ermordet.

Am Wochenende drangen bewaffnete Räuber in eine Pizzeria in einem Vorort von Neapel ein und richteten ihre Waffen auf Familien, die zu Abend aßen, darunter auch kleine Kinder.

In seiner Botschaft wandte sich Battaglia an die Mitglieder der Camorra und andere mit der Kriminalität verbundene Personen.

„Ich sage: Kehrt zurück zum Menschsein! Bekehrt euch!“, sagte er. „Euer Bischof wird nicht zögern, die Schritte der Bekehrung und der menschlichen Wiedergeburt derjenigen zu begrüßen und zu begleiten, die auf ihr Gewissen und das Wort des Evangeliums hören, ihre Waffen niederlegen und Wege der Zusammenarbeit mit der Gerechtigkeit beschreiten wollen.“

Der 58-jährige Battaglia wurde im Dezember 2020 zum Erzbischof von Neapel ernannt. Vor seiner Ernennung war er Gemeindepfarrer in einer anderen süditalienischen Erzdiözese, Catanzaro-Squillace, wo er „Don Mimmo“ genannt wurde und als „Straßenpriester“ bekannt war, der sich um die Randgruppen kümmerte.

Battaglia sagte diese Woche, dass er und eine Gruppe junger Erwachsener aus der Erzdiözese das Ponticelli-Viertel von Neapel besuchen würden, eines der Gebiete, die am stärksten von der jüngsten Gewalteskalation der Camorra betroffen sind.

„Sie bringen Neapel um!“, wiederholte er. „Die Camorra und die Unterwelt bringen es um, mit der Gewalt und Grausamkeit derer, die vergessen haben, dass sie Menschen sind.

Er fügte hinzu, dass auch die Gleichgültigkeit der Menschen und die Unfähigkeit, sich gegen die Gewalt zu wehren, die Stadt zerstören.

„Unter dem Kreuz unserer Stadt müssen wir heute mehr denn je, gemeinsam und ohne Unterschied des Glaubens, der Politik, der sozialen und institutionellen Rolle, aufstehen und dürfen uns nicht auf den Rücken legen und darauf warten, dass sich etwas von selbst ändert, sondern müssen verhärtet und resigniert zusehen, wie Neapel stirbt“, sagte er.

Er wandte sich an die Mütter Neapels, insbesondere an diejenigen, die in schwierigen Stadtvierteln und Familiensituationen leben, und sagte: „Seid ein Instrument der Bekehrung für eure Kinder, helft euren Familien, Buße zu tun, seid wieder der Schoß, der Leben hervorbringt und nicht Komplizen von Todeswegen.“

Battaglia wird am 13. Oktober ein Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft, des Privatsektors und der katholischen Kirche abhalten, um eine Bildungsinitiative für Neapel zu erarbeiten.

„Die Kinder und Jugendlichen Neapels können nicht passive Empfänger des Wandels sein, sondern müssen zu dessen Protagonisten werden“, sagte er.

„An alle Institutionen, an die Zivilgesellschaft, an die Männer und Frauen guten Willens und an meine neapolitanische Kirche richte ich heute mehr denn je die Bitte, gemeinsam zu gehen, Individualismus und Misstrauen zu überwinden und zusammenzuarbeiten, um Neapel wieder zu seiner Berufung als Stadt des Friedens, des Willkommens und der Solidarität zu verhelfen.“

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Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

Blutzeuge der Gerechtigkeit

Anti-Mafia-Richter Rosario Angelo Livatino seliggesprochen

Vatikanstadt/Rom. Der im Kampf gegen das organisierte Verbrechen ermordete Richter Rosario Angelo Livatino (1952-1990) ist am vergangenen Sonntag, 9. Mai, im sizilianischen Agrigent seliggesprochen worden. An dem Gottesdienst in der Kathedrale durften wegen der anhaltenden Corona-Pandemie nur wenige Geistliche, Familienangehörige und Gläubige teilnehmen. Das italienische Fernsehen übertrug die Feier live. Kurienkardinal Marcello Semeraro, Präfekt der Kongregation für die Seligsprechungs- und Heiligsprechungsprozesse, würdigte den populären Juristen in seiner Predigt als »Märtyrer Christi«. Livatino sei ein »Zeuge für die Gerechtigkeit des Gottesreiches«. Das blutgetränkte Hemd des neuen Seligen wurde in einem Reliquienschrein ausgestellt. Künftiger Gedenktag für den Ermordeten ist der 29. Oktober.

Papst Franziskus bezeichnete Livatino beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz als Vorbild für alle Richter. Der junge Mann habe sich im Kampf gegen die Mafia niemals korrumpieren lassen, sagte der Heilige Vater. Stattdessen sei der Sizilianer – bis zu seinem heldenhaften Tod – ein »Zeuge des Evangeliums« gewesen.

Rosario Livatino, Beamter der Staatsanwaltschaft in Agrigent und ab 1989 Richter, war am 21. September 1990 durch ein Kommando der kriminellen Organisation Stidda erschossen worden. An der Begräbnisfeier von Rosario Angelo Livatino nahm die Avantgarde der Anti-Mafia-Richter teil, unter anderem Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die 1992 Sprengstoffanschlägen der Cosa Nostra in Palermo zum Opfer fielen. Papst Franziskus erkannte den Tod des 37 Jahre alten überzeugten Katholiken vor einigen Monaten per Dekret als Martyrium an.

Das Datum der nun erfolgten Seligsprechung erinnert an den Besuch von Johannes Paul II. (1978-2005) in Agrigent, wo er in einer historischen Rede am 9. Mai 1993 der Mafia das Gericht Gottes androhte.

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L´Osservatore Romano 19/2021

Vatikan: Arbeitsgruppe zur Exkommunizierung der Mafia

Der Antimafia-Priester Don Ciotti mit Papst Franziskus 

Die Nachricht kam nicht zufällig am selben Tag, an dem ein Opfer der Mafia seliggesprochen wurde: Der Vatikan richtet eine „Arbeitsgruppe zur Exkommunizierung der Mafia“ ein. Das ließ das vatikanische Presseamt am Sonntagabend wissen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In Agrigent hatte Kurienkardinal Marcello Semeraro an diesem Sonntagvormittag Rosario Livatino feierlich seliggesprochen. Der Sizilianer ist der erste selige Antimafia-Richter in der Geschichte der Kirche; er kam 1990 im Alter von 37 Jahren bei einem Attentat der „Cosa Nostra“ ums Leben.

Das päpstliche Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen (eine Art Friedens- und Entwicklungsministerium des Vatikan) hat nun beschlossen, Livatino „zu ehren“, da er seinen Einsatz gegen die Mafia „mutig als Mission eines katholischen Laien“ wahrgenommen habe. Es richtete daher die Arbeitsgruppe ein, die genaugenommen gegen verschiedene Arten von Mafia kämpfen soll; das Wort Mafia steht daher im Namen der Arbeitsgruppe im Plural (mafie).

Diese Mafia-Waffe fand die Polizei Anfang Mai in einem Obstladen in Neapel
Diese Mafia-Waffe fand die Polizei Anfang Mai in einem Obstladen in Neapel

„Die Kommission ist aus den Überlegungen entstanden, die wir in den letzten vier Jahren über Mafia und Korruption angestellt haben“, erklärt Vittorio Alberti vom Entwicklungs-Dikasterium, der die Arbeitsgruppe koordinieren soll. „Uns ist nämlich auf einmal aufgefallen, dass in der kirchlichen Soziallehre, im kanonischen Recht und im Katechismus nie die Rede davon ist, dass Mafiosi exkommuniziert werden müssten. Da wollten wir ansetzen, und darum wurde diese Gruppe gebildet.“

„Antimafia-Initiativen fördern und unterstützen“

Die Arbeitsgruppe soll „das Thema vertiefen, mit den Bischöfen weltweit zusammenarbeiten und Antimafia-Initiativen fördern und unterstützen“. Unter den acht Mitgliedern der Arbeitsgruppe ist die italienische Politikerin Rosy Bindi. Die Mitgründerin der Demokratischen Partei (PD) leitete bis 2018 den Antimafia-Ausschuss der beiden Kammern des italienischen Parlaments. Auch Don Luigi Ciotti gehört zur Arbeitsgruppe: Der italienische Priester leitet den Antimafia-Verband „Libera“ und ist in Italien einer der bekanntesten Gegner des organisierten Verbrechens.

Das Dikasterium berief außerdem den Erzbischof der Stadt Monreale in der Nähe von Palermo, Michele Pennisi, in das neue Gremium. Auch der Präsident des vatikanischen Gerichtshofs, Giuseppe Pignatone, ist dabei. Einziger Nichtitaliener in der Arbeitsgruppe ist der rumänische Priester Ioan Alexandru Pop vom Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte.

Johannes Paul II. 1993 in Agrigent
Johannes Paul II. 1993 in Agrigent

„Wir wollen sensibilisieren. Eine neue Mentalität herstellen. Ein Netzwerk bilden und dabei den Bischöfen unter die Arme greifen, die in verschiedenen Teilen der Welt schon an dieser Thematik dran sind. Der Aspekt, der uns besonders am Herzen liegt, ist der kulturelle: also die Notwendigkeit, dieses Thema zu vertiefen, um die Botschaft des Papstes zu stärken und jedwedem Kompromiss eines gewissen Katholizismus mit der Mafia den Garaus zu machen. Das ist ein geschichtlicher Aspekt – und dann werden wir uns natürlich auch mit dem Aspekt der Lehre und des Kirchenrechts beschäftigen.“

„Mafiosi sind exkommuniziert“

Papst Franziskus hat im Juni 2014 bei einem Besuch in der süditalienischen Region Kalabrien erklärt, wer wie die Mafiosi „den Weg des Bösen“ gehe, sei „exkommuniziert“. Auf diese Worte bezieht sich der Name der neuen vatikanischen Arbeitsgruppe. Im September 2018 wiederum sagte Franziskus bei einer Predigt in der sizilianischen Hauptstadt Palermo, die Mafia sei „Gotteslästerung“.

Der hl. Papst Johannes Paul II. hatte am 9. Mai 1993 bei einem Besuch in Agrigent die Umtriebe der Mafiosi verurteilt und ausgerufen: „Kehrt um, das Gericht Gottes wird kommen!“ Dieses Zitat ist in Italien auch heute noch weithin bekannt. Die Seligsprechung des Antimafia-Richters Livatino wurde nicht zufällig auf einen 9. Mai gelegt.Zum Nachhören: Vatikan richtet Anti-Mafia-Arbeitsgruppe ein

Eine neue Seelsorge aufbauen

„Livatinos Seligsprechung ist wirklich ein epochaler Moment. Dass der Heilige Stuhl und die Weltkirche das Martyrium eines Richters anerkennen, der gegen die Mafia vorgegangen ist, unterstreicht sehr deutlich, dass die Mafia nichts mit dem Evangelium und nichts mit der Kirche zu tun hat. Uns liegt am Herzen, ein für alle Mal zu bekräftigen, dass man nicht gleichzeitig zur Welt der Mafia und zur Kirche gehören kann. Von da aus wollen wir eine neue Seelsorge aufbauen, einen neuen kulturellen Weg. Dabei wollen wir die Opfer einbeziehen, aber auch in den Gefängnissen mit den Häftlingen sprechen und sie auf einen Weg der Hoffnung begleiten.“

Erzbischof Pennisi von Monreale mit dem Papst
Erzbischof Pennisi von Monreale mit dem Papst

„Vorsicht vor der mafiösen Pädagogik“

Wie es dazu kommt, dass Menschen in Italien und anderswo der Mafia ins Netz gehen, hat zuletzt Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ vom Herbst letzten Jahres analysiert. „Die Einsamkeit, die Angst und die Unsicherheit vieler Menschen, die sich vom System im Stich gelassen fühlen, lassen einen fruchtbaren Boden für die Mafia entstehen“, schreibt er dort (Nr. 28). „Diese kann sich durchsetzen, weil sie sich als ‚Beschützerin‘ der Vergessenen ausgibt, oft mittels verschiedener Arten von Hilfe, während sie ihre eigenen kriminellen Interessen verfolgt.“

Franziskus warnt vor der, wie er sie nennt, „typisch mafiösen Pädagogik“: Sie schaffe „in einem falschen Gemeinschaftsgeist Bindungen der Abhängigkeit und der Unterordnung, von denen man sich nur sehr schwer befreien kann“.

(vatican news)

Papst Franziskus in Palermo: „Mafia ist Gotteslästerung“

Papst Franziskus in Palermo

Papst Franziskus hat am Samstagmittag in der sizilianischen Hauptstadt abermals betont, dass Mafia und Kirche nichts miteinander gemein haben. Die organisierte Kriminalität bedeute das Gegenteil dessen, was die christliche Botschaft ausmache. Wer auf der Seite der Mafia stehe, der sei zur Niederlage verdammt, so der Papst in seiner Predigt bei einer Messe unter Palermos freiem Himmel.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Es war ein Freudentag für die Palermitaner: Der Kurzbesuch des Papstes war gekennzeichnet von Sonnenschein, freudigen Gesichtern und bunten Fähnchen. Doch Franziskus sorgte in seiner Predigt für einen ernsten Ton: Schließlich sei er gekommen, um einen Märtyrer des Glaubens zu ehren.

Don Pino Puglisi war ein Anti-Mafia-Priester, der sich vor allem um Jugendliche kümmerte. Er setzte sich dafür ein, dass die Jugend in seiner Pfarrei von Drogen und dem organisierten Verbrechen fernblieb. Und darüber sprach Papst Franziskus auch in seiner Predigt.

Der Mafia-Killer und Don Pinos Lächeln

Franziskus erinnerte daran, dass Don Puglisi vor genau 25 Jahren von einem Mafia-Killer getötet worden ist. Die Tat ereignete sich am Geburtstag des engagierten Geistlichen. Dieses Martyrium sei aber keine Niederlage gewesen, im Gegenteil: „Don Puglisi krönte seinen Sieg mit einem Lächeln, mit diesem Lächeln, das seinen Mörder nachts um den Schlaf brachte“, so der Papst. Und er zitierte die Worte des Killers: „Da war eine Art Licht in diesem Lächeln. Padre Pino war wehrlos, aber sein Lächen übertrug die Kraft Gottes. Das war kein blendendes Leuchten, sondern ein sanftes Licht, das das Herz erhellt.“

Die heutige Kirche brauche solche „Priester des Lächelns“, spann Franziskus den Faden fort. Dies bedeute nicht, die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern die Freude Gottes aufzunehmen und sie weiterzugeben. „Wenn man sein Leben hingibt, findet man Freude, denn es liegt mehr Freude im Geben als im Nehmen“: Damit bezog sich der Papst auf einen Satz aus der Apostelgeschichte.

“ Wollt ihr so leben? ”

Dann sprach er die Gläubigen Palermos direkt an: „Wollt ihr so leben? Wollt ihr euer Leben hingeben, ohne darauf zu warten, dass die anderen den ersten Schritt machen? Wollt ihr Gutes tun, ohne auf eine Gegenleistung zu warten, und ohne darauf zu warten, dass die Welt besser wird? Wollt ihr für den Herrn ein Risiko eingehen?“

Don Pino – wie er von den Gläubigen seiner Pfarrei liebevoll genannt wurde – sei Risiken eingegangen. Er habe sich nicht mit Bequemlichkeiten und „halben Sachen“ begnügt. Der Papst warnte davor, sich der Zerstreuung, dem Geld oder dem Hass hinzugeben.

Wer zur Mafia gehört, lebt nicht als Christ

„Anderen Mitmenschen schenkt man das Leben, man nimmt es ihnen nicht weg. Man kann nicht an Gott glauben und seinen Bruder hassen“, so der Papst weiter. Die Liebe Gottes lehne jegliche Gewalt ab und lehre stattdessen die Liebe zu allen Menschen. „Deshalb muss man das Wort ,Hass’ aus dem christlichen Leben streichen. Deshalb kann man nicht an Gott glauben und gleichzeitig seinen Bruder überwältigen. Man kann nicht an Gott glauben und gleichzeitig ein Mafioso sein! Wer zur Mafia gehört, lebt nicht als Christ, weil er mit seinem Leben den Namen der Liebe Gottes lästert.“

Die heutige Welt brauche Menschen, die Liebe weiterreichten, und keine mafiösen ,Ehrenmänner’. „Es bedarf des Dienstes an den Nächsten und nicht der Überwältigung der Hilfslosen. Es bedarf des gemeinsamen Fortschreitens und nicht der Suche nach eigenem Ruhm und Macht.“ Der Mafia-Parole von der Macht des Stärkeren solle man die christliche Litanei des „Ich brauche deine Hilfe“ entgegenstellen.

“ Hört auf, an euch selber zu denken und an euer Geld! ”

Lieben statt drohen, so die Kurzformel des Papstes. Und wie bei früheren Gelegenheiten wandte er sich auch direkt an die Mafiosi: „Ändert euch! Hört auf, an euch selber zu denken und an euer Geld! Bekehrt euch zum wahren Gott Jesu Christi! Ansonsten geht euer eigenes Leben verloren, und das ist die schlimmste aller Niederlagen!“

Für einen christlichen Populismus – den einzig gültigen

Jeder Mensch – auch Nicht-Mafiosi – sollte sich die Frage stellen, was sie oder er für die anderen tun könne. Jeder trage eine Verantwortung – genau das wolle uns das Zeugnis von Don Pino Puglisi heute noch sagen. Man solle sich dieser Verantwortung nicht entziehen. Franziskus formulierte es ähnlich wie einst US-Präsident John F. Kennedy bei seinem Amtsantritt: Frag dich nicht, was die anderen, die Kirche, der Staat für dich tun können, sondern was du für die anderen tun kannst! Dies sei der einzig gültige „Populismus“ – ein „christlicher Populismus“ nämlich, der auf das Volk höre und ihm diene, ohne Geschrei, Anklagen und Vereinnahmungen.

Die christliche Siegermentalität bestehe im Lächeln, insistierte Franziskus. Und noch einmal ging er kurz auf das Leben von Don Pino Puglisi ein. „Das eigene Leben hinzugeben – wie es auf dem Grabmal von Don Puglisi steht – ist das Geheimnis seines Sieges. Es ist das Geheimnis eines schönen Lebens. Wählen auch wir heute ein schönes Leben!“

(vatican news)

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Nein zu „Vertuschung“: Predigt des Papstes in Ostia (voller Wortlaut)

Franziskus in Ostia

Papst Franziskus hat in der römischen Hafenstadt Ostia dazu aufgerufen, „die Mauern der Gleichgültigkeit und der Vertuschung niederzureißen“ und den Weg der „Legalität“ einzuschlagen. In seiner Predigt am Sonntagabend spielte er auf die Mafia-Probleme in Ostia an.

„Ihr habt schmerzliche Situationen erlebt; der Herr will euch nahe sein“, sagte Franziskus wörtlich. Wir dokumentieren hier die Predigt des Papstes bei der Messe in ihrer amtlichen Übersetzung.

„Im Evangelium, das wir gehört haben, wird vom Letzten Abendmahl berichtet, aber überraschenderweise liegt die Aufmerksamkeit mehr auf den Vorbereitungen als auf dem Abendmahl selbst. Es wiederholt sich mehrfach das Wort „vorbereiten“. Die Jünger fragen zum Beispiel: »Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?« (Mk 14,12). Jesus schickt sie mit genauen Angaben zur Vorbereitung und sie finden »einen großen Raum […], der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet« (V. 15) ist. Die Jünger gehen, um vorzubereiten, aber der Herr hatte schon vorbereitet.

Etwas Ähnliches geschieht nach seiner Auferstehung, als Jesus den Jüngern zum dritten Mal erscheint: Während sie fischen, erwartet er sie am Ufer, wo er schon Brot und Fisch für sie vorbereitet. Aber zugleich bittet er seine Jünger, etwas von dem Fisch herbeizubringen, den sie soeben gefangen haben und von dem er selbst gesagt hatte, wie sie ihn fischen sollten (vgl. Joh 21,6.9-10). Auch hier bereitet Jesus im Voraus vor und bittet die Seinen mitzuwirken. Noch einmal hatte Jesus kurz vor Ostern zu seinen Jüngern gesagt: »Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten […], damit auch ihr dort seid, wo ich bin« (Joh 14,2.3). Jesus ist derjenige, der vorbereitet, der gleiche Jesus, der wie vor seinem Hinübergang mit deutlichen Ermahnungen und Gleichnissen jetzt auch uns bittet, uns bereit zu halten (vgl. Mt 24,44; Lk 12,40).

Eucharistie ist die Reservierung des Paradieses

Jesus bereitet also für uns vor und bittet auch uns, vorzubereiten. Was bereitet er für uns vor? Einen Platz und eine Speise. Einen Platz, der viel würdiger ist als der „große hergerichtete Raum“ aus dem Evangelium. Es ist unser geräumiges und großes Haus hier unten, die Kirche, wo es Platz für alle gibt und geben muss. Aber er hat uns auch einen Platz dort oben, im Paradies, bereitet, um für immer mit ihm zusammen und miteinander verbunden zu sein. Außer dem Platz bereitet er uns eine Speise, ein Brot, das er selbst ist: »Nehmt, das ist mein Leib« (Mk 14,22). Diese zwei Gaben, der Platz und die Speise, sind das, was wir zum Leben brauchen. Sie sind die endgültige Kost und Wohnung. Beide werden uns in der Eucharistie gegeben: Kost und Wohnung.

Da bereitet uns Jesus einen Platz hier unten, weil die Eucharistie das schlagende Herz der Kirche ist, sie bringt sie wieder und wieder hervor, sie versammelt sie und gibt ihr Kraft. Aber die Eucharistie bereitet uns auch einen Platz dort oben, in der Ewigkeit, weil sie das Brot vom Himmel ist. Sie kommt von dort, sie ist die einzige Materie auf dieser Erde, die wahrhaft den Geschmack der Ewigkeit trägt. Sie ist das Brot der Zukunft, das uns schon jetzt eine Zukunft vorauskosten lässt, die unendlich größer ist als jede beste Erwartung. Sie ist das Brot, das unsere größten Erwartungen stillt und unserer schönsten Träume nährt. Sie ist mit einem Wort das Unterpfand des ewigen Lebens: nicht nur eine Verheißung, sondern ein Unterpfand, also eine konkrete Vorwegnahme dessen, was uns geschenkt werden wird. Die Eucharistie ist die „Reservierung“ des Paradieses; sie ist Jesus, Wegzehrung auf unserem Weg zum glückseligen Leben, das niemals enden wird.

“ Seien wir unersättlich! ”

In der verwandelten Hostie bereitet uns Jesus über den Platz hinaus die Speise, die Nahrung. Im Leben müssen wir uns beständig ernähren, und dies nicht nur durch Nahrungsmittel, sondern auch durch Vorhaben und Gefühle der Zuneigung, durch Sehnsüchte und Hoffnung. Wir hungern danach, geliebt zu werden. Aber die willkommensten Komplimente, die schönsten Geschenke und die fortschrittlichsten Technologien genügen nicht, sie sättigen uns nie zur Gänze. Die Eucharistie ist eine einfache Nahrung wie das Brot, aber sie ist das einzige, das sättigt, weil es keine größere Liebe gibt. Dort begegnen wir Jesus wirklich, wir nehmen an seinem Leben teil, wir spüren seine Liebe. Dort kannst du erfahren, dass sein Tod und seine Auferstehung für dich sind. Und wenn du Jesus in der Eucharistie anbetest, empfängst du von ihm den Heiligen Geist und du findest Frieden und Freude. Liebe Brüder und Schwestern, wählen wir diese Speise des Lebens: Setzen wir die Messe an die erste Stelle, entdecken wir die Anbetung in unseren Gemeinschaften neu! Bitten wir um die Gnade, nach Gott zu hungern, und seien wir unersättlich nach dem, was er für uns bereitet.

Verlassene Tabernakel

Aber Jesus bittet heute auch uns wie die Jünger damals, vorzubereiten. Fragen wir ihn wie die Jünger: »Herr, wohin sollen wir gehen, um vorzubereiten?“. Wohin: Jesus bevorzugt nicht exklusive oder ausschließende Orte. Er sucht Orte, die von der Liebe nicht erreicht und von der Hoffnung nicht berührt wurden. Zu diesen unbequemen Orten möchte Jesus gehen und er bittet auch uns, für ihn die Vorbereitungen zu treffen. Wie viele Personen sind eines würdigen Ortes zum Leben und der Speise zum Essen beraubt! Aber wir alle kennen einsame, leidende, bedürftige Personen: Sie sind verlassene Tabernakel. Wir, die wir von Jesus Kost und Logis erhalten, sind hier, um diesen schwächsten Brüdern einen Platz und Speise zu bereiten. Er ist für uns zum gebrochenen Brot geworden; er bittet uns, dass wir uns den anderen schenken, nicht mehr für uns selbst zu leben, sondern füreinander. So lebt man eucharistisch, indem man die Liebe, die wir aus dem Fleisch des Herrn schöpfen, in die Welt ausgießen. Die Eucharistie übersetzt sich ins Leben, wenn wir vom Ich zum Du übergehen.

“ Die Mauern der Vertuschung niederreißen ”

Die Jünger, sagt das Evangelium weiter, bereiteten das Abendessen vor, nachdem sie »in die Stadt gekommen waren« (V. 16). Der Herr ruft uns auch heute, sein Kommen vorzubereiten, nicht indem wir draußen, in der Ferne bleiben, sondern indem wir in unsere Städte eintreten. Auch in dieser Stadt, deren Namen „Ostia“ gerade den Eintritt, die Tür in Erinnerung ruft. Herr, welche Türen willst du, dass wir sie hier für dich öffnen? Welche Gitter rufst du uns weit zu öffnen, welche verschlossenen Zugänge müssen wir überwinden? Jesus wünscht, dass die Mauern der Gleichgültigkeit und der Vertuschung niedergerissen werden, die Gitterstäbe der Gewalttaten und Anmaßung entfernt, die Wege der Gerechtigkeit, des Anstands und der Legalität geöffnet werden. Der weitläufige Strand dieser Stadt ruft uns die Schönheit in Erinnerung, sich zu öffnen und auf das Meer das Lebens hinauszufahren. Um aber dies zu tun, ist es notwendig, jene Knoten zu lösen, die uns an die Leinen der Angst und der Beklemmung binden. Die Eucharistie lädt dazu ein, sich von der Welle Jesu mitreißen zu lassen, nicht mit Ballast beladen am Strand zurückzubleiben in der Erwartung, dass etwas kommt, sondern frei, mutig und vereint in See zu stechen.

Die Jünger, so schließt das Evangelium, gingen »nach dem Lobgesang zum Ölberg hinaus« (V. 26). Am Ende der Messe werden auch wir hinausgehen. Wir werden mit Jesus gehen, der durch die Straßen dieser Stadt ziehen wird. Er wünscht, in eurer Mitte zu wohnen. Er will euch in euren Lebenslagen besuchen, in die Häuser eintreten, seine befreiende Barmherzigkeit anbieten, segnen, trösten. Ihr habt schmerzliche Situationen erlebt; der Herr will euch nahe sein. Öffnen wir ihm die Türen und sagen wir zu ihm:

Komm, Herr, kehre bei uns ein.
Wir nehmen dich in unseren Herzen auf,
in unseren Familien, in unseren Städten.
Danke, dass du uns die Speise des Lebens bereitest
und einen Platz in deinem Reich.
Mache uns rührig in der Vorbereitung und
lasse uns deine freudigen Träger sein, der du der Weg bist,
um Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden
in unsere Straßen zu bringen. Amen.“

(vatican news – sk)

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Papst Franziskus spricht Anti-Mafia-Journalist Mut zu

Papst Franziskus ermutigt den Journalisten Paolo Borrometi (ANSA)

Nach wie vor ist die Mafia ein großes Problem in Italien. Papst Franziskus hat nun den Journalisten Paolo Borrometi getroffen, der investigativ gegen die Mafia ermittelt und der deswegen in Lebensgefahr schwebt. Der Papst ermutigte ihn, mit seiner Arbeit fortzufahren.

Während einer Privataudienz ermutigte Papst Franziskus den von der Mafia mit dem Tod bedrohten Journalisten Paolo Borrometi, seine Ermittlungsarbeit fortzusetzen, teilte die italienische Nachrichtenagentur Agi am Montag mit. Der Papst empfing ihn in der Residenz Santa-Marta für fast eine halbe Stunde.

Der Papst bezog sich auf das unterbundene Attentat der sizilianischen Mafia Pachino gegen den Journalisten. Kürzlich hat die italienische Polizei einen Telefonanruf abgefangen, bei dem ein Mafiaboss einen Bombenanschlag gegen den Enthüllungsjournalisten plante.

„Mafiosi, die sich Christen nennen“, sagte der Papst laut Paolo Borrometi, „haben eigentlich nichts Christliches an sich“. Laut dem Journalisten und Direktor der Informationswebseite La Spia, hat der Papst auch versichert, dass er sich ihm im Gebet verbunden fühle.

Papst Franziskus hatte am 21. September 2017 ermutigt, nicht nur der Mafia den Kampf anzusagen, sondern auch „ein neues bürgerliches Gewissen“ hervorzubringen, um sich von ihr zu befreien. Am 6. Februar veröffentlichte der Vatikan eine Briefmarke mit dem Bildnis von Pater Giuseppe Puglisi. Der sizilianische Priester war von der Mafiosi wegen seiner Predigten erschossen worden.

Nach wie vor ist die Mafia ein großes Problem in Italien, gegen das die Behörden zwar vorgehen, dass sie aber immer noch nicht in den Griff bekommen konnten. Korruption, Bestechung und Einschüchterung erschweren die Arbeit der Polizei und des Kriminalamts zur Bekämpfung der Mafia, der Direzione Investigativa Antimafia.

(cath.ch – nv)

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Quelle