Dank Weißrussland rollt die nächste Migrationswelle ungehindert in unser Land.

Tschechien: Prager Kardinal verurteilt LGBT-Ideologie

Kardinal Dominik Duka (ANSA)

Der tschechische Kardinal Dominik Duka hat die Äußerungen des polnischen Erzbischofs Stanislaw Gadecki zu Homosexualität gegen Kritik verteidigt. In einer an diesem Montag veröffentlichten Erklärung wandte er sich gegen eine LGBT-Ideologie, die seiner Ansicht nach eine „atheistische und satanistische Agenda“ verfolge. Das berichtete Radio Prag.

Seine Amtsbrüder in der Slowakei und in Ungarn rief der Prager Kardinal demnach auf, sich hinter Gadecki zu stellen. Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz hatte sich am vergangenen Freitag gegen eine Legalisierung der Homo-Ehe ausgesprochen und zugleich eine LGBT-Ideologie um Homo-, Bi- und Transsexuelle verurteilt. Homosexuelle Menschen seien „unsere Brüder und Schwestern“, betonte Gadecki in einer von der Bischofskonferenz veröffentlichten Erklärung.

Die Achtung bestimmter Menschen könne jedoch nicht „zur Akzeptanz einer Ideologie“ führen, die darauf abziele, die sozialen Gewohnheiten und zwischenmenschlichen Beziehungen zu revolutionieren. Gadecki appellierte an polnische Abgeordnete, sich Plänen zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe zu widersetzen. Die örtlichen Behörden dürften auch keine Entscheidungen treffen, „die unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Diskriminierung die natürliche Geschlechterdifferenz zwischen Männern und Frauen leugnet“.

Predigt führte zu Protesten

Anlass für die Erklärung Gadeckis waren Äußerungen des Krakauer Erzbischofs Marek Jedraszewski, der vergangene Woche in einer Predigt von einer „Regenbogen-Krankheit“ gesprochen hatte, was zu Protesten führte. Manche der Reaktionen zeugten von einem gewissen „ideologischen Totalitarismus“ gegenüber Andersdenkenden, verteidigte der Erzbischof von Posen seinen Krakauer Amtskollegen.

(kna – vm)

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DIE SELIGE ANNA KATHARINA EMMERICK (1774-1824)

Die selige Anna Katharina Emmerick

Die selige Anna Katharina Emmerick

Anna Katharina Emmerick wurde am 8. September 1774 in der Bauernschaft Flamschen bei Coesfeld geboren. Inmitten einer Geschwisterschar von 9 Kindern wuchs sie auf. Schon früh musste sie im Haus und bei der Landarbeit helfen. Ihr Schulbesuch war kurz. Umso mehr fiel es auf, dass sie in religiösen Dingen gut unterrichtet war. Schon früh bemerkten die Eltern und alle, die Anna Katharina kannten, dass sie sich in besonderer Weise zum Gebet und zum religiösen Leben hingezogen fühlte.

Drei Jahre tat Anna Katharina Dienst auf einem großen Bauernhof in der Nachbarschaft. Anschließend lernte sie nähen und war zur weiteren Ausbildung in Coesfeld. Sie liebte es, die alten Kirchen in Coesfeld zu besuchen und den Gottesdienst mitzufeiern. Oft ging sie allein für sich betend den großen Kreuzweg.

Anna Katharina hatte den Wunsch, ins Kloster einzutreten. Da dieser Wunsch sich zunächst nicht verwirklichen ließ, kehrte sie in das Elternhaus zurück. Sie arbeitete als Näherin und kam dabei in viele Häuser.

Anna Katharina bat in verschiedenen Klöstern um Aufnahme. Sie wurde jedoch abgewiesen, da sie keine besondere Mitgift mitbringen konnte. Die Klarissen in Münster erklärten sich schließlich bereit, sie aufzunehmen, wenn sie das Orgelspielen erlernen würde. Sie erhielt von ihren Eltern die Erlaubnis, beim Organisten Söntgen in Coesfeld in die Lehre zu gehen. Sie kam jedoch nicht dazu, das Orgelspiel zu erlernen. Die Not und Armut in diesem Haus veranlassten sie, im Hause und in der Familie mitzuarbeiten. Sie gab sogar ihre geringen Ersparnisse hin, um der Familie Söntgen zu helfen.

Gemeinsam mit ihrer Freundin Klara Söntgen konnte sie schließlich 1802 im Kloster Agnetenberg in Dülmen eintreten. Im folgenden Jahr legte sie ihr Ordensgelübde ab. Mit Eifer nahm sie am Leben des Klosters teil. Sie war stets bereit, auch schwere und ungeliebte Arbeiten zu übernehmen. Ihrer armen Herkunft wegen wurde sie im Kloster zunächst wenig geachtet. Manche ihrer Mitschwestern nahmen Anstoß an ihrer genauen Befolgung der Ordensregel und hielten sie für eine Heuchlerin. Anna Katharina trug diesen Schmerz schweigend und in stiller Ergebung.

In den Jahren 1802 bis 1811 wurde Anna Katharina häufiger krank und hatte große Schmerzen zu erdulden.

1811 wurde das Kloster Agnetenberg im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Auch Anna Katharina musste das Kloster verlassen. Sie fand Aufnahme als Haushälterin bei Abbé Lambert, einem aus Frankreich geflüchteten Priester, der in Dülmen wohnte. Doch bald wurde sie krank. Sie konnte das Haus nicht mehr verlassen und wurde bettlägerig. Im Einvernehmen mit Vikar Lambert ließ sie ihre jüngere Schwester Gertrud kommen, die unter ihrer Leitung den Haushalt betreute.

In dieser Zeit empfing Anna Katharina Emmerick die Wundmale. Die Schmerzen der Wundmale hatte sie bereits seit längerer Zeit erlitten. Die Tatsache, dass sie die Wundmale trug, konnte nicht verborgen bleiben. Dr. Franz Wesener, ein junger Arzt, suchte sie auf und war so sehr von ihr beeindruckt, dass er ihr in den folgenden elf Jahren ein treuer, selbstloser und helfender Freund wurde. Er hat ein Tagebuch über seine Begegnungen mit Anna Katharina Emmerick geführt, in dem er eine Fülle von Einzelheiten festgehalten hat.

Ein hervorstechender Zug im Leben Anna Katharinas war ihre Liebe zu den Menschen. Wo immer sie Not sah, suchte sie zu helfen. Auch auf ihrem Krankenlager fertigte sie noch Kleidungsstücke für arme Kinder an und freute sich, wenn sie ihnen damit helfen konnte. Obwohl ihr die vielen Besucher manchmal hätten lästig werden können, nahm sie alle freundlich auf. Sie nahm sich ihrer Anliegen im Gebet an und schenkte ihnen Ermunterung und Trost.

Viele Persönlichkeiten, die in der kirchlichen Erneuerungsbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Bedeutung waren, suchten die Begegnung mit Anna Katharina Emmerick, u.a.: Clemens August Freiherr Droste zu Vischering, Bernhard Overberg, Friedrich Leopold von Stolberg, Johann Michael Sailer, Christian und Clemens Brentano, Luise Hensel, Melchior und Apollonia Diepenbrock.

Von besonderer Bedeutung wurde die Begegnung mit Clemens Brentano. Aus seinem ersten Besuch 1818 wurde ein fünfjähriger Aufenthalt in Dülmen. Täglich besuchte er Anna Katharina, um ihre Visionen aufzuzeichnen, die er später veröffentlichte.

Im Sommer 1823 wurde Anna Katharina immer schwächer. Wie in allen vorhergehenden Jahren verband sie ihr Leiden mit dem Leiden Jesu und opferte es auf für die Erlösung der Menschen. Sie starb am 09. Februar 1824.

Anna Katharina Emmerick wurde auf dem Friedhof in Dülmen begraben. Zahlreiche Menschen nahmen an der Beerdigung teil. Weil das Gerücht entstand, der Leichnam Anna Katharinas sei entwendet worden, wurde das Grab in den auf die Beerdigung folgenden Wochen noch zweimal geöffnet. Der Sarg mit dem Leichnam wurde in unversehrtem Zustand gefunden.

Clemens Brentano schreibt über Anna Katharina Emmerick: »Sie steht wie ein Kreuz am Weg«. Anna Katharina Emmerick weist uns hin auf die Mitte unseres christlichen Glaubens, auf das Geheimnis des Kreuzes.

Das Leben Anna Katharina Emmericks ist gekennzeichnet von einer tiefen Christusverbundenheit. Sie liebte es, vor dem berühmten Coesfelder Kreuz zu beten. Häufig ging sie den großen Kreuzweg. Sie nahm persönlich so sehr teil am Leiden des Herrn, dass es nicht übertrieben ist zu sagen: Sie lebte, litt und starb mit Christus. Ein äußeres Zeichen dafür, das aber zugleich mehr ist als ein bloßes Zeichen, sind die Wundmale, die sie trug.

Anna Katharina Emmerick war eine große Marienverehrerin. Der Festtag Mariä Geburt ist auch ihr Geburtstag. Ein Wort aus einem Mariengebet weist uns auf einen weiteren Aspekt im Leben Anna Katharinas hin. In diesem Gebet heißt es: »O Gott, lass uns nach dem Vorbild des Glaubens und der Liebe Mariens dem Werk der Erlösung dienen«. Dem Werk der Erlösung dienen: Das wollte Anna Katharina Emmerick.

Der Apostel Paulus spricht im Brief an die Kolosser von zwei Weisen des Dienstes am Evangelium, des Dienstes an der Erlösung. Die eine Weise besteht in der aktiven Verkündigung in Wort und Tat. Was aber, wenn das nicht mehr geht? Paulus, der sich offensichtlich in einer solchen Situation befindet, schreibt: »Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt« (Kol1, 24).

In beiderlei Weise hat Anna Katharina Emmerick der Erlösung gedient. Ihr Wort, das aus ihrer unscheinbaren Kammer in Dülmen durch die Schriften von Clemens Brentano ungezählte Menschen in vielen Sprachen erreicht hat, ist bis in unsere Tage hinein eine hervorragende Verkündigung des Evangeliums im Dienst an der Erlösung. Zugleich aber hat Anna Katharina Emmerick ihr Leiden als einen Dienst an der Erlösung aufgefasst. Dr. Wesener, ihr Arzt, berichtet in seinem Tagebuch ihren Anspruch: »Ich habe es mir immer als eine besondere Gabe von Gott erbeten, dass ich für die leide und womöglich genugtue, die aus Irrtum oder Schwachheit auf dem Irrweg sind«. Es wird berichtet, dass Anna Katharina Emmerick vielen ihrer Besucher Glaubenshilfe und Trost spendete. Ihr Wort hatte diese Kraft, weil sie ihr Leben und Leiden in den Dienst der Erlösung hineintrug.

Durch Glauben und Liebe dem Werk der Erlösung dienen: Anna Katharina Emmerick kann uns darin ein Vorbild sein.

Dr. Wesener überliefert den Ausspruch Anna Katharina Emmericks: »Ich habe den Dienst an dem Nächsten immer für die höchste Tugend gehalten. In meiner frühesten Jugend schon habe ich Gott gebeten, dass er mir die Kraft verleihen wolle, meinen Mitmenschen zu dienen und nützlich zu sein. Und ich weiß jetzt, dass er meine Bitte erfüllt hat«. Wie konnte sie, die jahrelang auf das Krankenzimmer beschränkt und an das Bett gefesselt war, den Nächsten dienen?

Der damalige Generalvikar Clemens August Droste zu Vischering nennt in einem Brief an den Grafen Stolberg Anna Katharina Emmerick eine besondere Freundin Gottes. Mit einem Wort von Hans Urs von Balthasar können wir sagen: »Sie warf ihre Freundschaft mit Gott in die Waagschale in der Solidarität mit den Menschen«.

Die Freundschaft mit Gott in die Waagschale werfen in der Solidarität mit den Menschen: Wird hier nicht ein Anliegen für das kirchliche Leben unserer Tage deutlich? Der christliche Glaube erfasst nicht mehr alle. Die christliche Gemeinde steht stellvertretend in unserer Welt für die Menschen vor Gott. Wir müssen unsere Freundschaft mit Gott in die Waagschale werfen in der Solidarität mit den Menschen.

Anna Katharina Emmerick ist uns verbunden in der Gemeinschaft der Glaubenden. Diese Gemeinschaft endet nicht mit dem Tod. Wir glauben an die bleibende Gemeinschaft mit allen, die Gott zur Vollendung geführt hat. Wir sind über den Tod hinaus verbunden, und sie nehmen an unserem Leben teil. Wir können sie anrufen und sie um ihre Fürsprache bitten. Wir bitten Anna Katharina Emmerick, die neue Selige, dass sie ihre Freundschaft mit Gott in die Waagschale werfe in der Solidarität mit uns und mit allen Menschen.

Predigt von Johannes Paul II.

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Quelle

Siehe ferner:

Anna Katharina Emmerich (1774-1824) am 3. Oktober 2004 (vor 10 Jahren!) seliggesprochen von Johannes Paul II.

Anna Katharina Emmerick wurde am 08. September 1774 in der Bauernschaft Flamschen bei Coesfeld geboren. Inmitten einer Geschwisterschar von 9 Kindern wuchs sie auf. Schon früh musste sie im Haus und bei der Landarbeit helfen. Ihr Schulbesuch war kurz. Umso mehr fiel es auf, dass sie in religiösen Dingen gut unterrichtet war. Schon früh bemerkten die Eltern und alle, die Anna Katharina kannten, dass sie sich in besonderer Weise zum Gebet und zum religiösen Leben hingezogen fühlte.

Drei Jahre tat Anna Katharina Dienst auf einem großen Bauernhof in der Nachbarschaft. Anschließend lernte sie nähen und war zur weiteren Ausbildung in Coesfeld. Sie liebte es, die alten Kirchen in Coesfeld zu besuchen und den Gottesdienst mitzufeiern. Oft ging sie allein für sich betend den großen Kreuzweg.

Anna Katharina hatte den Wunsch, ins Kloster einzutreten. Da dieser Wunsch sich zunächst nicht verwirklichen ließ, kehrte sie in das Elternhaus zurück. Sie arbeitete als Näherin und kam dabei in viele Häuser.

Anna Katharina bat in verschiedenen Klöstern um Aufnahme. Sie wurde jedoch abgewiesen, da sie keine besondere Mitgift mitbringen konnte. Die Klarissen in Münster erklärten sich schließlich bereit, sie aufzunehmen, wenn sie das Orgelspielen erlernen würde. Sie erhielt von ihren Eltern die Erlaubnis, beim Organisten Söntgen in Coesfeld in die Lehre zu gehen. Sie kam jedoch nicht dazu, das Orgelspiel zu erlernen. Die Not und Armut in diesem Haus veranlassten sie, im Hause und in der Familie mitzuarbeiten. Sie gab sogar ihre geringen Ersparnisse hin, um der Familie Söntgen zu helfen.

Gemeinsam mit ihrer Freundin Klara Söntgen konnte sie schließlich 1802 im Kloster Agnetenberg in Dülmen eintreten. Im folgenden Jahr legte sie ihr Ordensgelübde ab. Mit Eifer nahm sie am Leben des Klosters teil. Sie war stets bereit, auch schwere und ungeliebte Arbeiten zu übernehmen. Ihrer armen Herkunft wegen wurde sie im Kloster zunächst wenig geachtet. Manche ihrer Mitschwestern nahmen Anstoß an ihrer genauen Befolgung der Ordensregel und hielten sie für eine Heuchlerin. Anna Katharina trug diesen Schmerz schweigend und in stiller Ergebung.

In den Jahren 1802 bis 1811 wurde Anna Katharina häufiger krank und hatte große Schmerzen zu erdulden.

1811 wurde das Kloster Agnetenberg im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Auch Anna Katharina musste das Kloster verlassen. Sie fand Aufnahme als Haushälterin bei Abbé Lambert, einem aus Frankreich geflüchteten Priester, der in Dülmen wohnte. Doch bald wurde sie krank. Sie konnte das Haus nicht mehr verlassen und wurde bettlägerig. Im Einvernehmen mit Vikar Lambert ließ sie ihre jüngere Schwester Gertrud kommen, die unter ihrer Leitung den Haushalt betreute.

In dieser Zeit empfing Anna Katharina Emmerick die Wundmale. Die Schmerzen der Wundmale hatte sie bereits seit längerer Zeit erlitten. Die Tatsache, dass sie die Wundmale trug, konnte nicht verborgen bleiben. Dr. Franz Wesener, ein junger Arzt, suchte sie auf und war so sehr von ihr beeindruckt, dass er ihr in den folgenden elf Jahren ein treuer, selbstloser und helfender Freund wurde. Er hat ein Tagebuch über seine Begegnungen mit Anna Katharina Emmerick geführt, in dem er eine Fülle von Einzelheiten festgehalten hat.

Ein hervorstechender Zug im Leben Anna Katharinas war ihre Liebe zu den Menschen. Wo immer sie Not sah, suchte sie zu helfen. Auch auf ihrem Krankenlager fertigte sie noch Kleidungsstücke für arme Kinder an und freute sich, wenn sie ihnen damit helfen konnte. Obwohl ihr die vielen Besucher manchmal hätten lästig werden können, nahm sie alle freundlich auf. Sie nahm sich ihrer Anliegen im Gebet an und schenkte ihnen Ermunterung und Trost.

Viele Persönlichkeiten, die in der kirchlichen Erneuerungsbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Bedeutung waren, suchten die Begegnung mit Anna Katharina Emmerick, u.a.: Clemens August Freiherr Droste zu Vischering, Bernhard Overberg, Friedrich Leopold von Stolberg, Johann Michael Sailer, Christian und Clemens Brentano, Luise Hensel, Melchior und Apollonia Diepenbrock.

Von besonderer Bedeutung wurde die Begegnung mit Clemens Brentano. Aus seinem ersten Besuch 1818 wurde ein fünfjähriger Aufenthalt in Dülmen. Täglich besuchte er Anna Katharina, um ihre Visionen aufzuzeichnen, die er später veröffentlichte.

Im Sommer 1823 wurde Anna Katharina immer schwächer. Wie in allen vorhergehenden Jahren verband sie ihr Leiden mit dem Leiden Jesu und opferte es auf für die Erlösung der Menschen. Sie starb am 09. Februar 1824.

Anna Katharina Emmerick wurde auf dem Friedhof in Dülmen begraben. Zahlreiche Menschen nahmen an der Beerdigung teil. Weil das Gerücht entstand, der Leichnam Anna Katharinas sei entwendet worden, wurde das Grab in den auf die Beerdigung folgenden Wochen noch zweimal geöffnet. Der Sarg mit dem Leichnam wurde in unversehrtem Zustand gefunden.

Clemens Brentano schreibt über Anna Katharina Emmerick: »Sie steht wie ein Kreuz am Weg«. Anna Katharina Emmerick weist uns hin auf die Mitte unseres christlichen Glaubens, auf das Geheimnis des Kreuzes.

Das Leben Anna Katharina Emmericks ist gekennzeichnet von einer tiefen Christusverbundenheit. Sie liebte es, vor dem berühmten Coesfelder Kreuz zu beten. Häufig ging sie den großen Kreuzweg. Sie nahm persönlich so sehr teil am Leiden des Herrn, dass es nicht übertrieben ist zu sagen: Sie lebte, litt und starb mit Christus. Ein äußeres Zeichen dafür, das aber zugleich mehr ist als ein bloßes Zeichen, sind die Wundmale, die sie trug.

Anna Katharina Emmerick war eine große Marienverehrerin. Der Festtag Mariä Geburt ist auch ihr Geburtstag. Ein Wort aus einem Mariengebet weist uns auf einen weiteren Aspekt im Leben Anna Katharinas hin. In diesem Gebet heißt es: »O Gott, lass uns nach dem Vorbild des Glaubens und der Liebe Mariens dem Werk der Erlösung dienen«. Dem Werk der Erlösung dienen: Das wollte Anna Katharina Emmerick.

Der Apostel Paulus spricht im Brief an die Kolosser von zwei Weisen des Dienstes am Evangelium, des Dienstes an der Erlösung. Die eine Weise besteht in der aktiven Verkündigung in Wort und Tat. Was aber, wenn das nicht mehr geht? Paulus, der sich offensichtlich in einer solchen Situation befindet, schreibt: »Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt« (Kol1, 24).

In beiderlei Weise hat Anna Katharina Emmerick der Erlösung gedient. Ihr Wort, das aus ihrer unscheinbaren Kammer in Dülmen durch die Schriften von Clemens Brentano ungezählte Menschen in vielen Sprachen erreicht hat, ist bis in unsere Tage hinein eine hervorragende Verkündigung des Evangeliums im Dienst an der Erlösung. Zugleich aber hat Anna Katharina Emmerick ihr Leiden als einen Dienst an der Erlösung aufgefasst. Dr. Wesener, ihr Arzt, berichtet in seinem Tagebuch ihren Anspruch: »Ich habe es mir immer als eine besondere Gabe von Gott erbeten, dass ich für die leide und womöglich genugtue, die aus Irrtum oder Schwachheit auf dem Irrweg sind«. Es wird berichtet, dass Anna Katharina Emmerick vielen ihrer Besucher Glaubenshilfe und Trost spendete. Ihr Wort hatte diese Kraft, weil sie ihr Leben und Leiden in den Dienst der Erlösung hineintrug.

Durch Glauben und Liebe dem Werk der Erlösung dienen: Anna Katharina Emmerick kann uns darin ein Vorbild sein.

Dr. Wesener überliefert den Ausspruch Anna Katharina Emmericks: »Ich habe den Dienst an dem Nächsten immer für die höchste Tugend gehalten. In meiner frühesten Jugend schon habe ich Gott gebeten, dass er mir die Kraft verleihen wolle, meinen Mitmenschen zu dienen und nützlich zu sein. Und ich weiß jetzt, dass er meine Bitte erfüllt hat«. Wie konnte sie, die jahrelang auf das Krankenzimmer beschränkt und an das Bett gefesselt war, den Nächsten dienen?

Der damalige Generalvikar Clemens August Droste zu Vischering nennt in einem Brief an den Grafen Stolberg Anna Katharina Emmerick eine besondere Freundin Gottes. Mit einem Wort von Hans Urs von Balthasar können wir sagen: »Sie warf ihre Freundschaft mit Gott in die Waagschale in der Solidarität mit den Menschen«.

Die Freundschaft mit Gott in die Waagschale werfen in der Solidarität mit den Menschen: Wird hier nicht ein Anliegen für das kirchliche Leben unserer Tage deutlich? Der christliche Glaube erfasst nicht mehr alle. Die christliche Gemeinde steht stellvertretend in unserer Welt für die Menschen vor Gott. Wir müssen unsere Freundschaft mit Gott in die Waagschale werfen in der Solidarität mit den Menschen.

Anna Katharina Emmerick ist uns verbunden in der Gemeinschaft der Glaubenden. Diese Gemeinschaft endet nicht mit dem Tod. Wir glauben an die bleibende Gemeinschaft mit allen, die Gott zur Vollendung geführt hat. Wir sind über den Tod hinaus verbunden, und sie nehmen an unserem Leben teil. Wir können sie anrufen und sie um ihre Fürsprache bitten. Wir bitten Anna Katharina Emmerick, die neue Selige, dass sie ihre Freundschaft mit Gott in die Waagschale werfe in der Solidarität mit uns und mit allen Menschen.


EUCHARISTIEFEIER MIT SELIGSPRECHUNGEN AUF DEM PETERSPLATZ

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

  Sonntag, 3. Oktober 2004

1. »Verbum Domini manet in aeternum – Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.« Dieser Ruf vor dem Evangelium führt uns zu den Grundlagen des Glaubens. Angesichts des Laufes der Zeit und der ständigen Umwälzungen der Geschichte bleibt die Offenbarung, die Gott uns in Jesus Christus geschenkt hat, für immer unveränderlich und eröffnet auf unserem irdischen Weg einen Ausblick auf die Ewigkeit.

Dies haben die fünf neuen Seligen auf einzigartige Weise erfahren: Pierre Vigne, Joseph-Marie Cassant, Anna Katharina Emmerick, Maria Ludovica De Angelis, Karl von Österreich. Sie haben sich vom Wort Gottes wie von einer hellen und sicheren Leuchte führen lassen, die nie aufgehört hat ihren Weg zu erhellen. [Nach diesen Worten auf italienisch fuhr der Heilige Vater auf französisch fort:]

2. Durch die Betrachtung des in der Eucharistie gegenwärtigen Christus und seines heilbringenden Leidens wurde Pater Pierre Vigne dazu bewegt, ein wahrer Jünger und ein der Kirche treuer Missionar zu sein. Sein Vorbild möge in den Gläubigen den Wunsch wecken, aus der Liebe zur Eucharistie und aus der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes den Mut zur Mission zu schöpfen! Bitten wir Ihn, die Herzen der jungen Menschen zu berühren, damit sie sich Ihm – wenn sie von Gott gerufen werden – im Priestertum oder Ordensstand vollkommen weihen. Die Kirche in Frankreich möge in Pater Vigne ein Vorbild finden, damit uns neue Sämänner des Evangeliums geschenkt werden.

3. Bruder Joseph-Marie hat sein Vertrauen stets auf Gott gesetzt, in der Betrachtung des Geheimnisses der Passion und in Einheit mit Christus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist. So hat er sich von der Liebe Gottes erfüllen lassen, indem er sich Ihm, dem »einzigen Glück auf Erden«, hingab und in der Stille des Klosters »La Trappe« den Gütern der Welt entsagte. Inmitten der Prüfungen richtete er seinen Blick auf Christus und opferte seine Leiden dem Herrn und der Kirche auf. Mögen die Menschen von heute, besonders die kontemplativen Ordensleute und die Kranken, nach seinem Beispiel das Geheimnis des Gebets entdecken, das die Welt zu Gott erhebt und in den Prüfungen Kraft verleiht! [Der Papst sagte daraufhin auf spanisch:]

4. »Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit« (2 Tim 1,7). Diese Worte des hl. Paulus laden uns ein, im Lichte des Glaubens am Aufbau des Reiches Gottes mitzuwirken. Sie treffen auch gut auf das Leben der sel. Ludovica De Angelis zu, deren Dasein ganz der Ehre Gottes und dem Dienst an den Nächsten gewidmet war.

In ihrer Persönlichkeit treten ihr mütterliches Herz, ihre Führungsqualitäten und die den Heiligen eigene Kühnheit hervor. Für die kranken Kinder empfand sie eine konkrete, großherzige Liebe und nahm Opfer auf sich, um sie zu trösten; für ihre Mitarbeiter im Krankenhaus von La Plata war sie ein Vorbild durch ihre Freude und ihren Verantwortungssinn, durch die sie eine familiäre Atmosphäre schuf; für ihre Mitschwestern war sie ein echtes Vorbild als Tochter Unserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit. In allem wurde sie getragen vom Gebet, das ihr Leben zu einem ständigen Dialog mit dem Herrn werden ließ. [Auf deutsch sagte der Papst:]

5. Die selige Anna Katharina Emmerick, hat „das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ geschaut und an ihrem Leib erfahren. Daß aus der Tochter armer Bauern, die beharrlich Gottes Nähe suchte, die bekannte „Mystikerin des Münsterlandes“ wurde, ist ein Werk der göttlichen Gnade. Ihrer materiellen Armut steht ein reiches inneres Leben gegenüber. Wie die Geduld im Ertragen ihrer körperlichen Schwäche beeindruckt uns die charakterliche Stärke der neuen Seligen und ihre Festigkeit im Glauben.

Die Kraft dazu bezog sie aus der heiligsten Eucharistie. So hat ihr Beispiel die Herzen Armer und Reicher, einfacher und gebildeter Menschen für die liebende Ganzhingabe an Jesus Christus erschlossen. Noch heute vermittelt sie allen die erlösende Botschaft: Durch Christi Wunden sind wir geheilt (vgl. 1 Petr 2, 24).

6. Die entscheidende Aufgabe des Christen besteht darin, in allem Gottes Willen zu suchen, zu erkennen und danach zu handeln. Dieser täglichen Herausforderung stellte sich der Staatsmann und Christ Karl aus dem Hause Österreich. Er war ein Freund des Friedens. In seinen Augen war der Krieg „etwas Entsetzliches“. Mitten in den Stürmen des Ersten Weltkriegs an die Regierung gelangt, versuchte er die Friedensinitiative meines Vorgängers Benedikt XV. aufzugreifen.

Von Anfang an verstand Kaiser Karl sein Herrscheramt als heiligen Dienst an seinen Völkern. Sein ernstes Bestreben war es, der Berufung des Christen zur Heiligkeit auch in seinem politischen Handeln zu folgen. Dabei war ihm der Gedanke der sozialen Liebe wichtig. Sei er uns allen ein Vorbild, besonders denen, die heute in Europa politische Verantwortung tragen!

7. Zusammen mit der ganzen Kirche sagen wir dem Herrn Lob und Dank für die Wunder, die er in diesen guten und treuen Dienern des Evangeliums vollbracht hat. Die allerseligste Jungfrau Maria, die wir im Monat Oktober besonders durch das Gebet des Rosenkranzes anrufen, möge uns helfen, unsererseits zu großherzigen und mutigen Aposteln des Evangeliums zu werden. Amen!

Die selige Anna Katharina Emmerick: Schauungen über eine „Afterkirche, eine andere dunkle Kirche in Rom“

Am 3. Oktober 2004 erhob Papst Johannes Paul II. durch die Seligsprechung die deutsche Ordensfrau Anna Katharina Emmerick zu den Altären. Die Selige wurde 1774 in Coesfeld im Münsterland geboren und starb 1824 im Kloster Agnetenberg in Dülmen. Die aus einer Bauernfamilie stammende Nonne wird von der Weltkirche als Mystikerin und stigmatisierte Seherin verehrt. Dank ihrer Visionen konnte bei Ephesus von einer Expertenkommission 1891 das Haus Mariens entdeckt werden, in dem, so die Archäologen, Maria und der Evangelist und Apostel Johannes nach der Hinrichtung und Himmelfahrt Jesu lebten. Papst Benedikt XVI. besuchte das Haus am 29. November 2006.

Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi, die durch Clemens Brentano aufgezeichneten Schauungen der Seligen enthalten einige unbekannte Details zum Tod Jesu. Das veranlaßte den katholischen Schauspieler, Regisseur und Produzenten Mel Gibson sich bei seinem Film Die Passion Christi (2004) an die Visionen der deutschen Mystikerin zu halten.

Emmerick, die Liturgiereform und zwei Päpste

Zu den Visionen der Augustinerin gehören auch einige apokalyptische Prophezeiungen über die Zukunft der Kirche. Was sie voraussagte, klingt in manchem wie eine Vorwegnahme der nachkonziliaren Liturgiereform: „Die Messe war kurz“ und am Ende wurde das Schlußevangelium aus dem Johannesevangelium nicht mehr gelesen.

Am 13. Mai 1820 sah sie in einer Vision zwei Päpste und zwei Kirchen: „Ich habe diese Nacht“ das Bild „von zwei Kirchen und zwei Päpsten gehabt“. Sie sah den Papst „und sah, wie unter ihm eine andere dunkle Kirche in Rom entstand“. Sie sah ein Gebäude ohne Altar und ohne Allerheiligstes: „Ich sah nur Bänke und in der Mitte wie einen Rednerstuhl. Es wurde da gepredigt und gesungen; sonst war nichts.“ Über die Leute, die sich in dieser „falschen“ Kirche ohne Sakrament des Altares, Emmerick spricht oft auch von „Afterkirche“ versammeln, schaute sie:

„Ein jeder zog einen anderen Götzen aus seiner Brust und stellte ihn vor sich hin und betete ihn an. Es war, als zöge jeder seine Meinung, seine Leidenschaft hervor wie ein schwarzes Wölkchen, und wie es heraus war, nahm es gleich ein bestimmte Gestalt ab, und es waren lauter Figuren, wie ich sie an dem Halsgeschmeide der unechten Braut in dem Hochzeitshause hängen sah, allerlei Menschen- und Tiergestalten. Der Gott des Einen war ganz kraus und breit, breitete viele Arme aus und wollte Alles umschlingen und auffressen; der Gott des Andern machte sich ganz klein und krümmte sich zusammen; ein Anderer hatte bloß einen hölzernen Knüppel, den er ganz verdreht anschaute, der Dritte hatte ein abscheuliches Tier, der Vierte eine Stange.“

Das besondere ist, daß

„diese Götzen den ganzen Raum ausfüllten […] und wenn sie fertig waren, kroch der Gott eines Jeden wieder in ihn hinein. Das ganze Haus aber war dunkel und schwarz und alles, was darin geschah, war Dunkelheit und Finsternis. Nun wurde mir auch der Vergleich gezeigt zwischen jenem Papst und diesem und zwischen jenem Tempel und diesem.“

Eine „dunkle Kirche“ breitet sich in der Kirche aus: von lauen Priestern und einer geheimen Sekte

Emmerick schaute, wie zahlenmäßig schwach der richtige Papst war und wie zahlenmäßig stark hingegen der falsche Papst. Der richtige Papst war „stark aber an Willen“ und entschlossen die große Zahl der Götzen zu stürzen. Der andere Papst hingegen war „schwach an Willen, in dem er den einzig wahren Gott und die einzig wahre Andacht durch Gestattung des falschen Tempels in so viele Götter und falsche Andachten habe auflösen lassen.“ Unter dem falschen Papst wurden „tausend Götzen“ angebetet, dem Herrn aber kein Platz eingeräumt. Emmerich sah, wie sich die wahre Kirche zerstreute und die falsche sich sammelte und zahlenmäßig im Vorteil war.

„Ich sah auch, wie sehr übel die Folgen von dieser Afterkirche sein würden. Ich sah sie wachsen, ich sah viele Ketzer aller Stände nach der Stadt [Rom] ziehen. Ich sah die Lauigkeit der dortigen Geistlichen wachsen, ich sah sich viel Dunkelheit dort mehr und mehr verbreiten. […] Ich sah in allen Orten die katholischen Gemeinden gedrückt, bedrängt, zusammengeschoben und eingeschlossen werden. Ich sah viele Kirchen aller Orten sperren. […] Ich hatte das Bild wieder, wie die Peterskirche planmäßig durch die geheime Sekte abgetragen und auch durch Stürme abgebrochen werde.“

Gewißheit des göttlichen Beistandes für die wahre Kirche

Doch Emmerick sieht auch den göttlichen Beistand für die wahre Kirche:

„Ich sah aber auch im höchsten Elend wieder die Nähe der Rettung. Ich sah die heilige Jungfrau wieder auf die Kirche steigen und den Mantel ausbreiten. [Ich sah alles neu werden und sich eine Kirche bis in den Himmel hineinbauen. […] Den Zeitraum, da alles dieses geschehen soll, kann ich nicht angeben.“ 1

Die von Emmerick geschaute falsche Kirche verriet die kirchliche Glaubenslehre und ihr Klerus war „lau“. Die stigmatisierte Mystikerin wird an anderer Stelle selbst von einer „protestantisierten“ Kirche sprechen. Das alles verhinderte es aber nicht, daß diese falsche Kirche ein großes Wachstum erlebte. „Es entstand ein Leib, eine Gemeinschaft außer dem Leibe Jesu, der Kirche, eine heilandslose Afterkirche, deren Geheimnis es ist, kein Geheimnis zu haben“. 2

Am 10. August 1820 schaute sie die Vision:

„Ich sehe den Heiligen Vater in großer Bedrängnis. Er bewohnt einen andern Palast und läßt nur wenige Vertraute vor sich. Würde die schlechte Partei ihre große Stärke kennen, sie wäre schon losgebrochen. Ich fürchte, der Heilige Vater wird vor seinem Ende noch große Drangsale leiden müssen. Die schwarze Afterkirche sehe ich im Wachsen und in üblem Einfluß auf die Gesinnung. Die Not des Heiligen Vaters und der Kirche ist wirklich so groß, daß man Tag und Nacht zu Gott flehen Muß Es ist mir viel zu beten aufgetragen für die Kirche und den Papst…“

Verwüstung der Kirche durch Protestantisierung – „Gott aber hat andere Pläne“

Am 22. April 1823 sah Emmerick eine Protestantisierung der katholischen Kirche. Alles was protestantisch war, habe schrittweise in der katholischen Kirche die Oberhand gewonnen und in dieser einen völligen Dekadenzprozeß ausgelöst. Die Mehrheit der Priester sei durch die verführerischen, aber falschen Lehren angezogen worden und trugen zum Werk der Zerstörung bei. In den Tagen, in denen das geschehen wird, so Emmerick, wird der Glauben tief fallen und nur an wenigen Orten, in wenigen Häusern und wenigen Familien bewahrt werden, die Gott vor den Verwüstungen bewahrt.

Emmerick sah, daß sich viele Priester von Ideen einwickeln lassen, die für die Kirche gefährlich sind und den Bau einer neuen großen, seltsamen und extravaganten Kirche. Emmerick scheint einige Ideen und Praktiken geschaut zu haben, die sich in der Nachkonzilszeit auszubreiten begannen und noch heute andauern, so am 22. April 1822. Alle sollten in der neuen Kirche zugelassen sein, damit alle geeint sind und alle sollten die gleichen Rechte haben: Protestanten, Katholiken und Sekten aller Denominationen. Das sollte die „neue Kirche“ sein. Gottes Pläne seien das aber nicht gewesen.

„Gott aber hatte andere Pläne“, zitierte Mattia Rossi in der Tageszeitung Il Foglio die selige Anna Katharina Emmerick: „Pläne, die wir natürlich alle nicht kennen: niemand ist imstande zu sagen, ob, wie und wann die Prophezeiungen der seligen Emmerick aktuell sind oder sich sogar bewahrheiten. Mit Sicherheit jedenfalls verblüfft die Übereinstimmung mit vielen, mehr oder weniger dunklen Aspekten der Kirche von heute“. Mattia Rossi ist Redaktionsmitglied der Liturgiezeitschrift Liturgia. Culmen et fons.

 

1) Karl Erhard Schmöger: Das Leben der gottseligen Anna Katharina Emmerich, 2. Bd. Letzte Lebensjahre und Tod, Freiburg im Breisgau 1870, S. 490ff
2) Seite 80

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Quelle: Katholisches.info (Text: Giuseppe Nardi)

DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

IV. Die Freunde und Anhänger Jesu

 

1. Die Mutter Jesu zur Zeit Seines Lehrwandels

Ihr ständiger Wohnort

Während des öffentlichen Lehrwandels Jesu bewohnt die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter mit ihrer Magd das nach dem Tode Josephs bezogene Haus zwischen Kapharnaum und Bethsaida. Es gehört dem reichen Levi, der nicht weit davon ein großes Haus bewohnt. Die Familie Petri hat es von ihm gepachtet und Jesu und Maria überlassen.

Das Haus ist geräumig und hat mehrere Nebengebäude, in denen zeitweise Besuche aus Nazareth, Sephoris und Jerusalem, alles Verwandte oder Freundinnen Mariä, und später auch Jünger Jesu wohnen; das Haus scheint deswegen ausgewählt zu sein.

Maria führt keinen Haushalt; sie hat weder Vieh noch Feld. Sie lebt als Witwe von den Gaben der Verwandten von Sephoris und anderer Freunde. Die Diener Levi’s ver­sorgen das Haus regelmäßig mit Lebens­mitteln aus Kapharnaum, säubern und pfle­gen Haus und Garten und bewachen bei Reisen Mariä das Grundstück. Mariä Be­schäftigung ist Spinnen, Nähen und Wir­ken mit kleinen Stäben; Beten, und andere Frauen trösten und unterrichten. Fast immer weilen Besucher bei ihr, doch nimmt sie manchen Besuch aus Nazareth und Jeru­salem, der weit hergekommen, nicht an.

Die Reisen Mariä

Gleich auf Jesu erster Reise im Anfang Juni 31 begleitet Ihn Maria ein Stück We­ges bis Nazareth, wo sie sich bei Ihrer Nichte, Maria Kleophä, zweiundzwanzig Tage bis zur Rückkehr Jesu aufhält. Als der Herr wieder in Nazareth eintrifft, reist sie mit Ihm, mit ihrer Nichte Maria Kleophä und mit achtzehn anderen Bekannten nach Ka­pharnaum zurück. Maria Kleophä läßt sich von nun an mit ihren beiden jüngsten Söhnen im Tale von Kapharnaum in der Nähe des Hauses Mariä nieder.

Einen Monat später trifft sich Maria mit Veronika, Johanna Chusa und Maria Markus (mit denen sie die jährlichen drei Pilger­reisen zum Tempel, zur Abrahams-Tere­binthe bei Bethlehem und zum Berge Kar­mel zu machen pflegt) in Nazareth, hört den Herrn in der dortigen Synagoge lehren, und vierzehn Tage später im Villenort zwischen Nazareth und Sephoris, wo Jesus zum Sab­bat hinkommt und predigt. Von hier aus besucht sie in Sephoris ihre Tante Mahara, die jüngste Schwester Anna’s und hört den Herrn in der großen Pharisäersynagoge predigen. Dort ist sie Augenzeuge, wie Er unter der Lehre mehrere Besessene heilt.

Im nächsten Monat September trifft sie sich mit Jesus wieder in Nazareth und vermittelt eine Unterredung Jesu mit ihrer Nichte Maria Kleophä zwecks Jüngerannahme ihrer fünf Söhne.

Noch im selben Monat befindet sie sich mit ihren Freundinnen auf einer Reise nach Jerusalem. Sie gehen meist in einer Linie hintereinander auf den schmalen Fuß­gängerwegen, die durch die Gebirge führen. Sie gehen rasch, wie Leute, die weite Fuß­reisen gewöhnt sind. Sie haben die Röcke auf der Reise bis zur halben Wade geschürzt und die Beine von der Leibbinde ab bis zum Knöchel mit einer Binde umwickelt und tra­gen dicke, innen gefütterte Sandalen. Den Kopf bedeckt ein Schleier, der mit einem langen Tuche um den Nacken festgehalten wird. Das Tuch ist über der Brust gekreuzt, und um den Rücken laufend geht es in den Gürtel über. Sie tragen die Hände abwechselnd in dieser Binde ruhend. Sie haben zwei Fischerknechte bei sich, die das Ge­päck tragen, und zwar einen Sack auf der Brust und einen auf dem Rücken und einen Stab mit Gepäck auf der Schulter. Der voranschreitende Mann bereitet den Weg, öffnet die Zäune, räumt Steine hin­weg, legt Stege über Bäche und bestellt auch die Herberge. Der Nachschreitende bringt alles wieder in die vorige Ordnung. Im Familienschlosse des reichen Lazarus hört Maria die Lehren Jesu kurz vor Seiner Taufe und bleibt dann noch in Bethanien, wo sie mit den anderen Freundinnen ent­weder im Schlosse ihre übliche Handarbeit verrichtet oder Krankenbesuche macht; oder sie weilt als Gast bei den Freundinnen zu Jerusalem.

Auf der Heimreise kommt Martha, die Schwester des Lazarus mit, um bei Aruma die erste Jüngerherberge einzurichten. Zum Laubhüttenfest mietet Maria eine Herberge bei Groß-Chorazin, schmückt sie mit ihren Freundinnen zu einer Laubhütte zum Emp­fang Jesu, hört dessen öffentliche Volks­lehre auf dem nahen Lehrhügel und nimmt von Ihm rührenden Abschied vor Seinem vierzigtägigen Fasten.

Gegen Ende des Fastens Jesu ist Maria Gast im Hause des reichen Spediteurs Israel zu Kana und wohnt hier im Hause ihrer Cou­sine Sobe, der Tante des zukünftigen Bräuti­gams Nathanael aus Kapharnaum. Hier wird sie vom Herrn am letzten Tage Seines Fastens durch Seine Erscheinung in einer Vision übernatürlich getröstet und gestärkt.

Ende desselben Monats Dezember 31 weilt sie wieder in Kana und nimmt an der Hoch­zeit der Tochter Israels teil, bei der sie den Herrn auf das Fehlen der von Ihm für den zweiten Tischgang übernommenen Wein­spende aufmerksam macht.

Im März 32 begleitet .sie mit ihren Freun­dinnen den Herrn bis Dothaim, nimmt am Abschiedsmahl im Hotel teil und kehrt wieder heim. Ende des Monats reist sie über Nazareth und dem Landgut Lazari bei Ginäa nach Jerusalem, wo sie Jesus zum erstenmal im Tempel hört. Hier wohnt sie jetzt und auch später abwechselnd in Marthas Schloß Bethanien und in Lazari Stadthaus am Sion­berg, in welchem sie während ihres jetzigen Aufenthaltes mit dem Herrn das Ostermahl feiert.

Anfang Dezember 32 hört sie die große Bergpredigt des Herrn auf dem Lehrberg bei Bethsaida-Julias, reist von dort nach Kana und wird bei ihrer Rückkehr nach Kapharnaum bei der öffentlichen Lehre Jesu von der begeisterten Lea, der Schwäge­rin der geheilten Enue (Mt. 9, 20), selig gepriesen (L. 11, 27).

Ende des Monats ist sie bei der Bergpredigt bei Azanoth und Damna Zeuge der endgül­tigen Bekehrung Magdalena’s und reist An­fang Januar 33 mit dieser und den anderen Freundinnen über Dothan, wo sie beim alten Großkaufmann und jugendbekannten Issachar einige Tage zu Gast weilt, und über Michmas, wo sie den Sabbat hält, nach Bethanien. Von dort reist sie mit allen jerusalemer Bekannten, außer Magdalena, nach Juta zum Neffen des kürzlich ent­haupteten Täufers. Hier vernimmt sie vom eintreffenden Heiland den Tod des Täufers, hört ihren Sohn zu Juta und Hebron pre­digen und kehrt über Kana nach Hause zu­rück.

Im April 33 trifft sie sich kurz mit Jesus in Dothaim, hört Ihn dort lehren und kehrt mit Ihm und den Jüngern nach Kaphar­naum zurück, wo sie nun ständig bleibt bis Mitte Januar 34, um dann gegen Ende des öffentlichen Lehrwandels Jesu nach Jerusa­lem zu reisen und die letzten großen Lehr­vorträge ihres Sohnes im Tempel und im Schlosse Lazari zu hören.

Diese Reisen Mariä gehen nicht immer ohne aufregende Zwischenfälle von statten. über die Genesung der Besessenen bricht in Sephoris am 23. August 31 ein Aufruhr aus. Auch Maria ist gezwungen, mit den ver­wandten Frauen aus der Stadt zu fliehen. ­Und bei der gegen den Herrn zu Ostern 32 ausbrechenden Verfolgung finden die Jesum suchenden Pharisäer im Hause der Maria Markus nur Seine Mutter und deren Freun­dinnen und gebieten ihnen, als Seinen An­hängerinnen, mit harten Worten, die Stadt zu verlassen. Maria eilt nach Bethanien zu Lazarus und wird noch in den nächsten Tagen mehrmals von den Pharisäern zur Rede gestellt und sogar mit Landesverwei­sung bedroht.

Jesu Verhalten gegenüber Seiner Mutter

Auch daheim bleiben der lieben Gottesmut­ter mancherlei Aufregungen nicht erspart. Anfangs stellen sich bei ihr allerlei Klätsche­rinnen von Nachbarsleuten ein, die unter dem Vorwand, sie zu trösten, Jesu vorwer­fen, daß Er herumziehe, niemand wisse, wo; daß Er sie vernachlässige, da es doch Seine Pflicht sei, nach dem Tode Josephs für Seiner Mutter Unterhalt ein Geschäft anzu­fangen. Überhaupt ist bald im ganzen Lande ein großes Gerede von Jesus, für und wider Ihn.

Maria ist zwar sehr ernst und innerlich; aber nie ohne innere Bewegungen, Ahnungen und Sorgen bei den Entfernungen ihres Sohnes; denn auch alles Niederträchtige, was Seine Feinde wider Ihn in Umlauf setzen, wird ihr irgendwie zugetragen; ebenso wie auch alle Ängste und Sorgen Seiner wohlmeinen­den Bekannten an ihr Ohr dringen. Daher wartet sie oft mit banger Sehnsucht auf das Wiedersehen mit Ihm.

Jesu Betragen ihr gegenüber ist jedoch stets vorziehend liebevoll und ehrend. Bei jedem Wiedersehen reicht Er ihr beide Hände, oder wenn sie bei der Begrüßung nieder­kniet und Ihm die Hand küßt, so küßt auch Er, wenn sie sich erhebt, ihre Hand. Sind sie allein, so kommt es oftmals vor, daß Er sie tröstend und stärkend freundlich an Seine Brust lehnt und ihr zuspricht. Sie aber behandelt Ihn seit Seinem Lehramte immer, wie man einen Heiligen, einen Propheten behandelt. Sie umarmt Ihn nie, ja reicht nur die Hand, wenn Er die Seine darbietet.

Wertvolle Menschen, die sich bekehrt haben, empfiehlt Er an sie, wie Dina und Mara und Maria Magdalena. Alle Apostel und Jünger stellt Er ihr persönlich vor; und von langen Reisen nach Kapharnaum zurückkehrend, gilt ihrem Hause Sein erster Besuch.

Es ist ein stillschweigender Vertrag, ein inne­res Einverständnis zwischen Ihnen beiden, daß die heilige Jungfrau die Jünger in ihr Herz, ihr Gebet, ihren Segen und gewisser­maßen in sich selbst als ihre Kinder und Jesu Brüder aufnehme, daß sie deren geist­liche Mutter sei, wie sie Seine leibliche Mutter ist. Sie tut dies jedesmal mit ernster Innigkeit; und der Herr behandelt sie dabei sehr feierlich. Es ist eine unaussprechliche Heiligkeit in dieser Handlung, eine Inner­lichkeit; denn Maria ist gleichsam die Rebe, die Ähre Seines Fleisches und Blutes.

Jesu Unterredungen mit Maria

Nach dem Aufruhr in Sephoris trifft Sich der Herr mit Maria im Kurhotel des Bades Bethulia. Sie bittet Ihn, doch nicht hier wieder zu lehren; sie fürchte, es möge noch­mals ein Aufstand entstehen. Er erwidert, Er wisse, was Er zu erfüllen habe. Auf ihre Frage: „Sollen wir denn jetzt nicht zu Johannis Taufe gehen?“, antwortet Er ernst: „Warum sollen wir jetzt zu Johannis Taufe gehen? Haben wir es nötig? Ich werde noch gehen und sammeln und werde es sagen, wenn es nötig ist, zur Taufe zu gehen.“ (Die heiligen Frauen werden erst nach Pfingsten am Teich Bethesda getauft.)

Ein andermal sagt Er ihr in einer Unter­redung, Er werde dreimal zum Pascha nach Jerusalem reisen, und das letztemal werde sie sehr betrübt dort sein. Als Er ihr den Ort Seines vierzigtägigen Fastens nennt, bit­tet sie Ihn flehentlich, Er möge doch nicht in dieses wilde Gebirge gehen. Er erwidert, sie solle fortan Ihn nicht mit menschlicher Sorge hindern wollen; Er müsse tun, was Er tue. Er beginne einen schweren Weg; die mit Ihm seien, müßten mit Ihm leiden, Er wandle aber nun den Weg Seiner Sen­dung, und sie müsse allen bloß persönlichen Anspruch nun opfern, Er werde sie lieben wie immer, aber Er sei jetzt für alle Men­schen da. Sie solle tun, was Er sage, und Sein himmlischer Vater werde sie belohnen; denn es beginne bald, was ihr Simeon ver­kündet, es werde ein Schwert ihre Seele durchdringen (L. 2, 35).

Als Er am 24. Juli 32 in Bethoron mit ihr allein spricht und sie weint, daß Er Sich gen Jerusalem gehend in Gefahr begebe, tröstet Er sie, sie möge sich nicht sorgen, Er werde Seine Aufgabe vollbringen, die traurigen Tage seien noch nicht da. Und dann gibt Er ihr Anweisungen, wie sie sich im Gebet verhalten solle.

Wohl selten hat der Herr Seine Mutter so liebevoll getröstet, wie am 30. Juni 33, an dem Er Sich von ihr verabschiedet. Sie ist mit Ihm allein in einem Raum eines Hotels bei Bethsaida und, allerlei Trauriges ahnend, weint sie sehr und fleht Ihn an, Er möge doch zum Fest der Tempelweihe nicht nach Jerusalem gehen. Jesus lehnt sie an Seine Brust und sagt ihr mit großer Milde und Liebe, daß Er vollenden müsse, wozu Sein Vater Ihn gesandt habe, und weswegen sie Seine Mutter geworden sei. Sie solle stark sein und fortfahren, die anderen zu stärken und zu erbauen.

Botschaftswechsel zwischen Jesus und Maria

Bevor Jesus Sein vierzigtägiges Fasten be­ginnt, läßt Er ihr durch Boten mitteilen, sie solle zum Laubhüttenfest die ihr bekannte Herberge bei Chorazin mieten und Ihn dort mit ihren Freundinnen zum 18. Oktober er­warten.

Mitte Dezember 31 schreibt Er ihr Seine Übernahme der Festleitung der Hochzeit zu Kana und Übernahme des zweiten Tisch­ganges und die dortige Zusammenkunft mit ihr und allen Jüngern und künftigen Apo­steln (außer Bartholomäus, Thomas und Judas).

Mehrmals läßt auch sie Ihm durch Boten Nachrichten zugehen, und zwar stets Bitten für andere, zum Beispiel für ihre schwer erkrankte Nichte Maria Kleophä oder für die mit ihr verwandte Witwe Maria aus Naim, die der Herr auch unmittelbar nach Empfang der Botschaft aus der Ferne heilt.

Überhaupt hält der Herr auf Seinen weite­ren Lehrreisen, zumal in Zeiten der Ver­folgung seitens Seiner Gegner, durch be­stimmte Jünger die Verbindung mit ihr auf­recht.

Das Wissen Mariä

Während des Höhepunktes der Lehrwirk­samkeit Jesu, als mit Beginn des dritten Lehrjahres 33 der Massenzustrom nach Kapharnaum einsetzt und im Februar die großen Bergpredigten in der Nähe begin­nen, ist auch Maria, wenn immer Er es nur gestattet, eine fleißige Hörerin Seiner Lehr­vorträge; denn obschon sie von allen Ge­heimnissen, die Jesus ausspricht, eine innere Erkenntnis von früher her besitzt, so ist sie sich derselben doch nicht so deutlich be­wußt geworden. Wie nämlich die zweite Person in der Gottheit in ihr Fleisch ange­nommen hat, ein Mensch und ihr Kind ge­worden ist, so sind auch in ihr alle diese tieferen Erkenntnisse in eine demütige, ehr­furchtsvolle Mutterliebe zu Jesus gehüllt.

Als aber jetzt der Herr die Geheimnisse Seines Ursprungs und irdischen Wandels und Seiner Rückkehr zum Vater deutlicher zum Ärgernis der Verblendeten lehrt, wird die Betrachtung Mariä auf diese Mysterien gerichtet. Nach einer solchen Lehre am 8. Februar 33 betet sie in der folgenden Nacht stehend in ihrem Wohnraum und empfängt eine intellektuelle Vision über den Gruß des Engels, die Geburt und die Kind­heit Jesu und über die Wirklichkeit ihrer Mutterschaft und Seiner Kindschaft, und wie sie Denjenigen als ihr Kind behandelt, der der Sohn Gottes ist. Und hierüber wird sie dermaßen von Demut und Ehrfurcht überwältigt, daß sie ganz in Tränen zer­fließt. Und doch hüllen diese Anschau­ungen sich abermals in dem Gefühle der mütterlichen Liebe zu dem göttlichen Sohne ein, ähnlich wie die Gestalt des Brotes den lebendigen Gott im Sakrament verhüllt. Und dieser von der göttlichen Vorsehung herbeigeführte psychische Umstand erklärt die mütterliche Sorge Mariä um ihren Sohn, ihre große Passion und ihr Verdienst bei aller ihrer Fülle der Gnaden.

Einige Züge aus Mariä Verhalten

Als Maria dem Herrn bei Seiner Ankunft in Nazareth am 5. August 31 entgegengeht, aber sieht, daß Er Begleiter bei Sich hat, bleibt sie in der Ferne stehen und kehrt in die Stadt zurück, ohne Ihn zu begrüßen.

Das erste, was beim Zusammentreffen Jesu mit Maria in der Hirtenherberge bei Sichem am 31. Juli 32 geschieht, ist, daß sie ihren Sohn bittet, Er möge doch einen lahmen Knaben heilen, den benachbarte Hirten hierhergebracht haben; und Jesus heilt ihn. Ebenso empfiehlt sie Ihm, und zwar mehr­mals, den Hauptmann Cornelius wegen sei­nes kranken Dieners, Cornelius sei ein sehr guter Mann, er habe als ein Heide den Juden aus Zuneigung eine Synagoge erbaut; auch ist sie es, die den Herrn bittet, die kranke Tochter Salome des Synagogenvor­stehers Jairus zu heilen.

Am 16. November 32 benutzt sie den üb­lichen Sabbatspaziergang, um mit ihren Freundinnen Dina, Mara, Lais, Athalia, Sabia und Martha eine an der Anhöhe bei Kapharnaum lagernde Karawane von Hei­den zu besuchen, bei der sie die reisenden Frauen belehrt. Die Frauen sitzen an der Anhöhe im Halbkreis und Maria lehrt erst sitzend und dann unter ihnen wandelnd. Sie erklärt ihnen ihre Fragen und erzählt manches von den Altvätern, von den Pro­pheten und von Jesus.

Als am achten Dezember 32 die begeisterte Lea laut vor der Hörerschaft Jesu die aller-seligste Jungfrau selig preist (L. 11, 27), redet diese gleich darauf ganz still und gelassen mit Lea, die sie anspricht, ahnt deren Ausruf gar nicht und begibt sich mit ihren Begleiterinnen hinweg. überhaupt ist Maria unbeschreiblich einfach. Jesus zeich­net sie nie vor anderen Menschen aus, als daß Er sie würdig behandelt. Auch läßt sie sich mit niemanden ein als mit Kranken und Unwissenden. Sie erscheint immer ganz innig und unsagbar bescheiden. Alle, selbst die Feinde Jesu, ehren sie; und doch sucht sie niemanden, und hält sich stets zurück. Nur einmal tritt sie voran, nämlich an die Spitze des Zuges, als der Herr am 15. März 34 Seinen feierlichen Einzug in Jerusalem hält.

Bei der Zusammenkunft der Freunde zu Juta, unmittelbar nach der Enthauptung des Täufers, zeigt Maria den in der Geburts­stube des Täufers Versammelten die große mit Sprüchen bestickte Decke, erzählt die Umstände, unter denen sie diese Decke mit Elisabeth damals angefertigt hat und erklärt, den oberen Rand der Decke vor sich empor-haltend, die eingenähten Sprüche der Pro­pheten. Sie teilt auch mit, daß sie der Elisa­beth prophezeiht habe, Johannes werde Jesum nur dreimal von Angesicht sehen, und wie dieses auch wahr geworden. Hier greift Jesus in die Rede ein und teilt nach schonender Vorbereitung den Tod des Täu­fers mit; — und die gezeigte Decke wird mit Tränen der Trauernden benetzt.

Bei den großen Bergpredigten im Februar 33 organisiert Maria den Krankendienst bei den Frauen und Kindern und die Verteilung der Liebesgaben an die Armen, und beteiligt sich mit den Freundinnen und Jüngern an der praktischen Ausführung. In der Folge arbeitet sie mit den Freundinnen immer­während an Decken, Kleidern, Sandalen und Gürteln; bereitet Vorräte, backt Brot — alles für die Armen — und besucht Arme und Kranke. Aber bei all diesen Arbeiten ist sie ungemein still, und ein­facher und ernster als die anderen. Sie ist auch oft bei Judas Ischarioth, um ihn zu ermahnen; denn er zeigt sich geizig und neidisch. Einmal weint sie dabei. Er ist gerührt und bekehrt sich mehrmals, aber es hält nie an.

Bei dem letzten großen gemeinschaftlichen Mahl vor der Passion des Herrn weint Maria, als sie, an der Tafel der Frauen, das Lamm zerlegt, während Jesus immer fortfährt zu lehren.

Mariä äußere Erscheinung 

Maria Magdalena ist größer und schöner als die anderen Frauen; Dina, die Samariterin, ist auch schön; aber alle übertrifft die hei­lige Jungfrau an Schönheit. Obschon ihre Gestalt wohl ihresgleichen an Schönheit hat und an auffallender Erscheinung von der Figur Magdalena’s übertroffen wird, so scheint sie doch aus allen hervor durch un­beschreibliche Haltung, Einfachheit, Ernst, Sanftmut und Ruhe; sie ist so sehr rein und ohne alle Nebeneindrücke, daß man in ihr nur das Ebenbild Gottes im Menschen sieht. Niemandes Wesen gleicht ihr, als das ihres Sohnes.

Sie sieht noch sehr jung aus, aber ist schlank und groß. Sie sieht ganz erhaben und doch wie ein unschuldiges, einfaches Kind aus. Sie hat eine sehr hohe Stirn, eine längliche Nase, sehr große Augen, sanft niedergeschla­gen, einen sehr schönen roten Mund, eine angenehm bräunliche Farbe mit rötlich schimmernden Wangen. Obschon ernst, still, oft traurig, ist sie doch nie zerrissen und ungebärdig; die Tränen laufen ganz sanft über das ruhige Angesicht, wenn sie weint. Ihr Antlitz übertrifft das aller Frauen um sie, ja aller je geschauten, an unaussprech­licher Reinheit, Unschuld und Weisheit; und ein einzigartiger Friede, gepaart mit unvergeßlicher Lieblichkeit, ist über dieses Antlitz ausgegossen.

2. Johannes der Täufer

Der prophetische Charakter

Schon im Mutterleibe wird Johannes vom Ewigen bewegt und vom Heiligen Geiste mit seinem Erlöser in einen außerzeitlichen Verkehr gebracht. Als kleiner Knabe wird er der Welt entrückt und in der von Gott durchdrungenen Natur höheren Einflüssen zur Erziehung übergeben. Er bleibt, seiner Zeit entrückt, in tiefster Abgeschiedenheit der Wildnis Juda, bis er als Dreißigjähriger aus derselben, durch göttlichen Antrieb gleichsam wie neugeboren, hervorgeht und sein Amt ernst, begeistert, heftig und unbe­kümmert um alles herum beginnt. Ganz Palästina ist ihm nun die Wüste; und wie er vorher mit Quellen, Felsen, Bäumen und allen Tieren verkehrt, mit ihnen gelebt und gesprochen hat, so spricht und tut er jetzt mit den Menschen und Sündern, ohne an sich selbst zu denken.

Seine äußere Erscheinung

Aus der Wildnis oben am Jordanursprung, wo er sich zuletzt aufgehalten, kommt er herab zu den Menschen. Er macht einen wunderbaren Eindruck: Groß, von Fasten und Abtötung des Leibes hager, aber stark und muskulös, ist er ungemein edel, rein und einfach, ganz geradezu und gebieterisch. Seine Farbe ist bräunlich, sein Angesicht mager, ernst und streng. Seine Haare sind rötlichbraun und kraus; er trägt einen klei­nen Bart. Um die Mitte des Leibes hat er ein Tuch gewunden, das herab bis zu den Knien fällt. Er trägt einen rauhen braunen Mantel, der aus drei Stücken besteht. Hin­ten ist er ganz und um die Mitte des Leibes mit einem Riemen zusammengefaßt. Arme und Brust aber sind frei und unbedeckt. Er trägt einen Stab, der wie ein Hirtenstab oben gekrümmt ist.

Die Gründung dreier Taufstellen

Zweimal zieht Johannes drei Monate des Jahres 31 durch Palästina. Sein Wandel ge­schieht mit ungemeiner Gewalt und mit einem strengen Fortschreiten, schnell, doch ohne Hast. Es ist ‚kein ruhiges Wandeln, wie das des Heilandes. Wo er nichts zu tun hat, läuft er von Feld zu Feld. Er geht in die Häuser, in die Schulen, um zu lehren, und versammelt das Volk auf Plätzen und Straßen um sich. Priester und Obrigkeiten halten ihn hier und da an und stellen ihn zur Rede, aber mit Staunen und Verwunde­rung lassen sie ihn wieder frei.

Sein Ausspruch: „Dem Herrn die Wege be­reiten“ ist ihm nicht nur bildlicher Aus­druck. Er durchzieht tatsächlich alle Orte und Wege, die später Jesus und die Jünger wandeln. Er räumt Gesträuche und Steine aus dem Wege und macht Pfade. Er legt Stege über Bäche, reinigt ihr Bett, gräbt Wasserbecken und Brunnen, macht Sitze, Ruhestellen und Schattendächer. Überall erregt er Staunen in den Hütten, in die er eintritt, um das Geräte zu seinen Arbeiten zu entlehnen und wohl auch Leute zum Mit­helfen zu holen. Überall ist er alsbald von Menschen umgeben und mahnt kühn und ernst zur Buße, den nachfolgenden Messias und sich als dessen Wegebereiter verkün­dend (L. 3, 1-6).

Im Juni des Jahres 31 gründet Johannes seinen ersten Taufort am Ostufer innerhalb der Jordankurve bei Ainon (etwas nörd­lich der heutigen Fähre Ed-Damije). Ein paar Wochen später, Ende Juni, besucht ihn Herodes Antipas und bietet ihm den Bau eines Hauses an, was der Täufer ausschlägt. Gleich darauf lassen sich auch nacheinander die meisten künftigen Apostel und viele spätere Jünger Jesu von Johannes taufen; und Mitte Juli erscheinen auch die ersten Abgesandten des Synedriums, um ihn zur Rede zu stellen, weshalb er sich nicht zuerst im Tempel gemeldet habe, und warum er so wüst gekleidet und derb auftrete. Manche Juden halten ihn für den aus dem Jenseits zurückgekehrten Elias.

Am 19. Juli brechen Johannes und seine Jünger an der Taufstelle zu Ainon die Zelt­hütten ab und ziehen am Ostufer südwärts bis schräg gegenüber von Jericho und grün­den eine neue Taufstelle (zwischen dem heutigen Wadi Nimrin und Wadi el-Kafren ) . Es ist seine zweite Taufstelle, wo er nur ein paar Wochen tauft, und die Jesus unmittel­bar nach Seinem vierzigtägigen Fasten An­fang Dezember durch Seine Jünger wieder­herstellen und dort zum ersten Male durch sie taufen läßt.

Im August lehrt und tauft Johannes bereits an seiner dritten Taufstelle, schräg südlich gegenüber der zweiten Taufstelle am West­ufer des Jordans zwischen Ono und Betha­gla, wo Sich auch Jesus am 28. September von ihm taufen läßt. Seitdem dann Jesus im Dezember ebenfalls beginnt, durch Seine Jünger taufen zu lassen, vermindert sich der Zustrom der Massen zu Johannes, was seine Jünger mit Unwillen erfüllt, zumal mehrere von ihnen zu den Jüngern Jesu übertreten. Doch Johannes legt immer Zeugnis ab von Jesus und sagt, daß er selbst bald ganz zu­rücktreten werde.

Verhaftungen und Tod des Täufers

Seit Ostern 32 lehrt und tauft Johannes wie­der an seinem ersten Taufort bei Ainon, wird Mitte Mai von den Soldaten des Hero­des von Sukkoth unter dem Vorwand einer dringenden Einladung nach Kallirrhoe (am Ostufer des Toten Meeres) verhaftet und im Gewölbe des Schlosses sechs Wochen gefan­gen gehalten und dann wieder freigelassen. Herodes hat eine große Achtung vor ihm und verlangt nur, er solle nicht gegen seine verbrecherische Ehe öffentlich schmähen.

In der Nacht vorn 22. zum 23. Juli 32 wird er abermals von Herodes‘ Soldaten verhaf­tet, in das Gefängnis zu Hesbon (35 km öst­lich von Jericho) gebracht und zwei Tage später in das Gefängnis des Festungs-Schlos­ses zu Machärus (30 km südwestlich) über­führt. Hier wird er im August mehrmals von Herodes verhört, der sich über den Aufruhr der Täuflinge und über die Nachrichten der Herodianer von Jesu Wunder Sorge macht.

Anläßlich des Tanzes der Salome zur Ge­burtstagsfeier des Herodes am 8. Januar 33 und ihrer durch ihre Mutter bestimmte Bitte, wird Johannes mit einer Handscheren­maschine im Kerker enthauptet, und sein Leib am 23. Januar — und sein Haupt einen Monat später — von den Seinen nach Juta überführt.

Jesus und Johannes der Täufer

Es ist auffallend, daß während ihres ganzen Erdenwandels weder Jesus einen persön­lichen Umgang mit Johannes gepflegt, noch der Täufer je einen solchen persönlichen Verkehr mit dem Herrn angestrebt hat, ja daß sie sich beide nur einmal, und auch da nur ganz kurz, gesprochen haben. Und als Jesus Mitte Mai 32 bei Ainon acht Tage lang mit den Jüngern des Täufers lehrt und wandelt, sucht Er nicht einmal Johannes selbst auf. Den Grund für diese merkwür­dige Freundschaft ohne jeglichen persön­lichen Umgang gibt offenbar der Herr selbst an, wenn Er unmittelbar nach des Täufers Tode zu den Freunden in Juta am 15. Januar 33 sagt, Johannes habe wohl eine heftige Begierde gehabt, Ihn zu sehen, doch habe er sich bezwungen und nichts verlangt, als seiner Sendung zu genügen, welche die des Vorläufers und Wegebereiters, nicht aber die des Mitwandelnden und Arbeitsgenossen gewesen sei. Selbst bei der Taufe am 28. Sep­tember habe er sich nur in den Schranken der feierlichen Anschauung gehalten, ob­schon sein Herz vor Sehnsucht und Liebe schier gebrochen sei; nachher aber sei er mehr aus Demut vor Ihm gewichen, als daß er seiner Liebe nachgegeben und Ihn auf­gesucht habe.

Als der größte Zeuge für die Messianität konnte es seinem Zeugnis vor den Zeitgenos­sen auch nur umso größeres Gewicht ver­leihen, wenn er mit Jesus von Geburt an bis zum Tode überhaupt nicht in persönlicher Berührung stand; denn dann konnte man um so weniger von einer Beeinflussung seiner Zeugnisschaft seitens Dessen reden, zu dessen Gunsten er sein Zeugnis ablegte.

Auch ist es auffallend, daß weder Johannes die Hilfe des allmächtigen Messias während seiner Gefangenschaft anrief, noch daß der allgütige Heiland Seinen größten Verkün­der aus der Haft befreit und ihn so vor der Ermordung bewahrt hat. Dieses Ausbleiben der Hilfe Jesu empfanden denn auch einige Jünger des Täufers als etwas Tadelnswertes und taten Ihm dieses auch kund. Jesus ant­wortete ihnen, Er wisse, daß Johannes sich darnach sehne und hoffe, bald aus diesem Kerker befreit zu werden, und daß er auch daraus werde befreit werden; daß aber Er, Jesus, nach Machärus kommen und ihn be­freien solle, das glaube Johannes nicht, der Seine Wege bereitet habe.

Ein anderes Mal äußert Jesus sogar ganz deutlich, Johannes müsse weichen, damit Er, Jesus, Sein Werk ganz vollbringen könne. Dies erinnert an die Worte des Herrn (J. 16, 7), daß Er Selbst diese Welt verlassen müsse, damit der Tröster, der Hl. Geist, kommen könne. Wie also Seine eigene menschliche Gegenwart den Jüngern ein Hindernis für die Aufnahme des Hl. Geistes bedeutete (vgl. Thomas, S. theol. III, q. 57, a. 1 u. q. 75, a. 1), so war offenbar für Jesu Zeit­genossen die irdische Gegenwart des Täu­fers ein psychisches Hindernis, den Messias und dessen Lehre und Werk ganz in sich aufzunehmen. Dieses wußte offensichtlich auch Johannes; denn in dem Maße wie Jesus mit Seiner öffentlichen Lehr- und Tauftätigkeit begann, ließ Johannes in sei­ner Tätigkeit nach und sprach immer öfter von seinem baldigen gänzlichen Rücktritt. Nur Zeugnis legte er immer in gleicher Weise von Jesus ab; und als ihm dies in sei­ner Haft nicht mehr gut möglich war, sandte er Botschaft an den Herrn, und zwar mehr­mals, und ließ Ihm sagen, Er möge doch nach Jerusalem gehen und offen vor aller Welt verkünden, wer Er sei. Jesus Seiner­seits aber legte daraufhin von ihm mehrmals ein großartiges lobendes Zeugnis ab (beson­ders am 20. November 32 in der Zöllner-Vorstadt von Megiddo [Mt. 11, 7-15] ), da­hin lautend, Johannes der Täufer sei, ob­schon hinsichtlich der Wesensschau Gottes geringer als der letzte Selige im Himmel, so doch der größte aller auf Erden weilenden Menschen (Thomas, lectur. super Matth. ebd.).

3. Die Apostel und Jünger des Herrn

Charakteristik der einzelnen Apostel

Simon, genannt Petrus

Der Fischereibesitzer Jonas überläßt nach dem Tode seiner Frau sein Haus bei Kapharnaum dem jüngeren Sohne Simon und zieht mit seinem älteren Sohne Andreas weiter südlich an den See. Eine ältere, fleißige, aber kränkliche Frau führt dem Junggesel­len Simon, später von Jesus Petrus benannt, die Haushaltung, und nach drei Jahren hei­ratet dieser eine Fischerswitwe aus den Häu­sern von Bethsaida, die älter ist als er und aus ihrer ersten Ehe zwei Knaben und ein Mädchen (die spätere Märtyrerin Petro­nilla) mitbringt, sowie ihre Mutter. Jonas zieht daraufhin mit Andreas und einer Nichte in das frühere Haus von Petri neuer Frau am Flüßchen von Bethsaida.

Durch den Täufer, dessen Anhänger Petrus schon gleich im Juni 31 ist, und durch die Zebedäus-Söhne Jakobus Major und Johan­nes, die bei ihm Fischer sind, hört er zum ersten Male Näheres über Jesus, mit dem er übrigens durch die Witwe Maroni von Naim vermittelst Anheiratungen ganz entfernt ver­schwägert ist. Bald darauf machen auch seine Frau und seine Schwester die persön­liche Bekanntschaft mit der heiligsten Jung­frau anläßlich einer Zusammenkunft der Frauen in Nazareth.

Schon am 11. Juli 31 spricht ihn der Herr, als Er wie zufällig den Fischerplatz durch­quert, an, und bald darauf hört Ihn Petrus mehrere Male in Synagogen predigen. Kurz vor der geselligen Zusammenkunft auf der Hochzeit zu Kana am Schluß des ersten Lehrjahres Jesu, führt ihn Andreas mit Johannes dem Herrn zu, stellt ihn vor, und Jesus spricht zu ihm die bedeutungsvollen Worte: „Du bist Simon, der Sohn des Jonas. Du sollst Kephas, das heißt Fels, genannt werden“ (J. 1, 42).

Als drei Tage später der Herr im Kreise der Seinen von der Nachfolge und Aufgabe der irdischen Geschäfte spricht, meint Petrus, er könne doch seinen alten Stiefvater, den Onkel des Philippus, nicht jetzt gleich ver­lassen, obschon Jesus kurz zuvor gerade hervorgehoben hat, Er wolle für sie alle sorgen, und sie sollten keinen Mangel lei­den, und sie mögen ihr Gewerbe immer noch treiben, denn Er werde kommende Ostern erst noch anderes tun; wenn Er sie aber rufen werde, sollten sie unbekümmert fol­gen.

Als Petrus sich bereits, wenn auch noch nicht gänzlich, dem Herrn angeschlossen, spricht er auf einem nächtlichen Marsche im August 32 mit Johannes wieder von sei­ner Haushaltung, er habe doch bei seiner Fischerei viel versäumt, da er so lange ab­wesend gewesen, er müsse für Frau, Kinder und Schwiegermutter sorgen. Johannes er­widert, und er müsse mit Jakobus für seine Eltern sorgen, und das sei doch noch wich­tiger als eine Schwiegermutter. Da wendet Sich der Herr zu ihnen und sagt, es werde bald die Zeit kommen, da sie dieses Fischen ganz aufgeben und andere Fische fangen würden.

Kurz darauf läßt Petrus dem Herrn, der einmal einen diesbezüglichen Wunsch ge­äußert, heimlich ein Schiffchen bauen und freut sich, als der Herr es das erstemal benutzt.

Als Jesus Ende desselben August wieder mit den Jüngern von der gänzlichen Nachfolge spricht, und daß sie nun bald ihre Arbeit ganz liegen lassen würden, da wird es Petrus ganz bange; er wirft sich vor dem Meister auf die Knie nieder und bittet Ihn inständig, der Herr möge doch auf seine Unwissenheit und Schwäche sehen und nicht verlangen, daß er bei so wichtigen Dingen sein solle; er sei der Jüngerschaft gar nicht würdig und vermöge auch nicht, andere zu unterrichten. Jesus erwidert, daß Der, der den Kranken Gesundheit gebe, auch ihnen Nahrung und die Kraft zu ihren neuen Verrichtungen geben werde. Doch Petrus versteht dies im­mer noch nicht, wie er kein Fischer mehr, sondern ein Lehrer sein solle; und daran knüpft sich immer noch eine geheime Sorge um sein Geschäft und auch eine gewisse Neigung zu seinem Gewerbe; denn er hat sich an diese Arbeit gewöhnt und betreibt überhaupt immer eifrig, was er einmal recht begonnen. Hinzu kommt noch sein Verdruß, daß man in letzter Zeit auf ihn schmäht, wie er, ein einfältiger Fischer, sich mit dem neuen Propheten herumtreibe. in seinem Hause eine Niederlage von Schwärmerei und Aufruhr dulde und sein Geschäft ver­nachlässige. Alles dies kämpft in ihm, denn er ist damals noch nicht so begeistert und feurig wie sein Bruder Andreas, sondern schüchtern und empfindlich.

Erst das Erlebnis des wunderbaren Fisch­zuges am 1. Dezember 32 und die dar­auf erfolgende persönliche Ansprache des Herrn: „Fürchte dich nicht, von nun an wirst du Menschen fangen“ (L. 5, 10), be­freien ihn endlich von aller irdischen Sorge.

In den beiden Nächten vom 12. Dezember 32 und 3. Februar 33 läßt der Herr den Petrus deshalb auf dem Wasser zu Sich kommen, um ihn vor Sich selbst und den anderen zu demütigen; denn Jesus weiß wohl, daß Petrus jedesmal sinken wird. Dieser ist zwar jetzt sehr eifrig und stark glaubend, hat aber die Neigung, im Eifer seinen Glauben dem Herrn und den Jüngern zu zeigen. Indem er jedoch im Wasser sinkt, wird er vor Stolz bewahrt. Die anderen getrauen sich nicht, so zu wandeln, und indem sie Petri Glauben bewundern, erkennen sie nun zugleich, daß sein Glaube, obschon er den ihren über­trifft, doch noch nicht ausreicht.

Als Jesus im Kreise der Apostel von jenem Anwärter auf die Jüngerschaft spricht, der erst seinen Vater begraben wollte (Mt. 8, 21), eine damalige Redensart, um die Erb­schaft zu ordnen, da schnappt Petrus mit der Erklärung vor: „Gott sei Dank, solche Ge­danken habe ich nicht gehabt, da ich Dir folgte.“ Doch Jesus gibt ihm einen Verweis, daß er dies hätte verschweigen sollen, bis Er, der Herr Selbst, es ihm gesagt hätte.

Petri Bekenntnis: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt. 16, 16), legt er, von demselben Geiste getrieben, ab, durch den er nun die Kraft der Schlüssel­gewalt in sich fühlt, die Jesus ihm darauf­hin überträgt. Er meint, die Arbeit gehe jetzt gleich an, denn die Bedingungen des Leidens Christi und der Sendung des Hei­ligen Geistes sind ihm damals noch unbe­kannt. Er fragt daher den Herrn, ob er die­sen und jenen auch die Sünden lösen könne. Doch Jesus beruhigt ihn, er werde alles dies noch deutlicher erfahren, es sei dies anders, als er es erwarte, es komme ein anderes Ge­setz. Aber als der Herr nun vom Leiden und dem Töten der Propheten spricht, geht ihm Petrus gleich darauf nach und streitet allein dagegen, das könne und dürfe nicht so kom­men, das werde er nicht zugeben; er wolle eher sterben, als das dulden. „Das sei ferne, Herr, das soll Dir nicht widerfahren.“ Da wendet sich Jesus sehr ernst um und sagt lebhaft: „Weiche von mir Satan! Du bist mir zum Ärgernis. Du hast nicht Gottes, sondern Menschenpläne im Sinn“ (Mt. 16, 21-23), und geht weiter. Petrus aber bleibt erschrocken zurück, vergleicht diese seine Rede mit seinem vorigen Bekenntnis, von dem der Meister gesagt, er habe es nicht aus Fleisch und Blut verkündet; und er wird demütiger und sieht Jesum bewundernder und glaubender an.

Noch in der letzten Woche vor der großen Passion wiederholt der Herr noch einmal, sogar noch eifriger, diese abwehrenden Worte, als Petrus auf Jesu Andeutung des kommenden Verrates fast beleidigt vor Ihn tritt und sagt, warum Er immer spreche, als ob sie Ihn verraten würden; wenn er auch glauben könne, daß es einer von den anderen sei, so stehe er doch für sie, die Zwölf, ein, daß sie Ihn nicht verraten würden. Im An­schluß daran betont Jesus noch, sie würden alle fallen, wenn Seine Gnade und Sein Gebet sie nicht erhalte; und wenn die Stunde komme, würden sie Ihn alle ver­lassen. Und einer sei unter ihnen, der nicht wanke, und auch dieser werde fliehen und wiederkehren. Und damit meint er den Johannes, der bei der Gefangennahme flie­hend seinen Mantel zurückläßt. Alle sind da sehr betrübt. Nur Judas ist bei allen diesen Reden ganz freundlich, lächelnd und dienst­fertig.

Als Jesus den Seinen am 27. März 34 mit­teilt, Er werde nach diesem letzten Pascha zu Seinem Vater gehen, fragt Petrus, ob Er Seine Mutter, die sie doch alle so liebten und ehrten, nicht mitnehmen werde. Daraufhin verkündet ihnen der Herr, daß Maria noch an fünfzehn Jahre bei ihnen bleiben werde, und spricht über sie zu ihnen noch manches Hohe aus. Im selben Gespräch macht Petrus auch dem Herrn noch den Vorschlag, der Meister solle doch wieder wie nach der Auf­erweckung des Lazarus eine Reise ins Aus­land machen und Sich hierdurch den ange­kündigten Verfolgungen entziehen, und sie würden dann auch gern mit Ihm gehen.

Andreas, der Bruder Petri

Andreas ist älter als Petrus und kleiner, von untersetzter Statur, hat ein redliches, offe­nes, einfaches Aussehen und ist besonders arbeitsam, ausdauernd, treu und freigebig. Er hat ein Weib, zwei Knaben und zwei Töchter. Sobald er vom Herrn berufen ist, lebt er in vollkommener Enthaltung in der Ehe. Er ist der erste Apostel, der alles ver­läßt, und keiner hat so schnell und gänzlich Hab und Gut während der Zeit der letzten Auslandsreise Jesu zum Besten der Ge­meinde verteilt wie er.

Noch als alle anderen künftigen Apostel im­mer wieder zu ihrem Gewerbe zurückkeh­ren, ist er unermüdlich und unentwegt mit Taufen und Lehren beschäftigt. Besonders gern unterrichtet er die Kinder, während der Herr in einer Synagoge lehrt. Auch ist er in der Propaganda der eifrigste. Als erster begeistert er die späteren Apostel in der Fischerei und scheut keine langen Rei­sen, um ihnen und anderen von Jesus zu er­zählen. Seine Frau ist auch sehr tüchtig und geschäftig. Sie kommt nicht viel aus dem Haus. Sie hat eine Art von Gewerbe mit Netzstricken und beschäftigt damit in ihrem Hause viele arme Mädchen, auch sogenannte gefallene, die keine Zuflucht haben, belehrt sie und leitet sie zum Gebet an. Andreas ist auch der an Jahren älteste der Apostel; doch unter den übrigen Jüngern ist Judas Barsa­bas noch älter.

Johannes der Evangelist

Durch ihre Mutter, Maria Salome, der Cou­sine Mariä, sind Johannes und sein älterer Bruder Jakobus Major mit Jesus nahe ver­wandt. Nach ihrem Vater werden sie die Zebedäus-Söhne genannt. Die Eltern haben früher ein paar Stunden von Nazareth ent­fernt gewohnt, und Jesus hat den Johannes schon als Kind geliebt.

Als erwachsener Jüngling tritt er mit seinem Bruder bei der Fischerei Petri ein. Als die ersten Jünger ihm am 21. September 31 von der Milde und Weisheit Jesu erzählen, spricht er nicht in Erwiderung wie Petrus und Andreas für den Täufer, sondern, ob­schon er auch kurz vorher lobend über jenen sprach, schweigt er nun nachdenklich.

Nach der ersten so anstrengenden und auf­regenden Rundreise mit dem Herrn Ende Juli 32 sind die Jünger ganz müde und ob der vielen Bedrängnisse der Volksmassen und Gegner Jesu niedergeschlagen und ver­drießlich. Nur Johannes ist auf der ganzen Reise mitgegangen wie ein Kind, ganz ge­horsam, ganz unbefangen und ganz in lie­bende Bewunderung seines Meisters ver­sunken. Überhaupt ist er viel kindlicher und vertrauter mit Jesus als die anderen; immer liebenswürdig und in alles ergeben, ohne Sorge und Widerspruch.

Trotzdem ist er von Gemüt sehr empfind­sam, was sich lebhaft äußert, als der Herr den in der Geburtsstube des Täufers zu Juta Anwesenden den Tod desselben mitteilt. Johannes stürzt zu Boden und windet sich weinend auf der Erde.

Für Seine letzte große Lehre im Tempel trägt der Herr ihm und seinem Bruder auf, Stellen, die sie nicht recht verstünden, auf­zuschreiben. Beide legen Brettchen vor sich auf die Lehne und schreiben auf kleine Rollen mit Farbe, die sie in einer Art Horn bei sich haben. Doch sie schreiben nicht lange. Hingerissen von der Rede Jesu sind sie nur noch Ohr und schauen unverwandt auf den Meister und vergessen das Schrei­ben.

Jakobus der Ältere

Während Johannes zart und schlank er­scheint, ist sein älterer Bruder Jakobus groß und breitschulterig, ohne jedoch plump zu wirken. Sein Haupthaar ist schwarz und sein Bart bräunlich, aber seine Gesichtsfarbe ebenfalls weiß. Sein ganzes Wesen ist ernst und doch wieder heiter. Er ist verheiratet und lebt vor Seiner endgültigen Berufung am 26. November 32 bei Kapharnaum, hat aber keine Kinder und betreibt bei Petrus die Fischerei. Seine Frau ist eine Schwester der Witwe Maroni von Naim.

Jakobus pflegt im Umgange mit dem Herrn besonders oft Fragen zu stellen, wenn Dieser im engeren Kreise die Jünger unterrichtet; und Jesus beantwortet sie jedesmal gern. Überhaupt nimmt Er den Jakobus Major nebst Petrus und Johannes zu besonders großen Wunder-Erweisen mit, um in diesen dreien den Glauben zu stärken, wie z. B. zur zweimaligen Auferweckung der Tochter des Jairus und zur Verklärung auf dem Berge Tabor. Und so gelten denn auch später diese drei Apostel als Typen und Vertreter der wenn auch einen, so doch den Seelenzustän­den nach dreifachen Kirche: Petrus auf Grund seines Primates als der Vertreter der streitenden Kirche auf Erden; Johannes auf Grund seiner ihm erwiesenen geheimen Offenbarung als der Vertreter der trium­phierenden Kirche im Himmel; und Jako­bus Major auf Grund seines späteren ersten Martyriums unter allen Aposteln als der Vertreter der leidenden Kirche im Fegfeuer. Auch auf Grund ihres Charakters nimmt der Herr diese drei mit auf den Tabor: den Petrus wegen seines Eifers; den Johannes wegen seiner Liebe; und den Jakobus wegen seines Bekämpfens der Glaubensgegner (Thomas, lectur. super Matth. 17, 1).

Levi, genannt Matthäus

Levi, von Jesus später Matthäus genannt, ist der Stiefsohn der Maria Kleophä, der Nichte der seligsten Jungfrau, der Sohn ihres ersten Mannes Alphäus, den dieser aus seiner ersten Ehe mitgebracht hat. Er ist das Sorgenkind seiner Familie, denn er ist unter die Zöllner gegangen.

Als Maria Kleophä am 11. September 31 dem Herrn in Nazareth ihre fünf Söhne empfiehlt, weint sie über Matthäus. Doch Jesus tröstet sie mit dem Hinweis, er werde wohl noch einer der besten werden.

Matthäus scheint sich selbst der Anrüchig­keit seines Berufes bewußt zu sein; denn als er den Herrn mit den Jüngern am 25. November 32 sich seiner Zollstätte, die übrigens nur ein Amtshaus ist, nahen sieht, zieht er sich beschämt in sein Haus zurück. Doch als ihn der Herr herausruft, läuft er geschwind zu Ihm, wirft sich vor Ihm nieder und entschuldigt sich, er habe sich nicht würdig geglaubt, daß Jesus mit ihm rede. Doch als ihn nun der Herr zum Jünger be­ruft (Mt. 9, 9), und ihn die anderen Jünger herzlich begrüßen, ladet er alle gleich zu sich zum Essen ein und läuft mit dem Ver­sprechen Jesu auf morgen freudig zu seiner Frau, teilt ihr das Erlebnis mit, und beide überlegen gleich, wie sie alles verlassen wollen, um dem Herrn und Seiner Gemeinde zu dienen.

Am anderen Tage kniet er vor dem Herrn nieder, der ihn segnet und ihm den Namen Matthäus verleiht. Auch segnet der Herr seine Kinder und bespricht mit der Frau das neue Leben in der Gemeinde.

Zwei Tage später hat Matthäus bereits die Zollstelle einem der Schiffer übergeben, die er übrigens seit seiner Johannestaufe im Juli 31 immer redlich verwaltet hat.

Judas Thaddäus

Der dritte Sohn des Alphäus und der Maria Kleophä ist, wie sein Bruder Jakobus Minor, ebenfalls bei der Fischerei Petri tätig; doch ist Thaddäus mehr Kaufmann, denn er reist oft im Lande umher und handelt mit Fischernetzen, Segeltuch und Strickwerk. Es ist zu vermuten, daß er auch verheiratet gewesen ist. Seine erste Berufung geschieht am 24. August 32. Da er auf Reisen gewandt und im Umgang mit Fremden geschult ist, schickt ihn Jesus im Juni 33 nach Gessur, um dort die sieben heidnischen Philosophen zu empfangen, die Jesus auf Seiner Reise nach Cypern in Salamis bekehrt hat, und die sich jetzt auf Seinen Rat hin in Palästina niederlassen wollen. Thaddäus kehrt mit dreien von ihnen nach Kapharnaum zurück und führt sie Jesum und Mariä zu.

Nephthali, genannt Bartholomäus

Bartholomäus, ein Essener, ist schön und gewandt; er hat eine hohe Stirn, eine weiße Gesichtsfarbe, große schwarze Augen, dunk­les Haar und einen mäßig gespaltenen Bart. Er ist wohlgebaut und von allen Aposteln in seinem Äußeren am freiesten und fein­sten. Er hat etwas Edles und Zierliches in seinem Betragen, ist rasch und geht aufrecht wie ein wohlerzogener Edelmann.

Sein Vater Tholmai stammt von dem Könige Tholmai von Gessur her, dessen Tochter Machama dem Könige David den Absalom gebar (2 Kön. 3, 3, vgl. Jos. Flav. Ant. Jud. VII, 1, 4). Tholmai treibt einen großen Feldbau und Viehzucht in der Gegend von Gessur, aber zieht, da ihn das dortige Klima kränklich macht, nach Kana in Galiläa, wo sein Bruder mit der Tante des Nathanael, des Bräutigams von Kana, verheiratet ist. Er macht in der Nähe eine Bäderkur, ver­kauft später seine Güter in Gessur und läßt sich im Tale Zabulon nieder, wo ein älterer Bruder des hl. Joseph namens Sadoch wohnt. Die Kinder Sadochs verkehren bei der hei­ligen Familie, und die Söhne besuchen öfters Jesus in dessen Jugendjahren. Auf diese Weise hört Bartholomäus schon früh von Jesus, als dieser hier und da als heiliger, ausgezeichneter Jüngling genannt wird.

Am 3. Juni 31 empfängt er, wie auch Natha­nael Chased, zu Bethulia einen Gnadenblick des vorüberwandelnden Herrn, ja kann es nie vergessen, wie Jesus ihm hierbei ernst grüßend zugenickt hat. Er fühlt sich seit­dem innerlich so oft zu Jesus hingezogen. Als er einmal mit seinem Vater im Obst­garten im Tal Zabulon beschäftigt ist, hält er plötzlich in der Arbeit inne und schaut sehnsuchtsvoll nach der Gegend hin, wo Jesus gerade seine Jünger unterrichtet. Thol­mai stellt ihn zur Rede, und er bekennt, daß ihn die Sehnsucht zu dem Meister hinziehe, der dort lehre. Tholmai ist erstaunt. Bartho­lomäus erzählt ihm, was er von Jesus weiß und was er innerlich durch seinen Gnaden­blick erfahren. Da wird der alte Vater ganz gerührt über das Erlebnis und die Absicht seines Sohnes und bringt zum nächsten Osterfest zehn Lämmer zum Tempel. Beide, Vater und Sohn, hören dann in Jerusalem viel Wunderbares vom Herrn, halten sich aber bescheiden zurück.

Schon ein Vierteljahr vorher ist Bartholo­mäus dabei, als sein Freund Nathanael Cha­sed von Philippus zum Herrn geführt wird. Er bleibt in der Ferne stehen, doch Jesus schaut zu ihm hin und sagt zu seiner Um­gebung, er werde nicht mehr lange so fern stehen. Als ihn der spätere Evangelist Lukas in Dabbeseth besucht und bei ihm malt, sprechen beide viel über Jesus.

In Dabbeseth, nordwestlich der Ebene Jez­rael, ist Bartholomäus mit Schreiberei be­schäftigt und bekleidet ein öffentliches Amt; dadurch hat er auch die Bekanntschaft mit Nathanael, Thomas und Simon Zelotes ge­macht. Eine Nichte seines Vaters führt ihm dort den Haushalt. Als Jesus vor dem ersten Osterfest, da er schon acht Apostel um Sich hat, einmal in der Nähe in der Gesetzes-schule lehrt, suchen ihn Philippus, Simon Zelotes und Nathanael auf. Bartholomäus geht mit ihnen und hört die Lehre Jesu. Er ist Zeuge von Wunderheilungen, spricht aber noch nicht mit Jesus.

Auf seiner Rückkehr von der Johannestaufe trifft Bartholomäus Mitte Mai 32 mit Jesus und Seiner Begleitung in der Ebene Jezrael zusammen. Andreas weist auf ihn hin, und Jesus sagt: „Ich kenne ihn, er wird kom­men.“ Dies erzählt er dem Thomas und sie sprechen beide lange über den Herrn. Nicht viel später kommt Jesus wieder in die Gegend von Dabbeseth, kehrt bei Bartholo­mäus ein, nimmt ihn unter Seine Apostel auf, segnet ihn und legt ihm die Hand auf. Bartholomäus gibt sogleich sein Amt auf, welches der Bruder seiner Haushälterin übernimmt, und folgt Jesu nach. Er ist der neunte unter den berufenen Aposteln; denn Matthäus, Thomas und Judas werden erst nach ihm berufen. Den Namen Bartholo­mäus empfängt er daher, weil Jesus ihn immer den Sohn des Tholmai zu nennen pflegt.

Große Freude empfindet Bartholomäus, als am 23. November 32 sein kleiner Neffe Joses bei Kapharnaum und am 1. März 33 sein heidnischer reicher Onkel in Gessur im Beisein des Herrn getauft werden.

Jakobus der Jüngere

Der jüngste der drei Söhne des Alphäus und der Maria Kleophä ist, wie .Bartholomäus, ein Essener und hat in seiner Schönheit eine große Ähnlichkeit mit dem Herrn. Er ist Fischer bei Petrus und empfängt am 30. Juni 31 mit seinen beiden älteren Brüdern die Johannestaufe. Er hört den Herrn zum ersten Male am 19. August desselben Jahres im Villenort des Tales Zabulon, nimmt an der Hochzeit zu Kana teil und macht bereits Ende Juli 32 die erste anstrengende Lehr­wanderung Jesu mit.

Thomas von Apheke

Thomas‘ Eltern wohnen in Apheke, nord­westlich von Jezrael, an der großen Han­delsstraße Arabien-Tyrus. Sein Vater ist Großkaufmann und Teilhaber der Schiff­fahrt an den Küsten des Mittelländischen Meeres. Thomas, der drei Jahre vor Jesus als Zwilling zur Welt kommt, verliert seine Mutter bei seiner Geburt. Der Vater hei­ratet wieder, und von dieser Stiefmutter hat Thomas eine Schwester und zwei Brüder. Nach des Vaters Tode heiratet die Stief­mutter wieder, und Thomas hat nun ganz junge Stiefeltern und wird bei seinem Onkel, der einer Sekte angehört, ziemlich hart er­zogen.

Durch das Geschäft seines verstorbenen Vaters und dessen Verwandten kommt Tho­mas frühzeitig in Verkehr mit Ausländern und lernt fremde Sprachen und fremde Sitten kennen. Infolge seiner Erziehung wird er ziemlich eigensinnig und will von allem Gründe und Beweise haben. Er wech­selt später oft seine Tätigkeit, ist zuerst bei der grossen Schiffart, dann mehr beim Han­del und auch einmal bei der Fischerei am See Genezareth, wo er mit den künftigen Mitaposteln in Berührung kommt. Später beginnt er in Saphet allerlei jüdische Wis­senschaften zu studieren und ist auch in der Schule der Pharisäer, ohne einer zu werden.

Darnach kommt er in ein suchendes Leben, ist bald zu Hause, bald bei Bartholomäus in Dabbeseth, bald bei Nathanael Chased in Gennabris.

Als Jesus in Seinem zwanzigsten Jahre zum Tempel geht, reist Thomas auch dorthin und sieht den Herrn, doch ohne mit Ihm zu sprechen. Diese Reise wird die Veranlassung zu einer Veränderung in seinem bisherigen Leben; denn er kommt mit Jakobus dem Jüngeren in nähere Bekanntschaft, der sehr fromm und ein Essener ist und ihm manches von Jesus erzählt, wodurch er zu größerem Ernste und gediegenerer Frömmigkeit be­wogen wird.

In seinem dreißigsten Jahre lebt er zu Arimathäa und treibt Schreiberei; er hört mehrmals von Jesus und dem Täufer, glaubt aber anfangs nicht recht, was er hört. Auf ihrer Heimreise vom Osterfest 32 treffen ihn einige Jünger Jesu und erzählen ihm vom Herrn, was schon mehr Eindruck auf ihn macht.

Als er Ende Oktober desselben Jahres wie­der einmal den reichen Holzhändler Issa­char in Dothan besucht, mit dem er früher in Geschäftsverbindung stand, und in dessen Hause er als Hausfreund viel verkehrt, trifft auch der Herr mit Seinen Jüngern hier ein, und Thomas ist persönlicher Zeuge der Lehre und der Wunderheilungen Jesu.

Einige Tage später, am 3. November, lernt er den Herrn persönlich kennen und bittet Ihn um Aufnahme unter die Jünger. Er sei durch Seine Lehre, die er nun selbst gehört, und durch seine Wunder, die er nun selbst gesehen, überzeugt und wolle Ihm folgen und tun, was Er von ihm verlange. Als der Herr ihm sagt, daß Er ihn kenne und gewußt habe, daß er zu Ihm kommen werde, will Thomas das nicht gelten lassen und be­hauptet, er habe nie daran gedacht, denn er sei kein Freund von Absonderung und habe sich erst jetzt zum Anschluß entschlossen.

Der Herr aber erwidert: „Du sprichst wie Nathanael, du hältst dich für weise und redest töricht; soll der Gärtner nicht die Bäume des Gartens, der Winzer nicht seine Reben kennen, und soll er einen Weinberg bauen und die Knechte nicht kennen, die er hinsenden will?“ Und dann hält Er eine Gleichnisrede vom Sammeln der Feigen an den Dornen (Mt. 7, 16).

Ende November beteiligt sich Thomas schon bei Kapharnaum an dem Taufen der Heiden und Geheilten. Aber seinen Charakter be­hält er immer bei. Er denkt für sich, ist wie nachrechnend und disputiert überaus gern. Durch solches Disputieren überzeugt er auch beinahe seinen alten Professor in Saphet, den er, als Jesus dorthin kommt, besucht, und der sich wundert, ihn in dieser Gesell­schaft zu sehen.

Als Jesus den Jüngern am 19. Dezember mit­teilt, Er wolle gen Judäa reisen, freut sich Thomas, weil er dort den Widerspruch der Pharisäer heftiger vermutet und mit ihnen nach Herzenslust zu disputieren hofft, und äußert dieses auch den Jüngern gegenüber, die gerade deshalb nicht gern dorthin reisen wollen. Jesus aber straft seinen übertrie­benen Eifer mit der Bemerkung, er werde noch einst selbst nicht glauben wollen, was Thomas gar nicht begreifen kann.

Als einigen Jüngern Judas Ischariot schon nach einigen Tagen seiner Aufnahme nicht sonderlich gefällt, ist auch Thomas darunter und sagt es dem Herrn gerade heraus, dieser Judas Simonis gefalle ihm nicht, er sage zu leicht ja und zu leicht nein; warum der Meister denn diesen angenommen habe, da Er doch gegen andere schwieriger gewesen sei. Jesus antwortet ausweichend, als sei dieser wie alle in dem Ratschluß Gottes von Ewigkeit her mit eingeschlossen.

Simon Chananäus (Zelotes)

Simon ist der mittlere Sohn des Alphäus und der Maria Kleophä und war mit seinen Brüdern schon unter den Jugendgespielen Jesu. Später bekleidet er als Verteidiger des Han­delsrechts, als Schiedsmann und Schreiber eine Stelle am Gericht zu Tiberias, durch deren heftiges Betreiben er den Beinamen Eiferer (Chananäus, griechisch Zelotes) erhalten hat.

Er hält sich am 25. Dezember, als der Herr zwischen Tarichäa und Tiberias lehrt, ge­rade im Gerichtsgebäude auf. Sein Bruder Jakobus Minor sucht ihn dort auf und be­wegt ihn, den Meister einmal zu sehen und zu hören. Simon wird erschüttert, geht gar nicht erst zum Gericht zurück, sondern ordnet seine Sachen, übergibt einem Be­kannten seine Amtsstelle und folgt dem Herrn nach, der ihn als Jünger aufnimmt. Er nimmt gleich darauf an der Hochzeit zu Kana teil. Sein Anschluß an den Herrn, sowie auch die gleichzeitige Berufung der beiden Schreiber Philippus und Nathanael Chased machen auf Thomas und Bartholo­mäus tiefen Eindruck, die schon länger mit jenen Dreien befreundet sind.

Philippus von Bethsaida

Philippus bekleidet im Fischerorte Beth­saida eine Schreiberstelle und hat in seinem Benehmen etwas sehr Höfliches und Feines. Schon im Juni 31 besucht er mit seinem Bekannten aus Bethsaida, dem Fischerei­verpächter Andreas, den Täufer, und beide lassen sich gleich taufen.

Am 10. August desselben Jahres hört er den Herrn zum erstenmal in der Synagoge zu Bethsaida predigen und das zweitemal acht Tage später im Villenort des Tales Zabulon.

Andreas sucht ihn nach seinem eigenen Anschluß an Jesus wiederholt auf, erzählt ihm immer seine neuesten Erlebnisse mit dem Herrn und ladet ihn auch durch einen Brief zur Hochzeit zu Kana ein. Doch schon zwei Tage vor Beginn der Hochzeit holt ihn Andreas zu einem Spaziergang mit Jesus ab, der gerade in Kapharnaum angekommen ist. Scheu und zögernd bleibt Philippus auf dem Wege hinter der Gesellschaft Jesu zu­rück und weiß nicht, ob er wohl auch in das Tal mitgehen darf. Da wendet Sich der Herr mit dem Haupte nach ihm um und sagt: „Folge mir nach!“ (J. 1, 43), und Philippus geht nun freudig mit den zwölf Begleitern mit. Der Meister hat ihn mit diesen wenigen Worten berufen, und Philippus fühlt die übernatürliche Wirkung in seinem Innern.

Am nächsten Tage besucht er seinen Freund, den Schreiber Nathanael Chased, in dessen Schreiberhause zu Gennabris, erzählt ihm sein Erlebnis und führt ihn zum Herrn, der bereits Gennabris verlassen hat und sich auf dem Wege nach Kana befindet (J. 1, 45).

Judas Ischariot wird in seinem Charakter, seiner Lebensweise und verkehrten Einstel­lung dem Herrn gegenüber später im Ka­pitel der Gegner Jesu geschildert.

Die vom Herrn während Seines Lehrwandels als Jünger Aufgenommenen

Die vier Vettern Jesu:

1 – 4
Die sogenannten „Brüder des Herrn“, Söhne des Kleophas und der Maria Hell, der älte­sten Schwester der seligsten Jungfrau: Sadoch, Jakobus, Heliachim und Matthias, der später an Stelle des Judas zum Apostel gewählt wird. Alle sind Johannesjünger und kommen erst nach des Täufers Tode zum Herrn (siehe Tafel S. 38-39).

Die vier näheren Verwandten Jesu:

5 – 6
Die beiden Söhne der Maraha zu Sephoris, der Tante Mariä: Arastaria und Cocharia, sind unter den zuerst aufgenommenen Jün­gern Jesu.

7 – 8
Joses Barsabas, Sohn des Sabas und der Maria Kleophä, und Nathanael, der kleine Kleophas genannt, Sohn der Anna Kleophä, der Vortochter des Kleophas, sind bei der Fischerei des Zebedäus tätig.

Die zwei Söhne der Jesu entfernt verwand­ten Witwen:

9 – 10
Kolaja, der Sohn der Witwe Lea, und Eusta­chius, der Sohn einer der drei Jesu ver­wandten Witwen und Essener vom Berge Karmel.

Die vier Neffen des Kleophas:

11 – 14
Die vier Söhne des Sebadja von Nazareth: Kleophas (Emmausjünger), Jakob, Judas und Japhet, Jugendgespielen des Herrn, und später Johannesjünger, die erst nach des Täufers Tode zum Herrn kommen.

Die vier durch Sobe mit Jesus Verwandten:

15 – 18
Nathanael von Kapharnaum, der ein Ju­gendbekannter des Herrn und der Bräuti­gam zu Kana ist, und die drei Söhne der Tante jenes Nathanael. Sobe ist eine Tante der seligsten Jungfrau.

Die vier durch die Eltern des Täufers Jesu Verwandten:

19 – 22
Veronika’s Sohn Amandor, einer der ersten Jünger, ferner ein Verwandter der Veronika, der zu Jerusalem ein heimlicher Jünger ist, und der Halbgrieche Pannenas, Sohn des Griechen und dritten Mannes der Maria Kleophä und der Schwester des Sabas, des zweiten Mannes der Maria Kleophä. Und schließlich Judas Barsabas, ein Verwandter des Zacharias von Hebron.

Die zwei durch Joseph dem Herrn Ver­wandten:

23 – 24
Die zwei Söhne eines Verwandten des hl. Joseph: Manasse und Aminadab, die zu­erst heimliche und erst später öffentliche Jünger Jesu sind.

Die zwei Jugendgespielen Jesu:

25 – 26
Jonadab und Silvanus, beide aus Nazareth.

Die drei galiläischen Jünger:

27 – 29
Nathanael Chased, der Schreiber aus Genna­bris ; Jonathan, der Stiefbruder Petri; und der Evangelist Markus, der zeitweilig Fi­schereipächter bei Bethsaida ist, sich viel auf Auslandsreisen befindet und erst im letzten Lehrjahre Jesu in dessen Nähe weilt.

Die acht jerusalemischen Jünger:

30 – 37
Johannes Markus, der Sohn der Maria Mar­kus, ferner ein Sohn und ein anderer Ver­wandter der Johanna Chusa, dann die zwei Neffen des Joseph von Arimathäa: Aram und Themeni, und die drei Söhne Obeds, des Sohnes des alten Priesters Simeon, die Tempeldiener sind.

Fünfundzwanzig Jünger aus Judäa:

38 – 62
Annadias, der Sohn des Oberzöllners Zachäus von Jericho, vier Jünger aus Beerseba, die Jesus erst am 5. Januar 34 aufnimmt, und zwanzig Jünger aus Ono, südlich von Jericho.

Die zwei Jünger aus Samaria:

63 – 64
Der prophetisch begabte, aber blindgebo­rene und von Jesus geheilte Essener Mana­hem von Koreä und ein gewisser Azor, der mit nach Cypern reist.

Die drei griechischen Jünger:

65 – 67
Saturnin aus Patras, von königlicher Her­kunft, einer der ersten Johannesjünger und Jünger des Herrn, ein großer Täufer, und die beiden durch Lazarus dem Herrn zu­geführten Brüder Tharzissos und Aristo­bolos.

Die zwölf Jünger aus Cypern:

68 – 79
Barnabas aus Chytroi, Sohn eines Guts­besitzers und Holzgroßhändlers, der in Jeru­salem studiert hat; Jonas aus Salamis auf Cypern, der Sohn eines Esseners; Mnason, Sohn eines strenggläubigen Juden; die bei­den Söhne des Großkaufmanns Cyrinos zu Salamis: Aristarchos und Trophimos ; und sieben heidnische, vom Herrn auf Cypern bekehrte Philosophen.

Die drei verschwiegenen Jünger:

80 – 82
Die drei Söhne der von dem Gefolge der hei­ligen Drei Könige bei den Hirten von Beth­lehem zurückgebliebenen Mesopotamier, die Hirtinnen geheiratet und sich in Samaria niedergelassen haben. Diese drei Söhne von jenen nimmt der Herr auf seine Auslands­reise nach dem Irak mit. Sie heißen dem Alter nach: Eliud, Silas und Eremenzear. Der letztere stammt aus der Euphratstadt Atom.

Die fünf anderen Jünger aus dem Osten:

83 – 87
Selam aus Kedar im Haurangebiet; der Tempeldiener Caisar aus Atom in Meso­potamien, und drei Chaldäer aus Sikdor, die alle erst im Jahre 34 zu den übrigen Jüngern kommen.

Die elf ägyptischen Jünger:

88 – 98
Drei Jugendgespielen Jesu aus Ägypten; ferner Deodatus, der Sohn der reichen Mira aus Heliopolis, und sieben weitere Jüng­linge, die der Herr von Seiner letzten Reise nach Ägypten aus Heliopolis und Matarea mitbringt.

Doch damit ist die Zahl der Jünger nicht er­schöpft.

Zeitliche Abfolge des Verkehrs Jesu mit den Aposteln und Jüngern

Erstes Lehrjahr 31:

Juni
3.
Nathanael Chased und Bartholomäus emp­fangen vom vorüberwandelnden Herrn bei Bethulia einen Gnadenblick.

4.
Parmenas und Jonadab begleiten Jesum von Nazareth bis nach Hebron, bleiben Ihm aber anfangs nicht treu.

Juli
7.
Matthäus, Kolaja und Eustachius reden unterwegs mit dem Herrn über Johannes und Lazarus.

11.
Petrus und Andreas reden kurz mit Jesus über den Täufer.

Aug.
9.
Jesus nimmt Amandor, Eustachius und Kolaja als erste Jünger auf.

13.
Petrus und Andreas hören Jesus in der Synagoge zu Nazareth.

17.
Petrus, Andreas, Jakobus Minor und Philip­pus hören Jesus zum Sabbat im Villenort des Tales Zabulon.

19.
Jesus nimmt Arastaria und Cocharia als Jünger auf.

Sept.
17.
Jesus nimmt in Nazareth vier weitere Jün­ger auf, Verwandte und Freunde der heili­gen Familie.

28.
Andreas und Saturnin sind als Johannes-jünger Zeugen der Taufe Jesu, folgen Ihm nach Bethel und taufen dort im Hospital. Auch ein paar andere Johannesjünger schlie­ßen sich dem Herrn an. Andreas reist nach Kapharnaum ab.

Okt.
10.
Aminadab und Manasse Verwandte des hl. Joseph, werden Jesu heimliche Jünger.

17.
Saturnin und vier andere Jünger taufen in Sukkoth; und Aram und Themeni, Neffen des Joseph von Arimathäa, werden Jesu Jünger. Lukas spricht am Tal Zabulon mit Bartholomäus über Jesus, kommt aber erst kurz vor Jesu Tode dauernd zu den Jüngern.

Dez.
6.
Andreas, Saturnin und drei andere Johan­nesjünger schließen sich ständig Jesu an und arbeiten am zweiten Taufort.

24.
Andreas stellt Petrus und Johannes dem Herrn vor. Jesus sagt: „Du bist Simon, des Jonas Sohn, und wirst künftig Kephas hei­ßen“ (J. 1, 41).

29.
Jesus beruft den Philippus im Tal von Kapharnaum (J. 1, 43).

30.
Jesus beruft Nathanael Chased bei Genna­bris (J. 1, 45).

Zweites Lehrjahr 32:

Jan.
Auf der Hochzeit zu Kana lernen sich nach der Absicht des Herrn alle künftigen Apostel, außer Bartholomäus, Thomas und Judas, und ein großer Teil der Jünger näher kennen. Auch beruft hier Jesus vermutlich den Johannes.

Febr.
8.
Jesus nimmt in Ono, südlich von Jericho, zwanzig neue Jünger auf.

April
Der Herr feiert mit allen künftigen Apo­steln, außer Bartholomäus, Thomas, Judas Ischariot und Matthäus, Ostern zu Jerusa­lem, lehrt sie, das Wasser zur Taufe zu seg­nen, und läßt sie teils schon hier und da lehren und heilen, obschon ihnen das Hei­len aus Mangel an Glauben nicht immer gelingt.

Mai
Jesus läßt an der zweiten Taufstelle durch Andreas, Saturnin, Petrus und Jakobus Major taufen. Mitte Mai werden viele Jün­ger verhaftet und verhört. Petrus, Andreas und Johannes zerreißen bei dieser Gelegen­heit in Gennabris ihre Fesseln. Alle werden wieder freigelassen.

Juni
26.
An zwanzig galiläische Jünger, darunter Petrus, Andreas, Jakobus Minor und Thad­däus, besuchen Jesus heimlich in Tyrus und in einer anderen Herberge an der Grenze.

29.
Fast alle jetzigen Jünger und künftigen Apostel treffen sich mit Jesus in Bethoron und werden von Ihm auf einer anstrengen­den Lehrreise geschult.

Okt.
28.
Bartholomäus, Judas Thaddäus und Simon Zelotes werden zu Meroz von Jesus unter die Jünger aufgenommen.

29.
Judas Ischariot wird zum Jünger aufgenom­men.

Nov.
3.
Thomas wird unter die Zahl der Jünger zu Dothan aufgenommen.

7.
Kaleb und Aaron, die Söhne Jesses, des Neffen Josephs, werden zu Dabrath als Jün­ger aufgenommen.

13.
Alle künftigen Apostel, außer Matthäus, und an sechzig Jünger wohnen der Bergpredigt Jesu bei Gabara bei.

23.
Andreas und Saturnin taufen zu Kaphar­naum; und Thomas, Bartholomäus und Johannes legen den Täuflingen die Hände auf.

24.
Matthäus wird von Jesus bei seiner Zoll­stätte berufen (Mt. 9, 9).

25.
Letzte Berufung des Petrus, Andreas, Jako­bus Major und Johannes bei Matthäi Zoll­stätte am Seeufer (Mt. 4, 18).

Dez.
1.
Der wunderbare Fischzug des Petrus (L. 5, 4).

9.
Jesus versammelt alle Apostel und verleiht ihnen die Gewalt zu heilen und Teufel aus­zutreiben (Mt. 10, 1).

12.
Jesus und Petrus wandeln zum ersten Male auf dem See (Mt. 14, 22).

15.
Erste förmliche Aussendung der Zwölf und der Jünger auf dem Lehrberg bei Hanathon (Mt. 10, 5). Es werden nur sechs Apostel und achtzehn Jünger ausgesendet.

26.
Die Zurückkehrenden erzählen dem Herrn ihre Erlebnisse.

Drittes Lehrjahr 33:

Jan.
2.
Die bei Jesus weilenden Apostel erhalten eine Verstärkung ihrer Gnadengaben. Er nimmt drei Ägypter als Jünger auf.

5.
Zweite Aussendung der Apostel und Jünger am Lehrberg bei Tabor, außer Petrus und Johannes und einigen Jüngern.

Febr.
1.
Die Zurückkehrenden berichten dem Herrn von ihrer apostolischen Reise (Mk. 6, 30).

2.
Jesus setzt die zwölf Apostel über die 72 Jünger.

3.
Jesus und Petrus wandeln zum zweitenmal auf dem See (Mt. 14, 24).

10.
Jesus stellt die Apostel nach ihrer inneren Gesinnung und Gemütsart in drei Reihen zusammen:

  1. Reihe: Petrus, Andreas, Johannes, Jako­bus Major, Matthäus;
  2. Reihe: Thaddäus, Bartholomäus, Jako­bus Minor;
  3. Reihe: Thomas, Simon Zelotes, Philip-pus, Judas Ischariot.

13.
Er erteilt den Aposteln die Kraft der Wun­derheilung in verstärktemMaße. Alle wei­nen, und auch Jesus ist sehr bewegt.

März
12.
Er sendet die Apostel das drittemal, und zwar diesmal östlich und nordöstlich in ferne Orte gen Damaskus und Arabien. Sie kehren allmählich bereits nach einer Woche wieder zum Herrn zurück.

24.
Petrus empfängt vom Herrn in Gaulanitis, südöstlich von Sogane, die Schlüssel des Himmelreiches (Mt. 16, 13).

April
2.
Während der zweiten Osterfeier zu Jerusa­lem macht der Theologiestudent Stephanus, der spätere Diakon und Märtyrer, die per­sönliche Bekanntschaft mit Johannes.

8.
Verklärung des Herrn auf dem Berge Tabor vor Petrus, Jakobus Major und Johannes (Mt. 17, 1).

28.
Vierte Aussendung der Apostel und Jünger in der Gebirgseinsamkeit, nordwestlich von Garisima.

 

Die Freunde aus dem Laienstand

Jesu Wandel mit dem Essener Eliud

Der alte, sehr ehrwürdige Greis, bei welchem Jesus am 10. September 31 vor Nazareth einkehrt, heißt Eliud, ein Witwer, den seine Tochter pflegt, und der ein Neffe des hl. Zacharias ist. Zwölf Tage lang ist Jesus

mit ihm zusammen, unterhält Sich mit ihm in seinem Hause und macht mit ihm eine ganz private Wanderung durch die Land­schaften Südgaliläas, besucht mit ihm einen Aussätzigenbezirk, ein Heilbad und einige Städte, läßt ihn nicht von Seiner Seite und zeigt Sich vor ihm in der letzten Nacht auf dem Felde Jezrael in verklärter Gestalt.

Warum tut Er dies? Warum diese besondere Auszeichnung und Bevorzugung einer ein­zelnen Privatperson? Katharina Emmerich hat die Antwort auf diese Fragen gehört, welche zugleich ein uns aufklärendes Licht über alle derartige Privatgespräche Jesu wirft: Alle Privatpersonen, die von den Evangelisten mit Personennamen angeführt werden und alle Privatpersonen, mit denen der Heiland des längeren verkehrt und spricht, sind Typen für ganz bestimmte Men­schengruppen der Menschheitsgeschichte und ebenso für ganz bestimmte Seelenzustände, die in einzelnen Menschen immer wieder stattfinden, und schließlich auch Typen für bestimmte Gnadenberufe oder auch ab­wegige Ausgänge einzelner Menschen (z. B. Judas Ischariot).

Dieser Eliud nun ist der Typus des einsam beschaulich lebenden und gereiften Mysti­kers, der am Ende seiner Tage von Jesus eines besonderen vertraulichen Umganges mit dem Herrn gewürdigt wird.

Dementsprechend haben denn auch die Ge­spräche Jesu mit Eliud Dinge zum Gegen­stande, die der Heiland während Seines Lehrwandels weder in der großen Öffent­lichkeit noch im engeren Kreise zur Sprache bringt. Eliud hat auf Grund seiner mysti­schen und tiefforschenden Einstellung und auch auf Grund seiner Jugendbekanntschaft mit der Tempel-Hanna (L. 2, 36) vieles Interne aus dem Leben der Mutter der aller-seligsten Jungfrau und dieser letzteren selbst erfahren. Daher stellt er ganz unbefangen an Jesus tiefgehende Fragen über Jesu Sendung, Geburt und zu gründendes Reich ­und Jesus legt ihm alles aus.

Er sagt ihm, daß Er der Messias sei, spricht mit ihm über die ganze Linie Seiner mensch­lichen Herkunft und das Mysterium der Bundeslade. Eliud, der dazwischen oft aller­lei Schriftrollen vorlegt und Stellen aus den Propheten zitiert, fragt auch den Herrn, warum Er nicht früher auf die Welt gekom­men sei. Jesus antwortet darauf, wie Er nur aus einem Weibe habe geboren werden kön­nen, welches auf die Weise empfangen sei, wie die Menschen ohne den Sündenfall emp­fangen worden wären, und wie kein Ehe­paar seit den ersten Eltern beiderseits sich so rein dazu befunden habe wie Anna und Joachim. Er entwickelt ihm alles und zeigt ihm alle früheren Hindernisse, Hemmungen und Zurücksetzungen des Heils.

Auch fragt Eliud Ihn, wo denn Sein Reich sein werde, ob in Jerusalem, in Jericho oder in Engaddi (anscheinend weil Jerusalem das Zentrum des jüdischen Priestertums, Jericho das der Herrschaft des Herodes und Engaddi das der Essener war). Jesus antwortet hier­auf : Wo Er sei, da sei Sein Reich, denn Er werde kein äußerliches Reich haben.

Rührend ist es auch, wie Jesus, dem doch nichts verborgen ist, Sich dennoch alles von Eliud erzählen läßt, was dieser von Joachim, Anna, Maria, Joseph, Zacharias und Elisa­beth weiß, wobei der Heiland hier und da erklärende Bemerkungen macht. Dann läßt Er Eliud Zeuge sein, wie Er einen Aussät­zigen heilt, wie Er im Heilbad bei Endor im Sanatorium die Kranken tröstet und die ärmeren Kranken bei Tisch bedient. Auch besucht Er mit ihm Josephs frühere Werk­stätte und wandert mit ihm durch die stil­len Nächte, bis Er sich vor dem Jesu körper­liche Schönheit und Kraft bewundernden Greise in leuchtender, verklärter Gestalt zeigt, und ihm — so wie später dem Petrus, Jakobus und Johannes — einmal das Ziel sinnfällig vor Augen führt, zu dessen Erreichung von seiten der guten Menschen Er vorher durch die große Passion Seinen Leib verunstalten läßt.

Als Er Sich von ihm verabschiedet, segnet Er ihn in besonderer Weise und nimmt ihn damit gleichsam in die Gemeinschaft Seines neuen Reiches auf.

Kurz vor Eliuds Tode unterhält Er Sich noch einmal eine ganze Nacht hindurch mit dem altersschwachen Greise in dessen Woh­nung vor Kapharnaum, wodurch dieser noch einen himmlischen Trost empfängt.

Lazarus und seine Freunde

Nach dem Essener Eliud ist wohl Lazarus von Jerusalem und Bethanien der intimste Freund des Herrn gewesen. Sein Vater Zarah oder Zerah war von vornehmer Her­kunft aus Ägypten. Dieser wohnte eine Zeit­lang in Syrien an der arabischen Grenze und stand in enger Beziehung zu einem syrischen Könige. Wegen seiner Verdienste in einem Kriege wurde er vom Kaiser Augustus mit Gütern bei Jerusalem und in Galiläa be­schenkt. Durch seine Heirat einer Jüdin aus pharisäischem Geschlecht, namens Jeza­bel, wuchs sein Reichtum. Er wurde Jude, lebte streng nach Art der Pharisäer und vermachte einen Teil seines großen Stadt­besitzes dem Tempel. Seine Familie wußte von Hanna’s und Simeons Prophezeiung, erwartete den Messias und war schon zur Jugendzeit Jesu mit der heiligen Familie be­kannt, wie manchmal reiche fromme Leute mit ärmeren frommen Leuten zu verkehren pflegen. Noemi, die Lehrerin Mariä am Tempel, war eine Schwester der Jezabel. Zarah und Jezabel hatten im ganzen fünf­zehn Kinder, von denen sechs sehr früh starben, neun älter wurden und nur vier Christi Lehrzeit erlebten, nämlich Lazarus, Martha, die kontemplative Maria und Maria Magdalena. Nach dem Tode des Vaters fal­len durch Los das Schloß Magdalum und mehrere Landgüter am See an Maria Magdalena; das Schloß zu Bethanien an Martha und Maria; und der Stadtteil am Berge Sion, sowie eine große Zahl von Landgütern in Südgaliläa und das Schloß bei Herodium an Lazarus. Doch räumt Martha den Haupt­teil des Schlosses zu Bethanien ihrem Bru­der ein, da dieser sich gern hier aufhält.

Hier und auch im Stadthause am Sion weilt nun der Heiland sehr oft im Kreise der in­timen Freunde des Lazarus, zu welchem der Steinmetzerei- und Steinbruch – Besitzer Joseph von Arimathäa, der Bildhauer Niko­demus und der am Tempel beschäftigte Obed, der ein Sohn des alten Priesters Simeon ist, gehören; ferner der Pharisäer Simon zu Bethanien, der dort ein vermiet­bares Festhaus mit Hotel besitzt, und schließlich Johannes Markus, der Sohn der Maria Markus, der nicht mit dem Evange­listen Markus zu verwechseln ist.

Lazarus steht überall in großer Ehre und Achtung als ein sehr reicher und frommer, ja erleuchteter Mann. Sein Benehmen ist auch sehr vor dem aller anderen Mit­menschen ausgezeichnet; er ist sehr ernst, in allem sehr mäßig, redet wenig, wenn aber, dann sehr sanft und doch mit Gewicht. Bei aller Vertraulichkeit mit den Freunden hat er stets etwas Vornehmes in Haltung und Gesprächen. Er ist von langer Gestalt, hat helle Haare und eine gewisse Ähnlichkeit mit dem hl. Joseph, nur sind seine Gesichts­züge strenger und markanter. Anfangs glaubt er, wie Nikodemus und viele seiner Freunde, immer stillschweigend, Jesus sei berufen, mit Seinen Jüngern Jerusalem in Besitz zu nehmen, sie vom römischen Joch zu befreien und das Reich der Juden her­zustellen. Doch allmählich merkt er aus den Reden des Herrn, daß es sich mit dem Reiche Jesu doch anders verhalte.

Er begleitet den Herrn zu dessen Taufe und empfängt nach ihr mit seinen Freunden ebenfalls die Johannestaufe. Mitte Oktober 31 hört er Jesum zum erstenmal öffentlich in Gilgal predigen, und Ende Januar 32 ist er zum erstenmal Zeuge der Wunderheilun­gen Jesu in Beth-Araba.

Zur Hochzeit von Kana bestreitet er den zweiten Gang des Mahles, den der Herr übernommen hat, und stellt auch bald darauf seinen Weinberg nebst Gutshof in der Nähe von Jakobs Feld in Samaria der Gemeinde zur Verfügung. Alle Auslagen der Reisen und Almosen Jesu und Seiner Jünger gehen ebenfalls aus Lazari Vermögen, und Simeons Sohn Obed besorgt die Zahlungen. Ende Juli 32 bietet er sich mit den wohlhabenden Anhängerinnen Jesu aus Jerusalem dem Herrn an, für die reisenden Jünger Her­bergen in Nordjudäa und Samaria einzu­richten und zu verwalten. Jesus nimmt dies Anerbieten an, ebenso wie später die Ein­richtungen weiterer solcher Herbergen in Mittelgaliläa. Nach Magdalena’s endgültiger Bekehrung verkauft auf deren Bitte hin Lazarus die Güter Magdalenas und stellt den Erlös dem Herrn für Almosenspenden zur Verfügung, wovon Jesus gleich für die Ent­haftung der Gefangenen zu Thirza den ersten Gebrauch macht.

Im August 33 erkrankt Lazarus und stirbt Ende September. Nach seiner Auferwek­kung vom Tode kniet er im Speisesaal des Schlosses vor dem Herrn, der ihm die rechte Hand auf das Haupt legt und ihn siebenmal anhaucht. Hiermit weiht Er ihn zu Seinem Dienst, reinigt ihn von allem Zusammen­hang mit der Welt und ihren Sünden, und stärkt ihn durch Geistesgaben schon vor den Aposteln, da Lazarus bereits eine andere Welt geschaut hat und nun vom Herrn be­stimmt ist, bei den zukünftigen Christen­verfolgungen seitens der Juden vielen Gläu­bigen ein väterlicher Freund und Fürsorger zu sein.

Die vier übrigen Freundesgruppen

Der Herr liebt es, wenn in ihrer Stadt und Gegend angesehene Geistesmänner gänzlich frei sind von Neid und Herrschsucht und sich in ihrer aufrichtigen Heilssehnsucht nicht vor den Mitmenschen und ihrem ver­kehrten Gerede fürchten; und zu diesen vorbildlichen Männern gehören:

erstens der verheiratete Essener und Bürger­meister Jairus zu Phasael, mit dem der Herr im Oktober 31 die Ortskranken besucht, und dessen sechzehnjährige Tochter Er Mitte Februar 32 vom Tode erweckt (Jesu erste Totenerweckung) ;

zweitens der dreißigjährige Witwer und Pharisäer Dinotus in Gennabris, der mit Andreas befreundet ist und der den Herrn Ende August 32 mehrere Tage beherbergt;

drittens der Synagogenvorsteher Jairus von Kapharnaum, dessen Tochter Salome Jesus zweimal vom Tode erweckt, und der sich mutig zum Herrn bekennt, obschon er des­halb sein Amt niederlegen muß;

viertens der Samariter und wohlhabende Rentier Simeon, der sich mit seiner Familie bei Amichores-Libnath niedergelassen hat und der dem Herrn seine Gärten zur Lehre und Taufe zur Verfügung stellt, als sich Jesus im Juli 32 wegen der systematischen Verfolgung seitens des Synedriums von der öffentlichen Lehrtätigkeit zurückgezogen hat;

fünftens der patriarchalisch lebende Groß­grundbesitzer Obed bei Michmethat, der dem Herrn Ende Oktober 32 seine Landgüter zeigt und im Kreise seiner Familie und Arbeiterschaft den Standeslehren Jesu lauscht;

und schließlich der verheiratete Essener und Pharisäerssohn Simeon in Gath-Hepher, der Anfang Januar 33 sein Hab und Gut der Gemeinde Jesu überläßt.

Auch werden jene Inhaber öffentlicher Ämter der Freundschaft Jesu gewürdigt, die als Heiden einen größeren Glauben offen­baren als die Juden, und zu diesen gehören: die durch die Evangelien bekannten römischen Beamten Cornelius und Serobabel von Kapharnaum, ferner der römische Fe­stungskommandant Achias in der Garnisons­stadt Gischala und der Stadtpräfekt Ozias zu Antipatris.

Ebenso dürfen sich unter den Großkauf­leuten jene Freunde Jesu nennen, die bei allem Reichtum und weltlichen Erfolge die kostbare Perle des übernatürlichen Heils gefunden, erkannt und erworben haben, wie der Holzhändler Issachar zu Dothan und der Spediteur Israel zu Kana, die beide schon seit langem die heilige Familie kennen; ferner der Fabrikant Jesse zu Dabrath und der mit diesem in geschäftlicher Beziehung stehende Kaufmann Cyrinus zu Salamis auf Cypern.

Schließlich fühlt Sich der Herr wie unter Freunden in der Gesellschaft bestimmter Hirten, die durch ihre kindliche und offen­herzige Gesinnung Jesu Freude bereiten, und auch bei bestimmten Gruppen von Zöll­nern, die, wie Zachäus von Jericho, und wie jene an den Handelsstraßen bei Dibon, Jezrael, Galaad und Gessur, mit ihrer Be­kehrung ernst machen und sich restlos von allem unredlichen Besitz trennen.

5. Die heiligen und helfenden Frauen

Jesu Gespräche mit der kontemplativen Maria

Ähnlich wie unter den Freunden Jesu der alte Essener Eliud von Nazareth der Typus der einsam beschaulich lebenden Mystiker ist, so stellt die mittlere Schwester Lazari, die kontemplative Maria, den Typus der beschaulich lebenden Mystikerinnen dar. Sie hat im Schloßpark von Bethanien ihr eigenes Häuschen mit abgeschlossenem Gar­ten, gilt zwar bei den Ihren als geistig be­schränkt, wird aber vom Heiland anders be­urteilt, der zu Eliud von ihr sagt: „Sie ist nicht für diese Welt, sondern ganz innerlich und ohne Sünde, und so Ich mit ihr reden würde, sollte sie wohl das Geheimste ver­stehen.“

Und zweimal hat Er mit ihr eine lange, pri­vate und ganz mystische Unterredung, in denen sie mehr ekstatisch als natürlich von den Mysterien der Trinität und der Inkar­nation spricht. Der Herr unterbricht ihre Reden nur hier und da durch Gebet und Dank zum himmlischen Vater, segnet sie und verkündet ihr ihre baldige Befreiung aus dieser irdischen Welt, die am Schluß des ersten Osterfestes 32 im Beisein der aller-seligsten Jungfrau und der heiligen Frauen stattfindet.

Die drei nahe verwandten Marien

Unter den galiläischen heiligen Frauen stehen an der Spitze die drei Jesu nahe ver­wandten Marien:

Maria Hell, die neun Jahre ältere und älteste Schwester der seligsten Jungfrau, die Gattin des Kleophas, von dem sie die drei sogenannten „Brüder des Herrn“, Sadoch, Jakobus und Heliachim als Söhne hat, und die spätere Gattin des Obed, dem sie den Jairus schenkt. Sie wohnt zu Japha, einem kleinen, eine Stunde südlich von Nazareth gelegenen Orte, und später ist sie noch bei der Grablegung des Herrn zugegen.

Zweitens Maria Salome, die Cousine der seligsten Jungfrau, die Gattin des Fischers Zebedäus und Mutter der beiden Apostel Jakobus Major und Johannes, für deren Jesu nahen Platz in dessen Reiche sie den Herrn dreimal bittet. Sie bewohnt im An­fange des Lehrwandels Jesu das frühere Haus der heiligen Familie in Nazareth und lebt später bei Kapharnaum; sie steht mit unter dem Kreuze Jesu und wohnt der Grab­legung des Herrn bei.

Drittens Maria Kleophä, die Nichte und Jugendgespielin der seligsten Jungfrau, die Tochter der Maria Heli und Gattin zuerst des Alphäus, von dem sie die Apostel Judas Thaddäus, Simon Zelotes und Jakobus Minor und Susanna Alphäi empfängt, und der aus seiner ersten Ehe den Apostel Matthäus mit­bringt, dann Gattin des Sabas, von dem sie den Jünger Joses Barsabas empfängt, und schließlich die Gattin des Griechen Jonas, der aus seiner ersten Ehe den Jünger Parme­nas mitbringt, und dem sie noch den späten Sohn Simeon Justus schenkt. Gleich zu Beginn des Lehrwandels Jesu läßt sie sich nahe bei dem Hause der seligsten Jungfrau bei Kapharnaum nieder, empfiehlt dem Herrn angelegentlich ihre Söhne als Jünger, wird vom Herrn Ende November 32 vom tödlichen Fieber geheilt, ist ungemein rüh­rig im Dienste der Kranken und Armen bei den Bergpredigten Jesu und steht auch zu­letzt mit unter dem Kreuze des Herrn. Durch ihren dritten Mann ist sie entfernt mit Petrus verwandt.

Die drei anderen Verwandten des Herrn

Zur zweiten Gruppe der galiläischen Frauen, die nahe mit dem Herrn verwandt sind, gehören: Maraha, die jüngere Schwester der hl. Anna, also eine Tante der seligsten Jung­frau, die in Sephoris im ehemaligen Hause von Annas Eltern wohnt und öfters den Herrn und dessen Mutter bei sich beher­bergt und in ihren beiden Söhnen Arastaria und Cocharia dem Herrn die ersten Jünger schenkt.

Zweitens Susanna Alphäi aus Nazareth, die Tochter des Alphäus und der Maria Kleo­phä, also die Schwester der drei Apostel Thaddäus, Simon und Jakobus Minor.

Drittens Anna Kleophä, die Kleophas als Tochter aus seiner ersten Ehe mitbringt, als er Maria Heli, die älteste Schwester der seligsten Jungfrau, heiratet. Sie ist die Mut­ter des Nathanael, der zum Unterschied von den beiden anderen Nathanaelen der kleine Kleophas genannt wird, und den der Heiland sehr lieb hat.

Die fünf heiligen Witwen

Zu den sogenannten heiligen Witwen ge­hören zuerst einmal jene drei Mütter von frühesten Jüngern des Herrn: Lea und Seba von Nazareth, die dem Herrn die Jünger Kolaja und Eustachius schenken, und Sobe, die Tochter der älteren Sobe und die Cou­sine der seligsten Jungfrau, die in Kana den Herrn und dessen Mutter öfters beherbergt und deren Sohn oder Neffe der Bräutigam von Kana ist, der Nathanael heißt, in Kapharnaum wohnt und ebenfalls ein Jün­ger des Herrn wird.

Dann folgt die wohlhabende Witwe Maroni von Naim, die Schwester der Frau des Apostels Jakobus Major und die Mutter des vom Herrn vom Tode erweckten Jünglings Martialis, die den Herrn nach diesem Sei­nem Wunder mit den Jüngern in ihrer Sommervilla und ihrem großen Hause zu Naim beherbergt, einen Teil ihres Ver­mögens der Gemeinde Jesu zur Verfügung stellt und sich äußerst tätig im Kreise der helfenden Frauen erweist. Auf ihre Bitte hin heilt der Herr durch Vermittlung Seiner Mutter auch deren Freundin, die Witwe Maria aus Nairn, aus der Ferne von der Besessenheit, worauf die Geheilte ebenfalls in den Kreis der helfenden Frauen eintritt.

Die jerusalemer Frauen

An der Spitze der Frauen Jerusalems steht wegen ihres organisatorischen Talentes und apostolischen Eifers des Lazarus älteste Schwester Martha, die zuerst mit ihrem Bruder und dann mit den helfenden Frauen ständig unterwegs ist, um neue Jüngerher­bergen einzurichten, die älteren zu kontrol­lieren und um sämtliche Herbergen regel­mäßig mit Hausgerät und frischen Lebens­mitteln und Decken für die Jünger und Armen auszustatten.

Zweitens Seraphia aus Jerusalem, die Toch­ter des Vetters des hl. Zacharias, in deren Elternhaus am Fischmarkt zu Jerusalem Joachim und Anna einkehren, als sie ihre Tochter als vierjähriges Mägdlein zum Tempel bringen. Sie ist auch mit dem alten Priester Simeon verwandt und von Jugend an eine Freundin von dessen Söhnen. Zur Zeit des Lehrwandels Jesu ist sie mit dem Tempelratsmitglied Sirach verheiratet, unter dessen anfänglicher Abneigung gegen Jesus sie viel zu leiden hat. Durch Joseph von Arimathäa und Nikodemus bekehrt, wird Sirach milder gesinnt und erlaubt es seiner Frau, Jesum zu folgen und den Jüngern zu dienen. Sie ist eine großgewachsene, schöne und mutige Frau, und sie ist es, die dem Herrn auf Seinem Kreuzwege das Schweiß­tuch reicht, und daher in der Folge den Namen Veronika (von vera icon = wahres Bild) erhalten hat. Ihr Sohn Amandor ist einer der frühesten Jünger des Herrn.

Drittens Susanna von Jerusalem, die unehe­liche Tochter des Kleophas, eines älteren Bruders des hl. Joseph, ist von ihrem Groß­vater, einem persischen Fürsten, her eine reiche Frau und mit dem Beamten Matthias, einem Verwandten des späteren Apostels Matthias, verheiratet. Wie die seligste Jung­frau lebte sie auch als Mädchen im Tempel­pensionat und war nach ihr von Gophna aus dort eingetreten. Gleich zu Beginn des Lehrwandels Jesu gehört sie zum Freundes­kreise Lazari in Bethanien und begleitet Martha in der Folge viel auf ihren Rund­reisen und unterstützt sie durch reichliche Spenden. Später ist sie bei der Grablegung des Herrn anwesend.

Viertens die Witwe Salome, ähnlich wie Susanna der hl. Familie durch einen Bru­der des hl. Josephs verwandt, die schon lange bei Martha in Bethanien wohnt und auch bei der Grablegung des Herrn anwesend ist, sowie sich in der Gesellschaft der Magda­lena, Maria Kleophä und Johanna Chusa befindet, als sie am Auferstehungsmorgen die Spezereien zum Grabe Christi tragen.

Fünftens Maria Markus, eine Verwandte des alten Priesters Simeon. Sie wohnt mit ihrem Sohne Johannes Markus nordöstlich vor Jerusalem, beherbergt oft den Herrn in ihrem Hause und auch die Mutter Jesu un­mittelbar vor der Kreuzigung des Herrn und ist zuletzt bei der Grablegung der selig­sten Jungfrau zugegen.

Sechstens Johanna Chusa, eine hochgewach­sene, blasse, ernste Frau, aber stark und rüstig. Sie ist eine Nichte der Tempel-Hanna, und ihr Sohn war schon mit Jesus bekannt, als dieser zwölfjährig in Jerusalem zurück­blieb. Später ist er einer der drei geheimen Jünger Jesu zu Jerusalem. Sie verkehrt eben­falls im Schlosse zu Bethanien und schafft eifrig mit Martha für die Jüngerherbergen; der Herr speist des öfteren in ihrem Hause mit Seinen Jüngern; und sie ist es, die mutig mit Veronika und Maria von Hebron, der Nichte der hl. Elisabeth, nach Machärus reist, um dort mit Hilfe einiger Knechte aus Juta das Haupt des Täufers ausfindig zu machen und abzuholen.

Die bekehrten Sünderinnen

An der Spitze der bekehrten Sünderinnen, die zum engen Kreise Jesu und Seiner Mut­ter kommen, steht als Typus aller heiligen Büßerinnen Maria Magdalena, die jüngste Schwester des Lazarus. Mit sieben Jahren verlor sie ihre Eltern, die ihre jüngste, sehr schöne und altkluge Tochter verwöhnt hat­ten. Schon in ihrem neunten Jahre fing sie Liebschaften an. Mit ihren wachsenden Talenten und Eigenschaften wuchs auch der Lärm und die Bewunderung um sie. Sie hatte viele Gesellschaften, war auch gelehrt, schrieb Sprüche von Liebessachen auf kleine Rollen von Pergament, schickte diese herum und wechselte sie mit ihren Liebhabern. Mit elf Jahren bezog sie mit vielen Mägden und Dienern das durch Los von den Eltern ge­erbte Schloß Magdalum. In ihrem neuen Hause verkehrten bald Offiziere der Garnison von Magdalum und Umgegend, anfangs auch geistreiche Männer, aber allmählich sank das Niveau ihrer Hausfreunde und Freundinnen immer mehr.

Den ersten Gnadenstrahl empfängt Magda­lena am Schlußtage des vierzigtägigen Fa­stens des Herrn. Sie fühlt sich innerlich bewegt, und eine plötzliche Angst über ihr bisheriges Leben und eine Begierde nach Rettung überfällt sie. Doch hält die innere Regung nicht lange an. Martha bewegt Mitte Januar 32 Magdalena, mit ihr nach Jezrael zu reisen, um dort den neuen Propheten von Nazareth zu sehen; doch Jesus ist schon fort; aber Magdalena hört dort noch von Augenzeugen von den soeben gewirkten Wunderheilungen des Herrn. Einen Monat später ist sie auf Veranlassung ihres Bruders und der Martha, Veronika und Johanna Chusa, die sie besucht haben, in Jezrael, sieht vom Hotelfenster aus den Herrn mit Seinen Jüngern in die Stadt einziehen, emp­fängt von Ihm einen Gnadenblick, stürzt erschüttert und überwältigt in die Herberge der Aussätzigen, reist mit beiden Geschwi­stern nach Magdalum zurück, fällt aber nach einiger Zeit wieder in ihr altes Leben zurück. Im Kreise der Seinen erklärt der Herr am 24. Juli 32, sie sollten für Magda­lena beten, sie werde schon kommen und noch vielen ein Beispiel werden. Am 13. November erfolgt bei der Bergpredigt Jesu bei Gabara eine erneute, und am letz­ten Tage desselben Jahres 32 die endgültige Bekehrung Magdalena’s.

Sie wohnt fortan im Hause ihrer verstor­benen Schwester Maria zu Bethanien, bittet den Herrn mehrere Male für ihren sterbens­kranken Bruder, spendet Jesu wiederholt bei Tisch die Ehrensalbung — das letztemal den Tag vor dem letzten Abendmahl —, steht mit unter dem Kreuze, begleitet den heiligen Leib des Herrn zur Grablegung, und erlebt als erste die Auferstehung Christi.

Die zeitlich zuerst vom Herrn Bekehrte ist die Samariterin Dina, die durch ihr langes Zwiegespräch mit dem Herrn am Jakobs­brunnen bekannt ist. Sie stammt aus ge­mischter Ehe, von einer jüdischen Mutter und einem heidnischen Vater und ist auf einem Landsitz bei Damaskus geboren. Früh verliert sie beide Eltern, hat später fünf Männer hintereinander, die teils durch Kummer, teils durch neue Liebhaber aus dem Leben scheiden. Aus diesen Ehen stam­men drei Töchter und zwei Söhne, die bei den Verwandten ihrer Väter zurückbleiben, als Dina Damaskus verlassen muß. Zur Zeit ihrer Bekehrung am Jakobsbrunnen lebt sie mit einem Verwandten ihrer früheren Män­ner, einem reichen Kaufmann in Sichem, unehelich; doch weiß man dort nichts von der Illegimität dieser Ehe und schätzt Dina wegen ihres liebenswürdigen, schönen und geistreichen Wesens. Nach ihrer Bekehrung, Ende Juli 32, stellt sie der Herr Seiner Mut­ter vor, und in der Folge ist sie eine der tüchtigsten Helferinnen in der Gemeinde Christi. Sie gehört neben Magdalena, Maria Kleophä, Veronika und Mara zu den beson­ders schönen Frauen der Gemeinde, aber die seligste Jungfrau überstrahlt alle Frauen an Schönheit.

Etwas über einen Monat später als Dina, bekehrt sich in Ainon die reiche aus der Gegend von Supha im Moabiterlande stam­mende und daher die Suphanitin genannte Mara. Ihr jüdischer Ehemann wohnt in Damaskus und hat sie verstoßen, denn sie hat nacheinander vier Liebhaber gehabt, von denen sie drei Kinder hat. Nun lebt sie zu Ainon seit langer Zeit voll Reue und Buße, führt sich gut auf, hört die Lehre des Täufers gegen den Ehebruch und wird tief davon erschüttert. Doch wird sie öfters vorn Teufel besessen, auch gerade als sie bei der Ankunft Jesu auf diesen ihre letzte Hoff­nung gesetzt hat. Der Herr befreit sie vom dämonischen Einfluß, segnet ihre unehelichen Kinder, legt die Hände ihrer Kinder in die der geheilten und gänzlich bekehrten Mutter, und wird von ihnen bei der folgen­den Ehrenmahlzeit im Festhause durch Ehrengaben beschenkt. Bei Seiner Rückkehr nach Ainon leitet der Herr die Versöhnung mit ihrem Gatten in die Wege; Dina und Veronika nehmen sich ihrer liebevoll an und nehmen sie auf in den Kreis der helfen­den Frauen.

Ende Oktober 32 kommt die reiche heid­nische Witwe Lais aus Naim zum Lehrberg des Herrn bei Meroz und bittet für ihre beiden zu Hause vom Teufel besessenen Töchter Athalia und Sabia, die sie beide im Ehebruch empfangen hat. Ihre flehentliche Bitte wird erhört. Jesus spendet ihr die Bekehrungsgnade und heilt ihre Töchter auf der Stelle aus der Ferne; und alle drei kommen in der Folge zu den helfenden Frauen und begleiten die Mutter Jesu auf deren Lehrgang zu den Heidenkarawanen Mitte November desselben Jahres.

Andere bekehrte Persönlichkeiten

Im selben Monat hat die seligste Jungfrau bei einem ihrer Krankenbesuche in Kaphar­naum die blutflüssige Enue, eine Heidin und Witwe eines Juden von Caesarea Phi­lippi, kennen gelernt und sie in ihrem Glau­ben sehr gefördert. Am 6. Dezember 32 be­rührt sie im Gedränge das Gewand des Herrn und ist sogleich geheilt (Mt. 9, 20). Zwei Tage später preist Enues Schwägerin Lea, die Frau eines Pharisäers und heftigen Gegners Jesu, die seligste Jungfrau während des Lehrvortrages Jesu selig (L. 11, 27) ; und am 11. März 33 ist Jesus Gast im Hause des heidnischen Onkels der Enue in Cae­sarea-Philippi und empfängt von ihrer dort wohnenden Tochter bei Tisch die Ehren­salbung im Beisein der glücklichen Mutter.

Ähnlich wie Lais aus Naim nähert sich Mitte Februar 33 die verwitwete und heidnische Fabrikbesitzerin aus Ornithopolis — und daher im Evangelium (Mt. 15, 22 u. Mk. 7, 26) die kananäische und aus Syrophönizien stammende Frau genannt —, dem Herrn in der Stadt Dan oder Lais und bittet flehend­lich und unentwegt um die Heilung ihrer besessenen Tochter. Der Herr, von ihrem Glauben gerührt, heilt nicht nur ihre Toch­ter aus der Ferne, sondern auch sie selbst von ihrer seitlichen Krümmung, und am nächsten Tage auch ihren taubstummen Verwandten. In dankbarer und großzügiger Weise dient nun die Syrophönizierin den Interessen des Herrn betreffs der Diaspora­juden in Syrophönizien und bereitet Ihm und den Jüngern bei Seinem zweimaligen Besuche in Ornithopolis jedesmal ein Ehren­mahl, wobei ihre Tochter ihren ganzen, sehr reichen Schmuck an Juwelen und Kunst­figuren dem Herrn überreicht, Kostbarkei­ten, die Er sofort einlösen und den armen Diasporagemeinden zugute kommen läßt.

Ende des zweiten Lehrjahres beträgt die Zahl der heiligen Frauen der hilfreichen Gemeinde Jesu ungefähr siebenunddreißig, und am Ende des Lehrwandels Jesu ist die Zahl mit allen Pflegerinnen, Mägden und Vorsteherinnen der Jüngerherbergen bis auf siebenzig gestiegen.

6. Die weiteren Anhänger Jesu

Die Motive der Anhängerschaft

Es ist klar, daß der Herr unter den zahl­reichen von Ihm Geheilten, seelisch Bekehr­ten, innerlich durch Seinen Zuspruch Ge­trösteten, durch materielle Almosen Be­schenkten und unter den vielen Ohren­zeugen Seiner Lehrvorträge und Predigten und den Augenzeugen Seiner Wundertaten, sowie unter den vielen von den Aposteln, Jüngern, heiligen Frauen und anderen Freunden und Bekannten, Betreuten und Unterrichteten eine große Zahl von Anhängern während Seines Lehrwandels auf Erden gewonnen hat.

Die schwankenden Anhänger

Aber Er Selbst hat es oft zur Genüge aus­gesprochen, und die Folgezeiten haben es immer wieder gelehrt, daß unter diesen augenblicklichen Anhängern die meisten nicht ernst mit ihrer Anhängerschaft im Sinne Christi machten; daß sich besonders die heute Ihm zujauchzenden Massen nur zu leicht -wieder umstimmen ließen von den Gegnern, wenn Er längere Zeit nicht mehr unter ihnen erschien und lehrte oder Wun­der wirkte. Hat Er doch selbst bei Seinem feierlichen Einzug in Jerusalem am 15. März 34 unter dem Jubel und unter den Ehren­bezeugungen der Menge geweint und zu den Aposteln gesagt, daß viele, die jetzt so jubel­ten, Ihn bald verspotten würden, so daß auch die Apostel weinten. Und der routi­nierte Politiker und Menschenkenner Pila­tus hatte leider nicht ganz unrecht, als er nach seiner Erkundigung über den Galiläer Jesus im Januar 33 zum Schluß äußerte: „Solange Er nicht mit Kriegsvolk oder vie­lem bewaffneten Volk herumziehend Seine Wunder tut, ist gar nichts von Ihm zu be­fürchten. Wenn Er den Ort verlassen hat, wo Er Wunder tat, und an einen anderen Ort geht, wird man Ihn vergessen und ver­lästern, und ich höre ja, die jüdischen Prie­ster schelten gegen Ihn.“

Die Wirkung des Hl. Geistes

So traurig diese Bilanz aber auch ist, so gab es doch immer noch eine große Zahl, die Seine heimlichen Jünger blieben; und viele der anfänglich noch nicht ganz Bekehrten oder aus Schwäche bald Abgefallenen, sind später durch die Wirkungen des Heiligen Geistes und die Predigt und die Taten der Apostel und Heiligen echte und dauernde Anhänger geworden. Doch immer bleibt der Weg schmal und die Pforte klein, durch die man eingeht in das Reich des Herrn; und nur, die Gewalt gegen sich selbst anwenden, reißen das Himmelreich an sich.

DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

Viertes Vierteljahr:

Von der Auferweckung des Lazarus bis zur Rückkehr von der Auslandsreise

(1. Oktober bis 31. Dezember 33)

Die Auferweckung des Lazarus

Grenzstadt Ginäa

Okt. So. 1.

Der Herr rät den Schwestern Lazari, alle Geräte ihres Bruders stehen zu lassen; Er werde erst nach einigen Tagen kommen. Die Frauen reisen nach Bethanien zurück, wäh­rend Er mit den Aposteln nach Ginäa zu­rückkehrt.

Mo. 2.

Morgens verläßt Jesus Ginäa und schlägt die Richtung auf Bethanien ein.

Herberge bei Bahurim

Di. 3.

Gegen Abend kehrt Er mit den Aposteln in der Herberge eines Ortes ein, der aus einigen Häusern und einer Schule besteht. Er lehrt in ihr von den Arbeiten im Weinberge (Mt. 20, 1-16).

Hier naht sich die Mutter des Johannes und Jakobus nochmals, wie am 29. Juli 33, dem Herrn mit ihrer Bitte für ihre zwei Söhne (Mt. 20, 20) ; denn sie hörte von der Nähe Seiner Vollendung und meint nun, einem Verwandten gebühre ein besonderer Platz in Seinem Reiche.

Mi. 4.

Jesus lehrt wieder in der Schule. Den Jün­gern verweist Er ihre Ungeduld und ihr Murren, daß Er so lange zögere, nach Be­thanien zu gehen. Er befindet Sich immer in der Lage wie jemand, der nicht sagen kann, wie es mit Ihm und mit ihnen steht, weil sie Ihn nicht verstehen. Er belehrt sie mehr in der Weise, daß Er ihre Begriffe auf­löst und in ihnen Mißtrauen gegen ihre irdischen Meinungen erregt, als daß Er ihnen das Wesentliche des Sachverhaltes er­klärt, weil sie dieses nicht verstehen würden.

Do. 5.

Es finden sich mit der Zeit immer mehr lauernde Pharisäer in dem kleinen Orte ein, die nach Jerusalem über Jesus berichten. Maria Salome, die Frau des Zebedäus, bittet wieder für ihre beiden Söhne Johannes und Jakobus, und der Herr weist sie zum drittenmal zurück.

Bei und in Bethanien

Fr. 6.

Jesus nähert Sich langsam Bethanien, bald hier und da Sich setzend und die Apostel belehrend. Maria Salome kommt gegen Abend zu Martha nach Bethanien und mel­det die Nähe des Herrn. Magdalena will gleich Jesus entgegen gehen, doch kehrt sie bald zurück, ohne Ihn gesprochen zu haben. Er pflegt nämlich die Frauen, wenn Er mit Seinen Aposteln und Jüngern zusammen ist, nicht leicht zu jeder Zeit zu empfangen.

Nun eilt Martha Ihm entgegen und spricht mit Ihm an der Grenze der Gärten ihres Grundstückes (J. 11, 17-27). Dann holt sie auch ihre Schwester Magdalena, die Jesus rufen läßt. Hierauf folgt Sein Gespräch mit Magdalena und Sein Weinen über den Tod des Lazarus (J. 11, 28-37). Dies geschieht in einer Gartenlaube, wo Jesus im Anschluß hieran noch vor mehreren Leuten die Nacht hindurch über das Sterben eine lange Lehre hält.

Sa. 7.

Früh morgens geht der Herr mit den Apo­steln und den Frauen unter wachsendem Ge­dränge Neugieriger zum Grabe Lazari, und es folgt die Auferweckung, welche der Evan­gelist Johannes (11, 38-44) beschrie­ben hat.

Die Apostel hängen Lazarus einen Mantel um, und er schreitet wie ein Traumwandler an dem Herrn vorüber. Jesus redet dann noch eine Zeitlang in Anwesenheit Lazari in der Gartenlaube. Gegen Mittag gehen alle Freunde mit dem Herrn in das Schloß, wo eine Mahlzeit stattfindet und Jesus wieder lehrt.

Unterdes entsteht in Bethanien ein Tumult, und Wachen umstellen das Schloß. Jesus schickt die Apostel hinaus, welche die Wa­chen fortweisen. Er lehrt noch bei Lampen­schein und übernachtet im Schloß.

Die Flucht aus Bethanien

Jerusalem

So. 8.

Vor Tagesanbruch begibt Sich der Herr mit Johannes und Matthäus zum Hause des Nikodemus, dem späteren Coenaculum und bleibt hier den ganzen Tag und die folgende Nacht verborgen und spricht im intimen Kreise.

Am selben Tage rufen die Hohenpriester und Pharisäer den hohen Rat (Synedrium) zusammen, beraten über Jesum und be­schließen, Ihn zu töten (J.11, 45-53). Unter anderem befürchten sie auch, Jesus werde ihnen alle Toten erwecken, und da würde es große Verwirrung geben.

Zu Bethanien entsteht von neuem großer Tumult. Lazarus muß sich verstecken, obenso seine Freunde; und die Apostel rei­sen ab, sich nach allen Seiten verteilend.

Mo. 9.

Der Herr verläßt vor Tag mit Matthäus und Johannes Jerusalem, überschreitet den Jor­dan, geht in nordöstlicher Richtung und übernachtet unter einem Baum mit allen Aposteln, die sich wieder mit Ihm vereinigt haben.

Im Landstrich Peräa

Di. 10.

Er heilt am Wege einen blinden Hirten aus der Gegend von Jericho, der gleich Sein Jünger werden will, aber noch zurückge­wiesen wird, um seine Beständigkeit zu er­weisen. Jesus lehrt in einem kleinen Orte in der Nähe bis zum Abend. Es sind jetzt acht Apostel bei Ihm.

Mi. 11.

Da Er Sich einer kleinen Stadt nähert, hun­gert Ihn, allerdings eigentlich nur nach Seelen. Er kommt bei einem Feigenbaum vorbei, der ohne Frucht für Ihn ist. Er geht plötzlich wieder zurück und verflucht ihn, ähnlich wie später einen anderen am 16. März 34, was dann bei Matthäus (21, 19) steht. In der Stadt selbst lehrt Er in der Schule vom unfruchtbaren Feigenbaum (L. 13, 6-9). Die Speise, die der nach Seelen hungernde Heiland sucht, ist das Ver­langen der Seele nach Ihm. Wer diese auf­richtige Sehnsucht nicht hat, erreicht nicht die letzte Bestimmung des Menschen, näm­lich die ewige Seligkeit.

Do. 12.

Er wandelt mit den Seinen durch Peräa nordwärts und beginnt, ihnen Anweisungen für ihr Verhalten während Seiner bevorste­henden Auslandsreise zu geben. Dort, wo man sie nicht gut aufnehmen werde, sollen sie den Staub von ihren Füßen schütteln; und dasselbe hat Er ihnen schon am 15. De­zember 32 und 5. Januar 33 gesagt.

Eisenindustrie-Stadt Groß-Chorazin

Fr. 13.

Einige Jünger zerstreuen sich schon hier und da. Matthäus geht eine Zeitlang nach Hause. Am Nachmittag predigt Jesus in der Synagoge von Groß-Chorazin, 15 km östlich von Kapharnaum, wo Er schon am 16. März 33 gewesen. Andreas, Petrus und Philippus sind bei Ihm.

Sa. 14.

Er lehrt wieder in der Synagoge. Mittags bittet Ihn ein Mann aus Kapharnaum, doch herüberzukommen und seinen totkranken Sohn zu heilen. Jesus heilt ihn aus der Ferne. Auch vielen anderen Kranken und Trostsuchenden aus der Stadt und Ferne hilft Er teils gleich, teils verspricht Er ihnen für die Zukunft Heilung.

Fischer-Stadt Bethsaida

So. 15.

Abends setzt Er mit den drei Aposteln auf einem Balken-Floß über den Jordan an seinem Einfluß in den See und geht bei Mondenschein zum Hause des Andreas, wo Er mit Bekannten speist. Nach dem Essen spricht Er noch mit einigen bekannten Frauen und übernachtet bei Andreas.

Heute besucht Jesus noch ein zweites Haus, vermutlich das des Philippus, in welchem sich mehrere Frauen befinden, hält sich dann eine Zeitlang nördlich vor Bethsaida in einem Hause auf, wo viele Fischergerät­schaften liegen, und lehrt dort vor einem kleinen Kreis von Männern.

Der Antritt der letzten Auslandsreise

Im Lande Basan

Mo. 16.

Der Herr wandelt mit Andreas, Petrus und Philippus den ganzen Tag und die Nacht hindurch im Lande Basan, östlich vom See Genezareth.

Di. 17.

Er trifft mit vielen Jüngern, die Ihn an einer verabredeten Stelle erwarten, zusammen, wandelt mit ihnen den ganzen Tag, sie un­terrichtend, und kehrt zum Nachtmahl in ein Herbergshaus am Wege ein.

Hierauf eröffnet Er den Seinen, daß Er von hier aus eine Auslandsreise antreten und als Begleiter nur die Jünger Eliud (später Siricius genannt), Sela oder Silas und Eremen­zear (später Hermes) mitnehmen werde.

Die Jünger sollen sich hie und da in den Grenzen Palästinas zerstreuen und lehren. Nach drei Monaten, und zwar für den 9. Januar 34, bestimmt Er ihnen als Haupt­sammelplatz und Treffpunkt mit Ihm den Brunnen Jakobs bei Sichem.

Mit Tagesanbruch trennt Er Sich von den Ihn begleitenden Aposteln und Jüngern. Er reicht ihnen die Hand. Sie sind sehr betrübt, daß Er nur die drei oben genannten Jüng­linge mitnehmen will, die sechzehn bis acht­zehn Jahre alt sind und deren Eltern vom Gefolge Mensors, des einen der heiligen Drei Könige, vor 33 Jahren im Tal der Hirten zu Bethlehem zurückgeblieben und zwischen Samaria und Jericho ansässig geworden waren. Diese Jünglinge sind flink und be­hende und können sehr rasch laufen.

Andreas, Philippus und Petrus gehen in ihre Heimat zurück, während sich die Jünger an der Grenze hin zerstreuen.

Der Charakter der Auslandreise

Die nun folgende Reise Jesu in das Land der heiligen Drei Könige durch Chaldäa (Irak), ferner durch das Land Ur, wo Abra­ham geboren, und durch Arabien nach Ägyp­ten, läßt sich im Rahmen dieses kurz gehal­tenen Tagebuches schwer beschreiben, da sie den Hauptreiz mit ihren realistischen Detailbeschreibungen verliert, wenn man nicht die Mitteilungen der Katharina Emme­rich hierbei auch im Einzelnen wiedergibt und die vielen Bemerkungen heidnischer Sitten und Gebräuche durch zahlreiche be­stätigende, erläuternde Anmerkungen aus der Altertumswissenschaft hervorhebt, also in ähnlicher Weise, wie der Herausgeber des vorliegenden Buches vor kurzem die Reise der heiligen Drei Könige nach Bethlehem nach den Visionen der Anna Katharina Em­merich beschrieben hat.

Abschluß des Lehrwandels 34

1. Der Wandel in Nord-Judäa (4. Januar bis 14. Februar 34)

Karte Nr. 37
1-Fahsel Emmerick Karte 37

Die Ankunft in Palästina

Patriarchen-Stadt Beerseba

Jan. Do. 4.

Von Ägypten her nach Palästina zurück­kehrend, erreicht der Herr am heutigen Abend Beerseba, die südlichste Stadt von Judäa und wird am Brunnen vor dem Tore freundlich empfangen und als Gast in der Stadt aufgenommen.

Außer Seinen drei ständigen Reisebegleitern Eliud, Silas und Eremenzear befinden sich noch acht neue Jünger in Seiner Gesell­schaft, und zwar der Jüngling Caisar aus dem Irak und sieben junge Männer aus Heliopolis und Materea, darunter Deodatus, der Sohn der Mira, dessen Geburt die allerseligste Jungfrau vor 26 Jahren zu Matarea von Gott erfleht hatte (siehe Seite 31).

Er lehrt noch abends in der Synagoge, gibt Sich deutlich zu erkennen und spricht von Seinem nahen Ende. In der Nacht nimmt Er noch in Beerseba fünf junge Leute als Jünger auf.

Leviten-Stadt Bethain

Fr. 5.

Mit Seinen nun sechzehn Begleitern er­reicht Jesus vor Sabbat-Anfang den Leviten-Ort Bethain unweit Abrahams Familien­grab im Hain Mambre und predigt in der dortigen Synagoge.

Sa. 6.

Nachdem Er heute noch zweimal in der Synagoge gepredigt und in Privathäusern geheilt hat, reist Er zur Nacht in Richtung auf Sichern weiter.

7. – 8.

Der Herr reist jetzt nur in den Nächten und hält Sich mit den Seinen tagsüber in irgend einem Hirtenhaus verborgen, um einstweilen noch nicht durch Seine Rückkehr Aufsehen zu erregen.

Das Eintreffen am Jakobsbrunnen

Jakobsbrunnen bei Sichem

Di. 9.

Am 9. Januar rief Anna Katharina Emme­rich im ekstatischen Zustande vor Freude glühend plötzlich aus: „Ach! Da ist Er an­gekommen! Wie sie Ihm freudig entgegen­treten! Er ist am Brunnen Jakobs, sie weinen vor Freude, sie waschen Ihm und den Jüngern die Füße. Es sind etwa zwölf aus der Gegend hier da, Hirtensöhne, die am 18. Oktober früh noch bei Ihm waren, als Er Seine Auslandsreise antrat; auch Petrus, Andreas, Johannes, Jakobus Major, Philip­pus und noch ein anderer. Sie haben Ihn hier erwartet.“

Nicht weit vom Brunnen schließt ihnen ein herbeigeholter Mann eine Art Herberge auf. Beim Mahl spricht der Herr wieder von der Nähe Seines Leidens und auch vorn Undank der Juden und vom Verderben, das über sie hereinbrechen werde.

Hirten-Ort in Samaria

Mi. 10.

Früh morgens bestellt der Herr die Apostel und älteren Jünger zum kommenden Sabbat nach Sichern und wandert dann langsam mit den sechzehn Reisebegleitern nach einem, ein paar Stunden entfernten Hirten­ort, wo die Eltern des Eliud, Silas und Ere­menzear wohnen.

Do. 11.

Er verteilt die Jünglinge, die Sich Ihm auf der Auslandreise und in Beerseba ange­schlossen hatten, bei den Hirten, und diese selbst, die nur leichte Wohnungen haben, gehen ans Werk, sich von ihrer Lebensart zu trennen und an die Jünger Jesu sich anzu­schließen. Jesus lehrt hier noch bei den Hirten und unterrichtet die neuen Jünger, die Er einstweilen hier zurücklassen will.

Der Zweck der letzten Auslandsreise

Samariter-Stadt Sichem

Fr. 12.

Der Herr wandert mit Eliud, Silas und Ere­menzear gen Sichem, unterrichtet unter­wegs, langsam wandelnd, dieselben und be­fiehlt ihnen, gegen niemand zu äußern, wo sie mit Ihm gewesen und was auf dieser Auslandsreise vorgefallen sei, und gibt ihnen den Grund hierfür an. Er sagt ihnen näm­lich dem Sinne nach dasselbe, was Er schon am 7. Oktober 31 zu den Ihn damals be­gleitenden Jüngern gesagt hatte, als Er allein den Kameltreiber Ruben besuchen wollte: „Alle, die Meinen Eltern einmal Gastfreundschaft und Liebe erwiesen haben, suche Ich wieder auf und führe sie zum Heile.“

Dies war auch der eigentliche Zweck Seiner letzten Auslandsreise zu den heiligen Drei Königen und den früheren Gaststätten in Ägypten. Um aber den Aposteln und jü­dischen Jüngern, die noch in alttestamen­tarischem Judentum befangen waren, keinen Anstoß durch Seinen Verkehr mit den Hei­den zu geben, nahm Er sie nicht auf diese Reise mit, sondern nur jene drei, auslän­dischen Jünger, und wollte daher auch nicht, daß sie den Juden von diesen Reise-Erleb­nissen etwas erzählten.

Eremenzear faßt aber nach dieser Aus­einandersetzung den Herrn bittend am Ärmel Seines Gewandes, Er möge ihm doch wenigstens erlauben, etwas von dieser Reise aufzuschreiben. Jesus erlaubt ihm, es nach Seinem Tode zu tun, und befiehlt ihm, es dann bei Johannes niederzulegen. (Katha­rina Emmerich bemerkte hierzu: „Ich meine auch immer, daß irgendwo noch etwas davon existiert.“)

Vor dem Tore von Sichem erwarten Ihn acht Apostel und führen Ihn zu einem ihnen be­kannten Hausherrn in der Stadt. Als der Sabbat beginnt, wird die Lampe angezündet. Alle legen lange, weiße Kleider und Gürtel an, beten und besuchen dann den Gottes­dienst in der Synagoge. Der Herr tritt nicht besonders hervor, sondern verhält Sich wie Einer unter den anderen.

Sa. 13.

Während des heutigen Tages kommen noch weitere Apostel an. Sie wollen gern von den drei Reisebegleitern Jesu erfahren, wo Er gewesen sei und was Er getan habe. Als diese es jedoch nach Jesu Gebot nicht sagen, empfinden sie Unwillen darüber; und dies betrübt den Herrn.

Als der Wirt nach dem Abendessen die Gäste zur Schlafstelle führen will, verlangt Jesus, daß man Ihm die Synagoge öffne, weil er nun, da Er ihre Lehre bei Tag gehört habe, auch selbst lehren wolle. Außer Seinen Jüngern hören der Lehre noch ein paar Juden zu, die über Seine Worte so unwillig werden, daß sie Boten nach Jerusalem schicken mit der Nachricht, Jesus lasse sich wieder bei ihnen blicken (J. 11, 57).

Zweiter Aufenthalt in Ephron und Jericho

Auf dem Wege nach Ephron

So. 14.

Die Pharisäer zu Sichem drohen, Ihn zu verhaften und nach Jerusalem auszuliefern. Jesus entgegnet ihnen, Seine Zeit sei noch nicht gekommen; Er habe nicht für sie, son­dern für Seine Begleiter gesprochen. Hier­auf entläßt Er die Apostel und Jünger einst­weilen in ihre Heimatorte und zieht mit den drei verschwiegenen Jüngern südöstlich nach Ephron.

Unterdes sind auch die allerseligste Jung­frau und ihre Freundinnen in Bethanien von der Rückkehr Jesu nach Palästina benach­richtigt worden. Der Herr bestellt sie jetzt durch einen Boten in das ihnen bekannte Herbergshaus südwestlich von Ephron.

Gebirgs-Stadt Ephron oder Ephraim

Mo. 15.

Auf der Reise herrscht nebliges Wetter und Regen. Trotzdem besucht der Herr, öfter vom Wege abweichend, nach verschiedenen Sei­ten hin kleine Orte und Privathäuser, um zu trösten, zu heilen und zur Nachfolge auf­zufordern. Auch die fortgesandten Jünger und Apostel tun dasselbe und verkündigen überall die Nähe des Messias. Abends kommt der Herr mit den drei Jüngern in Ephron an (J. 11, 54). Zu Seiner Lehre ist die Synagoge gedrängt voll. Er läßt Sich den Lehrstuhl in die Mitte des Raumes stellen und redet zuerst vor den Männern; dann treten die Frauen vom Hintergrunde hervor, und die Männer treten zurück. Er spricht von der Nachfolge, von Seinem nahen Ende und von der Strafe über alle, die nicht glau­ben. Unter den Hörern entsteht ein Gemur­mel, denn es sind viele Böse unter ihnen.

Di. 16.

Gestern abend sind die hl. Frauen in der Herberge vor Jericho angekommen. Heute morgen läßt Jesus durch die drei Jünger Seine Ankunft am Nachmittag melden. Man geht Ihm auf dem Wege gegen Ephron bis zu einem Brunnen entgegen. Die Frauen werfen sich vor Ihm nieder und küssen Seine Hand. Als sich die allerseligste Jung­frau erhebt, küßt der Herr ebenfalls ihre Hand. Maria Magdalena hält sich beschei­den hinter Maria zurück.

Im Herbergshause essen die Frauen geson­dert, betreten aber dann den Speisesaal und hören im Hintergrunde der Lehre des Herrn zu.

Herodes-Stadt Jericho

Gegen Abend geht Jesus mit den anderen Männern noch nach Jericho, wo die Apostel und anderen Jünger und viele Kranke auf Ihn warten. Die Frauen folgen nach.

Nachdem der Herr in einigen Privathäusern geheilt, läßt Er Sich die Synagoge auf­schließen und den Lehrstuhl wie zu Ephron in die Mitte setzen. Die hl. Frauen sitzen mit eigener Lampe in einem abgesonderten Raum der Synagoge und hören Seiner Lehre zu. Heute abend schließt der Monat Thebet und beginnt der neue Monat Sebath.

Mi. 17.

Die Frauen sind abgereist. Jesus lehrt und heilt am Morgen. Das Gedränge und auch das Murren der Pharisäer wird immer stär­ker, und die letzteren senden Boten nach Jerusalem.

Dritte Taufstelle bei Ono

Der Herr begibt Sich zum Jordan an die Taufstelle, wo in Hütten und Zelten viele Kranke auf Ihn warten, denn man ließ Ihn hierher bitten und weiß um Seine Zusage. Nur Johannes, Andreas und Jakobus Major sind bei Ihm. Es findet kein Taufen statt, sondern nur ein Abwaschen, ein Heilen. Selbst die Taufe des Johannes hatte mehr von einem Sakrament, als das heutige Wa­schen. Die eigentliche Taufe beginnt erst nach den nächsten Pfingsten.

Wandel in Nord-Judäa

Jakobs-Stadt Bethel

Do. 18.

Als das Gedränge am Jordan zu stark wird, entfernt Sich der Herr mit den drei Apo­steln und besucht eine Ihm vertraute Fa­milie, in deren Hause zu Bethel Lazarus, dessen Schwestern nebst Nikodemus und Johannes Markus Ihn erwarten.

Bei der Fußwaschung am Brunnen des Hauses durch den Hausherrn naht sich Magdalena, wie schon früher, dem Heiland von hinten und gießt Ihm aus einem kleinen platten Fläschchen eine wohlriechende Essenz auf das Haupt.

Beim Abendessen speisen die Frauen wie­der gesondert und hören nachher den Tisch­gesprächen des Herrn vom Hintergrund des Speisesaales zu. Nachher heilt Er noch einige Kranke, die im Anbau des Hauses liegen.

Haus eines Verwandten des Andreas

Fr. 19.

Nachdem Er noch in Bethel selbst viele ge­heilt, besucht Er mit den drei Aposteln auf Umwegen den Halbbruderssohn des An­dreas ein paar Stunden von Bethel nördlich von Jericho.

Nach dem Mittagsmahl heilt der Herr die zwölfjährige Haustochter von ihrer Bleich- und Mondsucht. Die zwei Söhne des Hauses arbeiten zurzeit in der Fischerei des An­dreas am See Genezareth.

Städtchen ungenannten Namens

Den Sabbat feiert Jesus mit Seinen Beglei­tern in der Synagoge eines Städtchens, des­sen Namen Katharina Emmerich nicht nennt. Sie übernachten in einer Wohnung in der Stadtmauer.

Sa. 20.

Er hält in der Synagoge eine kurze Lehre und ist nachher draußen von Menschen umdrängt. Selbst Priester führen Kranke herbei. Zuletzt heilt Er auch einen Aussät­zigen und viele blutflüssige Frauen; und da dieses meist in dem Hofe vor der Synagoge geschieht, so wird das Gedränge so groß, daß die Leute die Schranken niederreißen und über die Dächer klettern.

Schloß-Festung Alexandrium

Schluß-Karte Nr. 38
1-Fahsel Emmerick Karte 38

Ähnlich wie am 28. Januar 33 löst der Herr am Abend in Alexandrium Gefangene aus. Die drei Apostel wollen Ihn erst ängstlich am Betreten der Festung verhindern, doch Er läßt Sich nicht behindern, tritt durch das Tor und spricht mit den Ihn anhaltenden Wachen, die Ihn daraufhin ehrerbietig wei­tergehen lassen.

Er versammelt im Hof die Gefangenen, redet mit ihnen und sondert mehrere aus. Dann läßt Er zwei Gerichtspersonen herbei­rufen, stellt für 25 Gefangene Kautionen und zieht mit den Ausgelösten und den drei Aposteln die ganze Nacht hindurch nord­wärts am Jordan entlang.

Städtchen ungenannten Namens

So. 21.

Auf Seiner eiligen Reise erreicht Jesus das Städtchen, wo viele der Ausgelösten ihre Familien haben und gibt jene den Ihrigen zurück, während die anderen allein gen Kedar im Ostjordanland weiterziehen.

Dann entläßt Er auch die drei Apostel, wan­dert allein in Richtung auf Tiberias weiter und trifft unterwegs mit den drei verschwie­genen Jüngern und den anderen von der Auslandsreise mitgebrachten Jüngern zu­sammen. Er übernachtet mit ihnen nur kurze Zeit unter einem Schuppen; den größ­ten Teil der Nacht wandert Er.

Letzter Abschied von Kapharnaum und Nazareth

Kapharnaum

Mo. 22.

Gegend Abend kehrt der Herr in Sein Haus zu Kapharnaum ein, wo Ihn Petrus, Andreas und Jakobus Major erwarten. Gleich darauf nimmt Er einen auf Seiner Auslandsreise zu Kedar kennengelernten Jüngling namens Selam als Jünger auf.

Als Er noch spät in der Synagoge vor vielen Hörern spricht, läuft auf der Straße alles Volk zusammen, und man hört rufen: „Der Josephssohn ist wieder da!“ Der Heiland weilt jetzt das letztemal in Kapharnaum.

Nazareth

Di. 23.

Vor Tag verläßt Er Kapharnaum und be­sucht mit den neuen Jüngern und mehreren Aposteln noch einmal das Haus Seiner Jugend zu Nazareth und geht dann zur Synagoge der Stadt.

Sein plötzliches Erscheinen macht viel Auf­sehen und Zusammenlauf. Ein Besessener, der einen stummen Teufel hat, schreit Ihm nach: „Das ist der Josephssohn, der Auf­rührer! Greift Ihn, fangt Ihn!“ Der Herr aber wendet Sich ruhig um und heißt ihn schweigen.

In der Synagoge läßt Er Sich alles beiseite räumen und den Lehrstuhl herrichten. Er tut auf dieser letzten Reise alles ganz frei, lehrt auch ganz offen und wie jemand, der ein Recht dazu hat, worüber sich die Juden sehr ärgern. Er übernachtet mit den Seinen in einem Hotel.

Mi. 24.

Morgens heilt Er noch in mehreren Häusern am Nordtor und segnet auch Kinder, ver­läßt dann, als der Unwille in der Stadt im­mer stärker wird, Nazareth und bestellt die Apostel auf einen Berg etwa 25 km südlich von Tiberias in der Gegend, wo Er am 24. Dezember 31 den Petrus angesprochen (J. 1, 42). Er folgt den Vorausgesandten mit den Jüngern langsam nach.

Reise nach Bethanien

Apostelberg bei Scythopolis

Es ist schon Nacht, als Er oben auf dem Berge ankommt, wo Ihn die Apostel bei einem angezündeten Feuer erwarten. Er belehrt sie hier bis zum Morgen, ordnet unter ihnen ihre verschiedenen Wege und Arbei­ten für die nächste Zeit an und bestellt sie auf morgen nach Thänat-Silo.

Ackerbau-Stadt Thänat-Silo

Do. 25.

Nachdem Er noch einige Umwege gemacht und am Wege eine kranke Haustochter ge­heilt hat, wird Er an einem Brunnen von Thänat-Silo von allen Aposteln feierlich mit grünen Zweigen empfangen und zur Her­berge geleitet, wo Ihn die allerseligste Jung­frau, nebst Martha, Magdalena und die anderen heiligen Frauen begrüßen und mit einem bereiteten Mahl bewirten, an wel­chem etwa fünfzig Gäste teilnehmen.

Gleich nach dem Essen besuchen alle die Synagoge der Stadt, hören Jesu Lehre mit an und übernachten in der Herberge, in der unterdes soviele Kranke für den Heiland untergebracht sind, daß sie mehr einem Hospital als einer Herberge gleicht.

Jünger-Herberge auf dem Weg nach Bethanien

Fr. 26.

Nachdem Jesus noch in der Herberge und in der Stadt selbst viele geheilt und die Apostel teils nach Kapharnaum, teils nach dem Ver­sammlungshause der vorgestrigen Nacht ent­lassen hat, wandert Er mit mehreren Jün­gern in Richtung auf Bethanien bis zu einer Herberge, wo Ihn alle von der Auslandsreise mitgebrachten Jünger erwarten.

Sie erhalten eine Lampe vom Wirt, hängen sie mitten in dem Saal auf, überdecken einen Tisch mit Rot und Weiß, legen ihre weißen Sabbatkleider an und treten um den Herrn in die Betordnung her. Er betet aus einer Rolle vor.

Sa. 27.

Die Sabbatlampe brennt den ganzen Tag in der Herberge, und der Herr unterrichtet unter abwechselnden Gebeten die Jünger fortwährend in ihren Pflichten.

Unter ihnen befindet sich auch jener Sil­vanus, der als Knabe mit dem zwölfjährigen Jesus am Fest im Hause der hl. Anna teil­nahm ( S. 35), und den der Herr gestern in Thänat-Silo als Jünger aufgenommen hat.

Herberge der heiligen Frauen von Bethanien

So. 28.

Unterwegs bitten Ihn die Jünger, Er möge sie beten lehren, wie Er die anderen beten gelehrt, und Er legt ihnen die einzelnen Bit­ten des Vaterunsers aus.

Auch heilt Er auf dem Wege mehrere Aus­sätzige, die an die Straße gebracht werden. Zur Nacht kehren sie eine Stunde vor Betha­nien in einem Herbergshause ein, welches den heiligen Frauen gehört, wie sie mehrere solcher Herbergen besitzen. Hier weilte Jesus schon einmal vom 3. bis 5. Oktober letzten Jahres. Heute speist und lehrt Er hier im intimen Kreise Seiner heiligsten Mutter, einiger heiliger Frauen, fünf Apo­stel, vieler Jünger und einiger vertrauter Laien und Priester.

Wirken in und um Bethanien

Um und in Bethanien

Mo. 29.

Die Apostel und sechzehn Jünger verteilen sich in der Umgegend in zwei Gruppen, von Thaddäus und Jakobus Major geführt, und heilen durch Handauflegung, Anhauchen und Ausstreckung über den Kranken.

Der Herr zieht ebenfalls mit den drei ver­schwiegenen Jüngern in der Umgebung um­her, heilt und befreit Besessene. Viele Ge­heilte und deren Angehörige ziehen Ihm teils nach und teils nach Bethanien voraus.

In Bethanien kommen Ihm Priester ent­gegen, führen Ihn zur Synagoge und legen Ihm ein Buch aus dem Pentateuch vor, wor­über Er lehren soll. Viele Männer und auch Frauen hören Seiner Lehre zu.

Nachher besucht Er das Festhaus des von Ihm geheilten Aussätzigen Simon von Betha­nien, wo die heiligen Frauen ein Mahl be­reitet haben. Während Jesus mit den drei verschwiegenen Jüngern im Synagogenhotel übernachtet, gehen die Apostel und anderen Jünger zur Nachtruhe in das der Gemeinde Jesu gehörige Haus, und die heiligen Frauen zum Schlosse Lazari in die Wohngebäude der Martha und Magdalena.

30. – 31.

Die beiden letzten Tage des Januar verbringt der Herr ebenfalls mit Lehren in der Syna­goge und mit Heilen in Bethanien und weilt auch wieder als Gast im Festhause Simons.

Ort bei Bethanien, vermutlich Ensemes

Febr. Do. 1.

Heute sendet Jesus die Jünger zum Lehren und Heilen paarweise in die Gegend aus und bestellt sie teils nach Bethanien, teils nach Bethphage an der Südostecke Jerusalems zurück.

Er Selbst heilt mit den drei verschwiegenen Jüngern in einem Orte ein paar Stunden südlich von Bethanien.

Bethanien

2. – 3.

Nach Bethanien zurückgekehrt, predigt Er zum Sabbat mehrmals in der Synagoge, speist einmal im Festhaus Simons und über­nachtet jedesmal in der Jüngerherberge vor der Stadt.

So. 4.

Am heutigen Tage kommen drei heimliche Jünger von Jerusalem zu Ihm, ein Sohn des verstorbenen Priesters Simeon am Tem­pel, ein Verwandter der Veronika und ein Verwandter der Johanna Chusa, und berichten, daß die Hohenpriester und Phari­säer zwecks Verhaftung Jesu Lauerer in den Orten rings um Jerusalem aufstellen lassen.

Hierauf verläßt der Herr Bethanien mit den beiden neuesten Jüngern, den Selam von Kedar und den Silvanus aus der Gegend von Sichem, und wandert die ganze Nacht hin­durch in nördlicher Richtung.

Letzter Besuch der Ephron-Gegend

Lazari Gut bei Alexandrium

Mo. 5.

Früh im Dunkeln wird Er auf Lazari Guts­hof südlich von der Bergfestung Alexandium von Lazarus, Nikodemus, Joseph von Ari­mathäa, Johannes Markus und Jair, den mittleren Sohn des verstorbenen Priesters Simeon, begrüßt.

Während der folgenden Tage waren die Mit­teilungen der Katharina Emmerich fast ganz unterbrochen, da ihr alter geistlicher Freund, der emigrierte Abbé Lambert aus Amiens am 9. Februar starb, und sie für seinen seligen Tod kurz zuvor noch starke Leiden der mystischen Stellvertretung über­nahm.

Übergangs-Stadt Bethabara

6. – 10.

Der Herr setzt mit Selam und Silvanus über den Jordan und wandert in Peräa südwärts bis nach Bethabara, ermahnt dort früher von Ihm geheilte und bekehrte Leute und feiert den Sabbat ebendaselbst.

Gebirgs-Stadt Ephron oder Ephraim

So. 11.

Von Bethabara wandert Jesu nach Ephron im Gebirge und heilt in Ephron zwei Blinde. Sieben andere Jünger nebst den Aposteln Thomas, Jakobus Minor, Thaddäus und Judas kommen hier zu Ihm. Den letzteren hat die allerseligste Jungfrau vor seinem Weggang von Bethanien dringend gewarnt, er solle sich doch mäßigen, auf sich acht­geben und sich nicht in alles so sehr ein­mischen.

Kranken-Ort eine Stunde nördlich von Jericho

Mo. 12.

Von Ephron aus besucht Jesus eine Art Zufluchtshaus für Kranke und Arme nörd­lich von Jericho und heilt dort einen alten blinden Mann durch Sein bloßes Wort. Von hier aus kehrt Er nach Lazari Gut bei Alexandrium zurück.

 

2. Die letzten Lehren im Tempel (15. Februar bis 29. März 34)

Beginn der letzten Lehren im Tempel

Letzter abwechselnder Aufenthalt in Bethanien und Jerusalem

Do. 15.

Der Herr begibt Sich mit Lazarus von des­sen Landgut nach Bethanien, wo Ihm die heiligen Frauen entgegenkommen. Als Er abends zum Tempel geht, bereitet Er Seine Ihn ein Stück Weges begleitende Mutter auf Sein bevorstehendes Leiden vor. Heute abend endet der Monat Sebath und beginnt der neue Monat Adar. Er übernachtet im Hause der Maria Markus nordöstlich von Jerusalem.

Fr. 16.

Als die Juden nach der Sabbatfeier den Tempel verlassen haben, lehrt Jesus in ihm an der Stelle, wo Er als Zwölfjähriger ge­lehrt hat, also auf dem großen Lehrstuhl im Portikus Salomonis. Er spricht sehr ernst zu dem großen Hörerkreis. Sein Leiden hat eigentlich schon begonnen, denn Er ist in­nerlich ganz von Betrübnis über die Ver­kehrtheit der Menschen zerrissen. Er über­nachtet in der Essener-Herberge vor dem Bethlehem-Tor an der Westseite Jerusalems, wo einst Maria weilte, als sie Ihn als Kind im Tempel darstellte (S. 26), und wo Er zu­letzt am 13. Januar 33 eingekehrt war.

Sa. 17.

Zur Lehre im Tempel begleiten Ihn Petrus, Johannes und Jakobus Major, die anderen kommen einzeln hinzu. Er herbergt wieder vor dem Bethlehem-Tor, während die Apo­stel und Jünger bei Lazarus in Bethanien übernachten, wo auch Maria weilt.

18. – 22.

Der Herr lehrt in diesen Tagen im Tempel fast immer von einem verwilderten Acker, den man behutsam behandeln müsse, um einen guten Weizenstock darin nicht zu­gleich mit dem Unkraut auszureißen, auf daß er fortwachse. Auch sagt Er den an­wesenden Pharisäern in dieser Lehre so treffend die Wahrheit, daß sie bei allem Zorne doch eine heimliche Freude daran haben.

Fr. 23.

Den ganzen Tag über spricht Er mit Seiner Mutter unter einer Laube im Hof der Ge­meindeherberge zu Bethanien über Sein bevorstehendes Leiden.

Nach Sabbat-Anfang lehrt Er im Tempel, als die Pharisäer bereits den Gottesdienst verlassen haben. Sie sind sehr erbittert und schließen den Tempel, so daß keine wei­teren Leute mehr hineingehen können. Doch der Heiland lehrt bis tief in die Nacht hin­ein. Er bewegt Sich nicht stark und redet sehr einfach, wendet Sich aber bald nach dieser, bald nach jener Seite, indem Er nach drei Seiten des Tempels als Sinnbilder der drei Weltgegenden hinweist, für deren menschliche Bewohner Er gekommen sei.

Im Zusammenhang damit hatte Er schon vor dem Tempel gesagt, wenn Er von ihnen ge­schieden sein werde, sollten sie Ihn am Mittag suchen. Da fragt Petrus, was das bedeute, und Jesus antwortet, am Mittag stelle die Sonne über uns und gebe kaum Schatten, morgens und abends werfe sie lange Schatten und um Mitternacht seien wir am weitesten von ihrer Lichtspendung entfernt. Sie sollten Ihn also am Mittag suchen und würden Ihn dann in ihrer Seele finden, wenn kein Schatten vorhanden sei. Diesem Orte im Innern der Seele aber setzt Er jetzt in Seiner Lehre im Tempel auch noch eine bestimmte Weltgegend zur Seite (vielleicht Rom oder die Mittelmeerländer).

Sa. 24.

Des morgens lehrt Er wieder im Tempel und speist gegen drei Uhr nachmittags mit den Aposteln und zwanzig Jüngern im Hause der Maria Markus vor der Nordostecke Jeru­salems. Veronika ist auch im Hause heimlich zugegen. Der Herr übernachtet in der Esse­nerherberge vor dem Bethlehem-Tor.

Der verschlossene Lehrstuhl

So. 25.

Die Juden werden schon trotziger und ver­schließen das Gitter um den Lehrstuhl und diesen selbst. Jesus ergreift bei Seiner An­kunft das Gitter, und es öffnet sich, und der verschlossene Lehrstuhl tut sich vor Seiner Hand auf.

Da viele Schüler des Täufers zugegen sind, beginnt der Herr von Johannes zu reden und fragt jene, was sie von diesem und was sie von Ihm halten. Er will, daß sie sich öffentlich kundgeben; aber sie fürchten sich, öffentliches Zeugnis abzulegen. Auch redet Er lange im Gleichnis von einem Manne und zwei Söhnen, die einen Acker umbrechen und ausjäten sollen. Der eine Sohn sagt ja und tut es nicht, der andere sagt nein, doch es reut ihn, und er tut es dann.

Heute abend geht Er zur Nacht nach Betha­nien auf Lazari Familienschloß und besucht hier die heiligen Frauen und belehrt sie.

Di. 27.

Die Jünger gehen Ihm heute nach Jerusalem voraus und öffnen den Tempel. Er lehrt in ihm wie gestern in Parabeln, speist wieder bei Johannes Markus und übernachtet in Bethanien.

Mi. 28.

Als Er heute morgen auf Seinem Wege zum Tempel einen Blinden am Wege nicht heilt, sind die Jünger hierüber unwillig. Er aber erklärt ihnen in Seiner Lehre im Tempel, warum Er jenen Blinden nicht geheilt, da jener in seiner Seele noch blinder als an seinen Augen sei. Hierauf wendet Er Sich an die Hörer und sagt, es seien viele an­wesend, die nicht an Ihn glauben, sondern nur der Wunder wegen Ihm nachlaufen; doch sie würden Ihn in der entscheidenden Stunde verlassen. Sie seien wie jene, die Ihm solange folgten, als Er sie (am 3. Febr. 33) mit irdischer Speise gespeist, aber sich nach­her zerstreut, hätten. Diese sollen sich jetzt ausscheiden. Und tatsächlich gehen bei die­ser Rede viele Hörer fort, und nur wenig über hundert bleiben um den Herrn ver­sammelt.

März, Do. 1.

Der Herr geht erst gegen Abend zum Tem­pel. Sechs Apostel und Jünger gehen hinter Ihm. Er setzt Selbst alle Stühle in den Hal­len aus dem Weg und in Ordnung. Die Jün­ger wundern sich darüber, daß Er Selbst Hand anlegt. Er lehrt darüber wie von einem Sinnbild und erwähnt, daß Er sie nun bald verlassen werde.

Fr. 2.

Nach dem Sabbat-Gottesdienst im Tempel speist Er bei Johannes Markus in Anwesen­heit Lazari und der heiligen Frauen. Zur Nacht kehrt Er nach Bethanien zurück.

Die große Lehre im Tempel

Sa. 3.

Vom frühen Morgen an lehrt Er mit kurzer Mittagspause bis zum Nachmittag im Tem­pel. Zuerst spricht Er in einem abgesonder­ten Raum der Tempelhalle nur vor den Aposteln und Jüngern, und zwar viel über zukünftige Geschehnisse. Hierauf lehrt Er auch vor anderen Juden und lauernden Pharisäern, spricht viel von verfälschten Tugenden und von einer Liebe, worin Selbst­liebe und Habsucht, von einer Demut, wor­in Eitelkeit sei, und erklärt, wie fein sich das Böse in alles einschleiche.

Auch erwähnt Er, wie viele glauben, Er habe ein weltliches Reich zu gründen und ein Amt zu vergeben, in der verkehrten Hoffnung, bei Ihm ohne Leiden etwas zu werden; ja wie selbst die sonst fromme Mut­ter der Apostel Jakobi und Johannis eine Auszeichnung ihrer Söhne von Ihm verlangt habe (Mt. 20, 20-28).

Dann spricht Er, daß man sich keine toten Schätze sammeln solle (Mt. 6, 19-21), und redet vom Geiz (L. 12, 15), womit Er auf Judas abzielt. Er redet von der Abtötung, vom Fasten und Beten und von der Heuche­lei darin (Mt. 6, 5 u. 6, 16) und erwähnt hierbei den Zorn der Pharisäer ( am 9. April 33) über das Ährenabrupfen der Jünger (am 5. April 33) (Mt. 12, 1-8).

Er wiederholt noch viele Lehren und erklärt vieles aus Seinem ganzen Wandel. Hierbei lobt Er das Verhalten der Jünger während Seiner Abwesenheit und die Folgsamkeit und Verschwiegenheit derer, die Ihn auf Seiner längeren Reise begleitet haben, und spricht sehr rührend von dem Frieden, in welchem Er gereist sei. Dann kommt Er auf Sein baldiges Ende zu sprechen und wie Er vorher noch feierlich in Jerusalem einziehen werde.

Auch erwähnt Er das kommende Leiden Seiner Mutter dem Fleische nach. Doch als Er von Seinem eigenen Leiden und von der genugtuenden Kraft derselben spricht, toben, lachen und höhnen die Hörer. Sie flüstern sich Entrüstungen mit grimmigen Blicken zu, und einige gehen hinaus und reden mit allerlei Gesindel, das, wie bestellt, draußen lauert. Es scheint wie ein vorberei­teter Plan zu sein, um Jesum zu überfallen. Doch der Herr beruhigt die Seinen, Seine Zeit sei noch nicht gekommen; und auch dieses gehöre zu Seinem Leiden.

Zum Schluß berührt Er in Seiner Lehre das Abendmahls- und Versammlungshaus, wor­in sie nachher den Hl. Geist empfangen würden, ohne es jedoch mit Namen zu nen­nen, und spricht von einer Versammlung und dem Genusse einer Stärkung und Erquickung, und wie Er ewig in derselben bei ihnen sein wolle.

Zu den Aposteln allein redet Er von vielem, was nach Seinem Hingange zum Vater vor­gehen werde. Er sagt zu Petrus, er werde zwar viel zu leiden haben, er solle sich aber nicht fürchten und getreu ausharrend der Gemeinde vorstehen, die sich wunderbar vermehren werde, und fügt noch vieles an­dere, ohne aber einzelne Namen zu nennen, hinzu, was Lukas in Seiner Apostelgeschichte aufgeschrieben hat.

Verborgenheit bei Lazarus

So. 4.

Heute und die nächsten beiden Tage hält Sich der Herr im Schloß zu Bethanien ver­borgen, da man gestern, als Er den Tempel verließ, am Ausgange desselben und auf dem Wege auf Ihn lauerte, um Ihn zu stei­nigen.

Er läßt die Apostel zu Sich kommen, beant­wortet ihre Fragen betreffs Seiner gestrigen Lehre und befiehlt ihnen, das, was Er von der Zukunft gesagt, aufzuschreiben. Dies besorgt Nathanael, der frühere Bräutigam von Kana.

5. – 6.

Während Er die Seinen noch weiter unter­richtet, treffen im Schlosse drei Chaldäer ein, ungemein große, schlanke und fein­gestaltete Männer, die den Herrn zwar nicht persönlich kennen, aber von Seiner Lehre in Chaldäa gehört haben und sich selbst überzeugen wollen. Er spricht nur kurz mit ihnen und weist sie an Cornelius, den Haupt­mann zu Kapharnaum, den sie auch in der Folge aufsuchen, und der sie unterrichtet. Sie wollen in ihrer Heimatstadt Sikdor noch viele Leute und Schätze sammeln und dann zum Könige Mensor nach dem Irak ziehen (siehe die geographische Karte zu Seite 24).

Mi. 7.

Jesus begibt Sich frühmorgens mit etwa dreißig Jüngern im geschlossenen Zuge zum Tempel und betritt den runden Lehrplatz im Tempelgebäude. Die Pharisäer weichen in die Hallen zurück und lauern durch die Bogen zur Mitte herein. Er lehrt stark wider sie, sagt den Jüngern Seine Leiden voraus und kehrt dann nach Bethanien zurück.

Do. 8.

Heute lehrt Er wieder im Tempel, als die Juden ihren Gottesdienst beendet haben ­es ist heute ein Festtag (zum Andenken des Regens, 20. Adar?) —, und Er bleibt zur Nacht in Jerusalem.

Die vorletzte Tempelreinigung

Fr. 9.

Als der Herr am Morgen mit allen Jüngern bei den Lebensmittelverkäufern, die vorn am Eingang in den Mauern des Tempels wohnen, vorbeikommt, geht Er in ihre Kam­mern, befiehlt ihnen, augenblicklich mit all ihren Waren herauszugehen und räumt, da sie zögern, Selbst ihre Sachen zusammen. Diese Art Tempelreinigung ist jedoch nicht jene, die die Synoptiker berichten und die erst nächsten Freitag geschieht.

Als Er in den Tempel kommt, sind andere auf dem Lehrstuhl, aber sie weichen vor Ihm, fast als treibe Er sie Selbst weg. Er lehrt inhaltlich dasselbe, was von Matthäus in der sogenannten Bergpredigt aufgezählt wird.

Nachmittags weilt Er im Hause des Johannes Markus, geht zum Sabbat in den Tempel und lehrt nach dem Gottesdienst bis in die Nacht, hauptsächlich von dem besseren Glauben der Heiden, den Er auf Seiner Reise erfahren habe. Er übernachtet wie­der wie gestern in Jerusalem.

Der Jünger-Unterricht im Tempel

Sa. 10.

Heute schließt Jesus Sich im Tempel durch Absperrung von drei Bogen mit den Apo­steln und Jüngern in der Lehrhalle ab, nimmt Sich im Unterricht die Apostel paar­weise vor und redet vom wahren Fasten (Mt. 6, 16-18), auch von Seinem Fasten in der Wüste und vom falschen Esther-Fasten der Pharisäer. Zum Schluß spricht Er über den Beruf der Jünger.

Mit Judas Ischariot spricht Er wenig. Dieser ist ergrimmt, hat den Verrat bereits im Her­zen und hat schon mit den Pharisäern ge­sprochen.

So. 11.

Der Herr lehrt wieder im Tempel, und zwar von Seinem bevorstehenden Leiden (ML 20, 17-19). Die Jünger sind darüber sehr traurig.

Mo. 12.

Wieder spricht Er, und zwar vier Stunden lang, im Tempel vor vielen Juden, die Ihn hören wollen. Der Tempel ist ganz voll, auch viele Frauen hören von einem abgesonder­ten und vergitterten Platze zu.

Er wiederholt viel von früheren Lehren und Taten, die Er erklärt, wie z. B. der Heilung des Mannes am Teich Bethseda und der Erweckung des Jünglings von Naim und der Tochter des Jairus. Zum Schluß kündet Er Seinen feierlichen Einzug in Jerusalem an, sagt aber nichts von einem Esel, so daß man glaubt, Er werde mit großer Pracht und Herrlichkeit, mit Pferden und Kamelen ein­ziehen; und es entsteht ein großes Ge­flüster in der Halle.

Di. 13.

Nach Seiner letzten Rede herrscht unter den Schriftgelehrten und Pharisäern große Un­ruhe. Im Hause des Kaiphas halten sie eine Versammlung ab (J. 12, 9-11), und es wird verboten, Jesum und die Jünger irgendwo aufzunehmen. Auch lassen sie am Tore auf Ihn lauern, aber Er hält Sich im Schlosse Lazari zu Bethanien verborgen.

Mi. 14.

Der Herr teilt dem Lazarus und den Apo­steln im großen unterirdischen Gewölbesaal des Schlosses mit, daß morgen der Tag Seines Einzuges in Jerusalem sei. Er redet lange mit ihnen, und sie werden sehr traurig.

Dann begibt Er sich mit Lazarus in den drei­eckigen Nebenraum zu Seiner Mutter und den heiligen Frauen und erzählt ihnen eine Parabel von einem König, der auf Veran­lassung einer prächtigen Frau, die zu ihm gekommen, einem frommen Manne den Garten abkaufen will, der an die könig­lichen Gärten angrenzt. Doch dieser will sei­nen Garten nicht hergeben und bebaut ihn redlich weiter, trotz aller Verfolgungen und Steinigungsversuche, so daß er ganz krank wird. Aber endlich geht der König mit all seiner Herrlichkeit zu Grunde, während der Garten des frommen Mannes sich vermehrt und wie ein Baum des Segens sich weit aus­breitet und in die Welt verteilt. Dieses Gleichnis legt dann der Herr aus auf das Paradies, den Sündenfall, die Reiche der Welt, die Erlösung, und wie der Sieg über den Tod durch die Auferstehung in einem Garten werde vollendet werden.

Abends hält Jesus nach dem Essen noch eine Lehre vor den bisher zerstreut gewe­senen Jüngern, die sich in der Dunkelheit wieder gesammeltund in den Nebenge­bäuden des Schlosses gewartet hatten.

Der feierliche Einzug in Jerusalem

Do. 15.

Frühmorgens schickt der Herr den Eremen­zear und Silas über Bethphage nach Jeru­salem, um den Weg zu räumen, die ge­sperrten Pfade zu öffnen und die Eselin, die sie bei einem Herbergshause vor Beth­phage auf der Weide finden, anzuzäunen. Dann schickt Er die älteren Jünger nach Jerusalem, um Maria Markus, Veronika, Nikodemus, die Söhne Simeons und die an­deren Freunde vom bevorstehenden Einzuge zu benachrichtigen. Er Selbst begibt Sich mit den Aposteln und jüngeren Jüngern zu einer Art Lustpark und sendet von hier zwei Jünger nach dem Hause bei Bethphage, um die Eselin vom Zaun loszubinden und zu sagen, der Herr bedürfe ihrer (Mt. 21, 1-6).

Unterdes hält Er unter Zulauf vieler Men­schen an die Jünger eine Ansprache über die Vorsicht und den Gebrauch des Ver­standes, denn sie hatten Ihn gefragt, warum Er diesen Seitenweg genommen. Hierauf ordnet Er den Zug, sagt den Aposteln, daß sie von nun an und nach Seinem Tode über­all der Gemeinde vortreten müßten, und läßt sie paarweise vor Sich herschreiten. Als die beiden Jünger den Zug sich Bethphage nähern sehen, ziehen sie ihm mit der Eselin entgegen und legen über das Tier die Män­tel und Decken, die sie von Lazarus mitge­bracht hatten (Mt. 21, 7).

Der Herr zieht ein feierliches Gewand an, ein Kleid von weißer Wolle mit einer Art Schleppe nebst breitem Gürtel und breiter Stola. Der eine Jünger hebt Jesum auf der einen Seite auf die Eselin, der andere hilft auf der anderen Seite.

Die Apostel und Jünger tragen Palmzweige, die sie im Lustpark abgeschnitten. Auf der einen Seite des Herrn geht Eliud, auf der anderen Silas und hinter Ihm Eremenzear, dann folgen alle die neuesten Jünger, die Er von der Auslandsreise mitgebracht und die Er in letzter Zeit angenommen hatte. Hieran schließen sich die heiligen Frauen an; und die allerseligste Jungfrau, die sich sonst immer wie die letzte verhält, geht heute an ihrer Spitze. Sie beginnen zu singen und weiter zu ziehen, und die Leute von Beth­phage folgen wie ein Schwarm hinterher. Jesus hat den Jüngern nochmals gesagt, sie sollten auf jene achten, welche die Kleider vor Ihm ausbreiten, welche Zweige abbre­chen und welche beides tun würden; die letzteren seien jene, die Ihn mit der eigenen Aufopferung und auch mit Reichtümern der Welt ehren würden.

In Jerusalem haben unterdes die Krämer und Leute, denen am Morgen Eremenzear und Silas gesagt hatten, den Tempel zu räu­men, denn der Herr werde einziehen, das Pflaster aufgerissen und Bäume gepflanzt, die oben zu Bogen zusammengebunden und mit allerlei gelben Früchten behängt wur­den. Außerdem drängen sich viele Leute, Freunde, Neugierige und viele Reisende zu jenem Teil der Stadt hin, wo der Zug Jesu erwartet wird. Aus der Stadt strömt das Volk dem singenden Zuge entgegen. Mehrere alte Priester aber halten die Apostel an, die betroffen schweigen. Hierauf stellen sie den Herrn zur Rede, was Er für eine Ordnung mit Seinen Leuten halte und warum Er ihnen diesen Lärm nicht untersage. Er ant­wortet, wenn diese schweigen würden, so sollten die Steine auf dem Wege zu schreien beginnen (L. 19, 39-40). Da ziehen sie sich zurück. Die Hohenpriester aber halten einen Rat, lassen Männer und Verwandten der ihnen bekannten und dem Zuge ent­gegengezogenen Frauen und Kinder zu sich kommen, halten sie in dem großen Hofe versperrt und schicken Leute aus, die lauern müssen.

Bald ist der Weg mit Zweigen, Kleidern und Teppichen so dicht überstreut (Mt. 21, 8 bis 9), daß der Zug ganz weich durch die vielen grünen Zierbogen hinangeht, mit denen er zwischen den Mauern überbaut ist.

Jesus weint, auch die Apostel weinen, als Er sagt, daß viele, die jetzt so jubeln, Ihn bald verspotten werden, und einer Ihn so­gar verraten würde. Er sieht auch die Stadt an und weint, daß sie bald werde zerstört werden (L. 19, 41-44). Da Er an das Tor kommt, wird der Jubel immer größer (Mt. 21, 10-11, 14-16), und sie bringen dem Herrn viele Kranke aller Art, geführt und getragen. Er hält oft an, steigt ab und heilt sie alle ohne Auswahl. Es sind auch viele Seiner Feinde da, die mitschreien und lärmen. Der Zug vom Tore bis zum Tempel, etwa eine halbe Stunde lang, dauert an drei Stunden. Näher am Tempel wird die Verzierung des Weges noch schöner. Zu bei­den Seiten sind Einzäunungen angebracht, hinter denen Bäumchen stehen.

Unterdes haben die Juden alle Häuser und auch das Stadttor schließen lassen; und als Jesus vor dem Tempel abgestiegen ist, und die Jünger die Eselin zurückführen wollen, müssen sie innerhalb des Tores bis zum Abend warten. Die heiligen Frauen sind auch im Tempel und sehr vieles Volk. Alle diese Leute müssen den ganzen Tag ohne Erquickung verbringen, denn man hat die­sen ganzen Teil der Stadt abgesperrt.

Hier wird die Mitteilende unterbrochen, und später sagte sie, es sei noch etwas im Tempel vorgegangen, was sie vergessen habe. (Dem Herausgeber dieses Buches, der am Sonntag, den 13. April 1931, äußerer Zeuge der diesbezüglichen Vision der Therese Neu­mann zu Konnersreuth gewesen, teilte diese im Übergangszustand unmittelbar nach dem Visionszustande mit, der Heiland habe nach Seinem Einzuge im Tempel sehr mutig vor den Pharisäern und Priestern gelehrt und dann vor allen anderen Anwesenden eine längere Predigt gehalten.)

Abends ist das Tor wieder offen, und die Frauen gehen nach Bethanien voraus; Jesus und die Apostel folgen später nach. Magda­lena, betrübt, daß der Herr und die Seinen keine Erquickung in Jerusalem erhalten, bereitet Speise für sie vor und gießt Jesu während des Essens duftende Salbe über das Haupt, nachdem sie Ihm schon vorher die Füße im Hof gewaschen und mit einem Tuch getrocknet hatte, das über ihre Schul­ter herabhing.

Nach dem Mahl begibt Sich der Herr zum Festhaus Simons, wo sich mehrere Jünger befinden, und lehrt noch eine kleine Zeit. Dann besucht Er die Jüngerherberge, spricht auch dort, kehrt zu Simon zurück und schläft dort wenige Stunden mit den Apo­steln (Mt. 21, 17).

Die letzte Tempelreinigung und Theophanie

Fr. 16.

Auf Seinem Wege nach Jerusalem verflucht Er einen fruchtlosen Feigenbaum am Wege, daß er verdorre und niemals mehr Frucht bringe. Denn es hungerte Ihn, aber, wie ge­sagt, im Grunde nach der Bekehrung der Juden und nach Seiner Vollendung des Lei­dens. Der Feigenbaum aber sinnbildete das Alte, wie der Weinstock das Neue Gesetz (Mt. 21, 18-19).

Vor dem Tempel und in den ersten Hallen vertreibt Er alle Händler mit ihren Rücken­kästen und Unterständern; und als sie zögern, dreht Er einen Gürtel zusammen und treibt sie auseinander und hinaus (Mt. 21, 12-13), und dies ist Seine dritte Tempelreinigung (vgl. oben S. 156-158).

Die Hohenpriester und Schriftgelehrten hören davon und überlegen, wie sie Ihn umbringen können, fürchten aber das Volk, auf welches Seine Lehre gewaltigen Ein­druck macht (Mk. 11, 18).

Während Seiner Lehre im Tempel meldet Ihm Philippus durch Andreas, vornehme Reisende aus Griechenland möchten Ihn gern sprechen. Er bestellt sie auf den Weg zwischen dem Stadttor und dem Hause des Johannes Markus (J. 12, 20-22) und lehrt weiter. Er ist sehr betrübt, und als Er mit gefalteten Händen emporblickt, kommt ein Strahl wie aus einer lichten Wolke über Ihn, und eine Stimme erschallt: „Ich habe Ihn schon verherrlicht und will Ihn noch weiter verherrlichen!“ Die Hörer sagen: „Es hat gedonnert“, andere meinen, ein Engel habe mit Ihm geredet. Er aber redet weiter (J. 12, 23-36) und beklagt Sich über den Unglauben der Juden und spricht über das diesbezügliche Gericht (J. 12, 37-50).

Nach Beendigung der Lehre zieht Er Sich unter Seine Jünger zurück und verschwin­det in der Menge (J. 12, 36). Zur Lehre pflegen die Jünger Ihm einen festlichen weißen Mantel umzulegen, den sie bei sich tragen, und wenn Er vom Lehrstuhl herab­steigt, nehmen sie Ihm den Mantel ab. So kann Er dann, wie die anderen gekleidet, Sich leichter vor dem Volke verbergen. Unterwegs redet Er einige Minuten mit den Griechen, guten Leuten, die sich in der Folge bekehren, zu Pfingsten sich den Jün­gern anschließen und getauft werden.

Zum Sabbat kehrt der Herr nach Bethanien zurück (Mk. 11, 19). Wenn Er im Tempel lehrt, müssen jetzt die Juden immer ihre Häuser verschließen, und es ist ihnen ver­boten, Ihm oder den Jüngern irgendeine Erquickung zu verabreichen. Er speist da­her im Festhause Simons, und Magdalena gießt Ihm wieder duftende Essenz über das Haupt, salbt Ihm die Füße und trocknet sie mit ihren Haaren ab, worauf Er ihre Liebe wider den Unwillen der Jünger entschuldigt (Mt. 26, 6-12).

Judas, der auch den Matthäus, Thomas und Johannes Markus zu diesem Unwillen ge­reizt hat, läuft heute zum ersten Male noch in der Nacht zum Hause des Kaiphas, redet unten einige Minuten und eilt schnell zum Hause des Johannes Markus, als komme er wie ein anderer Jünger. Es ist dies sein erster bestimmter Verrätergang. Am selben Abend endet der Monat Adar und es beginnt der Monat Nisan, an dessen vierzehntem Tage der Herr das Opfer der Erlösung am Kreuze vollbringt.

Letzte Auseinandersetzungen mit den Gegnern

Sa. 17.

Als sich die Jünger auf dem Morgenwege zum Tempel über den verdorrten Feigen­baum wundern, und Petrus den Herrn auf den Baum aufmerksam macht, weist Er auf die Macht des Glaubens und des Gebetes hin (Mk. 11, 20-25).

In Jerusalem sind sehr viele Fremde. Sie haben Lehre und Gottesdienst am Morgen und Abend im Tempel. In der Zwischenzeit lehrt Jesus. Wer Ihm etwas entgegnet, pflegt aufzustehen, und der Herr setzt Sich dann. Wenn Er Selbst spricht, pflegt auch Er zu stehen.

Am Vormittag antwortet Er den Priestern und Schriftgelehrten auf die Frage, mit welcher Vollmacht Er hier lehre (Mt. 21, 23-27), und erzählt dann die Parabel von den ungleichen Söhnen (Mt. 21, 28-32).

Am Nachmittag lehrt Er über das Gleichnis von den bösen Winzern (Mt. 21, 33-41) und weist auf den von den Bauleuten ver­worfenen Stein hin, der dann zum Eckstein geworden (Mt. 21, 42-44). Mit dem ge­ordneten Weingärtner meint Er Sich und mit den Mördern die Pharisäer. Diese hät­ten Ihn gerne verhaftet, wagen es aber nicht, da das Volk Ihm anhängt (Mt. 21, 45-46). Hierauf halten sie Rat, wie sie Ihn durch Seine eigenen Worte fangen könnten (Mt. 22, 15).

Als Er gegen Abend nach Bethanien zurück­kehrt, kommen einige Leute mitleidig an den Weg und bieten Ihm zu trinken an (Mt. 25, 33 b ). Er übernachtet in der Jün­gerherberge bei Bethanien.

So. 18.

Jesus lehrt am Morgen noch in Bethanien und geht erst spät zum Tempel, wo Er heute nur drei Stunden lang spricht und unter anderem die Parabel vom königlichen Hoch­zeitsmahl erzählt (Mt. 22, 1-14). Es sind Lauerer der Pharisäer zugegen, und Er geht früh nach Bethanien zurück. Hier lehrt Er zuerst in der Halle bei dem Hause, wo sich Magdalena und Martha am 7. Oktober vor der Erweckung des Lazarus aufhielten. Da aber auch hier gelauert wird, begibt Er Sich zur Jüngerherberge, wo auch die heiligen Frauen Seiner Lehre zuhören.

Mo. 19.

Als der Herr früh im Tempel weilt, schicken die Pharisäer, wie vorgestern verabredet, ihre Schüler mit Herodianern zu Ihm und lassen Ihn durch sie betreffs der Steuer­zahlung an den Kaiser fragen (Mt. 22, 16 bis 22). Nach ihrer Abfuhr predigt Er vom Reiche Gottes, das Er unter anderem mit einem Menschen vergleicht, der eine Pflanze bringt, die sich bis ins unendliche verbreitet. Zum Schluß deutet Er an, Er wolle diese Lehre vom Reiche Gottes noch später zu Ende führen.

Am Nachmittag treten sieben Sadduzäer zu Ihm und befragen Ihn über die Auferste­hung, und über Seine Antwort staunen alle Hörer (Mt. 22, 23-33). Nun treten die Pharisäer aus ihren Stühlen heraus und sprechen zusammen, worauf einer von ihnen, Manasse, der ein Amt am Tempel hat, vor­tritt und Jesum ganz bescheiden fragt, wel­ches das höchste Gebot sei. Nachdem der Herr ihm geantwortet (Mt. 22, 34-40) und Manasse Ihn offenherzig gelobt hat, fragt nun Jesus Seinerseits die Pharisäer: „Was dünkt euch vom Messias?“ und bringt sie in der Folge durch Seine weiteren Fragen zum Schweigen (Mt. 22, 41-46).

Als Er den Tempel verläßt, fragt Ihn ein Jünger: „Was heißt das: „Du bist nicht fern vom Reiche Gottes, was Du dem Manasse gesagt?“ Da antwortet ihm der Herr, Manasse werde glauben und Ihm nachfolgen; sie sollten aber davon schweigen. Tatsächlich unternimmt auch Manasse von da ab nichts mehr wider den Herrn und verhält sich still bis zur Himmelfahrt Christi, wo er sich offen den Jüngern anschließt.

Abends speist der Herr mit den Aposteln bei Lazarus und lehrt dann in der Jünger­herberge vor den Seinen, auch den Frauen, bis in die Nacht.

Die Abschiedslehren vor den Seinen

Di. 20.

Nachdem Er morgens noch in der Jünger­herberge gelehrt, spricht Er vormittags sechs Stunden lang, ohne Anwesenheit der Phari­säer, im Tempel. Die Jünger, durch Seine gestrige Rede angeregt, fragen Ihn, was das heiße „dein Reich komme zu uns“, und Jesus spricht viel darüber und auch, daß Er und der Vater eins seien (J. 10, 30) und daß Er zum Vater gehe (J. 16, 16), alles Dinge, die Er teils schon einmal in Jerusa­lem zum Tempelweihfest gesprochen, teils beim letzten Abendmahl wiederholen wird.

Jetzt aber spricht Er so rührend, daß die Apostel ganz begeistert aufspringen und ausrufen: „Herr, wir wollen Dein Reich ver­breiten bis ans Ende der Welt!“ Jesus aber antwortet, wer so spreche, der tue nichts. Da werden sie traurig, und Jesus erklärt ihnen, wie hinter aller Begeisterung des Affektes die ausdauernde Energie eines männlichen Willens vorhanden sein müsse, der, von der heiligen Liebe erfüllt, die Heils­verkündung verrichte, ohne sich der guten Absicht und erreichter Erfolge zu brüsten.

Am Nachmittag hält der Herr eine strenge Strafrede wider die Pharisäer und Schrift­gelehrten, die Ihn zu hören erschienen sind (Mt. 23, 1-28). Zum Schluß fügt Er hin­zu: „Ihr greift Mich jetzt noch nicht, weil Meine Stunde noch nicht gekommen ist.“ Darauf verlassen sie den Tempel, und Er geht nach Bethanien, lehrt auch dort und übernachtet in der Jüngerherberge.

Mi. 21.

Vormittags spricht Er in der Herberge vor den Jüngern und heiligen Frauen. Gegen drei Uhr nachmittags findet ein großes Mahl im unterirdischen Speisesaal des Schlosses Lazari statt, und der Herr spricht bis in die Nacht vor den Seinen. Auch Nikodemus und ein Sohn Simeons kommen noch nachts, und als Jesus Seine Lehre beendigt hat, meinen sie alle: „Herr, wie kurz war diese Mahlzeit und dieser Abend!“

Das Opfer der Witwe

Do. 22.

Der Herr geht heute schon ganz früh in den Tempel und setzt Sich in eine Halle des Tempels nahe beim Opferstock, einer dicken, halbmannshohen eckigen Säule, über die oben ein rotes und durchsichtiges weißes Tuch gedeckt ist; an drei Seiten gehen Trich­ter hinein, in die man das Geld hineinwirft. Es pflegt beim Opfer hier stets ein Priester zu sitzen, welcher acht gibt und Ordnung hält. Es ist heute Opfertag für alle, die sich zum Osterfeste reinigen wollen.

Es kommen Pharisäer und ärgern sich, daß von Jesus der Platz schon besetzt ist, den sie gern einnehmen wollen. Er will ihnen Platz machen, aber sie lehnen es ab. Die Apostel stehen paarweise neben Ihm. Gegen Mittag wird das Opfer gewöhnlich geschlos­sen, aber Jesus bleibt noch länger sitzen, und die Pharisäer ärgern sich auch hierüber. Die letzte Opfernde von allen ist eine arme Witwe. Man kann nicht sehen, was für Geld geopfert wird, Jesus aber weiß es und lobt Seinen Jüngern gegenüber das verhältnis­mäßig größte Opfer dieser Witwe (Mk. 12, 41-44), und läßt ihr sagen, sie solle zwi­schen dem Coenaculum und dem Hause des Johannes Markus auf Ihn warten.

Nachmittags hält Er wieder eine Strafrede wider die Pharisäer und erwähnt auch das Opfer der armen Witwe. Auf dem Wege zum Hause des Johannes Markus redet Er mit ihr und bestellt ihren Sohn zu Sich. Dieser kommt noch vor Jesu Tode zu den Jüngern.

Die Lehren am Ölberg

Auf diesem Wege machen Ihn die Jünger auf die Schönheit des Tempels aufmerksam, und Er deutet auf dessen Zerstörung hin (Mt. 24, 1-2). Später setzt Er Sich auf einen steinernen Stuhl an der aufsteigenden Höhe des Ölbergs, umgeben von Rasensitzen. Hier beantwortet Er die Fragen der Jünger betreffs des Zeichens Seiner Wiederkunft und des Weltendes (Mt. 24, 3-8) und be­schreibt ihnen gewisse zukünftige Maß­nahmen seitens ihrer Verfolger (Mt. 10, 17 bis 23; 24, 9-14).

Die Pharisäer aber halten noch nachts einen Rat und senden Lauerer nach dem Herrn aus und bedauern, daß Judas Ischariot seither nicht wieder bei ihnen gewesen, denn ohne ihn könnten sie die Verhaftung nicht gut zustande bringen.

Fr. 23.

In der Frühe spricht der Herr wieder auf dem Steinsitz am Ölberg zu den Jüngern von den Vorzeichen der Zerstörung des Tempels (Mt. 24, 15-22) und erzählt das Gleichnis vom Feigenbaum (Mt. 24, 32 bis 35). Auch weist Er in verhüllten Worten auf den Verräter hin und wünscht, er möge sich bessern, er möge es bereuen und nicht verzweifeln. Judas hört dabei lächelnd zu. Dann ermahnt Er sie, keine weltlichen Sor­gen zu haben, nicht über das Zukünftige das Nächste zu vergessen, nicht eine Empfin­dung mit der anderen zu umhüllen und zu bemänteln, hierbei auf die Salbung Magda­lenas anspielend, über welche sie, die Apo­stel, unwillig geworden. Die Zulassung des Verräters aber begründet Er mit der Ab­sicht, sie hierdurch zur Demut und Wach­samkeit anzuregen.

Gegen Mittag lehrt Er im Tempel über das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Mt. 25, 1-13) und von den anvertrauten Pfunden (Mt. 25, 14-30). Dann redet Er wieder scharf gegen die Pharisäer und spricht von den erschlagenen Propheten (Mt. 23, 29-39).

Als Er den Tempel verläßt, wenden sich an hundert Fremde und Heiden an Ihn, dar­unter auch jene Griechen von neulich. Er weist alle an die Jünger, die in der Stadt und Umgebung wohnen. Hierauf feiert Er den Sabbat mit einigen Jüngern in einer der offenen Herbergen auf einem Platz am Fuß des Ölberges (L. 21, 37).

Sa. 24.

Frühmorgens lehrt Jesus auf dem Platze vor der Herberge im Kreise der Apostel und Jünger und sagt ihnen Verschiedenes von den nächsten Tagen voraus.

Später spricht Er im Tempel vor vielem Volk (L. 21, 38) von einem Garten, in wel­chem die Sünde begonnen und von einem anderen, in welchem sie auch enden werde, und daß man in einem Garten die Hände an Ihn legen werde. Er erwähnt eine Frau, durch welche die Sünde, und eine andere, durch die das Heil in die Welt gekommen, und so befreie Er die Frauen von der Sklaverei, aber nicht von der Untertänigkeit. Während der ganzen Lehre kommen die Pharisäer, zu zwei und zwei sich ablösend, um Ihn zu belauern. Mit den Jüngern betet Er die Sabbatgebete in der Herberge am Ölberg unter einer Lampe.

So. 25.

Morgens geht der Herr mit den Seinen über den Bach Kidron, dann nordwärts durch eine Häuserreihe und, indem Er Sich dem Dörfchen Gethsemane zuwendet, zeigt Er auf eine Vertiefung des Ölberges hin und sagt den Aposteln, hier werde man Ihn ge­fangen nehmen, und Er von ihnen verlassen werden. Hierauf besucht Er mit ihnen noch viele Orte der Umgegend, tröstet die Leute und spricht mit ihnen wie einer, der Ab­schied nimmt. Abends lehrt Er nach dem Mahl im Schlosse Lazari vor allen Aposteln, Jüngern, Freunden und Frauen.

Der besondere Weg zum Tempel

Mo. 26.

Der Herr geht heute früh mit Seinen Jün­gern auf einem besonderen Wege zum Tem­pel, nämlich zuerst über den Kidron-Fluß, dann links an der Stadtmauer gen Süden entlang, hierauf durch eine kleine Pforte in die Stadt hinein und am Fuße des Berges Sion auf einer gemauerten Brücke über einen tiefen Abgrund. Von der Südseite her geht Er durch einen langen gewölbten Gang mit einigen Lichtschachten an der Decke in den Vorhof der Frauen. Hier wendet Er Sich gegen Osten und geht durch die Tür, in welche die beschimpften Frauen gestellt zu werden pflegen, über den Opferplatz in die erste Tempelhalle auf den Lehrstuhl. Jene Beschimpftür ist nämlich immer offen, wenn auch bei Seiner Lehre oft alle Ein­gänge zum Tempel von den Pharisäern ver­sperrt werden.

Er lehrt von Vereinigung und Scheiden und gebraucht ein Gleichnis vom Feuer und Wasser, die sich löschen und einander zu­wider sind. Wenn das Wasser das Feuer nicht lösche, so werde die Flamme dadurch nur gewaltiger und wilder. Mit dem Feuer meint Er die Ihm treubleibenden Jünger, mit dem Wasser jene, die sich von Ihm tren­nen und die Tiefe suchen. Auch spricht Er von einer doppelten Ehe, der leiblichen, die der Tod scheide, und der geistigen, die im Jenseits noch inniger geeint werde. Die in der Ehe des Geistes seien, würden Glieder ein und desselben Leibes sein. Betreffs der Verfolgung sagt Er, sie sollten die Marter des Leibes nicht fürchten, die der Seele sei schrecklicher.

Als die Apostel und Jünger nicht alles ver­stehen, befiehlt Er ihnen, was sie nicht ver­stünden, gleich aufzuschreiben. Daraufhin legen sich Johannes und Jakobus Major Brettchen auf die Lehne, ziehen kleine Rol­len aus dem Busen und schreiben dann und wann Worte mit einer Farbe, die sie in einer Art Horn bei sich haben. Doch sie schreiben nur im Anfang der Lehre, später sind sie ganz Ohr.

Nachdem der Herr in erster Linie den Aposteln von einer Vereinigung des Abend­mahles mit ihnen gesprochen, die durch nichts aufgelöst werden würde, und von der Johannestaufe, die durch die Taufe des Hl. Geistes abgelöst werden würde, wendet Er Sich an die Gesamtheit der Hörer.

Zuerst gibt Er verschiedene Vorzeichen der Wiederkunft des Menschensohnes an (Mt. 24, 23-28), dann schildert Er diese Wiederkunft selbst (Mt. 24, 29-31), be­tont aber zugleich die Ungewißheit der Menschen über den bestimmten Tag und die Stunde der Wiederkunft (Mt. 24, 36), eine Ungewißheit, die leider viele Menschen un­gläubig und sorglos machen werde, ähnlich wie jene zur Zeit, da Noe die Arche betrat (Mt. 24, 37-41). Um so mehr ermahnt Er daher die Hörer zur Nüchternheit und Wachsamkeit, damit jener Tag sie nicht un­vermutet überfalle (L. 21, 34-36), und schildert zur heilsamen Furcht der Sünder und zur trostreichen Hoffnung der Gerechten den Verlauf des letzten Weltgerichtes, in welchem die Hartherzigen von den Wohl­tätigen geschieden, und jene in die ewige Pein, diese in das ewige Leben eingehen würden (Mt. 25, 31-46).

Während dieser ganzen Lehre sind keine Pharisäer zugegen. Abends geht der Herr zum Schlosse Lazari in Bethanien.

Die letzte Tempellehre

Di. 27.

Heute lehrt Jesus zum letzten Mal im Tem­pel, und zwar sehr ernst und ganz ungestört. Er spricht von der Wahrheit und der Erfül­lung dessen, was Er lehre. Sie alle, ja selbst die Pharisäer, könnten Ihm nichts vorwer­fen, worin Er unrichtig gelehrt habe; nun aber wolle Er auch die Wahrheit, die Er ge­lehrt, erfüllen in Seinem Hingange zum Vater. Ehe Er aber hingehe, wolle Er ihnen Seine Gewalt und Kräfte hinterlassen und wolle eine Vereinigung mit ihnen gründen bis an das Ende der Tage, welche noch inniger sein solle, als Seine jetzige mit ihnen. Er wolle sie auch alle untereinander zu Gliedern eines einzigen Leibes verbinden.

Als Er gegen Abend den Tempel verläßt, sagt Er, von demselben Abschied nehmend, Er werde ihn in diesem Leibe nicht mehr betreten. Und dieses sagt Er mit einer solchen Wehmut, daß sich alle Apostel und Jünger auf die Erde werfen und laut weinen. Auch Jesus weint. Nur Judas nicht, denn eine gewisse Angst beklemmt ihn, da Jesus gestern kein Wort von ihm gesprochen, wäh­rend Er doch von allen anderen Aposteln etwas für die Zukunft Verheißendes gesagt hatte.

Auf den Vorplätzen vor dem Tempel, wo sich die Heiden aufhalten dürfen, wenden sich viele von ihnen zum Herrn, denn sie sahen noch, wie die Apostel weinten. Der Herr weist sie gütig an die Apostel, doch für später, denn jetzt sei keine Zeit. Auch betont Er, daß Er diesen Seinen Begleitern alle Macht gebe.

Hierauf geht der Heiland den ganzen Weg, den Er am 15. März beim Einzug gezogen, mit ihnen zur Stadt hinaus und wendet Sich noch oft mit traurigen und ernsten Worten zum Tempel zurück. In der offenen Her­berge am Fuß des Ölbergs spricht Er noch mit mehreren Jüngern und geht dann in der Dunkelheit nach Bethanien.

Im Schlosse Lazari lehrt der Herr beim Abendessen, bei welchem die Frauen auf­warten. Sie sind jetzt weniger getrennt. Auf den folgenden Abend bestellt Er ein reich­liches Mahl im Festhaus Simons. Gegen Morgen legen sich die Apostel im Saale schlafen, und zwar auf gepolsterte Matten, die sie aufrollen, während sechsundsiebzig Jünger unter den angebauten Schuppen des Coenaculums und der andere, kleinere Teil von ihnen in der Jüngerherberge bei Betha­nien übernachten.

Das letzte Tagesmahl

Mi. 28.

Zu Bethanien versammeln sich am frühen Morgen alle Jünger im Hof vor dem Schlosse zur Lehre Jesu. Judas kauft am Vormittag in der Stadt zum Mahl ein und tut den Geld­beutel einmal recht auf; während Magda­lena in Jerusalem weilt, um Salbe zu kaufen. Gegen drei Uhr nachmittags werden Tische zum Essen bereitet, und der Herr und die Apostel bedienen die sechzig anwesenden Jünger. Dabei spricht Er wieder von dem einen, der Ihn verraten und schlechter als einen Sklaven verkaufen werde. Judas ist nicht dabei, sondern ist noch nicht von sei­nen Einkäufen aus der Stadt zurückgekom­men.

Die Jünger können vor Betrübnis gar nicht essen; der Herr aber nötigt sie freundlich. Nachdem Er sie alle belehrt hat, sagt Er den Aposteln noch manches, was sie nicht ganz verstehen. Wiederum befiehlt Er ihnen, es aufzuschreiben; denn wenn Er ihnen Sei­nen Geist senden werde, würden sie sich dadurch erinnern und es verstehen. Auch erwähnt Er manches von ihrer Flucht, wenn man Ihn verhaften werde. Sie aber können sich dieses gar nicht vorstellen.

Dann gibt Er ihnen und den Jüngern ver­schiedene Anweisungen, wie sie sich nach Seiner Verhaftung verhalten, an welche Orte sie sich begeben und wo sie sich wieder treffen sollten. Zum Schluß erwähnt Er Seine Mutter, wie sie alle die schreck­lichen Martern Seines Todes mitleiden und Seinen Tod mitsterben werde und doch noch fünfzehn Jahre weiterleben müsse. (Dem­nach lägen zwischen der Unbefleckten Emp­fängnis und der Himmelaufnahme der Mut­ter Gottes etwa 63 Jahre.)

Unterdes sind die heiligen Frauen im Fest­haus Simons mit der Zubereitung des Mah­les beschäftigt. Es findet in der geschmück­ten Vorhalle statt, welche eine Decke hat, die mit einem durchsichtigen Flor wie mit einer Kuppel überspannt ist. Als alles be­reitet ist, holen Simon und sein Diener den Herrn, die Apostel und Lazarus ab. Alle treten festlich gekleidet in den Saal. Die Gäste legen sich zum Essen auf niedrige Querbänke, die rückwärts eine anschlie­ßende Lehne und vorn einen Arm haben, auf den man sich stützt. Die Bänke stehen paarweise. Die Frauen essen diesmal in einer offenen Halle links und können schräg über den Hof auf das Mahl der Männer schauen.

Jesus ruht in der Mitte auf einem Lager allein. Er tranchiert ein aufgetragenes Lamm mit einem weißen Messer und legt das Ab­geschnittene dem Johannes, Petrus und Sich vor. Das übrige Zerschneiden und Verteilen besorgt Simon als Wirt. Die Frauen haben auch ein Lamm, welches die allerseligste Jungfrau zerlegt. Sie sitzen rund um ihren Tisch; Magdalena der Mutter Gottes gegen­über.

Der Herr lehrt ununterbrochen während des Essens. Auf den Gang des Lammbratens folgt der Gang der Fische, die wie auf dem Bauche schwimmend in einer weißen star­ren Brühe liegen. Hierauf folgt Backwerk in Gestalt von Lämmern und Vögeln mit ausgebreiteten Flügeln; dann werden Honig­waben, grünes Kraut und Öl zum Eintau­chen aufgetragen und zum Schluß Früchte. Die Getränke werden nach dem Lammbraten gereicht.

Die letzte Salbung durch Magdalena

Am Ende des Mahles, als der Herr noch weiter spricht und die Gäste alle gespannt mit offenem Munde den Worten Jesu lau­schen, steht Magdalena still von ihrem Sitze auf und geht durch die Laubgänge zur Halle der Männer. Sie hat einen feinen, blau­weißen, dünnen Mantel um, und ihre auf­gelösten Haare sind mit einem Schleier be­deckt. Die Salbe trägt sie in einer Falte des Mantels. Sie betritt hinter dem Herrn die Halle, wirft sich zu Seinen Füßen nieder und weint heftig, indem sie ihr Angesicht auf Seinen einen Fuß niederbeugt, der auf dem Ruhebett liegt. Den anderen Fuß, der mehr an den Boden gesenkt ist, reicht ihr der Herr Selbst dar, und sie löst Ihm die San­dalen und salbt Ihm die Füße oben und an den Sohlen. Dann faßt sie ihre aufgelösten Haare mit beiden Händen und fährt damit abstreifend über die Füße Jesu, die sie wie­der mit den Sandalen bekleidet.

Hierdurch entsteht eine Unterbrechung in Jesu Rede. Er hatte zwar Magdalenas Kom­men bemerkt, die anderen aber waren plötz­lich gestört. Jesus spricht: „Ärgert euch nicht an diesem Weibe!“ und redet dann leise mit ihr. Als sie Ihm die Sandalen an­gelegt, erhebt sie sich, tritt hinter den Herrn und gießt Ihm die Duftessenz über das Haupt, so daß sie auf Sein Gewand niederrinnt, und streicht Ihm noch Salbe mit der Hand vom Wirbel über das Hinterhaupt nieder, und der Wohlgeruch erfüllt die Halle.

Unterdes flüstern die Apostel und murren; selbst Petrus ist unwillig über die Störung. Magdalena aber geht weinend und ver­schleiert hinter der Tafel herum, und als sie bei Judas vorüberkommt, hält dieser ihr die Hand in den Weg, so daß sie stehen bleibt, und spricht unwillig mit ihr über Ver­schwendung. Jesus aber sagt, er solle sie ge­hen lassen, sie habe Ihn zu Seinem Tode gesalbt, sie werde es nachher nicht mehr tun können, und wo man dieses Evangelium lehren werde, werde ihre Tat und das Mur­ren der anderen auch erwähnt werden (Mt. 26, 13). Dann spricht der Herr noch einiges andere, und hierauf gehen sie alle wieder zum Schlosse des Lazarus zurück. Judas aber vollzieht seinen Verrat, welcher weiter unten (Seite 426) beschrieben wird.

Nachdem sich die Apostel zu ihren Her­bergen begeben haben, kommt in der Nacht noch Nikodemus von Jerusalem zum Herrn und spricht viel mit Ihm. Vor Tag kehrt er nach Jerusalem zurück, und Lazarus be­gleitet ihn ein Stück Weges.

Das letzte Abendmahl

Do. 29.

Heute, am sogenannten Gründonnerstag, am 13. Nisan des jüdischen Kalenders, ist der Herr 33 Jahre und 18 Wochen weniger einen Tag alt.

Vor Tagesanbruch ruft Er den Petrus und Johannes zu Sich und gibt ihnen Anwei­sungen zwecks Vorbereitung zum Oster­mahl im Coenaculum (L. 22, 7-13). Sie gehen zu Heli, dem Schwager des verstor­benen Zacharias von Hebron, der für dies­mal das Coenaculum gemietet hat, welches dem Nikodemus und Joseph von Armithäa gehört. Heli zeigt den beiden Aposteln den Saal für das Abendmahl.

Hierauf gehen sie zum Hause des verstor­benen Priesters Simeon und gehen mit dessen einem Sohn zum Viehmarkt zur Be­sorgung des Osterlammes. Im Hause der Veronika holen sie dann den Kelch, dessen Sich der Herr bei der Einsetzung des Abend­mahles bedient.

Unterdes verkündet Jesus den Jüngern Seine Kreuzigung zu Ostern (Mt. 26, 1-2), nimmt von Lazarus und den heiligen Frauen Abschied und redet lange allein mit der allerseligsten Jungfrau.

In Jerusalem beraten sich im Palaste des Hohenpriesters Kaiphas die Hohenpriester und Ältesten des Volkes über die Festnahme und Tötung des Herrn (Mt. 26, 3-5). Judas läuft den ganzen Tag bei den Pharisäern umher und verabredet alles mit ihnen für die Gefangennehmung Jesu (Mt. 26, 14-16).

Nachdem der Herr noch von allen gemein­sam Abschied genommen und über vieles gelehrt hat, geht Er gegen Mittag mit neun Aposteln und sieben Jüngern nach Jeru­salem. Während die Jünger Gerätschaften und Gewänder zum Coenaculum tragen, wandelt Jesus mit den neun Aposteln unter stetem Lehren die Wege vom Ölberg bis zum Calvarienberg und zurück zum Tal Josa­phat, wo sie schließlich von Petrus und Jo­hannes zum Ostermahl gerufen werden.

Der Herr ißt mit den zwölf Aposteln im Hauptsaal des Coenaculums, während die Jünger in zwei Gruppen zu je zwölf mit einem sogenannten Hausvater in den Seiten­hallen speisen. Es sind nur die älteren Jünger zugegen (L. 22, 14-18).

Alle weiteren Ereignisse an diesem Abend bis zum Beginn der großen Passion am Ölberge sind von den vier Evangelisten ein­gehend berichtet worden. Und damit endet der eigentliche Wandel Jesu in der Welt, wie derselbe im vorliegenden Hauptteil die­ses Buches beschrieben worden ist.

1-Fahsel Emmerick Landschaft 09

Landschaftsbild 9 – Sichem (Nabulus) von Süden aus gesehen (50 km nördlich von Jerusalem), wo der Herr am 31. Juli 32, östlich von der Stadt, mit der Samariterin am Jakobsbrunnen sprach und wo Er am selben Tag in der Stadt lehrte. (H. Fenn pinx., A. Krausse sculp.)

1-Fahsel Emmerick Landschaft 12

Landschaftsbild 12 – Tiberias am See Genezareth. Diese Stadt hat Jesus oft passiert, aber nie in ihr gelehrt, noch in ihr Sich aufgehalten. Östlich von ihr ist auf dem See die Stelle, wo Jesus in der Nacht vom 3. Februar 33, auf dem See wandelnd, Petrus zu Sich über das Wasser kommen hieß (Mt. 14,24) – (H. Fenn del., E. Brandard sculp.)

1-Fahsel Emmerick Landschaft 11

Landschaftsbild 11 – Der See Genezareth. Von der Anhöhe im Vordergrund schaute der Herr am 11. Januar 32 auf Petus, Johannes und Jakobus herab, die auf dem See ihrem Fischer-Gewerbe nachgingen. – (H. A. Harper pinx., C. Cousen sculp.)

1-Fahsel Emmerick Landschaft 10

Landschaftsbild 10 – Dreschtenne in der Ebene el Machna, südlich vom Jakobsbrunnen bei Sichem. In dieser Ebene lag die Hirtenherberge, wo sich der Herr am 31. Juli 32 mit Seiner Mutter traf. – (R. Beavis pinx., C. Cousen sculp.)

DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

Die apostolische Belehrung der Jünger

Karte Nr. 32
1-Fahsel Emmerick Karte 32

Haus Petri vor Kapharnaum

Im Hause Petri vor der Stadt trifft der Herr mit allen Jüngern zusammen und stellt ihnen die drei heidnischen Philosophen aus Salamis vor, die mit Jakobus Minor und Thaddäus soeben von Gessur angekommen sind. Auch Andreas und Simon treffen mit anderen Jüngern ein; und alle speisen mit dem Herrn.

Haus Andreä zu Bethsaida

Nach dem Mahl begibt Sich Jesus mit ihnen zum Hause des Andreas und läßt Sich hier der Reihe nach von den Einzelnen ihre Er­lebnisse auf den apostolischen Reisen er­zählen. Wer mit einem gewissen selbst­gefälligen Eifer gern viel erzählen will, dem fällt Er ins Wort: „Es ist mir schon be­kannt.“ Die aber einfach und bescheiden berichten, denen hört Er der Länge nach zu. Die Schweigenden fordert Er freundlich zum Reden auf.

Hier und da hatte man auch Steine hinter ihnen hergeworfen, aber sie waren nie ge­troffen worden. An einigen Orten mußten sie flüchten, waren aber stets wunderbar geschützt worden. Sie hatten jedoch auch viele gute Leute gefunden, hatten viel ge­heilt, getauft und gelehrt. Jesus hatte ihnen befohlen, nur zu den verlorenen Schafen Israels zu gehen (Mt. 10, 6) ; sie hatten also die Juden in den heidnischen Städten auf­gesucht und sich mit Heiden nicht eingelas­sen, außer mit einigen, die bei Juden dienen. Andreas und seine Jünger hatten in Gazara (südöstlich von Lydda) mehrere jüdische Sklaven losgekauft, und alles Geld darum gegeben, was sie besaßen. Sie fragen den Herrn, ob sie recht getan; und Er bejaht es. Jesus unterbricht auch zuweilen ihre Mit­teilungen mit der Erzählung von Parabeln. So erzählt Er vom Unkraut unter dem Wei­zen (Mt. 13, 24-30) und spricht von eini­gen abgefallenen Jüngern und ermahnt die Anwesenden, auf ihre Leistungen hin sich nicht in Sicherheit zu wiegen, denn sie wür­den noch große Versuchungen zu bestehen haben. In einer anderen Pause erzählt Er das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (L. 19, 11-28) und bezieht es auf Seine Reise nach Cypern und auf die Rechen­schaft, welche die Jünger über ihre Wirk­samkeit während Seiner Abwesenheit jetzt ablegen.

Auch sagt Er zu dem einen oder anderen plötzlich: „Warum denkst du so Unnützes?“ oder: „Denke nicht dergleichen!“ oder: „Du meinst dies jetzt ganz anders, denke so und nicht so!“ Es denkt nämlich hier und da einer, jetzt meine Er diesen oder jenen Bestimmten.

Zum Schluß redet Er noch sehr ernst mit ihnen, und sie sind ein wenig traurig dar­über.

Haus Mariä bei Kapharnaum

Abends kehrt Jesus mit den Seinen zum Hause Mariä zurück und tröstet die Jünger im Garten, indem Er ihnen das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberge (Mt. 20, 1-16) erzählt und auslegt. Maria und die heiligen Frauen hören, verschleiert und ab­gesondert, zu.

Zum Schluß stellt Jesus die neuen Jünger und die Neubekehrten (Neophiten) Seiner heiligsten Mutter vor. Er pflegt dies in der letzten Zeit immer zu tun. Es geschieht dies mit einem inneren Einverständnis zwischen Ihm und Maria, damit sie die Jünger in ihr Herz, ihr Gebet und ihren Segen gleichsam als ihre Kinder und Seine Brüder aufnehme, so daß sie ihre geistige Mutter sei.

Bethsaida und Kapharnaum

Fr. 20.

Am Vormittag wandelt der Herr mit mehre­ren Jüngern vom Hause Mariä über die nordöstliche Anhöhe und kehrt nördlich von Bethsaida in das Aussätzigen-Hospiz ein, wo Er einige Kranke heilt, belehrt und ihnen befiehlt, sich, wie üblich, den Prie­stern vorzustellen.

Gleich darauf heilt Er auch im Hause Petri Kranke, die man aus Kapharnaum und Bethsaida dorthin gebracht hat, denn es ist hier gutes Wasser für die Kranken, zum Trinken und Baden.

Nach Tisch lehrt Jesus im Lehrhause zu Kapharnaum vor allen Jüngern und Freun­den und vielen anderen Leuten aus Kaphar­naum und Bethsaida über den Messias und dessen Erkenntniszeichen.

Zum Sabbat-Anfang predigt Er in der Syna­goge sehr scharf wider die Pharisäer, die anwesend sind, um Ihn zu belauern, und er­klärt wieder das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl (Mt. 22, 1-14). Maria und die Frauen der Familien aus Kapharnaum hören auf der Tribüne der Frauen zu, wo sie ihre eigenen Plätze haben.

Neue Missionsreisen der Apostel

Die Apostel weilen unterdes immer noch auswärts: Petrus besucht Abigail in Betha­ramphtha-Julias ; Jakobus Major und Mat­thäus halten sich in der Dekapolis südöst­lich des Sees Genezareth auf ; Johannes tröstet in Judäa die Eltern der im Tempel ermordeten Helisöhne (Verwandte des Zacharias, Tempeldiener und Freunde Jesu) ; Judas Ischariot und Thomas weilen in der Gegend von Ptolemais ; Bartholomäus weilt zwischen Japha und Caesarea, und Philippus befindet sich mit Barnabas, Mnason und dessen Bruder in Japha wegen der Ankömm­linge aus Cypern.

Sa. 21.

Jesus besucht mit einigen Jüngern etwa zwanzig Privathäuser reicher und armer Leute zu Kapharnaum und heilt dort sehr viele Kinder zwischen drei und acht Jahren, denn es herrscht hier augenblicklich eine Art Scharlach und andere Krankheiten, wie sie dem Scharlachfieber zu folgen pflegen. Er heilt auch im Hause am Marktplatz den kleinen Knaben, den Er bereits am 11. April 33 segnete und am letzten Donnerstag be­suchte.

Im Anschluß hieran besucht Er noch den Jairus, Serobabel und Cornelius, heilt und lehrt am Nachmittag wieder in Petri Haus, ohne Sich hierbei von drei Pharisäern stören zu lassen, die gekommen sind, um Ihn vom Heilen abzulenken und in eine Diskussion zu verwickeln.

Unterdes lehren und heilen die Jünger nach Weise des Herrn die Reisenden, die auf der Anhöhe nordöstlich von Mariä Haus in Zel­ten lagern.

Zum Sabbat-Schluß predigt Jesus in der Synagoge vom Fluch und Segen, von den falschen Kundschaftern nach dem Reiche Gottes, von denen, die nicht hineinkommen werden, von der Verkennung des Messias, von dem Gericht über das Land und Jeru­salem.

Nach Ihm besteigen zwei Pharisäer den Lehrstuhl und wenden sich bei ihrer Aus­legung der fälligen Lektion gegen das Hei­len seitens Jesu, da in der Lektion der Be­fehl Gottes an Moses berichtet wird, einen Mann steinigen zu lassen, der am Sabbat Holz sammelte (Num. 15, 32-36). Doch Jesus fragt sie, ob die Gesundheit der Armen und Notleidenden Holz sei, das man ver­brenne; ob eine tote, hölzerne Heuchelei nicht vielmehr ein Holz sei, und ob das Ärgernisnehmen am Heilen der Armen, das Splitterrichten und Balken-im-Auge-haben nicht ein Holzsammeln sei mehr, um es in den Weg der Wahrheit zu werfen, und zum Kochen und Wärmen des Giftes der Zwie­tracht und Verfolgung, als um sich Speise zu bereiten.

Einige wenige Zuhörer bezeigen sich dabei sehr still und gerührt und nachdenklich; mehrere stecken die Köpfe zusammen und sagen: „Ja, Er ist es! Er ist der Messias! So kann kein Mensch, kein Prophet lehren!“ Die meisten winken sich mit den Augen zu und freuen sich über die Niederlage der Pharisäer; die Verstockten aber ärgern sich mit diesen.

Rückkehr der Apostel

Abends speist der Herr im Hause Mariä, und nachts kommen mehrere Apostel und Jün­ger von ihren Reisen zurück.

So. 22.

Im Beisein der heiligen Frauen und Jung­frauen, sowie anderer gutgesinnter Leute belehrt Jesus auf dem Hügel nördlich des Weges zwischen Kapharnaum und Beth­saida alle anwesenden Apostel und Jünger über ihre Sendung, Arbeit und Früchte, über ihre Gesinnung, ihre Irrtümmer und über die Verfolgungen der Zukunft. Auch erzählt Er jetzt die ganze Parabel von den Arbeitern im Weinberg, wie sie im Evan­gelium (Mt. 20, 1-16) steht, und legt sie weitläufig aus.

Die heiligen Frauen sind zugegen, weil auch sie wirken und pflegen, und weil manche von ihnen noch keinen rechten Begriff von der Gesinnung haben, in der alles getan werden muß, um verdienstlich zu sein und gute Früchte zu bringen.

Zum Schluß lobt und tröstet Er die Jünger und gibt ihnen mit ausgestreckter Hand über ihre Häupter den allgemeinen Segen und erfüllt sie von neuem mit Mut und Stärke.

Am Nachmittag kommen Petrus, Jakobus Major, Matthäus und einige alte Johannesjünger an und begrüßen den Herrn im Hause Mariä. Hier versammeln sich alle im Hause Petri, und Jesus lehrt bei Tisch und erzählt von Seiner Reise nach Cypern, wo­bei Er die Parabel von den 570 Fischen vom 6. Juni wiederholt.

Die heiligen Frauen haben Kleidungsstücke, Sohlen und Gürtel gebracht, die nun unter den angekommenen Jüngern verteilt wer­den. Jesus lehrt bei der Austeilung über die Bedeutung der Kleidungsstücke und sagt zum Beispiel bei den Gürteln: „Umgürtet eure Lenden und haltet brennende Lichter in den Händen!“ (Is. 32, 11; vgl. Mt. 5, 16).

Die zweite Lehre auf dem See

See Genezareth

Mo. 23.

Er fährt mit den Aposteln und Jüngern auf den See, um ganz ungehindert vom Andrang der Menschen Sich ihre Erlebnisse erzählen zu lassen und sie darüber zu belehren.

Sie besteigen das große Schiff und das kleinere von Jesus, fahren getrennt ab, hängen sich später aneinander an und lassen die Schiffe sanft treiben. Die Jünger sind alle auf dem großen Schiff, Petrus und ein paar Apostel auf dem kleinen Schiff Jesu, der auf der Ruderbühne am Mast sitzt und zuhört oder lehrt. Es ist ein schöner Tag. Sie haben die Segel zum Schatten über sich gespannt und essen ihre Mahlzeit auf den Schiffen in kleinen Brettchen.

Gegen Abend hält der Herr an alle noch eine lange Ansprache, wie sie sich in zweifel­haften Lagen zu verhalten hätten, und sagt ihnen zum Schluß, sobald Er zu Seinem Vater gegangen sei, wolle Er ihnen den Hei­ligen Geist senden, dann sollten sie immer recht zu lehren wissen (ähnlich wie J. 14, 26 und 16, 13).

Handelsstadt Kana

Di. 24.

Maria und die heiligen Frauen gehen nach Kana, wo Maria Kleophä wohnt. Jesus folgt nachmittags mit neun Aposteln, Nathanael Kana und einigen dorthin Gehörigen nach.

Mi. 25.

Es sind hier viele Verwandte und Freunde Jesu zusammengekommen, die Ihn besuchen und Ihm wieder zusetzen, Er möge Sich zu­rückziehen, weil Ihm gewiß Gefahr bevor­stehe; die Sache wachse zu sehr, und die Pharisäer würden immer erbitterter gegen Ihn. Jesus antwortet ihnen wie gewöhnlich und ladet sie ein, Seine Lehre auf dem Lehr­hügel zu Kana anzuhören.

Er besucht noch einige gute Leute und Freunde in der Stadt und heilt einige Kranke. Auch segnet Er die Kinder, die Ihm auf den Straßen scharenweise von Eltern und Lehrern zugeführt werden.

Auf dem Lehrhügel spricht Er von Seiner Sendung und deren Erfüllung; wie Er nicht um der Bequemlichkeit und Lust des Lebens willen gekommen, und wie es töricht sei, anderes von Ihm zu verlangen als den Wil­len Seines Vaters. Er spricht deutlicher als je, daß Derjenige da sei, der lange erwartet worden; Er werde aber nur von wenigen er­kannt werden und, wenn Seine Arbeit ge­tan sei, zum Vater zurückkehren.

Seine Rede ist so wunderbar und eindring­lich, daß die Leute, wie vor vier Tagen, zu einander sagen: „Er ist mehr als ein Pro­phet! So hat nie einer in Israel gesprochen!“

Die Apostel-Versammlung zu Kana

Südwestlich am Tabor

Mit den Aposteln und einigen Jüngern geht Er etwa zwei Stunden südwestlich längs dem Tabor, wo Ihm die zurückkehrenden Apostel Thomas, Johannes, Bartholomäus, einige Verwandte des Zacharias und fünf Berg­leute von Chytroi auf Cypern entgegen­kommen und Nachrichten von den anderen bringen.

Handelsstadt Kana

Alle kehren nach Kana zurück und nehmen an einer großen Mahlzeit im Hause und Hofe des Spediteurs Israel, des Vaters der ehemaligen Braut von Kana, teil. Es sind nun alle Apostel, die siebenzig ausgesandten Jünger und mehrere andere, viele Ver­wandte Jesu und die heiligen Frauen zu­sammen.

Jesus und mehrere Apostel bedienen bei Tisch die eingeladenen Armen, und zum Schluß erzählt Er allen Anwesenden die Parabel von den zehn Jungfrauen (Mt. 25, 1-13), legt sie ihnen aus und spricht viel von der Nähe der Zeit des Bräutigams.

Es ist dies eine Art Erinnerungsfest der Hochzeit von Kana, weil heute wie damals alle Jünger, Apostel und Freunde beisammen sind. Das Haus ist mit Blumen geschmückt, man trinkt aus jenen Wasserkrügen des ersten Wunders, Kinder machen Musik und bringen Blumenkronen und Pyramiden, und Bartholomäus, Nathanael Chased und einige Jünger haben schöne Sprüche auf geistige Vermählung gemacht.

Hügel zwischen Kana und Gabara

Do. 26.

Auf dem Wege gen Gabara erzählen die Apostel nochmals ihre Erlebnisse. Sie gehen abwechselnd in kleinen Gruppen mit Ihm. Er bleibt oft stehen und redet sie mit den Worten: „Meine lieben Kinder“ an.

Einmal sagt Er: „Liebe Kindlein, nun wird es sich zeigen, wer Mich geliebt und in Mir Meinen himmlischen Vater, und wer um Meinetwillen das Wort des Heiles verbreitet und geheilt hat und nicht um seinetwillen und eitlen Ruhmes wegen.“

Als die Jünger und besonders Petrus er­zählen, wie ihnen in Seinem Namen die bösen Geister untertan gewesen, winkt ihnen Jesus zu schweigen, verwehrt ihnen die Freude über die ihnen verliehene Macht und anempfiehlt ihnen die Freude darüber, daß ihre Namen im Himmel eingeschrieben stünden (L. 10, 16-20).

Als Er auf dem Hügel steht, ist Er ganz ernst und doch dabei freudig und selig und hebt die Hände empor. Lichtglanz kommt über Ihn, und ganz verzückt bricht Er in den Jubelruf aus, daß Sein Vater dies vor den Weisen und Klugen verborgen, aber den Einfältigen geoffenbart habe (Mt. 11, 25 bis 27). Und hieraufhin erklärt Er die Jün­ger für selig, daß sie gesehen und gehört, was viele Propheten und Gerechte zu sehen und zu hören begehrt hatten, und nicht sahen und hörten (Mt. 13, 16-17).

Lehrberg bei Gabara

Am Fuß des Berges nehmen sie eine kleine Mahlzeit von Fischen, Broten, Honig und Früchten, gehen auf den Lehrberg, von vie­len Leuten begleitet, und Jesus unterrichtet die Seinen nochmals eingehend über das Lehren und Heilen, teilt ihnen die nächsten Reisepläne mit und dankt zum Schluß allen für ihren bisherigen Fleiß und Gehorsam.

Bekehrung eines jungen Pharisäers

Haus Mariä bei Kapharnaum

Fr. 27.

Früh morgens entläßt der Herr einen Teil der Jünger in ihre Heimatsorte, lehrt und tröstet im intimen Kreise der Verwandten und Freunde und speist dann allein mit Maria.

Kapharnaum

Nachdem Er im Lehrhause die Apostel und zurückgebliebenen Jünger unterrichtet und vorbereitet hat, predigt Er in der Synagoge, wendet sich mit einer Strafrede an die Pha­risäer, als sie wieder die alten Vorwürfe ge­gen Ihn und die Jünger vorgebracht, bis plötzlich ein junger Mann unter den Pha­risäern laut ausruft: „Wahrhaftig, dieser ist der Sohn Gottes, der Heilige in Israel! Er ist mehr als ein Prophet!“ und sich in ein begeistertes Lob Jesu ergießt.

Es entsteht eine große Bewegung. Zwei alte giftige Pharisäer fassen den jungen Mann bei den Armen und schleppen den weiter Lobenden aus der Synagoge hinaus, worauf Jesus stark weiter predigt.

Der junge Mann sagt sich draußen laut und heftig vor allem Volk von den Pharisäern los und wirft sich dem Herrn, als Dieser die Synagoge verläßt, zu Füßen und bittet um Aufnahme unter Jesu Jünger. Dieser nimmt ihn auf, nachdem Er ihm kurz den Ernst und die Pflichten der Nachfolge vorgestellt, und vertraut ihn einigen Jüngern an.

Fischerstadt Bethsaida

Sa. 28.

Jesus besucht mit den Aposteln und einigen Jüngern das Aussätzigen-Hospiz und lehrt dort im Vorhof die durch einen Graben ge­trennten Kranken und die Schifferknechte und Arbeiter aus der dortigen Gegend über die Sabbat-Lektion und im Anschluß daran über Buße, Bekehrung, Barmherzigkeit, Glauben und Nähe des Reiches und legt Parabeln aus.

Letzte Predigten in Kapharnaum

Kapharnaum

Nachmittags besucht Er vor dem eigent­lichen Gottesdienst die Synagoge, um Jeder­mann hören zu lassen, was Er die Seinen lehre, und um zu zeigen, Er scheue Sich nicht und brauche nicht in Winkeln zu lehren. Unter anderem erzählt Er ihnen, nachdem Er ihnen Wachsamkeit empfohlen (Mt. 24, 42), das Gleichnis vom heim­kehrenden Herrn und seinen wachsamen Dienern (L. 12, 35-40) und erklärt es auf die Frage des Petrus, ob sich dies Gleichnis auf die Jünger beziehe, näher (L. 12, 41 bis 46). Im Anschluß hieran erwähnt Er den Grundsatz göttlicher Vergeltung entspre­chend der anvertrauten Gabe (L. 12, 47 bis 48), spricht vom Feuer, das Er gebracht, und von Seiner Taufe, die sich vollziehen müsse (L. 12, 48-50), und von der Schei­dung der Geister (L. 12, 51–53) und über Zeichen und Lehre der Zeit (L. 12, 54-59).

Bei der Sabbat-Lehre, welche Ihm die an­kommenden Pharisäer höflich einräumten, richtet Er alle Fragen Samuels aus der fäl­ligen Lektion (1. Kön. 12, 3) an die Hörer, wobei Er auf die üblichen Vorwürfe der Pharisäer gegen Ihn abzielt. Sie wider­sprechen Ihm nicht, sondern schieben es auf die Mahlzeit auf, zu der sie Ihn mit den Aposteln und einem Teil der Jünger einge­laden haben.

Das Mahl findet in der offenen Halle des Hauses der Synagogenlehrer nahe bei der Synagoge statt. Gleich am Anfang weist Er das große Handwasch-Becken zurück und hält eine Strafrede wider ihre Heuchelei (L. 11, 37-52; und ähnlich wie bei Mk. 7, 1-23 am 14. Februar 33). Bei Tisch macht Er alle ihre Einwürfe wider Seine Syna­gogenlehre so gründlich zu Schanden, daß über zwölf von ihnen aufstehen und belei­digt das Haus verlassen.

Mit den übrigen Sieben wandelt Er in der Halle, und als sich einer der Jünglinge von Nazareth naht, die Ihn bereits am 18. und 19. September 31, am 11. März und 17. August 32 vergebens um Aufnahme gebeten, und an Ihn die Frage stellt: „Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu er­langen?“, antwortet Er mit Hinweis auf die Erfüllung der beiden Hauptgebote der Liebe und erzählt die Geschichte vom barmher­zigen Samariter (L. 10, 25-37).

Zum Schluß verteidigt Er Sich und Seine Jünger gegen die erneuten Beschuldigungen der sieben Pharisäer, entfernt Sich mit den Seinen, betet in der Einsamkeit allein und beschützt aus der Ferne Seine Jünger gegen die von den Pharisäern gedungenen Kerle, die hinter den Jüngern Steine herwerfen.

Die Unterweisung der neuen Jünger

Lehrberg bei Hanathon

So. 29.

Auf dem Wege zum Lehrberg bittet ein Jüngling den Herrn um die Erbschaftsteilung mit seinem Bruder (L. 12, 13-14). Jesus kehrt am Fuße des Berges in einer langen Hütte ein, wo Er lehrt und einige gekrümmte Leute heilt. Hierauf betet Er mit den mitgenommenen Jüngern, die noch neu sind, in der nahen einsamen Wildnis und belehrt sie dann oben auf dem Berge über die einzelnen Bitten des Vaterunsers (L. 11, 1-4), erzählt das Gleichnis vom zu­dringlichen Freunde (L. 11, 5-8) und er­mahnt sie zur Zuversicht und Beharrlich­keit im Gebete (L. 11, 9-13). Dieser Lehre hören noch etwa dreißig gute Leute aus der Gegend zu. Er verbringt die Nacht mit den neuen Jüngern im gemeinsamen Gebet.

Mo. 30.

Morgens beschließt Jesus die Lehre vom Gebet und verfährt dabei mit den Jüngern nach Art einer Katechese mit Fragen und Antworten. Zuletzt wiederholt Er das ganze Gebet und gibt eine Auslegung des Wortes Amen, ähnlich wie am 2. Juni zu Mallep auf Cypern, nämlich als des Wortes, das alles in sich enthalte, den Anfang und das Ende. Auch hier hören noch andere zu.

Universitäts-Stadt Bethsaida-Julias

Unter den Zuhörern befinden sich auch einige Pharisäer aus Julias, die Ihn nach Beendigung der Lehre zu sich einladen. Er nimmt die Einladung an.

Vorerst trifft Er noch mit Maria, Maroni und Lea in einer Herberge am Westufer des Jordan zusammen, tröstet Seine weinende, um Ihn besorgte Mutter, segnet die Frauen zum Abschied und wandelt dann mit den Jüngern nach Bethsaida-Julias, wo Er am 24. November, 21. März und 16. April ge­wesen.

Im Hause des Pharisäers wird Er sehr höf­lich empfangen, aber es dauert nicht lange, so beginnen die alten Vorwürfe wegen des Sich-nicht-waschens vor Tisch und alles dessen, was Ihm vor zwei Tagen vorgeworfen wurde. Die Jünger ziehen den Meister zur Seite und bitten Ihn, nicht zu eifern, sie möchten sonst vertrieben werden. Er ver­weist den Neulingen ihre Feigheit; doch die Mahlzeit vollzieht sich noch in Ruhe. Der Auftritt bei dieser Mahlzeit ist mit dem vor­gestern zu Kapharnaum geschehenen im Evangelium von Lukas in eine einzige Er­zählung zusammengezogen worden (L. 11, 37-52).

Abends lehrt Jesus noch in der Synagoge, heilt aber nicht, denn die Pharisäer haben die Leute hier eingeschüchtert und sind sehr stolz auf die hiesige Universität. Er über­nachtet in einem Hotel innerhalb der Stadt.

Drittes Vierteljahr :

Vom Schluß des Lehrwandels in Galiläa bis zur Auferweckung des Lazarus

(1. Juli bis 30. September 33)

Der Schluß der sogenannten Bergpredigt

Lehrberg bei Bethsaida-Julias

Juli, Di. 1.

Morgens besteigt der Herr den Lehrberg der Brotvermehrung, auf welchem sich alle Apostel und Jünger und noch ein paar hun­dert andere Leute aus Kapharnaum, Caesa­rea-Philippi und anderen Orten der Umge­gend versammelt haben. Einige Jünger ver­hindern unten am Berge mehrere Pharisäer am Hinaufgehen mit dem Hinweis, der Meister wolle allein sein, Er belehre heute nur die Seinigen; wenn sie Ihn hören und mit Ihm streiten wollen, sollen sie es in ihren Synagogen tun. Hierauf kehren jene um.

Jesus lehrt heute tatsächlich alles dasjenige, was in der sogenannten Bergpredigt der Evangelisten Matthäus und Lukas enthalten ist, mit Ausnahme der ersten sieben soge­nannten Seligpreisungen. Er beginnt also mit der achten Seligkeit: „Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen“ (Mt. 5, 10-12) ; dann spricht Er vom Salz der Erde, von der Stadt auf dem Berge, vom Licht auf dem Leuchter (Mt. 5, 13 bis 16), von der Erfüllung des Gesetzes (Mt. 5, 17 bis 20), vom rechten Almosengeben (Mt. 6, 1-4), vom rechten Beten (Mt. 6, 5 bis 8), vom Vaterunser (Mt. 6, 9-13), vom Vergeben der Fehler und vom Fasten im Verborgenen (Mt. 6, 14-18), vom Sam­meln der Schätze im Himmel (Mt. 6, 19 bis 21), vom gesunden Auge als Sinnbild des inneren Lichtes (Mt. 6, 22-23), von der Unmöglichkeit, zwei verschiedenen Herren zu dienen, und von der Hintansetzung ängst­lichen Sorgens um den morgigen Tag (Mt. 6, 25-34) ; vom Splitter-Richten im Auge des Nächsten (Mt. 7, 1-5), von der Hütung des Heiligen vor den Unwürdigen (Mt. 7, 6), vom beharrlichen und zuversichtlichen Bitten, Suchen und Anklopfen (Mt. 7, 7 bis 11) ; vom Grundsatz der Nächstenliebe (Mt. 7, 12), von der engen Pforte und dem schmalen Wege, der zum ewigen Leben führt (Mt. 7, 13-14), vom wahren Krite­rium, die Menschen nach ihren Früchten zu beurteilen (Mt. 7, 15-20), vom vollen Her­zen, wovon der Mund überläuft (L. 6, 45), vom vergeblichen Rufen: Herr, Herr! (Mt. 7, 21-23) und schließlich vom Manne, der sein Haus auf Felsen baut (Mt. 7, 24-27).

Nachdem Er so länger als drei Stunden ge­predigt hat, gehen die Hörer zum Fuß des Berges hinab, um zu essen, was durch die Jünger herzugetragen war.

Nach dieser Pause setzt der Herr die Pre­digt bis gegen Abend fort, ermahnt die Jün­ger noch einmal über alle jene Punkte, von denen Er schon bei den früheren Aussen­dungen geredet, und fordert sie schließlich zum Glauben, Vertrauen und Ausharren auf.

Leviten-Stadt Argob

Hierauf wandert Er eine Stunde nordöstlich zu der hochgelegenen Doppelstadt Argob, die auf den Lehrberg herabschaut, und übernachtet im Hotel vor der Stadt, wo Er schon einmal am 12. März dieses Jahres gewesen.

Lehrberg bei Bethsaida-Julias

Mi. 2.

Heute predigt der Herr auf demselben Berge wie gestern, aber diesmal vor mehre­ren Tausenden, die vom ganzen Lande zu­sammengeströmt sind und viele Kranke mit­gebracht haben, die Er heilt. Auch Pharisäer und andere Gegner sind erschienen, kommen aber nicht zum Disputieren; denn der An­drang, der Jubel über die Wunderheilungen und die Begeisterung der Hörer ist so groß, daß die Gegner kleinlaut und ängstlich wer­den.

Während sich das Volk zum Essen lagert, denn es hat Speisen mitgebracht, heilt Er viele Kranke und treibt Teufel aus. Auch macht Er einen blinden Vetter des Esseners und Jüngers Manahem (vgl. S. 217) sehend, den die Jünger bereits gehend gemacht haben und den sie nun herbeiführen.

Nach der Pause belehrt Er besonders die Jünger über alles dasjenige, was bei Lukas im zwölften Kapitel (1-59) kurz auf­gezählt ist. Auch spricht Er wiederum das Wehe über die unbußfertigen Städte Chora­zin, Bethsaida, Kapharnaum (L. 10, 13 bis 16) und auch über Jerusalem aus (L. 13, 34 bis 35). Zum Schluß sendet Er die neueren Jünger aus, und zwar alle zu zwei und zwei in einer Weise, wie Er es bisher noch nicht getan hatte.

Leviten-Stadt Argob

Abends geht Er mit den Seinen wieder zum Hotel vor Argob und übernachtet hier.

Der Abschied von Kapharnaum

Matthäi Zollstätte

Do. 3.

In Argob entläßt Er die Jünger und Apostel in ihre Heimatsorte, außer Petrus, Jakobus, Johannes und Matthäus, mit denen Er zu Matthäi Zollstätte geht, um dort noch von etwa zwanzig Freunden aus Kapharnaum Abschied zu nehmen.

Dieses besondere Abschiednehmen, auch von Seiner heiligsten Mutter vor drei Tagen, hängt offenbar nicht nur damit zusammen, daß Jesus für eine Zeitlang Galiläa verläßt und nach Jerusalem geht, sondern auch mit dem Umstand, daß Er mit Seiner Bergpre­digt gestern und vorgestern Seinen öffent­lichen Lehrwandel in Galiläa, sowie Seine Lehrtätigkeit vor den großen Volksmengen beendet hat. Er lehrt vor größerer Öffent­lichkeit später nur noch in Jericho und Jeru­salem. Auch schließen mit der gestrigen Aussendung der neuen Jünger Seine persön­lichen Aussendungen, und in diesem Sinne ist es auch aufzufassen, wenn es oben hieß, daß Er heute morgen die Apostel und Jün­ger entläßt.

Demnach hat also Jesus durch Herumreisen in ganz Palästina genau zwei Jahre gelehrt, denn am 1. Juli 31 begann Er, von Ort zu Ort zu wandeln und in den Synagogen zu lehren, und am 1. Juli 33 hielt Er Seine letzte große Predigt in Galiläa, die am fol­genden Tage, verbunden mit den letzten Massenheilungen, ihren Höhepunkt und Ab­schluß fand.

Trotzdem muß man den öffentlichen Lehr­wandel Jesu, im ganzen genommen, nach beiden Seiten hin, um zehn Monate erwei­tern, um den Monat Juni im Jahre 31, wo Er Sein eigentliches Wandeln, wenn auch nur allein und ohne große Vorträge und ohne Heilungen, mit dem 3. Juni begann; und dann um die noch jetzt folgenden neun Monate, in denen Er hier und da noch lehrt und schließlich Seine große Passion mit den letzten Lehren im herodianischen Tempel einleitet.

Nachdem Jesus noch mit Jairus, Serobabel, Cornelius und den anderen Freunden im früheren Zollhaus des Matthäus, wo jetzt gute Bekannte wohnen, gespeist hat, fährt Er mit Petrus, Jakobus und Johannes auf den See hinaus und belehrt sie auf dem Schiffe in der Gegend bei Dalmanutha und landet bei der Zollstätte von Dalmanutha.

Karte Nr. 33, 1. Teil
1-Fahsel Emmerick Karte 33

Die Reise durch Auranitis

Halb-Manasse-Stadt Edrai

Fr. 4.

Gadara und Abila zur Rechten lassend, wan­dert heute der Herr mit den drei Aposteln etwa sieben Stunden nach Edrai und predigt zum Sabbat-Anfang in der Synagoge.

Sa. 5.

Wie gestern lehrt Er auch heute ohne Widerspruch und heilt außerdem viele Kranke. Seine Lehre behandelt die fällige Lektion, wobei Er die vorkommenden Per­sonen und Tiere des Alten Testamentes, wie Aaron, Jephte, Kore, Moses und die ge­sprenkelte Kuh und die eherne Schlange (Num. 19-21; Richt. 11) als gewisse Typen des Messias und der Geschehnisse des Neuen Testamentes auslegt.

Kaathiter-Ort Korä

So. 6.

Nachdem der Herr weiter gen Osten ge­wandert, lehrt Er auf einem Lehrhügel im Park bei dem Orte Korä (in der Gegend von Et-Taijibe), wo Nachkommen aus dem Ge­schlechte des Kaath (Num. 16, 1) wohnen, und heilt dann viele Besessene und Kranke.

Karte Nr. 34
1-Fahsel Emmerick Karte 34

Levitenstadt Bosra

Mo. 7.

Heute erreicht der Herr mit den drei Apo­steln die Hauptstadt Bosra im Hauran. Petrus ist im Mai schon hier gewesen und hat Juden ausgelöst, die Sklaven von Hei­den waren. Jesus löst heute den Rest aus, indem Er mit dem Gold bezahlt, welches Ihm mehrere bekehrte Leute in Edrai und auch hier in Bosra als Geschenk brachten.

Bosra ist eine Freistätte für Totschläger, und mehrere Sünder bekennen Jesu ihre Ver­brechen. Er wohnt bei den Leviten, heilt Kranke und Besessene, darunter auch jene Kranken, die die Jünger bei ihrem ersten Hiersein nicht geheilt hatten.

Viele, welche die Taufe begehren, bereitet Jesus am Taufbrunnen vor. Die Apostel taufen auch einige Heiden in der Stille ab­gesondert. Abends geht Er mit den drei Aposteln noch fünf Stunden nordöstlich nach Nobah.

Rechabiten-Stadt Nobah

Di. 8.

Außer dem heidnischen Teil der Stadt woh­nen lauter Rechabiten hier, die, von der babylonischen Gefangenschaft zurückkeh­rend, Nobah wieder eroberten und sich hier niederließen (vgl. 1 Par. 2, 55).

Jesus heilt viele Besessene, die Ihm aus dem hiesigen Hospital zugeführt werden. Auch Petrus, Jakobus und Johannes heilen und lehren. An der Grenzscheide kommen auch Heiden zum Herrn und ehren Ihn. Er läßt einige von ihnen taufen und segnet die Kin­der. Er stößt hier auf keinerlei Widerspruch und arbeitet erstaunlich. Er übernachtet mit den Seinen im Hotel bei der Synagoge.

Hirtenort Jakobs Friedenslager

Mi. 9.

Von Nobah geht Er wieder fünf Stunden südwestlich zu einem lieblichen Hirtenort, wo einst Jakob zum erstenmal lagerte, als er von Laban floh (Gen. 31, 25). Bei Seiner Ankunft setzt Sich der Herr an einen der drei Brunnen, wird von den Hirten mit Fußwaschung und Imbiß empfangen und heilt dann die Kranken, die man aus der Gegend zusammenbrachte, als man gestern erfuhr, daß Er hierherkomme.

An einem Hügel spricht Er vor vierhundert Hirten über den Zug der heiligen Drei Könige, die hier vor 32 Jahren gerastet haben, predigt vom Stern aus Jakob und von dem neugeborenen Kinde, welches die Könige damals aufgesucht. Hierauf spricht Er von der Erfüllung der prophetischen Weissagungen, vom Täufer als Vorläufer des Messias, der jetzt mitten unter Israel weile, aber von ihm nicht erkannt werde, und erzählt zum Schluß die Parabeln vom guten Hirten (J. 10, 1-18) und vom Säen und Ernten (Mk. 4, 26-29).

Jesus ist hier mit den Hirten ungemein kind­lich und vertraulich und nennt sie im Ge­spräche immer liebe Kinder. Hier kommen auch noch zehn Jünger, von anderen Apo­steln gesendet, zu Ihm, und zwar jedesmal paarweise, ein alter (meistens ein Johannesjünger) und ein neuer Jünger.

Do. 10.

Am anderen Morgen besucht der Herr ein­zelne Hirtenhütten, erzählt dort von den Hirten zu Bethlehem; und als sie alles ver­lassen und Ihm folgen wollen, um Ihn im­mer zu hören, legt Er ihnen nahe, hier wohnen zu bleiben.

Manasse-Stadt Salcha

Mittags laden Ihn Bewohner von der eine Stunde nördlich liegenden Stadt Salcha zu sich ein. Jesus folgt der Einladung und wird vor dem Stadttore von den Lehrern und Schülern feierlich empfangen.

Als man Ihn fragt, ob Er die Johannestaufe erteilen könne, da man hier den Täufer hochschätzt, spricht Er vom Zeugnis des Täufers. Viele werden getauft und geheilt und die Kinder gesegnet. Dann predigt Jesus in der Synagoge, und nachher kom­men auch Heiden zu Ihm und bitten um Trost und Hilfe.

Der Besuch der Davidstraße

Auf der Davidstraße

Fr. 11.

Vormittags wandelt der Herr mit den Seinen anderthalb Stunden westlich auf der soge­nannten Davidstraße, die hier in den Win­dungen der Täler gen Westen zum Jordan hinläuft. Jesus schlägt diesen Weg ein, um den Seinen diese Straße, die eine Art Hohl­weg ist, zu zeigen, und erzählt ihnen fol­gende vier Ereignisse, die hier geschehen sind:

Abraham sah in diesem Hohlwege ein Leuch­ten und hatte eine Vision, als Er nach Kanaan zog. David sah einen leuchtenden Reisezug, als er in die Gegend von Maspha floh und sich hier in der Schlucht mit drei­hundert Mann versteckt hielt; und daher ward die Straße später nach ihm benannt. Der Zug aber war eine Vision der heiligen Drei Könige, wobei David einen mystischen Gesang vernahm vom verheißenen Tröster in Israel. Er hat damals das diesbezügliche Stück eines Psalmes gedichtet (vielleicht Ps. 71, 6-11).

Auch der Prophet Malachias ist nach einer Schlacht hierher einem Lichte gefolgt und hat sich hier verborgen. Und schließlich sind die heiligen Drei Könige, als sie gen Bethlehem zogen, aus der Gegend von Salcha auf diesem Wege, indem sie kurz zuvor ihren Kamelen den Willen ließen, unter besonders hellem Leuchten des mystischen Sternes hinabgezogen. Sie pflegten auf ihrem Zuge oft von übernatürlicher Freude und Sehnsucht erfüllt, improvisierte Verse ab­wechselnd zu singen; aber hier in der David­straße wurden sie noch mehr innerlich be­wegt, und ihr Gesang war ganz besonders rührend und lieblich.

Festungs-Stadt Thantia

Nachdem Jesus, alles dieses den Seinen er­zählend, ungefähr anderthalb Stunden in der Davidsstraße gewandelt ist, biegt Er nach Süden ab, erreicht die Heerstraße Bosra-­Philadelphia und kommt zum Sabbatbeginn nach Thantia, wo Er sogleich in der Syna­goge über Balaam, den Stern Jakobs (Num. 24, 17) und über die Weissagung des Pro­pheten Michäas betreffs Bethlehem Ephrata (Mich. 5, 2) predigt.

Sa. 12.

Heute heilt der Herr in Privathäusern jene, welche die Jünger bei ihrem Hiersein vor zwei Monaten nicht zu heilen vermochten. Auch werden viele getauft, die Er hierzu vorbereitet. Jesus predigt hier ohne Widerspruch, denn die Rabbiner und Einwohner sind in dieser Gegend fromm, wallfahren zur Davidsstraße und hoffen, dort Visionen vom Messias zu empfangen, und glauben, daß Er von dort zu ihnen kommen werde.

Während der Predigt Jesu sagen sie zuwei­len: „Er spricht, als sei Er es selbst; aber das ist doch nicht möglich!“ Sie meinen nämlich, der Messias müsse irgendwo wie ein Engel unsichtbar in Israel angekommen und Jesus etwa ein Vorläufer und Verkün­der desselben sein. Jesus sagt ihnen darauf­hin, sie würden den Messias vielleicht er­kennen, wenn es zu spät sei. Doch kommen viele von hier später nach der Kreuzigung zur Gemeinde Jesu.

Karte Nr. 33, 2. Teil
1-Fahsel Emmerick Karte 33

Bergfestung Datheman

So. 13.

Nach einem Marsche von etwa vier Stunden in nordwestlicher Richtung erreicht der Herr die Bergfestung Datheman, besteigt aber erst den Berg in der Nähe, den einst die Tochter Jephtes zum Ort ihrer Trauer erwählte (Richt. 11, 38). Auch der Prophet Balaam hatte diesen Berg zum Ort seiner Betrachtung erwählt, als ihn der Moabiter­könig rufen ließ (Num. 22, 5). Jetzt woh­nen immer noch Einsiedler auf diesem Berge; und Jesus hält oben eine Predigt vor einigen hundert Menschen.

In Datheman selbst lehrt Er wieder über Balaams Weissagung vom Stern Jakobs und vom Schicksal der Tochter Jephtes.

Die Leute sind hier in der Gegend ganz voll von der Heiligkeit der Davidstraße; sie äußern sich dem Herrn gegenüber, sie möch­ten nicht im Lande jenseits des Jordans wohnen, wo man alles, was in der David­straße vorausgesehen worden und eingetrof­fen sei, gar nicht erwähnen dürfe. Man spreche hier sehr wunderbar von dem Zug jener fünfzehn Vornehmen mit den drei Anführern, die vor zweiunddreißig Jahren durch jene Straße durchgezogen seien und immer nach dem neugeborenen König gefragt hätten; und es gehe die Sage bei from­men Leuten, daß David den Zug schon vor­ausgesehen habe.

Die Lücke im Tagebuch

Mit diesem 13. Juli schließen die Aufzeich­nungen des Clemens Brentano über jene Visionen der Katharina Emmerich, die sie vom 2. Juni 1821 fortlaufend bis zum 13. Juli 1823 geschaut und ihm täglich mit­geteilt hat.

Die noch folgende Zeitspanne des Lehrwan­dels Jesu bis zu Seiner großen Passion um­fassen jene Visionen der Katharina Emme­rich, die sie vom 29. Juli 1820 bis 28. März 1821 täglich geschaut und dem Clemens Brentano jedesmal mitgeteilt hat.

Es entsteht daher jetzt im Reisetagebuch ein kurzer Ausfall von fünfzehn Tagen. Und durch das Zurückgehen vom 13. Juli 1823 auf den 29. Juli 1820 ergibt sich eine kleine Verschiebung der Namen der Monatstage.

Trotzdem decken sich die folgenden Tage wie bisher mit den Tagen und der Jahreszeit der Geschehnisse im weiteren Verlauf des Lebens Jesu, da Katharina Emmerich auch jetzt, wie bisher, diese täglichen Gescheh­nisse jedesmal zur selben Jahreszeit schaut und mitteilt. Und diese Übereinstimmung läßt sich, wie bisher, jedesmal aus den Sabbat-Tagen jeder Woche und den vor­kommenden Festtagen des jüdischen Kalen­ders erkennen (siehe oben Seite 93).

Die nun folgenden Berichte unterscheiden sich deutlich merkbar von den bisherigen, insofern sie inhaltlich viel kürzer gehalten sind, was offenbar darauf zurückzuführen ist, daß Clemens Brentano, wie es aus dem oben angegebenen Datum ersichtlich ist, dieselben in seiner Eigenschaft als Neuling entgegengenommen hat, also noch nicht so gut wie später den westfälischen Dialekt beherrschte, in welchem Anna Katharina Emmerich zu berichten pflegte. Es können aber auch noch andere, mehr äußere Um­stände hindernd eingewirkt haben.

Die große Kindersegnung

Übergang-Stadt Bethabara

Sa. 29.

Zu den drei Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes, die Jesus auf Seiner Reise durch Auranitis begleitet haben, gesellen sich in der hiesigen Jünger-Herberge noch Matthäus und Saturnin.

Jesus ist in der Stadt in steter Arbeit. Bald lehrt Er auf der Straße, bald ziehen sie Ihn bei den Kleidern in ein Haus. Er erzählt viele Parabeln und heilt Lahme und Gichtbrüchige und mehrere Blinde. Auch heilt Er einen taubstummen Besessenen und einen Mann mit einer verdorrten Hand (nicht Mt. 12, 9 ff.; vgl. S. 284).

Bei dieser Gelegenheit treten einige Phari­säer an Ihn heran, um Ihn durch Fragen über Ehescheidung auf die Probe zu stellen. Nachdem Er ihnen Seine Ansicht gesagt, meinen Seine Apostel, dann sei es besser, gar nicht zu heiraten, worauf Er von der besonderen Gnade des Zölibates spricht (Mt. 19, 3-12).

Auf der Straße ziehen Ihm ganze Prozes­sionen von Müttern mit Kindern entgegen. Seine Begleiter weisen sie wegen der großen Arbeit Jesu zurück; Er aber wehrt es ihnen, läßt jene sich in dreifachen Reihen zu bei­den Seiten der Straße aufstellen, schreitet die Reihen auf und ab entlang und segnet alle Kinder. Den einen legt Er die Hand auf das Haupt und spricht mit ihnen; an­deren legt Er eine Hand auf das Haupt, die andere auf die Brust; andere schließt Er an Seine Brust, und manche stellt Er Seiner Umgebung als ein Muster vor. Es sind wohl an tausend Kinder und Säuglinge, die Er in diesen Tagen so segnet, und alle erhalten eine besondere Gnade und werden später Christen (Mk. 10, 13-16).

Bei dieser Sendung der Kinder geschieht auch die Zurechtweisung des reichen Jüng­lings, der Ihn nach den Bedingungen zur Erlangung des ewigen Lebens fragt (Mt. 19, 16-22).

Hierauf belehrt Er die Apostel über die Gefahr des Reichtums (Mt. 19, 23-26) und verkündet ihnen, als Petrus fragt, was ihnen auf Grund ihrer Nachfolge zuteil werde, den großen Lohn für die Entsagung und Nachfolge (Mt. 19, 27-30). Hierbei sind noch Spitzel der Pharisäer zugegen und wundern sich und murren.

Zum Abendessen geht Jesus in ein Haus, wo die heiligen Frauen ein Mahl bereitet haben. Es sind hier anwesend: Martha, Mag­dalena mit ihrer Dienerin Marzella, Maria Salome und Maria Kleophä, die Ihm bei Seinen Lehrreisen helfen. Außerdem sind zugegen Veronika, Maria Markus, Johanna Chusa und Susanna und Salome von Jeru­salem, die mehr im Verborgenen Seine An­hängerinnen sind, ähnlich wie Nikodemus (L. 8, 1-3).

Bei Tisch bittet Maria Salome Jesum, ihre beiden Söhne Johannes und Jakobus in Seinem Reiche an Seiner Seite sitzen zu lassen, worauf Er sie über die Bedingungen und die Macht hierzu aufklärt (Mt. 20, 20 bis 28). Am 3. Oktober 33 wiederholt sich dasselbe noch einmal.

Karte Nr. 35
1-Fahsel Emmerick Karte 35

Reise nach Madian

Aussätzigen-Ort bei Nebo

So. 30.

Abends geht der Herr von Bethabara mit den fünf Aposteln gen Osten und wird unter­wegs von Leuten in ein bei Nebo auf dem Lande liegendes Hospital gerufen, in dessen Seitengebäude zehn Aussätzige liegen.

Während die Apostel aus Furcht vor An­steckungsgefahr das Gebäude umgehen und an einem Baume auf Jesum warten, heilt Er die Aussätzigen, läßt sie sich im nahen Teich baden und befiehlt ihnen, sich den Priestern in der Nachbarschaft zu zeigen. Nachdem Er im Hauptgebäude noch einige Krüppel geheilt und bereits das Haus ver­lassen hat, folgt Ihm einer der geheilten Aussätzigen, wirft sich vor Ihm nieder und dankt. Jesus sagt ihm etwas, und der ganze Vorgang ist ähnlich dem, der sich am kom­menden 24. August wiederholt und welchen dann der Evangelist Lukas (17, 11-19) beschreibt.

Mo. 31.

Unterwegs gesellen sich noch vier weitere Apostel zu den Begleitern Jesu. Er wandelt mit ihnen südwärts, überschreitet den rei­ßenden Fluß Zerka, läßt Machärus rechts liegen und nähert Sich auf der Römerstraße der Diaspora-Stadt Madian, durch die vor 32 Jahren die heiligen Drei Könige gezogen sind.

Vorstadt von Madian

Aug., Di. 1.

Jesus geht nicht in die Stadt selbst, da die Einwohner zu böse sind, sondern lehrt nur im jüdischen Vorort. Einige der Apostel und Jünger reden jedoch mit Madianitern an der großen Brücke des Arnon.

Erster Aufenthalt in Jericho

Auf dem Wege nach Jericho

Mi. 2.

Von Madian kehrt der Herr wieder gen Nor­den zurück. Unterwegs erzählen die kürz­lich angekommenen Apostel ihre Reise­erlebnisse, wobei Er ihnen Winke für die Zukunft gibt. Sie übernachten bei Hirten, die Er noch abends unterrichtet.

Do. 3.

In der Nähe des Jordan kehrt Er in einem großen Hause ein, in welchem eine Hirten­familie wohnt. Hier erzählt Er die Parabel vom unbarmherzigen Knecht (Mt. 18, 23 bis 35) und bemerkt unter anderem: „Die­jenigen, die sagen, sie seien keusch, essen und trinken aber, was ihnen gelüstet, wollen ein Feuer mit dürrem Holze löschen.“ Unter­des treffen noch einige Jünger ein.

Fr. 4.

Langsam wandelt der Herr mit den neun Aposteln und vielen Jüngern weiter dem Jordan zu, unterwegs die Seinen unterrich­tend. Er geht bald vorn, bald in der Mitte, oft bleibt Er stehen; und sie treten Ihm näher, nie aber drängen sie Ihn.

Bethjesimoth

Bei Seiner Ankunft in Bethjesimoth heilt Jesus vor der Sabbat-Lehre an der Tür der Synagoge eine gekrümmte Frau, worüber die anwesenden Pharisäer ihre gewöhnlichen Vorwürfe über Sabbat-Schändung vorbrin­gen.

5. – 8.

Der Herr hält Sich mit den Seinen vier Tage in Bethjesimoth auf. Einmal wollen Ihn die Pharisäer am Lehren verhindern. Sie stehen vor der Synagoge und wollen Ihn nicht hin­einlassen, aber Er geht mitten durch sie hin­durch, lehrt und erzählt mehrere Gleich­nisse.

Es hat Ihn niemand hier bewirtet. Erst am letzten Abend zieht Ihn jemand in sein Haus nebst den Aposteln und Jüngern, bewirtet sie, macht ihnen allen zur Ehrung kleine Kronen aus Wolle und setzt sie ihnen bei Tisch auf.

Mi. 9.

Auf dem Wege gen Jericho erzählen die Apostel und Jünger noch vieles von ihren Taten und manches nicht ohne Eitelkeit. Jesus verweist es ihnen, ähnlich wie am 26. Juni 33, und fügt diesmal warnend hin­zu: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ (L. 10, 18). Da erschrecken sie.

Auch erzählt Er ihnen ein Gleichnis, das sich auf das künftige Verhalten aller zwölf Apostel bezieht. Als Er nämlich äußert, sie hingen Ihm an, weil sie gute Kost hätten, verstehen sie nicht, daß Er damit den augenblicklichen äußeren Frieden und die schönen Lehren meint, und daher fügt Er hinzu, in der Not würden sie sich anders verhalten. Ja Er sagt sogar, die, welche jetzt gleichsam einen Mantel der Liebe Ihm gegenüber trügen, würden diesen fallen lassen und nackt fliehen, womit Er das spätere Verhalten des Johannes im Garten Gethsemani (Mk. 14, 52) andeutet.

Nicht weit vor Jericho weist Er zum zweiten Male eine Frau ab, die Ihn schon in Beth­jesimoth um die Heilung ihres geschwürigen Kindes gebeten. Er macht Sie darauf auf­merksam, daß sie ihr Kind in Sünden emp­fangen und noch an einem alten Fehler klebe, den sie erst von Herzen bereuen müsse, ehe sie wieder zu Ihm kommen dürfe.

Herodes-Stadt Jericho

Do. 10.

Vor der Stadt Jericho warnen Ihn vier Pharisäer vor Herodes, aber mit der Hinter­absicht, Ihn am Wirken von Wundern in Jericho zu verhindern. Er gibt ihnen den Auftrag, Herodes, dem Fuchs zu melden, daß Er an allen jenen Tagen, heilen werde, die Ihm der himmlische Vater vorgeschrie­ben (L. 13, 31-33). Zwei der Pharisäer bekehren sich und schließen sich Ihm später an; die beiden anderen gehen erbittert nach Jerusalem.

Gleich darauf nahen sich dem Herrn zwei Brüder aus Jericho mit der Bitte, ihre Erb­schaft unter sie zu verteilen. Er weist sie zurück, warnt sie vor Habsucht und fügt das Gleichnis vom reichen Manne hinzu (L. 12, 13-21). Als jedoch Petrus und auch Johannes äußern, diese Erbschaftsentschei­dung sei doch ein gutes Werk, warnt Er die Seinen vor vielem versammeltem Volk vor dem Übermaß zeitlicher Sorgen (L. 12, 22 bis 31) und fordert sie zum Sammeln von Schätzen im Himmel auf (L. 12, 32-34). Aber die Jünger verstehen Ihn immer noch nicht ganz, da sie den Hl. Geist noch nicht haben und immer noch ein irdisches Reich erwarten.

Als Ihm nun wieder viele Frauen mit Kin­dern entgegenziehen und um Seinen Segen bitten, versuchen die Jünger, sie, ähnlich wie am 5. November 32 und am 29. Juli 33, zurückzuweisen. Er aber befiehlt ihnen, die Kinder heranzulassen, und segnet sie (Mt. 19, 13-15).

Der Zöllner Zachäus

Fr. 11.

Nahe der Stadt, wo Gärten, Lustplätze und Häuser durcheinander liegen, kommt Jesus mit Seinem Gefolge in ein dichteres Ge­dränge. Menschen aus allen Gegenden sind zusammengekommen, und viele Kranke har­ren Seiner unter Schuppen und Zelten.

Der Oberzöllner Zachäus steigt, weil klein, auf einen Feigenbaum, um den Herrn besser sehen zu können. Jesus heißt ihn beim Vor­überwandeln herabsteigen und ladet Sich bei ihm ein (L. 19, 1-19), was Er auf des­sen Herz bezieht, denn äußerlich zieht Er heute erst in Jericho ein.

Nach dem Gottesdienst in der Synagoge speist Jesus mit den Jüngern im Hotel und weist jene Frau von vorgestern nochmals ab, da sie ihre Klatschereien immer noch nicht bereut hat. Später kommt Zachäus zum Hotel, und Jesus ladet ihn zum Essen ein, worüber sich Seine neueren Jünger ärgern. Auch Verwandte des Zöllners befinden sich unter den Begleitern Jesu, die sich schämen, daß Zachäus immer noch Zollbeamter ist.

Sa. 12.

Vormittags predigt der Herr in der Syna­goge wider den Geiz und geht dann, unter­wegs noch jene Frau aus Bethjesimoth ab­solvierend und ihr Kind aus der Ferne hei­lend, zur Wohnung des Zachäus außerhalb der Stadt. Die Jünger gehen nicht mit, nur die Apostel, aber ungern. Beim Mahl erzählt Jesus die Parabel vom unfruchtbaren Fei­genbaum (L. 13, 6-9), und übernachtet zum Erstaunen der Apostel bei Zachäus.

Um diese Zeit erkrankt Lazarus in Bethanien schwer, und man sehnt sich dort nach dem Herrn; aber Er geht erst noch gen Samaria, ehe Er nach Bethanien reist.

Mi. 16.

Jesus ist heute bei einem vornehmen Phari­säer mit Seinen Jüngern und vielen anderen Pharisäern zu Gast geladen. Bei Tisch wirft man Ihm das Heilen der Kranken am letz­ten Sabbat vor. Er widerlegt die Vorwürfe, tadelt ihre Hoffart, immer obenan zu sitzen und erzählt Gleichnisse, ähnlich wie bei den Pharisäer-Gastmählern am 31. August 32 und am 18. April 33 (L. 14, 1-24).

Von Jakobus und Bartholomäus werden viele mitten in Jericho auf einem freien Platz in einem von Gebäuden umgebenen Badeteich getauft.

Intrigen der Jericho-Pharisäer

Do. 17.

Heute lehrt der Herr mehrmals in der Syna­goge; auf der Straße drängen sich Sünder und Zöllner um Ihn. Einige Apostel lehren auch. Die Pharisäer hingegen stecken in ihrem Hause zusammen, erwarten ihre Boten von Jerusalem, die ihnen Haftbefehle wider Jesum bringen sollen, und überlegen, wie sie Ihn am besten fangen können.

Die Jünger sind ängstlich und unwillig, daß Sich der Meister so ungestört der großen Gefahr aussetzt. Bald darauf kommt Er zu ihnen und zu den Leuten, die sich über Seinen Umgang mit Sündern und Zöllnern ärgern (L. 15, 1-2), und erzählt ihnen die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Drachme und vom verlorenen Sohne (L. 15, 3-32). Auch heute wird wie­der getauft, und einige Kranke werden so­gar durch die Taufe geheilt; andere aber werden auch abgewiesen.

Fr. 18.

Jesus heilt heute eine blutflüssige Frau, die von weit hergekommen ist und nun Sein Gewand berührt, doch ist dies ein anderer Fall wie jener von Matthäus (9, 20) erzählte am 6. Dezember 32. Jesus lehrt nach dieser Heilung vom ausdauernden Gebet, da Er diese Frau vorher mehrmals abgewiesen hat.

Es ist sehr rührend zu sehen, wie die Kran­ken, wo der Herr wandelt, dicht am Wege liegen, seufzen und flehen; wie die Jünger dabei so ängstlich und unmutig sind, und wie der Heiland so ernst, sicher und sanft ununterbrochen heilt und lehrt.

Boten aus Bethanien läßt Er sagen, Er komme noch nicht, da Seine Zeit noch nicht gekommen sei, dorthin zu gehen. Nach Samaria aber schickt Er zwei Jünger, um dort Seine baldige Ankunft zu melden.

Sa. 19.

Morgens und abends lehrt Jesus in der Syna­goge, und während der Zwischenzeit geht Er von Haus zu Haus und heilt und befreit auch Besessene.

So. 20.

Die zwei am vergangenen Zehnten dieses Monats ergrimmten Pharisäer sind in Jeru­salem grob aufgenommen worden, weil sie ihre Gesinnung Jesu gegenüber etwas geän­dert hatten. Heute kehren sie bekehrt zum Herrn zurück. Er entläßt und sendet paar­weise eine große Zahl Apostel und Jünger nach Orten aus, in die Er nicht mehr kom­men wird. Am heutigen Abend schließt der Monat Ab und beginnt der neue Monat Elul.

Mo. 21.

An hundert fremde Pharisäer haben sich in Jericho mit den einheimischen versammelt, beraten und lauern Jesu, da Seine Beglei­tung bedeutend geringer geworden, geschlos­sen am Wege auf, stellen Ihn heftig zur Rede und bringen alle alten Vorwürfe von neuem vor. Doch Er widerlegt dieselben mit solcher Kraft, daß sie zum Schluß nichts mehr zu sagen wissen.

Ort nördlich von Jericho

Di. 22.

Morgens geht Er etwa eine Stunde nördlich von Jericho. Auf dem Wege vor dem Ort halten Ihn nochmals viele Pharisäer an und bestürmen Ihn mit listigen Fragen und albernen Vorwürfen, haben aber keine Ge­walt über Ihn.

Viele Leute ziehen mit Ihm in die Stadt. Am Wege sitzen zwei Blinde mit ihren Führern. Sie werden Ihm nachgeführt und riefen immerfort: „Herr, erbarme Dich unser, Sohn Davids!“ Er bleibt stehen, stellt einige Fragen betreffs ihres Glaubens und heilt sie (Mt. 20, 29-34). Es entsteht viel Tumult, und die Pharisäer stellen mit einem der geheilten Blinden eine Untersuchung an und fragen auch dessen Vater aus.

Jesus heilt unterwegs noch viele, und es ist nicht auszusprechen, wie ruhig, sicher und geduldig Er unter allen diesen Zumutungen, Anfällen und Verfolgungen arbeitet, und wie sanft und ernst Er lächelt, wenn die Jünger Ihn von Seinem Wege abwendig machen wollen.

Anderer Ort nördlich von Jericho

Mi. 23.

In einem zweiten kleinen Ort nördlich von Jericho heilt er wieder viele und lehrt in der dortigen Schule. Die Leute nehmen Ihn hier besser auf als in dem letzten Orte.

Do. 24.

Vor dem Orte heilt Er die zehn Aussätzigen, und diese Heilung wird vom Evangelisten Lukas (17, 11-19) geschildert. Der eine, der zu Ihm zurückkehrt und dankt, wird später ein Jünger.

Er besucht auf die Bitte eines Hausvaters dessen Haus in einem Hirtendorf, eine Viertelstunde rechts vom Wege und erweckt dessen siebenjähriges gestorbenes Töchter­chen zum Leben. Petrus, Johannes und Jakobus Major sind dabei, und Er sagt ihnen, sie sollten in Seinem Namen ebenso ver­fahren.

Letzte Besuche bei Hirten

Hirtengegend in Süd-Samaria

25. – 29.

Jesus wandelt mit den drei Aposteln in den weit zerstreuten Hirtenhäusern umher, heilt viele und befreit besonders viele Angefoch­tene und Besessene, auch Frauen und Mäd­chen.

Hirtenhaus bei Hebron

Mi. 30.

Von Hirtenhaus zu Hirtenhaus wandernd, nähert Sich der Herr dem Gebirgslande gegen Hebron zu und wohnt in einem Hirtenhaus, nahe bei Hebron, mit Petrus allein einem Hochzeitsfeste bei. Er legt noch nach dem Mahl in einem besonderen Raum des Hauses die Hände des Brautpaares zusam­men, segnet mit Seiner Rechten die so ver­bundenen Hände und lehrt von der Unauf­löslichkeit der Ehe und der Enthaltung.

Ein anwesender Priester wird unwillig, daß dem Herrn und Petrus die Ehrenstellen bei Tisch eingeräumt werden und holt aus Hebron Pharisäer herbei, die Jesus mit Hef­tigkeit überfallen. Einer zieht Ihm bei seiner aufgeregten Rede den Mantel von der Schul­ter; doch Jesus bleibt ruhig, und sie kön­nen Ihm nichts anhaben und weichen von dannen.

Do. 31.

Er zieht weiter südlich gen Juta in das Gebirgsland. Die Hochzeitsgäste geben Ihm das Geleit, und unterwegs gesellen sich zu den dreien noch drei andere Apostel, dar­unter Andreas. Der Herr heilt auf dieser Reise viele kranke Kinder, die man Ihm an den Weg bringt. Sie sind meist geschwol­len und können nicht gehen.

Gebirgsort bei Juta

Sept., Fr. 1.

Die Priester in der hiesigen Synagoge rufen noch andere Priester zu Hilfe, aber sie müs­sen Jesu den Lehrstuhl einräumen, denn das Volk will Ihn hören.

Sa. 2.

Er lehrt in der Synagoge auf dem Hügel über die Worte: „Niemand kann zwei Her­ren dienen“ (Mt. 6, 24). Die Pharisäer spot­ten darüber, daß Er sagt, Er werde nicht wiederkehren; Er habe das schon oft gesagt.

3. – 5.

Unter anderem lehrt Er noch in diesem Orte von Seiner Absicht, daß Er gekommen das Schwert zu bringen (Mt. 10, 34-36). Als die Jünger hierüber verwirrt und ängstlich werden, erklärt Er ihnen, daß Er damit die Lostrennung von allem Bösen meine.

Leviten-Ort Bethain

Mi. 6.

Nachdem der Herr die meisten Apostel und Jünger wieder fortgesandt hat, verläßt Er den Gebirgsort und zieht nach einem kleinen Orte weiter nördlich, wo die Einwohner Ihm gutgesinnt sind. Es ist das Leviten-Städtchen Bethain, welchem Er schon am 15. Januar 33 einen kurzen Besuch abgestattet hatte. Das Nähere über Jesu Wandel von hier aus bis nach Kapharnaum ist uns nicht berichtet worden.

Kurzer Wandel in Samaria

Infolge großer Leiden ist Anna Katharina dreizehn Tage lang nicht imstande gewesen, aus ihren Visionen während dieser Zeit Mit­teilungen zu machen. Näheres über eine ver­mutliche Reise Jesu nach Jerusalem ist da­her aus dieser Quelle nicht bekannt. Vom 20. September an sind wieder folgende kurze Bruchstücke von ihr mitgeteilt worden.

Karte Nr. 36
1-Fahsel Emmerick Karte 36

Ort bei Samaria

Mi. 20.

Jesus bleibt noch in einem Orte bei Samaria, und Seine heiligste Mutter, deren ältere Schwester Maria Heli nebst ihrer Tochter Maria Kleophä reisen Ihm von Bethanien aus entgegen. Am heutigen Abend schließt der Monat Elul und beginnt der neue Monat Tisri.

Do. 21.

Die drei heiligen Frauen treffen bei dem Herrn ein, und außerdem überbringt ein Bote von Lazarus die Bitte, der Herr möge doch nach Bethanien kommen.

Ort, eine Tagesreise nördlich von Bethanien

22. – 23.

Während die heiligen Frauen dort, wo sie angekommen, den Sabbat feiern und auf Jesu Rückkehr warten, geht Er zum Sabbat in einen Ort, eine Tagesreise nördlich von Bethanien, lehrt in der großen Synagoge, segnet Kinder und heilt Kranke.

Er lehrt dieser Tage sehr ausführlich vom barmherzigen Samariter (L. 10, 25-27), von der Bedeutung Jerichos und Jerusalems und von der verlorenen Drachme (L. 15, 8 bis 10). Er sagt unter anderem, die, welche Ihm nicht nachfolgen, würden unter die Mörder fallen. Auch segnet Er wieder viele Kinder und heilt Kranke.

Ort bei Samaria

Mi. 27.

Er kehrt zu dem Ort zurück, wo Ihn die Frauen erwarten. Auch Apostel und Jünger sind bei Ihm. Sie wohnen im Hotel und er­halten hier die Nachricht vom Tode des Lazarus.

Do. 28.

Der Herr reist gegen Abend mit den Apo­steln und heiligen Frauen ab. Sie wandern beim Mondschein die Nacht hindurch in getrennten Gruppen in Richtung auf das Landgut Lazari bei Ginäa, wo dessen Schwe­stern Jesum erwarten.

Grenz-Stadt Ginäa

Fr. 29.

Während die Frauen gleich zum Landgut Lazari gehen, bleibt Jesus mit den Aposteln noch in einem kleinen Gut vor Ginäa und predigt zum Sabbat in der Synagoge zu Ginäa, wo Er auch mit den Aposteln über­nachtet.

Lazari Gut bei Ginäa

Sa. 30.

Nach dem Sabbat begibt Er Sich zum Land­gut Lazari. Magdalena kommt Ihm ent­gegen und klagt, ähnlich wie später Martha (J. 11, 21), daß der Meister nicht früher nach Bethanien gekommen sei. Er erwidert dem Sinne nach das Ähnliche wie schon vor­her beim Empfang ihrer Nachricht von der Erkrankung Lazari. „Diese Krankheit führt nicht zum Tode, sondern dient zur Verherr­lichung Gottes, weil der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werden soll“ (J.11,4). Dann speist Er mit den Aposteln und Frauen im großen Saal des Hauses und lehrt vom Ärgernis, das man im letzten Ort an Ihm ge­nommen und vom Ärgernis, das noch be­vorstehe.

DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

Zweites Vierteljahr:

Vom zweiten Osterfest bis zum Schluß des Lehrwandels in Galiläa

(1. April bis 30. Juni 33)

Beschluß der Verhaftung Jesu

Gartenstadt Bethanien

April: Di. 1.

Der Geheilte vom Teich Bethesda läuft, wie gestern, so auch heute nach Bethanien und wo sonst Sich Jesus blicken läßt, und erzählt überall den Pharisäern, daß Jesus es ge­wesen, der ihn geheilt; und die Pharisäer entschließen sich, Jesum, wenn es angehe, zu verhaften und beiseite zu schaffen.

Der Herr wandelt heute mehrmals mit den Freunden und Jüngern an den Ölberg. Magdalena und andere Frauen folgen in einiger Entfernung. Unterwegs brechen die Jünger bei reifen Kornfeldern Ähren ab und essen hier und da auch Früchte (vgl. unten 9. April 33). Jesus lehrt wieder vom Gebet und spricht auch von einem dauern­den Wandel in der Gegenwart Gottes.

Das Schlachten des Osterlammes im Tempel beginnt heute nicht schon um halb ein Uhr (wie bei der Kreuzigung Christi), sondern erst gegen drei Uhr werden die Trompeten geblasen, worauf das Volk in drei Gruppen zum Vorhof des Tempels zieht. Die Ge­schwindigkeit und Ordnung ist bewunde­rungswürdig. Alle stehen dicht aneinander, und doch hindert keiner den anderen; jeder hat seine Wege, zu kommen, zu schlachten und zu gehen. Für Lazarus schlachten die vier Männer, die diesmal die Hausväter vor­stellen: Lazarus, Heli von Hebron, Judas Barsabas und Heliachim, der Vetter Jesu.

Das Ostermahl bei Lazarus

Abends, mit Beginn des 15. Nisan, sind im Schlosse zu Bethanien alle geschürzt, wie zur Abreise (Exod. 12), haben neue San­dalen an den Füßen und Stäbe in der Hand. Zuerst singen sie: „Gebenedeit sei der Herr, Gott Israels“ und „Gelobt sei der Herr“, und stellen sich mit erhobenen Händen paar­weise gegen einander, indem sie heranwan­deln. An dem Tische Jesu und der Apostel macht Sein Verwandter Heli von Hebron den Hausvater, an der Tafel der Haus­genossen und Freunde Lazarus, an der der Jünger Heliachim und an einer vierten Ta­fel Judas Barsabas. Es nehmen 36 Jünger am Mahle teil.

Nach dem Gebet wird jedem Hausvater ein Becher mit Wein gebracht, den er segnet, trinkt und herumreicht. Dann wäscht er die Hände, zeigt das Osterlamm und teilt es aus. Alle essen sehr geschwind (wie vor der Ab­reise), schneiden von dem dichten Kraut ab, tauchen es in die Brühe und essen es. Un­terdes bricht der Hausvater einen von den Osterkuchen und legt ein Stückchen davon unter das Tischtuch. Alles dies geschieht im Stehen und unter Gebeten. Die Frauen stehen auch bei ihrer Mahlzeit, sind reise­mäßig gekleidet, singen auch Psalmen, zer­legen aber ihr Lamm nicht selber, sondern es wird ihnen von der anderen Tafel ge­schickt. In den Seitenhallen essen viele arme Leute, deren Mahlzeit Lazarus gespen­det hat, ihr Osterlamm, und sie werden alle beschenkt.

Der Herr hält während der Mahlzeit noch eine Lehre vom Weinstock, vom Veredeln des Weinstockes, vom Ausrotten des schlech­ten, vom Pflanzen edler Reben und vom Beschneiden derselben nach jedem Auf­schießen. Er nennt die Apostel und Jünger diese Reben, und den Menschensohn den wahren Weinstock (vgl. J. 15, 1-8), und sagt, daß sie in Ihm bleiben müßten; und wenn Er gekeltert sei, müßten sie fort und fort den wahren Weinstock, Ihn Selbst, ver­breiten und alle Weinberge damit anbauen. Sie sind bis spät in der Nacht zusammen und sehr gerührt und freudig.

Die Theophanie im Tempel

Jerusalem

Mi. 2.

Das Fest im Tempel beginnt heute sehr früh; er ist nach Mitternacht schon offen, alles ist voll Lampen. Die Leute kommen schon vor Tagesanbruch mit ihren Dankopfern, aller­lei Tieren und Vögeln, die zu kaufen sind, und diese werden von den Priestern in Emp­fang genommen und besichtigt; man bringt auch Geschenke an Geld, Stoffen, Mehl und Öl.

Jesus steht mit den Seinen unter der Menge des Volkes von Sonnenaufgang bis zur Zeit des sogenannten „Stillstandes“, das heißt der Pause mit den Opfern, die etwa um elf Uhr eintritt. Der Herr begibt Sich jetzt, da alle Zugänge wieder offen sind, zum großen Lehrstuhl im Porticus Salomonis. Es ziehen sich viele Menschen zusammen, auch Pha­risäer. Als Er zu lehren beginnt, treten Letztere heran und fragen, warum er das Osterlamm nicht mit ihnen im Tempel ge­gessen, und ob Er heute ein Dankopfer ge­bracht habe. Jesus weist sie an die Haus­väter, die es für Ihn entrichtet hatten. Sie aber bringen wieder vor, Seine Jünger hiel­ten die Gebräuche nicht, äßen mit unge­waschenen Händen und naschten Ähren und Früchte auf dem Weg; man sehe Ihn nie Opfer bringen; es seien sechs Tage zur Arbeit, der siebente zur Ruhe, und Er habe den Mann vom Teich am Sabbat geheilt und sei ein Sabbatschänder.

Doch der Herr setzt Seine Lehre fort und redet gegen sie vom wahren Opfer: der Menschensohn sei Selbst das Opfer, und sie schändeten das Opfer durch ihren Geiz und ihre Lästerung wider den Mitmenschen. Gott verlange keine Brandopfer, sondern bußfertige Herzen; ihr Opfer werde ein Ende nehmen, der Sabbat werde bestehen; aber um des Heiles der Menschen willen sei er da, und nicht die Menschen um des Sabbat willen.

Hierauf machen sie sich über die Parabel vom reichen Manne und armen Lazarus lustig, die der Herr vorgestern erzählt hatte, und fragen höhnisch, woher Er denn die Geschichte so genau wisse, nämlich was der Lazarus und Abraham und der reiche Mann gesprochen, und ob Er denn bei ihnen in Abrahams Schoß und in der Hölle ge­wesen sei; ob Er Sich denn nicht schäme, dem Volke solche Dinge aufzubinden. Da weist Jesus ihnen die echte Geschichtlich­keit, die Seiner Parabel zu Grunde liegt, nach und legt sie auf die Gesinnung Seiner Gegner aus (siehe oben S. 60).

Schließlich werden die Pharisäer so er­grimmt, daß sie gegen den Herrn vor­dringen, lärmen und nach den Tempel­wachen senden, um Ihn verhaften zu lassen. Da verfinstert sich draußen das Wetter, indem dunkle Wolken die Sonne verbergen, so daß es im Tempel auffallend dunkel wird. Und Jesus schaut empor, da das Getümmel groß wird, und ruft: „Vater, lege Zeugnis ab von Deinem Sohne!“ Und eine gellende Stimme schallt nach kurzem Donner durch die Halle: „Das ist mein ge­liebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“ (vgl. unten 16. März 34).

Die Gegner Jesu werden ganz verwirrt und schauen erschrocken empor; die Jünger aber, die in einem Halbkreis hinter dem Herrn stehen, setzen sich in Bewegung, und Jesus geht zwischen ihnen ungehindert durch die sich öffnende Menge hindurch und verläßt den Tempel an der Westseite und die Stadt durch das Benjamin- oder Eck-Tor bei Lazari Haus (siehe das Bild vom herodia­nischen Tempel S. 64).

Die Jünger haben die Stimme nicht gehört, sondern nur den Donner, denn ihre Stunde war noch nicht gekommen; aber mehrere der zornigsten Pharisäer hörten sie. Als es nach dem Weggang des Herrn wieder hell wird, sprechen sie zwar nicht davon, eilen aber nach und senden Leute, um den Herrn zu verhaften. Er ist jedoch nicht mehr zu finden, und sie ärgern sich, daß sie sich überraschen ließen und Ihn nicht ange­halten hatten.

Festungs-Stadt Rama

Der Herr wandert mit den Jüngern um die Nordostecke der Stadt und bei Anathot vor­bei bis nach Rama und übernachtet im Hotel. Es sei noch bemerkt, daß Stephanus, der spätere Diakon und Märtyrer (Apg. 6-7), während dieser letzten Tage in Be­thanien mit mehreren jerusalemer Jüngern zusammengekommen ist und auch die Leh­ren Jesu mitangehört hat. Er ist Student der Exegese und hat bereits in jenen Tagen im Januar 33, als der Herr in Jerusalem weilte, die Bekanntschaft mit dem Jünger Johannes gemacht und seitdem viel mit Lazarus verkehrt.

Ackerbau-Stadt Thänat-Silo

Do. 3.

Frühmorgens verläßt Jesus Rama und wan­dert mit den Seinen bis Thänat-Silo, wo Er bereits am 20. Oktober 32 gut aufgenom­men, aber diesmal noch liebevoller und ver­traulicher empfangen wird als früher, wie überhaupt jetzt überall, da alle Pharisäer in Jerusalem weilen, und sich nun keiner scheut, sich dem Herrn zu nahen.

Wie schon gestern bei Rama, gehen auch hier die Leute in Prozessionen auf die reifen Kornfelder, schneiden Büschel von Getreide ab und tragen sie an Stangen in die Synagoge und Häuser. Der Herr lehrt hier und da auf dem Feld und in der Stadt. Er spricht immer noch sehr ernst von Seinem nahen Ende; doch ruft Er alle zu Sich, Trost zu suchen (vgl. Mt. 11, 28-30), und betont das Gott wohlgefällige Opfer eines reu­mütigen Herzens. Die Einwohner warnen Ihn, doch nicht durch Samaria zu gehen, weil, wie sie meinen, die Samariter den vom Pascha zurückkehrenden Pilgern allerlei Streiche zu spielen pflegten. Übrigens läßt Pilatus heute allen Galiläern verbieten, Jerusalem ohne seine Erlaubnis zu verlas­sen, sie würden sonst auf den Wegen von seinen Truppen niedergemacht werden.

Der krumme Pharisäer von Atharot

Sadduzäer-Hauptsitz Atharot

Fr. 4.

Von Thänat-Silo wandert der Herr bis Mit­tag nach Atharot, wo Ihm die Sadduzäer mit den Pharisäern am 4. August 32 einen Toten zum Heilen gebracht hatten. Jesus lehrt auf einem Hügel vor der Stadt, wohin Ihm nun wegen Abwesenheit Seiner da­maligen Gegner viele alte Leute, Kranke, Frauen und Kinder folgen. Er lehrt streng und doch zugleich liebevoll, warnt die armen Einwohner vor der Bosheit der Pharisäer, spricht noch deutlicher von Seiner Sen­dung, von Seinem himmlischen Vater, von Seiner nahen Verfolgung, von der Aufer­stehung der Toten, vom Gericht und von der Nachfolge und heilt zum Schluß die Kran­ken: Lahme, Blinde, Wassersüchtige und auch kranke Kinder.

Nach kurzer Erquickung im Hause eines alten, biederen Schullehrers vor Atharot, bei dem die Jünger dem Herrn Herberge besorgt haben, begibt Sich Jesus zum Sab­bathaus und liest die fälligen Perikopen über die Reinigung der Wöchnerinnen (Le­vit 12) ; über die Brotvermehrung der Ger­stenbrote und des Getreides durch Eliseus und über dessen Heilung des aussätzigen Naaman (4 Kön. 4, 42-5, 19).

Als Er bereits eine Zeitlang gelehrt, wendet Er Sich zur Tribüne, wo die Frauen stehen, und ruft eine Witwe zu sich, die von ihren Töchtern auf ihren Platz geführt worden war. Sie ist seit achtzehn Jahren in der Mitte des Leibes ganz gekrümmt und geht mit dem Oberleib so niedergebeugt zur Erde, daß sie fast auf den Händen gehen könnte. Die Töchter führen sie nun zum Herrn, und Er legt ihr Seine Hand auf den Rücken und spricht: „Weib, sei frei von deiner Krank­heit!“ Da richtet sich die Frau kerzen­gerade in die Höhe und ruft: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der Wunder tut allein“ (Ps. 71, 18), und wirft sich vor Jesus nieder, und alle Anwesenden loben Gott. Der Synagogen-Vorsteher aber, der ebenfalls an einer Krümmung leidet, entrüstet sich, daß unter seiner Regierung am Sabbat solche Handlung geschieht, und wendet sich, da er Jesum nicht anzureden wagt, an die Hörerschaft und ruft: „Es gibt sechs Tage, an denen man arbeiten soll, an diesen kommt und laßt euch heilen, aber nicht am Sab­bat!“ — „Du Heuchler“, entgegnet der Herr, „bindet nicht ein jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Sollte da nicht diese Tochter Abrahams, die der Satan jetzt bereits achtzehn Jahre gebunden gehalten hat, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden dürfen?“ Auf diese Worte hin brechen alle Hörer in Jubel aus und freuen sich über das geschehene Wunder (L. 13, 10-17). Und der gekrümmte Phari­säer erscheint allen ganz lächerlich, da er, statt selbst die günstige Gelegenheit wahrzu­nehmen, Jesum um Heilung seiner eigenen Krummheit anzugehen, sich über einen ver­meintlichen Sabbatbruch durch die Heilung einer Krümmung entrüstet.

Das Abstreifen der Ähren

Sa. 5.

Nachdem der Herr in Privathäusern der Stadt Kranke geheilt und Almosen an Arme verteilt hat, ist Er zum Mittagsmahl Gast der gestern geheilten Witwe, die heute viele Arme beköstigt und reichliche Spenden aus ihrem großen Vermögen austeilen läßt. Während des üblichen Sabbat-Spazierganges geschieht jenes Ährenrupfen seitens der Jünger auf den Getreidefeldern, welches einige Spitzel, die überall hin dem Herrn nachspüren, bis nach Dothan hin berichten, wo die Pharisäer diese Tat dem Herrn am kommenden Donnerstag vorwerfen werden (Mt. 12, 1-2).

Landgut Lazari bei Ginäa

Nach der Sabbatschluß-Lehre wandert Jesus mit den Seinen noch bis zum Landgut Lazari bei Ginäa und übernachtet hier, wie am 25. März dieses Jahres.

Karte Nr. 29
1-Fahsel Emmerick Karte 29

Handels-Stadt Hadad-Rimmon

So. 6.

Auf Seinem Wege nach Hadad-Rimmon spricht der Herr hier und da vor Hirten, empfiehlt ihnen besonders die Liebe gegen die Samariter und überhaupt gegen alle Menschen, legt auch die Parabel vom barm­herzigen Samariter aus (L. 10, 25) und heilt kranke arme Leute. Vor Hadad herbergt Er im Hotel und lehrt in der Stadt besonders von der Auferstehung der Toten, vom Ge­richt und von Gottes Barmherzigkeit.

Am heutigen Tage läßt Pilatus den Auf­rührer Judas Gaulonita mit vielen seiner Anhänger im Tempel durch Soldaten er­morden. Viele Unschuldige kommen dabei mit ums Leben. Auf diese Weise rächt sich Pilatus auch an Herodes Antipas für dessen Spitzbuberei des Turmeinsturzes kurz vor Herodes‘ Geburtstag, Anfang Januar dieses Jahres (vgl. L. 13, 4).

Mo. 7.

Jesus sendet die Apostel und Jünger bis auf wenige in die umliegenden Orte aus, um zu heilen und zu lehren. Er Selbst spricht wie­der in Hadad vor zahlreicher Hörerschar; denn ein großer Zug von Festteilnehmern hat Jerusalem einen Tag nach Ihm verlassen und ist Ihm hierher nachgezogen, um Ihn zu hören.

Die Verklärung auf dem Tabor

Handels-Stadt Kisloth-Tabor

Di. 8.

Auf dem Wege nach Kisloth-Tabor vereini­gen sich nach und nach wieder die gestern ausgesandten Jünger mit dem Herrn, und in Kisloth sammeln sich wieder Scharen von heimreisenden Pilgern um Seinen Lehrplatz.

Berg Tabor

Nachdem Er auch wie gestern viele geheilt hat, sendet Er nachmittags gegen drei Uhr die Jünger rechts und links um den Tabor-Berg und begibt Sich mit Petrus, Johannes und Jakobus Major auf den Berg, wo jene Verklärung Jesu (Mt. 17, 1-8) um Mitter­nacht stattfindet, die unten im Kapitel über die Mystik und die Wunder Jesu eingehend beschrieben wird.

Am Nordfuß des Tabor

Mi. 9.

Unten am Berge erwarten frühmorgens die Jünger den Herrn und sind von einer Gruppe von heimreisenden Osterpilgern um­ringt, die mit den Jüngern im Nachtlager zusammengetroffen und ihnen bis hierher gefolgt sind. Auch einige Schriftgelehrte sind dabei. Diese Leute sind in einem Wort­wechsel mit den Jüngern begriffen. Als man den Herrn erblickt, laufen Ihm alle ent­gegen, grüßen Ihn, aber erschrecken über Sein wunderbares Aussehen; denn gleich­sam der Tau Seiner Verklärung liegt noch auf Ihm. Auch erraten die Jünger aus dem Wesen der drei Apostel, die ernster und schüchterner als sonst Jesu folgen, daß etwas Wunderbares mit Ihm vorgegangen ist.

Als der Herr die Leute fragt, worüber sie gerade gestritten, tritt ein Bürger von Amthar hervor, jener Stadt (Rama oder Er Raine), wo die Geschichte mit dem armen Lazarus und dem reichen Prasser geschehen war, wirft sich vor Jesus auf die Knie und fleht Ihn an, Er möge seinem einzigen Sohne helfen; er habe den Jüngern, als sie in Amthar gewesen, jenen gebracht; sie hätten ihm aber nicht helfen können, und darüber hätten sie nun mit ihm und den Schrift­gelehrten gestritten. Und nun folgt die Hei­lung dieses mondsüchtigen und besessenen Knaben, welche unter den Synoptikern der hl. Markus (9, 14-27) am eingehendsten beschrieben hat.

Die Jüngerbelehrungen des Evangeliums

Auf dem Wege nach Dothaim

Nachdem der Herr noch einige Kranke ge­heilt, wandert Er gen Dothaim weiter, und zwar meist auf Nebenwegen, um das Zu­sammenlaufen des Volkes zu vermeiden, welches zur Zeit in Scharen von Jerusalem heimreist. Die Jünger marschieren in ge­trennten Gruppen, und Jesus ist bald allein, bald bei dieser, bald bei jener Gruppe.

Unterwegs fragen Ihn die drei Apostel, die Seiner Verklärung beigewohnt haben, be­treffs Seiner Worte von der Auferstehung des Menschensohnes und der von den Schriftgelehrten vorgetragenen Auferste­hung des Elias, die jener vorausgehen müsse; und Jesus gibt ihnen die uns im Evangelium (Mt. 17, 9-13; Mk. 9, 9-13) überlieferte Antwort.

Etwas weiter wendet sich auch jener Mann aus der Gegend von Aser-Michmethat an den Herrn, der Ihn bittet, zwischen ihm und seinem Bruder das Erbe zu teilen (L. 12, 13-14), und im Anschluß an Jesu vor der Habsucht warnender Antwort erfolgen nun alle jene ein ähnliches Thema behandelnden Ermahnungen des Herrn an seine Jünger, die sich bis über die nächsten Tage hin er­strecken und im 12. Kapitel des Lukasevan­geliums auf folgende Abschnitte verteilt sind:

Warnung vor dem Übermaß zeitlicher Sor­gen in Verbindung mit dem Gleichnis von den Vögeln des Himmels und den Lilien auf dem Felde (22-31) ; der freiwillige Ver­zicht auf irdischen Besitz, um einen unver­gänglichen Schatz im Himmel zu erwerben (32-34) ; Aufforderung zur Wachsamkeit und Treue gleich den Knechten, die der Herr bei seiner Heimkehr von der Hochzeit wachend findet (35-40) ; das Gleichnis vom Hausherrn und pflichtgetreuen Haus­verwalter als Antwort auf eine Frage Petri (41-46) ; ferner die Worte Jesu: „Wem viel anvertraut ist, von dem wird um so mehr verlangt“ (47-48), und: „Ich bin gekom­men, Feuer auf die Erde zu werfen . .. Mit einer Taufe muß Ich Mich taufen lassen, und wie bin Ich bedrückt, bis sie vollzogen ist“ (49-50), womit Er auf die volle Sen­dung des Hl. Geistes hinweist, dem als Be­dingung Sein eigener Sühnetod vorausgehen müsse. — Mit den weiteren Worten: „Glaubt ihr, Ich sei gekommen, Frieden zu bringen? Nein, sage Ich euch, sondern Zwiespalt!“ (50-53) fordert Er Seine Jünger zur be­dingungslosen Nachfolge und zum absoluten Freisein des Geistes und Leibes für Gott und das Apostelamt auf und deutet auch zugleich die Absicht Seines Wirkens an. nämlich die Scheidung der Geister (siehe unten S. 50).

Karawanen-Stadt Dothaim

Einige Jünger sind bereits nach Dothaim vorausgegangen, um im Hotel vor der Stadt Herberge zu bestellen. Nachdem der Herr, dort angekommen und Sich mit den Seinen erfrischt hat, gehen die Jünger mit Ihm bei­seite — denn es logieren im gleichen Hotel viele heimreisende Pharisäer und Schrift­gelehrte, die den Propheten aus Nazareth neugierig umdrängen — und fragen Ihn, warum es ihnen bei ihrem Versuch in Amthar damals nicht gelungen sei, jenen besessenen Knaben von heute morgen zu heilen, worüber man auch heute früh mit ihnen am Berge Tabor gestritten habe. Jesus führt ihre damalige Ohnmacht auf ihren zu geringen Glauben zurück und gibt den star­ken Glauben, der Berge zu versetzen ver­mag, das inständige Gebet und eigenes Fasten als die Kraftquellen an, die für solche Fälle die Macht zu heilen verschaffen (Mt. 17, 19-21). Im Anschluß hieran be­lehrt Er sie, wie man durch solche Mittel sich selbst stärke und dem Teufel zugleich seine Gewalt entziehe, und dann erklärt Er ihnen die verschiedenen Arten der Besesse­nen und ihrer Befreiung.

Am selben Abend treffen die Mutter Jesu und vier andere verwandte Frauen von Jeru­salem im Hotel ein, gefolgt von Dienern des Lazarus, die auf Eseln Vorräte für die Ge­meinde Jesu mit sich führen. Der Herr spricht mit den Frauen einiges und folgt dann der Einladung der Pharisäer zum Abendessen im Speisesaal. Seine Gegner be­nutzen dieses gemeinsame Mahl, um Jesu das Ährenrupfen Seiner Jünger vom ver­gangenen Samstag, wie überhaupt deren Unterlassungen sonstiger Vorschriften vor­zuwerfen, woraufhin der Herr auf David hinweist, der im Tempel die Schaubrote aß, da ihn hungerte (1 Kön. 21, 1), ferner auf die Handlungen der Priester im Tempel (Levit. 6, 8) und auf Seine eigene Herr­schaft als Menschensohn über den Sabbat (Mt. 12, 2-8).

Die Abweisung des gelehrten Jüngers

Kapharnaum

Do. 10.

Nachdem Jesus noch in Dothaim und der Umgegend gelehrt und mehrere zurück­kehrende Jünger empfangen hatte, wandert Er nachmittags auf dem geraden Wege nach Kapharnaum, wo die vom Fest Heimkehren­den der Sitte gemäß feierlich empfangen und begrüßt werden. Der Herr ist mit den Jüngern Ehrengast bei einer Mahlzeit der Pharisäer, und als sie sich zu Tisch legen wollen, bringt der Jünger Manahem von Koreä dem Herrn jenen gelehrten Jüngling von Jericho, den Jesus bereits am 21. März 32 abgewiesen hat. Dieser hat zwar sein Vermögen mit seinen Verwandten geteilt, aber doch einen Besitz für sich zurück­behalten und ist noch immer um seinen Unterhalt besorgt. Deshalb nimmt ihn der Herr nicht an, und jener geht unmutig von dannen.

Die Pharisäer entrüsten sich heftig hierüber, denn sie sind jenem Jünglinge gewogen, und werfen Jesu vor, Er spreche immer von Liebe und sei Selbst ganz ohne Liebe; Er spreche von unerträglichen Bürden der Pharisäer und lege Selbst unerträgliche Bür­den auf. Jener sei gelehrt, Er wolle aber nur Unwissende; das Notwendige erlaube Er nicht, das herkömmlich Verbotene lasse Er zu; und dann kommen sie abermals mit den Vorwürfen des Sabbatschändens, Ähren­abstreifens und Nichthändewaschens. Doch Jesus beschämt sie mit Seinen schlagfertigen Antworten.

Die Tempelsteuer

Petri Haus unweit vom See

Fr. 11.

Heute morgen ereignet sich im Hause Petri jene Aufforderung des Herrn an Petrus, seine Angel auszuwerfen, um im ersten ge­fangenen Fisch einen Stater zu finden und als Tempelsteuer abzugeben, die man soeben vom Herrn in Höhe einer Doppeldrachme verlangt hat (Mt. 17, 24-27). Petrus geht gläubig an seine Fischerstelle, läßt eine der dort feststehenden Angeln nieder, zieht sie auf, greift dem gefangenen Fisch ins Maul und findet eine länglichrunde, gelbliche Münze darin, die er nachher den Einwoh­nern für sich und Jesus bringt. Der Fisch ist so groß, daß die anwesenden Jünger alle am Mittag genügend zu essen haben.

Nach Tisch fragt der Herr die Jünger, wor­über sie gestern auf dem Wege von Dothaim hierher gestritten. Sie schweigen; denn der Streit ging um die Frage, wer der Größte unter ihnen sei. Jesus sieht ihre Gedanken, setzt Sich und sagt: „Wenn einer der Erste sein will, so sei er der Allerletzte und der Diener aller“ (Mk. 9, 33-35). Hierauf be­gibt Er Sich mit den Zwölfen und allen Jüngern nach Kapharnaum, wo heute eine Art Volksfest für die aus Jerusalem Zurück­gekehrten stattfindet.

Das Kind als Vorbild

Kapharnaum

Die Straßen und Häuser sind mit Blumen und grünen Kränzen geschmückt. Die Kin­der, Greise und Frauen und die Schulen gehen den Zurückgekehrten entgegen, die wie eine Prozession durch die Straßen zie­hen und die Häuser der Freunde und An­gesehenen besuchen. Die Pharisäer und viele andere ziehen ganz gesellig und freundlich mit Jesu und den Jüngern umher und tren­nen sich auch zuweilen wieder. Jesus lehrt auf dem ganzen Wege an verschiedenen Stellen, geht an die Häuser vieler Armen und Freunde, segnet die Kinder, die man Ihm bringt, und verteilt Geschenke.

Auf dem Marktplatz, an dessen einer Seite die alte, und an dessen anderer Seite die neue, von Cornelias erbaute Synagoge steht, begrüßt der Herr an den Hallen vor den Wohnhäusern die Schulkinder. Auch viele Mütter nahen sich mit kleineren Kindern. Er segnet und belehrt die um Ihn versam­melte Jugend und läßt den reichen, wie den armen Kindern einerlei Röckchen austeilen, welche die Pflegerinnen der Gemeinde be­sorgt haben und die von Frauen aus Jerusa­lem mitgebracht worden sind. Offenbar gab Er auch den Kindern reicher Eltern Röck­chen, weil die Kinder nach damaliger hellenistischer Mode ungenügend bekleidet waren. Auch erhalten sie Früchte, Schreib­tafeln und andere Geschenke.

Während dieses ausgeteilt wird, lehrt Jesus noch vor den Jüngern und dem Volke, und da die Jünger Ihn abermals fragen, wer der Größte im Himmelreich sei, ruft Er die wohlhabende Frau eines Kaufmannes, die mit ihrem vierjährigen Knaben in einiger Entfernung unter der Haustür steht, heran. Sie verschleiert sich und kommt mit dem Knaben herbei. Jesus nimmt ihr das Kind; sie tritt zurück. Er umarmt den Knaben, stellt ihn vor die Jünger in die Mitte und beginnt mit den Worten: „Wenn ihr euch nicht bekehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich ein­gehen“, jene Mahnreden, die den Inhalt des ganzen achtzehnten Kapitels im Evangelium des Matthäus bilden, also auch den Wehe-ruf über die Verführer von Kindern, die Aufforderung zur Selbstüberwindung, das Hören auf die Kirche, das Binden und Lösen auf Erden und im Himmel, die Ver­sammlung im Namen Jesu und schließlich das Gleichnis vom Könige, der mit seinen Knechten abrechnet. Dazwischen fällt die Anfrage des Apostels Johannes betreffs der Behandlung eines außerhalb ihrer Gemeinde stehenden Teufels-Austreibers (Mk. 9, 38 bis 40) und die Frage Petri, wie oft er dem Bruder verzeihen solle, wenn er sich gegen ihn verfehle (Mt. 18, 21-22). Und in bei­den Fällen predigt der Herr Duldsamkeit und Versöhnlichkeit.

Den vierjährigen Knaben aber segnet Er, umarmt ihn nochmals, läßt Sich Früchte und ein Röckchen geben, schenkt sie ihm, winkt die Mutter herbei, gibt ihr das Kind zurück und spricht zu ihr einige prophe­tische Worte über die Zukunft des Knaben, der später ein Jünger der Apostel wird und als Bischof und Märtyrer Ignatius stirbt.

Während des ganzen Weges Jesu folgte Ihm verschleiert jene Lea, die Frau eines bös-gesinnten Pharisäers aus Caesarea-Philippi und die Schwester des verstorbenen Mannes der Enue, der geheilten Blutflüssigen aus Caesarea-Philippi. Sie hatte am 8. Dezember 32 die Mutter Jesu selig gepriesen. Auch bei dieser Lehre Jesu steht sie unter den Hörern. Seit jenem ihrem spontanen Aus­ruf hat sie die merkwürdige Gnadengabe er­halten, immer wieder diesen Ausruf mit Jesu Antwort zu wiederholen, aber leise unter Tränen und mit einer rührenden Be­wegung der Hände, verbunden mit großem innerlichem Trost und mystisch-kontempla­tiver Erkenntnis des Wandels Jesu in der Welt. Zur Zeit ist sie zu den heiligen Frauen nach Kapharnaum gekommen und hat vieles von ihrem Vermögen an die Gemeinde Jesu geschenkt.

Als der Sabbat eintritt, begibt Sich der Herr vom Marktplatz in die Synagoge, liest die Lektion von der Reinigung der Aussätzigen (Lev. 13-14) und von der durch die Pro­phezeihung des Eliseus abgewendeten Hun­gersnot zu Samaria (4 Kön. 7, 1) und lehrt im Anschluß hieran.

Die Lehre von der Inkarnation

Fischer-Stadt Bethsaida

Sa. 12.

Nachmittags weilt der Herr in Bethsaida zum Empfang der teils von der Missions­reise, teils von ihrer Heimat zurückkehren­den Jünger. Einige kommen von jenseits aus der Dekapolis und Gergesa über den See an und sind sehr abgerissen und pflege­bedürftig. Sie werden am Ufer liebevoll um­armt und zum Haus des Andreas geführt, wo man ihnen die Füße wäscht, Bäder bereitet, sie neu einkleidet und speist. Es sind noch siebzig Jünger beisammen; aber es sind nun viele außer diesen in und um Jerusalem. Da nun Jesus bei ihrer Bedienung Selbst hilfreich Hand anlegt, bittet Ihn Petrus: „Herr, willst Du dienen? Laß uns dienen!“ Jesus entgegnet: „Wer einen Propheten auf­nimmt, weil er ein Prophet ist, wird Pro­phetenlohn empfangen. Wer einen Gerech­ten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird Gerechtenlohn empfangen. Wer einem von diesen Geringen nur einen Becher kal­ten Wassers zu trinken gibt, weil er Mein Jünger ist, wahrlich Ich sage euch, er wird gewiß nicht um seinen Lohn kommen!“ (Mt. 10, 41-42).

Im Anschluß hieran hält der Herr den Apo­steln einen sehr geheimnisvollen Vortrag, in welchem Er zum ersten Male erwähnt, daß Er nicht von einem Manne gezeugt sei, son­dern vom Hl. Geiste. Hierbei nennt Er Seine Mutter das reinste, heiligste, auserwählte Gefäß, nach welchem Jahrtausende in den Herzen aller Frommen mit den Zungen aller Propheten gebetet und geseufzt hätten. Dann legt Er ihnen das Zeugnis Seines himmlischen Vaters bei Seiner Taufe aus und spricht von der glücklichen und heiligen Zeit, seit Er auf Erden wandle, und wie die Verwandtschaft der Menschen mit Gott durch Ihn wiederhergestellt werde, wie die Macht der Dämonen durch Ihn gebrochen sei und wie alles durch diese Macht über die Menschen und die Natur gekommene Unheil durch innige Vereinigung mit Ihm im Glauben und in der Liebe in Seinem Namen könne zerbrochen werden. Er spricht sehr ernst und feierlich; sie verstehen nicht alles und sind erschüttert, weil Er nun auch von Seinem Leiden spricht, scheuen sich jedoch hierüber zu fragen (vgl. L. 9, 43b bis 45). Jene drei Apostel aber, die mit dem Herrn auf dem Tabor gewesen, sind seither immer sehr ernst und nachdenkend.

Alles dieses geschieht unter und nach dem Sabbat. Die nun an siebenzig versammelten Jünger herbergen teils im Lehrhause zu Kapharnaum, teils im Hause Petri vor der Stadt. Alle werden aus gemeinsamen Mit­teln, ähnlich wie Klosterleute, beköstigt.

Jesus unter den Landleuten

Nördliche Umgebung von Kapharnaum

So. 13.

Der Herr wandert mit Seinen Jüngern in Richtung auf den Lehrberg bei Hanathon ungefähr zwei Stunden weit bei den Korn schneidenden Bauern und Hirten umher und lehrt abwechselnd diese Erntearbeiter und die Jünger.

Die Schnitter belehrt Er in den Ruhepausen, indem Er sie fragt, wie viel sie gesät, wie viel sie geerntet hätten, wem das Getreide gehöre, wie ihr Boden beschaffen sei, wie sie ihn bearbeiten, und knüpft an alle diese einleitenden Fragen Gleichnisse vom Säen, vom Unkraut, vom Weizenkörnlein, vom Gericht und Verbrennen des Unkrautes.

Die Jünger wiederum unterrichtet Er, wie sie in ähnlicher Weise lehren sollten, und macht diesen pastoralen Unterricht für sie wieder zur aszetischen Lehre, indem Er die Ernte geistig auslegt, sie Seine Sämänner und Schnitter nennt und ihnen sagt, daß sie sich jetzt das Saatkorn sammeln müßten zu Schätzen künftiger Fruchtbarkeit, da Er nicht lange mehr bei ihnen sein werde. Als Ihn daraufhin die Jünger besorgt fragen, Er werde doch wohl noch bis Pfingsten bei ihnen bleiben, gibt Er zur Antwort: „Was sollte aus euch werden, wenn Ich nicht län­ger bliebe!“

Bei den Hirten knüpft der Herr die Ge­spräche durch Fragen an, wie: „Ist dieses deine eigene Herde? Sind dies Schafe meh­rerer Herden? Wie hütest du sie? Warum gehen deine Schafe verstreut?“ Und dann erzählt Er die Parabel vom verlorenen Schaf (Mt. 18, 12 ) und die vom guten Hir­ten (J. 10, 1). Zuletzt übernachtet Er mit den Seinen in einem Hirtenlager unter Lehre und Gebet.

Mo. 14.

Die Stadt Saphet zur Rechten, wandelt Jesus heute vormittag wie gestern durch die Täler und einsamen Gegenden, Hirten, Schnitter und die Jünger belehrend. Er durchgeht alle Pflichten eines guten Hirten, wendet sie auf Sich Selbst an, wie Er für Seine Schafe in den Tod gehe, und gibt dabei den Jüngern Anleitung, wie sie auf ähnliche Weise mit diesen verlassenen, einsamen Menschen reden und guten Samen bei ihnen ausstreuen müßten.

Die Gleichnisrede von der Ehe

Baumwoll-Stadt Leccum

Nachmittags kehren sie wieder gen Südosten zurück und in das Städtchen Leccum ein, wo die sechs Apostel bei ihrer ersten Aus­sendung am 15. Dezember 32 zuerst hin­gegangen waren. Hierhin sind jetzt gerade die Osterpilger zurückgekehrt und die Stra­ßen werden zur morgigen Bewillkommungs­f eier geschmückt.

Di. 15.

Ähnlich wie vor vier Tagen in Kapharnaum hält auch heute hier in Leccum der Herr, nachdem er in vielen Häusern alte Leute besucht und einige Kranke geheilt hat, auf dem Marktplatz eine große Lehre, und zwar zuerst an die anläßlich der Begrüßungs­feier versammelten Kinder, die Er liebkost und segnet, dann an die Jünglinge und Jungfrauen, die mit ihren Lehrern zugegen sind, und schließlich, nachdem die Jugend nach Hause gegangen, abwechselnd vor Gruppen von Männern und vor Gruppen von Frauen.

Hier spricht Er in allerlei Gleichnissen von der Ehe: Zuerst weist Er auf die mit vielem Bösen vermischte menschliche Natur hin. Wer seiner wilden Lust folge, der säe wilde Lust, und das Werk folge dem Urheber nach und klage ihn an. Nur durch Gebet und Ent­sagung werde dieses Böse ausgeschieden und unterworfen. Unser Leib sei ein Ebenbild des Schöpfers, und der Satan wolle es in uns zerstören. Das überflüssige bringe Sünde und Krankheit hervor, und es werde Miß­gestalt und Greuel. Enthaltsamkeit, Gebet und Zucht der Eltern habe die heiligen Männer und die Propheten hervorgebracht. Und alles dieses erklärt Er durch Vergleiche mit dem Säen des Getreides und dem Reini­gen des Ackers vom Unkraut und von den Steinen, mit dem Ruhen des Ackers in Frie­den und mit dem Segen Gottes auf einem Acker, der rechtmäßig erworben sei. Auch lehrt Er in ausführlichen Darstellungen vom Weinbau, vom Beschneiden der Reben als Beschneiden der wilden Triebe in uns, aus denen lauter Holz und Laub anstatt Trau­ben erwüchsen, das heißt, unnütze Kinder, die keinen Segen brächten, sondern Un­kraut, das edle Frucht ersticke; und dann spricht Er von den edlen Reben, von from­men Familien, von verbesserten Weinber­gen, von veredelten und bekehrten Ge­schlechtern, und erzählt von ihrem Stamm­vater Abraham, von dessen Heiligung und vom Bunde der Beschneidung, und wie dessen Nachkommen nun wieder verwildert seien durch ihre Unabhängigkeit und häu­fige Vermischung mit den Heiden; und Er endet mit dem Gleichnis jenes Weinberg­besitzers, der seinen Sohn sendet, und wie es diesem ergehen werde (Mt. 21, 37-39).

Alle Hörer sind sehr bewegt und viele wei­nen. Jesus aber behandelte deshalb hier dieses Thema, weil die Leute gar nicht über diese Dinge unterrichtet wurden und in der Ehe sehr zügellos lebten. Auch ging jetzt ihre österliche Zeit der Enthaltung mit der Rückkehr der Pilger zu Ende, und deshalb ermahnte Er sie zum weisen Gebrauch der Ehe in Zucht und Maß; doch viele verstehen Ihn nicht.

Jene aber, die doch innerlich zum Guten bewegt sind, klärt Er noch über die wesent­liche Wirkung und Kraft der guten Mei­nung auf, mit der Gott mitwirke, indem Er überreichlich zurückzahle, was man Ihm und den armen Nächsten durch guten Wil­len und uneigennützige Tat vom eigenen geistigen und materiellen Besitz hingegeben habe; Er sagt auch: Was sie sich selbst ab­brechen an Speise, an Trank und an über­flüssigem Wohlstand, das mögen sie ver­trauensvoll in die Hände Gottes geben mit der Bitte, Er möge es verlassenen Armen in der Ferne zukommen lassen. Der Vater im Himmel werde, einem treuen Haushalter gleich, ihr Gebet erhören, wenn sie, gleich­sam wie treue Knechte, dasjenige, was Er ihnen im Übermaß gegeben, denjenigen Armen mitteilten, die ihnen bekannt seien oder die sie liebend aufsuchten; und hier­bei führt Er ein Gleichnis an vom Palm­baum, der dem von ihm getrennten Ge­schlecht Nahrung und Gedeihen zuführe durch seine Liebe und Sehnsucht, ohne ihn zu berühren. Gegen Abend geht Er mit den Jüngern über den Jordan nach Bethsaida­Julias.

Universitäts-Stadt Bethsaida-Julias

Mi. 16.

Auch in dieser Stadt wird heute das Fest der Rückkehrenden gefeiert, und der Herr wandelt hier mit den Jüngern, einigen Phari­säern, Schriftgelehrten und Vornehmen der Stadt. Man erzählt von der Ermordung der Galiläer im Tempel, und Jesus antwortet den Erzählenden, wie es Lukas (13, 1-5) aufgeschrieben hat, und knüpft hieran das Gleichnis vom drei Jahre lang unfrucht­baren Feigenbaum an, den sein Besitzer umhauen lassen will, für den aber sein Win­zer noch ein Jahr Gewährung zum Auf­graben und Neudüngen erbittet (L. 13, 6 bis 9).

Am Fuß des Lehrberges der Seligkeiten

Do. 17.

Während des ganzen Tages wandelt der Herr mit den Seinen über die grünen Hügel zu Füßen des Lehrberges der Seligkeiten, wo Esel und Kamele weiden, und sich viele schöne Vögel und allerlei andere Tiere wie in einem angelegten Tiergarten aufhalten, und wo mehrere Quellen entspringen, und viele Fußpfade sich bis an den Hafen hin­schlängeln. Am Abend fahren sie über den Jordan und statten noch dem Fischerstädt­chen Bethsaida einen Besuch ab.

Das Pharisäer-Mahl des Evangeliums

Kapharnaum

Fr. 18.

Nachdem der Herr in der großen Synagoge im Anschluß an die Sabbatlektion vom jähr­lichen Versöhnungsopfer, vom Verbot des Blutessens und der Heiraten unter Blutsver­wandten (Levit. 16-19) und von den Sün­den der Stadt Jerusalem (Ezech. 22) gepre­digt hat, folgt Er einer Einladung zum Abendessen im Privathause eines vorneh­men Pharisäers nicht weit von der Villa des Hauptmanns Cornelius. Bei diesem Essen ereignet sich jene Heilung eines Wassersüch­tigen und die nachfolgenden Ermahnungen des Herrn, betreffs der Ehrenplätze und der wahren Gastfreundschaft, die der Evangelist Lukas (14, 1-14) überliefert hat. Der Gastgeber hatte nämlich außer Jesum nur seine Verwandten und Freunde eingeladen, und als der Herr sieht, daß diese Pharisäer die besten Plätze an der Tafel einnehmen, erzählt Er jenes Gleichnis von den Ehren­plätzen; denn sich zu erhöhen, erniedrige, sich zu verdemütigen aber erhöhe. Und hin­sichtlich der getroffenen Auswahl der Gäste sagt Er: „Wer seine Verwandten, Freunde und reichen Nachbarn zu Gast bitte, die ihn wieder einladen, der habe bereits seinen Lohn hinweg; wer aber Arme, Lahme, Blinde und sonst gebrechliche Menschen einlade, die es ihm nicht vergelten könnten, der werde bei der Auferstehung mit der Selig­keit belohnt werden.“ Und als einer der Gäste ausruft: „Ja, selig, wer im Reiche Gottes mitspeist!“ erzählt der Herr das Gleichnis vom großen Gastmahl, zu dem zu kommen sich die Eingeladenen verschieden-fach entschuldigen, worauf der Gastgeber die Armen und Krüppel holen läßt (L. 14, 15-24). Tatsächlich hatte Jesus durch die Jünger viele Arme zu dem Hause dieses Pharisäers rufen lassen, die jetzt zum Er­staunen der Gäste erscheinen. Doch Er fragt sie, ob sie dieses Abendessen besonders für Ihn arrangiert hätten. Und da sie Seine Frage bejahen, dankt Er und läßt nach der Sätti­gung alles übrige den Armen austeilen.

Zwischen Tiberias und Magdalum

Sa. 19.

Den üblichen Sabbatspaziergang unternimmt der Herr mit den Jüngern über das Gut des Serobabel in eine schöne, einsame Gegend zwischen Tiberias und Magdalum, und da große Volksscharen Ihm folgen, wendet Er Sich um und belehrt sie: Wer Ihm nach­folgen und Sein Jünger sein wolle, müsse Ihn mehr lieben als alle seine nächsten Ver­wandten, ja als sich selbst, und müsse Ihm sein Kreuz nachtragen (L. 14, 25-27). Wer einen Turm bauen wolle, müsse erst die Ko­sten überschlagen, sonst könne Er nicht vollenden und werde verlacht. Und wer in den Krieg ziehe, solle vorerst die Kraft des Gegners berechnen, und so die eigene nicht ausreiche, lieber um Frieden bitten. Sein Jünger aber zu werden, müsse man allem entsagen und Ihn mehr lieben als die Ver­wandten, ja sich selbst (L. 14, 28-33).

Die zweite große Bergpredigt bei Gabara

Zwischen Tiberias und Tarichäa

So. 20.

Bei seinem Lehrwandel in der Landschaft Genezareth zwischen Tiberias und Tarichäa, sendet der Herr eine große Anzahl Jünger aus, um das Volk zu einer Bergpredigt von mehreren Tagen auf dem Lehrberg bei Ga­bara einzuladen, die Er am kommenden Mittwoch beginnen wolle. Die älteren Jün­ger sendet Er hierbei in einen weiteren Um­kreis aus. Im ganzen brechen vierzig Jünger auf, und viele fahren über den See zu den Gergesenern, andere verteilen sich in die sogenannte Dekapolis (Distrikt der zehn Städte). Sie sollen alle einladen und so viel wie irgend möglich mitbringen; Er werde nicht mehr lange bei ihnen sein. Die zuletzt zurückgekehrten jüngeren Jünger behält Jesus bei sich, um sie zu unterrichten, ebenso auch die Apostel. Er übernachtet mit ihnen in dieser Gegend bei Hirten.

Fischsalzerei-Stadt Tarichäa

Mo. 21.

Als Sich der Herr der Vorstadt von Tari­chäa von Süden her nähert, kommt Er bei jenem Aussätzigenbezirk vorbei, wo Er am 18. August 32 fünf aussätzige Männer ge­heilt hatte. Diese haben Jesu Ankunft er­fahren und kommen Ihm nun hier entgegen, um Ihm nochmals zu danken. Andere Aus­sätzige aber, die seitdem hier weilen, rufen Ihn um Hilfe an, und Er heilt sie.

Als Er von hier aus auf der über den sumpfi­gen Arm des Sees führenden Brücke Sich dem schwarzen Steindamm nähert, der den See zum Ausfluß des Jordans von Tarichäa aus befestigt, bringt man Ihm viele Kranke entgegen, die Er sämtlich heilt. Auch von Dalmanutha, wo die ausgesandten Jünger bereits gestern angekommen, hat man Kranke auf Schiffen herübergefahren, de­nen Jesus jetzt ebenfalls hilft. Er über­nachtet mit den Seinen in einem Hotel der Vorstadt von Tarichäa.

Am Jordan südlich von Tarichäa

Di. 22.

Früh morgens besucht der Herr abgesonderte Krankenwohnungen eines Sanatoriums süd­lich von Tarichäa gegen den Jordan zu und heilt dort mehrere Kranke.

Jüngerherberge zwischen Gabara und Magdalum

Von allen Seiten ziehen bereits die Volks­scharen nach dem Lehrberg von Gabara, und viele Schiffe voll von Menschen kommen über den See. Sie haben ihre Zelte und allerlei Vorrat bei sich, auch Kranke, die in Körben auf Eseln nach Gabara getragen werden. Schon gestern Abend sind mehrere Jünger mit solchen Leuten teils in Gabara, teils bei dem Herrn in Tarichäa einge­troffen; und heute kommen die meisten der ausgesandten Jünger in Gabara an, ordnen die Leute in Lager und helfen ihnen in allem.

Jesus zieht mit den Aposteln und bei Ihm anwesenden Jüngern ebenfalls hinauf und kehrt in der geräumigen und von Pfählen gestützten Jüngerherberge zwischen dem Lehrberg und Magdalum ein, wo auch am 12. November 32 Magdalena eingekehrt war, als sie sich vor ihrer ersten Bekehrung auf dem Wege zu den heiligen Frauen nach Damna befand. Noch bevor der Herr diese Herberge erreicht, kommen Ihm Pharisäer entgegen und fragen, was das große Gelaufe und die ziehende Volksmenge bedeute; das ganze Land sei ja in Aufruhr! Jesus ant­wortet, sie mögen hinkommen und Seine Lehre morgen hören. Er habe das Volk ein­geladen, denn Er werde nicht mehr lange bei ihnen sein.

Während Jesus in der Jüngerherberge über­nachtet, treffen gegen Abend die heiligen Frauen in der Herberge zu Damna ein, um hier zu übernachten und am anderen Mor­gen die erstere Herberge aufzusuchen zwecks Besorgung der Kost für die Jünger.

Lehrberg bei Gabara

Mi. 23.

Gegen zehn Uhr vormittags trifft der Herr auf dem Lehrberg ein. Die Hörer liegen am Fuß und Anstieg des Berges unter Zelten, jede Landsmannschaft für sich; jede Gruppe hat ihr Lager mit einem Fruchtbogen aus Früchten ihrer Gegend geschmückt, der als Eingangstor dient; und eine Menge Tauben und Wachteln haben sich in den Lagern ein­gestellt, um die zerstreuten Brotkrumen auf­zulesen; sie sind so zutraulich, daß sie den Leuten aus den Händen fressen.

Die Jünger haben die Leute in der Weise ge­ordnet und bestimmt, wie sie nach und nach in ungefähr gleicher Anzahl zum Lehrplatz nach oben ziehen sollen, um die Lehre zu hören; denn es sind weit mehr, als der Um­kreis des Lehrstuhles fassen kann. Oben haben sich bereits viele Pharisäer, Saddu­zäer und Herodianer, Schriftgelehrte und Ortsvorstände eingefunden und den nähern Platz um den Lehrstuhl eingenommen. Sie haben sich teils oben bessere Sitze machen, teils eigene Stühle von Dienern hinauf­bringen lassen. Da aber der Herr bei Seiner Ankunft die Jünger dicht um den Lehrstuhl versammelt, ärgern sich die Pharisäer, daß jene vor ihnen stehen.

Jesus betet zuerst und hält dann eine kurze Ansprache an das Volk, in welcher Er die Hörer zur Ordnung und Aufmerksamkeit auffordert. Er werde sie nun lehren, wo­rüber sie bisher von anderen nicht unter­richtet worden seien, und was doch zu ihrem Heile sehr notwendig sei. Was sie aber viel­leicht nicht fassen könnten, das würden Seine Jünger ihnen nochmals erklären, die Er ihnen senden werde; denn Er Selbst werde nicht mehr lange unter ihnen weilen.

Hierauf beginnt Er laut, allen zum Gehör, die um Ihn versammelten Jünger zu be­lehren und sie vor den Pharisäern und fal­schen Propheten zu warnen; dann wendet Er Sich dem Volke zu und predigt über das Gebet und die Nächstenliebe (vgl. Mt. 5, 38-6, 8). Die Jünger führen die von ihnen gestern bestimmten Gruppen der Hörer ab­wechselnd hinweg und herzu. Die Pharisäer jedoch und andere Gelehrte fallen Jesu oft abwechselnd in die Rede mit allerlei Ein­rede und Widerspruch; aber Er achtet nicht darauf, sondern lehrt sehr streng gegen sie und warnt das Volk, so daß sich jene sehr ärgern.

Jesus heilt heute nicht, befiehlt aber, daß die müden Kranken auf ihren Betten unter die offenen Zelte abwechselnd in die Nähe gebracht werden, um Seine Lehren anzu­hören; und läßt allen Kranken sagen, sich bis zum Schluß Seiner Predigt zu gedulden. Er lehrt ununterbrochen bis zum Abend, ohne zu essen, während die Hörer abwech­selnd Speise nehmen.

Nach Schluß des ersten Teiles der Berg­predigt, steigt der Herr in die Ebene zu Sei­ner Herberge zurück, die früher zu Magda­lenas Besitz in Magdalum gehörte und beim kürzlichen Verkauf des Gutes (31. Dez. 32) für die Gemeinde Jesu zurückbehalten wurde. Lazarus und Martha, Dina und die Suphanitin, Maroni von Naim und Jesu Mutter und die anderen galiläischen Frauen sind hier mit vielem Vorrat von Speise, Stoffen zu Kleidern und fertigen Kleidern eingetroffen und haben ein einfaches Mahl für Jesus und die Jünger bereitet, und der Überrest wird an Bedürftige abgegeben.

Do. 24.

Der Herr setzt heute die Lehre auf dem Berge fort und spricht weiter vom Gebet, von der Nächstenliebe, der Wachsamkeit im Guten, vom Vertrauen auf Gottes Güte, und ermahnt die Hörer, sich nicht von den Be­drückern und Verleumdern irre machen zu lassen.

Die Pharisäer sind heute noch unruhiger als gestern. Sie haben sich in größerer An­zahl als gestern eingefunden und disputie­ren stark mit dem Herrn. Sie nennen Ihn einen Aufwiegler und Unruhestifter, der die Menschen aus ihrer Arbeit treibe, daß sie Ihm im Lande herum nachzögen. Sie hätten ihren Sabbat, ihre Festtage und ihre Lehre, es brauche Seiner Neuerungen nicht. Sie wiederholen ihre alten, längst und oft be­antworteten Vorwürfe und drohen zuletzt mit Herodes. Sie würden diesem Sein Trei­ben und Lehren melden; jener habe bereits ein Auge auf Ihn und werde Seinem Treiben ein Ende machen. Jesus antwortet ihnen derb und sagt, Er werde unbekümmert um Herodes lehren und heilen, bis Seine Sen­dung vollendet sei. Schließlich aber werden die Pharisäer so frech und ungestüm, daß sich das Volk herandrängt und die Leute sich stoßen und treten, so daß die Pharisäer sich mit großem Unwillen endlich hinweg­begeben.

Der Herr lehrt noch auf eine sehr rührende und lebendige Weise fort; und da viele der Hörer, die auf dem Rückwege von Jerusa­lem begriffen sind, und auch andere ihre Mundvorräte verzehrt hatten, läßt Jesus durch die älteren Jünger Brot, Honig und Fische unter sie verteilen, die von der Her­berge in vielen Körbchen heraufgebracht worden sind. Auch Kleider, Tuchstücke, Decken, Sandalen und kleine Röckchen für die Kinder werden an die Bedürftigen aus­geteilt. Die Austeilung an die Frauen besor­gen die helfenden Frauen der Gemeinde; die Jünger die Austeilung an die Männer.

Auffindung des Hauptes des Täufers

Unterdes unterrichtet Jesus die neu ange­kommenen Jünger. Und als die heiligen Frauen mit ihren Helferinnen zur Herberge zurückkehren, um das Abendessen zu be­reiten, hält Jesus noch eine Schlußrede an das Volk, verspricht ihm, Seine Jünger zu senden, da Er Sich jetzt eine Weile entfer­nen werde, verspricht für morgen die Hei­lung der Kranken, segnet die Hörer und entläßt sie. Dann bleibt Er noch lange mit den Jüngern oben allein, unterweist sie über den Charakter der Pharisäer, und wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollen, und kommt erst spät mit ihnen zur Herberge. Es findet ein allgemeines Mahl statt, bei welchem Lazarus von der Ermordung der Galiläer im Tempel erzählt, da jetzt viel da­von geredet wird.

Auch berichtet Lazarus von der Abreise der Frauen von Hebron und Jerusalem nach Machärus, um das Haupt des Johannes zu erhalten, da jetzt dort aufgeräumt und an der Festung gebaut werde. Doch weiß er noch nichts vom Erfolg dieser Reise. Tat­sächlich gelingt es den verkleideten Frauen, das Haupt zu finden, nachdem sie mehrere Tage vergebens gesucht haben, bis endlich die Kloake gereinigt wird. Als die Arbeiter zum Essen gegangen sind, lassen einige er­kaufte Leute die Frauen, darunter Johanna Chusa, in den Graben hinein und bleiben am Eingang zurück. Nach vielem Klettern sehen mehrere das Haupt auf einem vor­springenden Stein aufrecht auf dem Halse stehen. Sie hüllen es in ein Tuch, das sie ‚dar­über werfen, schieben es in einen Schlauch und eilen mit ihrem Schatze hinweg.

Lazarus und die heiligen Frauen nehmen heute abend noch von Jesus Abschied. Laza­rus war bei den öffentlichen Lehren Jesu nicht gegenwärtig gewesen, denn er hält sich seiner Beziehungen in Jerusalem wegen in der Öffentlichkeit etwas zurück.

Am Fuße des Lehrberges

Fr. 25.

Der Herr und die Apostel heilen am Morgen am Fuß des Lehrberges alle anwesenden Kranken; während die Jünger und Frauen noch den Rest der Nahrungsmittel und Sachen unter sie verteilen. Die Geheilten und ihre Freunde erfüllen die Luft mit ihren Dankespsalmen, und alle machen sich auf den Weg, um vor dem Sabbat noch ihre Wohnorte zu erreichen.

Karawanen-Ort Kapharoth

Der Herr hatte Jünger voraus nach Garisima geschickt, um Herberge zu bestellen, aber erst als alle Kranken geheilt sind, geht Er Selbst mit den übrigen auf einem Umweg dorthin und kehrt zuerst in dem kleinen Orte Kapharoth ein, wo Er mit einigen gut­gesinnten Pharisäern zusammentrifft, die von Jerusalem nach ihrem Heimatsort Gari­sima zurückkehren. Sie warnen Ihn unter anderem vor Herodes, weil sie in Jerusalem und unterwegs gehört haben, er wolle Ihn verhaften lassen und mit Ihm verfahren wie mit Johannes. Doch auch diesen sagt Jesus, daß Er ohne Furcht vor Herodes, dem Fuchs, tun werde wie bisher, wozu Ihn Sein Vater gesendet habe (vgl. L. 13, 31-33).

Winzer-Stadt Garisima

Nach kurzem Aufenthalt in Kapharoth wan­dert Er mit den Seinen weiter westlich gen Garisima. Die vorausgesandten Jünger kom­men Ihm schon eine Strecke Weges ent­gegen, und Er kehrt im Hotel vor dem Tore ein. Nachdem sie sich gewaschen und er­quickt haben, ziehen sie mit dem Meister zum Sabbathause, wo Jesus aus dem Buche Levitikus und aus Ezechiel lehrt. Er stößt hier auf keinen Widerspruch, und alle er­staunen über Seine Kenntnis des Gesetzes und Seine wunderbare Auslegung. Nach der Lehre speist Er mit den Seinen und einigen Verwandten aus der Gegend von Sephoris im Hotel und spricht bei Tisch von Seinem nahen Ende.

Sa. 26.

Ohne Störung hält der Herr den Sabbat in Garisima und unterrichtet die Jünger öffent­lich auf einem Hügel, der innerhalb des Ortes zwischen den zerstreuten Häusern und Weinbergen liegt. Hierbei lehrt Er die Gleichnisse vom verlorenen Schaf (L. 15, 3 bis 7), vom verlorenen Groschen (L. 15, 8 bis 10) und von den zehn Jungfrauen (Mt. 25, 1-13). Zum Sabbatschluß sind mit den Aposteln an hundert Jünger um Ihn ver­sammelt. Die beiden Söhne des in Dabrath bekannten Cyrinus (vgl. 9. u. 23. Nov. 32) sind schon auf dem Wege von Gabara hier­her mit Jesus zusammengekommen; und hier besuchen Ihn nun heute abend noch einige andere Juden aus Cypern, die sich auf der Rückreise von Jerusalem befinden. Mit Bewunderung haben sie die gestrige und heutige Lehre Jesu gehört und teilen jetzt dem Herrn mit, wie sehr sich die jüdische Kolonie auf Cypern nach der Anwesenheit Jesu bei ihnen sehne.

Die dritte Aussendung der Jünger

So. 27.

Da jetzt viele Jünger hier anwesend sind, die Jesu Lehre gestern nicht gehört haben, so geht Er vor ihnen auf demselben Lehr­hügel in der Stadt noch einmal das Thema von gestern durch. Unter diesen sind auch solche, die bisher nur als Boten zwischen Ihm und den älteren Jüngern gedient haben, und deshalb unterrichtet Er sie jetzt über dasjenige, was die übrigen Jünger bereits gehört haben.

Gebirge nordwestlich von Garisima

Nachmittags zieht der Herr mit ihnen allen nordwestlich ins Gebirge in eine sehr einsame Gegend (vermutlich die des heutigen Dschebl ed-Dedebe am Nordwestrand der Ebene von Beth-Netopha). Abseits in den Tälern (Wadi el Halzun und Wadi Abellin) grasen Herden von Eseln, Kamelen und Schafen. In dieser Einsamkeit bleiben sie über Nacht, und Jesus bringt die größte Zeit im Gebete zu und mit der Unterweisung der Jünger betreffs ihrer nächsten Aussendung. wobei Er manche ähnliche Anweisungen gibt, wie am 15. Dezember 32 und am 5. Januar 33. Immer zehn der Jünger haben einen Vorgesetzten.

Mo. 28.

Hier im Gebirge sendet der Herr heute früh sieben Apostel mit den ihnen unterstehen­den Jüngern aus. Er legt den Aposteln und mehreren alten und ersten Jüngern die Hände auf, die übrigen segnet Er nur. Er erfüllt sie dadurch mit neuer Kraft und Stärke; aber es ist dies noch keine Priester­weihe. Zum Schluß gibt Er einem Teil von ihnen als nächsten Treffpunkt mit Ihm den Hafenort von Hepha auf den 5. Juni an. Petrus zieht nach der Gegend von Joppe (Jepha), Johannes mehr östlich nach Judäa, und Thomas erhält seine Sendung nach dem Gebiet der Gergesener, wohin er mit einem Umweg über Asach zieht, welches eine Stunde westlich des Ortes liegt, wo Sich der Herr jetzt befindet.

Dieser wandert mit fünf Aposteln, deren jeder zehn Jünger unter sich hat, weiter nordwestlich und übernachtet, wie gestern, unter Baumlauben.

Die zweite Reise nach Ornithopolis

In der Nordschlucht des Dschebl Dschamble

Di. 29.

Als der Herr heute die hohle Nordschlucht des jetzigen Dschebl Dschamble zum Tal (des heutigen Wadi el Hubeschije) hinab­steigt, kommen Weghüter zu Ihm und bitten Ihn um Hilfe gegen gewisse, wie Eidechsen große, breitfüßige, fleckige Tiere. Jesus segnet daraufhin die Gegend und befiehlt jenen Tieren, die hier und da zum Vor­schein kommen, in einen nahen moorigen Sumpf zu laufen; und sie fliehen aus der ganzen Gegend dorthin.

Dann verteilt Er Seine Begleitung, verweilt mit wenigen Jüngern, immer abwärts wan­delnd, in dieser Schlucht und lehrt und er­mahnt hier und da vor den Höhlen der Ein­wohner.

Herberge jenseits des Leontes-Flusses

Gegen Mittag nähert Er Sich dem Leontes­Fluß, überquert ihn auf einer hohen Stein­brücke und kehrt jenseits in einer Herberge ein, wo Er mit den vormittags ausgesandten Jüngern wieder zusammentrifft.

Zuerst sendet Er hier mehrere Seiner Beglei­ter in die Städte des Landes Chabul aus und den Judas Ischarioth mit mehreren Jüngern nach Kana bei Sidon. Während die Jünger alles Geld und ihre Taschen dem Apostel, der ihnen je vorsteht, zum Bewahren geben müssen (vgl. Mt. 10, 10 u. Mk. 6, 8), und der nichts davon ausgibt; überreicht der Herr dem Judas allein eine Summe für sich. Er kennt dessen Geldgeiz und will ihn nicht der Versuchung überlassen, das Geld der anderen anzugreifen, obschon Judas zu prah­len pflegt, wie mäßig er sei und wie streng er das Gebot der Armut halten wolle. Als er jetzt das Geld empfängt, fragt er den Herrn, wie viel er täglich ausgeben dürfe. Jesus antwortet ihm, wer sich so streng ge­mäßigt fühle, der bedürfe keines Maßes noch Gebotes, der trage sein Gesetz in sich. Nach der Aussendung wendet Sich Jesus einer Ihm vor der Herberge ankommenden Prozession von Einwohnern zu, die in ihren Feierkleidern nahen, um dem berühmten Propheten den Ehrenempfang zu bereiten. Es sind Nachkommen eines alten, abgeson­derten Judenstammes, deren Mitglieder der Herr auch schon am 21. Februar 33 in Ornithopolis und tags darauf bei Sarepta getröstet hatte.

Nach der Fußwaschung und der Verabrei­chung des Imbisses spricht der Herr vor dem Eingang der Herberge vor diesen an zwei­hundert Menschen, die unter offenen Lau­ben und Veranden stehen. Hernach zieht Er mit den Hörern in ihre Synagoge und lehrt hier, und viele der eingeborenen Hei­den hören von draußen her zu.

Den übrigen Rest des Tages macht Er mit Seinen Begleitern viele Hausbesuche im Orte und der Umgegend und heilt mehrere kranke Juden und Heiden. Abends nimmt Er an der Ehrenmahlzeit teil, bei welcher die Juden alles aufwenden, um Ihm ihren Dank zu bezeigen, daß er nicht verschmäht habe, .auch zu ihnen, den verlorenen Scha­fen aus Israel, zu kommen und ihnen das Heil zu verkünden. Sie haben ihre Stamm­register in guter Ordnung und legen sie Jesu vor und sind tief gerührt, mit Ihm aus demselben Stamme hervorgegangen zu sein. Der Herr ist beim Mahl sehr fröhlich und herzlich, legt ihnen vieles aus Elias und Malachias aus und verspricht ihnen, sie von hier nach Judäa zu führen (vgl. 18. Juni 33). Jesus übernachtet hier mit Seiner Be­gleitung.

Judenort östlich von Ornithopolis

Mi. 30.

Auf Seinem heutigen Wege gen Ornithopolis trägt der Herr ein langes, weißes Reisekleid. Er und Seine Begleiter sind gegürtet und ge­schürzt. Gepäckstücke führen sie nicht mit sich, sondern sie tragen ihre Reisebedürf­nisse in dem weiten Busen ihres Kleides über dem Gürtel rund um den Leib. Einige haben Stäbe und Kopfbedeckungen. Jesus aber trägt niemals Stab und Hut; nur zu­weilen eine Art Kapuze, über den Kopf ge­zogen, die sonst um den Hals liegt.

Eine Stunde östlich von Ornithopolis kehren sie in jenem Judenort ein, den Er auf Seinem Wege am 20. Februar 33 kurz vor Ankunft in Ornithopolis zur Rechten liegen ließ, und der nicht mit jenem bei Sarepta zu verwechseln ist. Hier wird Er mit Seinen Be­gleitern — es sind jetzt nur noch Jakobus Minor, Barnabas, Mnason, Azor, die zwei Söhne des Cyrinus und ein cyprischer Jüng­ling, den diese Jesu zugeführt haben, bei Ihm — von den Männern, Frauen und Schulkindern sehr feierlich empfangen. Er lehrt in ihrer Synagoge, tröstet die Hörer und spricht hier alles von der Erfüllung der Propheten an Ihm sehr deutlich aus.

Das Gastmahl der Syrophönizierin

Villenort bei Ornithopolis

Von hier holt der am 18. Februar geheilte Verwandte der Syrophönizierin den Herrn und dessen Begleiter zum Ehrenmahl in der Villa der Fabrikbesitzerin ab, welche zwi­schen der Stadt und den Färbereien und Webereien liegt. Dieser ganze Grundbesitz selbst hat den Umfang einer kleinen Stadt. Der Herr durchschreitet die Fabrikanlagen, die großen Schnecken-Farmen am Meer, wo die Schnecken gefangen und gezogen wer­den, die man zur Herstellung der roten und violetten Farbe benutzt; ferner die Planta­gen, wo jene Pflanzen gebaut werden, welche die gelbe Farbe liefern, und die Plantagen von Stauden, die eine Baumwolle tragen, welche nicht einheimisch ist.

Innerhalb des Villenortes wird Jesus vor dem Eingang zur Hauptvilla von allen Haus­angestellten und vor dem Hause im Hof von der Syrophönizierin und deren Tochter emp­fangen. Er heilt noch einige Leute in den Nebengebäuden und nimmt dann am Mahle im großen Saale teil. Es geht alles nach gleicher, vornehmer, griechischer Sitte vor sich, wie bei Seinem letzten Besuch am 20. Februar 33.

Die Gerichte werden auf vielen kleinen Tischen, welche Tierköpfe an den Füßen haben, aufgesetzt, und alle diese kleinen, runden und eckigen Tische lassen sich zu einem großen Tische zusammensetzen. Die Gefäße sind fast alle aus Glas, welches aus vielen bunten, zusammen- und durch­einanderlaufenden Fäden wie zusammen­geschmolzen sind. Getrocknete Trauben werden, noch an Reben hängend, in Ge­fäßen von jenem bunten Glase aufgestellt. Eine andere Art von getrockneten Früchten wird, an den Stengeln wie an Bäumchen hergerichtet, aufgetragen; es sind Rohre mit langen, unten herzförmigen Blättern, über denen die traubenförmigen Früchte ganz weiß, wie verzuckert, sitzen. Man pflückt sie essend von den Stengeln; und die Rohr­bündel sind oben, in der Mitte und unten mit Gewürzkränzen verziert. Dann folgen wieder jene schon (am 20. Febr.) erwähn­ten Gerichte, die die Form von Fischen, Lämmern und Vögeln haben, aber von anderen Sachen gemacht sind.

Auch wird der Herr wieder von der Haus­tochter gesalbt, und die Mutter beschenkt Ihn diesmal mit kostbaren gefärbten Tuchen und Gürteln, sowie mit dreieckigen Stücken Goldes; während die Tochter zusammen­gekettete Goldstücke überreicht. Nach dem Mahle wandelt der Herr noch redend unter den anwesenden Gästen und sucht dann die Armen der Umgegend auf, beschenkt sie und heilt einige.

Die Meerfahrt nach Cypern

Hafenort nördlich von Ornithopolis

Gegen vier Uhr nachmittags entfernt Sich der Herr mit Seinen Gefährten in der Stille, und sie gehen nordwestlich zum Hafenort. In dem von den Juden bewohnten Teil des felsigen Ortes empfangen Ihn die einheimischen und die vom Osterfest heim­ziehenden, hierher vorausgegangenen cypri­schen Juden. Er lehrt im Sabbathause, und sehr viele Heiden stehen draußen und hören zu. Nachdem Er auch hier einige Kranke geheilt, nimmt Er noch spät abends an dem für Ihn bereiteten Ehrenmahl teil.

Beim Sternenschein begleiten Ihn alle an den Hafen, und sie schiffen sich ein. Es ist eine helle Nacht. Man fährt wie mit einer kleinen Flotte ab; ein großes Lastschiff enthält Gepäck und Waren und vieles Vieh, besonders viele Esel. Auf zehn Ruderschif­fen mit Segeln befinden sich die cyprischen Ostergäste und Jesus mit den Seinen und andere Gäste. Ungefähr fünf dieser Schiffe sind mit langen Stricken an den Seiten und vorne an dem Lastschiffe befestigt und ziehen es vorwärts. Die fünf übrigen segeln zu beiden Seiten. Alle diese Schiffe haben ebenfalls, wie Petri Schiff auf dem See, um den Mast erhöhte Ruderbänke und Ruhestellen darunter.

Auf einem dieser Schiffe steht der Herr an dem Mast und lehrt. Er segnet das Land und das Meer, als man die Bucht verläßt. Viele Fische folgen dem Zuge und darunter an acht Fuß lange mit wunderlichen Schnau­zen; sie spielen umher und strecken die Köpfe aus dem Wasser, als hörten sie zu.

Karte Nr. 30
1-Fahsel Emmerick Karte 30

Mittelländisches Meer

Mai, Do. 1.

Die Fahrt geht bei ganz ruhiger See und schönstem Wetter so schnell voran, daß die Schiffsleute begeistert ausrufen: „Welch‘ glückliche Fahrt! Das kommt von Dir, o Prophet!“ Doch Jesus gebietet ihnen, zu schweigen und dem allmächtigen Gott allein die Ehre zu geben, und predigt vom Wesen des wahren Gottes und der Nichtigkeit der heidnischen Götter, von der Nähe der Er­lösungszeit und der Heilsberufung der Hei­den.

Als späterhin einige seekrank werden, geht Er zu ihnen und heilt sie. Man ruft Ihn auch deswegen von den anderen Schiffen um Hilfe an, und Er heilt aus der Ferne. Zum Essen wirft man lange, braune und gelbe Streifen in kochendes Wasser, um sie zu erweichen, und bietet sie in Schalen mit Stielen herum, sowie Teller, in deren Gruben runde Kuchen und Kräuter liegen, über die man Brühe gießt.

Der Empfang in Salamis

Hafenstadt Salamis

Gegen Abend wird der Herr beim Lan­den von den einheimischen Juden mit wehenden Wimpeln, Kränzen auf Stangen und grünen Zweigen unter Gesang und Flötenspiel empfangen. Jonas wird von sei­nem alten Vater umarmt; und Cyrinus, die drei älteren Brüder des Barnabas und die Juden-Ältesten führen Jesum und die Sei­nen auf eine Terrasse, die mit Teppichen belegt ist, und bieten die übliche Erfri­schung mit Fußwaschung und kurzem Im­biß.

Hierauf geleitet man Jesum in das Juden­viertel, nördlich außerhalb der Stadt, wo Er auf erhöhtem Platz eine Begrüßungs­ansprache an die versammelte Menge hält. Auf dem Wege zur Synagoge und in deren Vorhof heilt Er einige Wassersüchtige auf ihren Tragbetten und übernachtet im gro­ßen Saal der Synagoge, an dessen Wänden einzelne Lager und darüber kleine Zelt­dächer herabgelassen werden.

Fr. 2.

Am nächsten Morgen heilt Er im dortigen Krankenhaus Wassersüchtige, Gichtige und Leute mit leichtem Aussatz. Dann lehrt Er auf einem öffentlichen Lehrplatz zuerst die Männer vom Manna-Sammeln in der Wüste und vom neuen Himmelsbrot der Lehre und Bekehrung, und gegen Mittag die Frauen, die auch Heidinnen mitgebracht, über den wahren Gott.

Zum Ehrenmahl holt man Ihn in Prozession mit singenden Kindern ab. Er zerlegt der Sitte gemäß ein Lamm, deren Teile bereits zerschnitten sind, nimmt bei Tisch Ehren­geschenke entgegen, die Ihm bekränzte Mädchen überreichen, empfängt von einem Kinde die Ehrensalbung und hört einem musizierenden Kinderchor zu. Durch die Jünger läßt Er Speisen von der Ehrentafel zu den Tischen der Armen tragen, geht dann Selbst von Tisch zu Tisch, überall lehrend und kurze Parabeln erzählend.

Nach dem Mahl führt man Ihn zu den Wasserleitungen und bittet Ihn um Hilfe gegen die Mängel des Wassers. Er gibt dies­bezügliche Anweisungen, bittet aber zu­gleich um die Anlegung eines neuen Behäl­ters, der zur Taufe dienen soll, die Er hier spenden zu lassen beabsichtigt.

Zum Sabbat-Anfang predigt Er in der Syna­goge. Auf den Außenterrassen lauschen viele Heiden Seinen Worten, die den Täufer als den Vorläufer des Messias schildern und alle Zeichen angeben, an denen die Hörer den Sprecher als den gekommenen Messias erkennen können. Man versteht Ihn hier auch und ist voll Ehrfurcht und frommer Scheu.

Abends macht Er noch Hausbesuche, zieht Sich dann mit den Seinen im Saal der Syna­goge zurück, steht aber nachts allein vom Lager auf, um bei einer Strauch- und Baum­gruppe einsam zum himmlischen Vater zu beten.

Im Hause des Cyrinus

Sa. 3.

Morgens lehrt Er drei bis vier Stunden in der überfüllten Synagoge, besucht wieder das Krankenhaus, speist als Ehrengast im Hause des Cyrinus, macht den Sabbat-Spaziergang zu den Wasserleitungen, gibt dort noch Weisungen für die Einrichtung des Taufbrunnens, ladet Seine Begleiter zur morgigen Lehre ein und segnet auf dem Rückwege jüdische Frauen mit Scharen von Kindern und auch heidnische Lehrerinnen, die mit getrennten Zügen von Mädchen und Knaben am Wege stehen.

In der Sabbat-Schlußlehre redet Er vom Gesetz und vom wahren Opfer, bereitet zu­gleich zur Taufe vor und ermahnt alle zur Buße, da die Zeit der Gnade nahe sei. Nach Ihm ergreift noch ein reisender Rabbiner von sehr würdigem Aussehen das Wort und legt zum Schluß ein so rührendes Zeugnis für Jesus ab, daß alle Anwesenden in Tränen ausbrechen. Jesus steht währenddessen im Kreise Seiner Jünger still und ruhig an der Seite.

Beim Nachtmahl im Hause des Juden-Älte­sten spricht man sehr lebhaft von den Ver­folgungen gegen den Messias; doch als je­mand, der auch gerade vom Osterfest aus Palästina zurückgekehrt ist, empört über die Gehässigkeiten der Pharisäer spricht, verweist ihm Jesus die harten Worte, ent­schuldigt die menschliche Schwäche und bringt das Gespräch auf einen anderen Gegenstand. Am Ende bietet man Ihm auf Cypern einen ruhigen Wohnort an, doch Er lehnt das Anerbieten gütig ab.

So. 4.

Nachdem Er vor Tagesanbruch wieder drau­ßen einsam gebetet, heilt Er am Morgen im Krankenhaus mehrere Insassen, bereitet sie am Brunnen im Hof zur Taufe vor und läßt sie, nachdem sie im Winkel des Gebäudes einzeln ihre Schuld bekannt haben, von den Jüngern am Brunnen taufen.

Hierauf besucht Er den neuen Taufbrunnen, erteilt den Arbeitern noch bestimmte An­weisungen und lehrt auf einem Hügel in der Nähe vor einer großen Menschenmenge, die sich angesammelt hat. Unter den Hörern befinden sich Kaufleute, Markthändler, Schnitter und viele Heiden aus Salamis. Er redet von Seiner Sendung, von Buße, Aus­söhnung und Taufe, von einigen Bitten des Vaterunsers und vom Gebet überhaupt.

Der römische Gouverneur

Noch während der Lehre erscheinen Ab­gesandte des römischen Gouverneurs bei den Juden-Ältesten und übermitteln eine Einladung Jesu zur Präfektur vor der Stadt. Jesus beendet erst Seine Lehre und begibt Sich dann mit zahlreichem Gefolge zum Stadttor an der anderen Seite von Salamis. Unterwegs schließen Sich Ihm viele Heiden an, und an einigen Straßenecken und unter Bogen haben sich heidnische Frauen mit Kindern, immer drei und drei hintereinan­der, aufgestellt und lassen jedesmal eine Frau oder ein Kind hervortreten, welche dem Herrn Büschchen von Gewürz oder kleine Büchsen mit Duftsalbe oder Figuren von Kuchen als Ehrengabe überreichen.

Der römische Gouverneur erwartet Jesum auf steinernem Sitz in der Vorhalle seines Palastes, steigt, als der Herr Sich naht, rasch aber würdevoll die große Freitreppe herab, reicht Jesu die mit einem Tuch umwickelte Hand, drückt das andere Ende des Tuches mit der anderen Hand auf die Hand Jesu, verbeugt sich etwas und führt Ihn zur Halle hinauf.

Oben angekommen, bietet er dem Herrn neben sich Platz, erzählt alles, was er über Jesus gehört und erkundigt sich eingehend, mit welcher Macht Er Sein Reich in Besitz zu nehmen gedenke, ob Er über bewaffnete Macht verfüge, ob Er unter den Juden von Cypern Leute sammeln wolle, und wie lange es noch dauern werde, bis Er Sich in Seiner Macht zeigen werde.

Alle diese Fragen stellt er mit höflichem Ernst und sichtbarer Rührung und Ehr­furcht vor Jesus. Dieser antwortet, wie immer vor Obrigkeiten, allgemein und un­bestimmt, z. B.: „Du sagst es.“ — „So glaubt man.“ — „Die Zeit der Verheißung erfüllt sich.“ — „Die Propheten haben es so ge­sagt.“ Doch betont Er, Sein Reich sei nicht von dieser Welt, die Könige der Welt brau­chen Krieger, Er sammle die Seelen der Menschen zum Reiche des Schöpfers Him­mels und der Erde. Auch läßt Er viele tiefe Aussprüche der Weisheit mit einfließen, so daß der Gouverneur ganz erstaunt ist über Jesu Worte und Dessen Wesen.

Hierauf werden Jesu Speise und Getränke gereicht, und der Römer begibt sich mit Ihm zum Brunnen gegenüber dem Palaste und macht auf dessen Heilkraft aufmerksam. Jesus redet im Anschluß hieran über die verschiedenen Heilquellen und Arten der Wasser, wie sie in Brunnen gefaßt und ver­wendet werden können, geht über auf die diesbezüglichen Lehren der Heiden und Juden und spricht dann vom Wasser der Taufe und von der Wiedergeburt der Men­schen durch den Glauben zur übernatür­lichen Kindschaft Gottes.

Die Rede Jesu ist inhaltlich ähnlich jener gegenüber der Samariterin am Brunnen Jakobs und beeindruckt den römischen Landvogt so sehr, daß er dem Wunsche Aus­druck verleiht, Jesum öfter zu sprechen. Auf Seinem Rückweg begrüßen deshalb viele Heiden Jesum noch ehrerbietiger als vorher.

Besuch bei Jona’s Vater

Gegen zwei Uhr erreicht der Herr das Haus des Vaters Seines Jüngers Jonas. Es ist hier eine viel ländlichere und einfachere Wirt­schaft, als jene, in denen Er bisher bewirtet wurde; denn es ist eine größere Familie von jener Art Essener, die sich verehelichen, aber fromm, einfach und sehr enthaltsam leben. Die Frauen sind Töchter des Alten, und zwar Witwen mit bereits erwachsenen Kindern, die auf demselben Grundstück le­ben. Sie bilden gleichsam eine kleine Esse­nergemeinde und leben vom Feldbau und von der Viehzucht, vom Weben und Spin­nen. Jesus speist hier in einer Art Garten mit langen Heckenlauben, und das Tischgespräch dreht sich um Johannes den Täufer und dessen Ermordung und auch um andere Propheten.

Von hier aus geht Jesus zum neuen Tauf­brunnen, erteilt den letzten Taufunterricht und läßt durch Barnabas, Jakobus Minor und Azor taufen. Diese haben in einem platten Ledergefäß Wasser von Jesu Taufstelle am Jordan mitgebracht, gießen davon ein wenig in die Becken und segnen das da­mit gemischte Wasser. Alle Täuflinge tragen weiße Mäntelchen um den Oberkörper.

Abends läßt der Herr noch weiter westlich in verschiedenen Gartengebäuden an dreißig Männer von Barnabas taufen, nachdem auch hier das Wasser gemischt und gesegnet wor­den ist.

Belehrung der Philosophen

Mo. 5.

Morgens hält Er auf dem Lehrplatz am Taufbrunnen eine große Lehre vor den Juden und versammelten Heiden. Er spricht von der Ernte im geistigen Sinne, von den Wohltaten Gottes, vom Undank der Men­schen und widerlegt zum Schluß den fal­schen Götterglauben.

In der eingelegten Pause, in der Jesus einige Bissen zu Sich nimmt und das Volk sich bespricht, nahen einige heidnische Philo­sophen, fragen Jesum über Punkte, die sie nicht verstanden haben und auch über manche Einzelheiten, die sie von ihren Vor­fahren als eine Aussage von Elias gehört haben, der hier gewesen. Jesus belehrt sie hierüber und setzt dann Seine Lehre fort. Im Anschluß an die Lehre läßt Er wieder taufen und geht dann zur Judenstadt.

Nachdem Er sich im Hotel vor der Juden­stadt erfrischt, besucht Er in derselben den ältesten Rabbiner in der Synagoge und geht mit ihm und anderen Rabbinern in Privat­häuser, um Kranke zu heilen. Unterwegs segnet Er die Kinder, die Ihm von den Müt­tern zugeführt werden.

Abends speist Er mit den Rabbinern als deren Ehrengast und lobt ihre Gewohnheit, die Armen und Erntearbeiter am Mahl teil­nehmen zu lassen; doch können sie sich ge­gen Ende des Tischgespräches nicht ent­halten, nach Art der Pharisäer in anzüg­lichen Redensarten mit Ihm zu disputieren.

Als Er mit den Jüngern wieder in der Her­berge ist, bittet Ihn ein Heide, draußen im Garten mit einer Götzenpriesterin zu spre­chen. Sie heißt Merkuria, hat Jesus gestern gesehen, auch von Magdalena gehört und bittet Ihn nun, ihr in ihrer seelischen Be­drängnis zu helfen. Jesus spricht streng gegen ihr unzüchtiges Leben, aber auch wieder so gütig, daß sie weinend und ganz erschüttert von dannen geht.

Di. 6.

Während die Jünger am Taufbrunnen tau­fen, lehrt der Herr dort und bei den Wasser­leitungen vor Scharen von Erntearbeitern, wobei Er an zwanzig Lahme und Gicht­kranke heilt.

Von zehn Uhr ab belehrt Er heidnische Phi­losophen auf ihre Fragen betreffs der Göt­terkulte, über das Wesen des Heidentums und über die Entstehung der falschen Götter.

Er schlägt eine Einladung seitens des römi­schen Landvogtes ab, schickt Barnabas zu dessen Verwandten nach der Stadt Chytroi voraus und belehrt die Erntearbeiter west­lich von Salamis auf den Feldern. Einige Lahme und Wassersüchtige heilt Er in ihren Hütten.

Mi. 7.

Morgens wandert der Herr wieder von Feld zu Feld, überall die Arbeiter belehrend. Gegen Mittag holt Ihn Barnabas in Gesell­schaft einiger junger Heiden ab, um mit Ihm nach Chytroi zu reisen.

Jüdische Herberge an der Heerstraße

Er kehrt auf der römischen Heerstraße in einer Herberge für jüdische Reisende ein, dicht bei dem Herberghaus der Heiden­karawanen, wo Er mit den anderen Jüngern zusammentrifft. Im Freien spricht Er mit heimkehrenden Arbeitern und belehrt abends die Mitglieder einer eben eingetrof­fenen arabischen Karawane.

Do. 8.

Er besucht Hirten in der Umgegend und lehrt wieder vor den Arabern der Karawane, welche in den hiesigen Bergwerksorten Kup­fer und anderes Metall eintauschen.

Herberge vor Chytroi

Nach vier Stunden erreicht Er die Herberge vor Chytroi, wo Ihn der Vater des Barnabas begrüßt.

Der Besuch bei den Bergwerken

Eisenbergwerke bei Chytroi

Fr. 9.

Des Morgens stattet der Herr den Eisenberg­werken bei Chytroi einen Besuch ab und spricht vor jüdischen und heidnischen Berg­werksleuten vom Goldschmied, der das Erz im Feuer reinigt, beruhigt einige Besessene in der Nähe, und läßt an der Grenze zweier Bergwerke bohren, um eine Grenzverletzung festzustellen. Hierbei lehrt Er vom Ärger­nis : „Es müssen zwar Ärgernisse kommen, wehe aber dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt“ (Mt. 18, 7) und vom Grundsatz der Moral: „Wie ihr wollt, daß euch die Leute tun, so tut auch ihr ihnen“ (L. 6, 31).

Metallindustrie-Stadt Chytroi

Vor der Stadt von den jüdischen Ältesten und zwei Philosophen empfangen, heilt Er auf dem Wege zum Synagogen-Vorsteher etwa zwanzig Kranke, kehrt im Hause des Vorstehers ein, wo Ihn mehrere Gelehrte und Anhänger der Sekte der Rechabiten begrüßen, und predigt in überfüllter Syna­goge über das tote und über das lebendige Opfer (Mt. 5, 23) und von den acht Selig- keiten (Mt. 5, 3). Viele Heiden hören draußen auf den Terrassen zu. Während die Gelehrten mit Ihm disputieren, ruft Ihn plötzlich ein alter gelähmter Rabbiner um Hilfe an, und Jesus heilt ihn auf der Stelle, worauf alle Hörer vor Freude laut jubeln.

Da Jesus bereits dem Vater des Barnabas zugesagt hat, ladet Er den Vorsteher und dessen Gäste ein, mit Ihm dorthin zum Mahle zu gehen. Der Speisemeister des Vor­stehers aber sammelt die Armen und Arbei­ter zu der Mahlzeit, die Jesus ihnen über­lassen hat.

Beim Mahl im Hause von Barnabas‘ Vater spricht der Herr noch weiter vom Opfer und dann von der Verheißung und von den Pro­pheten. Während des Essens bieten Grup­pen armer Kinder Jesu Körbe mit allerlei eßbaren Kräutern an. Er steht auf, leert ihre Körbe, füllt sie mit Speisen der Tafel und segnet sie. Jesus übernachtet mit den Seinen hier, während die Fremden in die Stadt zurückgehen.

Sa. 10.

Den ganzen Morgen spricht Jesus auf einem nahen Lehrhügel zuerst vor vielen Berg­leuten und Arbeitern vom Vaterunser und vom Scheiden des Erzes im Feuer, dann vor einer großen Menge Heiden vom wilden Sprossen der Bäume und des Weinstockes, vom einen Gott und von den Kindern Got­tes, und zuletzt vor einer großen Schar von Juden, die sich mit Heidenfamilien verhei­ratet hatten, von den gemischten Ehen und von der Verantwortung des jüdischen Teils.

Nachher heilt Er die Kranken, speist bei Barnabas und predigt zum Sabbat-Schluß wieder in der Synagoge. Zur Nacht speist Er bei den Lehrern und übernachtet bei ihnen.

Der Besuch im Bienenort

Bienenort bei Chytroi

So. 11.

Anläßlich eines Fasttages predigt der Herr morgens noch in der Synagoge und geht dann mit ungefähr hundert Begleitern, dar­unter Schriftgelehrte, Rechabiten und heid­nische Jünglinge, zum Hauptsitz der auf Cypern in großer Zahl ansässigen Bienen­züchter. Weit hinaus — der Morgensonne zu — stehen hier lange Reihen mannshoher weißer Bienenkörbe. Jeder Bienenstand hat ein Blumenfeld vor sich. Alles ist ein­gezäunt und sieht aus wie eine ganze Stadt.

Jesus ist hauptsächlich hierher gegangen, um ohne Störung und Andrang die Heiden und Juden belehren zu können, und Er tut dies den ganzen Tag über in den Gärten und Lauben des großen hiesigen Hotels. Er lehrt wieder vom Vaterunser, von den acht Selig­keiten und vor den Heiden von der Ent­stehung der falschen Götter, von der Abson­derung Abrahams und von der Hinordnung auf den Messias. Er und alle Begleiter über­nachten hier.

Mo. 12.

Vormittags setzt Jesus Seine Lehre im Bie­nenort fort, und die Hörer sind unterdes zu mehreren Hunderten angewachsen. Die Rechabiten disputieren mit Ihm viel über den Propheten Malachias, auf den sie große Stücke halten.

Nachmittags zieht Er mit den Seinen und mit vielen Gruppen von Hörern, unterwegs ab­wechselnd Teile von ihnen belehrend, zum elterlichen Hause des Barnabas, wo Er von dreißig bis vierzig heidnischen Frauen und Jungfrauen und etwa zehn jüdischen Mäd­chen unter Gesang und Flötenspiel mit Überreichung von Kränzen, Zweigen und Ehrengeschenken empfangen wird.

Metallindustrie-Stadt Chytroi

Di. 13.

Vormittags lehrt der Herr an einem Brunnen vor der Stadt Chytroi auf einem Lehrstuhl und bereitet die Hörer zur Taufe vor, und zwar die Juden und die Heiden abgesondert. Er spricht auch mit einigen Lehrern über die Beschneidung und sagt hierbei, man solle sie diesen Heiden nicht zumuten, es sei denn, daß sie es selbst verlangen. Jedoch könne es den Juden auch nicht von ihnen zugemutet werden, daß sie die Heiden in die Synagoge zulassen; man müsse Ärgernis ver­meiden und Gott danken, daß jene den Götzendienst verlassen und das Heil erwar­ten. Auch sei jenen anderer Verzicht und die Beschneidung des Herzens und aller Gelüste aufzuerlegen; und Er werde ihnen Lehre und Gebet abgesondert anordnen.

Jüdische Kolonie Mallep

Mi. 14.

Vom frühen Morgen an lehrt der Herr wie gestern, am Taufbrunnen, während die Jünger taufen. Gegen Mittag läßt Er den Taufbrunnen zudecken, nimmt einen klei­nen Imbiß und wandert dann mit den Seinen und etwa sieben getauften Philosophen aus Salamis nach dem Dorfe Mallep, einer von Juden erbauten Kolonie. Sie liegt auf einer Höhe am Abhange des Gebirges und man kann von hier aus das Meer sehen.

Als Sich der Herr dem Orte naht, ziehen Ihm die Lehrer des Sabbathauses, die Schul­kinder und vieles Volk bis vor das Tor ent­gegen. Alle sind festlich geschmückt, die Kinder spielen auf Flöten, singen Lieder und tragen Palmenzweige in den Händen. Jesus dankt und geht segnend durch die Reihen der Kinder hindurch. In der Vor­halle des Lehrerhauses wäscht man Ihm die Füße und reicht den Ehren-Imbiß. Unter­des hat man an zwanzig Lahme und Wasser­süchtige in die Straße vor dem Hause ge­bracht. Jesus geht zu ihnen hinaus, heilt sie und gebietet ihnen, Ihm zu dem Brunnen im Zentrum des Ortes zu folgen, wo Er die Ein­wohner über die Bitte um das tägliche Brot und über die Danksagung gegen Gott be­lehrt.

Hierauf predigt Er im Sabbathaus über die Bitte: „Zukomme uns dein Reich“, spricht vom Reiche Gottes in uns, von dessen Nähe, wer es nur ergreifen wolle, und wie es denen ergehen werde, die es von sich stoßen. Die Heiden, die sich ebenfalls eingestellt haben, hören von draußen durch die geöffneten Türen zu.

Abends ist der Herr Gast beim Mahl der Lehrer, die Ihn zum Schluß in eine eigene Herberge führen, die sie Ihm und Seinem Gefolge eingeräumt haben. Am heutigen Abend wird bereits mit der Neumondfeier begonnen, da der erste Tag des neuen Mo­nats Sivan diesmal auf den Sabbat fallen wird.

Die Heilung der blinden Knaben

Do. 15.

Den ganzen heutigen Tag wird im Orte nicht gearbeitet. Der Herr heilt erst vor der Her­berge und predigt dann im Sabbathaus vom Sämann und vom verschiedenen Ackerboden und dann auch vom Senfkorn, wie es so große Früchte trage. Er entnimmt dieses Gleichnis einer hier zu Lande wachsenden Staude, die aus einem sehr kleinen Kern einen beinahe mannshohen, armdicken Sten­gel treibt und sehr nützlich ist. Aus der ro­ten und schwarzen Frucht gewinnt man Leim, und aus den gelben und roten Blät­tern Farben, um gelb, rot und braun damit zu färben.

Mittags wohnt Jesus mit den Jüngern einer Mahlzeit des Ortsvorstandes bei. Es werden drei blinde Knaben von etwa zehn bis zwölf Jahren durch andere Kinder in den Eßsaal hereingeführt. Sie musizieren auf Flöten und auf einem noch anderen Instrument, welches sie vor dem Mund halten und mit den Fingern daran spielen, und welches einen summenden Ton von sich gibt. Auch singen sie mit angenehmen Stimmen da­zwischen. Ihre Augen stehen offen, und es ist, als haben sie den Star.

Jesus fragt sie, ob sie gern das Licht sehen möchten und fromm und fleißig auf ge­rechten Wegen wandeln wollen. Sie ant­worten ganz freudig: „Herr, so Du uns hel­fen willst! Herr, hilf uns, wir wollen tun, was Du befiehlst!“ — „Legt eure Pfeifen nieder“, befiehlt der Herr und stellt sie alle drei vor Sich. Dann führt Er Seine beiden Daumen zum Munde, fährt ihnen nach­einander mit den beiden Daumen zugleich von dem Augenwinkel nach den Schläfen über die Augen, hebt eine Schale mit Früch­ten vom Tische vor sie und fragt: „Seht ihr dies?“ Sie bejahen es, und Er segnet die Früchte und verteilt sie an die Geheilten. Diese aber staunen freudig und trunken um sich her, werfen sich vor Jesus nieder und weinen. Und die ganze Versammlung ist vol­ler Rührung, Freude und Verwunderung.

Die Knaben eilen nun mit ihren kleinen Führern aus dem Saale durch die Straßen in voller Freude zu ihren Eltern. Der ganze Ort kommt in Bewegung, und die Knaben kehren, gefolgt von den Kindern und von vielen anderen Menschen, zum Vorhofe des Saales zurück und schreiten von hier aus, auf ihren Instrumenten fröhliche Lieder spielend und singend, langsam zur Tafel heran, um dem Herrn zu danken. Da erhebt Sich Jesus und hält eine ergreifende Lehre über die Dankbarkeit, in welcher Er unter anderem sagt, der Dank sei ein Gebet, wel­ches neue Gnaden vorbereite, so gütig sei der himmlische Vater.

Nach der Mahlzeit wandelt Jesus mit den Jüngern und den heidnischen Philosophen durch die grünen, schattigen Auen weit um den Ort herum; Er Selbst lehrt vor den Philosophen, während die Jünger einzelne Gruppen belehren, die sich dem Spaziergang angeschlossen haben. Abends lehrt Er wie­der im Sabbathaus, und geht dann, wie bis­her, nachdem die Jünger sich zur Ruhe begeben, aus Seinem eigenen Schlafgemach der Herberge ins Freie, um an einem ein­samen Orte zu beten.

Fr. 16.

Nachdem der Herr, wie auch Seine älteren Jünger, in dem Orte umher in verschiedenen Häusern Trost, Almosen und Rat gespendet und geheilt hat, besucht Er die Eltern der drei gestern von Ihm geheilten Knaben. Es sind Araber aus der Gegend des Jethro (des Schwiegervaters des Moses, also aus Madian, Ex. 3, 1), die in einer Gruppe von mehreren Familien als Händler und Gelegenheits­arbeiter von. Land zu Land ziehen, wobei jene Knaben auf ihren Reisen mit Gesang und Flötenspiel etwas verdienen müssen. Jesus veranlaßt die Eltern, hier zu bleiben, die Knaben zur Schule zu schicken, und gibt ihnen Leute an, welche sich bereit erklärt haben, die Knaben bei sich aufzu­nehmen und zu erziehen.

Dorf Lafina

Nach Tisch macht Er einen Ausflug mit den Jüngern und den sieben getauften Philo­sophen, und spricht unterwegs über die Namen der heidnischen Götter und Heroen. Die Philosophen fragen Ihn auch über den sagenhaften weisen König Dschamschid aus, der Persepolis gegründet haben soll, den Persern vortreffliche Gesetze gab, Künste und Wissenschaften lehrte und viele Schätze des Erdbodens erschloß. Jesus belehrt sie über das Wahre und über das Erdichtete betreffs dieses weisen Königs und nennt ihn ein falsches Nebenbild des Königs Melchise­dech. Er spricht über diese historischen Dunkelheiten so klar und bestimmt, daß die Philosophen erstaunt ausrufen: „Meister, wie weise bist Du! Ist es doch, als habest Du in jenen Zeiten gelebt und kenntest alle diese Leute, wie sie sich selbst ikaum kann­ten!“

Zum Sabbat-Anfang predigt Er wieder in der Synagoge zu Mallep und setzt nach dem Gottesdienst das Gespräch mit den Philo­sophen fort.

Jesus und die Brautleute

Jüdische Kolonie Mallep

Sa. 17.

Vormittags setzt der Herr im Sabbathaus die gestrige Predigt über das Jubeljahr fort, in­dem Er über die Ackergesetzgebung spricht, wonach jedes siebente Jahr das Land unbe­arbeitet bleiben soll, damit von dem, was von selbst gewachsen ist, auch die Armen und die wilden Tiere des Feldes genießen können (Lev. 25, 3-7).

Hierauf zieht Er mit vielem Volk vor die Stadt zum Lehrplatz des Badegartens und lehrt am Brunnen über den Sündenfall, über die Entartung der Völker und über die Absonderung besserer Menschen und kommt, da sieben Bräutigame zugegen sind, auf die geheime Bedeutung der Ehe als einer Verbindung des Trösters von Israel mit seiner Gemeinde zu sprechen. Er endet mit einer Art Taufunterricht, an den sich die Bekenntnisse der einzelnen Täuflinge und die Taufen durch Jakobus Minor und Barnabas anschließen.

Den üblichen Sabbat-Spaziergang macht Er mit großer Begleitung ins Tal von Lafina, unterwegs alle belehrend, und beschließt den Sabbat wieder im Sabbathaus von Mal­lep.

Nach dem Abendmahl beantwortet Er durch eine lange Lehre bis in die Nacht hinein die Fragen einiger Philosophen: warum Gott die Sündflut ergehen ließ, und warum Gott so lange die Menschen auf den Tröster habe warten lassen (siehe oben Seite 18).

So. 18.

Er lehrt am Taufplatz viele Menschen, be­sonders die Brautleute über die Pflichten des Ehestandes. Beim Taufunterricht der Männer spricht Er über die mystischen Be­gebenheiten aus dem Leben des Propheten Elias.

Dorf Leppe

Nach der Taufe der Bräutigame folgt Er einer Einladung zur Festmahlzeit im Dorfe Leppe, westlich von Mallep. Sie findet im Hause des dortigen Rabbiners statt, dessen Tochter die Braut eines heidnischen Philo­sophen von Salamis ist, der dort Jesu Lehre gehört und die Beschneidung angenommen hat. Auch die in Mallep getauften Bräuti­game sind mit ihren Bräuten eingeladen und viele andere Gäste mehr. Jesus lehrt bei Tisch über die Heiligkeit der Ehe und kehrt mit den Seinen in der Dunkelheit nach Mallep zurück.

Jüdische Kolonie Mallep

Mo. 19.

Heute beteiligt sich der Herr an den Trau­ungsfeierlichkeiten, erteilt den Bräuten den Brautunterricht, wohnt den Trauungen bei, nimmt einen kurzen Imbiß im Festhaus, macht einen Spaziergang mit den Philo­sophen und lehrt abends in der Synagoge nochmals über die Bedeutung der Ehe.

Die Predigt zum Pingstfest

Di. 20.

Mit dem Jünger Mnason und den Philo­sophen macht Er einen Tagesausflug ins Land, lehrt in einzelnen Bauernhöfen, spricht vor Feldarbeitern und predigt schließlich vor großer Versammlung über das bevorstehende Pfingstfest. Da Er hier­bei von der Gesetzgebung auf Sinai spricht, so scheint das Pfingstfest bei den Juden die Erinnerung an die Gesetzgebung auf Sinai zu feiern, wie es auch Hieronymus (ep. ad. Fabiol.), Leo der Große (serm. 1 de Pentec. ), Maimonides (More Neboch. 3, 41) und Tho­mas von Aquin (S. theol. I—II, qu. 102, a, 4 ad 10) annehmen.

Mi. 21.

Morgens lehrt Jesus in Seiner Herberge vor Jüngern und vor heidnischen und jüdischen Gästen wieder über das Pfingstfest, über das Gesetz auf Sinai und über die Taufe. Als hierüber allerlei Streit und Disputieren ent­steht, und einige es gar nicht verstehen wol­len, sondert Jesus ungefähr fünfzig Hörer ab, die reif für Seine Lehre sind; die an­deren weist er hinweg, um sie ein andermal vorzubereiten.

Mit den Fünfzig geht Er zum Badegarten vor der Stadt und belehrt sie den ganzen Tag. Die Hochzeitsleute schicken Ihm Speisen in die Herberge, derer Er Sich abends bei Sei­ner Rückkehr bedient. In der Nacht schließt Er Sich dem Betgang ins Freie mit Fackeln an, sondert Sich aber dann zum einsamen Gebet von den übrigen ab.

Do. 22.

Vormittags beteiligt Er Sich an den Zere­monien des Pfingstfestes in der Synagoge, indem er an der Spitze der Rabbiner in den Gängen um die Synagoge wandelt und den Segen über Land und Meer und alle Gegenden ausspricht. In den Pausen fragt Er: „Habt ihr dies verstanden?“ Und dann legt Er ihnen die einzelnen Gebete aus. Hierauf erfolgt die Lesung vom Durchgang durchs Rote Meer bis zur Gesetzgebung auf Sinai am fünfzigsten (pentekoste) Tage nach dem Auszug aus Ägypten.

Nach dem Gottesdienst begleitet der Herr mit den Jüngern die nach Salamis zurück­kehrenden Heiden, ermahnt sie noch einmal, sich nicht mehr in ihren Götzendienst und in unnütze Spekulationen einzulassen, und weist ihnen als neuen Wohnsitz getrennte Gegenden zwischen Hebron und Gaza und bei Jericho an. Er empfiehlt ihnen, Lazarus, Johannes Markus, Zacharias Neffen und die Eltern des Manahem in Koreä zu be­suchen.

Abends empfängt Er einen Brief der Prie­sterin Merkuria, die anfragt, ob sie einem heidnischen Feste fernbleiben dürfe, was ohne großes Aufsehen nicht geschehen könne.

Die Ehebelehrungen

Fr. 23.

Jesus besucht mit den Jüngern Privathäuser, lehrt, tröstet und heilt, spricht mit Ehe­frauen über ihre Eheschwierigkeiten, be­sucht das städtische Krankenhaus, lehrt in der Männer- und dann in der Frauen-Abtei­lung und hält zum Sabbat-Beginn in der Synagoge eine große Strafpredigt, die auf die schlechten Ehemänner und die ein­gebildeten Gelehrten abzielt.

Er predigt vom törichten Hängen an mensch­licher Hilfe und Lust, von der unsinnigen Brunst der Geschlechter und vom schlimmen Einfluß auf die hieraus hervorgehenden Kinder. Dann wendet Er Sich gegen die Hoffart spitzfindiger Gelehrsamkeit, gegen den übertriebenen Glauben an die wissen­schaftliche Forschung und sagt zum Schluß, diejenigen, die wahren Trost und gesunde Unterweisung suchen, mögen Ihn morgen früh aufsuchen. Er betet für diese die ganze Nacht hindurch.

Sa. 24.

Schon am frühen Morgen stellen sich zahl­reiche Besucher in Seiner Herberge ein, darunter viele Gelehrte und Studenten der hiesigen Schule. Sie verlangen Anweisung, wie sie ihr Studium einrichten sollen. Auch viele geängstigte Menschen kommen, die in Grenzstreitigkeiten und kaufmännische Händel und Eheschwierigkeiten verwickelt sind. An die Letzteren hält Er zum Schluß eine gesonderte Ansprache über die unge­ordneten Zeugungen und über den Fluch, der sich auf die erzeugten Kinder auswirke. Alle sind tief erschüttert, viele bekennen einzeln ihre Vergehen und holen auf Seinen Rat hin ihre Ehepartner, worauf Jesus ganz wunderbare Aussöhnungen bewirkt. Auch gibt er praktische Anweisungen, wie die un­ehelichen Kinder zu behandeln seien.

Einer der Ehebrecher ladet Jesum ganz demütig zur Mahlzeit bei sich ein, und der Herr nimmt die Einladung an, stellt sich sogar mit den Jüngern ein, und die eben­falls eingeladenen Rabbiner sind ganz er­staunt über die Wirkungen, die Jesus hier und überall erzielt hat. Beim Mahle emp­fängt der Heiland die Ehrensalbung seitens der zwei Töchterchen des Hauses.

Zur Sabbatschluß-Lehre predigt Er noch einmal von der falschen Sucht nach den heidnischen Gütern und warnt vor den Mischehen aus sinnlichem Leichtsinn und irdischer Gewinnsucht. Er schildert die ge­sunde und einfache Lebensweise, die sich mit dem Segen Gottes verbindet.

Die Aufforderung zur Emigration

So. 25.

Den ganzen Tag über bis in die späte Nacht macht Jesus Hausbesuche und empfängt in Seiner Herberge Besuche. Überall veranlaßt Er die Juden, ihren Wohnsitz von Cypern nach Palästina zu verlegen, gibt diesbezügliche praktische Weisungen und prophezeit zukünftige Unglücksfälle, die auf Cypern stattfinden werden. (Offenbar bezieht sich dies auf die Ermordung des Barnabas durch den jüdischen Pöbel, auf den Aufstand der Juden unter Trajan, wobei Salamis zerstört wird, und auf das Erdbeben um 77 n. Chr.).

Abends bringt ein Jünger Jesu, der Vetter der Witwe von Naim, der eben von Palästina angekommen, Botschaft von den Freunden Jesu und der Lage der Umstände, der An­bringung von Kaiserbildern an den Aus­gängen des herodianischen Tempels, von der Zerstörung derselben durch weitere Anhän­ger des ermordeten Judas Gaulonita und dem darauf erfolgten blutigen Tumult zwi­schen Tempel und Burg Antonia.

Die Betreuung der Arbeiter

Bergmannsdorf bei Chytroi

Mo. 26.

Jesus wandert mit zwölf Jüngern auf Um­wegen in sieben Stunden zu einem Berg­mannsdorf bei Chytroi. Er ist durch die Familie des Barnabas hierher eingeladen. Unterwegs unterrichtet Er die Jünger im Hinblick auf Seine bisherigen Erlebnisse auf Cypern, begibt Sich nach ehrenvollem Empfang im Hotel zum schattigen Lehr­hügel in der Nähe und predigt vor großer Versammlung aller Arbeiter vom Glück des einfachen Lebens und der beruflichen Ar­beit und erzählt bis in die Nacht gleichnis­artige Geschichten.

Schon auf die gestrige Veranlassung Jesu und auch auf Seine heutigen Anweisungen hin, werden aus der Stadt Chytroi durch die vornehmen Bürger und Bergwerkbesitzer Liebesgaben zum Lehrplatz des Herrn her­beigeschafft. Das Volk hat sich in Reihen geordnet, und nun werden muldenweise Ge­treide ausgeteilt, große Brottafeln, Honig, Früchte, lederne Kleidungsstücke, Decken und Gerätschaften. Die Frauen erhalten Teppichzeug, Tücher und Sohlenfutter.

Während des Austeilens sind Jesus und die Jünger zugegen und lehren an verschiedenen Stellen vor kleinen Gruppen von Hörern. Zum Schluß hält Jesus eine Ansprache an alle Anwesenden auf dem Lehrhügel der Felshöhle und erzählt das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberge und vom barm­herzigen Samariter und lehrt vom täglichen Brot.

Beim anschließenden großen Mahl im Freien unter Lauben bedienen Jesus und die Jün­ger die Armen, und gleich darauf heilt Er mehrere Bergleute, die an Händen, Armen und Beinen Quetschungen und Verwundun­gen in den Bergwerken erhalten haben. Dann begibt Er Sich zu den Spielen der Kinder, an denen sich auch der Landessitte gemäß Männer und Frauen beteiligen. Nach­dem Er hier eine Weile zugeschaut, läßt Er Sich von einigen achtjährigen Knaben in der Umgegend herumführen und Sich von ihnen verschiedene Gruben zeigen. Sie erzählen etwas altklug alles, was sie wissen, und Jesus macht auf alles Anwendung, belehrt sie durch Rätselraten und erzählt ihnen Para­beln. Nach der Rückkehr belehrt Er noch im Kreise der Jünger die vornehmen Bürger und Bergwerkbesitzer.

Hafenort östlich von Kition

Mi. 28.

Am heutigen Tage begleitet Er den Jünger von Naim zum Hafenort bei Kition. Hier gibt ihm der Herr allerlei Aufträge mit an Seine heilige Mutter und die Apostel, segnet ihn vor dem Besteigen des Schiffes und kehrt mit Seinen Jüngern zum Bergmanns­ort zurück.

Der Besuch bei Mnasons Eltern

Hafenstadt Keryneia

Do. 29.

Frühmorgens verläßt Er mit den Jüngern das Bergmannsdorf bei Chytroi und kehrt gegen vier Uhr nachmittags bei der Familie Seines Jüngers Mnason, drei Viertelstunden vor Keryneia, ein. Der Vater des Mnason war früher reisender Kaufmann und hat sich dann hier ein Hotel für vorüberzie­hende Karawanen eingerichtet.

Fr. 30.

Morgens lehrt Jesus auf einem Lehrplatz beim Hotel vor einer Reisekarawane gegen den Wucher und die Handelsgier, sich an den Heiden zu bereichern. Beim gemein­samen Mahl dient Er bei Tisch und geht mehr lehrend umher, als daß Er Selbst zu Tische liegt.

Zum Sabbat begibt Er Sich mit der Familie des Mnason und den Jüngern in die Stadt Keryneia, wird am Eingang der Straße des Judenviertels von den Lehrern empfangen, ins Lehrhaus geführt, erfrischt und dann zur Synagoge geleitet, wo Er nach Lesung aus Exodus (1-4) und aus dem Propheten Oseas (1, 10-2, 21) eine heftige Strafrede gegen Unzucht und Abgötterei hält. Im Vor­hof heilt Er dann auf eine ganz neue Art die aufgebahrten Kranken, indem Er vorher das Bekenntnis ihres Glaubens erfragt, mit den Rabbinern über sie aus Rollen betet und die Jünger den Kranken die Hände auf­legen läßt. Vermutlich läßt der Heiland auf Cypern die Rabbiner deshalb auf diese Weise am Heilen teilnehmen, weil sie hier durchschnittlich gutwilliger sind als in Palä­stina und weil viele von ihnen unter den 570 Juden sind, die Er auf Cypern für Sich gewinnt.

Im Hause Mnasons wandelt Er nach dem Mahl noch mit den Lehrern auf und ab, sie unterrichtend.

Sa. 31.

Vormittags lehrt Er auf dem Lehrhügel vor etwa fünfzig Täuflingen und läßt dann tau­fen. Mnason ist sehr betrübt, daß sein Vater sich nicht taufen lassen will, obwohl er ihn schon gestern so gut über alles unterrichtet hat. Doch der Alte zuckt mit den Schultern, bewegt den Kopf und weigert sich mit aller­lei Scheingründen. Jesus tröstet Mnason, indem Er darauf hinweist, daß jener immer fromm gelebt habe und seine geistige Blindheit an einem anderen Ort beweinen und dort sehend werden würde.

Später tröstet Er noch eine Reihe von Frauen, die sich über ihre Ehemänner be­klagen, und befragt sie über ihr eigenes Betragen gegen die Männer, ermahnt sie zur Milde und Bescheidenheit, zum Fleiß und Ordnungssinn und warnt vor Klatscherei, Stichelei, Vorwürfen und Quengeleien.

Beim gemeinsamen Mahl mit den Täuf­lingen segnet Er die Speisen, bedient mit den Jüngern und erzählt Parabeln. Zum Sabbatschluß lehrt Er noch in der Synagoge zu Keryneia, nimmt Abschied und wandert mit den Jüngern geradewegs nach Mallep zurück.

Die Vorbereitungen zur Abreise

Jüdische Kolonie Mallep

Juni, So. 1.

In der Herberge verkündet Er den Be­suchern Seine nahe Abreise und gibt noch­mals Anweisungen zu ihrer Übersiedlung nach Palästina.

Mo. 2.

Frühmorgens besucht Jesus noch einige Bauerngüter östlich von Mallep, deren Be­sitzer Ihn zu sich gebeten. Dann lehrt Er dort auf einem Lehrhügel und heilt meh­rere Kranke, darunter ein blindes Kind. Daraufhin kehrt Er nach Mallep zurück und nimmt am großen Mahl im Festhause teil, wo Er die Armen speisen läßt. Zuletzt hält Er eine lange Lehre über das Wort „Amen“ bis in die Nacht hinein, und verläßt noch in derselben Nacht mit den Jüngern die Stadt, nachdem Er im Hotel alles be­zahlt und auch noch Geld für die Armen verteilt hat. Das Geld hatte der Jünger von Naim zu Ihm gebracht.

Hafenstadt Salamis

Di. 3.

Gegen zwei Uhr nachmittags kommt Er bei Salamis in dem Lehrhause an, wo Er bei Seiner Ankunft auf Cypern gewohnt hatte, unterrichtet noch einige vertraute Leute, verabschiedet Sich von Jonas Eltern und hat eine längere Unterredung mit dem römi­schen Gouverneur, der Ihm zwei heidnische Jünglinge vorstellt, die nach der Taufe ver­langen. Er unterrichtet sie gleich und läßt sie noch am selben Abend taufen.

Kurz vor Seiner Abreise von Salamis be­kehren sich noch der römische Gouverneur und die heidnische Priesterin Merkuria, deren Kinder Jesus segnet. Er spricht mit ihr von der Auswanderung und über ihren künftigen Aufenthalt. Schließlich begibt Er sich mit den Jüngern zum Halteplatz der Reise-Esel, die der Landvogt für Ihn bestellt hat. Auch Jesus reitet diesmal, und zwar wie die übrigen auf einem Quersitz mit Lehne. Der Gouverneur reitet mit.

Seehafen bei Kition

Mi. 4.

Bei der Morgendämmerung verabschiedet sich der Römer, um kein Aufsehen zu erre­gen, und nach zwei Stunden steigt Jesus mit den Seinen von den Eseln, läßt sie von den Dienern zurückführen und geht zu Fuß bis zum Seehafen, der östlich von Kition bei einem Salzberg ziemlich einsam in der Gegend liegt und nur aus der Hafenanlage und einem langen Gebäude besteht. In der Nähe zieht sich ein sehr langer Wall ent­lang, der oben mit Rasen und Gärten be­setzt ist. Jesus besucht noch die in der Nähe wohnenden Salzarbeiter in ihren ärmlichen Wohnungen, tröstet, heilt und teilt Ge­schenke aus, und geht auch noch bis zum Ende des Walles in einige Heiden-Woh­nungen, segnet die Kinder und erzählt den versammelten Heiden einige Parabeln vom Salz der Erde.

Nach einer Mahlzeit im Hafengebäude, von wo Er noch Speisen an die Armen schickt, fahren Er und die Seinen, eine Gesellschaft von siebenundzwanzig Mann, in drei Schif­fen von Cypern ab.

Als es schon dunkel ist, fährt das Schiff Jesu, welches vorausfährt, auf eine Sand­bank. Jesus befiehlt den Schiffern zurück­zufahren und gibt Anweisungen, wie man die beiden anderen ebenfalls festgefahrenen Schiffe, die bereits Fackeln als Notsignale auf den Mast gesteckt haben, mit Stricken ins Schlepptau nehmen und so in Fahrt be­kommen müsse. Er verweist dann den Schiffsleuten ihr Besserwissenwollen und spricht vom Eigenwillen und der Nachfolge.

Karte Nr. 31
1-Fahsel Emmerick Karte 31

Der Wandel durch Mittel-Galiläa

Landungshafen bei Hepha

Do. 5.

Gegen Abend erreichen die drei Schiffe die Bucht zwischen Akko (Ptolemais) und Hepha (Haipha), rudern aber wieder in die See zurück, da im Eingang der Bucht ein größeres Schiff mit mehreren kleineren in Kampf verwickelt ist. Es handelt sich um einen Privatstreit, der bereits in Cypern über die Schiffsladung entstanden ist. Das große Schiff siegt und verfolgt die kleineren. Als die Streitenden Jesu Schiffen näher kommen, erhebt Er die Hand und segnet in Richtung der Streitenden, worauf sie sich trennen und fortrudern.

Der Herr landet mit den Seinen östlich von Hepha, bei der Mündung des Kison (Nahr el Mukatta). Am Ufer umarmen mehrere Apostel und Jünger, etwa zwanzig an Zahl, Jesum und die Angekommenen, ziehen, als alles mit den Schiffen in Ordnung ist, eine halbe Stunde die Uferstraße entlang und lagern unter Bäumen, um sich an den Spei­sen zu erquicken, die die Apostel mitge­bracht haben.

Levitenstadt Misaël

Fr. 6.

Jesus umgeht mit den Seinen den Meer­busen, überschreitet in nordöstlicher Rich­tung den Belus-Fluß (Nahr Na’men) auf langer Brücke, steigt die Anhöhe hinan, hin­ter welcher der Sumpf Cendevia liegt und erreicht die Vorstadt von Misaël (ungefähr beim heutigen Mi’ar), wo die hl. Elisabeth ihre Jugend verlebt hat.

Ein Festzug der Einwohner mit vielen Kin­dern, die Palmenzweige tragen, kommt Ihm entgegen und begrüßt Ihn mit einem Liede. Den Empfang hat der reiche Simeon aus Amichores-Libnath (westlich bei Er-Rame), der unterdessen nach Misael gezogen ist, veranstaltet. Nach kurzer Erfrischung im Hotel speist der Herr mit neun Leviten, die Ihn besuchen.

Nachmittags lagert Er mit Seinen Jüngern im Lustpark nördlich der Vorstadt, läßt Sich von den Aposteln die letzte Meuterei zu Jerusalem und die Niederlage des Herodes in Arabien erzählen, gibt aber einen Ver­weis, als man darüber mit Schadenfreude spricht.

Dann erzählt Er eine Parabel von einem Fischer, der über das Meer fährt und 570 Fische fängt, und wie ein guter Fischer die Quellen verbessert und die guten Fische aus dem schlechten Wasser, wo die Raubfische sie verschlingen können, herausfischt und ihnen neue Brutteiche in einem besseren Wasser anlegt. Die mitgekommenen cy­prischen Männer weinen, da sie in dieser Parabel die ihnen von Jesus erwiesene Wohl­tat wiedererkennen. Sie sind hier, um wie­der zurückzureisen und die Überschiffung der anderen Emigranten zu besorgen.

Zum Sabbat-Beginn besucht Jesus die Schule im Vorort, wo Leviten den Gottesdienst be­sorgen, während Er über die fällige Lektion von den verschiedenen Opfern (Levit. 4 bis 7) und von Simson (Richt. 13) lehrt.

Die Ansiedler aus Cypern

Sa. 7.

Am Morgen predigt der Herr auf Bitten der Einwohner hin in der Synagoge der Vor­stadt, spricht dann im Lustpark mit den Leviten über die von Ihm veranlaßte Aus­wanderung der cyprischen Juden, die Er bekehrt hat, läßt Sich von den aus Ornitho­polis angekommenen Jüngern erzählen, wie schon viele Juden von dort nach Peräa jen­seits von Ramoth-Gilead übergesiedelt sind, und wie die Syrophönizierin der ehemaligen Priesterin Merkuria von Cypern mit einem ihrer Schiffe zur Flucht verhelfen will.

Nach einer Mahlzeit mit den Leviten folgt Er diesen zum Levitenhaus in die Stadt Misael, wo die hl. Elisabeth in ihrer Jugend gewohnt hat. Man unterhält sich über ihre Geburt (zwei Stunden von hier in der Ebene Jezrael), von ihrem Tempel dienst als Jung­frau und von ihrer Vermählung mit Zacha­rias in Judäa.

Nachdem Er mit den Leviten mehrere Kranke in Privathäusern besucht und ge­heilt hat, predigt Er in der Synagoge zu Misael über Simsons Taten als Vorbilder für das Wirken des Messias.

So. 8.

Frühmorgens gehen Judas, der gern Ge­schäfte besorgt, und Thomas, dessen Familie Flößholz im Hafen liegen hat und dort gut bekannt ist, und mehrere andere Jünger nach Hepha, um dort Vorkehrungen für die eintreffenden Emigranten aus Cypern zu treffen. Einige cyprische neue Jünger ziehen mit. Der Herr gibt ihnen bis auf die Brücke des Belusflusses das Geleite.

Synagogen-Ort südöstlich von Misael

Hierauf wandert Jesus mit den Leviten un­gefähr anderthalb Stunden südöstlich zu einer Gruppe von Bauernhäusern mit einer Synagoge und hält im nahen Tal auf einem grünen Lehrhügel eine große Lehre vor mehreren hundert Menschen, die aus Misael und der ganzen Umgegend dorthin einge­laden worden sind.

Elisabeths Wohnort und Synagogenort im Tal Zabulon

Mo. 9.

Von Misael aus besucht der Herr den Ort. wo Elisabeth in ihrer Jugend vorübergehend gewohnt hat. Hier wohnen noch Verwandte von Elisabeths und Josephs Seite. Jesus heilt hier einige Kranke und begibt Sich dann ins Tal Zabulon zum Synagogenort zwischen Sephoris und Nazareth, um einige der neuen Ansiedler von Ornithopolis in dieser Gegend zu verteilen.

Leviten-Stadt Thaanach

Di. 10.

Heute ‚erwartet man die Ankunft des Herrn in Thaanach. Die Synagogen-Vorsteher empfangen Ihn mit Fußwaschung und Im­biß. Er heilt einen kranken Pharisäer, der im Januar dieses Jahres als Mitglied der ge­gen Jesus eingesetzten Pharisäer-Kommis­sion besonders scharf wider Ihn geredet hatte und danach in eine schwere Krankheit ge­fallen war.

Als die Pharisäer ihren geheilten Kollegen in der Synagoge erblicken, wagen sie nichts gegen Jesum zu unternehmen, so daß er un­gestört lehren kann. Er spricht so deutlich vom Messias, daß sie wohl ahnen können, Er meine Sich Selbst.

Burgort Sion am Tabor

Mi. 11.

Nachdem Er noch in Thaanach den ehe­maligen Zimmermannshof Seines Nähr­vaters Joseph besucht und dort in kleiner Versammlung von der Arbeitsamkeit und dem Wucher gesprochen hat, wandert Er mittags drei Stunden weiter östlich nach Sion und lehrt in der Synagoge gegen die Pharisäer vom Auferlegen schwerer Bürden und Selbstnichthalten, von Druck und Herr­schaft und bringt die mit Ihm Disputieren­den zum Schweigen.

Do. 12.

Der Herr ist nach Sion gekommen, um in erster Linie die armen und gedrückten Men­schen zu trösten. Daher sucht Er heute mor­gen das untere, eng eingeschlossene Stadt­viertel auf und heilt hier mehrere Kranke in ihren Hütten, meistens Gichtkranke und Lahme. Die Pharisäer schicken alle Kran­ken in diesen halb verfallenen und vernach­lässigten Ort, wo sie kaum frische Luft schöpfen können. Jesus und die Jünger be­schenken hier die armen Leute mit allem, was sie bei sich haben an Geld, Tüchern und Zeugbahnen, denn sie selbst bedürfen nichts, da sie in Naim alles wieder erhalten können.

Im Kreis der heiligen Frauen

Landbau-Stadt Naim

Nachmittags wandert Jesus mit den Jüngern nach Naim. Bei einem Brunnen vor der Stadt kommen Ihm mehrere Jünger und Ein­wohner, auch der Jüngling Martialis, den Er am 18. November vom Tode erweckt hatte, entgegen. Nach der Fußwaschung und dem Imbiß und der Wechslung der Kleider und Sandalen, lehrt der Herr hier am Brunnen kurze Zeit und kehrt dann in Seine eigene Herberge ein, die Er in Naim besitzt. Sie ist in einem der Gebäude der Witwe Maroni eingerichtet.

Hierauf begibt Er Sich mit den Jüngern zum Wohnhause der Witwe selbst. Die Frauen Maroni, Martha, Magdalena, Vero­nika, Johanna Chusa und die Suphanitin Mara treten Ihm verschleiert in der Halle des inneren Hofes entgegen und werfen Sich vor Ihm nieder. Er begrüßt sie und be­gibt Sich mit ihnen in den Saal. Hier nehmen die Frauen auf Kissen und Teppichen auf einem erhöhten Gestell Platz und sprechen nicht eher mit Jesus, bis Er das Wort an sie richtet, und auch dann redet eine nach der anderen. Sie erzählen unter anderem von Jerusalem und von Herodes, daß er Jesu nachgestellt habe; und es kommt ab und zu vor, daß Jesus den Finger erhebt und ihnen die weltliche Sorge und das Richten über andere verbietet.

Der Herr Seinerseits erzählt von Cypern und von denen, die dort die Wahrheit er­kannt hatten. Mit besonderer Liebe spricht Er von dem römischen Gouverneur in Sa­lamis; und da die Frauen meinten, es sei doch besser, wenn dieser auch nicht länger dort bleibe, verneint dies der Herr, denn jener müsse dort noch vielen helfen bis zur Zeit, da Er Selbst Sein Werk vollendet habe und ein anderer dorthin komme, der statt dieses Gouverneurs ein Freund der Ge­meinde sein werde (offenbar Sergius Pau­lus, Apg. 13, 7-12). Zuletzt erzählt Jesus auch die Bekehrung der heidnischen Prie­sterin Merkuria, und die Frauen weinen vor Rührung über die ergreifende Schilderung Jesu.

Fr. 13.

Nachdem der Herr am Vormittag einige Leute in Naim besucht hat, begibt Er Sich in den Garten der Maroni, und die heiligen Frauen wandeln hier einzeln mit Ihm und empfangen Seine Ratschläge für ihr Innen­leben und für ihre Arbeiten im Dienste des Apostolates und der Gemeinde.

Wenn sie zusammen sind, nähen und wirken sie und bereiten allerhand zu für die Ge­meinde, was an die einzelnen Jünger­herbergen und Vorratskammern verteilt wird, von wo aus die Jünger und Apostel es wieder zu eigenem Gebrauch und zum Aus­teilen an die Armen in Empfang nehmen. Auch arbeiten die Frauen, wenn sie das Nötige fertig gestellt haben, für die armen Synagogen. Sie haben gewöhnlich ihre Die­nerinnen bei sich, die vorausgehen und fol­gen und die Sachen teils in schlauchartigen Ledertaschen, teils um den Gürtel unter dem Mantel tragen. Treffen die Frauen zu etwas längeren Aufenthalten, wie z. B. hier in Naim, zusammen, so gehen die Mägde weiter und warten in bestimmten Herbergen un­terwegs.

Zu Mittag speist Jesus in Seiner Herberge. Als Er zum Beginn des Sabbats die Synagoge besucht, besteigt Er nicht den Lehrstuhl, sondern stellt Sich mit den Jüngern dort auf, wo die reisenden Lehrer zu stehen pfle­gen. Die Rabbiner aber begrüßen Ihn und nötigen Ihn nach Verrichtung der litur­gischen Gebete, vor die aufgelegten Rollen zu treten und zu lesen. Jesus liest die fällige Lektion von der Weihe der Leviten, von der Wolkensäule, von der Wanderung in der Wüste und von der Bestrafung des Aaron und der Maria (Num. 8-13) ; und da bei der Lesung aus dem Propheten Zacharias (2, 10-4, 8) von der Erwählung der Hei­den und dem Messias die Rede ist, so knüpft Jesus hieran an und verkündet, daß die Hei­den im Reiche des Messias an die Stelle der verhärteten Juden treten würden. Dann lehrt Er vom Messias, daß sie Ihn nicht er­kennen würden, und Er ganz anders erschei­nen werde, als sie Ihn erwarten.

Nun erheben sich drei dicke Pharisäer, die auch bei jener Untersuchungskommission zu Kapharnaum (vgl. 30. Jan. 33) gewesen, beginnen zu streiten, beschuldigen den Herrn, den Pharisäer zu Thaanach nur ge­heilt zu haben, damit man Ihm dort durch die Finger sehe, und fordern Ihn schließlich auf, Sich ruhig zu verhalten und den Sabbat nicht durch Heilen zu stören, ja Sich über­haupt zurückzuziehen und die Unruhen zu vermeiden. Jesus entgegnet, Er werde tun, was Seines Amtes sei, wandeln und lehren, bis Seine Zeit erfüllt sei, und bringt sie und die anderen Gegner durch Seine weiteren Aussprüche zum Schweigen. Sie aber laden Ihn hier in Naim zu keiner Mahlzeit ein in ihrem heimlichen Ärger, weil Seine Lehre und Seine Liebe alle Armen, Elenden und Einfältigen, ja alle Laien zu Ihm hinreißen.

Sa. 14.

Am Morgen geht der Herr mit den Jüngern um die Stadt herum durch Alleen und über Felder spazieren, unterbrochen von kurzen Aufenthalten an schattigen Lustplätzen mit Terrassen. Er spricht mit ihnen sehr ernst und vertraut von Seiner Zukunft, ermahnt sie zur Treue, bittet sie, sich dann nicht an Ihm zu ärgern, und verspricht ihnen, daß auch Er sie nie mit Seiner Macht verlassen werde. Sein Leiden aber bezwecke auch, ihren Glauben zu prüfen. Alle sind sehr bewegt und weinen.

Hierauf begibt Er Sich mit ihnen zum Lust­park der Maroni, erzählt in einer Laube, in der sie um Ihn sitzen, und an deren Seiten die Frauen zuhören, wieder von Seinen Er­lebnissen auf Cypern und zuletzt von der Merkuria, die zur Syrophönizierin kommen wird, welche sieh ihrerseits bereits rüstet, Ornithopolis zu verlassen. Hierauf speist Er mit ihnen und stärkt alle geistig in ihrem Wandel der Nachfolge (L. 8, 1-3).

Nachher empfängt Er noch Besuche anderer guter Leute, die alle ihre Kümmernisse vor­tragen, denn sie werden von den Pharisäern sehr gedrückt und belastet. Er tröstet sie und läßt ihnen Geschenke verabreichen.

Auf dem Wege zur Synagoge gegen Sabbat­schluß heilt Er aufgebahrte Kranke, wor­über die hinzukommenden Pharisäer ein großes Geschrei erheben wegen Verletzung der Sabbatruhe. Er bezichtigt sie der Heu­chelei und Bedrückung der Armen, bringt sie zum Schweigen und predigt in der Syna­goge über das Murren und von den Zeiten des Messias, daß da viele Heiden zum Volke Gottes kommen werden.

Abends beginnt der neue Monat Thamuz.

Levitenstadt Rimon

So. 15.

Eine Stunde nordöstlich empfangen Ihn die Leviten an der Schule zu Rimon, wo Er zuerst die Jünglinge und Knaben belehrt und dann die Jungfrauen in ihrer Schule über die allgemeinen Pflichten aus dem Gesetz. Auf einem freien Platz vor der Schule spricht Er zu den Bewohnern des Ortes, die größtenteils Gärtner und Winzer sind, und zu Leuten, die Ihm von Naim hier­her nachgefolgt sind.

Bauernort Beth-Lechem

Nachdem Jesus noch in Rimon eine kurze Mahlzeit eingenommen, wandert Er, von den Leviten ein Stück Weges begleitet, nach Beth-Lechem, wo Er in den Bauernwohnungen mehrere Kranke heilt, tröstet und be­lehrt.

Gartenstadt Azanoth

In der Dämmerung erreicht Er die Jünger­herberge zu Azanoth, wo Ihn Freunde aus Kapharnaum erwarten und auf die übliche Empfangsart erquicken. Es sind Jairus und seine Tochter, die verwandte Frau der ge­heilten Enue und Lea zugegen. Er speist und lehrt dann im vertrauten Kreise bis in die späte Nacht.

Jüngerherberge bei Damna

Mo. 16.

Nachdem die Freunde nach Kapharnaum abgereist sind, und der Herr noch in der Synagoge von Azanoth und auf einem Lehr­hügel gelehrt und mehrere Kranke in Pri­vathäusern geheilt hat, wandert Er nachmit­tags zur Jüngerherberge bei Damna, wo Ihn Lazarus und die beiden Neffen Josephs von Arimathäa erwarten. Er umarmt bei der Begrüßung den Lazarus, was Er sonst nur gegenüber den älteren Aposteln und Jün­gern zu tun pflegt. Er spricht im Kreis die­ser Freunde von der Ansiedlung der cypri­schen Bekehrten und erwähnt hierbei die Apostel Jakobus Minor und Thaddäus, die augenblicklich in Gessur weilen, um die dort angekommenen sieben heidnischen Philosophen von Cypern zu empfangen und zu führen. Mit Lazarus bespricht Er noch lange allein die Unterbringung gewisser Leute von Cypern.

Letztes Wirken in Kapharnaum

Dorf Serobabel

Di. 17.

Mit Lazarus und den Jüngern besucht der Herr das Landgut und Dorf des königlichen Beamten Serobabel von Kapharnaum, wird in der hiesigen Jüngerherberge von einigen älteren Jüngern und Nathanael Kana bewill­kommnet, lehrt in der Dorfschule von der Ankunft des Messias und der Nähe des Reiches und fleht und ermahnt zur Bekeh­rung. In den umliegenden Häusern heilt Er Kranke und einige melancholische, stumme Besessene, speist mit den Gefährten in der Herberge, empfängt den Besuch von Sero­babel und vom Hauptmann Cornelius mit dessen geheiltem Knecht und macht mit ihnen einen Spaziergang in die naheliegende Tierschlucht.

Haus Mariä bei Kapharnaum

Von hier aus begibt Sich Jesus mit Seinen achtzehn Begleitern zum Hause Seiner Mut­ter, wo die Frauen von Naim bereits ein­getroffen sind. Diese gehen Ihm aber nicht entgegen, auch Maria nicht, sondern erwar­ten Ihn im Hause. Er tritt gereinigt und ab-geschürzt in den großen Raum, in welchem an einer Seite viele Kämmerchen abgezeltet sind. Maria tritt Ihm entgegen und reicht Ihm, das verschleierte Haupt demütig sen­kend, die Hand, da Er die Seinige bietet. Er begrüßt sie freundlich und ernst. Die an­deren Frauen stehen verschleiert etwas zu­rück in einem Halbkreis. Sie beugen sich tiefer, und der Herr begrüßt jene zuerst, die Er noch nicht zu Naim gesehen hatte.

Hernach speist Jesus mit Maria allein. Ein kleiner Tisch steht zwischen Ihnen. Er liegt an der einen Seite desselben, und Maria sitzt gegenüber. Es stehen Honig, ein Fisch, Brot, Kuchen und zwei kleine Krüge auf dem Tisch. Die anderen Frauen sind teils zu zwei und drei in den abgezelteten Kammern, teils in einer Seitenhalle mit der Mahlzeit der Jünger beschäftigt.

Jesus erzählt Seiner Mutter von Cypern und den gewonnenen Seelen. Sie freut sich still und fragt nicht viel. Nachher erzählt sie ein­zelne Erlebnisse aus der Zeit Seiner Ab­wesenheit und spricht, von mütterlicher Sorge erfüllt, von der Gefahr Seiner Zu­kunft. Er weist sie sanft zurück, sie solle die Absicht Gottes ruhig anbeten, Er müsse Seine Sendung erfüllen, bis Seine Zeit der Aufnahme zu Seinem Vater erfolge. Ab­wechselnd werden einige der heiligen Frauen zu diesem Gespräch gerufen und sitzen neben Maria, wenn der Herr lehrt und er­zählt.

Mi. 18.

Den ganzen Tag hindurch kommen viele Jünger und andere Leute aus der Gegend von Bethsaida, Kapharnaum und Julias zu Jesus, um Ihn zu begrüßen und mit Ihm zu sprechen. Einige Jünger, die von Judäa ge­kommen sind, melden die Ankunft von Schiffen mit zweihundert cyprischen Juden in Joppe. Barnabas und Mnason nehmen sie dort in Empfang. Johannes betreibt bei Juta und Hebron Vorkehrungen zur Unter­kunft dieser Cyprier. Die Essener überneh­men ihre Versorgung. Sie werden einstwei­len in Höhlen untergebracht, bis ihre Ver­teilung geordnet ist.

Lazarus, Johannes Markus und die Simeons­söhne reisen nach Judäa ab, um mit Hilfe der Syrophönizierin für die Ansiedlung der Juden von Ornithopolis, südlich von Ramoth-Galaad, Sorge zu tragen (siehe 29. April 33).

Die heute abend bis dreißig zählenden Jün­ger im Hause Mariä übernachten teils in Petri Haus, teils in Bethsaida und teils im Lehrhaus zu Kapharnaum.

Haus Petri vor Kapharnaum

Do. 19.

Vormittags besucht der Herr mit einigen Jüngern Petri Frau, Schwiegermutter und Tochter und heilt einige arme Kranke, die in den Seitengebäuden zur Pflege aufge­nommen sind.

Kapharnaum

Hierauf besucht Er in der Stadt den Tep­pichhändler am Marktplatz, vor dessen Haus Er am 11. April dieses Jahres den vierjähri­gen Knaben gesegnet und den Jüngern vor­gestellt hat. Er unterhält Sich mit den Kin­dern des Hauses und heilt einige von ihnen.

Aus diesen Kindern gehen später Jünger hervor, und einer von ihnen weilt in Caesa­rea, als Paulus dort gefangen gehalten wird (Apg. 23, 33 ff.).

DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

Gartenbau-Stadt Dan (Lais)

Mit langen Schritten, weit vorgebeugt, durchwandert der Herr mit den Jüngern in Schlangenlinie die gebirgigen Pfade bis zur Gartenstadt Dan, unterwegs noch immer vom Gebet sprechend, wobei Er unter an­derem auch äußert, die Heiden beteten durchaus nicht bloß um zeitliche Güter, sondern viele von ihnen auch ernstlich um ewige Güter. Nach vier Stunden er­reichen sie Dan und kehren mitten in der Stadt in einer eigenen Herberge ein. Die Apostel und Jünger hatten diese wie auch die anderen Herbergen in dieser Gegend bei ihrer letzten Missionsreise eingerichtet. Zur Zeit sind, die Apostel mitgerechnet, etwa dreißig Jünger beim Herrn; die ande­ren sind in eigenen oder in Geschäften der Gemeinde zu Hause oder auf anderen Sen­dungen unterwegs.

Mo. 17.

Frühmorgens führen die Jünger, die schon einmal hier gewesen, und an die sich daher die Einwohner wenden, den Herrn zu ver­schiedenen Kranken und verteilen sich dann in die umliegende Gegend. Petrus, Johannes und Jakobus Major bleiben bei Jesus, der in den Häusern viele Wasser­süchtige, Schwermütige, Besessene, Aussät­zige und Lahme heilt.

Unter den Gärtnern und Tagelöhnern be­finden sich viele Leute mit geschwollenen Wangen und Gliedern, und auch Blinde. Die Blindheit rührt von einem kleinen In­sekt her, welches hier in großer Zahl her­umfliegt und die Arbeiter in die Augen sticht, worauf sie schnell erblinden. Jesus zeigt ihnen ein Kraut, das hier zu Land wächst, mit dessen Saft sie sich einreiben sollten, in Folge wovon das Insekt sie nicht stechen werde. Hierbei macht Er eine mora­lische Anwendung von dessen Bedeutung. Auch zeigt Er den Leuten ein anderes Insekt, das sie zerdrückt auf die Geschwulst legen sollten, womit sie sich in Zukunft selbst hel­fen könnten.

Die Heilung der Syrophönizierin

Während all dieser Heilungen, bei denen sich meist eine Gruppe von Menschen vor den Häusern in den Vorhöfen sammelt und dann den Herrn begleitet, zieht auch eine bejahrte, auf einer Seite gekrümmte heid­nische Dame aus Ornithopolis, die dort große Fabriken besitzt, ständig Jesu nach, hält sich demütig in einiger Entfernung und fleht Ihn zuweilen um Hilfe für ihre zu Hause an Besessenheit leidende Tochter an.

Ein Diener begleitet sie mit einem Pack ihres Gerätes. Sie war schon hier, als die Apostel neulich hier gewesen; und diese erinnern den Herrn mehrmals unter Tags an sie. Doch Er antwortet, es sei noch nicht Zeit, Er wolle das Aergernis nicht, Er wolle den Heiden nicht vor den Juden helfen.

Gegen drei Uhr nachmittags macht Jesus mit den drei Aposteln einen Besuch im Hause des hiesigen Juden-Ältesten, einem reichen, wohlgesinnten Nasiräer, der mit Lazarus und Nikodemus befreundet und ein heimlicher Anhänger Jesu ist und bereits viel zu den Gemeindealmosen und Jünger­herbergen beigesteuert hat. Er kann nicht mehr wegen Altersschwäche allein gehen und wird von seinen beiden Söhnen, die ebenfalls das Nasirats-Gelübde abgelegt haben, dem Herrn entgegengeführt; er weint vor Ehrfurcht und Freude, während die Söhne Jesu und den Aposteln die Füße waschen und einen Imbiß von Früchten und kleinen Broten reichen. Alle sind weiß ge­kleidet, auch die drei Töchter des Hauses, die ebenfalls im Gelübde sind.

Der Herr spricht hier sehr freundlich und vertraut, unter anderem auch von Seinen nächsten Wegen, und daß Er zu Ostern nicht öffentlich auf dem Feste in Jerusalem auf­treten werde. Er bleibt nicht lange im Hause, denn das Volk hat Seinen Aufenthalt auf­gespürt und sammelt sich auf der Straße und im Vorhof an. Jesus geht hinaus und heilt und lehrt mehrere Stunden im Vorhof, im Garten und zwischen den Terrassenmauern, welche die Gärten stützen.

Hier nähert sich wieder die Syrophönizierin aus Ornithopolis, und es folgt die Szene und Heilung ihrer Tochter, die wir bei Matthäus (15, 21-28) lesen. Als sie dann auf Jesu Frage, ob sie nicht auch selbst wolle geheilt werden, sich dessen nicht als würdig erachtet, legt ihr der Herr die eine Hand auf das Haupt, die andere in die Seite und spricht: „Richte dich auf! Es geschehe dir, wie du willst. Der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren.“ Da richtet sie sich in die Höhe — sie ist groß und schlank –, steht eine Weile regungslos, hebt dann die Hände in die Höhe und ruft: „O Herr, ich sehe meine Tochter ruhig und gesund im Bette liegen!“ Die Frau ist außer sich vor Freude, und Jesus begibt sich mit den Jüngern hinweg. Abends speist Er mit den Seinen noch bei dem Nasiräer, läßt dort durch die Jünger reichlich an die Armen austeilen und kehrt erst spät in Seine Her­berge zurück. Gestern und heute war Neu­mondsfest mit Beginn des neuen Monats Adar.

Di. 18.

Morgens heilt der Herr in einer offenen Säulenhalle, wo man sonst Markt zu halten pflegt. Hier heilt Er auch den gelähmten Arm und die Taubstummheit eines Ver­wandten der Syrophönizierin. Der Geheilte fängt an, prophetisch zu sprechen, wendet sich zu den umstehenden Heiden und Juden, nennt die einzelnen Orte und Wunder Jesu und ruft den Juden zu: „Die Speise, die ihr verwerft, ihr Kinder des Hauses, sammeln wir Verworfene auf und werden davon leben und dafür danken; und an der Frucht der Brosamen, die wir sammeln, wird ersetzt werden, was ihr an dem Brote des Himmels zugrunde gehen lasset!“ Er redet noch wei­ter so wunderbar und begeistert, daß eine große Bewegung im Volke entsteht, worauf Jesus mit Mühe aus der Stadt entweicht und Sich im Gebirge, westlich von Dan, mit den Aposteln und Jüngern trifft.

Gebirgshöhle bei Hunin

Steil klettern sie zu einer Höhle hinauf, in der für Reisende Bänke ausgehauen sind. Hier übernachtet Jesus und belehrt die Sei­nen über die verschiedenen äußeren For­men beim Heilen, über die Gebetsarten, spricht auch noch über die gestern Geheilte und betet mehrmals mit ihnen, während der Nacht aufstehend.

Mi. 19.

Vor der Höhle mit herrlicher Aussicht auf den Merom-See bis hinunter zum See Gene­zareth ruht der Herr mit Seinen Begleitern und unterrichtet sie über ihr Verhalten bei den nächsten Missionsreisen, ähnlich wie es bei Matthäus (10, 5-16) und Lukas (10, 4-11) kurz geschrieben steht.

Heidenbelehrung

Herberge am Leontes-Fluß

Gegen Mittag sehen sie vieles Volk sich ihrem Berge nähern, um denselben zu be­steigen, worauf sie aufbrechen und gen Ornithopolis weiter wandern, wohin die ge­heilte Syrophönizierin Jesum gestern ein­geladen hatte. Jenseits des Leontes-Flusses kehren sie in einer Herberge am Wege ein, die jene, die bereits hier durchgereist war, für den Herrn und die Seinen bestellt hat. Heiden kommen ihnen ehrerbietig entgegen, bedienen sie schüchtern und halten Jesum für einen sehr großen Propheten.

Lehrhügel zwischen Belfort und Ornithopolis

Do. 20.

Morgens begibt Sich der Herr zu einem Lehrhügel nicht weit von der Nachtherberge und einer heidnischen Stadt, und heilt dort mit den Jüngern die versammelten Kran­ken, unter denen sich Lahme, Ausgedörrte, Melancholische und Halbbesessene befin­den. Für die von Insekten herrührenden Geschwülste vieler läßt Er durch die Jünger eine bestimmte Pflanze bringen, die dort auf nacktem Felsen wächst, segnet die Blätter derselben und gießt Wasser darauf, das Er in einer Flasche bei Sich trägt, worauf die Jünger die Blätter den Geheilten mit der gekerbten Seite um die vorher kranke Stelle legen und festbinden.

Nachdem Jesus noch auf dem steinernen Lehrstuhl, der aus den Zeiten der Propheten stammt, über mehrere Stellen aus den Pro­pheten gelehrt und die Nichtigkeit der heidnischen Götzen geschildert hat, wandert Er mit den Seinen weiter gen Westen.

Jesu Besuch bei der Syrophönizierin

Hafenstadt Ornithopolis

Mit vielem Takt hat die Syrophönizierin, die in Ornithopolis Erb-Besitzerin mehrerer großer Webereien und Färbereien ist, alles für den Empfang Jesu bei den hiesigen Dia­spora-Juden vorbereitet und läßt alle Gast­dienste durch diese besorgen. Die ganze Stadt spricht bereits von den Heilungen Jesu zu Dan, und der auch hier prophetisch redende Geheilte hat dazu nicht wenig bei­getragen.

An zwanzig Juden, die Ältesten von Jünge­ren gestützt, der Lehrer mit allen Kindern, die Frauen und Mädchen verschleiert, nahen sich dem ankommenden Herrn. Die Heiden halten sich in respektvoller Entfernung und halten dem Zuge Jesu grüne Zweige ent­gegen. Ein Haus bei der Schule ist Ihm und den Jüngern eingeräumt und von der Syro­phönizierin mit schönen Teppichen und Lampen ausgestattet. Von den Juden wer­den ihnen die Füße gewaschen, ein Imibiß gereicht und andere Kleider und Sandalen gegeben, bis die ihrigen ausgeschüttelt, ge­strichen und gereinigt sind. Der Herr hält eine Ansprache vor den Juden und spricht dann mit den Vorstehern der Schule.

Nachher findet für alle ein prächtiges Mahl in einer offenen Halle statt, welches die Syrophönizierin samt allen Gefäßen, Spei­sen und Bedienungen verabreicht hat. Die Tische und Lagerbetten ringsum sind höher als die jüdischen; die Speisen werden in Form von Figuren aufgetragen, die allerlei Tiere, Bäume, Berge und Pyramiden dar­stellen; auch gibt es Blumen aus Backwerk, Vögel aus Fischfleisch, Fische aus Lamm­fleisch, Lämmer aus Mehl mit Honig, Ge­würzen und Früchten zu essen.

Der Herr speist mit den Aposteln und älte­sten Juden an der einen Tafel, an den an­deren speisen die Jünger mit den Männern und Jünglingen; die Frauen und Kinder essen an einer durch eine Scheidewand ge­trennten Tafel. Während des Mahles be­tritt die Syrophönizierin mit ihrer Tochter, gefolgt von Verwandten und vielen Dienern, die Halle. Die Tochter tritt verschleiert hin­ter den Herrn heran und bricht über seinem Haupt ein Fläschchen mit kostbarer Salbe und zieht sich mit der Mutter bescheiden etwas zurück, worauf die Diener alles bis­herige Geschmeide der Tochter, nebst kost­baren Steinen, Gefäßen, Figuren, Ambra, Goldbäumchen und Geldmünzen in zier­lichen Kästen und Schalen vor dem Herrn auf die Tafel setzen.

Nachdem die Syrophönizierin eine kurze Dankesansprache gehalten, antwortet Jesus mit großer Freundlichkeit und bittet um die Erlaubnis, von den Geschenken und Speisen Gebrauch für die Verteilung an arme Dia­spora-Juden machen zu dürfen.

In der Diaspora

Fr. 21.

Am Vormittag besucht der Herr die einzel­nen Judenfamilien — es sind auch andere aus der Umgegend gekommen — heilt einige, tröstet andere, versammelt dann alle in der Schule, lehrt sehr rührend, bereitet viele zur Taufe vor und läßt nach Tisch in einem Badegarten der Diaspora-Gemeinde etwa zwanzig Männer taufen, unter denen sich auch der geheilte Diener der Syro­phönizierin befindet.

Gegen Mittag ist der Herr mit den Jüngern Gast im Privathause der Syrophönizierin und spricht bei dieser Gelegenheit auch mit den eingeladenen heidnischen Freundinnen des Hauses und mit der Dienerschaft. Die Hausfrau bittet Jesum auch sehr inständig für die armen Leute in Sarepta, daß Er sie doch besuchen möge, und ebenso für andere Orte in der Gegend. „Sarepta“, so sagt sie unter anderem, „dessen arme Witwe mit dem Elias geteilt hat (vgl. oben 14. Juli 31), ist selbst eine arme Witwe und in Hungers­not, und Du als der größte Prophet erbarme Dich doch auch derselben. Mir aber, die selbst eine arme Witwe gewesen, der Du alles wieder gegeben, mögest Du darum verzei­hen, daß ich Dich auch für Sarepta an­flehe.“ Der Herr verspricht es ihr; und sie bittet Ihn noch, ihr den Ort anzugeben, wo sie für die Diaspora-Juden eine Synagoge erbauen lassen könne.

Vor Beginn des Sabbats lehrt Jesus noch einzelne Gruppen im Hof des Hauses, liest dann in der Schule der Juden in den Rollen aus Ezechiel (43, 10-27) von dem Altar des neuen Tempels und aus Moses (Ex. 27 bis 30) von Priesterkleidern, Priesterweihe und Opfern und lehrt, um die Hörer beson­ders zu trösten, über die Stelle, daß das Sprichwort nicht mehr gelten sollte in Israel : „Die Väter haben saure Trauben gegessen, und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden“ (Ezech. 18, 2-3). Ein jeder, der sich an das verkündete Wort Gottes wende und Buße tue und sich taufen lasse, trage die Sünden der Väter nicht mehr. Und diese Worte Jesu erfreuen die Hörer ungemein. Abends besucht der Herr dann noch mit den Jüngern die Wohnungen Armer und Kran­ker an der Meeresküste.

Sa. 22.

Morgens weilt Jesus bei den Kindern in der Schule und läßt dann noch einige, worunter nur Knaben, taufen. Nachmittags macht Er Seinen Abschiedsbesuch bei der Syrophöni­zierin und unterrichtet dann die Jünger über ihre Ordnung und Pflichten auf ihrer jetzigen Sendung. Thomas, Thaddäus und Jakobus Minor gehen mit allen Jüngern, außer denen, die bei Jesus bleiben, nach Süden, in das Stammgebiet Aser hinab, während Er mit den übrigen neun Aposteln und Saturnin, Judas Barsabas und einem dritten Jünger nordwärts gen Sarepta zieht. Alle Juden und viele Heiden begleiten Ihn eine Strecke Weges. Sechzehn Juden gehen ganz mit.

Juden-Ansiedlung bei Sarepta

Dort, wo einst die Witwe von Sarepta Reiser sammelte, als Elias zu ihr kam (3 Kön. 17, 10), haben sich arme Juden angesiedelt und kommen jetzt dem Herrn mit Weib und Kindern freudig entgegen. Die Syrophöni­zierin hat schon Geschenke vorausgeschickt und die Ankunft Jesu angemeldet. Beim gemeinsamen Mahl lehrt der Herr, teilt schon Almosen aus und sendet Speisen an die Armen.

So. 23.

Die Apostel kaufen in der eine halbe Stunde entfernten Stadt Sarepta Brot und Kleider für die Armen, die Jesus in der Ansiedlung verteilen läßt.

Lehrhügel bei einem Heidenstädtchen

Nachdem der Herr noch die Leute gelehrt und getröstet hat, wandert Er mit den Seinen und sechzehn Männern aus Ornithopolis und aus der Ansiedlung bei Sarepta, ein paar Stunden östlich aufsteigend, und pre­digt in der Nähe eines Heidenstädtchens auf einem Lehrhügel vor den Heiden, die Ihn bereits erwartet haben. Dann zieht Er weiter und übernachtet in einer Herberge nahe einer anderen Stadt, wo Ihn Seine Be­gleiter aus den erwähnten Orten verlassen.

Leviten-Stadt Rechob

Mo. 24.

Der Herr überschreitet den Südfuß des Libanon und erreicht jenseits des Leontes­flusses die Leviten-Stadt Rechob, südwest­lich am Fuß des Hermon, etwa eine Stunde unterhalb von Baal-Hermon, welches mit seinen vielen Götzentempeln auf Rechob herabsieht.

Karte Nr. 27
1-Fahsel Emmerick Karte 27

Bei den Zöllnern von Gessur

Zöllner-Ort bei Gessur

Di. 25.

Von Rechob aus wandert der Herr etwa sie­ben Stunden weiter nordöstlich und kehrt bei den Zöllnern ein, die an der nach Damas­kus führenden Römerstraße, dicht vor der Garnisons-Stadt Gessur, wohnen. In Gessur wohnen viele Juden und Heiden, die den Lehren Jesu am Berge der Seligkeiten zu­gehört hatten, ebenso der sehr alte Groß­onkel des Bartholomäus mütterlicherseits, der ein Heide ist und hier sehr große Güter besitzt.

Mi. 26.

Der Herr lehrt im Quartier der Zöllner auf einer Terrasse, auf der sonst die durch­gehenden Wagen verpackt und verzollt wer­den. Alles Volk, Männer und Frauen, Hei­den und Juden hören zu. Nachher speist Er bei den Zöllnern mit vielen anderen, und es ist ein großes Aufsehen, als viele der Zöllner, durch Jesu Lehre bewegt, ihre Güter ordnen, um alles an die Armen auszu­teilen. Auch der Großonkel des Bartholo­mäus hat sich zur Lehre Jesu hinführen lassen, spricht mit den Aposteln, besonders mit seinem Großneffen, und ladet den Herrn auf morgen in sein Haus zur Mahl­zeit ein.

Garnisons-Stadt Gessur

Do. 27.

Prächtig auf heidnische Art mit auf dem Wege ausgebreiteten Teppichen wird Jesus in Gessur bei dem Großonkel des Bartholo­mäus empfangen und ebenso bewirtet. Vor dem Hause heilt Er im Vorhof einige Leute und hält eine Ansprache.

Zöllner-Ort vor Gessur

Abends lehrt Er wieder bei den Zöllnern und heilt noch einige Kranke.

Fr. 28.

Am Vormittag teilen die Zöllner den größ­ten Teil ihrer Reichtümer aus. Auf der Terrasse liegen große Getreidehaufen, die sie den Armen ausmessen. Auch geben sie Äcker und Gärten an arme Tagelöhner und Sklaven und ersetzen allen Schaden, den sie getan.

Die Apostel und Jünger sind in diesen Tagen in der Gegend verteilt, zu Maachati und bis Aram. Der Herr lehrt am Zollhaus, und Heiden und Juden hören zu. Auch kommen fremde Pharisäer zum Sabbat an und werfen hier Jesu vor, daß Er bei Zöll­nern herberge und mit ihnen und den Hei­den verkehre. Abends lehrt Er im Sabbat­haus und hat einigen Streit mit den Phari­säern. Die Zuhörer stehen auf den an allen Seiten aufsteigenden Stufen zum Lehrstuhl, der sich in der Mitte des viereckigen Rau­mes befindet; und von außen schaut eine große Menge Heiden durch die geöffneten Hallen hinein und hört still zu.

Garnisons-Stadt Gessur

März:
Sa. 1.

Am Vormittag werden der Großonkel des Bartholomäus und sechzehn andere alte Männer in einem Badegarten getauft. Das Wasser wird aus einem Brunnen der Stadt auf einen hochliegenden Kanal hinauf­gewunden und so durch diesen in den Gar­ten geleitet. Judas Barsabas tauft. Der ganze Garten ist festlich geschmückt, und alles wird sehr feierlich verrichtet; den Armen wird viel ausgeteilt.

Nachdem Jesus noch eine Mahlzeit bei dem Großonkel genommen, predigt Er zum Sab­batschluß in der Synagoge, nimmt dann an der Zollstätte von allem Volk Abschied, teilt den Armen noch Almosen aus und wandert, von vielen Menschen begleitet, erst südwest­lich und dann gen Osten.

Am Phiala-See

Fischerdorf am Phiala-See

Nach fünf Stunden kommt Er spät in einem Fischerdorf am Phiala-See an und kehrt bei dem Lehrer neben der Schule ein. Die Leute sind hier meist Juden.

So. 2.

Nachdem der Herr in der Schule gelehrt, besucht Er mit einzelnen Einwohnern und den Aposteln die um den See zerstreut liegenden Hirtenwohnungen. Johannes der Täufer hat sich hier in der Gegend einst aufgehalten.

Dekapolis-Stadt Nobah

Abends geht Jesus mit Johannes, Bartholo­mäus und einem Jünger südlich über die Höhe hinab, etwa drei Stunden bis Nobah, wo Heiden und Juden wohnen, und kehrt hier in einem Pharisäer-Hotel ein.

Mo. 3.

In der Frühe geht der Herr mit Bartholo­mäus und Johannes — die anderen Apostel und Jünger sind noch in der Gegend ver­streut — in einzelne kleine Orte und An­siedelungen auf ein paar Stunden Weges und lehrt und heilt, jedoch nur wenige, denn die meisten aus diesem Landstrich sind bereits am See Genezareth geheilt worden. Auch bereitet Jesus mehrere zur Taufe vor. Das Wasser ist in dieser Gegend schwarz und schlammig, weswegen man es in großen runden Steinbecken abklärt und dann in andere Becken ablaufen läßt. In diese gie­ßen die Apostel Wasser, das sie in Trink­gefäßen bei sich haben, und Jesus segnet das Wasser. Die Leute knien, den Kopf über­beugend, um das Gefäß, wo es klein ist; wo es aber groß ist, stehen sie darin.

Am Nachmittag kehrt der Herr nach Nobah zurück und durchquert das Heidenquartier, wo man Ihn sehr feierlich empfängt. Man zieht Ihm mit grünen und blühenden Zwei­gen entgegen und breitet vor Ihm viele Decken und Tuchbahnen aus, die die Leute quer über die Straße am Boden halten, und die Er mehrere Male überschreiten muß, da sie damit immer wieder vor Ihm hinlaufen. In der Judenstadt empfangen Ihn die Rab­biner, die Pharisäer sind, und Er lehrt ge­gen Abend mit Anbruch des 14. Adar zum Beginn des Purimfestes in der Synagoge.

Beim darauffolgenden großen Mahl im Festhause beginnen die Pharisäer, mit dem Herrn zu streiten, und sticheln gegen Ihn, daß Seine Jünger auf dem Wege gegessen und Ähren abgestreift hätten (denn heute ist Esther-Fasten zum Andenken an Esth. 4, 16). Hierauf erzählt Jesus die Parabeln von den Arbeitern im Weinberge (Mt. 20, 1-16) und vom reichen Prasser und armen Lazarus (L. 16, 19-31) und wirft den Pha­risäern vor, daß sie die Armen nicht, wie ge­bührend, eingeladen. Als sie sich mit ihren zu geringen Einkünften entschuldigen, fragt Er sie, ob sie dieses Mahl für Ihn arrangiert hätten, und legt, als sie es bejahen, an einem Kettchen fünf gelbe, dreieckige Stücke auf den Tisch und sagt, sie mögen dies den Armen zuwenden. Dann läßt Er durch die Jünger viele Arme herbeirufen, heißt sie an der Tafel sich niedersetzen, bedient und be­lehrt sie und teilt viele Speisen aus. Hier muß man wissen, daß zum Purimfest eine Tempelabgabe üblich war und sich auch die Leute gegenseitig zu beschenken pflegten.

Jesus beim Purim-Festspiel

Di. 4.

Am heutigen Purimfest geht der Herr, wie üblich, herum und liest ebenfalls mehreren alten Leuten die Estherrollen vor und heilt einige Kranke. Unterdes beginnen die Fest­spiele im Ort mit den Aufzügen der jungen Mädchen und Frauen, die heute bestimmte Rechte besitzen. Sie wählen bald die eine, bald die andere zur Königin und setzen sie wieder ab. Den Priestern schenken sie litur­gische Kleidungsstücke. Zuletzt wird eine Puppe mißhandelt und aufgehängt, und kleine Knaben klopfen dabei mit Hämmern auf Bretter und rufen Verwünschungen aus (gegen Haman, vgl. Esth. 7, 8-10). Abends ist Jesus wieder in der Synagoge und speist nachher mit den Jüngern allein.

Leviten-Stadt Gaulon

Mi. 5.

Obwohl heute noch gefeiert wird, darf man doch reisen, und Jesus wandert mit einigen Jüngern etwa vier Stunden nach Gaulon, wo Er sehr gut empfangen wird, einige Leute heilt und anschließend lehrt und taufen läßt.

Festung Regaba

Nach nur anderthalb Stunden wandert Er mit den Seinen weiter südlich bei Argob dicht vorüber und dann östlich bis vor Regaba, wo sie vor der Stadt im Grase ruhen und auf die Ankunft einer größeren Gruppe von Jüngern warten, die sich schon von Nobah aus nach verschiedenen Seiten hin verstreut hatte. Als wieder fünfzehn Jünger beisammen sind, begibt Sich der Herr mit ihnen in die zu Regaba für sie errichtete Herberge.

Do. 6.

Den ganzen Tag macht der Herr Besuche, tröstet, lehrt und stärkt den Glauben. Die meisten Leute, Juden wie Heiden, sind be­reits getauft, und die meisten Kranken schon früher am Berg der Seligkeiten geheilt.

Fr. 7.

Jesus wirkt heute wie gestern; aber es ver­sammelt sich eine ungeheure Menge Men­schen aus der ganzen Gegend zum Sabbath, und dazu kommt noch eine Karawane aus Arabien an. Diese Menschenmenge bringt sehr viele Lahme, Blinde, Stumme und an­dere Kranke heran und bedrängt den Herrn mit ihrem Ungestüm dermaßen, daß Er Sich nach der Synagogenpredigt aus der Stadt auf einen Berg in der Wildnis zurückzieht. Ein Teil der Jünger zieht mit Ihm, ein Teil bleibt zurück und versucht, die Menge des Volkes, so gut es geht, zu ordnen.

Lehrberg bei Regaba

Sa. 8.

Auf einem Berge bei Regaba spricht Jesus heute vor dem Volk, welches Ihm nachge­zogen ist, und lehrt vom Gebet des Herrn, vom Nichtprahlen und Öffentlichtun beim Gebet und von der Erhörung (ähnlich wie bei Mt. 6, 5-65). Auch heilt Er viele Kranke und kehrt dann nach Regaba zur Synagoge zurück. Unterwegs bitten Ihn einige Jünger, die bei der ganzen Erklärung des Vaterun­sers nicht zugegen gewesen: „Lehre uns doch auch beten, wie Du es die anderen gelehrt!“ und Er legt wieder das Vaterunser aus und warnt vor dem scheinheiligen Beten (vgl. L. 11, 1-4).

Der Herr spricht in diesen Tagen viel von schwerer Zukunft und sagt einmal, es nahe Seine Aufnahme. Vielleicht meint Er damit die Verklärung, und dann werde man Ihn überall verfolgen und Ihm nach dem Leben trachten. Vom Brot des Lebens hat Er aber seit dem 8. Februar nicht mehr gesprochen; denn diese Lehre hatte Er hauptsächlich ausgesprochen, um die Jünger zu prüfen und die schlechten auszuscheiden, damit Er sie nicht immer mit herumschleppen müsse.

Jesu Besuch bei Enue

Tetrarchen-Stadt Caesarea-Philippi

So. 9.

Gegen Mittag kommt der Herr mit den Sei­nen in Caesarea-Philippi an. Anfang März hatte Er die Stadt gemieden, wegen der An­wesenheit des Tetrarchen Philippus ; jetzt ist er verreist. Die Karawane von Regaba hat Jesu Ankunft bereits hier verkündet, und vor der Stadt empfangen Ihn am Brun­nen mit Fußwaschung und Imbiß die Ver­wandten der am 6. Dezember von Ihm ge­heilten Enue und andere gute Leute.

Auch hier kehrt der Herr in dem Hotel der Pharisäer dicht bei der Synagoge ein, und bald kommen Kranke und anderes Volk. Die Apostel heilen hier und da.

Mo. 10.

Jesus heilt und lehrt heute vor der Stadt auf einem Hügel. Es werden Kranke von allen Gegenden gebracht. Oft rufen sie auch: „Herr, befiehl einem Deiner Jünger, uns zu helfen!“ Abends speist Er mit den Phari­säern, und sie sticheln gegen Ihn, warum er mit lauter so geringen Leuten umherziehe und Sich nicht mit Gelehrten abgebe.

Unterwegs empfängt der Herr eine Ein­ladung von seiten der Verwandten der Enue, die Er für Morgen annimmt.

Di. 11.

Vor zahlreicher Hörerschaft setzt der Herr die gestrige Lehre auf der Anhöhe vor der Stadt fort, heilt dann mit den Jüngern viele Kranke und läßt an die Armen Almosen, Speisen und Kleider austeilen, für deren Herbeischaffung Enue, ihr noch heidnischer Onkel und die Jünger gesorgt haben.

Zur gleichen Zeit treffen die am 22. Fe­bruar nach Tyrus, ins Land Chabul und in das Stammgebiet Aser ausgesandten drei Apostel ein und auch fast alle anderen Jünger, die Jesus für heute Vormittag hier­her bestellt hatte. Alle begrüßen sich auf herzliche Weise, reichen sich die Hände und umarmen einander. Nach gegenseitiger Fußwaschung nehmen alle gleich an der Austeilung der Almosen und an den Hei­lungen teil.

Gegen Mittag begibt Sich der Herr mit allen den Seinigen, etwa sechzig an Zahl, in das Haus des Onkels der Enue, wo man sie feier­lich nach heidnischer Art mit ausgebreiteten Teppichen und mit Zweigen und Kränzen empfängt. Enue und ihre Tochter führen dem Herrn den alten Onkel entgegen.

Dieser möchte sich gern taufen lassen, hat aber Bedenken wegen der Beschneidung. Jesus wußte dies und ist deshalb persönlich erschienen; denn Er pflegt diese Frage nicht öffentlich zur Sprache zu bringen, sondern sagt heidnischen Taufanwärtern, welche die Beschneidung scheuen, privatim, es genüge, das zu glauben und zu üben, was sie von Ihm gehört. Auch den Aposteln gegenüber spricht Er Sich hierüber nicht aus, um sie nicht zu ärgern, weshalb Ihn auch die Pharisäer, die auf alles lauern, niemals deswegen beschul­digen, selbst später bei der Passion nicht.

Im schön beplatteten Innenhof des Hauses finden unter einem oben offenen, weißen Zelttuch zwischen Bäumen und Blumen­kränzen die Taufen statt. Jesus lehrt noch vorher und spricht mit den Täuflingen ver­traut allein. Sie bekennen Ihm ihr ganzes Herz und Leben und sprechen ihren Glauben aus, und Er vergibt ihnen ihre Sünden. Sodann werden sie aus dem Becken, dessen Wasser der Herr gesegnet hat, von Saturnin getauft.

Während der sich hieran anschließenden Mahlzeit, an der alle Jünger und alle Haus­freunde teilnehmen, tritt die einundzwanzig­jährige Tochter der Enue verschleiert hinter den Herrn, zerbricht über Seinem Haupt ein weißlich schimmerndes Gefäß, streicht die duftende Essenz mit beiden Händen links und rechts über Sein Haar und hinter den Ohren zum Nacken hin zusammen, faßt dann ihr langes Schleierende in einen Bün­del, fährt damit abtrocknend über Jesu Haupt und zieht sich bescheiden wieder zu­rück. Beim Essen lehrt Jesus, erzählt Gleich­nisse und läßt zum Schluß den Armen vor dem Hause Speisen hinaustragen.

Mi. 12.

Am Vormittag feiern die Heiden in Cae­sarea ein Fest, die Wohltat des Wassers be­treffend. Unter Beteiligung bekränzter Mädchen räuchern sie auf Dreifüßen auf dem Säulenplatz beim Stadtbrunnen inmit­ten allerlei Tempelgebäuden vor einem Götzenbild in Gestalt von drei oder vier mit dem Rücken aneinandersitzenden Men­schenfiguren.

Nach Schluß dieses Festes kommt der Herr hierher, bereitet mehrere Juden vor und läßt sie von den Jüngern taufen. Dann be­sucht Er noch mit einigen Jüngern das Haus der Enue, wo man Ihn stehend bewirtet und sich mit vieler Demut und Verehrung unter Tränen vom Herrn verabschiedet. Auch hat man unterdessen Brote, Getreide, Kleider und Decken vor das Stadttor gesendet, wo Jesus gleich darauf noch viele Arme der Stadt und der erwähnten Karawane versam­melt, diese und andere belehrt, einige heilt und schließlich jene Almosen an die Be­dürftigen verteilen läßt. Diesem Beispiele der Barmherzigkeit folgen jetzt auch noch andere fromme Juden und Neugetaufte, messen Getreide aus und verteilen Tücher, Decken und Mäntel.

In Seiner Herberge nötigen den Herrn noch einige Pharisäer auf ganz höfliche Art, ihnen noch Einiges in der Synagoge zu erklären. Er begibt Sich mit den Aposteln dorthin. Die Pharisäer stellen allerlei verfängliche Fra­gen über die Ehescheidung, die sie sich aus­gedacht; denn es gibt hier viele verworrene Ehestreitigkeiten, von denen Jesus bereits einige geschlichtet hat.

Zum Schluß stellen sie den Herrn zur Rede, warum Er einen jungen Mann nicht zum Jünger aufgenommen habe, der doch so in­ständig darum gebeten. Der Herr hatte näm­lich von jenem jungen Manne verlangt, Vater und Mutter zu verlassen und all‘ das Seinige den Armen zu geben (vgl. L. 14, 26 und 18, 22-23). Hier hatte er sich nun wie­derum bei Jesus gemeldet, wollte aber sein Vermögen behalten und verwalten, und der Herr hatte ihn abgewiesen. Daraufhin ver­klagte er Jesum bei den Pharisäern und steht nun unter diesen, bringt auch selbst allerhand unverdautes Zeug vor, was der Herr alles von ihm verlange, und ruft die Apostel zu Zeugen an. Diese schweigen ver­legen, da sie weder hierauf vorbereitet sind, noch genügend Bescheid wissen. Als nun die Pharisäer Jesu vorwerfen, Er mute Seinen Jüngern zu viel zu, ziehe nur mit unwissen­dem Volke umher, und dieser junge Mann sei Ihm zu gelehrt, darum habe Er ihn abge­wiesen, antwortet Er ihnen derb, deckt ihre Gesinnung auf und begibt Sich, von ihnen bespöttelt, hinweg auf die Reise.

Vor der Stadt unterrichtet Er die Apostel und Jünger, sendet sie gen Osten und Nord­osten in ziemlich ferne Orte bis gen Damas­kus und Arabien und wandert Selbst mit nur zwei Jüngern gen Süden.

Der Andrang in Gaulanitis

Leviten-Stadt Argob

Spät abends erreicht Er Argob und kehrt hier an der Synagoge bei Leviten ein.

Do. 13.

Vormittags spricht Er an einem öffentlichen Platz der Stadt, heilt hier einige Kranke, macht Hausbesuche bei kranken und alten Leuten und verläßt am Nachmittag, von einigen Einwohnern begleitet, den Ort.

Herberge am Hirtenort

Unterwegs hält Er Sich zwei Stunden in einer offenen Herberge eines Hirtenortes auf, wo auch zuweilen Karawanen lagern, die jährlich dreimal in solcher Richtung ziehen. Hier treffen vier Jünger aus Süden ein. Sie tragen einen Pack auf dem Rücken und einen auf der Brust, beide quer über den Schultern verbunden. Die beiden leich­ten Bastkörbe auf dem Rücken enthalten breite, gespaltene, gesalzene und getrock­nete Fische, und die Bündel auf der Brust zusammengelegte Brote und Gefäße mit Honigwaben. Sie kommen über Kapharnaum von den Freunden aus Jerusalem, und das hiesige Zusammentreffen mit dem Herrn ist von diesem verabredet worden.

Fr. 14.

Am frühen Morgen ist Jesus schon wieder von einer großen Menschenmenge umgeben, die Seine Lehre von den bösen Winzern (Mt. 21, 33) anhört, Ihn aber so stark um­drängt, daß Er Sich am Ende in die Wild­nis zurückzieht.

Attentatsversuch der Pharisäer

Burg von Regaba

Im Laufe des Nachmittags trifft Er in der Burg von Regaba ein, die eine Synagoge mit mehreren Reihen von Häusern umschließt. Eine ungeheure Menschenmenge und viele aus den Karawanen erwarten den Herrn. Auch sechs der ausgesandten Apostel tref­fen ein; ebenso viele Pharisäer, die von Kapharnaum herübergekommen sind, um den Herrn zu bespitzeln. Die Synagoge ist überfüllt und dicht umlagert. Jesus lehrt am Sabbat von der Einweihung der Priester­kleider (Ex. 28) und vom Bau des salomonischen Tempels (3 Kön. 6-7). Dann lehrt Er aus den Klageliedern Jeremiä und spricht davon, wie sie Ihn jetzt suchen und haben wollen, wie sie aber nach einiger Zeit Ihn alle verlassen, verspotten und mißhandeln würden.

Sa. 15.

Während des Tages heilt der Herr beson­ders viele Blinde und befreit, wie an den letzten Tagen, wieder mehrere Besessene. Abends disputieren in der Synagoge die Pharisäer mit Ihm heftig und werfen Ihm unter anderem wieder das Teufelsaustreiben durch Beelzebub vor (wie am 13. Dez. 32 u. 31. Jan. 33). Er jedoch nennt ihren Vater den Vater der Lüge (wie später im Septem­ber 32, vgl. J. 8, 44) und spricht davon, daß Gott keine blutigen Opfer verlange, kein Blut der Kälber, Lämmer und Böcke (Is. 1, 11), und prophezeit ihr Vergießen von un­schuldigem Blut als Ende ihres Dienstes; doch die an das geschlachtete Lamm glauben würden, würden durch dieses Opfer mit Gott versöhnt werden, die Mörder aber ver­dammt. Als sie Ihn daraufhin einen Sama­ritaner schimpfen (vgl. J. 8, 48), erzählt Er die Parabel vom barmherzigen Samariter (J. 12, 24) und vorn Weizenkorn, das auf steinigen Grund fiel (Mt. 13, 5), und warnt die Jünger vor den anwesenden Pharisäern. Ganz erbittert bringen diese wieder alle alten Vorwürfe vor, auch die Nichtannahme des reichen Jünglings von vorgestern, der Ihm wohl zu gelehrt sei, und werden so er­grimmt, daß Jesus und die Jünger sich ent­fernen und in die Wildnis eilen. Die Phari­säer aber lassen Leute mit Knüppeln auf Ihn lauern.

Wildnis südlich von Regaba

Nachts finden die Jünger den Herrn südlich von Regaba in einem der Weidetäler, die viele Schlupfwinkel bieten.

Eisenindustrie-Stadt Groß-Chorazin

So. 16.

Auf dem Wege nach Groß-Chorazin, wo Heiden und Juden wohnen und sich viele Eisenarbeiter aufhalten, erklärt Jesus den Seinen, warum Er jenen Jüngling nicht auf­nehme, und erreicht bald die Stadt. Eine große Menge Menschen folgen Ihm auch hierher, und die Einwohner haben bereits viele Kranke auf Jesu Weg durch die Stadt gebettet, die Er auf Seinem Gang zur Syna­goge heilt.

Mo. 17.

Unter heftigem Gezänk der Pharisäer lehrt Er im Sabbathaus, ähnlich wie gestern und vorgestern. Als Er Chorazin verläßt, folgen Ihm die Pharisäer nach und fordern eine nähere Erklärung. Er antwortet ihnen, daß sie diese jetzt nicht verstehen könnten. Im Gedränge führen die Jünger dem Herrn einen guten, frommen Hirten aus der Gegend zu, der taubstumm ist, und bitten, Er möge ihm die Hand auflegen. Jesus läßt ihn aus dem Gedränge wegführen; doch die Phari­säer folgen, und Er heilt jenen vor ihnen in der Weise, wie es der Evangelist Markus (7, 31-37) beschreibt, damit die Gegner sähen, daß Er kraft des Gebetes und Glau­bens an Seinen himmlischen Vater und nicht durch den Teufel heile.

Matthäi Zollstätte

Als der Andrang des Volkes immer größer wird — denn es ist noch eine Karawane an­gekommen —, begibt Sich der Herr zur Zoll­stätte des Matthäus; und da sich auch hier das Volk häuft, läßt Er ein paar Jünger bei der Menge und fährt mit den anderen Jün­gern auf den See hinaus.

Am Fuß des Berges der Seligkeiten

Sie landen etwas weiter nördlich und blei­ben bis zur Nacht am Fuß des Berges der Seligkeiten unter sich allein, und Jesus spricht vom Gehen nach Jerusalem und von Seiner nahen Aufnahme (Verklärung oder Passion?).

Fischerstadt Bethsaida

Nachts fahren sie über den Jordan und sprechen im Hause des Andreas zu Bethsaida mit Boten des Lazarus.

Schluß der sogenannten Bergpredigt

Bergrücken über Matthäi Zollstätte

Di. 18.

Auf dem Bergrücken über Matthäi Zoll­stätte haben sich viele Menschen versam­melt, darunter viele Heiden aus der Deka­polis und von Karawanen. Kranke werden auf Bahren und Eseln heraufgetragen. Nach­dem der Herr geheilt hat (Mt. 15, 29-31), lehrt Er vom dringenden Gebet mit dem Beispiel des seinen Vater um Brot bitten­den Kindes (Mt. 7, 7-11) und bemerkt hierbei, daß Er Heiden kenne, die ein sol­ches Vertrauen zu Gott hätten, daß sie um gar nichts flehten, sondern nur für alles Empfangene dankten; und Er fügt hinzu: „Wenn die Knechte und Fremdlinge solches Vertrauen haben, welches Vertrauen müs­sen da die Kinder des Vaters haben!“ Hier­auf spricht Er auch von der Danksagung für empfangene Heilung durch Besserung des Lebens und von der Strafe der Rück­fälligen, und daß diese sich in einem üble­ren Seelenzustand als vorher befänden.

Bald wird das Gedränge so groß, daß Er Sich wieder entfernt, nachdem Er für mor­gen eine große Lehre auf dem nordöstlich gelegenen Berge ankündigt. Am Abend be­ginnt der neue Monat Nisan, und Jesus über­nachtet mit den Seinen im ehemaligen Hause des Matthäus.

Lehrberg nordöstlich des Berges der Selig­keiten

Mi. 19.

Frühmorgens begibt Sich der Herr mit den Jüngern auf den Berg nordöstlich des Ber­ges der Seligkeiten. Das Volk zieht von allen Seiten heran; denn es lagerte verstreut in der ganzen Gegend, an Höhen und in Tälern, und forschte überall, wo Jesus Sich hin­begebe. Dieser heilt heute nicht, sondern lehrt von der siebenten und achten Selig­keit (Mt. 5, 9-10), indem Er das Thema vom 3. Februar 33, dem Tage Seiner Spei­sung der Fünftausend, fortsetzt. Gegen Abend fährt Er mit den Seinen im Schiffe Petri auf den See, landet aber nicht, da auch das Volk Ihm auf Schiffen folgt.

Lehrberg der Speisung der Viertausend

Do. 20.

Erst am Morgen geht der Herr an Land und steigt noch weiter nordöstlich hinauf als gestern. Auf einem von Reisenden kürz­lich benutzten Lagerplatz, einem länglichen viereckigen Felsenstück, lehrt Er nach An­sammlung der Menge den Anschluß an die acht Seligkeiten und beendet damit die soge­nannte Bergpredigt des Evangeliums (Mt. 5, 11-7, 29). Er spricht ungemein stark und rührend.

Die Speisung der Viertausend

Gegen Abend macht Jesus eine Pause und spricht mit Johannes, die Leute zögen Ihm nun schon drei Tage nach; Er werde sie jetzt auf lange verlassen, wolle sie aber nicht gern so hungernd gehen lassen. „Wir sind hier ganz in der Wildnis“, entgegnet Johan­nes, „es ist weit, um Brot zu holen; sollen wir ihnen Beeren und Früchte, die in der Gegend noch an Sträuchern und Bäumen hängen geblieben, sammeln?“ — „Frage die anderen, wieviel Brote sie haben“, ent­gegnet Jesus. „Sieben Brote und sieben kleine Fische“, lautet die Antwort. Da be­fiehlt der Herr, die leeren Brotkörbe der Leute heranzubringen und die Brote und Fische ( die armlang sind) auf die Steinbank zu legen.

Unterdes lehrt Er noch eine halbe Stunde lang, spricht sehr deutlich aus, daß Er der Messias sei, und Seine Verfolgung bald be­ginne. An jenem Tage aber würden diese Berge erschüttert werden und auch dieser Stein zerspringen — Er zeigt auf die Stein­bank—, wo Er die Wahrheit verkündet habe, die sie nicht angenommen. Dann ruft Er wieder, wie am 10. Dezember 32, Wehe über Kapharnaum, Chorazin und viele Orte der Gegend aus (Mt. 11, 20-24, vgl. später 2. Juli 33). Sie alle sollten am Tage Seiner Aufnahme fühlen, daß sie das Heil von sich gestoßen. Doch spricht Er auch vom Glück dieser Gegend, der Er das Brot des Lebens gebrochen; aber die Durchziehenden näh­men das Glück mit sich. „Die Kinder des Hauses werfen das Brot unter den Tisch, und die Fremden, die Hündlein, wie die Syrophönizierin (17. Febr. 33) gesprochen, sammeln die Brosamen auf, und sie werden ganze Flecken und Dörfer mit denselben er­quicken und entzünden.“ Dann nimmt Er Abschied von den Hörern, fleht sie nochmals an zur Buße und Bekehrung, schärft ihnen Seine Drohung ein und nennt diese Worte den Schluß Seiner Lehre hier. Viele weinen und wundern sich, verstehen aber manche Seiner Worte nicht.

Hierauf befiehlt Er ihnen, sich am Abhang zu lagern; und nun erfolgt die im Evan­gelium (Mt. 15, 32-29) erzählte Speisung der Viertausend, die sich in ähnlicher Weise vollzieht wie die wunderbare Spei­sung der Fünftausend am 3. Februar 33. Nachher werden sieben Körbe voll Brocken gesammelt und unter die armen Reisenden verteilt.

Schon am Mittag war eine große Anzahl von Pharisäern unter dem Volke bei Jesu Lehre gewesen, hatte sich aber wieder hin­ab in die Hirtentäler begeben. Jetzt gegen Abend ist wieder eine Gruppe von ihnen oben gewesen, hat einem Teil Seiner Dro­hungen und auch der Brotvermehrung bei­gewohnt und eilt jetzt schnell hinunter, um sich mit den anderen zu beraten, was man dem Herrn sagen solle, wenn Er herab­komme.

Unterdes entläßt Jesus oben das Volk. Man weint, dankt und preist Ihn mit lauter Stimme. Nur mit Mühe kann Er von den Ihn Umringenden loskommen. Er steigt mit den Jüngern zum See hinab; ehe Er aber oberhalb Matthäi Zollstätte das Schiff be­steigt, eilen die Pharisäer herbei, versperren Ihm höhnend den Weg und begehren, ein Wunderzeichen am Himmel von Ihm zu sehen. Jesus gibt ihnen die Antwort, die Matthäus (16, 1-4) überliefert hat, und nennt ihnen noch eine bestimmte Zahl von 53 Wochen, nach deren Ablauf ihnen das Zeichen des Jonas gegeben werden würde (vgl. Mt. 12, 40 u. 3. Aug. u. 12. Febr. 32). Dann läßt Er Sie stehen, geht mit den Aposteln an den See und besteigt mit ihnen das Schiff Petri.

Jüngerbelehrung auf dem See

Auf dem See Genezareth

Fr. 21.

Nachdem der Herr mit den Seinen auf dem Schiff nahe bei Magdala und Dalmanutha übernachtet hat, belehrt Er sie tagsüber bei langsamer Fahrt auf dem See gen Norden. Zuerst knüpft Er an ihr Bemerken, daß sie nur ein Brot bei sich haben, an, indem Er sie vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadduzäer warnt und über den geistigen Sinn Seiner Worte aufklärt (Mt. 16, 5-12). Dann spricht Er noch deutlicher als je aus, daß Er Christus der Messias sei; wie Er zu Jerusalem leiden werde; daß der nicht Sein Jünger sein könne, der nicht all das Seine und die Seinigen verlasse und Ihm nicht glaubend in Seiner Verfolgung nachfolge.

Als sie Ihn fragen, ob wohl Jener (vom 8. Dez. 32) zurückkehren werde, der seinen Vater erst habe begraben wollen, und ob Er ihn nicht aufnehmen wolle, denn er scheine ihnen dieses wohl zu verdienen, deckt Jesus ihnen den Charakter jenes Schriftgelehrten auf, und wie er am irdischen Gute hänge und erst die Erbschaft in Sicherheit bringen wollte. Da schnappt der eifrige Petrus mit der Erklärung vor: „Gott sei Dank! solche Gedanken habe ich nicht gehabt, da ich Dir folgte.“ Jesus aber gibt ihm einen Verweis und sagt, daß er dieses hätte verschweigen sollen, bis Er, der Herr, es ihm gesagt hätte.

Fischerstadt Bethsaida

Die ersten Stunden nach Mittag verbringen sie ungestört im Hause des Andreas zu Beth­saida, um sich zu erquicken. Das Volk weiß nicht, wo der Herr geblieben und hat sich zerstreut. Als aber Jesus das Haus verläßt, bringt man Ihm einen alten, blindgeborenen Einwohner von Bethsaida, den Er immer noch nicht geheilt hat. Jesus nimmt den Bit­tenden an der Hand mit hinaus vor den Ort und heilt ihn in der Weise, wie es Markus (8, 22-26) beschrieben hat.

Der Herr fährt mit den Seinen zum Ostufer hinüber; und auf dem Wege am Ostufer des Jordan begegnen Ihm die am 12. März aus­gesandten übrigen Apostel und Jünger nach ihrem Abstieg vom östlichen Lehrberge und schließen sich dem Herrn an. Jesus spricht auch hier von Seiner nahen Aufnahme, und die Apostel bitten Ihn, sie doch nicht mehr auszusenden, damit sie in der Not bei Ihm sein könnten.

Der Disput mit den Gelehrten

Universitäts-Stadt Bethsaida-Julias

Als sie sich zum Sabbat der Stadt Beth­saida nahen, kommen dem Herrn Einwohner freundlich entgegen — denn andere Sabbat­gänger hatten bereits Seine Ankunft in der Stadt gemeldet — und bieten der Gesell­schaft Jesu in einem Hotel Imbiß und Fuß­waschung. Auch Heiden, die hier zahlreich wohnen, begrüßen den Herrn aus respekt­voller Entfernung.

Zum Sabbat lehrt der Herr in der großen und überfüllten Synagoge der Stadt. Fast alle Lehrer der hiesigen Universität hören Ihm zu. Alles ist sehr erfreut, daß Jesus so unerwartet und zum ersten Male auch hier­her gekommen, die Laien von Herzen, die Schriftgelehrten mehr aus Eitelkeit, damit sie den Lehrer, um den so viel Lärm in der Gegend und besonders zu Kapharnaum sei, doch auch gehört und beurteilt hätten. Sie sind ganz höflich, aber kalt und vornehm wie Professoren, und disputieren auch mit dem Herrn, indem sie Ihm allerlei Fragen aus dem Gesetz und den Propheten vor­legen, doch ohne Bosheit und mehr aus Neu­gierde und um zugleich auch ihr Wissen vor dem Volke zu zeigen.

Nachdem Jesus die fällige Sabbatlektion gelesen und erklärt hat, hält Er einen Vor­trag über das vierte Gebot, wobei Er die Worte vom langen Leben auf Erden tief­sinnig auslegt und unter anderem sagt, ein Strom müsse versiegen, wenn seine Quelle verschüttet werde.

Am Abend ist der Herr Ehrengast bei einer sehr festlich gehaltenen Mahlzeit, bei der auch die Schulkinder an eigenen Tischen sitzen. Hier erzählt Jesus auch die Parabel von den Arbeitern im Weinberge und legt sie aus (Mt. 20, 1-16).

Sa. 22.

Nach der morgendlichen Lehre in der Syna­goge besucht der Herr die verschiedenen Schulen der Stadt. Gelegentlich Seines Sab­batspazierganges ziehen Ihm die Einwohner nach, halten Ihn an und fragen Ihn betreffs der rechten Lehre und nach der besten Lebensführung. Er antwortet ihnen offen, daß sie die Lehre nicht befolgen würden, wenn Er sie ihnen auch mitteile, und daß sie neugierig seien; Seine Lehre hätten sie ja schon oft in der Gegend gehört, oder ob sie eine andere hören wollten, da sie frag­ten. Er habe Seine Lehre gestern und auch heute früh verkündet.

Sie gehen aber mit Ihm zu ihren Gütern und führen Ihn schließlich auf die Bauplätze, wo Holz und Steine liegen. Als hier die Architekten von der neuen schönen Bauart sprechen, lehrt der Herr in Gleichnissen vom Bauen auf Sand und vom Bauen auf Felsen (Mt. 7, 24-26) und spricht vom Eckstein, den die Bauleute verwerfen würden (Mt. 21, 42 ), und vom Einstürzen ihres Baues (Mt. 7, 27). Auf dem Rückwege werden Ihm noch mehrere Kranke, Lahme, Wassersüchtige und ein paar blödsinnig Besessene an den Weg gebracht, und Er heilt dieselben.

Beim abendlichen Sabbatschluß disputieren noch die Pharisäer mit Ihm, aber hier ohne Bosheit, nur sehr kalt und vornehm tuend. Die heilige Jungfrau und ihre Freundinnen befinden sich schon seit mehreren Tagen in Bethanien.

Verleihung des Primates an Petrus

Gaulanitis-Flecken Sogane

So. 23.

Morgens ziemlich spät verläßt der Herr mit den Zwölfen und etwa dreißig Jüngern Julias und belehrt auf dem ganzen Wege, und oft verweilend, die Jünger und Apostel. Bei Seiner Ankunft in Sogane umdrängen Ihn die Einwohner und begehren Unter­richt; und Er lehrt und heilt bis gegen Abend.

Höhe südöstlich von Sogane

Dann geht Er mit den Seinen etwa eine Stunde südöstlich zurück auf eine Höhe, die oben mehrere Tiefen und Hügel bildet. Unterwegs läßt Er Sich von den Jüngern und Aposteln ihre Erlebnisse und Taten während ihrer letzten Reise erzählen. Hier­bei kommt auch der Eindruck zur Sprache, den der Herr in verschiedenen Orten hinter­lassen hat, durch die sie wieder gekommen waren. Jesus erklärt ihnen vieles, verweist und befiehlt manches, spricht dann wieder von der nächsten Reise zum Osterfest, der Annäherung Seiner Aufnahme und von dem baldigen Aufgang Seines Reiches, wie auch von dem Berufe eines jeden in demselben. Zum Schluß, da die Dunkelheit anbricht, legt Er ihnen nahe, jetzt zu speisen, dann aber ernstlich zu beten und hierauf zu ruhen, da Er ihnen morgen Ernstes und Wichtiges mitzuteilen habe. Mit diesen Wor­ten trennt Er Sich von ihnen, begibt Sich in die Einsamkeit und betet, liegend oder stehend, während des größten Teiles der Nacht, wie Er es immer vor heiligen Hand­lungen zu tun pflegt.

Mo. 24.

Noch vor Tagesanbruch gesellt Sich der Herr wieder zu ihnen, betet kurz mit ihnen, und als die Rede wieder auf einiges kommt, was sie gestern erzählt haben, fragt Er die Zwölfe und einige alte Jünger, die aber außerhalb des engeren Kreises stehen: „Was sagen denn die Menschen, wer Ich sei?“ Als sie mancherlei Meinungen berichten, die sie hier und da auf der Reise vernommen (Mt. 16, 13-14), und nun Seine Antwort hierauf erwarten, schweigt Er eine Weile, schaut sie sehr ernst an und fragt: „Ihr aber, für wen haltet ihr Mich?“ Keiner fühlt sich getrieben zu antworten; aber Petrus wird ganz voll Kraft und Feuer, tritt mit einem Fuß energisch in den Kreis und sagt, mit der Hand feierlich beteuernd und wie die Stimme aller, laut und kräftig: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes !“ Die anderen Apostel blicken sich und Petrus und den Herrn bestürzt und scheu an; selbst Johannes gibt sein Erschrecken merklich zu verstehen. Da antwortet der Herr mit einem großen Ernst, und Seine Stimme ist prophetisch stark und wie belebend, und Er scheint zu leuchten und wie vom Erdboden erhoben: „Selig bist du Simon, Jonas‘ Sohn! denn Fleisch und Blut haben dir dieses nicht offenbart, sondern mein Vater, der im Him­mel ist; und Ich sage dir: Du bist ein Fels, und auf diesen Fels will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen; und Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben: was du auf Erden bindest, das soll im Himmel ge­bunden sein, und was du auf Erden lösest, das soll auch im Himmel gelöst sein!“ (Mt. 16, 15-20).

Unterdes ist die Sonne aufgegangen. Die anderen Apostel reden leise und erregt mit­einander; sie verstehen die Worte nicht ganz und meinen, Jesus wolle in Seinem Reiche dem Petrus das Hohepriesteramt geben. Doch Petrus fühlt die wahre Bedeu­tung der Worte; und der Herr sagt nun den Aposteln noch ganz deutlich heraus, daß Er der verheißene Messias sei, und wendet alle Stellen der Propheten auf Sich an und tritt mit den Worten: „Laßt uns nun auf das Fest nach Jerusalem gehen“, den Rückweg zur Jordanbrücke an.

Unterwegs spricht unter anderem Jakobus Major zu seinem Bruder Johannes davon, sie würden doch wahrscheinlich die näch­sten Stellen nach Petrus erhalten. Jesus aber ruft den Johannes zu Sich und verweist ihm leise, aber ernsthaft sein voriges Er­schrecken beim Bekenntnis des Petrus. Die­ser aber ist noch ganz voll von der Ver­heißung Jesu, meint in seinem Eifer, seine Arbeit beginne nun gleich; denn die Bedin­gung des Leidens Christi und der Sendung des Hl. Geistes sind ihm noch unbekannt. Also naht er sich jetzt dem Herrn und fragt betreffs mehrerer Fälle, vor allem betreffs der Zöllner und der öffentlichen Ehebrüche, ob er in diesen oder jenen Fällen auch Sün­den lösen könne. Jesus beruhigt ihn, er werde alles dieses noch deutlicher erfahren, es sei dieses anders, als er erwarte, denn es komme ein anderes Gesetz.

Dann beginnt der Herr, im Gehen oder wieder im Kreise der Seinen stehend, Ein­zelheiten Seines Gehens nach Jerusalem, der Nachstellungen Seiner Gegner, Seiner schließlichen Tötung und Auferstehung am dritten Tage zu verkünden (Mt. 16, 21). Petrus aber betrübt sich über das erwähnte Mißhandeln und Töten so sehr, daß er etwas später dem Herrn nacheilt, allein mit Ihm sprechend dagegen streitet und eifert, das könne nicht so weit kommen, das werde er nicht zugeben; er wolle eher sterben, als das dulden. Da wendet Sich Jesus sehr ernst­haft um und sagt leidenschaftlich: „Weg von Mir, Satan! du bist Mir zum Anstoß, du hast keinen Sinn für das, was Gottes ist, sondern für das, was Menschen planen!“

Dann geht Er rasch weiter, und Petrus bleibt erschrocken zurück und überlegt, wie Jesus in der Frühe gesagt, er habe nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Gottes Offenbarung Ihn als Christus verkündet, und wie Er ihn nun Satan nenne und einen, der die Leiden verhindernd nach Menschen Sinn und Be­gehren spreche. Und er vergleicht beides, wird demütiger und schaut bewundernder und glaubender dem Herrn nach und folgt.

Reise zum zweiten Osterfest

Bade-Ort Bethulia

Tagsüber vermeidet der Herr mit den Sei­nen die Berührung aller Städte und kommt in der Nacht in jenem Hotel am Badesee von Bethulia an, wo Er meist einzukehren pflegt, und wo Ihn jetzt, wie verabredet, bereits Lazarus mit einigen jerusalemischen Jüngern erwartet.

Noch in der Nacht berichtet Lazarus dem Herrn, Pilatus verlange nicht nur eine neue Abgabe vom Tempel, um dem Kaiser ein Standbild davon errichten zu lassen, son­dern er verlange auch, gewisse Opfer zur Ehre des Kaisers zu verrichten und dem­selben gewisse hochverehrende Namen öffentlich zuzugestehen. Gegen diese Ein­führung hätten die Juden einen Aufstand vorbereitet, und es solle eine große Anzahl Galiläer unter Anführung des Judas von Gamala aus Gaulanitis auftreten, der viel Anhang habe und öffentlich gegen die Knechtschaft und den Römer-Zins lehre. Jesus möge Sich daher am Feste zurück­halten, weil große Unruhe entstehen könne. Doch der Herr antwortet dem Lazarus, es sei Seine Zeit noch nicht, es werde Ihm noch nichts geschehen. Dieser Aufruhr werde nur ein Vorbild eines viel größeren Aufruhrs über ein Jahr sein, wo Seine Zeit komme, da der Menschensohn den Händen der Sünder überliefert werde.

Karte Nr. 28
1-Fahsel Emmerick Karte 28

Landgut Lazari bei Ginäa

Di. 25.

Frühmorgens sendet der Herr in Bethulia die Apostel und Jünger in getrennten Grup­pen auf verschiedene Wege und behält nur Simon Zelotes, Judas Thaddäus, Nathanael Chased und Judas Barsabas bei Sich; die anderen sollen teils am Jordan hinab, teils westlich von Garizim durch Ephraim zum Fest ziehen und noch einige Orte besuchen, wo sie noch nicht gewesen. Lazarus reist ebenfalls mit den jerusalemischen Jüngern ab, und Jesus verbietet ihnen, die Städte der Samariter zu besuchen, und gibt ihnen noch verschiedene Verhaltungsregeln. Er Selbst wandert mit den vier erwähnten Be­gleitern südwärts, hält Sich nur einmal kurz bei Hirten östlich vom Tabor auf und kommt nach raschem Marsch abends auf dem Land­gut Lazari bei Ginäa an, wo Er vor ungefähr acht Monaten (am 3. und 4. August 32) die Kinder belehrte, und übernachtet hier.

Leviten-Stadt Lebonah

Mi. 26.

Tagsüber wandert Er mit Seinen vier Be­gleitern weiter gen Süden und erreicht abends Lebonah, nicht die Burg Lebonah, sondern die Stadt. Hier erwarten Ihn viele Freunde, auch die Eltern des von Ihm am 11. Oktober 32 geheilten prophetischen Essenerjünglings von Koreä.

Pharisäer-Stadt Koreä

Do. 27.

Nachdem der Herr noch in Lebonah einige vertraute Leute in ihren Häusern geheilt hat, nehmen Ihn die Eltern des Manahem mit nach Koreä, ihrer Stadt. Auch hier heilt Er einige Aussätzige und andere Kranke ohne Aufsehen in ihren Häusern.

(Der 26. März 1823 war der Mittwoch vor dem Gründonnerstag; daher sind die Mit­teilungen an diesen Tagen, an denen Anna Katharina die ganze Passion mitzuleiden pflegte, so dürftig. Cl. Brentano.)

Sechster Besuch bei Lazarus

Hirtenherberge Lazari südlich von Ephron

Fr. 28.

Als Sich der Herr mit Seinen vier Beglei­tern dem einzeln gelegenen Hirtenhaus süd­lich von Ephron nähert, dessen Bewohner von Lazarus leben, und wo Er und Maria schon oft geherbergt haben, eilt Ihm Maria Magdalena entgegen und umarmt Seine Füße. Sie war mit der Witwe Salome, einer Verwandten Josephs, die schon lange in Bethanien bei Martha wohnt, dem Herrn bis hierher entgegengekommen, um Ihm eine Erquickung anzubieten. Nachdem Jesus ein wenig geruht und mit den beiden Frauen gesprochen, setzt Er Seinen Weg fort, wäh­rend die beiden Frauen auf einem anderen Wege folgen.

Lazari Herberge vor Bethanien

Eine Stunde vor Bethanien findet der Herr in der Jüngerherberge Lazari schon einen Teil der von Ihm am Dienstag ausgesandten Jünger zurück und andere treffen gerade noch ein.

Gartenstadt Bethanien

Jesus geht nicht durch Bethanien, sondern betritt von der Rückseite das Grundstück des Lazarus. Im Hof eilen Ihm weitere Jün­ger und alle Freunde des Hauses entgegen. Lazarus wäscht Ihm die Füße, und dann gehen sie durch die Gärten, wo Ihn die Frauen verschleiert begrüßen. In diesem Augenblick werden gerade vier Osterlämmer gebracht, die man von der Herde ausgeson­dert hat und auf einen abgezäunten Gras­platz führt. Die heiligste Jungfrau und Magdalena hatten Kränzchen gewunden, die nach damaliger Sitte den Osterlämmern um den Hals gehängt werden.

Im großen Saal des Schlosses feiert der Herr mit allen den Sabbat. Er ist sehr ernst, spricht einige sehr zu Herzen gehende Worte bei dieser Gelegenheit, liest hierauf die fäl­lige Lektion und lehrt darüber. Abends beim Mahl spricht Er noch vieles vom Oster­lamm und Seinem künftigen Leiden.

Die Unruhen haben heute nachmittag schon vor dem Sabbat zu Jerusalem begonnen, aber noch ohne Tätlichkeiten. Pontius Pila­tus sitzt auf einem hohen Platz auf einer Mauer der Burg Antonia und ist von Militär umringt. Alles Volk ist auf dem Forum ver­sammelt, und es werden ihm die neuen Ge­setze des Pilatus vorgelesen betreffs einer Steuer, am Tempel zu erlegen, bestimmt zu einer neuen Wasserleitung bis zum Forum und zum Tempel. Als die neuen Ehren­bezeugungen, Namen und Opfer für den römischen Kaiser Tiberius verkündet wer­den, entsteht großer Tumult, Geschrei und Gemurre unter dem Volk, besonders dort, wo die Galiläer stehen. Doch geht es noch gut ab. Pilatus läßt ihnen Bedenkzeit geben, warnt sie, und die Menge geht unter Murren auseinander. Die Herodianer haben, ohne daß man sie fassen kann, ihre aufwiegelnde Hand hier mit im Spiele und den Judas Gaulanita zugleich heimlich in der Hand.

Sa. 29.

Jesus lehrt morgens und abends zum Sabbat im Schloß und wandelt in den Gärten des Grundstückes mit den Freunden und Jün­gern. In allen wächst die Ehrfurcht und Bewunderung. In Magdalena kann, wie es scheint, die Reue und Liebe nicht mehr wachsen. Sie folgt Jesu überall, sitzt zu Seinen Füßen, steht und harrt überall auf Ihn, denkt nur an Ihn, sieht nur Ihn, und Jesus sagt ihr oft tröstende Worte.

Nach Sabbatschluß findet ein großes Mahl statt, an dem auch alle jerusalemischen guten Bekannten, sowie Heli aus Hebron, teilnehmen, jener Witwer von Elisabeths Schwester Enue, der beim letzten Abend­mahl Jesu Speisemeister und Hauswirt sein wird (vgl. Mk. 14, 14). Auch sein Sohn, der Levit Zacharias, der das Vaterhaus des Täufers bewohnt, ist mit seinen fünf Töchtern, die Essenerinnen sind, beim Mahle zugegen.

Beginn der Lehren im Tempel

Jerusalem

So. 30.

Gegen zehn Uhr morgens begibt Sich der Herr mit den Aposteln und etwa dreißig Jüngern über den Ölberg und durch die Vorstadt Ophel zum Tempel. Alle tragen braune Röcke von grober Wolle, wie die ärmeren Galiläer sie zu tragen pflegen. Nur Jesus trägt einen breiteren Gürtel, mit Buch­staben beschrieben. Er fällt diesmal nicht auf, denn es gehen viele Gruppen so geklei­deter Galiläer in der Stadt umher. Das Fest steht bevor, und es ziehen sich große Lager von Hütten und Zelten rings um die Stadt, und auf allen Straßen treffen noch Festteil­nehmer ein.

Jesus lehrt im Tempel vor Seinen Jüngern und einer großen Zahl Menschen wohl eine Stunde lang. Es sind mehrere Lehrstühle von Rednern besetzt, die lehren, und alles ist mit den Zurüstungen zum Fest so be­schäftigt und zugleich mit dem Aufruhr gegen Pilatus, der heute fortgesetzt worden ist, daß den Herrn kein vornehmerer Prie­ster angreift. Nur einige geringere Pharisäer treten an Ihn heran und fragen Ihn, wie Er es wage, Sich hier sehen zu lassen, und wie lange es mit Ihm noch dauern solle; man werde Ihm wohl das Handwerk bald legen. Jesus beschämt sie durch Seine Antwort, lehrt ungestört weiter und kehrt dann nach Bethanien zurück.

Am Nachmittag verschaffen sich die gali­läischen Anhänger des Judas Gaulanita, von den Herodianern aufgewiegelt, bei Pilatus Audienz und führen zügellose Reden. Pila­tus weiß schon alles und hat Spitzel und verkleidete Soldaten unter ihnen. Gleich darauf läßt er sie draußen plötzlich über­fallen und etwa fünfzig verhaften. Doch das Volk stürzt darauf zu, macht sie frei und zerstreut sich dann; und es kommen dabei etwa fünf unschuldige Juden und ein paar römische Soldaten ums Leben.

Abends gehen Jesus und Seine Freunde noch an den Ölberg.

Bethanien und Jerusalem

Mo. 31.

Als der Herr des Morgens wieder mit allen Jüngern zum Tempel geht, harren auf Ihn im Vorhof dort, wo Er vorüberkommt, schon Leute mit mehreren Kranken; denn Jesu Anwesenheit auf dem Fest hat sich bereits herumgesprochen. Schon unten an dem an­steigenden Berg bringt man Ihm einen was­sersüchtigen Mann auf einem Tragbett an den Weg. Jesus heilt ihn und oben am Tem­pel noch andere. Es ziehen Ihm daher viele Menschen nach.

Als Er beim Eintritt in den Tempel den von Ihm am 24. Januar am Teich Bethesda Ge­heilten wieder sieht, der augenblicklich als Tagelöhner beim Ausräumen des Tempel­raumes arbeitet, ruft Er ihm zu: „Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir künftig nicht noch Ärgeres wider­fahre!“ Dieser schaut auf, erkennt in Jesus seinen damaligen Helfer wieder und hat nun nichts Eiligeres zu tun, als den nächsten besten Pharisäern, die vorbei kommen, zu erzählen, daß Jesus es gewesen, der ihn geheilt (J. 5, 14-15) ; denn man hatte ihn, da er sehr bekannt ist, schon viel nach dem Namen seines Wundertäters gefragt. Damals hatten die Pharisäer sehr über jenen Sabbatbruch geschimpft, und nun finden sie eine geeignete neue Anklage wider den Herrn, sammeln sich um Seinen Lehrstuhl und unterbrechen den Vortrag durch Zwi­schenrufe in Form dieser Anklage.

Jesus redet weiter vom Osterlamm als dem Vorbild eines höchsten Opfers, das sich bald erfüllen werde. „Willst Du uns die Ehre antun, das Osterlamm mit uns zu essen?“ ruft einer der Gegner höhnisch dazwischen.

„Der Menschensohn wird Selbst das Opfer für eure Sünden sein“, antwortet der Herr.

Es weilt auch zur Zeit jener Schriftgelehrte in Jerusalem, den der Herr am 8. Dezember 32 abgewiesen hatte; und von diesem haben die Pharisäer hier jene Worte Jesu erfahren: „Laß die Toten die Toten begraben!“ Nun fragen sie den Herrn, was Er darunter ver­stehe, und wie denn ein Toter den anderen begraben könne. Jesus antwortet ihnen, wer Seiner Lehre nicht folge, nicht Buße tue und Seine Sendung nicht glaube, der habe kein Leben in sich und sei tot; und wer sein Hab und Gut mehr schätze als sein Heil, der folge Seiner Lehre nicht und glaube nicht an Ihn. Also sei jener auf dem Wege zum Tode, der sich erst mit seinem alten Vater um sein Erbe habe abfinden und den Vater auf Pension setzen wollen; er habe am toten Erbe gehangen, könne also kein Erbe Seines Reiches und des Lebens werden; und darum habe Er ihn gewarnt, er solle die Toten ihre Toten begraben lassen, sich selbst aber zum Leben hinwenden.

Hieran knüpft der Herr nun an und ver­weist ihnen ihre Habsucht strenge. Als Er aber seine Jünger, wie am 21. März, vor dem Sauerteig der Pharisäer warnt und die Parabel vom reichen Manne und armen Lazarus erzählt (L. 16, 19), werden die Pharisäer so erbittert, daß sie ein großes Getümmel erheben; und der Herr verliert Sich unter dem Volke und entweicht, sonst hätten sie Ihn festgenommen.

Gartenstadt Bethanien

Am Nachmittag beginnen im Schlosse Lazari die Vorbereitungen zum morgigen Paschafest mit dem üblichen Baden. Alle gehen paarweise abwechselnd in das Bad, Männer und Frauen nach verschiedenen Seiten der Gebäude. Der Herr geht allein dorthin.

Am Abend geht Lazarus zu einem der Brun­nen, bringt Wasser in einem Krug ins Haus, wo dieser verdeckt für morgen zur Bereitung der ungesäuerten Brote stehen bleibt; dann geht er mit einem Diener, der ihm leuchtet, in verschiedene Winkel der Gemächer und fegt, wie zu einer Zeremonie, ein wenig aus den Ecken, worauf die Knechte und Mägde alles fegen und reinigen und die Geschirre und Zubereitungsorte der Brote scheuern, was man das Ausfegen des Sauerteiges nennt (Exod. 12, 15).