Keine Segnung für homosexuelle Paare: Kirche sucht Nähe der Betroffenen

Blick auf den Petersplatz  (AFP or licensors)

Die von der Glaubenskongregation zu Wochenbeginn bekräftigte Absage an eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare stößt im deutschen Sprachraum weiter auf ein gemischtes Echo. Die Kirche muss nun noch entschiedener als früher die Nähe zu den Betroffenen suchen, lautet der Tenor der meisten Stellungnahmen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ist nach eigenen Worten „nicht glücklich darüber“, dass sich der Vatikan zum jetzigen Zeitpunkt in die in Deutschland geführte Debatte über die Möglichkeit des Segens für gleichgeschlechtliche Paare einbringt. Bätzing hatte sich offen für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre bei diesem Thema gezeigt. Das müsse auf der Basis grundlegender Wahrheiten des Glaubens und der Moral, aber auch in Offenheit für neuere Ergebnisse der Humanwissenschaften und der Lebenssituationen heutiger Menschen geschehen. Ähnlich äußerte sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). ZdK-Präsident Thomas Sternberg in Bonn sagte, beim Dialogprozess „Synodaler Weg“ der katholischen deutschen Bischöfe und des ZdK werde die Segnung von Menschen weiter ein Thema sein. Der DBK-Vorsitzende, Bischof Bätzing, hatte angekündigt, die Rückmeldung aus dem Vatikan werde selbstverständlich in die Gespräche einbezogen werden.

„Nein zu einer Segnung Stärkung der Ehe zwischen Mann und Frau“

Der Aachener Bischof Helmut Dieser sieht in der Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre wichtige positive Einschätzungen zur Lebenswirklichkeit homosexueller Menschen. „Zum einen wird vorausgesetzt und damit anerkannt, dass es homosexuelle Paarbeziehungen gibt. Zum anderen wird gesagt, dass in ihnen positive Elemente vorhanden seien, die zu schätzen und hervorzuheben seien, so dass ihnen mit Respekt und Takt begegnet werden müsse“, sagt der Bischof, der zusammen mit der Theologin Birgit Mock den Vorsitz des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ innehat. „Dass das aktuelle Dokument aus Rom ganz überwiegend dynamische Begrifflichkeiten vorweist, lässt auch auf eine mögliche Weiterentwicklung der Lehre der Kirche hoffen“, schrieben Dieser und Mock in einer Aussendung der Deutschen Bischofskonferenz.

Der deutsche Bischof Wolfgang Ipolt begrüßte die Klarstellung der vatikanischen Glaubenskongregation. „Bei dem Nein zu einer Segnung geht es aus meiner Sicht vor allem um eine klare Stärkung der Ehe zwischen Mann und Frau und für uns Katholiken auch des Sakramentes der Ehe“, erklärte der Bischof von Görlitz. Zwar könnten Homosexuelle einzeln gesegnet werden, nicht aber ihre Partnerschaft. „In der Praxis einer öffentlichen Segnung mit Gemeindebeteiligung, die ja dann gewünscht wäre, würde das aus meiner Sicht in kurzer Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung und im Verständnis der Gläubigen zu Verwechslungen mit einer kirchlichen Trauung führen“, so Ipolt. Darum sei er gegen eine solche Segnung. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und der Passauer Bischof Stefan Oster begrüßten das Nein des Vatikan und dankten für die Klarstellung. Oster sagte, er verbinde mit dieser Äußerung des Lehramts die Hoffnung, dass sie Orientierung gebe und damit auch „größere Einmütigkeit“ befördere.

Kirche will alle Menschen begleiten 

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte die Nähe der Kirche im Ruhrbistum zu allen Menschen. „Wir werden mit unseren seelsorglichen Angeboten auch weiterhin alle Menschen begleiten, wenn sie darum bitten – ganz gleich in welcher Lebenssituation“, sagte er. So wie Overbeck bedauerte auch der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers das von der Glaubenskongregation vorgelegte „Nein“ zur Segnung homosexueller Paare. Er äußerte die Mutmaßung, dass trotz der Ablehnung aus Rom das Thema „noch nicht beendet“ sei. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx erklärte im BR, die Haltung des Heiligen Stuhles sei bekannt, eine homosexuelle Beziehung sei nicht gleichzusetzen mit einer Ehe zwischen Mann und Frau. Ob aber eine treue, auf Dauer angelegte und von Liebe getragene homosexuelle Beziehung „nicht auch einen guten Wert hat und haben kann, das muss man sicher noch weiter diskutieren“. 

Kritik an der Erklärung aus Rom äußerten mehrere katholischen Frauen- und Jugendverbände aus Deutschland, der Schweiz und Österreich sowie die Initiative „Wir sind Kirche“. Der Würzburger katholische Studentenpfarrer Burhard Hose startete eine Unterschriftenaktion für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die in kurzer Zeit mehr als 1.000 Unterzeichner fand, nach Aussage des Initiatiors hauptsächlich pastorale Mitarbeitende wie Pfarrer, Diakone oder Gemeindereferenten. 

„Wir werden mit unseren seelsorglichen Angeboten auch weiterhin alle Menschen begleiten“

Schweiz: Manche fühlen sich verletzt 

Der Schweizer Bischof Felix Gmür (Basel) erklärte, „die Mitteilung der Glaubenskongregation, wonach es nicht möglich ist, homosexuelle Partnerschaften kirchlich zu segnen, hat manche tief verletzt“. In einer Botschaft an die Seelsorgerinnen und Seelsorgerer Bischof seines Bistums Basel schrieb er weiter: „Das tut mir leid, und ich hoffe, dass sie in der konkreten Pastoral in unserem Bistum Annahme und Wertschätzung erfahren.“ Dringend nötig sei eine theologische und pastorale Weiterentwicklung in diesen Themen. Vom Segen Gottes sei niemand ausgeschlossen. Die Schweizer Bischofskonferenz äußerte sich bisher nicht zu dem Schreiben aus dem Vatikan.

Österreichs Familienbischof wirbt für Respekt

Die Österreichische Bischofskonferenz veröffentlichte auf ihrer Internetseite ein Interview mit Familienbischof Hermann Glettler. „Die Ablehnung von offiziellen Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Beziehungen ist kein Urteil über homosexuelle Menschen, um die sich die Kirche jetzt noch mehr als bisher bemühen muss“, erklärte der Innsbrucker Bischof. Die Entscheidung der vatikanischen Glaubenskongregation sei „eine Enttäuschung für alle, die sich ein deutlicheres Zeichen der Akzeptanz von homosexuellen Paaren erhofft haben“, räumte Glettler ein. Umso mehr müsse die Kirche homosexuellen Menschen in der Kirche eine spirituelle Heimat anbieten – „und dies nicht erst dann, wenn sie enthaltsam leben“. 

„Kein Urteil über homosexuelle Menschen, um die sich die Kirche jetzt noch mehr als bisher bemühen muss“

Papst Franziskus habe 2015 im nachsynodalen Schreiben „Amoris laetitia“ keinerlei Fundament dafür gesehen, „zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn“, führte der Bischof weiter unter Bezugnahme auf das päpstliche Dokument aus. Die Kirche wolle aus diesem Grund mit der nun geäußerten Ablehnung von Segnungsfeiern keiner quasisakramentalen Legitimierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Vorschub leisten. 

Aus Österreich äußerte sich ebenfalls der Feldkircher Bischof Benno Elbs. Die Kirche habe „die Treue, Verlässlichkeit und Verantwortung, die homosexuell empfindende Menschen in einer Partnerschaft füreinander übernehmen, ohne Abstriche wertzuschätzen“, wird Elbs in den „Vorarlberger Nachrichten“ vom Donnerstag und im ORF-Vorarlberg zitiert. Diese Wertschätzung, die von Papst Franziskus gefordert werde, dürfe dabei „nicht nur auf Worte beschränkt bleiben, sondern muss sich auch im seelsorglichen und liturgischen Handeln der Kirche abbilden“, sagte der Bischof, der 2015 als österreichischer Vertreter an der Familiensynode im Vatikan teilgenommen hatte.

„Niemandem von uns steht es zu, über die Lebensform anderer zu urteilen“

Die Antwort der Glaubenskongregation

Eine Antwort der vatikanischen Glaubenskongregation auf eine ihr vorgelegte Frage hatte am Montag die Möglichkeit verneint, gleichgeschlechtlichen Paaren für ihre Verbindung einen Segen zu erteilen. Dies sei keine ungerechte Diskriminierung und „kein Urteil über die Person“, betonte die Glaubenskongregation. Die Kirche habe nicht die Vollmacht, gleichgeschlechtlichen Verbindungen den Segen zu erteilen, heißt es in dem von Papst Franziskus gebilligten Dokument.

Vermerkt wurde, dass der Text aus der Glaubenskongregation trotz des klaren Neins zur Segnung homosexueller Paare vergleichsweise sensibel formuliert ist. Nicht wiederholt wird unter anderem die Einordnung der homosexuellen Neigung als „objektiv ungeordnet“. Die Erklärung stellt darüber hinaus klar, dass einzelne homosexuelle Menschen in der katholischen Kirche verständnisvoll aufgenommen und begleitet werden müssen. Sie anerkennt auch, dass hinter den Bemühungen von Priestern und Bischöfen, Segnungsformen für homosexuelle Paare zu finden, der aufrichtige seelsorgerliche Willen steht, den Betroffenen Wege des Glaubenswachstums anzubieten.

Priester könnten einzelne Personen mit homosexueller Neigung segnen, „die den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden“. Allerdings erklärte die Glaubenskongregation „jede Segnungsform für unzulässig, die dazu neigt, ihre Verbindungen anzuerkennen“. In diesem Fall würde die Segnung nämlich die Absicht zum Ausdruck bringen, nicht die jeweiligen Einzelpersonen dem Schutz und der Hilfe Gottes anzuvertrauen, sondern „eine Lebenspraxis zu billigen und zu fördern, die nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden“ kann.

(diverse/vatican news)

Papst würdigt Homosexuellen-Seelsorger James Martin

Kundgebung für ein Ende der Diskriminierung homosexueller und transsexueller Menschen in New York City 

Gott „kommt jedem einzelnen seiner Kinder mit Liebe entgegen. Sein Herz ist offen für jeden einzelnen. Er ist Vater.“ Das schreibt Papst Franziskus in einem kurzen handschriftlichen Brief an den US-amerikanischen Jesuiten James Martin, der sein Apostolat unter Homosexuellen und anderen Angehörigen der LGBT-Gemeinde ausübt.

Der Priester veröffentlichte das auf Spanisch verfasste Schreiben des Papstes an diesem Sonntag auf Twitter. Franziskus schrieb den Brief anlässlich eines Webinars namens „Outreach 2021″, das der Jesuit am Samstag organisiert hatte. Der Papst äußerte darin Wertschätzung für die Arbeit des Mitbruders, der in den USA wegen seines Einsatzes für die Regenbogengemeinde auch manchen Anfeindungen ausgesetzt ist.

„Wenn ich über Deine pastorale Arbeit nachdenke, sehe ich,
dass Du ständig versuchst, diesen Stil Gottes nachzuahmen“

„Der ‚Stil‘ Gottes hat drei Züge: Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit“, so der Papst. „Auf diese Weise geht er auf jeden von uns zu. Wenn ich über Deine pastorale Arbeit nachdenke, sehe ich, dass Du ständig versuchst, diesen Stil Gottes nachzuahmen. Du bist ein Priester für alle Männer und Frauen, denn Gott ist der Vater aller Männer und Frauen. Ich bete für Dich, dass Du so weitermachen kannst, mit viel Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit.“

Franziskus dankte Pater Martin für seinen pastoralen Eifer und seine „Fähigkeit, den Menschen nahe zu sein mit jener Nähe, die Jesus hatte“. Diese Nähe spiegle die Nähe Gottes wieder. „Ich bete für Deine Gläubigen, Deine ‚Gemeindemitglieder‘, all jene, die der Herr an Deine Seite gestellt hat, damit Du für sie sorgst, sie beschützt und sie in der Liebe unseres Herrn Jesus Christus wachsen lässt.“

Einsatz von P. James Martin wird nicht von allen geschätzt 

Pater James Martin hatte mit einem Buch namens „Building a bridge“ 2017 mögliche Wege einer respektvollen Annäherung der Kirche an nicht-heterosexuell empfindende Menschen skizziert. Viele von ihnen fühlen sich in der Kirche ausgeschlossen. Martin war mit seiner Haltung bei katholischen Gläubigen auf Zustimmung, bei anderen auf scharfe Ablehnung gestoßen. Lob erhielt der Jesuit von US-Kurienkardinal Kevin Farrell, dem Präfekten des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.

Franziskus empfing Martin, der im Vatikan ein kleines Amt als Konsultor des Dikasteriums für Kommunikation hat, im Oktober 2019 in einer Privataudienz in Rom.

Die Konferenz „Outreach 2021: LGBTQ Catholic Ministry Webinar“ fand online statt und richtete sich mit Vorträgen, Diskussion, Gebet und Reflexion an katholische LGBTQ-Gläubige, ihre Freunde und Familien.

(vatican news – gs)

Müller: „Beim Skandal in Deutschland“ geht es auch um „törichte Feindseligkeit gegenüber dem Papst“

„Wir sind Zeugen einer häretischen Verneinung der katholischen Glaubenslehre über das Sakrament der Ehe und der Leugnung der anthropologischen Wahrheit, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau den Schöpferwillen Gottes zum Ausdruck bringt“

Vatikan (kath.net) kath.net dokumentiert den Beitrag „Blessing and Blasphemy“ des emeritierten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, in der US-amerikanischen Monatszeitschrift „First Things“ in eigener Übersetzung in voller Länge – Übersetzung © kath.net/Ein katholischer Priester.

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Am 10. Mai haben mehr als hundert katholische Priester in ganz Deutschland gleichgeschlechtliche Verbindungen gesegnet. Dies war eine Antwort auf eine Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre vom Februar, in der diese bekräftigte, dass die Kirche keine Vollmacht hat, solche Verbindungen zu segnen. Diese Inszenierung von Pseudosegnungen männlicher oder weiblicher Paare, die sich homosexuell betätigen, ist theologisch gesehen Blasphemie – ein zynischer Widerspruch zur Heiligkeit Gottes. Der heilige Paulus schrieb an die Kirche von Thessaloniki, dass Gott nichts anderes will als „eure Heiligung. Ihr sollt der Unzucht euch enthalten. Ein jeglicher aus euch soll es verstehen, in heiliger Zucht sein Weib sich zu gewinnen, und nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen.“ (1 Thess 4, 3–5).
 
Der legitime und geheiligte Ort leiblicher Vereinigung von Mann und Frau ist die natürliche oder sakramentale Ehe von Mann und Frau. Jede frei gewählte sexuelle Handlung außerhalb der Ehe ist eine schwerwiegende Verletzung des heiligen Willens Gottes (Hebr 13, 4). Die Sünde gegen die Keuschheit wiegt dann noch schwerer, wenn der Körper einer Person des gleichen Geschlechts instrumentalisiert wird, um sexuelle Begierde zu erzeugen. „Jede Sünde, die ein Mensch begeht, bleibt außerhalb des Leibes, der Unzüchtige dagegen sündigt an seinem eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“(1 Kor 6, 18)
 
Schwere Sünden gegen die Zehn Gebote, die im Gebot zusammengefasst sind, Gott und den Nächsten zu lieben, bringen den Verlust der heiligmachenden Gnade und des ewigen Lebens mit sich, solange man diese Sünden nicht von Herzen bereut, sie einem Priester beichtet und die Lossprechung empfängt, die mit Gott und der Kirche versöhnt. „Gebt euch keiner Täuschung hin! Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher, Lüstlinge, Diebe, Habsüchtige, Trunkenbolde, Lästerer, Räuber werden keinen Anteil am Reich Gottes haben.“ (1 Kor 6, 9).
 
In der Bibel wird der Segen Gottes zum ersten Mal dort erwähnt, wo der Mensch nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen wird. Die Institution der Ehe nimmt teil an der Wahrheit, dass unsere Schöpfung, als „männlich und weiblich“ (Gen 1, 27), die wesenhafte Güte Gottes zum Ausdruck bringt. Wenn ein Mann und eine Frau durch freie Zustimmung in der Ehe „ein Fleisch“ werden (Gen 2, 24; Mt 19, 5), gilt für sie das Versprechen, das Gott von Anfang an gegeben hat: „Gott segnete sie. Und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar! Mehret euch!“ (Gen 1,28).
 
Gott hat die Zahl der Menschen festgelegt, die durch den Zeugungsakt ihrer Eltern in dieses Leben hineingeboren werden und die als einzigartige Wesen dazu bestimmt sind, „in Liebe durch Jesus Christus“ zu sein, „weil so sein Wohlgefallen es gewollt hat.“ (Eph 1, 5). Jeder einzelne Mensch, der von einem Vater und einer Mutter gezeugt und geliebt wird, ist eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, und so zeigt sich, dass der von Gott geschaffene Unterschied zwischen Männern und Frauen und ihre Gemeinschaft in der Ehe ein Segen für sie, die Kirche des dreifaltigen Gottes, sowie die ganze Menschheit ist.
 
Der Segen des Priesters im katholischen Ritus der Eheschließung ruft die geoffenbarte Güte Gottes herab, und durch diesen Segen wird die helfende Gnade im Fürbittgebet der Kirche vermittelt (ex opere operantis). Das Paar erhält den Segen Gottes auch durch die heiligmachende Gnade der Ehe, die durch den Ehekonsens erlangt wird (ex opere operato). Aus diesem Grund ist das leibliche und geistige Potential, Leben hervorzubringen, das im ehelichen Akt und seiner Offenheit für die Zeugung von Kindern begründet liegt – in denen Gott seine Herrlichkeit und Erlösung kundzutun beabsichtigt – nicht nur an sich gut und frei von Sünde, sondern auch als prokreatives Handeln mit Blick auf das ewige Heil verdienstlich. (vgl. Thomas von Aquin, Kommentar zu 1 Kor 7, lectio 1; Summa Contra Gentiles IV, Cap. 78).
 
Der Segen bei der Eheschließung ist eng mit der Ehe verbunden, die bei der Schöpfung eingesetzt und von Christus zum Sakrament erhoben wurde. Dieser Segen ist das wirkmächtige Gebet der Kirche für Braut und Bräutigam um deren Teilhabe an der Erlösung, damit ihre Ehe die Kirche auferbaut und den Ehegatten, ihren Kinder und der Gesellschaft zum Wohl gereicht (Lumen Gentium, 11).
 
Der Ehesegen unterscheidet sich von anderen Segnungen und Weihehandlungen. Er kann nicht von seiner spezifischen Verbindung zum Sakrament der Ehe getrennt und auf nichteheliche Verbindungen angewendet oder, schlimmer noch, missbraucht werden, um sündhafte Verbindungen zu rechtfertigen.
 
Die Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre vom 22. Februar hat lediglich zum Ausdruck gebracht, was jeder katholische Christ, dem die Grundwahrheiten unseres Glaubens bekannt sind, weiß: Die Kirche hat keine Vollmacht, Verbindungen von Menschen gleichen Geschlechts zu segnen.
 
Es ist erstaunlich, dass Bischöfe und Theologen auf einmal auf einer pastoralen Notwendigkeit bestehen, homosexuelle Paare zu segnen – in Gegenden, in denen Gläubige wegen des Coronavirus viele Monate lang des Trostes und der Gnade der Sakramente beraubt worden sind. Diese Tatsache zeigt, wie tief der dogmatische, moralische und liturgische Grundwasserspiegel gesunken ist. Wenn Bischöfe wegen des Infektionsrisikos den Besuch der Messe, Krankenbesuche von Priestern und kirchliche Eheschließungen verboten haben, dann ist ihre Behauptung, dass es dringend notwendig sei, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, nicht im entferntesten plausibel.
 
Bei dem Skandal in Deutschland geht es somit nicht um Einzelpersonen und deren Gewissen. Hier ist auch keine Sorge um deren zeitliches und ewiges Heil erkennbar. Vielmehr sind wir Zeugen einer häretischen Verneinung der katholischen Glaubenslehre über das Sakrament der Ehe, wie auch der Leugnung der anthropologischen Wahrheit, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau den Schöpferwillen Gottes zum Ausdruck bringt.
 
Den Hintergrund dafür bildet der Antikatholizismus, der die deutsche Kultur seit langem prägt, wie auch eine törichte Feindseligkeit gegenüber dem Papst als Nachfolger Petri. Die Ideenwelt des Deutschen neigt zu Höhenflügen des Idealismus; man ist der Meinung, man stehe über den Grenzen des Sakramentalen und Sichtbaren und ihren von Rom definierten, allzumenschlichen Formen. Schlußendlich führt diese Hybris zurück in ein Gefangensein im Leib samt seinen unerlösten Trieben. Während viele glauben, es sei ein Zeichen der Wahrhaftigkeit, „gegen Rom“ zu sein, sind Agitatoren eifrig bemüht, den eigenen Standpunkt durchzusetzen, auch wenn so die Einheit der Kirche gefährdet und ihrer von den Aposteln überkommenen Lehre widersprochen wird. Das Nebeneinander von „gelebter Erfahrung“ und Offenbarung hat in Deutschland eine traurige Geschichte. Ob nun aus Naivität oder mit bewußtem Kalkül: Dieser falsche Gegensatz treibt das christliche Denken in ein nur dürftig verdecktes, christlich-liturgisch maskiertes Heidentum.
 
In den frühen 1930er Jahren wurden Millionen von Menschen nicht nur durch feindliche Agitation gegen die katholische Kirche, sondern auch durch Agitation gegen die „rechtgläubige“ protestantische „Bekennende Kirche“ verhetzt. Der nationalsozialistische Propagandist Alfred Rosenberg wollte die „Bekennende Kirche“ verächtlich manchen: Sie sei römischem Machtdenken verpflichtet und erachte „Gesetz, Offenbarung, Kirche und Glaubensbekenntnis heute als wichtiger denn die lebensnotwendigen Erfordernisse des deutschen Volkes, das um seine innere und äußere Freiheit kämpft“.
 
In Wirklichkeit sind Leben und Wahrheit in Christus eins (Joh 14, 6). Und Liebe ist nicht das, was mir primitive Lust bereitet, was meine Triebe befriedigt, meinen Nihilismus betäubt und vorübergehend die Krankheit meiner Seele lindert. „Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt sich findet: Lust des Fleisches, Lust der Augen, Hoffart des Lebens, kommt nicht vom Vater her, vielmehr kommt es von der Welt. Allein, die Welt vergeht samt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“(1 Joh 2, 15–17)
 
Diese deutschen Bischöfe und Theologen behandeln das Volk als Narren; sie behaupten, geheimes exegetisches Wissen zu besitzen, das es ihnen ermöglicht, Passagen der Heiligen Schrift, die Handlungen gegen die Natur verurteilen, so zu interpretieren, daß sie irgendwie mit der Bestätigung gleichgeschlechtlicher Verbindungen vereinbar wären. (Dies geschieht, indem die eheliche Liebe in einzelne Aspekte zerlegt wird, von denen einige auf gleichgeschlechtliche Verbindungen anwendbar seien.) Homosexualität begünstigende Gesetzesinitiativen, unterstützt von einer milliardenschweren Homosexuellenlobby, vermögen aber die Wahrheit über die menschliche Natur nicht zu zerstören – und Gottes Segen kann nur von seiner Kirche vermittelt werden.
 
„Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er, der uns im Himmel gesegnet hat mit aller Art von Geistessegen.“ Dieser Segen ist die wirksame Kraft der Liebe, die uns von der Selbstliebe befreit, so daß wir einander Brüder und Schwestern sein können und als Kinder Gottes geeint werden. Der Grundsatz ist von größter Bedeutung: „Mißbraucht aber die Freiheit nicht für ein Leben nach dem Fleisch; nein, dient einander in Liebe! „(Gal 5, 13).
 
Das leere Schauspiel der Segnungen gleichgeschlechtlicher Verbindungen stellt nicht nur den Lehrprimat des Petrusamtes in Frage, sondern auch die Autorität der Offenbarung Gottes selbst. Neu an dieser Theologie, die zum Heidentum zurückkehrt, ist das unverschämte Beharren darauf, sich trotzdem katholisch zu nennen – als könne man das Wort Gottes in der Heiligen Schrift und die Apostolische Tradition als bloße fromme Meinung und zeitgebundenen Ausdruck religiöser Gefühle und Ideale abtun, die sich im Einklang mit neuen Erfahrungen, Bedürfnissen und Mentalitäten verändern und weiterentwickeln müssen. Man erzählt uns jetzt, daß die Reduzierung von CO2-Emissionen wichtiger sei als die Vermeidung von Todsünden, die uns für immer von Gott trennen.
 
Der „Synodale Weg“ ist nicht von der Verfassung der katholischen Kirche legitimiert. Er ist motiviert von antiklerikalen Stereotypen: Machtbesessene Priester und Bischöfe, die aufgrund des Zölibatsversprechens angeblich zu sexuellen Abwegigkeiten neigen, Frauen absichtlich aus ihrem Männerclub heraushalten und ihnen kirchliche Ehrenstellen verweigern.
 
Um der Wahrheit des Evangeliums und der Einheit der Kirche willen darf Rom hier nicht schweigend zuschauen, in der Hoffnung, daß die Dinge sich nicht allzu dramatisch entwickeln werden oder daß die Deutschen mit taktischen Winkelzügen und kleinen Zugeständnissen zufriedengestellt werden könnten. Wir brauchen eine klare Grundsatzerklärung mit praktischen Konsequenzen. Dies ist notwendig, damit nach 500 Jahren der Spaltung dasjenige, was von der katholischen Kirche in Deutschland noch übrig ist, nicht dem Untergang preisgegeben wird – mit verheerenden Folgen für die Gesamtkirche.
 
Der Primat ist der Römischen Kirche aufgrund der Vorrechte des Stuhles Petri nicht so verliehen, daß dessen Inhaber tun könnte, was ihm beliebt, vielmehr aufgrund der von Christus dem Papst auferlegten schwerwiegenden Verpflichtung, die Einheit der ganzen Kirche in der geoffenbarten Glaubenslehre zu schützen.
 
Anläßlich des Festfeier der heiligen Apostel Petrus und Paulus sprach Papst Leo der Große über die Prüfung der Standhaftigkeit, die von allen Aposteln beim Leiden Christi verlangt wurde: „Und doch ist der Herr besonders besorgt um Petrus und betet besonders für den Glauben des Petrus (Lukas 22, 32), als blieben gleichsam die anderen standhafter, wenn der Mut des Anführers nicht gebrochen wird. In der Stärke des Petrus werden alle gestärkt, denn die Unterstützung der göttlichen Gnade wird so betrachtet, daß die Stärke, die Petrus gegeben wird, durch ihn auf die Apostel übergeht “(Predigt 83: 3).

Segnungen homosexueller Paare: Ist es übertrieben, von Kirchenspaltung zu sprechen?

  GESELLSCHAFT

Mathias von Gersdorff 

Mancher könnte meinen, die für den 10. Mai geplanten Segnungen seien zwar nicht in Ordnung. Doch gleich von Kirchenspaltung zu sprechen, sei übertrieben. Das sei nicht die Absicht der segnenden Priester. Wir schauen uns heute deshalb an, was sie selber schreiben, welche Ansichten sie haben, was sie anstreben.

Die Pressestelle des Bistums Essen hat auf der Internetseite des Bistums am 3. Mai 2021 einen Bericht über eine Tagung veröffentlicht, in der es genau um das Thema „Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare“ ging. Dabei muss man wissen, dass der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, einer der liberalsten Bischöfe Deutschlands ist. Gleich nach der Veröffentlichung des Responsum (der Entscheidung) der Glaubenskongregation gegen eine Segnung homosexueller Partnerschaften, gab er bekannt, nichts gegen die Segnungen unternehmen zu wollen. Ich zitiere aus dem Bericht (in Kursiv).

„Allerdings fand sich unter den rund 100 Teilnehmenden der Tagung [organisiert vom Bistum Essen selbst] niemand, der die dringende Notwendigkeit dieser Segensfeiern in Frage gestellt hätte.“

Das bedeutet: Für sie ist es ausgemachte Sache, dass sie gegen den Vatikan, gegen den Papst und inzwischen auch gegen den Vorsitzenden der (deutschen) Bischofskonferenz revoltieren werden. Sie geben überhaupt kein Hinweis, auch nur darüber nachzudenken, ob sie im Irrtum sind. Was die Weltkirche denkt, ist ihnen egal.

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„Derzeit entwickeln einige Bistümer gemeinsam eine Handreichung zum Thema, die auch einen Vorschlag für den Ablauf einer Segensfeier enthalten wird.“

Die Gestaltung von Segensfeiern obliegt ausschließlich dem Apostolischen Stuhl. Da dieser sowieso Segnungen von Homosexuellen verboten hat, werden sie selber solche „Feiern“ entwerfen – ein weiterer Akt des Ungehorsams.

„Konkret erwartet Teuber (ein Teilnehmer der Tagung), dass die Kirche ihr verklemmtes Sprechen über Sexualität überwindet und ein liebendes homosexuelles Paar offiziell statt heimlich segnet: „Vor Gott werden Segnende Rechenschaft ablegen – nicht vor der Glaubenskongregation in Rom.““

Eindeutig werden die Autorität und die Hierarchie der Kirche abgelehnt. Dadurch werden nicht nur essentielle Elemente der katholischen Kirche abgelehnt, sie machen sich selber zu einer Autorität, die der Auffassung ist, sie können eben solche Segnungen erfinden.

„Unterstützung für seine Forderung erhielt Teuber von sämtlichen Theologinnen und Theologen der Tagung. Der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann aus Erfurt plädierte dafür, eine vollständige, festliche Liturgie zu entwickeln mit Wortverkündigung, Segensgebet, Fürbitten und Ringtausch; denn der Ring habe im westlichen Kulturkreis einen hohen symbolischen Wert“.

Man will diese Pseudo-Segnungen so ähnlich wie möglich wie Trauungen gestalten. Dadurch wird noch klarer, dass man praktizierte Homosexualität und entsprechende Partnerschaften ausdrücklich gutheißt. Dass das im Widerspruch zur katholischen Moral steht, muss nicht näher erläutert werden.

„Segensfeiern sind Hochformen christlicher Liturgie, vergleichbar mit der Taufe – und ein „Lackmustest“ dafür, wie ernst es der Kirche mit ihrem neuen Blick auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften sei, sagte Kranemann.“

Hier fordert man direkt die Preisgabe der katholischen Sexualmoral. Die Weltkirche soll nun die Vorgaben dieser deutschen Theologen folgen. Eine Arroganz und Präpotenz zum fremd schämen.

„Wir denken immer noch, es gebe eine Art katholischer Sexualwissenschaft, so Stephan Goertz, Moraltheologe aus Mainz.“

Damit steht er mit beiden Beinen außerhalb der katholischen Kirche. Zumal die Sexualmoral kein isoliertes Kapitel innerhalb der gesamten Moral der Kirche ist. Sie entspringt direkt dem Menschenbild.

„Wie es jetzt weitergeht? Im Plenum der Tagung mangelte es nicht an Vorschlägen: Hartnäckig dran bleiben und mitreden, Texte schreiben, Tagungen veranstalten. Die Bischöfe darauf verpflichten, sich an der Diskussion zu beteiligen. An einem gemeinsam verabredeten Sonntag in allen Kirchen über Sex predigen. Sich am strategischen Vorgehen der „Fridays for Future“-Bewegung und ihren Formaten etwas abgucken. Und seine Solidarität öffentlich zeigen, damit die, die den Segen anbieten, keine Repressalien befürchten müssen.“

Hier wird erneut deutlich, dass man sich in Kampfstimmung befindet und eine Agenda ausführt. Dafür sollen besonders provokante Aktionsformen verwendet werden. Auf diese Weise soll eine neue Moral durchgesetzt werden – vom Bistum Essen aus.

Fazit: Sind diese Positionen repräsentativ, so besteht kein Zweifel, dass die Gründung einer neuen nicht-katholischen Kirche angestrebt wird, die weder mit Rom noch mit der Weltkirche verbunden ist.

Frankfurt, den 6. Mai 2021.

Quelle: r-gr.blogspot.com

„Maria 1.0“ ruft Bischöfe zur Einheit mit Rom auf

Priester sollten „unnötige Provokationen, wie die geplanten Segnungsfeiern am 10. Mai, unterlassen“

Bischofsstab (illustration) Foto: James Coleman / Unsplash (CC0)

BERLIN , 08 May, 2021 / 2:44 PM (CNA Deutsch).- 

Die Initiative „Maria 1.0“ ruft die Bischöfe Deutschlands dazu auf, die Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die von einigen Priestern für den 10. Mai geplant sind, zu unterbinden.

„Die geplanten Segnungsfeiern sind eine gezielte Provokation in Richtung von Papst Franziskus und sollten daher von den Priestern unterlassen werden“, so Clara Steinbrecher, Leiterin der Initiative, in einer Mitteilung am heutigen Samstag.

Die Einheit mit Rom müsse unbedingt gewahrt bleiben. „Vielmehr rufen wir die Bischöfe und Priester dazu auf, Menschen in allen Lebenssituationen pastoral und mitfühlend zu begleiten“, so Maria 1.0 weiter.

Maria 1.0 lade „alle Katholiken und Menschen guten Willens“ dazu ein, am 10. Mai 2021 ein Gesätz des Rosenkranzes zu beten und so ihre Verbundenheit zur Jungfrau Maria und der ganzen heiligen Kirche zum Ausdruck bringen.

„Wir rufen die Menschen dazu auf, die Gottesmutter Maria um ihre Fürsprache bei Jesus Christus zu bitten, dass er die Bischöfe und Priester in ihrer Einheit mit dem Papst und der ganzen Kirche bewahre“, betonte Clara Steinbrecher.

Mit Blick auf die geplanten Segnungsfeiern für homosexuelle Verbindungen zeigte sich „Maria 1.0 besorgt: „Solche gezielten Provokationen verunsichern die Gläubigen und zwingen sie, sich entweder dem örtlichen Bischof, der möglicherweise diese Segnungen billigt, gegenüber loyal zu verhalten oder dem Papst. Dies dürfe nicht sein. „Eigentlich sollten doch alle Priester treu zum Lehramt der Kirche stehen. Immerhin haben sie es bei ihrer Weihe versprochen“, unterstreicht Steinbrecher.

In der „aufgeheizten Berichterstattung über den Umgang mit homosexuellen Partnerschaften innerhalb der katholischen Kirche“ komme ein wesentlicher Punkt zu kurz: Selbstverständlich können homosexuelle Menschen den Segen empfangen, aber ihre Partnerschaft eben nicht, so die Mitteilung.

„Roma locuta, causa finita“? Was hinter der Banner-Aktion an Wiens ältester Kirche steckt

Die Kirche St. Ruprecht am Ruprechtsplatz in der Inneren Stadt Wiens.
Foto: Archivbild (Bwag/Wikimedia CC BY-SA 4.0)

Von CNA Deutsch

WIEN , 28 April, 2021 / 9:04 AM (CNA Deutsch).- 

In einer Nacht- und Nebelaktion haben junge Katholiken in Wien ein Banner an der Ruprechtskirche aufgehängt, auf dem „God cannot bless sin. Roma locuta – causa finita“ steht, auf Deutsch: „Gott kann Sünde nicht segnen“ zu lesen steht. Am gleichen Gotteshaus ist auch die Regenbogen-Fahne der LGBT-Bewegung angebracht, offenbar aus Protest gegen die Klarstellung aus Rom, dass die Kirche auch weiterhin homosexuelle Verbindungen nicht segnen kann.  Die anonyme Aktion wurde in anderen Medien aufgegriffen und auf YouTube veröffentlicht. Im Interview mit CNA Deutsch erklärte die Gruppe ihre Beweggründe.

Wie kam es zu der Aktion in St. Rupprecht?In erster Linie konnten wir die Provokation, die diese antikatholische „Fahne“ auf der ältesten Kirche Wiens bedeutet, nicht unkommentiert lassen.
Zusätzlich wollten wir auch in der derzeitigen Debatte, was die Segnung homosexueller Paare betrifft, ein klares Zeichen setzen und die katholischen Amtsträger daran erinnern, was die immerwährende Lehre der katholischen Kirche ist, die von der Glaubenskongregation im März unmissverständlich und prägnant bestätigt wurde.

Wer steckt dahinter ? Die Gruppe heißt Christus vincit und scheint neu zu sein.

Wir sind eine Gruppe befreundeter Katholiken in Wien und haben uns spontan zu dieser Aktion entschieden. Der Kanal „Christus vincit“ diente für uns lediglich als Plattform für die Veröffentlichung. Der Name ist aber dennoch bewusst gewählt mit dem Gedanken, dass Christus für uns den Sieg bereits errungen hat und dass wir selbst in Zeiten wie diesen stets guter Hoffnung sein können.

Warum bleiben Sie anonym?

Wir sind der Meinung, dass es bei dieser Aktion sinnvoller ist, die Botschaft in den Vordergrund zu stellen.

Sie schreiben im Namen der Gläubigen Wiens – wie bewerten Sie die Äußerungen des Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn, zum Thema?

Der Erzbischof macht sich in manchen Aussagen zu Recht Gedanken um die Gefühle homosexuell orientierter Menschen. Aber wir bezweifeln, dass diese Priorisierung der Gefühle über das Seelenheil jenen Menschen dienlich ist –und das Seelenheil ist immer noch die oberste Priorität eines Hirten und Seelsorgers. Wir denken, dass diese Art von Unklarheit zu Verwirrung und falscher Hoffnung bei betroffenen Personen führen kann, die letztlich beide Seiten verletzt. Größere Sorgen macht uns allerdings eine andere Aussage des Erzbischofs: „Wenn die Bitte um den Segen keine Show ist, also nicht nur eine Art Krönung von einem äußerlichen Ritual, wenn die Bitte um den Segen ehrlich ist, es wirklich die Bitte um den Segen Gottes für einen Lebensweg ist, den zwei Menschen, in welcher Situation auch immer, zu gehen versuchen, dann wird man ihnen diesen Segen nicht verweigern.“ Diese Argumentationslinie würde doch –zu Ende gedacht –die kirchliche Segnung eines jeden Lebensweges rechtfertigen, egal wie sündhaft er ist.

Was erwarten Sie vom Vatikan mit Blick auf die bestehende Praxis der Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen, und auf den Tag der Segnungen, der für den 10. Mai geplant ist?

Wir würden uns vom Vatikan erwarten, dass er den offenen Ungehorsam und die Widersetzung gegen die kirchliche Lehre angemessen sanktioniert.

Haben sie weitere Aktionen vor, was wollen Sie damit erreichen?

Wir wollten einerseits damit zeigen, dass so eine Provokation in Wien nicht einfach toleriert wird und andererseits hoffen wir, dass wir dadurch vielleicht ein Umdenken bei gewissen Amtsträgern auslösen könnten. Außerdem denken wir, dass eine solche Aktion anderen Katholiken Mut und Hoffnung geben kann. Wir hoffen eigentlich, dass keine weiteren Aktionen mehr notwendig sein werden, sollte es jedoch eine weitere geben, würde sie aus der gleichen Intention heraus entstehen, nämlich den katholischen Glauben zu verteidigen. 

Hintergrund: Das „Nein“ aus dem Vatikan 


Mit persönlicher Zustimmung von Papst Franziskus hatte die Glaubenskongregation des Vatikans am 15. März 2021 neuen Forderungen nach einer Segnung homosexueller Partnerschaften eine kategorische Absage erteilt.  

Der Widerspruch und offene Ablehnung mehrer deutschsprachiger Bischöfe, dieses „Nein“ aus Rom  zur Kenntnis zu nehmen beziehungsweise umzusetzen, sorgte bereits vor der Wiener Aktion für weltweites Aufsehen. Neben Kardinal Schönborn haben sich auch Kardinal Reinhard Marx sowie die Bischöfe Georg Bätzing, Franz-Josef Bode, Helmut Dieser, Peter Kohlgraf, Franz-Josef Overbeck und Heinrich Timmerevers für einen Segen homosexueller Partnerschaften ausgesprochen.

Andere Katholiken – darunter mehrere Kardinäle der Weltkiche und eine Zahl deutscher Bischöfe – haben das Schreiben des Vatikans dagegen ausdrücklich begrüßt und ihrerseits bestätigt, keine homosexuellen Verbindungen zu segnen. Dazu gehören Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln und die Bischöfe Stephan Burger von Freiburg, Ulrich Neymeyer von Erfurt, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Wolfgang Ipolt von Görlitz, Stefan Oster von Passau sowie Rudolf Voderholzer von Regensburg.

Die Glaubenskongregation hatte bereits im Jahr 2003 erklärt: „Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen“. 

Die Papstbotschaft zum Welttag für Geistliche Berufungen

Josef und der junge Jesus: Statuen auf einem kirchlichen Gelände in Thailand  (©MPIX.TURE – stock.adobe.com)

Wir dokumentieren hier die Botschaft des Papstes zum 58. Weltgebetstag um Geistliche Berufungen in vollem Wortlaut und in der offiziellen deutschen Übersetzung. Der Gebetstag wird am 4. Sonntag der Osterzeit begangen. In diesem Jahr ist das der 25. April.

Der heilige Josef – der Traum der Berufung

Liebe Brüder und Schwestern!

    Am vergangenen 8. Dezember begann anlässlich des 150. Jahrestages der Erhebung des heiligen Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche ein ihm besonders gewidmetes Jahr (vgl. Dekret der Apostolischen Pönitentiarie, 8. Dezember 2020). Ich selbst habe das Apostolische Schreiben Patris corde verfasst, um »die Liebe zu diesem großen Heiligen zu fördern« (Apostolisches Schreiben Patris corde, Schluss). Er ist in der Tat eine außergewöhnliche Gestalt, die gleichzeitig »einem jeden von uns menschlich so nahe ist« (ebd., Einleitung). Der heilige Josef erregte kein Aufsehen, er war nicht mit bestimmten Charismen ausgestattet, er war keine besondere Erscheinung in den Augen derer, die ihm begegneten. Er war nicht berühmt und fiel nicht einmal auf: Die Evangelien berichten kein einziges Wort von ihm. Doch durch sein gewöhnliches Leben erreichte er in Gottes Augen Außergewöhnliches.

Starkes Zeugnis

    Gott sieht das Herz (vgl. 1 Sam 16,7), und im heiligen Josef erkannte er ein väterliches Herz, das im Alltag Leben zu schenken und hervorzubringen vermochte. Dazu nämlich neigen Berufungen: jeden Tag Leben hervorzubringen und wiederherzustellen. Der Herr möchte väterliche Herzen, mütterliche Herzen formen – offene Herzen, die fähig sind, sich mit vollem Schwung einzusetzen, die großzügig sind, sich selbst hinzugeben, mitfühlend, um Ängste zu trösten, und fest, um Hoffnungen zu stärken. Dessen bedürfen das Priestertum und das geweihte Leben, besonders heute, in Zeiten, die von Zerbrechlichkeit und Leid geprägt sind auch aufgrund der Pandemie, die Unsicherheiten und Ängste im Hinblick auf die Zukunft und den Sinn des Lebens selbst hervorgerufen hat. Der heilige Josef kommt uns mit seiner Sanftmut, als Heiliger von nebenan entgegen; gleichzeitig kann sein starkes Zeugnis uns auf unserem Weg leiten.

    Der heilige Josef bietet uns drei Schlüsselwörter für die Berufung eines jeden von uns. Das erste ist Traum. Alle träumen im Leben davon, sich zu verwirklichen. Und es ist richtig, große Hoffnungen zu hegen, hohe Erwartungen, welche vergängliche Ziele – wie Erfolg, Geld und Vergnügen – nicht zu befriedigen vermögen. Wenn wir die Menschen bitten würden, den Traum des Lebens in einem einzigen Wort auszudrücken, wäre es in der Tat nicht schwer, sich die Antwort vorzustellen: „Liebe“. Es ist die Liebe, die dem Leben Sinn gibt, weil sie sein Geheimnis offenbart. Das Leben hat man nämlich nur dann, wenn man gibt, man besitzt es nur dann wirklich, wenn man sich vollständig schenkt. Der heilige Josef hat uns in dieser Hinsicht viel zu sagen, denn durch die Träume, die Gott ihm eingab, hat er sein Leben zu einer Gabe gemacht.

Vier Träume

    Die Evangelien berichten von vier Träumen (vgl. Mt 1,20; 2,13.19.22). Es waren göttliche Rufe, aber sie waren nicht leicht anzunehmen. Nach jedem Traum musste Josef seine Pläne ändern und sich selbst einbringen, dafür aber seine eigenen Pläne opfern, um Gottes geheimnisvollen Plänen nachzukommen. Er vertraute ganz und gar. Wir aber mögen uns fragen: „Was war denn schon ein nächtlicher Traum, dass man so viel Vertrauen in ihn setzen konnte?“ Wie sehr auch in alter Zeit einem Traum viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, so galt er dennoch wenig im Vergleich zur konkreten Lebenswirklichkeit. Der heilige Josef ließ sich jedoch ohne Zögern von Träumen leiten.     Warum? Weil sein Herz auf Gott ausgerichtet war, ihm gegenüber schon bereit war. Seinem wachsamen „inneren Ohr“ genügte ein kleiner Hinweis, um Gottes Stimme zu erkennen. Das gilt auch für unsere Berufungen: Gott liebt es nicht, sich auf spektakuläre Weise zu offenbaren und so unserer Freiheit Gewalt anzutun. Behutsam übermittelt er uns seine Pläne; er blendet uns nicht mit strahlenden Visionen, sondern wendet sich feinfühlig an unser Inneres, er macht sich uns vertraut und spricht zu uns durch unsere Gedanken und Gefühle. Und so, wie er es beim heiligen Josef tat, bietet er uns hohe und überraschende Ziele an.

    Die Träume brachten Josef in der Tat in Abenteuer, die er sich niemals hätte vorstellen können. Der erste Traum brachte seine Verlobung aus dem Gleichgewicht, machte ihn aber zum Vater des Messias; der zweite ließ ihn nach Ägypten fliehen, rettete aber seiner Familie das Leben. Nachdem im dritten Traum die Rückkehr in die Heimat angekündigt wurde, ließ ihn der vierte seine Pläne erneut ändern und führte ihn zurück nach Nazaret, genau an den Ort, wo Jesus die Verkündigung des Reiches Gottes beginnen sollte. In all diesen ständigen Änderungen erwies sich der Mut, dem Willen Gottes zu folgen, also als erfolgreich. So geschieht es bei der Berufung: Der göttliche Ruf drängt einen immer dazu, hinauszugehen, sich selbst hinzugeben, weiter zu gehen. Es gibt keinen Glauben ohne Wagnis. Nur wenn man sich vertrauensvoll der Gnade überlässt und seine eigenen Pläne und Bequemlichkeiten zurückstellt, dann sagt man wirklich „Ja“ zu Gott. Und jedes „Ja“ bringt Frucht, da es in einen größeren Plan einwilligt, von dem wir nur Ausschnitte wahrnehmen, den aber der göttliche Künstler kennt und weiterführt, um jedes Leben zu einem Meisterwerk zu machen. In diesem Sinne stellt der heilige Josef ein Musterbeispiel für das Annehmen der Pläne Gottes dar. Es handelt sich bei ihm jedoch um ein aktives Annehmen: Niemals gibt er auf oder ergibt er sich, er »ist kein passiv resignierter Mann. Er ist ein mutiger und starker Protagonist« (Apostolisches Schreiben Patris corde, 4). Möge er allen helfen, besonders den jungen Menschen bei ihren Entscheidungen, die Träume, die Gott für sie hat, zu verwirklichen; möge er den mutigen Unternehmungsgeist erwecken, „Ja“ zum Herrn zu sagen, der immer überrascht und nie enttäuscht!

Dienst ist nicht nur ein Ideal, sondern Teil des täglichen Lebens

    Ein zweites Wort kennzeichnet den Weg des heiligen Josef und seiner Berufung: Dienst. Aus den Evangelien geht hervor, wie er ganz für andere und nie für sich selbst lebte. Das heilige Volk Gottes nennt ihn keuschester Bräutigam und offenbart damit seine Fähigkeit zu lieben, ohne etwas für sich zu behalten. Indem er die Liebe von jeder Form des Besitzens befreite, öffnete er sich nämlich für einen noch fruchtbareren Dienst: Seine liebevolle Fürsorge erstreckt sich über die Generationen hinweg, seine aufmerksame Obhut ließ ihn zum Schutzpatron der Kirche werden. Er ist auch der Patron eines guten Todes, denn er wusste die Selbstlosigkeit des Lebens zu verkörpern. Sein Dienst und seine Opfer waren jedoch nur möglich, weil sie von einer größeren Liebe getragen wurden: »Jede wahre Berufung kommt aus der Selbsthingabe, die die reifere Form des bloßen Opfers ist. Auch im Priestertum und im geweihten Leben ist diese Art von Reife erforderlich. Dort, wo eine eheliche, zölibatäre oder jungfräuliche Berufung nicht die Reife der Selbsthingabe erreicht und allein bei der Logik des Opfers stehen bleibt, wird sie kaum zu einem Zeichen für die Schönheit und die Freude der Liebe werden, sondern womöglich den Eindruck von Unglück, Traurigkeit und Frustration erwecken« (ebd., 7).

    Der Dienst, konkreter Ausdruck der Selbsthingabe, war für den heiligen Josef nicht nur ein erhabenes Ideal, sondern gehörte zum täglichen Leben. Er bemühte sich, einen Ort für die Geburt Jesu zu finden und entsprechend herzurichten; er tat alles, um ihn vor der Wut des Herodes zu schützen und organisierte eine rechtzeitige Reise nach Ägypten; er kehrte unverzüglich nach Jerusalem zurück, um den verlorenen Jesus zu suchen; er unterhielt seine Familie durch seine Arbeit auch in einem fremden Land. Mit einem Wort, er passte sich den verschiedenen Umständen an mit der Haltung eines Menschen, der nicht den Mut verliert, wenn das Leben nicht so verläuft, wie er es sich wünscht, mit der Bereitschaft dessen, der lebt, um zu dienen. In diesem Geist nahm Josef die zahlreichen und oft unvorhergesehenen Reisen seines Lebens auf sich: von Nazaret nach Betlehem zur Volkszählung, dann nach Ägypten und wieder nach Nazaret sowie Jahr für Jahr nach Jerusalem – jedes Mal gewillt, neuen Umständen zu begegnen, ohne darüber zu klagen, was passierte, und bereit, Hand anzulegen, um die Situationen in Ordnung zu bringen. Man könnte sagen, dass er die ausgestreckte Hand des himmlischen Vaters für seinen Sohn auf Erden war. Er kann also nur ein Vorbild für alle Berufungen sein, die eben dazu gerufen sind, die eifrigen Hände des Vaters für seine Söhne und Töchter zu sein.

Josef, Hüter der Berufungen

    Gerne denke ich also an den heiligen Josef, den Beschützer Jesu und der Kirche, als den Hüter der Berufungen. Von seiner Bereitschaft zu dienen rührt nämlich seine Sorgfalt beim Behüten her. »Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter« (Mt 2,14), sagt das Evangelium und zeigt damit seine Bereitschaft und Hingabe für die Familie an. Er vergeudete keine Zeit damit, sich darüber aufzuregen, was nicht in Ordnung war, um die, die ihm anvertraut waren, nicht zu vernachlässigen. Diese wache und aufmerksame Sorge ist das Zeichen für eine gelungene Berufung. Sie ist das Zeugnis eines Lebens, das von der Liebe Gottes berührt wurde. Welch schönes Beispiel eines christlichen Lebens bieten wir, wenn wir nicht verbissen unsere Ambitionen verfolgen und uns nicht von unserer Sehnsucht nach früheren Zeiten lähmen lassen, sondern uns um das kümmern, was der Herr uns durch die Kirche anvertraut! Dann gießt Gott seinen Geist, seine schöpferische Kraft, über uns aus und wirkt er Wunder wie bei Josef.

    Neben dem Ruf Gottes – der unsere größten Träume erfüllt – und unserer Antwort – die sich im bereitwilligen Dienst und in der aufmerksamen Sorge verwirklicht – gibt es einen dritten Aspekt, der sich durch das Leben des heiligen Josef und die christliche Berufung zieht und ihren Alltag prägt: die Treue. Josef ist »gerecht« (Mt 1,19), in der arbeitsamen Stille eines jeden Tages hält er sich beharrlich an Gott und seine Pläne. In einem besonders schwierigen Moment fängt er an, „über alles nachzudenken“ (vgl. V. 20). Er sinnt nach, überlegt: Er lässt sich nicht von der Eile beherrschen; er gibt nicht der Versuchung nach, vorschnelle Entscheidungen zu treffen; er handelt nicht impulsiv und lebt nicht nach dem Augenblick. Alles verrichtet er in Geduld. Er weiß, dass man die Existenz nur auf einem steten Festhalten an großen Entscheidungen aufbaut. Dies entspricht dem duldsamen und beständigen Fleiß, mit dem er den bescheidenen Beruf des Zimmermanns ausübte (vgl. Mt 13,55). Damit füllte er nicht die Chroniken seiner Zeit, sondern beeinflusste den Alltag eines jeden Vaters, eines jeden Arbeiters, eines jeden Christen durch die Jahrhunderte hindurch. Denn wie das Leben reift auch die Berufung nur in der Treue eines jeden Tages.

Im Licht der Treue Gottes

    Wie wird diese Treue genährt? – Im Licht der Treue Gottes. Die ersten Worte, die der heilige Josef im Traum vernahm, bestanden in der Aufforderung, sich nicht zu fürchten, denn Gott ist seinen Verheißungen treu: »Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht« (Mt 1,20). Fürchte dich nicht: Diese Worte richtet der Herr auch an dich, liebe Schwester, und an dich, lieber Bruder, wenn du trotz deiner Unsicherheiten und deines Zögerns spürst, dass du den Wunsch, ihm dein Leben zu schenken, nicht mehr aufschieben kannst. Diese Worte sagt er immer wieder zu dir, wenn du dort, wo du dich befindest, vielleicht inmitten von Prüfungen und Missverständnissen, jeden Tag darum ringst, seinem Willen zu folgen. Diese Worte entdeckst du wieder neu, wenn du auf dem Weg des Rufes zu deiner ersten Liebe zurückkehrst. Wie ein Refrain begleiten diese Worte alle, die wie der heilige Josef mit ihrem Leben Ja zu Gott sagen: in der Treue eines jeden Tages.

    Diese Treue ist das Geheimnis der Freude. Im Haus von Nazaret, so sagt ein liturgischer Hymnus, herrschte „eine klare Freude“. Es war die tägliche und ehrliche Freude der Einfachheit, die Freude dessen, der das bewahrt, was zählt: die treue Nähe zu Gott und zum Nächsten. Wie schön wäre es, wenn die gleiche einfache und strahlende, schlichte und hoffnungsvolle Atmosphäre unsere Seminare, unsere Ordensinstitute, unsere Pfarrhäuser durchdringen würde! Diese Freude wünsche ich euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr großherzig Gott zum Traum eures Lebens gemacht habt, um ihm in den Brüdern und Schwestern, die eurer Obhut anvertraut sind, zu dienen, und dies in einer Treue, die an und für sich schon ein Zeugnis ist, und in einer Zeit, die von flüchtigen Entscheidungen und Gefühlen geprägt ist, die verblassen, ohne Freude zu hinterlassen. Der heilige Josef, der Hüter der Berufungen, begleite euch mit väterlichem Herzen!

Rom, St. Johannes im Lateran, am 19. März 2021, Hochfest des heiligen Josef

(vatican news)

„Dafür nicht der geeignete Ort“: Papst Franziskus äußert sich zur Homosexualität im Klerus

„Es ist besser, das Amt oder das geweihte Leben zu verlassen, als ein Doppelleben zu führen.“

MADRID , 01 December, 2018 / 8:11 AM (CNA Deutsch).- 

Zur Frage der Homosexualität im Klerus äußert sich Papst Franziskus in einem neuen Buch, das nächste Woche erscheint. 

Der Pontifex spricht darin über die Herausforderungen für geistliche und religiöse Berufe.

„Die Frage der Homosexualität ist ein sehr ernstes Thema, das von Anfang an bei den Kandidaten richtig berücksichtigt werden muss, wenn das der Fall ist. Wir müssen anspruchsvoll sein. In unseren Gesellschaften scheint es sogar, dass Homosexualität in Mode ist und dass die Mentalität in gewisser Weise auch das Leben der Kirche beeinflusst“, sagt der Papst in dem Buch „Die Kraft der Berufung“, das am 3. Dezember in zehn Sprachen in den Handel kommt.

In einem Auszug in spanischer Sprache, der bei Religión Digital vorgestellt wurde, sagt der Pontifex, dass er sich Sorgen um die Frage der Bewertung und Ausbildung von Menschen mit homosexuellen Tendenzen im Klerus und geweihten Leben macht. „Das ist etwas, das mich beunruhigt, denn vielleicht hat es einmal nicht viel Aufmerksamkeit erhalten“, sagte er.

Franziskus sagt, dass bei Kandidaten für das Priestertum oder das Ordensleben „mit großer Sorgfalt auf die menschliche und affektive Reife“ geachtet werden muss im Rahmen der Ausbildung. „Wir müssen ernsthaft unterscheiden, und auf die erfahrene Stimme der Kirche hören. Wenn nicht darauf geachtet wird, all dies zu erkennen, nehmen die Probleme zu. Wie ich bereits sagte, kann es vorkommen, dass jemand vielleicht nicht [diese Tendenz] zuerst zeigt, aber später kommt es heraus.“

„Das Thema Homosexualität ist ein sehr ernstes Thema, das von Anfang an bei den Kandidaten angemessen berücksichtigt werden muss, wenn es der Fall ist“, bekräftigt der Papst.

Franziskus schildert, dass er einmal „einen etwas skandalisierten Bischof hatte, der mir erzählte, dass er herausgefunden hatte, dass es in seiner Diözese, einer sehr großen Diözese, mehrere homosexuelle Priester gab und dass er sich mit all dem auseinandersetzen musste, indem er vor allem in den Ausbildungsprozess eingriff, um in Zukunft andere Geistliche auszubilden“.

„Das ist eine Realität, die wir nicht leugnen können. Auch im geweihten Leben gibt es keinen Mangel an Fällen. Ein Ordensangehöriger erzählte mir, dass er bei einem kanonischen Besuch in einer der Provinzen seiner Kongregation überrascht war. Er sah, dass es gute junge Studenten gab und sogar einige bereits bekannte Ordensleute, die schwul waren“, so Franziskus.

Der Papst fährt fort, dass die Ordensleute „sich fragten, ob es sich dabei um ein Problem handelt, und mich fragten, ob damit etwas nicht stimmt“. Ein führender Ordensvertreter habe ihm gesagt, dass das Problem nicht „so ernst ist, es ist nur Ausdruck einer Zuneigung“.

„Das ist ein Fehler“, warnt Franziskus. „Es ist nicht nur ein Ausdruck einer Zuneigung. Deshalb empfiehlt die Kirche, dass Menschen mit einer solchen tief verwurzelten Tendenz nicht in den Dienst oder das geweihte Leben aufgenommen werden. Das Amt oder das geweihte Leben ist dafür nicht der geeignete Ort.“

Wir müssen „homosexuell empfindende Priester und Ordensleute auffordern, das Zölibat mit Integrität zu leben, und vor allem, dass sie tadellos verantwortlich sind und versuchen, weder ihre Gemeinschaften noch das treue heilige Volk Gottes durch ein Doppelleben zu skandalisieren. Es ist besser für sie, das Amt oder das geweihte Leben zu verlassen, als ein Doppelleben zu führen.“

Der Papst wird im Buch gefragt, ob es Grenzen gibt, was in der Ausbildung toleriert werden kann.

„Natürlich. Wenn es Kandidaten mit Neurosen gibt, mangelnder Ausgeglichenheit, die auch mit therapeutischer Hilfe schwer zu lösen sind, sollten sie weder ins Priestertum noch ins Ordensleben aufgenommen werden, ihnen sollte geholfen werden, eine andere Richtung einzuschlagen (aber man sollte sie nicht aufgeben). Sie sollten geführt werden, aber sie sollten nicht zugelassen werden. Denken wir immer daran, dass sie Menschen sind, die im Dienst der Kirche, der christlichen Gemeinschaft, des Volkes Gottes leben werden. Vergessen wir diese Perspektive nicht. Wir müssen uns um sie kümmern, damit sie psychologisch und affektiv gesund sind“, antwortet der Papst.

Das Buch ist die Abschrift eines Interviews, das Pater Fernando Prado führte, Leiter von Publicaciones Claretianas in Madrid. 

Übersetzt und redigiert aus dem spanischen Original.

Zwei Kardinäle verteidigen Segens-Verbot

Kardinal Sean Patrick O’Malley von Boston

Die Kardinäle Peter Turkson und Sean O’Malley haben das Dokument der Glaubenskongregation zu gleichgeschlechtlichen Paaren verteidigt. Der Text, der am Montag letzter Woche veröffentlicht wurde, verbietet eine Segnung dieser Paare.

O’Malley, der Erzbischof von Boston ist und zum Kardinalsrat des Papstes gehört, erklärte bei einem Webinar der Washingtoner Georgetown-Universität, die Kirche wolle „allen Menschen in ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit nahe sein“. Zugleich habe sie „eine sehr klare Lehre zur Ehe“, die es zu verteidigen gelte.

Kardinal O’Malley wörtlich: „Der Heilige Vater bemüht sich darum, sehr sensibel und pastoral auf die Menschen zuzugehen. Zugleich ist er der Lehre der Kirche zum Ehesakrament treu.“

„Unsere Lebenssituation im Licht der Heiligen Schrift betrachten“

Ähnlich äußerte sich Kardinal Turkson, der aus Ghana stammt und das Vatikan-Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen leitet, beim Georgetown-Webinar. „Kein Papst und kein Seelsorger in der Kirche“ komme, wenn es um den „Weg zum Heil“ gehe, am Zeugnis der Heiligen Schrift vorbei.

„Hier geht es nicht darum, etwas als sündig oder böse zu bezeichnen“, so Turkson. „Aber ganz gleich, in welcher Situation wir leben, sollten wir sie dann und wann im Licht der Offenbarung, der Heiligen Schrift, betrachten.“

Kritisches Statement deutschsprachiger Theologen

Derweil regt sich im deutschen Sprachraum weiterhin Unmut über das Segens-Verbot für gleichgeschlechtliche Paare. Etwa 200 Theologie-Professorinnen und -Professoren haben eine Stellungnahme unterschrieben, die dem Text der Glaubenskongregation einen „Mangel an theologischer Tiefe, an hermeneutischem Verständnis sowie an argumentativer Stringenz“ bescheinigt.

Schon am letzten Freitag hatte auch die „Arbeitsgemeinschaft Katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie“, zu der über 200 Theologinnen und Theologen vor allem aus dem deutschen Sprachraum gehören, scharfe Kritik an der Vatikan-Erklärung geübt.

Mehr als 2.000 Priester in Österreich und Deutschland haben erklärt, sie wollten auch künftig gleichgeschlechtlichen Paare ihren Segen spenden. Unter den Bischöfen im deutschen Sprachraum waren die Reaktionen auf die Vatikan-Erklärung geteilt.

(aciafrica/katholisch.de – sk)

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