Bischöfin bewirbt Frauenpriestertum bei katholischer Priesterweihe

Bei der Weihe zweier Diakone zu Priestern bedauerte die Bischöfin der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, dass keine Frauen geweiht wurden. Auch für die Interkommunion machte sie sich stark.

Bischöfin Beate Hofmann steht in der Martinskirche. Der Valentinstag hat für die Geistliche privat große Bedeutung. An einem 14. Februar begann die Beziehung zu ihrem Mann +++ dpa-Bildfunk +++

Bei der Priesterweihe zweier Diakone am 22. Mai im Dom von Fulda hat mit Beate Hofman erstmals eine evangelische Bischöfin teilgenommen. Die Bischöfin der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck betonte dies selbst zu Beginn ihres Grußwortes und erklärte: „Gerne hätte ich nicht nur mitgefeiert, sondern auch mitgesegnet und -kommuniziert.“ An die Priester und Bischöfe gewandt ergänzte Hofmann: „Denn wie Sie bin ich ordiniert zum Dienst an Wort und Sakrament und habe einen langen geistlichen Weg in dieses Amt hinter mir.“

„Geplante Provokation“

Dass neben den beiden Männern keine Frauen zu Priesterinnen geweiht wurden, werde zwar durch theologische Interpretationen und Traditionen verhindert, allerdings äußerte Hofmann zugleich die Hoffnung, dass sich das bald ändern würde: „Ich verfolge die Diskussionen und Auseinandersetzungen in Ihrer Kirche mit großer Anteilnahme. Und ich gestehe: Ich bin parteiisch. Vielleicht werden wir noch zu Ihrer Amts- und Lebenszeit erleben, dass auch Frauen ihre Gaben in allen Ämtern und Diensten ihrer Kirche einbringen können. Aus der Erfahrung meiner Kirche kann ich sagen: das wird ein Gewinn sein.“

Die Vorsitzende der „Aktion Lebensrecht für alle“ (AlfA), Cornelia Kaminski, die in Fulda lebt und selbst an der Priesterweihe teilnahm, sieht darin eine bewusste Provokation, wie sie der „Tagespost“ auf Anfrage mitteilt: „Bei der Priesterweihe stehen der tiefe Glaube der Kandidaten, deren Hingabe an die Kirche und deren Bereitschaft zum selbstlosen Mitwirken am Heilswerk in dieser Welt im Mittelpunkt. Von all dem hat die evangelische Bischöfin nichts verstanden. Ihr Grußwort war eine politische Botschaft ohne jeden theologischen Kern, ein infantiles ,ich will aber mitspielen‘ – und das, ohne die Spielregeln auch nur ansatzweise verstehen zu wollen. Der Auftritt war eine geplante Provokation und Konfrontation.“  DT/ vwe

Wie der Bischof von Fulda auf diese Aussagen reagierte, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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Quelle

Papst gibt Frauen mehr Rechte am Ambo und im Altarraum

Mit einem „Motu proprio“, also einer rechtlichen Verfügung, die an diesem Montag veröffentlicht wurde, hat Papst Franziskus festgeschrieben, dass Frauen künftig Zugang zum Dienst des Akolythen und des Lektors haben.

VATICAN NEWS

Vielerorts – zumal im deutschen Sprachraum – ist es schon seit längerer Zeit Praxis, dass Frauen Altar- und Lesungsdienste übernehmen, doch nun findet diese Praxis auch Eingang ins Kirchenrecht, und es handelt sich auch nicht mehr um Dienste auf Zeit, sondern auf Dauer. Damit ist geklärt, dass die Dienste des fest beauftragten Lektors beziehungsweise des Akolythen (so lauten die Fachbegriffe) den Frauen nicht grundsätzlich verwehrt werden dürfen. Das Kirchenrecht gibt diesen Diensten jetzt auch für Frauen eine feste Form.

Bisher waren es Ortsbischöfe in allen Teilen der Welt, die gegebenenfalls Frauen den Zugang zum Altarraum und zum Ambo erlaubten. Ein richtiggehendes institutionelles Mandat dafür gab es allerdings nicht; schließlich hatte der hl. Papst Paul VI. bei der Abschaffung der sogenannten „niederen Weihen“ 1972 verfügt, dass die entsprechenden Dienste Männern vorbehalten bleiben, weil er diese Dienste als Vorstufe zum Weiheamt, als zum Diakon- beziehungsweise Priesteramt hinführend ansah.

Auch der Synodale Weg der Kirche in Deutschland beschäftigt sich mit dem Thema Frauen und Amt

Papst greift Anregungen von Bischofssynoden auf

Papst Franziskus hat dies nun, auch im Licht der jüngsten Bischofssynoden, weiterentwickelt: Er will die Präsenz von Frauen am Altar offiziell zulassen und rechtlich absichern.

Das an diesem Montag veröffentlichte „Motu proprio“ mit dem Titel „Spiritus Domini“ (Der Geist des Herrn) ändert den ersten Paragraphen von Kanon 230 im Kodex des Kirchenrechts. (Kanon nennt man die größeren Abschnitte im Kirchenrecht, Paragraphen sind die Untereinheit.) Der Papst hält damit fest, dass Frauen Zugang zum Dienst des festen Lektors und Akolythen haben – und dass ihnen diese Dienste durchaus auch mit einem liturgischen Akt übertragen werden können, der den institutionellen Charakter des Ganzen hervorhebt.

Franziskus erläutert, dass er mit seiner Entscheidung die Empfehlungen verschiedener Bischofssynoden aufgreife. „In diesen vergangenen Jahren hat es eine Weiterentwicklung in der kirchlichen Lehre gegeben. Dabei wurde deutlich, dass bestimmte Dienste, die die Kirche eingerichtet hat, die Taufe und das königliche Priestertum, das jeder Christ im Taufsakrament empfängt,  als Grundlage haben.“

Dementsprechend lädt der Papst dazu ein, die Dienste, die von Laien übernommen werden können, als etwas „wesensmäßig Anderes“ zu sehen als die Ämter, „die durch das Sakrament der Weihe übertragen werden“.

Eine Frau am Ambo

Eine Frau am Ambo

Nur ein Wort wird gestrichen: das Wort „männlich“

In der deutschen Übersetzung lautet der neuformulierte Paragraph des Kirchenrechts, der sich im Kapitel „Pflichten und Rechte der Laien“ findet, jetzt so: „Laien, die das Alter und die Begabung haben, die durch Dekret der Bischofskonferenz dafür bestimmt sind, können durch den vorgeschriebenen liturgischen Ritus für die Dienste des Lektors und des Akolythen auf Dauer bestellt werden, die Übertragung dieser Dienste gewährt ihnen jedoch nicht das Recht auf Unterhalt oder Vergütung von seiten der Kirche.“

Bisher hatte der Satz mit der Formulierung „Männliche Laien“ begonnen. Gestrichen wird also nur ein Wort, nämlich „männlich“.

„Gemeinsame Mitverantwortung aller Getauften in der Kirche“

Seinem „Motu proprio“ hat der Papst einen erläuternden Brief an den Präfekten der Glaubenskongregation, den spanischen Kardinal Luis Ladaria, beigefügt, in dem er die theologischen Gründe seiner Entscheidung ausführt. „Im Horizont der vom Zweiten Vatikanischen Konzil angestoßenen Erneuerung“ – hier steht im Italienischen „rinnovamento“ und nicht „aggiornamento“ – „ist heute immer stärker zu spüren, dass die gemeinsame Mitverantwortung aller Getauften in der Kirche unbedingt wiederentdeckt werden muss. Das gilt besonders für die Sendung der Laien.“

Johannes Paul II. mit der englischen Königin, die nominelles Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche ist

Johannes Paul II. mit der englischen Königin, die nominelles Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche ist

Franziskus zitiert dann aus dem Schlussdokument der Sonder-Bischofssynode für das Amazonasgebiet aus dem Jahr 2019, das die Synodenväter per Abstimmung beschlossen und ihm überreicht hatten. „Die Kirche in Amazonien muss darauf dringen, dass Männern und Frauen gleichermaßen Dienstämter übertragen werden“, steht dort zu lesen (95). Und weiter unter Verweis auf die in Amazonien breit verankerten kleinen missionarischen kirchlichen Gemeinschaften: „Dies ist die Kirche der getauften Frauen und Männer, die wir vor allem im Bewusstsein der in der Taufe empfangenen Würde, aber auch durch Förderung von Dienstämtern bestärken müssen.“

Keine Priesterweihe von Frauen, aber…

In seinem Brief an den Kardinal zitiert Franziskus die Worte seines heiligen Vorgängers Johannes Paul II., „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden“ (Ordinatio Sacerdotalis, 22. Mai 1994). Doch dann fügt Franziskus hinzu: „Was die nicht durch Weihe übertragenen Dienste betrifft, ist es aber möglich – und erscheint es heute geboten –, diese Einschränkung zu überwinden“.

„Den Laien beiderlei Geschlechts Zugang zum Dienst des Akolythen und des Lektors zu geben“, so erklärt der Papst, „indem man das auf der Taufe gründende allgemeine Priestertum aller Gläubigen ernstnimmt, wird die Anerkennung für den wertvollen Beitrag erhöhen, den so viele Laien, auch Frauen, schon seit langem zum Leben und zur Sendung der Kirche leisten.“ Das gelte erst recht, wenn ihnen ihr Dienst „durch einen liturgischen Akt“, eine richtiggehende „Amtseinsetzung“ übertragen werde.

Papst Franziskus bei einer Auslandsreise mit einer Journalistin

Papst Franziskus bei einer Auslandsreise mit einer Journalistin

„Stabilität, öffentliche Anerkennung und ein Mandat durch den Bischof“

Franziskus setzt darauf, wie er abschließend formuliert, dass „die Entscheidung, auch Frauen diese Dienste zu übertragen, in der Kirche die Teilnahme aller Gläubigen am Werk der Evangelisierung stärken“ wird. Schließlich brächten die nun auch offiziell für Frauen zugänglichen Ämter „Stabilität, öffentliche Anerkennung und ein Mandat durch den Bischof mit sich“.

Die Verfügung des Papstes ist durch ein vertieftes theologisches Nachdenken über die betreffenden Dienste möglich geworden. Nach dem Konzil hat die Theologie die Bedeutung von Lektoren und Akolythen neu entdeckt – nicht nur im Hinblick auf das Weihepriestertum, sondern auch und vor allem im Hinblick auf das in der Taufe gründende allgemeine Priestertum der Gläubigen. Hier, in der Dynamik zwischen diesen beiden Arten von Priestertum, sind die Dienste angesiedelt, um die es im „Motu Proprio“ von Papst Franziskus geht.

(vatican news)

Marianne Schlosser erklärt Unmöglichkeit der Frauenweihe

Die Wiener Dogmatikerin Marianne Schlosser hat sich vom „Synodalen Weg“ distanziert. Die Arbeit in der Vorbereitungsgruppe zu Frauen in der Kirche habe sich zu sehr auf die Frage der Weihe konzentriert. Als prominente Befürworterin der Weihe von Frauen saß in der Arbeitsgruppe auch Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen. In einem offenen Brief an Ganz legt Schlosser nun dar, warum die Weihe von Frauen ausgeschlossen ist. „Die Tagespost“ dokumentiert das Schreiben im Wortlaut.

ARCHIV – 11.03.2019, Niedersachsen, Lingen: Frauen der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) demonstrieren während der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mit einem Transparent mit der Aufschrift „Frauen in alle Ämter“. Im Vordergrund steht Franz-Josef Bode, Bischof im Bistum Osnabrück. Frauen-Initiativen aus mehreren deutschen Bistümern wollen aus Protest gegen den Missbrauch von Kindern und Jugendliche durch Priester und den Umgang der katholischen Kirche mit dem Thema eine Woche lang keinen Dienst in der Kirche tun. Foto: Friso Gentsch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit

 

Sehr geehrte Frau Generaloberin, geschätzte Kollegin!
Sie haben mir vor kurzem den Link zu Ihrem Interview in der FAZ 13.09.2019 zukommen lassen.
Da die von Ihnen angesprochenen Themen viele Menschen bewegen, möchte ich auf einige Punkte eingehen und habe mich entschlossen, dies in der Form eines Offenen Briefes zu tun; denn ein Leserbrief böte nicht den Platz für eine differenzierte Stellungnahme. Ich schreibe im Bewusstsein, mit meiner Ansicht nicht allein zu sein, sondern vielen anderen eine Stimme zu geben, die sich normalerweise nicht laut bemerkbar machen.

Bereits die Überschrift, „Frauen müssen die Machtfrage stellen“, hat mich einigermaßen erschüttert. Sie verbinden die „Machtfrage“ hauptsächlich mit dem Weihesakrament und sehen in der Tatsache, dass die römisch-katholische – wie ja auch die östlichen Kirchen –, keine Frauen mit dem apostolischen Amt betrauen, einen Verstoß gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Nicht „Macht“, sondern Vollmacht Christi

Ehrlich: Ich möchte in der Kirche niemanden über mir haben, weder Mann noch Frau, noch ein Kollektiv, der/die/das eine derartige Vorstellung von „Macht“ oder vom Weihesakrament vertritt. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Gal 5,1). In der Kirche hat es keine andere Macht zu geben als die Vollmacht Jesu Christi – und wie diese aussehen soll, ist bekannt („Ihr wisst, dass die Mächtigen…, bei euch aber soll es nicht so sein…“ Mk 10,43; Lk 22,26).

Dass es de facto Missbrauch von Amt und der damit verbundenen Stellung gibt, werde ich gewiss nicht leugnen. Und dass bis in die Gegenwart gerade Ordensschwestern mitunter von Klerikern und anderen wie selbstverständlich als Dienstboten betrachtet werden und nicht die gebührende Wertschätzung erfahren, tut mir weh. Dafür braucht man nicht einmal nach Afrika oder Südamerika zu blicken.

Vielleicht wäre es „gerecht“, dass nicht nur Männer Macht missbrauchen können dürfen sollen. Besser wird die Sache dadurch nicht. Sie räumen selbst ein, dass diese Erwartung ziemlich weltfremd wäre. Ganz zu schweigen davon, dass de facto „Macht“ nicht nur von Personen ausgeübt wird, die ein Amt haben … Ich fürchte, dass Augustinus Recht hatte, wenn er den Hunger nach Macht, d.h. die Versuchung, über andere herrschen zu wollen, als dem Menschen – nicht dem Mann! – inhärent betrachtete, sofern er/sie sich nicht bekehrt, d.h. die Gesinnung Christi annimmt (Phil 2).

Gerade im Zusammenhang des jüngeren Missbrauchsskandals durch Kleriker ist die alte Frage wieder ins Rampenlicht gerückt worden: Braucht die Kirche (wer ist das?) Frauen als Priester? Inzwischen klingt es allerdings eher umgekehrt: Frauen brauchen Zugang zum Weiheamt; sie haben ein Recht darauf.

„Aber wenn jemand ein Amt für sich
braucht, dann ist der Missbrauch der
damit verbundenen Stellung vorprogrammiert“

Ich möchte niemandem etwas unterstellen. Aber wenn jemand ein Amt für sich braucht, dann ist der Missbrauch der damit verbundenen Stellung vorprogrammiert. Wer meint, ein Recht darauf zu haben – ob Mann oder Frau – ist im Irrtum. Darum ist es m.E. verfehlt, das Wort der Gleich-be-rechtigung in diesem Zusammenhang zu verwenden. Gregor d. Gr., ein wahrlich erfahrener Oberhirte, war der Auffassung, dass man Personen, die sich dazu drängen, besser nicht ordiniert. Denn wer so von sich überzeugt ist, dass ihm/ihr niemals der Schrecken in die Glieder gefahren ist, die Furcht oder wenigstens ein Schatten des Selbstzweifels angesichts dessen, was da auf einen zukommt, an dessen/deren besonderer Berufung in die Nachfolge des Guten Hirten dürfe man zweifeln. Diese bedeutet ja notwendig eine Art „Enteignung“ von eigenen Plänen und Interessen – was in der Regel auch mit Widerstand im eigenen Inneren verbunden ist.

Das wäre es, was ins Bewusstsein gehoben werden müsste, damit die Kirche zu einer „geschwisterlichen“ Gemeinschaft zusammenwächst. Dass Ihr Ordenspatron und Vorbild Franziskus nicht nur eine ganz außerordentliche Hochschätzung der Priester hatte, „wegen ihrer Weihe“ (so in seinem „Testament“), sondern auch selbst geradezu autoritär sein konnte, kann man im übrigen auch nicht ganz übersehen.

Eine verantwortliche Stellung bringt eine besondere Gefährdung mit sich, davon weiß die gesamte geistliche Tradition. Verantwortlichkeit nicht mit Bevormundung zu verwechseln, Geduld nicht mit Gleichgültigkeit, Bescheidenheit nicht mit Unterwürfigkeit, Umgänglichkeit nicht mit Anpassung, etc., erfordert eine große geistliche Reife.

Benehmen von Amtsträgern ist Contra-Testimonium

Und leider ist das Benehmen von Amtsträgern zuweilen ein Contra-testimonium.

Aber wohin würde der von Ihnen am Schluss Ihres Interviews angedachte Vorschlag führen, „Weihesakrament“ und „Macht“ zu trennen? Wer soll dann „Macht“ ausüben, mit welcher Qualifikation, mit welchem Recht? Die Zeit der Fürstbischöfe, die kirchenrechtlich gesehen Laien waren, ist vorbei.

Die Kirche bindet die Übertragung von Vollmacht und besonderer Verantwortung an Kriterien, auch an eine längere Ausbildung und Prüfung der charakterlichen und religiösen Voraussetzungen eines Kandidaten, um Risiken zu minimieren. Und im Ritus der Weihe kommt das Vertrauen in das Gebet der Gläubigen zum Ausdruck, dass der Heilige Geist nicht untätig bleiben wird.

Ist das nur ein spirituelles Luftschloss, fernab der Realität nur allzu macht-voller Wirklichkeit?
Solange das Leitungsamt („munus regiminis“) – selbst wenn das nur ein fernes Ideal wäre! – dialektisch mit der „diakonia Christi“ (Joh 13,13-16; Lk 22,27) verbunden ist, das heißt: mit der Entäußerung von sich selbst notfalls bis zur Lebenshingabe, gibt es wenigstens Hoffnung, dass sich einige, viele, möglichst alle daran ausrichten – Hoffnung, dass man den Gipfel nicht aus den Augen verliert, selbst wenn man zurückfiele. Wenn man dagegen den Gipfel für inexistent erklärt, wird man im Nebel der Täler sitzenbleiben.

Was nun die Möglichkeit des Zugangs für Frauen zum Weiheamt, speziell zum Priestertum betrifft, gehen Sie davon aus, dass das Schreiben Johannes Pauls II. „Ordinatio sacerdotalis“ nicht den Grad letzter Verbindlichkeit habe, den das Dokument selbst ausdrücklich beansprucht (n.4). Es fehle die formelle Erklärung zum Dogma.

Es wurde nun aber mehrfach (zuletzt durch Kard. Ladaria am 29. Mai 2018) erklärt, dass, und warum!, dieses Schreiben als Ausdruck des ordentlichen Lehramts verbindlich ist.

(1)Antwort auf den Zweifel bezüglich der im Apostolischen Schreiben »Ordinatio sacerdotalis« vorgelegten Lehre, Kongregation für die Glaubenslehre, 28. Oktober 1995, http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19951028_dubium-ordinatio-sac_ge.html; (2) Zur Antwort der Glaubenskongregation über die im Apostolischen Schreiben «Ordinatio sacerdotalis» vorgelegte Lehre, http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19951028_commento-dubium-ordinatio-sac_ge.html; (3)Z u einigen Zweifeln über den definitiven Charakter der Lehre von Ordinatio sacerdotalis, 29. Mai 2018, Luis F. Ladaria, S.I., Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/ladaria-ferrer/documents/rc_con_cfaith_doc_20180529_caratteredefinitivo-ordinatiosacerdotalis_ge.html)

Keineswegs alles, was „de fide“, also im Glauben anzunehmen ist, ist formell dogmatisiert. Aber wenn manche Kreise so darauf beharren, erreichen sie vielleicht genau das…

Jedenfalls wäre das leichter als der umgekehrte Weg. Denn dieser würde nicht nur ein päpstliches Lehrschreiben (mit seinem kaum zu überbietenden Nachdruck in der Formulierung!) aufheben, sondern eine gesamtkirchliche Tradition aufgeben, die nicht nur schlicht Praxis war, sondern auch als Praxis der Reflexion unterzogen worden ist.

Kirche ist auf dem Willen Christi gebaut

In solch einem Fall müsste man sich m.E. schon die Frage stellen, ob eine Kirche, die 2000 Jahre lang die Hälfte der Gläubigen – und zwar die eifrigere Hälfte! – diskriminiert hätte, wirklich die Kirche Jesu Christi, geführt vom Heiligen Geist sein kann. Die Frage ist freilich nur relevant, sofern man daran festhält – und ich meine, das tun wir beide – dass die Kirche samt ihrer Grundstruktur auf den Willen Christi gebaut ist – andernfalls wäre es sowieso egal; niemand braucht dann so etwas wie ein sakramentales Amt.

Sie erklären dann freimütig, dass gewisse theologische Argumente Sie nicht überzeugen.
Dass im Laufe der Reflexion über das Weihesakrament und dessen Empfänger auch weniger kluge oder tragfähige Argumente ins Feld geführt wurden, bestreite ich nicht. Für gute Theologen (wie Thomas von Aquin) waren sie allerdings niemals der Hauptgrund.

Aber grundsätzlich: Welchen Grad an Überzeugungskraft können theologische Argumente, insofern sie auf der geschichtlichen Offenbarung Gottes aufruhen, erreichen? Wenn es wirklich Offenbarung gibt, wenn die ewige Wahrheit Gottes in Jesus Christus Mensch geworden ist, dann ist uns dies als Ereignis vorgegeben. Oder anders gesagt: Dass, und wie Gott in der Heilsgeschichte handelt, kann nicht mit „zwingenden Gründen“ demonstriert werden, weil dieses Handeln in der Freiheit Gottes wurzelt. Die theologischen Argumente können hier nur die innere Konvenienz, den Zusammenhang mit dem Ganzen der Offenbarung, aufzeigen. Immer wird ein Spielraum für die Zustimmung zum Argument offenbleiben. Das gilt auch für die hier zur Debatte stehende Frage.

Sie fragen, warum die Repräsentanz Christi als des Bräutigams der Kirche, d.h.: seines Handelns vor allem während der Eucharistiefeier, nicht auch von einer Frau übernommen werden könne, nachdem doch in den Kirchenbänken auch Männer säßen. Wörtlich sagten Sie, herausgefordert durch die provokante Frage Ihres Interviewpartners: „Warum soll die geschlechtliche Männlichkeit eine notwendige Bedingung sein, um den Mann Christus zu repräsentieren, wenn umgekehrt die Kirche die Braut des Bräutigams Christi (sic) sein soll? Dann dürfte die Kirche doch nur aus Frauen bestehen.“

Sakramentale Repräsentanz Christi hängt nicht einfach an der Natur

Ja, wenn das die kirchliche Argumentation wäre, fände ich sie auch nicht überzeugend! Zum einen hängt die sakramentale Repräsentanz Christi nicht einfach an der Natur, „dem Y-Chromosom“. Sonst könnte jeder Mann, qua Mann, Christus repräsentieren.

Und zum zweiten scheint mir ein Missverständnis des Repräsentationsbegriffs vorzuliegen, das wohl weit verbreitet ist.

In der „symbolischen“ Sprache des AT wie des NT ist das Volk Gottes als solches, aus Männern und Frauen, Gott gegenüber „weiblich“ (im Sinn von „empfangend“), ebenso bilden alle gemeinsam den „Leib“, keines der Glieder aber ist das Haupt. Mehr noch, jedes Geschöpf ist Gott gegenüber empfangend, jede Seele – wie die Mystiker beiderlei Geschlechts sagen – ist „Braut des Wortes Gottes“, das zuerst aufgenommen werden muss, damit man als sterblicher Mensch „Frucht bringt, die bleibt“.

Das gilt auch für diejenigen Glieder der Kirche, die zum Priesterdienst geweiht werden. Auch ein Priester ist und bleibt Gott gegenüber „empfangend“, bleibt Glied des Leibes Christi. Man kann auch mit Papst Franziskus sagen: Er darf die „marianische“ Dimension des Christ-Seins nicht vergessen, welche die erste und fundamentale Bestimmung der Kirche, das „Prae“ vor der „petrinischen“ Bestimmung ist. Deswegen kann auch nur ein Getaufter geweiht werden, und die Ordination kann die Taufe nicht ersetzen.

Dass ein Priester das „Gegenüber“ der Kirche, also Christus als Haupt und Bräutigam, „repräsentieren“ kann, ist nur möglich aufgrund des Sakramentes der Weihe. Das befähigt ihn, etwas zu „re-präsentieren“, was er nie werden kann. Die Personen in der Kirchenbank dagegen „repräsentieren“ die Kirche nicht – allenfalls in dem Sinn, wie in einem Teil das Ganze gegenwärtig sein kann –, sie sind es aufgrund ihrer Gliedschaft am Leibe Christi durch die Taufe (vgl. Can. 204 – § 1).

Frau ist kein signifikantes Zeichen für den Bräutigam der Kirche

Warum aber kann dieses Sakrament der Repräsentanz nicht einer Frau übertragen werden?
Zu einem Sakrament gehört die Einsetzung durch Christus, d.h. die Verknüpfung eines sichtbaren Gegenstands oder Vollzugs mit einer neuen Bedeutung und einer von Christus selbst verbürgten Wirkung. Er hätte es prinzipiell auch anders anordnen können, hätte auf die Sendung der Apostel ganz verzichten können, oder hätte alles (und nicht nur vieles) der späteren Entwicklung in der Glaubensgemeinschaft überlassen können. Wenn aber etwas ein „Zeichen“ sein soll, dann muss es auf den bezeichneten Gehalt bestmöglich hinweisen (Signifikanz). Öl oder Wein haben eine andere Signifikanz als Wasser. Bei „Hochzeitsmahl“ denken wir an etwas anderes als an eine Geburtstagsparty, und wenn sie noch so rauschend gefeiert würde. Dieser Aspekt ist nicht Spielerei mit Bildern, sondern relevant, weil die Sakramente per definitionem „wahrnehmbare Zeichen“ für eine unsichtbare Wirklichkeit sind.

Und da scheint mir sehr einleuchtend, dass eine Frau kein signifikantes Zeichen für den Bräutigam der Kirche ist. Wie umgekehrt ein Mann kein signifikantes Zeichen für die Braut Kirche ist. So erhalten Ordensfrauen oft einen Ring am Tag der Profess, bei Mönchen ist das unüblich – obwohl beide die bräutliche Liebe zu Christus leben, sind sie in unterschiedlicher Weise sichtbares Zeichen dafür.

„Die Wirklichkeit der Schöpfung und ihrer
Symbolik wird zur Mitteilung der Erlösung verwendet“

Die Plausibilität des Arguments beruht dabei nicht nur auf einem natürlichen Vorverständnis – ebenso wenig wie die Sakramente einfach die religiöse Variante natürlicher Riten sind –, sondern auf der Verbindung zwischen Schöpfungswirklichkeit und geschichtlicher Offenbarung Gottes; man könnte auch sagen: die Wirklichkeit der Schöpfung und ihrer Symbolik wird zur Mitteilung der Erlösung verwendet. Christus „interpretiert“ die Schöpfung, wenn er die Sakramente einsetzt. Die in der Hl. Schrift als dem Niederschlag der Selbstmitteilung Gottes verwendeten Symbole sind daher nicht einfach „Bilder“, die man beliebig ersetzen könnte. Sie sind vielmehr der Weg, wie das unergründliche, göttliche Geheimnis der Liebe Christi uns nahegebracht wird. Dass das Verhältnis zwischen Jahwe und seinem geliebten Volk als Ehebund umschrieben wird, dass die Evangelien Jesus als „Bräutigam“ bezeichnen, Paulus von der Braut Kirche (vgl. 2 Kor 11,2; Eph 5) spricht, die ihr Leben dem Bräutigam verdankt, oder dass die eschatologische Erfüllung, die Freude ohne Ende, deren sakramentales Vorausbild die Eucharistiefeier ist, einem Hochzeitsmahl gleicht (z.B. Apok 22), ist nicht beliebige Bildsprache, sondern bringt zum Ausdruck, dass die Menschheit, ja der einzelne Mensch von Gottes Liebe umworben wird. Nicht umgekehrt.

Dass diese Argumentation nicht wenigen Leuten fremdartig erscheint, weil die Denkvoraussetzungen sich gewandelt haben, sagt noch nichts über den Wahrheitsgehalt. Es könnten auch die Denkvoraussetzungen einer Überprüfung und meta-noia bedürfen. Der Glaubensinhalt ist ja nicht einfach das, was einem schon immer naheliegt. Karl Rahner schrieb einmal in einem „offenen Brief“ (im Zusammenhang mit der priesterlichen Lebensform): „Das Christentum ist immer noch eine höchst unmoderne Sache; auch in dem, worüber ich nun so lange zu schreiben versuchte. Gott sei Dank, dass es so ist.“

Ich grüße Sie in Christus,
Marianne Schlosser

 

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost. hier.

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Quelle

Kardinal Woelki warnt vor einer deutschen Nationalkirche

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, spricht bei der Regionenkonferenz „Fünf Orte – ein Weg“ zum Synodalen Weg am 4. September 2020 in Frankfurt.

Die erste Vollversammlung des Synodalen Wegs hatte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki noch kritisiert. Im Interview spricht er jetzt positiv über die regionalen Treffen. Gleichzeitig warnt er vor möglichen Spaltungen und spricht über das mangelnde theologische Niveau mancher Papiere.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) |  Köln – 17.09.2020

„Fünf Orte – ein Weg“: Das war das Leitwort der Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs. Im Interview zieht der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki seine Bilanz zu den Treffen. Außerdem spricht er darüber, wo für ihn beim Synodalen Weg „Rote Linien“ sind und welche Reformen er sich erhofft.

Frage: Herr Kardinal, wie sieht Ihre Bilanz der Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs aus?

Woelki: Ich glaube, dass es wertvoll war, in einer kleineren Runde zu sprechen. Das hat das Gesprächsklima positiv beeinflusst, und es war möglich, besser aufeinander zu hören und das Argument des anderen besser zu würdigen. Das war ein erfreulicher Unterschied zur ersten Synodalversammlung.

Frage: Und von der Sache her?

Woelki: Von der Sache her war es wichtig, auch im Synodalen Weg das Thema Corona aufzugreifen. Es war interessant, die unterschiedlichen Wahrnehmungen zu registrieren. Ich habe betont, dass Corona die menschliche Verletzlichkeit, die Geschöpflichkeit, die Sterblichkeit bewusst macht. Es gibt ja heute eine ganze Generation, die fast gar nicht mehr mit dem Tod konfrontiert wurde. Daher finde ich, dass Corona eine Herausforderung für uns darstellt, über existenzielle Gegebenheiten neu nachzudenken und sie von unserem Glauben her zu beantworten.

Irritiert hat mich dagegen eher, dass das von drei Theologen vorgelegte Impulspapier zu der Corona-Pandemie als Herausforderung für den Synodalen Weg dazu herhalten sollte, den Kampf gegen den sogenannten Klerikalismus und – unter Rückgriff auf einen Begriff des französischen Philosophen und Soziologen Michel Foucault (1926-1984) – der „klerikalen Pastoralmacht“ den Kampf anzusagen. Ich finde, ein solcher Sprach- und Gedankenduktus wird weder dem Evangelium noch den existenziellen Fragen der Menschen angesichts von Krankheit und Tod gerecht.

Frage: Was denken Sie über den Ausstieg von Weihbischof Schwaderlapp aus dem Forum zur Sexualität?

Woelki: Ich glaube, das war konsequent. Er hat gesagt, dass durch die Preisgabe der Bindung der Weitergabe des Lebens an die liebende Vereinigung zweier Menschen, nämlich von Mann und Frau, wie sie in Humanae vitae, in Familiaris consortio und in weiteren lehramtlichen Dokumenten etwa auch dem Katechismus der Katholischen Kirche dargelegt ist, im Letzten alle Äußerungen menschlicher Sexualität einen gleichwertigen Stand erhalten. Auch in Amoris laetitia findet sich dazu kein Hinweis. Das bedeutet im letzten einen Bruch mit der Lehre der Kirche.

Im Mai war der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp aus dem Synodalforum „Leben in gelingenden Beziehungen“ ausgestiegen. Kardinal Woelki findet seinen Schritt „konsequent“.

Frage: Wo wäre für Sie persönlich der Punkt, an dem Sie sagen: Da kann ich nicht mehr mitgehen. Haben Sie eine „Rote Linie“?

Woelki: Das kann ich so zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen. Die Frage nach der Frauenordination zum Beispiel, das ist eine Diskussion, die so nicht zu einem Ziel führen wird. Denn diese Frage ist definitiv mit höchster Lehrautorität entschieden worden durch Papst Johannes Paul II. Benedikt XVI. und auch Papst Franziskus haben dies wiederholt hervorgehoben und auch gesagt, dass die Frage lehramtlich entschieden ist.

Ich verstehe das Ziel dieser Diskussion nicht. Ist es eine Diskussion um der Diskussion willen, oder soll sie geführt werden, um einen Weg zu eröffnen, der uns hilft, den Glauben der Kirche in diesem Punkt tiefer zu verstehen? Das kann ich gutheißen, aber ich kann sie nicht so behandeln als sei die Frage offen. Dann findet die Diskussion außerhalb der Lehre der Kirche statt.

Frage: Wie würden Sie den Frauen antworten, die sagen: Dieses Nicht-teilhaben-dürfen am geweihten Amt verbaut mir den Weg zum Glauben?

Woelki: Wir müssen uns klar machen, dass Gott immer größer ist als unsere Wünsche und Vorstellungen. Manchmal ist der Wille und die Offenbarung Gottes nicht auf Anhieb völlig einsichtig. Manchmal mögen sie sogar ungerecht erscheinen. So ist es ja auch im Gleichnis mit den Arbeitern, die alle denselben Lohn erhalten, obwohl die einen nur eine Stunde, die anderen den ganzen Tag arbeiten. Das erscheint menschlichem Ermessen auf den ersten Blick auch ungerecht.

Glaube bedeutet für mich, trotzdem darauf zu vertrauen, dass Gott gerecht ist – auch wenn es sich in Einzelfragen meinem Verständnis nicht direkt erschließt. So denke ich, müssen wir auch akzeptieren, dass die Kirche in dieser Frage an den Willen Jesu gebunden ist, der sich in Schrift und Überlieferung offenbart. Er hat in seinen Zwölfer-Kreis ausschließlich die berufen, die er berufen wollte, frei und unabhängig. Und das waren nun eben diese 12 Apostel und unter ihnen waren keine Frauen. Auch in der Folgezeit hat sich nichts daran geändert, dass nur Männer zu Bischöfen und Priestern geweiht wurden.

Und da es in der Kirche nur das eine Sakrament der Weihe gibt, das sich in drei Weihestufen entfaltet, gilt dies in meinen Augen auch für die Weihe von Diakonen. Alle anderen Dienste und Ämter sind selbstverständlich sowohl für Männer als auch Frauen geöffnet. Ich habe das in Berlin und auch hier in Köln umzusetzen versucht und habe immer wieder wichtige und entscheidende Positionen mit Frauen besetzt.

Frage: Was folgt denn daraus, wenn es immer mehr Frauen gibt, die sagen: Dann kann ich da nicht mehr mitmachen, dann ist das nicht mehr meine Kirche. Muss man die ziehen lassen?

Woelki: Ich kann nur sagen, dass wir uns innerhalb der Kirche bemühen müssen, den Glauben auch in dieser Frage verständlich darzulegen. Alles andere Reden, das unerfüllbare Hoffnungen weckt, führt zu Frustration; und diejenigen, die so reden, müssen sich auch bewusst sein, dass sie für dieses Reden Verantwortung zu übernehmen haben. Ich rede ja nicht in meinem Namen. Es ist Christus, der fragt: „Wollt auch ihr weggehen?“ Da hat es mich schon getroffen, zu lesen, was jetzt eine Gruppe von Frauen an den Papst und auch an Kardinal Stella geschrieben hat. Mich hat der Ton erschüttert, es ist nicht ein Ton, der zusammenführt, sondern der entzweit.

Frage: Maria 2.0 startet jetzt eine neue Aktionswoche, am Sonntag wird es sogar erstmals eine „Mahlfeier“ vor dem Kölner Dom geben. Wie denken Sie darüber?

Woelki: Das grundsätzliche Anliegen teile ich: sich für die Würde der Frauen und gegen klerikalen Machtmissbrauch wie sexuellen Missbrauch durch Priester einzusetzen. Die Lösung für beides liegt aber nicht im Frauenpriestertum. Das ist eine eigene Form von Klerikalismus, vor der Papst Franziskus im nachsynodalen Schreiben Querida Amazonia warnt. Es ist auch immer gut, wenn Menschen sich gemeinsam an einen Tisch setzen, um sich auszutauschen und sich besser kennenzulernen, wenn Menschen sich versammeln, um in freundlicher Tischgemeinschaft zusammen zu essen und zu trinken.

Es darf aber bei einer solchen Mahlfeier nicht der Eindruck entstehen, hier würde Eucharistie stattfinden. Die Feier der Eucharistie durch den Priester, der in einer solchen Feier aufgrund des Weihesakramentes in persona Christi capitis handelt, macht deutlich, dass die Eucharistie ein Geschenk Gottes an uns ist, das wir uns nicht selber geben können. Insofern machen mir solche Inszenierungen, die dazu neigen, Verwirrung stiften zu können, schon Sorgen.

In einem Offenen Brief hat die Reformgruppe „Maria 2.0“ Anfang September die vatikanische Kleruskongregation scharf attackiert. Kardinal Woelki kritisiert den Brief: „Mich hat der Ton erschüttert, es ist nicht ein Ton, der zusammenführt, sondern der entzweit.“

Frage: Wie erklären Sie sich, dass derzeit keine klaren Vorgaben vom Papst zum Synodalen Weg kommen?

Woelki: Es gibt klare Vorgaben seitens des Papstes. Es gibt auch eine klare Äußerung, die der Papst ausdrücklich bestätigt hat, mit Blick auf die jüngste Vatikanische Instruktion zur pastoralen Umkehr der Pfarrgemeinde. Ansonsten habe ich den Papst immer schon so verstanden, dass er denkt, es ist wichtig zusammenzukommen. Das Volk Gottes gehört zusammen in allen Gliedern. Es ist wichtig, aufeinander zu hören. Zur Synodalität gehört für den Papst die Stille, das Schweigen, das Gebet, das Ausgerichtetsein auf Christus, das Hören auf das Wort, das Hören auf den Glauben der Kirche.

All das praktiziert er in den Synodalversammlungen, denen er vorsteht. Dann sagt er, dass zur Synodalität von unten auch die Synodalität von oben dazu kommen muss. Das ist dann klar die Aufgabe der Bischöfe, bei den Menschen zu sein, zu hören, aber dann auch ihre Verantwortung wahrzunehmen und zu entscheiden. Das geht immer nur in Einheit mit dem Papst, in Einheit mit der Universalkirche. Insofern finde ich, dass der Papst versucht, uns einen sehr geistlichen Weg zu eröffnen, mit dem wir uns manchmal schwertun, weil es für uns bis dato ungewohnt war, einen solchen Weg zu gehen.

Frage: Wie erklären Sie sich, dass das theologische Niveau in manchen Papieren des Wegs so bescheiden ist?

Woelki: Ich denke, wir stehen hier noch am Anfang des Weges, und ich glaube, dass es mit der Zeit gut sein wird, die theologische Expertise stärker einzubringen von den Theologinnen und Theologen, die selber als Mitglieder des Synodalen Weges berufen sind. Aber vielleicht finden sich dann auch noch von außerhalb Theologen, die bereit sind, hier mitzuarbeiten. Ich glaube, dass Bischof Vorderholzer mit seinem Einwurf recht gehabt hat und dann auch den Finger in eine Wunde gelegt hat, die wahrzunehmen wichtig ist.

Es kann nicht sein, dass eine einseitige Bibeltheologie, über die nicht abgestimmt wurde, zur Basis der weiteren Diskussion wird. Ich meine, die gesamte Welt schaut momentan auf die Kirche in Deutschland und auf diesen Synodalen Weg, da können wir es uns einfach nicht erlauben, uns theologisch durch Unbedarftheit zu blamieren.

Frage: Was wäre einerseits das schlimmste und das beste Ergebnis des Synodalen Weges?

Woelki: Das schlimmste Ergebnis wäre es, wenn der Synodale Weg in die Spaltung hineinführt und damit aus der Kirche, aus der Communio mit der Gesamtkirche heraus. Das wäre am schlimmsten, wenn hier so etwas wie eine deutsche Nationalkirche entstehen würde. Das beste Ergebnis wäre, wenn es uns gelänge, eine wirkliche Reform anzustoßen, die auf jeden Fall in der Kirche notwendig ist.

In meinen Augen müsste das eine Reform sein, die alle Erscheinungsbilder und Wirklichkeiten, die vom Wesen der Kirche weggeführt haben, korrigiert und dazu verhilft, wieder vertieft das Wesen der Kirche zu erkennen – vor allen Dingen wahrzunehmen, dass die Kirche nicht ein rein soziologisches Gebilde ist, sondern dass sie Werk Gottes, dass sie der Leib Christi ist, und dass man die Kirche nie ohne Christus zu sehen vermag. Wer Christus liebt, liebt die Kirche, wer die Kirche liebt, liebt Christus. Christus und Kirche gehören untrennbar zusammen. Und wenn es um Reformen der Kirche geht, kann es immer nur um eine Neuentdeckung, um eine stärkere, Annäherung an Christus und sein Evangelium gehen, als Einzelner und als Gemeinschaft, als Kirche.

Frage: Was hindert uns derzeit daran, dieses eigentliche Wesen der Kirche zu entdecken?

Woelki: Es muss darum gehen, Menschen überhaupt wieder in eine Christusfreundschaft, eine Gottesfreundschaft hineinzuführen. Viele Katholiken wissen nicht mehr, wer Christus ist, was die Kirche ist, sie wissen nicht mehr, was ein Sakrament ist, was die sakramentale Struktur der Kirche ist. Damit zusammen hängt die Bedeutung des Priestertums. Ich finde, dass die Rede von „unserer Kirche“ so verräterisch ist. Ich versuche das immer zu vermeiden. In einem richtigen Sinne ist es natürlich unsere Kirche, auch meine Kirche, aber es ist vor allen Dingen Seine Kirche. Und damit gibt es natürlich Vorgaben, die unserer Verfügungsgewalt entzogen sind.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)

Katholische Studenten rufen Bischöfe auf, Frauenweihe „unmissverständlich abzulehnen“

Blick auf Sydney, Hauptstadt von Neusüdwales (Australien). Foto: Irina Sokolovskaya/Shutterstock

Der Brief äußerte sich auch kritisch zu falschen Vorstellungen von Funktionären und Aktivisten darüber, was sich junge Menschen von der Kirche wünschen.

Im Vorfeld der Vollversammlung – Plenary Council – der Kirche in Australien haben sich katholische Studenten in einem gemeinsamen Offenen Brief zu Wort gemeldet: Sie fordern ihre Hirten auf, sich zur Lehre der Katholischen Kirche zu bekennen und einer Weihe von Frauen zu Priestern ohne wenn und aber eine Absage zu erteilen.

Das berichtet die Catholic News Agency (CNA).

Die Bischöfe in Australien stehen den Studenten zufolge – wie in Deutschland und andernorts – unter dem Druck einflussreicher Stimmen in Medien und Politik, die eine Weihe von Frauen zu katholischen Priestern fordern.

Dabei werde jedoch Weihesakrament mit weltlicher Verantwortung absichtlich verwechselt.

„Viele Eingaben an den Vollversammlungsrat haben die lobenswerte Empfehlung ausgesprochen, Frauen besser in die bestehenden Leitungsstrukturen der Kirche zu integrieren“, heißt es in dem Brief, der von mehr als 200 Studenten und Alumni unterzeichnet wurde, die mit der Australian Catholic Students Association (ACSA) angehören. Der Hauptunterzeichner war der Präsident der ACSA, Alexander Kennedy.

„Mit großer Traurigkeit mussten wir jedoch feststellen, dass in vielen Eingaben eine Änderung der Verfassung der Kirche selbst gefordert wurde, obwohl diese auch von Christus so gewollt war“, fügte er hinzu.

„Christus ohne Scham verkünden“

Der Brief betont im Namen seiner Unterzeichner: „Wir fordern den Plenarrat und die Bischöfe Australiens auf, alle Forderungen nach einer Weihe von Frauen unmissverständlich abzulehnen“.

Die fünfte Plenary Council ist für den 3. bis 10. Oktober 2021 in Adelaide (Bundesstaat Südaustralien) geplant, gefolgt von einer zweiten Vollversammlung vom 4. bis 9. Juli 2022 in Sydney. Die Termine wurden aufgrund der andauernden COVID-19-Pandemie von ihrem ursprünglichen Zeitplan im Oktober 2020 und Mitte 2021 verschoben.

Der Brief der Studenten und Alumni erklärt, dass sie den Respekt der Rolle, die Frauen in der Kirche spielen, voll und ganz unterstützen – aber dass sie, wie der heilige Papst Johannes Paul II. und seine Nachfolger, nicht glauben, dass sich diese Rolle auch auf die Priesterweihe erstreckt.

Stattdessen unterstützen sie „von ganzem Herzen die Integration von Frauen in noch prominentere Rollen in Bereichen wie der heiligen Theologie, der Kommunikation, der Evangelisierung und (soweit Laien dazu in der Lage sind) der Entscheidungsebenen“.

ACSA-Vizepräsidentin Claudia Tohi erklärte: „Dieser Brief drückt unsere Sehnsucht aus, Christus ohne Scham, mit Klarheit und mit der Hilfe unserer Hirten mit anderen zu teilen“.

„Die Wahrheit“, so Tohi, „wird weder von der Stimmung der Zeit bestimmt, noch ist sie ein rein abstraktes Konzept. Die Wahrheit ist eine Person, der Sohn Gottes, der sein Leben für die Rettung der ganzen Menschheit aufgegeben hat“.

Die Betonung der Berufung der Laien – wie sie auch im Zweiten Vatikanischen Konzil mehrfach beschrieben wird – sei ohnehin „weitaus ermutigender für die Frauen als jedes symbolische Programm oder Machtgerangel, das wir in einigen der Plenarsitzungen gesehen haben“, so Claudia Tohi.

„Falsche Vorstellungen, was Jugend will“

Der Brief äußerte sich auch kritisch zu falschen Vorstellungen von Funktionären und Aktivisten darüber, was sich junge Menschen von der Kirche wünschen.

„Junge Menschen wünschen sich eine authentische Beziehung zu Christus; dies wird nicht durch einen Ausschuss ermöglicht“, so der Brief. „Wir glauben, dass eine wahre Reform der Kirche nicht nur durch die bloße Verlagerung von Ressourcen von einem Ausschuss zum anderen erreicht werden kann, sondern durch die Wiederentdeckung des katholischen Glaubens, der Überzeugung davon und der Liebe zum katholischen Glauben durch jeden Katholiken“, so der Brief.

Wie in Deutschland haben auch mehrere australische Medien genau das gefordert, was die Studenten deutlich ablehnen und der Brief als „Verwässerung der Glaubenswahrheiten“ bezeichnet. Wer die Lehre auflösen will, warnt der Brief, wird die Kirche noch viel mehr von „jungen Menschen und der Gesellschaft insgesamt entfremden“.

Damit widersprechen die Studenten jeder Forderung, den „Zeichen der Zeit“ hinterherzurennen, oder gar diese als „Offenbarungsquelle“ misszuverstehen.

„Warum sollte jemand die Lehre und die Geheimnisse Christi und seiner Kirche ernst nehmen, wenn ihre Mitglieder es nicht tun?“, fragen die Studenten.

„Wir fordern den Plenarrat auf, die Kirche in Australien erneut auf die zeitlosen Wahrheiten des Evangeliums zu verpflichten, wie sie von der Kirche seit zwanzig Jahrhunderten verkündet werden“, so der Brief.

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Quelle

Möchte Bischof Kräutler eine „amazonisch-katholische“ Sekte?

17 Juli 2019, 12:00

Ein kath.net-Kommentar von Weihbischof Athanasius Schneider zu den Forderungen von Bischof Erwin Kräutler und des Arbeitsdokuments der Amazonassynode

Linz (kath.net)
In seinem Interview mit dem ORF vom 14. Juli 2019 sagte Bischof Erwin Kräutler, es sei „beinahe ein Skandal“, dass in vielen Gemeinden Amazoniens die Eucharistie kaum gefeiert wird. Diese Sprechweise an sich ist schon unklar und eindeutig tendenziös. Niemand hat ein Recht auf die Eucharistie. Das Sakrament der Eucharistie ist die Gabe Gottes schlechthin. Von einem Skandal in den katholischen Gemeinden kann man sprechen, wenn dort der Glaube verleugnet und nicht gelebt wird, wenn dort Gott beleidigt wird durch die Verachtung Seiner Gebote, durch grobe Sünden gegen die Nächstenliebe, durch Götzendienst, Schamanismus und dergleichen. Von einem Skandal in einer katholischen Gemeinde kann man sprechen, wenn dort nicht genügend gebetet wird. Das wäre ein wahrer Skandal.

Man müsste eher von einem Skandal sprechen, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass man in den letzten Jahrzehnten in Amazonien offensichtlich keine intensive Berufungspastoral gemacht hat und zwar gemäß der bewährten zweitausendjährigen Erfahrung der Kirche, nämlich durch inständige Gebete, geistige Opfer, heiligmäßiges Lebensvorbild von Missionaren. Eines der wirksamstes Mittel zur Weckung von soliden Priesterberufungen auch in Amazonien sind Missionare, die ein Leben als wahre Männer des Gebets, als wahre Apostel führen, d.h. durch ein Leben der liebe- und opfervollen Ganzhingabe an Christus und an die Rettung der unsterblichen Seelen.

Das, was Bischof Erwin Kräutler und viele seiner klerikalen Gesinnungsgenossen fördern, sind eher Karikaturpriester in der Gestalt von Entwicklungshelfern, NGO-Mitarbeitern, sozialistischen Syndikalisten und Ökologiespezialisten. Darin aber besteht nicht die Sendung Jesu Christi, des Menschgewordenen Gottes, der gekommen ist, um Sein Leben am Kreuze hinzugeben, damit alle Menschen vom größten Übel erlöst werden, nämlich der Sünde, und damit alle Menschen das Göttliche und übernatürliche Leben haben, und es in Fülle haben (vgl. Joh. 10, 10).

Der Trick mit der Dramatisierung des „eucharistischen Hungers“ oder des Mangels an Eucharistiefeiern hält nicht stand, weil der Empfang der Eucharistie an sich nicht heilsnotwendig ist, jedoch aber der Glaube, das Gebet, ein Leben nach den Geboten Gottes.

Wenn Katholiken lange Zeit aufgrund von Priestermangel keine hl. Kommunion empfangen können, dann soll man sie anleiten, die geistige Kommunion zu pflegen, die eine große geistige Kraft und Wirkung hat. Die Wüstenväter z.B. haben jahrelang ohne Eucharistie gelebt und sind zu einer großen Christusverbundenheit gelangt. Meine Eltern und ich selber konnten in der Sowjetunion jahrelang keine hl. Kommunion empfangen. Wir haben aber immer die geistige Kommunion gepflegt, die uns große geistige Kraft und Trost gab. Wenn dann ein Priester kam, und wir beichten, am Messopfer teilnehmen und sakramental die hl. Kommunion empfangen konnten, dann war es ein wirkliches Fest und wir haben es ganz tief und freudig erlebt, wie kostbar die Gabe des Priestertums und der Eucharistie ist.

Man sollte in Amazonien ein gut organisiertes System aufbauen mit wandernden Priestermissionaren, die an den einzelnen Orten, wenn auch nur mehrmals im Jahr, jeweils ein wahres geistiges Fest mit guten Beichten und würdig gefeierten hl. Messen halten sollten und den Katholiken Jesus im Tabernakel zur Anbetung lassen, und diese anleiten Stunden eucharistischer Anbetung zu halten und den Rosenkranz zu beten, in der Intention um gute einheimische ehelose Priester und gute christliche Familien zu erflehen. Dann wird Gott zweifellos ihnen diese Gnade schenken. Man sollte auch einen weltweiten Aufruf machen, um Priester einzuladen, nach Amazonien zu kommen, um den Menschen dort seelsorglich beizustehen. Man kann ja auch verheiratete Diakone weihen oder in Ausnahmefällen Akolythen beauftragen oder treue katholische Frauen, die das Allerheiligste aussetzen könnten und Gebete leiten.

Einmalig bleibt in der Kirchengeschichte das Beispiel der japanischen Katholiken, die in einem Zeitraum von mehr als zweihundert Jahren den katholischen Glauben ohne Priester bewahrt haben. Heute hat Japan genügend eigene einheimische Priester, natürlich ehelose. Obwohl die heidnische Kultur Japans ein eheloses Priestertum damals ablehnte, haben die japanischen Katholiken das ehelose Priestertum für so groß gehalten, dass es ein Erkennungszeichen der Katholiken wurde. Nachdem nämlich zu ihnen wieder christliche Missionare im 19. Jahrhundert kamen, unter ihnen auch verheiratete protestantische Prediger, haben sie diese aus diesem Grund abgelehnt. Als aber dann katholischen Priester kamen und die japanischen Katholiken sie gefragt haben ob sie verheiratet sind, und diese es verneint haben, wurde sie als Priester der wahren Kirche Jesu Christi von diesen Gläubigen angenommen. Die Kirche hätte im 19. Jahrhundert z.B. dieselben Argumente vorbringen können, wie es heuer die Amazonasynode tun wird, um einheimische verheiratete Priester zu weihen, weil ja auch damals viele Gemeinden in einigen Missionsgegenden nur ein paar Mal im Jahr den besuch eines Priesters haben konnten.

Die Priesterehe wurde in der Ostkirche im 7. Jahrhundert legalisiert nicht wegen Priestermangel, es gab damals gerade in Konstantinopel einen Überschuss von Priestern, sondern wegen dem Nachgeben der menschlichen Schwäche, wegen dem Abrücken von der apostolischen Regel des geschlechtlich enthaltsamen Lebens derjenigen, die im Bischofs- und Priesteramt Jesus Christus, den Ewigen Hohepriester des Neuen Bundes nachahmen und im Weihesakrament in der Person Christi des Hauptes handeln. Das war damals in der griechischen Kirche eine regionale Lösung einer Ortskirche, die die römischen Päpste aber nicht anerkannten. Es handelte sich dabei um ein Abrücken von und eine Untreue gegenüber der fordernden Nachfolge Christi, die die Apostel in der vollständigen geschlechtlichen Enthaltsamkeit nach ihrer Berufung bis zu ihrem Tod gelebt haben. Der Apostel Peter hat diese Lebensweise nämlich klar bekannt und bestätigt: “Wir haben alles verlassen: auch Frau und Kinder“ (Mt. 19, 27).

Das geschlechtlich enthaltsame Priestertum haben alle Väter der Kirche im Bischofs- und Priesteramt gelebt. Auch wenn einige verheiratet waren (wie z.B. der hl. Hilarius), so haben sie erwiesenermaßen nach dem Empfang der Bischofs- bzw. Priesterweihe geschlechtlich enthaltsam gelebt und keine Kinder mehr gezeugt, weil sie die apostolische Regel der priesterlichen und bischöflichen Enthaltsamkeit kannten und respektierten.

Die römische Kirche hat diese apostolische Norm treu weitergeben und sie stets verteidigt bis in unsere Tage, mit einer Ausnahme, die sie den Ostkirchen bei den Unionsverhandlungen mit dem Apostolischen Stuhl seit dem Unionskonzil von Lyon und Florenz gewährte durch das Zugeständnis eines verheirateten Priestertum um der Einheit willen.

Die Einführung eines verheirateten Priestertums in Amazonien würde keine wahren Apostel, sondern eher eine neue Priesterkategorie mit einer Art Dynastie hervorbringen, wobei man die Tatsache berücksichtigen sollte, dass die einheimische Kultur der amazonischen Völker noch nicht zur tragenden und bewährten Reife ganzer christlicher Generationen kam, die ganz vom Geist des Evangeliums durchdrungenen wäre.

Die germanischen Völker z.B. haben nach der anfänglichen systematischen Evangelisierung durch den hl. Bonifatius auch noch einige Jahrhunderte gebraucht, bevor sie dazu fähig waren, dass aus ihnen ein zahlreicher bewährter eheloser einheimischer Klerus hervorging.

Ohne Zweifel gab es in Amazonien im 19. und in 20. Jahrhundert heroische und heiligmäßige Missionare: Bischöfe, Priester, Ordensschwestern. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich allerdings einige Missionare in Amazonien vom wahren Geist Jesu Christi, der Apostel und der heiligen Missionare abgewandt und sich dem Geist dieser Welt zugewandt. Sie predigen nicht mehr mit voller Überzeugung den einzigen Erlöser Jesus Christus und bemühen sich nicht genügend, Sein übernatürliches Leben der Gnade an die Menschen in Amazonien zu vermitteln, um sie somit zum ewigen Leben, sie in den Himmel führen, und das unter dem Einsatz des eigenen Lebens. Es geschah oft das Gegenteil. Unter Missbrauch des Namens Jesu, unter Missbrauch des heiligen Bischofs- und Priesteramtes haben Missionare und sogar Bischöfe den Menschen in Amazonien vorwiegend ein Evangelium des irdischen Lebens, ein Evangelium des Bauches und nicht ein Evangelium des Kreuzes, ein Evangelium der Anbetung der Natur, des Waldes, des Wassers, des Sonne, ein Evangelium der Anbetung dieses so kurzen irdischen materiellen Lebens gepredigt, wobei die Menschen auch dort im Grunde nach den Quellen des göttlichen ewigen Lebens dürsten. So eine Missionierung Amazoniens bedeutet einen Verrat des wahren Evangeliums und dieser Verrat wurde in den vergangenen Jahrzehnten in weiten Teilen jener Region betrieben. Man möchte jetzt den Verrat der wahren übernatürlichen Evangelisierung im Geist der Jesu und der Apostel noch durch eine Bischofssynode auf Weltebene legitimieren.

Amazonien braucht dringend wahre heilige Missionare nach dem Geist und dem Lebensbeispiel der großen Missionare der Kirchengeschichte, wie der hl. Bonifatius, der großen lateinamerikanischen Missionsheiligen, wie z.B. des hl. Turibio de Mogrovejo, des hl. Jose Anchieta und vieler anderer mehr.

Bischof Kräutler begründet in seinem Interview die Priesterweihe von Frauen zu Feier der Eucharistie mit deren “Einfühlungsvermögen”. Hier handelt es sich offenkundig um ein anderes Verständnis von Kirche und Eucharistie, ein anderes Verständnis von Priestertum und Diakonenamt.

„Einfühlungsvermögen“ ist kein tragendes theologisches Kriterium, sondern der Wille Gottes. Die Kirche Gottes ist nicht ein Konzern, eine Partei, ein Club, eine menschliche Einrichtung, wo an erster Stelle menschliche Effizienz und Einfühlungsvermögen stehen, wenn auch solche Eigenschaften durchaus nützlich sind. Die Kriterien für das Amt der Apostel und deren Nachfolger im Bischofsamt und untergeordnet im Priesteramt und dann auch im Diakonenamt müssen dieselben sein, die Christus uns vorgab und die dir Kirche immer bewahrt hat: es sind zunächst Männer, und dann müssen sie eine sittliche und charakterliche Eignung haben. Sie müssen Männer des Glaubens sein, voll des Hl. Geistes, bereit in Ehelosigkeit zu leben, Männer, die das Gebet und die Verkündigung der Lehre Christi an die erste Stelle setzen, Männer, die bereit sind wahre Hirten zu sein, und ihr Leben hinzugeben für die Rettung der unsterblichen Seelen, der ihnen anvertrauten Menschen. Männer die wahre Väter aller Gläubigen sind, und nicht einer begrenzten persönlichen Familiendynastie. Männer, die wahre Bräutigame der Braut Christi, der Kirche sind und deshalb als solche Väter und Bräutigame ehelos sind.

Der hl. Irenäus bezeugt die Einheit des Glaubens und der Disziplin der Kirche schon im 2. Jahrhundert bei allen Völkern, auch wenn die bekehrten Katholiken damals aus so unterschiedlichen und teils gegensätzlichen Kulturen kamen: „Die Kirche bewahrt, obwohl sie über die ganze Welt zerstreut ist, sorgfältig den Glauben der Apostel, als ob sie in einem einzigen Haus wohnte; auf dieselbe Weise glaubt sie an diese Wahrheiten, als ob sie nur eine Seele und dasselbe Herz hätte; in voller Übereinstimmung verkündigt, lehrt und überliefert sie diese Wahrheiten, als ob sie nur einen Mund hätte. Es gibt verschiedene Sprachen auf der Welt, aber die Kraft der Überlieferung ist einzig und dieselbe: Die in Germanien gegründeten Kirchen glauben und überliefern nicht anders als die in Spanien oder bei den Kelten, die im Orient oder in Ägypten, die in Libyen oder in der Mitte der Welt“ (Adversus haereses 1,10,1-2).

Viele der ersten neu bekehrten katholischen Gemeinden in den germanischen Völkern in der Zeit der Völkerwanderung (4. – 6. Jahrhundert) hatten vielleicht auch nur ein paar Mal im Jahr die Möglichkeit an der hl. Messe teilzunehmen und die hl. Kommunion zu empfangen. Nach einigen Generationen aber, sind aus diesen germanischen Gemeinden Generationen von ehelosen und im allgemeinen vorbildlichen Priestern hervorgegangen.

Die Verfechter eines verheirateten amazonischen Klerus unter Verwendung des Tricks der elegant formulierten Losung „bewährten Männer“ („viri probati“) halten die amazonischen Völker im Grunde für minderwertig, indem sie ihnen von vornherein die Fähigkeit absprechen, der Kirche aus ihrer Mitte ehelos lebende Priester zu schenken. Im Laufe von zweitausend Jahren waren alle Völker und selbst Barbaren dazu fähig, mit Hilfe der Gnade Christi ihre eigenen Söhne zu einem ehelosen Priestertum nach dem Vorbild Jesu Christi zu erziehen. Die Forderungen nach verheirateten Priester für die amazonischen Völker, die ausgerechnet Kleriker europäischer Abstammung vorbringen, verbirgt in sich einen verkappten Rassismus. Zugespitzt formuliert könnte es so klingen: „Wir Europäer, d.h. wir Weiße, sind zu einem ehelosen Priestertum schon fähig. Für Euch Amazonier ist das aber eine Nummer zu groß!“.

Es geht den Verfechtern eines verheirateten amazonischen Klerus, die eigentlich fast alle europäischer und nicht indigener Abstammung sind, letztlich nicht um das wahre geistige Wohl der amazonischen Gläubigen, sondern um das Durchsetzen ihrer eigenen ideologischen Agenda, die darin besteht, einen verheirateten Klerus auch in Europa und dann in der ganzen lateinischen Kirche zu haben. Denn alle wissen es, dass es nach der Einführung eines zunächst regional begrenzten verheirateten Klerus im Amazonien, durch den Dominoeffekt innerhalb einer relativ kurzen Zeit einen regulären verheirateten Klerus des römischen Ritus auch in anderen Teilen der Welt geben wird. Dadurch wird das apostolische Erbgut eines ehelos lebenden Priestertums nach dem ausdrücklichen Lebensvorbild Jesu Christi und Seiner Apostel in der ganzen Kirche vernichtet.

Einige Katholiken, die sicherlich nicht die Mehrheit der wahren Gläubigen repräsentieren, sondern Funktionäre einer reichen kirchlichen Bürokratie sind und klerikale Machtpositionen in der Kirche errungen haben, wollen weltlich lebende Menschen mit einem verheirateten Priestertum anlocken, mit einem Priestertum ohne Opfer, ohne Selbsthingabe, ohne übernatürliche brennende Gottesliebe.

Was die Kirche tun sollte, damit die Gläubigen Priester haben, hat der Herr selber gesagt: “Bittet den Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter in Seine Ernte sende” (Mt. 9, 38). Es gibt kein besseres und wirkungsvolleres Mittel als dies. Wenn es eines gäbe, hätte es uns der Herr gesagt.

Um verheiratete Kandidaten zur Priesterweihe zu haben, dazu braucht es keiner besonderen Gebetseinsätze. Es wird immer bis ans Ende der Zeit wenige Arbeiter im Weinberg des Herrn geben. In einer Zeit, in der es viele Priester gab, sprach der heilige Papst Gregor der Große diese bedenkenswerte Worte: “Siehe, die Welt ist voll von Priestern, aber doch findet man in der Ernte des Herrn selten Arbeiter” (In Ev. hom., 34). Gott bewirkt Sein Werk der Gnade und der Rettung der Seelen für das ewige Leben immer durch Opfer und oft durch wenige und nicht durch eine große Menge. In diesem Sinne sagte der hl. Gregor von Nazianz, dass Gott keinen Gefallen an Zahlen habe (vgl. Or. 42, 7).

Bischof Erwin Kräutler fragt dann im Interview: “Was können wir als Kirche tun, damit diese Leute Eucharistie feiern können?“ Das Gemeindeleben funktioniere wunderschön, „aber es fehlt am Zentrum.“ Die Antwort darauf ist diese: Das Zentrum ist Christus, die Wahrheit, die Er lehrte, das Beispiel, das Er gab. Der Tabernakel ist das wahre Zentrum der Kirche hier auf Erde und einer jeden Ortsgemeinde. Hat eine katholische Gemeinde in Amazonien den Tabernakel, und das haben ja fast alle, dann hat sie das Zentrum, dann fehlt ihr letztlich nichts, weil sie Gott selber in ihrer Mitte hat, Gott mit Fleisch und Blut gegenwärtig in ihrer Mitte!.

Damit die Katholiken in Amazonien eigene und nach Möglichkeit zahlreiche Priester haben, muss man sie um die Tabernakel versammeln. Dort sollen die katholischen Mütter und Kinder innige Gebete an Gott, den Spender aller Gaben, richten um gute, ehelose und apostolisch gesinnte einheimische Priester. Man soll eine Kette von eucharistischen Anbetungen in ganz Amazonien starten. Solch eine eucharistische Anbetungskette der einfachen Gläubigen mit ihren Bischöfen und mit wenn auch wenigen Priestern, wird zweifellos in der von Gott bestimmten Zeit den Völkern Amazoniens Priester nach dem Herzen Jesu schenken. Die amazonischen Völker soll man nicht für eigene dekadente, in Europa fabrizierte, Ideologien und theologische Häresien ausnutzen.

Weite Teile des Arbeitsdokuments (Instrumentum laboris) der Amazonassynode und die Forderungen jener Kleriker schmücken mit Losungen wie „bewährte Männer“, „eucharistischer Hunger“, „weibliches Einfühlungsvermögen“ das Bild Christi des Königs, gleichsam wie mit kostbaren Steinen, um so leichter Priesterehe und Frauenordination durchzusetzen. Die wahren Katholiken Amazoniens und anderer Teile der Welt werden aber darin das Bild des Fuchses erkennen und es nicht für das Bild Jesu Christi des Königs halten. Weite Teile des Instrumentum laboris und die revolutionären Forderungen Bischof Erwin Kräutlers und seiner klerikalen Gesinnungsgenossen stellen in der Tat eine Geisteshaltung dar, die sehr an die Gnosis und den Naturalismus erinnert, die schon früh in die Kirche eindringen wollte, wie es der hl. Irenäus von Lyon aus dem 2. Jahrhundert bezeugt: „Das sind nun ihre Lehrmeinungen, die weder die Propheten verkündeten, noch der Herr lehrte, noch die Apostel überlieferten, die sie besser zu verstehen sich rühmen als alle anderen, die niemals gelehrt, nirgends in der Schrift enthalten sind, und die sie doch vorlesen. Indem sie, wie man so sagt, aus Sand Seile flechten, suchen sie ihren Lehren die Parabeln des Herrn, die Aussprüche der Propheten oder die Worte der Apostel anzupassen, damit ihr Hirngespinst nicht ohne Zeugnisse bleibe. Aber die Ordnung und den Zusammenhang der Schriften übertreten sie und lösen nach Kräften die Glieder der Wahrheit auf. Sie versetzen und stellen um, verändern völlig den Sinn und täuschen viele durch ihre trügerische Zusammenstellung der Reden des Herrn. Gleichwie wenn jemand an dem von einem weisen Künstler aus bunten Steinen schön zusammengestellten Bilde eines Königs die zugrunde liegende menschliche Gestalt auflösen, die Steine versetzen und umändern, die Gestalt eines Hundes oder Fuchses machen und dazu noch schlecht ausführen wollte und behaupten, das sei jenes schöne Bild des Königs, das der weise Künstler fertigte, um so durch sein Steingebilde die Unerfahrenen in Irrtum zu führen, die keine Ahnung von der wirklichen Gestalt eines Königs haben, und ihnen einzureden, die stinkende Figur des Fuchses sei das schöne Bild des Königs — auf genau dieselbe Weise flicken auch diese Märchen zusammen, reißen dann Reden, Worte und Parabeln aus ihrem Zusammenhang und wollen diese Worte des Herrn ihren Fabeln anpassen“ (Adversus haereses 1, 8, 1).

Es ist offenkundig, dass der Inhalt weiter Teile des Instrumentum laboris, die Forderungen Bischof Erwin Kräutlers und seiner klerikalen Gesinnungsgenossen eigentlich eine neue christliche Konfession wollen, die dann vielleicht „Amazonisch-katholische Kirche“ heißen wird, die aber letztlich eine Sekte wird im Vergleich zu der wahren einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Diese ging und geht sicher durch alle Zeiten, immer dieselbe bleibend in der unbedingten Treue zur Reinheit des Glaubens und des großen unabänderlichen Erbgutes der Apostel in der Liturgie und der Disziplin der Kirche. Die Katholiken unserer Zeit werden solch einer „Amazonisch-katholischen“ Sekte, die Naturanbetung pflegen und Frauenpriestertum haben wird, die Worte zurufen, die der hl. Augustinus einst den donatistischen Sektanten sagte: „Die Kirche die auf der ganzen Welt ist in ihren Urteilen der Wahrheit sicher!“ (securus iudicat orbis terrarum: Contra epistolam Parmeniani 3, 3).

Der Nachfolger Petri, der Papst, hat eine ihm von Gott streng aufgetragene Pflicht als Inhaber der Kathedra der Wahrheit (cathedra veritatis), die Wahrheit des katholischen Glaubens, der göttlichen Verfassung der Kirche, der von Christus gestifteten Ordnung der Sakramente und des apostolischen Erbgutes priesterlicher Ehelosigkeit in ihrer Reinheit und Unversehrtheit zu bewahren und an seinen Nachfolger und die nächste Generation weiterzugeben. Er darf die offenkundig gnostisch und naturalistisch geprägten Inhalte einiger Teile des Instrumentum laboris sowie die Abschaffung der apostolischen Pflicht der priesterlichen Ehelosigkeit (die zunächst regional ist und dann naturgemäß schrittweise universal wird) durch sein Schweigen oder durch ein zweideutiges Verhalten nicht im geringsten unterstützen. Selbst wenn der Papst das in der kommen Amazonassynode tun würde, dann würde er seine Pflicht als Nachfolger Petri und Stellvertreter Christi schwer verletzen und kurzzeitig eine geistige Sonnenfinsternis in der Kirche verursachen. Aber diese kurze Eklipse wird Christus, die unbesiegbare Sonne der Wahrheit, wieder erhellen, in dem Er Seiner Kirche erneut heilige, mutige und treue Päpste schenken wird, denn die Pforten der Hölle können den Felsen Petri nicht überwältigen (vgl. Mt. 16, 18) und das Gebet Christi für Petrus und seine Nachfolger ist unfehlbar, dass sie nämlich nach ihrer Bekehrung, die Brüder im Glauben wieder stärken werden (vgl. Lk. 22, 32).

Die Wahrheit, die der hl. Irenäus formuliert hat, bleibt auch in der Zeit einer zeitweiligen geistigen Sonnenfinsternis in der Kirche – wie es die unsere Zeit durch die unbegreifliche Zulassung Gottes ist – bestehen: „Denn in der römischen Kirche ist immer die apostolische Tradition bewahrt seitens der Gläubigen, die überall sind“ (Adversus haereses 3, 3, 2).

+ Athanasius Schneider ist Weihbischof der Erzdiözese der Heiligen Maria in Astana

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Bischof Voderholzer: Fehlende Weihe schmälert Bedeutung von Frauen nicht – „Dienst nicht beliebig ersetzbar“

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht in der Ablehnung der Frauenweihe keine verminderte Bedeutung von Frauen in der Kirche. Indes habe Jesus ausschließlich Männer als Apostel berufen.

Die Bedeutung sei durch die „Zuordnung des geistlichen Dienstamtes mit seiner seinsmäßigen Aufgabe der Christusrepräsentation“ nicht geschmälert, sagte Voderholzer laut seiner Pressestelle am Sonntag in Regensburg.

Der Bischof wiederholte demnach bei der Eröffnung der diözesanen Wolfgangswoche, Jesus habe ausschließlich Männer als Apostel berufen. Dies hatte Voderholzer erst vor rund einer Woche beim Kongress „Freude am Glauben“ des konservativen Forums Deutscher Katholiken in Ingolstadt betont.

Weiheamt nicht nur eine Funktion

Die Apostel sollten Jesus „in besonderer Weise vergegenwärtigen: Wer euch hört, hört mich. Wer euch aufnimmt, mich auf und den, der mich gesandt hat“, ergänzte Voderholzer. Dies habe seinen Grund in der sakramentalen Struktur der Kirche. „Beim geistlichen Dienstamt geht es nicht zuerst um eine Funktion, die beliebig ersetzbar wäre, sondern um die Darstellung einer Seinswirklichkeit.“

Die Kirche sei keine Gewerkschaft, keine Partei und kein Staatswesen, das im Letzten nur eine irdische Wirklichkeit sei, eigene Zwecke und Ziele verfolge und von gewählten Repräsentantinnen und Repräsentanten vertreten werde.

Die Kirche sei vielmehr der „Leib Christi“ zur Vergegenwärtigung seines Wortes und seiner heilbringenden Erlösungstat am Kreuz, erklärte Voderholzer. „In dieser Kirche gibt es verschiedene Dienste und Ämter. Und von Anfang haben Frauen sich in der Kirche mit all ihren Gaben und Fähigkeiten eingebracht.“

Frauen konnten sich in Kirche entfalten

Soziologisch gesehen hätten Frauen in der Antike und im Mittelalter vor allem durch die Kirche Entfaltungsmöglichkeiten bekommen. „Der Stand der Witwen etwa bot Schutz vor der im Römischen Reich selbstverständlichen Wiederverheiratungspflicht“, so der Bischof. Zudem seien Frauenorden stets Orte der Bildung und der Innovation gewesen.

«Wir vertreten nur das, was die Kirche immer schon geglaubt hat»

Ein Interview mit Johanna Stöhr, Initiatorin von „Maria 1.0“.
Von Rudolf Gehrig

Die Privatinitiative „Maria 2.0“ hat am vergangenen Sonntag in einigen Diözesen zum „Kirchenstreik“ aufgerufen. Frauen sollen dabei der Kirche und dem kirchlichen Dienst eine Woche lang fernbleiben, um der Forderung nach „Gleichberechtigung“ Ausdruck zu verleihen, die laut den Initiatoren unter anderem eine Änderung der Kirchenlehre in Bezug auf die Priesterweihe für Frauen vorsieht. Während sich vereinzelt sogar Kirchenmitarbeiter wie der Generalvikar des Bistums Essen mit den Streikenden solidarisierten, sorgte die Aktion bei vielen deutschen Katholiken für Empörung. Eine von ihnen, Johanna Stöhr aus Schongau, hat deshalb Frauen hinter sich versammelt, die an der bisherigen Lehre der Kirche festhalten wollen.

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Johanna Stöhr, Initiatorin von "Maria 1.0"

Johanna Stöhr, Initiatorin von „Maria 1.0“, im „Tagspost“-Interview. Foto: privat

Frau Stöhr, während diese Woche die Aktion „Maria 2.0“ zumindest in den Medien für Aufruhr gesorgt hat, haben Sie die Seite Maria 1.0 ins Leben gerufen. Ihr Motto lautet: „Maria braucht kein Update“. Warum ist das so?

Maria ist makellos, in allen Tugenden vollkommen und ohne Sünde. Sie ist einfach perfekt und auch das größte und schönste Vorbild in der Nachfolge Jesu für alle Gläubigen, insbesondere natürlich für uns Frauen. Das Perfekte braucht kein Update!

Die Initiatoren von „Maria 2.0“ fordern unter anderem die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe. Sie dagegen berufen sich auf Johannes Paul II. und Papst Franziskus, die beide betonen: Der Ausschluss von Frauen bei den Weiheämtern ist definitiv. Ist das nicht zu hart?

Nein! Das Problem ist eher unsere Einstellung dazu. Es fällt uns Menschen bei vielen endgültigen Dingen, die uns nicht gefallen, schwer zu akzeptieren, dass wir es nicht ändern können. Viele Psychologen werden bestätigen, dass Akzeptanz meist der Schlüssel zur Heilung und zum inneren Frieden ist. Die päpstlichen Schreiben machen ausdrücklich deutlich, dass es sich dabei um eine Glaubenswahrheit handelt. Was ist Wahrheit? Als Mathe-Lehrerin sage ich nur: Wenn ich 100 € habe und 100 € ausgebe, dann habe ich nichts mehr. Gefällt mir nicht, bleibt aber wahr.

Können Sie verstehen, dass sich Frauen in der Katholischen Kirche nicht gleichberechtigt fühlen?

Wir können das durchaus verstehen, wenn man weltliche Maßstäbe der Arbeitswelt anlegt. Nun ist aber die Kirche kein Unternehmen, sondern der lebendige Leib Christi. In diesem Leib hat jeder Mann und jede Frau eine von Gott zugewiesene Berufung, wie es Paulus mit dem einen Leib und den vielen Gliedern ausdrückt. Alle sind gleich wichtig, auch wenn das Auge nicht die Aufgabe des Fußes übernehmen kann. Und wenn man sich in diese göttliche Ordnung einfügt, wird man wahrhaftig glücklich. Deshalb sehen wir es nicht als Nachteil, wenn wir keine Priesterinnen werden können. Das Priestertum ist auch eine Bürde, die uns Gott erspart hat. Es ist ein Privileg, eine Frau zu sein. Das kann man dankbar annehmen. Wir wollen Jesus zu Füßen liegen wie Maria, die den guten Teil gewählt hat, wie Jesus in Lk 10, 42 spricht.

Beide Seiten, sowohl die Initiatoren von „Maria 2.0“, wie auch Ihre Aktion, beziehen sich auf die Muttergottes. Welche Rolle spielt Maria in Ihrem Leben als Katholikin?

Eine ganz zentrale Rolle! Wie der heilige Ludwig Maria Grignion und der heilige Maximilian Kolbe uns lehren, ist Maria der einfachste, sicherste und schnellste Weg zu Christus. Eine Seele, die sich ganz ihren mütterlichen Händen anvertraut, kann letztlich nicht verlorengehen. Sie ist das Urbild aller Tugenden und unser aller Mutter.

Um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen, hat „Maria 2.0“ zum „Kirchenstreik“ aufgerufen. Viele Katholiken in Deutschland empfinden das als ein großes Ärgernis und beklagen sich darüber, dass sich die Kirchenleitung nicht ausdrücklich von den Aufrufen, die Sonntagspflicht zu vernachlässigen, distanziert. Haben Sie das Gefühl als praktizierende Katholikin von den Bischöfen alleine gelassen zu werden?

Man kann schon dieses Gefühl bekommen, ja. Wir empfinden es so, dass man in der Deutschen Bischofskonferenz anscheinend eher darauf schaut, womit man bei den Medien und bei der zivilen Gesellschaft gut ankommt. Dabei benötigen wir so dringend Rückendeckung durch unsere Hirten. Wir vertreten ja nur das, was die Kirche immer schon geglaubt und praktiziert hat. Das ist freilich unspektakulär und eher kein Medienreißer. Wir fragen uns aber schon, welchen persönlichen Glauben und welche Liebe zu Jesus sie haben, wenn sie ein Fernbleiben von der Heiligen Messe unterstützen können, in der sich Jesus uns schenken will.

Gerade die Missbrauchskrise hat die Kirche in einen hohen Glaubwürdigkeitsverlust gestürzt. Auch die aktuellen Diskussionen zeigen, dass die Katholiken in Deutschland teilweise gespalten sind. Fürchten Sie um die Einheit der Kirche?

Definitiv. Wir beobachten die sich immer mehr ausbreitenden spalterischen Tendenzen mit großer Sorge. Für uns ist die Missbrauchskrise ein Spiegel der Gesellschaft, denn die Kirche besteht aus Menschen. Man sucht das Problem lieber in kirchlichen Strukturen als im Zustand der Gesellschaft.

Wie können Ihrer Meinung nach Frauen die Kirche wieder aus der Krise holen?

Jedenfalls nicht, indem wir uns dem Geschmack der Gesellschaft angleichen. Denn dann verliert unser Salz den eigenen Geschmack und wird schal. In unseren Augen liegt die Lösung des Problems woanders: Die Krise der Kirche ist in erster Linie eine Glaubenskrise, und sie ist hausgemacht. Um diese zu überwinden, vertrauen wir grundsätzlich auf die übernatürlichen Mittel, besonders das Gebet. Der Rosenkranz hat große Kraft: Die Gottesmutter hat bei ihren Erscheinungen immer wieder zum Rosenkranzgebet aufgerufen und ihre Fürsprache zugesichert. Auch die Eucharistische Anbetung muss neu belebt werden. Jede Frau kann bei sich beginnen, indem sie versucht, der Unbefleckten Jungfrau gleichförmig zu werden. Das bedeutet konkret: Gebet und regelmäßiger, würdiger Empfang der Sakramente, der Beichte und der Kommunion. Darüber hinaus ist das persönliche Zeugnis ganz wichtig. Das kann zum Beispiel das Tischgebet vor dem Essen im Restaurant sein. Sofern wir Ehefrauen und Mütter sind, versuchen wir diese Rolle gut auszufüllen, indem wir in Liebe unermüdlich für unsere Familie da sind. Die gottgeweihten Frauen verwirklichen diesen Auftrag, indem sie die geistliche Mutterschaft leben. Anstatt selbst nach dem Priesteramt zu greifen, wollen wir die Priester ganz bewusst in ihrem Dienst bestärken. Wir brauchen mehr heilige Priester! Deshalb beten wir treu für sie und helfen ihnen, wo immer wir können. Das alles sind Wege, wie wir Frauen beharrlich zum Wohl der Kirche tätig sein können – und darin besteht die beste Krisenbewältigung.

Frau Stöhr, vielen Dank für das Gespräch!

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DT (jobo)

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