Experte räumt in neuer Untersuchung mit Legenden über Pius XII. und Roms Juden auf

Papst Pius XII.
Foto: (CC0)

Von Andrea Gagliarducci

VATIKANSTADT , 31 August, 2021 / 7:00 AM (CNA Deutsch).- 

Papst Pius XII. war angesichts der Shoah weder still noch untätig. Er engagierte sich vielmehr sehr für die Rettung jüdischer Familien, sprach sich ständig gegen das Naziregime aus und setzte eine Reihe von formellen und informellen Initiativen in Gang, die zeigen, dass er alles andere als „Hitlers Papst“ war.

Dies sind die Ergebnisse einer Reihe von Untersuchungen von Archivmaterial, die Diakon Dominiek Oversteyns von der Geistlichen Familie „Das Werk“ durchgeführt hat.

Zu Oversteyns‘ Untersuchungen gehören „Das Buch der Erinnerung“ von Liliana Picciotto, einer jüdischen Forscherin, die die Namen aller deportierten und getöteten italienischen Juden sammelt; die „Geschichte der italienischen Juden unter dem Faschismus“ von Renzo De Felice, die die Geschichte von 148 Klöstern skizziert, die viele Juden gerettet haben, und die Archive des Vatikans über Pius XII, die jetzt der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Als ehemaliger Ingenieur verglich Oversteyns Daten und nutzte die mathematische Technik der Extrapolation, um die Zahl der getöteten und deportierten italienischen Juden zu analysieren. Seine Studien, die er in einer Reihe von Konferenzen vorstellte und die er mit CNA teilte, werfen ein Licht auf das Eingreifen von Pius XII. vor und nach dem Naziüberfall auf das jüdische Ghetto in Rom.

Laut seiner Studie gab es vor dem Überfall der Nazis auf das jüdische Ghetto am 16. Oktober 1943 8.207 Juden in Rom.

Von diesen fanden 1.323 – oder 16 % – vor der Razzia Zuflucht. Oversteyns berichtet, dass 18 davon in den exterritorialen Besitzungen des Vatikans untergebracht wurden, 393 in Dörfern in den Bergen um Rom, 368 in den Privatwohnungen von Freunden, 500 in 49 verschiedenen römischen Klöstern und 44 in Pfarreien und päpstlichen Hochschulen in Rom.

Pius XII. konnte auch 152 Juden helfen, die in Privatwohnungen unter dem Schutz von DELASEM, der Delegation zur Unterstützung jüdischer Emigranten, versteckt waren. Insgesamt unterstützte Pius XII. etwa 714 Juden.

Die Studie weist auch darauf hin, dass Pius XII. mindestens 30 jüdische Gelehrte im Vatikan willkommen hieß, wo sie in den Vatikanischen Museen und Archiven arbeiteten und forschten, nachdem sie aufgrund der Rassengesetze aus ihren Institutionen entlassen worden waren. Zu ihnen gehörten Hermine Speier, die bereits 1934 im Vatikan zu arbeiten begann, Fritz Volbach, der 1939 im Vatikan angestellt wurde, und Erwin Stuckold.

Acht verschiedene Zeugenaussagen enthüllen, wie Pius XII. mindestens 49 Klöster bat, Juden zu verstecken und unterzubringen, und diese Klöster zu exterritorialen Gebieten unter der Autorität des Vatikans erklärte, fand Oversteyns.

Oversteyns zufolge zeigen diese Zahlen, dass sich Pius XII. schon lange vor dem Überfall der Nazis auf das Ghetto im Jahr 1943 aktiv für die Juden einsetzte. An jenem Samstag im Morgengrauen trieben 365 Nazi-Soldaten 1.351 Juden zusammen. Von ihnen wurden 61 sofort freigelassen, weitere 258 wurden nach ihrer Unterbringung in einer Militärschule freigelassen. Bevor der Zug vom Bahnhof Tiburtina in Rom nach Auschwitz abfuhr, wurden zwei weitere Juden freigelassen.

Wenig bekannt ist, dass Pius XII. und seine Mitarbeiter für die Freilassung von 249 römischen Juden an diesem Tag verantwortlich waren, etwa ein Fünftel der Verhafteten, so Oversteyns.

Laut Oversteyns‘ Dokumenten nahm Pius XII. am frühen Morgen des Tages der Razzia Kontakt mit dem deutschen Botschafter Ernst von Weizsäcker auf, um ihn davon zu überzeugen, in Berlin anzurufen und die Razzia zu stoppen, doch der Botschafter blieb untätig, so Oversteyns.

Über Pater Pancratius Pfeiffer, einen angesehenen deutschen Priester, der Oberer der Salvatorianer war, nahm Pius XII. Kontakt zu General Reiner Stahel auf, dem damaligen Chef der deutschen Armee in Rom, der Himmler direkt anrief und ihn davon überzeugte, die Razzia um 12 Uhr mittags zu beenden. Zur gleichen Zeit erhielt der SS-Kommandeur Dannecker aus Berlin die Anweisung, alle Juden aus Mischehen und im Dienste der „Arier“ zu befreien.

Die Razzia im Zentrum der Stadt endete zwischen 11 und 11.20 Uhr, in den Außenbezirken Roms um 13.20 Uhr. Von den 1.030 Juden, die am 18. Oktober nach Auschwitz deportiert wurden, kehrten nach dem Krieg nur 16 zurück, so Oversteyns. 

Dokumente aus der Amtszeit von Pius XII., freigegeben durch das Apostolische Archiv des Vatikans. Bild: Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Auch nach der Razzia setzten die Deutschen ihre Such-, Verhaftungs- und Deportationsaktivitäten fort. Vom 18. Oktober 1943 bis Januar 1944 wurden laut Oversteyns 96 Juden verhaftet. Ab dem 2. Februar 1944 wurden 29 Juden in fünf katholischen Schulen und 19 Juden in der Abtei San Paolo verhaftet, die ein exterritoriales Gebiet des Vatikans war.

Im März 1944 verschärfte sich die Situation noch weiter. Vom 21. März bis zum 17. April wurden täglich etwa 10 Juden verhaftet und deportiert. Und vom 28. April bis 18. Mai wurden täglich fünf Juden verhaftet und deportiert. Schließlich hatten die Juden keine andere Wahl als zu fliehen oder in den Untergrund zu gehen.

Pius XII. versteckte 336 Juden in Pfarreien und Diözesankrankenhäusern, so Oversteyns. Gleichzeitig schickte er weiterhin Lebensmittel und finanzielle Unterstützung an DELASEM.

Quellen zeigen, dass es im Vatikan und seinen 26 exterritorialen Standorten nur 160 Juden gab. Pius XII. verfolgte nämlich die Strategie, die römischen Juden in kleinen Gruppen in Klöstern in Rom zu verstecken.

Vom 10. September 1943 bis zum 4. Juni 1944 intervenierte Pius XII. 236 Mal zugunsten von Juden, die in Rom verhaftet wurden und auf dem Weg zur Deportation waren. Nach seinen Interventionen wurden 42 verhaftete Juden freigelassen.

Neben dem offiziellen Weg des Staatssekretariats (über den damaligen Stellvertreter Giovanni Battista Montini, der später Papst Paul VI. werden sollte) nutzte Pius XII. weitgehend den von Pater Pfeiffer eingerichteten informellen Weg.

Den Dokumenten zufolge besuchte Pater Pfeiffer das Staatssekretariat während der acht Monate intensiver Verfolgung durch die Nazis in Rom jeden zweiten Tag. Bei diesen Treffen gab er Informationen über die Verhafteten weiter und nahm Anträge auf Freilassung entgegen.

Oversteyns sagt, dass mehr Klarheit über Pius XII.’s Engagement für die römischen Juden ans Licht kommen wird, nachdem die vatikanischen Archive seines Pontifikats für Ermittler geöffnet wurden.

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Threat Alert: Muslims Call for Jihad Against Jews and Israel on British Streets

Kritik an Polizeistatistik

Antisemitismus

Hisbollah-Anhänger schwenken beim Berliner Al-Quds-Tag 2015 Fahnen der Organisation. Foto: imago/Christian Mang
Große Zweifel hinsichtlich der Klassifizierung judenfeindlicher Taten als »rechtsextremistisch motiviert«

 08.05.2019 11:56 Uhr

In der Polizeistatistik über antisemitische Straftaten in Berlin ist die Zuordnung zu Tätergruppen unscharf und wenig präzise. Das geht aus einer bisher nicht veröffentlichten Antwort des Senats auf eine Anfrage der FDP hervor. Viele Fälle würden Rechtsextremisten zugeordnet, ohne dass es konkrete Anhaltspunkte dafür gebe.

Die Zahlen der Polizei stellen sich nach der aktuellen Auskunft des Senats wie folgt dar: In ihrer Kriminalstatistik 2018 ordnete die Polizei 253 der 324 Fälle der Kategorie rechtsextreme Motivation zu. Weitere Motive waren ausländische Ideologie (49 Fälle), religiöse Ideologie (12 Fälle) und Linksextremismus (7 Fälle). Nur dreimal hieß es: nicht zuzuordnen.

»Sieg Heil«-Rufe von Arabern werden als politisch motivierte Kriminalität mit rechtsextremem Hintergrund gewertet.

DEBATTE In der aktuellen Anfrage ging es nun um die Zahl der antisemitischen Fälle ohne erkennbare rechtsextreme Motive. Das waren laut Senat 191. So bleiben nur 133 Taten mit klaren rechtsextremen Motiven übrig – obwohl in der Kriminalstatistik 253 Fälle dazu stehen. Für die Differenz von 120 Taten sind keine Motive bekannt – trotzdem gilt die Kategorie »rechts«. In den vergangenen Jahren hatte es bereits eine Debatte über die Zuordnung gegeben.

Bei Umfragen unter Juden in Deutschland, die Opfer von antisemitischen Taten wurden, wurden demnach bei 62 Prozent der Beleidigungen und 81 Prozent der körperlichen Angriffe muslimische Personen als mutmaßliche Täter angegeben. Dennoch seien etwa »Sieg Heil«-Rufe bei einer antisemitischen Al-Kuds-Demonstration im Juli 2014 in Berlin in der Polizeistatistik als politisch motivierte Kriminalität mit rechtsextremen Motiven gewertet worden.

Unter Experten herrschen Zweifel hinsichtlich der Klassifizierung von Taten als »rechtsextremistisch motiviert«. So würden »Juden raus«-Schmierereien in Statistiken generell als rechtsextrem ausgewiesen, obwohl diese Parole auch in islamistischen Kreisen populär sei. »Damit entsteht möglicherweise ein nach rechts verzerrtes Bild über die Tatmotivation und den Täterkreis«, hieß es dazu etwa in einem im Jahr 2017 veröffentlichten Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus.

Betroffene Juden geben an, dass 81 Prozent der körperlichen Angriffe auf Muslime zurück gehen.

ÜBERPRÜFUNG Benjamin Steinitz, Leiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Berlin, betont: »Es gibt eine Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Betroffenen von antisemitischen Angriffen, Beleidigungen und Beschimpfungen und den polizeilichen Statistiken.« Der Grünen-Politiker Beck betonte, die Politik brauche »endlich eine klare Kante gegen Antisemitismus in all seinen Formen«. Die Bundesregierung sei in der Pflicht, diesen »Kampf mit einem eigens dafür eingerichteten Beauftragten besser zu koordinieren«.

Dafür sprach sich jüngst auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, in einem Interview mit dieser Zeitung aus. »Aus den jüdischen Gemeinden höre ich, dass die subjektive Wahrnehmung der Bedrohung durch muslimisch geprägten Antisemitismus größer ist, als es in der Kriminalstatistik zum Ausdruck kommt.« Die Zuordnung von Delikt und Täter sei häufig fragwürdig. Deshalb müsse die Kriminalstatistik dringend überprüft werden.  ja/kna/epd

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Quelle

Die Familie, die von den Nazis wegen ihrer Hilfe für Juden getötet wurde

Wiktoria Ulma mit sechs ihrer Kinder.
Foto: Museum der Polen, die Juden gerettet haben

Von AC

POSEN , 25 March, 2021 / 8:27 AM (CNA Deutsch).- 

Am frühen Morgen des 24. März 1944 umstellte eine Nazi-Patrouille das Haus von Józef und Wiktoria Ulma am Rande des Dorfes Markowa im Südosten Polens. Sie entdeckten Mitglieder der jüdischen Familie Goldman, die bei dem Ehepaar seit zwei Jahren Zuflucht gefunden hatten, und töteten sie.

Anschließend töteten die deutschen Polizisten die polnische Familie: Die hochschwangere Wiktoria, die 32 Jahre alt war, und ihren 44-jährigen Ehemann. Als die Kinder des Paares beim Anblick ihrer ermordeten Eltern zu schreien begannen, erschossen die Nazis auch sie: Stanisława, 8, Barbara, 7, Władysław, 6, Franciszek, 4, Antoni, 3, und Maria, 2.

Es wird angenommen, dass Wiktoria während des Massakers in den Wehen lag, da ein Zeuge später sagte, dass er ein neugeborenes Baby neben ihrer Leiche sah, wie die Catholic News Agency berichtete.

Nun, 77 Jahre nach der Bluttat, sind die Heiligsprechungsprozesse von Józef und Wiktoria – bekannt als die „Barmherzigen Samariter von Markowa“ in Rom angekommen.

(Museum der Familie Ulma über polnische Judenrettung im Zweiten Weltkrieg)

Polnische Katholiken begingen den Jahrestag ihres Todes mit der Feier der heiligen Messe in der Pfarrei von Markowa, in der Erzdiözese Przemyśl. Erzbischof Adam Szal von Przemyśl las die Messe.

Der Gottesdienst fiel auch auf den Nationalen Gedenktag der Polen, die Juden unter deutscher Besatzung gerettet haben.

Der Erzbischof drückte seine Freude über den Fortschritt in der Causa des Ehepaares aus, das derzeit als Ehrwürdige Diener Gottes bezeichnet wird – ein Titel, der zu Beginn des Heiligsprechungsprozesses verwendet wird.

„Wir danken für das Beispiel des Lebens der Familie Ulma. Ihr Geschenk des Lebens ist ein Zeichen für uns, dass wir manchmal unser Leben opfern müssen, um andere Menschen zu retten. Heute bitten wir um das Geschenk ihrer Seligsprechung“, sagte er.

In seiner Predigt lobte Pater Witold Burda, der Postulator der Causa, das Ehepaar Józef und Wiktoria als ein Vorbild für Christen heute.

„Die Ulmas setzten jeden Tag das Gesetz Gottes an die erste Stelle“, sagte er.

Unter Bezugnahme auf überlieferte Fotos der Familie sagte er: „Das Lächeln der Kinder auf den Fotos berührt mich. Diese Kinder fühlten sich sicher und von Mama und Papa geliebt.“

(Museum der Familie Ulma über polnische Judenrettung im Zweiten Weltkrieg)

Die Seligsprechungsverfahren von Józef und Wiktoria wurden 2003 von der Diözese Pelplin ins Leben gerufen, zusammen mit denen anderer polnischer Märtyrer des Zweiten Weltkriegs. Im Jahr 2017 übernahm die Erzdiözese Przemyśl die Verantwortung für den Prozess des Ehepaars.

Ihre Verfahren – wie auch das ihrer sieben Kinder (darunter ein ungeborenes) – haben das diözesane Stadium abgeschlossen und sind nun beim Vatikan.

Kommissionen der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse werden die Verfahren prüfen und nach Beweisen für den heroischen Tugendgrad suchen. Dies ist eine der Voraussetzungen für die Seligsprechung.

In seiner Ansprache vor der Messe sagte Pater Burda: „Im Fall der Familie Ulma geht es darum, zu beweisen, dass sie für ihren Glauben an Christus gemartert wurden und die Verfolger – deutsche Gendarmen – sie aus Hass auf den Glauben der Familie Ulma oder auf die aus dem Glauben resultierende Tugend ihres Lebens beraubt haben, in diesem Fall geht es um Nächstenliebe.“

Die Positio – eine Sammlung von Dokumenten, die für eine Seligsprechung sprechen – wird zunächst von einer Kommission von Historikern geprüft. Wenn diese ein positives Urteil fällen, geht die Positio an eine theologische Kommission.

„Diese wiederum wird untersuchen, ob wir es im Fall der Familie Ulma mit drei charakteristischen Elementen des Martyriums zu tun haben. Wie die Diener Gottes starben, was die Familie Ulma 1942 dazu veranlasste, Juden unter ihrem Dach aufzunehmen, und was die deutschen Gendarmen dazu veranlasste, am 24. März 1944 in den Ulma-Hof einzudringen“, erklärte Burda.

Eine dritte Kommission, bestehend aus Bischöfen und Kardinälen, fasst dann die Arbeit zusammen. Wenn sie der Positio zustimmen, bittet der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse den Papst, ein Dekret über das Martyrium zu genehmigen.

Burda sagte, dass die Historikerkommission bereits getagt habe und er glaube, dass ihre Bewertung der Positio der Familie Ulma positiv ausfallen werde.

Im Jahr 2016 wurde in Markowa ein Museum zu Ehren der Ulmas eröffnet. Das Museum der Familie Ulma zur Rettung der Juden im Zweiten Weltkrieg wurde in Anwesenheit des polnischen Präsidenten Andrzej Duda feierlich eröffnet.

Mateusz Szpytma, Vizepräsident des Instituts für Nationales Gedenken und ehemaliger Direktor des Museums, sagte: „Soweit ich weiß … befindet sich die Dokumentation derzeit in den Händen der ersten der drei vatikanischen Kommissionen, sie ist also bereits in einem sehr guten Stadium.“

Burda bemerkte, dass sich die Verehrung für die Ulma-Familie in der ganzen Welt ausbreitet. Laien in Padua, Italien, halten am 30. Mai eine Konferenz über die Familie ab, und Pfarreien in den Vereinigten Staaten und auf den Philippinen bitten um Bilder mit einem Gebet für die Seligsprechung.

Der Priester hob die Tatsache hervor, dass sieben der neun Seligsprechungskandidaten aus der Familie Ulma Kinder sind. Er bemerkte, dass man das ungeborene Kind von Wiktoria aus ihrem Körper herauskommen sah: „Das Spannende ist, dass man hier den tiefen Wunsch eines jeden Menschen sieht, das Leben zu genießen, auf die Welt zu kommen. Die Kongregation hat dieses ungeborene, namenlose und ungetaufte Kind in den Prozess einbezogen.“

Veröffentlicht unter Juden. Verschlagwortet mit

Vatikan/D: Als es den „Kalten Krieg“ mit Nazi-Deutschland gab

Neue Untersuchungen im Archiv des vatikanischen Staatssekretariats belegen es: Papst Pius XII. hatte sich während seines Pontifikats ab 1939 und zuvor als Kurienmitarbeiter im Staatssekretariat für die Juden eingesetzt. Eugenio Pacelli, wie Pius XII. mit bürgerlichem Namen hieß, hatte schon in der Zeit des Ersten Weltkrieges gegen antisemitische Politik gewirkt. Das ist in einem neuen Buch nachzulesen, das der Archivar des vatikanischen Staatssekretariats jetzt herausgegeben hat.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Seit 20 Jahren steht er  als Archivar im Dienst des Heiligen Stuhls: der flämische Historiker Johan Ickx hat nun sein neues Buch über Pius XII. – der von 1939 bis 1958 auf dem Stuhl Petri saß – und die Juden auf Italienisch und Französisch herausgegeben; demnächst wird es auch auf Englisch erhältlich sein. In „Pius XII. und die Juden“ belegt Ickx die „Anstrengungen“, die Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., unternommen hatte, um den verfolgten Juden zu helfen, wie der Archivar im Interview mit Radio Vatikan hervorhebt. Vor etwa genau einem Jahr wurde das Archiv des Pontifikats von Pius XII. den Historikern zugänglich gemacht…

„Und nach der Archivöffnung wurden schon viele Schlagzeilen geschrieben. Einige haben von Neuigkeiten gesprochen, aber Vieles stimmte nicht. Ich war sehr verwundert, all diese Scoops zu lesen, denn ich selber war mit dem vorliegenden Buch beschäftigt und der Hauptteil in diesem Buch sind eigentlich die unscheinbaren Geschichten über Juden, die Papst Pius XII. um Hilfe bitten.“

Vatikan-Archivar Johan Ickx

Vatikan-Archivar Johan Ickx

Aus den besonderen und neuen Erkenntnissen, die man aus den neuzugänglichen Quellen zu diesem Pontifikat herauslesen konnte, gehöre die historische Tatsache, dass im März 1943 der „Kalte Krieg“ zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Dritten Reich begann. Ickx spricht bewusst von einem „Kalten Krieg“, über den bisher noch kein Historiker gesicherte Erkenntisse hatte:

„Das heißt, die diplomatischen Beziehungen werden gestört, und zwar von den Nazis. Sie wollen nicht mehr mit dem Vatikan verhandeln. Das war bisher nicht bekannt. Das hat der Vatikan auch selber nie bekannt gegeben. Wenn man weiß, dass man in einem ,Kalten Krieg´ mit den Nazis ist – wir bezeichnen ja erst den Konflikt mit dem Sowjetregime als ,Kalten Krieg´ – dann sind auch alle bisherigen Informationen über die Besatzung Italiens in ein anderes Licht zu betrachten.

Das Dokument von 1916

Ein anderes Element, das ich hervorheben will, ist ein Dokument von 1916. Man ist bisher nie darauf gekommen, dass ein Dokument herausgegeben wurde, und zwar vom Staatssekretär Pietro Gasparri (im Amt von 1914 bis 1930, Anm. d. Red.) während des Ersten Weltkriegs. Die Schrift ist gerichtet an die Juden in New York und in diesem Dokument hat der Heilige Stuhl ganz klar erklärt, dass die Juden unsere Brüder seien. Und man solle die Juden so wie alle anderen Völkern behandeln. Dieses Dokument wird von den Juden in New York als eine Enzyklika des damaligen Papstes Benedikt XV. betrachtet und bezeichnet.“

Und das Besondere am Archiv der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten des vatikanischen Staatssekretariats sei, dass es neben den Unterteilungen in Ländern und Regionen einen Teil gebe, der die Bezeichnung „ebrei“, also „Juden“ vorweist, so Archivar Ickx.

Die Unterabeilung für die Juden im Archiv

„Das hat natürlich einen Grund, weshalb es eine solche besondere Unterteilung extra für die Juden gab, denn 1939 hatte Papst Pius XII. beschlossen, im Staatssekretariat ein Büro einzurichten, das sich nur damit beschäftigen sollte, den Juden in ganz Europa zu helfen, wenn sie Hilferufe an den Papst richten. Wir haben bisher rund 2.800 dieser Bittschriften gefunden. Das entspricht in etwa 4.500 Menschen, denen man direkt geholfen hat oder dies zumindest versucht hat.“

Hilfsangebote

Der Heilige Stuhl habe in den 30er Jahren versucht, jegliche Hilfen anzubieten. Manchmal sei es gelungen, und manchmal sei es auch für den Vatikan nicht möglich gewesen, Hilfe zu leisten, so Ickx.

„Aber das war nicht die Schuld des Heiligen Stuhls oder vom Papst. Die Schuld lag schlicht an der Kriegssituation und der gezielten Verfolgung der Juden durch die Nazis in Deutschland und ihrer Verbündeten Staaten.“

Was den belgischen Historiker Ickx besonders überrascht hat, sei die „Anschuldigung“ einiger Historiker gegen das Büro des Minutanten Angelo Dell´Acqua (1903-1972). Der aus der Lombardei stammende und vom damaligen Mailänder Kardinal Alfredo Ildefonso Schuster nach Rom gesandte Dell´Acqua sei ein Antisemit gewesen, haben vor einem Jahr einige Wissenschaftler aus den angeblich gefundenen Quellen gefolgert.

„Man hatte da offenbar Beweise in unserem Archiv gefunden, denn der entsprechende Kurienmitarbeiter hatte sich vorsichtig zu der Massenvernichtung geäußert. Aber, am Anfang erschien in Rom das Ganze unglaublich. Auch in Europa selbst, und die Amerikaner waren nicht überzeugt davon, dass es so was geben konnte. Keiner konnte das glauben, dass die Massenvernichtung im Gang war. Dieser Dell´Acqua musste als Diplomat-Minutant solche Informationen für seine Vorgesetzten auswerten. Er tat es eben mit großer Vorsicht. Einige Historiker haben da jetzt einige Äußerungen von ihm genommen, um dann eben zu behaupten, er sei schlicht ein Antisemit gewesen. Er habe geschrieben, dass man den Juden nicht glauben könne. Doch diese Bemerkungen waren ja auf spezifische Anfragen gerichtet.“

Man könne also nicht aus Einzelbemerkungen allgemeine Rückschlüsse ziehen, so Ickx. Und genau dieser Prälat Dell´Acqua war schließlich jener, der damit beauftragt war, sich 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche – und das in ganzen sechs Jahren – für die Hilfe an den Juden zu kümmern. Deshalb mache es keinen Sinn, ihn als Antisemiten zu bezeichnen.

„Helfer der Juden“

Auch der deutsche Historiker und Experte für Kirchengeschichte Michael Feldkamp, der am Donnerstagabend just einen Online-Vortrag zu „Pius XII. und die Juden“ hielt, sieht das Wirken Pius XII. als „Helfer der Juden“. Die Öffnung der Archive vor einem Jahr zu diesem Pontifikat im Vatikan hätte aber einige Probleme bei der historischen Aufarbeitung zutage gebracht:

„Wovor ich schon vorher gewarnt habe, und eine Erfahrung, die ich schon mit anderen Archivalien oder Archivquellen im Vatikan gemacht habe, wie zum Beispiel mit denen, die in den 80er Jahren freigegeben wurden, dass die Historiker sich auf diese Unterlagen stürzen und dann irgendetwas Schönes finden und daraus dann am Besten gleich eine Theorie machen. Das ist das Gefährliche, diesen Einzelfund überzubewerten.“

Das Archiv im Staatssekretariat
Das Archiv im Staatssekretariat

Papst Franziskus hatte entschieden, die Archive aus dem Pontifikat Pius XII. für die Forschung am 2. März 2020 zu öffnen. Wegen Corona musste der Zugang für die Historiker kurze Zeit darauf wieder geschlossen werden. Für den Historiker Feldkamp habe aber diese Erfahrung gezeigt, wie voreingenommen einige „Kollegen“ gearbeitet hätten.

(vatican news)

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Die Muttergottes bekehrt den Juden Alfons Ratisbonne

Alfons Ratisbonne gehörte zu einer jüdischen Familie in Straßburg, die durch Reichtum und den Ruf großer Ehrenhaftigkeit ausgezeichnet war. Gegen Ende des Jahres 1841 verlobte er sich mit einer jungen Jüdin, deren vorzügliche Eigenschaften ihm alles Glück versprachen. Vor der Verehelichung gedachte er indessen, eine Reise in den Orient zu machen und im Vorübergehen einige der größten Städte Italiens zu besuchen, mit Ausnahme Roms, welches er als Jude verabscheute. Indessen, der Mensch denkt und Gott lenkt! Gott führte ihn trotz seines Widerwillens in die Stadt des heiligen Petrus. Unbewußt von einer geheimen Macht getrieben, änderte er seinen ursprünglichen Reiseplan, und anstatt nach Palermo ging er nach Rom, um dessen Altertümer zu bewundern und, wie er meinte, neue Nahrung für seinen Haß zu finden. Dort war es, wo Gott ihn erwartete, wie einst den Saulus auf dem Wege nach Damaskus. Die Gefühle des Schülers Gamaliels gegen die Kirche Christi beseelten auch Ratisbonne; aber Gott, der den Ersteren aus einem Wolfe in ein Lamm verwandelte, wandelte auch in der Seele des Zweiten den Haß in Liebe um, die Finsternis in Licht. Was den Haß des jungen Ratisbonne gegen die katholische Religion noch verschärfte, war die Bekehrung seines älteren Bruders Theodor, der sich nicht nur hatte taufen lassen, sondern selbst in den Priester- und Ordensstand getreten war. So kam Ratisbonne denn nach Rom, und kaum hatte er die berühmtesten Monumente in Augenschein genommen, als er sich auch schon wieder zur Abreise bereit machte. Alles, was er sah, regte ihn auf und erbitterte ihn. Der Besuch des Ghetto, des Judenquartiers, erregte in besonderem Grade seinen Zorn.
Vor seiner Abreise wollte Ratisbonne indessen noch einen Jugendfreund und früheren Mitschüler besuchen, der sich in der ewigen Stadt aufhielt, und mit dem er trotz des Unterschiedes der Religion sehr vertraut war. Derselbe hieß Gustav von Bussière, ein eifriger Protestant, der vordem öfters versucht hatte, seinen jungen jüdischen Freund zur reformierten Sekte zu bekehren, während dieser hingegen ihn von den Vorzügen der mosaischen Religion zu überzeugen suchte. Diese Verschiedenheit der Religion hatte jedoch ihrem Freundschaftsverhältnisse keinen Eintrag getan. Ratisbonne suchte also seinen Freund auf; er wurde von einem italienischen Bedienten empfangen, der ihn aus Versehen zu dem Bruder des Gesuchten, der gerade abwesend war, führte, Theodor von Bussière. Dieser hatte das Glück gehabt, den Protestantismus abzuschwören, und war ein sehr frommer und eifriger Katholik. Derselbe empfing ihn als Freund seines Bruders mit aller Herzlichkeit.
Anfangs drehte sich das Gespräch um die Merkwürdigkeiten Roms, dann geriet man auf die Religion. Bussière sprach mit Wärme von der katholischen Religion, von der Moral des Evangeliums, den schönen Hoffnungen des Christen, seinen reichen Gnadenmitteln für das ganze Leben, von der unendlichen Liebe Jesu und von Derjenigen, die er uns als Mutter gegeben hat; dann fragte er seinen Besucher, ob eine solche Religion nicht geeignet sei, ihre Bekenner glücklich zu machen? Bei dieser Frage suchte der junge Sohn Abrahams in sich seinen Haß zu verdoppeln; aber aus Höflichkeit hielt er sich zurück und antwortete anfangs nur mit einem kalten Schweigen und einem mitleidigen Lächeln; dann sagte er kurz abbrechend: „Ich bin Jude und werde als Jude sterben.“ Gott aber hatte es anders beschlossen.
Eine innere unerklärliche Stimme sagte dieses dem Herrn von Bussière, der, einem geheimen Antrieb folgend, kühn dem jungen Juden eine Muttergottesmedaille anbot. „Versprechen Sie mir“, sagte er, „dieses kleine Geschenk, welches ich Sie anzunehmen bitte, immer bei sich zu tragen.“ In den Augen der Welt war ein solches Benehmen sehr kühn und sonderbar. Es überraschte den jungen Ratisbonne, der kurzweg die Annahme der Medaille mit Unwillen verweigerte. Herr von Bussière ließ indessen nicht nach, in ihn zu dringen, er möge doch diese Medaille annehmen, wenn nicht als einen Andachtsgegenstand, dann wenigstens als ein Andenken. Um nicht unhöflich zu sein, ließ Ratisbonne sie sich endlich anlegen. Aber noch mehr: Bussière mutete ihm weiter zu, er möge auch zu Maria etwas beten, und reichte ihm deshalb auf einem Zettel gedruckt das „Memorare„. Jener mußte sich alle Gewalt antun, um bei dieser neuen Zumutung nicht seinem Zorne Luft zu machen. Er hielt indessen an sich, nahm das Blatt und empfahl sich, beim Weggehen entschlossen, sich dieser aufgedrungenen Gegenstände alsbald zu entledigen. Er dachte nicht daran, daß Gott ihn mit seiner Barmherzigkeit verfolge.
Kaum war er fort, als sich Herr von Bussière mit seiner ganzen Familie ins Gebet begab für ihn, den er so lebhaft für Jesus Christus zu gewinnen wünschte. Am Abend vereinigte er sich mit etlichen Freunden, um in derselben Meiung vor dem heiligsten Sakramente zu beten. Dann schickte er, obwohl es schon spät war, einige Zeilen an Ratisbonne in dessen Gasthof, worin er ihn bat, seinen Besuch am folgenden Tage zu wiederholen. Derselbe kam in der Tat, erklärte indessen sogleich, daß er in der folgenden Nacht abreisen werde und den Platz auf der Post schon bestellt habe. „Abreisen?“, sagte sein neuer Freund; „nein, das lasse ich nicht zu, wenigstens acht Tage müssen Sie noch hier bleiben; wir bestellen sofort ihren Postplatz ab.“ Alles Sträuben und Potestieren half nichts; unter dem Vorwand, es gebe in den nächsten Tagen eine große Zeremonie zu sehen, nötigte Bussière ihn, noch zu bleiben, und begleitete ihn dann als Führer zu verschiedenen Heiligtümern. Unterwegs suchte der seeleneifrige Apostel wieder religöse Gespräche auf die Bahn zu bringen, erhielt aber wenig tröstliche Antworten. So auch an den folgenden Tagen. Die Ausdauer des Chisten setzte den Juden in Erstaunen. Am 19. Januar kamen sie mitsammen zu der Santa Scala (der Treppe aus dem Gerichtshause des Pilatus). In prophetischem Tone rief Herr von Bussière aus: „Sei gegrüßt, heilige Treppe; siehe da einen Mann, der eines Tages dich auf seinen Knieen ersteigen wird!“ Sein Begleiter aber antwortete auf diese Prophezeing mit lautem Gelächter.
Indessen hatte Ersterer einen lieben Freund, Herrn von La Ferronays, fast plötzlich durch den Tod verloren. Beide hatten noch einige Tage vorher über die Bekehrungsversuche an dem jungen Juden gesprochen, und der jetzt Verstorbene hatte voll Zuversicht gesagt: „Sei ruhig, wenn du es fertig bringst, daß er das „Memorare“ betet, hast du ihn schon.“
Als Bussière am Abend des 19. Januar von seinem Rundgang zurückkam, eilte er erst noch zum Sarge des Freundes und empfahl seinem Gebete am Throne Gottes diese Sache, die ihm selbst so sehr am Herzen gelegen hatte, und die bis jetzt so wenig Aussicht zu haben schien. Am Morgen des 20. war Ratisbonne noch in denselben Gesinnungen; nicht der leiseste Zweifel erhob sich in seinem Herzen über die Wahrheit seiner Religion und kein Gedanke an einen Wechsel. Am Nachmittag begegnete er dem Herrn von Bussière auf der Straße, der in der Kirche des hl. Andreas noch einige Besorgungen bezüglich des Leichenbegängnisses seines Freundes zu machen hatte. Sie gingen also zusammen. Dort in der Kirche „delle Fratte“ war es, wo den neuen Saulus die Gnade erwartete. Er ging, während Bussière mit einem der Klosterpatres redete, in der Kirche umher, wie man in einem Museum umhergeht. Als Herr von Bussière nach einer Abwesenheit von etwa 10 Minuten zurückkam, sah er ihn nicht. Sollte er etwas aus Langeweile davongegangen sein? Bussière schaut sich um, und wer beschreibt sein Erstaunen, da er den Gesuchten vor einer Seitenkapelle knieen findet, scheinbar in tiefste Andacht versunken! Es war die Kapelle des hl. Michael. Bussière naht sich dem da Knieenden; derselbe hört ihn nicht. Er berührt ihn einmal, zweimal, dreimal, ohne bermerkt zu werden. Endlich erhebt Ratisbonne den Kopf, sein Gesicht ganz in Tränen gebadet; er faltet mit der Miene der innigsten Andacht die Hände auf der Brust und ruft aus: „O wie hat Herr von La Ferronays für mich gebetet!“ Etwas Anderes ist nicht aus ihm herauszubringen.
Sein Begleiter schließt ihn in tiefster Ergriffenheit in seine Arme und führt ihn dann aus der Kirche. Auf die Frage, wohin er ihn geleiten solle, erhält er die Antwort: „Wohin Sie wollen; nach dem, was ich gesehen habe, überlasse ich mich Ihnen ganz.“ Herr von Bussière führt den neuen Paulus zu dem ihm bekannten Jesuiten P. Villefort; ihm erklärte derselbe, von dem, was er gesehen habe, könne er nur auf den Knieen Mitteilung machen; zugleich äußerte er ein sehnliches Verlangen nach der Taufe und dem Bekentnisse Jesu Christi. P. Villefort nahm Beide mit Liebe auf. Aufgefordert zu erzählen, was ihm begegnet sei, ergriff Ratisbonne seine Medaille, bedeckte sie mit Küssen und Tränen und rief noch ganz außer sich: „Ich habe sie gesehen… ich habe sie gesehen!“ – Nach einer geraumen Zeit war er dann im Stande zu erzählen: „Ich war noch nicht lange in der Kirche, als ich mich plötzlich auf ganz unerklärliche Weise ergriffen fühlte. Ich erhobe die Augen; das ganze Gebäude war meinen Blicken entschwunden, mit Ausnahme einer einzigen Kapelle, welche in wunderbarem Lichte strahlte; und dort mitten in diesem Lichte, über dem Altar erschien groß, glänzend, voll Majestät und Milde die Jungfrau Maria, so wie sie auf der Medaille ist; eine unwiderstehliche Gewalt zog mich zu ihr hin. Sie machte ein Zeichen mit der Hand, ich solle niederknieen. Dann schien sie zu sagen: so ist es gut; sie hat Nichts gesprochen, aber ich habe Alles verstanden.“
Das war der kurze Bericht, welcher nur ahnen ließ, was mit und in dem Begnadigten vorgegangen. Dieser wünschte das tiefste Stillschweigen über Alles beobachtet zusehen. P. Villefort glaubte indessen, die Ehre Gottes und Mariä gestatte die Geheimhhaltung nicht, sondern fordere die Veröffentlichung eines solchen außerordentlichen Gnadenwunders. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von dem Wunder durch die Stadt. Der Neubekehrte wurde in den folgenden Tagen von Bekannten und Unbekannten angegangen, Näheres zu erzählen, vermochte jedoch ihre Neugierde wenig zu befriedigen. Sein heißestes Verlangen war jetzt der Empfang der Taufgnade. Zehn Tage bereitete er sich in der Einsamkeit durch fromme Übungen darauf vor. Ein vorgängiger Unterricht war kaum erforderlich; es zeigte sich, daß er in der Tat „Alles wußte“; Maria hatte nicht nur sein Herz gerührt, sondern auch seinen Geist erleuchtet, so daß er den P. Villefort, der ihn vorbereite, durch die Sicherheit und Klarheit seiner Religionskenntnis in Staunen setzte.
Als Tag der Taufe wurde der 31. Januar bestimmt und als Ort die Jesuitenkriche. Schon lange vor der feierlichen Stunde war die Kirche mit Gläubigen gefüllt. Um halb neun Uhr erschien Ratisbonne mit dem weißen Taufkleide angetan, begleitet von P. Villefort und Herrn von Bussière, seinem Paten. Es kam Bewegung unter die Menge; alle wollten den Begnadigten sehen und denjenigen, er für ihn das Werkzeug der Gnade geworden war. Die römischen Frauen ließen die Gefühle ihrer Bewunderung und frommen Freude nach lebhafter italiensicher Art laut werden; sie priesen, den hl. Rosenkranz küssend, die Madonna, welche aus diesem Wolfe ein Lamm gemacht. – Der Karinal-Vikar von Rom nahm die hl. Handlung vor. Mit fester, klarer Stimme sprache der Täufling das Glaubensbekenntnis und das Taufgelübde. Als Christennamen wählte er sich den Namen Maria. Der später so berühmte Dupanloup, damals noch einfacher Priester, hielt in seiner ergreifenden Weise die Taufrede, welche die Anwesenden zu Tränen rührte. Nach der heiligen Handlung folgte die Messe, in welcher der neue Christ seinen Heiland empfing. Tief war seine Ergriffenheit. Wie gründlich er mit seinen früheren Anschauungen und Gesinnungen gebrochen hatte, beweist sein bald erfolgter Eintritt in den Orden der Gesellschaft Jesu. Ein glühender Eifer beseelte ihn für die Rettung seines Volkes. Diesem widmet er sich noch jetzt gänzlich, nachdem er die Priesterweihe empfangen hat, in Jerusalem, wo er im Verein mit andern Priestern eine weitgreifende Missionstätigkeit entfaltet.


Aus: Die Erscheinungen und Offenbarungen der Mutter Gottes vom Beginne des Christenthums bis auf unsere Zeit. Padernborn, 1888,
Druck und Verlag der Bonifacius-Druckerei (J. W. Schröder.) – Erbstück des Immaculata-Verlags, CH-9050 Appenzell, von Adolf Schmiegel, Werl, Neheimerstr. 8

Die Muslime und Juden, die JESUS nicht als GOTT annehmen, bleiben in der Finsternis

Zitate aus dem Neuen Testament:

„Wer an Mich glaubt, glaubt nicht an Mich, sondern an Den, Der Mich gesandt hat. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit niemand, der an Mich glaubt, in der Finsternis bleibe.“ (Jo 12,44 f.)

„Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, wenn einer Mein Wort hört, wird er in Ewigkeit den Tod nicht schauen.“ (Jo 8,51)

„Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, wer Mein Wort hört und Dem glaubt, der Mich gesandt hat, der hat das Ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern geht vom Tode zum Leben über.“ (Jo 5,24)

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an Mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und wer im Glauben an Mich lebt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ (Jo 11,25 f.)

„Wenn ihr nicht glaubt, dass Ich es bin (der Gott, den der Vater gesandt hat), werdet ihr in euren Sünden sterben.“ (Jo 8,24)

„Wer Mich verachtet und Meine Worte nicht annimmt, der hat seinen Richter; das Wort, das Ich verkündet habe, wird ihn am Jüngsten Tage richten.“ (Jo 12,48)

„Das ist der Wille Meines Vaters: jeder, der den Sohn sieht und an Ihn glaubt, soll das Ewige Leben haben.“ (Jo 6,40)

„Das ist das Werk Gottes, dass ihr an Den glaubt, Den Er gesandt hat.“ (Jo 6,29)

Von den „drei großen monotheistischen Religionen“ glaubt nur eine wirklich und wahrhaft an (den) einen Gott, den Schöpfer und Lenker des Alls: die christliche. Die jüdische und islamische „Religion“ glaubt Dem nicht und an Den nicht, der den Sohn, Christus, gesandt hat; deren (bewusst urteilende und wählende) Anhänger verachten den Gott-Menschen und nehmen Seine Worte nicht an; sie bleiben in der Finsternis. Sie hören das Wort Gottes nicht und werden deshalb in ihren Sünden sterben, ins Gericht kommen (werden Rechenschaft für ihr Tun ablegen müssen) und vom ersten Tod zum zweiten Tod übergehen, also in Ewigkeit den Tod schauen.

Mit diesen Gott (das Werk und Wirken Gottes) verachtenden Menschen können die Kinder des Lichtes nicht grundlegend verbunden sein, nicht auf dem Boden der Einheit (der ganzen Menschheitsfamilie) stehen und auch nicht auf sie ausgerichtet sein und friedlich und harmonisch und solidarisch zusammenleben. Sie können die Trennungen, die das Licht von der Finsternis, das Leben vom Tode scheidet nicht „überbrücken“, nicht „heilen“. Sie können „Missverständnisse“ und „Konflikte“ nicht vermeiden, nicht „überwinden“. Denn Gott kann und wird nur die segnen und nur denen Frieden schenken, die Seinen Willen erfüllen und an Den glauben, Den Er gesandt hat.

Paul Otto Schenker

Nostra Aetate und die jüdische Religion

Zitat aus „Nostra Aetate„: (Siehe auch meinen Beitrag: „Konzilserklärung „Nostra Aetate“ über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“)

Die jüdische Religion

4. Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist.

So anerkennt die Kirche Christi, daß nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten finden.

Sie bekennt, daß alle Christgläubigen als Söhne Abrahams dem Glauben nach (Gal 3,7) in der Berufung dieses Patriarchen eingeschlossen sind und daß in dem Auszug des erwählten Volkes aus dem Lande der Knechtschaft das Heil der Kirche geheimnisvoll vorgebildet ist. Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen, daß sie durch jenes Volk, mit dem Gott aus unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat, die Offenbarung des Alten Testamentes empfing und genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schößlinge eingepfropft sind (Röm 11,17-24). Denn die Kirche glaubt, daß Christus, unser Friede, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat (Eph 2,14-16). Die Kirche hat auch stets die Worte des Apostels Paulus vor Augen, der von seinen Stammverwandten sagt, daß “ihnen die Annahme an Sohnes Statt und die Herrlichkeit, der Bund und das Gesetz, der Gottesdienst und die Verheißungen gehören wie auch die Väter und daß aus ihnen Christus dem Fleische nach stammt” (Röm 9,4-5), der Sohn der Jungfrau Maria.

Auch hält sie sich gegenwärtig, daß aus dem jüdischen Volk die Apostel stammen, die Grundfesten und Säulen der Kirche, sowie die meisten jener ersten Jünger, die das Evangelium Christi der Welt verkündet haben.

Wie die Schrift bezeugt, hat Jerusalem die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkannt (Lk 19,44), und ein großer Teil der Juden hat das Evangelium nicht angenommen, ja nicht wenige haben sich seiner Ausbreitung widersetzt (Röm 11,28). Nichtsdestoweniger sind die Juden nach dem Zeugnis der Apostel immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich (Röm 11,28-29). Mit den Propheten und mit demselben Apostel erwartet die Kirche den Tag, der nur Gott bekannt ist, an dem alle Völker mit einer Stimme den Herrn anrufen und ihm “Schulter an Schulter dienen” (Soph 3,9) (Jes 66,23; Ps 65,4; Röm 11,11-32).

Da also das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe so reich ist, will die Heilige Synode     die gegenseitige Kenntnis und Achtung fördern, die vor allem die Frucht biblischer und theologischer Studien sowie des brüderlichen Gespräches ist.

Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (Joh 19,6), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.

Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum sollen alle dafür Sorge tragen, daß niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.

Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben. Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.

Mein Kommentar:

Es geht hier also um „die jüdische Religion“. Und was ist damit gemeint? Natürlich die „Religion“ derjenigen Juden, die JESUS CHRISTUS als (den verheißenen) Messias, als ERLÖSER, als GOTTES SOHN, als GOTT (auch heute noch) ablehnen, die Sein Heilsangebot (auch heute noch) ausschlagen und als Folge davon Sein REICH, Seine HERRSCHAFT, die Kirche, das neue Volk Gottes, aktiv und/oder passiv bekämpfen. Es geht also um Christus- und damit Gottes- und Kirchen-Feinde. Und es geht um eine Christus-, GOTTES- und kirchenfeindliche „Religion“.

Sind diese Juden „mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden“? Nein! Sie sind, wie die Muslime, nur „fleischlich“ mit ihm verbunden, während tatsächlich „alle Christgläubigen, und nur sie, Söhne (Kinder) Abrahams dem Glauben nach sind (Gal 3,7).

Kann die Kirche, „das Volk des Neuen Bundes“ mit diesen Juden, die nicht mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden sind, geistlich verbunden sein? Nein! Das neue Volk Gottes kann geistlich nur verbunden sein mit den CHRIST-gläubigen Juden, mit jenen des Alten Bundes also, die echt und wahr und treu an den verheißenen Messias glaubten, und mit jenen des Neuen Bundes, die echt, wahr und treu an CHRISTUS glaub(t)en, die sich taufen ließen und damit „aus dem Lande der (geistigen) Knechtschaft ausgezogen“ sind.

Die Kirche, das neue Volk Gottes, hat also „die Offenbarung des Alten Testamentes“ nicht von diesen Juden empfangen, die CHRISTUS verleugneten. Und sie wird „genährt von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft sind“, also nur von jenen Juden, die „Kinder Abrahams dem Glauben nach“ sind, wie die Patriarchen, Moses und die Propheten. Aber sie wird nur auch von dieser Wurzel genährt. Niemals ausschließlich. Viel mehr und entscheidend genährt wird die Kirche direkt von JESUS CHRISTUS, dem GOTT-MENSCHEN (dem Sohn der Jungfrau Maria, der nur dem Fleische nach von den Juden, vom „guten Ölbaum“, abstammt) und von dem von IHM bis zum Ende der Welt gesandten HEILIGEN GEIST, dem göttlichen Geist, der vom Vater und vom Sohne ausgeht. Der heilige Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer, Kapitel 9, Verse 4-5: „Sind sie (meine Stammesgenossen dem Fleische nach) doch Israeliten, denen die Gotteskindschaft zuteil geworden ist und die Herrlichkeit und der Bund und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen. Ihnen gehören die Väter an, und aus ihnen stammt dem Fleische nach der Messias, der GOTT ist, über allem, hochgelobt in Ewigkeit. Amen.“

Er schreibt dann aber auch: „Denn nicht alle, die aus Israel sind, sind Israeliten. Noch sind alle Kinder, welche Nachkommen Abrahams sind.“ (Röm. 9, 7) Die christusfeindlichen und damit gottfeindlichen Juden sind also keine echten „Israeliten“ und keine „Kinder Abrahams“. Aus diesen stammen also auch nicht „die Apostel, die Grundfesten und Säulen der Kirche wie die meisten jener ersten Jünger, die das Evangelium Christi der Welt verkündet haben“. Denn diese haben „die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkannt und das Evangelium nicht angenommen, ja haben sich seiner Ausbreitung widersetzt.

Diese Juden sind keineswegs „um der Väter willen immer noch von Gott geliebt“, sondern nur jene, die nach göttlicher Vor(her)sehung den Glauben an CHRISTUS annehmen (werden). Man vergleiche dazu Paulus im ersten Brief an die Thessaloniker, 2. Kapitel, 14-16: „Ihr seid ja, meine Brüder, Nachahmer geworden der Gemeinden Gottes, die in Judäa sind in Christus Jesus; denn ihr habt von euren Landsleuten dasselbe erdulden müssen, was jene von den Juden. Diese haben sogar den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt. Sie missfallen Gott und sind allen Menschen feind. Sie wollen uns wehren, den Heiden zu predigen, dass sie des Heiles teilhaftig werden. So häufen sie immerfort Sünde auf Sünde. Aber schon ist Gottes Zorn über sie gekommen in vollem Maße.“ Und ebenso: Apokalypse 3,9: „Siehe, Leute aus der Synagoge Satans führe ich zu dir, Leute, die sich Juden nennen – doch sie sind es nicht, sondern lügen.“ Paulus hatte vor seiner Bekehrung auch zu diesen gehört: Galater 1,13-14: „Ihr habt ja von meinem einstigen Wandel im Judentum gehört: ich verfolgte die Kirche Gottes über die Maßen und suchte sie zu vernichten. Vor vielen meiner Altersgenossen in meinem Volke tat ich mich zuvor in meiner Leidenschaft für das Judentum und zeigte mich als übertriebenen Eiferer für die Überlieferungen meiner Väter.“

Diesen widerspenstigen, verstockten, eifernden Juden gilt, was JESUS nach Johannes 8, 37-47 spricht: „Ich weiß, dass ihr Kinder (Nachkommen) Abrahams seid. Allein ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort in euch erfolglos bleibt. Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe, ihr aber tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. Da erwiderten sie: Unser Vater ist Abraham. Jesus sprach darauf: Wenn ihr Kinder Abrahams seid, so tuet auch Abrahams Werke. Jetzt wollt ihr mich töten, mich, der ich euch doch die Wahrheit verkündet habe, die ich von Gott gehört. So etwas hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie: Wir sind nicht im Ehebruch geboren. Wir haben Einen Vater, Gott. Darauf Jesus: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr doch mich lieben. Ich bin von Gott ausgegangen und gekommen. Nicht bin ich von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr habt den Teufel zum Vater, und die Begierden eures Vaters wollt ihr erfüllen. Er war von Anfang an ein Menschenmörder und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil in ihm keine Wahrheit ist. Wenn er Lügen redet, redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. Wenn aber ich die Wahrheit rede, so glaubt ihr mir nicht. Wer aus euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich euch die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, der hört Gottes Wort. Darum hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.

Diese Juden also, die nicht auf Gottes Wort hören wollten, „die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern“ waren es auch, die „auf den Tod Christi gedrungen haben“. Und diesen Juden muss man „die Ereignisse seines Leidens (und Sterbens) zur Last legen“. Und den heutigen Juden? Sicher all jenen heutigen Juden, die sich bewusst und überlegt GEGEN Jesus Christus stellen. Aber selbstverständlich haben auch die übrigen Menschen, die Gottes Wort nicht hören (wollen), Anteil, Schuld an den „Ereignissen seines Leidens (und Sterbens)“. Und ALLE (nicht nur die Juden), die wissentlich und willentlich in dieser Ablehnung des ERLÖSERS bis zum Tode verharren, werden von Gott „verworfen und verflucht“. Das ist „aus der Heiligen Schrift zu folgern“ und „steht mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi im Einklang“. Das Gegenteil nicht!

Die Kirche hat also mit den christusfeindlichen Juden „kein gemeinsames Erbe“, sondern nur mit den christusgläubigen Juden. Wenn „Antisemitismus“ Judenfeindlichkeit besagen soll, dann ist die Kirche, sind die Glieder der Kirche „antisemitisch“ gegenüber jenen „Juden, die keine Juden sind“, sondern Anti-Christen, die die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkennen und das Evangelium nicht annehmen, ja sich seiner Ausbreitung widersetzen. Und mit diesen Juden kann die Kirche keine „gemeinsame biblische und theologische Studien“ betreiben, kein „brüderliches Gespräch“ führen, ohne Verrat an ihrem Auftrag zu üben: „das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden“ – es also auch den noch ungläubigen, verblendeten, verstockten zu PREDIGEN, auf dass auch sie das HEIL erlangen; denn NUR IN IHM IST HEIL, IST RETTUNG, IST ERLÖSUNG, IST EWIGES SELIGES LEBEN!

Paul Otto Schenker

Konzilserklärung „Nostra Aetate“ über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen

Ich veröffentliche hier als Erstes den vollständigen Text aus dem Vatikanischen Archiv; anschließend werde ich Passagen daraus, besonders im Hinblick auf die muslimische „Religion“, kritisch kommentieren:

Einführung

1. In unserer Zeit, da sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger zusammenschließt und die Beziehungen unter den verschiedenen Völkern sich mehren, erwägt die Kirche mit um so größerer Aufmerksamkeit, in welchem Verhältnis sie zu den nichtchristlichen Religionen steht. Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, fasst sie vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt.

Alle Völker sind ja eine einzige Gemeinschaft, sie haben denselben Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Erdkreis wohnen ließ (1); auch haben sie Gott als ein und dasselbe letzte Ziel. Seine Vorsehung, die Bezeugung seiner Güte und seine Heilsratschlüsse erstrecken sich auf alle Menschen (2), bis die Erwählten vereint sein werden in der Heiligen Stadt, deren Licht die Herrlichkeit Gottes sein wird; werden doch alle Völker in seinem Lichte wandeln (3).

Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen im tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist das Gute, was die Sünde? Woher kommt das Leid, und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen?

Die verschiedenen Religionen

2. Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht, die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die Anerkenntnis einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. Diese Wahrnehmung und Anerkenntnis durchtränkt ihr Leben mit einem tiefen religiösen Sinn.

Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die gleichen Fragen. So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage. In den verschiedenen Formen des Buddhismus wird das radikale Ungenügen der veränderlichen Welt anerkannt und ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen mit frommem und vertrauendem Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder – sei es durch eigene Bemühung, sei es vermittels höherer Hilfe – zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen. So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren und Lebensregeln sowie auch heilige Riten.

Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.

Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat (4).

Deshalb mahnt sie ihre Söhne, dass sie mit KIugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.

Die muslimische Religion

3. Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde (5), der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.

Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.

Die jüdische Religion

4. Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist.

So anerkennt die Kirche Christi, dass nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten finden.

Sie bekennt, dass alle Christgläubigen als Söhne Abrahams dem Glauben nach (6) in der Berufung dieses Patriarchen eingeschlossen sind und dass in dem Auszug des erwählten Volkes aus dem Lande der Knechtschaft das Heil der Kirche geheimnisvoll vorgebildet ist. Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen, dass sie durch jenes Volk, mit dem Gott aus unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat, die Offenbarung des Alten Testamentes empfing und genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schößlinge eingepfropft sind (7). Denn die Kirche glaubt, daß Christus, unser Friede, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat (8). Die Kirche hat auch stets die Worte des Apostels Paulus vor Augen, der von seinen Stammverwandten sagt, dass „ihnen die Annahme an Sohnes Statt und die Herrlichkeit, der Bund und das Gesetz, der Gottesdienst und die Verheißungen gehören wie auch die Väter und daß aus ihnen Christus dem Fleische nach stammt“ (Röm 9,4-5), der Sohn der Jungfrau Maria.

Auch hält sie sich gegenwärtig, dass aus dem jüdischen Volk die Apostel stammen, die Grundfesten und Säulen der Kirche, sowie die meisten jener ersten Jünger, die das Evangelium Christi der Welt verkündet haben.

Wie die Schrift bezeugt, hat Jerusalem die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkannt (9), und ein großer Teil der Juden hat das Evangelium nicht angenommen, ja nicht wenige haben sich seiner Ausbreitung widersetzt (10). Nichtsdestoweniger sind die Juden nach dem Zeugnis der Apostel immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich (11). Mit den Propheten und mit demselben Apostel erwartet die Kirche den Tag, der nur Gott bekannt ist, an dem alle Völker mit einer Stimme den Herrn anrufen und ihm „Schulter an Schulter dienen“ (Soph 3,9) (12).

Da also das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe so reich ist, will die Heilige Synode die gegenseitige Kenntnis und Achtung fördern, die vor allem die Frucht biblischer und theologischer Studien sowie des brüderlichen Gespräches ist.

Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (13), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.

Gewiss ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum sollen alle dafür Sorge tragen, dass niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.

Im Bewusstsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle VerfoIgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben. Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.

Universale Brüderlichkeit

5. Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern stehen in so engem Zusammenhang, dass die Schrift sagt: „Wer nicht liebt, kennt Gott nicht“ (1 Joh 4,8).

So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden Rechte einen Unterschied macht.

Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht. Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst dazu auf, dass sie „einen guten Wandel unter den Völkern führen“ (1 Petr 2,12) und womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten (14), so dass sie in Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist (15).

28. Oktober 1965
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Anmerkungen:

1) Vgl. Apg 17,26.

2) Vgl. Weish 8,1; Apg 14,17; Röm 2,6-7; 1 Tim 2,4.

3) Vgl. Apg 21,23f.

4) Vgl. 2 Kor 5,18-19.

5) Vgl. Gregor VII., Ep. III.,21 ad Anazir (Al-Nasir), regem Mauritaniæ, ed. E. Caspar in MGH, Ep. sel. II, 1920, I, 288, 11-15; PL 148, 451 A.

6) Vgl. Gal 3,7.

7) Vgl. Röm 11,17-24.

8.) Vgl. Eph 2,14-16.

9) Vgl. Lk 19,44.

10) Vgl. Röm 11,28

11) Vgl. Röm 11,28-29; vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen Gentium: AAS 57 (1965) 20.

12) Vgl. Jes 66,23; Ps 65,4; Röm 11,11-32.

13) Vgl. Joh 19,6.

14) Vgl. Röm 12,18.

15) Vgl. Mt 5,45.

 

Mein Kommentar:

Vorspann: Diese „Erklärung“ vom 28. Oktober 1965 des II. Vatikanischen Konzils ist ein Haupt-Auslöser der enormen Fehl-Entwicklung seither im Verständnis der und im Verhältnis zu den nicht-christlichen „Religionen“ wie auch, als Folge davon, in der Einordnung der christlichen Religion. Auf dieses Konzilsdokument stützen sich die Päpste zur Rechtfertigung ihrer tabu-brechenden „Aktionen“ und theologischen Neu-Interpretationen. Insbesondere Johannes Paul II hat, als geistliche Autorität der ganzen Welt, durch Wort und Tat, praktisch alle bisherigen Grenzen aufgebrochen, sich über fast alle vormaligen Einschränkungen hinweggesetzt unter geringschätziger Missachtung der von Christus persönlich und Seinen Aposteln und Apostelnachfolgern aufgestellten Warnschilder und Verbotssignale.

Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, fasst sie vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt.

Ist es die Aufgabe der Kirche Christi, Einheit und Liebe unter den Menschen zu fördern? Nein, jedenfalls nicht in der hier formulierten Weise. Primäre Aufgabe der Kirche ist es, Jesus Christus zu verkündigen und dabei in Kauf zu nehmen, dass damit nicht „Einheit und Liebe“ unter den Menschen gefördert wird, sondern das Gegenteil bewirkt wird: Zwietracht, Feindschaft und Hass. „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert (der Geisterscheidung).“ Da die Kirche die mystische Braut Christi ist, muss auch sie mit ihrem Bräutigam sagen: „Ich bin nicht gekommen, ich bin nicht dazu da, um Einheit und Liebe unter den Menschen zu fördern, sondern um alle Menschen alles halten zu lehren, was mein Bräutigam, Christus, uns zu halten geboten hat.“ Wenn die Kirche „vor allem“ das ins Auge fasst, was den Menschen gemeinsam ist“, dann fasst sie eben gezwungenermaßen nicht den HERRN und Seinen Willen, Seinen Auftrag und Sein Gesetz ins Auge, sondern das „Neutrale“ an den und im Menschen, das Nicht-Gott-Bezogene, das Natürliche, das Zeitliche, das Vergängliche. „Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern“, d.h. ein Leben in Frieden, „Befreiung von der Enge und Beschränktheit seiner Lage“, von „der Unruhe des menschlichen Herzens“, „höchste Erleuchtung“, bei Anerkenntnis des „radikalen Ungenügens der veränderlichen Welt“, strebt der Mensch auch natürlicherweise an, auch ohne Christentum, auch gegen Gott und gegen Christus.

Alle Völker sind ja eine einzige Gemeinschaft, sie haben denselben Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Erdkreis wohnen ließ (1); auch haben sie Gott als ein und dasselbe letzte Ziel.

Alle Menschen und alle Völker wären eine einzige Gemeinschaft und hätten Gott als ein und dasselbe letzte Ziel, wenn alle ihren Schöpfer und Erlöser, ihren wahren Gott, anerkennen und nach Seinen Geboten wandeln würden. Da sie nun aber einmal weit davon entfernt sind, diese Prämisse zu erfüllen, sind sie, trotz des gemeinsamen Ursprungs, keine Gemeinschaft, haben sie das Wesentliche nicht gemein, unterscheiden sie sich im Wichtigsten und geraten sie darob in Auseinandersetzungen, in Unfrieden, in Streit, in Entzweiung, in Krieg.

Seine [Gottes] Vorsehung, die Bezeugung seiner Güte und seine Heilsratschlüsse erstrecken sich auf alle Menschen (2), bis die Erwählten vereint sein werden in der Heiligen Stadt, deren Licht die Herrlichkeit Gottes sein wird; werden doch alle Völker in seinem Lichte wandeln (3).

Mit diesen Sätzen wird suggeriert, dass alle Menschen und alle Völker in der (ewigen) „Heiligen Stadt“, (dereinst im Himmel,) in Gottes Lichte wandeln werden, unabhängig davon, ob sie sich zu Jesus Christus und Seinem Evangelium bekannt haben oder nicht. Richtig ist, dass sich Gottes Güte und Heilsratschlüsse auf alle Menschen erstrecken. Aber „erwählt“ werden nur jene sein, die Seine Güte dankbar anerkennen und Seine Heilsratschlüsse ausführen und erfüllen, die „in Seinem Lichte wandeln“. Und das sind nicht „alle Menschen“ und „alle Völker“. („Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt.“)

Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen im tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist das Gute, was die Sünde? Woher kommt das Leid, und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen?

„Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins“ haben diejenigen Menschen in ausreichendem Maße, ja in Fülle erhalten, die an Jesus Christus glauben, Sein Wort, Seine Verkündigung, Seine Lehre zur Gänze annehmen und in Seiner heiligmachenden Gnade leben. Ungelöste Rätsel wie die aufgeführten, gibt es demnach nur für diejenigen, die nicht an den Mensch gewordenen Gott glauben.

So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage.

Die Menschen, die sich zum „Hinduismus“ bekennen, erforschen nicht „das göttliche Geheimnis“; denn wenn sie es wirklich täten, wären sie schon längst darauf gestoßen: nämlich auf die Offenbarung Gottes („des göttlichen Geheimnisses“) in und durch Jesus Christus. Ihr „Erforschen“ schließt zum vornherein das Licht aus, das sie erleuchten und auf den Weg, zur Lösung des Geheimnisses, bringen könnte. Seit 2000 Jahren und mehr ziehen sie es vor, statt ans Licht zu kommen, in ihrer Finsternis von Mythen und damit in der Enge und Beschränktheit ihrer Lage, im Kreislauf ihrer „Wiedergeburt“ zu verharren. Die Sendboten des Retters und Erlösers weisen sie ab und nehmen damit nicht „liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott“, sondern zu ihren Göttern, respektive Götzen, die letztlich nichts anderes als „gefallene Geister“, Daemonen, sind.

In den verschiedenen Formen des Buddhismus wird das radikale Ungenügen der veränderlichen Welt anerkannt und ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen mit frommem und vertrauendem Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder – sei es durch eigene Bemühung, sei es vermittels höherer Hilfe – zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen.

Der Buddhismus kennt weder einen allmächtigen Gott noch eine unsterbliche Seele. Zu einer tatsächlichen, wahren „Erleuchtung“ und gar „höchsten Erleuchtung“ und damit zum „Zustand vollkommener Befreiung vom radikalen Ungenügen der veränderlichen Welt“ kann es im Buddhismus auch „mit frommem und vertrauendem Sinn“ durch eigene Bemühungen und schon gar „vermittels höherer Hilfe“ nicht kommen, da alles nach einem Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt, im gottlosen Nirvana und letztlich im Parinirvana endet. Das Anerkennen des „radikalen Ungenügens der veränderlichen Welt“ ist zudem nichts Positives und nichts Ehrenwertes. Unsere veränderliche Welt ist für uns Menschen nur dann „ungenügend“, wenn wir bei ihr stehen bleiben, wenn wir uns nicht über sie zum wahren Gott erheben. Alles, was Gott gemacht hat, ist nicht nur „genügend“, sondern vollkommen, vollkommen angemessen. Unvollkommen und ungenügend wird alles immer erst durch des Menschen Abkehr von Gott und Auflehnung gegen Ihn und Seine Gesetze und Gebote. Licht und damit Erleuchtung und damit das Erreichen eines „Zustandes vollkommener Befreiung“ (von Sünde und Tod) gibt es nur vom christlichen Gott. („Und das Licht leuchtete in die Finsternis; aber die Finsternis hat es nicht begriffen… Er [Jesus, das Wort Gottes] war in der Welt, und die Welt ist durch Ihn geworden. Allein die Welt hat Ihn nicht erkannt. Er kam in Sein Eigentum, doch die Seinigen nahmen Ihn nicht auf. Allen aber, die Ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, all denen, die an seinen Namen glauben…“)

So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren und Lebensregeln sowie auch heilige Riten.

All die Wege, die die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten nichtchristlichen „Religionen“ weisen, ihre Lehren und Lebensregeln, um „der Unruhe des menschlichen Herzens zu begegnen“, sind völlig untaugliche Mittel, ja sie verhindern durch ihre Wirkung das Suchen und Verlangen nach der gesunden, heilsamen Nahrung, die Gott auch für sie bereithält. Sie sind also Hindernisse, ja Gefängnisse für die solcherweise Betörten, Betrogenen, „hinter’s Licht“ Geführten und dort Gehaltenen.

Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.

Natürlich ist in jeder Weltanschauung manches, für sich, isoliert, betrachtet, „richtig“ und „(relativ) wahr“. So wie in einer vergifteten Speise auch noch „Speise“ ist und nicht nur „Gift“, so wie ein Abweg auch noch ein Weg ist, so ist jede nichtchristliche Religion gerade durch ihre (scheinbar) positiven Aspekte und Elemente verführerisch. Es ist immer das „Gute“ am Schlechten, das das Schlechte für den Menschen „attraktiv“, „genießbar“ macht. Die katholische Kirche muss, müsste deshalb alles ablehnen, was in diesen falschen Religionen für „wahr und heilig“ gilt, weil dieses „Wahre“ und „Heilige“ dem absolut Unwahren und Unheiligen dient! So nützt Gebet und Fasten und Opfern gegenüber einem Götzen nichts, vielmehr hält solche Handlungs- und Lebensweise, das Befolgen solcher Vorschriften und Lehren den Betreffenden nur gefangen in einer rein eingebildeten, bzw. ihm aufgezwungenen, Para-Religiosität.

Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat (4).

Deshalb mahnt sie ihre Söhne, dass sie mit Klugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.

Nun kommt Christus also doch noch „zum Zug“. „Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkünden Christus, der ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) Bis hierher stimmt die Aussage. Aber was geschieht seit 1965 diesbezüglich durch die Kirchenführung (Papst und Bischöfe)? Wird Christus gegenüber allen Nicht-Christen wirklich nach wie vor verkündet? So wie man es vor dem II. Vatikanum immer getan hat? Auch in den Missionen? Wie wird Christus seit diesem Dekret gegenüber den Muslimen, den Juden, den Hindus, den Buddhisten, etc. verkündet? Unablässig und als der (einzige) Weg, die(alleinige) Wahrheit und das (exklusive) Leben? In Christus finden die Menschen nicht „die Fülle des religiösen Lebens“, das sie ohne Ihn auch schon, aber noch nicht in Vollendung, gefunden hätten, sondern überhaupt erst das eigentliche religiöse Leben. Außerhalb Christi gibt es kein wahres, wirkliches religiöses Leben; denn Christus ist GOTT, der ALLEINIGE GOTT, und alle Religion ohne Ihn und gar gegen Ihn ist keine Religion. In Ihm und durch Ihn und mit Ihm hat Gott „alles“ mit Sich versöhnt; aber wer nicht in Ihm und durch Ihn und mit Ihm glaubt und lebt, ist mit Gott nicht versöhnt. So ist ein Muslim, solange er Muslim bleibt und sich nicht zu Jesus Christus bekehrt, unversöhnt mit Gott. Er kann zwar gerettet werden, aber nur wenn er in unüberwindlicher Unwissenheit zum Erlöser nach bestem Wissen und Gewissen „natürlich fromm“ lebt. Das gilt gleicherweise für die Juden, Hindus, Buddhisten, etc.

Deshalb mahnt sie (die Kirche) ihre Söhne, dass sie… jene geistlichen und sittlichen Güter… anerkennen, wahren und fördern. – [Statt „Söhne“ müsste es hier korrekt „Kinder“ heißen (figli heißt eben nicht nur „Söhne“, sondern auch „Kinder“!) Die Kirche hat ja nebst „Söhnen“ auch noch „Töchter“.] Wie sollen wir katholischen Christen die geistlichen = religiösen Güter z.B. der Muslime anerkennen, wahren und fördern? Das ist ja geradezu eine „Ermahnung“ oder „Aufforderung“ zur Apostasie! Es gibt doch in den nicht-christlichen „Religionen“ keine geistlichen und sittlichen Güter, die es in der christlichen nicht gäbe, die als spezifisch nicht-christliche anerkennens-, bewahrens-, ja fördernswert wären!

Die muslimische Religion

3. Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde (5), der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.

Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.

„Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.“ Es ist einfach grotesk. Da treten 33 Jahre vor dem Jahr 2000 rund 2000 Bischöfe in Rom zusammen, um über ein solches Dekret zu beraten und ihm in dieser End-Fassung mit ihrer Unterschrift zuzustimmen und es damit der ganzen Kirche Christi als ihre (neue) Erkenntnis und verbindliche Lehre vorzulegen! Entweder hatten diese Oberhirten keine blasse Ahnung, was der Islam wirklich ist, weil sie je weder den Koran richtig gelesen, geschweige studiert haben, noch die Geschichte dieser durch und durch gewalttätigen Irr-Religion zur Kenntnis genommen haben, und wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie allein schon deshalb keine Aussage über den Islam abgeben dürfen. Oder sie waren schon derart degeneriert in ihrem Christsein, dass sie unfähig waren, die absolute Erhabenheit und Einzig(artig)keit des christlichen Glaubens zu erkennen. Richtig müsste dieser Satz etwa so lauten: „Mit höchstem Bedauern und mit tiefster Wehmut betrachtet die Kirche auch die Muslim, die statt den alleinigen Gott Jesu Christi den durch Mohammed als einer der schlimmsten Irrlehrer total entstellten Gott als „Allah“ anbeten, den toten und nicht seienden, entsetzlich unbarmherzigen und nur mit Waffengewalt mächtigen, den Widersacher des Schöpfers Himmels und der Erde, der seit seinem Sturz zu den Menschen gesprochen hat: ihr sollt Gott nicht dienen, sondern mir, ‚Allah‘.“ Wie konnte es nur zu einer solchen Verfinsterung der Geister kommen? Das Salz ist schal geworden. Das Licht ist nur noch mottende Glut. Jahrzehnte falscher, (neo-)modernistischer Theologie (und Pastoral) gehen solcher Entgleisung voraus.

„Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten“ – „und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen“. Das – nämlich „sie anerkennen Jesus nicht als Gott“ – ist hier so beiläufig gesagt, wie wenn es gar nicht ins Gewicht fiele, Hauptsache, sie verehren ihn doch als Propheten. Dabei ist genau dies das Zentralste ihrer Häresie. Wer (bewusst) nicht an die Gottheit Christi glaubt, findet kein Wohlgefallen bei Gott. Da nützt auch eine „Verehrung Jesu als Propheten“ nichts. Da hatten die Arianer und haben die Neu-Arianer und z.B. die Zeugen Jehovas, noch eine viel höhere Meinung über Jesus. Und auch das nützt ihnen nichts, dass sie „seine jungfräuliche Mutter ehren und bisweilen in Frömmigkeit anrufen“, denn die Mutter Jesu ist etwas ganz Anderes und viel Erhabeneres als das wofür die Muslime sie halten. Sie ist – eben weil Christus GOTT ist – die Mutter Gottes oder Gottes-Mutter und die Gottes-Gebärerin, weil Sie den GOTT-Menschen empfangen, im Schoße getragen, geboren hat! Und Sie ist die Königin Himmels und der Erde, und Sie ist mit Ihrem göttlichen Sohne, dem All-Herrscher, dem Pantokrator, in alle Ewigkeit die All-Herrscherin.

Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.

Ja, klar, (auch) die Anhänger Mohammeds erwarten (wie die Christen), dass Gott ihr Glauben, Beten und Fasten und ihre Almosen mit ewiger Glückseligkeit vergilt. Wer möchte schon ausgeschlossen sein von solchem Glück? Aber Christus hat gesagt: „Niemand kommt zum Vater, außer durch Mich.“ (Jo 14,6) Und: „Es ist in keinem anderen Heil; denn kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, durch den wir selig werden sollen.“ (Apg 4,12) Und: „Wer nicht aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste wiedergeboren wird, der kann in das Reich Gottes nicht eingehen.“ (Jo 3,5) Und der große Kirchenlehrer Augustinus hält fest: „Alles kann einer außerhalb der Kirche finden, nur nicht das Heil.“ (Aug. s. ad Caes. eccl pl. 7 (43:695) Und „Alles außerhalb der Kirche ist verworfene Welt, die Kirche ist versöhnte Welt.“ (Aug. s. 96,7,8 (38:599) Und schließlich Laktanz (inst. div. 4,30,IIf.): „Nur… die katholische Kirche hat die wahre Gottesverehrung bewahrt. Sie ist der Quell der Wahrheit, die Wohnung des Glaubens, der Tempel Gottes. Wer nicht in sie eintritt oder aus ihr austritt, der begibt sich der Hoffnung des Lebens und des Heils. Schmeichle sich niemand mit hartnäckigem Festhalten an Streitpunkten. Denn es geht um sein Leben und sein Heil; und wer nicht mit Vorbedacht und Sorgfalt für sein Heil sorgt, der hat es verwirkt und verloren.“

Nur jene, die an Unkenntnis der wahren Religion leiden, wenn diese Unkenntnis unüberwindlich ist, werden deswegen, wenn sie anderseits das Naturgesetz und dessen von Gott in aller Herzen geschriebene Gebote sorgfältig beobachten sowie mit Gehorsamsbereitschaft für Gott ein anständiges und ordentliches Leben führen, in keine Schuld vor Gottes Augen verstrickt und mit Hilfe der göttlichen Erleuchtung und Gnade das ewige Leben erlangen können, denn Gott, der den Geist, die Gesinnung, die Gedanken und die ganze Einstellung jedes Menschen vollkommen klar vor Augen hat, durchschaut und kennt, kann bei Seiner höchsten Güte und Milde keineswegs zulassen, dass jemand mit ewigen Peinen bestraft wird, der sich keine freiwillige Schuld zugezogen hat. (Pius IX.)

Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.

„Die Heilige Synode ermahnt alle, das Vergangene beiseite zu lassen“! Also, die Geschichte sozusagen auszublenden, das Geschehene zu ignorieren! So zu tun, als habe es diesbezüglich nichts Erinnerungswürdiges gegeben. Welch eine Zumutung! Die Feindschaft(en) zwischen Christen und Muslimen einfach „unter den Tisch wischen“, um sich (endlich) gegenseitig verstehen zu können! Diese „Logik“ könnte man doch auf alles Gott-Feindliche anwenden! Auch auf den Ur- und Erzfeind Gottes, Satan! Es ist doch „im Lauf der Jahrhunderte“ „zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Gott und ihm gekommen! Der hat auch (entsetzlich) gelitten unter dem Unverstandensein von seiten Gottes und Seiner Getreuen! Der wäre auch heilfroh, man hätte mehr Verständnis für ihn. Was hat er schon für „soziale Gerechtigkeit“ gekämpft, z.B. im (gottlosen) Kommunismus, was hat er für seine „sittlichen Güter“ gestritten mit seinem Befreiungskampf von der „Bevormundung durch die Kirche“ und „für die Freiheit aller Menschen“ (von Gottes tyrannischen Gesetzen)! Man greift sich an den Kopf. Wie ist es nur möglich, dass eine „Heilige Synode“ von mehr als 2000 Bischöfen so etwas Unheiliges produzieren und der Welt vorsetzen kann als „Ermahnung an alle“! Wir (fried- und freiheit-liebenden) Christen sollen also (lernen) Verständnis (zu) haben für diejenigen, die uns mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfen und unseren Frieden und unsere Freiheit rauben und uns am liebsten ausrotten wollen?! Wäre die „Heilige Synode“ tatsächlich eine vom Heiligen Geist geführte und inspirierte Versammlung gewesen, hätte sie das Wort Gottes nach Antwort auf die erkannten Probleme erforscht. Und dann hätte sie z.B. diese Anweisung des göttlichen Geistes gefunden: „Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen in Schafskleidern zu euch, innen aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten könnt ihr sie erkennen.“ (Mt 7,15) Die klägliche Synode aber gibt uns die Anweisung: Hütet euch keineswegs vor dem falschen Propheten Mohammed; denn er ist das Gegenteil von einem reißenden Wolf: er ist ein echtes Schaf, sozusagen „das Lamm Allah’s“; ihr müsst euch nur bemühen, ihn und seine Sendung zu verstehen, dann werdet ihr seine guten Früchte erkennen!

(Den Abschnitt über die jüdische Religion behandle ich hier bewusst nicht! Ich werde aber auch dazu meine ausführliche Stellungnahme abgeben!)

Universale Brüderlichkeit

5. Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern stehen in so engem Zusammenhang, daß die Schrift sagt: „Wer nicht liebt, kennt Gott nicht“ (1 Joh 4,8).

So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden Rechte einen Unterschied macht.

Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht. Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst dazu auf, daß sie „einen guten Wandel unter den Völkern führen“ (1 Petr 2,12) und womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten (14), so daß sie in Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist (15).

Nun hat die Kirche Christi während rund 2000 Jahren „die brüderliche Haltung“ all jenen gegenüber immer „verweigert“, die ihrer Führung im Auftrage Christi nicht gefolgt sind, angefangen von den Irrlehrern und Schismatikern schon zu Zeiten der Apostel, über alle (ernsthaften) Oppositionellen im Laufe der Jahrhunderte. Sie hat es nicht geduldet und konnte es nicht dulden, dass Unkraut in ihren heiligen Garten gesät und gepflanzt wurde. Die ganze Kirchengeschichte kann man auch als ein Sich-Reinhalten von aller Ansteckung von geistiger Krankheit, von Unwahrheit und Falschheit sehen durch das entschlossene Ausmerzen mit dem Verdikt: „Anathema sit!“ Sie müßte sich also gegenüber allen Abweichlern und Besserwissern, gegenüber allen Verurteilten und Ausgeschlossenen, nachträglich entschuldigen; denn sie hätte somit jedesmal, wenn sie einen Kirchenbann aussprach, „nicht geliebt“ und „Gott nicht gekannt“!

So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden Rechte einen Unterschied macht. Wenn die Kirche Christi jenen gegenüber, die sie in irgendeiner Weise bekämpften, „die brüderliche Haltung verweigert“ hat, dann hätte sie nach dieser Auffassung „zwischen Mensch und Mensch bezüglich der Menschenwürde und der aus ihr fließenden Rechte einen (unzulässigen, verwerflichen) Unterschied gemacht“; sie hätte also die Menschenwürde der Verurteilten und Ausgeschlossenen verletzt!

„Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht.“ Zurecht verwirft sie jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes willen“! Aber verwirft sie zurecht jede Diskriminierung um seiner Religion willen? Völlig zu unrecht! Es ist sogar Pflicht eines jeden Christgläubigen, die Geister zu unterscheiden (engl. discriminate). „Glaubt nicht jedem Geiste, sondern prüft (diskriminiert) die Geister, ob sie aus Gott sind; denn es sind schon viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.“ (I Jo 4,1.) Die Kirche Christi muß ihre Feinde erkennen und von ihren Gliedern unterscheiden, und wenn sie feststellt, dass sie bösartig sind, muss sie sie auch diskriminieren im Sinne von „herabsetzen“ und „herabwürdigen“. Auch der Gottessohn Selber hat dies getan: „Ihr Otterngezücht, ihr Natternbrut!“

Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst dazu auf, daß sie „einen guten Wandel unter den Völkern führen“ (1 Petr 2,12) und womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten (14), so daß sie in Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist (15).

Nun, „die Heilige Synode“ hat mit diesem ganzen Dokument bewiesen, dass sie „den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus“ nicht folgte, ja sie gar nicht als Richtschnur und Anleitung benutzte. Aber dieser „leidenschaftliche Aufruf“ ginge, für sich allein stehend, gewiss in Ordnung; denn ein guter Christ soll immer, soviel an ihm liegt, mit allen Menschen Frieden halten; aber keineswegs darf er dies tun auf Kosten seines Glaubens und Zeugnisses. Die „universale Brüderlichkeit“ bleibt eine Schimäre, solange Satan der Fürst dieser Welt ist. Nur im „Reich Gottes“ herrscht „universale Brüderlichkeit“. Papst Leo XIII. schrieb in seiner Enzyklika „Humanum genus“: „Nachdem das Menschengeschlecht durch den Neid des Teufels von Gott, dem Schöpfer und Spender der himmlischen Güter, so kläglich abgefallen ist, hat es sich in zwei verschiedene und einander entgegengesetzte Lager geteilt; das eine kämpft unausgesetzt für Wahrheit und Tugend, das andere für alles, was der Wahrheit und Tugend widerstreitet. Das eine ist das Reich Gottes auf Erden, nämlich die wahre Kirche Christi, wer ihm wahrhaft und zu seinem Heile angehören will, der muss Gott und seinem Eingeborenen Sohne mit ganzer Seele und mit voller Hingebung seines Willens dienen. Das andere ist das Reich des Satans, dem alle jene botmäßig und zu eigen sind, die dem verhängnisvollen Beispiel ihres Führers und unserer Stammeltern gefolgt sind, dem ewigen göttlichen Gesetz den Gehorsam veweigern und vieles mit Verachtung Gottes, ja gegen Gott Selbst zu unternehmen suchen.“

Paul Otto Schenker

Benedikt XVI. wehrt sich gegen Vorwurf, er sei für Judenmission

Papst Benedikt XVI. zu Besuch in Berlin 2011 (by WDKrause)

In einem ungewöhnlichen Schritt bricht der emeritierte Papst Benedikt XVI. erneut sein Schweigen und wehrt sich energisch gegen den Vorwurf, er habe sich für die Judenmission ausgesprochen und die Grundpfeiler des jüdisch-christlichen Dialogs infrage gestellt. „Diese Behauptung ist schlichtweg falsch“, schreibt der 91-Jährige in einer „Richtigstellung“ für die Dezember-Ausgabe der „Herder Korrespondenz“. Unterzeichnet ist der Beitrag mit „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“

Es gehe nicht um Mission, sondern um Dialog, heißt es in dem Artikel, denn „Judentum und Christentum“ stünden für „zwei Weisen der Auslegung der Schrift“. Für Christen seien die Verheißungen an Israel die Hoffnung der Kirche, und „wer daran festhält, stellt keinesfalls die Grundlagen des jüdisch-christlichen Dialogs infrage“.

“ Eine in höchstem Maße unwahre Unterstellung ”

Benedikt XVI. wehrt sich vor allem gegen einen Artikel des Wuppertaler Theologen Michael Böhnke in der September-Ausgabe der „Herder Korrespondenz“. Was dieser ihm vorwerfe, sei „grotesker Unsinn und hat nichts mit dem zu tun, was ich darüber gesagt habe. Ich weise deshalb seinen Artikel als eine in höchstem Maße unwahre Unterstellung zurück.“

Böhnke hatte unter anderem geschrieben, Benedikt XVI. habe in einem im Juli veröffentlichten Aufsatz für die Zeitschrift „Communio“ ein problematisches Verständnis zum Judentum bewiesen und das Leiden verschwiegen, das Christen Juden angetan haben.

„Nur die Juden kannten schon den unbekannten Gott“

Benedikt XVI. geht in seiner „Richtigstellung“ neben mehreren anderen theologischen Aspekten auch auf die heikle Frage der Judenmission ein, also auf die Frage, ob die Kirche den Juden die Botschaft von Christus verkünden darf. „Eine Mission der Juden ist nicht vorgesehen und nicht nötig“, schreibt er wörtlich. Mission in allen Völkern und Kulturen sei zwar der Auftrag, den Christus hinterlassen habe. Deshalb sei „der Missionsauftrag universal – mit einer Ausnahme: Eine Mission der Juden war einfach deshalb nicht vorgesehen und nicht nötig, weil sie allein unter allen Völkern den ,unbekannten Gott‘ kannten.“

Für Israel gelte daher nicht Mission, sondern der Dialog darüber, ob Jesus von Nazareth „der Sohn Gottes, der Logos“ ist, auf den – gemäß den an sein Volk ergangenen Verheißungen – Israel und, ohne es zu wissen, die Menschheit warte. Diesen Dialog neu aufzunehmen, sei „der Auftrag, den uns diese Stunde stellt“.

(kna – cs)

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