Zusammengefasst: die gemeinsame katholisch-orthodoxe Erklärung

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Unter den Augen der Muttergottes von Kazan: Franziskus und Kyrill in Havanna

Die katholische und die russisch-orthodoxe Kirche wollen angesichts der Entwicklungen der zeitgenössischen Welt  in Zukunft stärker miteinander auftreten. Das ist die Essenz der gemeinsamen Erklärung, die Papst Franziskus und Patriarch Kyrill am Freitag in Havanna unterschrieben haben. Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte trafen sich Oberhäupter der beiden Schwesterkirchen zu einem persönlichen Austausch, der zwei Stunden auf dem Flughafen von Havanna dauerte. Das dabei unterschriebene Grundlagendokument stellt erstmals eine Charta gemeinsamer Werte und Anliegen der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche vor, der zwei Drittel aller orthodoxen Gläubigen der Welt angehören.

Auch wenn „zahlreiche Hindernisse“ zwischen katholischer und russisch-orthodoxer Kirche andauern, drücken beide ihre Hoffnung auf eine Wiederherstellung der von Gott gewollten Einheit aus. Es folgt eine Reihe gemeinsamer Anliegen und Sorgen. Die erste ist die Christenverfolgung. Mit Blick auf Syrien und den Irak und den Terror des sogenannten „Islamischen Staates“, der in dem Dokument nicht genannt wird, rufen der Papst und der Patriarch „alle Länder auf, die in den Kampf gegen den Terrorismus involviert sind, in verantwortungsvoller und umsichtiger Weise zu handeln.“ Sie bekennen sich zum interreligiösen Dialog und weisen zugleich jeden Terror im Namen Gottes scharf zurück.

„Europa muss seinen christlichen Wurzeln treu bleiben“

Die Rede ist auch von den – mehrheitlich islamischen – Asylsuchenden in Europa. „Wir können nicht gleichgültig sein gegenüber dem Los von Millionen von Migranten und Flüchtlingen, die an die Tür der reichen Länder klopfen“, heißt es in der Erklärung. Allerdings warnen beide Kirchen gemeinsam vor einer „Integration, die die religiöse Identität nicht achtet“; damit ist die christliche Werteordnung Europas und ihre Bedrohung gemeint. „Auch wenn wir für den Beitrag anderer Religionen zu unserer Kultur offen sind, sind wir davon überzeugt, dass Europa seinen christlichen Wurzeln treu bleiben muss.“

Ehe ist zwischen Mann und Frau

Ein sorgenvoller Blick gilt auch verwandten Themen wie der Neudefinition von Familie. Orthodoxe und Katholiken teilten hier dieselbe Auffassung, heißt es in der gemeinsamen Erklärung: Die Familie gründe sich auf die Ehe zwischen Mann und Frau. „Wir bedauern, dass andere Formen des Zusammenlebens mittlerweile auf die gleiche Stufe dieser Verbindung gestellt werden, während die Auffassung der Vaterschaft und der Mutterschaft als besondere Berufung des Mannes und der Frau in der Ehe aus dem öffentlichen Bewusstsein ausgeschlossen wird.“ Bekräftigt wird auch das Nein zu Abtreibung, Euthanasie und künstlicher Fortpflanzung.

Dankbarkeit äußern der Papst und der Patriarch über die Erneuerung des Christentums in Russland und vielen Ländern Osteuropas, während sie mit Sorge auf säkularisierte Gesellschaften des Westens blicken: dortige Verwandlungsprozesse stellten eine „schwere Bedrohung für die Religionsfreiheit“ bis hin zur offenen Benachteiligung von Christen dar.

Nein zu Proselytismus, Ja zur Zusammenarbeit

Auf religiöser Ebene bekennen sich beide Kirchen dazu, keine Gläubigen der jeweils anderen Gemeinschaft abwerben zu wollen: „Wir sind nicht Konkurrenten, sondern Geschwister“. Überraschend offen werden auch die religiös-politischen Schwierigkeiten in der Ukraine angesprochen.

Katholiken und Orthodoxe seien dazu berufen, brüderlich zusammenzuarbeiten. „Von unserer Fähigkeit, in diesen schwierigen Zeiten gemeinsam Zeugnis zu geben für den Geist der Wahrheit, hängt zum großen Teil die Zukunft der Menschheit ab.“

(rv 12.02.2016 gs)

2 Kommentare zu “Zusammengefasst: die gemeinsame katholisch-orthodoxe Erklärung

  1. Pingback: Bruderkuss auf Kuba: Franziskus trifft Moskauer Patriarch Kyrill | POSchenker

  2. Katholiken und Orthodoxe seien dazu berufen, brüderlich zusammenzuarbeiten. „Von unserer Fähigkeit, in diesen schwierigen Zeiten gemeinsam Zeugnis zu geben für den Geist der Wahrheit, hängt zum großen Teil die Zukunft der Menschheit ab.“

    Genau um das geht es. Deutlicher kann man es nicht mehr sagen. Dieses epochale und bedeutende Ereignis wird seine volle Wirkung und prägende Notwendigkeit erst in der Zukunft entfalten.

    Nach Garabandal ist die „Reise des Papstes nach Moskau“ ausstehend. Es wird sich in diesem Zusammenhang zeigen, ob dieser überraschende Anfang der persönlichen Begegnung der Führer zwischen der röm.-kath. und der russisch-orthodoxen Kirche diese nachvollziehbare Fortsetzung finden wird.

    Einerseits sind die äusseren Zeichen dieser Begegnung von der überwiegenden Anzahl der Menschen banalisiert oder besonders hervorgehoben und das je nach Leseart der persönlichen Vorstellungen. Nur wenige sehen darin das Morgenrot der letzten vorbereitenden Ereignisse, die weit über die Äusserlichkeiten oder den Inhalt dieser Begegnung hinwegweisen und ein wichtiger Bestandteil der Vorsehung Gottes für die Rettung sehr vieler Menschen in diesen zweifelsohne sehr schweren Zeiten ist. Gott will nicht unser Verderben, sondern unser Heil. Hier setzt fort, was der heilige Papst Johannes Paul II deutlich vorangetrieben hat. Jedem treuen Katholik wird bewusst, dass dies die Handschrift Gottes haben muss und bereits prophezeit wurde.

    Papst Franziskus hatte signalisiert, er sei zu einem Treffen mit Patriarch Kyrill wann und wo auch immer bereit. Auch diese prägende Aussage bekommt einen Tag nach dieser wichtigen Begegnung in Kuba seine prophetische Bedeutung, dass Gott seinen Stellvertreter Papst Franziskus begleitet und auf seinem Weg berät. Die vielen Gebete für den Papst haben ihre Wirkung.

    Sehen wir zu, was Gottes Vorsehen noch für uns in den nächsten Tagen und Jahren bereithält. Ich gehe davon aus: „Die Einladung von Patriarch Kyrill und damit die noch fehlende Papstreise nach Moskau! (Garabandal)!“

    Bleiben Sie wach!

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