SR. CATARINA CAPITANI VON JOHANNES XXIII. PLÖTZLICH GEHEILT

3Einzelne Leser werden diesen Bericht ablehnen. Nach dem Tod Johan­nes XXIII. (1881-1963) geben Freimaurer in Mexiko eine Todes-Annonce auf, um diesen Papst raffiniert für sich zu vereinnahmen. Da er das II. Vatikanische Konzil (1962-1965) einberufen hat, machen ihn andere für dessen Folgen verantwortlich. Doch es verkündet kein neues Dogma.

Es ist 1965, 2 Jahre nach dem Tod Johannes XXIII. Im italienischen Fasano in Apulien ist Sr. Catarina Capitani (21) schwer erkrankt. Innerhalb 3 Monaten verliert sie dreieinhalb Liter Blut. Sie magert ab von 73 kg auf 59 kg. Während einer fünfstündigen Operation werden ihr Dreiviertel des Magens weggenom­men. Nur ein aprikosen-großer Stumpf bleibt. Täglich fällt Sr. Cata­rina weiter in Ohnmacht und muss erbrechen. Sie wiegt nur noch 49 Kilo. Sieben Monate später folgt ein Magendurchbruch. Eine nach außen offene Fistel entsteht. Als Krankenschwester weiß sie: „Meine Stunde ist gekommen.“ Es ist der 14. Mai 1966.

Ein bisschen weniger leiden

Wiederholt wendet sich Sr. Catarina während dieser qualvollen Monate an Papst Johannes XXIII. „Nein, ich habe nicht um Heilung gebe­ten“, sagt sie dem jungen Journali­sten Sandro Mayer, heute Chefred­akteur der Mailänder Illustrierten DIPIU, einem „weltlichen“ Medien­konzern (1-20123 Milano, Corso Magenta 55). „Nur ein bisschen weniger leiden müssen.“ Sie er­zählt: „Es ist Nachmittag. Ich bin eingeschlafen. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meinem Magen lie­gen. Dann höre ich eine Stimme, die mich ruft: ‚Sr. Catarina, wach auf!‘. Ich habe Angst. Ich öffne die Augen, wende mich schlagartig um, und an meinem Bett, zu meinen Füßen ist Papst Johannes. Ich sage: ‚Ich träum doch!‘ Ich reibe mir die Augen. Nein, das kann kein Traum sein. Denn Papst Johannes kommt näher zu mir und streichelt mich an der Stirn. Er lächelt. Ich bin begei­stert, ihn anzuschauen, bringe kein Wort heraus. Dafür redet er. Mit einer warmen, heiteren Stimme, vergnügt.

‚Ihr habt zu mir gerufen

Auch viele Schwestern und andere. Dieses Wunder habt ihr mir richtig aus dem Herzen herausgerissen. Jetzt hab keine Angst mehr! Alles ist vorbei. Dir fehlt nichts mehr. Wenn ich gegangen bin, läute die Glocke, ruf die Schwestern, die in der Kapelle sind bei der Meditation. Lass dir das Thermometer bringen, und du wirst sehen, du hast kein Fieber mehr. Dann steh auf! Du kannst essen, was du willst. Aber mach doch nicht dieses erschreck­te Gesicht. Die Fistel ist schon geschlossen. Lass dich von den Ärzten untersuchen, und du wirst sehen, sie werden gar nichts mehr finden. Sicher, du warst sehr krank. Du hattest einen schweren Durch­bruch. Es ist alles ins Bauchfell geflossen. Aber ich hab dir vom ersten Tag an geholfen. Ich wollte nicht, dass du stirbst. All das muss­te geschehen, und du musstest leiden, damit sich hernach all das verwirklicht. Komm nach Rom! Bete an meinem Grab! Ich erwarte dich.‘

Dann ist Papst Johannes ver­schwunden. Auch die Schmerzen Ich stehe auf. Ich kann gehen. Ich hab gezittert, nicht gleich kapiert, was geschehen ist. Ich läute. Fünf Minuten später sind die Schwestern in meinem Zimmer. ‚Was machst du auf den Beinen?‘ schreien sie. ‚Aber mir geht es gut!‘ antworte ich. ‚Papst Johannes ist erschienen.‘ Ich erzähle ausführlich.. Zuerst sind sie stumm. Dann beginnen einige zu schreien, dass das ein Wunder ist und laufen in alle Zimmer. Andere fallen auf die Knie und beten. Ande­re messen mein Fieber und beta­sten mich. Mir wird bewusst, wel­che Gnade ich empfangen habe. Nein, ich weine nicht, bin glücklich, beginne, Rosenkranz zu beten, so wie Papst Johannes es gesagt hat.“ Sandro Mayer „Was haben die Ärzte gesagt?“ — „ Sie untersuchen mich, sind verblüfft. Sogar die Fistel ist verschwunden: ‚Sie können das Krankenhaus sofort verlassen. Für uns müssten Sie schon tot sein. Es ist wirklich ein Wunder‘.“ Ich sage: „Ich werde das Krankenhaus mor­gen verlassen. Jetzt will ich essen. Ich hab Hunger wie ein Wolf.“ Ich schlinge hinunter: Pasta mit Zucchi­ni; junges Ziegenfleisch, geröstet mit Kartoffeln, Früchte … Die Ver­dauung ist wunderbar gut. Aber Dreiviertel des Magens haben die mir doch genommen. Doch ich kann essen, was ich will, wie ein völlig normaler Mensch. Hier ist die Größe des Wunders von Papst Johannes“, sagt Sr. Catarina 1966 zu Sandro Mayer. Aufgrund von Anfragen veröffentlicht er 48 Jahre später nochmals dieses Interview. Sr. Catarina stirbt im Jahr 2010.

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Quelle: Kurier der Christlichen Mitte, August 2015 – Nr. 8


Dieses undbeweifelbare, unwiderlegbare große „LEBENDIGE WUNDER“ gewirkt vom heiliggesprochenen Papst Johannes XXIII. an dieser Ordensschwester ist eine implizite HIMMLISCHE VERURTEILUNG aller Verleumder Giovanni Roncalli’s als FREIMAURER und ANTIPAPST! [POS] (Siehe unter Anderem: CHIESA VIVA, Juni 2015, Seiten 14 – 15!

NIKLAUS WOLF VON RIPPERTSCHWAND, Neuenkirch, Kanton Luzern

Der Boden, dem Niklaus Wolf entsproß, ist der stattliche Bauernhof Rippertschwand, der früher zur Pfarrei Sempach gehörte, etwa 1807 aber der Pfarrei Neuenkirch zugeteilt wurde.

Hier erblickte Niklaus am 1. Mai 1756 als fünftes von zwölf Kindern das Licht der Welt. Seine Eltern Johann Wolf und Anna Maria geb. Muff waren tief religiöse Bauersleute, deren Lebenswerk in Gebet und Arbeit, in der christlichen Erziehung ihrer Kinder und im Wohltun am Nächsten bestand. Eine Lebensauffassung also, in der Natur und Übernatur harmonisch sich verbanden. Kein Wunder daher, daß Niklaus Wolf, der von zartester Jugend an diesen urchristlichen Geist atmete, die Tugenden seiner Eltern erbte und mit Hilfe außerordentlicher Begnadung zu hoher christlicher Vollkommenheit entwickelte.

Daß seine Eltern aber auch die Vorbereitung ihrer Kinder aufs irdische Leben nicht vernachlässigten, beweist die Tatsache, daß sie, trotzdem damals noch kein Schulzwang bestand, den aufgeweckten Niklaus samt seinem einzigen Bruder Martin zum Kaplan N. Schwendimann in die Schule schickten. Bei diesem lernten sie nicht nur lesen, schreiben und rechnen, sondern – was mehr war und von der hohen erzieherischen Begabung ihres Lehrers zeugt – ihr angeborener Trieb zu gründlicher, selbsttätiger Weiterbildung wurde planmäßig gefördert. Nur daraus ist die für jene (ja selbst die heutige!) Zeit wahrhaft erstaunliche Bildungsstufe Niklaus Wolfs zu erklären, der als schlichter Bauersmann gut lateinisch und auch etwas französisch und italienisch konnte und sich besonders in der Schweizergeschichte wie ein Historiker von Beruf auskannte. Ja er trieb als Jungmann sogar eigene Quellenstudien, namentlich im Stiftsarchiv zu Beromünster.

Von ebenso großem Bildungseifer war übrigens auch sein Bruder Martin beseelt, und die Eltern waren weitblickend genug, dessen Wunsch, sich höheren Studien zu widmen, zu erfüllen, und schickten ihn an die Mittelschule in Luzern. Für den alten Vater Wolf bezeichnend ist die währschafte Mahnung, die er diesem Sohne mitgab: „Du darfst in Luzern nur drei Häuser besuchen: das Gotteshaus, das Schulhaus und das Kosthaus!“ Als Zwanzigjähriger trat Martin ins Kapuzinerkloster Wesemlin ein und ward als P. Leopold eine Leuchte und Zierde seines Ordens. Er leistete Außerordentliches als Lektor, Prediger und Beichtvater und starb anno 1826 im Rufe der Heiligkeit. Wie seinem Bruder Niklaus war es ihm zeitlebens ein besonderes Anliegen, durch Anrufung des Namens Jesus kranken oder sonstwie bedrängten Mitmenschen göttliche Hilfe zu erflehen. Die ungewöhnlich starke Teilnahme des Volkes an seiner Beerdigung zeugte von der tiefgehenden Wirkung, die er auf seine Umgebung ausstrahlte.

Gewiß hätte sich auch Niklaus für den Stand eines Welt- oder Ordenspriesters geeignet, und vermutlich fehlte ihm die Neigung dazu nicht. Allein die Vorsehung hatte ihm sichtlich die besondere Aufgabe gestellt, in religiös überaus schwieriger Zeit als wahrer Laienapostel das schwer gefährdete Luzernervolk in einer Weise zu missionieren, die mit gleichem in die Weite und Tiefe gehendem Erfolg einem Geistlichen unter den eigentümlichen Verhältnissen jener Zeit kaum möglich gewesen wäre. So konnte er denn zugleich den Wunsch und Willen seines Vaters erfüllen und den Hof Rippertschwand übernehmen, so daß dieser dem Geschlecht Wolf noch auf Generationen hinaus erhalten blieb.

Der Familienvater

Da seine Mutter schon 1773 gestorben war, das Hauswesen des 90 Jucharten umfassenden Hofes aber auf die Dauer der ordnenden und führenden Hand einer guten Hausmutter nicht entraten konnte, gründete Niklaus schon als 23jähriger mit der ehr- und tugendsamen Jungfrau Barbara Müller von Neuenkirch am 8. Februar 1779 einen eigenen Hausstand. Der wahrhaft glücklichen Ehe entsprossen neun Kinder, von denen freilich drei früh starben.

Seinen heranwachsenden Kindern ließ Vater Wolf selbstverständlich eine seinem eigenen Wesen entsprechende Erziehung angedeihen. Als Abschluß des Tagewerkes hielt er jeden Abend Hausandacht mit Gebet und geistlicher Lesung, in der Fastenzeit über das Leiden Christi, während des übrigen Kirchenjahres vorwiegend aus der Heiligenlegende. Überdies war er der Hauslehrer seiner Kinder und vermittelte ihnen eine Bildung, die über das dazumal übliche Schulwissen weit hinausging. Die Früchte dieser väterlichen Erziehungs- und Bildungsarbeit blieben nicht aus. Nicht nur wurden alle sechs Kinder rechtschaffene Christenmenschen, sondern drei Töchter traten in den Ordensstand ein, zwei im Kloster St. Karl in Altdorf (Uri) und eine im Kloster Eschenbach (Luzern). Wie tief die Freude des Vaters über diese Berufungen war, geht aus seiner Äußerung hervor: „Dieses Glück ist mehr als Geldes Wert. Diese Seelen sind dem Hirten auf die Schultern gelegt, daß sie ihm nicht entrinnen können. Sie sind dem Herrn vermählt. Der Bräutigam wird wohl Sorge zu ihnen tragen.“ Aber auch die Enkelgeneration bekam noch den Segen des auf Rippertschwand herrschenden christlichen Familiengeistes zu spüren; weihten sich doch fünf Enkelinnen dem Ordensleben.

Der Bauer

Schon der Vater unseres Niklaus Wolf war ein fortschrittlicher Bauer, und sein Sohn erst recht. Dieser gestaltete Rippertschwand zu einem weithin berühmten Musterbetrieb aus, der von zahlreichen lernbegierigen Bauern und anderen Interessenten für Landwirtschaft besucht wurde. Insbesondere pflegte er den Obstbau, und im Zusammenhang damit die Bienenzucht. Er legte eine eigene Obstbaumschule an, von der ungezählte junge Bäume ins Land hinaus gingen und nicht nur den guten fachlichen Ruf ihres Züchters, sondern auch seinen Wohlstand mehrten.

Daß Niklaus Wolf bei so aufgeschlossener Berufsgesinnung keine Gelegenheit zur Weiterbildung versäumte, ist wohl selbstverständlich. Keine ihm erreichbare Fachschrift blieb ungelesen, und was sich als gut erwies, wurde auf seinem Hof verwirklicht.

Bei aller Berufsliebe vermied aber Niklaus Wolf den damals wie heute weitverbreiteten Fehler, im Beruf einseitig aufzugehen und sich ins Materielle zu verlieren. Vor dieser jedem Bauern mehr oder weniger drohenden Gefahr bewahrte ihn seine kernig religiöse Berufsauffassung. Er betrachtete sich einfach als Mitarbeiter des lieben Gottes, der allein das Wachsen und Gedeihen gibt und von dessen Segen schließlich alles abhängt. Wie bewußt er gegen die Versuchung, sich dem Materialismus zu ergeben, ankämpfte, beweist der von ihm schriftlich hinterlassene originelle Satz: „Ich hatte viel Mühe, dabei bei Sinnen zu bleiben, daß mir nicht das Herz gefressen würde.“

Daß bei solcher Einstellung auf Rippertschwand die Sonntagsheiligung streng eingehalten wurde – und zwar über die Mindestpflicht weit hinaus -, ist nur folgerichtig. So wurde niemals am Sonntag geheut, mochte die Woche hindurch das Wetter noch so schlecht gewesen sein. Ebenso ist einwandfrei bezeugt, daß Wolf am Sonntag unter keinen Umständen auch nur den kleinsten Handel abschloß.

Und ein weiterer charakteristischer Zug: Niklaus Wolf hielt sich zutiefst im Gewissen verpflichtet, vom materiellen Segen, der auf seiner Arbeit ruhte, abzugeben, wo immer die Not armer Mitmenschen dies erforderte – entsprehend dem urchristlichen Eigentumsbegriff, der das persönliche Eigentum nur als Darlehen Gottes auffaßt, das mit der Hypothek der Almosenpflicht unabdingbar belastet ist. Derart machte der Gottesfreund im Bauernkittel also ernst mit dem Hauptgebot des Christentums: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst!“ – und ward dadurch ein leuchtendes Vorbild gerade für unsere Zeit bitterster leiblicher und seelischer Not ungezählter Mitmenschen auf dem ganzen Erdenrund.

Der Amtsmann

Obwohl Niklaus Wolf als Familienvater und Bauer ein vollgerütteltes Maß von Pflichten zu erfüllen hatte und auch keinen Drang zu behördlicher Betätigung oder gar politisches Geltungsbedürfnis verspürte – dafür war er eine viel zu innerliche Natur -, konnte er sich auf die Dauer der aktiven Mitwirkung an den öffentlichen Angelegenheiten nicht entziehen. Seine Tüchtigkeit und Charakterfestigkeit waren zu weiterherum bekannt, als daß seine Mitbürger ihn nicht geradezu genötigt hätten, seine Kräfte auch in dieser Hinsicht der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.

Im Jahre 1798 war die alte 13-örtige Eidgenossenschaft infolge ihrer inneren Zerfahrenheit und mangelnden Wehrbereitschaft unter den Schlägen der französischen Revolutionsheere schmählich zusammengebrochen und blieb bis 1814 europäischer Kriegsschauplatz. Im Namen der „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zwang der fränkische Erorberer der Schweiz die Einheitsverfassung der „Helvetik“ auf, die nicht nur mit der Souveränität der alteidgenössichen „Orte“ gründlich aufräumte, sondern – und das war die positive Seite der helvetischen Radikalkur – auch alle Vorrechte der Stände, die angemaßte Vorherrschaft der Städte über das Land sowie alle Untertanenverhältnisse abschaffte. Nach dem sogenannten Wahlmännersystem wurde eine Volksvertretung gewählt. Das Amt Sempach hatte drei Wahlmänner zu stellen, deren einer Niklaus Wolf war. Damit betrat dieser erstmals den schlüpfrigen Boden der Politik.

Anno 1803 schaffte Napoleon in weiser Erkenntnis der Unmöglichkeit, die so grundverschieden gearteten Völkerschaften der Schweiz nach zentralistischer Einheitsschablone zu regieren, die helvetische Verfassung wieder ab und führte die von ihm persönlich entworfene Mediationsverfassung ein. So erhielt die Schweiz durch Wiederherstellung der alten und Schaffung neuer Kantone (aus den ehemaligen Untertanengebieten) ungefähr die heutige Gestalt.

Im neu erstandenen Kanton Luzern nun wurde Wolf Mitglied des Großen Rates, der gesetzgebenden Behörde. Wie wenig ihm aber der Geist der „Aufklärung“, der sich in dieser Körperschaft maßgebend bemerkbar machte, behagte, beweist die folgende Äußerung:

„Es herrschte schon damals im Rate zwischen der alten, ehrwürdigen Staatswissenschaft, die auf Glauben und Religion aufgebaut war, und der neuen kirchenfeindlichen Politik ein Kampf. Und es stand zu erwarten, daß die Staatswissenschaft der Alten verstummen mußte. Die Alten faßten neben der zeitlichen Wohlfahrt des Menschen vorzüglich sein höheres, geistiges Ziel und Ende, seine ewige Bestimmung ins Auge und machten die Religion zum Hauptziele des Staates. Die Neuerer aber schienen ob der eingebildeten zeitlichen Hoheit und Glückseligkeit die ewige zu vergessen. Und wie sie einenteils in Religionssachen große Kälte und Gleichgültigkeit an den Tag legten, so waren sie anderseits doch heftig im falschen Mißtrauen oder Neid gegen die Kirchengewalt. Statt sich als Gottes Diener zu betrachten, erhoben sie sich, um über das Heilige zu herrschen und es ihrer Gewalt und ihren politischen Zwecken unterzuordnen. Ihre Politik schien an die Feinde der Religion verkauft oder verraten. Alles zielte mehr dahin, niederzureißen als aufzubauen, Lebensgenuß über Gewissenstrost und Schein über die Wahrheit zu erheben. Und es konnte mir nicht behagen, daß man die Früchte der Erfahrung nicht zu Nutzen ziehen und die Grundsätze des Altertums und der heiligen Religion nicht mehr den Beratungen zu Grunde legen wollte. Wie sollte aber auch der ungebildete und unerfahrene Landmann dem Wirrwarr der neuen Politik gewachsen sein? Mir war allemal schwer und bang, wenn ich zu diesem verantwortungsvollen und schweren Geschäfte berufen wurde.“

Kein Wunder daher, daß Niklaus Wolf schon am 27. Oktober 1804 in der Großratssitzung die mündliche Erklärung abgab, er wolle wieder zu seinem früheren Stande zurückkehren. Und am 5. November hernach richtete er folgendes Schreiben an die Regierung:

„Hochgeachtete Herren Amtsschultheiß und Herren des Kleinen Rates.

Mit untertäniger und ehrerbietiger Ehrfurcht, Hochgeachtete Herren Amtsschultheiß und Herren des Kleinen Rats, tun Ihnen jene Erklärung, so ich den 27. Tag 8bris in der Nachmittagigen Sitzung mich erklärt habe, daß ich dieser meiner Meinung getreu bleibe und ich in meinen vormaligen Stand zurücktrete, also meine abgetretene Stelle nach Belieben zu ersetzen. Ich werde also den 27. Xber nicht erscheinen, weillen ich als Austretender nicht kann gewählt werden.

Verbleibe also meinen hochgeehrten Herren, Herren Amtsschultheiß und Herren des Kleinen Rats untertäniger Diener

Claus Wolf zu Rippertschwand
den 5 Octobris 1804.“

Die Großratskanzlei antwortete ihm am 7. November, er könne nicht entlassen werden und müsse daher auf Grund des gegebenen Eides am 27. Dezember in der Großratssitzung erscheinen. Darauf setzte Wolf mit Schreiben vom 16./17. November neuerdings an und beschwor den Rat, ihn doch um Gottes willen zu entlassen. Er sei nun zwei Jahre Ratsherr gewesen, und zwar aus Liebe zum Vaterland, und nicht aus Ehrsucht. Und mit einem weiteren Brief vom 10. Dezember versicherte er den Rat, „Daß ich der sensucht und der stimme meines Herzens nach meinem vorigen Stande nicht konnte Widerstand leisten“. Er konnte sich aber trotz aller Bemühungen erst im folgenden Jahre aus dem Großen Rate zurückziehen.

Übrigens hatte ihn im Jahre 1803, nachdem durch die neue Verfassung auch Gemeindebehörden geschaffen worden waren, das Vertrauen seiner Mitbürger zum ersten Gemeindeammann von Neuenkirch erkoren. Seine väterliche Amtsführung in der Gemeinde war es denn auch, die ihm den Namen „Vater Wolf“ eintrug, der ihm zeitlebens blieb und unter dem er in die Geschichte seiner engeren Heimat wie des schweizerischen Vaterlandes eingegangen ist.

Aber auch aus der Gemeindebeamtung zog Vater Wolf sich schon 1805, einer höheren Berufung folgend, zurück.

Vater Wolf als Wohltäter und religiöser Erneuerer

Gefährdete Religion

Wie ein Vulkan war anno 1789 die große französische Revolution losgebrochen und ergoß während des folgenden Jahrhunderts ihre Lavaströme über die alte und neue Welt.

Frägt man nach den Ursachen dieses welterschütternden Ausbruchs, so wird man beim Tiefergraben bald erkennen, daß die krassen politischen und sozialen Mißstände Frankreichs nur den allerdings sehr günstigen Nährboden der Revolution bildeten, diese aber ihre tiefsten Wurzeln im geistigen Bereiche hatte. Es war der Geist der „Aufklärung“, von den sogenannten Enzyklopädisten im Laufe des 18. Jahrhunderts mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgebreitet, der die ganze Welt durchseuchte. Und was war der Kern dieser „Aufklärung“? Nichts anderes als die logische Vollendung der in ihren Anfängen auf Jahrhunderte zurückreichenden Lehre von der „Humanität“, der menschlichen Autonomie (Selbstherrlichkeit), der Emanzipation (Loslösung) von Gott und seinem Sittengesetz. Man ließ, sofern man Gott nicht überhaupt leugnete, ihn höchstens noch in dem Sinne gelten, daß er sich nach der Schöpfung von seinem Werk zurückgezogen habe und sich um seine Geschöpfe, speziell den Menschen, nicht mehr kümmere. Der Mensch sei daher sein eigener, niemand als sich selbst verantwortlicher Gesetzgeber, also sittlich automom. Dieses System des „Deismus“ ist die eigentliche „Religion“ der Freimaurerei, die sich denn auch mit Stolz rühmt, damit die Welt geistig revolutioniert und am meisten zum Ausbruch der großen französischen Revolution und der seitherigen Verbreitung der Ideen derselben beigetragen zu haben. In der Schweiz war nebst der Loge die dieser nahestende Helvetische Gesellschaft (gegründet 1760) Trägerin dieser Lehre, die zum Christentum in so scharfem Gegensatz steht, daß der Vernichtungskampf gegen die katholische Kirche nur die logische Folgerung daraus bildet. Und dieser Kampf war um die Jahrhundertwende von 1800, da Vater Wolf im besen Mannesalter stand, auch in der Schweiz und namentlich in Luzern mehr oder weniger offen in vollem Gange. Daß Wolf sich dessen voll bewußt war, geht aus seinem bereits zitierten Urteil über den Geist der Luzerner Politik klar hervor.

Das Schlimmste und für das heutige Geschlecht geradezu Unfaßbare an der damaligen religiösen Lage aber war die Tatsache, daß sogar zahlreiche Geistliche der antichristlichen „Aufklärung“ verfallen waren. Gemäß der hauptsächlich von J. J. Rousseau (1712-78) verbreiteten Irrlehre, daß „der Mensch von Natur aus gut“ sei (Leugnung der Erbsünde!), die auch von J. W. Goethe übernommen und vertreten wurde (“ – alle menschlichen Gebrechen – heilet reine Menschlichkeit -„), vertrauten diese Geistlichen vielmehr der Kraft der „reinen Vernunft“ als derjenigen der übernatürlichen christlichen Lehre. Von diesem unchristlichen Geiste zeugen u.a. die folgenden beglaubigten Tatsachen:

Pfarrer und Dekan Häfliger in Hochdorf sprach in einer Predigt vom „Sansculotten Christus“ (Sansculotten hieß man die Pariser proletarischen Revolutionsmänner von 1789) und der „Bürgerin Maria“. Pfarrer Hecht in Pfaffnau behauptete, die Heiligenverehrung und die Lehre von den „Mirakelbildern“ stünden im Widerspruch mit der gesunden Vernunft und seien daher unbegreiflich. Und von Pfarrer Unterfinger in Menznau berichtet der bekannte Volksschriftsteller Pfarrer X. Herzog von Ballwil („der alte Balbeler“ genannt) in seinem „Ehrentempel“ u.a.: „Dieser… bewahrte zeilebens ein unüberwindliches Mißtrauen, um nicht zu sagen einen kannibalischen Haß gegen Rom, schwärmte für eine demokratische sogenannte Nationalkirche, und obwohl überaus hauslich, erschienen wenige lieberale Broschüren, die er nicht ankaufte, so sie nicht zuviel kosteten, und lebte in beständigem Widerspruch oder Kampf gegen sein kirchliches Amt… Er war ein erklärter Feind gegen alle Mystik… Die kirchlichen Segnungen mochte er nicht gut leiden…“

Diese Kategorie von Geistlichen bestand nicht etwa nur aus vereinzelten Außenseitern, sondern war stark verbreitet. Darüber wundert man sich freilich nicht, wenn man den Geist kennt, in welchem der Klerus im Priesterseminar Luzern erzogen und gebildet wurde. Die dortigen Theologieprofessoren beurteilten beispielsweise den Rosenkranz als „ein unverständliches Geschrei von nämlichen Worten, wodurch die Seele keinewegs zur Andacht erhoben wird, sondern das Ganze auf das Gemüt der vernünftig Andächtigen einen üblen Eindruck machen muß“. Einige wollten die Zahl der Ave Maria auf die Hälfte herabsetzen, andere aber den Rosenkranz überhaupt abschaffen. Der seit 1811 als Regens des Luzerner Seminars amtierende deutsche Karmeliter Dereser schrieb: „Der von den Mohammedanern entlehnte, seit dem 10. Jahrhundert eingeführte Rosenkranz trug zur Verdummung des Volkes Gewaltiges bei.“

Dieser bedenkliche Geisteszustand eines allzu großen Teils des Klerus kam natürlich nicht von heute auf morgen. Wesentlich schuld daran war das seit Jahrzehnten der „Aufklärung“ ergebene Luzerner Aristokratenregime, das die Lehrstühle des Priesterseminars in bewußter Absicht mit freigeistigen Professoren besetzte. Schon 1770 stand Luzern im Rufe, ein „Freidenkernest“ zu sein, und auf dem Lande sagte man durchaus zutreffend, unter den Räten und Junkern der Stadt seien „viel ärgere Ketzer zu finden als unter den Zürchern und Bernern“!

Eine geradezu katastrophale Entwicklung trat aber ein, als 1799 der aufklärerische Bischof Karl Theodor von Dalberg das Bistum Konstanz, zu dem ein großer Teil der Deutschschweiz samt Innerschweiz gehört, übernahm und 1803 zu seiner Entlastung (er war 1802 Erzbischof von Mainz geworden, ohne das Bistum Konstanz aufzugeben!) den freigeistigen Rationalisten Ignaz Heinrich Wessenberg als Generalvikar berief und ihm die Leitung der Diözese gänzlich überließ. Persönlich von gewinnendem Wesen, übte dieser auf die Geistlichkeit einen um so gefährlicheren Einfluß aus. Sein Ziel war die Schaffung einer von Rom möglichst, wenn nicht sogar ganz unabhängigen „deutschen Nationalkirche“. Wessenberg ist daher als Vorläufer des in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts zum Durchbruch gelangten „Altkatholizismus“ anzusprechen. Die Verdeutschung eines Großteils der Liturgie, die Abschaffung der Segnungen und Beschwörungen, die Verpönung der Bittgänge und Wallfahrten und das Fallenlassen der meisten Feiertage weisen eindeutig in dieser Richtung.

Natürlich benützten die radikalen Regierungshäupter Luzerns diesen beklagenswerten Zustand der Diözese Konstanz begierig, um ihre kirchenfeindlichen Pläne ins Werk zu setzen. In erster Linie mußten die Klöster dranglauben (genau wie heute hinter dem „eisernen Vorhang“!). Den Anfang bildete ein im Jahre 1803 mit dem Generalvikar Wessenberg geschlossenes Übereinkommen, das Franziskanerkloster Werthenstein „zum Wohle des Staates und dem Besten eines Priesterseminars aufzuheben“. Papst Pius VII. legte jedoch schärfsten Protest dagegen ein und erklärte das Abkommen als null und nichtig. Infolgedessen verzichtete die Regierung auf die Aufhebung des Klosters, „erleicherte“ dasselbe aber – so verstand sie das „Wohl des Staates“! – um Gülten im Werte von 50,000 Gulden! – Im Mai 1808 forderte die Regierung vom Abt des Zisterzienserstiftes St. Urban Rechenschaft über die Verwaltung, was dieser jedoch von Gottes und Rechtes wegen verweigerte. Da verhaftete sie am 4. November gleichen Jahres kurzerhand den Prälaten und führte die Inventarisation des Klosters mit Gewalt durch. – Übrigens hatten die radikalen Machthaber schon 1799 vom Stift Beromünster und vom Cisterzienserinnenkloster Eschenbach 5000 Gulden erpreßt mit der Drohung:“Und gebt Ihr es uns nicht in Güte, so holen wir es mit Gewalt.“

Der Leser kann aus diesen Ereignissen ersehen, daß der spätere aargauische Klosterstürmer Augustin Keller, der 1831-34 Lehrer am Untergymnasium zu Luzern war, an den Luzerner Radikalen „gute“ Lehrmeister hatte.

Heilung Kranker im Namen Jesu

Dieser Verderbnis der Religion setzte die Vorsehung den wahrhaft frommen Niklaus Wolf als Erwecker, Erneuerer und Vorkämpfer des im Grunde großenteils immer noch gläubigen Luzernervolkes entgegen. Wie klar dieser die ungeheure Gefahr für Religion und Kirche und deren Ursachen erkannte, geht aus verschiedenen uns zuverlässig überlieferten Äußerungen des Gottesmannes hervor. So, wenn er in urwüchsiger und zugleich heiliger Entrüstung an die freigeistigen Theologieprofessoren in Luzern einmal schrieb: „Mit Eurer windigen Theologie bringt Ihr unser Volk in die größten Zweifel. Gott möge es Euch verzeihen!“ Oder wenn er sich über den Generalvikar von Konstanz äußerte: „Dieser Wessenberg ist die Verwüstung der Religion in Menschengestalt.“

Hinter all dem Bösen seiner Zeit aber erkannte Vater Wolf mit untrüglicher Klarheit als treibende Kraft den „Widersacher von Anbeginn“ – den Teufel. Die folgende Aussage ist dafür überaus bezeichnend:

„Hat denn nicht Christus den Fürst der Finsternis genannt? Haben denn nicht alle Apostel vor diesem Widersacher gewarnt? Ja, wir haben mit der Welt, mit dem Fleische und mit dem Satan zu kämpfen. Unter diesen dreien ist aber Satan der gefährlichste Feind. Denn es ist dem Teufel gelungen, sich ganz verborgen zu halten, indem er die Menschen durch den neuen Wind der Lehre glauben machte: Es gebe keinen Teufel. Dies ist ein gar listiger Betrug, in welchem er die Welt zu führen wußte, daß sie im Stolze ihrer Vernunft das Dasein und Wirken eines Teufels als lächerlich verwerfen. Er hat den Gewinn dabei, daß er unbgekannt und ungehindert durch die Kinder des Unglaubens wirken und unter den Schafen Christi als grimmiger Wolf wüten kann. – Und seither, da diesem Feinde diese List gelungen, haben Unglaube und Lieblosigkeit aller Art, Spöttelei über das Göttliche, über die Kirche und ihre heiligen Gebräuche und Sakramente und Sakramentalien, Weihwasser, gesegnetes Öl usw. überhand genommen, und ebenso andere Laster, Ungehorsam und Achtungslosigkeit gegen Priesterschaft und Obrigkeit… Was ist unter solchen Umständen zu tun, als sich an Gott zu wenden, die Sünden zu bereuen, der Kirche Gottes anzuhangen, zu Gott zu schreien und zu flehen im Namen seines innigstgeliebten Sohnes um die Gnade des lebendigen Glaubens, eines starkmütigen Vertrauens auf die Gewalt der Kirche wider die Hölle… Dieser Feind beschädigt die Menschen in ihren Glaubensgütern.“ –

Nun erhebt sich die Frage, wie es Niklaus Wolf denn überhaupt möglich war, die Mehrheit des Luzerner Landvolkes allmählich hinter sich zu scharen und die antireligiöse Flut nicht nur aufzuhalten, sondern sogar entscheidend zurückzudrängen. Seine natürlichen Eigenschaften, so außergewöhnlich sie waren, hätten dafür zweifellos nicht genügt. Es ist aber auch fraglich, ob seine tiefe Frömmigkeit und der vorbildliche Lebenswandel – so unerläßliche Voraussetzungen für die Erfüllung seiner außerordentlichen Sendung sie zwar bildeten – allein vermocht hätten, das vom Zeitgeist weithin teils angesteckte, teils verwirrte Landvolk in den Bannkreis seiner Persönlichkeit zu ziehen und in christlichem Geiste neuzuformen.

Dazu brauchte es offenbar eine besondere Kraft, die das Volk bei seinen irdischen Nöten packte, um die Brücke von der Natur zur Übernatur zu schlagen. Und diese Kraft war die vielhundertfach bezeugte Begnadung Vater Wolfs, durch Anrufung des allerheiligsten Namens Jesus Kranke heilen zu können.

Die Kenntnis dieser übernatürlichen Heilkraft und den Anstoß, sie im Dienste der christlichen Nächstenliebe und dadurch zur Stärkung und Mehrung des Glaubens einzusetzen, erhielt Vater Wolf, indem er Kunde bekam von einem Priester der Diözese Regensburg, namens Johann J. Gaßner (1727 geboren und 1779 als Pfarrer und Dekan in Pondorf an der Donau gestorben), der unter Anrufung des Namens Jesus natürlicherweise nicht erklärbare Krankenheilungen vollbrachte. In zahlreichen Schriften (u.a. „Weise, fromm und gesund zu leben und gottselig zu sterben“, Verlag Crätz, Augsburg, 1775) begründete er sein Wirken mit Überlegungen, die kurz zusammengefaßt besagen: Der Satan ist der schlimmste Feind der Menschen, der sie nicht nur an der Seele, sondern auch am Leibe anficht, um sie durch allerlei Gebrechen zur Unlust im Guten, zu Kleinmütigkeit und Zorn gegen Gott zu veranlassen, wie er ja den geduldigen Job versuchte. Der Einfluß des bösen Feindes aber könne behoben werden durch die Macht des Erlösernamens.

Zwar kannte Vater Wolf selber die Schriften Gaßners nicht, sondern hörte davon nur aus den Abhandlungen, die der berühmte Dichter und fromme Pastor Johann Kaspar Lavater in Zürich (1741-1801) zur Verteidigung Gaßners gegen die Angriffe freigeistiger Rationalisten schrieb. So unter anderem in seiner Monatssschrift 1790: „Gaßner? Was ich über ihn sage? Kein Wort. Ich will warten und sage nur: Fakta sind Fakta, und – Ton des spinnwebenen, kalten, seelenlosen Jahrhunderts ist’s, Fakta mit Räsonnements wegzulächeln.“ Und in einer späteren Abhandlung: „Die Seele zerschneidet es mir, daß diese Sache, die so deutlich und bestimmt aus den Worten Jesu hervorgeht, im achtzehnten Jahrhundert nach der Geburt des Sohnes Gottes erst noch eine Sache der Untersuchung werden will. Die höchste Unbilligkeit ist es, wenn man, sobald man auf diese Sache zu sprechen kommt, sogleich mit den verächtlichen Wörtern: Imagination, Schwärmerei, Fanatismus usw. um sich wirft.“

Durch diese Auseinandersetzungen erhielt Vater Wolf den Anstoß, sich mit der Abwendung zeitlicher Übel durch Anrufung des Namens Jesus zu befassen, und drang so immer tiefer in die Bedeutung der priesterlichen Segnungen und der kirchlichen Sakramentalien ein. Darin noch besonders bestärkt wurde er durch die grundlegenden Stellen der Heiligen Schrift, wie zum Beispiel: „Die Wunder aber, die denen folgen werden, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden…“ (Evangelium vom Feste Christi Himmelfahrt, Markus 16,17 u. ff.) Ferner die Worte aus Johannes 16,23: „Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, so wird er es euch geben.“

Vater Wolf ließ sich natürlich im Glauben an diese Verheißungen Christi auch nicht beirren durch den Spott und Hohn, den die Freigeister über J.J. Gaßner und dessen Verteidiger Lavater ausgossen – im Gegenteil.

Von entscheidender Bedeutung für ihn wurde, daß er die Wunderkraft der beharrlichen Anrufung des Namens Jesus buchstäblich am eigenen Leibe erfahren durfte, worüber er folgendes berichtet: „Ich litt ein ganzes Jahr an einem Magenübel und Herzklopfen so gewaltig, daß ich beinahe keine Speise mehr vertragen mochte. Das ganze Jahr hindurch wandte ich ununterbrochen ärztliche Hilfe dagegen an, aber vergeblich. Von der geistlichen Heilart hielt mich damals noch Scheu ab. Eines Abends aber, als ich mit meinem geistlichen Vetter neuerdings über das Gebet im Namen Jesu ein kräftiges Wort gewechselt und mich spät zur Ruhe begeben hatte, rief ich, durch mein Übel daran gemahnt – ganz schüchtern noch – den heiligen Namen Jesus dawider an, und – war augenblicklich von allem Schmerz und aller Empfindung des Übels befreit und blieb es.“ – Das war im Jahre 1803.

Eine zweite plötzliche Heilung widerfuhr Vater Wolf ein Jahr später, da er wegen unerträglicher Fußschmerzen sich genötigt sah, den Ratssaal in Luzern zu verlassen und den zweistündigen Heimweg nach Rippertschwand anzutreten. Er erzählt darüber:

„Ich faßte ein Herz und ein allgewaltiges Vertrauen zum heiligsten Namen Jesu und rief ihn wider mein Übel an, und dieses – wich augenblicklich samt all seinen Begleiterscheinungen. Da fuhr es wie Feuer durch meine Seele, und ich konnte nicht genug danken, lobpreisen und bewundern. Mein Herz war freudig bewegt bis nach Hause, und so blieb es noch tage- und wochenlang.

Später wagte ich es, weil mein Herz zu voll davon war, wenn in meinem Hause und in meiner Verwandtschaft oder Nähe ein Leiden, eine Not war, vom Namen Jesu, über Glauben und Vertrauen zu reden. Ich betete um Hilfe im Namen Jesu, und sie wurde mir zuteil. Sooft ich anklopfte, wurde mir aufgetan. Ich tat keine einzige Fehlbitte zum Herrn. – Bald wurde es aber weit umher bekannt und weither der Zulauf und die Ansprache um Hilfe zu mir. Ich glaubte es der Ehre Gottes und der Liebe des Nächsten schuldig zu sein, für sie zu beten und den Namen des Herrn für sie anzurufen. Bald wurde dies mein Tagewerk. Ich wurde da- und dorthin gerufen, und wo ich gerufen wurde, ging ich in Gottes Namen.“

Vater Wolf war gerade 50jährig, als er sich ganz dieser höheren Berufung zuwandte. Er konnte das tun, ohne seinen Hof, die Grundlage der Familienexistenz, zu vernachlässigen, da sein im Jahre 1788 geborener Sohn Johann trotz seiner Jugendlichkeit bereits fähig geworden war, dem vielseitigen Bauernbetrieb selbständig vorzustehen.

So begann Niklaus Wolf ein neues Leben gemäß seinem Wahlspruch: „Zur Ehre des heiligsten Namens Jesu, zum Heile der Menschen und zum Sturze der Hölle.“ Im Gegensatz zu gewissen „Gesundbetern“ aber gab er Gott allein die Ehre und riet auch nie von der Beiziehung eines Arztes und dem Gebrauch der verordneten Medizinen ab. Seine alle Mitmenschen umfassende Nächstenliebe zeigte sich in schönster Weise besonders darin, daß er Leidende nichtkatholischer Religion, die zu ihm nicht selten Zuflucht nahmen, keineswegs zurückstieß, sondern auch ihnen mit seinem Gebete helfend und heilend beistand.

Sein Wirken war fortan ein einziges Apostolat, indem er den Heilungsuchenden als unerläßliche Voraussetzung des Erfolges die gläubige und vertrauensvolle Hingabe an Gott einflößte. Und zwar argumentierte er so: „Gott ist allmächtig, er kann helfen. Er ist unendllich gütig, er will helfen. Und er versprach: ‚Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.‘ Darum muß Gott helfen; er hat es ja versprochen: ‚Bittet, und ihr werdet empfangen.‘ … Stehen diese Worte nicht im Evangelium? Wer will daran zweifeln? Wenn diesen nicht zu trauen ist, wem sollten wir dann trauen? Er hat es teuer und heilig versprochen…“ Nach solchem Zuspruch, der von bergeversetzendem Glauben zeugt, betete Vater Wolf gewöhnlich fünf Vaterunser, Ave Maria, den Glauben und „Unter deinen Schutz und Schirm…“. Dann bezeichnete er sich und den Kranken mit Weihwasser mit dem heiligen Kreuzzeichen und ermahnte nochmals zum Gottvertrauen, zum Vertrauen auf den heiligen Namen Jesus und die Allmacht, Weisheit und Güte des göttlichen Heilandes. Hernach folgte ein eigenes Gebet zum Namen Jesu. – Ein ganz besonderes Vertrauen hatte er auch zum Englischen Gruß, und er wählte, wenn es sich zeitlich schickte, mit Vorliebe die Stunden des Betzeitläutens, um den Kranken zu helfen.

Zwar hat Vater Wolf über die durch ihn bewirkten Gebetserhörungen und Heilungen keine Aufzeichnungen gemacht. Die Überlieferung und die Zeugnisse von Zeitgenossen schließen aber jeden Zweifel daran aus, daß es sich im Laufe eines vollen Vierteljahrhunderts um Tausende von Fällen handelte, worunter viele Krankheiten, gegen die sich jede ärztliche Hilfe als machtlos erwiesen hatte. Aus diesen Beispielen seien nachfolgend einige der ausgezeichneten, seit 1931 in vier Auflagen erschienenen Schrift: „Der fromme Niklaus Wolf von Rippertschwand“ von + Johann Erni, Pfarrer, Sempach (Verlag Buchdruckerei Schnarrwiler, Sempach-Station) entnommen.

Im Emmenwald, einem der ältesten Gehöfte der Gemeinde Neuenkirch, war zur Zeit Pfarrer Schniepers (1793-1815) die Frau des Josef Tanner zum Tode krank; sie war vom Arzte aufgegeben und vom Pfarrer auf den Tod vorbereitet. Da wurde Vater Wolf gerufen. Er betete über sie, ermahnte sie zum Glauben und Vertrauen. Frau Tanner wurde zur selben Stunde vollkommen gesund, verlangte und aß eine starke Suppe mit andern Speisen und begab sich sodann wieder an die Hausgeschäfte, als hätte ihr nie etwas gefehlt. Als der Pfarrer sie bald darauf wieder besuchen und zum Tode stärken wollte, verwunderte er sich dermaßen, daß er in Zukunft dem gläubigen Gebete und Wirken im Namen Jesu alle Ehre widerfahren ließ.

In Rothenburg lebte der 17jährige Schmied Schmidli. Stark lungenschwindsüchtig, hatte er mehrere ausgezeichnete Ärzte in Luzern und Zürich konsultiert. Keiner konnte ihm helfen. Weil von liberaler Gesinnung, wollte er zuerst nichts wissen von Niklaus Wolf. Schließlich nahm er aber doch Zuflucht bei ihm. Den Weg von Rothenburg bis Rippertschwand, etwa fünf Kilometer, legte er in zwei Stunden zurück. Niklaus Wolf gab ihm unter anderem fünf andächtige Vaterunser für den Heimweg zu beten auf. Zudem schärfte er ihm ein, dabei nichts anderes zu denken. Unterdessen wolle er, Vater Wolf, für ihn beten. Als Schmidli nach Hause kam, war es bedeutend besser mit ihm, und schließlich wurde er von der Schwindsucht befreit. Er heiratete, bekam mehrere Kinder und wurde über 60 Jahre alt. – Das erzählte sein eigener Sohn.

In St., Kirchgang G., Kanton Luzern, lag eine Frau an der Gicht so gefährlich krank, daß selbst der Arzt alle Hoffnung zur Wiederherstellung verloren hatte. In dieser Not kam man auf den Gedanken, Vater Wolf kommen zu lassen. Er weigerte sich zuuerst. Da bat man ihn um Gottes willen. Wolf ließ sich bewegen und ging. Am Orte angelangt, begab er sich sogleich zur Kranken und verrichtete ein Gebet. Nach vollendetem Gebet war sie gesund und verließ das Bett.

In M. wurde er zur Dienstmagd eines ansehlichen Gutsbesitzers gerufen. Aus Nächstenliebe und auf wiederholte Bitten ging er, viele Stunden weit, hin. Die Person lag bereits mehrere Tage in Todesgefahr. Wolf betete etwa fünf Minuten lang still, und wie sein Gebet beendet war, war auch die Krankheit gewichen. Die Dienstmagd genoß viele Speisen ohne Belästigung und kehrte zu ihren Arbeiten zurück. Der Geistliche des Orts, der sie besuchen und zum Tode vorbereiten wollte, kehrte verwundert und Gott lobend wieder nach Hause zurück.

Jemand hatte sich mit siedendem Wasser die Glieder überschüttet und so fest verbrannt, daß beim Ausziehen der Kleidung auch die Haut mitgerissen wurde, und schnell eine starke Entzündung eintrat. Es geschah in Wolfs Nachbarschaft. Sogleich wurde Vater Wolf gerufen. Er eilte hin, betete, ließ die Wunden mit gesegnetem Öl salben, und innert fünf Minuten war die Entzündung behoben, der Schmerz gestillt, so daß die Person sogleich ihrer gewohnten Arbeit (Garnsechten) nachgehen und nach vier Tagen eine kleine Reise machen konnte.

Einem Kinde, dem ein Bruch ausgetreten war, und der schon die schwarzbraunen Zeichen des Brandes hatte, bewirkte er in einigen Minuten das Zurücktreten des Bruches und die volle Gesundheit.

Hauptmann R. von S. war seit mehreren Jahren von der Fallsucht heimgesucht. In- und ausländische Ärzte wurden konsultiert. Das Übel wurde immer ärger; oft kamen die Anfälle zweimal im Tage vor, und nie blieben sie länger als drei Monate aus. Im Jahre 1828 wandte er sich an Niklaus Wolf. Dieser machte ihn auf die wunderbare Kraft des Namens Jesus aufmerksam; mit Glauben und Gebet im Namen Jesu solle er sich dem Übel entgegensetzen; es werde ihm nicht mehr kommen. Der Hauptmann sagte ihm, auf Anraten vieler habe er sich von Wein und hitzigen Speisen enthalten und von Zeit zu Zeit zu Ader gelassen; ob er das auch wieder tun müsse. Wolf antwortete: „Nein! Machet von Speise und Trank den Gebrauch, den Euch die Vernunft für das Leben erlaubt; auch braucht Ihr nicht mehr zu Ader zu lassen. Das Übel kommt Euch nicht mehr; der Name Jesus ist stark genug.“ Und tatsächlich blieb das Übel aus; Herr R. erfreute sich fortan der besten Gesundheit. –

Der Ruf des segensreichen Wirkens Vater Wolfs drang bald weit über die Grenzen des Luzernerlandes hinaus, so daß Hilfesuchende aus den Urkantonen, Zug, Aargau, Solothurn und Bern den Weg nach Rippertschwand fanden. Oft wurde er aber auch – und zwar naturgemäß in den schwererer Fällen – zu den Kranken gerufen und war daher sehr häufig auf Reisen.

Mit den Jahren wurde er so stark in Anspruch genommen, daß er unmöglich überall persönlich hingehen oder auch nur Besuch empfangen konnte, sondern zum schriftlichen Verfahren Zuflucht nehmen mußte. Über dieses hinterließ er uns folgende Darstellung:

„Ich wies ihnen (den Kranken) eine Stunde an und ließ sie ermahnen, sich in dieser Stunde mit mir und den Meinigen im Gebete zu vereinigen – im Glauben der hl. katholischen Kirche. Besonders sollten sie die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe erwecken, die Reue und Leid; dann ferner mit Gebet sich der Fürbitte der Mutter Gottes anempfehlen und auf dieselbe, sowie auf den heiligen Namen Jesus Vertrauen fassen. Sie sollen denken, es sei in der Kirche Gottes Kraft genug, sie von ihrem Übel zu befreien, wenn es nicht zum Tode oder für ihr Seelenheil notwendig und nützlich sei. Für jeden Fall sollen sie mit großem Vertrauen beten; denn im ersten Falle helfe es zu einem seligen Tode, im zweiten werden sie viel Erleichterung finden im Gemüte und solches mit desto größerer Geduld ertragen, das Leiden Christi mit größerer Inbrunst betrachten, sich desto eifriger dem Willen Gottes ergeben. Sie sollen also ungezweifelte Hilfe erwarten durch den heiligen Namen Jesus; wir (d.h. Wolf und seine Familie) werden in dieser Zeit für sie beten und den hl. Namen Jesus über sie anrufen. Sie (die kranke Person) soll sich aber nicht irren und von uns Hilfe erwarten, sondern nur durch den heiligen Namen Jesus. Auch soll sie öfters gesegnetes Wasser gebrauchen, mit Andacht, Gebet und Vertrauen; alle Speise und Trank damit segnen, Zimmer und Lagerstatt ebenso.“

Und weiter berichtete Vater Wolf: „vielmal waren die Übel von solcher Art, daß sie noch schleunigere Hilfe forderten; z.B. in übergroßen Schmerzen, Geburtsnöten usw. Da schritt ich natürlich sogleich, ungeachtet der Abwesenheit vom Leidenden, zum Gebete – mit großem Ernst, Eifer, Inbrunst und starkem Glauben im heiligen Namen Jesu, und gar oft war den Leuten in derselben Stunde besser geworden.“

Wie ganz Vater Wolf sich nur als Werkzeug Gottes fühlte und diesem allein die Ehre gab, wenn Menschen ihm dankten, ist vielfach bezeugt. So pflegte er zu sagen: „Gott hat es getan, nicht ich; will man Gott Einsprache tun?“

Bezeichnend für Wolfs übernatürliche Auffassung seiner Sendung für die leidenden Mitmenschen ist auch der folgende Ausspruch: „Allerwenigstens wird doch Milderung der Schmerzen erlangt. Und wenn von hundert Pfund Schmerzen nur neunzig Pfund weichen, die gewöhnlich vom Satan gewirkt sind, um den Menschen zur Ungeduld zu bringen, so ist schon damit wohl die Mühe belohnt und viel gewonnen, daß der Mensch nunmehr mit Ergebung leide.“

Ein überaus bemerkenswerter Charakterzug Wolfs ist endlich, daß er für seine Liebesdienste an den Mitmenschen, denen er Heilung und damit in vielen Fällen Befreiung aus materiellen Nöten brachte, niemals eine Bezahlung annahm, geschweige denn verlangte. Und als ihm einst jemand Geld aufdrängen wollte mit der Begründung, er könne es ja den Armen geben, erwiderte Wolf, er solle das selber tun, Arme gebe es überall. Diese Uneigennützigkeit trug natürlich viel dazu bei, das Vertrauen des Volkes zu ihm noch zu mehren.

Wie weit der Ruf vom Wirken Vater Wolfs schon zu seinen Lebzeiten gedrungen war, beweist dessen ehrenvolle Erwähnung im Buche: „Über etwas, das der Heilkunst not tut. Ein Versuch dieser Heilkunst mit der christlichen Philosophie, von Carl Josef Hieronymus Windischmann, königl. preuß. Medizinalrat und Professor der Philosophie und Medizin an der königl. Rhein-Universtität in Bonn“, Leipzig, 1824, bei C. Cnobloch (S. 288). Prof. Windischmamnn war zur Verfassung dieses Buches dadurch angeregt worden, daß er selber von einem Augenleiden auf übernatürliche Weise geheilt worden war, nachdem alle ärztliche Kunst versagt hatte. Das Werk fand eine einläßliche Besprechung in der Zeitschrift: „Zeichen der gegenwärtigen Zeit im Guten und Bösen“, Luzern, bei Xaver Meier, 1824, II. Jahrgang, worin auf Seite 117 das auf natürliche Weise nicht erklärbare Wirken Vater Wolfs als allgemein bekannte Tatsache festgestellt wird. –

Wir könnten dieses Kapitel nicht passender abschließen, als indem wir den folgenden Brief Vater Wolfs an Schwester Maria Theresia N. im Frauenkloster bei Maria Loreto auf dem Berge Sion (St. Gallen) im Wortlaut kommentarlos wiedergeben:

Liebe Schwester!

Ihr Schreiben habe ich empfangen und das Verlangen der würdigen Frau Mutter darin gesehen. Allein der Weg ist weit! Ich bin alt. Nebstdem ist die Gegenwart nicht notwendig, weil nicht der Mensch, sondern der hl. Name Jesus die Kraft hat, Teufel und Krankheiten zu vertreiben, und der Glaube des Hilfesuchenden das meiste beitragen muß; und nach dem Ausspruch Jesu Christi jeder es tun kann, der es glaubt. Auch ist dies viel leichter zu tun, als man glaubt. Ein blinder, einfältiger, fester Glaube an den göttlichen Erlöser, ein Sichverlassen auf sein Versprechen ohne Klügeln oder Mißtrauen auf die eigene Würdigkeit wird erfordert, indem es Gott nicht der Würdigkeit oder Heiligkeit der Menschen versprochen hat, sondern nur dem Glauben. Nebstdem braucht es (allgemein davon zu reden) keinen Wunderglauben, indem es gewöhnlichermaßen nur ein Streit mit dem Satan ist. Sowohl im hl. Evangelium als in den Apostelgeschichten und in ihren Briefen, auch in den Schriften der hl. Väter, die ich der Kürze halber nicht anführe, sondern die Ihnen wohl werden bekannt sein, ersieht man, daß wir einen beständigen Streit haben mit der Hölle. Der Teufel stellt der Seele auf alle nur mögliche Weisen nach, sie von Gott abzubringen und in die Hölle zu stürzen. Kann er nun aber die Seele als den edleren Teil so anfallen, warum den Leib nicht? Oder hat der göttliche Erlöser bei der Erlösung nicht so viel Augenmerk auf den Leib als auf die Seele gehabt? Auch die von dem Hl. Geist geleitete Kirche – wieviel Segnungen und Exorzismen macht sie das Jahr hindurch wider die Hölle! Schon bei der Taufe fängt sie ihre Beschwörung wider die Hölle an, und dann weiters usw. Von diesem wäre noch vieles zu schreiben gegen jene, die dies fast nicht glauben. Kürzehalber übergehe ich es. Auch hat Gott die heiligsten und weisesten Absichten dabei, nämlich die Verherrlichung des hl. Namens Jesus, und daß wir durch Kämpfen, Streiten und Siegen Verdienste sammeln und den Himmel erwerben. Auch hab ich’s aus mehr als zehnjähriger Erfahrung, daß von hundert Übeln, Schmerzen und Krankheiten kaum eine ist, wo nicht der Satan die Ursache davon ist oder wenigstens selbe vergrößert oder unheilbar macht. Und besonders, wenn keine Medizin anschlagen will, braucht es keinen Wunderglauben, diese Übel zu vertreiben. O wenn wir Jesum recht liebten und mit ihm und seinem Namen wider die Hölle streiten würden, wieviele und wie große Verherrlichungen des heiligsten Namens Jesus würden geschehen, wieviele Sünder bekehrt, wieviele Uneinigkeiten würden gehoben, deren Urheber er ist, – wieviele Übel und Krankheiten würden wir vertreiben, die uns zum Dienste Gottes und unsere Berufspflichten zu erfüllen untauglich machen! Man kann nicht beschreiben, wieviel Böses der Satan anstiftet: warum sollen wir nicht mit Zorn auf ihn losgehen? So schön es scheint, wenn jemand spricht: „Ja, wenn’s der Wille Gotte ist, wenn’s zur Ehre Gottes…“ usw., so lieb uns der hl. Wille Gottes sein soll, so taugt doch dies in diesem Falle zu nichts, als jenes lebendige Vertrauen zu stören und jenen Kampf und Streit zu hintertreiben, welche Gott von uns fordert. Denn es ist der ausdrückliche Wille Gottes, daß wir den Satan bestreiten und besiegen sollen; ja, Gott fordert jeden in der hl. Taufe dazu auf, indem es heißt: Widersagst du dem Teufel, seiner Hoffart und allen seinen Werken?

Also allen seinen Werken, sie mögen Namen haben, was sie wollen; denn der Teufel hat allezeit böse Absichten. Man kann so sagen: Von Gott nehme ich alles mit Danksagung an, von dem Teufel nichts. Ist nun jemand mit Krankheit oder Schmerzen behaftet, so kann ja eine der andern zu Hilfe kommen. Zuerst bete man, daß die Hindernisse weichen sollen, die uns verhindern an der Verherrlichung des Namens Jesus und an der Hilfe des Nächsten. Nachher betet und befiehlt man im hl. Namen Jesu, daß dieses Übel oder Schmerzen oder Krankheit weichen solle, und so fort, bis es weicht. Wird es ärger als zuvor, so soll man nicht erschrecken, sondern desto häufiger zusetzen. Dies geschieht öfter so. Hört das Übel auf, so wird dennoch ein und der andere Befehl gemacht, daß die Werke des Satans in dieser Person ganz zerstört sein sollen. Auch bediene man sich der gesegneten Mittel, Weihwasser und gesegnetes Öl.

Kürzehalber habe ich alles nur berührt. Übung und Gebet, dem Gott alles versprochen, wird Sie des mehreren belehren.

Meine Begrüßung an die würdige Frau Mutter und das ganze Konvent, besonders an die Mechtilde. Ich befehle mich in Ihr hl. Gebet und ende mit dem ablaßreichen Christengruß: „Gelobt sei Jesus Christus!

Den 25. September 1816.
Klaus Wolf, zu Neuenkirch, in Rippertschwand, Kanton Luzern.

Kampf mit dem Satan

Außer körperlichen Leiden heilte Vater Wolf in der Kraft Gottes aber auch seelische Leiden, sogar Wahnsinn und Besessenheit.

In einem Falle, da man ihn wegen einer wahnsinnigen Person um Gebetshilfe bat, grüßte er auf besonderen inneren Antrieb den Schutzengel dieser Person und seinen eigenen sowie alle Schutzgeister des Hauses und bat sie, ihm zu helfen, den heiligen Namen Jesus zu verherrlichen, den bösen Feind zu demütigen und die Person von ihrem Übel zu erlösen. Und diese Person bekannte, nachdem Wolf die Himmelsfürsten und den Namen Jesus angerufen hatte, daß es während dieses Gebetes „wie ein ganzer Berg von ihr gewichen“ sei.

Eine Urenkelin Niklaus Wolfs, Witwe Barbara Tr.-Br. in L., die vor zwanzig Jahren hochbetagt noch lebte, bezeugte folgendes:

Meine Mutter Ida Wolf, Tochter des Johann, erzählte: „Einst wollte eine Frau zu meinem Großvater (Niklaus Wolf). Meine Mutter ging mit ihr in das Stübchen. Ich durfte als Mädchen mitgehen. Vater Wolf grüßte sie. Die fremde Frau antwortete ganz trotzig. Dann sagte er zuerst den Lobspruch. Sie gab darauf keine Antwort. Er fragte sie: ‚Was fehlt Ihnen?‘ Sie sagte: ‚Jetzt will ich es Ihnen sagen. Ich kann nicht mehr andächtig sein; ich kann nicht mehr beten. Und wenn ich in die Kirche gehe, sollte ich immer fluchen und wüst reden. Jetzt hat mich jemand aufgewiesen, ich solle zum Niklaus Wolf gehen und es ihm sagen.‘ Da sagte Vater Wolf zu mir (dem Mädchen Ida): ‚Ida, geh, hol das Weihwasser herein.‘ Ich ging und holte in einem Geschirr Weihwasser. Da kam das Weibervolch auf mich zu, wehrte mit beiden Händen und schlug mir das Weihwasser aus den Händen auf den Boden. Da fürchtete ich mich. Vater Wolf aber sagte zu mir: ‚Du mußt keine Angst haben.‘ Und zur Frau sagte er: ‚Und ich befehle dir im Namen Gottes, daß du das Mädchen in Ruhe lassest!‘ Darauf sagte er zu mir: ‚Gehe jetzt hinaus und hole noch einmal Weihwasser.‘ Wiederum machte das Weib mit beiden Händen ganz aufgeregte Bewegungen gegen das Weihwasser. Vater Wolf aber sagte zu ihm: ‚Ich befehle dir im Namen Gottes, daß du ruhig bist und das Weihwasser sein lassest!‘ Da konnte ich das Weihwasser schön in den Händen halten und es abstellen. Der Großvater gab der Frau Weihwasser. Ich ging dann hinaus, aber horchte an der Türe. Und er betete andächtig, und sie betete mit. Eine Zeitlang beteten sie miteinander. Nachher ging die Frau heim. Einige Tage nachher kam ein Herr, ich weiß nicht, ob es der Mann oder der Bruder jener Frau war, um dem Vater Wolf zu danken.“

Eine ganz einzigartige Begebenheit bildete die durch Aufzeichnungen Vater Wolfs überlieferte Teufelsbeschwörung, die als „Teufelspredigt“ weitherum ungeheures Aufsehen erregte. An der Echtheit dieses Ereignisses wie der Darstellung desselben kann füglich nicht gezweifelt werden. Der bereits zitierte Pfarrer Erni von Sempach war noch in der Lage, am 14. März 1932 eine Urenkelin Vater Wolfs, die Jungfrau A. W. in S., persönlich zu befragen, und sie bezeugte ihm folgendes: Mein Onkel Jüngling Josef Wolf, Sohn des Johann Wolf-Ineichen, hat den Vater Niklaus Wolf noch gut gekannt und hat oft von der Teufelspredigt erzählt; wie die besessene Frau geschrien habe; wie viele Leute um das Haus herumgestanden seien und zugehört haben. Überdies ließ, wie nachfolgend ersichtlich ist, Vater Wolf die Richtigkeit seiner Aufzeichnungen durch Augenzeugen untertschriftlich bezeugen. Das merkwürdige Dokument hat folgenden Wortlaut (die mit Klammern versehenen Partien sind Zwischenbemerkungen Vater Wolfs):

Der Teufel hat aus einer besessenen Person folgendes und noch mehr geredet

„Ich muß Dir etwas sagen.“ (Ich sagte: Sage, was dir Gott zu sagen befohlen hat; was er dir nicht befohlen hat, zu sagen, darüber schweige. Dies habe ich öfters wiederholt.)

Verführung zum Unglauben

„Ich muß dir sagen, wie wir die Menschen verführen zu dieser Zeit. Wir geben den Menschen ein: Es ist nicht so, wie man lehrt und glaubt und die Alten geglaubt haben. Dummheit ist das; es ist unfaßlich; die wahre Religion ist nicht so. Man muß die Vernunft anhören; das Papier nimmt alles an usw. Was man nicht begreifen kann, muß man nicht glauben; dann verwerfen sie die geoffenbarte Religion und machen sich selbst eine. Denn es ist ihnen leicht, zu sagen: Es ist kein Gott, tot ist tot, das ist Weiberglauben. Torheit ist das. Ich will Reichtum sammeln, auf welche Art ich kann; ich will Wollust und Freuden auf dieser Welt genießen nach meinem Verlangen, und alles tun, was ich will, usf.

Fürbitte der großen Frau

Was die Verehrung und Fürbitte der großen Frau (* Der große Feind spricht den Namen Maria nicht aus, er nennt sie nur die „große Frau“.) betrifft, geben wir den Menschen ein: Was nützt das? Das ist nicht das Wesentliche. Man muß beim Wesentlichen bleiben. Sie verstehen nicht, daß sie das Wesentliche dadurch verlieren; auch daß der Allerhöchste sie liebt, wie sich selbst. Ja, wenn sie nur ein Wort bei dem Allerhöchsten darbringt, so geschieht alles, was sie verlangt. Der Rosenkranz ist das vornehmste Gebet. Nur ein einziges Ave Maria langet bis an den Reinigungsort, bis an den Ort der Qualen; denn wenn ein Mensch sagt: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnaden! so freuet sich die große Frau, und wir geraten in Schrecken. Wir geben ihnen ein: Der Rosenkranz nützt nichts, das geschieht aus Gewohnheit, das ist ein Plapperwesen, ein altes Weibergebrumse; das ist nicht das Wesentliche; man muß andere Gebete nehmen. Der Rosenkranz ist ein großer Schrecken der Hölle, auch das Skapulier ist das nämliche. Schon viele haben Gnade gefunden, nur weil sie das Skapulier getragen haben. Wir sagen ihnen: Was nützen diese Blätzli? Das Gleiche betrifft auch die Bruderschaften. Viele haben Gnade gefunden, nur weil sie in die Bruderschaften eingeschrieben waren. Dieses alles zu zerstören, ist unser Werk.

Festtage

Auch ist es unser Werk, die Festtage aufzuheben, mit sagen: Was nützt dies? Es sind ja Tage der Üppigkeit und der Verschwendung; es ist ja besser, diese Tage werden abgestellt. Viele würden an diesen Tagen ihre Andacht machen, dem Gottesdienste beiwohnen, und zögen die Barmherzigkeit des Allerhöchsten herab. Wir gewinnen viel dabei. Wir greifen hauptsächlich die Großen an; wenn wir diese haben, so folgen ihnen die Kleinen nach. Auch sagen wir ihnen: Es ist alles natürlich; der Teufel hat keinen Einfluß. Hauptsächlich greifen wir in diesem Falle die Priester an und sagen ihnen: Der Teufel hat keinen Einfluß, besonders aber auf körperliche Dinge. Sie bedenken nicht, was für eine Gewalt sie in ihrer Weihung empfangen haben, auch was ihre Mutter, die Kirche, jederzeit geglaubt und getan hat; auch was sie für Kraft den Dingen beilegen, welche sie segnen. Sie sollten es doch aus der Wirkung erkennen, welche solche Sachen hervorbringen, wenn sie mit Glauben und Vertrauen, mit einem demütigen Gebet und mit bereuendem Herzen gebraucht werden. Auch sagen wir: Der Teufel ist an die Kette gebunden, er kann ja nichts machen. Weißt du, wie wir gebunden sind? Damit wir unsere Raserei an den Menschen nicht nach unserer Wut ausüben können. Aber nach dem großen Tag können wir unsere Wut schon ausüben. Gebunden sind wir nicht, daß wir euch nicht an Seel und Leib versuchen und anfechten können. Weißt du, warum derjenige, welcher ob uns ist, dies zugelassen hat? Wie könnte sein Name verherrlicht werden, wenn kein Sieg in seinem Namen gemacht werden könnte? Auch kann Luzifer nicht aus der Hölle, bis zur Zeit des Antichristus.

Predigt

Bei der Predigt verhalten wir uns so: Wir machen, wenn wir können, daß der Prediger nach der neuen Mode predigt. Bei den Zuhörern verhalten wir uns so: Wir sagen zu den Großen: Was willst du in diese Predigt gehen? Du weiß ja schon, was du tun sollst. Auch ist es nicht, wie der Prediger sagt; es ist nur für Dumme, Einfältige, um sie zu betören und in einer gewissen Ordnung zu halten. Bei den Gemeinen machen wir, daß sie selber nicht mit genugsamer Vorbereitung anhören, daß sie zu einem Ohr ein- und zum andern ausgeht. Wenn die Menschen die Predigten mit rechter Vorbereitung und Demut anhörten, was für Nutzen für sie und was für Schaden für uns es wäre, könnt ihr nicht glauben.

Versammlungen

Wenn die Menschen Zusammenkunft zur Ehre des Allerhöchsten haben, so halten die Engel auch Zusammenkunft und freuen sich; wir aber dürfen nicht dabei sein. Sind sie aber für uns beisammen, so sind wir bei ihnen und freuen uns; die Engel aber sind nicht zugegen. Denn du sollst wissen, daß jeder Mensch seinen Engel bei sich hat; er ist zu seiner Rechten; wir aber sind zur Nebenseite. Der Engel sucht ihn immer auf dem rechten Wege zu behalten, wir aber suchen ihn zu verführen. Folgt er unserer Eingebung, so weicht der Engel von ihm, kommt aber bald wieder und sucht ihn wieder auf den rechten Weg zu bringen. Folgt er seinem Rate, so jagt er uns fort, denn wir haben große Furcht vor ihm. Doch geben wir es nicht auf, sondern schleichen ihm nach und suchen ihn in unser Garn zu bringen, aber die große Frau tut uns großen Schaden und Abbruch, wir haben große Furcht vor ihr. Wenn die Großen dieser Welt Zusammenkunft in wichtigen Dingen halten, so kommen wir auch zahlreich zusammen und halten Rat. Denn du sollst wissen, wir können auch denken wie ihr, und wer die beste Meinung hat, die nehmen wir an. Wenn sie nicht im Gebet und Glauben an Gott uns verjagen, so ist das Werk unser, fangen sie aber ihr Werk mit Gott an und verjagen uns, wie gemeldet, so ist ihr Werk Gottes Werk.

Taufe und Beichte

Die Taufe und die Beicht sind das Schreckbarste für uns. Vor der Taufe ist die Seele unser, in der Taufe wird sie uns entrissen. Aber die Beicht ist viel schreckbarer für uns; denn dort haben wir die Seele schon in den Klauen, und sie wird uns aus denselben gerissen. Wir geben den Menschen ein: was willst du beichten? Was willst du es einem Menschen sagen? Er ist auch ein Mensch wie du. Oder wir machen ihn so schamhaftig, daß er es nicht beichten kann; überwindet er sich aber, so ist’s die schreckbarste Sache für uns.

Beim Sterben

Bei dem Sterben eines Menschen sind mehr als hundert Teufel zugegen. Der erste greift ihn in der Hoffart an, der zweite im Glauben, der dritte in der Reinigkeit, der vierte in der Verzweiflung. Er stellt ihm die Menge und Größe seiner Sünden, die übel angewandte Zeit, die strenge Gerechtigkeit des Allerhöchsten vor. So einer dieses, der andere jenes; wir machen ihn so verwirrt und angstvoll, daß es nicht auszusprechen ist. Dann machen wir ein solches Gewinsel, daß er nicht mehr hört, was ihm zugesprochen wird. Aber wenn die große Frau kommt, dann müssen wir in einem Augenblick davon. Sie verpflegt ihn, wie eine zärtliche Mutter ihr Kind. Solch einem Menschen wird es wohl, ja, solch einem Menschen wird es wohl. Ist er gestorben, so trägt sie seine Seele in den Himmel, da ist Freude im Himmel. So auch, wenn wir eine Seele in die Hölle tragen können, so freuen sich die Teufel auch; wir geben sie dem Luzifer und gehen wieder, andere zu bekommen. – In dem Augenblicke, da die Seele ausfährt, wird sie gerichtet. Ihr könnt es nicht glauben, wie geschwinde das Gericht geht. Gott hält dem Menschen sein ganzes Leben vor, und sozusagen in einem Augenblicke sind schon Millionen Menschen, die zugleich sterben, gerichtet. Ihr könnt es nicht glauben, wir wissen es; es ist für euch unfaßlich. Ich muß dir auch von unserem Falle sagen. Weißt du, welches die größte Sünde ist? Die Hoffart. Diese hat uns von dem Himmel gestürzt. Es ist auch kein Mensch, der nicht von der Hoffart angefochten wird. Wenn sie was Gutes tun, so wollen sie, daß die Menschen es sehen und wissen. Oder ist dies nicht, so schreiben sie es sich zu und betrachten nicht, daß es ein Werk des Allerhöchsten ist.

Freuden des Himmels

Ich muß dir auch von den Freuden des Himmels sagen; aber o wehe, o wehe, für mich ist ewig keine Hoffnung mehr, o wehe mir! Die größte Freude im Himmel ist, das Angesicht Gottes anzuschauen; denn höre: Es nur für eine kleine Zeit anzuschauen, würde ich alle Schwerter-, Messer-, und Räderqualen ausstehen und Millionen Jahre alle Augenblicke auf die empfindlichste Art hingerichtet werden und wieder ganz und wieder hingerichtet werden usf. Aber, o wehe, für mich ist keine Hoffnung mehr.“ (Man kann es nicht sagen, mit was für einer Verzweiflung er dies geredet hat, daß es einem Leib und Seele durchdrang. Niemand kann es glauben, wie schrecklich es anzusehen und anzuhören war.) „Ich muß dir auch von unserer Pein sagen. Die Menschen glauben, es sei ein Feuer; es ist ein Feuer, aber nicht wie die Menschen es sich einbilden; es ist ein Rachefeuer. Weißt du, welches uns die höchste Pein ist? Der Zorn des Allerhöchsten. Du kannst es nicht glauben, wie schreckbar er uns vorkommt, und doch haben wir ihn auch alle Zeit vor Augen; o wehe uns! Ich muß dir auch sagen, wie abscheulich die Sünde ist. Höre, wir Teufel sind so abscheulich; wenn ihr einen aus uns sehen solltet, so würdet ihr eher als in einer Minute sterben; darum hat der Allerhöchste uns vor euren Augen verborgen. Und dennoch ist die Sünde abscheulicher als wir, und doch müssen wir sie alle Zeit vor Augen haben; o wehe uns!

Versuchungen

Wir reizen alle Menschen zur Sünde, wir können auch alle Menschen anfechten, die große Frau allein ausgenommen. Der Allerhöchste hat uns befohlen, wir sollen sie nicht berühren; aber den sie geboren hat, den haben wir schon versuchen können. Weißt du warum? Euch zum Beispiel. Und zum Unterricht. Ja, die Juden haben ihn nicht getötet, sondern wir. Wir sind in die Juden gefahren und haben einen Haß an ihm ausüben können, wir haben es ihm wacker gemacht.“ (Da er dieses sagte, zeigte er ein teuflisches Vergnügen; wer es nicht gesehen hat, kann es sich nicht vorstellen.) „Wir haben dort auch eine Seele gewonnen.“ (Wir sagten: „Du hast doch den rechten Schächer nicht bekommen.“ Er sagte: Weißt du, warum? Wegen der, die unter ihm gestanden ist; die zweite Ursache habe ich vergessen.“) „Die jungen Leute verführen wir so: Wir wecken in ihnen Liebe gegen einander; sie glauben, das sei nichts Böses. Sie wissen nicht, daß sie dadurch in die Stricke laufen. Überhaupt machen wir die Leute träg und abgeneigt zu allem Guten. Ich mag nicht beten, ich mag nicht zur Kirche gehen, ich bin zu faul und zu schläfrig; ich mag nicht fasten, ich bin zu schwach, ich mag es nicht ertragen, so zu leben. Es muß jetzt alles gelehrt sein. Dies ist auch unser Werk.“ (Die Ursache habe ich vergessen.) Bonaparte ist der Umänderer. Er wird umkehren und die Jakobiner selbst quatschen. Darum heißt er der Umänderer. Du sollst wissen, wir führen den Krieg.

Gute Meinung und Gebet

Wenn der Mensch des Morgens aufsteht und den Tag nicht mit einer guten Meinung und dem Gebet anfängt, so ist der Tag unser. Fängt der Tag gut an, so ist er für uns verloren. Ich muß dir auch sagen von dem, welches so ist: + und so: ||||.“ (Das sind die von der Kirche geweihten Zeichen.) „Wir sagen ihnen: Was nützt das? Das ist Wasser wie anderes Wasser, das ist Brot wie anderes Brot, das Salz ist auch nicht besser, da doch die Sachen, wenn sie recht gebraucht werden, uns verjagen und unser Werk zerstören. Schau du, das +Wasser löschet die läßlichen Sünden aus; ach, wenn ich nur ein Tröpfchen davon haben könnte, was würde ich dafür tun! Ich hätte schon Hoffnung zur Reue; für mich ist aber ewig keine Hoffnung mehr, o wehe mir!

Das heilige Meßopfer

Auch wenn ihr Menschen es wüßtet, was Großes das Opfer ist, welches durch den Gesandten im Namen des Größten dem Allerhöchsten entrichtet wid, ihr würdet diesem Opfer anders beiwohnen, als ihr tut. Es ist das höchste und größte Opfer. O, wenn wir ein solches Opfer für uns haben könnten, aber – o wehe uns! Auch wenn ihr Menschen wüßtet, was für ein Nutzen es euch wäre, das Leiden dessen, der für euch gestorben ist, zu betrachten! Wer es recht betrachtet und sich in seine Wunden verbirgt, den können wir nicht bekommen, denn wir können nicht in diese Wunden hineingehen.* („Unter allen Menschen sind uns die Freidenker und Jakobiner am allerliebsten. Dies ist unser Werk, diese machen uns große Freude.“ Dies hat er während der Rede öfters mit einer teuflischen Freude und Vergnügen wiederholt. „Item, ich muß doch auch mit dir auspacken“, sagte er öfters zu mir. Ich sagte ihm allemal: „Sage, was dir Gott zu sagen befohlen hat; was er dir nicht befohlen hat zu sagen, darüber schweige!“) Sehet und betrachtet die große Güte des Allerhöchsten gegen euch. Ihr begeht Millionen Sünden, ja, ihr schluckt sie wie Wasser hinein; wenn ihr aber Buße tut, so nimmt er euch wieder in Gnaden auf. Einen solchen Gott habt ihr, und wir haben nur eine Sünde getan und sind verworfen worden. Weißt du, warum die ersten Menschen Gnade gefunden haben? – Wenn sie gewußt hätten, wie es droben wäre, sie hätten keine gefunden. Item, wenn ihr sehen solltet, wie viele Teufel jetzt um euch sind, ihr würdet auch schauen. Wenn ich jetzt schon vieles sagen muß, so wollen wir hernach schon wiederum machen, daß dies alles zernichtet und versteckt wird. Auch suchen wir euch beständig von allem Guten abzubringen und euch in die Sünde zu stürzen.

Kraft des Kreuzzeichens

Wenn ihr Zusammenkunft haltet, so kommen wir auch zahlreich, um euch zu verhindern, aber da heißt es: Packt euch im Namen dessen, der ob uns ist; und ihr macht immer so: + und so: +, da müssen wir in einem Augenblicke davon und können nur von ferne zusehen, was ihr macht. Denn schaut, so zittert die Hölle, wenn ein Befehl im Namen dessen, der ob uns ist, gemacht wird.“ (Da er dies sagte, stellte er in der Person ein unnachahmliches Zittern vor und bedeckte ihr Angesicht mit den Haaren; ihre Hände und Finger glichen mehr teuflischen Klauen als Menschenhänden, was gräßlich anzusehen war. Hernach sagte er:) „Ihr sollt die Befehle auf die vornehmsten Jakobiner machen; wenn ihr Glauben habt, so müssen wir weichen, sie bekommen bessere Gesinnungen, und ihre Engel haben mehr Einfluß. So könnt ihr viel tausend Seelen gewinnen; auf diese Art werdet ihr bekommen, wen ihr wollt. O wehe uns, wir haben es verloren! Wenn ihr alle so: + und so: + gemacht habt, so heißt ihr uns schweigen; wir dürfen auch nichts ausbringen, und ihr breitet es in alle Welt aus. Weißt du, warum du das angefangen hast? Du hast lange nicht gewollt; du hast langsam gemacht; gelt, wir haben dich brav gequält, aber der dir das eingegeben hat, hat dir geholfen. Wir werden dich noch viel plagen, aber wenn du Glauben hast, wirst du siegen. O wehe uns, wir haben es verloren!“

Name Jesu

(Da er unter dieser Rede öfters sagte: „Im Namen dessen, der ob uns ist, sollt ihr streiten“, sagte ich zu ihm: „Gelt, im Namen Jesu müssen wir streiten?“ Da sagte er: „Ja, weißt du aber, wie dieser Name ausgesprochen werden soll? Schau, so soll dieser Name ausgesprochen werden“: Da kniete die Person nieder, beugte sich tief und sagte: „So soll er ausgesprochen werden, denn ohne Andacht und Ehrerbietigkeit diesen heiligen Namen auszusprechen, ist ihn entehrt.“ Da hörte der Teufel auf, und die Person hatte ihren freien Gebrauch von ihren Sinnen. Da ich den Anwesenden eine kurze Ermahnung, kaum eine Minute gab, so fing der Teufel wiederum an und sagte: „Ich muß dir noch etwas sagen, der Engel hat es mir befohlen. Schau, so hat er gemacht, da er mir befohlen hat.“ Da drohte er mit dem Finger. Da sagte er: „Schau, so habe ich gezittert, als der Engel mir befohlen hat.“ Da stellte er in dieser Person ein unnachahmliches Zittern vor und sagte:)

Einigkeit

„Ihr sollt zusehen, daß ihr einig bleibt; ihr sollt zusammenhalten, es soll einer für den andern stehen, ihr sollt eure Versuchungen einander entdecken und einander helfen. Ihr sollt’s sonst niemanden sagen. Wenn ihr einig bleibt und zusammenhaltet, auch einer für den andern steht, so vermag die ganze Hölle nichts wider euch; denn wenn wir einen haben, so kommt der andere und jagt uns fort. Wenn es nur einer wäre, der so: + machte, so hätten wir noch Hoffnung ihn zu besiegen; aber wo mehrere zusammenhalten, können wir nichts machen; denn wenn wir schon mehrere hätten, ja, wenn wir alle hätten bis auf einen, so jagt er uns von allen. O wehe uns, wir haben es verloren! Ihr werdet noch viel zu leiden haben und zu streiten, aber wenn ihr nur einig bleibt und zusammenhaltet, auch Glauben und Vertrauen behaltet, so werdet ihr siegen. Streitet, streitet brav! Ihr könnt es nicht glauben, wie viel Nutzen ihr schafft, wie viele Seelen ihr gewinnt. Es ist nicht nur für das Leben, sondern auch für den Tod, wie für einen Soldaten, der sich in den Waffen übt. Ja, in dem Tode darf kein Teufel zukommen, wenn ihr im Leben so streitet. Ihr werdet in kurzer Zeit viele Brüder bekommen, aber nicht große, nur kleine. Die Sache wird stark um sich greifen; wenn ihr zusammenhaltet und brav streitet, so könnnt ihr noch die Schweiz retten. – Wie es dem Allerhöchsten gefallen hat, durch Einfältige den Glauben einzuführen, also hat es ihm gefallen, auch dieses Werk durch Einfältige einzuführen. Wir werden euch noch viele Fallstricke legen, aber wenn ihr zur großen Frau ruft, so wird sie für euch bitten; auch wenn ihr zu den Eltern haltet, was ihr euch vorgenommen habt, so werdet ihr siegen. Sehet und betrachtet, was der Allerhöchste für euch tut! Der Teufel muß euch predigen, und ihr glaubt es nicht. Der Teufel muß euch die Wahrheit predigen. Welch ein Wunderding! Zum selbsteignen Schaden und wider meinen Willen muß ich es tun.

Der Hölle Qualen

O wehe mir, o wehe uns, o wehe uns, o wehe uns, und in alle Ewigkeit wehe, o wehe uns, o wehe uns, es ist in alle Ewigkeit keine Hoffnung mehr für uns, o wehe uns, o wehe uns! Was haben wir verloren!“ (Die Worte kann man schon schreiben, aber die Aktion kann man weder schreiben noch sagen. Niemand kann es glauben, wie entsetzlich es anzuhören und anzusehen war, besonders da er die Verzweiflung vorstellte. Die verzweifelte Stimme und die Gesichtszüge, das entsetzliche und klägliche Wehrufen, die entsetzliche Beängstigung, das Wüten und Pochen des Herzens durchdrangen einem Leib und Seele, ja, das Mark in den Beinen.) –

Das ist die „Teufelspredigt“, wie Vater Wolf sie aufgezeichnet, und der er noch folgenden Anhang beigefügt hat:

Mahnung Vater Wolfs und Bericht über die Begebenheit

„O daß uns Gott behüte, daß wir nicht in solch ewige Verzweiflung geraten! O ihr alle, die ihr dieses leset oder lesen hört, o wendet doch alles an, dieser ewigen Verzweiflung zu entgehen! Ach, ich bitte euch alle, bittet Gott für mich armen großen Sünder, daß Gott mir meine großen und vielen Sünden verzeihe und mich vor der ewigen Verdammnis bewahre. – Ich muß noch einmal sagen: Wenn man einen ganzen Bogen überschreiben würde, so könnte man die Verzweiflung weder schreiben, noch sagen, noch begreifen, wie sie der verdammte Geist vorgestellt hatte.

Die besessene Person ist mit Namen Maria Anna Wirtenbergerin zu Bondorf im Schwarzwald; sie ist schon beiläufig ein Jahr zu Dornach, im Kanton Solothurn, bei der Brücke öffentlich exorziert worden. Sie ist mit Erlaubnis ihres Exorzisten nach Sachseln zum seligen Bruder Klaus wallfahrten gegangen. Bei der Heimreise ist sie bei uns über Nacht geblieben den 26. August 1811. Sie ist bei gutem Vermögen und hat alles reichlich bezahlt. Diese Rede hat der Teufel zweimal gehalten, nämlich nachmittags und in der Nacht von 9-12 Uhr. Es war damals Montag, da er nachmittags diese Rede mit großem Ernst und Feuer gehalten hat; und da wir zu Nacht die gewöhliche Andacht verrichtet hatten und zu Nacht gespiesen, so warfen wir uns auf unsere Knie und baten Gott, daß er wolle geben, daß der Teufel dasjenige, das er unter Tags geredet habe, nochmals zu Gottes Ehre und zu unserem Seelenheil sagen müsse. Hernach setzten wir uns auf die Stühle und sagten dem Teufel, er solle sagen, was ihm Gott zu sagen befohlen habe, nicht mehr. Da fing der Teufel an zu reden; er hat alles zwei- bis dreimal gesprochen, was mich in den Stand gesetz hat, so vieles von seiner Rede zu schreiben. Wir hatten dazumal viel Arbeitsvolk, und da sie dieses hörten, kamen sie alle zu uns in das Zimmer und hörten dieser Rede zu. Sie waren alle so still, daß sie sozusagen kein Glied bewegten. Nach beendeter Rede haben wir sämtliche Gott gedankt und haben mit gebogenen Knien fünf Vaterunser und fünf Ave Maria samt dem christlichen Glauben gebetet. Es waren an der Zahl 17 Personen zugegen. Unter diesen sind vorzüglich zu bemerken: Der hochwürdige Herr Kaplan zu Neuenkirch, Egidi Geißhüsler; Josef Büölmann zu Helfenstegen; Benedikt Zimmermann im Holzhof, welche mit ihren Unterschriften bezeugen werden, was ich hier geschrieben habe.

Unterzeichnete:
Klaus Wolf zu Rippertschwand.
Egidi Geißhüsler, Kaplan zu Neuenkirch.
Josef Büölmann zu Helfenstegen.

Menschliche Widersacher

Es wäre höchst verwunderlich, wenn Vater Wolfs übernatürliche Heiltätigkeit unangefochten geblieben wäre.

Daß der Teufel dem Gottesmanne, der ihm offen den unerbittlichsten Kampf angesagt hatte und schweren Abbruch tat, alle erdenklichen Hindernisse in den Weg legen würde, ist für den gläubigen Menschen eine Selbstverständlichkeit. Und wie immer, so bediente der Widersacher sich auf verschiedene Weise der Menschen, um Wolfs Wirksamkeit zu brechen oder doch wenigstens zu hemmen.

Was lag aber näher, als daß er in erster Linie jene liberalen Geistlichen mobilisierte, denen das Wesen und die Tätigkeit Vater Wolfs ein ständiger Dorn im Auge sein mußte? Tatsächlich traten einige offen gegen ihn auf. Aber auch gutgesinnte Priester nahmen – was ihnen übrigens nicht verargt werden soll, ja vielleicht sogar ihre Pflicht war – wenigstens anfänglich eine abwartende Haltung ein. Wolf berichtet über die Einstellung des Klerus zu seinem Wirken u.a. folgendes:

„Ich hatte heftigen Widerspruch von allen Seiten. Man warf mir vor, daß ich Aberglauben, Zauberei und dergleichen treibe; daß ich da etwas Neues und Unkirchliches anfange. Besonders war ich Gegenstand der Gespräche bei allen Zusammenkünften der Geistlichen. Die meisten derselben hießen meine Sache nicht gut. Warum? Der rationalistische Geist war sogar in die theologischen Schulen eingedrungen, und überall wurde der Same des Unglaubens ausgestreut. Sogar auf Kanzeln und in Christenlehren kam meine Sache zur Sprache. Man warnte die Leute vor mir. Ich hörte selbst einigemale solchen Christenlehren zu, ohne aber in meinem Glauben erschüttert zu werden. Und auch die Leute wurden bei weitem nicht alle abwendig gemacht. Die Zeichen, die Gott wirkte, bewogen mehr als die Worte der Menschen; in der Not nahmen sie halt doch Zuflucht zu dem, der helfen kann.“

„Hin und wieder, aber selten, nahm sich auch ein Priester meiner an… durch Tatsachen überzeugt.“

„Bei einer großen Versammlung von Geistlichen, bei der sehr gelehrte und hochgeachtete Professoren der Theologie zugegen waren, wurde bald auch meine Sache aufs Tapet gebracht, um die Meinung bemeldeter Herren zu vernehmen. Diese aber sagten mit den Worten, die Gamaliel im Hohen Rate zu Jerusalem gesprochen, als dort auch die Verkündigung und Verherrlichung des Namens Jesus durch die Zeichen der Apostel zur Sprache kam: Laßt diesen Menschen nur machen; ist der Rat oder das Werk aus dem Menschen, so wird’s untergehen; ist’s aber aus Gott, so kann’s nicht unterdrückt werden.“

In gleichem Sinne sprach sich in einer Versammlung, wie ein Augen- und Ohrenzeuge berichet, der nachmalige Bischof Johann Michael Sailer von Regensburg (1751-1832), damals noch Professor in Ingolstadt, aus: „Ja, meine Herren, wenn sich die Sache so verhält, wie Sie mir da erzählen, so hüten Sie sich wohl, etwas dagegen zu tun. Der Geist weht, wo er will. Wer kann, wer darf ihm wehren?“

In diesem Zusammenhang ist gewiß auch der Hinweis interessant, daß Bischof Sailer mit Johann Caspar Lavater, dem Verteidiger Pfarrer Gaßners (den wir bereits als geistigen Anreger der übernatürlichen Heiltätigkeit Vater Wolfs kennen gelernt haben), in tiefer und überaus fruchtbarer Freundschaft verbunden war.

Gerade an den Widerständen, die Vater Wolf seitens der Geistlichkeit erwuchsen, erwies sich die Echtheit seiner Berufung in eindrücklichster Weise. Weit davon entfernt, sich etwa verbittern und in hochmütige Trotzstellung drängen zu lassen, betete er demütig zu Gott, er möge ihn vor Abwegen bewahren und auf dem Wege der Wahrheit und Liebe zum ewigen Ziele führen. Das folgende selbstverfaßte Gebet zeugt für die echt christliche Haltung Vater Wolfs:

„Es komme uns (ihm und seinen Freunden) durch die Kraft des heiligsten Namens Jesus Kraft, Weisheit und Stärke zu! Der Heilige Geist sei unsere Leitung, auf daß wir in allem den heiligen Willen Gottes mögen erfüllen. Wir geben uns ganz und gar dem lieben Gott als Opfer dar. Mache mit uns, großer Gott, was du willst! Dein heiliger Wille ist der schönste, beste, auch vollkommen und gerecht. Lieber Gott! Nimm dieses unser Opfer an! Verlaß doch uns arme Sünder nicht!
Königin des Himmels und der Erde! Bitt für uns! Wir legen unsere Sache in deinen jungfräulichen Schoß. Nimm uns in deine mütterliche Beschützung und Gnaden auf, o Maria!
Heiliger Erzengel Michael und ihr heiligen Schutzgeister, die ihr uns von Gott seid an die Seite gegeben worden! Laßt doch nicht geschehen, daß wir vom Satan überwunden werden, sondern helft uns besiegen, zur Ehre des heiligsten Namens Jesus.“

Dieser Geist demütiger Unbeirrbarkeit, der nur den wahren Kindern Gottes eigen ist, öffnete denn auch manchem Geistlichen die Augen und machte ihn zum Freund des Gottesmannes im schlichten Bauernkittel. Für diese günstige Wendung besonders bezeichnend ist eine Begebenheit aus der Biographie des Josef Laurenz Schiffmann, Pfarrers, Dekans und Domherrn der Diözese Basel, von Alois Lütolf (Räber, Luzern, 1860). Schiffmann galt als einer der gelehrtesten Schüler Bischof Sailers. Streng kirchlicher Richtung, hatte er trotzdem für die kirchlichen Segnungen wenig übrig. Wie dieser Priester, ab 1811 Pfarrer in Altishofen, anfänglich mißtrauisch ablehnend, schließlich zum Freund Vater Wolfs sich wandelte, beschreibt folgender Abschnitt aus der erwähnten Biographie (S. 89):

„Der Kanton Luzern selber besaß damals seinen Gaßner in dem schlichten, frommen Bauersmann Niklaus Wolf von Rippertschwand. Derselbe war öfter auch in den Kirchensprengel von Altishofen zu Kranken berufen worden. Schiffmann, rasch, jung und kräftig, sah solches ungern, denn ihm komme in seiner Pfarrei das Lehren in geistlichen Dingen und das Benedizieren zu. Er beauftragte die Leute, wenn N. Wolf wieder komme, ihm zu sagen, daß er sich vor dem Pfarrrer stellen und Rechenschaft geben solle. Bald darauf kommt ein einfacher Bauer in altertümlicher Tracht und gibt sich in seiner heitern, jovialen Weise als der Bet- und Wundermann zu erkennen. Das Verhör fiel sehr befriedigend aus. Von da an waren sie gute Freunde. Die Folge war, daß Schiffmann jetzt anfing, das kirchliche Benediktional, das er früher wenig beachtete, aufmerksam nachzulesen, ja eigentlich zu studieren. Er kam zu der Ansicht, daß die darin bezeichnete kirchliche Gewalt durch Laien wie N. Wolf sich geltend mache, weil Priester darüber hinweggingen und ihre Träger nicht sein wollten. Die Kirche ging ihm darin in noch nie gekannter Lieblichkeit auf, erlösend, segnend und heiligend den Menschen nach allen Seiten. Von da an nahm er sich der körperlich und geistig Bedrängten mit Liebe und Eifer selbst ausdauernd an. Der Zudrang der Hilfsbedürftigen dieser Art dauerte bis an sein Lebensende.“ –

Auf der andern Seite aber hielt der Kampf der liberalen Geistlichkeit gegen Vater Wolf an und ging sogar so weit, daß diese mit der radikalen Regierung, der Wolfs Wirken begreiflicherweise auf die Nerven ging, zusammenspielte. Aus einem Dankesschreiben, das „Der Polizey-Rath des Täglichen Raths der Stadt und Republik Luzern“ am 5. Wintermonat 1814 an den Pfarrer von Wolhusen richtete und das heute noch im dortigen Pfarrarchiv aufbewahrt wird, geht hervor, daß dieser und andere Pfarrer im Einverständnis mit dem „hochw. Herrn bischöflichen Comissarius“ alles unternahmen, um „der Verbreitung der Sekte der Tertianer… Einhalt zu tun“. Weiter ist da zu lesen, daß der bischöfliche Kommissar der Regierung „sogleich zur Unterdrückung dieser wahrhaft verderblichen Sekte Hand zu bieten versprach, und mit einem Kreisschreiben die hochw. Herrn Pfarrherrn auf selbe, sowie auf ihre Häupter insbesonders aufmerksam zu machen beschlossen hat… Wir werden Uns auch nicht minder bemühen, eben die Häupter dieser Sekte auszuforschen; und dann, sobald Wir selbe kennen und entdeckt haben, gegen sie, wenn Belehrungen fruchtlos bleiben, weitere zweckdienliche Maßnahmen ergreifen. Sie deuten auf eines dieser Häupter, das sich in der Gemeinde Neuenkirch aufhalten soll… Kennen Wir bereits den Einten der Urheber, so wird es Uns auch ein Leichtes seyn, seine vorzüglichen Anhänger zu entdecken…“


Transkription Paul O. Schenker: © by Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell